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Full text of "Geologie des Meeresbodens"

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Geologie  des 
Meeresboden 

Bodenbesch.. 

nutzbare 
materialien ... 


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C.2.  > 


S.I.O, 


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Dr.  K.  Andree 

Geologie  des  Meeresbodens 


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Geologie  des  Meeresbodens 

von 

Dr.  K.  Andr6e 

a.o.  Professor  der  Geologie  und  Paläontologie,  Direktor  des  Geologisch-paläontologischen 
Institutes  and  der  Bernsteinsammlung,  sowie  der  Hauptstation  für  Erdbebenforschnng 
Königsberg-Gr.-Raum  der  Albertus-Universität  zn  Königsberg  i.  Pr. 


Band  II:  Bodenbeschaffenheit  Nutzbare  Materialien 

am  Meeresboden 


Mit  139  Textfiguren,  7  Tafeln  und  I  farbigen  Karte 


Leipzig 

Verlag  von  Gebrüder  Borntraeger 

1920 


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Alle  Rechte, 

insbesondere  das  Recht  der  Übersetzung  in  fremde  Sprachen,  vorbehalten 
Copyright,  1920,  by  Gebrüder  Borntraeger  in  Leiprig 


Druck  Ton  E.  Buchbinder  (H.  Dutke),  Ncnrnppin 


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Dem  Andenken 

an 

E.  Philipp! 


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Vorwort 

.  Die  vorliegende  Darstellung  ist  ohne  Vorgängerin  und  stellt  einen 
ersten  Versuch  dar,  das  weitschichtige  und  in  einer  vielsprachigen 
Literatur  zerstreute  Material  zusammenzutragen,  systematisch  zu  ordnen, 
zu  sichten  und  zu  verarbeiten.  Die  Anregung  hierzu  erfolgte,  nachdem 
der  Verfasser  an  Stelle  des  zu  früh  verstorbenen  E.  Phillppi  in  dem 
von  G.  Steinmaxn  und  0.  Wilckexs  redigierten  „Handbuch  der  Regio- 
nalen Geologie14  den  Abschnitt  über  den  Meeresboden  übernommen  hatte 
und  uun  damit  begaun,  das  Material  hierfür  durchzusehen.  Denn  es 
zeigte  sich  sehr  bald,  daß  es  nicht  möglich  war,  im  Rahmen  jenes 
Handbuches  alle  die  Probleme  mit  geologischem  Geiste  zu  durchdringen 
und  erschöpfend  darzustellen,  welche  der  Meeresboden  darbietet;  und  so 
ist  während  des  Fortganges  der  Arbeit,  im  Laufe  mehrerer  Jahre,  jene 
erste  Absicht  zunächst  mehr  in  den  Hintergrund  getreten,  da  es  eben 
doch  nötig  erschien,  tiefer  zu  schürfen,  als  anfänglich  für  jenes  Hand- 
buch in  Aussicht  genommen  war.  Es  wird  daher  eine  besondere  Auf- 
gabe sein,  die  regional-geologischen  Ergebnisse  aus  der  vorliegenden 
Darstellung,  die  nunmehr  zu  einem  besonderen  Werke  herangewachsen 
ist,  für  jenes  Sammelwerk  herauszuarbeiten,  während  an  dieser  Stelle 
vor  allem  die  Allgemeine  Geologie  des  Meeresbodens  zu  ihrem  Rechte 
kommen  mag. 

Schon  das  Sammeln  des  Materials,  das  in  deY  Literatur  verstreut 
ist,  sowie  das  zur  Bildung  eigener  Anschauung  wichtige  Zusammen- 
bringen einer  Sammlung  rezenter  mariner  Sedime'nte  haben  viel  Zeit 
und  Mühe  gekostet;  und  gerade  das  Letztere  wäre  nicht  gelungeu  ohne  die 
tatkräftige  Unterstützung  von  Seiten  des  Leiters  der  „Gaußu-Expedition,  des 
Münchener  Geographen  E.  von  Drygalski,  ferner  des  Berliner  Zoologen 
E.  Vanhöfpen  f,  Mitgliedes  nicht  nur  der  Grönland-Expedition  des 
Berliner  Vereins  für  Erdkunde,  sondern  auch  der  Deutschen  Tiefsee- 
Expedition  auf  der  „Valdivia"  und  der  Deutschen  Südpolar-Expedition 
auf  dem  „Gauß",  sowie  endlich  von  Seiten  der  Norddeutschen  Seekabel- 
werke in  Nordenham  a.  d.  Weser,  wofür  aufrichtig  zu  danken  nicht  ver- 
fehlt werden  soll.  Mancherlei  Resultate,  welche  die  Verarbeitung  er- 
geben hat,  werden  —  glaube  ich  —  jenen  Aufwand  rechtfertigen, 
welchen  diese  einleitenden  Literatur-  und  Materialstudien  erforderten: 
—  einen  Aufwand,  der  nach  Lage  der  Dinge  nicht  zu  umgehen  war, 


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VIII 


Vorwort 


wollt«  man  in  das  Walten  der  Kräfte  am  Meeresboden,  denen  man  an 
Ort  und  Stelle  mit  eigenen  Augen  nicht  beikommen  kann,  von  höherer 
Warte  aus  einen  Blick  werfen.   Daneben  aber  dürften  auch  —  wie  ich 

• 

hoffe  —  zahlreiche  eingestreute,  eigene,  bisher  unveröffentlichte  Beob- 
achtungen besonders  an  den  Küsten  der  Nord-  und  Ostsee  und  ihren 
Bildungen,  aber  auch  des  Mittelmeeres  und  Atlantischen  Ozeanes,  dem 
Werk  von  Nutzen  geworden  sein.  Daß  diese  Arbeiten,  vor  allem  soweit 
sie  sich  mit  der  Neubildung  der  Sedimente  am  Meeresboden  beschäftigen, 
für  den  Verfasser  selbst  nur  Vorarbeiten  für  ein  eingehenderes  genetisches 
Studium  der  fossilen  Sedimente  und  damit  eine  exaktere  Grundlage 
paläogeographischer  Forschungen  bedeuten,  braucht  den  Fachgenossen 
nicht  gesagt  zu  werden. 

In  einer  Darstellung,  welche  sich  mit  der  Geologie  des  Meeres- 
bodens beschäftigt,  wird  man  vor  allem  und  zunächst  diejenigen  Er- 
scheinungen behandelt  finden,  welche  das  Gefäß  des  Meeres  ohne  Rück- 
sicht auf  seinen  wässerigen  Inhalt  betreffen,  und  nicht  erwarten  können, 
auch  die  gesamten  Eigenschaften  und  Wirkungen  des  Meerwassers 
selbst  besprochen  zu  sehen.  In  dieser  Beziehung  wird  man  sich  viel- 
mehr am  besten  in  einer  moderneu  Ozeanographie,  wie  sie  für  die 
deutsche  Literatur  in  auch  im  Ausland  nicht  erreichter  Weise  von 
0.  Krümmel  geschaffen  worden  ist,  einen  zuverlässigen  Führer  suchen, 
immerhin  konnte  hier  und  da  nicht  vermieden  werden,  auf  Fragen, 
welche  das  Meerwasser,  seinen  biologischen  Inhalt  und  seine  Wirkungen 
betreffen,  eingehender  zu  sprechen  zu  kommen,  da  —  vor  allem  in  Ab- 
schnitt IV,  bei  Behandlung  der  marinen  Sedimentbildung  —  nur  so  ein 
Verständnis  der  Erscheinungen  angebahnt  werden  konnte;  es  mag  aber 
ausdrücklich  betont  sein,  daß  viele  andere,  lediglich  den  wässerigen 
Inhalt  der  Meeresbecken  betreffende  Fragen,  obwohl  von  eminenter 
geologischer  Bedeutung,  in  unserer  Darstellung  nicht  einmal  erwähnt 
werden  konnten. 

Die  bei  der  .  Ausarbeitung  herangezogene  Literatur  ist  sehr 
reichlich  und  mit  möglichster  Genauigkeit  zitiert  worden;  auch  wurden 
den  Zitaten,  wo  es  nötig  erschien,  weitere  Bemerkungen  hinzugefügt. 
Damit  hierdurch  aber  nicht  eine  Sprengung  des  Textes  herbeigeführt 
wurde,  mußte  die  „Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen"  in  einem 
besonderen  Abschnitt  am  Schluß  jedes  Bandes  Platz  finden,  was  für 
den  Gebrauch  des  Lesers  zweckmäßiger  sein  dürfte,  als  der  Abdruck 
der  Zitate  am  Schluß  jedes  Kapitels.  Wer  irgend  eine  Tatsache  in  der 
älteren  Literatur  vergleichen  oder  in  einer  bestimmten  Richtung  weiter 
arbeiten  möchte,  wird  die  Reichhaltigkeit  dieser  Zitate  nicht  bedauern. 
Eine  absolute  Vollständigkeit  zu  erreichen,  lag  nicht  in  meiner  Absicht 
und  ist  ja  für  den  Einzelnen  kaum  möglich:  wenn  sie  auch  bezüglich 
der  marinen  Sedimentbildung  in  an  geeigneter  Stelle  zitierten  Sammel- 


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Vorwort 


IX 


referaten  vom  Verf.  angestrebt  worden  ist.  Daß  die  im  Auslande  während 
des  Weltkrieges  erschienene  Literatur  nicht  vollständig  beschafft  werden 
konnte,  bedarf  keiner  Erläuterung. 

Besonders  der  V.,  von  den  „Nutzbaren  Materialien  am  Meeresboden" 
handelnde  Abschnitt  hätte  noch  manche  Erweiterung  erfahren  könuen, 
wenn  es  sich  lediglich  darum  gehandelt  hätte,  eine  trockene  Aufzählung 
von  Fundorten  usw.  zu  geben,  was  aber  kaum  die  aufzuwendende  Mühe 
gelohnt  haben  würde.  In  diesem  Abschnitt  kam  es  dem  Verf.  vielmehr 
nur  darauf  an,  zu  zeigen,  welche  Stoffe  der  Meeresboden  überhaupt  dem 
Menschen  zu  praktischer  Verwertung  zu  liefern  imstande  ist.  Auch  die 
Kapitel  über  die  Bildungen  des  Küstensaums  und  die  Korallenriffe  hätten 
noch  weiter  ausgestaltet  werden  können;  doch  wäre  dieses  nicht  ohne 
eine  starke  Vermehrung  der  Seitenzahl  —  und  der  Kosten  —  möglich 
gewesen,,  was  um  so  mehr  vermieden  werden  sollte,  als  diese  Dinge 
ja  in  zahlreichen  bekannten  Darstellungen  eingehend  behandelt  werden. 

Wenn  der  vorliegende  II.  Band  vor  dem  I.  Band  erscheint,  so  war 
hierfür  maßgebend,  daß  die  Vorarbeiten  für  diesen,  hauptsächlich  die 
Bodenbedeckung  des  Meeresbodens  behandelnden  Teil  schon  seit  längerer 
Zeit  abgeschlossen  waren  und  es  untunlich  erschien,  die  Herausgabe 
länger  zu  verzögern,  zumal,  wie  mir  verschiedentlich  von  Fachgenossen 
versichert  wurde,  eiu  Bedürfnis  nach  einer  modernen  Darstellung  gerade 
dieser  Materie  bestand.  In  der  Tat  stellt  dieser  Band  ein  so  einheit- 
liches Ganzes  dar,  daß  er  auch  —  hoffe  ich  —  für  sieh  allein  betrachtet, 
schon  seine  Dienste  leisten  wird.  Demgegenüber  bringt  der  I.  Band 
außer  einer  Morphologischen  Übersicht  nebst  Bemerkungen  über  Ent- 
stehung und  Bedeutung  einzeluer  Bodenformen  einen  Abschnitt  über 
die  Tektonik  des  Meeresbodens  nebst  Morphogenie  auf  tektouischer 
Grundlage,  ferner  Auseinandersetzungen  über  submarine  Erdbeben  und 
Vulkanausbrüche,  endlich  über  eine  Reihe  bisher  weniger  berücksichtigter 
allgemein-geologischer  Erscheinungen,  wie  das  Auftreten  von  Gas-,  Erdöl- 
nnd  Süßwasserquellen  am  Meeresboden  usw..  Einige  Abschnitte  sind 
auch  der  Neubildung  von  Inseln  gewidmet.  Näheres  geht  aus  der  hier 
folgenden,  abgekürzten  Inhaltsangabe  hervor. 

Das  Sach-,  Orts-  und  Autoren- Register  bezieht  sich  auch  auf  das 
Verzeichnis  der  benutzten  Literatur  nebst  Bemerkungen. 

Von  mancherlei  Seite  bin  ich  während  der  Ausarbeitung  dieses 
Buches  durch  briefliche  Mitteilungen,  durch  Überlassung  von  Abbildungen 
und  durch  Ubersendung  oder  Namhaftmachung  einschlägiger  Literatur 
unterstützt  worden;  vor  allem  habe  ich  hierfür  zu  danken  folgenden 
Herren  Fachgenossen  und  Kollegen:  C.  Apstein,  E.  Artixi,  O.B.Böogild, 
M.  Braun,  R.  A.  Buülex,  L.  C'ayeüx,  J.  Chelussi,  L.  W.  Collet, 
R.  A.  Daly,  W.  Deecke,  W.  O.  Dietrich,  G.  H.  DREwf,  E.  von 
Drygalski,  M.  Friederichsen,  F.  F.  Hahn  f,  Arn.  Heim,  E.  Horn, 


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Vorwort 


W.  Koert,  Aug.  Kraemer,  R.  Langexbeck,  P.  Lemoine,  G.  Linck, 
H.  Lohmann,  K.  Martin,  \V.  Meigex,  W.  Penck,  C.  G.  Joh.  Petersen, 
E.  PHiLiPPif,  F.  Salmojraghi  W.  Salomon,  G.Schott,  H.  Speth- 
mann,  .T.  Thoulet,  Al.  Tohnquist,  E.  Vanhöffen  f,  Th.  W.  VaüOHAJ*  , 
Jon.  Walther,  Alfr.  Wegener,  A.  Wichmann,  W.  Wolff,  sowie  ferner 
der  Direktion  des  Museums  für  Meereskunde  in  Berlin,  der  „Commissionen 
for  Ledelsen  af  geologiskc  og  geographiske  Uuders0gelser  i  Grönland"  in 
Kopenhagen  und  den  Lichtbilderverlegern  Th.  Benzinger,  Stuttgart,  und 
Dr.  F.  Stoedtner,  Berlin.  Jedem,  der  einmal  versucht  hat,  ein  ähnlich 
weitschichtiges  und  in  den  verschiedensten  Sprachen  behandeltes  Material 
zu  bearbeiten,  wie  das  vorliegende,  muß  es  zum  Bewußtsein  kommen, 
wie  wertvoll  eine  solche  Unterstützung  für  den  Autor  ist,  dem  sonst 
allzu  leicht  auch  eine  wichtigere  Arbeit  oder  Tatsache  entgehen  kann, 
und  ich  gebe  mich  daher  der  Hoffnung  hin,  daß  mir  auch  weiterhin  die 
wohlwollende  Unterstützung  der  Fachgenossen  erhalten  bleibe,  damit 
eine  eventuelle  zweite  Auflage  noch  an  Vollständigkeit  gewinne.  Auch 
werde  ich  für  jede  sachliche  Berichtigung,  von  welcher  Seite  sie  kommen 
mag,  dankbar  sein.  Darüber  hinaus  aber  würde  ich  es  mit  Dank  be- 
grüßen, wenn  auch  Schiffs-  und  Marineoffiziere,  Wasserbau-  und  Kabel- 
ingenieure, die  mit  dem  Meeresboden  zu  tun  haben  und  denen  mit  dem 
vorliegenden  Werke  gezeigt  werden  soll,  welche  Erscheinungen  der 
Meeresboden  darbietet,  aber  auch  welche  zahllosen  Geheimnisse  er  noch 
heute  in  sich  birgt,  ihre  Beobachtungen  und  Erfahrungen  zur  Verfügung 
stellen  wollten.  Vielleicht  darf  gerade  diesen  Lesern  gegenüber  auch 
darauf  hingewiesen  werden,  daß  jede  Lot-,  Dredsch-  und  Ankerprobe 
wissenschaftlichen  Wert  besitzt,  wenn  sie  mit  genauer  Tiefenangabe  und 
Ortsbestimmung  versehen  ist.  Die  meisten  geologischen  Institute  und 
Sammlungen  leiden  an  dem  Mangel  rezenter  mariner  Sediniente,  vor 
allem  auch  aus  der  Flachsee,  welche  in  der  Vorzeit  die  Mehrzahl  der 
jetzt  fossilen  Schichtgesteine  geliefert  hat ;  und  so  würde  auch  der  Verf. 
für  Zwecke  des  Unterrichtes  und  eventueller  weiterer  wissenschaftlicher 
Behandlung  jede  derartige  Probe  gerne  und  mit  Dank  entgegennehmen. 

Die  Verlagsbuchhandlung  hat  weder  Mühe  noch  Kosten  gescheut, 
das  Buch  trotz  vieler,  durch  die  Zeitumstände  bedingten  Schwierigkeiten 
reichlich,  vor  allem  auch  mit  zahlreichen  Text-  und  Tafelabbildungen, 
auszustatten,  wofür  nicht  nur  der  Verf.  hier  seinen  Dank  ausspricht, 
was  vielmehr  auch  die  Benutzer  des  Werkes  anerkennen  werden. 

Meinen  beiden  Assistenten,  Privatdozent  Dr.  E.  Kraus  und  Dr. 
H.  Reich,  sowie  meiner  lieben  Frau  danke  ich  auch  an  dieser  Stelle  für 
ihre  freundliche  Unterstützung  bei  Durchsicht  der  Druckbogen  und  der 
mühevollen  Aufstellung  des  Registers. 

Und  so  möge  denn  dieses  Buch,  dem  ich  mehrere  Jahre  hindurch 
—  wenn  auch  während  des  Weltkrieges  durch  Kriegsdienst  und  andere 


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Vorwort  — 


Inhalt  des  I.  Bandes 


XI 


Abhaltungen  mannigfach  unterbrochen  —  manche  Stunde  meiner  von 
Berufsgeschäften  nicht  erfüllten  Zeit  gewidmet  habe,  hinausgehen  als 
ein  bescheidener  Beitrag  zur  fortschreitenden  Kenntnis  vom  Aufbau  und 
der  Dynamik  der  Erdrinde  und  von  den  Um-  und  Neubildungen  der 
Erdoberflärhe. 

Königsberg  i.  Pr.,  den  6.  Dezember  1919. 

Karl  Andree. 


Der  I.  Band  enthält  folgende  Abschnitte: 

I.  Einleitung. 

II.  Morphologische  Übersicht,  nebst  Bemerkungen  über  Entstehung  und 
Bedeutung  einzelner  Bodenformen. 

III.  Allgemeine  Geologie  des  Meeresbodens,  mit  Ausnahme  der  Sediment- 
bildung und  der  damit  zusammenhängenden  Erscheinungen: 

a)  Endogene  Dynamik  des  Meeresbodens: 

1.  Tektonik,  nebst  Morphogenie  des  Meeresbodens  auf  tekto- 
nischer  Grundlage. 

2.  Erdbeben  des  Meeresbodens. 

3.  Vulkanismus  am  Meeresboden. 

b)  Exogene  Dynamik  des  Meeresbodens: 

1.  Die  Neubildung  von  Inseln  durch  exogene  Kräfte: 

a)  Parasitische  Inseln  exogenen  Ursprungs  (Koralleninseln). 
ß)  Schwemminselu. 

y)  Inselbildnng  durch  Schlammsprudel  und  Gasauftreibung. 

2.  Gas-  und  Erdölaustritte  aus  dem  Meeresboden. 

3.  Süßwasseraustritte  aus  dem  Meeresboden. 

4.  Meeresschwinden. 

Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen. 
Verzeichnis  der  Textabbildungen. 
Verzeichnis  der  Karten  und  Tafeln. 
Sach-,  Orts-  und  Autoren- Register. 


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Inhaltsverzeichnis 

Seit« 

Vorwort    VTI-XI 

Inhaltsverzeichnis  :  :  ..  ,  =  ,  :  ,  ,  ,  ,  ,  :  ,  ,  ,  ,  ,  .  .  Xl[  — XX 

IV.  Abschnitt:  Die  BodenlM»8«liatTpnheit     ...  1—554 

Vorbemerkungen     .   1 — 6 

1.  Das  Felsgerüst  des  Meeresbodens   <i  — 12 

2.  Stetige  and  unterbrochene  Meeressedinientation   12 — 19 

a)  Wellen-  und  Brandungswii kungen  auf  den  Meeres- 

boden  nebst  Bemerkungen  über  Wellenfurchen    13 — 16 

b    Scdiinentationsverlangsamungen    uud    -Unterbrech  ■  

ungen  unter  dem  Einfluß  von  Strömungen   .    .  16—19 

3.  Die  jungen  Meeressedi niente  und  ihre  Bildung  19 — 554 

a)  Einleitung:   a)  Geschichtliches  und  Bemerkungen  zur  Literatur  .    .    .  19—21 

,y  Untersuchung,    Komponenten    und    Klassifikation  der 

jungen  Meeresbedimente   21 — 28 

b,    Spezielle  Beschreibung  «ler  jungen  Meeresseditnente   28 — 3<>H 

i>   Litorale  öder  liuidnalic  Ablagerungen   28—217 

Einleitend«-  Bemerkungen   .  28  —  30 

A.  Strandablagerungen   30 — 1D7 

1.  Definition  de*  Strandes  .  .  .  ,  ,  .  .  .  ,  ,  ,  .  30  31 

II.  Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  er- 
zeugten Bildungen   31  — 197 

1.   Die  Wellen  und  ihre  Umgestaltung  zur  Brandung  an 

Steil-  und  Flachküsten  .  .  .  .  .  .  .   31— 3R 

Die  Wirkung  der  Brandung  auf  die  Gestaltung  des 

Küsteusaumes  und  dessen  Bildungen   39 — 68 

a)  Steil-  und  Felsküsten   39—53 

Xerstmungsformen   39 — 48 

Aufhauforinen:    Brandungssclwttcr  vor  Steilküsten 

nnd  der  Vnrntrnnd  ,  ,  ,  ,  .  ,  ,  ,  .  4ft — ftfl 

hi   Der  Flaclistrand  und  seine  Bildungen  :  Der  Strand  wall  ">3 — 08 

Korngröße  des  Strand  wall  materials   54 — 55 

Form  der  Strandwallkoniponenten   .Vi — 57 

Organische  Beimengungen   57 — 64 

Tierre»te  .  ,  ,  t  ,  :  :  :  ,  ..  :  .  57— öS 

Pflanzenreste  .  s  .  ,  t  ,  .  ,  ,  .  ,  .  58—64 

Tange    fi*— 59 

■Meerbälle,  Seekinidel  uud  Ähnliches    .    .    .  00 

•r.irfgendle  und  Meertorfe    60—63 

Treibholy-lager  und  Strandhiickse'l    ....  03  04 

Andere  Triftkiirper   04 

Innerer  Bau  der  Strandwälle   ,  ,  ,  ,  „  ,  Iii 


)Ogle 


Inhaltsverzeichnis  XIII 

Seite 

Zon  are  Anordnung  des  Materials  der  8trandwäUe ; 

Sommer-  und  "Winter-  oder  Sturmstrand  64 — 65 

Form  und  Böschungswinkel  der  Strandwälle  .  65 — 66 

Höhe  der  Strandwälle   67 

Werden  und  Vergehen  der  Strandwälle  .    .    .  67—68 

Die  „Strandwallebene"    68 

2.  Die  Küstenversetzung  (Strandvertriftung)  nebst  dem 

Küstenstrom  und  ihre  Wirkungen   68—74 

Die  transportierende  Tätigkeit  der  Küstenver- 
setzung und  des  Küstenstromes    ....  70—72 
Die  aufbauende  Tätigkeit  der  Küsten  Versetzung : 
Küstenhürcer,  Sandhaken,  Nehrungen,  Lidi 

usw   72—73 

Unterstützung  der  Küstenversetzung  und  des 

Ktistenstroms  durch  Gezeitenströme  .    .   .  73—74 

3.  Brandung,  Küstenversetzung   und    Küstenstrom  in 

"Wechselwirkung  und  die  hierdurch  bedingte  Ge- 
staltung des  Meeresbodens  in  den  straadnaben  Ge- 
bieten der  Flachsee   74—82 

Die  Schaare  oder  Sandriffe   74—80 

Allgemeines  über  Sandtransport  und  Sandabsatz 

in  der  Flachsee  .  ►   80—82 

4.  Weitere«  über  sandige  Strandablagerungen  ....  82 — 101 

Die  mineralogische  Zusammensetzung  der  Strand- 
sande   82—84 

Korallen-,  Muschel-  und  Foraminiferensande   .  84—85 

Entstehung  von  Triebsand  am  Meeresufer  .    .  85 — 87 
Bildung  von  Scolithus-ähnlichen  Röhren  durch 
in  Strandsanden  aufsteigende  Luftblasen  und 

verwandte  Erscheinungen   87—91 

Regentropfeneindrücke,  Trockenrisse  und  Kriech- 
spuren am  Meeresstrande   91 — 92 

Sandkegel  als  Litoralgebilde   92—94 

„Tönender  Sand"  am  Meeresstrande  ....  94—98 

Jugendliche  Verkittung  von  Strantisanden  .    .  98—101 

5.  Die  Schlickablagerungen  des  Strandsaumes  ....  101 — 135 

Der  Absatz  feiner  Suspensionen  unter  dem  Einfluß 

des  Meerwassers   101—103 

Die  Schlicke  der  Nordseewatten  und  der  der  Nord- 
see tributären  Astuarien   108 — 107 

Die  Schlicke  der  südrussischen  Limane  und  einiger 

seichter  Buchten  der  Ostseeprovinzen     .    .    .  107—112 

Liman-Sedimente   107 — 110 

Die  „heilsamen  Meeresschlamme"  der  Ostsee- 
provinzen   110—111 

Die  Sedimente  der  Lagune  von  Thau  bei  Cette  am 

Golf  du  Lion   112—114 

Weiteres  über  Astuarien  und  ihre  Sedimente,  sowie 
insbesondere  auch  über  die  Wirkungen  der  Ge- 
zeiten in  Ästuarien   114—119 

Die  Deltas  und  die  Faktoren  ihrer  Bildung    .    .  119—129 

Die  Entwicklung  der  Deltas   119—121 


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XIV 


Inhaltsverzeichnis 

8«-ite 

Die  Gestalt  der  Deltas  in  der  Horizontalen    .  121 

Die  Mächtigkeit  der  Deltaablagerungen  .    .    .  121—123 

Die  Deltasedimente   128—124 

Der  innere  Ban  der  Deltas   124 

Die  Entwicklung  von  Oasen  ans  Deltasedimenten 

und  die  mud  lumps  des  Mississippi-Deltas  124—128 

Die  Bedingungen  der  Deltabild  ung    ....  ..128 — 129 

Die  Bedeutung  der  Mangrove- Vegetationen  für  den 

Schlickabsatz  an  tropischen  Küsten    ....  129—132 

Schlickbildung  durch  Seegras-  und  Tangwiesen    .  132—134 

Schlickbildung  in  Lagunen  von  Korallenriffen     .  184—135 

6.  Die  Korallenriffe   135—176 

Die  Lebensgemeinschaft  der  Korallenriffe    .    .    .  136 — 140 

Die  Riffkorallen   136—139 

Die  übrige  Riff- Fauna   189 

Die  Bedeutung  der  Kalkalgen  für  den  Aufbau 

der  Korallenriffe   18!)— 140 

Die  Lebensbedingungen  der  Riffkorallen     .    .    .  140—141 
Die  aus  den  Lebensbedingungen  der  Riffkorallen 
sich  ergebende  Beschränkung  der  Korallenriffe 

in  der  Horizontalen    141 — 142 

Die  Beschränkung  der  Korallenriffe  in  der  Vertikalen  142—144 
Die  Bedeutung  des  Untergrundes  für  die  Ansiede- 
lung und  die  Weiterentwicklung  von  Riff- 
korallen, bezw.  Korallenriffen   144—145 

Die  Korallenriffe  als  Sedimentbildungen      .    .    .  145—176 
Gewachsenes  Riff  und  Riffdetritua,  Riffhöhlen, 

Übergufiachichtung   145 — 147 

Die  Armut  der  Korallenriffe  an  ortsfremden 

detritogenen  Bestandteilen    ......  147—148 

Die  Formen  der  Korallenriffe:  Saumriffe,  Wall- 
riffe, Atolle   148—153 

Die  Darwin-Dana'sche  Senkungstheorie  und  die 

gegen  dieselbe  erhobenen  Einwürfe  .    .    .  153—160 

Die  Bohrungen  auf  dem  Funafuti -Atoll  155—160 
Flecken-  oder  Flachseeriffe  und  Strandriffe  als 
Aasnahmen    von    der  Darwin-Dana'schen 
Regel  an  stationäre  oder  Hebungsgebiete 

gebunden    160 — 163 

Das  Fossilwerdfln  der  Korallenriffe   168—176 

Texturelle  und  strukturelle  Veränderungen 
und  die  erste  Verfestigung  der  Riff- 

substans   163 — 165 

Die  Dolomitisieruug  der  Riffkalke    .    .    .  165 — 176 

7.  Kalkalgenriffe  und  lager   176—178 

8.  Serpula-Riffe  und  Ähnliches   178—180 

9.  Halmyrogene  Produkte  des  Meeres  im  Strandgebiete  180—197 

Rindenbildungen  aus  Spritzwasser  der  Bran- 
dung; Pelagosit   180 

Die  marinen  Oolithe  der  Jetztzeit  als  bedingt- 

halmyrogene  Bildungen   180—194 


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Inhaltsverzeichnis  XV 

Seite 

Seesalz-  und  Gipsausscheiduugeu  und  -lager  als 

natürliche  Bildungen  des  Strande«     ....  194—197 

B.  Schelfablagerungen   197—217 

Einleitendes  und  über  die  Bedeutung  der  Gezeiten- 
strömungen für  den  Sedimentabsat*  auf  den  Schelf- 
flächen   197—201 

Über  Staubfälle  auf  dem  Meere  und  ihren  Beitrag  zur 

Sedimentbildung   201—203 

Accessorisc.he  Gemengteile  der  Schelfablagerungen    .  204—206 

Festländische  Pflanzenreste   204 

Vulkanische  Komponenten   204 

Glatialgeschiebe   204—206 

Detritogene  Kalkablagerungen  und  benthogene  Bank- 
sedimente        .  •   206 — 211 

Die  Ablagerungen  des  Golfes  von  Neapel    ....  211 — 214 

Ablagerungen  der  nördlichen  Adria   214—215 

Lithothamnien-Lager  auf  Schelfflächen  Westeuropas  .  215—216 

Bryozoensedimente   216 — 217 

Austern-  und  Perlenbänke   217 

Schlußbemerkungen   217 

5»)  Hemipelagische  Ablagerungen   217—273 

Einleitendes,  insbesondere  über  die  Terminologie  der 

hemipelagischen  Ablagerungen   217 — 219 

A.  Dunkler  oder  blauer  Schlick  nebst  Abarten   219—240 

I.  Die  normalen  Blauschlicke   219—228 

II.  Die  glazialmarinen  Sedimente  der  hohen  Südbreiten  .    .    .  223—225 

III.  Die  Sedimente  des  Arktischen  Zentralbeckens   225 

IV.  Die  Sedimente  des  Europäischen  Nordmeeres   225 — 227 

V.  Die  Sedimente  des  Australasiatischen  Mittelmeeres     .    .    .  227 — 238 

Vorbemerkungen    227—228 

Die  Sedimentarten  des  Australasiatischen  Mittel- 

meeres   228 — 280 

Konkretionen-  Bildungen  am  Boden  des  Austral- 
asiatischen Mittelmeercs   231-  238 

Kalk-,     Dolomit-,     Eisenspat-,  Brauneisen-, 

Mangan-  und  Schwefelkies-Konkretionen  231 — 234 

Schwerspat-Konkretionen   234—238 

VI.  Vulkansande  und  -schlicke   238  -240 

B.  Roter  Schlick   240—241 

C.  Glaukonitische  Sedimente  (Grünsande  und  Grüoschlicke)     .    .  241 — 256 

I.  Zusammensetzung    und  Entstehung   der  jungen 

Glaukonit*   241-246 

II.  Die  durch  die  BildnngBumstände  des  Glaukonites 
bedingte  Beschränkung  der  glaukonitischen 
Sedimente  nach  der  Tiefe  und  in  der  geographi- 
schen Verbreitung   246—248 

III.  WeitereKomponentenderglaukonitischenSedimente  249 — 250 

IV.  Die  Phosphoritkonkretionen  der  glaukonitischen  • 

Sedimente   250—256 

I).  Kalkschlicke   257-266 

I.  Korallenschlicke  der  Tropen   257 


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X  Inhaltsverzeichnis 

II.    Kalksehlirke  der  Mittelmeere  ,  .  ,  ,  ,  ,  .  .  ,  .  2-ri7  -  2>iti 

Vorbemerkungen  257—  258 

1.  Die  Sedimente  lif«  Amerikanischen  Mittelmeere«   .     .    258 — 2tt0 

2.  Die  Sedimente  des  Komanischen  Mittelmeere«  .    .    .   261 — 265 

3.  Die  Sedimente  des  Roten  Meeres  ,  .  ,  ,  ,  ,  ,  265  —  266 

R.  Die  Sediment«  rien  Sehwaraen  Meeren  .  .  .  .  ,  .  ,  .  .  260—272 

Schlulibemerkungeo  über  Hemipelagische  Ablagerungen  .    ■  272 — 273 

Y)  Eupelagisch«  Ablagerungen   274—368 

Einleitendes  über  die  Komponenten  der  Eupelagisehcu 
Ablagerungen  und  insbesondere  über  das  Absinken 

der  l'lanktonskelette   274-2*0 

Spezielle  Beschreibung  der  Eupelagipchen  Ablagerungen  ....  280 — 368 

A.  Die  kalkreichen  Kupelagischen  Ablagerungen   280 — 318 

Einleitendes    280-281 

I.  Globigerinenschlamm   281— 318 

GesehiMitliflie«  ,  .  ,  ,  ,  ,  ,  .  .  .  ,  281 

Die  pelagischcn   Foraininiferen  de*  Globigeiimn- 

»f  Iii  am  ine-   282- 2*  4 

Weitere  pelagis<  he  Tierieste   unter  den  Kalkliefe- 

ranten  des  Globigerinens«  hlatnmes   284—285 

Die  Coccolithophoriden  und  ihre  Beteiligung  am  

Aufbau    der  Globigeriuen-   und  Coccolithen- 

schlämme  .  .  .  .  ,  .  .  .  .  .  .  .  .  2fT>--JM' 

Die  benthonisrlien  Kalklieferanten  de«  Globigerineu- 

schlamnies  2H9-2'.m 

Die  Kieselorganismcn  des  Glohigerinenschlammes    290  —291 
DieminerogeneKompone:  tedesGlobigerinenschlanu- 

mes  und  über  Glazialgeschiebe  in  demselben    292 — 296 
Durchschnittliche  Zusammensetzung  der  (ilobige- 

rinenaohlaninie  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  „  .  .  29« —297 

KurugröÜe  der  l  ilonigei  liienschlaiunje  ,    .    2'J" — 2H* 

Chemische   Zusammensetzung   der  Globigerinen- 

 srhlammp  I  29H— 300 

Farbe  der  Globigerineuschlammc   300  -  301 

Tiefen  der  Globigerineusehlamme   301 

Kalkgehalt  der  Globigerinensclilamme  ....  302—309  . 
Mineraliv  he  Neubildungen  der  Globigeriuen  

schlämme  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  3U'..>  -  312 

Glaukonit  und  Phosphatkonkretionen    .    .  309—310 

Kalkkonkretionen    310 

Mangankonkretionen  310  312 

Geographische  Verbreitung  der  Globigerinen- 

sc  hl  um  ine  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  ,  ilü 

II.   Ptcropmlcnschlamtii  313  31H 

Allgemeines  über  I'tei  opodcuschlamm      ....    313-  314 

Tiefen  der  l'teropodenschlanime   314  31"> 

Aci  essorische  Komponenten  und  Abarten  der  Ptero- 

•  pudensthlamme   3 1  "i 

Geographische  Verbreitung  der  l'teropudensch  lamme     31f*  -31  7 
Anhang;     l'terupodeii-    uud  Globigcrinenrcirhe 

Kalkschlicke  in  Lagunen  von  Korallenriffen   .    317 — 318 


Inhaltsverzeichnis  XVTI 

Seit« 

B.  Die  kalkarmen  und  kalkfreien  Eupelagischen  Ablagerungen      .    .  318—368 

I.  Roter  Tief  seeton   818-354 

Einleitendes    318—319 

Die  Farbe  der  Roten  Tief  seetone   819 

Die  Tiefen  der  Roten  Tiefseetone   319—320 

Die  Tonnatur  des  Sedimentes  und  sein  Reichtum 

an  occessorischen  Gemengteilen    820 

Der  Kalkgehalt  eines  Teiles  der  Roten  Tiefseetone  320—821 
Die  Kieselorgnnismen  der  Roten  Tiefseetone    .    .  321 
Die  minerogene  Komponente  der  Roten  Tiefseetone 
und  ihre  hauptsächliche  Herkunft  von  jung- 
vulkanischen Eruptionen   822 — 825 

Chemische  Zusammensetzung  der  Roten  Tiefseetone  325 — 327 
Die  Anreicherung  seltenerer  Elemente  in  den  Roten 

Tiefseetonen   327—328 

Weiteres  Uber  accessorische  Gemengteile  des  Roten 

Tiefseetones   328—332 

1.  Glazialgeschiebe   828—329 

2.  Kosmogene  Komponenten:  Meteoriten- 

kügelchen   829—332 

Diagenetische  Neubildungen  der  Roten  Tiefseetone  832—352 

1.  Phillipsite   382—333 

2.  Die  Verknüpfung  der  Phillipsite  mit  „Pala- 

gonitsubstanzen"  und  der  wahrschein- 
liche genetische  Zusammenhang  beider 

Bildungen   334-838 

H.  DifcManganknollen  der  Roten  Tiefseetone  und 

der  übrigen  Eupelagischen  Ablagerungen  338  —352 
Die  Herkunft  der  Schwermetalle  in  den 
Mangauknollen,  ihre  Konzentration,  sowie 

die  Langsamkeit  dieses  Vorgauges   .    .  346  —348 

Die  fossilen  Einschlüsse  der  Manganknollen  348—352 

Die  geographische  Verbreitung  der  Roten  Tiefseetone  852 — 353 
Anhang:  Die  kalkfreien  Tiefseesedimente  der  Banda- 

und  Celebes-See   853—854 

II.  Radiolarienschlamm   354-860 

Die  allgemeinen  Eigenschaften   des  Radiolarien- 

schlammes   354—855 

Chemische  Zusammensetzung  der  Radiolarien- 

schlamme   355— a56 

Kalkige  Organismenreste  eines  Teiles  der  Radio- 

larienschlamme    356 

Kieselige  Organismenreste  der  Radiolarienschlamme  356—358 
Accessorische  Bestandteile  und  diagenetische  Neu- 
bildungen in  Radiolarienschlammen    ....  358 — 359 
Die  geographische  Verbreitung  des  Radiolarien- 

schlammes   351)— 360 

III.  Diatomeenschlamm   360-368 

Geschichtliches    360 

Die   allgemeinen  Eigenschaften    des  Diatomeen- 
schlammes   360—361 

Die  Tiefen  der  Diatomeenschlamme   361 

Andree,  Geologie  de«  Meeresboden*.  II.  %  II 


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XVIII 


Inhaltsverzeichnis 


Der  Kalkgehalt  and  die  denselben  bedingenden 
kalkigen  Organismenreste  eines  Teiles  der  Dia- 
tomeenschlamme   861—862 

Die  kiescligen  Organiamenreate  der  Diatomeen- 
schlamme, inabesondere  die  Diatomeenflora  der 

hohen  Südbreiten   862—866 

Die  geringe  minerogene  Komponente  der  Diatomeen- 
schlamme   866 — 367 

Chemische  Zusammensetzung  d.  Diatomeenschlamme  367 
Die  geographische  Verbreitung  der  Diatomeen- 

achlamme   368 

c)  Allgemeine  Betrachtungen  Uber  die  jungen  Meeressedimente  ....  368 — 554 
a)  über  die  für  die  Zusammensetzung  der  Meeressedimente  wichtigsten 

Traosportkräfte  und  ihre  Wirkungen   369 — 895 

A.  Treibeis  und  Eisberge,  ihr  Einfluß  auf  den  Meeres- 

boden und  vor  allem  ihre  transportierende  Tätigkeit  369—  383 

B.  Materialtransport  durch  Brandung,  Küstenversetzung, 

Küstenstrom  und  Gezeitenströme   383 — 884 

C.  Transport  durch  gewöhnliche  Meeresströmungen    .    .  384—391 

Eine  Anzahl  Beispiele  für  die  Beeinflussung  der 
Sedimentation  vor  allem  in  der  Tiefsee  durch 

Meeresströmungen   384—387 

Vulkanogene  Triftkörper   387-388 

Pflanzliche  Triftkörper   388-391 

Schwimmende  Waldinseln   388—389 

Treibhölzer    389 

Treibende  Tange  un<i  das  Sargaaso-Meer    .    .  889—391 

D.  Der  Wind  als  Transportmittel   391-392 

E.  Organismen  als  Transportvermittler   892 — 395 

I.  Aktiver  Transport  durch  Tiere    392—393 

II.  „Passiver"  Transport  durch  Pflanzen     .    .    .  393—395 
£)  Über  den  Kalkgehalt  der  Tiefseesedimente  und  die  Faktoren,  welche 

denselben  regeln   395—  419 

A.  Kalklieferung  erfolgt  uur  sehr  untergeordnet  auf  an- 

organischem Wege   395—396 

B.  Kalklieferung  durch  Organismen,  vor  allem  des  Planktons  396 — 400 

C.  Mehr  oder  minder  große  Verdünnung  der  kalkigen 

Komponenten  durch  nicht-kalkige  Beimengungen 

anorganischer  oder  biogener  Art   400—401 

D.  Kalkauflösung  durch  das  Meerwassor   401—419 

I.  Die  Tatsachen   401—406 


1.  Gesteinsauflösnng  an  Kalkküsten   401 — 403 

2.  Experimente  von  Linck  nnd  Thoulet     .    .    .  403—404 

3.  Die  Tiefe  als  Faktor  für  die  Kalkauflösung  .  404—406 
II.  Die  Deutung  der  geschilderten  Tataachen    .    .    .  406 — 419 

1.  Welche  Wichtigkeit  besitzt  die  Erhöhung  der 
normalen  Lösungsfähigkeit  des  Meerwassers 
durch  den  normalen  Reicht  um  der  Tiefen- 


wässer au  Sauerstoff  und  Kohlendioxyd?  .  406 — 415 
2.  Verstärkung  der  normalen  Lösungsfähigkeit  des 
Meerwassers  durch  vulkanisch  (?)  gefördertes 

Kohlendioxyd   415—418 


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Inhaltsverzeichnis  XIX 

Seit« 

Schlußbemerkungen  über  die  Kalkauflösung  durch 

das  Meerwasser  der  Tiefsee   418—419 

7)  Die  „Tiefseesande"   419—429 

Einleitendes  über  den  Begriff  „Tiefseesand"  .  .  419—420 
Zusammensetzung  und  geographische  Verbreitung 

der  Tiefseesande   420—424 

Versuche  zur  Erklärung  der  Tiefseesande    .    .    .  424  — 429 

Schlußwort  über  Tiefseesande   429 

Vorkommen  und  Arten  der  Schichtung  in  jungen  Meeresablagerungen 

und  ihre  Deutung   429—446 

Einleitendes  und  über  Schichtungen  in  der  Flachsee  429 — 431 

Schichtungen  am  Boden  der  Tiefsee   431—440 

Geschichtliches  zum  Problem  der  Schichtung  in  der 

Tiefsee   431-433 

Normale  Kalkschichtung  in  der  Tiefsee  ....  433—439 
Abnorme  Kalkschichtung  längs  der  antarktischen 

Eiskante    439—442 

Durch  tektonische  Verstellungen  des  Meeresbodens 

bedingte  Schichtungen   442—440 

Schlußwort  über  Schichtungen  am  Meeresboden    .    .  440 

•)  Klimatische  Beeinflussung  der  marinen  Sedimentation   446—448 

C)  Die  Stratigraphie  der  jungen  Neubildungen  des  Meeresbodens  .    .  449—459 
Die  Schnelligkeit  der  Sedimentation  in  den  verschie- 
denen Meeresregionen  und  die  relative  Mächtigkeit 

der  einzelnen  Sedimente   449 — 453 

Die  Stratigraphie  der  jungen  Neubildungen  des  Meeres- 
bodens   454—458 

Vorbemerkungen   454 

Das  Spättertiär   454-456 

Das  Diluvium  und  das  Postglaxial    456— 458 

Versuche,  die  jungen  Meeressediment«  zu  exakten  ab- 
soluten Zeitbestimmungen  zu  verwerten      .    .    .  458—459  . 
Schlußwort   459—460 

f])  Anreicherung  von  Radium  in  den  Eupelagischen  Ablagerungen  460—465 
*)  Die  geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente 

in  den  einzelnen  Ozeanen  und  Nebenmeeren   465—554 

A.  Der  Atlantische  Ozean  und  seine  Nebenmeere   465—537 

I.  Der  Atlantische  Ozean   465—469 


II.  Die  Nebeumeere  des  Atlantischen  Ozeans    ....  469 — 537 

1.  Das  Europäische  oder  Norwegische  Nordmeer     .  469—471 

2.  Das  Arktische  Mittelmeer  oder  Nördliche  Eismeer 

nebst  einigen  kleineren  arktischen  Meeresgebieten  471—479 


3.  Nord-  und  Ostsee   479—536 

Einleitung   479-482 

Die  Bodenformen  von  Nord-  und  Ostsee    .    .  482—503 

Die  Nordsee   482-487 

Die  Ostsee   487—503 

Altere  Gesteine  am  Boden  der  Nord-  und  Ostsee  503 — 512 

Die  Nordsee   503-509 

Die  Ostsee   509-512 


II* 


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XX  Inhaltsverzeichnis 

S«'itH 

Einiges  über  Flora  and  Fauna  von  Nord-  und  ± 

Ostsee  n.  ihre  Beziehungen  zum  Meeresboden, 
unter  besonderer  Berücksichtigung  des  Übcr- 
gniigsgehietes  dieser  beiden  Meere     .  "»12 — 523 

Die  rezenten  Sedimente  der  N'ord-  und  Ostsee.  523  531» 

Einleitendes  523  —  "»24 

Dift  Sedimente  der  Nordaee  .  ,  .  ,  ,  ,  525—528 

Die  S*dim«nt*  iW  pHt«^    528-53« 

L  Mas  Amerikanische  Mittelmeer  ,  .  .  ,  ,  .  5_3fj  537 

5.   Das  Ronnmim-hn  Mittel meer  und  das  Schwarze  Meer  521 

B.  Der  Indische  Ozean  and  seine  Nebenmeere   537 — 546 

I.  Der  Indische  Ozean   537—540 

II.  Die  Nehenmccie  des  Indischen  Ozeaues  ,  ,  ,  .  ,  540  541) 

1.   Der  Persische  Meerbusen   .  ,  ,  ,  :  ,  ,  ,  540—541 

g.   Du  Rote.  Meer    541-542 

3.  Dhh  Aimtrukaifttiaehe  Mittelmeer  ,  .  ,  ,  ,  ,  542—546 

Ihr  Pazifische  Omm  und  seine  Nile nmttTe   ■  ,  ,  :  .  =  ,  ■"»4'.»  — '»53 

I.  Der  Pazifische  Ozean    546-552 

II    Mir.  VeluMiTiieer.'  dns  Pazifischen  Ozeane  .  .  .  5 5 2 — 553 

Schlußhenierkung:  Die  absolute  und  relative  Bedeutung  der  ver- 
schiedenen St»d imi'ntnrtpn  im  Weltmeer«  .  .  .  .  .  ,  .  ,  553 — 554 

Y.  AWhnitl ;  Nutzbare  Materialien  am  Meeresboden     .  555—578 

Vorbemerkung    555 

Produkte  des  pflanzlichen  Benthos   555—558 

Verwendung    von    Seetangen    (und   Seegras  i  ins- 
besondere  als  Dünger,   zur  Jod-   und  Kali- 

gewinnnng  q.  g.  w   555 — 557 

Verwendung  von  Kalkalgen  \ maerl  als  Düngemittel  55H 

Produkte  des  tierischen  Benthos    558  —  573 

Gewinnung  ijer  Badeschwämme   558  —  559 

Gewinnung  der  Edelkoralle   55!) 

Anstel  nhänke  und  verwandte  Musrhelanhiiufu ngen  51)0  5»i" 
über  die  Gewinnung  der  lYrlcn  und  der  Perlmutter  567 — 572 
Benutzung   von   MuscliHanhiiufungcu    zum  Kalk- 
brennen .  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  .  ,  .  572 

Benutzung  von  Musrhelanhüufungen  tunl  niusi  hel- 

reicher  Schlamme  als  Düngemittel      ....  572 — 573 
Benutzung  schwefeleisenreicher  Lagunen-  und  Buchten- 
sedimente zu  Heilzwecken  .  .  ,  ,  ,  .  ,  ,  5JÜi 

Gewinnung  natürlichen  Meersahes  i  Kassol  usw.);  See- 
salinen oder  Salzg&rten    573 — 576 

Benutzung  jugendlich  verkitteter  Strandsedimente  zu 

Bfin/weelceii  ,  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   577 

Kiistenseifeti    577 

Bernstein-  und  Kopalgcwinimng    577  578 

Schlntiwort  .  .  .  .  .  .  .  .  .  ÖIH 

Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen   57jt— 1)28 

Verzeichnis  der  Textabbildungen   .  629—638 

Verzeichnis  der  Karten  und  Tafeln  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  (Üih 

Sacb-,  Orts-  und  Autoren-Register   639—689 

Berichtigungen    ,    ,    .    .     .__  089 


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IV.  Abschnitt 


Die  Bodenbeschaffenheit 

Vorbcmvrkunfcon 

Schon  im  Jahre  1875  hat  Okth  in  zwei  programmatischen  Dar- 
stellnngen1)  mit  Kachdruck  darauf  hingewiesen,  eine  wie  große  wissen- 
schaftliche und  praktische  Bedeutung  die  genaue  Kenntnis  des  Bestandes 
des  Meeresbodens  —  als  des  untersten  zum  Meeresprofil  gehörigen 
Gliedes  —  hat,  und  es  ist  heute  noch  lesenswert,  wie  er  dieses  be- 
gründete; denn  wichtig  ist  die  Kenntnis  des  Meeresbodens  „für  die 
Wissenschaft  deshalb,  weil  die  neubildenden  und  verändernden  geo- 
logischen Processe  der  Gegenwart  sich  auf  dem  Meeresgrunde  ständig 
fortsetzen  und  viele  wichtige  geologische  und  biologische  Fragen  der 
älteren  Vergangenheit  dadurch  allein  erklärt  werden  können  und  weil 
auch  eine  bedeutende  Vervollständigung  unseres  botanischen  und  zoo- 
logischen Wissens  dadurch  gewonnen  wird;  für  die  praktischen  Schiff- 
fahrtsinteressen aber  deshalb,  weil  der  Boden  des  Meeres  als  Anker- 
grund von  sehr  verschiedenem  Werthe  ist,  weil  ferner  die  Kenntnis  des- 
selben zur  geographischen  Orientierung  in  lange  anhaltenden  Nebel-  oder 
Regenperioden,  wenn  Beobachtungen  am  Himmel  nicht  gemacht  werden 
können,  bei  der  Annäherung  an  Küsten,  beim  Einlaufen  in  Häfen,  sowie 
an  gefahrvollen  Stellen  überhaupt  nicht  entbehrt  werden  kann."  Neben 
den  Tiefenangaben  sind  deshalb  schon  seit  längerer  Zeit  auf  deu  See- 
karten gewisse  Merkmale  über  den  Bestand  des  Meeresbodens  mit  ein- 
getragen, und  der  praktische  Seemann  legt  mit  Recht  einen  hohen  Wert 
auf  diese  Angaben.  Aber  es  ist  auch  seit  langem  erkannt,  daß  die  auf 
den  Seekarten  üblichen  Bezeichnungen  in  vielen  Fällen  völlig  ungenügend 
sind;  und  wenn  auch  im  Interesse  der  weitgehendsten  praktischen  Ver- 
wertbarkeit in  Marine-  und  Schiffahrtskreisen  die  Anforderungen  an 
Menge  uud  Exaktheit  der  Bezeichnungen  gewiß  nicht  zu  hoch  gestellt 
werden  dürfen,  so  ist  doch  eine  bessere  wissenschaftliche  Durchdringung 
auch  dieses  Teiles  der  Seekarten  zweifellos  vonnöten.  Vor  allem  ist 
hierbei  zu  betonen,  daß  es  sich  dabei  immer  um  den  gesamten  Bestand 
des  Bodens  mit  seinen  versclüedeneu  anorganischen  uud  seinen  lebenden 
wie  toten  organischen  Bestandteilen  handeln  muß.  Nur  zu  oft  wird  in 
dieser  Hinsicht  gefehlt,  indem  die  Botaniker  und  Zoologen  sich  je  das 

Andre«,  Geologe  dn  Meeresbodens.  II.  j 


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2 


Die  Bodenbeachaffenlicit 


Ihrige  aus  deu  Meeresbodenproben  heraussuchen,  und  das  Ganze,  durch 
dessen  Untersuchung  sich  die  weiteren  Beziehungen  ergehen,  vielfach 
nicht  untersucht  oder  gar  nicht  einmal  aufbewahrt  wird.  Daß  eine 
solche  Art  der  Untersuchung  in  der  Tat  nicht  mehr  zeitgemäß  ist,  wird 
aus  den  vielfachen  gegenseitigen  Beziehungen  zwischen  dem  Meeres- 
hoden und  dem  über  demselben  stehenden  Wasser  mit  seinen  physikalisch- 
chemischen  Bedingungen  und  seinem  lebenden  Inhalt,  welche  wir  im 
folgenden  vielfach  aufzuklären  haben,  verständlich  werden.  „Vor  ein- 
seitiger Behandlung"  —  sagt  Orth  —  „muß  aber  sowohl  im  Interesse 
der  Wissenschaft,  wie  besonders  des  praktischen  Seewesens  gewarnt 
wei  den  und  namentlich  in  der  jetzigen  Zeit,  in  welcher  die  wissenschaft- 
liche Arbeitsteilung  nicht  selten  dahin  führt,  daß  die  Beziehungen  zum 
Ganzen  verloren  gehen  und  das  Wissen  nach  manchen  Seiten  hin  ein 
lückenhaftes  wird.  So  uothweudig  wie  diese  wissenschaftliche  Arbeits- 
teilung auch  ist  und  so  sehr  auch  im  einzelnen  die  großartigsten  Er- 
folge der  Wissenschaft  gerade  hierauf  zurückzuführen  sind,  so  ist  die- 
selbe stets  ein  Hindernis  des  wissenschaftlichen  Fortschritts,  weun  man 
dabei  die  Beziehungen  des  Einzelneu  zum  Ganzen  vergißt  oder  ver- 
nachlässigt, wie  es  infolge  einer  einseitigen  und  ungenügenden  Durch- 
bildung und  eines  dadurch  beschränkten  Gesichtskreises  nicht  selten  der 
Fall  ist,  und  ist  es  notwendig,  darauf  in  der  neueren  Zeit  besonders 
aufmerksam  zu  machen." 

Eine  Frage,  welche  für  den  praktischen  Seemann  von  großer  Be- 
deutung ist,  da  von  ihrer  Beantwortung  die  Sicherheit  der  Seekarten 
mit  ihren  Eintragungen  der  Art  des  Grundes  abhängt,  ist  diejenige,  ob 
die  Zusammensetzung  des  Meeresbodens  im  wesentlichen  als  konstant 
angesehen  werden  darf,  da  nur  dann  eine  einmal  aufgenommene. genaue 
Karte  dauernde  Gültigkeit  haben  würde.  Mannigfache,  dem  Geologen 
geläufige  Tatsachen  zeigen,  daß  diese  Voraussetzung  nicht  überall  zu- 
trifft. Aber  es  bedarf  durchaus  nicht  des  Zurückgreifens  auf  geologische 
Beobachtungen-,  um  die  Allgemeingültigkeit  einer  Konstanz  der  Zu- 
sammensetzung des  Meeresbodens  im  Verlaufe  längerer  oder  kürzerer 
Zeit  zu  widerlegen.  Als  Beispiel  wird  von  Orth  der  Hafen  von  Val- 
paraiso angeführt,  dessen  Boden  je  nach  der  Windrichtung  verschiedene 
Ablagerungen  erkennen  läßt.  Während  zur  Zeit  der  fast  das  ganze 
Jahr  herrschenden  Südwinde  der  Hafen  durch  das  Kap  Coronillera  ge- 
schützt wird  und  in  dem  klaren  Wasser  nur  feiner  Schlamm  zur  Ab- 
lagerung gelangt,  wird  durch  den  einige  Zeit  wehenden  Westwind  das 
Wasser  bewegter,  und  es  wird  Sand  mit  zahlreichen  Muscheln  abgesetzt. 
Und  so  ist  auch  andernorts  der  Wechsel  der  Wasserbewegung,  bezw. 
Winde  und  damit  der  Jahreszeiten  auf  die  Ablagerungen  von  einigem 
Einfluß.  Nehmen  wir  die  durch  Strömungen  bedingten  vielfachen  Ver- 
änderungen  des'  Fahrwassers  in   vielen   Küstengegenden,  etwa  dem 


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Vorbemerkungen 


3 


Wattenmeer  der  Nordsee,  hinzu  oder  bedenken  wir  die  Folgen,  welche 
die  Verschiebung  im  biologischen  Gleichgewicht  des  Meeresbodens  haben 
kann,  —  wie  wir  es  z.  B.  von  der  Taubenbank  im  Golfe  von  Neapel 
kennen  lernen  werden,  —  oder  suchen  wir  uns  schließlich  die  hier  und 
da  durch  die  Lotungen  tatsächlich  erwiesenen  Schichtungen  in  den  jungen 
Neubildungen  auch  des  tieferen  Meeresbodens  zu  erklären,  so  erkennen  wir, 
daß  an  nicht  wenigen  Stellen  die  für  die  dauernde  Brauchbarkeit  einer 
Seekarte  erwünschte  Konstanz  tatsächlich  nicht  vorhanden,  sondern  eine 
gewisse  Verschiedenheit  im  Vorkommen  periodisch  oder  unregelmäßig 
der  Zeit  nach  zu  erwarten  ist.  Da  von  der  Exaktheit  der  Seekarten 
sehr  häufig  die  Vermeidung  von  Unglücksfällen  abhängt,  hat  auch  der 
praktische  Seemann  das  größte  Interesse  daran,  von  den  Möglichkeiten 
der  Veränderungen  in  der  Zusammensetzung  des  Meeresbodens  Kenntnis 
zu  nehmen.  Daß  dieses  in  eindringlicher  Weise  nur  unter  Zuhilfenahme 
geologischer  Beobachtungen  und  Erkenntnisse  möglich  ist,  ist  einer  der 
Gründe  dafür,  daß  der  Verf.  die  Hoffnung  hat,  nicht  nur  der  Geologe 
und  Geograph,  sondern  auch  der  praktische  Seemann  und  jeder,  der  mit 
dem  Meere  oder  seinem  Inhalt  zu  tun  hat,  möge  dieses  Buch  nach  aus- . 
giebigem  Gebrauch  nicht  ohne  Nutzen  aus  der  Hand  legen. 

Es  ist  eine  alte  Annahme  in  der  Geologie,  daß  Meeresbedeekung 
und  Neubildung  von  Gesteinen  in  einer  Periode  der  Erdgeschichte  als 
gleichbedeutend  anzusehen  und  daß  iu  einer  solchen  Periode  auf  dem 
vom  Meere  bedeckten  Boden  überall  nur  neue  Ablagerungen  angehäuft 
worden  seien.  Schon  im  ersten  Bande  dieses  Werkes  ist  darauf  hin- 
gewiesen und  wird  in  einem  der  nächsten  Abschnitte  auch  noch  weiter 
ausgeführt  werden,  daß  diese  Annahme  in  ihrer  strikten  Verallgemeine- 
rung nicht  richtig  ist,  daß  es  vielmehr  auf  dem  Meeresgründe  auch  Be- 
zirke der  Zerstörung  gibt,  in  denen  demnach  ältere  geologische  Bildungen 
direkt  vom  Meerwasser  bedeckt  werden.  Die  Zerstörung  älterer  Ge- 
steinsbildungen auf  dem  Meeresboden  und  an  den  Küsten  ist  vor  allem 
die  (Quelle  des  Materiales,  welches  umgelagert  und  zu  Neubildungen  an 
anderen  Stellen  verwendet  wird.  Eine  Änderung  in  der  Zusammen- 
setzung des  Meeresbodens  kann  demnach  sowohl  darin  begründet  liegen, 
«laß  wechselnd  Ablagerungen  von  verschiedener  Zusammensetzung  auf- 
einander folgen,  wie  auch  darin,  daß  die  Zerstörung  älterer  geo- 
logischer Bildungen  verschiedeualtrige  und  verschiedenartige  Gesteine 
aus  früheren  Epochen  nach  und  nach  an  die  Oberfläche  des  Meeres- 
bodens bringt.  Nicht  selten  ist  auch  das  Verhältnis  derartig,  daß  solche 
ältere  Ablagerungen  eine  Aufbereitung  erfahren,  indem  nur  die  feineren 
Bestandteile  fortgeschwemmt  werden,  während  die  groben  Steine  und 
Gerülle  liegen  bleibeu.  Auch  hierdurch  können  charakteristische  Ab- 
lagerungen entstehen,  und  es  unterliegt  kaum  einem  Zweifel,  daß  zahl- 
reiche Untiefen  in  Ost-  und  Nordsee,  die  von  den  groben  Gerüllen  und 


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4 


Die  Bodenbeschaffenheit 


Geschieben  aus  dem  diluvialen  Geschiebemcrgel  bedeckt  werden,  in  dieser 
Weise  zu  deuten  sind.  Auch  Auflösungen  durch  das  Meerwasser  können 
iu  anderen  Fällen  eine  ähnliche  Rolle  spielen.  Gelegentlich  entstehen 
dann  gar  Sedimente,  die  z.  T.  aus  (mehr  oder  minder  stark  umgewan- 
delten) Komponenten  des  Untergrundes,  z.  a.  T.  aber  aus  Neubildungen 
zusammengesetzt  sind,  wie  aus  der  Besprechung  der  Glaukonitsedimente 
mit  Phosphoritknollen  hervorgehen  wird. 

Ks  ist  nicht  ohne  Interesse,  wie  frühzeitig  diese  Verhältnisse  schon 
von  Orth  vorausgesagt  worden  sind,  dessen  Ausführungen  daher  noch 
augeführt  sein  mögen.  Orth  teilt  den  Meeresboden  folgendermaßen  ein: 

„1.  Der  Meeresgrund  besteht  aus  alten  geologischen  Formationen, 
welche  in  der  Zerstörung  begriffen  sind,  oder  deren  Residua  an  Ort  und 
Stelle  liegen  geblieben  sind  und  der  weiteren  Zerstörung  Widerstand 
zu  leisten  vermögen.  Im  letzteren  Falle  und  wenn  die  Formation  die- 
selben Ablagerungen  in  größerer  Mächtigkeit  enthält,  so  bleibt  auch  der 
Meeresboden  gleichartig.  Besteht  die  Formation  aus  wechselnd  sehr 
verschiedenen  Schichten,  so  ändert  sich  entsprechend  durch  die  Ver- 
schwemmung  dieser  Schichten  auch  der  Meeresgrund.  Beruht  die  Ver- 
änderung der  auf  dem  Meeresgrunde  eventuell  auftretenden  Gesteine 
wesentlich  auf  chemischer  Zersetzung,  so  ist  das  Prodnct  derselben  je 
nach  der  Natur  des  Gesteins  zu  beurtheilen. 

2.  Der  Meeresgrund  ist  in  der  Neubildung  begriffen  und  besteht 
aus  gegenwärtigen  Ablagerungen.   Dieselben  sind: 

a)  in  ihrer  Zusammensetzung  fortlaufend  wesentlich  gleich,  oder 

b)  zeigen  im  Laufe  der  Zeit  eine  gewisse  Verschiedenheit  des  Be- 
standes. Der  Grad  derselben  ist  entscheidend,  wie  weit  darauf  bei  der 
Kartographie  des  Meeresgrundes  Rücksicht  genommeu  werden  muß. 

Während  also  bei  einer  gewissen  Constanz  der  dynamischen  und 
biologischen  Faktoren  neuer  Ablagerungen  auch  die  Natur  des  Meeres- 
grundes geringeren  Schwankungen  unterworfen  ist  und  die  Veränderlich- 
keit auch  zu  dem  Wechsel  der  dynamisch-biologischen  Einflüsse  in  eine 
gewisse  Beziehung  wird  gebracht  werden  müssen,  so  werden  auch  gleich- 
bleibende Einflüsse  dieser  Art  bei  der  Zerstörung  alter  geologischer  Ab- 
lagerungen je  nach  der  Natur  und  dem  Wechsel  derselben  die  Ver- 
anlassung eines  im  Bestände  wechselnden  Meeresgrundes  werden  können. 
Man  wird  dieses  aus  der  Natur  der  geologischen  Ablagerungen  und  den 
bisherigen  leider  noch  sehr  lückenhaften  Ergebnissen  der  wissenschaft- 
lichen Meereskunde  schließen  müssen,  und  es  wird  die  Aufgabe  der  di- 
recten  Beobachtung  sein,  diese  Schlußfolgerungen  zu  bestätigen  oder  zu 
modificiren.  Bei  der  großen  Schwierigkeit  der  auf  diesem  Gebiete  zu 
bewältigenden  Fragen  ist  es  aber  von  großer  Bedeutung,  die  Weite  der 
Gesichtspunkte  stets  im  Auge  zu  haben,  welche  hierbei  zu  berück- 
sichtigen sind  und  welche  in  der  Regel  auf  die  einzuschlagenden  wissen- 


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Vorbemerkungen 


5 


schaftlichen  Methoden,  worauf  hier  in  erster  Linie  Werth  zu  legen  ist, 
nicht  ohne  Einfluß  zu  sein  pflegen.  Es  ist  hier  wie  bei  allen  wissen- 
schaftlichen Untersuchungen:  Nur  wer  die  Aufgaben  richtig  zu  stellen 
und  für  die  Lösung  derselben  die  richtige  Methode  in  der  nöthigen  Be- 
grenzung auszuwählen  weiß,  wird  hier  den  entsprechenden  Erfolg  haben 
können.  Man  wird  hier  immer  die  älteren  geologischen  Erscheinungen 
und  die  Thatsachen  der  gegenwärtigen  Meereskunde  in  ihrer  gegenseitigen 
Beziehung  berücksichtigen  müssen.  Nur  dadurch  wird  auf  die  ent- 
sprechende gegenseitige  Unterstützung  beider  betr.  der  Erforschung  und 
auf  die  nöthige  wissenschaftliche  Ausbeute  für  beide  zu  rechnen  sein  und 
naturgemäß  werden  so  auch  die  practiseben  Interessen  der  Marine  am 
besten  gefördert  werden." 

Dem  in  den  vorhergehenden  Sätzen  von  Orth  Gesagten  brauchen 
wir  unsererseits  nichts  mehr  hinzuzufügen,  da  sie  eine  genügende  Be- 
gründung dafür  geben,  daß  in  dem  vorliegenden  Werke  versucht  worden 
ist,  die  Wissenschaft  vom  Meere,  nicht  zuletzt  im  Interesse  des  prak- 
tischen Seemannes,  mit  geologischem  Geiste  zu  durchdringen.  Es  wird 
die  Aufgabe  der  nachfolgenden  Darstellung  sein,  im  einzelnen  zu  zeigen, 
in  welchen  Meeresgebieten  von  einer  (relativen)  Konstanz  in  der  Zu- 
sammensetzung des  Meeresbodens  gesprochen  werden  kann,  und  welche 
anderseits  häufigen  Wechsel  in  der  Zusammensetzung  des  Meeresbodens 
erwarten  lassen.  Daß  letzteres  mehr  auf  die  Flachsee  beschränkt  sein 
wird,  mag  schon  hier  vorweggenommen  werden;  denn  die  Verhältnisse 
der  Tiefsee  sind  unter  den  dort  herrschenden  Umständen  im  allgemeinen 
nur  langsameren  Wandlungen  unterworfen,  bei  deren  Dauer  man  an 
sehr  sehr  lange  Zeiten,  sogenannte  „geologische  Zeiten  a,  denken  muß. 
Das  gilt  allerdings  nicht  von  jenen  Wandlungen,  welche  in  Flachsee, 
wie  in  Tiefsee  durch  tektonische  (Erdbeben)  oder  vulkanische  Er- 
scheinungen hervorgerufen  werden  können;  und  es  müssen  auch  diese, 
im  I.  Bande  dieses  Werkes  behandelten  Ereignisse  nebst  anderen  dort 
geschilderten  (Inselbildung  durch  Gasauftreibung  usw.)  berücksichtigt 
werden,  wo  die  Konstanz  oder  Nichtkonstanz  in  der  Zusammensetzung 
des  Meeresbodens  in  Frage  kommt. 

Von  einer  einigermaßen  genauen  geologischen  Aufnahme  des  Meeres- 
bodens sind  wir  trotz  der  frühen  Anregungen  von  Orth  heute  selbst 
in  den  küstennahen  Regionen  Europas  noch  weit  entfernt.  Am  weitesten 
vorgeschritten  ist  in  dieser  Beziehung  Frankreich,  welches  für  seine 
Küsten  eine  sehr  eingehende  kartographische  Darstellung  dieser  Ver- 
hältnisse von  J.  Thoület2)  besitzt,  mit  welcher  sich  vorläufig  nichts 
Ähnliches  vergleichen  läßt;  hierzu  kommen  noch  eine  große  Zahl  von 
Einzeluntersuchungen  desselben  Autors  und  seiner  Schüler.  Leider  aber 
sind,  worauf  später  noch  zurückzukommen  sein  wird,  die  Bezeichnungen, 
welche  dieser  Autor  den  verschiedenen  Ablagerungen  gegeben  hat,  in 


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Das  Felggerüst  des  Meeresbodens 


keiner  Weise  geeignet;  weder  für  den  praktischen  tiebrauch  des  See- 
mannes, noch  weniger  aber  für  den  Geologen  und  für  die  Vertreter 
anderer  W  issenschaften,  so  daß  das  praktische  Ergebnis  dieser  Arbeiten 
nicht  so  hoch  zu  bewerten  sein  wird,  wie  es  bei  einer  naturgemäßeren 
Bezeichnung  und  Klassifikation  der  Sedimente  der  Fall  gewesen  wäre. 

Auch  bei  uns  ist  unlängst  die  Notwendigkeit  einer  eingehenden 
geologischen  Aufnahme  der  heimischen  Meere  erkannt  worden3);  die  ge- 
gebene Anregung  bedarf  aber  noch  der  Ausführung. 

1.  Das  Felsgerüst  des  Meeresbodens 

Während  sich,  wie  bereits  die  Ausführungen  in  früheren  Abschnitten 
(in  Band  f)  gezeigt  haben,  mancherlei  über  die  Zusammensetzung  des 
tieferen  Felsuntcrgmndes  des  Meeresbodens  aus  allgemeinen  tektonischen 
und  paläogeographischen  Erwägungen  heraus  vermuten  läßt,  beschränken 
sich  die  Fälle,'  in  welchen  direkte  Beobachtungen  sichere  Schlüsse  be- 
züglich der  Entstehung  der  Formen  des  submarinen  Felsbodens  und 
weiterhin  auch  der  Zusammensetzung  desselben  zulassen,  einmal  in  der 
Regel  nur  auf  die  Flachsee  und  sind  zum  anderen  bisher  nur  sehr  ver- 
einzelt, weil  ihnen  noch  niemals  systematisch  nachgestellt  wurde. 

Die  Flachsee  zwischen  Schottland  und  den  Hebriden  trägt  nach  James 
Geikie  durchaus  den  Charakter  einer  untergetauchten  Rundhöckerland- 
schaft und  wird  von  zahlreichen  Wannen  durchsetzt.  Da  wir  aber  aus  früher 
bei  Behandlung  der  Schelfe  Gesagtem  wissen,  bis  zu  welcher  Tiefe  mächtige 
Eismassen,  welche  sich  ins  Wasser  vorschieben,  zu  erodieren  vermögen, 
ist  diese  Beobachtung  durch  Erwägungen  darüber  zu  ergänzen,  ob  die 
Dicke  des  diluvialen  Eises  genügt  haben  könnte,  um  Erosion  unter  dem 
Niveau  des  Meeresspiegels  zu  vollziehen,  oder  ob  eine  terrestrisch  gebildete, 
aber  nachträglich  versenkte  Rundhöckerlandschaft  vorliegt.  Durchaus  Ähn- 
liches gilt  auch  für  die  bekannte  finnische  und  schwedische  Schärenland- 
schaft, deren  Bildung  keineswegs  eine  nachträgliche  Senkung  erfordern 
würde.  Etwas  anders  liegt  die  Sache  wohl,  wenn  sich  z.  B.  die  schachtartigen 
Schlote  der  Karstgebiete  auch  am  Grunde  der  benachbarten  flachen 
Meere  wiederholen.  So  beschreibt  J.  R.  Lorenz4)  derartige  Gebilde 
aus  dem  Golfe  von  Fiume,  wo  z.  B.  unweit  Mosehenitze  mitten  zwischen 
Tiefen  von  f>0  tu  eine  solche  von  1 30  m  angetroffen  wurde,  aus  welcher 
ein  starker  Süßwasserstrom  an  die  Meeresoberfläche  emporsteigt.  Hier 
wird  man  vielleicht  in  der  Tat  eine  nachträgliche  Senkung  ins  Auge  zu 
fassen  haben  und  von  „ertrunkenen"  Dolinen  sprechen. 

Außer  auf  die  Entstehung  der  Formen  wird  man  in  den  meisten 
solchen  Fällen  auch  wohl  in  der  Lage  sein,  Schlüsse  auf  die  Zusammen- 
setzung des  Felsuntergrundes  selbst  zu  ziehen.  Daß  es  sich  auch  hier 
nur  um  auf  einer  ganzen  Zahl  von  Voraussetzungen  basierende  Schluß- 


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Das  Felsgeriist  des  Meeresbodens 


7 


folgerungeil  handelu  kaun,  liegt  auf  der  Hand,  wenu  wir  von  den  seltenen 
Fällen  absehen,  in  denen  z.  B.  unterhalb  des  Meeresbodens  Bergbau 
stattfindet,  wie  im  Zinnerzgrubendistrikt  von  St.  Just,  wenig  nördlich 
von  Lands  End  in  Com  wall.  Hier  trennen  —  was  gewiß  für  manche 
geologische  Probleme  von  Wichtigkeit  ist,  so  für  das  von  manchen  Forschern 
vermutete  Eindringen  von  Meerwasser  in  den  Meeresboden  und  die  an- 
gebliche Erzeugung  von  vulkanischen  Erscheinungen  durch  Zusammen- 
treffen solchen  Wassers  mit  dem  Schmelzfluß  der  Tiefe  —  nur  wenige 
Meter  schiefriger  Gesteine  die  in  der  Grube  Botallack  uuter  dem  Meeres- 
boden hinlaufenden  Stollen  von  der  See,  deren  Rauschen  bei  Sturm, 
deutlich  zu  hören  ist;  aber  dennoch  bleiben  sie  völlig  trocken! 

Nicht  immer  sind  die  Bildungen,  welche  den  Meeresboden  zusammen- 
setzen, bezw.  den  Uutergrund  der  rezenten  Sedimente  bilden,  feste  Ge- 
steine. Sondern,  wenn  wir  bisher  ganz  allgemein  von  Felsuntergrund 
gesprochen  haben,  so  waren  damit  überhaupt  ältere  geologische  Bildungen 
gemeint,  welche  mit  der  heutigen  Meeresablagerung  direkt  nichts  zu  tun 
haben  und  gelegentlich  wohl  auch  ihre  ursprünglich  lockere,  bezw.  weiche 
Beschaffenheit  bewahrt  haben  können. 

Solche  ältere  geologische  Bildungen  sind  z.  B.  schon  lange  vom  Schelf 
der  Nordsee  bekannt,  dessen  Boden  in  der  Doggerbank  zahlreiche  Reste 
diluvialer  Wirbeltiere  und  andere  Produkte  vergangener  geologischer 
Zeiten  liefert,  welche  mit  der  jetzigen  Meeresbedeckung  nichts  zu  tun 
haben.    Das  ist  an  anderer  Stelle  dieser  Darstellung  zu  schildern. 

Fast  regelmäßig  treten  aber  ältere  Gesteine  auch  am  Boden  von 
Meeresstraßen  auf,  wo  sie  nicht  nur  auf  eine  Verhinderung  der  Sedimeu- 
tation,  sondern  gar  auf  eine  fortschreitende  Vertiefung  hindeuten.  Das 
bekannteste  Beispiel  hierfür  bietet  der  Ärmelkanal:  schon  Delesse'') 
und  Lebour  fl)  haben  über  die  Verhältnisse  berichtet.  An  zahlreichen 
Stellen  lassen  sich  die  Gesteine  der  Küsten  eine  gewisse  Strecke  bis 
unter  deu  Meeresspiegel  verfolgen;  ja  die  aus  Anlaß  der  bekannten 
Tnnnelprojekte  vorgenommenen  Untersuchungen  der  engsten  Stelle 
zwischen  Dover  und  Calais,  Folkestone  und  Kap  Gris-Nez  ermöglichten 
gar  nach  Vornahme  von  ca.  2700  Lotungen  und  400  Bohrungeu,  welche 
bei  den  starken  Strömungen  und  unter  5ß — 60  m  Wasser  erst  nach 
Überwindung  beträchtlicher  Schwierigkeiten  möglich  waren,  den  Entwurf 
einer  geologischen  Karte7).  Diese  Karte  zeigt,  wie  die  .luraschichten 
des  Boulonnais  sich  unter  dem  Meeresspiegel  fortsetzen  und  insbesondere 
Aufragungen  der  Portlandschichten,  mehr  oder  minder  bedeckt  von 
Sand,  die  Kerne  der  Varue-  und  Colbart-Bank  bilden;  auch  der  Verlauf 
der  Wealden-  und  Kreidegrünsandschichten  von  hüben  nach  drüben 
ist  durch  diese  Untersuchungen  klargestellt  worden. 

Die  Verbreitung  der  Stellen  freiliegenden  Felsens  im  Kanal  steht  meist 
unmittelbar  mit  deu  Gezeitenströmungen  in  Zusammenhang.  Ein  solches 


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Das  Felsgerüst  des  Meeresbodens 


Gebiet  liegt  nordwestlich  von  Alderney  in  einer  Tiefe  von  mehr  als  157  m  an 
dem  tieferen  Ende  jener  eigenartigen  submarinen  Furche,  welche  Delesse 
als  „fosse  centrale"  bezeichnete  und  die  wohl  mit  dem  „Hurds  Deep- 
englischer  Geologen  identisch  ist.  Eine  andere  Stelle  nackten  Fels- 
bodens befindet  sieh  nach  Lkbour  dort,  wo  das  schon  damals  (1874) 
vorhandene  transatlantische  Kabel  die  Tiefe  von  914  m  erreicht.  Die 
Ergebnisse  mancher  späteren  englischen  Forschungen  sind  neuerdings 
von  Paul  Lemoine8)  zusammengefaßt  worden.  Der  Boden  des  Kanals 
liefert  nicht  nur  obercretaceische  und  nummulitenführende  Eozän- 
gesteiue  —  im  letzteren  Falle  mit  Formen,  welche  im  Pariser  Becken 
fehlen  — ,  sondern  auch  Granite,  triadischen  New  red  sandstone  (Bunt- 
sandstein), sowie  auch  Übergangsgesteine  zum  Lias.  Die  Verteilung 
dieser  Gesteine  erlaubt  aber  z.  B.  für  die  Gegend  südlich  von  Plymouth 
etwa  unter  50°  X  und  4' V*  W  festzustellen,  daß  sich  die  Liasgesteiue 
zonenförmig  um  die  der  unteren  Trias,  diese  aber  wiederum  um  die 
Granite  herum  anordnen,  während  Kreidegesteine  über  das  ganze  Gebiet 
zerstreut  gefunden  werden.  Das  würde  durchaus  mit  den  Profilen  des 
südwestlichen  Englands  harmoniereu,  in  denen  die  alten  Granite  zu- 
nächst übergreifend  von  Trias  uud  .Jura  überlagert  werden,  während 
sich  die  obere  Kreide  ihrerseits  diskordant  über  alle  die  Yorhergenannteu 
Bildungen  hinüberlegt.  Hieraus  ergibt  sich,  daß  Trias  und  Jura  sich 
unter  dem  Meeresspiegel  weiter  nach  Westen  erstrecken,  als  zunächst 
nach  Untersuchung  des  englischen  Festlandes  anzunehmen  war,  uud 
daß  schon  in  jenen  Zeiten  an  Stelle  des  heutigen  Kanals,  der  nach 
Annahme  mancher  Autoren  noch  zur  Diluvialzeit  als  kontinentales  Flußtal 
diente,  eine  Einsenkung  vorhanden  war.  Das  hatte  H.  Douville9)  für 
die  .Jurazeit  schon  früher  aus  paläobiogeographisehen  Feststellungen 
geschlossen. 

Au  diese  Beobachtungen  im  Kanal  schließen  sich  jene  Erfahrungen 
von  Cole  und  Crook  bezüglich  der  Porcupine-Bank  im  Westen  von 
Irland  an,  welche  wir  schon  einmal  erwähnt  haben.  Im  Südwesten 
der  im  südlichen  Irland  gelegenen  Grafschaft  Kerry  fanden  sich  zu- 
nächst Stücke  von  Oberkreide  und  von  eozänem  Miliolinenkalkstein. 
deren  Lage,  wenn  sie  wirklich  dem  Anstehenden  am  Meeresboden  ent- 
stammen, die  Grenze  dieser  Bildungen  noch  weiter  nach  Nordwesten 
verschieben  würde,  als  die  Funde  im  Kanal  andeuten.  Nimmt  mau 
weitere  Funde  von  Oberkreidefragmenten  in  der  Breite  der  Grafschaft 
Mayo  nordwestlich  von  Irland  hinzu,  so  besteht  allerdings  die  Möglichkeit, 
daß  durch  diese  Feststellungen  die  Lage  eines  Meeresarmes  der  Ober- 
kreidezeit gegeben  ist,  welcher  vom  Kanal  zunächst  in  nordwestlicher 
Richtung  sich  erstreckte,  die  jetzige  Porcupine-Bank  umfaßte  und  um- 
biegend sich  bis  zur  Kreide  des  nordöstlichen  Irlands,  der  Grafschaft 
Antrim,  hinzog.  Sicherer  als  diese  immerhin  bisher  nur  auf  wenige  Fund- 


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Das  Felsgerüst  des  Meeresbodens 


9 


stücke  gegründeten  Schlüsse  sind  die  auf  die  Porcupine-Bank  selbst  sich 
beziehenden.  Die  hier  erhaltenen  Dredschproben  enthielten  z.  T.  mehr 
als  2000  Steine,  darunter  solche  von  Olivingabbro  von  9,8,  7,1,  4,7  kg 
Gewicht.  Nun  könnte  man  zwar  geneigt  sein,  für  diese  Funde  an  Eis- 
transport während  der  Diluvialzeit  zu  denken,  um  so  mehr  als  in  den 
Sedimenten  der  Kontinentalböschung  im  SW  von  Irland  noch  in  ca.  800  m 
Tiefe  Brocken  mit  Gletscherschrammen  nachgewiesen  wurden,  wie  solche 
neuerdings  auch  Peach  aus  der  „Michael  Sars" -Ausbeute  beschrieben 
hat;  auch  Proben  von  der  Küste  von  Antrim  deuten  auf  diluvialen  Eis- 
transport hin.  Indessen  zeigen  gerade  die  Dredschproben  von  der 
Porcupine-Bank  mit  ihrem  au  den  einzelnen  Untersuchungsstellen  nur 
innerhalb  bestimmter  Grenzen  schwankenden  Prozentgehalt  an  ver- 
schiedenen Gesteinstypen,  daß  man  ihr  Gesteinsmaterial  in  der  Hauptsache 
vom  Felsgerüst  des  Meeresbodens  selbst  ableiten  muß.  Daß  bei  dieser 
Annahme  eine  gute  Übereinstimmung  im  tektonischeu  Aufbau  des  Meeres- 
untergrundes mit  der  seine  Fortsetzung  bildenden  Küste  des  westlichen 
Irlands  (vorwiegend  metamorphe  Gesteine,  Algonkium  und  Paläozoikum) 
resultiert,  ist  eine  Tatsache,  die  für  die  Richtigkeit  jener  Annahme 
spricht.  Danach  wird  es  wahrscheinlich,  daß  jugendliche  Senkungen 
früheres  Land,  auf  welchem  subaerische  Zerstörungsvorgänge  die  Gesteine 
verarbeitet  und  mehr  oder  weniger  abgerollt  hatten,  ziemlich  rasch  in 
Meeresboden  verwandelt  haben,  Senkungen,  wie  sie  sich  auch  aus  den 
Untersuchungsergebnissen  anderer  Autoren,  welche  von  ganz  anderer 
Grundlage  ausgingen,  für  den  nordatlantischen  Ozean  ableiten  lassen. 
Die  Porcupine-Bank  ist  durch  einen  Olivingabbro  mit  sauren,  granitischen 
Ganggesteinen  ausgezeichnet.  Dieser  Gabbro  erinnert  an  känozoische 
Gesteine  der  Grafschaft  Loutu  im  Östlichen  Irland  und  der  Inneren 
Hebriden,  welche  A.  von  Lasaulx  1878  zuerst  genau  beschrieben  hat. 

Nördlich  der  Porcupine-Bank  gibt  der  einsame,  sturmumtoste  und 
schwer  zugängliche  Rockallfelsen  weitere  Anhaltspunkte10).  Er  liegt  in 
57°  36'  X,  13°  42'  W  auf  einer  50  km  breiten  und  110  km  langen  Bank 
und  erreicht  bei  nur  90  m  Umfang  in  der  Wasserlinie  eine  Höhe  von 
21  m.  Die  diesen  Felsen  umgebenden  Riffe  sind  schon  mehr  als  einem 
Sclüffe  verhängnisvoll  geworden.  Dieses  Felseninselchen  ist  kein 
ozeanisches,  sondern  gehört  als  äußerster  und  vereinzelter  Vorposten 
noch  zum  Europäischen  Kontinent,  wenn  es  auch  eine  Rinne  von  2300  m 
Tiefe  und  400  km  Entfernung  von  der  Westküste  Schottlands  treunen. 
Die  wenigen  von  dem  nur  selten  betretenen  Felsen  selbst  stammenden 
Gesteinsstttcke  wurden  von  J.  W.  .Judd  als  ein  granitisches  Ganggestein 
erkannt  und  als  Rockallit  bezeichnet.  Rosenbusch,  der  es  zunächst 
bei  den  Ägiringraniteu  aufführte,  hat  es  später  unter  die  Ägirinquarz- 
tinguaite  eingereiht,  unter  denen  es  indessen  durch  herrschenden  Albit 
eine  gewisse  Sonderstellung  einnehmen  würde.  Die  in  der  Umgebung  des 


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JO  Das  Felsgcrüst  <\e*  Meeresbodens 

Felsens  auf  der  Bank  gedredschten  Gesteinsproben,  welche  G.  A.  J.  Cole 
untersuchte,  deuten  nach  ihm  darauf  hin,  daß  hier  ein  basaltisches 
Plateau  versenkt  liegt,  das  in  seiner  Lage  durchaus  zu  der  großen  nord- 
atlantischen Basaltformation  paßt,  welcher  auch  Island,  die  Faröer,  die 
Inneren  Hebriden  und  Teile  NO-Irlands  angehören.  Ob  das  Gestein  des 
Rockall -Felsens  irgendwie  mit  diesen  geologisch  jüngeren  Eruptiv- 
bildungen in  direktem  genetischen  Zusammenhang  steht,  ist  nicht  zu  sagen. 

Südlich  der  Porcupine-Bank  gibt  vielleicht  der  Fund  eines 
Blockes  von  Xcphelin-Syenit,  welchen  Lady  Mc  Robert11)  beschrieben 
hat.  weitere  Hinweise.  Dieser  Block  wurde  vom  „Michael  Sars* 
auf  seiner  Station  95  unter  50°  22'  N,  1 1 0  44'  W  südwestlich  von  Irland 
aus  1797  m12»  Tiefe  zusammen  mit  über  200  anderen  Gesteinsbrocken 
gehoben.  Während  diese  Begleitgesteine,  wie  wir  später  noch  sehen 
weiden,  vermittelst  Eistransport  von  Schottland  und  Irland  herver- 
frachtet worden  sind,  was  sich  aus  petrographisehen  Übereinstimmungen, 
bezw.  Fossilführung  ergibt,  zeigt  der  Nephelinsyenit  keine  Beziehung 
zu  irgend  einem  bisher  bekannten  Gesteine  des  nordatlantisehen  Ge- 
bietes, auch  nicht  zu  den  Syeniten  der  Sierra  de  Mouchique.  Da  aber 
immerhin  die  Möglichkeit  vorliegt,  daß  dieser  Nephelinsyenitblock  einem 
Punkte  des  Meeresbodens  selbst  entstammt  und  zudem  in  der  fraglichen 
Region  die  Isobathen  auf  große  Entfernungen  ungefähr  parallel  zum 
Meridian  verlaufen,  meinte  Lemutxe  dieses  Gestein  doch  mit  den 
Syeniten  der  Sierra  de  Monchique  im  Südwesten  der  Iberischen  Halb- 
insel in  Parallele  setzen  zu  dürfen,  deren  Fortsetzung  nach  Westen 
durch  den  Steilabsturz  zur  atlantischen  Tiefsee  unkenntlich  wird.  Ob 
aber  eiu  einheitlicher  Abbruch  beide  Vorkommnisse  nach  Westen  begrenzt, 
dafür  kann  vorläufig  nichts  anderes  als  eben  diese  Vermutung  augeführt 
werden. 

Daß  das  20—40  m  tief  gelegene,  manche  Felsaufragungeu 
zeigende  submarine  Plateau  von  Rochebonne  (Chareute-  Inferioure) 
Granite  enthält  und  als  eine  Fortsetzung  der  Granitmasse  der  Belle-Ile 
und  der  Ile.d*  Yeu  anzusehen  ist,  hat  L.  PenvinquiERE11)  gezeigt. 

Ähnliches  gilt  von  der  eozäueu  Nummulitenformation  von  Biarritz, 
welche  sich  nach  L.  de  Folix")  in  80—90  m  Tiefe  bis  nach  dem  „Champ 
des  Vaches'4  genannten  submarinen  Plateau  auf  der  Höhe  von  Kap  Breton 
erstreckt. 

Am  Steilabfall  des  Biskayaschelfs,  90 — 120  km  von  der  Küste  des 
Dep.  Landes,  sind  übrigens  1895  von  den  französischen  Gelehrten  an 
Bord  des  „Caudair  aus  180—650  in  Tiefe  mehrfach  mit  Grundnetzen 
grobe  Gesteinsbruchstücke  aus  Gneis,  Granulit,  Chlorit-  und  Glimmer- 
schiefer, Ophit,  Diabas,  auch  Sedimenten  der  Karbon-  und  Kreide- 
formation,  sowie  des  Alttertiärs  heranfgebracht  worden,  welche 
Bleicher15)  als  Glazialgeschiebe  deuten  wollte,  die  wahrend  der  Eiszeit 


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Das  Felsgerüst  des  Meeresbodens  1 1 

mit  Treibeis  aus  den  Cautubrischen  Gebirgsketten  und  den  Pyrenäen 
herbeiverfracbtet  w  urden.  Im  Maximum  von  12  cm  Durchmesser,  waren 
die  zahlreicheren  eckigen  Fragmente  im  allgemeinen  größer  als  die 
weniger  häufigen  geruudeten.  Ähnliche  grobe  Gesteinsbruchstücke 
fanden  auch  die  Mitglieder  der  -Travailleur"- Expedition  am  Südrande 
des  Biskaya -Golfes,  und  Krümmel  war  der  Meinung,  daß  es  sich  in 
diesen  beiden  Fällen  sehr  wohl  um  am  Meeresboden  anstehendes  und 
durch  die  Dredsche  losgerissenes  Gestein  gehandelt  haben  könnte. 

Nehmen  wir  alle  die  genannten  Fälle,  die  sich  bei  systematischer 
Durchsicht  der  Literatur  gewiß  noch  vermehren  ließen,  zusammen,  so  han- 
delt es  sich  durchweg  um  Funde  im  Gebiete  der  europäischen  Schelfe  oder 
des  Schelfabhanges.  Bei  den  zahllosen  Angaben  unserer  Seekarten  von 
„hartem  Grund"  in  allen  Meeren  und  Tiefen  darf  aber  die  Hoffnung 
ausgesprochen  werden,  daß  künftighin  nicht  nur  auf  die  Gewinnung 
der  jungen  Sedimente  des  Meeresbodens  Gewicht  gelegt  werden  möge, 
sondern  auch  auf  die  von  Proben  anstehenden  Gesteines,  da  erst  hier- 
durch manche  Vermutungen  über  Zusammensetzung  und  Bau  des  festen 
Felsuntergi'iindes  der  Meere  tatsächliche  Unterlagen  bekommen  würden. 
So  hat  Verf.  schon  vor  Jahren  darauf  hinweisen  können10),  wie  wichtig 
es  sein  müßte,  von  gewissen  Stellen  felsigen  Bodens  im  Nordatlantischen 
Ozean,  welche  auf  der  mutmaßlichen  Verbindungslinie  der  europäischen 
und  amerikanischen  Altaiden  liegen,  Gesteinsbruchstücke  untersuchen 
zu  können:  ..allerdings  wird  man  dabei  damit  zu  rechnen  habeu,  daß 
bei  diesen  Versuchen  der  eine  oder  andere  Lotdraht  samt  den  betreffenden 
Instrumenten  verloren  geht,  eiu  Schaden,  der  aber  gering  wäre  gegen- 
über einem  gelungenen  Versuch,  der  beweisendes  Material  zu  Tage 
fördern  würde".  Daß  solche  Versuche  hin  und  wieder  Aussicht  auf 
Erfolg  haben,  dafür  mag  ein  Beispiel  angeführt  werden,  auf  welches 
P.  Termier17)  neuerdings  wieder  die  Aufmerksamkeit  gelenkt  hat, 
wenn  wir  uns  auch  mit  seiner  Deutung  des  Befundes  nicht  identifizieren 
wollen.  Im  Sommer  1898  war  man  mit  Kabelreparaturen  zwischen  Brest 
und  Kap  Cod  beschäftigt  und  fand  bei  der  Suche  nach  dem  zerrissenen 
Kabel  unter  47"  X  und  29°  40'  W  von  Paris  (!)  etwa  900  km  nördlich 
der  Azoren  in  3100  m  mittlerer  Tiefe  ein  Bodcnrelief  von  gebirgigein 
Charakter  mit  hohen  Gipfeln,  steilen  Abhängen  und  tief  eingefurchten 
Tälern.  Schlammige  Sedimente  wurden  nur  im  Zuge  der  Täler  an- 
getroffen, während  die  Gipfel  sich  als  felsig  erwiesen.  Durch  diese 
Felsen  wurden  die  Greifzangen  stark  abgenutzt  und  verschrammt,  doch 
fand  man  zwischen  ihren  Zähnen  kleine  Fragmente  von  Gestein,  welche 
durchaus  den  Eindruck  erweckten,  als  seien  sie  frisch  vom  Anstehenden 
losgebrochen.  Es  handelt  sich  um  eine  glasige  Basaltlava,  sog.  Tachylyt 1H). 
Wenn  Termier  indessen  annimmt,  daß  diese  glasige  Lava  an  der 
Erdoberfläche  erstarrt  sei,  da  vulkanisches  Magma  unter  dem  Druck 


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12 


Stetige  und  unterbrochene  Meeressedimentation 


von  3000  rn  Wasser  sich  kristallinisch  ausscheiden  müsse,  und  wenn  er 
schließt,  daß  die  an  der  Erdoberfläche  glasig  erstarrte  Lava,  welche 
selbst  noch  ihre  feinsten  Spitzen  besitzt,  bald  nach  ihrer  Erstarrung 
sehr  rasch  in  jene  Meerestiefe  versenkt  worden  sein  müsse,  so  dürfen 
wir  hierzu  wohl  mehr  als  ein  Fragezeichen  setzen. 

Vielleicht  gelingt  es  künftigen  Expeditionen ,  dem  Vorschlag 
J.  Thoulets11*)  folgend,  in  flacherem  Wasser  durch  Sprengungen 
Bruchstücke  von  felsigen  Meeresbödeu  zu  gewinnen  und  durch  nach- 
folgende Dredschungen  ans  Tageslicht  zu  bringen.  Hierdurch  könnten 
unsere  Kenntnisse  über  den  Aufbau  des  Felsgerüstes  der  Schelfe  sehr 
gewinnen.  Aber  über  diese  hinaus  wird  man  sich  schon  deshalb  . 
schwerlich  Erfolg  von  solchen  Versuchen  versprechen  dürfen,  weil  in 
tiefem  Wasser  die  Wahrscheinlichkeit,  mit  einem  Dredschzug  die  Spreng- 
stelle genau  wiederzutreffen,  doch  äußerst  gering  ist, 

2.  Stetige  und  unterbrochene  Meeres- 
Sedimentation"0) 

Gehen  wir  nunmehr  zu  den  eigentlichen  Bildungen  des  Meeres 
selber  über,  so  ist  schon  früher  darauf  hingewiesen  und  geht  auch  aus 
den  soeben  gemachten  Angaben  hervor,  daß  nicht  an  allen  Stellen  des 
Meeresbodens  kontinuierlich  Aufschüttung  und  Auflagerung  von  sich  neu 
bildenden  Sedimeuten  statt  hat;  wenn  auch  der  Meeresboden  im  all- 
gemeinen als  Reich  der  Aufschüttung  gelten  kann,  so  bestätigen 
doch  manche  Ausnahmen  diese  Regel.  Wir  werden  erst  viel  später  eine 
Frage,  welche  hiermit  in  Zusammenhang  steht,  mit  Erfolg  in  Angriff 
nehmen  können,  die  Frage  der  verschiedenen  relativen  Mächtigkeiten 
der  am  Meeresboden  entstehenden  Neubildungen.  Die  Mächtigkeit  der- 
selben hängt  von  den  verschiedensten  Faktoren  ab.  Einer  derselben  ist 
die  Wasserbewegung,  seien  es  Wellen  oder  Strömungen;  und  je  nach 
der  Art  (spez.  Gewicht,  Korngröße,  Form  usw.)  der  zur  Sedimentation 
zur  Verfügung  stehenden  Komponenten  muß  bei  einer  bestimmten  In- 
tensität der  Wasserbewegung  die  Neubildung  von  lockerem  Sediment 
mehr  oder  minder  hintangehalten  oder  ganz  verhindert  werden,  mit 
anderen  Worten,  die  Mächtigkeit  der  in  einem  bestimmten  Zeitraum  sich 
bildenden  Aufschüttungen  wird  mehr  oder  weniger  reduziert  oder  auf  0 
herabgedrückt.  Letzteres  ist  der  Fall,  wo,  wie  in  den  soeben  be- 
sprochenen Fällen,  der  autochthone  Felsuntergrund  freiliegt.  Aber  nicht 
alle  Fälle  von  „hartem  Grund",  welche  uns  die  Lotungslisten  und  See- 
karten angeben,  dürfen  ohne  weiteres  in  dieser  Weise  gedeutet  werden, 
denn  —  wenn  wir  von  härteren  Tonsedimenten,  in  welche  die  Lot- 
instrumente  manchmal  nur  schwer  eindriugen.  absehen,  —  es  können 


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Wellen-  und  Brandungswirkungen  auf  den  Meeresboden  usw.  1 3 

auch  feste  Neubildungen  chemischer  Art.  wie  die  Verschiedenartigsten 
Konkretionen,  oder  biogener  Herkunft,  wie  Kalkalgenlager  oder  sonstige 
Riffbildungen,  die  Eigenschaften  «harten  Grundes"  CXichteindringen  der 
Lotinstrumente  und  Beschädigung  derselben)  zeigen.  Aber  auch  für 
diese  Falle  gilt  in  der  Regel  die  Verhinderung  des  Absatzes  suspen- 
dierter Komponenten  durch  die  Wasserbewegung. 

a)  Wellen-  und  Rrandnngswirkiingen  auf  den  Meeresboden  nebst 
Bemerkungen  über  Wellenfurrhen 

Die  Einwirkung  der  Wellen  auf  den  Meeresboden  äußert  sich  vor 
allem  in  dem  so  außerordentlich  wichtigen  Vorgang  der  Brandung, 
welchem  wir  an  einer  späteren  Stelle  noch  einmal  näher  treten  werden. 

Die  gewaltigen  Zerstörungen,  welche  die  Brandung  an  Felsküsten 
vollführt,  brauchen  hier  nicht  geschildert  zu  werden.  Diese  dem  Aufbau 
neuer  Sedimente  im  allgemeinen  nicht  günstige  Betätigung  der  Brandungs- 
welle nimmt  mit  zunehmender  Tiefe  in  ihrer  Intensität  mehr  und  mehr 
ab  und  dürfte  im  allgemeinen  in  etwa  200  m  Tiefe,  also  an  der  Außen- 
kante der  meisten  Schelfe,  zur  Bedeutungslosigkeit  herabsinken.  Als 
Beweis  hierfür  werden  vielfach  die  Wellen  furchen  (Tafel  I)  angeführt, 
welche  bis  zu  150—200  m  Tiefe  beobachtet  worden  sein  sollen21).  Es  wäre 
äußerst  verlockend,  der  Entstehung  dieser  auch  dem  Geologen  so  häufig 
in  fossilem  Zustande  begegnenden  Formen  der  Schichtoberflächen  hier 
eine  ausführlichere  Beschreibung  zu  widmen;  doch  würde  eine  dem 
Problem  auch  nur  einigermaßen  gerecht  werdende  Darstellung,  auch  bei 
Verzicht  auf  Berücksichtigung  der  schon  recht  umfangreichen  Literatur, 
den  hier  vorhandenen  Rahmen  sprengen,  und  so  müssen  einige  kurze 
Angaben  genügen,  deren  eingehendere  Begründung  gelegentlich  au 
anderem  Orte  gegeben  werden  mag.  In  den  Jahren  1888 — 1890  hat 
H.  vox  Helmholtz22)  in  verschiedenen  Abhandlungen  auf  mathe- 
matischem Wege  den  Nachweis  geliefert,  daß  überall  an  der  Grenz- 
fläche zweier  Flüssigkeiten  oder  Gase  von  verschiedenem  spezifischen 
Gewicht,  welche  verschiedene  Geschwindigkeiten  haben,  Wogenbildung 
eintreten  muß;  ein  stabiler  Zustand  kann  nur  dann  vorhanden  sein, 
wenn  der  Druck  auf  beiden  Seiten  der  Grenzfläche  der  gleiche  ist,  was 
eben  nur  bei  einer  bestimmten  Wellenbewegung  der  Fall  ist,  während 
eine  ebene  Grenzfläche  einem  labilen  Gleichgewichtszustande  entsprechen 
würde.  Auf  diese  Weise  erklären  sich  nicht  nur  die  Wasserwellen,  — 
deren  in  flachem  Wasser  und  beim  Auflaufen  auf  die  Küste  stark  ab- 
gewandelte Formen  die  Brandung  mit  ihren  großen  geologischen  Wir- 
kungen bedingen,  —  sondern  auch  die  Wogenwolken  der  Atmosphäre, 
das  Schlackern  oder  Vibrieren  eines  Segels,  längs  dessen  Fläche  der 
Wind  entlang  streicht,  oder  eines  Wimpels  auf  fahrendem  Schiff  und 


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14 


Stetige  und  unterbrochene  Meeressedimentation 


noch  manche  andere  Erscheinungen.  Vor  allem  aber  darf  man  mit 
O.  BASfHiN23)  auch  bei  der  ßntst.ehuug  der  Wellenfurchen,  wie  sie 
häufig  die  Oberfläche  von  lockeren  und  feinkörnigen  Aufschüttungen 
(Sand,  Schnee  usw.)  unter  Atmosphären-  oder  flacher*  Wasserbedeckung 
bilden,  die  Tendenz  zur  Bildung  einer  HELMHOLTZschen  Wellenfläche 
erkennen.  Es  hängt  von  verschiedenen  Bedingungen  ab,  in  welchem 
Maß«'  die  erzeugten  Formen  einer  solchen  Wellenfläche  nahe  kommen, 
und  man  braucht  sich  nur  die  beiden  Extreme  der  symmetrischen  und 
der  einseitigen  Wellenfurchen,  wie  sie  uns  rezent,  wie  fossil  entgegen- 
treten, vor  Augen  zu  halten,  um  sich  zu  entscheiden,  in  welchem  Falle 
jenes  Ziel  am  vollständigsten  erreicht  ist,  Diese  Bedingungen  sind 
Korngröße,  spezifisches  Gewicht  und  Form  der  Einzelkomponenten  jener 
Aufschüttungen  uud  der  hierdurch  sich  ableitende  geringere  oder  größere 
Zusammenhalt  derselben,  welcher  unter  güustigeu  daständen  gestattet, 
daß  die  mehr  oder  weniger  vom  Medium  (Wasser)  durchtränkte 
Masse  sich  annähernd  nach  Art  einer  Flüssigkeit  in  toto  bewegt, 
während  im  entgegengesetzten  Falle  der  einseitig  gerichtete  Transport 
der  Eiuzelkomponeuten  die  Wellenfläche  derart  umgestaltet,  daß  das 
Profil  der  Einzelwelle  unsymmetrisch  und  dünenähnlich  wird.  Nach 
dieser  Anschauung  hätten  die  Welleufurchen  auf  Sand  usw.  mit  Wasser- 
wellen nur  die  ähnliche  Form  gemeinsam  und  die  beiden  Erscheinungen 
wären  einander  gleich  — ,  aber  nicht  die  letztere  der  ersteren  über- 
geordnet, wie  noch  vielfach  angenommen  wird.  Denn  die  Wellenfurchen 
auf  Sand,  Schlamm  usw.  sind  durchaus  nicht  etwa  nur  die  Abbildung 
eines  darüber  stehenden  Wasserwellensystems!  Wie  groß  tatsächlich 
der  Unterschied  zwischen  jenen  und  einem  solchen  ist,  ließe  sich  nur 
durch  näheres  Eingehen  auf  die  Bewegungsart  der  Einzelteile  der 
jeweilig  beteiligten  Massen  genügend  klarstellen.  Hier  müssen  wir  uns 
damit  begnügen  festzustellen,  daß  die  Bewegung  der  Einzelkomponenten 
einer  von  Welleufurchen  bedeckten  Schlamm-  oder  Sandmasse  im  all- 
gemeinen durchaus  nicht  mit  jener  Orbitalbewegung  verglichen  werden 
kann,  die  die  Teilchen  eines  Systems  von  Wasserwellen  ausführen.  Wohl 
glaubt  auch  der  Verf.  (am  Ufer  des  Kurischen  Haffs)  beobachtet  zu  haben, 
daß  hin-  und  herpendeluder  schwacher  Wellenschlag  unmittelbar  am  Ufer 
(symmetrische)  Wellenfurchen  erzeugte:  dieselben  können  aber  ebenso  gut 
als  die  Wirkung  zweier  entgegengesetzt  gerichteter  Strömungen  oder  aber 
eines  Systems  stehender  Wellen  aufgefaßt  werden.  —  Wellenfurchen  ge- 
langen meist  auf  Sandboden  zur  Beobachtung,  wohl  weil  sie  in  diesem  am 
längsten  Bestand  haben.  Ob  sie  aber  auf  schlammigem  Grund  und  in 
größeren  Tiefen,  als  gemeinhin  angenommen  wird,  nicht  ebensogut  ent- 
stehen, dürfte  eine  andere  Frage  sein:  uud  Verf.  möchte  annehmen,  daß 
sie  hier  eben,  nach  völliger  Beruhigung  des  Wassers,  wieder  in  sich 
zusammensinken  und  verschwinden. 


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Wellen-  nud  Brundungswirkungen  auf  den  Meeresboden  usw. 


15 


Da  nach  aUedem  Wellenfurchen  in  der  Mehrzahl  der  Fülle  durch  kon- 
tinuierliche, einseitig  gerichtete  Strömungen  entstehen,  besagt  ihr  Auftreten 
oder  Fehlen  natürlich  nichts  über  die  Tiefe  der  Wirksamkeit  der  Wellen. 
Tatsächlich  dürfte  aber  die  Wirkung  der  Wellen  über  den  Hereich  der 
Kontinentaltafel  hinausgehen:  das  zeigt  ihr  Verhalten  über  Bänken,  die  sich 
aus  ozeanischen  Tiefen  erheben.  Nach  Tizards  Beobachtungen  soll  sc  hon 
eine  Verminderung  der  Tiefe  von  1200  auf  500  m  über  dem  Wyville 
Thomson-Rücken  zwischen  Schottland  und  den  Faröer  ein  Anwachsen  der 
Wellenhöhe  erkennen  lassen.  Ähnliches  wird  vom  Nordseeschelf,  vou 
der  großen  Neufnndlandbank,  der  Agulhas-Bank,  den  Bänken  bei  Staten  I. 
berichtet  und  vou  Svhott,  dem  ( >zeanographen  der  „Valdivia"-Kxpedition, 
von  der  Gettysburgbank  (geringste  Tiefe  55  m)  und  der  Seine -Bank 
(14ß  m)  aus  der  Nähe  der  Kanarischen  Inseln  mitgeteilt.  Krümmel 
schreibt,  daß  lange  und  hohe  Wellen,  welche  aus  tieferen)  Wasser  auf 
die  Schelfbünke  hinübertreteu ,  hier  und  da  schon  bei  200  m  Tiefe 
braudeu:  ferner  könne  mau  auch  aus  den  Verletzungen,  welche  Tele- 
graphenkabel  auf  steinigem  Grunde  infolge  Durchscheuerung  vermittels 
hin-  uud  herbewegter  Steine  noch  in  1200 — 1800  m  erfahren,  auf  eine 
entsprechende  Wirkung  großer  Sturmwellen  bis  in  diese  Tiefen  hinab 
schließen24).  Die  durch  Stürme  auf  die  Schiffe  hinaufgeschlageuen 
Sandkörner  zeigen,  daß  das  Wasser  seichter  Meeresteile,  wie  der  Nordsee 
oder  der  Neufundlandbank,  bis  zum  Boden  aufgerührt  wird,  selbst  noch 
in  Tiefen  von  50  m  und  mehr.  So  berichtete  A.  R.  Hunt25)  nach 
Aussagen  der  Küstenfahrer  von  der  Neufundlandbank  nicht  nur,  daß, 
wenu  Sturzseen  über  20—25  m  Wassertiefe  aufs  Schiff  geschlagen  sind, 
diese  häufig  Sand  auf  Deck  zurücklassen,  sondern  auch,  daß  man  im 
Magen  der  Kabeljaue  daselbst  häufig  die  Muschel  Mya  truncata  finde, 
welche  sich  20-  25  cm  tief  in  den  Sand  des  Meeresgrundes  einbohrt, 
also  von  jenem  Fische  nur  dann  gefressen  werden  kann,  wenn  der  Saud 
durch  die  „Grundseen'*  bis  auf  diese  Tiefe  aufgewühlt  worden  ist.  Falls 
nun  Stürme,  dereu  Wirkungen  in  solche  Tiefen  hinabreichen,  eine  Trift 
erregen,  werden  die  mitgerissenen  Bodenkomponenteu  sicherlich  nicht 
an  ihrem  alten  Platze  wieder  zur  Ruhe  kommen.  Feinere  Trübungen 
aber  bleiben  längere  Zeit  schwebend  und  können  infolgedessen  weitere 
Wege  transportiert  werden,  um  erst  in  Hinnen  und  Mulden  von  größerer 
Tiefe  endgültig  zur  Ruhe  zu  gelangen.  Der  eigentümlich  lockere,  weil  von 
feinsten  Korngrößen  mehr  oder  weniger  befreite  Zustand  des  „Seesandes** 
hängt  eng  hiermit  zusammen.  So  erzeugen  die  Wellen  wieder  und 
wieder  eine  Aufwühlung,  Verschiebung  und  Seigerung  des  Boden- 
materiales,  doch  dürften  sie  nur  ausnahmsweise  zur  völligen  Unter- 
brechung der  Sedimentation  ohne  Mittun  einer  Trockenlegung  führen. 
Immerhin  ist  festzuhalten,  daß  eben  wegen  der  beschriebeneu  Tätigkeit 
der  Wellen  marine  Flach  wassernbin  gerungen,  ganz  abgesehen  von  dem 


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16 


Stetige  und  unterbrochene  ileeresscdinientation 


geringen  zur  Verfügung  stehenden  Raum  (in  der  Vertikalen),  sich  nur 
dann  in  größerer  Mächtigkeit  anhäufen  können,  wenn  der  Meeresboden 
allmählicher  vertikaler  Ahsenkung  unterliegt. 

b)  Seditnentationsverlansr*amung;en  nnd  •Unterbrechungen  unter  dem  Kinflufi 

Ton  Strömungen 

Ein  größeres  Interesse  gegenüber  der  je  nach  der  Größe  der 
Schelfflächen  mehr  flächenhaften  Betätigung  der  Wellen  in  der  Flachsee 
beansprucht  die  diesbezügliche  Tätigkeit  der  Strömungen.  Diese  erfolgt 
mehr  strichweise,  und  es  kann  eine  ganze  Reihe  von  Fällen  angeführt 
werden,  in  denen  durch  Strömungen  eine  völlige  Verhinderung  der  sonst 
meist  stetigen  Meeressedimentation  stattgefunden  hat  und  noch  statt- 
findet. Allerdings  sind  die  gewöhnlichen  Meeresströmungen  hierzu  in 
der  Regel  wohl  nicht  befähigt;  doch  wird  es  gut  sein,  wenn  der  Geologe 
die  vielfachen  Versuche  der  Ozean ographen,  gerade  die  Tiefenströmungen 
zu  messen,  aufmerksam  verfolgt. 

Auf  der  Agulhas-Bank  finden  sich  infolge  der  Wirkung  des  sehr 
kräftigen  Agulhas- Stromes  noch  unterhalb  200  m  Tiefe  grobe  Ab- 
lagerungen, welche  zudem,  wie  später  auszuführen  sein  wird,  eine  Ver- 
langsamuug  des  Absatzes  erkennen  lassen.  Ein  besonders  ausgezeichnetes 
Beispiel  für  Sedimentationsverhinderung  durch  eine  Meeresströmung 
bieten  aber  die  ja  allerdings  abnormen  Verhältnisse  des  Florida-Stromes. 
Die  engste  Stelle  dieses  Stromes  zwischen  der  Ostküste  Floridas  (Fowey- 
Felsen)  und  dem  Westrande  der  Bahamas  (Gun  Cav)  ist  80  km  breit 
bei  einer  größten  Tiefe  von  rund  700  m.  Die  Linie  der  größten  Ge- 
schwindigkeit der  hier  reine  Nordrichtuug  verfolgenden  Strömung  liegt 
nur  20  km  im  Osten  des  Fowev-Felsens,  also  der  Floridaseite  viel  näher 
als  der  Bahaina -Seite.  Längs  dieser  Achse  werden  Durchschnitts- 
schnelligkeiten von  6,2  km  in  der  Stunde  gleich  1,7  m  in  der  Sekunde 
erreicht,  und  diese  mittleren  Werte  steigen  nicht  selten  bis  auf  2,1  bis 
2,5  m  in  der  Sekunde.  Vergleichen  wir,  wie  G.  Schott  in  seiner  aus- 
gezeichneten „Geographie  des  Atlantischen  Ozeans",  mit  Festlands- 
strömeu :  der  Rhein  bei  Koblenz  bringt  es  durchschnittlich  auch  nur  auf 
1,7  m  in  der  Sekunde,  und  für  die  Donau  bei  Wien  wird  zu  Hochwasser- 
zeiten eine  Geschwindigkeit  von  2  m  in  der  Sekunde  angegeben,  ein 
Betrag,  der  nicht  unerheblich  hinter  der  Maximalleistung  des  Florida- 
stromes zurückbleibt.  Um  diesen  Vergleich  aber  auf  die  richtige  räum- 
liche Grundlage  zu  stellen,  müssen  wir  uns  dabei  noch  vergegenwärtigen, 
daß  die  genannten  Festlandsströme  nur  eine  Breite  von  etwa  300  m  — 
gegenüber  80  000  m  des  Florida-Stromes  —  und  eine  Tiefe  von  vielleicht 
3  m  —  gegenüber  700  in  in  der  Meeresstraße  —  aufzuweisen  haben. 
Wie  in  einem  Flußbett  nimmt  aber  auch  im  Florida-Strom  die  Ge- 
schwindigkeit der  Strömung  sowohl  nach  den  Küsten  wie  nach  den 


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Sedimeatationsverlangsamungen  u.  -Unterbrechungen  unter  <1.  Einfluß  v.  Strötaungen      1 7 


Tiefen  hin  ab.  Schon  in  300  m  Tiefe  herrscht  nur  noch  die  Hälfte  der 
Oberflächengeschwindigkeit,  und  nahe  dem  Boden  der  Florida-Straße  in 
600 — 700  m  Tiefe  ist  die  Bewegung,  nach  den  amerikanischen  Forschungen 
zu  schließen,  auf  den  zehnten  Teil  der  Oberflächenbewegung  gesunken, 
so  daß  das  Grundwasser  nur  um  etwa  15  km  in  24  Stunden  oder  rund 
17  cm  in  der  Sekunde  vorwärts  geschoben  wird.  Da  dieser  Strom  das 
sogenannte  Blake-Plateau,  eine  800 — 1200  m  tiefe  Stufe  am  nord- 
amerikanischen Schelfrande  nördlich  von  den  Bahama-lnseln  bis  auf  die 
Höhe  von  Savannah  (Georgia),  noch  mit  voller  Wucht  trifft,  so  wird  es 
verständlich,  wenn  Al.  Aöassiz  berichtet,  daß  dieses  submarine  Plateau 
strichweise  völlig  frei  ist  von  lockeren  Ablagerungen;  auch  das  tierische 
Leben  ist  gering.  Reichlicher  ist  das  Leben  auf  dem  zwischen  165 
und  460  (550)  m  Tiefe  in  der  eigentlichen  Florida-Enge  an  den  Außen- 
abfall der  Key-Inseln  sich  anschließenden,  ebenfalls  vom  Florida-Strom 
gefegten,  felsigen  Pourtales-Plateau.  Hier  bildet  sich  allerdings  neues 
Sediment,  dasselbe  hat  aber  von  vornherein  eine  kompakte  Beschaffenheit, 
indem  Röhrenwürmer  und  Kalkalgen  die  Skelettbruchstücke  der  haupt- 
sächlich auftretenden  rTiefseett-Korallen,  Echinodermen,  Brachiopoden  und 
Mollusken  zu  einer  festen  Breccie  verkitten  und  dadurch  vor  der  Fort- 
bewegung durch  die  Strömung  bewahren.  In  ähnlicher  Weise  erfahren 
auch  manche  andere  submarine  Bänke  eine  allmähliche  Erhöhung  ihres 
Bodens,  auf  dem  lockere  Ablagerungen  sich  bei  der  Heftigkeit  der  sie 
betreffenden  Wasserbewegungen  nicht  halten  könnten.  Beispiele  dieser 
Art  werden  später  noch  zur  Besprechung  kommen. 

Andere  Fälle  der  Sedimentationsunterbrechung  bieten  die  Aus- 
gleichsströmungen, w.elche  Niveau-,  Salzgehalts-  oder  Temperaturunter- 
schiede benachbarter,  aber  durch  submarine  Barren  oder  durch  Land- 
massen gegen  einander  mehr  oder  minder  abgeschlossener  Meeresteile, 
etwa  des  Ozeanes  und  eines  zugehörigen  Nebenmeeres,  auszugleichen  • 
streben.  Der  Spiegel  des  Mittelmeeres  ist  durch  starke  Verdunstung 
gegen  den  des  Atlantischen  Ozeanes  erniedrigt,  welcher  zum  Ausgleich 
dafür  den  Gibraltarstrom  entsendet,  der  nach  Smyth  eine  mittlere  Ge- 
schwindigkeit von  3,7 — 5,5  km  in  der  Stunde  besitzt.  In  umgekehrter 
Hichtung  verläuft  aber  in  der  Tiefe  ein  Unterstrom,  welcher  jedoch  nur 
die  unteren  30  m  der  200—400  m  betragenden  Tiefe  des  Eingangstores 
beherrscht.  Hier  wäre  auch  die  kräftige  Unterströmung  zu  erwähnen, 
welche  das  Mittelmeer  durch  die  Dardanellen,  das  Marmara- Meer  und 
den  Bosporus  in  das  Schwarze  Meer  entsendet  und  welche  vor  dem 
Bosporus  den  Absatz  von  Sediment  so  behindert  ,  daß  hier  Bildungen 
mit  subfossilen  Mollusken  einer  vergangenen  Periode  des  Quartärs,  in 
welcher  das  Schwarze  Meer  noch  keinen  Zusammenhang  mit  dem  Mittel- 
meer besaß,  sondern  einen  ringsum  abgeschlossenen  Brackwassersee 
darstellte,  die  höchsten  Lagen  des  Untergrundes  bilden. 

Andri-e,  Geologie  de«  Meeresbodens.  II.  o 


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10  Stetige  und  unterbrochene  M  e«  ressed  i  m  en  tat  io  n 


Schon  vox  Richthofex  erschieu  iu  Anbetracht  der  Öffenhaltung 
solcher  Meerengen  die  Erosionskraft  derartiger  Strömungen  äußerst 
wahrscheinlich.  Solche  Aüsgleichsströmungen  können  aber  auch  in 
größerem  Abstände  von  Küsten  auftreten  und  die  Sedimentation  beein- 
flussen. Im  nordatlantischen  Ozeau  erfolgt  Uber  den  tiefsten  Sattel 
(550—600  m)  der  WvviLLE-THOMsoN-Sehwelle  zwischen  dem  britischen 
Kontinental -Plateau  und  den  Faröer  zum  Ausgleich  der  verschiedenen 
Dichte  zwischen  Polar-  und  Golfstrom wasser  ein  Strom  von  nachweis- 
barer Geschwindigkeit,  unter  welchem  der  Meeresboden  entweder  aus 
nacktem  Fels  besteht  oder,  wie  u.  a.  die  „Yaldivia"  feststellte,  grobe 
Sande,  Kiese  und  Schotter  trägt.  Letztere  enthalten  nicht  selten  glazial 
geschrammte  Stücke  und  entstammen  nach  B.  N.  Peach28)  einem  dort 
liegenden  Geschiebemergel,  dessen  feinere  Bestandteile  durch  die  heftige 
Strömung  entfernt  werden.  Übrigens  dürften  hierbei  auch  die  Gezeiten- 
strömungen mitwirken,  denen  wir  uns  nunmehr  zuwenden  wollen. 

Während  die  seitliche  Kraft  der  Wellenbewegung  des  Wassers 
nach  der  Tiefe  zu  rasch  abnimmt,  ist  das  bei  den  Gezeitenströmungen 
viel  weniger  der  Fall,  und  diese  besitzen  wenigstens  im  Bereiche  der 
Schelfe  eine  bedeutende  transportierende  Kraft  und  vermögen,  wo  sie 
durch  hohen  Hub  oder  seitliche  Einengung  beschleunigt  werden,  geradezu 
ausfurchend  auf  den  Meeresboden  zu  wirken.  Auf  die  hierdurch  be- 
dingten Gezeitenrinuen  uud  „ Tiefs44  der  deutschen  Nordseewatten,  wie 
auf  Gezeiten  kolke  ist  bereits  im  I.  Bande  bei  Besprechung  des  Schelfs 
hingewiesen  worden.  Nach  Krümmel  zeigen  auch  die  Seekarten  der 
von  starken  Gezeitenströmen  durehflossenen  Gewässer  Westschottlands 
zahlreiche  Fälle,  wo  inmitten  sandiger  Flachen  tiefe  Rinnen  von 
150—200  m  eingefurcht  sind,  deren  Boden  und  Flanken  aus  unbedecktem 
Fels  bestehen.  Das  hat  im  Einzelnen  schon  T.  Mellakd  Reade87) 
•  ausgeführt.  Ähnliches  ist  auch  an  allen  Verengerungen  der  Fundy-Bai, 
zumal  an  den  wie  Buhnen  in  das  tiefere  Wasser  hineinragenden  felsigen 
Halbinseln,  wahrzunehmen.  Daß  aber  solche  Gezeitenströmungen  nicht 
nur  einerseits  überhaupt  an  der  ganzen  Bodengestaltung  unserer  Nordsee- 
watten  uud  an  der  Ausgestaltung  der  Meeresstraßen,  wie  der  des  Ärmel- 
kanals, teilnehmen,  sondern  anderseits  selbst  noch  im  offenen  Ozean, 
zwischen  und  auf  submarinen  Bänken,  ihre  sedimentationsverlaugsamende 
bis  -verhindernde  oder  gar  erodierende  Tätigkeit  entfalten,  wird  im 
folgenden,  insbesondere  iu  dem  Abschnitt  über  Schelfablagerungeu,  noch 
näher  ausgeführt  werden. 

Bei  dieser  Gelegenheit  mag  aber  auf  den  Einfluii  hingewiesen  sein, 
welchen  die  Erdrotation  auf  tiefgehende  Gezeitenströme  ausübt.  Dieser 
bekanntlich  zuerst  von  K.  E.  von  Baer  für  den  Lauf  von  Flüssen 
in  Betracht  gezogene  Einfluß  drängt  die  ganze  bewegte  Wassermasse 
auf  der  nördlichen  Halbkugel  jedesmal  nach  rechts,  auf  der  südlichen 


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Geschichtliches  und  Bemerkungen  zur  Literatur  19 

nach  links  ab.  Wo  Küsten  oder  Inseln  dieser  Ablenkung  einen  Wider- 
stand entgegensetzen,  wird  eine  Anstauung  des  Niveaus  und  damit  eine 
verstärkte  Erosion  am  Boden  und  an  den  Flanken  des  Strombettes  die 
Folge  sein.  Auf  diese  Welse  kommt  nach  Kkümmel  an  weicheren 
Küsten  eine  eigentümliche  Anordnung  der  Fahrwasserrinnen  zustande. 
An  den  friesischen  Küsten  führt  eine  tiefe  Flutrinne  von  der  See  aus 
längere  Strecken  parallel  mit  den  Inseln  in  die  Flußmüuduugen  und 
Astuarien  hinein.  So  geht  die  Einfahrt  zum  Helder  durch  das  Schulpe 
Gat  hart  an  der  Dünenküstc  von  Südeu  her  entlang,  die  Einfahrt  nach 
der  Ems  nahe  an  Schiermonnikoog  und  Rottum,  die  nach  der  .lade  und 
Weser  an  Wangeroog,  die  in  die  Elbe  an  Seharhöru  dicht  entlang.  In 
der  Unterelbe  ist  der  Flutstrom  an  der  Südseite  des  Fahrwassers  aus- 
nahmslos stärker  als  an  der  Nordseite,  das  umgekehrte  gilt  für  den 
Ebbestrom:  dieser  drängt  an  der  Nordseite  auffallend  stark  nach  rechts 
und  führt  beim  Eintritt  in  die  Nordsee,  sobald  er  die  ihn  an  seiner 
Rechten  stützenden  Bänke  verliert,  deutlich  nach  Nordnordwesten.  Ganz 
entsprechend  verhält  sich  der  St.  Lorenz  bei  Quebec 2H).  Weiteres  über 
diese  mit  der  Bildung  der  Flut-  und  Ebberiune  zusammenhängenden 
Erscheinungen  (Binnen-  und  Außenbarren,  scheinbare  Ausnahme  vom 
von  BAEKschen  Gesetz)  mag  in  dem  späteren  Abschnitt  über  Sediment- 
bildung in  Ästuaren  eingesehen  werden;  und  damit  gehen  wir  zur  Be- 
sprechung der  jungen  Bodenablagerungen  des  Meeres  selbst  über. 


&  Die  jungen  Meeressedünente  und  ihre  Bildung 

a)  Einleitung 

«)  Kesrhiehtliehes  und  Bemerkungen  znr  Literatur 

Unsere  Kenntnis  der  Bodenablagerungeu  der  heutigen  Meere  ist, 
wenn  wir  von  den  Bildungen  des  eigentlichen  Strandes  absehen,  eiue 
verhältnismäßig  junge.  Erst  im  Zeitalter  des  Weltverkehrs  entstand 
ein  Bedürfnis  nach  näherer  Erforschung  des  Gruudes,  dem  man  die 
überseeischen  Telegraphenkabel  anvertrauen  mußte  und  wurden  kleinere 
und  größere  wissenschaftliche  Expeditionen  ausgeschickt,  um  die  Probleme 
des  Meeres  und  seines  Bodens  zu  lösen.  Äußerst  zahlreich  und  viel- 
sprachig, sowie  weit  verstreut  ist  die  Literatur,  die  sich  mit  diesen 
Dingen  beschäftigt,  dazu  aber  auch  äußerst  ungleichmäßig  und  aus  den 
Jahrzehnten  vor  der  berühmt  gewordenen  Reise  des  ^Challeuger"  nur 
noch  bedingt  brauchbar.  Denn,  wie  sich  mit  wachsender  Erkenntnis 
die  Probleme  und  Fragestellungen  verschoben,  die  sich  an  die  Bildungen 
des  Meeresbodens  knüpfen,  so  wuchsen  anderseits  auch  die  Anforderungen, 
die  man  au  die  Gewinnung,  Aufbewahrung  und  Untersuchung  der  Proben 

2* 


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20 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


stellen  mußte,  damit  sie  zum  Erfassen  neuer  Erkenntnisse  dienen  konnten. 
Über  die  Art  der  Gewinnung  der  Grundproben  mit  der  Dredsche,  mit 
Lötrohren  usw.  und  über  die  Untersuchungsmetboden  berichten  die 
Publikationen  über  die  verschiedenen  Tiefste -Expeditionen;  eine  kurze 
zusammenfassende  Darstellung  gab  auch  Krümmel,  weiteres  mag  aus 
einer  referierenden  Darstellung  des  Verf.s'-9)  entnommen  werden.  Von 
ungemeiner  Wichtigkeit  ist  die  Art  der  zwecks  späterer  Untersuchung 
vorzunehmenden  Konservierung  der  frischen  Proben.  Eiuer  Konservierung 
mit  Alkohol  verdankte  bekanntlich  der  berühmt  gewordene  „Bathybius- 
seine  Entstehung,  jenes  HüXLEYsche  „Urwesen",  das  jahrelang  in  den 
phylogenetischen  Spekulationen  der  Biologen  eine  große  Rolle  spielte, 
bis  J.  Murray  den  Nachweis  erbrachte,  daß  er  als  gallertiger  Gips- 
niederschlag aus  Meerwasser  durch  Zusatz  von  Alkohol  jederzeit  beliebig 
hergestellt  werden  kann.  Setzen  wir  hinzu,  daß  in  Sedimenten  mit 
reichlicherem  Gehalt  an  zersetzbarer  organischer  Substanz  fortschreitende 
Verwesung  Veränderungen  hervorruft  —  wie  sie  z.  B.  im  Falle  mancher 
„ Albatroß" -Proben  binnen  wenigen  Jahren  zur  Zerstörung  der  in  den 
Proben  aufbewahrten  Etiketten  führten  — ,  so  muß  hieraus  die  Lehre 
entnommen  werden,  daß  nur  eine  möglichst  baldige  Untersuchung  der 
langsam  getrockneten  Proben  ein  unverfälschtes  Bild  des  Sedimentes 
zu  liefern  vermag.  Im  übrigen  mag  nur  noch  bemerkt  werden,  daß  es  am 
besten  ist,  die  Proben  im  nicht  eutsalzten  Zustande  zu  analysieren,  da 
insbesondere  die  schlammigen  Tiefseeabsätze  eine  nicht  unbeträchtliche 
Adsorption  für  Salze  besitzen,  die  nach  der  Größe  der  inneren  Ober- 
flache  sehr  verschieden  ist.  So  enthält  der  Rote  Ton  nach  Gebbing 
zwischen  6,8  und  8  %,  der  Diatomeenschlamm  5,4  °/o,  antarktischer 
Glazialton  1,9—3,7  °/0,  Globigerinenschlamm  aber  nur  1,0—3,4  °/0  NaCl. 
Abgesehen  von  dem  Interesse,  welches  diese  Eigenschaft  der  Sedimente 
an  sich  besitzt,  ist  aber  die  Entsalzung  durch  einfaches  Auswaschen 
keineswegs  gleichmäßig  zu  erreichen,  und  dieses  Auswaschen  hat  daher, 
um  vergleichbare  Analysen  zu  bekommen,  künftig  besser  ganz  zu  unter- 
bleiben. Mindestens  sollte  aber,  was  nicht  immer  berücksichtigt  worden 
ist,  von  den  Analytikern  bemerkt  werden,  ob  entsalzte  oder  nicht  ent- 
salzte Proben  zur  Untersuchung  vorlagen. 

Die  erste  Zusammenfassung  über  die  vielfachen,  in  den  flacheren 
Meeresteilen  der  europäischen  und  amerikanischen  Küstengewässer  ge- 
machten Einzelbeobachtungen  gab  Delesse80),  der  für  diese  Gebiete, 
besonders  die  Ktistengewässer  Frankreichs  auch  eine  kartographische 
Darstellung  versuchte.  Konuten  lüerbei  die  Verhältnisse  des  tieferen 
Meeres  noch  keine  Berücksichtigung  finden,  so  geschah  dieses  aber  in 
mustergültiger  und  klassischer  Weise  durch  die  groß  angelegte  Weltreise 
des  rChallenger\    Aus  dem  umfangreichen  Werke  über  die  Ergebnisse 


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Untersdchung,  Komponenten  und  Klassifikation  der  jungen  Meeressedimente  21 


dieser  Forschungsreise  interessiert  uns  liier  vor  allem  der  große  Bericht 
über  die  Tiefsee- Ablagerungen  von  J.  Murkay  Ä;  A.  F.  Rexard31),  in 
welchem  auch  die  vielen  Grundproben  anderer  (deutscher,  amerikanischer 
usw.)  Expeditionen  mit  berücksichtigt  wurden,  so  daß  in  diesem  Werke 
die  Errungenschaften  der  Zeit  vor  etwa  1890  gesammelt  und  verarbeitet 
worden  sind,  wobei  aber  das  Schwergewicht  durchaus  auf  die  Tiefsee- 
Ablagerungen  gelegt  wurde.  Mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Be- 
dürfnisse des  Geologen  hat  dann  bald  darauf  Jon.  Walthek32)  in  einem 
wertvollen  und  anregenden  Buche  alle  die  vielen  zerstreuten  Daten 
auch  über  die  geologischen  Vorgänge  des  Meeres,  also  auch  der  Flachsee, 
gesammelt,  uud  hiermit  schließt  für  diesen  Wissenschaftszweig  —  so 
konnte  man  sagen  —  das  „heroische  Zeitalter"  der  ersteu  großen  Ent- 
deckungen ab  uud  gelangte  die  Forschung  in  die  ruhigeren  Bahnen  der 
Befestigung  und  des  Ausbans  des  errungenen  Besitzes  im  einzelneu. 
Die  wissenschaftliche  Auswertung  der  Funde  besonders  zweier  neuerer 
Expeditionen  hat  große  weitere  Fortschritte  auf  unserem  Gebiete  ge- 
bracht, und  nicht  zum  mindesten  deshalb,  weil  hierbei  die  großen 
Kenntnisse  und  Erfahrungen  eines  der  Wissenschaft  leider  viel  zu  früh 
entrissenen  Forschers,  nämlich  E.  Phillppi,  zur  vollen  Entfaltung  kamen. 
Die  Grundproben  der  Deutschen  Tiefsee-Expedition  auf  der  „Valdivia"* 
um  die  Jahrhundertwende  sind  noch  zusammen  von  .J.  Murkay  und 
E.  Philippi33)  bearbeitet  worden,  und  die  beigegebenen  Grundproben- 
karteu  des  Atlantischen  und  Indischen  Ozeans  geben  den  gegen  die 
„Challenger^-Karte  stark  veränderten,  im  wesentlichen  auch  heute  noch 
geltenden  Standpunkt  in  ausgezeichneter  Weise  wieder.  Dagegen  wurden 
die  auf  der  Deutschen  Südpolar-Expedition  1901—1903  auf  dem  „Ganß" 
geloteten  Grundproben  von  E.  Philippi31)  durchaus  selbständig  und 
originell  bearbeitet,  worauf  zurückzukommen  im  folgenden  vielfach  Ge- 
legenheit sein  wird.  Eine  neue  Grundprobenkarte  des  Pazifischen  Ozeans 
ist  einer  Darstellung  von  Murray  und  Lee35)  über  „Albatroß ''-Grund- 
proben beigegeben,  so  daß  die  noch  vielfach  kopierte  .,Challengeru-Karte 
nunmehr  völlig  veraltet  genannt  werden  muß.  Die  große  übrige 
Literatur  ist  z.  T.  in  einem  dem  Werke  von  Murray  und  Philippi 
beigegebenen  Verzeichnisse  zu  finden;  eine  große  Menge  von  Er- 
gänzungen hat  der  Verf.  in  seiner  schon  angeführten  Sammelbesprechnng 
gegeben. 

£)  Untersuchung,  Komponenten  nnd  Kla^sitlkntioii  der  jungen  MeeresKedimente 

Eine  Klassifikation  der  rezenten  Sedimente  stößt  auf  ebenso  große 
Schwierigkeiten  wie  eine  solche  der  Sedimentgesteine.  Weder  eine  rein 
chemische,  noch  eine  rein  physikalische  Klassifikation  ist  von  genügen- 
dem Werte,  und  es  ist  zweckmäßig,  sich  demgegenüber  immer  die 


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22 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


komplexe  Zusammensetzung  dieser  Bildungen  aus  deu  verschiedenartigsten 
Komponenten  vor  Augen  zu  halten,  bevor  man  die  Möglichkeit  einer 
wissenschaftlichen  Klassifikation  überhaupt  erörtert. 

Alle  Sedimentkomponenten  sind  entweder  miuerogen  oder  biogen 
(organogen).  Die  minerogenen  Bestandteile  sind  entweder  anorganische 
Ausscheidungen  aus  der,  wie  bekannt,  sehr  kompliziert  zusammengesetzten 
Meerwasserlösung80),  und  zwar  entweder  rein  physikalische  Ausscheidungen 
infolge  Übersättigung  an  der  betreffenden  Substanz  (z.  B.  die  Strandsalze) 
oder  aber  Fällungen  durch  Reaktion  verschiedener  Lösungen  auf  einander, 
also  Ausscheidungen  chemischer  Art.  Für  viele  der  hierherzuziehendeu 
Fälle  ist  es  durchaus  strittig,  ob  sie  der  einen  oder  anderen  Art  sind, 
und  wir  werden  noch  bei  Besprechung  der  Bildung  der  Oolithe  einen 
solchen  Fall  kennen  lernen,  bei  welchem  sogar  die  Möglichkeit  besteht, 
daß  Organismen  eine  gewisse  Rolle  hierbei  spielen.  Krümmel  hat 
alle  diese  aus  der  Meerwasserlösung  ausgeschiedenen  Komponenten  als 
„halmyrogene-  bezeichnet.  Dieser  halmyrogenen  Komponente  steht  die 
Gruppe  der  klastischen  Komponenten  gegenüber,  die  aus  den  mehr 
oder  minder  auch  chemisch  veränderten  Zerstörungsprodukten  älterer 
Gesteine  sich  zusammensetzt.  Eine  Trennung  der  Gruppe  der  biogenen 
Komponenten  ist  ohne  weiteres  durch  die  jedem  Biologen  geläufige 
Zerlegung  des  Halobios  in  Benthos,  Nekton  und  Plankton  gegeben,  so 
daß  wir  beuthogene,  nektogene  und  planktogene  Komponenten  zu  unter- 
scheiden haben.  Ein  weiteres  Argument  der  Gruppierung  aller  Sediment- 
komponenten, ganz  gleich,  ob  sie  minerogener  oder  biogener  Herkunft 
sind,  ergibt  sich  aus  der  Beteiligung  oder  Nichtbeteiligung  irgend  eines 
Transportvorganges,  und  hiernach  kann  man  jedes  Sediment  theoretisch 
in  einen  autoehthonen  und  einen  alloehthonen  Anteil  sich  zerlegt  denken. 
Indessen  wird  es,  ganz  abgesehen  davon,  daß  eine  reinliche  Scheidung 
aller  zu  unterscheidenden  Komponentenarten  weder  auf  chemischem  noch 
auf  mechanischem  Wege  jemals  gelingen  kaun,  manchmal  sehr  schwierig 
sein,  die  autoehthonen  Komponenten  immer  als  solche  abzutrennen,  zu- 
mal wenn  man  auch  das  rein  vertikale  Wirken  der  Schwerkraft,  z.  B. 
beim  Absinken  abgestorbener  Planktonten,  für  ein  Kriterium  des 
Transportes  ansieht;  dieses  muß  aber  in  der  Tat  geschehen,  da  die  be- 
treffenden biogenen  Komponenten  hierbei  für  die  Sedimentation  sehr 
wichtigen  Umwandlungen  unterliegen.  Trotzdem  besitzt  gerade  der 
autochthone  Anteil  der  Sedimente  des  Meeres  eine  große  theoretische 
Bedeutung,  nicht  nur.  soweit  die  halmyrogene,  sondern  auch  soweit  die 
klastische  und  die  biogen(benthouisch)e  Komponente  in  Frage  kommt. 
Setzen  wir  hinzu,  daß  man  seit  langer  Zeit  das  vom  Festlande  ab- 
stammende Material  als  „terrigeu"  (nach  Krümmel  richtiger  „cher- 
sogen")117)  bezeichnet,  demgegenüber  ein  kosmogener  Auteil  (die  im 


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Untersuchung,  Komponenten  und  Klassifikation  der  jungen  Meeressedimente  23 

Roten  Tiefseeton  angereicherten  Meteoritenkügelchen)  völlig  zurücktritt, 
so  lassen  sich  nunmehr  alle  möglichen  und  in  der  Tat  mehr  oder  minder 
vertretenen  Komponenten  der  marinen  Sedimente  unter  Hinzufügung 
einiger  wichtiger  Beispiele  in  folgender  Tabelle  übersichtlich  anordnen: 


Minerogene  Komponenten 

Biogene  Komponenten 

Halmyrogen  Klastisch 

Benthogen 

Nektogen  Plaaktogen 

Auto- 
chthone 
Kompo- 
nenten 

i 

Oo'ide  von    Klastische  Aufberei- 
Suez,  Bahama   tungsprodnkte  des 

usw.  wahrsch.  Meeresgrundes 

i 

Z.  B.  Kalk- 
algen, Koral- 
len, Serpu- 
liden 

< 

Z.  B.  manche 
Fisch-  oder 
Cephalo- 
podenreste 

Allo- 
chthone 
Kompo- 
nenten 

Strandsalze 

Terrigene  Kompo- 
nente, transportiert 
d.  1.  Schwerkraft, 
2.  Eisberge,  8.  Strö- 
mungen, 4.  Wind, 
5.  Organismen, 

Verachwemm- 
te  Land  pflan- 
zen, Land- 
mollusken; 
Sargassokraut 

Die  meisten  Coccolithen, 
Fischreste,  Diatomeen, 
Sepienschulpe  Radiolarien, 
usw.  Glohigerinen, 
Hetero-  und 
Pteropoden; 
Spirulascha- 
len,  „Pseudo- 
plankton". 

Kosmogene  Kompo- 
nente 

Trotz  der  oben  genannten  Schwierigkeiten  einmal  in  der  Zuteilung, 
dann  aber  auch  in  der  tatsächlichen  Trennung  der  einzelnen  Komponenten 
voneinander  ist  es  für  das  Verständnis  der  ganzen  Sedimentation  uner- 
läßlich, möglichst  genau  dene  Anteil  zu  bestimmen,  der  in  einem  be- 
stimmten Falle  den  verschiedenen  Komponentenarten  zukommt,  wobei 
es  zweckmäßig  ist,  zunächst  anzunehmen,  daß  alle  Arten  vertreten  sind. 
In  der  Tat  gibt  es  nur  wenige  Sedimente,  die  ganz  allein  nur  aus  einer 
oder  zwei  Komponenten  bestünden,  und  schon  hieraus  ergibt  sich  die 
erörterte  Schwierigkeit  einer  einwandfreien  Klassifikation.  Erst  nach 
der  Bestimmung  der  einzelnen  am  Aufbau  sich  beteiligenden  Komponenten 
ist  eine  Erörterung  der  Entstehung  der  betreffenden  Ablagerung  möglich, 
was  besonders  auch  im  Hinblick  auf  die  fossilen  Sedimente  (Sediment- 
gesteine) betont  sei. 

In  vielen,  auch  modernen  Sedimenten  treten  zu  den  beschriebenen 
Komponentenarten  noch  accessorische  Bestandmassen  hinzu,  welche  sich 
durch  gewisse  Umwandlungen  chemischer  und  physikalischer  Art  aus 
den  Substanzen  der  frischen  Ablagerungen,  z.  T.  auch  durch  Umsetzung 
mit  dem  Sedimentationsmedium,  dem  Meerwasser,,  gebildet,  haben.  Ich 
nenne  hier  nur  die  Neubildungen  von  Dolomit,  von  Glaukonit  und  von 
Schwefeleisen  oder  auch  die  Kalk-  und  Mangankonkretionen.   Die  Vor- 


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24  Die  jungen  Heeressedimente  und  ihre  Bildimg 

gäiige  der  Neubildung  dieser  Accessoria,  deren  Menge  mit  dein  all- 
mählichen Altern  der  Sedimente  zunimmt,  faßt  man  unter  dem  Begriff 
der  „Diagenese" ss)  zusammen.  Die  Diagenese  als  rein  chemischer  oder 
physikalischer  Vorgang  richtet  sich  nicht  nach  der  minerogenen  oder 
biogenen  Herkunft  der  einzelnen  Bestandteile  einer  Ablageruog,  sondern 
nur  nach  der  chemischen  oder  physikalischen  Geeignetheit  für  gewisse 
Umsetzungen  und  kann  infolgedessen  bei  weit  vorgeschrittenem  Zustande 
die  Trennung  dieser  beiden  Hauptkomponentengruppen  sehr  erschweren. 
Das  gilt  nicht  nur  für  Sedimentgesteine  vergangener  Erdperioden,  sondern 
schon  für  manche  junge  Riffkalke.  Um  so  wichtiger  wird  es  für  den 
Geologen,  dem  diagenetisch  veränderte  Sedimentgesteine  auf  Schritt  und 
Tritt  in  die  Hände  fallen,  die  Entstehung  solcher  Bildungen  von  Etappe 
zu  Etappe  zu  verfolgen,  wofür  uns  Untersuchungen  Joh.  Walthers 3!' t 
als  Vorbilder  dienen  können. 

Das  Ziel  der  Untersuchung  der  frischen  Sedimeute,  mag  dieselbe 
nun  auf  mechanische  oder  chemische  Methoden  zurückgreifen,  muß  stets 
sein,  dieselben  nach  Möglichkeit  in  ihre  einzelnen  Komponenten  zu  zer- 
legen. Bei  der  minerogenen  Komponeute  würde  die  Beteiligung  von  alt- 
kristallinen, jungvulkanischen  und  sedimentären  Gesteinen  und  Mineralien 
autochthouer  und  allochthoner  Herkunft,  von  Neubildungen,  Konkretionen 
und  dergl.  zu  ergründen  sein:  die  Mineral-  und  Gesteinsfragmente  wären 
hinsichtlich  ihrer  Korngröße  zu  sondern  und  ihr  Verhältnis  zu  den 
feinsten  schlammigen  Bestandteilen,  deren  mineralogische  Zugehörigkeit 
nicht  mehr  festzustellen  ist,  in  Zahlen  auszudrücken.  Bei  der  biogenen 
oder  organogenen  Komponente  aber  wäre  der  Prozentsatz  der  Foramini- 
ferengehäuse ,  der  Coccolithen  und  Rhabdolithen,  der  Schwammnadeln. 
Radiolarienskelette,  Diatomeenpanzer,  kurz  aller  pflanzlichen  und 
tierischen  Hartgebilde  zu  bestimmen.  Alle  wesentlichen  Bestandteile 
einer  Grundprobe  in  dieser  Weise  quantitativ  voneinander  zu  trennen, 
wird  zwar  wohl  stets  ein  frommer  Wunsch  bleiben:  immerhin  geben 
doch  mechanische  und  chemische  Trennungsmethoden,  wenn  nicht 
absolute  Genauigkeit,  so  doch  wertvolle  Fingerzeige  in  bezug  auf  die 
Größenordnung  der  quantitativen  Beteiligung  der  einzeluen  Komponenten. 
Für  die  quantitative  mechanische  Trennung  der  Substanzen  nach  der 
Korngröße  stehen  zwei  Methoden  zur  Verfügung,  die  Siebmethode,  wie  sie 
Delesse,  Murray  und  Renard,  neuerdings  vor  allem  aber  J.  Thoulet4") 
anwendeten,  und  die  Schlämmet hode,  wie  sie  z.  B.  schon  von  GPmbel 
bei  der  Untersuchung  der  „Gazelle" -Proben,  neuerdings  aber  in  sehr 
verfeinerter  Weise  E.  Philippi41)  bei  Bearbeitung  der  „Gauß"-Probeu 
benutzte.  Für  gröbere  und  grobe  Sedimente  erscheint  die  Siebmethode 
allerdings  geeignet,  und  es  war  für  Delesse,  dessen  Untersuchungen 
sich  ja  hauptsächlich  auf  küstennahe  Ablagerungen  beschränkten,  durch- 


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Untersuchung,  Komponenten  und  Klassifikation  der  jungen  Meeressedimente  25 


ans  gegeben,  sich  ihrer  zu  bedienen,  allerdings  schon  nicht  unter  völligem 
Ausschluß  des  Ausschlämmens  der  schlammigen  Bestandteile.  Für  Tief- 
seeschlamme ist  aber  selbst  die  verfeinerte  Siebmethode  Thouxets  nicht 
brauchbar;  denn  es  ergeben  sich,  wenn  mau  solche  Ablagerungen  auf 
Grund  der  mit  dieser  Methode  gewonnenen  Zahlen  (und  unter  Hinzu- 
naume  des  Kalkgehaltes)  bezeichnen  und  klassifizieren  wollte,  Unmöglich- 
keiten, wie  die,  daß  z.  B.  ein  Globigerinenschlamm  als  ..sehr  kalkreicher 
Sand"  bezeichnet  werden  müßte.  Gegenüber  den  Resultaten  der  von 
Philippi  in  mustergültiger  Weise  auf  Tiefseesedimente  angewendeten 
Schla mmethode  erscheinen  zwar  die  Resultate  von  Thoulets  .Sieb- 
methode exakter,  die  Siebprodukte  selbst  homogener,  aber  die  Sehlämm- 
produkte geben,  wie  Philfppi  überzeugend  ausgeführt  hat,  gleichzeitig 
wertvolle  Anhaltspunkte  zur  Beurteilung  der  natürlichen  Schlämm- 
prozesse durch  das  bewegte  Meerwasser;  denn  -.die  Natur  schlämmt 
wohl  im  größten  Maßstabe,  aber  sie  siebt  niemals".  Und  des  weiteren! 
Bei  der  Siebmethode  wird  weder  die  Form  der  Komponenten,  noch  das 
spezifische  Gewicht  derselben  berücksichtigt,  zwei  für  die  Sedimentation 
äußerst  wichtige  Eigenschaften,  die  anderseits  bei  der  Schlämmethode 
in  den  natürlichen  Verhältnissen  entsprechende  Wirksamkeit  treten. 
Insbesondere  zeigt  sich,  daß  die  Form  gerade  bei  den  Organismenresten 
eine  große  Rolle  gegenüber  dem  Schlämm  vorgange  spielt,  was  um  so 
verständlicher  ist,  da  mau  weiß,  wie  stark  gerade  die  Form  vieler 
Plnnktonten  im  Interesse  besseren  Schwebens  abgewandelt  ist.  Einzel- 
heiten mögen  in  der  PHiLiPPischen  Darstellung  eingesehen  werden. 
Form  der  klastischen  Komponenten  (ob  rund  abgerollt  oder  kantig, 
scharf  oder  splitterig),  mineralogische  Zusammensetzung  und  damit 
spezifisches  Gewicht  und  chemisches  Verhalten  sind  weitere  Eigen- 
schaften, welche  zu  ergründen  sind,  und  es  geht  schon  hieraus*  hervor, 
daß  eine  wissenschaftliche  Klassifikation  sich  ebenso  wenig  allein  auf 
das  rein  mechanische  Hilfsmittel  des  Siebens,  wie  auf  irgend  eine  andere 
Eigenschaft  der  Komponenten  stützen  darf.  Damit  entfällt  aber  auch 
jede  Möglichkeit  für  eine  rein  stofflich -chemisch -mineralogische  Ein- 
teilung (etwa  in  kieselsäurehaltige,  tonerdehaltige,  kalkhaltige,  organische 
usw.  Ablagerungen)  ebenso  wie  für  eine  rein  biologische  Einteilung, 
gegen  welch'  letztere  sich  insbesondere  Thoulet  stark  ablehnend  verhält. 

Nach  alledem  bleibt  schon  nichts  anderes  über,  als  die  rezenten 
Meeressedimente  zunächst  nach  geographischen  Gesichtspunkten  zu 
ordnen,  wobei  nur  die  Unterabteilungen  nach  der  Korngröße  oder  dem 
Vorwiegen  der  einen  oder  anderen  Organismengruppe  (insbesondere  bei 
den  Tiefseeablagerungen)  abgetrennt  werden.  Den  ersten  Versuch  dieser 
Art  haben  Murray  und  Renard  geliefert.  Ihr  System  von  1891 
lautet«  folgendermaßen : 


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26 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


1 .  Tiefseeablagerungen 
(außerhalb  der 

200  m-Linie): 


Roter  Ton 

Radiolarienschlamm 

Diatomeenschlamm 

Globigeriuenschlamm 

Pteropodenschlamm 

Blauer  Schlick 
Roter  Schlick 
Grauer  Schlick 
Vulkanischer  Schlick 
Korallensand  u.  -schlick 


I.  Pelagische  Abla- 
gerungen (im  tiefen 
Wasser  fern  vom 
Lande  gebildet): 


2.  Seichtwasserablage- 
rungen(zwischender 
200  m -Linie  und 
dem  Niedrigwasser- 
niveau am  Strand): 


Grande,  Kiese,  Sande, 
Schlicke 


Steine,  Grande,  Kiese, 
Sande,  Schlicke 


II.  Terrigene  Ablage- 
rungen (in  tiefem 
und  seichtem  Was- 
ser in  der  Nähe 
von  Land  gebildet): 


3.  Litoralablagerun- 
gen    (am  Strande 
zwischen  Hoch-  und 
Niedrigwasser- 
stand) : 

Krümmel,  der  die  von  Murray  und  Renard  für  die  einzelnen 
Bodenarten  gewählten  Bezeichnungeu  im  wesentlichen  beibehalten  hat, 
hat  schon  mit  Recht  auf  den  in  dieser  Klassifikation  sofort  in  die  Augen 
fallenden  Mißstand  hingewiesen,  den  die  gleichzeitige  Benutzung  zweier 
Gliedernngsprinzipien  (links  1—3  nach  der  Tiefe  und  rechts  I  und  II 
nach  der  Landferne  und  Materialherkunft)  mit  sich  bringt;  und  er  zog 
es  daher  vor,  eine  Dreiteilung  sämtlicher  Meeressedimente  vorzunehmen 
unter  Ausscheidung  einer  vermittelnden  Gruppe  der  „hemipelagischen*' 
Sedimente,  die  der  Tiefe  nach  Tiefseesedimente,  dem  Materiale  nach 
aber  terrigener  Herkunft  sind.  Indem  Krümmel  außerdem  unter  den 
Litoralablagerungen  auch  noch  die  Seichtwasserablageruiigen  des  „Chal- 
lenger~-Berichtes  einbegreift,  bekommt  sein  System  folgende  Fassung: 
I.  Litorale  oder  landnahe  Ablagerungen. 

1.  Strandablagerungen. 

2.  Schelfablagerungen. 

NB.  Beide  Unterarten  zerfallen  nach  ihrer  Korngröße  in  Block-, 
Kies-,  Sand-  und  Schlicklager  und  jede  dieser  wiederum  nach 
ihrer  Entstehung  in  klastische,  vulkanische,  halmyrogene  und 
glaziale  Bildungen. 


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Untersuchung,  Komponenten  und  Klassifikation  der  jungen  Meeressedimente  27 

Tl.  Hemipelagische  Ablagerungen. 

1.  Blauer  und  roter  Schlick  (einschließlich  Vulkanschlick). 

2.  Grünsand  und  grüner  Schlick. 

3.  Kalksand  und  Kalkschlick. 

NB.  Hier  sind  wieder  dieselben  genetischen  Unterarten  möglich 
wie  bei  den  litoralen  Ablagerungen. 
III.  Eupelagische  oder  landferue  Tiefseeablagerungen. 

A)  Epilophische  Bildungen 
ai  Kalkhaltige  Tiefseeschlamme. 

1.  Globigerinenschlamm. 

2.  Pteropodenschlamm. 

b»  Kieselhaltiger  Tiefseeschlamni. 

3.  Diatomeenschlanun. 

B)  Abyssische  Bildungen. 

4.  Roter  Tiefseeton. 

5.  Radiolarienschlanim. 

NB.  Als  accessorische  Beimengungen  erscheinen  solche  vul- 
kanischen, glazialen  und  kosmischen  Ursprungs. 

Schon  Philippi  hat  seine  Bedenken  gegen  die  Teilung  der 
eupelagischen  Ablagerungen  in  epilophische  (d.  h.  Sedimente,  die  sich  auf 
Schwellen  und  Rücken  der  Tiefsee  bilden  —  von  Ixl-  auf  und  jloqpoc-Kuppe, 
Anhöhe)  und  abyssische  und  die  Zuweisung  von  Globigerinen-  und 
Diatomeenschlamm  zu  den  ersteren  geäußert:  „Globigerinenschlamm  tritt 
oft  in  sehr  viel  größeren  Tiefen  auf  als  der  Rote  Ton;  und  Diatomeen- 
schlamm, der  sich  in  5—6000  m  Tiefe  ablagert,  wie  ihn  z.  B.  die 
„Valdivia-  vielfach  fand,  wird  man  wohl  kaum  mehr  als  epilophisch  be- 
zeichnen dürfen." 

Indem  aber  gerade  die  Untersuchung  der  „Valdivia44-  und  „Gauß-- 
Proben  uns  wertvolle  Aufklärungen  über  die  Bedeutung  des  Kalk- 
gehaltes für  die  eupelagischen  Sedimente  verschaffte,  sind  wir  nunmehr 
wohl  berechtigt,  diese  dritte  Gruppe  der  Meeresablagerungen  hauptsächlich 
mit  Hilfe  eben  des  größeren  oder  geringeren  Kalkgehaltes  zu  gliedern ; 
und  indem  wir  dieses  tun,  gelangen  wir  mit  geringen  Abänderungen 
auch  in  anderen  Teilen  des  KitüMMELschen  Systems,  Änderungen, 
welche  später  begründet  werden,  zu  folgender  Anordnung: 
I.  Litorale  oder  landnahe  Ablagerungen. 

a)  Strandablagerungen. 

b)  Schelfablagerungen. 

II.  Hemipelagische  Ablagerungen, 
a)  Dunkler  oder  blauer  Schlick. 

ßesoudere  Fazies:  Glazialmarine  Sedimente,  sowie  Vulkansande 
und  -schlicke. 
b>  Roter  Schlick. 


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28  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

c)  Glaukonitische  Sedimente. 
(1)  Kalkschlicke. 

e)  Schwcfeleisen-reiche  Schlicke. 

III.  Eupelagische  Ablagerungen. 

1.  Kalkreich:  Globigerinenschlamm. 

Besondere  Fazies:  Pteropodenschlamm. 

2.  Kalkarm,  bezw.  -frei:  * 

a)  Roter  Tiefseeton. 

Besondere  Fazies:  Kadiolarienschlamm. 

b)  Diatomeenschlamm. 

Und  lüertnit  treten  wir  in  die  Besprechung  der  einzelnen  Arten 
moderner  Meeressedimente  ein. 

b)  Spezielle  Beschreibung  der  jungen  Meeressedimente 

a)  Litorale  oder  lauduahe  Ablagerungen 

Einleitende  Bemerkungen 

Die  klastischen  Komponenten  der  litoralen  Ablagerungen  ent- 
stammen vorwiegend  dem  Lande,  weshalb  diese  Sedimente  vielfach  auch 
als  „kontinentale u  bezeichnet  werden,  ein  Ausdruck,  den  man  aber 
besser  vermeidet,  da  er  zu  Mißverständnissen  Anlaß  geben  kann.  Die 
Litoralablagemngen  nehmen  nach  Krümmel  rund  33  Millionen  qkm 
oder  Vn  des  Meeresgrnudes  ein.  Sie  sind  die  rezenten  Äquivalente  der 
Hauptmasse  der  Sedimentgesteine,  und  die  Kenntnis  ihrer  Bildung  ist 
daher  unerläßlich  für  einen  Geologen,  welcher  nicht  nur  tote  Strati- 
graphie  und  Paläontologie,  sondern  Pnläögeographie  im  weitesten  Sinne 
des  Wortes,  d.  i.  eigentliche  wissenschaftliche  Geologie,  treiben  will. 

Die  Vertreter  der  biologischen  Wissenschaften  haben  früher  längere 
Zeit  auf  dem  Standpunkt  gestanden,  daß  man  im  Meere,  in  besonders 
enger  Begrenzung  innerhalb  der  Flachsee,  durch  bestimmte  Isobathen 
bestimmte  Lebensbezirke  abgrenzen  könne,  indem  man  annahm, 
daß  die  Wassertiefe  und  damit  der  Wasserdruck  für  die  Ver- 
teilung der  niederen  Meerestiere  eine  ähnliche  Bedeutung  besitze,  wie 
der  verminderte  Luftdruck  auf  hohen  Gebirgen  für  die  lungenatmenden 
Wirbeltiere  und  den  Menscheu.  Es  ist  klar,  daß,  wenn  diese  An- 
schauung das  Richtige  träfe,  auch  der  Geologe  alle  Ursache  hätte,  sich 
mit  ihr  eingehender  zu  beschäftigen,  da  die  Zusammensetzung  der  ihn 
interessierenden  Sedimente  wenigstens  im  Flachwasser  wesentlich  mit 
durch  das  Benthos  bestimmt  wird.  Indessen  liegen  die  Verhältnisse 
doch  nicht  ganz  so  einfach.  Die  absolute  Wassertiefe  ist  mit  ihren 
feineren  Unterschieden  für  die  niederen  Meerestiere  ein  viel  neben- 
sächlicherer Faktor  als  Licht.  Temperatur  und  Bodenbeschaffenheit,  und 


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Litorale  oder  landnalte  Ablagerungen 


29 


das  Vorkommen  der  einzelnen  Pflanzen-  und  Tierformen  in  bestimmten 
Tiefen  ist  die  Folge  einer  Kombination  der  verschiedensten  Existenz- 
bedingungen und  unterliegt  mit  diesen  den  mannigfachsten  Schwankungen. 
Das  muß  man  im  Auge  behalten,  wenn  man  von  Laminarieu-  oder 
Korallinen-Zone  oder  einer  Zone  der  Tiefseekorallen  spricht  und  be- 
stimmte Meerestiefen  damit  verknüpft,  um  so  mehr,  als  der  eine  Autor 
eine  Koralliueuzone  oberhalb,  der  andere  aber  eine  solche  unterhalb  der 
Laminarienzone  unterscheidet.  Wenn  nun  auch  die  Pflanzenphysiologie 
bezüglich  der  Algenverbreitung  gelehrt  hat,  daß  die  Absorption  der  ver- 
schiedenfarbigen Lichtstrahlen  den  blaugrünen,  grünen,  brauneu  und 
roten  Algen  bestimmte  relative  Tiefen  zuweist,  so  hat  doch  der  Augen- 
schein vielfach  gelehrt,  daß  sich  das  Vorkommen  dieser  verschiedenen 
marinen  Pflauzenformeu,  die  ihrerseits  wieder  vielen  Tieren  zum  Sub- 
strat, zum  Unterschlupf  oder  selbst  zur  Nahrung  dienen,  durchaus  uicht 
auf  eine  so  einfache  Formel  bringen  läßt.  Und  so  gilt  noch  heute,  was 
Joh.  Walther42)  bezüglich  aller  solcher  Versuche  schon  vor  vielen 
Jahren  gesagt  hat:  „Sobald  man  die  lokal  durchaus  giltigen  Tiefenzonen 
auf  ein  etwas  entfernteres  Gebiet  desselben  Meeres  anwenden  will,  er- 
geben sich  mehr  oder  minder  bedeutende  Abweichungen,  und  seitdem 
man  mit  dem  Schleppnetze  in  größeren  Tiefen  zu  dredgen  begonnen 
hat,  seitdem  mau  vergleichende  Untersuchungen  über  verschiedene 
Küsten  ausdehnte,  ist  der  Wert  solcher  Zonengliedeniug  immer  mehr 
illusorisch  geworden."  Ks  muß  daher  als  verfehlt  bezeichnet  werden, 
wenn  manche  Autoreu  von  fossilen  Gesteinen  als  z.  B.  in  der  Lami- 
narienzone gebildet  gesprochen  haben,  solange  sie  mehr  damit  aus- 
drücken wollten  als  eine  Entstehung  in  den  allerobersten ,  sich  an  das 
Ebbeniveau  anschließenden  Flach wasserzoneu43). 

Im  Strandgebiete,  jenem  amphibischen  Berührungssaum  von  Land 
und  Meer,  der  bei  Ebbe  Land,  bei  Flut  aber  Meeresboden  ist,  vollzieht 
sich  in  ewigem  Rhythmus  ein  vielfacher  Wechsel  von  Zerstörungs-  und 
Umlagerungsvorgängeu.  Hier  finden  sich  nicht  nur  die  Produkte  fest- 
ländischer Zerstörungsvorgänge,  einerlei  ob  sie  mechanischer  Art 
(Sprengung  durch  Frost  oder  starke  Temperaturschwankung,  Gletscher- 
schliff, Abnutzung  durch  Wasser-  oder  Windtransport)  oder  ob  sie 
chemischer  Natur  (Auflösung  oder  Verwitterung)  sind.  Zu  diesen  Vor- 
•  gängen  treten  die  Agentien  des  Meeres  selbst  hinzu,  die  Brandung  mit 
dem  Küstenstrom,  Gezeiten-,  Stau-  und  Soogströme,  die  auflösende  Tätig- 
keit des  Meereswassers,  die  zerstörende  Tätigkeit  einer  nicht  kleinen 
Anzahl  seiner  Bewohner  usw.  usw.  Die  genannten  mechanischen  Kräfte 
des  Meeres  wirken,  wenn  auch  in  abgeschwächterer  Form,  auch  noch 
weiter  seewärts,  um  hier  nacheinander  zu  verschwinden.  Über  die 
Tiefe,  in  welcher  das  geschieht,  bestehen  noch  manche  Meinungs- 


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30 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Verschiedenheiten;  hier  müssen  z.  T.  weitere  Untersuchungen  angestellt 
werden,  denen  die  Geologie  mit  Interesse  entgegensieht.  Praktisch  ist 
aber  die  Wirkuug  jener  Kräfte  in  Tiefen  von  einigen  hundert  Metern 
so  gut  wie  unmerklich.  Hiernach  unterscheidet  Krümmel  „ebenso  nach 
genetischen,  wie  topischen  Merkmalen  nicht  nur  die  litoralen  von  den 
hemipelagischen  Ablagerungen,  sondern  innerhalb  der  litoralen  noch  die 
Ablagerungen  im  Bereiche  des  eigentlichen  Strandes  von  denen  des 
Sei  cht  wassere  oder  der  Schelfe".  Die  Strandablagerungen  im  Sinne  von 
KrCmmel  entsprechen  den  Litoralablagerungen  bei  Murray  und 
Rex  ard,  die  Schelfablagerungen  des  ersteren  den  Seichtwasser- 
ablagerungen dieser  beiden  Autoren. 

A.  Strandablagerungen 
I.  Definition  des  Strandes 

Strand  ist  der  Beriihrungssaum  von  Meer  und  Laud,  welchen  das 
Meerwasser  unmittelbar  bespült,  und  daher,  je  nach  der  Größe  der 
Gezeiten,  sehr  verschieden  breit.  Am  schmälsten  an  Steilküsten  uud 
in  solchen  Meeresteilen,  welche,  wie  z.  B.  die  Ostsee,  nur  geringe  Unter- 
schiede zwischen  Hoch-  und  Niedrigwasser  aufweisen,  kann  der  Strand 
eine  Breite  von  Kilometern  erreichen,  wo  Flachküste  und  sterker 
Gezeitenhub,  wie  in  manchen  trichterförmigen  Meeresbuchten  (z.  B. 
Fundy-Bai  im  östlichen  Canada),  zusammentreffen.  Joh.  Walther 
gebraucht  für  diesen  täglich  zweimal  durch  die  Gezeiten  trocken  ge- 
legten Strandsaum  den  sonst  im  allgemeinen  nicht  üblichen  Ausdruck 
„Schorn**;  doch  soll  von  der  Anwendung  dieses  Ausdruckes  in  der  vor- 
liegenden Darstellung  auch  aus  dem  Grunde  abgesehen  werden,  weil 
G.  Braun  neuerdings,  im  Anschluß  an  Gulliver,  uuter  „Schurre"  die 
Zone  seewärts  der  Uferlinie  versteht,  was  recht  unbestimmt  ist,  da 
einerseits  die  Begrenzung  nach  der  Tiefe  zu  fehlt  und  anderseits  die 
Grenze  nach  dem  Lande  zu,  eben  die  Uferlinie,  sich  mit  den  Gezeiten 
ständig  hebt  und  senkt. 

Eine  absolut  scharfe  Grenze  des  Strandes  läßt  sich  so  wenig  nach 
oben  wie  nach  unten  ziehen;  denn  Streifen,  welche  bei  besondere  hohen 
Springfluten  nur  zeitweise  benetzt,  oder  andere,  die  bei  Springebbe  trocken 
gelegt  werden,  —  wie  z.  B.  die  später  zu  erwähnende  Lithothamnimn- 
Bank  von  Haingsisi,  —  lassen  diese  Grenzen  immerhin  verschwimmen. 
Und  das  gilt  auch  für  das  organische  Leben  der  Strandzone;  denn,  wie 
manche  Landtiere  sich  wohl  eine  Strecke  ins  Meer  hinauswagen,  so  unter- 
nehmen auch  Meerestiere  gelegentlich  mehr  oder  minder  weite  Wande- 
rungen über  Land,  über  das  Bereich  des  eigentlichen  Strandes  hinaus, 
wie  zwei  bildliche  Darstellungen  von  der  Insel  Europa  zeigen  mögen 
(Tafel  III).    Daß  solche  Erscheinungen  für  die  Frage  des  Überganges 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  31 

von  Organismen  aas  eiiiem  in  das  andere  Lebenselement,  den  wir  für 
die  geologische  Vorzeit  in  häufiger  Wiederholung  annehmen  müssen,  von 
größter  Bedeutung  sind,  bedarf  keiner  weiteren  Erörterung. 

II.  Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten 

Bildungen 

1.  Die  Wellen  und  ihre  Umgestaltung  zur  Braudung  an 
Steil-  und  Flachküsten 

Von  maßgebendem  Einfluß  auf  die  Gestaltung  des  Strandes,  wie 
auch  auf  die  Art  der  auf  demselben  und  in  der  benachbarten  Flachsee 
sich  bildenden  Sedimente  sind  die  gegen  die  Küste  heranrolleuden 
Wellen  -in  ihrer  zur  Brandung  umgewandelten  Form  und  Erscheinung, 
uud  es  ist  unsere  Aufgabe,  in  eine  kurze  Besprechung  dieses  Brandungs- 
vorganges einzutreten,  wenn  auch  nur  so  weit,  wie  es  zum  Verständnis 
des  Folgenden  nötig  erscheint.  Wer  sich  für  die  Theorie  der  Meeres- 
wellen und  der  Brandung  naher  interessiert,  wird  ohnehin  zu  anderen 
Darstellungen,  etwa  zu  derjenigen  Krümmels4*)  oder  Rudzkis45)  greifen. 

Nach  allgemeiner  Annahme  führen  die  einzelnen  Wasserteilchen 
iu  den  Wellen  eine  in  der  Vertikalfläche  um  eine  horizontale  Achse 
gehende  kreisförmige  Bewegung,  die  sogen.  Orbitalbewegung,  aus,  und 
die  Geschwindigkeit  der  Wellen  wächst  mit  der  Wellenhöhe  und  -länge. 
Die  Wellenbewegung  an  sich  bedeutet  daher  nicht  eine  Vorwärts- 
bewegung der  gesamten  Wassermasse;  —  was  diese  Bewegung  vor- 
täuscht, ist  vielmehr  nichts  auderes  als  das  Vorwärtsschieben  der  in 
Wellen  gelegten  Grenzfläche  des  Wassers  gegen  die  Luft,  der  Wellen- 
berge und  Wellentäler,  also  der  Wellenform.  In  den  Wellenbergen  be- 
wegen sich  die  Wasserteilchen  in  der  gleichen,  in  den  Wellentälern  in 
der  entgegengesetzten  Richtung  wie  die  Wellenoberfläche.  Die  Ge- 
schwindigkeit, mit  welcher  die  Wellen  über  das  Wasser  hiuschreiten, 
ist  um  das  vielfache  größer  als  die  Bewegung  der  in  Orbitalbahnen 
kreisenden  Wasserteilchen  und  dementsprechend  auch  der  Stoß,  den 
selbst  bedeutendere  Wellen  über  tieferem  Wasser  —  soweit  sie  nicht 
überbrechen  —  etwa  einem  Schiffe  versetzen,  kaum  von  Bedeutung. 
Dieses  Verhalten  der  Wellen  ist  aber  nur  über  tieferein  Wasser  streng 
gültig.  Wo  die  Wellen  über  flaches  Wasser  hinübertreten,  was  regel- 
mäßig mit  der  Annäherung  gegen  die  Küsten  der  Fall  ist,  erfahren  sie 
eine  erhebliche  Umgestaltung,  deren  Mechanik  indessen  immer  noch 
nicht  restlos  erkannt  werden  konnte.  Die  durch  diese  Umgestaltung 
entstehende  Brandung  ist  verschieden,  je  nachdem  ob  die  Küste  ein 
Steilgestade  hinter  verhältnismäßig  großen  Tiefen  ist  oder  ob  die 
Brandung  einen  allmählich  mit  schwachem  Böschungswinkel  ansteigen- 
den Strand  hinaufläuft.  «*» 


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32 


Die  jungen  Meeressedimente  nnd  ihre  Bildung 


Wellen,  welche  gegen  eine  steil  abfallende  Küstenbösehung  an- 
laufen, werden  reflektiert  und  erzeugen  hierdurch  die  r Widersee*  der 
Seeleute,  welche  im  allgemeinen  um  so  kräftiger  auftritt,  je  grüßer  der 
Böschungswinkel  ist,  in  der  Regel  jedoch  bei  auflandigem  Winde  und 
durch  die  immer  frisch  anstürmenden  Wellen  so  bald  verwischt  wird, 
daß  man  sie  nur  eine  Strecke  weit  in  die  See  zurückverfolgen  kann. 
Die  Widersee  dürfte  weitere  geologische  Bedeutung  nicht  besitzen.  Bei 
dieser  Reflexion  der  Wellen  heben  sich  die  Wellenkämme  am  Ufer  bis 
fast  zum  Doppelten  ihrer  früheren  Höhe,  da  die  Orbitalbewegung  nach 
vorwärts  behindert  und  nur  ein  Ausweichen  nach  oben  ermöglicht  ist. 


Fig.  ].  Phot.  Dr.  Harn  Spethmann. 

Strand  brandung  an  steilem  Felsstrand.  Kap  Kullen  bei  Heisingborg,  Südschweden. 


Sind  die  Wellen  hoch  und  laufen  sie  schnell,  wie  das  bei  Sturmwellen 
oder  bei  der  den  unmittelbar  erzeugenden  Kraftimpulsen  entzogenen,  in 
einiger  Entfernung  entstandeneu,  sogenannten  Dünung  der  Fall  zu  sein 
pflegt,  so  erreicht  das  Aufschwellen  der  Wellenkämme  beim  Anprall 
an  das  Gestade  eine  solche  Energie,  daß  sich  beträchtliche  Wassermassen 
loslösen  und  strahlartig  an  der  Gestadewand  hinaufspritzen.  (Fig.  1.) 
Einzeln  stehende  Felsinseln  und  Leuchttürme  sind  die  Hauptschau- 
plätze dieser  sogenannten  Klippenbrandung:  doch  wird  eine  solche  durch 
die  gewaltigen  Wogen  der  hohen  Südbreiten  auch  an  den  senkrechten 
Wänden  der  antarktischen  Eisberge,  also  im  offenen  Meer  über 
ozeanischen  Tiefen,  erzeugt.  Die  vertikale  Kraftleistung  dieser  Klippcn- 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdnrch  erzeugten  Bildungen  33 


brandung,  deren  Strahlen  hiiufig  bis  auf  Höhen  von  mehr  als  30  m 
über  Mittelwasser  hinaufgetrieben  werden,  ist  bedeutend,  bestimmte 
Stevenson  dieselben  mit  seinem  Welleodynamometer  am  Gestade  des 
Bristolkanals  in  7  m  Höhe  Uber  Mittelwasser  doch  im  Maximum  zu 
11500  kg  auf  1  < j in  Fläche,  während  der  gleichzeitige  horizontale  Druck 
nur  137  kg  auf  1  qm  betrug.  Ja,  in  vereinzelten  Fällen  werden  Zer- 
störungen an  Leuchttürmen  durch  die  Klippenbrandung  bis  in  Höhen 
von  50  m  und  mehr  berichtet.  D.  D.  Gaillard46)  meldete  vom 
Tillaniook-Leuohtturm  an  der  Küste  vou  Oregon  (45°  56'  N  B.,  124°  W  L.) 
am  11.  Februar  1902  eine  mehr  als  60  m  hohe  Wassergarbe,  welche 
als  solide  Wassermasse  auf  das  Dach  des  Wärterhauses,  das  30  m  hoch 
liegt,  herabstürzte;  auch  werden  hier  häufig  Felsstücke  auf  das  Dach 
geschleudert  und  dieses  dadurch  stark  beschädigt^  Auf  gewisse  Zer- 
störungsvorgänge und  -Wirkungen  der  Brandungswelle  an  Steilküsten 
werden  wir  später  zurückkommen.  Hier  sei  zunächst  nur  die  Er- 
scheinung als  solche  betrachtet. 

Wo  sich  die  Küste  sanft  abböscht,  werden  die  auf  den  Strand  zu- 
laufenden Wellen,  ohne  daß  sie  ihre  Periode  verändern,  immer  kürzer, 
ihre  Kämme  aber  höher  und  steiler:  schließlich  fohlt  es  dem  vorwärts- 
strebendeu  Wellenberg  auf  seiner  schon  über  flacherem  Wasser  be- 
findlichen Vorderseite  an  Wasser,  um  ihn  mit  der  im  vorliegenden 
Wellental  rückwärts  gerichteten  Obitalbcwegimg  aufzubauen.  Dabei 
wird  der  Wellenberg  zuerst  unsymmetrisch,  dann  an  der  vorderen 
Böschung  lotrecht,  endlich  wölbt  er  sich  vornüber  und  bricht  in  sich 
zusammen,  wobei  die  Schaum-  und  Gischtmassen  ihre  Bewegung  auf 
den  Strand  hin  fortsetzen  (Fig.  2).  Das  ist  die  Grunderscheinung  der  so- 
genannten Seichtwasser-  oder  Straudbranduug.  Ihre  l'rsache  wäre  dem- 
nach eine  Beeinträchtigung  der  Orbitalbewegung.  Die  kritische  Phase 
der  Instabilität  wird  erreicht,  sobald  die  Wellenhöhe  gleich  der  Wasser- 
tiefe geworden  ist,  wobei  man  die  Wassertiefe  vom  Zentrum  der  Orbital- 
bahnen oder  angenähert  von  der  halben  Welleuhöhe  aus  zu  bemessen 
hat.  Die  lebendige  Kraft  der  Welle  wird  durch  das  Auflaufen  auf  den 
Strand  der  Richtung  der  Schwere  entgegen  und  durch  die  zunehmende 
Reibung  schließlich  aufgebraucht,  worauf  die  Wasserteilchen  die  Böschung 
wieder  hinabstürzen,  dem  nächsten  Wellenberg  entgegen. 

Das  Überschlagen  der  Wellen  ist  jedoch,  wie  Krümmel  ausein- 
andersetzt, „nicht  bloß  abhängig  von  dem  angegebenen  Verhältnis 
zwischen  Wellenhöhe  und  Wassertiefe,  sondern  anscheinend  auch  von 
dem  Anstoß  der  Orbitalbewegung  in  den  tieferen  Wasserschichten,  be- 
sonders am  Boden*.  Bei  der  Vm  Wandlung  der  Wind  wellen  —  welche 
der  deutsche  Seemann  die  Seen  nennt  —  in  die  Dünung  „nehmen 
die  Wellenhöhen,  also  die  Vertikaldurchmesscr  der  Orbitalbahnen,  ab. 
dagegen  halten  sich  die  horizontalen  Durchmesser  der  letzteren  ziemlich 

Andrte.  Geologie  dea  Meerwboden».  II.  o 


34 


Die  jungen  Heeressedimente  und  ihre  Bildung 


unverändert.  Trifft  nun  solche  Düuuug,  welche  Uberdeckt  von  den  Seen 
des  herrschenden  Windes  im  Tiefwasser  gar  nicht  zu  sehen,  höchstens 
an  den  Bewegungen  des  Schiffes  zu  fühlen  ist,  auf  flacheres  Wasser, 
so  wird  auch  bei  ihr  die  vorher  dargelegte  Formänderung  nicht  aus- 
bleiben: vor  allem  also  wird  die  Wellenhöhe  ein  sichtbares  Maß  er- 
langen. Küstenbänke,  welche  weit  in  eine  tiefe  See  vorgeschoben  liegen, 
oder  Bänke  in  der  offenen  See  selbst  werden  also  solche  bis  dahin  so- 
zusagen nur  latent  vorhandene  Dünung  zu  neuem  Leben  erwecken",  und 
auf  diese  Weise  erklären  sich  die  schon  in  dem  Abschnitt  Uber  „Stetige 
und  unterbrochene  Meeressedimentation u  erwähnten  Fälle  von  Brandung 
über  submarinen  Bänken,  über  dem  Wyville-Thonison-Rücken  usw. 


Au»  drt  Ponck-Si  rio.    VerUf  Dr.  F.  BhwdtMl,  Berlin. 

Fig.  2. 

Flachstrand  von  Sylt  mit  auflaufender  Brandung.  (Das  oberste  Sandriff  ist  im  Begriff 
sich  dem  Strand  anzuschließen,  von  dem  es  noch  durch  eine  mit  Wasser  erfüllte  Senke 
getrennt  ist.  Das  in  solchen  Senken  vielfach  in  seitlicher  Bewegung  befindliche  Wasser 
bildet  am  Boden  derselben  nicht  selten  quer  tum  Strand  verlaufende  Wellenfurchen.  Die 
Schaumstreifen  der  auflaufenden  Wellen  überschneiden  je  nach  ihrem  Alter  einander  und 
lassen  an  ihrem  Außensaum  jedesmal  einen  minimal  kleinen  Sandstrandwall  zurück.) 

Bei  Nichtberücksichtigung  der  tatsächlichen  Bewegungsvorgänge 
der  einzelnen  Wasserteilchen  in  den  Welleu  könnte  man  leicht  zu  der 
Anschauung  kommen,  daß  die  Reibung  der  Welle  am  Boden  das  Steiler- 
werden ihrer  Vorderwand  und  ihr  schließliches  Überbrechen  hervorrufe. 
Indessen  haben  die  Experimente  in  der  Wellenrinne  nichts  von  einem 
solchen  Einfluß  der  Reibung  gezeigt,  und  dieselbe  dürfte  erst  von 
wesentlichem  Einfluß  werden',  wo  sich  die  Welleu  auf  der  Strand- 
böschung schließlich  totlaufen.  Für  die  erste  Ursache  des  Überbrechens 
der  Wellen  dürfte  vielmehr  die  oben  gegebene,  wohl  zuerst  von  Hägen 
ausgesprochene  Erklärung  des  Branduhgsprozesses  vorzuziehen  sein. 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  35 


.ledoch  wird  der  ganze  Vorgang  nun  noch  durch  eine  andere 
Begleiterscheinung  kompliziert,  nämlich  durch  das  die  Strandböschung 
wieder  herablaufende  Wasser  jeder  Welle,  welches  dabei  gegen  die 
Basis  der  nächsten  Welle  trifft  und  diese  zweifellos  in  ihrem  aufwärts 
gerichteten  Lauf  hemmt,  indem  sie  dieselbe  vor  allem  zum  vorzeitigen 
Überbrechen  bringt.  Es  erfolgt,  also  am  Boden  des  Flachstrandes  — 
Steilküsten  zeigen  die  Erscheinung  nicht  in  merkbarer  Weise!  —  ein 
seewärts  gerichteter  Rückstrom  des  Wassers,  welcher  jedoch  durch  jede 
neu  ankommende  Welle  unterbrochen  wird.  Diese  Erscheinung  wird  an 
der  Ostsee  der  Soog  (auch  wohl  nur  mit  einem  0  =  Sog  geschrieben; 
=  „das  Saugen")  oder  auch  wohl  Soogstrom  genannt  und  ist  jedem 
als  „Ziehen"  bekannt,  der  einmal  versucht  hat  bei  hohem  Seegang  zu 
baden,  was  eben  aus  diesem  Grunde  durchaus  nicht  ungefährlich  ist. 
Die  Engländer  nennen  diese  Erscheiuung  undertow.  Die  Intensität 
des  Soogstromes  ist  um  so  stärker,  je  steiler  die  Böschung  des  Strandes 
ist  und  je  höher  die  erzeugende  Welle  jeweils  diese  Böschung  hinauflief; 
und,  wo  nur  immer  eine  stärkere  Brandung  zur  Beobachtung  gelaugt, 
läßt  sich  die  Beeinflussung  der  Wellen  durch  die  Intensität  des  Soogs 
der  jeweiligen  vorhergehenden  Welle  erkennen,  so  zwar,  daß  diejenigen 
Wellen  den  Strand  am  höchsten  hinauflaufeu,  welche  nicht  nur  besonders 
große  Intensität  besitzen,  sondern  auch  einen  nur  geringen  Soogstrom 
zu  überwinden  haben.  In  der  Tat  scheint  die  Intensität  der  über-  ^ 
brechenden  Wellen  und  damit  ihre  Reichweite  einem  gewissen  Rhythmus 
zu  unterliegen,  als  dessen  Ausdruck  wohl  die  an  der  deutschen  „Wasser- 
kante" vulgären  Bezeichnungen  „Schiffsmann,  Steuermann,  Kapitän**  für 
die  aufeinander  folgenden  Wellen  von  scheinbar  verschiedener  Intensität 
gelten  können.  Allerdings  haben  genauere  Untersuchungen  eine  Be- 
stätigung dieser  schon  den  alten  Griechen  unter  der  Bezeichnung  TQixvfiia 
bekannten  Dreizahl  nicht  gebracht.  So  hat  G.  Schott47)  gezeigt,  daß 
unter  südlichen  Breiten  vielmehr  meist  4,  5,  auch  6—8  große  Wellen 
während  eines  Sturmes  einander  folgen,  und  geglaubt,  daß  die  Erregung 
dieser  oberen  hohen  Wellengruppen  mit  den  Böen  der  Stürme  zusammen- 
hänge. Je  nach  der  längereu  oder  kürzeren  Dauer  der  Böen  sollten  die 
besonders  hohen  Wellen  innerhalb  der  einzelnen  Gruppen  mehr  oder 
weniger  zahlreich  sein,  und  je  nach  dem  mehr  oder  weniger  böigen 
Charakter  des  Sturmes  überhaupt  werde  die  Erscheinung  besonders 
deutlich  oder  ntir  wenig  ausgebildet  sein;  auch  scheine  solche  Gruppen- 
bildung nur  bei  hoher,  schwerer  See  vorzukommen.  Und  hiermit  würde 
es  in  der  Tat  übereinstimmen,  wenn  Beyer48)  auf  der  Nordseeinsel  Sylt 
bei  schwachen  und  mittelstarken  Winden  auch  nur  ein  völlig  regelloses 
Aufeinanderfolgen  größerer  und  kleinerer  Wrellen  beobachten  konnte. 
Immerhin  wird  sich  die  Beeinflussung  der  folgenden  Welle  durch  den 
starken  Soogstrom  einer  vorhergegangenen,  besonders  kräftigen  und 


36 


Die  jungen  Meeressedimfiite  und  ihre  Bildung 


hochaufgelaufeuen  Welle  nicht  leugnen  lassen,  und  es  scheint,  als  ol» 
hier  bisher  zwei  verschiedenartige  Wellenperiodizitäten,  die  sich  am 
Ueobachtungsort,  dem  Strande,  in  der  Tat  summieren  und  überdecken, 
zusammengeworfen  sind,  nämlich  eine  durch  den  böigen  Charakter  der 
die  Wellen  erzeugenden  Wiude  entstehende  primäre,, und  die  lediglich 
im  (iebiete  der  obersten  Strandbrandung  durch  zeitweise  verstärkten 
Soogstrom  veranlaüte  sekundäre  Periodizität. 

Jede  Welle,  welche  den  Strand  aufwärts  rollt,  schleppt  —  was 
jedem,  der  etwa  bei  starker  Brandung  einmal  am  Kiesstrand  «rebadet 


hat,  fühlbar  geworden  sein  wird  —  eine  gewisse  Menge  Sand  und  Kies 
mit.  welche  aber  in  der  Hauptsache  vom  Soogstrom  wieder  mit  zurück- 
gezogen wird.  Da  jedoch  ein  gewisser  Teil  des  mit  den  Rollern  auf 
den  Strand  geschleuderten  Wassers  sofort  im  Material  des  Strandes  ver- 
sickert, wobei  im  Sandstrande  besondere,  später  noch  zu  besprechende 
Erscheinungen  statthaben,  so  setzt  der  Soogstrom  doch  immer  erst  etwas 
tiefer  mit  genügender  Kraft  ein,  um  alle  Gegenstände,  welche  wenig 
schwerer  als  Wasser  sind,  also  nicht  fest  auf  dem  Grunde  ruhen,  see- 
wärts hiuwegzuführen,  und  so  hinterläßt  jeder  Roller  längs  der  Linie, 
bis  zu  welcher  er  aufwärts  schritt,  einen  kleinen  Rückstand,  den  erst 


Fig.  3. 

Melirfm  he  Brandung  auf  flachem  Sandstrand.   Skagen,  Kordspitze  von  Jütland.  Links 
von  der  weiblichen  Figur  hat  eine  Welle  gerade  etwa  ihren  höchsten  Stand  erreicht, 
rechts  ist  das  Wasser  im  Zurücklaufen  begriffen:  Soogstrom.) 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen 


37 


steigendes  Wasser  oder  eine  kräftigere  Welle  wieder  wegwäscht,  um 
dasselbe  Spiel  weiter  landeinwärts  zu  wiederholen.  . 

Da  die  Intensität  des  Soogstroms  mit  der  Stärke  der  Brandung 
wächst,  wird  die  starke  Zerstörung  der  Kaste  bei  Sturmbrandung  ver- 
ständlich. Auch  auflandige  Winde  müssen  übrigens  den  Soogstrom  ver- 
stärken, da  sie  das  Wasser  der  Oberfläche  gegen  die  Küste  drücken  und 
dadurch  einen  Überfluß  schaffen,  der  nach  Ausgleich  drängt;  aber  der 
Soogstrom  fehlt  auch  soust  nicht,  wo  immer  nur  brandende  Wellen  auf 
einen  Strand  auflaufen. 

Die  Hauptstätten  der  eigentlichen  Strandbranduug  sind  einerseits 
sanft  abgeböschte  Küsten,  anderseits  mit  einem  flachen  Vorstrand  ver- 
sehene Steilgestade.  Als  gute  Beispiele  für  die  erstere  Kategorie  nennt 
Krümmel:  die  Dttnenküsten  der  Landes  am  Biscaya-Golf ,  den  Bade- 
strand von  Sylt,  die  ^eiserne  Küste"  Jütlands,  die  flache  Ostküste  der 


Fig.  4. 

Mehrfache  Brandung  (AVt,  \Vt)  auf  überschwemmtem  Strand;  am  Boden  der  Soogstrom. 
Nach  0.  Krcmmkl,  Handbuch  der  Ozeanographie,  Bd.  II,  S.  1 13,  Fig.  22. 

Vereinigten  Staaten,  die  Koiomandelküste  Vorderindiens  (namentlich  bei 
Madras)  und  die  Küste  von  Zululand  (East  London);  für  die  zweite 
Kategorie:  Teile  der  Guinea -Küste,  die  Nord-  und  Nordostseite  der 
Antillen  von  den  Bahama- Inseln  an  bis  nach  Antigua,  sowie  viele 
Hochseeinseln.  Besonders  berühmt  ist  die  ständige  großartige  Braudung 
an  der  von  Inseln  und  Bänken  freien  Guinea-Küste,  die  sogen.  Kalema, 
von  welcher  Pechuel-Lösche  in  den  Ergebnissen  der  Loango-Expedition 
mit  poetischen  Worten  eine  anschauliche  Schilderung  gegeben  hat. 

Eine  hohe  ozeanische  Dünung  kann  beim  Auflaufen  auf  die  seichten 
Küstenge wässer  wiederholt  zum  Branden  kommen  (Fig.  3).  Zuerst  ge- 
schieht dieses,  wo  Wassertiefe  und  Welleuhöhe  einander  gleich  werden.  Die 
übergebrochene  Wasserraasse  bewegt  sich  aber  weiter  landwärts  als  eine 
zunächst  niedrigere  Übertragungswelle,  die  bei  weiterhin  abnehmender 
Wassertiefe  abermals  überbrandet;  und  dieses  Spiel  setzt  sich  fort,  bis 
sich  die  ganze  Bewegung  in  der  oben  beschriebenen  Weise  tot  gelaufen 
hat.  Eine  solche  mehrfache  Brandung  und  ihr  Verhältnis  zum  Soog- 
strom soll  beistehende  Skizze  von  Krümmel  veranschaulichen  (Fig.  4». 


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38 


Die  jungen  Meeressed  imente  und  ihre  Bildung 


S.  Passarge  49)  unterscheidet  dementsprechend  bei  einer  voll- 
ständigen Brandung  folgende  5  Zonen,  denen  wir,  um  die  Überein- 
stimmung mit  dem  vorher  Gesagten  hervortreten  zu  lassen,  in  Klammern 
einige  Bemerkungen  hinzugefügt  haben: 

1.  Zone  der  ungestörten  Wellen  (über  tieferem  Wasser); 

2.  „      ||  Stauungswellen  (über  seichter  werdendem  Wasser): 

3.  „      „  Brecher    (erstes   Branden   beim   Gleichwerden  von 

Wassertiefe  und  Wellenhöhe); 

4.  „      „   Roller  (A.ufwärtslaufen  dar  hierdurch  entstandenen 

Übertragungswelle) ; 

5.  „      „   Strandwellen     (letztes    Branden     unmittelbar  am 

Strande). 

2 — 5  bilden  die  Zone  der  eigentlichen  Brandung.  Passarge  sagt,  daß 
sich  die  aus  den  übergestürzten  Brechern  entwickelnden  „Roller"  mit 


• 

Stauungszoiie 

Brecher  Rollerzone  Strandbrandg. 

rrrr:-  ■■*.'.  ••  .  vT7*                                       :     ''Strandwall  1 

Fig.  5. 

Vollständig  ausgebildete  Brandung.    Nach  S.  Passarge,  Physiologische  Morphologie, 

S.G4  (196),  Abb.  39. 

horizontal  stark  verlängerten,  vertikal  aber  verkürzten  Achsen  vorwärts- 
bewegten, was  vielleicht  noch  durch  Messungen  zu  beweisen  wäre;  auch 
kann  man  verschiedener  Meinung  sein,  ob  es  zweckmäßig  ist,  schon  die 
Zone  der  Stauungswellen  (2.)  zur  Brandung  hinzuzurechnen,  da  Stauung 
ja  bereits,  wie  oben  gezeigt  wurde,  eintreten  kann,  bevor  Wellenlänge 
und  Wellentiefe  einander  gleich  geworden  sind.  Im  allgemeinen  aber 
gibt  die  Fünfzahl  der  Zonen  Passarges  den  Vorgang  der  Brandung 
richtig  wieder,  wenn  auch  die  einzelnen  Zonen  je  nach  der  Stärke  der 
Küstenböschung  und  Unregelmäßigkeiten  in  derselben,  sowie  je  nach 
der  Wellenhöhe  eine  sehr  verschiedene  Breite  haben  können,  indem 
z.  B.  die  Rollerzone  (4.)  einmal  fast  ganz  unterdrückt,  ein  anderes  Mal 
aber  stark  verbreitert  sein  kann  (Fig.  5). 

Die  Wirkung  der  Brandung  auf  die  Gestaltung  des  Küsten- 
saumes und  dessen  Bildungen 

Die  obere  Grenze  des  Wellenbereiches  wird  durch  verschiedene 
Bildungen  gekennzeichnet,  je  nachdem,  ob  es  sich  um  eine  mehr  oder 
minder  steile  Felsküste  oder  um  eine  aus  weicherem  Material  bestehende 
Flachküste  handelt. 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  39 

a)  Steil-  und  FelskHsten 
Zeratornngsformen 

„Stets  muß  sich  an  einer  Steilküste,  wenn  das  Meeresniveau  kon- 
stant bleibt,  eine  in  demselben  gelegene  Terrasse  herausbilden"  .  .  .  . 
Mit  diesen  Worten  hat  von  Richthofen,  welcher  zuerst  die  große  Be- 
deutung der  Abrasion  dnrch  die  Brandungswelle  für  die  geologische 
Vorzeit  ins  rechte  Licht  setzte50),  neben  die  Zerstörungsform  des  Kliffs 
diejenige  der  Brandungs-  oder  Abrasionsplatte  gesetzt,  welche,  im 
Felsstrand  gipfelnd,  sich  unter  dem  Meeresspiegel  fortsetzt.  (Fig.  6,  7.) 


Fig.  G. 

Brandungsabrasion  am  Istrischen  Scoglio  Gronghera.  Nach  G.  80TZ1NSEB  aus  Stilles 
Geologischen  Charakterbildern,  5.  Heft,  1911,  Tafel  2.  (Der  Zusammenhalt  der  geschich- 
teten Kreidekalke  wird  längs  der  Klüfte  und  der  Schichtfugen  durch  die  Brandung  ge- 
lockert, welche  unter  Rückverlegung  des  Kliffs  die  Abrasionsplatte  erzeugt.  Die  bloß- 
gelegte Schichtplatte  zeigt  beginnende  Knrrenbildung  und  Durchlöcherung  des  Gesteins 
durch  die  Tätigkeit  eines  Bohrschwammes  [Vioa  oder  Cliona  »data  Grant].) 

Am  Felsstrande  wird  die  obere  Grenze  der  Brandung  durch  eine 
wagerecht  verlaufende  hohlkehlenartige  Nische,  die  Brandungshohl- 
kehle (Fig.  7 — 12),  bezeichnet.  Bezüglich  der  Entstehung  dieser  Ab- 
tragungsform und  ihrer  Varianten,  der  Brandungshöhlen  und  Bran- 
dungstore (Fig.  13, 14),  mag  hier  auf  die  Literatur,  und  zwar  insbesondere 
auf  eine  neuere,  eingehende  Darstellung  von  Gr,  W.  von  ZaHX*1)  und  er- 


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40 


Die  jungen  Meeressedimente  and  ihre  Bildung 


gänzende  Bemerkungen  von  E.  Werth52),  verwiesen  werden,  welche  alles 
Wesentliche  enthalten.  Nur  folgende  Bemerkungen  seien  darüber  gestattet. 


^*  


Fig.  7. 

Scheroatisches  Profil  der  Abrasionsküste  nach  F.  von  Richthofen  aus  0.  Krümmel, 
Handbuch  der  Ozeanographie,  Bd.  II,  S.  130,  Fig.  35.  (abcd  =  ursprüngliche  Gestalt  der 
Felsküste,  ao  =  Kliff  mit  Brandungshohlkehle  bei  o,  oc  =  Abrasionsplattfonn,  e  = 
Detritusanhäufung  am  Fuß  der  Abrasionsplattfonn,  N  und  H  Nieder-  und  Hochwasserlinie.) 


— ,  '■  ■  fhJIt.H. 


Oft  A 

Fig.  8. 

Brandungshohlkehle  im  Felsufer  der  Ki- 
viera  nach  Stevenson  aus  0.  Kui  MM  EL, 
Handbuch    der  Ozeanographie,    Rd.  II, 
S.  125),  Fig.  34. 


Fig.  !). 

Strau<lprofil  am  Touufer  nach  Stevenson 
aus  0.  KRÜMMEL,  Handbuch  der  Ozeano- 
graphie, Bd.  II,  S.  124,  Fig.  81. 


Aot  der  Ponck-Serie.  Verlag  Dr.  F.  Stoedtner.  Berlin.   Phot.  ('.  Ihlig. 

Fig.  10. 

Rest  eine»  gehobenen  Korallenriffes  mit  Brandungshohlkehle  auf  Abrasionsfläche. 
Strand  von  Daressalam,  Deutsch-Ostafrika. 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  41 

vox  Zahn  schien  es,  als  ob  in  Nebenmeeren,  z.  B.  im  Europäischen 
Mittelmeer  und  in  der  Ostsee,  neileicht  auch  auf  ozeanischen  Inseln 
und  an  den  Küsten  größerer  Binnenseen,  wie  der  großen  amerikanischen 
Seen,  das  Vorkommen  von  Hohlkehlen  relativ  häufiger  wäre,  als  an 
anderen  Küsten.  Diese  Anschauung  ist  aber  kaum  aufrecht  zu  erhalten. 


Fig.  11. 

Brandungshohlkehlen-  und  Pilzfelsenbildun^  aus  karbonischen  Konglomeraten  am  Hope- 
well-Kap  bei  Moncton,  Neu-Braunschweig,  Canada.    Nach  einer  käuflichen  Abbildung. 

»An  den  Steilküsten  der  Ozeane  fehlen  Brandungskehlen  keineswegs. 
Hier,  wo  im  allgemeinen  eine  erhebliche  Höhendifferenz  zwischen  dem 
Ebbe-  und  Flutniveau  besteht,  verschiebt  sich  zwar  die  Angriffsstelle 
der  Brandung  mit  den  Gezeiten  nicht  unbedeutend,  und  nach  längerer 
Einwirkung  der  Meereswellen  auf  die  Küste  wird  die  Steilwand  nur 


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42 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


noch  bei  höherer  Flut  erreicht.  Es  ist  also  jedesmal  nur  eine  verhältnis- 
mäßig kurze  Zeit,  während  welcher  die  Brandung  die  felsige  Uferwand 
angreifen  kann.  Doch  scheint  dieser  Nachteil  dadurch  vollständig  aus- 
geglichen zu  werden,  daß  die  Meere  mit  Gezeiten  weit  kräftigere  Wellen 
erzeugen,  als  die  tidenlosen  Mittelmeere. 

In  der  Tat  erfordert  jedes  Kliffufer  theoretisch  die  Bildung  einer 
Hohlkehle.  Die  Brandungswelle  untergräbt  durch  ihre  zerstörende  Arbeit 
mit  Hilfe  der  ihr  zur  Verfügung  stehenden  Gesteinstrümmer  die  Fels- 
wand, so  daß  die  über  dem  Brandungsniveau  aufragenden  Teile  derselben 


Fig.  12. 

Brandungshohlkehlen-,  Pfeiler-  und  Pilzfelsenbildung  aus  obersilurischen  Kalken  in  der 
Brandungszone  der  Insel  (iotland,  Ostsee.    Nach  einer  käuflichen  Abbildung. 


herabstürzen.  Geschieht  das  Nachstürzen  im  gleichen  Tempo  mit  dem 
Vordringen  des  Meeres  im  Niveau  der  Brandungswelle,  so  resultiert  eine 
von  unten  bis  oben  einheitliche,  mehr  oder  weniger  steile  Felswand,  und 
die  Brandungshohlkehle  tritt  nicht  in  die  Erscheinung,  sie  existiert  viel- 
mehr immer  nur  momentan  in  der  Anlage.  Wandert  dagegen  bei  der 
Küstenzerstörung  die  Aushöhlung  schneller  landeinwärts,  als  die  über- 
lagernden Felsmassen  nachbrechen,  so  kommt  es  zur  Ausbildung  einer 
vollendeten  typischen  Hohlkehle.  Und  da  ist  nun  zweifellos  in  aller- 
erster Linie  maßgebend  die  innere  Struktur  und  der  daraus  resultierende 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  43 


Fig.  ta 

Perre-Rock,  ein  aus  steil  aufgerichtetem,  fossilführendem  Unterdevon  bestehender,  87  m 
hoher,  bei  Ebbe  trockenen  Fußes  zu  erreichender  Felsen  mit  einem  1K45  eingestürzten 
and  einem  zweiten,  noch  erhaltenen  Brandungstor.  Quebec,  Canada.  Andkkk  phot.  1918. 
(Die  Entstehung  dieser  Tore  aus  einander  begegnenden  Brandungsliohlkehleu  ist  an  den 
Wänden  des  Felsens  ausgezeichnet  zu  studieren.) 


Fig.  14. 

Steilküste  von  Helgoland  mit  Brandungstoren  und  vorgelagerter  Ahrasionsterrasse  bei 

Ebbe.    Nach  einer  käuflichen  Abbildung. 


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44 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Grad  der  Festigkeit,  sowie  die  ehemische  Beschaffenheit  (Wasser- 
löslichkeit) des  Gesteines,  in  welches  die  Brandungswelle  den  Steilabfall 

des  Kliffs  einarbeitet  "  (E.  Werth). 

Neben  diesen  Gesteinseigeuschaften  wird  mau  mit  R.  Gradmann 
al)er  auch  die  Höhe  der  in  Zerstörung  begriffenen  Kliffs  als  Faktor 
für  die  Bildung  von  Brandungshohlkehlen  nicht  vergessen  wollen.  Denn, 
je  höher  das  Kliff,  um  so  bedeutender  müssen  die  herabgestürzten  Massen 
sein,  und  um  so  länger  dauert  ihre  Aufbereitung;  mau  wird  daher  wirk- 
liche Gebirgsküsten  viel  häufiger  mit  einer  Blockhalde  antreffen  als  mit 
einer  Brand uugskehle  am  Fuß. 


Fig.  15. 

Durch  das  Spritzwasser  der  Brandung  ungelöste  Kalkfelsen  der  Insel  Capri,  die  wie  mit 
Säure  Übergossen  aussehen.    Andkkk  phot.  1H9H. 


Zahlreiche  Beobachtungen  verschiedener  Forscher  über  die  Bildung 
von  sogenannten  Riesentöpfen  oder  Strudellöchern  am  Felsstrand  mit 
noch  auf  dem  Grunde  liegenden  Reibsteinen  hat  schon  .Ioh.  Walther  m> 
gesammelt,  und  zwar  auch  aus  Küstengegenden,  in  denen,  wie  auf  der 
Sinai-Halbinsel  oder  an  der  Ostküste  von  Luzon,  die  Beteiligung  von 
Gletschereis  —  die  manche  Forscher  gerne  für  jede  solche  Bildung  her- 
anziehen —  völlig  ausgeschlossen  ist,  während  man  etwa  bei  den  Vor- 
kommnissen an  der  Küste  von  Finnland  oder  des  Weißen  Meeres  mindestens 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  45 


den  Verdacht  auf  Lokalisierung  der  Strudel  Wirkung  durch  Gletschereis 
haben  kann.  —  Hier  könnten  auch  die  kleinen  napfförmigen  Vertiefungen 
in  den  horizontal  liegenden  weichen  Obersilursandsteineu  des  Vorstrandes 
des  Hoburgen-Klintes  an  der  Südspitze  der  Insel  Gottand  angeschlossen 
werden,  deren  Entstehung  durch  das  Hin-  und,  Herschieben  kleiner  Ge- 
rölle  im  Spiel  der  Brandungswelle  im  Jahre  1910  durch  den  Verf.  be- 
obachtet werden  konnte55). 

Auf  die  besonders  Kalkfelsen  anätzende  Wirkung  der  Meerwasser- 
spritzer in  der  „Spritzzone"  von  Zahns  werden  wir  später  Gelegenheit 
nehmen  einzugehen.    (Fig.  15,  16.) 


Fig.  IG. 

küstcnkarren  auf  dem  Scoglio  Rovera  bei  Parenzo,  Adria.  Nach  G.  GuTZINQEH  aus 
Stim.Es  Geologischen  Charakterbildern,  5.  Heft,  1911,  Tafel  Sa,  (Die  zahlreichen  Grübchen 
sind  die  Wirkung  der  Auflösung  durch  Spritzwasser  und  der  tierischen  Erosion  durch 

die  Napfschnecke  Patella.) 

Den  Geologen  interessiert  aber  nicht  nur  das  Wirken  der  die 
Morphologie  des  Küstensaums  bedingenden  anorganischen  Kräfte,  sondern 
auch  die  Mitwirkung  der  hierbei  beteiligten  Organismen,  und  zwar 
Pflanzen  wie  Tiere.  Dieselben  vermögen  auf  der  einen  Seite  nicht  nur 
unmittelbar,  indem  sie  das  Gestein  angreifen  (Fig.  17,  18),  sondern  auch 
mittelbar,  wie  wir  das  gleich  noch  von  manchen  Tangen  sehen  werdeu,  die 
mechanische  Kraft  der  Braudung  zu  unterstützen,  anderseits  wirken  sie  z.T. 
aber  wiederum  gerade  in  entgegengesetztem  Sinne,  also  schützend,  wie  z.  B. 
die  Überzüge  von  Balaniden  n.  a.  Auch  in  der  Verteilung  dieser  Organismen 


46 


Die  jungen  Meeresscrlinientc  und  ihre  Bildung 


bestehen  offenbar  Gesetzmäßigkeiten.  Aber  es  bedarf  noch  viel  ein- 
gehenderer biologischer  Küstenforsehungen  und  der  Ausdehnung  solcher 
auf  alle  Küsten,  ehe  hier  allgemeinere  Gesetzmäßigkeiten  festgestellt 
werden  können.    Es  kann  sich  also  auch  nur  um  ein  Beispiel  handeln, 


Fig.  17. 

Kalkstein  von  der  Felsküste  Dalmaticns,  durch  einen  Bohrschwaium  tVioa  oder  Cliona 
celata  Graut)  angebohrt  und  innerlich  zermürbt.  */j  der  natürlichen  Größe.   Nach  Oskar 
Schmidt  aus  C.  KELLER,  Das  Leben  des  Meeres.    1895,  S.  258,  Fig.  77. 


Fig.  18. 

Lithodomus  lithophagus,  die  „Meerdattel",  in  Kalkstein  eingebohrt.  Küste  der  Adria 
bei  Triest.  Etwa  */t  der  nat.  Größe.  (Original  in  der  Allgemein-geologischen  Sammlung 
des  Geologisch -paläontologischen  Instituts  und  der  Bernsteinsaminlung  der  Albertus- 
Universität  zu  Königsberg  i.  Pr.)  (Die  Schalen  dieser  Tiere,  welche  in  Triest  und  Venedig 
unter  der  charakteristischen  Bezeichnung  „Dattolo  di  pietra"  auf  den  Markt  kommen, 
Bind  den  Hohlräumen  so  augepaßt,  daß  eine  drehende  Bewegung  ausgeschlossen  erscheint; 
die  Vergrößerung  der  Hohlräume  kann  daher  nur  durch  Lösung  erfolgen.) 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  47 


wenn  ich  der  Darstellung  von  Zahns  folgendes  entnehme:  Ju  dem 
Auftreten  der  einzelnen  Tier-  und  Pflauzenarten  scheint  eine  gewisse 
Reihenfolge  zu  herrschen;  ich  fand  sie  wenigstens  wiederholt  an  vielen 
Stellen,  auch  auf  den  Scilly- Inseln.  Am  höchsten  hinauf  geht  die  ge- 
meine Seepocke,  Baianus  halanoides  L.,  dann  folgt  die  gekerbte  See- 
pocke,  Baianus  crenatus  Brug.,  und  die  gemeine  Napfschuecke,  Patella 
vulgata  L.,  und  einige  andere  kleine  Schnecken.  Man  könnte  diese  Zone 
die  des  Baianus  uud  der  Patella  nennen.  Nun  folgt  die  Zone  der 
Muscheln,  charakterisiert  durch  die  Miesmuschel,  Mytilus  edulis  L. 
Daran  schließen  sich  nun  die  Pflanzen,  vertreten  durch  Tangarten,  an. 
Einen  ersten  Gürtel  bilden  die  Fucus- Arten,  wie  der  gemeine  Blasen- 
.  tang,  Fucus  vesiculosus  L.,  der  Sägetang.  Fucus  serratus  L.,  und  der 

Prlanzenlose 
Zone. 


Fig.  19. 

Schematische  Darstellung  der  Besiedelung  der  Felsküste  der  Xormandie  und  Bretagne 
mit  pflanzlichem  und  tierischem  Benthos  nach  G.  W.  von  Zahn  aus  Thilo  Krimbach 
in  Zoolog.  Anzeiger,  49,  M>1 7,  S.  122,  Fig.  5. 

Riementang,  Himanthalia  lorea  L..  Unter  der  Niedrigwassergrenze 
endlich  sind  die  großen  Tangarten  angesiedelt."  So  ergibt  sich  die 
Aufeinanderfolge  der  einzelnen  Zonen  unter  Einfügung  der  morphologisch 
von  einander  unterschiedenen  Schliff-  und  Spritzzone  im  Schema,  wie  es 
Fig.  19  darstellt.  Durchaus  ähnlich  verhalten  sich  übrigens  auch  die 
Küsten  Norwegens. 

Es  wäre  verlockend,  an  dieser  uud  au  späterer  Stelle  (bei  Be- 
sprechung des  Flachstrandes)  eingehender  zu  schildern,  wie  sich  die 
verschiedenen  Pflanzen  und  Tiere  gegen  die  Wirkung  des  heftigen  Wellen- 
schlages in  der  Strandregion  entweder  durch  dicke,  schwer  zerbrechliche 
Schalen,  wie  manche  Schnecken  und  Muscheln,  durch  Festsaugen  an 
Felsflächen,  wie  die  Patellen,  durch  Einbohren,  wie  bohrende  Muscheln 
und  Seeigel  (Fig.  20,  21),  oder  durch  Verankern  an  Felswänden  mit 
Schalsubstanz,  wie  die  Seepocken  (Baianus),  oder  mittels  Byssus,  wie 


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48 


Die  jungen  Heeressedimente  und  ihre  Bildung 


die  Miesmuscheln  (Mytilus  edulis),  im  Sandboden  aber  durch  Eingraben 
in  den  Boden,  wie  manche  Würmer  (Arenicola,  Balanoglossus),  Krebse 
(Talitrus)  und  Muscheln  (Mya  arenaria)  oder  noch  andere  Mittel  zu 
schützen  wissen.  Indessen  sind  diese  Verhältnisse  so  oft  und  ausgiebig 
geschildert  worden,  daß  es  zwecklos  wäre,  liier  in  Einzelheiten  einzu- 
treten. Doch  finden  sich  einige  Hinweise  dieser  Art  im  Text  verstreut. 


Fig.  20. 

E< liinoiuetrn  subaugularis,  eingebohrt  in  den  Sandstein  des  Pernanibiuo-.. Riffs".  Küste 
von  Brasilien.    Nach  J.  C.  BkaNNKK  in  Bull.  Mus.  Comp.  Zool.  Vol.  XLIV,  Tafel  .">(». 


Fig.  21. 

.Seeigelbohrlöclter  in  Trachytblücken.  300  m  nordwestlich  Pedras  l'retas  Point  bei  Pernam- 
buco, Brasilien.  Nach  J.  C.  BRAMMER  in  Bull.  Mus.  Comp.  Zool.  Vol.  XLIV.  1904,  Tafel  73. 

Anfhanformen : 
Krandungssrhotter  vor  Steilküsten  und  der  Vorst rn ml 

Das  Zurückweichen  der  Steil-  und  Felsküsten  geschieht  im  allge- 
meinen weniger  durch  Abschleifen  vermittels  der  durch  die  Brandung 
bewegten  Festmaterialien,  als  vielmehr  durch  Ausbrechen  von  Gestein 
und  durch  Nachstürzen  der  durch  Bildung  einer  Hohlkehle  unter- 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen»  49 


waschenen  Partien.  Hierdurch  wird  eine  Menge  Gesteinsmaterial  ge- 
liefert, welches  entweder  an  Ort  und  Stelle  angelehnt  an  den  Fuß  unter- 
halb des  Kliffs  als  Blockhalde,  bezw.  Blocklager  liegen  bleiben  kann 
oder  abtransportiert  wird,  um  dann  an  anderen  Orten  zur  Ruhe  zu 
kommen.  Durch  Stand-  und  Treibeis  können  größere  in  Eis  eingefrorene 
Blöcke  leicht  weit  seewärts  hinwegtransportiert  werden.  Blockhalden 
und  -lager  jener  Art  treten  sehr  charakteristisch  an  den  Felsküsten  der 
beiden  Polargebiete  auf.  So  stürzen  infolge  des  während  des  kurzen 
Sommers  hervorgebrachten  Tauens  von  den  steilen  Berghähgen  der  Fjorde 


Fig.  88. 

Blockstrand  von  Lohme  auf  der  Insel  Rügen  (Ostsee).    Nach  F.  W.vHNSGHAFFE  au» 
STILLE!  Geologischen  Charakterbildern,  2.  Heft,  1910,  Tafel  ."». 

(Grönlands  ungeheure  Felsmasseu  auf  den  „Eisfuß"  herab,  der  sich  da- 
durch mit  großen  und  kleinen  Steinen  beläd,  die  später  entweder  an 
Ort  und  Stelle  auf  den  Meeresboden  sinken  oder  mit  dem  Eise  abtrans- 
portiert werden. 

An  Küsten,  die  nur  schwachen  Gezeitenhub  aufweisen,  stellen 
sich  häufig  sogar  Schutthalden  aus  scharfkantigen  Blöcken  ein. 
Wo  blockreicher  Geschiebemergel  der  Küstenzerstörung  unterliegt, 
wird  das  feinkörnige  Sand-,  Mergel-  und  Lehmmaterial  heraus- 
gewaschen und  die  größeren,  teils  wenig  gerundeten  Blörke  bleiben 
allein  zurück,  oft  Kante  auf  Kante  übereinander  getürmt  (Fig.  22). 

Andr.e,  Geologie  de«  Meeresboden!.  II.  4 


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50 


Die  jungen  Meeressediment«  und  ihre  Bildung 


Ein  Blockstrand  dieser  Art  umsäumt  viele  Küstenstrecken  der  südlichen 
Ostsee,  so  z.  B.  auf  Rügen  und  an  der  Samlandküste.  Die  in  das 
Wasser  sich  hineinziehenden  tieferen  Teile  solcher  Blocklager  werden 
von  den  Fischern  als  „Scharfer  Grund4'  gemieden,  da  sie  ihnen  die 
Netze  zerreißen.  Aber  sie  sind  der  beste  natürliche  Schutz  gegen  zu 
schnelles  Weiterschreiten  der  Küstenzerstörung,  da  sie  die  Gewalt  der 
Wogen  mindern,  bevor  dieselben  das  eigentliche  Kliff  erreichen,  und 


Fig.  23. 

Tangbewachsung  in  den  Felswatten  der  Fundybai  auf  pflanzeuführenden  Oberkarbon- 
gesteinen.   Duck  Cove  bei  St.  John,  Ntu-Braunschwcig,  Canada.    Anmu;k  phot.  1913., 

sollten  daher  nicht,  wie  das  vielfach  an  den  Ostseeküsten  geschehen, 
restlos  ausgebeutet  werden.  Bei  hohen  Gezeiten  und  starken  Gezeiten- 
strömen,  wie  in  den  innersten  Teilen  der  Fundy-Bai,  verteilen  sich  die 
Blöcke  häufig  in  relativ  kleiner  Menge  über  die  eigentümlichen  Felswatten 
(Fig.  23).  Diese  Felswatteu  beherbergen,  besonders  wenn  sie  von  dichten 
Tangbüscheln  überzogen  sind,  eine  eigenartige  Tierwelt.  Gerade  solche 
am  Felsen  angeheftete  Tangbüschel  tragen  aber,  wo  sie  mehr  vereinzelt 
vorkommen,  vielfach  zur  Zerstörung  der  Felsflächen  dadurch  bei,  daß 
die  Sturmwogen  gut  an  ihnen  anzufassen  vermögen  und  mit  ihrer  Hilfe 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  öl 


Stück  für  Stück  aus  der  prallen  Gesteinsfläche  heraushebeln.  Anderseits 
müssen  (Jerölle,  welche  eine  Bewachsung  mit  Tang  zeigen,  anch  leichter  von 


der  Brandung  transportiert  werden,  als  solche,  welche  frei  davon  gebliehen 
sind  (Fig.  24).  Tangpolster  fehlen  begreiflicherweise  an  regelmäßig  ver- 

4* 


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52 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


eisten  Küsten.  An  der  öden  Küste  von  Baffinland,  wo  hohe  Gezeiten 
mit  Küsteneis  zusammentreffen,  wirken  nach  R.  S.  Tare  die  durch  den 
Gezeitenstrom  hin-  und  hergetriebenen  Eisschollen,  wenn  sie  auch  den 
Wogeugaug  dämpfen,  doch  stark  zerstörend  auf  den  Strand.  Überhaupt 
bewirkt  das  Treibeis  in  den  höheren  Breiten  beim  Stranden  bemerkens- 
werte Zusammenschiehungen  des  lockeren  Strandbodens,  Aufhäufung  von 
Blockwällen  und  nicht  selten  AbscbJeifungen  und  Schrammungen  der 
Felsstrande,  Erscheinungen,   für  welche  G.  Haktmaxx56)  zahlreiche 


Fig.  25. 

Vorstrand  mit  Strandwall  aus  Kieseln  unterhalb  des  Geschiebemergelkliffs  bei  Brüsterort 
an  der  Küste  des  Samlandes,  Ostpreußen.  Nach  einem  Negativ  im  Besitze  des  Geologisch- 
paläontologischen Instituts  und  der  Bernsteinsammlung  der  Albertus -Universität  tu 

Königsberg  i.  Pr. 

Beispiele  aus  der  Polarliteratur  zusammengestellt  hat.  Wir  kommen 
hierauf  zurück. 

Nach  J.  ThoüLET57)  wird  an  den  Küsten  von  Labrador  und  Neu- 
fundland der  Felsstrand  bei  Hochwasser  benetzt,  bei  Niedrigwasser  aber 
durch  Gefrieren  des  Wassers  in  den  Gesteinsfugen  aufgelockert,  so  daß 
die  Eisschollen  stets  loses  Material  zum  Abtransport,  wie  zur  Korrosion 
zur  Verfügung  haben. 

An  die  beschriebenen  Blocklager  vor  Steilküsten  schließen  sich 
seitwärts  in  flacheren  Buchten  oder  meerwärt s  bis  in  das  flache  Wasser 
Kies-  und  Sandlager  an,  die  sich  stetig  aus  den  Blocklagern  regenerieren, 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  53 

anter  fortdauernder  Abnutzung  und  Feinerwerden  des  Koros  der 
einzelnen  Komponenten. 

Ablagerungen,  welche  sich  wie  die  oben  erwähnten  Blocklager 
am  Fuße  eines  Kliffs  anhäufen,  bilden  das,  was  G.  Brauk5"), 
dessen  Arbeit  für  das  folgende  mehrfach  benutzt  wurde,  als  Vor- 
strand bezeichnet.  (Fig.  25.)  Dieser  Vorstrand  ist  in  seiner  ein- 
fachsten Form  die  einseitige,  meerwärts  geneigte  Böschung  eines 
Strandwalles,  wie  wir  solche  noch  gleich  kennen  lernen  werden.  Häufig 
wird  der  ganze  auf  dem  Vorstrand  angehäufte  Schutt  durch  einen 
einzigen  Sturm  fortgeführt.  Ein  derartig  wechselnder  Zustand  herrscht 
z.  B.  an  der  Ostküste  der  Halbinsel  Jasmund  auf  Rügen.  „Oft  umsäumt 
auf  weite  Strecken  hin  ein  geschlossener  Feuersteinvorstrand  das  Kreide- 
kliff, zu  Zeiten  sogar  recht  breit,  dann  kommen  wieder  Stellen  und 
Zeiten,  wo  er  ganz  oder  fast  ganz  fehlt."   Auch  an  der  Nordküste  des 


Fig.  2C. 

Straudprotil  am  Geschiebeufer  der  Schaabe  auf  Kügeu  nach  A.  Phii.IIM'son  aus  0.  Kn(  mmel, 
Handbuch  der  Ozeanographie,  Bd.  II,  S.  123,  Fig.  Hll. 

Samlandes  kann  man  derartig  wechselnde  Zustände  beobachten.  Häufig 
halten  einander  auch  Zufuhr  vom  Lande  her,  durch  Material  des  in 
Zerstörung  befindlichen  Kliffs,  und  Abfuhr  von  Seiten  des  Meeres  die 
Wage;  ein  solcher  Vorstrand  ist  dann  nicht  mehr  zu  unterscheiden  von 
dem,  was  man  allgemein  als  Strandwall  bezeichnet. 

b)  Der  Flachstrand  und  Heine  Bildungen: 
Der  Strandwall 

Die  Entstehung  von  Strandwällen  (Fig.  26 — 29)  ist  die  Regel  an 
Flachküsten.  Häufig  ist  zwar  der  Strand  auch  hier  nureinseitig,  nach  dem 
Meere  zu,  abgeböscht;  das  ist  aber  in  manchen  Fällen  nur  die  Folge  davon, 
daß  der  landseitige  Abhang  des  Walles,  wo  Saudmaterial  vorliegt,  durch 
aufgesetzte  Dünenbildungen  verdeckt  wird.  Demgegenüber  zeigen  die 
„freien  Strandwälle*  sowohl  eine  seeseitige,  wie  eine  landseitige  Böschung. 
Der  freie  Strand  wall  entspricht  dein  „offshore  bar"  oder  auch  „barrier 
beach"  der  englischen  Literatur.  Im  Französischen  lautet  die  Bezeich- 
nung „cordon  littoral",  entsprechend  im  Italienischen  „cordone  littoral«**', 
im  Dänisch -Norwegischen  ..havstok",  im  Schwedischen  -stengärde*4. 


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54 


Die  jungeu  Meeressedimente  uud  ihre  Bildung 


Korngröße  <le«  Strand wallmaterials 

Das  Material  des  Strandwalles  ist  Ktistenschutt  mit  organischen 
Beimengungen.  Der  Küstenschutt  wechselt  der  Korngröße  nach  zwischen 
(«•rollen  und  feinen  Sanden.  Eine  obere  Grenze  für  die  Geröllgröße  ist 
durch  die  Stärke  der  an  der  betreffenden  Küste  vorkommenden  Sturm- 
wcllen  gegeben.    Die  bis  zu  5  m  hohen  Straudwälle  in  der  Nomiandie 


Sand 

§?i  Mi 

Ml 

Fig.  27. 

Strandprofil  an  der  Schaabe  auf  Rügen  nach  Ä.  Phiuhpson  aus  0.  KuUMMKl..  Handbuch 
der  Ozeanographie,  Bd.  II,  S.  128,  Fig.  29. 


und  an  der  englischen  Ostküste,  die  eine  Böschung  bis  1:4  besitzen, 
bestehen  aus  bis  zu  kopfgroßen  Feuersteingeröllen,  welche  seit  der  alten 
Normannen -Zeit  bis  heute  für  große  und  kleine  Bauwerke  zugehauen 
werden.  Die  Feuersteinstrandwälle  von  Cayeux  am  Kanal  und  von  der 
Küste  der  Insel  Rügen  bestehen  dagegen  nach  G.  Braun  nur  aus  kaum 
faustgroßen  Steinen.  Gröber  ist  im  allgemeinen  wiederum  das  Korn  der 
aus  eiszeitlichem  Geschiebe  aufgebauten  Wälle  an  den  norddeutschen 
Küsten.  Bei  Cranz  au  der  Samlaudküste  und  bei  Heiligendamm  in 
Mecklenburg  werden  Durchmesser  von  10 — 15  cm  erreicht,  Die  aus 
kambrischem  Nexö-Sandsteiu  gebildeten  Strandwälle  bei  Salthammer  Odde 


jtrondwellc 

^  \  

— r...  ^ 

Slrondwall 

Abrasion 

Fig.  28. 

Schematiche  Darstellung  des  Verhältnisses  von  Strandbrandung  und  Strandwall  nach 
#      S.  Passarge,  Physiologische  Morphologie,  S.  65  (197),  Abb.  40. 

auf  Bornholm  bestehen  aus  Platten  von  etwa  12—15  cm  Durchmesser. 
Zwischen  Geröll-  und  Sandstrandwall  finden  sich  naturgemäß  alle  Über- 
gänge, und  es  ist  wohl  zu  beachten,  daß  die  Korngröße  der  jeweilig 
aufgeworfenen  Materialien  auch  von  den  Jahreszeiten  abhängig  ist.  In 
der  Regel  sind  die  auf  verschieden  starke  Wasserbewegung  zurückzu- 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  55 


führenden  einzelneu  Kies-  und  Sandschichten  sehr  scharf  gegeneinander 
abgesetzt.  Im  übrigen  wird  es  leicht  verständlich,  daß  ältere  Strand- 
wälle  prozentual  stets  mehr  grobe  Körner  zeigen,  als  sie  ursprünglich 
besessen  haben;  das  liegt  an  der  relativen  Anreicherung  der  gröberen 
Körner  bei  der  Auslese  durch  Windausblasung  und  austretende  oder 
hinüberfließende  Wasserströme. 


Fig.  29. 

Sandig-steiniger  Strandwall  bei  Grand  Greve,  Gaape-Bucht,  Quebec,  Canada. 

ÄXDRfiE  phot.  1918. 


Form  der  Strand wallkomponenten 

Die  Form  der  einzelnen  Komponenten  des  Strandwalles  hängt 
erstens  von  den  stofflichen  und  Konsistenzeigenschaften  des  Gesteins- 
materials,  zweitens  von  der  Länge  des  zurückgelegten  Transportweges 
und  drittens  auch  von  der  Korngröße  ab.  Die  Brocken  uud  Platten  des 
genannten  Nexö- Sandstein -Strandwalles  auf  Bornholm  sind  kaum  ge- 
rundet, während  aus  demselben  Gestein  bestehende  dahinter  liegende 
ältere  StrandwäUe,  die  offenbar  länger  der  Brandungseinwirkung  aus- 
gesetzt waren,  stärkere  Abnutzung  zeigen,  obwohl  auch  sie  ganz  in  der 
Nähe  ihr  Anstehendes  haben.  Die  nur  geringe  Härte  und  keine  Dünn- 
sehichtigkeit  zeigenden  Kreidekalke  an  den  Küsten  der  Normandie  und 
von  Rügen  lassen  dagegen  schon  nach  kurzem  Transport  längs  der 
Küste  ausgezeichnete,  oft  kugelförmige  Abrundung  erkennen.  Sehr  voll- 
kommene Abrundung  wird  häufig  dort  beobachtet,  wo,  wie  bei  den 
Geschiebemergeln  der  deutschen  Ostseeküste  die  Gesteinsbrocken  bereits 


56 


Die  jungen  Meeresseditnente  und  ihre  Bildung 


vor  ihrem  Übergang  in  den  Küstenschutt  eine  starke  Abnutzung  erfahren 
haben,  wobei  die  Gesteinsart  mehr  oder  weniger  gleichgültig  ist,  zumal 
es  sich  um  bereits  nach  der  Widerstandsfähigkeit  gegen  Abnutzung  gut 
ausgelesenes  Material  handelt,  Dementsprechend  findet  man  z.  B.  au 
der  Nordküste  des  Samlandes,  besser  noch  am  Ostseeufer  der  Kurischen 
Nehrung,  wo  ein  längerer  Transport  durch  die  Küstenversetzung  hinzu- 
gekommen ist,  nicht  selten  überraschend  symmetrische  Geröllformen  der 
verschiedenartigsten  Gesteine  (Fig.  30).  Aber  auch  iu  glazial  nicht  beein- 
flußten Gebieten  zeigen  die  gröberen  Komponenten  häufig  ausgezeichnete 


Etwa  '/,  der  nat.  Größe. 

• 

Abrollung,  selbst  solche  aus  dem  harten  und  in  der  Regel  als  Beispiel  für 
Sprödigkeit  genannten  Feuerstein,  wozu  indes  zu  bemerken  ist,  daß  die 
Sprödigkeit  des  noch  bergfeuchten  Materiales  bedeutend  geringer  ist, 
als  nach  Austrocknung.  Kugelrund  abgeschliffene  Feuersteine  erwähnt 
z.  B.  auch  W.  Koeht  ■'*'•')  vom  Strande  Helgolands.  Viel  weniger  deut- 
liche Abrollung  zeigen  vielfach  die  mittleren  Korngrößen  der  Kiese  und 
die  schon  bei  geringer  Wasserbewegung  suspendiert  transportierten 
Sandkörner.  Doch  ist  auch  hierbei  zu  beachten,  ob  solches  Material 
nicht  aus  schon  vorhandenen  Sandablagerungen  anderer  Entstehung  ■ 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungeu  57 

stammt  und  bereits  andersartigen  Abnutzungsvorgäugen  unterlag.  Auch 
das  spezifische  Gewicht  spielt  eine  Rolle  für  die  Formgebung  bei  Wasser- 
transport. An  der  „BernsteinkUstc"  des  Samlandes  kann  man  beobachten, 
daß  der  spezifisch  leichte  Bernstein60)  in  kleinen  Körnern  in  der  Regel 
eckigere  Formen  zeigt  als  gleich  große  Körner  des  spezifisch  schwereren 
(oft  bernsteinfarbenen)  Quarzes; "das  aber  offenbar  deshalb,  weil  ersterer 
viel  eher  zum  Schweben  im  bewegten  Wasser  kommt  als  der  Quarz. 

Organische  Beimengungen 
Tierreste 

Von  organischen  Beimengungen  spielen  Tierreste  selten  eine  große 
Rolle.  Das  ist  z.  T.  sicher  die  Folge  einer  ursprünglichen  Armut  an 
Organismen,  welche  die  sandigen  Küsten  gegenüber  den  Felsküsten  aus- 
zeichnet. Die  Ursache  für  diese  Armut  liegt  aber  nicht  so  sehr  in  der 
direkten  Einwirkung  der  Brandungswelle,  sondern  vor  allem  trägt  die  durch 
dieselbe  bedingte  Verschiebbarkeit  des  Untergrundes  viel  dazu  bei,  die  Zahl 
der  Arten  zu  vermindern.  Doch  kann  man  auch  kilometerlange  Strecken, 
z.  B.  auf  unseren  ostfriesischen  Inseln  beobachten,  welche  ganz  mit  Bivalven- 
schalen  übersäet  sind81),  wobei  die  Seltenheit  zweiklappiger  Exemplare  und 
die  Lage  der  Einzelklappen  mit  der  Wölbung  nach  oben,  die  hier  die  Regel 
ist.  auffällt.  Manche  Autoren  wollten,  wie  bei  gewissen  fossilen  Fällen, 
beobachtet  haben,  daß  selbst  bei  gleichklappigen  Arten  jeweilig  linke 
oder-  rechte  Klappen  in  der  Mehrzahl  auftreten;  indessen  fehlen  hierüber 
noch  exakte  Angaben:  auch  ist  eine  plausible  Erklärung  hierfür  bisher 
nicht  gegeben  worden.  Von  ungleichklappigen  Bivalven  werden  wohl 
die  gewölbten  Klappen  viel  leichter  auf  den  Strand  geworfen  als  die 
flachen.  Die  Schalen  aller  dieser  Tiere  aber  liegen  auf  sekundärer 
Lagerstätte,  sie  haben  nichts  mit  der  eigentlichen,  meist  weichhäutigen 
Sandstrandfauna  zu  tun.  Übrigens  ist  es  sehr  auffällig,  daß  dort,  wo 
uns  Schichtgesteine  mit  einer  Häufung  von  Einzelklappen  von  Muscheln 
begegnen,  die  Wölbung  dieser  Klappen  in  der  Regel  nach  unten  ge- 
richtet ist,  woraus  hervorgeht,  daß  solche  Gesteine  mit  eigentlichen 
Strandbildungen  nicht  identifiziert  werden  dürfen.  Muschelschalen  finden 
sich  an  der  holländischen  und  deutschen  Nordseeküste  oft  in  solchen 
Mengen  angehäuft,  daß  sie  in  Wagenladungen  gesammelt  und  zum 
„Mergeln"  der  Felder  oder  zum  Kalkbrennen  benutzt  worden  sind, 
bezw.  noch  werden.  Ganz  steril  pflegen  die  aus  Kiesen  oder  Gerollen 
aufgebauten  Strandwälle  zu  sein.  Das  liegt  z.  T.  sicher  an  der  Zer- 
kleinerung und  Zerreibung  der  Schalen  durch  die  Gerölle,  zum  anderen 
tritt  aber  in  diesen  wasserdurchlässigen  Ablagerungen  als  bedeutungsvoll 
vielfach  auch  eine  Zerstörung  der  Schalen  durch  Auflösung  hinzu.  Häufig 
folgt  lokale  Verkittung  der  Ablagerung  durch  Wiederausscheidung  der 


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58  Die  jungen  Meeressedimentc  und  ihr«  Bildung 

hierbei  entstandenen  Kalklösung,  wie  das  Deecke82)  von  der  pommer- 
sehen  Küste,  Bkaux  von  Küsten  der  iberischeu  Halbinsel  berichtet. 
Die  Fossilarmut  echter  fossiler  Strandbildungen  wird  durch  alles  dieses, 
soweit  Tierreste  in  Frage  kommen,  ins  rechte  Licht  gesetzt. 

*  • 

PflanzenreSte 
Tange 

Das  gilt  aber  nicht  so  für  Pflanzenreste.  Tange,  und  zwar 
Fucaceen  und  Lamiuarieu,  die  bei  ihrem  geringen  spezifischen  Gewicht 
oft  massenhaft  an  den  Strand  geworfen  werden,  nehmen  häufig  erheblichen 
Anteil  am  Aufbau  der  Strandwälle.  Gerne  benutzt  man  sie  an  den 
Küsten  des  Samlandes  und  anderen  Orten  zur  Düngung  benachbarter 
Felder.  Der  Strand wanderer  an  der  Bernsteinküste  weiß,  daß  gerade 
in  solchen  Tangbüschel u  und  dem  Genist  aller  möglichen  Holzreste  der 
geschätzte  Bernstein  sich  vorfindet,  einmal,  weil  er  sich  in  den  Tang- 
büscheln verfangen  hat,  um  mit  diesen  an  den  Strand  befördert  zu 
werden,  sodann  aber  auch  wegen  seines  bereits  einmal  erwähnten  ge- 
ringen spezifischen  Gewichtes,  das  ihn  zu  den  leichteren  Materialien 
weist,  welche  das  Meer  auswirft.  Gelegeutlich  können  die  Tange,  wie 
das  z.  B.  auch  H.  Potonie  von  der  Nordseeküste  berichtet,  zusammen 
mit  anderen  an  den  Strand  geworfenen  Orgauismeu  den  Sand  schwarz 
verfärben.  Indessen  verflüchtigt  sich  die  färbende  Substanz  an  der  Luft 
durch  Oxydation  sehr  schnell,  so  daß  die  Oberfläche  des  Sandes  nur 
dann  verfärbt  erscheint,  wenn  die  färbende  Substanz  —  eine  schwarze 
Flüssigkeit,  wie  man  sie  z.  B.  die  oft  mächtige  Tang-Stranddrift  Helgo- 
lands (Fig.  31)  abgeben  sieht,  —  unmittelbar  vorher  hineingelangt  ist. 
Die  Wellen  formen  aus  den  antreibenden  Tangraassen  oft  eigenartige 
Wülste,  die  besonders  nach  Cberschüttuug  mit  Sand  wegen  ihrer  Form 
in  die  Augen  fallen.  Wird  Tang-Stranddrift  in  dieser  Weise  vor  ihrer 
völligen  Verwesung  nachträglich  durch  toniges  Material,  Sand  oder  Ge- 
rölle  bedeckt,  so  kann  sie  mehr  oder  minder  festwerdende  Ansammlungen 
organischer  Substanz  hinterlassen,  indem  zunächst  offenbar  die  Haupt- 
masse des  in  den  Pflanzenkörpern  vorhandenen  Wassers  ausgepresst 
wird.  Solche  „Tang -Saprokoll" -Lager,  z.  T.  aus  der  sehr  konsistenten 
Desmarestia  aculeata,  z.  T.  aus  Laminarieu  gebildet,  haben  P.  Kuckuck 
und  H.  Potoxie  mehrfach  auf  Helgoland  beobachtet.  Ganze  Torflager 
aus  marinen  Tangen  bilden  sich  in  der  Ljamtschinabucht  auf  der 
Waigatsch-lnsel,  ferner  an  der  Küste  der  Vendee  zwischen  La  Chaume 
und  Les  Granges,  sowie  bei  Finisterre  im  Innern  der  Bucht  von  Teven 
in  der  Bretagne.  An  der  letztgenannten  Lokalität  hat  sich  eine  sehr 
dichte,  homogene,  blättrige,  aber  kohärente,  ja  politurfähige  schwarze 
Masse  gebildet,  die  mit  ihren  83,3  °/o  organischen  Substanzen  als  Dünge- 
mittel benutzt  wird  und  seit  langer  Zeit  bekannt  ist.    G.  Bbaun  fand 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  59 

neuerdings  in  den  Sanden  und  Kiesen  mit  Mytilus  westlich  von 
Frcderikshavn  in  Jütland  dünne  „Kohlen'-Schmitzchen,  die  er  ebenfalls 
auf  Tang  zurückfuhren  wollte.  Auch  Seegräser,  Zostera,  bilden  Strand- 


drift  und  können,  falls  sie  von  Sand  bedeckt  werden,  durch  einen  Zer- 
setzungsprozeß dunkelbraune  Humus-Massen  erzeugen,  wie  gelegentlich 
am  Strande  der  Nordseeinseln,  aber  auch  im  westlichen  Teile  der  Ostsee 
beobachtet  wird. 


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60  Die  jungen  Meeressediniente  und  ihre  Bildung 

Meerbälle,  Seeknödel  und  Ähnliches. 
Hier  wäre  auch  der  Ort,  der  (lerölle  von  Tangmassen  und  höheren 
Wasserpflanzen  zu  gedenken,  die  den  „Secbällen*  Potonies83)  ent- 
sprechen. Lebende  grüne  Algenkugeln  —  sogenannte  Seeknödel  — ,  ge- 
bildet von  Valonia  aegagropila,  Cladophora  Cornea,  Enteromorpha  intesti- 
nalis u.a.,  werden  bei  Seegang  am  Lido  von  Venedig  und  sonst  am  Mittel- 
meer oft  zu  Hunderten  an  den  Strand  geworfen.  Die  aus  Cladophora  cornea 
gebildeten  Seeknödel  entstehen  durch  Anheften  junger  Pflanzen  an  ein 
rundliches  Steinchen  oder  eine  kleine  Knolle  von  Lithothamnium,  die, 
von  den  Wellen  gerollt,  den  Pflanzen  ermöglichen,  ihre  Unterlage  all- 
seitig zu  bewachsen84).  Demgegenüber  werden  die  den  Apothekern 
als  ^pilae  marinae"  bekannten  Meerbälle  von  den  Wurzelfasern  und 


Fig.  32. 

Vntermeerischer  Wald  bei  Ebbe.    Dove-Point,  Küste  von  Chesliire. 
Nach  Cl.  Riem,  Submerged  forest«,  Titelbild. 


Bastbündeln  von  Seegras-(Posidonia-)  Arten,  insbesondere  Posidonia 
oceanica,  gebildet.  Wir  finden  sie  in  alten  Arzneibüchern  als  wurm- 
tötendes Mittel  angeführt,  und  ihre  jodhaltige  Asche  galt  als  Spezificum 
gegen  Kröpfe85).  Auch  Zostera  marina  gibt  das  Material  für  Meer- 
oder Seebälle  ab. 

Torfgerölle  uud  Meertorfe. 
Nicht  zu  verwechseln  mit  diesen  aus  marinen  Pflanzenresten  ge- 
bildeten Meerbällen  oder  -knödeln  siud  die  Torfgerölle,  welche  aus  der 
Zerstörung  von  an  der  Küste  oder  submarin  anstehenden,  aber  ur- 
sprünglich festländischen  Torflagern  hervorgegangen  sind.  Solcher 
untermeerischer  Torf  von  dünnschiefriger  Beschaffenheit  und  braun- 
kohlenartiger Festigkeit  ist  unter  dem  Namen  Meertorf  (Strandtorf, 
LitoValtorf,  Mar  Törv  der  Dänen)  bekannt;  auf  der  Insel  Sylt  heißt  er 


Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  and  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  t',1 


Tuul.  Vorkommnisse  dieser  Art  sind  weit  verbreitet,  sie  finden  sich  nicht  nur 
an  der  Küste  der  Ostsee  (Fig.  33).  —  wo  z.  B.  der  sogenannte  Versunkene 
Wald"  von  Cranz  an  der  Nordküste  des  Samlandes.  bezw.  des  Wurzel- 
teiles der  Kurischen  Nehrung  ein  wahrscheinlich  nur  durch  darüber 
hinweggehende  Dünen86)  zusammengepreßtes,  nicht  aber  eigentlich 
gesunkenes  Niederungsmoor  repräsentiert  — ,  sondern  ebenso  an  der 
Küste  der  Nordsee,  z.  B.  auf  der  Insel  Sylt,  an  der  flandrischen  Küste 
zwischen  Wenduyne  und  De  Haan,  ferner  rings  um  die  Küsten  Irlands  und 
Englands  (Fig.  32)  —  hier  hat  ihnen  Cl.  Reeü67)  eine  zusammenfassende 
Betrachtung  gewidmet  — ,  an  der  Küste  der  Bretagne  in  der  Gegend 


Fig.  sw. 

Submarines  Torflager  am  Ostseestrande  in  Mecklenburg.    Nach  El'GEX  GK1XIT7.  aus 
H.  Potoxik,  Entstehuug  der  Steinkohle,  ">.  Aufl.,  Berlin  1910,  S.  188.  Fig.  72. 


von  Plougasnou- Primel  (Finistere) 8M),  an.  den  Küsten  von  New  Jersey 
und  Nord-Carolina,  sowie  an  manchen  anderen  Orten,  deren  Aufzählung 
hier  zu  weit  führen  würde.  Kine  ausführlichere  Liste  submariner  Lnnd- 
torfe  gab  schon  1885  der  bekannte  schweizerische  Moorforscher  Jakob 
Früh,  neuere  Mitteilungen  über  den  Gegenstand  verdanken  wir 
H.  Potoxik  r*9).  Daß  auch  in  erheblicheren  Tiefen  z.  B.  der  Nordsee 
anstehende  Landtorfe  vorkommen,  wird  später  auszuführen  sein.  Der 
Geologe  hat  allen  Anlaß,  diesen  Bildungen  seine  Aufmerksamkeit  zu 
schenken,  nicht  nur,  weil  sie  in  vielen  Fällen  andere  Schlüsse  auf  statt- 


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♦i2  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

gehabte  Senkungen  jugendlichen  Alters  unterstützen,  sondern  auch  als 
Vergleichsobjekten  für  paralische,  d.  i.  küstennahe  Kohlenflöze  früherer 


geologischer  Perioden.  Mit  Recht  hat  II.  Winter70)  darauf  hinge- 
wiesen, daß  die  Torfgeiölle  der  Jetztzeit  ihr  volles  Analogon  in  den 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  63 


„Torfdolomitenu  der  Steinkohlenformation  paralischer  Becken  haben, 
welche  ihre  Dolomitnatur  wahrscheinlich  unter  dem  Einfluß  des  da- 
maligen Meerwassers  erwarben. 

Treibholzlager  und  Strandhäcksel. 

Von  gewaltigen  Treibholzlagern  und  wahrhaften  Strandwällen  aus 
Baumstämmen,  Wurzeln,  Ästen  und  Holzfragmenten  aller  Art  berichten 
uns  die  Reisenden  von  den  Faröern,  von  den  Nord-  und  Nordwestküsten 
Islands,  von  der  Ostküste  Grönlands,  von  Spitzbergen  und  von  den  Nord- 
küsten Sibiriens  und  des  arktischen  Amerika.  (Fig.  34.)  Dieselben  bilden 
in  diesen  baumlosen  Gegenden  seit  Jahrhunderten  die  einzige  Quelle  für 
Nutz-  und  Brennholz.  Wie  mehrfache,  später  noch  zu  zitierende  Unter- 
suchungen gezeigt  haben,  handelt  es  sich  hierbei  in  der  Hauptsache  um 
nordsibirische  und  nordamerikanische  Nadelholzer;  doch  dürfte,  wenigstens 


l 


Wasser 


Strand, 


\ 


Ii! 


Wasser 


I 

|     H  Strand\ 


I 


PC 

t 

l 


Fig.  35. 

Schematische  Darstellung  der  Lagerung  von  StrnndhaVkscI.    Nach  H.  Potonie  in  Aldu 
d.  Kgl.  Preuß.  Gcol.  Landesaustalt,  55,  III,  S.  253,  Fig.  4<>. 

in  den  erstgenannten  Gebieten,  auch  der  Golfstrom  zur  Entstehung  der 
Treibholzmassen  mit  beitragen.  Es  muß  indessen  betont  werden,  daß 
entgegen  diesen  arktischen  Vorkommnissen  Treibhölzer  in  den  Tropen 
nach  Krümmel  sehr  raschem  Zerfall  unterliegen,  in  solchen  Regionen 
daher  keine  günstigen  Bedingungen  zum  Fossilwerden  vegetabilischer 
Massen  vorhanden  sind.  —  Auf  das  Ufer  geworfene  Holzstücke  und 
Pflanzenstengel  —  sogenannter  „Häcksel *  (H.  Potonie)  —  ist,  worauf 
dieser  Autor  besonders  aufmerksam  machte  und  wie  jederzeit  in  ge- 
eigneten Fällen  beobachtet  werden  kann,  parallel  zur  Uferlinie  ange- 
ordnet, obwohl  sie,  solange  sie  noch  im  Wasser  schwimmen,  parallel 
zur  Stoßrichtung  des  Wassers  orientiert  sind;  indessen  werden  sie 
bereits  vor  der  endgültigen  Ablagerung  noch  im  Wasser  parallel  zur 
Uferlinie  umgelegt,  sowie  sie  mit  einem  ihrer  Enden  am  Grunde  an- 
stoßen (Fig.  35).  Auch  Holzreste  erfahren  am  Strande,  nachdem  sie  in 
geeignete  Stücke  zerbrochen  sind,  eine  Abrollung  und  werden  zu  Holz- 


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64 


Die  jungen  Meeresaediraente  und  ihre  Bildung 


geröllen  oder  Rollhölzern,  die  durchaus  keine  große  Seltenheit  sind, 
neuerdings  aber  an  den  Küsten  der  Kulturländer  mehr  und  mehr  auch 
von  künstlich  bearbeiteten  Gegenständen,  Schiffstrümmern  usw.,  her- 
rühren. In  Ostpreußen  werden  solche  vom  Wasser  angespülte,  kurze, 
mehr  oder  minder  abgerollte  Hölzer  seit  langem  mit  einem  Lokalnameu 
„Sprockholz4*  genannt. 

Andere  Triftkörper 

Außer  solchen  angetriebenen  pflanzlichen  Materialien71)  und  den 
Schalen  von  Flachwassertieren  sind  auch  schwimmende  Hartgebilde  von 
Hoehseetieren  am  Strande  manchmal  nicht  selten,  wie  der  Schulp  der 
Sepia  officinalis  an  den  Mittelmcerküsten  oder  die  Schale  der  Spirula,  des 
„Posthörnchens14,  in  den  Tropen.  So  häufen  sich  nach  Koekt  au  zahlreichen 
Stellen  im  Hafen  von  Daressalam  in  der  Hocbwasserlinie  die  schönen 
blauen  Schalen  der  Janthiua,  Schalen  von  Bulla  und  Spirula,  seltener  vom 
Nautilus,  daneben  Kopal,  ein  subfossiles  Harz,  welches  aus  den  Leum- 
und Sandschichten  der  Küste  angespült  wird,  und  schließlich  in  großer 
Menge  Bimsstein,  welcher  noch  vom  Ausbrach  des  Krakatau  herrühren 
soll.  Mit  dem  auch  manche  künstliche  oder  durch  Menschen  vertragene, 
natürliche  Produkte  enthaltenden  „Treibsel*  der  Nordsee  hat  sich  u.  a. 
H.  Philippsex72)  neuerdings  beschäftigt. 

« 

Innerer  Bau  der  Strandwälle 
Was  den  inneren  Bau  der  Strandwälle  anbetrifft,  so  zeigt  sich 
zunächst,  daß  die  Aufbereitung  des  Materials  mir  unvollkommen  ist;  es 
liegen  oft  größere  Brocken  in  feinerer  Grundmasse.  Die  Lage  der  scharf 
gegeneinander  abgesetzten  Schichten  geht  in  der  Regel  parallel  der 
Oberfläche,  sobald  es  sich  um  Querschnitte  senkrecht  zum  Verlauf  der 
Küste  handelt.  Längsschnitte  dagegen  zeigen  vielfache  Wechsellagerangen, 
sowie  häufiges  Ablösen  der  einzelnen  Kies-  und  Sandschichten.  Besonders 
die  kleinen  Kliffbildungeu,  welche  in  Zerstörung  begriffene  Straiidwälle 
entstehen  lassen,  geben  beste  Gelegenheit  zu  derartigen  Beobachtungen. 
Hier  findet  man  ausgezeichnete,  echte  Diagonalschichtung.  Dagegen 
entstellt  eigentliche  Kreuzschichtung  am  Strande  nur  dort,  wo  Flug- 
sand den  oberen  Teil  eines  Strandwalles  bedeckt,  und  hat  mit  dem 
durch  das  Meer  aufgeworfenen  Walle  nicht  das  mindeste  zu  tuu.  Immer- 
•  hin  wird  der  Geologe  diese  iunige  Verknüpfung  mariner  und  äolischer 
Strandbildungen  wohl  im  Auge  zu  behalten  haben. . 

Zonare  Anordnung  des  Materials  der  Strandwälle;  Sommer-  und  Winter- 
oder Stormstraud 

Wo  das  Material  des  Strandwalles  keine  großen  Unterschiede  in 
Korngröße  und  spezifischem  Gewichte  zeigt,  ist  auch  von  einer  zonaren 
Anordnung  desselben  an  dem  Äußeren  des  Strandwalles  nichts  wahr- 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  65 

zunehmen.  In  der  Regel  tritt  aber  eine  solche  Anordnung  in  Zonen 
deutlich  in  Erscheinung.  So  unterscheidet  man  an  unseren  norddeutschen 
Küsten  einen  Winter-  oder  Sturrastrand  von  einem  Sommerstrand.  Der 
Sturmstrand,  nach  seiner  Lage  gelegentlich  (so  von  L.  Meyn  auf  Sylt, 
wo  er  etwa  1,5  m  über  dem  fast  ebenen  gewöhnlichen  Sandstrande  liegt) 
wohl  auch  als  Hochstrand  bezeichnet,  ist  nicht  nur  durch  die  erheblichere 
Größe  seiner  Gerölle  ausgezeichnet,  sondern  es  sammeln  sich  besonders 
auf  ihm  auch  allerlei  Hölzer,  Wurzeln,  Schilf-  und  Tangreste,  also 
Material,  welches  bei  stürmischem  Wetter  irgendwo  von  der  Küste 
oder  vom  Meeresboden  losgerissen  nnd  dann  ans  Land  gespült  wurde. 
Hier  findet  man  auch  die  mannigfaltigsten  und  besterhaltenen  Tierreste, 
während  im  „Sommerstrand wall"  durch  das  stete  Spiel  der  Wellen  alles 
zerrieben  ist.  Daher  z.  B.  auch  das  Fehlen  der  Spirula  im  Sommer- 
strandwall, aber  ihr  häufiges  Vorkommen  im  Sturmwall  von  Beira  in 
Mozambique73).  Strandwall  und  Sturmwall  konnte  Ortmann  sehr  schön 
bei  Daressalam,  Joh.  Walther  am  Jtoten  Meere  unterscheiden,  und 
ihr  Vorkommen  ist  die  Kegel  an  flachen,  Stürmen  ausgesetzten  Meeres- 
küsten. Finden  sich  im  Sand,  wie  das  nachher  noch  näher  ausgeführt 
werden  soll,  besonders  schwere  Bestandteile,  z.  B.  Magneteisen,  so  treten 
dieselben  immer  streifen-  und  nesterförmig  auf,  indem  sie  dort  an- 
gereichert wurden,  wo  die  Transportkraft  der  sie  bewegenden  Wellen 
zu  Ende  ging.  Gerölle  und  Sand  treten  in  gesonderten  Streifen  auf, 
und  Braun  konnte  beobachten,  daß  am  Weststrand  des  Samlandes  die 
spezifisch  leichten  grauen  Senongesteine  mit  Belemnitella  mucronata  immer 
gesondert  von  den  übrigen  Gesteinen  liegen,  was  auch  der  Verfasser 
dieses  bestätigen  kann.  Die  Verschiedenartigkeit  des  Materials  bringt 
naturgemäß  Unterschiede  in  den  Böschungswinkeln  der  Strandwälle* 
hervor,  so  daß  die  einzelnen,  aus  verschiedenem  Material  aufgebauten 
Zonen  auch  der  Form  nach  stark  hervortreten. 

Form  und  Böschungswinkel  der  Strandwälle 

Die  allgemeine  Form  des  Strand walles  ist  nach  Braun  „bei  Sand 
und  Kies  da,  wo  Anschwemmung  stattfindet,  die,  daß  auf  einer  mit  dem 
mittleren  Winkel  von  etwa  2—4°  abfallenden  Fläche  an  der  Basis  nach 
dem  Meere  zu  ein  zweiter  kleiner  Wall  aufsitzt.  Derselbe  muß  als  das 
innerste  Sandriff  angesehen  werden,  das  seinen  Weg  von  außen  her 
vollendet  hat  und  nunmehr  dem  Strandwall  einverleibt  ist.  Dieser 
jüngste  Bestandteil  seinerseits"  —  Braun  nennt  ihn  das  „Zuwachs- 
riff" —  „besteht  aus  einer  dachförmig  nach  innen  und  außen  abfallen- 
den Fläche,  der  sich  nach  innen  zu  noch  eine  Stufe  mit  dem  maximalen 
Winkel  des  Sandes  geböscht  anschließt".  Die  innere  Seite  der  Wälle 
ist  gewöhnlich  stärker  geböscht  als  die  äußere  und  besteht  manchmal 
aus  gröberem  Material.   „Wenn  das  Zuwachsriff  fehlt,  so  unterliegt  die 

Andr£e,  Oeologie  de«  Meeresboden«.  II.  5 


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66 


Die  jungen  Meeregseditnente  und  ihre  Bildung 


Küste  der  Abspülung,  wenn  auch  oft  nur  vorübergehend.  Entweder 
halten  sich  dann  Abfuhr  und  Zufuhr  die  Wage  und  die  Wellen  branden 
auf  einer  gleichmüßig  geneigten  Fläche,  oder  die  Brandung  zerstört  so- 
gar, sie  schneidet  in  den  Strand  ein  Kliff  hinein. 

Die  an  den  Strandwällen  auftretenden  Winkel  zeigen  sehr  verschiedene 
Werte.  In  der  Brandungszone  treten  z.  B.  an  der  Westküste  von, Tütland 
fast  durchgängig  Winkel  von  4°  auf,  auf  Sylt  auch  größere,  bis  zu  12°;  an 
den  Ostseeküsten  und  in  der  Gascogne  herrschen  ebenfalls  Winkel  von 
2 — 4°  vor,  wesentlich  flacher  ist  die  Böschung  in  Holland,  wo  fast  ständig 
nur  1 — 2°  erreicht  werden.  Diese  Zahlen  beziehen  sich  auf  Sande, 
welche  daher  auch  in  der  Regel  flacher  gewölbte  Bänke  bilden.  Durch- 
weg stärker  gewölbt  ist  die  Oberfläche  bei  Kiesbänken,  in  welchen 
bezeichnenderweise  die  gröberen  Korngrößen  nicht  selten  zu  oberst 
liegen.  Das  ist  offenbar  eine  Folge  stärkerer  Aufbereitung.  Solche 
steilere  Böschungen  von  Kiesen  beobachtete  Braun  bei  Simrishamn 
mit  10°,  bei  Sables  d'  Olonne-  mit  8°.  Die  von  ihm  festgestellte 
Maximalböschung  von  Sand  und  Steinchen  in  der  Brandung  beträgt  16°, 
außerhalb  derselben  34°.  Th.  Otto74)  maß  bei  seinen  gründlichen 
Untersuchungen  über  die  Entstehung  des  Darss  und  Zingst  an  der  ?or- 
pommerschen  Küste  den  seeseitigen  Böschungswinkel  der  dortigen 
Strandwälle  sehr  gleichmäßig  zwischen  6  und  8°,  die  landseitige 
Böschung  nur  zu  2 — 4°.  Die  seeseitige  Maximalböschung  betrag  16° 
an  einem  Kiesstrandwall;  Sandstrand  wälle  gingen  über  8°  Böschung 
nicht  hinaus.  Auch  die  Zahlen  eines  älteren  Autors  lassen  sich  gut  mit 
den  soeben  aufgeführten  neueren  Messungen  vergleichen:  Forch- 
hammer75) „fand  den  Winkel,  den  der  Strand  bei  Skagen  gegen  das 
Meer  bildet,  6°,  8°,  12°,  13°,  14°;  weiter  gegen  S.  wechselte  er  zwischen 
5°  und  8l/a°,  an  einzelnen  Stellen  12°.  Im  Liimfjord  stieg  derselbe  bis 
25°:  dies  waren  Steine,  während  der  früher  beobachtete  aus  Sand  be- 
stand. Man  wird  also  25°  als  das  Maximum  des  Neigungswinkels  des 
Strandes  gegen  die  See  annehmen  können.  Wenn  nun  das  Meer  eine 
neue  Schicht  absetzt,  ohne  sein  Niveau  bedeutend  zu  verändern,  so  legt 
sich  diese  neue  Schicht  unter  demselben  Winkel  an  den  früher  abge- 
setzten Strand,  und  so  bildet  sich  ein  ganzes  System  von  geneigten 
Schichten,  welche  ursprünglich  unter  diesem  bedeutenden  Winkel  abgesetzt 
sind 14 .  Diese  Beobachtungen  über  die  Entstehung  primär  geneigter  Schichten 
am  Sandstrande  sind  zweifellos  für  das  Problem  der  Schichtung  und  die  ' 
Entstehung  von  Schräg-  oder  Diagonalschichtung,  die  Forchhammer 
des  weiteren  daraus  ableitet,  äußerst  wichtig;  es  kann  jedoch  füglich 
bezweifelt  werden,  ob  solcherart  entstandene  Schräg-,  bezw.  Diagonal- 
schichtung fossil  sehr  häufig  vorkommt,  da  eigentliche  Strandbildungen 
infolge  der  Eigenart  ihrer  Lage  nur  unter  ausnahmsweise  günstigen 
Verhältnissen  einmal  erhalten  bleiben  können. 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  67 

Höhe  der  Strandwälle 

Angaben  Aber  die  Höhe  von  Strandwällen  sind  deshalb  schwer  zu 
machen,  weil  bei  dem  Auftreten  von  Sand  die  Krone  des  Walles  immer 
durch  Dünenbildung  erhöht,  wird.  Brauchbare  und  vergleichbare  Werte 
lassen  sich  daher  nur  an  Wällen  aus  gröberem  Material  gewinnen. 
G.  Braun  fand  als  größte  Höhe  der  Strandwälle  an  der  Ostsee  2  bis  3  m 
—  der  bekannteste  Strand  wall  Deutschlands,  der  „Heilige  Damm"  in 
Mecklenburg,  ist  etwa  2,5  m  "hoch  — ,  an  der  Nordsee  4  bis  5  m,  am 
Atlantischen  Ozean  10  bis  12  m  über  der  Abrasionsplatte.  Alternde 
Strandwälle,  denen  sich  infolge  Zurückweichens  des  Wassers  neue  see- 
wärts vorlegen,  verflachen  sich  schließlich,  kleine  Böschnngsuuterschiede 
verschwinden,  und  ein  solcher  gealterter  Strandwall  ist  ein  einfacher 
flacher  rundlicher  Rücken. 

Werden  und  Vergehen  der  Strandwälle 

Das  Aussehen  des  Meeresstrandes  ist  stetigem  Wechsel  unterworfen. 
Der  Strandwall,  auf  dessen  seeseitigem  Abhang  sich  in  der  Hauptsache 
auch  die  sogleich  noch  näher  zu  besprechende  Strandvertriftung  abspielt, 
ist  als  das  äußerste,  stets  von  den  Brandungswellen  benetzte  Gebilde 
der  Oerzone  sehr  unbeständig.  Längere  Zeit  in  gleichem  Niveau  ver- 
harrender Wasserstand  und  mäßiger  Seegang  bauen  ihn  auf ;  steigendes 
Wasser  zerstört  ihn  wieder  und  schafft  landwärts  einen  neuen  Strand- 
wall, während  langsam  fallendes  Wasser  seine  Form  modifiziert,  indem 
es  statt  des  relativ  scharfen  Kammes,  unter  Bildung  primärer  Schräg- 
schichtang  durch  Anlagerung  von  immer  neuen  Sandlagen  an  die  see- 
seitige  Böschung,  eine  ebene  Oberfläche  des  Strand walles  entstehen 
läßt.  Bei  schnell  fallendem  Wasser  aber  bewahrt  der  Strandwall  seine 
alte  Gestalt,  und  ein  neuer  Strandwall  erwächst  in  einigem  Abstand 
seeseitig  davon.  So  lauteten  die  Ergebnisse,  welche  Th.  Otto  am  Darss 
nnd  Zingst  der  vorpommerschen  Küste  der  Ostsee  erzielt  hatte.  Aber 
in  dieser  allgemeinen  Form  dürften  sie  auch  für  Flachküsten  gezeiten- 
reicherer Meeresteile  gelten.  „Der  seeseitige  Winkel  des  Strandwalles 
entspricht  stets  einem  Gleichgewichtszustand  zwischen  Zufuhr  und  Ab- 
fahr. Ist  die  Zufuhr  durch  die  Brandung  stark,  so  ist  der  Winkel  ein 
großer,  um  dem  Sog  trotz  des  Verlustes  durch  Versickern  die  Kraft  zu 
geben,  das  überschüssige  Material  zu  entfernen  und  dem  weiteren 
Transport  zu  überliefern.  Wird  anderseits  der  Sog  gegenüber  der  Stoß- 
kraft der  Wellen  zu  stark,  wie  es  bei  Sturm  der  Fall  ist,  so  reißt  er 
soviel  Material  von  oben  herab,  daß  der  Winkel  sich  verflacht  und 
wieder  Gleichgewicht  eintritt"  (Braun). 

Im  Einzelnen  betrachtet  erfolgt  die  Abtragung  und  Einebunng  eines 
Strandwalles  bei  steigendem  Wasserstand  auf  sehr  mannigfaltige  Art. 
Der  Geologe  und  Geomorphologe  finden  hier  auf  engstem  Raum  im 

5* 


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68 


Die  jungen  Heeressedimente  und  ihre  Bildung 


Kleinen  häufig  die  besten  Schulbeispiele  für  Kliffbildung  mit  ihren  Be- 
gleiterscheinungen, wie  Unterwaschung  und  Hohlkehlen,  Nachrutschungen 
und  Erosionsrinnen ,  aber  auch  für  Formen  des  Transportes  und  der 
Aufschüttung,  wie  Wellenfurchen,  Miniaturdeltas  usw. 

Die  „Strandwallebene" 

Da  die  Höchst  Wasserstände  nur  selten  eintreten,  sind  die  Strand- 
wälle umso  dauerhafter,  je  weiter  landeinwärts  sie  gelegen  sind;  und 
die  Folge  von  alledem  ist  häufig  ein  System  von  Strandwällen,  deren 
innerster  dann  der  schon  früher  erwähnte  Sturmstrandwall  oder  Winter- 
strand ist.  Braun  hat  einen  solchen  Strand,  der  aus  einem  System 
mehrerer  Strandwälle  aufgebaut  ist,  eine  „ Strand wallebene"  genannt, 
eine  Bezeichnung,  die  allerdings  nicht  gerade  sehr  glücklich  genannt 
werden  kann.  „Die  öfters  beobachtete  Tatsache,  daß  die  äußeren  Wälle 
in  solchem  Fall  höher  sind  als  die  inneren,  erklärt  Vaughajj  Cornish 
dadurch,  daß,  je  weiter  ein  solches  Wall-  und  Rinnensystem  sich  ins 
Meer  vorschiebt,  desto  heftiger  und  stärker  die  Angriffe  des  Meeres 
werden,  die  dann  eben  höhere  Strandwälle  schaffen  können." 

2.  Die  Küstenversetzung  (Strandvertriftung)  nebst  Küsten- 
strom und  ihre  Wirkungen 

Es  wäre  hier  der  Ort,  jener  bereits  im  I.  Bande  kurz  besprochenen 
typischen  Verschiebung  des  Strandmateriales  zu  gedenken,  welche  in 
der  Längsrichtung  des  Strandes  erfolgt,  wenn  die  Wellen  nicht  genau 
senkrecht  auf  die  Küste  auftreffen,  was  sehr  selten  der  Fall  ist.  Dann 
entsteht  durch  die  Kombination  der  schräg  auflaufenden  Brandungs- 
wellen, welche  Steine,  Kies  und  Sandkörner  in  der  ihnen  eignenden 
Richtung  vorwärts  stoßen,  und  des  die  Strandböschung  wieder  herab- 
fließenden Soogstromes  eine  Verfrachtung  der  beweglichen  Locker- 
materialien im  Sinne  der  vorherrschenden  Winde  längs  der  Küste. 
Diese  schon  1834  von  H.  R.  Palmer  klar  erkannte  und  beschriebene 
Erscheinung,  die  wir  heute  mit  Philippson  76)  als  „Küstenversetzung" 
oder  mit  Krümmel77)  als  „Strandvertriftung"  bezeichnen,  geht  aber 
nicht  als  einfache  Zickzackbewegung  vor  sich,  wie  das  Toknquist7*)  und 
Thoulet79)  noch  neuerdings  dargestellt  haben;  sondern  (Fig.  36)  die 
einzelnen  Wasserteilchen,  die  mit  jeder  Welle  schräg  auf  den  Strand 
hinauflaufen,  beschreiben  parallele  und  konzentrische  Parabeln,  und  in- 
dem sich  dieses  wiederholt ,  wandern  sie  mit  jeder  Welle  ein  Stück 
seitwärts,  alles  Bewegliche  mitnehmend.  Diese  Küstenversetzung  wird 
aber  noch  unterstützt  von  dem  Küstenstrom,  welchen  länger  in  kon- 
stanter Richtung  wehende  Winde  ohne  direkte  Beteiligung  der  Brandung 
erzeugen;  nur  gelangt  das  vom  Küstenstrom  erfaßte  Material  im  allge- 
meinen nicht  auf  den  Strand,  durchmißt  also  einen  kürzeren  Weg  als 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzengten  Bildungen  69 

die  der  Küstenversetzung  unterworfenen  Detritusmassen.  Dem  Küsten- 
strom unterliegt  im  allgemeinen  wohl  nur  feineres,  sandiges  Material, 
während  die  gröberen  Schuttmassen  lediglich  auf  der  Außenböschung 


Fig.  86. 


Brandung  und  Strand vertriftung  nach  0.  Krümmel,  Handbuch  der  Ozeanographie,  Bd.  II, 
S.  126,  Fig.  32.  (Erklärung:  Eine  Dünung  von  200  m  Länge  läuft  aus  tiefem  "Wasser 
[von  mehr  als  100  m]  gerade  auf  die*  Küste  zu,  während  ein  Weststnnn  in  See  parallel 
zur  Küste  weht.  Die  Sturmwellen  werden  durch  die  stetig  unter  einem  Winkel  von  8' 
abnehmenden  Wassertiefen  allmählich  auf  die  Küste  zu  abgelenkt,  wo  sie  unter  46°  auf- 
treffen. Ebenso  nehmen  die  Wellenhöhen  H  umgekehrt  proportional  der  Wassertiefe  zu. 
Durch  Superposition  kommt  es  in  p  =  6  m  Tiefe  zu  einer  hohen  Brandung,  die  ihren 
Wasserschwall  in  parabolischem  Bogen  auf  den  hier  rasch  ansteigenden  Strand  hinauf- 
wirft. Bei  m  w  ist  das  Mittelwasserniveau,  bei  s  s  der  von  der  Brandung  aufgeworfene 
Strandwall  aus  Tangen,  Muscheln  oder  Steinen.) 

des  Strandwalles  unter  dem  Einfluß  der  Küstenversetzung  wandern,  so 
zwar,  daß  z.  B.  Otto  von  der  vorpommerschen  Küste  Beispiele  anführen 
konnte,  in  welchen  es  gröberen  Schuttmassen  nicht  einmal  gelang,  nur 
ca.  50  cm  tiefe  Priele,  die  einen  werdenden  Strandwall  durchschnitten, 
zu  überschreiten. 


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70 


Die  jungen  Meeressedimente  and  ihre  Bildung 


Die  transportierende  Tätigkeit  der  KUstenversetzung 
und  des  Küstenstroins 

Da  die  Küstenversetzung  von  der  seitlichen  Komponente  der  Wellen- 
bewegung am  Strande  abhängig  ist,  wird  sie  nur  im  Bereiche  beständiger 
Winde  im  gleichen  Sinne  wirken  können.  Das  ist  vorzugsweise  an  den 
tropischen  Küsten  der  Fall,  welche  der  Passat  mit  geringen  Schwankungen 
aus  östlicher  Richtung  bestreicht  3  so  daß  die  Küsten  Versetzung  dem- 
entsprechend alles  lose  Material  westwärts  verfrachten  muß.  Freilich 
ist  hierbei,  worauf  Krümmel  aufmerksam  macht,  auch  die  an  den 
tropischen  Küsten  so  wirksame  Dünung  im  Auge  zu  behalten,  welche 
eine  ganz  andere  Richtung  haben  und  dementsprechend  auch  eine  Ver- 
schiebung des  Strandmaterials  in  anderem  Sinne  veranlassen  kann.  In 
den  höheren  Breiten  wird  bei  wechselnder  Windrichtung  die  Küsten- 
versetzung die  Sande  bald  nach  der  einen,  bald  nach  der  anderen 
Richtung  wandern  lassen.  Das  endgültige  Ergebnis  längerer  Zeiträume 
muß  in  diesem  Falle  auf  der  resultierenden  Richtung  und  Stärke  der 
Winde  beruhen.  \Die  resultierende  Richtung  der  Winde  nach  der  Dauer 
ihrer  Einwirkung  kann  aber  allein  nicht  maßgebend  sein,  wie  oft  an- 
gegeben wird  ^enn  es  ist  der  Fall  duf  chatte  denkbar,  daß  größere  Intensität 
der  weniger  häufig  und  andauernd  wehenden  Winde  vielleicht  bedeutend 
stärkere  Kraftwirkungen  entfaltet,  als  die  zwar  länger  dauernde,  in 
ihrem  Erfolg  aber  wegen  der  Schwäche  der  Winde  geringere  Kraft- 
äußerung der  vorherrschenden  Winde.  Man  wird  daher  sagen  dürfen, 
daß  die  vorherrschende  Richtung  namentlich  der  stürmischen  Winde  das 
Endergebnis  bestimme.  So  wandern  die  Sande  entlang  großer  Strecken 
der  deutschen  Ostseeküsten  z.  B.  Pommerns  und  der  Frischen  Nehrung, 
am  Nordufer  des  Samlandes  und  der  Kurischen  Nehrung  deutlich  nach 
Osten.  In  welch'  gewaltigem  Umfange  dieser  Materialtransport  erfolgt, 
hat  R.  Brückmaxn80)  für  die  Küsten  des  ostpreußischen  Saralandes 
gezeigt.  Hier  geht  die  Sandwanderung  durch  Strandvertriftung  und 
Küstenstrom  hauptsächlich  in  dem  600 — 1200  m  breiten  Streifen  der 
Flachsee,  welcher  oberhalb  der  10  m-Isobathe  gelegen  ist,  vor  sich,  und 
es  muß  eine  Detritusmasse  von  mehr  als  1  Million  Kubikmeter  jährlich 
bewegt  werden,  d.  i.  der  Betrag  des  jährlichen  Landverlustes  der  W- 
und  N-Kuste  des  Samlandes.  Deun  nirgends  beobachtet  man,  abgesehen 
von  Verschiebungen  von  Sandbäukeu,  ein  Flacherwerden  des  Meeres 
durch  Aufschüttung  oder  etwa  ein  Absinkeu  des  Ostseebodeus  zur- 
Kompensierung  einer  solchen  Aufschüttung.  Jene  ganze  Masse  wird  also 
in  der  Tat  abtransportiert,  und  mehr  als  diese  Masse;  deun  auch  die  3/4  Million 
Kubikmeter  übersteigende  Menge  der  „Blauen  Erde",  welche  jährlich 
vor  der  Bernsteingrube  „Anna"  bei  Palmnicken  (nach  der  Angabe  von 
Brückmanx  für  1911)  in  die  See  geschüttet  wird,  bildet  keine  dauern- 
den Aufschüttungen,  sondern  erfährt  in  gleicher  Weise  einen  Abtrausport, 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  71 


und  zwar  nicht  nur  liings  der  W-Küste  des  Samlandes  vorwiegend  naeh 
N  bis  Brüsterort,  sondern  um  diesen  herum  und  weiterhin  der  N-Küste 
des  Samlandes  entlang.  Bei  diesem  Transport  um  Brüsterort  herum 
dürfte  es  sich  allerdings  in  der  Hauptsache  um  die  Wirkung  des  Küsten- 
stromes handeln.  Denn  es  darf  nicht  übersehen  werden,  daß  bei  der 
Strandvertriftung  die  Richtung  der  Uferlinie  zu  den  die  Strandvertriftung 
bedingenden  wirksamsten  Winden  von 
maßgebendstem  Einfluß  auf  die  Inten- 
sität und  damit  auf  die  umgestaltende 
Wirkuug  derselben  sein  muß,  wofür 
Otto  vom  Darss  und  Zingst  schlagende 
Beispiele  geschildert  hat.  —  In  manchen 
Fällen  wird  die  Küstenversetzung  auch 
durch  Gezeiten-  und  andere  Ströme  ge- 
stört oder  gar  ganz  verdeckt,  so  daß 
man  sich  hüten  muß,  alles  auf  dasselbe 
Schema  zurückzuführen. 

Es  liegen  eine  Reihe  von  Beob- 
achtungen über  den  Betrag  und  die 
Schnelligkeit  der  seitlichen  Verschiebung 
von  Lockermaterial  durch  die  Küsten- 
versetzung vor,  welche  Braüx  zusam- 
mengestellt hat.  A.uf  Rügen  nehmen 
die  aus  der  Schreibkreide  ausgespülten 
Feuersteine  mit  der  Entfernung  von 
ihrem  Urspruugsort  rasch  ab.  Dabei 
muß  hervorgehoben  werden,  daß  die  am 
weitesten  transportierten  Steine  fast 
immer  von  Tangbüscheln,  meist  Fucus, 
besiedelt  sind,  deren  Verzweigungen  den 
Wellen  natürlich  leichte  Angriffspunkte 
bieten,  während  die  Blasen  des  Tanges 
direkt  das  Gewicht  des  Steines  teil- 
weise kompensieren.  (Fig.  37.)  Solche 
Steine  werden  dann  weiter  trans- 
portiert, als  es  ihrer  Größe  entspricht. 

Eine  viel  größere  Rolle  als  an  unseren  Ostseeküsten  spielt  diese  Er- 
scheinung am  offenen  Weltmeere,  wo  fast  jedes  Geröll  von  Tangen  be- 
wachsen ist.  Beobachtungen  über  die  Schnelligkeit  der  Küstenversetzung 
sind  öfters  auch  an  gelegentlich  in  den  Küstenschutt  gekommenen  fremden 
Gegenständen,  wie  Steinkohleuschlacken  oder  Ziegelsteinen  angestellt 
worden.  Von  Ziegelsteinen  wurden  nach  Vaughan  Cornish  an  der 
südenglischen  Küste  bei  gutem  Wetter,  also  wohl  mäßigem  Seegang, 


Fig.  37. 

Hit  Blasentang  bewachsenes  Geröll  von 
vulkanischem  Gestein,  welches  infolge 
dieser  Bewachsung  leichter  und  weiter 
transportiert  werden  konnte,  als  hei 
seiner  Grüße  sonst  möglich  gewesen 
wäre  (Geröll  4  engl.  Zoll  lang).  Vom 
Sandstrande  der  Mcrcury-Bai,  Nord- 
insel von  Neuseeland.  Nach  E.J.DUNN, 
Pebbles,  Melbourne  1911,  Tafel  60. 


72 


Die  jungen  MeereBsedimente  und  ihre  Bildung 


522  m  in  28  Stunden  durchmessen.  Bei  sonst  gleichbleibenden  Be- 
dingungen werden  größere  Geschiebe  langsamer  bewegt  als  kleinere. 

Die  aufbauende  Tätigkeit  der  Küstenversetzung:   Küstenhörner,  Sand- 
haken, Nehrungen,  Lidi  usw. 

Ktistenversetzung  und  Küstenstrom  erklären  die  Entstehung  der 
sogenannten  Küstenhörner  und  Sandhaken  im  Wind-,  Wellen-  und 
Stromschatten  bei  rückbiegender  Küste  und  die  Bildung  der  sich  aus 
jenen  Formen  entwickelnden,  späterhin  meist  durch  Dünen  erhöhten 
Nehrungen,  z.  B.  an  der  Deutschen  Ostseeküste  (Frische  und  Kurische 
Kehrung  usw.),  sowie  der  Lidi  der  Adria,  der  Peressips  und  Strielki  des 
Schwarzen  und  Asow'schen  Meeres.  Kleine,  landnahe  Inseln  —  wie  der 
Monte  Argentario  an  der  toskanischen  Küste  —  können  durch  solche 
Bildungen  dem  Festlande  angegliedert  werden;  einander  benachbarte 
Inseln  werden- miteinander  verbunden,  wie  die  drei  östlichen  Inselkerne 
Rügens  durch  die  beiden  je  10  km  langen  Nehrungen  der  „Schaabe"  und 
„Schmalen  Heide14;  Flußmündungen  werden  verbaut,  wie  die  der  Oder 
und  Weichsel  oder  ein  Teil  der  Limaue  Südrußlands.  Sehr  reine  und 
schnell  fortwachsende  Hakenformen  zeigen  sich  an  der  atlantischen 
Küste  Frankreichs  und  besonders  Nordamerikas  zwischen  Long  Island 
und  Florida.  Skagen,  die  Nordspitze  Jütlands,  ist  ein  34  km  langer 
Haken,  welcher  nach  Osten  durch  Dünen  verbreitert  ist.  Der  groß- 
artigste Haken  der  Deutschen  Ostseeküste  ist  die  Halbinsel  Heia81) 
nördlich  von  Danzig,  welche  sich  von  Rixhöft  in  einer  Länge  von  gleich- 
falls 34  km  nach  SO  erstreckt.  Den  Sand  hierzu  hat  die  See  haupt- 
sächlich dem  Ostseeboden  nördlich  Rixhöfts  entnommen.  Während  manche 
Haken  sehr  schnell  fortwachsen,  hat  sich  Heia  seit  Jahrhunderten  nicht 
oder  nur  unwesentlich  verlängert.  Der  Grund  ist  einfach  der,  daß  bei 
gleichbleibender  Sandzufuhr  und  gleichbleibender  Stoßkraft  des  Wassers 
das  Längenwachstum  im  Quadrat  der  Meerestiefe  abnimmt.  Und  da 
gleichzeitig  die  Stoßkraft  des  Wassers,  insbesondere  der  Küstenströmung, 
mit  der  Verlängerung  des  Hakens  und  der  Vergrößerung  der  durch  den- 
selben geschützten  Meeresbucht  zunimmt,  so  ergibt  sich,  daß  bald  ein 
Punkt  eintreten  muß,  wo  Wachstum  und  Zerstörung  sich  das  Gleich- 
gewicht halten.  Die  Kliffküste  von  Rixhöft,  an  welche  sich  die  Halb- 
insel anlehnt,  wird  aber  fortwährend  landeinwärts  verschoben  und  dem- 
nach auch  die  Wurzel  der  Halbinsel  Heia  selbst  benagt.  Der  gesamte 
losgenagte  Sand  nebst  den  kleinsten  Geschieben  wandert  nach  dem 
Hakenende  und  teilweise  um  dieses  herum.  So  wird  das  Hakenende 
verbreitert  und  die  Wurzel  der  Halbinsel  Meeresdurchbrtichen  ausgesetzt, 
welche  tatsächlich  wiederholt  eingetreten  sind  und  z.  T.  künstlich  wieder 
geschlossen  werden  mußten.  So  weit  die  Ansicht  von  Alfr.  Jektzsch 
über  die  Entstehung  dieses  Schulbeispieles  eines  Hakens,  die  durch  eine 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  nnd  die  hierdurch  erzengten  Bildungen  73 


108  m  tiefe  Brunneobohrung  in  Heia  völlig  bestätigt  worden  ist.  Auf 
50  m  tiefem  Meeresgrunde  hat  sich  hier  aus  reinem  Sande,  —  nur  in 
der  Nähe  des  Meeresspiegels  mit  kleineren  Strandgeschieben  vermischt,  — 
ein  Sandrücken  aufgeschüttet,  welcher  dann  durch  Dünenbildung  bis 
25  m  über  das  Meer  emporgewachsen  ist.  „Wie  b.ei  den  Bäumen,  so  ist 
auch  bei  den  Haken  dafür  gesorgt,  daß  sie  nicht  ins  Endlose  wachsen. 
Die  frei  ins  Meer  hinausführenden  Haken  dürften  etwa  folgende  Stadien 
durchlaufen:  Sie  wachsen  anfangs  sehr  schnell,  nähern  sich  dann  bald 
asymptotisch  einer  Wachstumsgrenze,  jenseits  welcher  eine  von  Meeres- 
strömungen durchspülte  Rinne  sich  austieft,  verbreitern  dann  ihr  Ende, 
verschmälern  ihren  Fuß  und  können  dann  durchbrochen  werden,  so  daß 
ihr  Ende  zur  Insel  wird,  falls  nicht  die  Durchbruchsstelle  durch  einen 
neuen  Küstenwall  sich  selbstthätig  schließt.  Ein  zur  Insel  gewordenes 
Hakenende  erhält  keine  Sandzufuhr  mehr,  worauf  sofort  die  Zerstörung 
der  Iusel  einsetzt."  Einen  solchen  Fall  kann  man  mit  Jentzsch  z.  B. 
aus  der  von  N.  SoKOLOWHa)  veröffentlichten  Karte  der  Limane  des 
Dnjepr,  Bug  und  Beresan  herauslesen.  „W.  von  Cherson  wird  die  Ein- 
fahrt zum  Liman  des  Bug  abgeschnürt  durch  einen  an  die  Küste  bei 
Otschakow  anschließenden  kurzen  breiten,  von  N  nach  SW  gebogenen 
Haken,  welchem  von  der  Seeseite  her,  staffeiförmig  vorgeschoben,  der 
Haken  (Peressip)  von  Kinburn  entgegenkommt,  der  gradlinig  die 
Richtung  SO-NW  verfolgt.  Über  seine  Wurzel  hinweg  verlängert  sich 
derselbe  nach  SO  als  ein  etwa  13  Werst  langer  Haken,  welcher  den 
Meerbusen  von  Jagorlyk  abschließt  und  an  seinem  südöstlichen  Ende 
verbreitert,  an  seiner  Wurzel  aber  durchbrochen  ist.  Weiter  südlich 
zeigt  sich  ein  gegen  60  Werst  langer  Haken,  der  von  0  nach  W  an 
der  Grenze  flacheren  und  tieferen  Wassers  fast  gradlinig  gewachsen 
ist,  bis  er  in  tieferes  Wasser  gelangte,  wo  er  nach  Norden  umlenkte, 
um  etwa  die  letzten  10  Werst  in  Wasser  von  etwa  10  m  Tiefe  vorzu- 
rücken. Auch  hier  ist  das  dem  erstgenannten  Haken  staffeiförmig  vor- 
gelagerte Ende  verbreitert  und  trägt  ein  Leuchtfeuer,  während  die  Wurzel 
ganz  schmal  geworden  und  achtmal  durchbrochen  ist."  —  Dieses  all- 
mähliche Werden  und  (teilweise)  Vergehen  der  Mündungsverschlüsse  der 
„ertrunkenen"  Flußmündungen  Südrußlands  ist  nicht  ohne  weitergehendes 
Interesse  im  Hinblick  auf  die  eigenartigen  Sedimentationsverhältnisse, 
die  wir  später  noch  kennen  lernen  werden. 

Unterstützung  der  Küstenversetzung  und  des  Küstenstroms 

durch  Gezeitenströme 

Auch  das  Ostwärtswandern  der  Ostfriesischen  Inseln  in  der  Nord- 
see geht  unter  Mitbeteiligung  der  Strandvertriftung  und  des  Küstenstroms 
vor  sich83*84).  Ebenso  wie  Küstenströme,  die  durch  anhaltende  Winde 
erzeugt  werden,  wirkt  aber  auch  gelegentlich  der  Flutstrom,  und  seine 


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74 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Mitwirkung  ist  gerade  für  das  letztgenannte  Beispiel  außer  Zweifel.  In 
dem  südlichen  Teile  der  Nordsee  vollzieht  sich  eine  kreislaufartige  Ver- 
schiebung des  Sandmateriales,  indem  an  der  ostfriesischen  Küste  der 
Sand  nach  Osten,  an  der  schleswig-holsteinischen  nach  Süden  wandert, 
beim  Zusammentreffen  beider  aber  vom  Ebbestrom  wieder  in  die  offene 
See  hinausgeführt  wird.  Nur  ein  Teil  geht  diesem  Kreislauf  unterwegs 
zum  Aufbau  von  Dünenbildungen  verloren.  An  der  britischen  Kanal- 
küste ist  nach  Wheeler  nur  der  Flutstrom  die  bewegende  Kraft,  denn 
die  Geschiebe  wandern  nur  im  Niveau  unmittelbar  unter  der  Hochwasser- 
linie und  bleiben  innerhalb  der  Buchten,  ohne  die  Ktistenvorsprünge  zu 
umgehen.  Der  Flutstrom  ist  es  auch,  der  die  Abrasionsprodukte  der 
Kalkküste  von  Calvados  nach  der  Seinebucht  westlich  von  Honfleur 
führt.  Der  Detritus  der  spanischen  Nordküste  wandert  an  den  Strand 
der  Gironde.  Im  allgemeinen  wirken  Brandung  und  Küstenstrom  einer- 
seits, Gezeitenströmungen  anderseits  einander  bezüglich  der  Aus- 
gestaltung der  Küsten  entgegen.  Erstere  trachten  Buchten  und  Straßen 
durch  Haken  und  Nehrungen  zu  schließen  und  dadurch  Lagunen  (Haffe) 
zu  erzeugen;  die  Gezeitenströmungen  dagegen  erhalten  als  Spülströme 
einen  gebuchteten  Küstenverlauf,  dessen  Vorhandensein  übrigens  ihre 
Entstehung  bedingt  "5). 

3.  Brandung,  Küstenversetzung  und  Küstenstrom  in  Wechsel- 
wirkung und  die  hierdurch  bedingte  Gestaltung  des  Meeres- 
hodens in  den  strandnahen  Gebieten  der  Flachsee 

Die  Scliaare  oder  Sandriffe 

Vor  flach  ansteigenden  sandigen  Küsten  beobachtet  man  vielfach 
eine  Anzahl  der  Strandlinie  im  großen  und  ganzen  parallel  gelagerter 
Sandbänke,  die  sich  besonders  von  überhöhten  Punkten  (Kliffufern, 
Düuen  usw.)  aus  als  helle  Streifeu  in  der  dunklen  See  abheben  (Taf.  IV)  oder 
bei  frischem  Seegang  durch  eine  über  ihnen  stehende  Brandung  bemerkbar 
machen,  bei  sehr  tiefer  Ebbe  aber  auch  wohl  teilweise  trocken  fallen. 
An  den  deutschen  Meeresküsten  nennt  man  sie  „Riffe";  auch  der  ein- 
fache Ausdruck  „Bänkeu  kommt  vor.  Eine  ältere  Bezeichnung,  die  z.  B. 
Hagen  und  Penck,  speziell  für  die  Ostsee  auch  Jentzsch  und  Acker- 
mann benutzten,  ist  „Schaar"  (Mehrzahl  „Schaare").  Die  Höhe  dieser 
in  gewissen  Abständen  vom  Ufer  und  voneinander  sich  erhebenden 
Rücken  ist  zunächst  der  Uferlinie  mit  im  Durchschnitt  1—2  m  am 
größteu,  wird  weiterhin  aber  niedriger,  und  bei  zunehmender  Tiefe  sind 
sie  kaum  noch  zu  bemerken.  Gewöhnlich  nimmt  mau  drei  solcher  Riffe 
an;  indes  ist  ihre  Zahl  keineswegs  konstant;  oft  kann  man  nach  Hagen 
bei  sorgfältiger  Peilung  vier  oder  fünf  derselben  wahrnehmen,  doch  liegen 
die  äußeren  schon  tief  und  erheben  sich  so  wenig  über  den  Grund,  daß 
sie  nicht  leicht  zu  bemerken  siud.    Diese  Riffe  sind  es  vorzugsweise, 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  75 

welche  die  Annäherung  selbst  kleiner  Fahrzeuge  an  das  Ufer  verhindern, 
da  diese,  dem  vollen  Wellenschlage  ausgesetzt,  auf  ihnen  festfahren. 
Sehr  typisch  sind  diese  Riffe  entlang  der  ganzen  „eisernen  Küste"  der 
Kimbrischen  Halbinsel,  und  so  auch  am  Badestrand  von  Sylt  aus- 
gebildet, von  welchem  sie  noch  neuerdings  Beyer86)  in  ihrer  Dreizahl 
beschrieben  hat. 

Die  Riffe  entstehen,  wie  Hagen87)  und  Krümmel  und  mit  ihnen 
die  Mehrzahl  der  Autoren  annahmen,  bei  kräftigem  Seegaug  an  den- 
jenigen Stellen,  wo  die  Wellen  aus  der  See  mit  den  rücklaufenden 
Wellen  oder  dem  verstärkten  Soogstrom,  den  jede  der  Wellen  veranlaßt, 
sich  begegnen,  indem  die  suspendierten  Sandmassen  liier  infolge  der 
Reibung  der  einander  entgegengesetzten  Wasserbewegungen,  deren  Impulse 
einander  gegenseitig  aufheben  oder  wenigstens  mindern,  teilweise  zum 
Niederschlag  gelangen.  „Übrigens  bleiben  diese  Riffe  erfahrungsgemäß 
stets  unter  dem  mittleren  Wasserstande  und  beweisen  dadurch,  daß  die 
Wellen  noch  in  beträchtlichem  Abstände  vom  Ufer  und  in  erheblicher  Tiefe 


Fig.  38. 

Querschnitt  durch  das  flache  Küstenwasser  der  Ostsee  400  in  westlich  der  Lebamündung 
in  Hinterpomroern  (nach  Messungen  von  GäUTKE  am  16.  März  und  15.  April  1883t  aus 
Fr.  Soloer  im  „Dünenbuch".    Stuttgart,  Ferd.  Enke,  1910,  S".  16,  Fig.  4. 

den  Seesand  landwärts  forttragen.  Bei  Stürmen  wird  dieser  dann  in  dem 
höchsten  Strandsaume  wallartig  ....  zusammengehäuft"  (Krümmel). 
Auch  nach  der  Ansicht  von  G.  Braun  sind  die  „Sandriffe",  wie  er  sie 
nennt,  Vorläufer  in  der  Bildung  eines  Strandwalles  oder,  besser  gesagt, 
die  Form,  welche  das  im  Transport  gegen  eine  Küste  befindliche  Saud- 
material in  der  Nähe  einer  Strandböschung  annimmt.  Sandriffe  finden 
sich  nach  Braun  nur  dort,  wo  mindestens  schon  ein  Vorstrand  vor- 
handen ist.  Bei  Klippenbrandung  wird  der  Schutt  ganz  uuregelmäüig 
verteilt.  „Die  Form  des  Sandriffes  ist  die  eines  dem  Ufer  parallelen 
Walles,  der  von  der  See  her  sanft  ansteigt,  nach  dem  Lande  zu  steiler 
abfällt."  Die  Sandriffe  verschieben  sich  aber  vielfach  nicht  nur,  .wie 
z.  B.  auch  aus  der  beistehenden  Skizze  (Fig.  38) SM)  hervorzugehen 
scheint,  in  der  Richtung  auf  das  Land  zu,  sondern  auch  seitwärts,  ent- 
sprechend der  Richtung  des  jeweiligen  Küstenstromes.  „Das  Saudriff 
ist  daher  nicht  eigentlich  eine  Aufschüttungsform,  sondern  eine  Transport- 
form mit  wanderndem  Inhalt,  vergleichbar  einer  Röhre,  in  der  sich  der 
Sand  verschiebt."  Das  erste,  innerste  Sandriff  wird  schließlich  „so  weit 


76 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


landeinwärts  verschoben,  als  es  dem  stärksten  Seegang  bei  dem  höchsten 
Wasserstand,  der  an  der  Küste  vorkommt,  möglich  ist,  und  wird  dabei 
so  hoch  aufgebaut,  daß  es  bei  Rückgang  des  Wasserstandes  und  See- 
ganges trocken  fällt.  Damit  ist  aus  dem  Sandriff  der  Strandwall 
geworden".  Und  in  ähnlicher  Weise  schildert  Alfe.  Jentzsch*9)  das 
Hervorgehen  des  Strand walles  aus  dem  obersten  der  Sandriffe.  „An 
ihnen  brechen  sich  die  von  der  hohen  See  anstürmenden  Wogen,  benagen 
sie  an  der  Seeseite,  überschütten  sie  mit  Sand  an  der  Landseite  und 
drängen  sie  so  allmählich  landeinwärts,  bis  ihr  Sand  und  Geschiebe  znm 
Küstenwal)  wird." 

Exakte  Messungen  hat  schon  F.  W.  Paul  Lehmann90)  über 
das  Ostseeküstengebiet  von  Hinterpommern  veröffentlicht.  „Die 
•  Riffe  nähern  sich  bei  einem  senkrecht  gegen  den  Küstenstrich 
gerichteten  Winde  dadurch,  daß  sie  nach  Art  der  Dünen  vor- 
rücken. Flach  steigen  sie  von  der  Seeseite  an,  dann  senkt  sich  — 
wenigstens  beim  ersten  Riff  —  der  breite  Rücken  unter  einem  Winkel 
von  30°  plötzlich  hinab.  Es  geschieht  wohl,  daß  ein  solches  Riff  mit 
dem  einen  oder  dem  andern  Flügel  völlig  gegen  den  Vorstrand  geschoben 
wird.  Springt  der  Wind  um,  fegt  ein  heftiger  Küstenstrom  längs  der 
Küste,  so  verwandelt  er  die  Konfiguration  des  Untergrundes  und  ebnet 
vielleicht  das  Riff  an  ganzen  Küstenstrecken  völlig  aus.  Da  meine  Leser 
vielleicht  an  der  Exaktheit  meiner,  überdies  nur  über  das  vorderste  Riff 
angestellten  Beobachtung  zweifeln,  wenn  ich  versichere,  daß  ich  einmal 
östlich  der  Glawnitz  ein  Riff  binnen  24  Stunden  um  einen  Schritt  vor- 
gerückt fand  und  daß  innerhalb  vier  Tagen  zwei  Diluvialblöcke  im 
Sande  vor  dem  benachbarten  kleinen  Lehmberge  zweimal  völlig  bedeckt, 
zweimal  wieder  bloßgespült  waren,  so  gebe  ich  einen  Überblick  über 
die  Umlagerung  der  Sandmassen,  welche  sich  aus  Peilungen  des  See- 
grundes etwa  400  m  westlich  der  Lebamttndung  ergiebt"  (siehe  auch 
die  letzte  Abbildung).  „Hier  maß  Amtsvorsteher  Gädtke  am  16.  März 
und  am  15.  April  1883  in  Abständen  von  5  zu  5  m  die  Tiefen  bis  zu 
Entfernungen  von  355  resp.  690  m  von  der  Küste  und  erhielt  folgende,  mir 
gütigst  zur  Verfügung  gestellte  Resultate  (Tabelle  auf  der  nächsten  Seite). 

Die  Ziffern  bedürfen  kaum  einer  Erläuterung;  am  16.  März  liegt 
das  dritte  Riff  auf  165  m  Entfernung  und  am  15.  April,  sicher  nicht 
aus  denselben  Sandmassen  aufgebaut,  auf  255  m.  Die  Tiefe  von  4,15  m 
zeigt  sich  am  16.  März  bei  350  m  Abstand  erreicht,  vier  Wochen  später 
erst  bei  395  m.  Von  hier  ab  bis  zu  690  m  Entfernung  zeigt  sich  am 
15.  April  eine  gleichmäßige  Senkung  des  Meeresbodens  bis  zu  6,50  m, 
ob  dieselbe  am  16.  März  schon  vom  dritten  Riff  aus  auch  über  355  m 
hinaus  eine  konstante  war  und  nicht  in  weiterer  Entfernung  ein  viertes 
Riff  in  der  Bildung  begriffen,  muß  leider  dahingestellt  bleiben."  Soweit 
Paul  Lehmann'.  Eingehende  neuere  Untersuchungen  von  Th.  Otto  an 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  77 


Abstände  in 
Metern 

5 

10 

15 

20 

30 

35 

40 

45 

50 

55 

60 

16.  März 
15.  April 

0,15 
0,23 

0,3T. 
0,38 

0,45 
* 

0,48 

0,60 
0,44 

0,70 
0,44 

0,80 
0,50 

0,80 
0,60 

0,65 
0,65 

0,45 
0,87 

0,60 
1,06 

0,70 
1,17 

0,80 
1,35 

Abstände  in 
Metern 

0* 

. 

80 

85 

90 

95 

100 

105 

110 

115 

120 

16.  März 
15.  April 

1,00 
1,54 

1,06 
1,19 

1,25 
1,00 

1,25 
0,89 

0,95 
1,04 

0,95 
1,25 

0,95 
1,40 

1,15 
1,57 

1,48 
1,70 

1,65 
1,85 

1,97 
2,05 

2,15 
2,37 

Abstände  in 
Metern 

125 

130 

135 

140 

145 

150 

155 

160 

165 

170 

175  ;  180 

16.  März 
15.  April 

2,25 
2,71 

2,48 
2,90 

2,50 
2,91 

2,55 
2,91 

2,55 
2,91 

2,49 
2,70 

2,57 
2,20 

2,65 
1,84 

2,70 
1,70 

1,79 

1,65 
1,93 

1,75 
2,10 

Abstände  in 

Metern 

185 

190 

195 

200 

205 

210 

215 

220 

225 

230 

235 

240 

16.  März 
15.  April 

1,97 
2,34 

2,80 
2,66 

2,55 
2,91 

2,60 
3  35 

2,90 

3,85 

2,94 

3,96 

2,90 
3,9fi 

2,90 
3  96 

2,85 
8.9f! 

2,90 
8,76 

2,89 
3,33 

2^97 
3,00 

Abstände  in 
Metern 

245 

250 

255 

260 

265 

270 

275 

280 

285 

290 

295 

300 

16.  März 
15.  April 

2,97 
2,70 

3,05 
2,62 

3,05 
2,58 

8,05 
2,60 

8,05 
2,65 

3,05 
2,75 

3,15 
2,85 

8,15 
2,85 

3,26 
3,00 

3,26 
3,05 

3,43 
3,10 

3,50 
8,25 

Abstände  in 
Metern 

305 

310 

315 

320 

325 

330 

335 

340 

345 

850 



&55 

16.  März 
15.  April 

3,61 
3,35 

3,61 
3,45 

3,72 
3,50 

3,72 
3,60 

3,85 
3,65 

3,85 
3,75 

3,95 
3,80 

4,05 
3,85 

4,15 
3,90 

4,15 
3,90 

4,15 

3,90 

den  Sandriffen  der  OstseeKüsten  des  Darss  und  Zingst  in  Vorpommern 
lassen  indessen  erkennen,  daß  es  nicht  angängig  ist,  eine  allmähliche 
Verschiebung  der  Sandriffe  gegen  die  Küste  als  allgemein  gültige  Gesetz- 
mäßigkeit hinzustellen.  Otto  war  durch  das  Entgegenkommen  des 
Königl.  Wasserbauamts  Stralsund -West  in  den  Stand  gesetzt,  eine 
Reihe  von  Profilen  aus  fünf  verschiedenen  Jahren  (1907 — 1911)  geben 
zu  können,  welche  einen  ausgezeichneten  vergleichenden  Überblick  über 
die  Veränderungen  in  der  Bodengestaltung  der  Brandungszone  zwischen 
den  hohen  Dünen  bei  Prerow  und  dem  Ostende  des  Forstes  Straminke  bis 
zu  200—300  m  seewärts  gestatten  (Tafel  II).  Die  Zahl  der  Riffe  schwankt 
hier  zwischen  2  und  4,  doch  dürfte  sich  die  Riffbildung  weiter  seewärts, 
wenn  auch  in  abgeschwächter  Form,  noch  fortsetzen.  Am  undeutlichsten 
ausgebildet  ist  das  zuweilen  innerhalb  der  ersten  50  m  Entfernung  von 
der  Uferlinie  auftretende  Riff,  das  oft  durch  einen  in  die  steilere  Gesaiut- 
böschung  eingeschalteten  horizontalen  oder  nur  schwach  geneigten  Absatz 
vertreten  wird.    Mehr  oder  minder  scharf,  immer  aber  klar  erkennbar, 


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78 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


heben  sich  die  beiden  nächsten  Riffe  gegen  den  Boden  ab,  indem  ihr 
Kamm  sich  ca.  1 — 1,5  m  über  das  landseitige  Rifftal  und  ca.  2  ( — 3)  m 
über  das  secseitige  Rifftal  erhebt.  Was  die  horizontalen  Abstände  der 
Riffkäm nie  betrifft,  so  rücken  dieselben  um  so  enger  zusammen,  je  mehr 
sie  sich  der  Uferlinie  nähern.  Wo  sich  nahe  dem  Ufer  statt  des  soeben 
geschilderten  Böschungsabsatzes  ein  Riff  einstellt,  ist  sein  Kamm  selten 
mehr  als  30—35  m  vom  Strand  entfernt,  sonst  treten  die  Riffkämme 
selten  näher  als  60  m  an  das  Ufer  heran;  in  einzelnen  Fällen  wächst 
aber  dieser  Abstand  bis  über  100  m.  Das  darauf  folgende  Rifftal  führt 
erst  wieder  in  100 — 120  m  Entfernung  von  dem  Kamm  des  zurück- 
liegenden Riffs  auf  den  des  nächstfolgenden,  auch  hier  wird  der  durch- 
schnittliche Abstand  von  110  in  zuweilen  um  40  m  tiberschritten.  Zur 
näheren  Erläuterung  sei  auf  die  Profile  auf  Tafel  II  verwiesen.  Wie  aus 
dieser  Profilreihe  ferner  hervorgeht,  liegen  die  Sandriffe  durchaus  nicht 
immer  dem  Ufer  genau  parallel,  sondern  häufig  verwächst  das  oberste 
derselben  lokal  mit  dem  eigentlichen  Straudwall,  um  sich  an  anderer 
Stelle  so  weit  vom  Ufer  zu  entfernen,  daß  in  dem  erweiterten  Abstand 
ein  neues  Riff  auftritt.  Je  nachdem  aber  die  Riffe  näher  oder  weiter 
vom  Strande  entfernt  sind,  ist  die  Tiefenlage  ihres  Kammes  unter 
Mittelwasser  geringer  oder  größer.  Die  ufernahen  Riffe  reichen 
0,2 — 0,5  m  an  Mittelwasser  heran,  das  darauf  folgende  erste  Rifftal 
erreicht  1 — 2  m  Tiefe;  der  in  60 — 100  m  Abstand  verlaufende  Riffkamm 
hält  sich  in  0,5 — 1  m  Tiefe  und  bleibt  selten  unter  1  m  zurück,  das 
seeseitig  davon  gelegene  Rifftal  aber  geht  immer  unter  2  m  Tiefe  hinab 
und  weist  sogar  bis  4  m  Tiefe  auf.  Allen  in  der  See  Badenden  ist 
dieses  Rifftal  und  das  folgende,  1,5—2  m  tief  gelegene  Riff  bekannt, 
da  man  jenes  überschwimmen  muß,  um  zu  diesem,  der  „äußersten  Sand- 
bank4 zu  gelangen.  Auch  die  Böschungsverhältnisse  der  Sandriffe  lassen 
sich  nicht  so  schematisch  verallgemeinern,  wie  es  nach  der  heran- 
gezogenen Darstellung  z.  B.  von  P.  Lehmann  den  Anschein  haben 
könnte.  Die  absoluten  Werte  des  Böschungs Verhältnisses  sind,  wie 
Otto  für  die  von  ihm  untersuchten  Küstenstrecken  gezeigt  hat,  sehr 
schwankende.  Doch  halten  die  Verhältniszahlen  der  steilsten  seeseitigen 
Neigung  (1:20,  d.  i.  c.  2°  52')  mit  denen  der  steilsten  landseitigen 
Böschung  (1  :  7,  d.  i.  c.  8°  8')  keinen  Vergleich  aus.  Durch  diese  Tat- 
sache, wie  auch  durch  die  geringere  relative  Höhe  des  landseitigen 
Abfalles  wird  man  aber  leicht  veranlaßt,  diese  Leeseiten  im  ganzen  für 
steiler  zu  halten,  als  sie  in  Wirklichkeit  sind,  und  die  im  Vorigen  nach 
Lehmann  genannten  30°  könnten  höchstens  als  allerseltenste  Ausnahme 
und  bei  Kiesmaterial  Geltung  haben.  Was  aber  das  angeblich  planmäßige 
Vorrücken  der  Riffe  auf  den  Strand  zu  anbetrifft,  so  konnte  von  einem 
solchen  an  der  von  Otto  untersuchten  Küstenstrecke,  welche  während 
der  Beobachtungsjahre  1907—11   bezüglich  der  Lage  der  Uferlinie 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  and  die  hierdurch  erzengten  Bildungen  79 

ungefähr  im  Gleichgewicht  war,  keine  Rede  sein.  Vielmehr  ließen  sich 
einerseits  Fälle  aufweisen,  in  denen  die  Karamlinie  sich  während  der 
ganzen  Zeit  der  Beobachtung  fast  gar  nicht  verschoben  hat  (Tafel  II, 
Profil  km  0,0,  km  10,0  usw.),  während  in  anderen  Fällen  eine  völlige 
Umgestaltung  des  Bodenreliefs  eingetreten  war,  so  daß  im  Laufe  eines 
Jahres  Riff  und  Rifftal  ihren  Platz  vertauschten,  wie  bei  Profil  km  3,0 
von  1909  auf  1910;  doch  ist  dieser  Fall  seltener.  „Ohne  daß  sich  ein 
bestimmtes  Prinzip  erkennen  ließe,  verlegen  die  Riffe  ihre  Kämme  bald 
see-,  bald  landwärts;  hier  bewahren  sie  den  Abstand  mit  dem 
benachbarten  Riff,  dort  streben  sie  weit  auseinander  oder  schließen  sich 
enger  zusammen:  wird  während  eines  Jahres  das  Riff  erniedrigt,  und 
gräbt  das  Tal  sich  tiefer  ein,  so  füllt  es  sich  im  anderen  Jahr  bei 
weiterer  Erhöhung  doch  wieder  aus  und  ebenso  umgekehrt,  kurz,  es 
tritt  uns  in  den  Bewegungsformen  der  Riffe  eine  gewisse  Regellosigkeit 
entgegen,  die  bezeugt,  daß  die  jeweiligen'lokalen  Bedingungen  den  maß- 
gebendsten Einfluß  auf  die  Neubildung  der  Riffe  ausüben  

Viele  der  Beobachter  landwärts  wandernder  Riffe  mögen  außer  Acht 
gelassen  haben,  daß  bei  sinkendem  Wasserstand  die  Uferlinie  seewärts 
rückt  und  dadurch  der  Eindruck  hervorgerufen  werden  kann,  als  seien 
die  Riffe  vorgerückt"  (Th.  Otto).  —  Gleichwohl  müßte  es  auch  heute 
noch  eine  lohnende  Aufgabe  sein,  durch  längere  Zeit  hindurch  fortlaufend 
die  andauernden  Formänderungen  und  Verlagerungen  dieser  Sandriffe 
zu  verfolgen  unter  gleichzeitiger  Aufzeichnung  aller  in  Frage  kommenden 
Faktoren  (Wind-  und  Wellenrichtung  und  -stärke,  Wellenhöhe  und  -länge, 
Material  der  Riffe  usw.)  Denn  noch  immer  bleibt  festzustellen,  in  welcher 
Beziehung  die  Sandriffbildnng  zum  eigentlichen  Brandungsvorgange  steht. 
Th.  Otto  hat  u.  E.  mit  Recht  darauf  hingewiesen,  daß  die  Interferenz 
von  auflaufender  Welle  und  Soogstrom  der  vorhergehenden  Welle,  welche 
Hagen,  Krümmel,  Braun  und  manche  Anderen  für  die  Entstehung  der 
Riffe  heranzogen,  durchaus  nicht  immer  nur  an  derselben  Stelle  eintritt, 
sondern  die  Wellenkämme  ja  fortschreiten;  mit  ihnen  wandert  aber  auch 
die  Interferenz  der  Welle  mit  dem  Soogstrom  in  der  Richtung  gegen  den 
Strand,  um  gleich  darauf  denselben  Weg  eine  kürzere  oder  längere  Strecke 
wieder  zurückzuwandern.  Es  müßte  also  angenommen  werden,  daß  sich  die 
Interferenzbedingungeu  an  bestimmten  Stellen  für  die  Bildung  der  Sand- 
riffe besonders  günstig  gestalten.  Das  schien  Otto  in  der  Brecherzoue 
der  Fall  zu  sein.  „Einen  bestimmten  Seegang  vorausgesetzt,  werden 
sich  die  Wellen  immer  in  der  gleichen  Tiefe  soweit  gestaut  haben,  daß 
sie  aus  früher  erörterten  Gründen  ttberbrechen  müssen ;  dieser  Vorgang 
wiederholt  sich  beim  Auflaufen  noch  mehrmals.  Es  ist  klar,  daß  unter 
dem  brandenden  Wellenkamm  eine  Störung  der  fortschreitenden,  wie 
der  rückläufigen  Bewegung  der  Wasserteilchen  eintritt;  .aber  noch 
mehr,  die  brechende  Woge  kann  möglicherweise  zugleich  am  Boden 


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80  Di°  jungen  Meeressediment«  und  ihre  Bildung 


erosiv  wirken  und  vielleicht  zur  Ausbildung  des  Rifftales  beitragen, 
jedoch  nicht  des  seeseits  des  Riffs  befindlichen,  wie  es  Passaege  an- 
deutet91), sondern  der  landseitig  vom  Riff  gelegenen.  Sind  erst  einmal 
die  Riffe  vorhanden,  so  muß  über  diesen  flachen  Bänken  die  fort- 
schreitende Wellenbewegung  naturgemäß  die  stärkste  Störung  erfahren, 
die  Außenbrandung  verschieden  schwerer  See  stellt  sich  daher  immer 
wieder  in  ungefähr  derselben  Entfernung  von  der  Uferlinie  ein:  eben 
auf  diesen  Riffen.  Neue  Entstehungs-  oder  Umformungsbedingungeu  für 
die  Riffe  werden  nur  bei  außerordentlich  starken  Stürmen  eintreten, 
wenn  der  Meeresboden  von  Grund  auf  aufgewühlt  wird.  Derartige 
Stürme  aber  siod  nicht  allzuhäufig,  treten  sie  aber  ein,  so  rufen  sie  eine 

sprunghafte  Umgestaltung  der  Formen  hervor,   Ein  einziges 

Ereignis  vermag  nachdrücklichere  Veränderungen  hervorzurufen  als  lang- 
fristige dauernde  Einwirkung  —  nicht  die  durchschnittliche  Kraft- 
wirkung, sondern  die  Höchstleistung  ist  oft  der  gestaltende  Faktor  von 
größerer  Bedeutung."  „Nachdrücklich  entgegenzutreten  ist  der  Meinung, 
als  entspräche  die  Entfernung  der  Riffe  den  Wellenlängen  und  würde 
durch  die  Veränderlichkeit  der  letzteren  auch  die  der  ersteren  bedingt, 
wie  bei  oberflächlicher  Betrachtung  der  HAGENsehen  Theorie  geschlossen 
werden  könnte.  Ein  Vergleich  des  Abstandes  der  als  verhältnismäßig 
beständig  erkannten  Riffe  mit  den  gewöhnlich  erreichten  Wellenmaßen 
widerlegt  aber  diese  Vermutung  sofort."  Aber  auch  die  Höchstmaße  der 
Sturmwellenlängen  der  Ostsee  lassen  sich,  wie  die  von  Otto  herangezogenen 
Beobachtungen  von  Prüetel  über  die  Wellen  bei  Saßnitz  zeigen,  nicht 
direkt  mit  den  Riffabständen  (von  30—40,  60—80  und  100— 150  m)  in 
Beziehung  setzen,  und  es  bleibt  mithin  noch  eine  wesentliche  Lücke  in 
der  Erklärung  der  Sandriffe  auszufüllen. 

Allgemeines  über  Sandtransport  und  Sandabsatz  in  der  Flachsee 

Wenn  man  sich  die  Frage  vorlegt,  wie  weit  etwa  die  Strandsande, 
die  auch  die  besprochenen  Sandriffe  zusammensetzen,  in  die  Flachsee 
hinausreichen,  so  dürfte  es  nach  Hagen  „keine  gewagte  Voraussetzung 
sein,  daß  der  Sand,  der  von  der  seewärts  gerichteten  Strömung  herab- 
geführt wird,  nicht  über  diejenige  Grenze  hinaustritt,  wo  die  Wellen 
ihn  wieder  in  Bewegung  setzen  und  ihn  daher  möglicherweise  auch 
wieder  nach  dem  Ufer  zurückführen  können".  Wie  nun  Krümmel 
wiedergibt,  muß  nach  Lapparent  ein  Strom  mehr  als  0,20  m  (nach 
Lyell  0,15  m,  nach  Hunt  nur  0,10  m)  in  der  Sekunde  stark  sein,  um 
noch  feinen  Seesand  zu  transportieren;  und  es  ist  unzweifelhaft,  daß  in 
gewissem,  wenn  auch  örtlich  verschiedenem  Abstände  vom  Strande  die 
Ausschläge  der  Wasserfädeu  unter  der  Welle  eine  solche  Geschwindigkeit 
nicht  mehr  erreichen.  Die  Menge  der  von  einer  Strömung  bewegten 
Sandkörner  und  Geschiebe  ist  aber  —  das  gilt  allgemein  —  viel  weniger 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  and  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  81 


von  der  Stoßkraft  des  Wassers  an  sich  als  von  dem  Wechsel  dieser 
Stoßkraft  nach  Richtung  oder  Stärke  abhängig.  Bei  ganz  gleichmäßiger 
Strömung  muß  sich  vielmehr  bald  ein  Beharrungszustand  einstellen,  so 
zwar,  daß  die  Sandkörner  des  Bodens  nicht  oder  nur  sehr  wenig  bewegt 
werden.  „Wie  in  ruhender  Luft  und  ruhendem  Wasser"  —  so  hat 
Alfr.  Jentzsch  einmal  richtig  bemerkt  —  „jeder  Sand  einen  natürlichen 
Böschungswinkel  einnimmt,  welcher  dem  Grenzwert  für  das  Rollen  und 
Gleiten  der  Körner  entspricht,  so  entspricht  auch  jeder  Geschwindigkeit 
bewegten  Wassers  ein  —  natürlich  sehr  flacher  —  Winkel,  über  welchen 
hinaus  Sand  von  bestimmter  Beschaffenheit  (spezifischem  Gewicht,  Größe, 
Gestalt  und  Reibungs-Coefficient  der  Körner)  nicht  mehr  gehoben  wird. 
Jeder  Änderung  der  Wassergeschwindigkeit  entspricht  ein  anderer 
Winkel.  Beschleunigt  sich  also  die  Strömung  zeitweise,  so  wird  ein 
neuer  Beharrungszustand  angestrebt  und  bald  herbeigeführt  werden. 
In  viel  höherem  Maße  ist  dies  der  Fall,  wenn  die  Richtung  einer 
Strömung  sich  ändert,  weil  dann  die  angestrebte  Beharrungsebene  die 
bis  dahin  bestandene  im  Winkel  schneidet  und  schnell  zerstört.  Solche 
Veränderungen  der  Strömungsrichtung  treten  hauptsächlich  ein :  langsam 
durch  das  Anwachsen  ablenkender  Sandbänke,  schnell  und  häufig  durch 
das  Wechseln  der  Wasserstände  und  des  Windes,  täglich  zweimal  in 
den  offenen  Meeren  durch  die  Gezeiten.  Auch  an  der  gezeitenlosen 
Ostseeküste  bewirken  Winde  eine  Umkehr  der  Küstenströmung.  Bei- 
spielsweise kam  letztere  bei  Kolberg  in  den  drei  Jahren  1868—1870 
an  300  Tagen  von  Osten,  an  524  Tagen  von  Westen,  während  sie  an 
272  Tagen  unmerklich  war.  Bei  jeder  Änderung  der  Strömung  werden 
gewisse,  derselben  nicht  angepaßte  Teile  der  unterseeischen  Saudböschung 
gelockert  und  die  dadurch  isolierten  Sandkörner  schweben  nun,  jedes 
einzelne  der  Stoßkraft  des  Wassers  ausgesetzt,  so  lange  im  Wasser,  bis 
sie  an  eine  Stelle  gelangen,  wo  ihre  Fallgeschwindigkeit  die  Stoßkraft 
der  Strömung  und  der  zahllosen  kleinen  Wirbel  überwindet.  Die  zu- 
nächst über  dem  Grunde  fließende  Wasserschicht  ist  in  solchen  Fällen 
reich  mit  Sand  oder  Schlamm  belastet.**  Diese  allgemeinen  Bemerkungen 
über  den  Materialtransport  durch  Strömungen  mögen  vorerst  genügen, 
da  später  insbesondere  im  Hinblick  auf  die  Verhältnisse  des  tieferen 
Wassers  darauf  zurückzukommen  sein  wird. 

Daß  es  in  der  Tat  eine  gewisse  Grenze  gibt,  welche  der  den 
Strand  und  den  anschließenden  Meeresboden  vor  Flachküsten  bildende 
Sand  nicht  Uberschreitet,  hat  Hagen  sehr  auffallend  vor  der  Insel 
Wangeroog  gesehen,  als  er  zur  Zeit  einer  Springflut  während  der  Ebbe 
dem  zurücktretenden  Wasser  folgte  und  plötzlich  die  Sanddecke  aufhören 
sah  und  den  festen  Klei-  und  Marschboden  betrat,  der  ganz  frei  von 
Sand  war.  Hiermit  hängt  auch  die  Erscheinung  zusammen,  daß  vor 
Pillau,  wo  die  Ufer  teils  ganz  aus  sandigen  Ablagerungen  bestehen, 

Andre«,  Oeologie  des  Meeresboden!.  II.  g 


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82 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


teils  hoch  mit  Sand  bedeckt  sind,  und  wo  anch  das  tiefe  Fahrwasser 
über  dem  Sande  sich  hinzieht,  dennoch  der  Grand  der  Reede,  wie  die 
an  gehobenen  Ankern  haftenden  Proben  zeigen,  nur  zäher  Ton  und  ganz 
frei  von  Sand  ist.  —  Wenn  man  aber  danach  fragen  wollte,  wo  denn 
der  stetig  vom  Ufer  her  erzeugte  Sand  bleibt,  wenn  ihm  durch  die 
Bedingungen  des  Transports  seewärts  eine  bestimmte  Maximaltiefe  gesetzt 
ist,  so  muß  hier  aaf  die  Erscheinung  des  Küstenstroms  und  der  Küsten- 
versetzung zurückverwiesen  werden,  welche  beide  allem  Detritus  der 
Strandzone  eine  seitliche  Verfrachtung  sichern. 

4.  Weiteres  über  sandige  Strandablagerungen 

Die  mineralogische  Zusammensetzung  der  Strandsande 

Das  Material  der  Strandsande  wechselt  bezüglich  seiner  mineralogi- 
schen Zusammensetzung  und  auch  gewisser  biogener  Beimengungen 
naturgemäß  mit  dem  Gestein  der  jeweiligen  Küsten  und,  soweit  die 
letztgenannten  Komponenten  in  Frage  kommen,  mit  den  biologischen 
Verhältnissen  der  benachbarten  Gewässer.  Was  die  mineralogische  Zu- 
sammensetzung anbetrifft,  so  besteht  das  Material  in  der  überwiegenden 
Mehrzahl  der  Fälle  in  der  Hauptsache  aus  Quarz  mit  je  nach  der  Natur 
des  näher  oder  ferner  anstehenden  Gesteines  verschiedenen  akzessorischen 
Beimengungen.  Eine  eingehende  Untersuchung  rezenter  Küstensande 
ist  bereits  vor  längerer  Zeit  von  Retgers92)  empfohlen  und  ausgeführt 
worden.  Neuerdings  haben  sich  z.  B.  auch  italienische  Autoren  mit 
solchen  Arbeiten  beschäftigt  (Abtini93),  Chelussi94)),  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Herkunft  der  verschiedenen  Mineralien,  Unter- 
suchungen, deren  Übertragung  auf  fossile  Verhältnisse  von  großem 
Nutzen  für  die  Paläogeographie  sein  müssen. 

Die  Zerkleinerung  der  kristallinen  Geschiebe  der  Grondmoräne  an  den 
deutschen  Ostseeküsten  entsendet  Körner  von  Feldspat,  Magneteisen  und 
Glimmerblättchen  in  die  neu  entstehenden  Strandsande ;  Kalkküsten  liefern 
kalkigen  Sand,  der  aber,  von  der  Küstenversetzung  und  vom  Küstenstrom 
verschleppt,  mehr  und  mehr  der  Auflösung  anheimfällt,  dem  Strandsediment 
also  nur  eine  Lokalfärbong  zu  verleihen  vermag.  An  Schreibkreideküsten 
(Ärmelkanal,  Rügen)  bilden  die  z.  T.  ausgezeichnet  abgerundeten  Feuer- 
steinknollen charakteristische  Gemengteile  der  Strandsedimente. 

Infolge  intensiver  Wasseraufbereitung  finden  sich  nicht  selten  ziemlich 
reine  Mineralsande.  An  der  indischen  Küste  bei  Kap  Comorin  und  an  der 
Palkstraße  kommen  nach  Joh.  Walther  stellenweise  reine  Granatsande 
vor.  Einen  dunklen,  spezifisch  schweren  Sand,  dessen  Hauptbestandteil 
Granat  ist,  neben  Magnetit,  Epidot,  Turmalin,  Spinell,  Korund  und 
anderen  Edelmineralien  —  eine  echte  feinkörnige  Edelsteinküstenseife  — 
sah  Keilhack95)  unlängst  in  der  Umgebung  von  Hambantota  auf  Ceylon 


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Die  am  Strande  wirkenden  ErSfte  and  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  83 

den  Strand  und  die  Stranddünen  zusammensetzen,  deren  dunkle  Farbe 
einen  eigenartigen  Eindruck  erwecken  solh  Vielleicht  handelt  es  sich 
hierin  um  die  vom  Meere  aufbereiteten  Rückstände  von  Latent. 
Vulkanische  Gegenden  liefern  spezifische  andere  Mineralsande;  so  zeigt 
der  Golf  von  Neapel  bei  Sorrent  und  auf  Ischia  Sanidinsand,  bei  Torre 
del  Greco  Olivinsand,  bei  Pozzuoli  Magneteisensand.  Jon.  Walther 
und  P.  Schirlitz*6)  konnten  zeigen,  daß  das  Meerwasser  durch 
chemische  Zersetzung  die  Grundmasse  der  betreffenden  Laven  ausätzt, 
so  daß  die  porphyrisch  ausgeschiedenen  Sanidine  und  Olivine  heraus- 
fallen, nm  dann  bis  zur  Hälfte  oder  mehr  des  Ufersedimentes  zu  bilden. 
Granat-  und  Titaneisensande  sah  auch  G.  Gühich  bei  seinem  letzten 
Aufenthalte  in  Ostafrika  an  der  Küste  etwa  Vs  Tagereise  südlich  von 
Daressalam.  Bänder  von  Titaneisensand  erwähnte  von  Richthofen  aus 
dem  Kalksand  von  Java.  Magneteisensand  fand  Bornemanx  an  der  West- 
küste Sardiniens;  Naumann  berichtete  überstreifen  solchen  Sandes  von  der 
flachen  Küste  von  Yeddo,  wo  dieselben  bei  Kadsura  30  cm  dick  werden. 
Derartige  Strandsande  sind  auch  keine  Seltenheit  an  unseren  Ostsee- 
küsten, wo  das  Material  den  kristallinen  Gesteinen  der  Grundmoräne 
entstammt,  welche  z.  T.  an  der  Küste,  z.  T.  auch  am  Boden  der  See 
selbst  der  Aufbereitung  unterliegt;  nach  W.  Deecke97)  erreicht  der 
Erzgehalt  in  diesen  Sanden  bis  zu  64%;  hier  wie  in  anderen  Fällen 
dürfte  der  Wind  die  Aufbereitung  dadurch  wesentlich  unterstützen,  daß 
er  bei  Ebbe,  bezw.  wo  diese,  wie  in  der  Ostsee  fehlt,  bei  niederem 
Wasserstand  die  leichteren  Quarz-  und  Feldspatkörnchen  fortbläst.  Diese 
dunklen,  magneteisenreichen  Sande  der  Ostseeküste  sind  übrigens  stellen- 
weise auch  reich  an  Granat.  Reiche  ausbeutungsfähige  Lager  sind 
von  der  Atlantischen  Küste  von  Canada  im  St.  Lorenz -Golf  bekannt 
geworden;  ihr  Erzgehalt  soll  aus  zerstörten  Noriten  stammen.  Diese 
Sande  geben  nach  elektromagnetischer  Aufbereitung  ein  recht  brauch- 
bares Produkt98).  Eine  Anzahl  Funde  von  „titanhaltigem  Magneteisen- 
sand" hat  Burkart99)  angegeben;  nach  seiner  Mitteilung  habe  schon 
1861  XÖGOERATH  Proben  solchen  Sandes,  welcher  9—20  Fuß  mächtig 
an  der  Meeresküste  von  Neuseeland  auftritt,  vorgelegt.  F.  von  Hoch- 
stetter  sah  1858  während  der  Novara- Expedition  an  der  Westküste 
der  Nordinsel  von  Neuseeland,  besonders  an  der  Küste  der  Provinz 
Taranaki,  solchen  Sand  das  Ufer  bedecken;  bei  New  Plymouth  führt 
der  Strand  auf  eine  Länge  von  20  km  Magnetitsande,  die  verarbeitet 
worden  sind;  die  reichsten  Lagen  der  bis  zu  4  m  mächtigen  Schichten 
enthalten  82%  FeO  -f  Fe203  und  8%Ti02.  Diese  Sande  entstammen 
dem  bekannten  Vulkan  Mount  Egmont.  Magneteisensande  der  Küsten 
von  Connecticut  und  von  Rhode  Island  enthalten  nach  Hunt  neben 
Quarz  auch  Granat,  Am  Strande  zwischen  St.  Francisco  und  dem  Puget- 
Sunde  sollen  Magneteisensande  Gold  und  Platin  enthalten.  Goldführende 

6* 


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84  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

Straudsande  werden  von  der  pazifischen  Küste  von  Nordamerika  aus 
dem  Staate  Oregon  und  von  Wladiwostok  im  östlichen  Sibirien  erwähnt. 
Auch  ein  großer  Teil  der  Ostküste  von  Australien  zwischen  Newcastle 
und  Brisbane  enthält  im  Ufersande  Gold,  das  auch  gewonnen  wird.  Ajn 
ergiebigsten  ist  die  Gegend  zwischen  dem  Clarence-  und  Richmond-Fluß 
in  Neu -Südwales,  wo  sich  die  Goldwäscberei  besonders  nach  heftigen 
Stürmen  lohnen  kann100).  Endlich  sind  seit  langer  Zeit  goldhaltige 
Küstensande,  deren  Material  die  Wogen  des  Atlantischen  Ozeans  aus 
pliozäncn  Sanden  aufbereiteten,  an  der  portugiesischen  Küste  südlich 
von  Lissabon  bekannt;  sie  wurden  nach  P.  Choffat101)  zuletzt  von 
1814—1826  ausgebeutet.  Über  Strandsande  mit  aus  Serpentin  stammendem 
Chromeisenerz  hat  R.  Pilz  102)  kürzlich  aus  Britisch-Nordborneo  berichtet. 
Vom  lagerstättenkundlichen  Standpunkt  aus  sind  alle  diese,  nutzbare 
Mineralien  enthaltenden  Strandsande  als  „marine  Seifen"  oder  „Strand- 
seifen" zu  bezeichnen,  wobei  indessen  stets  besonders  zu  untersuchen 
ist,  ob  die  Aufbereitung  lediglich  marin  erfolgte  oder  bereits  eine 
fluviatile  (eventuell  gar  äolische)  Auslese  vorherging,  wie  solches  für 
einen  Teil  der  genannten  marinen  Goldseifen  sicher  ist. 

Korallen-,  Muschel-  und  Foraminif  erensande 

Daß  die  Küstensande  um  Koralleninseln  und  in  der  Nachbarschaft 
von  Korallenriffen  überhaupt  zumeist  aus  den  sogenannten  Koralien- 
sanden, den  abgerollten  Bruchstücken  von  Korallen  und  anderen  tierischen 
und  pflanzlichen  Riffbewohnern,  bestehen,  braucht  hier  nicht  näher  er- 
läutert zu  werden.  Die  Korngröße  ihrer  Komponenten  schwankt  in  der 
Regel  um  1 — 2  mm  Durchmesser,  welche  vielfach  wiederkehrende  Durch- 
schuittsgröße  u.  a.  durch  die  Stärke  der  Tropenbrandung  bedingt  sein 
mag.  Wie  von  den  Reisenden  oft  berichtet  wurde,  wird  der  Zerkleinerungs- 
prozeß durch  die  Brandungswelle  in  diesen  Gebieten  wesentlich  erhöht, 
wenn  größere  Korallenblöcke,  etwa  der  Gattung  Porites,  oder  die 
schweren  Tridacna- Schalen  oder  endlich  bereits  abgerollte  Blöcke  von 
Korallenkalk  vom  Wasser  hin-  und  hergerollt  als  Mahlsteine  dienen,  bis 
schließlich  ein  gleichmäßig  feinkörniger  Kalksand  entsteht.  Diese 
Korallensande  neigen  sehr*  zu  rascher  Verkittung  infolge  der  Wieder- 
ausscheiduog  des  in  den  stark  erwärmten  Tagewässern  des  Strandes 
gelösten  Kalkkarbonates,  eine  Erscheinung,  auf  welche  wir  in  dem  Ab- 
schnitt über  die  Korallenriffe  zurückkommen  werden.  Außer  den  Bruch- 
stücken der  verschiedenen  Riffbewohner  nehmen  übrigens  stellenweise 
die  im  Flachwasser  und  zwischen  den  Tangen  lebenden,  dickschaligen, 
benthonischen  Foraminif eren  größten  Anteil  am  Aufbau  der  „Korallen- 
sande", wie  Sempek  von  den  Palau-Inseln,  Dana  von  australischen 
Küsten  und  Inselstranden,  Krümmel  von  den  Bermudas  berichten 
konnte. 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  nnd  die  hierdurch  erzeugten  Bildnngen  85 


Berühmt  sind  auch  die  schneeweißen  Muschelsande  vom  Strande 
der  östlichen  Kanaren,  die  K.  von  Fritsch  beschrieben  hat  und  welche 
ähnlich  auch  auf  Fernando  Noronha  vorkommen  sollen.  Mehr  oder 
weniger  mit  Lavafragmenten  vermischte  Kalksande  am  Strande  von 
Ascension  sind  nach  uns  vorliegenden,  von  der  Deutschen  Südpolar- 
Expedition  1903  gesammelten  Proben  (vergl.  auch  Fig.  44  auf  S.  101) 
lokal  zu  einem  äußerlich  oolith-ähnlichen  Gestein  verhärtet,  welches  im 
Schliffe  jedoch  die  nachträgliche  Versinterung  der  abgerollten  Fragmente 
von  Molluskenskeletten  usw.  deutlich  erkennen  läßt. 

An  Foraminiferen  reiche  Strandsande  sind  äußerst  weit  verbreitet 
und  nicht  auf  die  Tropen  beschränkt.  Berühmt  ist  ihr  Vorkommen  in 
der  Dog's  Bay  in  Galway.  Gleiches  gilt  von  zahlreichen  Punkten  der 
Küste  des  europäischen  Mittelmeeres.  So  liegt  uns  eine  von  R.  Ewald 
gesammelte  derartige  Probe  aus  der  Gegend  von  Villanueva  del  Grao 
bei  Valencia  an  der  spanischen  Mittelmeerküste  vor.  Weitere  Bei- 
spiele sind  die  von  W.  Deecke103)  erwähnten  Foraminiferensande 
des  ad  riatischen  Ufers  von  Rimini  und  der  tyrrhenischen  Gestade 
bei  GaCta  —  Max  Schultze  konnte  in  einem  einzigen  Gramm  feinen 
Sandes  vom  Molo  di  Gaöta  nicht  weniger  als  5000  Foraminiferen- 
schalen  zählen  — ;  ferner  wimmelt  es  von  Foraminiferen  im  halb- 
vulkanischen Sande  von  Torre  Gaveta  und  der  Scuola  di  Miniscola 
bei  Pozzuoli  äm  Golfe  von  Neapel.  „Die  meisten  dieser  Gehäuse  sind 
aber  nach  Absterben  des  Tieres  an  das  Land  geschwemmt.  Sobald  sich 
infolge  von  Verwesung  eine  auch  nur  ganz  geringe  Menge  von  Gas  in 
den  Schalen  entwickelt,  steigen  sie  auf  und  werden  ans  Ufer  gespült." 

Alle  Küstensande  —  soweit  sie  noch  keiner  Verkittung  durch 
irgend  ein  Bindemittel  unterlagen  —  pflegen  trocken  sehr  locker  zu 
sein,  da  das  Wasser  alle  feineren  Komponenten  ausgespült  hat.  Infolge- 
dessen liefern  sie  auch  so  häufig  das  Material  zum  Aufbau  von  Dünen. 

Entstehung  von  Triebsand  am  Meeresufer 

Am  besten  gangbar  ist  am  Sandstrande  in  der  Regel  der  durch- 
feuchtete Streifen  zunächst  dem  Wasser;  selbst  Fuhrwerke  können  solche 
Strecken  bei  Niedrigwasser  ohne  Gefahr  benutzen,  —  die  berühmteste 
Fahrt  dieser  Art  war  wohl  die  der  Königin  Luise  längs  der  kurischen 
Nehrung  — ,  soweit  nicht  dort,  wo  Grundwasser  aufquillt,  Triebsand- 
stellen, besonders  in  der  feuchteren  Jahreszeit,  gefährlich  werden. 

Mit  der  Entstehung  des  Triebsandes,  der  ja  als  ein  charakteristi- 
sches Merkmal  größerer  Dünengebiete  weite  Verbreitung  besitzt,  hat 
sich  zuerst  ausführlicher  G.  Berendt104)  im  Anschluß  an  seine  Unter- 
suchung der  Kurischen  Nehrung  befaßt.  Wenn  nun  zwar  auch  einige 
nebensächliche  Momente  seiner  Auffassung  sich  durch  neuere  Unter- 


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8b 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


suchuugen  als  nicht  haltbar  erwiesen  haben105),  so  ist  damit  doch, 
wie  die  neueren  Darstellungen  ohne  Erfolg  zu  zeigen  versuchen,  die 
BERENDTsche  Deutung  des  Phänomens  keineswegs  als  abgetan  zu  be- 
trachten, sondern  in  den  Hauptsachen  durchaus  zutreffend  zu  nennen. 
„Triebsand  im  allgemeinen44  —  schreibt  dieser  Autor  —  „ist  die 
Mengung  von  Waßser  und  Sand,  in  welcher  die  einzelnen  Sandkörnchen 
derartig  verschiebbar  zu  einander  sind,  daß  die  Berührung,  resp.  die 
Keibung  derselben  untereinander  durch  dazwischen  getretenes  Wasser 
ganz  oder  fast  ganz  aufgehoben  ist,  so  daß  sie  unter  dem  Drucke  irgend 
eines  schweren  Körpers  verhältnismäßig  leicht  ausweichen  und  hernach 
wieder  zusammenfließen."  Solcher  Triebsand  entsteht  auf  verschiedene 
Art;  die  gefährlichste  Art  —  vom  Westfuß  der  hohen  Wanderdünen  der 
Kurischen  Nehrung  berühmt  — ,  wenn  aus  diesen  Dünen  stammendes 
Wasser  im  Sande  mittels  hydrostatischen  Druckes  aufsteigt;  eiue  zweite 
Art,  wenn  lockerer  Sand  in  horizontaler  Richtung  von  Wasser  durch- 
strömt wird:  eine  dritte  durch  langsames  Hinabgleiten  oder  allmähliches 
Hineiuwehen  von  Saud  in  stehendes  oder  doch  stilles  Wasser.  Berendt 
und  K.  Soecknick  ,0*)  haben  Triebsand  auch  künstlich  nachgeahmt. 

Für  unsere  vorliegende  Darstellung  kommt  zunächst  als  am 
leichtesten  verständlich  die  zweite  Art  der  Triebsaudbildung,  durch 
horizontal  strömendes  Wasser,  in  Frage.  Die  Bedingungen  für  dieselbe 
sind  z.  B.  dort  gegeben,  wo  zum  Meere  abfließende  Bäche  das  sandige 
Material  eines  Strandwalles  oder  am  Strande  aufgeweichten  Saud  müh- 
sam durchsickern  müssen,  wie  es  Berendt  seinerzeit  vom  Garbseider 
Bach  bei  Eissein,  halbwegs  zwischen  Xeukuhren  und  Cranz  an  der 
Samläudischen  Nordküste,  beschrieben  hat.  Auch  die  Kurische  Nehrung 
weist  an  ihrem  Ostseestrande  untergeordnete  Vorkommnisse  dieser  Art 
auf.  So  sickert  nach  Zweck  an  deu  „Korallenbergen"  das  Wasser  z.  T. 
über  dem  Strande  oder  in  gleicher  Höhe  mit  ihm  von  dem  anstehenden 
Geschicbemergel,  um  sich  durch  den  Strandsand  den  Weg  zum  Meere 
zu  suchen.  Dieser  Sand  wird  nun  zwar  nicht  gerade  bis  in  tiefere 
Schichten  aufgelockert  ;  aber  die  Triebsandbildung  durch  das  die  oberen 
Lagen  in  ungefähr  horizontaler  Richtung  durchsickernde  Wasser  ist 
doch  unverkennbar.  Eine  ganz  ähnliche  Erscheinung  findet  statt,  wenn 
im  Frühjahr  die  Schneeschmelzwässer,  die  oberen  Sandschichten  des  • 
Strandes  durchsickernd,  zum  Meere  gehen.  Triebsand  entsteht  am  Meere 
aber  auch,  wenn  bei  hohem  Seegang  und  (bei  Auftreten  vou  Gezeiten) 
bei  Flut  auf  den  Strand  getriebenes  Meerwasser  durch  Strandwälle  ab- 
gesperrt wird  und,  diese  durchsickernd,  sich  mühsam  den  Rückweg  zum 
Meere  suchen  muß.  Die  Tiefe  dieses  Triebsandes  hängt  naturgemäß 
von  der  Höhe  des  betreffenden  Strandwalles  ab;  Zweck  gab  sie  für 
die  Kurische  Nehrung  mit  ihren  ja  nur  wenig  hohen  Straudwällen  zu 
30—60  cm  an. 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  and  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  87 

Aber  auch  hydrostatisch  aufsteigendes  Wasser  erzeugt  bei  höherem 
Seegange  an  der  Küste  oft  gefährlichen  Triebsand.  Die  Erklärung  dürfte 
folgende  sein.  Wie  allgemein  bekannt  ist,  findet  der  Meeresspiegel 
seine  Fortsetzung  in  dem  Grundwasserspiegel  des  benachbarten  Landes. 
Wenn  hohe  Brandung  den  Spiegel  des  Meeres  periodisch  hebt  und 
senkt,  muß  auch  das  Wasserniveau  im  Iunern  der  Strandsand- 
anhäufungen sich  entsprechend  heben  und  senken.  Nicht  selten  wird 
dementsprechend  beim  Auflaufen  der  Wellen  unter  günstigen  Ver- 
hältnissen das  Wasser  durch  den  Sand  so  stark  emporgepreßt,  daß  es 
gleichsam  Springbrunnen  kleinster  Art  bildend,  aus  dem  Sand  empor- 
sprudelt. Auf  die  gleiche  Weise  können  sich  bei  ansteigender  Flut 
Vertiefungen  hinter  einem  Strandwall,  ohne  daß  das  Wasser  über  diesen 
hinübergeschlagen  wäre,  von  unten  her  mit  Wasser  füllen.  Daß  durch 
dieses  Emporquellen  des  Wassers  aus  tieferen  Lagen  der  Sand  zu 
Triebsand  aufgelockert  werden  muß,  ist  leicht  verständlich,  und  daß 
diese  Art  des  Triebsandes  am  Meeresufer  durchaus  nicht  ungefährlich 
ist,  zeigen  Erfahrungen  am  Ostseestrande  der  Frischen  und  Kurischen 
Nehrung.  „Ich  habe"  —  schreibt  Zweck  —  „dies  selbst  zu  erproben 
Gelegenheit  gehabt,  als  ich  im  Frühjahr  1902  den  Weg  zwischen  Preil 
und  Schwarzort"  (auf  der  Kurischen  Nehrung)  „mit  einem  Fuhrwerk  an 
der  See  zurücklegte.  Ich  überredete  den  Kutscher,  auf  dem  festen 
Sande  am  Rande  der  Seespülung  zu  fahren,  weil  dem  Pferde  das  Durch- 
waten des  losen  Sandes  weiter  oberhalb  auf  dem  Strande  gewaltige 

Mühe  verursachte  ;  plötzlich  sank  das  5  Fuß  2  Zoll  große  Pferd 

bis  an  die  Brust  in  aufgelockerten  Sand,  und  nur  der  Stärke  des  Tieres 
war  es  zu  danken,  daß  es  sich  glücklich  herausarbeitete.  Daß  schwerere 
Unglücksfälle  nicht  ausgeschlossen  sind,  beweist  ein  Erlebnis  des  Dünen- 
aufsehers Wermter  in  Strauchbucht,  dem  ein  Pferd  am  Strande  der 
Frischen  Nehrung  bis  an  den  Rücken  einsank." 

* 

Bildung  von  Scolithus-ähnlichen   Röhren  durch  in   Strandsanden  auf- 
steigende Luftblasen  und  verwandte  Erscheinungen 

•  Hier  wäre  des  weiteren  einer  Erscheinung  zu  gedenken,  welche 
keinem  aufmerksamen  Strand wanderer  entgeht,  wenn  er  das  Spiel  der 
Wellen  am  flachen  Seestrande  beobachtet.  Wo  das  Wasser  einer  auf- 
gelaufenen Welle  abläuft,  entstehen  in  der  Regel  zahlreiche  runde 
Öffnungen  von  geringem  Durchmesser.  Die  vielfach  verbreitete  Meinung, 
es  handele  sich  um  Wohnungen  kleiner  Tiere,  die  sich  am  Grunde  einer 
jeden  Öffnung  aufhielten,  —  Organismen  mit  solcher  Lebensweise  gibt 
es  ja  in  der  Tat  in  den  verschiedensten  Tiergruppen  (wie  bei  den  Würmern, 
Crustaceen)  —  ist  nicht  stichhaltig,  denn  vergeblich  gräbt  man  in  der  Regel 
nach,  das  vermeintliche  Tier  zu  suchen ,07).  In  Wirklichkeit  handelt  es  sich 
vielmehr  um  das  Aufperlen  der  in  dem  trockenen  Sande  eingeschlossenen 


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88  Die  jungen  Meereasedimente  und  ihre  Bildung 

Luft  ,  die  durch  das  teilweise  Einsickern  des  Wassers  der  Welle  aus- 
getrieben wird.  Die  Erscheinung  ist  selbstverständlich  lange  bekannt 
und  vielfach  beschrieben  worden,  so  daß  es  überflüssig  erscheinen  könnte, 
ausführlicher  an  dieser  Stelle  über  sie  zu  reden.  Indessen  haben  schon 
manche  Autoren  die  unter  dem  Namen  Scolithus  bekannten  kambrischen 
Problematika  auf  solche  aufperlende  Luftblasen  zurückführen  wollen,  und 
diese  Frage  ist  neuerdings  von  A.  G.  Högbom108),  offenbar  ohne 
Kenntnis  jener  älteren,  allerdings  sehr  zerstreuten  Literatur 109),  wieder 
in  gleichem  Sinne  behandelt  worden,  so  daß  diese  Vorgänge  als  aktuelle 
Beispiele  für  auch  früher  stattgehabte  Erscheinungen  doch  bei  allen 
Geologen  allgemeinerem  Interesse  begegnen  dürften.  Wir  folgen  zu- 
nächst den  Beobachtungen  von  HÖgbom  an  der  Holländischen  Küste 
in  der  Nähe  von  Kattwiik,  Wiik  am  Zee  und  Egmond  am  Zee,  da  sie 
alles  Wesentliche  enthalten.  Derselbe  schreibt:  „Als  ich  eines  Morgens 
bei  sinkendem  Wasser  eine  Wanderung  am  Ufer  machte,  beobachtete 
ich  zahlreiche  vertikalstehende  feine  Löcher  in  dem  eben  vom  Wasser 
verlassenen  Uferwall,  und  zwar  besonders  ciuf  seinem  höchsten  Kamm, 
wo  sie  so  dicht  standen,  daß  ich  hier  und  da  bis  gegen  hundert  auf 
einer  Fläche  von  1  dm2  rechnen  konnte.  Die  Ähnlichkeit  mit  den 
Scolithen  des  südschwedischen  kambrischen  Sandsteines,  wenn  sie  im 
Querschnitt  gesehen  werden,  fiel  mir  sogleich  ein.  Ich  suchte  aber  ver- 
gebens nach  den  Anneliden  oder  anderen  Organismen,  welche  den  Sand 
so  durchlöchert  hatten.  Da  diese,  wenn  einmal  da,  in  der  kurzen  Zeit 
von  höchstens  ein  paar  Viertelstunden  nicht  gern  ganz  verschwinden 
könnten,  schien  mir  eine,  andere  Bildungsweise  dieser  Löcher  anzunehmen 
zu  sein,  und  ich  paßte  deshalb  die  Gelegenheit  ab,  bei  den  zunächst 
folgenden  Flutzeiten  nachzusehen,  ob  die  Erscheinung  wieder  hervor- 
treten würde.  Dies  traf  auch  ein-,  indem  die  von  dem  unteren  Wallu  . 
(=  normaler  [Soramer-]Strandwall!)  „abgeschwächten  Brandungswellen  den 
oberen  Wall"  (=  Sturmstrandwall!)  „mit  einer  dünnen  Wasserschicht  über- 
fluteten und  dabei  die  Luft  aus  dem  trockenen  Sandboden  hinaustrieben. 
An  den  höchsten  Teilen  des  oberen  Walles,  wo  der  Sand  zu  beträcht- 
licher Tiefe  ausgetrocknet  war,  stiegen  immerfort  Luftbläschen  hinauf, 
dabei  senkrechte  zylindrische  Löcher  im  Sande  bildend,  die  als  Aus- 
strömungskanäle dienten  und  sich  nach  unten  verlängerten,  in  demselben 
Maße,  wie  das  Wasser  sich  von  oben  in  den  Sand  hineinzog.  Der  mit 
der  ausströmenden  Luft  mitgerissene  Sand  wurde  meistens  durch  das 
überflutende  Wasser  weggeführt;  wenn  aber  dieses  sich  nur  ganz  langsam 
über  den  Uferwall  bewegte,  konnte  der  Sand  sich  um  die  Öffnung  des 
Loches  anhäufen,  so  daß  sich  ein  kleiner  Kegel  mit  einer  kraterartigen 
Öffnung  bildete.  In  anderen  Fällen  wurde  der  Sand  durch  die  Luft- 
blasen zur  Seite  getrieben,  so  daß  ein  kleiner  Ringwall  auf  etwas 
größerer  Entfernung  (5—8  mm)  von  der  Öffnung  entstand.  Manche 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  and  die  hierdurch  erzengten  Bildungen  89 

Löcher  worden  während  des  Fortganges  des  Prozesses  durch  Ein- 
schwemmung von  Sand  zugestopft  und  andere  öffneten  sich  in  der  Nähe. 
Auffallenderweise  traf  auch  ein,  daß  die  zuerst  gebildeten  Löcher  zu 
funktionieren  aufhörten,  ohne  daß  sie  durch  Sand  von  oben  zugestopft 
worden  waren.  Die  Durchmesser  der  Löcher  waren  meistens  um  2  mm, 
ausnahmsweise  jedoch  bis  4  mm,  die  Tiefe  erreichte  gewöhnlich  ein 
paar  cm  oder  etwas  mehr,  aber  Tiefen  von  7—10  cm  waren  auch  nicht 
selten.  Die  größten  Tiefen,  die  ich  messen  konnte,  waren  12 — 13  cm 
und  wurden  nur  selten  angetroffen.  Sie  gingen  bis  zu  dem  trockenen 
Sand  hinab.  Wahrscheinlich  hatte  die  Mehrzahl  der  anderen  diese  Tiefe 
auch  erreicht,  aber  war  schon  vor  der  Messung  durch  niederge- 
schwemmten Sand  teilweise  ausgefüllt.  Die  Korngröße  des  Ufersandes, 
der  hauptsächlich  aus  Quarz  bestand,  war  größtenteils  0,2 — 0,3  mm, 
und  die  Körner  waren  meistens  rundlich.  Zur  Charakteristik  der  Luft- 
löcher ist  noch  zu  bemerken,  daß  die  gröberen  unter  ihnen  zuweilen 
sich  nach  oben  trichterförmig  erweiterten,  so  daß  die  Mündung  des 
Loches  sich  wie  in  einer  kleinen  Schale  befand.  Der  Durchmesser 
dieser  Schale  konnte  bis  1  cm  erreichen,  und  am  Boden  der  Schale  war 
die  Mündung  des  Loches  in  einigen  Fällen  von  der  oben  beschriebenen 

kraterartigen  Ausbildung"  „Die  oben  beschriebenen  Luftlöcher 

werden,  nachdem  Luft  nicht  weiter  durch  sie  hinaufgetrieben  wird,  bald 
mit  Sand  gefüllt.  Dies  geschieht  z.  T.  schon  während  der  Überflutung 
des  Sandwalles,  indem  das  Wasser  Sand  mitschleppt,  der  in  die  Löcher 
hineinfällt,  z.  T.  nach  dem  Rückzug  des  Wassers,  wenn  der  Sand  an 
der  Oberfläche  zu  trocknen  beginnt  und  durch  den  Wind  über  die  durch- 
löcherte Fläche  getrieben  wird.  Bei  ruhigem  Wetter  werden  die  Löcher 
schon  dadurch  zugeschüttet,  daß  die  Kohäsion  des  Sandes  beim 
Trocknen  aufhört.  Wegen  Verkittung  mit  den  beim  Verdunsten  des 
Wassers  hinterlassenen  Meercssalzen  können  indessen  die  Löcher  unter 
Umständen  noch  nach  dem  Trocknen  des  Sandes  offen  bleiben."  So 
weit  die  klare  Darstellung  der  Erscheinung  durch  Höobom,  der  wir 
nur  weniges  hinzuzufügen  haben.  Zunächst,  daß  die  Erscheinung,  wie 
man  vielleicht  annehmen  könnte,  nichts  mit  Ebbe  und  Flut,  sondern 
lediglich  mit  dem  Brandungsvorgange  als  solchem  etwas  zu  tun  hat; 
denn  sie  ist  auch  an  den  deutschen  Küsten  der  Ostsee  von  der  Lübecker 
Bucht  an  bis  nach  Memel  etwas  Alltägliches  und  von  hier  u.  a.  auch 
durch  W.  Deecke110),  ebenfalls  im  Zusammenhang  mit  der  Scolithns- 
Bildnng,  beschrieben  worden;  ja,  am  Strande  des  Oberen  Sees  in  Nord- 
amerika ist  sie  schon  vor  nunmehr  bereits  70  Jahren  von  Desor111) 
beobachtet.  Ferner  sieht  man  solche  Löcher  auch  vielfach,  anscheinend 
neu,  entstehen,  wenn  man  auf  dem  vom  Wasser  unlängst  verlassenen, 
aber  bereits  ausgetrockneten  sandigen  Uferstreifen  entlang  geht  und 
denselben  dadurch  erschüttert.    Die  Erscheinung  ist  zunächst  ver- 


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90 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


blüffend,  da  der  Sand  nach  jedem  Schritt,  den  man  vorwärts  geht,  vor 
einem  neue  Löcher  auftut.  In  Wirklichkeit  ist  der  Vorgang  wahr- 
scheinlich der,  daß  hier  unter  einer  durch  auskristallisierte  Meerwasser- 
salze schwach  verfestigten  Sandlage  bereits  Sandröhren  der  früher  be- 
schriebenen Art  vorhanden  sind,  welche  nicht  ganz  bis  oben  durch- 
gebrochen waren,  in  die  aber,  wenn  der  Tritt  des  Strandwanderers  die 
schwach  verfestigte  Decke  zerbricht,  der  Sand  hineinrieselt,  wodurch 
sie  dann  auch  äußerlich  in  Erscheinung  treten. 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  sich  eingehender  mit  der  Scolithus- 
Frage  zu  befassen.  Gesagt  sei  nur,  daß  es  sich  nach  den  bisherigen 
Erfahrungen  des  Verfassers  in  den  aus  dem  skandinavischen,  nord- 
amerikanischen und  arabischen  Cambrium  beschriebenen  Scolithus-Formen 
offenbar  um  sehr  verschiedene  Dinge  handelt,. die  einerseits  in  der  Tat 
in  der  von  Deecke,  Högbom  u.  a.  angenommenen,  eben  beschriebenen 
Weise  entstanden  sein  mögen,  zum  andern  Teil  aber  tatsächlich  die 
Produkte  der  Lebenstätigkeit  gewisser  Tiere  darstellen,  wie  das  Deecke 
aus  der  Jetztzeit  am  Sandstrande  des  Darss  z.  B.  von  einem  kleinen 
„Gammarus"  beschreibt.  Auch  Talitrus  saltator  Mont.  (locusta)  bohrt,  z.  B. 
bei  Greifswald,  ca.  15 — 20  cm  tiefe,  vertikale,  je  nach  dem  Alter  kleinere 
oder  größere  Löcher  im  Sandstrande m).  Beide  Entstehungsarten 
vertikal  stehender  Röhren  sind  im  übrigen  an  Litorallokalitäten  gebunden, 
und  die  Scolithus-Frage  ist  vom  paläogeographischen  Standpunkt  aus 
daher  nur  einer  eindeutigen  Lösung  fähig.  Das  zeigt  auch  das  Zu- 
sammenvorkommen dieser  fossilen  Dinge  mit  anderen  Litoralerscheinungen, 
wie  schon  A.  G.  Nathorst  früher  beschrieben  und  Högbom  neuerdings 
abermals  ausgeführt  hat. 

Schließlich  mag  hier  auch  noch  eine  andere  Beobachtung  von 
HÖGBOM  wiedergegeben  werden,  welche  ebenfalls  mit  der  durch  ein- 
sickerndes Meereswasser  hervorgerufenen  Verdrängung  der  Luft  aus 
dem  Sande  zusammenhängt,  Högbom  schreibt:  „Wenn  ich  über  den 
von  Flutwasser  verlassenen  Uferwall  ging,  fiel  mir  auf,  daß  er,  be- 
sonders in  seinen  höchsten  Teilen,  wo  die  Luftlöcher  vorkamen,  ein 
fleckiges  Aussehen  zeigte,  indem  rundliche  Flecke  von  meistens 
zwischen  6  und  12  cm  Durchmesser  durch  eine  etwas  abweichende 
Farbe  des  feuchten  Sandes  hervortraten.  Oft  traten  die  Löcher  inner- 
halb dieser  Flecken  reichlicher  auf  als  in  der  Umgebung,  es  kamen 
aber  auch  Flecke  vor,  die  keine  Löcher  zeigten.  Die  Entstehung  dieser 
Flecke  konnte  ich  später  bei  meinen  Beobachtungen  über  die  Bildung 
der  Luftlöcher  verfolgen.  Es  zeigte  sich  dann,  daß  während  der  Über- 
flutung des  vorher  trockenen  Sandwalles,  auf  seiner  Oberfläche  gleich- 
zeitig mit  und  z.  T.  nach  der  Bildung  der  Löcher  Anschwellungen  ent- 
standen, welche  flach  konvexe  uhrglasähnliche  Erhebungen  von  bis 
1  dm  Durchmesser  und  mehr  erreichten.    Bei  vorsichtiger  Durch- 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  91 


schneidung  fand  man  einen  entsprechenden  Hohlraum  unter  diesem 
Gewölbe.  Die  Dicke  des  Gewölbes  war  in  den  untersuchten  Fällen 
gewöhnlich  etwa  2  cm,  und  die  Höhe  des  Hohlraums,  welche  der  Höhe 
des  Gewölbes  einigermaßen  zu  entsprechen  schien,  betrug  etwa  1  cm 
oder  (in  den  größereu  Flecken)  etwas  mehr."  Wie  es  kam,  daß  die  aus 
dem  Sande  durch  das  einsickernde  Meerwasser  verdrängte  Luft  nicht 
mehr  unter  Bildung  vertikaler  Entlüftungsröhren  entwich,  sondem  sich 
im  Innern  der  Sandablagerung  an  der  Grenze  zwischen  dem  durch- 
feuchteten und  trockenen  oder  mit  Wasser  noch  nicht  gesättigten  Sande 
ansammelte  und  jene  Anfbeuluugen  der  Oberfläche  verursachte,  hat 
Höobom  nicht  feststellen  können,  wenn  es  ihm  auch  gelang,  die  Er- 
scheinung experimentell  zu  wiederholen.  Es  ist  aber  darauf  hinzu- 
weisen, daß  H.  Potonie113)  bei  seinen  Untersuchungen  über  die  Neu- 
bildung einer  Insel  im  ögelsee  in  der  Provinz  Brandenburg  —  Unter- 
suchungen, welche  wir  auch  im  I.  Bande  vergleichsweise  herangezogen 
haben,  —  feststellen  konnte,  daß  Sande  von  gewisser  Korngröße, 
Packung  und  Wasserhaltung  für  Gase  sehr  schwer  durchlässig  sein 
können.  Solche  Bedingungen  scheinen  demnach  auch  am  Sandstrande 
hin  und  wieder  gegeben  zu  sein. 

Regentropfeneindrücke,  Trockenrisse  und  Kriechspuren  am  Meeresstrande 

Beobachtungen  über  das  Aufperlen  von  Luftblasen  durch  Sande 
und  Tone  und  die  hierdurch  hervorgerufenen  Gebilde,  —  natürliche, 
wie  künstliche  —  sind  übrigens  an  zahlreichen  Stellen  in  der  reichen 
Literatur  über  die  sogenannten  fossilen  Regentropfeneindrücke  nieder- 
gelegt, und  beide  Erscheinungen  im  fossilen  Zustande  häufig  miteinander 
verwechselt  worden,  obwohl  schon  Ch.  Lyell11*)  dieselben  scharf  aus- 
einanderhielt. Jedenfalls  geht  es  keineswegs  an,  das  Vorkommen  fossiler 
Regentropfen  überhaupt  zu  leugnen,  wie  z.  B.  H.  G.  Bronn  wollte. 
Wichtiger  für  unsere  augenblicklichen  Betrachtungen  ist  das  häufige  Vor- 
kommen echter  rezenter  Regentropfeneindrücke  in  der  Litoralzone;  schon 
Lyell  konnte  sie  in  den  40er  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  z.  B. 
am  Strande  der  Fundy-Bai  in  Canada  beobachten,  und  Verf.  war  1913 
in  der  Lage,  diese  Beobachtung  an  der  gleichen  Lokalität  zu  wieder- 
holen. Eine  Probe  von  dort  ist  in  Figur  39  abgebildet.  Auch  die  Steilküste 
des  Samlandes  mit  ihren  in  Schlammströmen  abfließenden  Geschiebe- 
mergeln bietet  häufig  Gelegenheit,  solche  Dinge  zu  sehen,  und  zwar  in 
allen  Übergängen  von  den  oft  stark  vertieften  Formen  mit  den  krater- 
wallartig  erhobenen,  scharfkantigen  Rändern,  wie  sie  sich  in  den  feinsten 
Abschlämm -Massen  entwickeln,  bis  zu  den  mehr  indifferenten,  durch 
Überwehung  mit  Sand  oder  durch  sandige  Natur  des  Materials  über- 
haupt verwischten,  flachen  Vertiefungen.  Festzustellen  ist  aber  auch,  daß 
rezente,  wie  fossile  Regentropfeneindrücke  durchaus  nicht  etwa  auf  das 


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92 


Die  jungen  Meeressedime nte  und  ihre  Bildung 


Litoral  des  Meeres  beschränkt  sind,  sondern  überall  dort  sich  finden 
können,  wo  mehr  oder  minder  feinkörnige,  tonige  Massen  von  gewissem 
Feuchtigkeitsgrade  dem  Auftreffen  mehr  vereinzelt  fallender  Regentropfen 
unterlagen. 

Das  gleiche  gilt  übrigens  auch  für  die  Trockenrisse  und  Tondüten 
oder  -Rollen,  die  entstehen,  wenn  solche  tonige  Schlamm -Massen  voll- 
kommen austrockuen,  und  schließlich  auch  für  die  Kriech-  und  Lauf- 


Fig.  39. 

Rezente  Regen  tropfeneindrücke  auf  feinsandipem  rötlichem  Ton  in  nat.  Größe.  Strand  der 
Chicnecto-Bucht  bei  Joggins  Mine.  Fundy-Rai,  Nen-Brannschweig,  Canada. 

ANDRtE  leg.  1918. 

spuren,  welche  nicht  nnr  festländische,  sondern  auch  Meerestiere,  wie 
Meeresschildkröten,  Einsiedlerkrebse  (Tafel  ITT)  u.  a.  im  Litoral  erzeugen; 
alles  Bildungen,  denen  der  Geologe  so  häufig  im  fossilen  Zustande  be- 
gegnet, ohne  die  Möglichkeit  zu  besitzen,  entweder  eindeutig  auf  litorale 
oder  aber  kontinentale  Bildungsbedingungen  zu  schließen. 

Sandkegel  als  Litoralgebilde 

Hier  möge  endlich  noch  eine  letzte  Erscheinung  des  Litorals  kurz 
besprochen  sein,  welche  ebenso  wie  ein  Teil  der  soeben  beschriebenen 
Vorkommnisse  den  Geologen  und  Paläogeographen  vom  Standpunkte  der 
Aktualitätslehre  aus  interessieren  muß.  Es  handelt  sich  um  die  so- 
genannten Sandkegel,  deren  Entstehung  erstmalig  W.  Deeoke115)  am 
Strande  des  Darss,  an  der  Grenze  von  Pommern  und  Mecklenburg,  ver- 
folgen konnte.  Hier  wechseln  am  Fuße  der  ersten  Düne,  im  obersten 
Abschnitt«  der  sogenanuten  Vordüne,  grober  Sand  und  dünne,  kohlige, 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  and  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  93 


schwach  kalkhaltige,  femsandige  Lagen  miteinander  ab.  Die  Oberfläche 
war  im  Spätsommer  1906  mit  einem  System  von  äolischen  Wellenfurchen 
bedeckt.  Auf  sie  ging  einen  Tag  lang  ein  kräftiger  Regen  nieder.  Nach 
diesem  Regen  war  der  grobe  Sand 
schon  nach  12  Stunden  wieder  so 
trocken,  daß  er  flog.  Nur  die 
dunklen  Lagen  blieben  zunächst 
hart  und  feucht.  Als  aber  auch  hier 
das  Trocknen  einsetzte,  zeigte  sich 
die  ganze  Schicht  in  lauter  regel- 
mäßigkonzentrischschalige  Partien 
zerlegt,  deren  Mittelpunkte  sich  in 
den  Tälern  der  alten  Windfurchen 
anordneten  (Fig.  40).  Diese  Gebilde 
erwiesen  sich  nun  als  umgekehrt 
kegel-  oder  zapfenförmig,  als  der 


Fig.  40. 

Aufsicht  von  oben  auf  ein  System  äolischer 
Wellenfurchen  mit  konzentrisch  gebauten 
„Sandkegeln"  am  Sandstrande  des  Dam,  Vor- 
pommern. Nach  W.  Dkkcke  in  Centralbl.  f. 
Mineralogie  usw.  1900,  S.  722,  Fig.  1. 


Wind  sie  von  dem  umgebenden, 

trockenen  Sande  befreite.  Von  den  Tälern  der  Wellenfurchen  aus,  in  denen 
neben  gröberem  Sande  vor  allem  Kohle  und  Staub  sich  im  Windschatten 
angesammelt  hatten,  war  das  Wasser  in  die  Tiefe  gesickert,  aber  nicht 


Fig.  41. 

„Sandkegel"  am  Sandstrande  des  Darss,  Vorpommern,  durch  Winderosion  freigelegt. 
Nach  W.  DEECKE  in  Centralbl.  f.  Mineralogie  usw.  1900,  S.  728,  Fig.  2,  3. 


gleichmäßig,  sondern  von  einzelnen  Punkten  aus.  DEECKE  hat  an- 
genommen, daß  die  konzentrisch  -  schalige  Anordnung  durch  Kapillar- 
spannung des  Wassers  entsteht;  wie  das  Wasser  seitwärts  sich  aus- 
breitet, wächst  die  Kugel  zu  einer  bestimmten  Größe.  Beobachtet 
wurden  Durchmesser  bis  zu  7  cm.  „Dann  überwindet  schließlich  die 
Schwere  die  Kapillarspannung  und  es  geht  aus  der  Kugel  durch  Ein- 


94 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


sickern  die  Taten-  oder  Kegelform  hervor."  Diese  Kegel  (Fig.  41)  hatten 
etwa  10  cm  Höhe.  Gelegentlich  hatte  aber  die  Feuchtigkeit  eine  zweite, 
ja  dritte  dunkle  Sandlage  erreicht  und  sich  in  dieser  wieder  horizontal 
verbreitet,  so  daß  manche  Kegel  mit  einem  Kragen  verseheu  waren,  der 
oft  durch  eine  •  ganze  Gruppe  gleichmäßig  hindurchging.  Es  schien 
Deecke,  daß  die  Auflösung  von  Kalkschalen  (Mytilus)  in  dem  Humus- 
mulm der  dunklen  Lagen  ( —  die  Schalen  erwiesen  sich  als  völlig 
brüchig  und  angefressen  oder  es  waren  überhaupt  nur  noch  Reste  der 
hornigen  Epidermis  vorhanden  — )  und  eine  Wiederausscheidung  dieses 
Kalkes  in  den  zuletzt  trocknenden  Kegelpartien  die  verhältnismäßig 
feste  Konsistenz  derselben  bedingten. 

Seit  diesen  ersten  Beobachtungen  von  Deecke  ist  es  dem  Ver- 
fasser der  vorliegenden  Darstellung  gelungen,  fossile  Vergleichsobjekte 
dieser  eigenartigen  rezenten  Litoralgebilde  aus  verschiedenen  Sandstein- 
formationen (unterkambrischer  Quarzit  von  Bornholm,  kambrischer 
Potsdam  -  Sandstein  von  Ontario,  oberes  Unterdevon  von  Marburg 
an  der  Lahn)  bekannt  zu  geben118),  deren  litorale  Entstehung  teilweise 
auch  durch  andere  Erscheinungen  sicher  gestellt  ist.  Wenn  nun  auch 
die  Bedingungen  der  Entstehung  dieser  „Sandkegel",  wie  sie  Deecke 
beobachtet  hat,  ebensogut  in  festländischen  Sedimentationströgen  einmal 
zusammentreffen  mögen  —  so  beobachtete  Verf.  iui  letzten  Herbst  An- 
sätze zu  solchen  Bildungen  ebenfalls  nach  starken  Regengüssen  auf  den 
Kuppen  der  hohen  Wanderdünen  der  Kurischen  Nehrung,  und  sandstein- 
kegelähnliche  Gebilde  liegen  ihm  auch  aus  dem  deutschen  Buntsandstein 
vor  —  so  dürften  sie  doch  am  häufigsten  im  Litoral  gegeben  sein,  und 
es  wäre  äußerst  wünschenswert,  wenn  die  Beobachtungen  von  Deecke 
einmal  wiederholt  und  fortgeführt  werden  könnten. 

„Tönender  Sand"  am  Heeresstrande 

An  dieser  Stelle  mag  auch  einer,  vielfach  an  Strandsande 
gebundenen  Erscheinung  gedacht  werden,  obwohl  sie  eigentlich  mehr 
physikalisches  als  geologisches  Interesse  beansprucht.  Das  ist  der 
„klingende"  oder  „tönende  Sand"  (musical,  sonorous  oder  singing  sand 
der  englischsprechenden  Autoren),  dessen  Vorhandensein  aufmerksam 
beobachtenden  Strand  Wanderern ,  wie  Geologen  und  Geographen,  kaum 
entgeht.  Die  Erscheinung  ist  nichts  etwa  nur  marinen  Küstensanden 
Eigentümliches,  sondern  findet  sich,  wie  zahlreiche  Beobachter  fest- 
gestellt haben,  ebenso  in  gewissen  Wüstensanden,  gewissen  vulkanischen 
Aschen,  manchen  limnischen  Seesanden  usw.  Aus  der  umfangreichen 
Literatur  können  aber  hier  nur  einige  Arbeiten  berücksichtigt  werden, 
und  zwar  nur  die  wichtigsten  derjenigen,  die  sich  mit  dem  „Tönen4*  mariner 
Küstensande  beschäftigen117).  Dabei  soll  besonders  auf  die  eingehende 
Arbeit  von  Paul  Dahms118)  Rücksicht  genommen  werden,  der  sich 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  and  die  hierdurch  erzengten  Bildungen  95 

nach  Verarbeitung  der  Literatur  vor  allem  mit  den  Vorkommnissen  der 
deutschen  Ostseeküste  beschäftigte.  Die  landläufige  Beobachtung  ergibt, 
daß  am  Strande  nicht  selten  ebene  Sandflecke  mit  ziemlich  fester  Ober- 
fläche auftreten,  die  einen  eigentümlich  schrillen,  kreischenden  Ton  von 
sich  geben,  wenn  man  etwas  trägen,  schleifenden  Schrittes  darüber 
hinweggeht.  Diese  Beobachtung  ist  schon  vor  mehr  als  einem  halben 
Jahrhundert  z.  B.  von  Hugh  Miller  auf  der  Insel  Eigg  in  der  Bai  von 
Laig  an  der  Westküste  von  Schottland,  von  N.  Gieschner  am  Strande 
von  Kolberg  in  Pommern  gemacht  und  seither  von  zahlreichen  Autoren, 
wie  z.  B.  L.  Heys,  G.  Berendt,  P.  Dahms,  Fr.  Soloer  und  dem 
Verf.  (durch  letzteren  auf  der  Kurischen  Nehrung,  von  wo  schon 
Berendt  Diesbezügliches  berichtete,  uud  am  Strande  des  Samlandes) 
wiederholt  worden.  Einige  der  Genannten  wollten  das  Klingen 
des  Sandes  darauf  zurückführen,  „daß  dieser  ursprünglich  von 
Salzwasser  durchtränkt  war  und  nun  austrocknete.  Dabei  ver- 
dunstete das  Wasser,  das  Salz  wurde  ausgeschieden  und  zwar  ganz 
vorwiegend  an  der  Oberfläche.  Die  kleinen  Salzkriställchen  verbinden 
infolgedessen  die  oberflächlichen  Sandkörner  zu  einer  Art  Kruste, 
und  wenn  der  Fuß  darüber  hinstreift,  bewirkt  das  Zerbrechen  dieser 
Kriställchen  den  kreischenden  Ton.  Wenn  man  vorsichtig  die  dberste 
Haut  solcher  Sandflecke  abhebt,  kann  man  sich  auch  durch  den  Ge- 
schmack von  dem  Salzgehalt  überzeugen"  (Solger).  Diese  Erklärung  ist 
indessen  nicht  stichhaltig,  da  sie  in  den  zahlreichen  Fällen  sofort  ver- 
sagen muß,  wo  von  einer  Beteiligung  von  Salzkristallen  keine  Kode 
sein  kann.  Über  das  Tönen  des  durch  Granat-  und  Magnet-Titaneisen- 
körner gefärbten  „Streusandes"  von  Kolberg  schrieb  Girschxer:  „Geht 
man  zu  gewissen  Zeiten  (denn  das  Phänomen  tritt  keineswegs  immer 
auf)  durch  denselben,  so  hört  man  das  tönende  Klingen,  namentlich  wenn 
man  mit  dem  Fuße  in  schiefer  Richtung  stößt,  genau  so,  wie  es  Miller 
beschreibt.  Nach  einiger  Übung  ist  man  imstande,  diese  merkwürdigen 
Töne  so  laut  und  schrillend  werden  zu  lassen,  daß  sie  weithin  hörbar 
sind.  Bezeichnend  für  dieselben  möchte  auch  sein,  daß  meine  Kinder, 
im  Sande  spielend,  sie  „Sandmusik"  nannten".  Zahlreiche  Fundorte 
für  „klingenden"  Sand  hat  G.  Berendt  angeführt,  so  außer  der  schon 
genannten  Kurischen  Nehrung  den  Strand  des  Samlandes  und  der 
Frischen  Nehrung,  deu  Danziger  Strand,  zahlreiche  Stellen  der 
Pommerschen  Küsten,  bei  Rügenwaldermünde,  Kolberg  und  Heringsdorf, 
auf  Usedom,  schließlich  den  Darss  nahe  der  mecklenburgischen  Grenze. 
Auch  auf  der  Insel  Bornholm,  an  der  dänischen  Küste  und  in  zahl- 
reichen Seebädern  der  englischen  Nordseeküste  ist  die  Erscheinung  nicht 
nnbekannt  und  wohl  überhaupt  weit  verbreitet.  Während  die  Sande  der 
Ostseeküste,  wie  Dahms  angibt,  im  allgemeinen  nur  dann  tönen,  wenn 
man  sie  in  situ  beobachtet,  zeigte  C.  CARUS-WrLSON  in  einigen  ein- 


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96  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

■ 

behenderen  Untersnchungen ,  daß  es  einerseits  in  der  Natur  tönende 
Sande  gibt,  die  man  im  Laboratorium  durch  Bearbeitung  mit  einem 
harten  Stößel  in  einer  glasierten  Tasse  zum  Klingen  bringen  könne, 
wie  es  anderseits  gelinge,  in  der  Natur  nicht  klingende  Sande  klingend 
zu  machen,  indem  man  sie  durch  Sieben  auf  gleiche  Korngröße  bringe 
und  vor  allem  die  feinen  Teilchen,  auch  durch  Kochen  in  Säure,  ent- 
ferne. Durch  diese  künstliche  Behandlang  erhält  man  schließlich  einen 
Sand,  der  in  gewissen  glasierten  Gefäßen  einen  musikalischen  Ton 
gab,  und  zwar  so  klar,  wie  jeder  andere  bekannte  tönende  Sand.  Die 
gröbsten  Körner  geben  die  tiefsten  Töne,  und  nach  diesen  Unter- 
suchungen von  Cabü8- Wilson,  die  insbesondere  an  den  Sanden  der 
Studland -Bucht  in  Dorsetshire  angestellt  wurden,  liegt  es  nahe  anzu- 
nehmen, daß  es  die  einzelnen  abgerundeten  Sandkörner  seien,  welche, 
durch  die  mechanischen  Insulte  in  Schwingungen  geratend,  die  fraglichen 
Töne  erzeugen.  Ähnliche  Verhältnisse  wie  die  Studland -Bucht  zeigen 
zwei  Buchten  in  Neuengland,  die  eine  bei  Manchester,  Mass.,  die 
andere  in  der  Nähe  von  Small  Point,  Maine.  Von  Felswänden  ein- 
geschlossen, fehlt  ihnen  jeglicher  Wasserzufluß,  der  Schlickmassen  zu- 
führen könnte,  und  die  Sande  sind  daher  sehr  rein  und  frei  von  kleinen 
anhaftenden  Teilchen.  Lange  Zeit  war  in  Nordamerika  der  „Singende 
Strand"  (singing  beach)  von  Manchester  -by-the-Sea  das  einzigste  Beispiel 
für  das  Vorkommen  von  klingendem  Sand,  bis  zwei  amerikanische 
Autoren,  A.  C.  Bolton  und  A.  Julien,  sich  für  das  Zustandekommen 
der  Töne  interessierten.  Mit  Hilfe  des  „Smithsonian  Institution14  und 
seiner  Korrespondenten  sammelten  sie  überall  Proben  von  Sand,  und  ihr 
Verzeichnis  von  solchem,  der  Töne  gab,  weist  jetzt  über  100  Fundorte 
auf;  bereits  nach  kurzer  Zeit  des  Sammeins  konnten  sie  allein  für  die 
atlantische  Küste  der  Vereinigten  Staaten  deren  nicht  weniger  als  74 
nachweisen.  Die  Bedingungen,  die  Bolton  und  Julien  für  das  Zu- 
standekommen von  Tönen  bei  Sanden  verlangen,  decken  sich  im 
allgemeinen  mit  denen  von  Cabus- Wilson.  Auch  sie  setzen  Sauberkeit, 
Staubfreiheit  und  gleiche  Größe  der  gut  gerundeten  Körner  voraus, 
deren  Durchmesser  sie  bei  der  Mehrzahl  von  ca.  130  Proben  tönender 
Sande  zu  0,3 — 0,5  mm  bestimmten;  doch  halten  sie  ein  bloßes  Reiben 
der  Sandkörner  aneinander  nicht  für  genügend  für  das  Zustandekommen 
eines  hörbaren  Tones,  selbst  wenn  Millionen  von  Oberflächen  sich  gleich- 
zeitig dabei  beteiligten.  Nach  ihrer  Annahme  wäre  es  vielmehr  für  die 
größere  Freiheit  zu  einer  oszillierenden  Bewegung  der  einzelnen  Körner 
von  Bedeutung,  daß  dieselben  durch  Häutchen  von  verdichteter  Luft 
umgeben  sind,  welche  wie  elastische  Kissen  wirken.  Wird  der  Sand 
irgendwie  befeuchtet  und  dann  getrocknet,  so  lagern  und  kondensieren 
sich  Luft  oder  Gase,  die  vordem  durch  das  Wasser  verdrängt  wurden, 
wieder  auf  seinen  Oberflächen  und  bilden  jene  Häutchen,  die  trotz  ihrer 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  97 

Dünne  ausreichen,  um  den  Individuen  genügend  freies  Spiel  zu  gestatten, 
wenn  sie  durch  eine  Störung  in  Schwingung  versetzt  werden.  Diese 
Durchfeuchtung  besorgen  am  Seestrande  die  Wellen  oder  der  Regen, 
in  der  Wüste  starker  Nachttau.  Werden  die  Gase  entfernt,  so  wird  der 
Sand  „stumm";  auch  durch  die  Einwirkung  von  Hitze,  Reibung  und 
Schlag  wird  er  „getötet*4  (killed),  während  ungestört  gebliebene  Proben 
von  tönendem  Sand  ihre  akustische  Eigentümlichkeit  jahrelang  bei- 
behielten. Mit  den  Ergebnissen  von  Carus-  Wilson  und  von  Bolton 
und  Julien  stehen  die  von  Dahms  an  Strandsanden  der  Ostsee  ge- 
wonnenen nur  z.  T,  in  Einklang;  indessen  müssen  wir  uns  hier  darauf 
beschränken,  seine  Ergebnisse  lediglich  anzuführen:  „Für  den  Sand  der 
Ostseeküste  und  besonders  den  aus  der  Umgebung  von  Danzig  läßt  sich 
das  Zustandekommen  des  Tönens  auf  zweierlei  Weise  nachweisen.  Ein- 
mal, und  zwar  in  den  meisten  Fällen,  handelt  es  sich  um  das  Zerstören 
einer  besonders  dichten  Packung  der  Körnchen,  entstanden  unter  Ein- 
wirkung von  Wasser  —  besonders  von  Seewasser.  Die  Kapillarattraktion 
läßt  diese  dicht  aneinandertreten  und  diese  Anordnung  auch  nach  Ver- 
dunsten des  Wassers  vorläufig  beibehalten.  Erst  wenn  einwirkende 
Wärme  die  Körnchen  sich  dehnen  läßt,  wird  die  oberflächlich  gebildete, 
und  als  solche  nachweisbare  Sandhaut  gesprengt,  so  daß  diese  sehr 
dichte  Lagerung  verloreu  geht.  Diese  oberflächliche  Haut,  welche  die 
Sandindividuen  zusammenpreßt  und  verfestigt,  wird  durch  den  Fuß  des 
Strandwanderers  zerstört,  und  es  entstehen  ähnliche  Geräusche,  wie 
beim  Zinngeschrei  oder  dem  Rauschen  der  Seide.  Andererseits  werden 
durch  den  Wind  die  größeren,  besonders  gut  gerundeten  Quarzkörnehen 
von  dem  feinkörnigeren,  leichteren,  unregelmäßiger  geformten  Sande 
befreit  und  zusammengetrieben.  Es  entstehen  Kräuselmarken  "  (d.  s. 
Wellen  furchen),  „die  meist  die  Stellen  guten  Tönens  verraten.  Wie  ich 
vermute,  liegen  auch  in  diesem  Falle  die  Körnchen  besonders  dicht  zu- 
saramsn,  so  daß  bei  der  gewaltsamen  Zerstörung  ihres  Lagers  der  Ton 
in  ähnlicher  Weise  hervorgerufen  wird;  wie  bei  dem  durch  das  Wasser 
dicht  gelagerten  Material.  Kräuselmarken  auf  frisch  getrocknetem  Sande 
bezeichnen  Stellen  besonders  kräftigen  Tönens.  Auch  kräftige  Erwärmung 
und  Frost  lassen  die  Körnchen  aneinander  haften  oder  dichter  zusammen- 
treten. Feuchte  Sandlager  im  Untergründe  verstärken  die  erzeugten 
Töne.  Diese  hängen  ihrer  Höhe  nach  von  der  Geschwindigkeit  ab,  mit 
der  der  ganze  Sandkomplex  in  Schwingungen  gerät,  bezw.  zerstört  wird. 
Es  findet  demgemäß  in  diesem  Falle  kein  Zustandekommen  der  Töne 
dadurch  statt,  daß  die  Körnchen  sich  einzeln  für  sich  bewegen  uud  ein 
Zusammenwirken  ihrer  Schwingungen  den  Ton  erzeugt14.  —  So  sind  wir 
denn  trotz  mehrerer  eingehender  Untersuchungen  von  einer  einheitlichen 
Lösung  des  Problems  der  „tönenden  Sande"  noch  entfernt,  welches 
gleichwohl  hier  nicht  übergangen  werden  sollte,  da  mancher  Leser  dieses 

Andr.c,  Geologie  de«  Meeresbodens.  11.  7 


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98  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

Buches  Gelegenheit  haben  wird,  weitere  Beobachtungen  anzustellen 
und  vielleicht  zu  einer  allerseits  befriedigenden  Lösung  der  Frage  bei- 
zutragen. 

Jugendliche  Verkittung  von  Strandsanden 

Jugendliche  Erhärtungen  von  Strandsanden  hat  schon  Forchhammer 
vom  Nordseestrand  beschrieben.  In  der  Regel  handelt  es  sich  um  Ver- 
kittung durch  kohlensauren  Kalk,  der  wohl  aufgelösten  Molluskenschalen 
entstammt.  Auch  durch  Eisenhydroxyd  verkittete  Sandpartien,  vielfach 
reich  an  rezenten  Bivalvenschalen  mit  noch  erhaltener  Färbung,  sind 
an  der  Nordsee  sehr  häufig,  gehen  jedoch  in  der  Regel  wohl  auf  die 
Verrostung  in  den  Sand  geratener  Eisenteile,  Anker,  Nägel  usw.  zurück 
und  können  in  solchem  Falle  nicht  eigentlich  als  natürliche  Bildungen 
betrachtet  werden.  Es  ist  äußerst  bemerkenswert,  auf  welche  weite 
Entfernung  hin  ein  relativ  kleines  Stück  Eisen  beim  Verrosten  den 
umliegenden  Sand  zu  verkitten  vermag.  Übrigens  findet  sicherlich  auch 
auf  rein  natürlichem  Wege  Bildung  mariner  Sandsteine  mit  eisenhaltigem 
Bindemittel  statt.  So  kann  man  am  Nordstrande  des  ostpreußischen 
Samlandes  beobachten,  wie  Strandsedimente  durch  Quellwässer,  welche 
aus  dem  Geschiebemergel  des  Steilufers  z.  T.  unter  dem  Ostseespiegel 
austreten,  mit  einem  eisenhydroxydischen  Bindemittel  versehen  werden, 
ein  Fortgang  der  „Verkrantung",  welche  schon  gewisse  Horizonte  der 
unteroligozänen  Bernstein formation ,  aber  auch  jüngerer  tertiärer  und 
diluvialer  Schichten  des  Uferprofils  sekundär  erlitten  haben.  Bemerkens- 
wert hierbei  ist,  daß  die  Farbtöne  dieser  im  allgemeinen  gelbbraunen 
Eisenrinden  der  Gerölle  gelegentlich,  so  im  trockenen  Frühjahr  1918, 
in  deutliches  Rot  umschlagen;  wodurch  wohl  der  Beginn  der  Ent- 
wässerung der  Eisenverbindungen  unter  dem  Einfluß  des  erwärmten, 
wenn  auch  nur  schwach  salzhaltigen  Wassers  —  die  damals  beobachteten 
Geröllablagerungen  lagen  unter  Wasser  —  angezeigt  wird119). 

Hier  mag  auch  die  jugendliche  „Riffsteinbildung"  angeschlossen 
werden,  welche  L.  Meyn120)  vom  Süderwatt  vor  Cuxhaven  beschrieben 
hat.  Es  handelt  sich  um  lichtaschgrau  gefärbte,  weiche  Mergel  und 
grünliche  Sandsteine  mit  der  rezenten  Nordseefauna.  Dieser  „fest- 
gewordene Theil  des  Watt  mit  seiner  sandigen,  thonigen  und  kalkigen 
Abtheilung"  — ,  denn  es  kommen  auch  durch  einen  foraminiferenhaltigen 
Sand  verkittete  Muschelbreccien  vor,  —  zeigt  in  seinen  sandigen  Teilen 
Diagonalschichtuug;  uud  aus  Mergelmasse  bestehende  zylindrische  Körper 
im  Sandstein  lassen  sich  unschwer  als  die  ausgefüllten  Röhren  der  im 
Sande  lebenden  Würmer  erkennen.  Das  Bindemittel  ist,  wie  bei  den 
oben  erwähnten  verkitteten  Strandsanden  kalkig.  Es  ist  sehr  wohl 
möglich,  daß  dasselbe,  wie  Philippi  meinte,  „eine  chemische  Neubildung 
ist,  die  der  sicher  erhebliche  Ammoniakgehalt  des  Wattenschlickes  hervor- 
gerufen hat''. 


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» 


Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  99 

Jugendliche  Verkittung  muschelreichen  Strandsedimentes  wird  auch 
am  Lido  von  Venedig  beobachtet  (Fig.  42). 

Eine  Bildung  von  Kalksandsteinen,  die  nach  dem  Meere  zu  ein- 
fallen, auf  dem  Strande  von  Daressalam  hat  W.  Koert  geschildert; 
hierbei  handelt  es  sich  um  die  Verkittung  der  reineren  Sande.  Im 
schlammigen  Sand  dagegen  kommt  es  zur  Bildung  von  Konkretionen, 


Fig.  42. 

Muschelreiches,  jungverkittetes  Strandsediment.  Natürliche  Grüße.  Lido  bei  Venedig. 
Al.  Torsquist  leg.  (Original  in  der  Allgemein-geologischen  Sammlung  des  Geologisch- 
paläontologischen Institutes  und  der  Bemsteinsammlung  der  Albertus- Universität  zu 

Königsberg  i.  Pr.) 

die  aus  einem  sehr  harten,  strukturlosen,  einzelne  Sandkörner  ein- 
schließenden, dichten  Kalk  bestehen,  den  Koert  mit  einem  Ausdruck 
indischer  Geologen  als  „Kunkuru  bezeichnet.  Ob  es  sich  bei  der  Er- 
zeugung des  Kalkbindemittels  um  eine  Wiederausscheidung  von  durch 
Kohlensäure  gelöstem  organischen  Kalk  oder  um  eine  Ausfällung  von 
Kalk  handelt,  müssen  weitere  Untersuchungen  entscheiden. 

Wohl  nichts  anderes  als  jugendlich  verkittete  Strandwälle  sind  die 
„Steinriffe",  welche  J.  C.  Branner m)  von  der  Nordostkllste  Brasiliens 
beschreibt.   Sie  bestehen  aus  durch  kohlensauren  Kalk,  z.  T.  mit  etwas 

7* 


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100 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Eisenverbindungen  verkittetem  Sandstein,  der  teilweise  die  Härte  von 
Quarzit  erreicht,  sich  aber  im  übrigen,  auch  in  der  noch  mit  ursprünglicher 
Färbung  erhaltenen  Fauna  von  Molluskenschalen  usw.,  nicht  von  den 
rezenten  Strandsanden  unterscheidet.  Solche  Sandstein  wälle,  deren 
Schichten  mit  geringen  Winkeln  (2  bis  höchstens,  aber  selten  20°)  gegen 
das  Meer  einfallen,  begleiten  die  Küste  von  Cearä  bis  Porto  Seguro  auf 
eine  Erstreckung  von  1250  (englischen)  Meilen.  Meist  hängen  sie  an 
einem  Ende,  wenigstens  bei  Ebbe,  mit  dem  Lande  zusammen,  während 
das  freie  Ende  vor  einer  Flußmündung,  einer  Bucht  oder  einem  Ästuar 


Fig.  48. 

Knollenförmige,  von  "VYurmröhren  zusammengehaltene  Massen  von  Strandsediroent.  Strand 
eine  Male  nördlich  von  Bahia  Fonnosa,  Küste  von  Brasilien.    Nach  J.  C.  BRANNER  in 
Bull.  Mus.  Comp.    Zool.  vol.  XLIV,  1904,  Tafel  25. 

liegt.  Es  scheint  sich  demnach  um  eine  Häufung  von  Hakenbildungen 
oder  Nehrungen  im  Kleinen  zu  handeln.  Die  langen,  geraden  Wälle 
sehen  wie  künstlich  gemauerte  Dämme  aus,  was  schon  Ch.  Darwin 
aufgefallen  ist,  der  das  Riff,  hinter  welchem  der  Hafen  von  Pernambuco 
liegt,  sah  und  dessen  Zusammensetzung  bereits  richtig  erkannte188). 
Dieser  Wall  wird  gegen  die  starke  Brandung  nicht  nur  durch  Bewachsung 
mit  Tang  geschützt,  sondern  teilweise  auch  durch  Überzüge  von  Serpula- 
Röhren  und  Nulliporen.  Knäuel  von  Wurmröhren  bedingen  den  Zu- 
sammenhalt von  Sandmassen  in  knollenartigen  Formen  (Fig.  43),  die  sich 
indessen  im  frischen  Zustande  mit  dem  Hammer  leicht  zertrümmern 
lassen;  diese  Gebilde  wachsen  nur  auf  harter  Unterlage.  Die  Ver- 
kittung der  Sande  durch  Kalk  hängt  z.  T.  wohl  mit  der  starken  Er- 
wärmung des  Wassers  zusammen.  Anderseits  ist  darauf  hinzuweisen, 
daß  die  im  Hintergründe  der  Sandsteinwälle  mündenden  Flüsse  infolge 
des  trockenen  Klimas  den  längsten  Teil  des  Jahres  kaum  oder  überhaupt 
nicht  fließen;  vermutlich  wird  das  hinter  den  Wällen  mehr  oder  minder 
stagnierende  Wasser  von  diesen  aufgesogen  und  verdunstet,  unter  Absatz 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  101 


des  gelösten,  z.  T.  auch  aus  den  Schalenresten  der  Wälle  selbst 
stammenden  kohlensaureu  Kalkes. 

Hier  wäre  auch  die  jugendliche  Verkittung  eines  das  Gerippe  einer 
Nehrung  bildenden  Geröllstrandwalles  zu  einem  festen  Konglomerat  — 
Plaka  genannt  —  anzuschließen,  welche  W.  von  Seidlitz123)  in  Kürze 
von  St.  Maura  auf  Leukas,  einer  der  .Ionischen  Inseln,  geschildert  hat. 

Daß  die  Korallen-  uud  Muschelsande  der  tropischen  Küsten  zu  rascher 
Verkittung  neigen,  darauf  wird  noch  zurückzukommen  sein.  (Vergl.  auch 
Fig.  44.) 


Fig.  44. 

Jugendliche  Sedimentverkittung  kalkigen  Strandsedimentes  durch  Bildung  faseriger  Kalk- 
rinden um  Muschelschalen-  und  dergl.  -Bruchstücke  (rezente  „Mumienbildung'1).  Etwa 
•/u  nat.  Größe.  S.  W.-Strand  der  Insel  Ascension.  (Das  von  der  „Deutschen  Südpolar- 
Expedition"  1903  gesammelte  Stück  befindet  sich  in  der  Allgemein-geologischen  Samm- 
lung des  Geologisch-paläontologischen  Instituts  uud  der  Bernsteinsammlung  der  Albertus- 
Universität  zu  Königsberg  i.  Pr.) 

5.  Die  Schlickablagerungen  des  Strandsau  mms 

Die  gröber  klastischen  und  die  saudigen  Sedimente  der  Küste 
werden  dort,  wo  die  Kraft  der  Wellen  hinreichend  geschwächt  ist,  am 
Strande  tief  in  das  Land  reichender  Buchten,  hinter  Sand-  und  Dünen- 
zungen,  sowie  hinter  Inselgirlanden,  wie  in  der  Nordsee,  durch  Schlick- 
lager ersetzt,  deren  Material  z.  T.  aus  der  feinsten  tonigen  Trübung 
besteht,  welche  vom  Wasser  aus  dem  Küstenschutt  ausgespült  wurde, 
aber  nur  bei  großer  Wasserruhe  zum  Absatz  gelangen  kann.  Zum 
andereq  Teile  liefern  die  ins  Meer  fließenden  Flüsse  eine  ständige  Er- 
gänzung an  feinster  Wassertrübe,  welche  alsbald  durch  die  Salze  des 
Meerwassers  niedergeschlagen  wird. 

Der  Absatz  feiner  Suspensionen  unter  dem  Kinflnfi  des  Mcerwnssers 

Die  klärende  Einwirkung  auf  mechanische  Trübungen  teilt  das 
Meerwasser  mit  allen  Elektrolyten.  Eine  große  Zahl  von  Autoren  haben 


102 


Die  jungen  Meeressedimeute  and  ihre  Bildung 


sich  mit  dieser  geologisch  so  außerordentlich  gichtigen  Tatsache  be- 
schäftigt, z.  T.  vom  reiu  physikalischen  Standpunkte  aus,  z.  T.  auch 
gerade  im  Hinblick  auf  die  Sedimentbilduog  im  Meere.  K.  WeüLE124) 
und  A.  Rühl185)  haben  im  Zusammenhange  darüber  referiert;  auch 
neuerdings  sind  einige  diesbezügliche  Arbeiten  erschienen126). 

Eingehende  Versuche  hat  schon  Tor  Jahren  G.  Bodläkder  l*7)  an- 
gestellt und  gefunden,  daß  das  an  Menge  im  Meerwasser  so  sehr  über- 
wiegende Chlornatrium  nicht  so  wirksam  ist,  wie  andere  Salze,  z.  B.  das 
Chlormagnesium.  Wir  entnehmen  nur  wenige  Zahlen,  die  sich  auf  im  Meer- 
wasser anzunehmende  Salze  beziehen,  einer  Tabelle  dieses  Autors,  in 
welcher  die  wirksamen  Stoffe  nach  der  in  Milligramm -Äquivalenten 
ausgedrückten  Menge  geordnet  sind,  die,  zu  100  ccm  (nicht  entkalkter!) 
Kaolinsuspension  gesetzt,  deren  Kaolingehalt  doppelt  so  stark  erniedrigen 
wie  bloßes  Absetzen  ohne  Zusatz  in  gleicher  Zeit.  Es  ergeben  sich  in 
mg  für  Chlormagnesium  2,711,  Magnesiumsulfat  13,350,  Chlorkalium 
30,60,  Chlornatrium  32,39.  Kohlensäure,  schon  unter  geringerem  als 
Atraosphärendruck  in  Wasser  gelöst,  klärt  Kaolinsuspensionen  sehr  rasch, 
und  das  ist,  wie  Krümmel  betont,  sehr  wichtig,  da  dieses  atmosphärische 
Gas  im  Meerwasser  stets  reichlich  vorhanden  ist.  Temperatur- 
schwankungen, jedenfalls  soweit  sie  im  Meere  vorkommen,  sind  ohne 
wesentlichen  Einfluß  auf  die  Erscheinung. 

Die  niederschlagende  Wirkung  der  Meerwasserelektrolyte  auf 
feine  Suspensionen  ist  von  besonderer  Bedeutung  für  einen  Ver- 
gleich der  Sedimentation  in  Süßwasser  und  in  Meerwasser.  Im 
Meerwasser  ist  die  Sonderung  nach  Korngrößen  geringer  als  im 
Süßwasser,  sandige  und  feinere  Komponenten  sind  oft  mitein- 
ander gemengt.  Dieser  wichtigen  Einwirkung  der  im  Meerwasser  ent- 
haltenen Elektrolyte  gegenüber  darf  jedoch  nicht  vergessen  werden,  daß 
auch  das  verschiedene  spezifische  Gewicht  der  beiden  Medien  von  Einfluß 
auf  den  Sedimentabsatz  sein  muß;  denn  das  höhere  spezifische  Gewicht 
des  Meerwassers  muß  den  Absatz  der  Suspensionen  gegenüber  dem 
Süßwasser  umgekehrt  verlangsamen.  Es  mag  deshalb  auch  dahingestellt 
bleiben,  ob  die  verschiedenartige  Konsistenz  der  einzelnen  marinen 
Bodenarten,  wie  von  einigen  Autoren  behauptet  worden  ist,  mit  diesen 
Vorgängen  unmittelbar  etwas  zu  tun  hat;  eine  reine  Abhängigkeit  von 
der  Wirkung  der  Elektrolyte  darf  jedenfalls  füglich  bezweifelt  werden. 
Wie  weit  aber  unter  allen  diesen  Umständen  die  letzten  und  feinsten 
Reste  der  Flußtrübe  zusammen  mit  den  feinsten  Abrasionsprbdukten 
von  den  Küsten  ins  Meer  hiuausgelangen,  und  in  welchem  Umfange 
daher  solches  Material  noch  an  der  Sedimentation  in  der  küstenfernen 
Tiefsee  teilnimmt,  darüber  wissen  wir  heute  erst  recht  wenig  Sicheres. 
Es  wäre  daher  auch  von  geologischer  Seite  sehr  zu  begrüßen,  wenn  ein 
Vorschlag  von  H.  Lohmann  zur  Ausführung  käme,  nämlich  in  jeder 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  103 

marinen  Schöpfprobe  nicht  nur  Salz-  und  Planktongehalt,  sondern  auch 
den  Gehalt  an  anorganischer  Suspension  zu  bestimmen.  Wenige  ältere 
Beobachtungen  dieser  Art  hat  A.  Penck  zusammengestellt.  Nach 
Vebvey  1890  wurden  im  Seewasser  an  der  holländischen  Küste  in  der 
Nähe  von  Heijst  gefunden  bei  ruhiger  See  in  1  cbm  Wasser:  an  der 
Oberfläche  bei  Flut  109  g  Sand,  1303  g  Schlamm,  zusammen  1412  g 
feste  Bestandteile;  an  der  Oberfläche  bei  Ebbe  304  g  Sand,  1094  g 
Schlamm,  zusammen  1398  g  feste  Bestandteile;  1  m  über  dem  Grunde 
bei  Flut  1094  g  Sand,  1861  g  Schlamm,  zusammen  2956  g  feste  Be- 
standteile; 1  m  über  dem  Grunde  bei  Ebbe  1062  g  Sand,  2980  g  Schlamm, 
zusammen  4042  g  feste  Bestandteile.  „Man  hat  also  hier  am  Meeres- 
grunde bei  ruhiger  See  3—4  kg  fester  Bestandteile  im  Kubikmeter 
Wasser,  während  bei  hoher  See  dieser  Betrag  10— 15  mal  größer  ist. 
Das  ist  so  viel  wie  die  Sedimentführung  eines  Gebirgsflusses  bei  Hoch- 
wasser". —  Die  für  1  m  über  dem  Grunde  festgestellten  Zahlen  lassen 
bei  Ebbe  einen  höheren  Gehalt  des  Meerwassers  an  suspendiertem 
Material  erkennen.  Das  scheint  nicht  für  das  Wattenmeer  und  Buchten 
und  Ästuare  zu  gelten,  die  unter  dem  Einfluß  der  Gezeiten  stehen, 
da  hier  das  Wasser  bei  Ebbe  im  allgemeinen  klarer  aussieht  als  bei 
Flut.  In  der  Tat  hat  Hagen  gezeigt,  daß  der  Schlickgehalt  nahe  dem 
Grunde  Vö— Vb  größer  ist  als  an  der  Oberfläche  und  bei  einströmender 
Flut  größer  als  bei  Ebbe.  Die  Flut  bringt  mehr  Schlamm  in  den  Jade- 
busen, in  dem  Hagen  seine  Untersuchungen128)  anstellte,  hinein,  als 
die  Ebbe  entfernt;  daher  die  Verlandung  in  den  Winkeln  des  Busens. 
Ähnliche  Beobachtungen  für  die  Elbe  verdanken  wir  Hübbe.  Doch 
könnten  weitere  Untersuchungeo  dieser  Art  auch  im  marinen  Flach- 
wasser unseren  Vorstellungen  über  Sedimentation  nur  zu  Gute  kommen. 
Übrigens  zeigen  Zahlen,  welche  J.  Mübeay  und  R.  Irvine  m)  für  ver- 
schiedene küstennahe  und  knstenferne  Meeresteile  gegeben  haben,  daß 
selbst  im  wärmsten  und  salzreichsten  Wasser  eine  wenn  auch  geringe 
Menge  feiner  suspendierter  Materie  enthalten  ist.  Das  Minimum  in 
ihrer  Tabelle  ergibt  mit  0,0006  g  in  14  Litern  Wasser  der  Indische 
Ozean  in  15°  46'  N  und  58°  51'  0,  das  Maximum  mit  0,0105  g  in  der 
gleichen  Menge  Wasser  die  Ostsee. 

Die  Schlicke  der  Nordseewatten  nnd  der  der  Nordsee  trlbutlren  X  st  aar  tan 

Lichtvolle  Ausführungen  über  die  Anordnuug  der  Schlamm-Massen 
in  den  Watten  unserer  Nordsee  verdanken  wir  0.  Krümmel  i3°).  Danach 
sind  es  insbesondere  Flut-  und  Ebbestrom,  welche  hier  ablagernd,  dort 
erodierend  und  auskolkend  wirken,  sowie  die  Anordnung  der  Platen  und 
Riffe,  der  Prielen,  Baijen,  Seegatten  und  Tiefs  regeln131). 

Die  Schlicke  der  Nordseewatten  zeichnen  sich  durch  reichliche 
Beimengung  organischer  Reste  aus.    Der  bekannte  „Mikrogeologe" 


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104 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Ehrenberg  fand  bei  Untersuchung  des  Nordseewattenschliekes,  „ab- 
gesehen von  allem  Organischeu,  das  durch  Umwandlung  nach  dem  Tode 
unkenntlich  geworden  sein  mag  und  muß",  noch  V*o  des  Volumens  au 
deutlich  erkennbaren  Kieselschalen  von  Diatomeen  gebildet.  Nach 
Krümmels  Angabe  fand  Prestel  im  Hafen  von  Emden  die  in  jeder 
Ebbezeit  abgesetzte  Schlickschicht  fast  zu  8/io  aus  den  Schalen  derselben 
Pflänzchen  bestehend. 

Wesenberg  -  Lund  ,35!)  hat  kürzlich  die  Bedeutung  geschildert, 
welche,  analog  der  von  Ch.  Darwin  beschriebenen  Tätigkeit  der  Regen- 
würmer  im  Erdboden,  aber  mit  anderem  Enderfolg,  dem  „Sandwurm" 
(Arenicola  marina  L.)  in  den  Sandwatten  und  dem  „Schlick- Krebs" 
(Corophium  grossipes  L.)  in  den  Schlickwatten  für  die  Um-  und  Durch- 
arbeitung des  Sedimentes,  das  sie  durchfressen,  zukommt.  Der  Sand- 
wurm  schlürft  in.  die  eine  Öffnung  seiner  hufeisenförmigen  Röhre  (Fig.  45) 


1 

• 

i  * 
• 

1  •    •  1 

■  ♦ 

• 

•  • 

* 

Fig.  45. 

Ringelwürmer  (Arenicola)  und  Sandklaftrauscheln  (Mya  arenaria)  im  sandigen  Watten- 
meerboden der  Elbmiindung  bei  Neuwerk.    Nach  einem  Ausstellungsobjekt  des  Berliner 
Museums  für  Meereskunde  mit  gütiger  Erlaubnis  der  Direktion  desselben. 

die  Nahrung  ein  und  setzt  den  sandigen  Kot  aus  der  anderen  Öffnung  ab. 
Aus  diesen  bei  Ebbe  den  Wattenmeerboden  weithin  bedeckenden  Exkrement- 
häufchen werden  bei  steigender  Flut  die  feinerdigen  und  organischen 
Teile  abgespült  und  weiter  gegen  das  Land  zu  getrieben.  Hierdurch 
trägt,  der  Sandwurm  sehr  zur  Reinheit  der  betreffenden  Sandablagerungen 
bei,  welche  bis  zu  20  cm  Tiefe  wohl  restlos  durch  seinen  Körper  hin- 
durchgegangen sind.  Der  Sandwurm  konserviert  also  die  Sandnatur  des 
Sandwatts,  aus  dem  er  die  Schlickbestandteile  eliminiert.  Diese,  weiter 
gegen  das  Land  zu  getrieben,  bilden  die  sogenannten  Schlickwatten, 
deren  Material  dem  in  ebenfalls  hufeisenförmigen,  aber  kleineren  Röhren 
lebenden  „Schlick-Krebs"  als  „Nahrung"  dient.  Die  Festigkeit  dieser 
feineren  Schlicke  der  Schlickwatten  gegenüber  der  Abspülung  ist  relativ 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  nnd  die  hierdurch  erzengten  Bildungen  105 

groß;  vielleicht  infolge  Überwachsung  mit  blaugrünen  Algen.  Z.  T.  beruht 
sie  aber  wohl  auf  der  Beimengung  der  Exkremente  und  Schleim- 
absonderungen  der  zahlreichen  kleinen  Schnecken  der  Gattungen  Rissoa, 
Hydrobia  und  Litorina,  welche  eine  charakteristische,  am  Wattenstrand 
der  Nordsee  vielfach  zusammengeschwemmte  Mikrofauna  bilden. 

Die  dunkle  bis  tiefschwarze  Färbung  des  Wattenschlicks  ist  teils 
den  organischen  Beimengungen,  z.  T.  aber  auch  einem  Gehalt  an  Schwefel- 
eiseu  zuzuschreiben.  Die  aus  den  Schlicken  entstandene  Marscherde 
zeigt  je  nach  den  Bedingungen  des  Luftzutrittes  und  der  Durchfeuchtung, 
denen  sie  nach  der  Trockenlegung  unterlag,  große  örtliche  Verschieden- 
heiten in  Farbe  und  sonstigen  Eigenschaften,  von  dem  braunen,  schweren 
und  zähen,  wasserbindenden  Klei  bis  zu  dem  festen,  bläulichen  oder 
roteu  Knick,  der  dem  Pflug  widerstrebt,  aber,  an  der  Luft  getrocknet, 
zu  feinem  Pulver  zerfällt.  Die  gegenseitigen  Beziehungen  der  einzelnen 
Abarten  dieses  Bodentyps  sind  aus  einer  Darstellung  von  Schucht'") 
über  die  Wesermarschen  zu  ersehen. 

Da  das  Material  der  Schlicke  des  norddeutschen  Wattenmeeres  in 
der  Hauptsache  —  soweit  die  beigemengten  marinen  Organismen  außer 
Frage  bleiben  —  ins  Meer  verfrachtete  Flußtrübe  darstellt,  ist  es  von 
Interesse,  die  Verhältnisse  bis  in  die  Flußmündungen  hinein  zu  ver- 
folgen. Eine  neuere  Darstellung  über  „Das  Wasser  und  seine 
Sedimente  im  Flutgebiete  der  Elbe"  verdanken  wir  F.  Schücht134). 
Nach  Schuoht  findet  im  Flutgebiet  der  Elbe  eine  fortwährende  Um- 
lagerung  der  Sedimente  statt,  und  der  Detritus  wird  ungezählte  Male 
flußab-  und  flußaufwärts  geführt,  ehe  er  ins  Meer  gelangt.  Die  Nordsee- 
küste mit  ihren  weiten,  tiefgründigen  Marschen  uud  ausgedehnten 
Watten  enthält  das  Material  aufgespeichert,  welches  unsere  nord west- 
deutschen Ströme  während  der  Alluvialzeit,  auch  zur  Zeit  der  diluvialen 
Abschmelzperiode,  dem  Festlande  entführt  haben.  Außerhalb  des  Watten- 
saumes finden  sich  nur  noch  sandige  Bildungen,  die  teilweise  mit  den 
bereits  besprochenen  Strandsanden  identisch  sind,  zum  anderen  Teile  in 
die  Sedimente  der  Strand  ferneren  See  übergehen,  die  wir  noch  später 
zu  besprechen  haben  werden.  Der  Schlickabsatz  im  Flutgebiet  der  Elbe 
erfolgt  fast  ausschließlich  an  solchen  Stellen,  an  welchen  weder  die 
Flut-  noch  die  Ebbeströmnng  eine  große  ist,  also  in  Buchten,  auf  hoch- 
gelegenen oder  schilfbewachsenen  Ufern  und  Watten,  sowie  an  Stellen, 
wo  das  Wasser  infolge  Wirkens  entgegengerichteter  Strömungen  mehr 
oder  weniger  zur  Ruhe  kommt.  Der  Absatz  geht  zur  Zeit  des  Hoch- 
wassers, besondere  während  der  sogenannten  Stauzeit  vor  sich;  daher 
sieht  das  Wasser  zur  Zeit  der  Ebbe  stets  klarer  aus  als  zur  Zeit  der 
Flut.  Je  nach  den  Strömuogsverhältnissen  gelangen  Schlicktone  und 
Schlicksande  zum  Absatz,  denn  der  Gehalt  an  tonhaltigen  Teilen 
schwankt  zwischen  18,8  und  79,2  °/0. 


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106  Di«  jungen  Meeres&edimente  nnd  ihre  Bildung 

• 

Die  Sande  und  Schlicke  im  Flutgebiete  der  Elbe  zeigen  in  mehr  oder 
weniger  großer  Tiefe  fast  immer  einen  relativ  hohen  Gehalt  an  Einfach- 
Schwefeleisen  (Fe  S) m),  der  sich  schon  äußerlich  durch  die  bläulich-schwarze 
bis  graue  Farbe  zu  erkennen  gibt.  Die  Sande  der  Ufer  und  Inseln  unterhalb 
Hamburgs,  welche  oberflächlich  rein  weiß  erscheinen,  sind  oft  schon  in 
wenigen  Zentimetern  Tiefe  durch  solches  FeS  schwarz  bis  grau  gefärbt.  In 
gleicherweise  finden  sich  solche  FeS-führenden  Sedimente  an  den  Ufern  der 
Wesermündung  und  des  Jadebusens ;  van  Bemmelex  hat  sie  in  den  jüngsten 
Alluvionen  der  niederländischen  Küste  nachgewiesen.  Wir  haben  es  also 
mit  weitverbreiteten  Bildungen  zu  tun,  deren  Vorkommen  auf  das  Flut- 
und  Ebbegebiet  beschränkt  zu  sein  scheint.  Bei  Zutritt  des  Luftsauer- 
stoffs wird  das  Einfach  -  Schwefeleisen  dieser  Sedimente  fast  momentan 
oxydiert,  und  dieselben  nehmen  die  gewöhnliche  Farbe  des  Schlicks, 
bezw.  Sandes  an  mit  rostbraunen  Flecken.  Nach  VAX  Bemmelen 
enthält  der  schwarze  Schlick  des  Dollard-Busens  in  den  noch  unbedeichten 
Flächen  ebenfalls  Einfach-Schwefeleisen,  welches  sich  bei  Trockenlegung 
oxydiert;  dieser  Autor  ist  der  Meinung',  daß  die  Schwefeleisenbildung 
nur  bei  Zutritt  salzigen  Wassers  erfolgen  könne.  Schucht  kommt 
jedoch  an  der  Hand  des  gewonnenen  analytischen  Materials  und  der  im 
Gebiete  der  Elbe  und  Weser  angestellten  Untersuchungen  zu  dem 
Resultat,  daß  das  Auftreten  schwefeleisenhaltiger  Schlickabsätze  in 
diesen  Strömen  bis  in  das  Gebiet  unvermischten  Flußwassers  hinein  zu 
beobachten  ist,  was  natürlich  für  fossile  Vergleichsobjekte  von  Bedeutung 
ist.  „Man  muß  annehmen,  daß  der  sich  durch  Fäulnis  organischer 
Substanz  bildende  Schwefelwasserstoff  die  im  Wasser  gelösten  und  in 
dem  Detritus  enthalteneu  Eisenverbindungen  in  Einfach -Schwefeleisen 
verwandelt  und  absetzt,  sowohl  mit  den  Sanden  als  dem  Schlick,  im 
unvermischten  wie  im  salzigen  Wasser." 

Die  Schwefeleisenführung  dieser  Sedimente  hat  für  den  Geologen  noch 
besondere  Bedeutung  als  Vorstufe  für  die  Bildung  von  Zweifach-Schwefel- 
eisen oder  Pyrit  (FeS«),  die  sich  in  den  alternden  marinen  Schlicken  und  den 
Marschböden,  besonders  dem» sogenannten  Maibolt,  der  „sauren  Erdeu,  ein- 
stellt.   Der  Pyrit  ist  grünlich-schwarz,  meist  rund,  manchmal  deutlich 
kubisch.  Seine  Körner  hängen  meist  gruppenweise  zusammen,  sie  liegen 
in  den  Kieselgängen  der  Diatomeen,  in  den  Höhlungen  der  Foraminiferen- 
schalen,  den  Hohlräumen  der  Zellen  der  den  Marschboden  durchwachsenden 
Pflanzen  und  in  den  Humusmassen.    Die  Pyritbildung  geht  nach  der 
Ansicht  van  Bemmelens  nach  folgender  Formel  vor  sich: 
Fe*0.,  +  4  MSOi— 15  0  =  2  FeS,  +  4  MO 
(M  =  Ca,  Mg,  K»,  Na«). 
Dabei  soll  sich  erst  aus  Gips  und  Eisenoxyd  Einfach  -  Schwefeleisen 
bilden,  welches  später  mehr  Schwefel  aufnimmt,  der  aus  Schwefel- 
wasserstoff durch  die  Einwirkung  einer  neuen  Menge  Eisenoxyd  frei- 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  nnd  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  107 

geworden  ist;  der  Schwefelwasserstoff  soll  aus  Alkalisulfiden  entstanden 
sein.  Nach  Untersuchungen  de  Senarmonts  ist  es  möglich,  daß  Einfach- 
Schwefeleisen  aus  Schwefelwasserstoff  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
Schwefel  aufnimmt;  nach  Bunsen  kann  Einfach  -  Schwefeleisen  in 
alkalischen  Sulfiden  aufgelöst  werden.  Da  bei  Einwirkung  von  Schwefel- 
wasserstoff auf  Eisenoxyd  Schwefel  entsteht,  bindet  sich  dieser  an 
alkalische  Sulfide  zu  Polysulfid.  Einfach  -  Schwefeleisen  löst  sich  in 
geringer  Menge  in  Polysulfiden,  aus  welcher  Auflösung  sich  Pyrit 
allmählich  kristallinisch  abscheiden  soll.  Daß  bakteriologische  Prozesse 
bei  der  Bildung  der  Sulfide  im  Schlick  mitwirken,  ist  wohl  zweifellos. 

Des  Vergleiches  halber  mag  übrigens  mitgeteilt  werden,  daß  „Einfach- 
Schwefeleisen"  von  N.  Andbussow  auch  in  Diatomeen  des  Schwarzen 
Meeres,  sicherer  Pyrit  von  Rhumbler139)  sehr  verbreitet  in  abgestorbenen 
Foraminiferen  auf  schlammigem  Grund,  seltener  in  Seeigelstacheln  und 
Schneckenschalen  nachgewiesen  wurde,  was  weiterhin  für  viele  fossile 
Vorkommnisse,  etwa  die  Diatomeen -Kieskerne,  welche  Deecke  einmal 
aus  paleocänem  Tone  Greifswalds  bekannt  gegeben  bat,  von  Be- 
deutung ist. 

Die  Schlicke  der  südrussischen  Limnne  und  einiger  seichter  Buchten 

der  Ostseeprovinzen. 

Den  schwefeleisenreichen  Schlammen  der  Nordseewatten  und  der 
den  Gezeiten  ausgesetzten  Mündungen  der  nordwestdeutscheu  Ströme 
verwandt  sind  die  Schlammbildungen,  welche  sich  in  den  Limanen  Süd- 
rußlands und  in  seichten  Buchten  der  Ostseeprovinzen  bilden.  Über 
die  Sedimente,  beider  Gebiete  ist  eine  größere  Literatur  erschienen,  die 
sich  an  die  Namen  Hasshagen,  Werigo,  Zielinsky.Petrijew.Perschke 
und  Brüssilowsky,  neuerdings  aber  vor  allem  an  die  von  Jegunctw, 
Sidorenko,  Doss 137)  u.  a.  knüpft. 

Liman-Sedimente. 

Die  an  der  südrussischen  Küste  von  den  Donaumündungen  bis  zum 
Asowschen  Meere  sich  hinziehenden  Limane,  über  deren  Entstehung  Ein- 
gehenderes an  anderer  Stelle  in  diesem  Werke  nachzulesen  ist,  sind  buchten- 
ähnliche Küstenseen,  die  entweder  vom  Meere  bereits  völlig  abgeschnürt 
sind  oder  noch  in  beschränktem  Zusammenhange  mit  demselben  stehen. 
Sie  erstrecken  sich  mehr  oder  weniger  senkrecht  zur  Küste  meist  weit  ins 
Innere  des  Landes  hinein ;  ein  sandiger  Küstenwall  —  Peressyp  —  trennt 
sie  von  dem  offenen  Schwarzen  Meer,  unterbrochen  durch  einen  Kanal 
—  Girl  — ,  der  das  Ausströmen  der  Flußwässer  und  das  Einströmen  des 
Meerwassers  gestattet.  Von  den  Mündungen  der  Donau  bis  zu  der  des 
Don  zählt  man  an  der  Nordküste  des  Schwarzen  und  Asow'schen  Meeres 


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108  Di«  jungen  Meeressedimento  and  ihre  Bildung 

(ausgenommen  die  Krim)  etwa  20  solcher  Limane.  Der  bedeutendste 
ist  der  Dnjepr-Liman,  gegen  60  km  lang  und  12  (—15)  km  breit, 

Weder  Fische  noch  sonstige  höhere  Tiere  vermögen  in  dem 
stark  salzhaltigen  Wasser  jener  ganz  vom  Meere  abgeschlossenen 
Limane  zu  existieren,  die  in  manchen  Sommern  soweit  austrocknen,  daß 
sie  seit  alters  her  von  der  umwohnenden  Bevölkerung  zur  Salzgewinnung 
ausgebeutet  werden.  Wohl  aber  gedeiht  in  diesen  abflußlos  gewordenen 
Becken  eine  reiche  Fauna  kleiner  Crustaceeu,  Anneliden  usw.  Die  noch 
im  Zusammenhange  mit  dem  Meere  stehenden  Limane  haben  einen  nach 
der  Jahreszeit  und  den  übrigen  Verhältnissen  stark  schwankenden 
Salzgehalt. 

Was  die  Entstehung  dieser  nach  dem  Meere  zu  allmählich  tiefer 
werdenden  Limane  anbetrifft,  so  kann  mau  sie  als  ertrunkene  Fluß- 
mündungen bezeichnen,  die  durch  vom  Meere  aufgeworfene  Nehrungen 
mehr  oder  minder  verschlossen  wurden;  „der  faunistische  Charakter 
dieser  Meerbusen  beweist,  daß  das  Vordringen  der  See  in  die  Flußtäler 
nach  der  Entstehung  des  Schwarzen  Meeres  mit  seiner  heutigen  Tier- 
welt erfolgte,  d.  h.  nachdem  die  Vereinigung  mit  dem  Mittelländischen 
Meere  stattgefunden  hatte"  (Doss).  Ihr  Einschneiden  senkrecht  zur 
Küste  unterscheidet  die  Limane  von  den  andere  Entstehung  habenden 
Haffen  und  Lagunen. 

Der  an  den  Ufern  in  einer  Dicke  von  9  cm  bis  zu  3  m,  in  der 
Mitte  der  Limane  bis  17  und  mehr  m  Mächtigkeit  lagernde  Schlamm 
zeigt,  zu  Moorbädern  angewandt,  anerkannte  Heilwirkung  gegen  Skrophu- 
lose,  Rheumatismus,  Hautkrankheiten  u.  a.  Es  sind  wie  Butter  zwischen 
den  Fingern  zerreibbare,  fettig  anzufühlende,  alkalisch  reagierende 
Massen,  welche  einen  bitteru,  salzig  adstringierenden  Geschmack  be- 
sitzen. Ihre  Farbe  ist  teils  schwarz,  teils  grau.  „Dabei  offenbart  sich 
eine  eigentümliche  Erscheinung  insofern,  als  der  schwarze  Schlamm  bei 
Luftzutritt  in  grauen  übergeht,  und  umgekehrt  der  graue  bei  Luft- 
abschluß sich  wiederum  in  schwarzen  Schlamm  zurückverwandelt.  Diese 
Veränderungen  werden  im  ersten  Falle  dadurch  bewirkt,  daß  das  im 
schwarzen  Schlamm  fein  verteilte  Schwefeleisen  sich  zu  Eisenoxydhydrat 
umsetzt,  während  im  zweiten  Falle  letzteres  von  neuem  in  Schwefel- 
eisen übergeführt  wird.  Der  hierzu  nötige  Schwefelwasserstoff  entsteht 
—  abgesehen  von  der  Reduktion  von  Sulfaten  durch  organische  Sub- 
stanz —  durch  die  Lebenstätigkeit  bestimmter  Mikroorganismen  aus 
Sulfaten  und  schwefelhaltigen  organischen  Stoffen  des  Schlammes"  (Doss). 
Die  Anwesenheit  von  Schwefelwasserstoff  im  Limanschlamm  bietet  aber 
auch  die  Möglichkeit  für  das  Auftreten  und  Gedeihen  der  sogenannten 
Schwefelbakterien. 

„Diese  Schwefelbakterien,  deren  Physiologie  hauptsächlich 
Wixogradsky  13e)  klar  gelegt  hat,  besitzen  die  merkwürdige  Eigen- 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  nnd  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  109 

schaft,  daß  sie  den  Schwefelwasserstoff  ...  als  Nahrungsstoff  auf- 
nehmen, ihn  oxydieren  und  den  daraus  abgespaltenen  Schwefel  in  Form 
kleiner  üligweicher  Körncheu  ( —  dieselben  gehen  nach  Abtötung  der  Zellen 
in  monoklinen  und  rhombischen  Schwefel  über  — )  innerhalb  der  lebenden 
Zellen  aufspeichern  und  dann  weiter  zu  Schwefelsäure  verbrennen.  Die 
bei  diesem  Oxydationsprozeß  freiwerdende  Energie  dient  den  genannten 

Bakterien  fast  als  alleinige  Quelle  für  die  Erhaltung  des  Lebens  

Ist  ihnen  kein  Schwefelwasserstoff  mehr  zugänglich,  so  werden  zunächst 
die  in  Form  von  Schwefel  aufgespeicherten  Reservestoffe  verbraucht, 
und  nach  deren  völliger  Oxydation  innerhalb  1 — 2  Tagen  sterben  die 
Organismen  .  .  .  Hungers.  Die  beim  Lebensprozeß  dieser  Bakterien  frei- 
werdende Schwefelsäure  muß  durch  Carbonate,  die  aus  dem  Schlamme 
bezw.  Wasser  zur  Aufnahme  gelangen,  sofort  neutralisiert  und  in  Form 
von  Sulfaten  ausgeschieden  werden.  Fehlen  diese  Carbonate,  so  sind 
in  einem  derartigen  Medium  die  Schwefelbakterien  nicht  lebensfähig. 
Des  ferneren  sind  letztere  von  der  Anwesenheit  und  Verfügbarkeit  von 
freiem  Sauerstoff  abhängig.  Deshalb  finden  sie  sich  in  den  betreffenden 
Limanen  und  Salzseen  in  eiuer  bestimmten  Tiefe  unter  der  Oberfläehe, 
nämlich  dort,  wo  der  von  der  Atmosphäre  her  durch  das  Wasser  diffun- 
dierende Sauerstoff  mit  dem  von  unten  her  diffundierenden  Schwefel- 
wasserstoff zusammentrifft  Neuerdings  ist  der  Schlamm  des 

Kujalnik-  und  Chadshibejsky-Limans  bakteriologisch  eingehender  von 
L.  Silberberg  und  M.  Weinberg  untersucht  worden,  wobei  es  gelang, 
18  Arten  von  Bakterien  in  ihm  nachzuweisen  und  festzustellen,  daß  die 
Mitwirkung  der  letzteren  beim  Prozesse  der  Schlammbildung  eine  für 
drei  Gruppen  charakteristische  ist.  Die  erste  Gruppe,  die  die  Reduk- 
tion des  Schlammes  bewirkt  (Überführung  des  grauen  in  schwarzen), 
entbindet  SH2  und  NHS.  Zu  dieser  Gruppe  gesellen  sich  auch  Bakterien, 
bei  deren  Lebenstätigkeit  nur  SH*  oder  nur  NH3  entsteht,  wobei  die 
Ammoniak  liefernden  Bakterien  als  Hilfsgenossen  der  Schwefelwassersoff 
liefernden  (desulfurierenden)  Bakterien  zu  betrachten  sind,  da  sie  das  für 
die  Bildung  des  FeS-Hydrates  nötige  alkalische  Medium  erzeugen.  Der 
im  Überschuß  ausgeschiedene  SH*  gewährt  sodann  günstige  Lebens- 
bedingungen für  die  zweite  Gruppe:  die  Schwefelbakterien,  welche, 
wie  oben  erwähnt,  den  SH»  zu  S  und  S()3  oxydieren  und  beim  Zu- 
sammentreffen mit  Carbouaten  Sulfate  bilden,  die  im  Verein  mit  or- 
ganischen Substanzen  als  Quelle  für  eine  wiederholte  Bildung  von  SH* 
dienen.  Die  dritte  Gruppe  endlich,  die  obligaten  Aeroben,  welche  des 
freien  Sauerstoffs  benötigen,  regulieren,  indem  sie  sich  nach  oben  heben 
und  auf  der  Wasseroberfläche  ein  Häutchen  bilden,  dadurch  den  sehr 
mäßigen  Diffusionsstrom  von  0,  der  den  Schwefelbakterien  für  die  Oxy- 
dation des  SH3  erforderlich  ist.  So  haben  wir  hier  ein  Beispiel  einer 
gewissen  Symbiose:  alle  drei  charakteristischen  Bakteriengruppen  müssen 


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110 


Die  jungen  Meeressedimente  and  ihre  Bildung 


zusammenwirken,  wenn  der  Limanschlamm  seine  eigentümlichen  Eigen- 
schaften erhalten  soll ;  daß  hierzu  die  Anwesenheit  von  nur  einer  dieser 
Gruppen  ungenügend  ist,  wurde  experimentell  nachgewiesen"  (Doss). 

Über  die  mineralogische  Zusammensetzung  des  Limanschlammes  gibt 
eine  Arbeit  von  Sidorexko*  Aufschluß.  Hiernach  besteht  der  Schlamm 
aus  einem  Gemisch  von  Ton  mit  verschiedenen  Mineralien  in  wechselndem 
Mengenverhältnis,  wozu  sich  noch  tierische  und  pflanzliche  Reste  gesellen. 
Der  Schwefeleisengehalt  des  Limansedimentes  scheint  sich,  was  leicht  ver- 
ständlich ist,  nach  dem  Gehalt  an  Tonsnbstanz  zu  richten;  je  sandiger 
das  Sediment,  desto  weuiger  Schwefeleisen  ist  vorhanden  und  desto 
mehr  macht  die  schwarze  •  Farbe  des  zu  Heilzwecken  verwendbaren 
Schlammes  einer  grauen  Farbe  Platz.  Das  Schwefeleisen  tritt  in  Flocken, 
seltener  in  Kügelchen  oder  Konkretionen,  in  deren  Inneren  ein  fremdes 
Mineralkorn  enthalten  ist,  auf. 

Daß  die  Limane  Südrußlands  Bildungen  einer  vergangenen  Zeit 
darstellen,  läßt  sich  außer  aus  dem  früher,  im  I.  Bande  darüber  Mit- 
geteilten schon  daraus  ersehen,  daß  sie  seit  langer  Zeit  der  Ausfüllung 
mit  Sedimenten  unterliegen.  So  geht  nach  Sokolow189)  die  Tiefe  des 
Kujalnik-Limans  zurzeit  nicht  über  3—4  m  hinaus,  während  die  Mächtig- 
keit der  am  Boden  abgesetzten  Schlaramschicht  16  m  beträgt.  Ein  nicht 
weniger  schlagendes  Beispiel  bietet  der  Bug-Liman  dar.  Seine  Tiefe 
erreicht  gegenwärtig  im  Maximum  15  m,  die  Mächtigkeit  der  seinen 
Boden  bedeckenden,  flüssigen  und  übelriechenden  Schlammschicht  ist 
aber  viel  größer,  denn  schon  in  einem  Abstände  von  70  m  vom  Ufer 
konnte  ein  beinahe  30  m  langer  Bohrer  sie  nicht  einmal  vollständig 
durchdringen,  und  nach  der  Mitte  des  Limans  hin  ist  ihre  Mächtigkeit 
ohne  Frage  noch  größer.  Diese  grünlichen  Schlamme  sind  so  fein  und 
flüssig,  daß  „bei  der  Sondirung  nicht  nur  keine  Anstrengung  erforderlich 
war,  um  den  Bohrer  hineinzutreiben,  sondern  daß  man  ihn  vielmehr 
aufhalten  mußte,  damit  er  nicht  versinke."  Auch  durch  diese  Tatsache 
wird  klar,  daß  sich  bei  den  jetzigen  Niveau  Verhältnissen  nicht  nur  eine 
so  tiefe  Einsenkung,  wie  z.  B.  der  Bug-Liman,  nicht  hätte  bilden  können, 
sondern  daß  sich  eiue  solche  auch  unvermeidlich  in  bedeutendem  Maße 
hätte  mit  flüssigem  Schlamm  füllen  müssen. 

Die  „heilsamen  Meeresschlamme"  der  Ostseeprovinzen 

Ähnliche  Schlammablagerungen,  wie  in  den  Limanen  Südrußlands, 
finden  sich  nach  Adolph  Goebel140)  und  Br.  Doss  in  seichten,  tief 
ins  Land  eindringenden  Meeresbuchten  der  Ostseeprovinzen ;  diese  Buchten 
haben  sich  nur  in  den  seltensten  Fällen  von  der  See  bereits  abgeschnürt, 
wie  z.  B.  die  durch  einen  schmalen  Strich  feuchter,  niedrig  gelegener 
Wiesen  vom  Meere  getreunte  Wiek  bei  Arensburg  auf  Ösel.  Besondere 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  m 

Verbreitung  haben  diese  Schlammablagerungen  an  der  Westküste  Estlands 
und  den  Küsten  der  demselben  vorgelagerten  Inseln. 

Der  Schlamm  stellt  eine  leichte,  bewegliche  und  schlüpfrige  schwärz- 
liche Masse  dar  und  ist  bis  3  Fuß  mächtig.  Der  Schlamm  von  Rotziküll,  der 
bereits  fast  100  Jahre  als  Heilschlamm  benutzt  wird,  ist  grauschwarz,  sandig- 
breiig, weich  und  feinsandig  anzufühlen,  der  Schlamm  der  Großen  Wiek  bei 
Arensburg  schwärzlicngrau  ins  Grüne  spielend,  breiig,  gallertartig  zitternd, 
beim  Trocknen  außerordentlich  schwindend.  An  der  Zusammensetzung 
dieser  Schlammsorten  nehmen  teil:  feiner  Quarzsand,  Ton,  Schwefeleisen, 
sodann  bräunlichsch warzgrüne  organische  Substanz,  abgesehen  von 
Pflanzen-  und  Tierresten,  unter  denen  die  Diatomeen  besonders  hervor- 
treten. Das  Wasser  zeigt  alkalische  Reaktion  und  ist  reich  an  Schwefel- 
wasserstoff. Der  Luft  ausgesetzt  verliert  der  frische  Schlamm  seine 
duukle  Farbe  und  nimmt  infolge  der  Bildung  von  Eisenoxydhydrat  die 
schmutzigrote  des  Ockers  an.  Recht  bemerkenswert  ist  ein  Gehalt 
dieser  Schlamme  an  freiem,  mit  Schwefelkohlenstoff  ausziehbarem  Schwefel, 
wie  das  Br.  Doss  U1)  an  einer  Probe  von  Arensburg  feststellen  konnte. 
Diese  Probe  war  ein  grünlichgrauer  Schlamm,  sehr  reich  an  amorpher 
krümeliger  Substanz  (Exkrementen  usw.)  und  Diatomeen,  arm  an  vege- 
tabilischen Geweben;  das  beigemengte  Schwefeleisen  befand*  sich  min- 
destens teilweise  in  der  Hydratform.  Aus  10,8  g  dieses  Schlammes 
konnten  mit  Schwefelkohlenstoff  0,0658  g  Schwefel  ausgezogen  werden, 
welcher  demnach  0,619%  ausmachen  muß.  Bakteriologische  Unter- 
suchungen aber  zeigten  weiterhin,  daß  tatsächlich  desulfurierende Bakterien 
(z.  B.  Spirillum  [Microspira]  desulfuricans)  vorhanden  sind  und  der  freie 
Schwefel  demnach  nicht  durch  unmittelbare  Reduktion  von  Sulfaten 
durch  organische  Substanz  entstanden,  sondern  als  Produkt  der  Lebens- 
tätigkeit von  Schwefelbakterien  biogener  Herkunft  ist.  Die  Schwefel- 
bakterien sind  übrigens,  weil  purpurfarben,  im  Arensburger  Schlamm 
ohne  weiteres  sichtbar. 

Durch  das  Vorkommen  dieser  „heilsamen  Meeresschlamme",  deren 
Heilkraft  .schon  seit  100  Jahren  ausgenutzt  wird,  sind  die  Orte  Hapsal 
an  der  Westküste  Estlands,  Arensburg  an  der  Südküste  und  neuerdings 
auch  Kielkond  an  der  Westküste  der  Insel  ösel  als  Kurorte  berühmt 
geworden. 


Wir  haben  die  Bildung  und  Zusammensetzung  der  südrussischen 
Limanschlamme  und  der  heilsamen  Meeresscldamme  der  Ostseeprovinzen 
recht  ausführlich  mitgeteilt,  da  sie  offenbar  rezente  Analoga  mancher 
fossilen  Gesteinsbildungen,  die  wir  mit  POTONrß  zu  den  Sapropeliten 
zählen,  darstellen,  besonders  aber  auch  wegen  ihrer  Schwefeleisenführung, 
die  für  die  Erklärung  der  fossilen  Pyritschiefer  und  sedimentären  Kies- 
lagerstätten (z.  B.  Rammeisberg  und  Meggen)  von  großer  Bedeutung  ist. 


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112  Die  jungen  Meeressedimente  nnd  ihre  Bildung 

Was  den  letzteren  Punkt  anbetrifft,  so  hatten  wir  bereit«  früher 
bemerkt,  daß  das  zuerst  entstehende  Einfachschwefeleisen  durch  Addierung 
weiteren  Schwefels  in  Zweifachschwefeleisen  tibergeht.  Dieses  Eisen- 
bisulf id  ist  vermutlich  nicht  von  vornherein  Pyrit;  sondern  zunächst 
dürfte  sich  Eisenbisulfidgel  bilden,  welches  dann  seinerseits  über  den 
neuerdings  von  Doss1*8)  beschriebenen  Melnikowit  in  Pyrit  übergeht. 
Auf  diese  ursprüngliche  Gelform  dürfte  die  Kugelgestalt,  die  der  Pyrit 
bezw.  Markasit  nicht  nur  in  rezenten,  sondern  auch  in  fossilen  Sedi- 
menten vielfach  zeigt,  —  Kügelchen  bis  herab  zu  Bruchteilen  von  Milli- 
metern Durchmesser148)  — ,  zurückzuführen  sein.  Indessen  darf  doch 
bei  alledem  nicht  vergessen  werden,  daß  die  Ausscheidung  von  Eisen- 
bisulfid  im  Meere  auch  ohne  bakterielle  Beihilfe  vor  sich  gehen  kann  u*), 
was  im  Hinblick  auf  manche  fossilen  Vorkommnisse  immerhin  im  Auge 
behalten  werden  mag. 

Aber  noch  in  anderer  Hinsicht  haben  die  besprochenen  Schlamm- 
bildungen, die  wir  als  Sapropelite  kennen  lernten,  einen  Anspruch  auf 
besonderes  Interesse.  Denn  die  organische,  bituminöse  Substanz  ihnen 
ähnlicher  litoraler  Schlammbildnngen  der  Vorzeit  dürfte  teilweise  das 
Ursprungsmaterial  dessen  darstellen,  was  wir  heute  als  Petroleum  und 
Erdgas  aus  der  Erde  herausquellen  sehen.  War  man  früher  geneigt, 
diese  Substanzen  aus  der  Anhäufung  beträchtlicher  Mengen  größerer 
Tierleichen  zurückzuführen  —  als  Beispiel  von  vielen  erinnere  ich  an 
den  durch  Forchhammer  beschriebenen  Fall  des  Massensterbens  von 
Süßwasserfischen  durch  Einbruch  des  Meeres  in  den  bis  dahin  vom 
Meere  abgeschnürten  Liimfjord  — ,  so  spricht  neuerdings  alles,  was 
wir  wissen,  für  viel  größere  Bedeutung  des  kleinsten,  planktonischen 
Lebens  einerlei,  ob  pflanzlicher  oder  tierischer  Art,  für  den  Vorgang 
der  Anhäufung  organischer  Öle.  Indessen  kommen  hierbei  nicht  nur 
die  bisher  beschriebenen  Ästuar-,  Buchten-  und  Wattensedimente,  soudern 
auch  schlammige  Deltabildungen  und  gewisse  Abarten  der  Schelfsedimente 
nnd  des  Blauschlammes  in  tieferem  Wasser  mit  in  Betracht. 

Die  Sedimente  der  Lagune  von  Than  bei  Cette  am  Golf  da  Lion 

Es  mag  hier  Gelegenheit  genommen  werden,  noch  auf  Unter- 
suchungen hinzuweison,  welche  L.  Sudry  auf  Anregung  von  Thoulet 
in  der  Lagune  von  Thau  bei  Cette  im  Golf  du  Lion  angestellt  hat145), 
weil  noch  niemals  eine  ähnlich  tiefgründige  Studie  über  die  Abhängig- 
keit der  Sedimente  eines  so  eng  begrenzten  Bezirkes  von  allen  in  Frage 
kommenden  Faktoren  unternommen  worden  ist,  obwohl  viele  Gesteins- 
serien, für  welche  wir  lagunäre  Entstehung  annehmen  müssen,  solche 
Untersuchungen  rezenter  Vergleichsverhältnisse  geradezu  fordern. 

Die  im  Maximum  et  wa  10  m  tiefe  Lagune  entstand  infolge  Abtrennung 
eines  alten  Mittelmeergolfes  durch  einen  sandigen  Küsteuhaken  und  steht, 


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Die  un  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  H3 

nachdem  andere  Verbindungskanäle  immer  mehr  der  Versandung  anheim- 
fallen, mit  dem  Mittelmeer  nur  noch  durch  die  von  Menschenhand 
jetzt  fixierten  Kanäle  von  Cette  in  Verbindung.  Der  Einfluß  des  Mittel- 
meeres wird  mit  der  zunehmenden  Entfernung  von  diesen  Kanälen  natur- 
gemäß immer  geringer.  Er  ist  in  der  Tiefe  und  in  der  Nähe  der  Kanäle 
größer  als  an  der  Oberfläche,  weil  das  salzhaltige  und  schwere  mediterrane 
Wasser  als  Unterstrom  in  die  Lagune  eintritt.  Demgemäß  liegen  sehr  ver- 
schieden salzhaltige  und  abweichend  temperierte  Wässer  nahe  bei-  und  über- 
einander, was  in  weitgehendem  Maße  seinen  Einfluß  auf  die  biologischen 
Verhältnisse  ausübt.  Die  einzelnen  Organismen  reagieren  auf  solche 
Differenzen  sehr  verschieden.  Bei  manchen  sind  Größen-  und  Skulptur- 
verhältnisse gegen  die  mediterranen  Formen  stark  abgewandelt,  andere 
zeigen  sich  in  keiner  Weise  verändert.  Im  Lagunenwasser  sind  die 
Halogene  weniger  stark  vertreten,  als  im  normalen  Mittelmeerwasser. 
Die  Lagune  ist  reich  an  Organismen  und  hat  guten  Fischgrund  für 
Fische  und  Austern. 

Die  Sedimente  der  Lagune,  welche  im  allgemeinen,  nach  der 
Mitte  zu  immer  feiner  werdend,  in  dem  Ufer  parallelen  Zonen  an- 
geordnet sind,  sind  reicher  an  Phosphor  als  die  des  benachbarten 
Mittelmeerbodens  und  die  Schlamme,  welche  den  tiefsten,  zentralen  Teil 
einnehmen,  reich  an  Schwefeieisen.  Es  handelt  sich  wohl,  wie  in  den 
Nordseewattensedimenten  und  den  Limanschlammen,  um  Eisensulfidhydrat. 
„Examinee  au  microscope,  la  vase  se  montre  impregnee  de  grains  noirs 
excessivement  fins  de  sulfure  de  fer  amorphe  sans  aucune  trace  de  pyrite 
cristallisee."  Der  S-Gehalt  steigt  bis  0,47  °/o.  In  den  schwefeleisen- 
reichen  dunklen  Schlammen  der  zentralen  Teile  der  Lagune  geht  eine 
Auflösung  von  toten  Kalkschaleu  vor  sich,  so.  daß  das  Sediment  arm  an 
Kalk  ist,  obwohl  lebende  Kalkschaler  in  Fülle  vorhanden  sind.  Diese 
Tatsache  ist  äußerst  wichtig;  ist  doch  das  Fehlen  des  Kalkes  in  Fe  Sa- 
führenden  Sedimentgesteinen,  welche,  wie  wir  bereits  sahen,  aus  solchen 
schwarzen  Schlammen  mit  Eisensulfidhydrat  hervorgehen,  und  beim 
Auftreten  „verkiester",  d.  h.  als  Kiesstein  kerne  auftretender  Fossilien, 
eine  dem  Geologen  sehr  geläufige  Erscheinung.  Südry  hat  den  Auf- 
lösungsvorgang auch  im  Laboratorium  verfolgt,  ist  aber  zu  einer  Auf- 
fassung von  dem  chemischen  Vorgang  gekommen,  die  u.  E.  nicht  haltbar 
erscheint.  Denn  es  kann  füglich  bezweifelt  werden,  daß  die  kalk- 
zerstörende Schwefelsäure  auf  Oxydation  und  fortwährende  „decompo- 
sitionu  und  »recomposition"  des  Schwefeleisens  zurückgeführt  werden 
muß.  Darchaus  wahrscheinlicher  ist  vielmehr,  daß  die  Schwefelsäure 
ein  Nebenprodukt  auf  dem  Wege  der  Schwefeleisenbildung  darstellt, 
allerdings  ein  für  die  Andauer  des  Schwefelkreislaufes  sehr  wichtiges 
Nebenprodukt.  Eine  besondere  Frage  ist  es  dann,  ob  diese  Schwefel- 
säure organisch  oder  anorganisch  entstanden  ist;  und  hier  müssen  wir 

Androe,  Oeologi«  des  Mrertmbodent.  II.  g 


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114 


Die  juugcn  Meeressedinieute  und  ihre  Bildaug 


auf  ein  bereits  angeschnittenes  Thema,  das  der  Schwefelbakterien  zurück- 
kommen. Nach  M.  Jegunow  verbrennt  die  Schwefelbakterie  den  für 
ihren  Betriebsstoffwechsel  notwendigen  Schwefelwasserstoff  schließlich 
zu  Schwefelsäure.  „Die  freiwerdende  Schwefelsäure  muß  durch  Karbo- 
nate aus  deui  Schlamm  bezw.  Wasser  sofort  neutralisiert  werden; 
fehlen  diese  Karbonate,  so  sind  in  einem  derartigen  Medium  die  Schwefel- 
bakterien nicht  lebensfähig.  Die  gebildeten  Sulfate  dienen  im  Verein 
mit  organischen  Substanzen  als  Quelle  für  eine  wiederholte  Bildung 
von  Schwefelwasserstoff.44  Im  günstigen  Falle  reichlicher  HsS-Bildung 
werden  sich  infolge  dieser  Vorgänge  kalkarme,  an  Eisensulfidhydrat  (das 
spater  in  Pyrit  übergehen  kann)  reiche  Sedimente  bilden,  in  anderen 
Fällen  können  freie  Karbonate  übrig  bleiben,  wie  ja  auch  weder  die 
Sedimente  der  Liraane,  noch  die  der  zentralen  Teile  der  Lagune  von 
Thau  ganz  kalkfrei  sind.  Dem  allen  gegenüber  muß  indessen  betont 
werden,  daß  Schwefelsäure  auch  bei  rein  anorganischer  Pyritbildung 
entsteht.  Allen,  Cbenshaw  und  Johnson  stellten,  wie  Bergeat 
angibt,  unter  Druck  Markasit  und  Pyrit  dar,  indem  sie  Eisen- 
oxydulsulfatlösung mit  reichlichem  Schwefelwasserstoff  versetzten.  Die 
Umsetzung  erfolgte  unter  Bildung  freier  Säure.  Immerhin  bleibt  für 
die  Sedimente  der  Lagune  von  Thau,  in  denen  zunächst  nur  Schwefel- 
eisenhydrat, kein  Pyrit  vorliegt,  die  organische  Entstehung  der  kalkschalen- 
auflösenden  Säure  am  wahrscheinlichsten. 

Von  den  übrigen  Sedimenten  der  Lagune  mag  nur  noch  einebenthogene 
Bildung  Erwähnung  finden,  die  sogenannten  „cadoules",  buckeiförmige  Er- 
hebungen des  Lagunenbodens,  welche  zu  Hunderten  in  der  zentralen 
Schlammregion  angetroffen  werden  und  hauptsächlich  durch  eine  Anhäufung 
der  Kalkröhren  von  Röhren  Würmern  (Serpula)  zusammen  mit  reichlichen 
Mollusken  und  einer  sonstigen  charakteristischen  Tiergenossenschaft 
entstanden  sind. 

Weiteres  Uber  Xstnarlen  und  Ihre  Sedimente,  sowie  insbesondere  aucb  über  die 

Wirkungen  der  Gezeiten  in  Astuarien 

Besondere  Bildungen  entstehen  dort,  wo  größere  Ströme  ins  Meer 
münden,  wobei  als  die  beiden  Extreme  das  Ästuar  und  das  Delta  zu 
nennen  sind,  über  Sedimentbildung  in  Ästuaren  wurde  bereits  Einiges 
im  Anschluß  an  die  Untersuchungen  Schüchts  über  das  Flutgebiet  der 
Elbe  und  Doss'  und  Anderer  Uber  die  Limane  Südrußlands  mitgeteilt. 

Die  Flußästuare  würden  bald  von  den  Schlammablagerungen, 
die  nicht  nur  das  Flußwasser,  sondern  auch  der  Flutstrom  in  die  Mün- 
dungstrichter hineinführen,  ausgefüllt  werden,  wenn  nicht  der  Ebbestrom 
wäre,  welcher  um  das  während  der  Flutzeit  aufgestaute  Flußwasser 
„wasserreicher  als  der  Flutstrom  ist  und  überdies  die  Sedimente  nur 
bergab  zu  bewegen  hat.    Dieser  hält  den  Trichter  offen,  indem  er  die 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzengten  Bildungen  115 

in  denselben  hineingeführten  Sinkstoffe  in  das  Meer  hinausführt.  Hier 
nun,  wo  sich  seine  Geschwindigkeit  verlangsamt,  kommen  sie  als  breite 
Bänke  uutermeerisch  zur  Ablagerung.  Diese  Bänke  vor  Ästuaren  sind 
ebenso  zu  erklären  wie  die  Gezeitenbarren  vor  Buchten  und  Straßen. 
Sie  bestehen  aus  losem  Materiale,  welches  sich  bis  nahe  an  den  Nieder- 
wasserspiegel erhebt,  ja  denselben  nicht  selten  als  Schlammbank  etwas 
überragt.  Durchzogen  werden  sie  von  Kanälen,  durch  welche  die  Gezeiten 
regelmäßig  in  das  Ästuar  ein-  und  auszuströmen  pflegen,  und  zwar  kann 
man  mit  Krümmel  in  der  Regel  eine  Flutrinne  und  eine  Ebbestraße 
unterscheiden.  Die  erstere  erstreckt  sich  von  außen  her  in  die  Bank 
•und  schließt  an  einer  Binnenbarre,  während  die  letztere  das  eigentliche 
Flußbett  fortsetzt  und  an  einer  Außenbarre  endet". 

Flut-  und  Ebberinne  zeigen,  ähnlich  wie  die  Flüsse,  die  Tendenz,  sich 
infolge  der  Erdrotation  gesetzmäßig  zu  verschieben.  „Obwohl  in  jedem 
Mündungstrichter  während  der  Ebbe  mehr  Wasser  ausströmt,  als  bei  der 
Flut  einströmt,  so  ist  doch  in  der  Kegel  die  mittlere  Geschwindigkeit  des 
Flutstromes  größer  als  die  des  Ebbestromes,  da  die  Dauer  der  Flut  in 
den  Trichtern  geringer  als  die  der  "Ebbe  ist.  Dementsprechend  bildet 
sich  die  Fintrinne  stärker  aus  als  die  Ebberinne  und  rückt  auch  stärker 
zur  Seite.  Es  entwickelt  sich  daher  in  den  Mündungstrichtern  der 
Flüsse  der  Nordhemisphäre  das  Bestreben  nach  links  zu  verrücken, 
im  Gegensatze  zum  Rechtsdrängen  der  normalen  Flüsse;  es  sind  dies 
nur  scheinbar  Ausnahmen  vom  sogenannten  BAERschen  Gesetze.  Diese 
Verhältnisse  werden  durch  die  Rheinmündung  beleuchtet.  Der  nach 
rechts  gerichtete  alte  Rhein  ist  hier  ganz  verschlossen  und  die  Mündung 
nach  links  verlegt.  Gleiches  gilt  von  der  Scheide,  welche  die  junge 
Westerschelde  als  Mündungsarm  benutzt,  während  ihr  rechts  gelegenes 
altes  Bett,  die  Oosterschelde  außer  Gebrauch  gesetzt  wurde.  Diese  Ver- 
legungen erfolgen  entgegen  deu  an  der  Küste  herrschenden  Strömungen" 
(Penck). 

Solche  Barren,  wie  sie  Flut-  und  Ebberinnen  abschließen,  «haben, 
so  berichtet  W.  H.  Wheeleb,  gelegentlich  übersteile  Böschungen  nach 
innen  und  außen  und  behalten  ihre  Lage  trotz  ihres  beweglichen  Materiales 
vor  Ästuaren  mit  großen  Fluthöhen  bei.  Sie  treten  hauptsächlich  an 
den  Mündungstrichtern  auf,  welche  senkrecht  zum  Küstenverläufe  ge- 
stellt sind  (Irrawaddy-,  Ganges-,  Nigermündung,  Mersey-  und  Themse- 
trichter), sie  fehlen  hingegen  an  jenen  Mündungstrichtern,  welche  in 
allmählich  sich  verbreiternde  Buchten  auslaufen.  Befinden  sich  die 
Mündungstrichter  an  Küsten  mit  starker  Geschiebewanderung,  so  wirkt 
natürlich  auch  diese  an  der  Barrenbildnng  mit,  wie  z.  B.  an  der  Rhein- 
mündung. 

'Häufig  vermag  eine  „Strandbarre"  (Strandwall)  eine  Flußmündung 
ganz  zu  verschließen,  wie  die  des  Adour  und  zahlreicher  kleiner  Flüsse 

8* 


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> 


116  Die  jungen  Meeressed imente  und  ihre  Bildung 

Hinterpommerns.  Auch  die  bereits  besprochenen  Steinriffe  Brasiliens 
bewirken  stellenweise  einen  Mündungsverscbluß,  und  hier,  wie  an  der 
Guinea-Küste  und  an  der  Ostküste  Madagaskars  ist  dieser  Verschluß  oft 
ein  so  fester,  daß  die  Flüsse  an  der  Innenseite  des  aufgeworfenen  Walles 
wohl  100  km  weit  entlang  fließen,  bis  sie  einen  Ausweg  finden  (r Ver- 
schleppte Flußmündungen4*  Pencks). 

Wo  Flüsse  in  ruhiges,  gezeitenloses  Meer  fließen,  bleibt  ein  Teil  der 
Sinkstoffe,  vor  allem  aber  das  auf  dem  Boden  fortgewälzte  „Geschiebe" 
liegen  und  häuft  eine  Mündungsbarre  auf,  deren  Gestalt  erheblichen 
Änderungen  unterliegen  kann,  je  nach  der  Stoßkraft  des  Flußwassers 
und  dem  Verhalten  des  betreffenden  Meeres;  das  ist  auch  bei  der  Mehr- 
zahl der  Flußmündungen  in  Binnenseen  der  Fall. 

Wie  wichtig  die  Gezeitenströmungen  für  die  Ausgestaltung  und  An- 
ordnung der  Binnen  und  Bänke  in  den  Flußästuarien  sind,  geht  bereits  aus 
dem  Vorhergehenden  hervor.  Doch  wäre  hier  noch  einer  besonderen  Er- 
scheinung zu  gedenken,  welche  mit  dem  Eindringen  der  Flutwelle  in 
Flußtrichter  und  über  diese  hinaus  zusammenhängt  und  zu  starken  Ufer- 
zerstörungen und  Schlammumlagerungen  Veranlassung  geben  muß.  Die 
Gezeitenströmungen  an  der  Küste  sind  Wechselströmungen;  während 
der  Flut  bildet  sich  eine  Strömung  nach,  während  der  Ebbe  eine  Strömung 
von  der  Küste.  Die  Momente,  in  denen  der  Strom  „kentert",  folgen  in 
der  Regel  erst  nach  dem  höchsten  und  nach  dem  niedrigsten  Wasser- 
stande. Die  horizontale  Geschwindigkeit  ändert  ihr  Vorzeichen  später 
als  die  vertikale.  Der  höchste  Wasserstand  ist  schon  überschritten,  aber 
das  Meerwasser  strömt  noch  eine  Zeit  lang  der  Küste  zu,  es  dringt  noch 
in  die  Flußmündung  ein  und  staut  den  Fluß  an;  sobald  aber  der  Gezeiten- 
strom kentert,  hört  auch  das  Stauen  des  Flusses  auf.  Anderseits  kann 
aber  auch  die  Kenterung  nach  dem  niedrigsten  Wasserstand  nicht  sofort 
auf  die  Flußströmung  Einfluß  gewinnen;  das  Gefälle  bleibt  zunächst 
noch  zu  groß,  als  daß  die  beginnende  Stauung  den  Fluß  sofort  zum 
Kentern  zwingen  könnte.  Er  kämpft  vielmehr  noch  lange  um  die  Ober- 
hand und  unterliegt  erst  um  die  Zeit  der  höchsten  Flut.  Die  Zeit, 
während  welcher  der  Fluß  in  umgekehrter  Richtung  fließt,  d.  h.  die  Dauer 
der  Flut  im  Fluß,  ist  umso  kürzer,  je  weiter  man  sich  vom  Meere  entfernt, 
und  sie  reduziert  sich  schließlich  auf  Null.  Die  Stelle,  an  der  dieses 
eintritt,  nennt  man  die  Flutgrenze,  das  ganze  Gebiet  von  hier  abwärts 
bis  zur  Mündung  das  Flußgeschwelle146).  Das  längste  Flußgeschwelle 
würde  mit  870  km  dem  Amazonenstrom  zukommen.  Der  Yangtse  wird 
während  seiner  winterlichen  Tiefstände  bis  rund  500  km  vom  Ozean 
von  den  Gezeiten  beeinflußt,  im  Sommer  aber  werden  diese  durch 
den  hochangeschwollenen  Strom  bis  viel  weiter  abwärts  unterdrückt. 
Überhaupt  sind  reißende  Ströme  mit  starkem  Gefälle  der  Ausbildung 
von  Flußgeschwellen  nicht  günstig,  so  daß  selbst  der  Riesenstrom  des 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  117 

• 

Kongo  schon  in  170  km  Entfernung  vom  Ozean  durch  die  hier  vor- 
handenen Stromschnellen  ein  weiteres  Hinaufgehen  der  Gezeiten  ver- 
hindert147). Wie  groß  infolge  der  Verhältnisse  der  Flußgeschwelle  die 
zeitliche  Differenz  von  Ebbe  und  Flut  sein  kann,  zeigt  z.  B.  der  Severn, 
welcher  bei  Newnham  nur  l'/g  Stunden  braucht,  um  vom  tiefsten  bis  zum 
höchsten  Stand  anzusteigen,  während  es  11  Stunden  dauert,  bis  das 
Wasser  wiederum  auf  das  Minimum  seines  Standes  gesunken  ist.  Bei 
so  plötzlichem  Ansteigen  des  Wassers  rollt  dasselbe  über  seichte  Stellen 
und  niedrige  Uferbänke  mauerartig  in  schäumender  Brandung  aufwärts 
und  bietet  die  Erscheinung  dar,  die  man  Bare  oder  Bore  (im  Franzö- 
sischen bärre,  mascaret,  raz  de  maree,  im  Englischen  bore)  (Fig.  46)  nennt. 
In  Deutschland,  dessen  Flüssen  die  Erscheinung  in  deutlicher  Ausbildung 
jedenfalls  "zur  Zeit  fehlt,  spricht  man  wohl  auch  von  der  sogenannten 
Flutbrandung,  der  Sprungwelle  oder  dem  Stürmer. 


.  4  Sprungweite 


Fig.  46. 

Profil  durch  eine  Sprungwelle  (Bore)  nach  Comoy  aus  0.  KRÜMMEL,  Handbuch  der 

Ozeanographie,  Bd.  II,  S.  303,  Fig.  88. 

Die  Bore,  über  deren  Erscheinungsform  im  Einzelnen  etwa  die  Dar- 
stellungen von  0.  Krümmel1*")  und  M.  P.  Rudzki149),  welche  die  Original- 
literatur verarbeiteten,  eingesehen  werden  mögen,  ist  wesentlich  durch 
Untersuchungen  an  französischen  Flüssen  allgemeiner  bekannt  geworden. 
Besonders  stark  ist  sie  in  der  Seine.  In  England  besitzt  sie  u.  a.  der  Severn. 
In  Nordamerika  kennt  man  eine  Bore  im  Petitcodiac-Fluß  bei  Moncton  am 
Nordende  der  Fundybai  (Fig.  47)  und  in  der  Mündung  des  Colorado  in  den 
Golf  von  Kalifornien.  In  Südamerika  ist  die  Erscheinung  als  Pororoca,  d.  i. 
krachendes  Wasser,  seit  langer  Zeit  im  Mündungsgebiet  des  Amazonen- 
stroms bekannt  und  auch  in  anderen  Ästuaren  weit  verbreitet.  Von  asia- 
tischen Flüssen  besitzt  sie  besonders  ausgeprägt  der  Hugli  bei  Kalkutta  und 
der  Tsientang-kiang,  das  breite  Ästuar,  das  sich  südlich  von  der  Jangtse- 
mündung  nach  Hangtschou  hinaufzieht;  hier  erreicht  die  Sprungwelle  bei 
Haining  nicht  selten  8  m  Höhe  und  bewegt  sich,  von  den  hohen  Uferdeichen 
aus  gesehen,  als  ein  mehrere  Kilometer  langer  Wasserfall  mit  der  Ge- 
schwindigkeit von  12 — 13  Knoten  (oder  6,5  m  pro  Sekunde)  stromaufwärts, 
wobei  in  der  Nacht  das  Brausen  bis  auf  22  km  Abstand  gehört  wird. 


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118  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

Im  Tsien-tang  tritt  die  Sprungwelle  übrigens  bei  jeder  Flut  auf,  während 
sie  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  auf  die  Syzygien  beschränkt  zu  sein  pflegt. 

Der  hintere  uneben-wellige  Abfall  der  Sprungwelle  ist  flach;  der 
vordere  aber  wird  so  abschüssig,  daß  hier  das  Wasser  vom  Kamm  der  Welle 
mit  Getöse  und  unter  Schaumbildung  herunterfällt.  So  läuft  die  Welle 
mit  breiter,  geradliniger  oder  nach  vorn  sogar  konkaver,  wallartiger 
Front  den  Fluß  hinauf,  eilt  also  an  den  Ufern,  wo  sie,  ebenso  wie  über 
Sandbänken,  brandet,  vor,  während  sie  in  der  Mitte  bei  sonst  normaler 
Wassertiefe  nicht  immer  eine  Brandung  erkennen  läßt.    Bei  einigen 


Fig.  47. 

Bore  im  Petitcodiac-Fluß  bei  Moncton  am  Nordende  der  Fundy-Bai,  Neu-Braunschweig, 
Canada,  flußabwärts  gesehen.    Nach  einer  käuflichen  farbigen  Abbildung. 


Flüssen  tritt  die  Spruugwelle  erst  ein  gutes  Stück  oberhalb  der  Mündung 
auf,  so  in  Ganges,  Seine,  Orne,  Garonne,  Dordogne  u.  a.,  während  sie 
in  anderen,  was  aber  seltener  ist,  gleich  über  der  Mündungsbarre 
entsteht  (Couesnon).  Immer  aber  ist  ihre  Bildung  geknüpft  an  eine 
ausgeprägte  Verringerung  der  Wassertiefe  im  Flußbette  oder  eine  sehr 
starke  seitliche  Verengerung,  verbunden  mit  einer  scharfen  Biegung 
des  Bettes  (Hugli  bei  Diamond  Point),  daher  auch  nicht  so  sehr  die 
eigentliche  Trichtermündung  (Ästuar  im  landläufigen  Sinne)  ihr  Schau- 
platz, als  vielmehr  der  noch  oberhalb  derselben  gelegene  Teil  des  Fluß- 
geschwelles.    Gerade  in  der  plötzlichen  Verengerung  des  Durchflußprofils 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  nnd  die  hierdurch  erxeugten  Bildungen  119 

dürfen  wir  wohl  überhaupt  mit  Comoy  und  Krümmel  die  Ursache  der 
ganzen  so  merkwürdigen  Erscheinung  erblicken.  Wie  die  „Hinterflut" 
dadurch  ein  Extragefälle  erhält  und  das  hier  überschüssige  Wasser 
mit  vermehrter  Geschwindigkeit  über  die  „Vorderflut"  bis  an  den  Fuß 
der  Welle  hinüberströmt,  wo  es  eine  steil  abfallende,  von  hinten  nach 
vorn  sich  überwälzende  Wassermauer  bildet,  hat  Krümmel  im  einzelnen 
auseinandergesetzt.  Für  uns  aber  ist  die  Erscheinung,  die  in  den  davon 
betroffenen  Flußmündungen  auch  die  Schiffahrt  wesentlich  beeinflußt,  von 
Wichtigkeit  wegen  ihrer  sedimentumlagernden  Folgen,  welche  an  der 
starken  Trübung  der  schlammerfüllten  Wasser  der  Bore  erkannt  werden. 

Die  Deltas  and  die  Faktoren  Ihrer  Bildung 

Ist  die  Ausbildung  von  Ästuaren  das  Produkt  einer  kombinierten 
Tätigkeit  von  Fluß  und  Meer,  so  ist  das  Delta,  dessen  Bildungen  wir 
nunmehr  kurz  besprechen  wollen, recht  eigentliches  „Flußwerk"  (G.  Braun). 
Gleichwohl  dürfte  in  der  vorliegenden  Darstellung  eine  Betrachtung  der 
an  Meeresküsten  entstehenden  Deltabildungen  nicht  fehlen,  die  ja  z.  T. 
wenigstens  am  Meeresboden  selbst  vor  sich  gehen  und  für  viele  fossile 
Sedimente  Vergleichsobjekte  abgeben.  Eine  wichtige  Zusammenfassung 
über  die  Deltas  gab  R.  Credner150). 

Die  Entwicklung  der  Deltas 

Das  Delta  ist  immer  ein  Vorbau,  und  zwar  ist  seine  Grundform, 
die  jedoch  deutlich  nur  in  Seen  und  Haffen  zu  beobachten  ist,  stets 
eine  dreieckige  Spitze.  „Das  Meer  andererseits  strebt  einem  Znrunden 
und  Glätten  der  Uferlinie  zu,  Wellen  und  Strom  bemühen  sich,  den  vom 
Fluß  mitgeführten  Schutt  an  dem  ganzen  Ufer  und  vor  demselben  zu 
verteilen  und  abzusetzen"  (Braun).  Die  zur  Deltabildung  führende  Ver- 
schiebung der  Flußmündungen  gegen  das  Meer  —  das  Folgende  bezieht 
sich  entsprechend  unserem  Thema  nur  auf  marine  Deltas  —  erfolgt  in 
verschiedener  Weise.  Bei  Flüssen  mit  Mündungsbarren  wird  die  Mühdung . 
des  Flusses  immer  mehr  mit  Sedimenten  umgeben,  und  dadurch  der 
Schauplatz  der  Barrenbildung  immer  weiter  meerwärts  verlegt,  während 
zugleich  der  Fluß,  nunmehr  zwischen  niedrigen  Dämmen  ins  Meer  hinaus- 
fließend, sein  Bett  in  die  früher  entstandene  Barre  hinein  verlängert. 
„Das  ausgezeichnetste  Beispiel  solcher  hinäusgebauter  Mündungsbarren 
zeigt  der  Mississippi,  dessen  Mündung  65  km  weit  in  den  Golf  von  Mexiko 
hinausgewachsen  ist  und  dessen  vier  Mündungsarme,  Passes  genannt, 
ihrerseits  noch  15  km  weit  von  Dämmen  begleitet  sind"  (Penck). 
Anders  bei  Gezeitenflüssen;  hier  verschlammen  im  oberen  Teile  des 
Ästuares  allmählich  die  Ufer,  in  den  äußeren  Teilen  des  Trichters  wachsen 
die  Bänke  bis  zum  Flußniveau  an,  fallen  bei  Ebbe  als  Wattenflächen 
trocken,  versanden  schließlich  (in  den  Tropen  besonders  begünstigt  durch 


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120  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

■ 

die  weiter  unten  noch  zu  besprechende  Mangrove -Vegetation),  bis  einzelne 
Wasserarme  zwischen  niedrigen  Inseln  dahinfließen.  Diese  Wasserarme 
„sind  zunächst  noch  Teile  des  Ästuars,  allmählich  schließen  sich  aber 
auch  ihre  Ufer  zusammen,  ihr  Boden  wird  durch  Schlammfall  erhöht 
und  endlich  werden  sie  Flußarme,  die  also  aus  Gezeitenkanälen  hervor- 
gegangen sind.  Unterdessen  ist  die '  Bank  vor  dem  Astuare  weiter 
seewärts  gewandert.  Die  Mündungen  des  Niger,  des  Ganges  und  des 
Irrawaddy  liefern  .  .  .  treffliche  Beispiele.-  „Flüsse,  welche  ihre  Mün- 
dungen verschieben,  verlängern  ihr  Bett  ....  ihre  Gefällskurve  wird 
verändert.  Es  tritt  notwendigerweise  oberhalb  der  verschobenen  Mündung 
eine  Erhöhung  des  Flußbettes  ein  und  damit  die  Möglichkeit  der  Lauf- 
verlegung. Neben  seiner  ins  Meer  hinausgebauten  Mündung  gewinnt 
der  Fluß  alsbald  eine  neue,  indem  er  sich  auf  der  einen  oder  anderen 
Seite  derselben  einen  Weg  zum  Meere  bahnt  und  in  neuer  Richtung 
Aufschüttungen  bewirkt.  Dies  wiederholt  sich  solange  und  so  oft,  bis 
rings  um  die  ursprüngliche  Mündungsstelle  ein  oben  flach,  unter  dem 
Gewässer  steil  abfallender  Schuttkegel  entstanden  ist.  Derselbe  wird 
Delta  genannt,  weil  manchmal  über  ihm  eine  dauernde  Teilung  des 
Flusses  in  zwei  Arme  stattfindet,  die  samt  der  Küste  ein  d-ähnliches 
Stück  Land  einschließen  ....  Diese  Gabelung  kann  fehlen  oder  durch 
vielfache  Verästelungen  des  Flusses  ersetzt  sein.  Auch  ist  das  Wachstum 
des  Deltas  nicht  immer  so  regelmäßig,  vielmehr  bleiben  zwischen  den 
einzelnen  Aufschilttungen  nicht  selten  Deltaseen"  (Penck). 

Über  das  Maß  des  Wachstums  der  Deltas  gibt  Credner  eine  große 
Zahl  von  Angaben,  die  aber  nach  seiner  eigenen  Meinung  zum  größeren  Teile 
sehr  unzuverlässig  sind.  So  gibt  er  von  uns  hier  interessierenden  marinen 
Fällen  als  jährliches  mittleres  Wachstum  im  Maximum  350  m  (Mississippi 
nach  de  Beaumont)  und  im  Minimum  1  m  (Tiber  nach  Reclus)  an. 
Doch  sind  gerade  die  Angaben  über  das  jährliche  Wachstum  der 
„Passes"4  (Pässe)  des  Mississippi,  für  welchen  ein  jährlicher  Transport 
von  370  Millionen  Metertonnen  an  Sinkstoffen  angegeben  wird,  mit 
großer  Vorsicht  zu  betrachten,  da  es  infolge  der  vielfach  wechselnden 
Verhältnisse  der  einzelnen  Jahre  keineswegs  als  ausgemacht  gelten  kann, 
daß  selbst  der  von  den  meisten  Autoren  angenommene  Wert  von  80  m^ 
durchschnittlichen  jährlichen  Wachstums  nicht  noch  zu 'hoch  gegriffen 
ist.  Gleichwohl  dürfen  die  .Veränderungen  in  der  Lage  der  Küstenlinie 
durch  Deltabildung  nicht  unterschätzt  werden ;  das  zeigt  am  besten  die 
Arbeit  von  Euphrat  und  Tigris. 

Der  Schatt-al-Arab  l51),  „der  gemeinsame,  etwa  150  km  lange  Ver- 
einigungsstrom des  Euphrat  und  Tigris,  bestand  in  der  ältesten  historischen 
Vergangenheit  des  Landes,  d.  h.  zur  Zeit  der  Sumerer  und  Akkader,  noch 
nicht.  Erst  aus  den  letzten  Jahrhunderten  vor  Beginn  unserer  Zeit- 
rechnung liegen  historische  Überlieferungen  aus  diesem  Gebiete  vor. 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  121 


Die  Historiker  schließen  daraus  mit  Recht,  daß  sich  der  persische  Meer- 
busen vor  VI*  Jahrtausenden  noch  über  100  km  weit  in  das  Land  er- 
streckte, und  der  Geologe  darf  vermuten,  daß  die  Zuschüttnng  des 
Stromgebietes  lediglich  durch  die  aufhöhende  Sedimentation  der  beiden 
Ströme  erfolgt  ist.  Demnach  ist  dem  persischen  Meerbusen  im  Verlaufe 
verhältnismäßig  geringer  Zeit  eine  Alluvialzone  von  130 — 140  km  Breite 
abgewonnen  worden".  Hier,  wie  bei  den  indischen  Deltaflüssen  wird 
das  beständige  Vorrücken  des  Alluvialbodens  aufs  Wirksamste  durch 
die  üppige  Wucherung  der  Mangrove  gefördert,  die  bei  ihrem  raschen 
Wachstum  jede  von  der  Ebbe  entblößte  Sandbank  mit  ihren  Wurzeln 
umschlingen  und  festhalten  kann,  entstehende  Inseln  vor  Zerstörung 
durch  die  Flut  bewahrt  und  so  in  diesem  ihr  sehr  zusagenden  Brack- 
wasser zu  einem  ungemein  fördernden  Faktor  der  Vcrlandung  wird. 
Wenn  mit  den  53  m  jährlichen  Fortschrittes  der  Schatt-al-Arab  auch 
sämtliche  Flüsse  Asiens  mit  Ausnahme  dos  Tereks  Ubertrifft,  auch  den 
altersmüden  Nil  dreizehnfach  im  Vorschieben  des  Deltas  überholt,  so 
steht  er  doch  hinter  den  eifrigsten  Deltabauern  der  Erde,  hinter 
Mississippi,  Po  und  Rhone  noch  zurück.  Aber  das  stete  Wachsen  der 
unterseeischen  Mündungsarme,  der  Chor,  die  schon  jetzt  bis  zu  40  km 
weit  in  den  Persischen  Meerbusen  hineinreichen,  führt  die  ganze  Nord- 
hälfte desselben  unaufhaltsam  ebenfalls  der  Verlandung  entgegen ,M). 

Die  Gestalt  der  Deltas  in  der  Horizontalen 

Die  Gestalt  der  Deltas  in  der  Horizontalen  wird  nicht  selten  von 
vorbeistreichenden  Meeresströmungen  beeinflußt153).  Die  drei  in  gleicher 
Weise  nach  links  (Osten)  abgelenkten  Deltas  des  Mississippis,  der  Rhone 
und  des  Ebro  erklären  sich  durch  Eingreifen  der  in  allen  drei  Fällen 
nach  Westen  gerichteten  Meeresströmung.  Der  fluviatile  Schlamm  wird 
nach  rechts  abgelagert,  bildet  dort  bei  hohem  Oberwasser  einen  Wider- 
stand, so  daß  der  Fluß  leichter  nach  links,  also  nach  Osten  durchbricht. 
So  verlegt  der  Fluß  mit  jeder  Hochflut  seine  Mündung  nach  links. 
Diese  Tendenz  zu  stärkerer  Sedimentsabscheidung  an  der  rechten  Seite 
der  Mündung  wird  in  den  genannten  der  Nordhalbkugel  angehörenden 
drei  Fällen  durch  das  Eingreifen  der  Erdrotation,  welche  das  Fluß- 
wasser nach  rechts  drängt,  unterstützt154).  Daß  dort,  wo  Küsten- 
versetzung und  Meeresströmungen  das  Übergewicht  bekommen,  das  weitere 
Vorschieben  eines  Deltavorbaues  gegen  das  Meer  ganz  aufhören  kann, 
worauf  z.  B.  Thoulet155)  in  einer  neueren  Darstellung  besonderes  Ge- 
wicht gelegt  hat,  bedarf  keiner  weiteren  Erörterung. 

Die  Mächtigkeit  der  Deltaablagerungen 

Nach  Credner  sollten  die  Schlammassen  des  Nils  nur  in  einer 
Mächtigkeit  von  10,  im  Maximum  von  15  m  auf  dem  lockeren  Meeres- 


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122  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

sand,  welcher  den  Boden  der  vom  Nilschlamm  erfüllten  Meeresbucht 
bildet,  auflagern.  Indessen  haben  spätere  Bohrungen,  z.  B.  bei  Sagasig 
gezeigt,  daß  Nilschlamm  bis  38  m  unter  dem  Meeresspiegel  vorhanden 
ist,  darunter  aber  noch  bis  über  97  m  Tiefe  grobe  fluviatile  Saude  oder 
Kiese  liegen,  die  bei  höherer  Lage  des  Flusses  abgesetzt  worden  sein 
müssen156),  worauf  wir  weiter  unten  noch  einmal  zurückkommen.  In 
anscheinend  noch  größerer  Mächtigkeit  liegen  fluviatile  Anschwemmungen 
im  Delta  des  Po,  wurden  dieselben  doch  in  der  Gegend  von  Venedig 
mit  zwei  bis  137,8  bezw.  172,5  m  niedergebrachten  Bohrungen  nicht 
durchsunken.  Ähnlich  beträchtliche  Mächtigkeiten  glaubten  manche 
Autoren  für  die  Alluvionen  des  Mississippi  annehmen  zu  sollen.  Indessen 
haben  spätere  Untersuchungen  ergeben,  daß  die  Mächtigkeit  des  eigent- 
lichen Mississippi-Deltas  bei  New-Orleans  nur  9,6 — 16  m  beträgt,  „und 
erst  am  Beginne  der  Stromspaltungen  („head  of  the  passes")  steigert 
sie  sich  auf  30  m,  um  dann  entsprechend  der  steileren  Neigung  des 
Seebodens  in  schnellerem  Maße  zuzunehmen."  Auch  das  eigentliche 
Gangesdelta  bei  Kalkutta  hat  nur  eine  durchschnittliche  Mächtigkeit 
von  18  m.  Es  ergibt  sich  also  die  überraschende  Tatsache,  daß  gerade 
umfangreiche  Deltas,  wie  diejenigen  des  Mississippi  und  des  Ganges, 
unerwartet  geringe  Mächtigkeiten  besitzen. 

Es  knüpft  sich  hieran  eine  eminent  wichtige  geologische  Frage:  Be- 
sonders von  amerikauischen  Autoren  (Barhell,  Grabau  u.  a.)  wird  nämlich 
marinen  Deltabildungen  eine  große  Bedeutung  für  die  geologische  Ver- 
gangenheit zugesprochen,  und  in  der  Tat  dürften  viele  fossile  Vorkommnisse 
dem  einen  oder  andereu  Teile  von  Delten  entsprechen,  wobei  nicht  außer 
acht  bleiben  darf,  daß  ja  in  jedem  Delta  nicht  nur  subaörische,  sondern  auch 
fluviatile  und  marine  Bildungen  ein  sehr  komplexes  Gebilde  schaffen,  das  bei 
Verschiebung  im  horizontalen  Sinne  im  Laufe  der  geologischen  Zeit  äußerst 
komplizierte  Faziesprofile  ergeben  muß.  Da  es  aber  nur  sehr  selten 
gelingen  wird,  bei  fossilen  Ablagerungen  die  morphologische  Form  dessen, 
was  wir  hente  als  Delta  bezeichnen,  noch  zu  erkennen,  ergibt  sich  hieraus 
die  Unmöglichkeit,  eine  scharfe  Unterscheidung  von  Lagunen-  und 
Ästuarbildungen  zu  treffen,  welchen,  soweit  es  die  Fazies  betrifft,  ähn- 
liche Eigenschaften,  wie  den  Delten.  zukommen.  Gehen  wir  aber  von 
den  relativ  geringen  Mächtigkeiten  der  heutigen  großen  Delten  des 
Mississippi  und  des  Ganges  aus,  so  werden  wir  schließen,  daß  gerade 
die  mächtigsten  der  Bildungen,  welche  z.  B.  Grabau  als  fossile  Delta- 
bildungen ansieht,  gar  nicht  mit  Sicherheit  mit  dem,  was  wir  Delta 
nennen,  parallelisiert  werden  können,  sondern  terminale  Flußablagerungen 
auf  sinkendem  Grund  darstellen  mögen,  die  vielleicht  niemals  ein  eigent- 
liches Delta  gebildet  haben,  da,  wie  Credner  u.  a.  mit  Recht  bemerkt 
haben,  negative  Strandverschiebungen  der  Ausbildung  von  Delten  entgegen- 
arbeiten.   Und  wenn  wir  als  Definition  des  Deltas  bei  Grabau  lesen: 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  nnd  die  hierdurch  erzengten  Bildungen  123 


„Deltas  are  the  terminal  deposits  of  rivers",  so  erkennen  wir  nnnmehr, 
daß  diese  Definition  viel  zu  weit  ist  und  man  mit  dem  Attribut  „  fossile 
Deltasedimentew  sparsamer  umgehen  sollte,  als  jene  amerikanischen 
Autoren  wollten,  und  wie  es  auch  bei  uns  überhand  zu  nehmen  droht. 

Die  Deltasedimente 

Über  die  Zusammensetzung  der  heutigen  Deltasedimente  wissen 
wir  verhältnismäßig  wenig.  Was  die  Korngröße  anbetrifft,  so  finden 
sich  alle  Zwischenstufen  zwischen  den  feinsten,  flockigen  Schlamm-  und 
Schlickteilchen  bis  zu  gröberen  Sanden,  Kiesen  und  Geröllen.  Die 
Korngröße  hängt  bis  zu  gewissem  Grade  von  der  Flußlänge  ab.  Die 
Sinkstoffe,  welche  der  Mississippi  mit  sich  führt,  bestehen  bei  gewöhn- 
lichem Wasserstand  aus  so  winzigen  Teilchen,  daß  sein  Wasser  wochen- 
lang stehen  kann,  ohne  daß  sich  alle  schwebenden  Teilrhen  zu  Boden 
senken.  Anderseits  fehlen  gröbere  Geschiebe  nicht  in  solchen  Meeres- 
deltas, deren  zugehörige  Flüsse  nur  eine  geringe  Stromlänge,  aber  ein 
beträchtliches  Gefälle  besitzen. 

Die  mineralogische  Zusammensetzung  der  klastischen  Komponente 
ist  sehr  verschieden.  Daß  aber  in  den  Sanden  Quarz  überwiegt,  bedarf 
keiner  Erklärung. 

Verkittung  von  Sand  zu  Kalksandsteinen  wird  aus  dem  Rhone-Delta 
beschrieben.  Feste  kalkige  Gesteine  sollen  sich  auch  am  Boden  des  Adria- 
tischen  Meeres  vor  der  Mündung  des  Po  absetzen.  „In  noch  ausgedehnterem 
Maßstabe  geht  die  Abscheidung  von  Kalkcarbonat  an  der  Südküste  von 
Kleinasien  vor  sich,  wo  sich  sowohl  Travertinc  wie  kalkige  Sandsteine  und 
Conglomerate  an  den  Mündungen  der  Flüsse  bilden"  (Credner).  Es  mag 
aber  dahingestellt  bleiben,  ob  hierfür  mehr  ein  Kalkgebalt  des  Flußwassers 
als  relativ  hohe  Wassertemperatur  und  Verwesung  organischer  Substanz 
unter  Bildung  von  (NH«)HCOs  als  kalkfällendem  Mittel  von  Bedeutung 
ist;  jedenfalls  erinnert  die  Verfestigung  der  Flußbarren  vor  den  Delta- 
flüssen der  kleinasiatischen  Küste  sehr  an  oben  erwähnte  ähnliche  Er- 
scheinungen an  den  „Steinriffen"  der  Brasilianischen  Küste,  mit  denen 
auch  J.  C.  Branner  einen  Vergleich  zog. 

In  Deltasedimenten  sehr  verbreitet  ist  pflanzliches  Material,  ganz 
abgesehen  von  der  fein  verteilten  organischen  Substanz,  welche  die 
meisten  feinkörnigeren  Deltabildungen  dunkel  färbt.  Beträchtliche  Treib- 
holzraengen  finden  ihren  Absatz  im  Delta  des  Mississippi.  Massen  von 
verkohlendem  Treibholz  enthält  auch  das  Delta  des  Mackenzie-Flusses 
am  nördlichen  Eismeer.  Durch  Verlandung  von  Deltaseen  mit  autoch- 
thoner  Vegetation  erklärt  sich  das  häufige  Vorkommen  von  Torf  in  Delten; 
auf  die  Bedeutung  dieser  Erscheinung  für  die  Bedingungen  in  paralischen 
Kohlenbecken  sei  nur  nebenbei  hingewiesen. 


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124 


Die  jungen  Meeressedimente  and  ihre  Bildung  . 


Von  tierischen  Resten  sind  in  Deltabildungen  die  Schalen  und 
Gehäuse  von  Mollusken,  sowohl  marinen,  wie  brackischen  und  Süßwasser- 
formen, vergleichsweise  häufig;  daneben  kommen  auch  Landschnecken 
vor.  Nicht  selten  sind  auch  Skelettreste  von  Krokodilen  und  Schildkröten, 
neben  den  eingespülten  Knochen  von  Warmblütern,  wie  im  Delta  des 
Sambesi  und  des  Ganges. 

Der  innere  Bau  der  Deltas 

Über  den  iuueren  Bau  der  marinen  Deltas  wissen  wir  relativ  wenig. 
Als  einfaches  Schema  für  den  Bau  von  Delten  überhaupt  wird  im  all- 
gemeinen eine  Gruppierung  der  Schichten  nach  der  Dreizahl  an- 
genommen1''7): 1.  die  Bodenschichten,  die  sich  der  Bodenform  anschmiegen 
(„bottomset  beds"),  2.  die  Mittelschichten,  „Schüttschichten"  (G.  Braun), 
oder  „Stirnabsätze- 158)  (=  Joreset  beds"),  welche'als  „Schrägschichten" l59) 
an  der  Stirn  des  Deltas  oft  mit  relativ  starken  Neigungen  aufgeschüttet 
werden,  und  endlich  die  Deckschichten  oder  Oberlagen  („topset  beds"), 
die  an  ihrer  Basis  annähernd  horizontal,  mit  ihrer  Oberfläche  etwas 
meerwärts  einfallend  darüberliegen.  Die  beiden  ersteren  sind  submarinen 
Ursprunges;  ein  Teil  der  Deckschichten  aber  ist  subaärische  Bitdung. 
Dieses  Schema,  welches  gleichzeitig  ein  ausgezeichnetes  Beispiel  für  die 
Entstehung  von  „Diagonalschichtung"  ist,  ist  aber  eigentlich  nur  in 
Seedelten  verwirklicht,  wo  in  der  Tat  Neigungen  der  aus  Kiesen  be- 
stehenden Schrägschichten  der  „Stirnabsätze"  von  35°  beobachtet  worden 
sind  (im  Durchschnitt  etwa  20 — 30°).  In  marinen  Delten  mit  ihren  in 
der  Regel  viel  feinkörnigeren  Ablagerungen  kommen  solche  Neigungen 
jedoch  so  gut  wie  gar  nicht1*0)  vor;  hier  geht  der  Absatz  vielmehr  in 
annähernd  horizontalen  Schichten  vor  sich,  ganz  im  Gegensatz  zu  dem, 
was  manche  Autoren  als  „Delta-Schichtung"  bezeichnen,  ein  Ausdruck, 
welcher  wohl  besser  durch  „Flußschichtung"  zu  ersetzen  wäre. 

Die  Entwicklung  von  Gasen  aus  Deltasedimenten  und  die  mud  lumps 

des  Mississippi-Deltas 

Innerhalb  mancher  Deltas  ist  die  Entwicklung  von  Gasen  aus 
den  den  Schlammassen  beigemengten,  sich  zersetzenden  organischen 
Substanzen  zu  beobachten181).  Brennbare  Kohlenwasserstoffgase  sollen 
nach  Cbedneb  aus  Bohrungen  im  Po-Delta  aufgestiegen  sein ;  am  äußeren 
Rande  des  Niger -Deltas  soll  sich  Schwefelwasserstoff  aus  den  Delta- 
ablagerungen entwickeln,  offenbar  infolge  der  Wechselwirkung  sich  zer- 
setzender organischer  Substanzen  mit  gelösten  Sulfaten. 

Am  auffälligsten  ist  aber  wohl  die  Gasentwicklung,  welche  im  Delta 
des  Mississippi  besonders  reichlich  in  den  sogenannten  „mud-lumps",  Auf- 
wölbungen der  vor  den  Passes  gelegenen,  schlammigen  Mündungsbarren, 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  ersseugten  Bildungen  125 

vor  sich  geht.  Nach  den  älteren  Mitteilungen  von  E.  W.  Hilgard162) 
entstammen  die  Gase  der  untersten  Schicht  der  eigentlichen  Delta- 
sedimente, 11—19  m  unter  Tage.  Man  glaubte  anfänglich,  die  aus 
den  Versuchsbohrungen  bei  New  Orleans  so  reichlich  aufdringenden 
Gase,  deren  Zusammensetzung  J.  B.  Rkight  zu  91,81  °/o  CH4,  2,97%  CO», 
5,32  %  N  und  einer  Spur  „Kohlenwasserstoff*4  ermittelte,  zu  Beleuchtungs- 
zwecken verwenden  zu  können.  Als  Zusammensetzung  des  Gases  aus 
dem  Ostkrater  von  Marindins  Lump  vor  dem  Passe  a  TOutre  gibt 
Hilgard  an  86,20°/o  CH4,  9,41  °/0  CO»,  4,39%  N.  Eine  neuere  Analyse 
der  mud-lump-Gase  von  E.  W.  Shaw163)  ergab  auch  noch  das  Vor- 
handensein von  0,  dessen  Beteiligung  Htlgard  ausdrücklich  leugnete. 
Gerade  der  vorletzt  genannte  Autor  hat  sich  aber  neuestens  speziell 
mit  den  mud  lumps  befaßt  und  eine  Erklärung  versucht,  welche  durch- 
aus im  Gegensatz  zu  der  älteren  und  am  nächsten  liegenden  Annahme 
steht,  daß  es  sich  um  Bodenauftreibungen  nach  der  Art  der  Schlamm- 
sprudel  —  die  wir  als  Inselbildner  bereits  in  Band  I  kennen  gelernt 
haben  —  handelt184). 

Die  „mud  lumps"  genannten  Inselchen  sind  Aufwölbungen  des 
Schlammbodens  meist  innerhalb  der  vor  den  „Passes"  bis  wenige  Meter 
unter  Wasser  aufragenden  Mündungsbarren.  Sie  sind  auffallenderweise 
am  zahlreichsten  auf  der  rechten  Seite  der  Mündungen,  wofür  m.  W. 
bisher  eine  Erklärung  nicht  gegeben  worden  ist;  wahrscheinlich 
handelt  es  sich  um  eine  Wirkung  der  Strömung,  da  das  ausströmende 
leichte  Flußwasser,  von  der  Erdrotation  erfaßt,  den  Weg  nach  Westen, 
d.  h.  nach  rechts  einschlagen  muß  und  hierdurch  jedenfalls  die  Bildung 
der  Sedimente  der  Mündungsbarre  unsymmetrisch  beeinflußt  werden 
dürfte.  Westsetzender  Strom  ist  in  der  Tat  in  diesen  Gegenden  durch 
die  Stromversetzungen  erwiesen.  Die  mud  lumps  erheben  sich  mit  ihrer 
abgestumpft  kegelförmigen  Spitze,  die  vielfach  einen  „ Kratersee"  be- 
herbergt, 2V2— 3  m,  seltener  mehr  über  die  Wasseroberfläche  und  zeigen, 
soweit  sie  einander  benachbart  liegen,  eine  auffällige  Gipfelhöhenkonstanz. 

Ihre  Entstehung  geht  oft  in  wenigen  Tagen  vor  sich;  andere  bedürfen 
Jahre  hierzu.  Auch  relativ  rasches  Versinken  kommt  vor;  sonst  fallen 
die  Gebilde  in  der  Regel  in  wenigen  Jahren  den  Wellen  zum  Opfer. 
Entstehung  und  Tätigkeit  der  mud  lumps  sind  besonders  aktiv  während 
und  unmittelbar  in  der  Folge  hohen  Wasserstandes. 

Ihr  Zentrum  besteht  aus  dunkelblaugrauem  Ton  und  wird  von  auf- 
gerichteten Schichten  von  Sand  und  „silf  (0,05—0,005  mm  Korngröße) 
umgeben,  die  im  allgemeinen  umlaufendes  Streichen  und  20— 45°  Neigung 
zeigen,  so  daß  Shaw  von  einem  Bysmalith-ähnlichen  Aufbau  sprechen 
konnte.  Zahlreiche  Spalten  durchziehen  die  Oberfläche.  An  diese  Spalten 
sind  die  „mud  Springs"  gebunden,  welche  Salz-  und  Schlammwasser 
neben  Sumpfgas  fördern. 


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126 


Die  jungen  Meereesedimente  und  ihre  Bildung 


Das  Vorkommen  dieser  Schlammvulkane  auf  den  Gipfeln  der  mud 
lumps  legte  nun  die  von  R.  Credner  und  vielen  anderen  gehegte  Vermutung 
nahe,  daß  das  Aufdringen  des  Sumpfgases  allein  die  Ursache  der  mud 
lump-Bildung  überhaupt  sei;  dabei  mochte  man  annehmen,  daß  dieselbe 
entweder  durch  eine  kontinuierliche  Entgasung  des  Schlammes  sich 
allmählich  nach  Art  der  gewöhnlichen  Schlammvulkane  in  Erdöl-,  bezw. 
Erdgasgebieten  aufbauen  oder  daß  größere  Ansammlungen  solchen  Gases 
unter  einer  relativ  undurchlässigen  Decke  neuen  Sediments  diese 
allmählich  zu  einer  Blase  emportreiben,  bis  letztere  zerreißt  und  die 
Gase  entweichen  können;  in  diesem  Falle  würde  es  sich  um  ein  voll- 
ständiges Analogon  zu  der  Inselneubildung  im  Ögelsee  in  der  Provinz 
Brandenburg  handeln,  die  H.  Potonie  1911  beschrieben  hat  und  auf 
welche  wir  ebenfalls  bereits  einmal  vergleichsweise  zu  sprechen  kamen. 

Nach  Shaw  würde  indessen  das  Aufdringen  der  Gase  auf  den  Rissen 
der  mud  lumps  nicht  die  Ursache  der  Aufwölbung  derselben,  sondern  nur 
eine  Begleiterscheinung  dieser  Aufwölbung  darstellen,  und  zwar  lassen 
sich  folgende  Gründe  hierfür  anführen:  1.  Die  Aufwölbung  der  mud  lumps 
geht  nicht  explosionsartig  vor  sich.  2.  Zahlreiche  Bohrungen  haben  die 
Basis  der  Tone  der  mud  lumps  erreicht,  ohne  große  Gasmengen  anzutreffen. 
3.  Die  mud  lumps  sind  stets  mit  den  Mündungen  der  „passes"  verknüpft, 
was  besonders  zu  erklären  wäre,  falls  Gase  die  Hauptrolle  spielten.  4.  Die 
leicht  beweglichen  Tonlagen  sind  in  den  mud  lumps  verdickt,  nicht  verdünnt. 
5.  Die  entweichende  Gasmenge  ist  relativ  gering.  6.  Die  gleichmäßige 
Höhe  der  mud  lumps  scheint  einem  Druckgleichgewicht  zu  entsprechen, 
was  bei  Entstehung  durch  Gasaufpressung  schwer  verständlich  wäre. 
Man  muß  Shaw  recht  geben,  daß  die  ältere  Anschauung  nicht  alle 
Eigentümlichkeiten  der  mud  lumps  erklärte;  wenn  der  Autor  demgegen- 
über jedoch  vermutet,  „that  the  mud  lumps  are  produced  by  a  gentle 
seaward  flow  of  layers  of  semifluid  clay  under  the  land  and  the  shallow 
water  near  the  ends  of  the  passes,  where  this  flow  is  opposed  by  the 
comparatively  resistant  parts  of  the  foreset  beds.  The  tendency  to  flow 
is  assumed  to  be  due  to  pressure  developed  by  constant  additions  of 
sediment.  Between  the  passes,  where  the  material  is  clayey  and  very 
yielding,  this  flow  may  reasonably  take  place  without  much  upward 
buckling  any where,  but  near  the  ends  of  the  passes,  where  wave  and 
current  action  sort  the  sediment  and  carry  away  some  of  the  fine 
particles,  leaving  the  more  resistant  material,  the  material  is  more 
sandy  and  resistant",  so  vermag  man  dieser  vom  Autor  selbst  als  vor- 
läufig bezeichneten  Hypothese  deshalb  nur  wenig  Zutrauen  entgegen- 
zubringen, da  ein  derartiges  Fließen  eine  immerhin  „flüssige14  Beschaffen- 
heit der  Masse  voraussetzen  ließe,  die  ein  Aufstauen  bis  mehrere  Meter 
Uber  den  Wasserspiegel  nicht  zulassen  würde,  zumal  in  dem  so  absolut 
niedrig  gelegenen  Gebiet  der  hierzu  nötige  hydrostatische  Druck  fehlen 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  127 

würde.  Uud  so  gelangen  wir  dazu,  zu  der  alten  Anschauung  von  Lyell 
und  Hilgard  zurückzukehren,  wonach  es  sich  um  den  bestimmt  lokali- 
sierten Ausgleich  eines  Druckes  handelt,  der  von  den  höheren  Sediment- 
lagen auf  die  tieferen  Lagen  ausgeübt  wird,  aber  ohne  spontanes 
Schlammfließen  über  größere  Regionen;  wenn  Shaw  hiergegen  anführt, 
daß  die  tieferen  Lagen  keineswegs  plastischer  seien ,  als  die  höheren, 
sondern  ebenso  aus  abwechselnden  Schichten  verschiedener  Korngröße 
beständen,  so  wendet  er  sich  eigentlich  gegen  seine  eigene  Hypothese, 
die  ja  eiu  Fließen  von  Schlamm  in  noch  viel  größerem  Maßstabe  an- 
nimmt. Wie  aber  die  Aufstauung  des  Haffmergels  unter  dem  Druck  der 
Wanderdüne  auf  der  Kurischen  Nehrung  auch  nur  auf  lokalen  Druck 
zurückgeht,  so  glaubten  wir  auch  für  die  mud  lumps  eine  der  Hilgard- 
schen  näherstehende  Anschauung  vorziehen  zu  sollen.  Daß  dichtgepackte 
Sandschichten  für  Gase  relativ  undurchlässig  sind,  haben  Versuche  von 
Potoxie  gezeigt;  und  es  ist  sehr  leicht  verständlich,  daß  dort,  wo  * 
kuppeiförmige  Aufpressungen  des  Schlammuntergrühdes  überhaupt  erst 

.  einmal  stattfanden,  sich  nicht  nur  die  plastischeren  Materialien  verdicken 
müssen,  sondern  sich  auch  die  im  Schlamm  sich  entwickelnden  Gase 
besonders  ansammeln  werden,  deren  Vorkommen  ja  überall  in  der  Erd- 
rinde an  die  Antiklinalen  gebunden  ist.  Das  Nachdringen  des  plastischen 
Schlammes  erklärt  aber  einmal  die  größere  Mächtigkeit  desselben  an 
Stelle  der  mud  lumps,  zum  anderen  bedingt  es  die  Stabilität  derselben, 
soweit  solcher  Schlamm  an  Stelle  entwichener  Gase  getreten  ist;  die 
Anreicherung  der  Gase  aber  dürfte  das  Gewicht  einmal  aufgewölbter 
Partien  erleichtern  und  so,  wenn  auch  indirekt,  zur  Verstärkung  der 
Aufwölbung  beitragen,  wie  das  schon  Lyell  annahm.  Möglicherweise 
findet  aber  vor  den  Mündungen  der  „passes"  eine  verstärkte  Gasbildung 
im  Schlamm  statt,  weil  hier  infolge  der  Vermischung  von  Süß-  und 
Meerwasser  besonders  viel  planktonisches  Leben  absterben  dürfte  und 

.zudem  sich  auf  den  Mündungsbarren  besonders  viele,  bald  in  Zersetzung 
geratene  pflanzliche  Substanzen,  Zweige,  Blätter,  Früchte  usw.  anhäufen. 
Wenn  aber  die  Anschauung  Hilgards,  daß  stärkere  Tiefenerosion  des 
Flußwassers  für  die  lokalisierte  Aufhebung  des  Drucks  der  überlagernden 
Sedimente  (und  nachträgliche  Aufwölbung)  verantwortlich  zu  machen 
sei,  nicht  auf  alle  mud  iumps,  wie  Shaw  bemerkt  hat,  zutrifft,  so  spricht 
doch  auch  die  erhöhte  Tätigkeit  derselben  während  und  nach  Hochwasser 
für  die  Wirksamkeit  des  Druckes  von  oben.  Ob  hierbei  als  Druck- 
erzeuger die  Mündungsbarre  selbst  oder  ob  auch  anderseits  Entlastungen 
durch  Abrutschen  übersteil  sedimentierter  Schlammböschungen  eine  Rolle 
spielen,  das  muß  vollkommen  dahingestellt  bleiben,  und  es  ergibt  sich 
hieraus,  daß  die  mud  lumps  des  Mississippi- Deltas  ein  wahrscheinlich 
sehr  kompliziert  bedingtes  Phänomen  darstellen,  dessen  volles  Ver- 
ständnis erst  die  Zukunft  bringen  mag.  Vermutlich  ist  weder  Hilgards 


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128 


Die  jungen  Heeressed imente  und  ihre  Bildung 


noch  Shaws  noch  Credners  (um  nur  einen  Vertreter  anzuführen)  An-  . 
schauung  richtig,  sondern  eine  Kombination  aller  dreier  Hypothesen  wird 
den  Tatsachen  zurzeit  noch  am  ehesten  gerecht. 

Danach  darf  trotz  der  Arbeit  von  Shaw  eine  Nachuntersuchung 
der  mud  lumps,  und  zwar  möglichst  während  der  Zeit  ihres  Aufbaus 
durch  erhöhte  Tätigkeit,  als  äußerst  wünschenswert  bezeichnet  werden. 

Die  Bedingungen  der  Deltabildung 

Zur  Vervollständigung  unserer  Darstellung  über  die  Deltas  mag 
kurz  hinzugefügt  sein,  welche  Bedingungen  als  wesentlich  für  die  Ent- 
stehung derselben  zu  gelten  haben.  Credner  kam  zu  dem  Resultat, 
„daß  der  Sedimentführung  der  Flüsse,  der  Stromgeschwindigkeit  der 
letzteren,  den  Tiefenverhältnissen  vor  den  Flußmündungen,  der  mechani- 
.  sehen  Tätigkeit  des  Meeres  in  ihrem  Einflüsse  auf  die  Deltabildung  eine 
nur  lokale  Bedeutung  beigemessen  werden  kann,  daß  es  hingegen 
säkulare  Hebungen  der  Festlandsküsten  nnd  die  Erniedrigung  des 
Wasserstandes  von  Binnenseen  sind,  unter  deren  Einfluß  die  An-  • 
schwemmungen  der  Flüsse  trotz  sonst  vorhandener  ungünstiger  Ver- 
hältnisse zu  Deltas  über  den  Wasserspiegel  hervortreten,  während  im 
Gegenteile  Senkungen  der  Meeresküsten  und  Erhöhung  des  Wasser- 
spiegels in  Binnenseen  die  Bildung  von  Deltas  an  ausgedehnten  Küsten- 
strichen der  Festländer  und  an  den  Gestaden  mancher  Binnenseen 
verhindern  und  früher  an  denselben  entstandene  Deltas  unter  den  Fluten 
wieder  verschwinden  lassen".  Indessen  wäre  es  unrichtig,  nunmehr 
jedes  Delta  auf  eine  negative  Strandverschiebung  zurückzuführen ;  denn, 
wie  Scpan  treffend  bemerkt  hat,  sind  gerade  gewisse  typische  Hebungs- 
gebiete, wie  die  pazifische  Küste  der  neuen  Welt  oder  das  Mündungs- 
gebiet des  Amurs  frei  von  Deltas.  Ferner  hal>en  die  bereits  erwähnten 
Bohrungen  im  Nildelta  von  ca.  38  m  bis  über  100  m  Tiefe  unter  dem 
Meeresspiegel  Lagen  grober  Sande  und  Kiese  angetroffen,  zu  deren. 
Bildung  eine  30 — 90  m  höhere  Lage  des  Landes  erforderlich  scheint, 
so  daß  die  Bildung  der  jetzigen  Deltaablagerungen  mit  einer  positiven 
Strandverschiebuug  begonnen  hätte;  und  F.  W.  Paul  Lehmann165) 
konnte  noch  kürzlich  ein  recht  beträchtliches  Wachstum  des  Donau- 
Deltas  trotz  positiver  Strandverschiebung  feststellen.  Anderseits  ist  das 
Auftreten  von  „Baumstämmen  in  ungestörter  Lagerung14  und  von  Torf- 
lagern nur  mit  Vorsicht  für  ähnliche  Schlüsse  zu  verwerten,  denn  erstere 
könnten  sehr  wohl  allochthon  verfrachtet  und  in  jener  Stellung  sedi- 
mentiert  sein,  Torflagen  erfahren  aber  bekanntlich  bei  Bedeckung  mit 
jüngerem  Sediment  Zusammenpressungen:  zudem  müssen  auch  die 
Schlammablagerungen  der  Deltas  selbst  erheblich  in  sich  zusammen- 
sinken, da  ihr  Wassergehalt  mit  der  Zeit  ausgepreßt  wird;  es  müßten 
solche  Torflager  also  immerhin  in  recht  erheblichen  Tiefen  gefunden 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  129 


werden,  wenn  sie  für  eine  positive  Straudverschiebung  beweiskräftig 
sein  sollen.  Nach  alledem  wird  es  für  die  einzelnen  Deltas  besonderer 
Untersuchungen  bedürfen,  um  die  Bedeutung  der  verschiedenen  fördern- 
den und  hemmenden  Faktoren  klar  zu  stellen.  Daß  positive  Strand- 
verschiebungeu  die  Mächtigkeiten  sich  bildender  Deltas  günstig  beein- 
flussen müssen,  mag  immerhin  im  Hinblick  auf  früher  Gesagtes  hervor- 
gehoben sein;  aber  es  wird  in  jedem  einzelnen  Falle  von  dem  Verhältnis 
des  Senkuugsbetrages  zur  Mächtigkeit  der  Deltaanfschüttung  abhängen,  oh 
das  Delta  ein  unterseeisches  bleibt  oder  sich  bis  über  den  Meeresspiegel 
aufbaut.  Auf  alle  Fälle  dürfte  die  zwiefache  Fazies  der  Flußmündungen, 
von  der  wir  ausgegangen  sind  und  die  schon  ('redner  unterscheidet, 
das  Ästuar  und  das  Delta  (einschließlich  der  unterseeischen  Deltas) 
scharf  auseinander  gehalten  werden  müssen. 

Di©  Bedeutung  der  Mangrove. Vegetationen  ftlr  den  Sehllckabsntz 

an  tropischen  Klinten 

Unübertreffliche  Schlickfänger,  besonders  auch  in  Flußmündungen, 
sind  die  Mangrovedickichte  tropischer  Küsten.  Über  die  Biologie  dieses 
Strand-  oder  Flutgehölzes  aus  Sträuchern  und  niederen  Bäumen,  die 
durch  reiche  Ausbildung  von  Stelzwurzeln  etwas  strauchartig  werden, 
entnehme  ich  einer  neueren  Darstellung  von  E.  Rübel1"*)  Folgendes: 

„Die  Stelzwurzeln  dienen  zur  Befestigung  in  dem  losen  Schlamm, 
indem  dieses  Gehölz  nur  bei  Ebbe  ganz  aus  dem  Wasser  auftaucht,  bei 
Flut  erheben  sich  nur  die  Kronen  über  die  Wasserlinie.  Das  salzige 
Meerwasser  macht  den  Staudort  physiologisch  trocken,  daher  zeigen 
diese  Gewächse  auch  xerophytisehe  Anpassungen.  Dem  Sauerstoffmangel 
im  Schlammboden  entsprechen  die  Pneumatophoren ,  vertikal  empor- 
gerichtete, spargelartige  Gebilde,  die  in  die  Luft  hinausragen.  Die 
Sicherung  der  Keimung  an  dem  ungünstigen  Standort  ist  eine  ganz 
eigenartige.  Bei  Rhizophora  z.  B.  ist  hochgradige  Viviparie  ausgebildet. 
Aus  der  nußgroßen  Frucht  wächst  bei  der  Reife  ohne  Ruheperiode  der 
Keimling  heraus,  bei  Rhizophora  bis  zu  60  cm,  bevor  er  abfällt.  Dieser 
schwere  Keimling  bohrt  sich  beim  Abfallen  in  den  Schlamm  und  wächst 
sehr  rasch  an.  Diesen  schwierigen  Bedingungen  sind  nur  wenige  Arten 
gewachsen,  wir  zählen  deren  nur  26  (4  aus  dem  Westen,  22  aus  dem 
Osten).  Die  Assoziation  der  amerikanischen  Mangrove  besteht  aus 
Rhizophora  Mangle,  der  Combretacee  Laguneularia  racemosa  und  den 
Verbenaceen  Avicennia  tomentosa  und  A.  nitida.  Am  weitesten  ins 
Wasser  dringt  Rhizophora  Mangle  ein,  bildet  also  den  Pionier  der 
Gesellschaft.  Die  Assoziation  besiedelt  die  tropischen  Schlammstrande 
und  dringt  an  der  Küste  nordwärts  bis  Südflorida  (27°  bis  28°  n.  Br.) 
vor."  Einen  noch  weiter  nördlich  (32°  N)  gelegenen  Vorposten  dieser 
den  Strand  wind-  und  wellengeschützter  Buchten  und  Lagunen  mit 

Andrer.  Geologie  de«  Meeresboden».  II.  f> 


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130 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


einem  dunkelgrünen  Band  einsäumenden,  einförmigen  Pflanzenbestiinde 
bilden  die  Bermudas. 

Die  viel  reichere  östliche  Mangrove,  die  man  als  Rhizophoretum 
mucronatae  bezeichnen  kaun,  hat  ihr  Zentrum  in  Hinterindieu  und  dem 
Malayischen  Archipel;  die  letzten  verarmten  Ausläufer  reicheu  bis  Süd- 
japan (Rhizophora  mucrouata  bei  32"  n.  Hr.,  Kagoshima  auf  Kiushin), 
Avicennia  offieinalis  bis  Neuseeland,  wo  sie  zum  niedrigen  »Strauch 
geworden  ist.  Neben  den  genannten  Arten  kann  auch  Souneratia  acida 
zum  Dominieren  kommen,  an  anderen  Stellen  die  graue  Avicennia  offi- 
cinalis  var.  alba.  Der  südlichste  Punkt,  wo  Mangrove  gefunden  wird, 
ist  wohl  die  Chatham-lnsel  (44°  s.  Br.)  östlich  von  Neuseeland. 


Fig.  48. 

4  Mangrovefrüchte  und  junge  Mangroven  in  verschiedenen  Altersstadien,   '/to  nat.  Grotte. 
Nach  Th.  W.  VaUGHAM  in  Sinithsonian  Mise.  Coli.  vol.  52.  S.  462,  Fig.  79,  80. 

Anschauliche  Schilderungen,  in  welcher  Weise  der  „Gezeitenwald*4 
zum  Festhalten  von  Sediment  und  zur  Neubildung  von  Land  befähigt  ist, 
verdanken  wir  L.  Agassiz  in  seinem  großen  Bericht  über  die  Florida- 
Riffe  und  Al.  Agassiz  im  „Blakeu-Werk,  eine  kürzere  Mitteilung  und 
ausgezeichnete  Abbildungen,  die  auch  die  Entwicklung  der  Pflanzen  von 
Jugend  auf  darstellen,  Th.  W.  Vaughan187).  „The  fruit  of  the  mangrove 
(Rhizophora  mangle  Linn.)  is  an  elongate  body,  from  six  inches  to  a 
foot  long,  about  half  an  inch  thick,  with  a  pointed  distal,  and  an 
enlarged  and  heavy  proximal  end,  the  calyx  still  adhering  to  the  latter. 
(Fig.  48.)  These  cigarrshaped  bodies  drop  into  the  water  and  are  carried 
hither  and  thither  by  the  waves  and  currents,  to  settle  on  auy  soft  bottom 
where  the  water  at  low  tide  does  not  exceed  about  one  foot  in  depth. 
They  sprout  and  quickly  take  rout"  (Vaughan).  „Upon  the  flats  which 
have  reached  the  surface  of  the  sea  the  young  mangrove  plants  drift 


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Die  am  Stran'le  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  131 


in  immense  quantities  ;  they  float  vertically,  and  when  onee 

stranded  soon  work  their  way  into  the  soft  mud  of  the  flats,  and  take 
root,  sending  out  shoots  in  all  directions.  The  new  stem  rises  rapidly, 
sending  down  new  shoots  to  the  ground  from  higher  points,  forming 
thus  au  arch  of  roots  from  wliich  spread  the  branches  of  the  mangrove 
trees.  (Fig.  49.)  Around  such  a  nucleus  additional  sand  and  mud  soon 
collect,  and  gradnally  build  up  extensive  islands,  covered  with  a  thick  t angle 
of  mangroves  and  other  plauts"  (A.  Agassiz).  (Fig.  50.) 


Fig.  4<J. 

Mangrove.    Pigeon  Key,  Florida.    Nach  Th.  W.  Vaughan  in  Smithsonian  Mise.  Coli. 

vol.  52.  Tafel  XLIX,  Fig.  1. 

E.  Werth1*"),  der  sich  besonders  mit  der  östlichen  Mangrove  beschäf- 
tigt hat,  bemerkt  übrigens,  daß  die  Stelzwurzeln  keine  absolute  Vorbedingung 
für  Mangrove  sind;  „sie  kommen  nur  den  Rhizophoraceen  zu,  fehlen  aber  den 
Mitgliedern  aus  anderen  in  der  Mangrove  vertretenen  Pflanzenfamilien.  In 
der  ostafrikanischen  Mangrove  ist  Sonneratia  caseolaris  der  stattlichste 
Baum,  welcher  auch  bis  in  das  tiefere  Wasser,  fast  so  weit  wie  Rhizoplmra 
mucronata,  vordringt.  Er  besitzt  ebensowenig  Stelzwurzeln,  wie  Avi- 
cennia  officinalis,  einer  der  häufigsten  Mangrovebäume,  der  dadurch 
besonders  wichtig  ist,  daß  er  die  Formation  allein  weit  über  die 
Grenzen  der  Tropen  hinaus  ausdehnt;  er  kommt  nordwärts  bis  zum 
Sinai  vor-,  und  im  Süden  beobachtete  ihn  Werth  noch  in  der  Gegend 
von  Sydney  (Australien)  in  34°  südlicher  Breite. 

Im  übrigen  darf  die  uns  hier  vor  allem  interessierende  Wirkung 
der  Mangrove-Vegetationen  auch  nicht  überschätzt  werden.   Wo  Wind, 

9* 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Wellen  und  Brandung  zu  heftig  sind,  vermag  auch  die  Mangrove  keinen 
Landgewinn  zu  erzeugen;  ihr  grünes  Band,  dessen  Breite  sehr  wechselnd 
ist  und  bisweilen  mehrere  Kilometer  betragen  kann,  umsäumt  besonders  die 
geschützteren  Buchten  und  Lagunen  und  zieht  sich  in  die  Krieks  ein- 
mündender Flüsse  hinein,  soweit  in  denselben  durch  die  eindringende 
Flut  eine  dauernde  Vermischung  mit  Salzwasser  gewährleistet  ist. 
H.  Gehxe1"9),  der  die  Mangroveküste  Kameruns  bereiste,  betrachtet 
die  Mangrove  daher  auch  weniger  als  Schlammfänger  denn  als  Schlamm- 
beTestiger,  und  dem  entspricht  es,  wenn  an  vielen  Stellen  „die  Anschwem- 
mung selbst  bereits  erheblich  der  Mangrovebewachsung  vorausgeeilt"  ist. 


Fig.  50. 

Mangrove-Vegettttion  bei  New  Cut,  Ostufer  der  Biscayne-Bai,  gegenüber  Miami,  Florida. 
Nach  Th.  W.  Vai  ohan  in  Smithsoniun  Mise.  Coli.  vol.  52.  Tafel  XLVI1I,  Fig.  2. 

Der  Schlamm,  eleu  die  Mangrove  festhält,  bezw.  befestigt,  ist  je 
nach  der  Herkunft  verschieden.  Weicher,  heller  Riffdetritus  ist  das 
Substrat,  in  dem  die  Mangrove  von  Florida  gedeiht,  die  Keys  vergrößert 
und  neue  bildet.  Schwarzer  stinkeuder  Schlamm  erfüllt  die  Krieks  der 
Kameruuküste,  in  denen  GüHNE  Mangrove  wachsen  sah.  Aber,  wo 
Flüsse  aus  festländischen  Lateritgebieten,  wie  der  Tocantins  an  der 
Küste  von  Brasilien,  dicke  rötlich  gelbe  Lehmwolkeu  seewärts  hinaus- 
wälzen, fand  Krümmel  auch  den  Schlick  zwischen  den  Mangrovewurzeln 
heller  gefärbt. 

Schlickbildung  durch  S«>cgrns-  und  TnngwicNcn 

Wie  die  eigentlich  festländischen  Pflanzen  der  tropischen  Mangrove- 
gehölze  au  die  periodische  Benetzung  ihres  Fußes  durch  das  Meerwasser 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  133 

angepaßt  sind,  so  sind  anderseits  auch  unter  den  Wasserpflanzen  solche 
vorhanden,  welche  zeitweilig  ohne  jeden  Schaden  außer  Wasser  zu  leben 
vermögen,  wie  es  eben  der  Aufenthalt  in  der  Gezeitenzone  mit  sich 
bringt.  Hierher  gehören  besonders  Seegräser  (Zostera  usw.)  und  Tang- 
arten (wie  Fucus). 

In  welcher  Weise  diese  Pflanzen,  indem  sie  einerseits  die  Kraft  der 
Wogen  dämpfen  und  damit  die  abradierende  Tätigkeit  der  Brandung 
abschwächen,  anderseits  aber  auch  schlammige  Bestandteile  festhalten, 
die  Verhältnisse  vieler  Häfen  z.  T.  günstig,  z.  T.  ungünstig  beeinflussen, 
hat  schon  N.  S.  Shaler170)  geschildert. 

Charles  Barsois17')  beschrieb  unter  der  Einwirkung  solcher 
Pflanzenbestände  erfolgte  torfige  Schlammbildungen  (vases  tourbeuses), 
welche  an  der  Westküste  der  Bretagne  in  der  Gezeitenzone  des  kleinen  insel- 
reichen Küstenmeeres  Morbihan  sich  bilden.  Man  findet  dort,  ebenso  wie  z. 
B.  im  Hordwestdeutschen  Wattengcbiet,  Seegras-,  und  zwar  meist  Zostera- 
Felder  mit  reichem  tierischen  Leben  von  Anneliden,  sowie  zahlreichen 
anderen  skelettarmen  Organismen.  Das  Seegras  bildet  lange  Wurzeln,  mit 
denen  es  sich  im  Schlamme  stark  verankert,  und  wächst  in  ausgedehnten 
Feldern,  sogenannten  Wiesen,  auf  einem  Schlick,  der  stellenweise  bei  jedem 
Niedrigwasser  trocken  läuft.  Es  genügt  diesen  Pflanzen  zur  Lebens- 
erhaltung, bei  jeder  Flut  vorn  Meerwasser  bedeckt  zu  werden,  so  daß 
sich  die  schlickigen  Untiefen  gelegentlich  in  dichtbestandene  wiesenartige 
Vegetationsdecken  verwandeln.  Diese  von  Seegras  gebildeten  Teppiche 
vermindern  die  Gewalt  des  bewegten  Meerwassers,  und  jede  Flut  gibt 
infolgedessen  die  in  ihr  enthaltenen  suspendierten  Schlickteilchen  ab. 
Gleichzeitig  werden  herbeigesch  wem  inte  Teile  von  Organismen,  wie 
allerhand  Treibholz  usw.  angereichert  und  abgelagert,  so  daß  die  Seegras- 
vegetation nicht  nur  den  Boden  verfestigt,  sondern  auch  durch  das 
Festhalten  vou  neuem  Sedimentmaterial  zur  Bodenaufhühung  beiträgt. 
Das  durch  die  Seegrasfelder  hindurchstreichende  Wasser  wird  also  gleich- 
sam filtriert;  die  ständige  Wiederholung  dieses  Vorganges  aber  erhöht  nach 
und  nach  den  Boden,  so  daß  die  Seegrasvegetatiou,  welche  ursprünglich 
nur  ausnahmsweise  vom  Wasser  verlassen  wurde,  nunmehr  täglich  für 
längere  Zeit  trocken  liegt:  und  so  nimmt  die  Erscheinung  ihren  Fort- 
gang, bis  schließlich  die  Pflanzen  verkümmern,  ihre  sonst  mehrere 
Meter  langen  Blätter  auf  nur  einige  Zentimeter  reduziert  werden  und 
schließlich  nur  noch  lockere  Bestände  vorhanden  sind.  Darauf 
stellen  sich  dann  wohl  Landpflanzen  ein,  welche  ein  Strandmoor 
einzuleiten  vermögen,  dessen  Oberfläche  schließlich  über  dem  üblichen 
Wasserstandsniveau  liegt,  wodurch  weiterhin  auch  Baumwuchs  ermöglicht 
wird.  Nicht  selten  haben  sich  Dünen  über  solchen  Mooren  angehäuft. 
Wo  die  Uuterlage  dieser  Dünen  entblößt  ist,  findet  man  schwarzen 
Sclüick,  reich  an  organischem  Material  und  darunter  noch  erkennbaren 


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134 


Die  jungen  Meereasedimente  und  ihre  Bildung 


Resten  der  Blätter  und  Rhizome  des  Seegrases,  vermischt  mit  zahl- 
reichen anderen  pflanzlichen  Resten.  In  dieser  Weise  sind  nach  Barrois 
viele  Küstenmoore  der  Bretagne  entstanden,  und  manche  der  an  den 
französischen  Küsten  beobachteten,  jetzt  wieder  vom  Wasser  bedeckten 
alten  Waldbüden,  die  sich  durch  Baumstämme  unter  Wasser  zu  er- 
kennen geben,  mögen  an  ihrer  Basis  solche  schlickige  Torfbildungen 
enthalten.  Hier  handelt  es  sich  also  —  im  Gegensatz  zu  den,  wie  früher 
mitgeteilt  wurde,  die  meisten  Torfgerölle  unserer  Küsten  liefernden 
limnischeu  Torfen  —  um  echten  Meertorf.  Bei  den  vielen  Tierresten 
und  Kleinalgen,  welche  bei  der  Ablagerung  dieser  Seegrasschlicke  mit- 
wirken, entsteht  ein  sowohl  Sapropel,  wie  auch  Humus  enthaltendes 
Sedimeut. 

Hauptbedinguug  für  die  Entstehung  dieses  Schlicks  ist  die 
Vorliebe  der  Seegräser,  auf  schlammigen)  Boden  zu  wachsen.  Hier  aber 
finden  sie  sich  nach  P.  Ascjiersox  172)  einerseits  meist  nur  bis  zu  einer 
Tiefe  von  10  m,  anderseits  treten  sie  mit  Vorliebe  in  die  brackischen 
Küsteugewässer,  Flußmündungen,  Lagunen  usw.  ein,  wo  vor  allem  der 
Schutz  vor  der  Brandung  und  der  schlammige  Grund  ihr  Gedeihen 
begünstigen,  uud  gehen  bis  in  die  Gezeitenzone,  also  auf  den  Schlamm- 
Strand  hinauf.  Bemerkenswert  ist,  daß  sie  selbst  unter  der  heißen 
Tropeusonne  z.  B.  von  Borneo  und  Madagaskar  eine  stundenlange  Ent- 
blößung von  Meerwasser  ohne  Schaden  ertragen.  H.  Potonie173),  der 
diese  Beobachtungen  über  die  Entstehung  von  Seegrasschlicken  bereits 
verwertete,  hat  eingehend  geschildert,  wie  die  so  allmählich  aufgehöhten 
Schlickflächen  nach  und  nach  mit  verschiedenen  Pflanzen  besiedelt  werden, 
um  schließlich  Marschen  zu  bilden;  doch  fallen  diese  Beobachtungen 
schon  aus  dem  Rahmen  unseres  Themas  heraus. 

Hier  mag  indessen  darauf  hingewiesen  werden,  daß  auch  Tange, 
welche  im  Gegensatz  zu  Zostera  nicht  auf  Schlick-,  sondern  auf  Felsbodeu 
wachsen,  am  Felsstrand  häufig  große  bei  Ebbe  trocken  fallende  Bestände 
bilden.  Das  gilt  insbesondere  für  die  schon  früher  erwähnten  Fels- 
watten der  Fundy-Bai  (vergl.  auch  Fig.  23  auf  S.  50).  Hier  wirken 
diese  Tangbestände,  wo  sie  geschlosssen  auftreten,  als  recht  wirksamer 
Schutz  nicht  nur  gegen  die  Abrasion  der  Brandungswelle,  sondern  auch 
gegen  die  Eiuwirkuug  des  Spaltenfrostes,  der  in  diesen  Küstengegenden 
die  regelmäßig  benetzten  freien  Felsflächen  der  Straudpartien  in  der 
kalten  Jahreszeit  außerordentlich  stark  angreift.  Wiesenartige  Felder 
von  Fucus  serratus  auf  den  zur  Ebbezeit  aus  dem  Wasser  hervorragenden 
Riffen  vor  Helgoland  hat  u.  a.  H.  Potoxie  mehrmals  geschildert. 

Schliekbilduntrcn  in  Lajfiineu  von  Korallenriffen 

Es  ist  leicht  verständlich,  daß  die  Art  der  klastischen  litoralen 
Schlammsedimcnte  von  der  Art  des  aufbereiteten  Materiales  abhängig  ist. 


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Die  am  Strande  wirkenden  KrMfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  135 

Joh.  Walther  sah  im  Schutze  der  Korallenriffe  des  Roteu  Meeres 
stellenweise  einen  zähen  gelblich  grauen  Tonbrei  Strand  und  Buchten 
erfüllen.  Ein  feiner  weicher  Kalkbrei  ist  das  Sediment  der  Lagunen 
der  Korall  engebiete  der  Südsee.  „Im  Hafen  von  Tongatabu  ist  er 
bläulich,  thonig,  auf  den  Malediven,  Keeling  Atoll,  Marshallinseln  und 
Bermudas  ist  es  Sand  und  weicher  Thon.  Auf  Keeling  Atoll  besteht  die 
Hälfte  der  Lagunenfläche  aus  Korallen,  die  andere  Hälfte  aus  Schlamm; 
so  lange  das  Sediment  naß  war,  erschien  es  kalkig,  nach  dem  Trocknen 
aber  sandig.  Große  weiße  Bänke  von  sandigem  Schlamm  kommen  an 
der  Südostküste  der  Lagune  vor  und  bieten  eine  dicke  Vegetation  von 
Seegras  den  darauf  weidenden  Schildkröten  dar.  Der  Schlamm  war 
durch  huraose  Beimengungen  mißfarbig,  löste  sich  aber  in  Säuren  ganz 
auf.  Der  Lagunenschlamm  der  Bermudas  wurde  von  erfahrenen  Geologen 
für  Schreibkreide  gehalten.  Auf  den  Marshallinseln  fand  Chamisso  in 
den  Lagunen  große  Flächen  von  Kalkschlamm ;  ...  auf  Enderbury  war 
der  Lagunenschlamm  so  zähe,  daß  der  Fuß  30—40  cm  tief  einsank  und 
nur  sehr  schwer  wieder  herausgezogen  werden  konnte.  Nach  den  Be- 
richten des  „Challenger"  ist  der  Korallenschlamm  meist  so  zähe,  daß 
nur  selten  der  Schiffsanker  darin  schleppt." 

6.  Die  Korallenriffe 

Während  es  sich  bei  den  bisher  besprochenen  Strandablagerungen 
in  der  Hauptsache  um  Sedimente  klastischer  Natur  aus  allochthonen 
Komponenten  handelte,  wären  nunmehr  einige  besonders  für  den  Geologen 
wichtige  Ablagerungen  zu  behandeln,  deren  Komponenten  im  wesentlichen 
autochthon  sind:  Vor  allem  die  Korallenriffe  und  verwandten,  haupt- 
sächlich aus  benthonischen  Organismen  aufgebauten  Bildungen. 

Es  kann  kein  Zweifel  darüber  bestehen,  daß  die  Korallenriffe  mit  dem 
größten,  ständig  unter  dem  Ebbeniveau  befindlichen  Teile  ihrer  Masse  nicht 
eigentlich  zu  den  Strand-,  sondern  zu  den  Schelfablagerungen  zu  rechnen 
sind.  Indessen  besitzen  sie,  wenn  man  sie  mit  der  Gesamtheit  ihrer 
Masse  ins  Auge  faßt,  so  unzweifelhaft  vermittelnden  Charakter  und 
stehen  mit  ihrer  insel-,  bezw.  landbildenden  Tätigkeit  in"  solch*  enger 
Beziehung  zu  den  Randzonen  der  (tropischen)  Meere,  daß  der  hier 
geübten,  mehr  gefühlsmäßigen  Zuteilung  zu  den  Strandablagerungen, 
wie  wir  sie  auch  bei  Krümmel  finden,  eine  gewisse  Berechtigung  nicht 
abzusprechen  sein  dürfte. 

Einen  Markstein  in  der  Geschichte  von  der  Lehre  über  die  Korallen- 
riffe174) bildet  Ch.  Darwcvs  bekannte  Schrift:  „On  the  Structure  and 
Distribution  of  Coral  Reefs"175).  Die  hierin  aufgestellte  Hypothese  von 
der  Beziehung  der  Riffverbreitung  zu  Senkungsgebieten  und  der  Ab- 
leitung der  verschiedenen  Riff- Formen  aus  einander  hat  vielfache 
Gegnerschaft,  auch  von  bedeutenden  Forschern,  gefunden:  doch  haben 


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136 


Die  jungen  Meeresscdimente  und  ihre  Bildung 


neuere  Untersuchungen  mit  Sicherheit  ergeben,  daß  Darwins  An- 
schauung für  viele  Fälle  zu  Recht  besteht,  während  gegenteilige  An- 
sichten, die  sich  in  der  Regel  nur  auf  die  Untersuchung  einzelner  Ge- 
biete von  oft  nicht  besonders  typischer  Ausbildung  stützten,  sehr  viel 
weniger  eine  Verallgemeinerung  vertragen. 

Die  Lebensgemeinschaft  der  Korallenriffe 

Die  Lebensgemeinschaft  der  Korallenriffe  besteht  aus  einer  sehr 
mannigfaltigen  Pflanzen-  und  Tiergesellschaft,  wobei  Korallen  keineswegs 
immer  an  Menge  soweit  überragen,  daß  man  nicht  manchmal  mit  gewisser 
Berechtigung  einen  anderen  Organismus  —  und  da  sind  es  besonders 
die  Lithothamnien  unter  den  Kalkalgen  —  als  den  eigentlichen  Gesteins- 


Fig.  51. 

Madreporenriff,  hauptsächlich  aus  ästigen  Fortneil  zusammengesetzt.  Port  Denison.  Große« 
Barrier-Riff,  Ostaustralien.    Nach  VV.  S.WILLE-Kent,  The  great  barrier  reef  of  Australia. 

1893,  Tafel  IX. 

bildner  ansprechen  könnte.  Gleichwohl  wäre  es  u.  E,  verfehlt,  solche  Riffe 
nun  nicht  mehr  Korallen-,  sondern  etwa  Kalkalgenriffe  zu  nennen,  denn 
immer  sind  es  doch,  wo  beide  Organismentypen  zusammen  vorkommen,  die 
Korallen,  welche  den  Riffen  infolge  ihrer  biologischen  Verhältnisse  ihren 
besonderen  Charakter  verleihen  uud  deren  Wachstum  und  Form  bedingen. 

Die  Riffkorallen 

Als  wichtigste  Riffbildner  unter  den  Steinkorallen  seien  die  im  kleinen 
ästig  verzweigten,  im  großen  flach  schirmförmigen  (Fig.  51)  Madreporen 
und  Pocilloporen,  sowie  die  massigen,  knolligen  oder  rasenförmigen  (Fig.  52) 
Asträen,  Poriten,  Mäandriuen  und  Fungiden  genannt.  Während  letztere 
in  verschiedenem  Maße  das  Riff  im  wesentlichen  durch  ihr  bloßes 
Wachstum  vergrößern,  vermehren  die  ästigen  Typen  die  Riffmasse  noch 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  137 


durch  das  Auffangen  des  einesteils  durch  die  Braudung,  zum  anderen 
Teile  durch  die  Lebenstätigkeit  von  Pflanzen  und  Tieren  erzeugten 
Kalkdetritus,  welcher  hierdurch  gezwungen  wird,  in  viel  steileren  Lagen 
liegen  zu  bleiben,  als  ihm  seiner  Korngrüße  nach  zukommt.  Die 
Wachstumsgeschwindigkeit  der  beiden  Typen  ist  nach  den  Zusammen- 
stellungen, die  schon  Dana  gegeben  hat,  sehr  verschieden.  Nach  Jon. 
Walther17")  wächst  im  Durchschnitt  ein»'  ästige  Korallenkolonie  mehr 
als  10  mal  so  rasch  wie  eine  massige.  Kapitän  Vassel  schickte 
('.  Keller177)  eine  aus  der  Sternkoralle  Cyphastraea  chalcidica  bestehende 
Korallenkruste,  die  er  von  einem  Raggerschiff  abgelöst  hatte,  welches 
i»  Jahre  laug  bei  Port  Tewfik,  eine  Stunde  von  der  Stadt  Suez,  verankert 
gewesen  war.  •  Die  Dicke  der  Kruste  betrug  10  cm,  was  auf  eine  Wachs- 


Fig.  52. 

Isoliertes  Wachstum  knolliger,  massiger  Korallenformen.  Thursdav-Island.  Großes  Barrier- 
Riff,  Ostaustralien.   Nach  W.  SAVii.LE-Kent,  The  great  barrier  recf  of  Australia.  189a. 

tumszuuahme  von  etwa  1  cm  im  Jahr  schließen  läßt.  Über  groß  angelegte 
Versuche  bezüglich  dieser  Frage,  die  indessen  noch  nicht  abgeschlossen  sind, 
berichtete  unlängst  Tu.  W.  VAUGHAN178).  Indem  dieselben  bis  zur  Kulti- 
vierung der  Larven  zurückgeben,  versprechen  sie  weitgehende  Aufschlüsse 
über  die  erste  Entstehung  der  Riffe.  Manche  Larven  schwimmen  zwei  bis 
drei  Wochen  umher,  bevor  sie  sich  festsetzen,  und  können  während  jener 
Zeit  durch  Strömungen  weit  forttransportiert  werden.  Vaüohax  gibt  in 
seinen  vorläufigen  Mitteilungen  jährliche  Wachstumsgesehwiudigkeiten 
bis  zu  mehreren  Zentimetern  Höhen-  und  Breitenzunahme  an. 

Dem  Höhen  wachst  um  der  Korallen  setzt  der  Meeresspiegel  (bezw. 
das  Niveau,  bis  zu  welchem  eine  dauernde  Benetzung  mit  Meerwasser 
ermöglicht  wird)  ein  Ziel.  Sobald  ein  Stock  dieses  Niveau  erreicht  hat, 
kann  er  nur  noch  seitlich  weiterwachsen,  die  Einzelindividuen  seiner 


138 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Mitte  sterben  ab,  und  es  ergeben  sich  hierdurch  becherförmige  oder 
tellerartige  Gestalten,  wie  sie  schon  Darwin,  Dana,  Semper,  Guppy, 
neuerdiugs  auch  Jon.  Walther179)  beschrieben  haben. 

Die  zentralen  Äste  und  Partien  eines  Korallenstockes  sind  zuerst 
entstanden  und  sterben  auch  zuerst  wieder  ab.  Semper  erklärte  die 
zentrale,  abgestorbene  und  vertiefte  Partie  von  Pontes- Stöcken  dadurch, 
daß  sie  bei  Ebbe  vom  Wasser  entblößt  und  endlich  durch  Regenwasser 
ausgewaschen  würde.  Diese  Voraussetzung  fand  Joh.  Walther  auf  den 
Korallenriffen  der  Sinai-Halbinsel  jedoch  nicht  bestätigt  ;  da  dort  aber  die 
halb  abgestorbenen  Korallenstöcke  häufig  sind,  und  da  es  die  mittleren, 
ältesten  Teile  der  Stöcke  sind,  welche  zuerst  absterben,  so  schien  ihm 


Fig.  53. 

Riff  der  Palm-Insel  mit  Alcyonarien  (rechts)  und  (untergetauchten)  Seeigeln.  Großes 
Barrier-Riff,  Australien.    Nach  W.  SAViui.E-Kent,  The  great  barrier  reef  of  Australia. 

1893.  Tafel  XXVIII. 

die  Anschauung  naturgemäß,  daß  es  sich  hier  um  einen  Tod  aus  Alters- 
schwäche handelt  und  daß  die  Lebensdauer  eines  Korallenstockes  be- 
grenzt sei.  Zweifellos  trägt  aber  bei  den  ästigen  Stöcken  auch  das  Auf- 
fangen des  Detritus  zum  früheren  Absterben  der  mittleren  Partien  bei, 
da  dieselben  zuerst  von  Detritus  eingedeckt  werden  müssen. 

Abgestorbene  Korallenstöcke  werden  einerseits  von  einem  Heer  von 
Pflanzen  und  Tieren  durchbohrt,  zermürbt  und  im  Verein  mit  der  Bran- 
dungswelle zerkleinert,  anderseits  aber  auch  vielfach  von  Kalkalgen  und 
anderen  Organismen  überrindet  und  dadurch  mehr  oder  minder  konser- 
viert. Erst  solche  abgestorbene  Stöcke  können  das  Substrat  zum  Ansatz 
von  Larven  und  zum  Wachstum  einer  neuen  Generation  von  Korallen 
geben,  da  der  lebende  Korallenstock  sich  jeder  Larve,  die  sich  ihm 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  139 


nähert,  als  Beute  und  Nahrung  ebenso  bemächtigt,  wie  aller  anderen 
im  Wasser  flottierenden  Planktonwesen  oder  Fleischfetzen.  Daher  wohl 
auch  das  Überwiegen  der  Vermehrung  der  Korallen  durch  Teilung  und 
Sprossung  gegenüber  der  geschlechtlichen  Fortpflanzung. 

Die  übrige  Riff-Fauna 

In  und  auf  den  Korallenriffen  findet  sich  außer  den  Korallen  eine 
ganz  charakteristische  Lebensgemeinschaft,  deren  Angehörige  ebenfalls 
meist  Kalkskelette  besitzen.  Von  benthonischen  Organismen  seien  ins- 
besondere die  zu  den  Hydrocorallinen  gehörenden  Milleporiden ,  welche 
z.  B.  die  Bermudas-Riffe  vornehmlich  zusammensetzen,  und  die  Alcyo- 
narier"*0)  (Heliopora  u.  a.),  daneben  aber  die  noch  näher  ins  Auge  zu 
fassenden,  Kalk-absouderuden  Nulliporen  genannt,  endlich  die  Röhren- 
würmer. Unter  den  Echiuodermen  spielen  reguläre  Seeigel  (Fig.  53),  daneben 


Fig.  :>4. 

Außenriff  mit  Tridacna-Schale.   (iroßes  Barrier-Kiff,  Australien.   Nach  W.  SAVILLE-Kent, 
The  great  barrier  reef  of  Australia.  189!1. 

Seesterne  eine  Rolle,  unter  den  Mollusken  sehr  dickschalige  Vertreter, 
wie  Tridacna  (Fig.  54)  und  Cypraea.  Vielfach  hat  die  Eigenart  des  Lebens- 
bezirkes auffällige  Anpassungen  hervorgerufen,  die  sich,  wie  bei  Cidaris 
metularia  der  japanischen  Milleporiden-Riffe,  zu  wahrer  Mimikry  steigern 
können.  Das  dichte  Gewirr  von  Knollen  und  Ästen  bietet  einer  mannig- 
faltigen Tierwelt  zahllose  Schlupfwinkel,  und  schlägt  man  einen  Korallen- 
block entzwei,  dann  findet  man  auch  in  seinem  Innern  ein  Heer  von 
Bewohnern,  die  sich  .teils  selbst  eingebohrt  haben,  teils  von  anderen 
Organismen  geschaffene  Hohlräume  mit  Beschlag  belegten. 

Die  Bedeutung  der  Kalkalgen  für  den  Aufbau  der  Korallenriffe 
Während  Riffe,  in  denen  die  massigen  Korallen,  vor  allem  Astraeen 
und  Maeandrinen,  die  übrigen  Riffbildner  in  der  Tat  überwiegen,  nur 


140 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


eine  untergeordnete  Rolle  spielen  —  nach  Langenbeck  würden  einige 
Teile  des  großen  australischen  Wallriffes,  einige  Riffe  an  der  ostafrika- 
nichen  Küste,  sowie  an  den  Marshall-Inseln  hierhergehören  —  beteiligen 
sich  in  den  meisten  Fällen,  wie  erwähnt,  besonders  Kalkalgen  stark  als 
Riffbildner.  A.  E.  Fixckh,  der  die  Biologie  des  Funafuti-Atolls  schrieb, 
gruppierte  die  riffbildenden  Organismen  desselben  nach  der  Häufigkeit, 
wie  folgt:  1.  Lithothamnium,  2.  Halimeda,  3.  Foraminiferen,  4.  Korallen. 
In  der  Tat  ist  die  befestigende  Wirkung  der  Fremdkörper  überrindenden 
und  inkmstierendeu  Lithothamnien  nicht  gering:  zu  veranschlagen,  ins- 
besondere auch,  wenn  man  A.  Weber  van  Bosse  berichten  hört,  daß 
Lithothamnien- Riffe  mehrere  Stunden  des  Tages  der  tropischen  Sonne 
ausgesetzt  gefunden  sind,  ohne  schädliche  Beeinflussung  erkennen  zu 
lassen,  wogegen  Korallen  trotz  der  in  solchem  Falle  zuerst  von  Möbius 
beobachteten  Schleimabsonderung  eine  derartige  Trockenlegung  weit 
weniger  gut  zu  vertragen  scheinen.  Hin  uud  wieder  wird  wohl  auch 
der  Eindruck  erweckt,  als  ständen  inkrustierende  Kalkalgen  und  Korallen 
in  Rivalität  bezüglich  Ausnutzung  des  Lebensraumes,  bekommt  man  doch 
gelegentlich  sogar  zu  lesen,  daß,  wo  Kalkalgen  sich  stärker  auf  den 
Korallenriffen  ausbreiten,  jedes  tierische  Leben  erstürbe  Indessen 
scheinen  hier  z.  T.  wenigstens  Ursache  und  Wirkung  miteinander 
verwechselt  zu  werden.  M.  A.  Howe  i8'),  der  die  Bedeutung  der 
Kalkalgen  für  den  Aufbau  der  „Korallenriffe"  neuerdings  besonders  be- 
tonte, erwähnte  hierbei  die  Riffe  von  Halimeda  opuntia  der  Florida 
Keys,  Bänke  von  Goniolithon  strictum  an  den  Bahamas,  sowie  Riffe 
von  Lithophyllum  Antillarum  und  daedaleum  der  Küsten  von  Porto  Rico. 
Indessen  wird  von  der  gesteiusbildenden  Tätigkeit  der  Kalkalgen,  die 
an  viel  extremere  Lebensbedingungen  angepaßt  erscheinen  und  daher 
weit  über  die  Tropen  hinausgehen,  später  noch  Einiges  zu  sagen  sein. 

Die  Lebensbedingungen  der  Riffkonillen 

Als  Vorbedingung  für  das  Gedeihen  der  Riffkorallen  wird  im  all- 
gemeinen geringe  Tiefe' M)  (bis  40  m)  und  warmes,  sich  nicht  unter  20°  C 
abkühlendes  Wasser  angenommen.  Ungünstig  ist  Verdünnung  des  Salz- 
gehaltes durch  einfließendes  Süßwasser  und  Trübung  durch  Flußdetritus 1M) ; 
daher  die  Unterbrechung  der  Riffe  vor  Flußmündungen.  Auch  die  un- 
mittelbare Nähe  tätiger  Vulkane  pflegen  die  Korallenbildungen  zu 
meiden,  da  Aschenregen  die  Korallenpolypen  gleichfalls  abtötet.  Daß 
die  Mehrzahl  der  Riffkorallen  klares,  reines  Meerwasser  vorzieht,  liegt 
wohl  an  den  Schädigungen,  welche  Trübungen  des  Wassers  dem  Plankton, 
von  dem  sie  im  wesentlichen  leben,  zufügen.  Damit  könnte  es  überein- 
stimmen, daß  Formen,  welche,  wie  Porites,  sich  selbst  im  schlammigen 
und  trüben  Wasser  nicht  unwohl  fühlen,  reich  an  parasitischen  Xanthellen 
sind,  deren  Assimilationsprodukte  ihneu  zugute  kommen.  Selbst  noch  inncr- 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  141 


halb  der  Lagunen  und  Lagunenkanäle  vermögen  die  Riff  korallen  gut  zu 
gedeihen,  sofern  nur  eine  reichliche  Zirkulation  von  Meerwasser,  welche 
genügende  Ernährung  dieser  benthonischen  Tiere  gewährleistet,  statt- 
findet. Denn  die  Nahrung  der  festgewachsenen  Korallenpolypen  besteht 
eben  lediglich  aus  dem,  was  die  Wellen  und  Strömungen  ihnen  zuführen,  so 
hauptsächlich  aus  Planktonwescn,  ferner  kleinen  Krebschen,  Larven  von 
Seesteruen  und  Seeigeln,  Algenfetzen,  verwesendem  Fleisch,  ja,  wie  Semon 
in  der  Torres-Straße  beobachtete,  sogar  aus  kleinen  Fischen.  Allzustarke 
Gezeitenströmungen  können  aber  dem  Riffwachstum  dadurch  hemmend  ent- 
gegen wirken,  diiß  sie  die  Ansiedelung  von  Korallenlarven  ganz  verhindern, 
und  daher  das  Offenbleiben  vieler,  Wall-  oder  Atollriffe  durchsetzender 
Kanäle,  welche  nicht  etwa,  wie  gelegentlich  behauptet  worden  ist,  jeden- 
falls nicht  immer  auf  Bäche  der  versunkenen  Küste  bezw.  Insel  zurück- 
gehen, sondern  vielfach  lediglich  Gezeitenkanäle  darstellen.  Die  massiven 
Astraea-  und  Maeandrina-Arten  scheinen  das  Gebiet  starker  Brandung  zu 
bevorzugen.  Sonst  beginnt  an  der  steil  abfallenden  Außenseite  der 
Riffe  die  Zone  des  üppigsten  Wachstums  der  Korallen  fast  allgemein 
erst  in  4  bis  10  m  Tiefe,  während  sie  im  Gebiet  der  stärksten  Brandung 
nahe  dem  Riffrande  gewöhnlich  nur  an  geschützteren  Stellen,  in  Ver- 
tiefungen, Höhlen  und  Rinnen  des  Riffes,  leben.  Auch  auf  den  Riff- 
ebenen selbst  finden  sich  lebende  Korallen  meist  nur  vereinzelt. 

Zahlreiche  Riffe  liegen  mit  ihrer  Oberfläche  ständig,  auch  bei  Ebbe, 
unter  dem  Wasserspiegel,  sei  es  nun,  daß  es  sich  um  noch  nicht  bis 
zum  Meeresspiegel  emporgewachsene  oder  aber  um  in  Senkung  begriffene 
Korallenbauten  handelt.  Dann  ist  oft  die  über  den  untergetauchten 
Rändern  derselben  stehende,  weithin  sichtbare  Brandung  das  einzigste 
Zeichen  für  ihr  Vorhandensein,  und  so  finden  wir  auf  unseren  Seekarten 
und  in  unseren  Atlanten  gerade  die  Südsee  reich  an  dem  Hinweis  auf 
Brandung  z.  T.  mitten  im  offeneu  Ozean. 

Die  aus  den  Lebensbedingungen  der  Riffkorallen  sich  ergebende  ReschrXnknng 

der  Korallenriffe  in  der  Horizontalen 

Die  hohe  Wassertemperatur,  welche  für  das  Gedeihen  der  Riff- 
korallen unerläßlich  ist,  bedingt  die  Beschränkung  der  Korallenriffe  auf 
die  Tropen  und  besonders  die  Umrandung  tropischer  Inseln.  Eine  Karte 
in  großem  Maßstabe  (1  :  10  Millionen)  über  die  Verbreitung  der  Korallen- 
riffe und  -bänke  verdanken  wir  L.  JoUBrN18*).  Nach  ihm  ist  die  äußerste 
Grenze  im  Norden  und  Südeu  etwa  der  32.  Breitengrad.  Aber  auch 
innerhalb  dieser  Grenzen  kommen  nicht  überall  Korallenbauten  vor.  So 
fehlen  sie  an  der  Westseite  von  Afrika  und  Amerika,  wo  die  kalten 
Gewässer  des  Benguela-,  bezw.  des  Peru-Stromes  die  Küsten  bestreichen. 
E.  Philippi18*)  nennt  als  Ursache  für  dieses  Fehlen  zunächst  den  kalten 
Strom,  der  im  Zusammenhang  mit  der  Westwinddrift  steht.   ., Dieser  ist 


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142 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


jedoch  nicht  allein  imstande,  die  Verbreitung  der  Korallen,  besonders  auf 
der  nördlichen  Hemisphäre,  zu  hindern.  Es  kommt  hinzu,  daß  diese  Küsten 
Luvküsten  sind.  Der  Passatwind  treibt  das  Oberflächenwasser  nach 
Westen.  Zu  dessen  Ersatz  steigt  das  Tiefenwasser,  das  kühler  ist,  in 
die  Höhe.  Doch  hat  selbst  an  Luvküsten  vielfach  das  Wasser  stetig 
eine  Temperatur  von  über  20°  C.  Ein  weiteres  und  wahrscheinlich  aus- 
schlaggebendes Moment  muß  noch  hinzukommen.  Die  Korallenverbreitung 
ist  sicher  wohl  ebenso  Temperatur-  wie  Magenfrage.  Die  Tiere  sind 
angewiesen  auf  die  feinste  planktonische  Nahrung.  Das  aufquellende 
Tiefen wasser  ist  arm  au  solcher.  So  enthält  es  z.  B.  kein  pflanzliches 
Plankton.  Ans  diesen  Gründen  wohl  ist  es  für  die  Korallen  kein  ent- 
sprechendes Lebensmilieu ~.  An  der  Westseite  von  Australien,  wo  das 
kalte  Auftriebs  wasser  fehlt,  sind  Korallenriffe  vorhanden,  fehlen  dagegen 
der  Somaliküste  am  Osthorne  Afrikas,  wo  solches  auftritt.  Gerade  mit 
Rücksicht  auf  die  letztgenannte  Region  hat  J.  Murray  schon  1887  die 
Schädigung  des  den  Korallen  zur  Nahrung  dienenden  Planktons"  durch  die 
ungünstigen  Temperaturverhiütnisse  als  Grund  für  das  Fehlen  der  Riffe 
angegeben.  „ Übrigens  genügt  der  Hinweis  auf  die  Temperaturverhält- 
nisse des  Meeres  nicht  allein,  um  die  Verbreitung  der  Korallenriffe  zu 
erklären.  Es  ist  unverkennbar*,  daß  der  Atlantik  in  weit  geringerem 
Umfange  als  die  beiden  anderen  Ozeane  der  Schauplatz  des  Riffbaues 
ist"  (A.  Penck  1894). 

Was  im  Übrigen  die  Verbreitung  der  Korallenriffe  im  Einzelnen 
betrifft,  so  wird  man  gut  tun,  diesbezügliche  Bemerkungen  in  (womöglich 
populären)  Reisebeschreibuugeu,  soweit  sie  nicht  von  zünftigen  Natur- 
wissenschaftlern, wie  Zoologen,  Geologen  usw.,  verfaßt  sind,  ebenso 
kritisch  auf  ihre  Zuverlässigkeit  zu  prüfen,  wie  die  Angaben  der  See- 
karten der  verschiedenen  Marinen,  da  auf  diesen  Karten  vielfach  auch 
Kalkalgenbänkc  u.  a.  als  Korallenriffe  bezeichnet  sind,  während  ander- 
seits auch  die  einfache  Bezeichnung  Riff,  Untiefe  oder  dergl.  auf  ein 
Korallenriff  hindeuten  kann;  Schwierigkeiten,  welche  Joubtn  übrigens 
nach  Möglichkeit  zu  vermeiden  gesucht  hat. 

Die  Beschränkung  der  Korallenriffe  in  der  Vertikalen 

Eiue  obere  Grenze  für  das  Leben  der  Riffkorallen  bildet  im  all- 
gemeinen das  Ebbeuiveau;  und  es  können,  wie  Bannwarth187)  aus  dem 
Golf  von  Suez  berichtet,  besonders  tiefe  Ebben,  wie  sie  ebendort  in 
Abständen  von  einigen  Jahren  wiederkehren,  auf  weiten  Strecken  das 
Korallenleben  abtöten  und  den  Boden  für  andere  Organismen,  z.  B. 
Algen,  günstig  umgestalten.  Manche  Korallen  wachsen  auch  über  das 
Ebbeniveau  hinaus,  bis  zu  einem  Drittel  der  Fluthöhe.  Zu  solchen 
widerstandsfähigsten  Formen  gehören,  wohl  wegen  ihrer  kompakten. 
Gestalt,  die  Poriten,  die  zudem  noch  in  getrübtem  Wasser  leben  können. 


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Die  um  Strande  wirkendeu  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  143 


Ortmanx  sah  auf  dem  Upanga-Riff  vor  Dar-es-Salam  Pontes  lutea, 
Coeloria  sinensis  und  Goniastraea  seyrhellensis  stundenlang  ohne  Wasser- 
bedeckung der  direkten  Sonnenbestrahlung  ausgesetzt,  ohne  daß  eine 
Einbuße  an  Lebensfähigkeit  zu  beobachten  gewesen  wäre.  L.  Plate  l88) 
konnte  auf  dem  Korallenriff  von  Calle,  Ceylon,  lebende  Madrepora 
multiformis  Ortmann  photographieren,  die  bei  Ebbe  mit  den  höchsten 
Ästen  etwa  20  cm  aus  dem  Wasser  herausragteu,  und  G.  Boehm,8m) 
wollte  lebende  Korallentiere  noch  bis  über  35  cm  über  dem  Niveau  der 
Ebbe  beobachtet  haben.  Ein  Hinauswachsen  über  das  Niveau  der  tiefsten 
Ebbe  ist  besonders  dort  ermöglicht,  wo  die  Spritzer  der  Brandung  eine 


Fig.  55. 

Strandriff,  hauptsächlich  aus  ästigen  Riffkorallen  zusammengesetzt,  hei  Ebbe.  Apia,  Satnoa. 
Nach  einer  freundlichst  zur  Verfügung  gestellten  Aufnahme  von  Prof.  A.  Kkamkk,  Stuttgart. 

dauernde  Benetzuug  mit  Meerwasser  gewährleisten  (Fig.  55);  wo  diese 
Spritzer,  wie  an  geschützten  Stellen  in  den  Lagunen,  fehlen,  bildet  die 
tiefste  Ebbe  jedoch  ein  absolutes  oberes  Niveau  für  das  Wachstum  der 
Korallen,  welchem  nicht  nur  die  Insolation,  sondern  auch  die  Regen 
feindlich  sind. 

Was  die  für  das  Leben  der  Riff  korallen  optimale  Tiefe  "anbetrifft, 
so  haben  die  neueren  Untersuchungen  von  Stanley  Gardixer  und 
Al.  Aoassiz  die  eine  Zeitlang  in  Mißkredit  geratene  Annahme  von 
Darwin  und  Dana  bestätigt,  wonach  eigentliche  Riffbildung  nur  in 
geringen  Tiefen  möglich  ist,  sodaß  also  durch  die  Tätigkeit  der  Korallen 


X44  Die  jungen  Meeressedituente  und  ihre  Bildung 

allein  Riffe  niemals  aus  tieferem  Meere  aufgebaut  werden  können.  Schon 
früher  hatte  Al.  Agassiz  30  m  als  äußerste  Tiefe  angegeben,  womit  auch 
Gabdiners  Ergebnisse  auf  den  Malediven  übereinstimmen;  am  üppigsten 
sollen  die  Korallen  hier  in  5 — 10  in  Tiefe  gedeihen.  Al.  Agassiz  fand 
„au  den  Paumotus  als  Tiefenzone  der  Riffkorallen  36 — 45  m,  im  Tonga- 
Archipel  29—31  m.  An  den  Riffen  der  Marshall -Inseln  gedeihen  sie 
am  üppigsten  in  Tiefen  von  11—13  m,  doch  noch  sehr  gut  bis  25  m, 
vou  da  an  treten  sie  mehr  vereinzelt  auf;  die  äußerste  Grenze  ihres 
Vorkommens  liegt  liier  bei  45  m.  Am  großen  australischen  Barrierriff 
finden  sich  an  den  Innenriffen  und  dem  Innenraude  der  Außenriffe 
lebend»*  Korallen  in  keiner  größeren  Tiefe  als  ]  1  —  13  tu,  am  besten  ge- 
deihen sie  in  Tiefen  von  -1—5  in.  wo  sie  meist  einen  zusammenhängen- 
den Gürtel  bilden.  Darnach  bleibt  die  Behauptung  Darwins,  »laß  Riffe 
von  großer  Mächtigkeit  nur  wählend  einer  positiven  Phase  —  mag  es 
sieh  dabei  um  wirkliche  Senkung  des  Bodens  oder  Ansteigen  des  Meeres- 
spiegels handeln  —  sich  bilden  können,  zu  Recht  bestehen"  (Langf.n- 
#  HECK). 

Die  Kedentiimr  des  Untergrundes  Dir  die  Ansiedelung  und  die  Weiterentwicklung 

von  KifTkoralleti,  hezw.  Kor»llenrifTen 

Im  Allgemeinen  geht  die  Ansiedelung  von  Korallen  nur  auf  festem 
Untergrund  vor  sieh,  da  die  in  der  ..lügend  frei  flottierenden  Larven 
nur  hier  günstige  Bedingungen  zum  Festsetzen  und  zur  ruhigen  Weiter- 
entwicklung finden.  Indessen  genügen  hierzu,  wie  Sluiter  in  der 
.lavasee  festgestellt  hat,  im  Schlamm  verstreute,  vereinzelte  Muschel- 
schalen oder  Steine,  wie  z.  B.  die  dort  verbreiteten  Bimssteinstücke.  Durch 
das  Weiterwachsen  der  jungen  Korallenstöckcheu  werden  die  als  Ausatz- 
punkt dienenden  Körper  mehr  und  mehr  beschwert,  so  daß  sie  iu  den 
Schlamm  einsinken.  Hierdurch  wird  im  Laufe  der  Jahre  eine  Fundierung 
geschaffen,  auf  welcher  das  spätere  Riff  ruht.  Bei  einer  Meerestiefe 
von  etwa  8  m  ist  ein  bis  an  die  Meeresoberfläche  herangewachsenes 
Riff  etwa  7  m  in  den  Schlamm  eingesunken.  „Noch  auffallender  ist 
die  Beobachtung,  welche  Ohtmakn  an  der  Chokir-Bank  bei  Dar-es-Salam 
machte.  Er  fand  dort  zahlreiche  Korallenarten  im  Seegras  auf  sandigem 
oder  kiesigem  Grunde  mehr  oder  weniger  locker  angeheftet,  oft  sogar 
ganz  lose  und  von  den  Wogen  hin  und  her  bewegt.  Viele  Exemplare 
aus  den  Gruppen  der  Asträiden  und  Poritiden  waren  völlig  umwachsen, 
d.  h.  sie  zeigten  nach  allen  Seiten  hin  lebende  Kelche,  ein  Zeichen,  daß 
sie  fortwährend  von  den  Wogen  bewegt  wurden u.  (Ähnliche  Erschei- 
nungen werden  uns  auch  noch  die  Lithothamnieu  zeigen.)  „Allerdings 
fanden  sich  Korallen  auf  Sandboden  nur  an  solchen  Stelleu,  wo  der 
Grund  durch  Seegras  Vegetation  einen  gewissen  Halt  bekommen  hatte 
und  nicht  von  jeder  darübergleitenden  Woge  aufgewühlt  werden  konnte. 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  145 

Trtibrmg  des  Wassers  scheint  stets  die  Korallen  zu  töten-  (Langen- 
beck).  Rings  von  lebenden  Polypen  bedeckte  Porites-Knollen ,  welche 
von  den  Wellen  hin-  und  herbewegt  wurden,  konnten  übrigens  schon 
die  Naturforscher  der  „Challengeru-Expedition  auf  den  Neuen  Hebriden 
beobachten. 

Die  Korallenriffe  als  Sedimentbildungen 

Gewachsenes  Riff  und  Riffdetritus;  Riffhöhlen;  Cberguß-Schichtung 

Was  das  Material  der  Riffe,  die  jeweils  zu  nur  einem  kleinen 
Teile  aus  lebenden  Organismen  bestehen,  anbetrifft,  so  walten  klastische 


Fig.  56. 

5  Stücke  rezenten  Trümmerkurallenfelsens.   Großes  Barrier-Riff,  Australien.  Verkleinert. 
Nach  W.  SAVILLE-Kent,  The  great  barrier  reef  of  Australia,  1893. 

Lockerprodukte,  durch  Brandung  und  (pflanzliche  wie)  tierische 
Zerstörung  aus  den  Skeletten  jener  Kalkbildner  entstanden,  vor 
(Fig.  56);  sie  erfüllen  die  Lücken  des  autochthonen,  gewachsenen 
Rifffeisens;  ja,  sie  bilden  in  den  Riffen  der  Sinai -Halbinsel  im 
Roten  Meer  nach  Joh.  Walther  3/5  der  ganzen  Riffmasse.  Kein 
Wunder,  daß  dieser  Autor  das  „ Sandfangen "  als  eine  der  wesentlichsten 
Eigentümlichkeiten  der  Riffe  betrachtet,  die  er  daher  folgendermaßen 
definiert:  „Ein  Korallenriff  ist  ein  isoliertes,  über  den  Meeresboden  sich 

Andre«,  Geologie  de«  Meeresboden!.  IL  in 


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146 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


erhebendes  Kalklager,  wesentlich  gebildet  durch  ästige  Korallen,  welche 
den  Detritussand  auffangen  und  verhindern,  daß  er  sich  über  den 
Meeresboden  gleichmäßig  ausbreite".  Indessen  sollte  bei  einer  solchen 
Definition  der  Korallenriffe  nicht  übersehen  werden,  daß  es  auch  Kiffe 
gibt,  in  denen  die  ästigen  Korallen  gegenüber  den  massigen  Formen 
mehr  oder  weniger  zurücktreten. 

Von  Tieren,  welche  sich  intensiv  an  der  Zerstörung  der  Korallen- 
.  Stöcke,  sowie  der  übrigen  Riffbildner,  und  damit  an  der  Schaffung  des 
Koralleusandes  beteiligen,  wären  zunächst  und  vor  allem  einige  Fische 
zu  nennen,  so  Vertreter  der  Gattungen  Scarus  und  Diodon  —  erwähnten 


Fig.  ä7. 

Kliff  aus  gehobenem  Korallenkalk  mit  z.  T.  durch  Tropfsteinbildungen  ausgefällten 
Höhlungen.  Zu  beachten  ist  auch  die  Brandungshohlkehle.  Unfern  der  Landungsstelle 
Alofi  auf  Niue,  einer  Südsee  lnsel  östlich  des  Tonga- Archipels.  Narh  Al..  Aoassiz. 
The  Coral  Keefs  of  the  Tropical  Pacific.  Mem.  of  the  Mus.  of  Comparative  Zoology  at. 
Harvard  College,  Mass.,  Vol.  XXVIII,  1003,  Tafel  110. 

doch  yuoY  und  Gaimard  das  Exemplar  eines  Diodon,  eines  größereu 
Fisches  mit  starken,  meißelähnlichen  Vorderzähnen,  das  ca.  2  Pfd.  Korallen- 
bruchstücke im  Magen  hatte  — .  Ähnliches  gilt  von  den  in  ungezählten 
Mengen  die  Riffe  bewohnenden  Holothurien  (die  unter  dem  Namen  Trepang 
eine  in  der  Südsee  und  in- China  usw.  beliebte  Volksnahrung  bilden)190), 
manchen  Seeigeln,  Bohrmuscheln  und  den  Eichelwürmern  (Balanoglossus). 
Auch  die  Sandkrabben  (Ocvpoda)  spielen  eine  bedeutende  Rolle  in  dem 
gleichen  Sinne.  Andere  Tierformen  wieder,  wie  die  Bohrschwämme 
(Sapline,  Terpios),  auch  gewisse  Gephyreen  (aus  der  Familie  der  Sipuncu- 
liden),  ferner  Pilze  (Achlya)  aus  der  Gruppe  der  Saprolegnien  und  Algen 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  147 

(Gomontia,  Ostreobium)  bereiten  diese  Zerstörung  durch  größere  Tier- 
fornien  und  die  Brandung  vor,  indem  sie  die  Korallenskclette  usw.  durch 
und  durch  zermürben. 

In  jedem  lebenden  Korallenriff  finden  sich  aber  weit  ausgedehnte 
Lücken,  welche  nie  durch  Kalksand  erfüllt  werden  und  als  submarine 
Riffhöhlen  persistieren.  Ihre  Entstehung  darf  mit  Walther  auf  den 
Heliotropismus  der  meisten  Korallen  zurückgeführt  werden,  die  fast  nur 
in  der  Richtung  der  starken  Beleuchtung  bauen  und  sich  vielfach  nach 
oben  zusammenschließen,  während  ihre  Basen  getrennt  bleiben.  Pilz- 
förmig gebaute  Korallenformen,  ChapeirGes  („große  Hüte")  genannt, 
bilden  in  den  Riffen  bei  den  brasilianischen  Abrolhos,  indem  sie  oben 
zusammenstoßen,  mächtige  zusammenhängende  Höhlengänge,  deren  Decke 
nur  auf  einzelnen  Pfeilern  dem  12 — 15  m  tiefen  Meeresgrunde  aufruht. 
von  Richthofen  hat  diese  Riffe,  die  sich  z.  B.  auch  bei  den  Turks- 
inseln  im  Bahama- Archipel  finden  und  ein  seichtes  Meer  von  längere 
Zeit  konstant  bleibender  Tiefe,  sowie  geriuge  Intensität  der  Gezeiten 
und  Stürme  zur  Voraussetzung  haben,  gelegentlich  einmal  „Schirmriffett 
genannt. 

Noch  in  jungfossilen  Riffen  findet  man  solche  Höhlungen  wieder. 
Hier  sind  dieselben  oft  mit  mehr  oder  minder  mächtigen  Sinterablage- 
rungen ausgekleidet  (Fig.  57).  Daß  schließlich  auch  manche  Höhlen- 
bildungen in  älteren  Korallenkalken  solch'  primärer  Entstehung  sein 
können,  ist  gewiß  im  Auge  zu  behalten. 

Korallendetritus  umkleidet  auch  die  mehr  oder  weniger  steilen 
Außenböschungen  der  Riffe  und  zieht  sich,  immer  feiner  werdend,  oft 
bis  in  große  Tiefen  hinab.  Es  liegen  darin  gewaltige  submarine  Schutt- 
felder vor,  ähnlich  denen,  deren  Schrägschichtung  E.  VON  Mojsisovics 
bei  den  triadischen  „ Dolomitriffen tt  von  Südtirol  als  „tWgußschichtung" 
beschrieben  hat.  Eine  treffende  Schilderung  rezenter  Übergußschichtung 
gab  bereits  der  ältere  Agassiz.  R.  von  Dräsche  beschrieb  sie  aus 
gehobenen  Korallenriffen  von  West-Luzon.  Die  Neigung  der  einzelnen 
Bänke  scheint  innerhalb  sehr  weiter  Grenzen  zu  schwanken. 


Die  Armut  der  Korallenriffe  an  ortsfremden  detritogenen  Bestandteilen 

Äußerst  bemerkenswert,  insbesondere  auch  für  die  fossilen  Bil- 
dungen, ist  die  Tatsache,  daß  Riffkalke  im  allgemeinen  arm  an  in  ver- 
dünnten Säuren  unlöslichen  ortsfremden  Substanzen  detritogeuer  Her- 
kunft sind.  Das  zeigt  sich  z.  B.  deutlich  aus  der  Zahlenreihe,  welche 
C.  G.  Cüllis  in  seiner  noch  zu  zitierenden  Arbeit  über  die  Proben 
aus  der  Fuoafuti- Bohrung  gegeben  hat  und  welche  wir  daher  schon 
hier  anführen  möchten: 

10* 


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148  Die  jungen  Meeressedimente  nnd  ihre  Bildung 


Tiefe  in  m  („feet") 

%  unlöslicher  Substanz 

70  CalciurophoBpliat 

•  4,5 

(  15) 

0,034 

0,102 

160 

(526) 

0,018 

0,187 

182 

(598) 

0,004 

0,120 

201 

(660) 

0,002 

0,148 

210 

(690) 

0,003 

0,165 

Solche  Armut  an  ortsfremdem,  detritogenem  und  unlöslichem 
Material  hat  ihren  Hauptgrund  wohl  schon  darin,  daß  Riffkorallen 
in  schlammigem  "Wasser  nicht  recht  gedeihen  und  det ritusreiches 
Wasser  daher  nur  in  Ausnahmefällen  Korallenriffe  Destreicht.  Der 
Absatz  dieses  Detritus  wird  aber,  da  die  Riffe  gleichzeitig  an  die 
Gebiete  starker  Brandung  und  starker  Gezeitenströme  gebunden  sind, 
durch  diese  z.  T.  überhaupt  hintangehalten,  das  wirklich  abgesetzte  un- 
lösliche Material  aber  wird  endlich  durch  die  rasch  wachsende  Riffmasse 
sehr  stark  verdünnt.  Diese  Detritus-Armut  wird  für  das  Fossilwerden 
der  Riffe  insofern  von  Bedeutung,  als  sie  die  Umkristallisation  der 
ganzen  Masse  begünstigt,  so  zwar,  daß  gerade  sehr  reine  und  fossilleere 
Kalke  dem  Geologen  als  „riffverdächtig-  gelten  dürfen. 

Die  Formen  der  Korallenriffe:  Saumriffe,  Wallriffe,  Atolle 

Die  einfachste  Form  der  Riffe  stellt  das  Saumriff  dar.  > Wenn m) 
riffbildende  Korallen  von  einer  neuen  Küste  Besitz  ergreifen,  so  wachsen 
sie  von  dem  flachen  Boden  aus  aufwärts  und  nach  außen  der  Brandung 
entgegen,  wo  die  beständige  Bewegung  des  Seewassers  ihnen  die 
Nahrung  zuführt.  Werden  sie  durch  schwere  Stürme  von  dem  Boden 
losgebrochen  und  von  den  Wellen  fortgeführt,  so  häufen  sich  ihre 
kalkigen  Skelette  in  Untiefen  oder  gar  als  Strandwall  am  Lande  an;  die 
feineren  Teile  aber  werden  von  der  Küste  fortgespült  und  über  den 
Meeresboden  hin  ausgebreitet.  So  umzieht  sich  das  Land  allmählich 
mit  einem  Saum  korallogener  Bildungen,  wir  sprechen  daher  in  diesem 
Stadium  von  einem  Saumriff.  Saumriffe  finden  sich  an  den  äquatorialen 
Küsten  von  Ostafrika,  an  Teilen  der  brasilianischen  Küste  und  in  West- 
indien, ebenso  im  Stillen  Ozean  hier  und  da.  Das  Saumriff  verbreitert 
sich  durch  das  nach  außen  gerichtete  Wachstum  der  Korallen  allmäh- 
lich, und  ebenso  wird  der  Abfall  des  Meeresgrundes  durch  die  Bruch- 
stücke weiter  und  weiter  hinausgeschoben.  Zur  gleichen  Zeit  lösen 
und  zerstören  Regenwasser,  Flußwasser  und  die  von  außen  über  das 
Riff  rollenden  Brecher  die  Innenseite  desselben,  auf  der  lebende  Korallen 
fast  oder  ganz  fehlen.  So  wird  das  Riff  durch  eine  flache  Lagune,  etwa 
1 — 2  km  breit,  nach  und  nach  vom  Lande  getrennt;  ans  dem  Saumriff 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  149 

wird  so  das  „Wallriff-.  Das  größte  Beispiel  dafür  ist  das  große 
australische  Wallriff,  das  die  Nordostküste  auf  2000  km  Länge  begleitet. 
Es  liegt  40—80  km  von  dem  Hauptland  entfernt,  etwa  in  Höhe  des 
Meeresspiegels,  wird  durch  zahlreiche  Einlasse  unterbrochen  und  trägt 
einige  flache  Inseln.  Nach  außen  fällt  der  Boden  steil  zu  großen  Tiefen 
ab,  innen  ist  das  Wasser  flach,  20 — 80  m  etwa".  Saumriffe  (auch  Küsten-, 
Strand-  oder  Fransenriffe  genannt)  und  Wallriffe  (auch  als  Barrier-, 
Damm-  oder  Kanalriffe  bezeichnet)  sind  offenbar  nichts  anderes  als  zwei 
extreme  Ausbildungen  eines  und  desselben  Rifftypus;  und  die  letzteren 
werden  von  den  ersteren  nur  infolge  ihrer  größeren  Entfernuug  von  der 
Küste  und  entsprechend  größere  Breite  der  Randlagune  unterschieden. 
Saumriffe  sowohl  wie  Wallriffe  machen  alle  Einbuchtungen  der  Küsten 
mit,  welche  Tatsache  nicht  ohne  Bedeutung  ist.  Übrigens  gibt  es  Riffe, 
welche  hier  als  Saumriffe,  dort,  in  der  Verlängerung,  als  Wallriffe  be- 
zeichnet werden.    (Fig.  68.) 

In  der  Regel  dürfte  schon  für  die  Entstehung  der  Wallriffe  die 
Beteiligung  von  Niveauverschiebungen  anzunehmen  sein,  und  zwar,  wie 


Fig.  58. 

Ansicht  einer  von  Saum-  und  Wallriffen  umgebenen  hohen  Insel.  Nach  J.  Dana  aus 
Em.  Kayskb,  Lehrb.  d.  Allgem.  Geologie.   4.  Aufl.,  Stuttgart  1912,  S.  541,  Fig.  413. 

nach  der  Theorie  von  Darwin  für  die  Atolle,  von  positiven  Strandver- 
schiebungen (Senkungen).  Doch  hängt  alles  dieses  von  der  Schnellig- 
keit des  Wirkens  der  verschiedenen  Faktoren  ab,  worauf  bereits  Pexck 
hingewiesen  hat.  Davis  und  Braun  sagen:  „Wenn  eiue  sehr  langsame 
Hebung  eintritt,  wachsen  die  Korallen  au  der  Außenseite  des  Riffes 
weiter.  Zu  gleicher  Zeit  zerstören  Regen  und  Brandung  die  gehobenen 
Stücke,  sodaß  ein  solches  Riff  sich  immer  nur  wenig  über  den  Meeres- 
spiegel erhebt  und  die  Lagune  offen  gehalten  werden  kann.  Es  ist 
daher  nicht  unmöglich,  daß  Wallriffe  in  einer  Gegend  vorkommen,  die 
einer  sehr  langsamen  Hebung  unterliegt.  Geht  eine  solche  Aufwärts- 
bewegung aber  rasch  vor  sich,  so  kann  das  Riff  über  den  Meeresspiegel 
gehoben  werden  und  umzieht  dann  als  terrassenähnlicher  Gürtel  die 
neue  Küstenlinie.  Derartige  gehobene  Riffe  sind  von  vielen  Küsten 
der  warmen  Zone  bekannt".  Sie  bilden  vielfach  nur  relativ  dünne  Über- 
züge über  dem  aus  andersartigem  Gestein  gebildeten  Untergrunde,  dürfen 
aber  nicht,  wie  vielfach  gescheheu  ist,  als  Beweis  dagegen  angeführt 


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150 


Die  jungen  Mceressedimente  nnd  ihre  Bildung 


werden,  daß  für  die  Bildung  vieler  anderer  (und  zwar  der  mächtigen) 
Korallenriffe  positive  Strandverschiebungen  (Senkungen)  maßgebend  sind. 
„Wenn  ein  Riff  schneller  gesenkt  wird,  als  die  Korallen  aufwärts  zu  wachsen 
vermögen,  so  wird  die  Tiefe  des  Wassers  über  ihm  allmählich  so  groß 
werden,  daß  die  Tiere  da  nicht  mehr  zu  leben  vermögen.  Dann  ertrinken 


N.S.  -  Nubischep  Sandstein. 

I   =  Gehobenes,  älteres  fossiles  Riff. 

I  -  Gehobenes,  jüngeres  fossiles  Riff. 

HI  ■  Versenktes,  jüngst  abgestorbenes  Saumpiff. 

12  -  Lebendes  Saumriff  von  2-3  m  Dicke. 


Fig.  59. 

Profil  durch  die  Ostküste  des  Ras  Muhntnmed,  Südspitze  der  Siuailialbinsel,  mit  ihreu 
verschiedenaltrigen,  z.  T.  gehobenen,  z.  T.  gesenkten  Korallenriffüberztigen.    Nach  Joh. 
WaLTHER,  Die  Korallenriffe  der  Sinaihalbinscl,  Abh.  d.  matb.-phys.  Cl.  d.  Kgl.  Sachs. 
Ges.  d.  Wissensch.  XIV,  Nr.  X,  1888,  S.  465,  Fig.  20. 

die  Polypen,  das  Riff  ist  „tot".  (Fig.  59.)  Die  Chagos-Bank  im  Indischen 
Ozean,  etwa  1800  km  südlich  von  Indien,  ist  eine  Untiefe  von  200  zu  150  km 
Ausdehnung,  auf  der  nur  etwa  70—80  m  Wasser  stehen.  Ihr  Rand 
wird  von  einem  Rücken  umgeben,  der  10—15  km  breit  ist  bei  einer 
Tiefe  von  25  m.  Aus  diesem  Rücken  erhebt  sich  schließlich  ein  Ring- 
wall von  1  Vi  km  Breite  und  8—15  m  Tiefe,  auf  dem  hier  und  da  einige 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  151 


Inselchen  stehen,  die  noch  lebende  Korallen  zeigen.  Es  ist  sehr  wahr- 
scheinlich, daß  diese  Bank  einst  ein  ausgedehntes  Riff  war,  das  jetzt 
ertrunken  ist".  —  «Bei  einer  langsamen  Senkung  vermag  das  Aufwärts- 
wachstum der  Korallen  diesem  Vorgang  das  Gleichgewicht  zu  halten. 
Dann  erhält  sich  das  Riff  und  vergrößert  sich  sogar  durch  das  nach 
außen  gerichtete  Wachstum  während  der  Senkung.  Zur  selben  Zeit 
werden  die  unteren  Teile  der  Abhänge  der  Insel,  die  das  Riff  früher 
umsäumte,  unter  den  Meeresspiegel  gesenkt,  das  Wasser  tritt  in  die 
Täler  und  wandelt  sie  in  Buchten  um  ....  Hält  die  Senkung  lange 
an,  kann  die  Insel  gäuzlich  verschwinden,  es  bleibt  dann  nur  das  sie 
umgebende  Riff  übrig,  das  bei  ovalem  oder  unregelmäßigem  Umriß  eine 
Lagune  umschließt.  Derartige  Riffe  nennen  wir  „Atolle".  Wenn  eine 
vulkanische  Insel,  die  von  einem  Wallriff  umgeben  ist,  weder  ein«4 
Hebung  noch  eine  Senkung  erfährt,  so  wird  sie  naturgemäß  langsam  bis 
nahe  a»  den  Meeresspiegel  heran  abgetragen  werden,  während  das  Wallriff 


Fig.  HO. 

Ansicht  eines  Atolls  (Pfingstinsel  in  der  Paumotu-Gruppe,  Südsee)  nach  Ch.  Darwin 
ans  Em.  KaYSER,  Lehrbuch  d.  Allgem.  Geologie.  4.  Aufl.,  Stuttgart  1912,  S.  542,  Fig.  414. 

nach  außen  weiter  wächst.  Aber  es  ist  zu  bezweifeln,  ob  die  immerhin 
widerstandsfähigen  Gesteine  einer  solchen  Insel  so  weit  abgetragen 
werden  können,  daß  sich  eine  Lagune  von  40 — 80  m  Tiefe  an  ihrer 
Stelle  bilden  kann.  Ans  diesem  Grunde  besteht  noch  heute  die  Theorie 
von  Darwln  zu  Recht,  nach  der  die  Atolle  durch  eine  langsame  Senkung 
von  Inseln  mit  Saum-  und  Wallriffen  zustande  kommen".  (Fig.  81.)  —  Die 
Atollriffe  (Fig.  60)  fallen  in  der  Regel  nach  außen  sehr  steil,  in  den  oberen, 
in  intensivem  Wachstum  befindlichen  Teilen  sogar  oft  überhängend,  ab, 
während  ihre  Abdachung  zur  Lagune  sehr  sanft  ist.  Während  der  Durch- 
messer der  letzteren  über  100  km  betragen  kann,  pflegt  die  Breite  des  Atoll- 
ringes 1000  m  nur  selten  wesentlich  zu  überschreiten.  In  der  Regel 
ragen  nur  einzelne  Teile  dieses  Ringes  als  Inseln  auch  bei  Flut  aus 
dem  Meere  empor;  und  zwar  haudelt  es  sich  hierin  zunächst  immer  um 
einen  durch  die  Brandung  aufgeworfenen  Strandwall  aus  Korallenblöcken 
und  -sand;  doch  bauen  sich  über  diesem  marinen  Strandwall  häufig 
äolische  Anhäufungen  von  Korallensand  auf.    Solche  Bildungen  ge- 


152  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  153 


Winnen  z.  B.  auf  den  Sandwich -Inseln  Bedeutung.  Al.  Agassiz 
beschrieb  sie  von  den  Bahamas  und  Bermudas,  wo  sie  große  Ausdehnung 
haben;  hier  bilden  sie  wahre  Dünenzüge  mit  Diagonalschichtung  im 
Innern;  ihre  Masse  wird  unter  dem  Einfluß  der  Atmosphärilien  relativ 
rasch  verfestigt.  Solche  jugendlich  verkittete,  äolisch'  aufgehäufte  marine 
Kalksande  erreichen  speziell  auf  den  Bermudas  bis  zu  80  m  Mächtigkeit 
und  sind  iu  Steinbrüchen  aufgeschlossen. 

Die  Darwin -D.vNAsche  Senkungstheorie  und  die  gegen  dieselbe  erhobenen 

Einwürfe 

Bekanntlich  hat  sich  mancher  Widerspruch  gegen  die  schon  mehr- 
fach erwähnte  Theorie  Darwins  erhoben,  und  es  kann  nicht  geleugnet 
werden,  daß  sich  die  an  seine  und  J.  Danas  Schriften,  die  den  gleichen 
Standpunkt  vertreten,  anschließende  Diskussion,  an  der  sich  von  be- 
kannteren Forschern  Semper,  Rein,  J.  Mürray,  Al.  Agasmiz,  Guppy 
beteiligten,  ergeben  hat,  daß  für  manche  Gebiete  eine  positive  Strand- 
verschiebung (Senkuug)  allerdings  nicht  iu  Frage  kommen  kann.  Das  gilt 
insbesondere  für  die  von  Al.  Agassiz  so  eingehend  erforschteu  Riffe 
Westindiens,  welche  sich  aber  —  das  kann  nicht  genug  betont  werden  — 
sehr  wesentlich  von  denen  des  Stillen  und  Indischen  Ozeans  unter- 
scheiden. Insbesondere  sind  hier  echte  Wallriffe  und  Atolle  nur  in  sehr 
geringer  Zahl  vorhanden,  und  vor  allem  fehlen  den  dortigen  Riffen  die 
für  die  meisten  pazifischen  Riffe  so  charakteristischen  steilen  äußeren 
Abstürze.  Auch  die  Riffbilduugen  des  ostindischeu  Archipels  hatte  mau 
gegen  Darwin  ins  Feld  geführt.  ludessen  hat  A.  Wichmann ,82)  gezeigt, 
daß  in  diesem  Gebiete  echte  Barrier-Riffe  und  Atolle  überhaupt  nicht 
vorkommen,  soudem  nur  Strandriffe  und  Bildungen,  die  wir  später  noch  als 
„Flachseeriffe"  kennen  lernen  werden.  Daß  aber  solche  Gebiete,  in  denen  die 
Haupttypen  der  Theorie  Darwins  überhaupt  nicht  vorkommen,  sich  zu  einer 
Widerlegung  derselben  nicht  besonders  eignen,  liegt  wohl  auf  der  Hand. 

Nach  J.  Murray193)  „bilden  die  Grundlage  der  Atolle  sub- 
marine Berge,  in  den  meisten  Fällen  wahrscheinlich  vulkanische  Piks. 
Auf  diesen  lagern  sich  Schalen  von  Foraminiferen  und  Mollusken,  Kalk- 
gerüste von  Tiefseekorallen,  Echinodermen  u.  a.  ab  und  erhöhen  so  die 
Berge.  In  den  größeren  Tiefen  des  umgebenden  Ozeans  werden  diese 
Ablagerungen  sehr  viel  geringer  sein  oder  ganz  fehlen,  da  die  Kalk- 
schalen hier  größtenteils  beim  Herabsinken  durch  die  Kohlensäure  des 
Meerwassers  aufgelöst  werden,  ehe  sie  den  Boden  erreichen.  Infolge- 
dessen werden  jene  unterseeischen  Berge  durch  die  Sedimentablageruugen 
nicht  nur  absolut  an  Höhe  gewinnen,  sondern  auch  im  Verhältnis  zu 
den  sie  umgebenden,  tiefer  gelegenen  Teilen  des  Ozeans,  und  werden 
daher  steil  aus  großen  Tiefen  aufsteigen.  Schließlich  werden  sie  sich 
bis  zu  solchen  Tiefen  erheben,  in  denen  riffbildende  Korallen  leben 


154 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


könneu,  und  diese  werden  dann  durch  ihre  Bauten  das  Gebäude  krönen. 
Die  auf  solche  Weise  gebildeten  Korallenriffe  nehmen  die  Atollforra  an, 
dank  der  reichlicheren  Ernährung  der  Korallen  am  Außenrande  und  der 
Entfernung  des  toten  Korallenfelsens  aus  den  inneren  Teilen  durch  die 
Meeresströmungen  und  die  auflösende  Wirkung  der  im  Seewasser  ent- 
haltenen Kohlensäure.  Barrierriffe  dagegen  sollten  sich  nach  Mürray 
aus  Strandriffen  entwickeln,  iudem  dieselben  auf  dem  von  ihnen  selbst 
stammenden  Trümmermaterial  nach  außen  weiter  wachsen,  während  der 
Kanal,  welcher  sie  von  dem  Festlande  trennt,  durch  dieselben  Kräfte, 
welche  bei  der  Bildung  der  Atoll-Laguuen  wirksam  sind,  beständig  er- 
weitert und  vertieft  wird".  Soweit  die  Anschauungen  von  Murray 
(nach  der  Darstellung  von  Langenbeck),  welche  in  ihrer  Verknüpfung 
einer  großen  Zahl  durch  die  Tiefseeexpeditioneu  erhaltener  gesicherter 
Resultate  der  Ozeanographie,  vielleicht  auch  infolge  des  Gewichts  der 
Persönlichkeit  des  Autors,  längere  Zeit  unbestritten  das  Feld  behaupteten. 
Daß  sie  nicht  haltbar  sind,  kann  jetzt  mit  Sicherheit  ausgesprochen 
werden.  Schon  die  Grundlage  ist,  wenn  sie  auch  noch  neuerdings  von 
F.  Wood-Jones194)  bei  seiner  Beschreibung  von  Cocos  Keeling-Atoll 
verwendet  wurde,  falsch;  denn  eine  unbefangene  Würdigung  der  einzelnen 
Faktoren  zeigt,  daß  das  Wachstum  einer  unterseeischen  Bank  durch 
Sedimente  und  pflanzliche  und  tierische  Ablagerungen  aller  Art  in  einer 
ziemlich  erheblichen  Tiefe  unterhalb  des  Meeresspiegels  ihr  Maximum 
erreichen  muß,  auch  wenn  wir  die  in  ziemliche  Tiefen  hinabgehenden, 
aber  immerhin  doch  lichtbedürftigen  Kalkalgen  in  Betracht  ziehen; 
sicherlich  ist  diese  Tiefe  größer  als  den  riffbauenden  Korallen  zuträglich 
ist,  wobei  es  ohne  Belang  ist,  ob  wir  hierfür  30,  40  oder  60  m  an- 
nehmen. Ist  jene  ziemlich  erhebliche  Tiefe  aber  nach  oben  überschritten, 
so  werden  jetzt  die  umgekehrten  Verhältnisse  eintreten  wie  vorher, 
die  höchstgelegenen  Teile  der  Bank  werden  jetzt  eine  geringere  Zu- 
nahme erfahren  als  die  tieferen,  und  es  muß.  daher  eine  Verflachung 
der  Bank  eintreten.  Durch  die  Theorie  von  Murray  können  also  die 
steilen  Anstiege  der  Südsee-Atolle  nicht  erklärt  werden;  zudem  müßten 
submarine  Böschungsrutschungen  die  mit  zu  steiler  Böschung  ab- 
gelagerten Lockermaterialien  ständig  nach  unten  drängen  und  Gezeiten- 
strömungen, welche,  wie  wir  später  noch  sehen  werden,  auch  auf  sub- 
marineu  Bänken  starke  Wirksamkeit  entfalten,  die  abgelagerten  Sedimente 
wieder  entfernen.  Aber  auch  die  Entstehung  der  Atoll -Lagunen  läßt 
sich  in  der  von  Murray  angenommenen  Weise  nicht  deuten.  „Über 
den  Riffwall  wird  von  außen  durch  die  Brandungswogen  beständig 
Trümmermaterial  in  das  Innere  der  Lagunen  und  Lagunenkanäle  ge- 
worfen. Da  nun  die  Tiefe  der  letzteren  vielfach  diejenige,  bis  zu  welcher 
Riffkoralleu  leben  können,  übertrifft,"  —  sind  doch  über  100  m  tiefe 
Lagunen  keine  Seltenheit  —  „so  müßte,  wenn  die  MURRAYsche  Theorie 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  uud  die  .hierdurch  erzeugten  Bildungen  155 

richtig  wäre,  in  allen  solchen  Fällen  durch  die  Meeresströmungen  und 
die  auflösende  Tätigkeit  des  Meerwassers  nicht  nur  beständig  alles  von 
außen  eingeführte  Material  wieder  entfernt,  sondern  auch  der  Unter- 
grund selbst  noch  angegriffen  werden.  Durch  diese  Aunahme,  die  in 
der  Tat  von  Murray  gemacht  worden  ist,  verstrickt  derselbe  sich  aber 
in  den  unlöslichen  Widerspruch,  daß  er  einmal  die  Erhöhung  einer 
unterseeischen  Erhebung  durch  Ablagerung  von  Sediment,  dann  die 
Bildung  der  inneren  Vertiefung  durch  Auflösung  desselben  erklärt.  Es 
läßt  sich  aber  auch  direkt  der  Nachweis  fuhren,  daß  jedenfalls  bei  der 
Mehrzahl  der  Lagunen  vielmehr  die  Tendenz  einer  allmählichen  Auf- 
füllung, als  einer  zunehmenden  Vertiefung  herrscht."  Das  ist  z.  B. 
durch  Guppy,  Wood-Jones  und  Vaughan  geschehen.  Diese  Auffüllung 
aber  erfolgt  „teils  durch  das  Emporwachsen  von  Korallen  und  Kalk- 
algen, die  Ablagerung  von  Foraminiferen-  und  Mollusken-Schalen,  teils 
durch  die  Trümmermassen,  die  von  der  Außenseite  des  Riffs  durch  die 
Brandung  über  das  Riff  in  die  Lagune  hineingeworfen  werden,  und  die 
Sande,  die  als  Dünen  auf  dem  Riff  sich  anhäufen  und  dann  durch  den 
Wind  in  die  Lagunen  hineingeweht  werden"  (Langenbeck).  So  lassen 
sich  Lagunen  in  allen  Stadien  des  Auffüllungsvorganges  feststellen:  die 
mechanisch  und  durch  Lösung  wirkenden  Erosionen  durch  das  ein-  und 
ausströmende  Meerwasser,  die  sich  in  der  Tat  hier  und  da  in  ver- 
schiedener Stärke  nachweisen  lassen,  sind  aber  zweifellos  von  Muruay 
in  ihrer  Bedeutung  wesentlich  überschätzt  worden  m).  Könnte  man  sich 
allenfalls  für  die  schmalen  Küstenlaguneu  der  Saumriffe  eine  Entstehung 
iu  der  von  diesem  Autor  angenommenen  Weise  vorstellen,  so  muß  diese 
Vorstellung  doch  schon  bei  den  großen  Verhältnissen  der  Wall-  oder 
Barrier-Riffe  ganz  von  selbst  versagen.  Und  bleibt  es  immerhin  möglich, 
daß  in  flachen  Meeresteilen  an  Stellen,  welche  die  für  das  Riffkorallen- 
wachstum nötige  Tiefe  nicht  fiberschreiten,  Atoll-ähnliche  Formen  mit 
einer  flachen  Lagune  infolge  des  Absterbens  der  Korallenstöcke  hier- 
selbst  und  durch  lokale  Lösung  sich  bilden  könuen,  —  die  Darwinsc-Ih» 
Senkungstheorie,  welche  im  Gegensatz  zu  Murray  uud  Anderen  die 
Saum-,  Wall-  und  Atollriffe  in  genetische  Verbindung  miteinander  bringt, 
bleibt  doch  als  die  mit  den  Tatsachen  am  besten  im  Einklang  befindliche 
bestehen,  —  das  aber  um  so  mehr,  als  Bohrungen  auf  Korallenriffen  so 
unzweifelhaft  Mächtigkeiten  koralligener  Bildungen  ergaben,  daß  diesen 
Fällen  gegenüber  jeder  nicht  mit  positiver  Niveauverschiebung  rechnende 
Erklärungsversuch  versagen  muß. 

Die  Bohrungen  auf  dem  Funafuti- Atoll 
Schon  Dana  ,<m')  hatte  über  Brunnenbohrungen  auf  der  Hawaii- Insel 
Oahu  berichtet,  in  deren  einer  fester  Koralleufels  in  einer  Mächtigkeit 
von  151  m  angetroffen  war.    Doch  ist  von  Al.  Agassiz  behauptet 


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156  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

worden,  daß  es  sieh  um  Aufschüttungen  am  Außenabfall  eines  Riffes 
gehandelt  habe,  und  eine  Nachprüfung  des  Befundes,  da  die  betreffenden 
Bohrkerne  veVloren  gegangen  sein  sollen,  nicht  möglich.  Viel  wichtiger 
als  diese  Bohrungen  wurden  daher  die  lediglich  zu  wissenschaftlichen 


42  •  42  m  Tiefe.  FUNAFUTI  -  ATOLL 


Fig.  62. 

Kärtchen  des  Funafuti-Atolls  in  der  Ellice  Gruppe  noch  J.  Stanlky  Garihnkr  in  Proc. 
of  the  Cambridge  l'hilos.  Soc.  vol.  IX.    IK98,  S.  42t,  Fig.  1.  —  Nur  die  schräg  ge- 
strichelten Flächen  ragen  ständig  über  Wasser.    (Die  itn  Original  in  englischen  Faden 
angegebenen  Tiefen  sind  in  Meter  umgerechnet.) 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  157 

Zwecken  auf  einem  echten  Atoll,  Funafuti  in  der  Ellice -Gruppe,  am 
Ende  des  vergangenen  Jahrhunderts  ausgeführten  Bohrungen,  über 
welche  ein  großer  wissenschaftlicher  Bericht197)  und  verschiedene 
kleinere  Mitteilungen  vorliegen198). 

Das  Atoll  Funafuti  (Fig.  62)   erhebt   sich   ganz   isoliert  aus 
Tiefen  von  mehr  als  5000  m  (5400  m).     Seine  ovale  Gestalt  ist 
senkrecht  zu  den  herrschenden  Winden  und  Meeresströmungen  gestellt 
und  offenbar  unabhängig  von  diesen  entstanden,  zumal  die  Isobathen 
bis  zu  großen  Tiefen  genau  die  Umrisse  des  Atolls  wiederholen.  Als 
Untergrund  wird  ein  vulkanischer  Gipfel  anzunehmen  sein,  wofür  auch 
die  Abweichungen  der  magnetischen  Elemente  von  den  Normalwerten 
sprechen.  Das  Atoll  dacht  sich  von  der  Ebbegrenze  bis  zu  einer  Tiefe 
von  22—26  m  sanft  ab,  von  da  an  steiler  unter  einem  Winkel  von  30 0 
bis  zu  einer  Tiefe  von  64  m.  Dann  folgt  bis  260  m  ein  nahezu  vertikaler 
Absturz  (70—90°).    In  größereu  Tiefen  wird  die  Abdachung  wieder 
sanfter,  zwischen  260  und  480  m  eine  auffallend  konvexe  Kurve  zeigend. 
Das  fast  vollständig  geschlossene  Riff,  welches  nur  wenige  schmale 
Durchgänge  bis  zu  9  m  Tiefe  aufweist,  ist  auf  der  den  Winden  und 
Strömungen  ausgesetzten   östlichen  Luvseite  größtenteils   mit  Land 
bedeckt.  Hier  liegt  auch  die  Hauptinsel  Funafuti  selbst.  Die  bis  55  m 
tiefe  Lagune  hat  35—40  m  mittlere  Tiefe.    Sie  enthält  zahlreiche,  den 
Eindruck  junger,  aus  der  Lagune  in  die  Höhe  gewachsener  Riffe  mit 
lebenden  Korallen  und  Kalkalgen  machende  Untiefen  und  zeigt  offenbar 
die  Tendenz  zur  Auffüllung.  Die  Grundlage  aller  Inselchen  von  Funa- 
futi-Atoll  bildet  ein  altes  Riff,  das  z.  T.  von  Heliopora  coerulea  mit 
einzelnen  Porites-Stöcken,  z.  T.  ausschließlich  von  Pontes- Arten  gebildet 
wird.  Die  nächstjüngere  Bildung  ist  eine  sehr  feste  Breccie  aus  Bruch- 
stücken des  alten  Riffes,  die  durch  Lithothamnium  oder  Polytrema  mit- 
einander verkittet  sind.    Es  folgt  ein  Konglomerat  aus  abgerundeten 
Korallenstücken,  offenbar  eine  ehemalige  Küstenlinie  der  Lagune  dar- 
stellend. Mit  diesen  beiden  Bildungen  z.T.  gleichaltrig,  z.T.  aber  jünger 
als  dieselben  sind  Lithothamnium-  und  Foraminiferen-Sandsteine.  Jüngste 
Bildungen  sind  die  innere  und  äußere  „Hurricane-Bank1*,  aus  Korallen- 
blöcken bestehende  Sturmstrandwälle  (vergl.  hierzu  Fig.  63),  welche  sich 
noch  gegenwärtig  vergrößern.  Die  äußere  Hurricane-Bank  bildet  einen 
nach  Breite  und  Höhe  wechselnden,  im  übrigen  aber  zusammenhängenden 
Wall  längs  der  ganzen  Außenseite  der  Inselchen.  Im  Durchschnitt  2 — 2,5, 
im  Maximum  4,8  m  hoch,  fällt  sie  nach  außen  steil  mit  etwa  30°  ab,  nach 
innen  dacht  sie  sich  sanft  gegen  die  zentrale  Ebene  der  Inselchen  oder,  wo 
eine  solche  fehlt,  unmittelbar  gegen  die  Lagunenküste  ab.  Die  im  allgemeinen 
niedrigere  und  schmalere,  innere  Hurricane-Bank  ist  nur  streckenweise 
entwickelt.    An  den  Fuß  der  äußeren  Hurricane-Bank  schließt  sich 
unmittelbar  die  äußere  Riffplattform  an.    Im  O  etwa  100  m  breit,  zer- 


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158 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


füllt  sie  in  drei  Zonen.  Die  innere,  organisches  Leben  nicht  tragende 
„ Erosionszone"  Davids  hat  eine  stark  zerfressene  Oberfläche  und  fällt 
bei  Niederwasser  trocken.  Einzelne,  zu  parallelen  Reihen  angeordnete, 
sich  auf  ihr  erneuende  Pfeiler  bestehen  zu  unterst  aus  der  oben  ge- 
nannten Hreccie  von  Komponenten  des  älteren  Riffkalkes,  welche  auch 
die  Oberfläche  der  ganzen  Zone  bildet,  zu  oberst  aber  anscheinend  aus 
echtem  Riffkalk  mit  Korallen  in  situ.  Offenbar  sind  diese  Pfeiler  von 
der  Brandung  herausmodelliert.  Die  zweit«  Zone  oder  ..Riffebene* 
GaäDIXERS  ist  auch  zur  Ebbe  noch  einige  Zentimeter  mit  Wasser 
bedeckt  und  hat  eine  sehr  glatte,  durch  einen  Überzug  nicht  kalkiger 
Algen  schlüpfrige  Oberfläche.  Die  dritte  Zone,  die  „Lithothamnien-Zonett 


Fig.  «3. 

Durch  Sturmbrandung  auf  den  Strand  geworfene  und  abgerollte  Korallenstöcke,  bezw. 
Kif firnissen.   Fransenriff.   Port  Denison,  Australien.   Nach  W.  SAVlLLE-Kent,  The  great 

barrier  reef  of  Australia,  1893. 

Davids,  der  „Riffrandtt  Gardiners  liegt  wieder  höher  und  zur  Ebbe- 
zeit etwas  über  Wasser;  sie  ist  sehr  uneben  und  dicht  mit  lebenden 
Lithothamnien  hedeckt.  Die  ganze  Außenplattform  ist  von  zahlreichen 
Spalten  durchsetzt,  die  sich  nach  innen  mehr  und  mehr  durch  Über- 
wachsen mit  Nulliporen  schließen,  dieselbe  nach  außen  aber  in  lauter 
einzelne  Pfeiler  aufgelöst  erscheinen  lassen.  Der  Hoden  der  Spalten  ist 
mit  Sand  und  Gerollen  bedeckt,  die  Wände  tragen  vielfach  lebende 
Korallen,  besonders  Pocillopora-Arten.  Im  Westen  ist  die  äußere  Riff- 
plattform breiter,  vielfach  von  Korallenblöcken  bedeckt  und  reicher  an 
orgauischem  Leben  als  im  Osten.  Namentlich  finden  sich  auch  viele 
lebende  Korallen,  doch  niemals  Heliopora  oder  Porites.    Die  mit  einer 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  159 


Klippe  gegen  die  Lagune  abbrechende  Lagunenplattform  ist  zwischen 
10  nnd  100  m  breit;  auch  auf  ihr  ist  das  organische  Leben  im  W 
reicher  als  im  O,  doch  zieht  sich  eine  Zone  lebender  Halimeda  um  die 
ganze  Lagune. 

Schon  dieser  Aufbau  des  Riffs  ließ  deutlich  drei  Phasen  von  Niveau- 
schwankungen erkennen:  1.  eine  negative  Niveauverschiebung,  durch 
welche  das  alte  Heliopora-  und  Porites-Riff  trocken  gelegt  und  zum 
Absterben  gebracht  wurde;  2.  eiue  positive  Verschiebung,  während 
welcher  sich  die  Breccie  bildete,  über  welcher  sich  wahrscheinlich  ein 
neues  Riff  ansiedelte;  3.  die  negative  Verschiebung,  welche  den  heutigen 
Zustand  hervorbrachte.  Die  gegenwärtig  andauernden  Veränderungen 
sind  Auffüllung  der  Lagune,  sowie  Abtragung  der  äußeren  Riffplattform 
und  der  Inseln  selbst  durch  die  Brauduug,  anderseits  Vergrößerung  des 
St  urmstraud  walles,  sowie  ständiges  Weiterwachsen  des  Riffes  nach  auswärt«. 

Von  den  uns  hier  besonders  interessierenden  Bohrungen  er- 
reichten die  ersten  Versuche  nicht  das  gesteckte  Ziel,  bis  es  mit  besseren 
Hilfsmitteln  1897/98  Professor  David  gelang,  ein  Bohrloch  bis  zur  Tiefe 
vun  334,35  m  niederzubringen.  „Nur  teilweise  wurden  dabei"  —  so  be- 
richtet Laxgenbeck  —  „solide  Bohrkerne  heraufgebracht,  zum  Teil 
war  das  vom  Bohrer  durchdrungene  Material. so  brüchig,  daß  es  zu  einer 
lockeren  sandigen  Masse  zerfiel.  Zuerst  wurde  die  Korallenbreccie  durch- 
bohrt, dann  das  Heliopora-Riff,  das  bis  zu  einer  Tiefe  von  12  m  reichte. 
Weiterhin  ließen  sich  drei  Schichten  unterscheiden.  Bis  zu  einer  Tiefe 
von  191  m  herrschte  lockeres  Material  vor.  Aus  dieser  Zone  wurden 
im  ganzen  nur  20  m  fester  Bohrkeru  heraufgebracht.  Von  191—224  m 
herrschte  kompaktes  Gestein,  jedoch  von  so  weicher,  kreideartiger  Be- 
schaffenheit, daß  es  größtenteils  zerfiel,  und  diese  Zone  nur  6  m  festen 
Bohrkern  lieferte.  Von  224  m  bis  zur  größten  erreichten  Tiefe  fand  sich 
ausschließlich  fester  harter  Fels,  nur  untergeordnet  weiche  und  lockere 
Schichten.  Aus  dieser  tiefsten  Zone  wurden  94  m  fester  Bohrkern  er- 
halten. Die  Gesteine  sind  ausschließlich  organischen  Ursprungs.  Fora- 
miniferen  herrschen  der  Zahl  nach  in  allen  Tiefen  vor.  An  zweiter 
Stelle  sind  die  Kalkalgen  Lithothamnium  und  Halimeda  zu  nennen. 
Gegen  diese  beiden  Gruppen  von  Organismen  treten  an  Zahl  die  riff- 
bildenden Korallen  zurück,  doch  finden  sie  sich  in  zahlreichen  Gattuugen 
in  allen  Tiefen  und  gerade  am  zahlreichsten  und  mannigfaltigsten  in 
der  tiefsten  Zone.  In  allen  Tiefen  waren  die  Gattungen  Millepora, 
Heliopora,  Lobopbyllura,  Stylophora,  Seriatopora,  Fungia,  Astraea,  Goni- 
astraea,  Orbicella,  Madrepora  und  Pontes  vertreten,  auf  die  unterste 
Schicht  beschränkt  waren  Euphyllia,  Hydrophora,  Galaxea,  Siderastraea 
und  Psammocora.  Die  Korallen  fanden  sich  vielfach  in  der  Lage,  in  der 
sie  gewachsen,  ihre  Oberflächen  waren  dicht  überzogen  mit  mehrfachen 
Lagen  von  Polytrema  und  Lithothamnium,  und  auf  diesen  hatten  sich 


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160  Di*  jungen  Meeressedimentc  und  ihre  Bildung 

wieder  neue  Korallen  angesiedelt,  genau  wie  man  es  an  lebenden  Riffen 
findet.  Gleichzeitig  mit  der  Hauptbohrung  wurden  auch  in  der  Lagune 
unter  der  Leitung  von  G.  Halligan  zwei  Bohrungen  vorgenommen,  bei 
welchen  Tiefen  von  73,5  und  58,8  m  (bei  30  m  Wassertiefe)  erreicht 
wurden.  Bei  der  ersten  dieser  Bohrungen  fand  sich  bis  54,6  m  Halimeda- 
iSand  mit  Molluskenschaleu ,  bis  65  m  Korallenbruchstücke  und  Sand, 
dann  bis  zur  größten  erreichten  Tiefe  fester  Korallenfels.  —  Mag  man 
nun  über  die  Bedeutung  der  einzelnen  durchbohrten  Zonen  denken,  wie 
man  will  —  nach  dem,  was  wir  über  die  Struktur  und  Zusammensetzung 
der  Korallenriffe  wissen,  dem  häufigen  Vorwalten  lockeren  Materials 
und  dem  starken  Anteil,  den  Kalkalgen  und  Foraminiferen  fast  stets 
an  ihrem  Aufbau  nehmen,  scheiut  mir  nichts  im  Wege  zu  stehen, 
mindestens  die  obere  und  untere  Schicht  als  echtes  Korallenriff  auf- 
zufassen, während  die  mittlere  vielleicht  eine  Bildung  der  Lagune  dar- 
stellt -,  jedenfalls  haben  die  Bohrungen  gezeigt,  daß  bis  zu  der  er- 
reichten Tiefe  die  Unterlage  des  Atolls  durch  Schichten  gebildet  wird, 
an  deren  Aufbau  riffbildentfe  Korallen  mehr  oder  weniger  beteiligt  sind. 
Dadurch  ist  eine  Senkung  um  mehr  als  300  m  sicher  erwiesen.  Durch- 
aus im  Einklang  damit  stehen  die  Verhältnisse  in  der  Lagune  und  der 
steile  äußere  Abfall  des  Atolls,  aus  denen  Sollas"  (der  die  ersien 
vergeblichen  Bohrungen  leitete)  „schon  vor  der  Ausführung  der  ent- 
scheidenden Bohrungen  auf  eine  Senkung  geschlossen  hatte.  Für 
Funafuti  ist  mithin"  —  so  schließt  Langenbecx  seine  diesbezügliche 
Darstellung  —  „die  DAHWiNsche  Hypothese  auf  das  Glänzendste  be- 
stätigt". Mit  dieser  Feststellung  darf  der  Geologe,  für  den  die  vor- 
liegende Erörterung  besonders  bestimmt  ist,  wohl  zufrieden  sein,  da  sie 
die  Deutung  der  Bildung  mächtiger  fossiler  Riffkalke  in  sich  schließt. 

Flecken-   oder   Flachseeriffe  und   Strandriffe   als  Ausnahmen    von  der 
D.vnwiN-DAXAschen  Regel  an  stationäre  oder  Hebungsgebiete  gebunden 

Den  für  die  Richtigkeit  der  DARWiN-ÜANAschen  Regel  sprechenden 
Ergebnissen  des  letzten  Abschnittes  gegenüber  will  es  wenig  besagen, 
wenn  andere  Autoren  für  andere  Gebiete  die  Nichtbeteiligung  positiver 
Niveauveränderungen  feststellen  konnten m).  Das  gilt  z.  B.  für  die 
Weihnachtsinsel  im  östlichen  Indischen  Ozean,  die  Andrews  beschrieben 
hat,  welche  sich  seit  der  Eozänzeit  allmählich  unter  ruckweisen  Hebungen 
aufbaute  und  durch  Ausbildung  nur  oberflächlicher  Strandriffe  einen 
terrassenförmigen  Aufbau  erhielt;  das  gilt  auch  für  die  Riffe  und  Inseln 
des  westlichen  Indischen  Ozeans,  welche  A.  Voeltzkow  200)  untersuchte. 
Hier  erwiesen  sich  „die  untersuchten  Riffe  in  der  Hauptsache  bestehend 
aus  organogenen  Kalksteinen  wechselnder  Zusammensetzung,  in  denen 
sich  zwar  auch  Korallenblöcke,  jedoch  nur  vereinzelt  nachweisen  ließen, 
und  diese  Kalke  bildeten  den  Hauptbestandteil  jener  niederen  nur  wenige 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  161 


Meter  das  Meeresniveau  überragenden  flachen  Inseln,  an  ihrer  Peripherie 
mehr  oder  weniger  breit  bis  zur  mittleren  Flut-Ebbezone  abrasiert,  und 
an  günstigen  Stellen  dann  diese  so  geschaffene  Strandfläche  oder  Strand- 
terrasse mit  Korallen  besiedelt.  Diese  Korallengärten,  die  ein  Korallenriff 
vortäuschen  können,  zeigten  sich  bei  Prüfung  ihres  Untergrundes  stets 
als  sekundäre  Gebilde  ohne  jede  nähere  Beziehung  zu  dem  Sockel,  dem 
sie  aufsitzen.  .  .  .  Stets  fanden  sich  die  Inseln  nicht,  wie  bisher  an- 
genommen, aufgebaut  durch  Anhäufung  von  Bruchstücken  und  abgerollten 
und  versinterten  Bestandteilen  eines  lebenden  Riffes,  sondern  in  allen 
Fällen  als  letzte  Reste  eines  trocken  gelegten  und  später  abrasierten, 
einst  viel  größeren  Riffes,  emporstrebend  aus  der  Strandfläche,  ein  ein- 
heitliches Ganzes  mit  ihr  bildend  und  am  Fuße  allmählich  in  dieselbe 
übergehend.  Stets  erwiesen  sich  die  Sockel  als  ältere  Kalke  mit  weit 
zurückreichender  Bildungsgeschichte,  deutlich  an  sich  verschiedene 
Perioden  von  Niveauverschiebungen  erkennen  lassend,  als  marine  Kalk- 
bänke, die  ursprünglich  von  den  Fluten  bedeckt,  durch  einen  über  dies 
ganze  Gebiet  gleichmäßig  ausgedehnten  Rückzug  des  Meeres  von  geringem 
Betrage  trocken  gelegt  und  dann  durch  die  Gewalt  der  Brandung  in 
der  verschiedensten  Weise  beeinflußt  wurden.  Dieser  eben  erwähnte 
Rückzug  des  Meeres  muß  geologisch  vor  recht  kurzer  Zeit  stattgefunden 
haben".  Immerhin  wird  man  sich  bei  den  Beschreibungen  des  letzt- 
genannten und  mancher  anderen  Autoren  die  Frage  vorlegen  müssen, 
ob  die  Betreffenden  nicht  nur  deshalb  die  Versclüedenheit  der  indischen 
von  den  pazifischen  Riffen  so  sehr  in  den  Vordergrund  ihrer  Be- 
trachtungen schieben,  weil  ihnen  infolge  Ungunst  der  Verhältnisse  ver- 
sagt blieb,  die  weiter  draußen  liegenden,  wirklich  lebenden  Riffe  zu 
sehen!  Langenbeck  hat  übrigens  für  eine  große  Zahl  von  Korallen- 
riffen und  -Inseln  eine  sehr  jugendliche  negative  Verschiebung  der 
Straudlinie  nachweisen  können.  „Es  handelt  sich  dabei  nicht  etwa  um 
die  hoch  erhobenen  Riffe,  wie  im  Fidschi-,  Tonga-,  Loyalty- Archipel, 
von  Metia,  Niuö,  Fais,  Weihnachtsinsel  u.  a.,  bei  denen  eine  aktive 
Hebung  außer  Frage  steht,  sondern  um  Verschiebungen  der  Niveau- 
linie um  nur  wenige  Meter  (etwa  1— 6  m)  .  .  .  Wir  müssen  daher  für 
die  jüngste  geologische  Vergangenheit  ein  Sinken  des  Meeresspiegels 
im  Gebiet  aller  drei  Ozeane  annehmen." 

Die  Korallenbildungen  des  westlichen  Indischen  Ozeans,  welche 
Voeltzkow  untersuchte,  lassen  sich  wohl  trotz  des  gemachten  Vorbehaltes 
weder  mit  den  Saum-,  noch  den  Wall-,  noch  den  Atollriffen  vergleichen;  sie 
gehören  vielmehr  dem  Typus  an,  den  Ortmann  als  „  Flachseeriffe" ,  Heilprin 
als  „Fleckenriffe"  (patch  reefs),  Penck  als  „Krustenriffe",  Jon.  Walther 
—  wohl  am  wenigsten  treffend  —  als  „pelagische  Riffe"  bezeichnete. 
Diese  Riffe  ordnen  sich  vielfach  kreisförmig  an,  sodaß  sie  eine  kleine  Partie 
des  Meeresbodens  umwallen,  ja  gelegentlich  dieselbe  vom  Meere  gauz 

Andre«,  Geologie  de«  Meertibodcn».  II.  j  | 


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162 


Die  jungen  Meeressed imente  und  ihre  Bildung 


abschnüren,  wodurch  sich  eine  kleine  Lagune  bildet.  Diese  Gebilde  wieder- 
holen im  Horizontalumriß  die  Formen  der  echten  Atolle  in  allerdings 
stark  verkleinertem  Maßstabe,  aber  es  fehlt  ihnen  der  hohe  und  steile 
submarine  Abfall,  der  für  jene  ausnahmslos  charakteristisch  ist.  Sie  ähneln 
nach  Penck  vielmehr  den  Ringinseln  zweiter  Ordnung,  welche  gelegentlich 
den  Saum  großer  Atolle  bilden  und  welche  Guppy*01)  Atollon  nannte. 

Die  Tortugas  und  Marquesas  des  amerikanischen  Mittelmeeres  sind 
andere  Beispiele  von  Flachseeriffen,  auch  kommen  solche  im  Roten  Meere 
vor.  Zu  diesen  Riffen,  welche  nach  den  Darlegungen  von  Langenbeck 
u.  A.  wie  die  Saumriffe  an  stationäre  oder  Hebungsgebiete  gebunden  sind, 
gehören  aber  ferner  auch  die  Riffe  der  Bai  von  Batavia,  die  Slüiter*03),  der 
Palkstraße,  die  Joh.  Walther,  und  der  Umgegend  von  Dar-es-Salam,  die 
Ortmann  20S)  u.  A.  beschrieben  haben.  Nach  alledem  gilt,  was  die  Be- 
ziehung der  Riffbildung  zu  Niveauverschiebungen  betrifft,  noch  heute  das 
Resultat,  welches  Langenbeck  am  Schluß  seiner  Untersuchung  von  1897 
in  folgende  Sätze  zusammenfaßte:  „Wir  haben  vier  Hauptformen  von 
Korallenriffen  zu  unterscheiden:  Strandriffe,  Flachsee-  oder  Fleckenriffe, 
Barrierriffc  und  Atolle.  Die  beiden  ersteren  sind  im  allgemeinen  für 
stationäre  und  Hebungsgebiete,  die  beiden  letzteren  für  Senkungsgebiete 
charakteristisch.  Auch  in  stationären  und  Hebungsgebieten  können  sich 
unter  besonderen  Umständen  Barrierriffe  und  Atolle  bilden,  die  Tiefe 
der  Lagunen  und  Lagunenkanäle  wird  bei  ihnen  aber  stets  geringer 
sein  als  die  Tiefe,  bis  zu  welcher  Riffkorallen  leben  können.  .  .  .  Die 
überwiegende  Mehrzahl  aller  echten  Barrierriffe  und  Atolle  sind  während 
einer  positiven  Verschiebung  der  Niveaulinie  gebildet.  Dabei  ist  es 
jedoch  keineswegs  nötig,  in  allen  Fällen  eine  große  Mächtigkeit  des 
Korallenrifffelsens  anzunehmen.  Es  kann  vielmehr  auch  hier,  wie  aus 
den  Untersuchungen  von  Al.  Agassiz  hervorgeht,  vielfach  die  Lage 
und  Gestalt  des  Riffes  durch  diejenige  des  Untergrundes  vorgezeichnet 
sein,  und  der  Korallenrifffels  nur  einen  mäßig  hohen  Aufbau  auf  den 
im  Sinken  begriffenen  Bergen  und  Höhenzügen  bilden.  Daß  atjer  durch 
lang  andauernde  positive  Bewegung  auch  Korallenriffe  von  sehr  großer 
Mächtigkeit  gebildet  werden  können,  folgt  aus  den  Bohrungen  .  .  . 
Das  heißt  aber,  in  die  moderne  Sprache  der  Geologie,  welche  es  ver- 
meiden möchte  zu  entscheiden,  ob  Hebung  des  Meeresspiegels  oder 
Senkung  des  Felsgerüstes  stattfand,  übersetzt:  „Mächtige  Korallenriffe, 
d.  h.  solche,  welche  dicker  sind  als  die  Zone,  innerhalb  deren  Riff- 
korallen gedeihen  204),  können  nur  dann  entstehen,  wenn  sich  der  Ab- 
stand zwischen  Meeresgrund  und  Meeresoberfläche  vergrößert".  „So 
würde^  —  meint  Walthek  —  „Darwin  geschrieben  haben,  wenn  er 
heute  seine  Theorie  formulierte,  und  ich  wüßte  nicht,  welchen  Einwurf 
man  dagegen  erheben  könnte."  Besonders  aber  für  mächtige  Riff- 
bildungeu  gilt,  was  Joh.  Walther  in  seiner  „Einleitung"  betont  hat, 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzengten  Bildungen  163 

-daß  die  Lagune  eines  Atolls  zwar  eine  im  Projektionsbild  des  Meeres- 
strandes auffallende  Erscheinung  ist,  daß  sie  aber  keineswegs  zu  den 
maßgebenden  Reliefformen  des  Riffes  gehört  und  an  einem  fossilen  Riff 
in  der  Gestalt  der  Kalkablagerung  nicht  leicht  erkannt  werden  dürfte. u 
L'nd  damit  kommen  wir  zum  Fossilwerden  der  Riffe,  welcher  Vor- 
gang für  den  Geologen  von  besonderer  Bedeutung  ist. 

Da»  FosHilwenlen  der  Korallenriffe 

Die  hierher  .gehörigen  Erscheinungen  sind  solche  der  Diagenese 
und  bestehen  einerseits  nur  in  texturellen  und  strukturellen  Ver- 
änderungen der  Riffmasse,  auf  der  anderen  Seite  stellen  sich  jedoch 
auch  chemische  Veränderungen  ein. 

Texturelle  und  strukturelle  Veränderungen  und  die  erste  Verfestigung 

der  Riffsubstanz 

Die  textureilen  Veränderungen,  mit  welchen  eine  Verfestigung  des 
Rifffelsens  Hand  in  Hand  geht,  beruhen  auf  der  Ausfüllung  von  Hohl- 
räumen und  Poren  durch  anderwärts  in  Lösung  gegangene  Kalksubstanz 
von  Korallenskeletten.  Das  Skelett  der  Riffkorallen  (Fig.  64)  besteht  be- 
kanntlich aus  Aragonit  und  unterliegt 
daher  leicht  der  Auflösung.  Aus  der 
Lösung  scheidet  sich  der  Kalk  aber  in 
der  Regel  (über  bemerkenswerte  Aus- 
nahmen vergl.  weiter  unten)  in  (Jer  Form 
des  Kalkspates  wieder  aus,  welcher  nun 
die  Poren  erfüllt  und  die  Masse  verfestigt. 
Größere  Höhlungen  im  Rifffelsen  ent- 
halten (vgl.  auch  Fig.  57)  vielfach  Sinter- 
bildungen, auch  in  der  Form  von  Stalak- 
titen und  Stalagmiten.  HöGBOM205)  fand 
in  solchen  Stalaktiten  von  den  Bermudas 
0,18  °'o  und  0,68  %  Magnesiumkarbonat 
<  während  der  Riffstein  etwa  die  fünf- 
fache Magnesiamenge  ergab,  worüber 
ebenfalls  weiter  unten  zu  vei^leichen 
ist).  Aber  auch  die  feinere  Struktur 
der  Riffmasse  erleidet  Umwandlungen. 
Hauptsächlich  mit  den  aus  Aragonit 
bestehenden  Skeletten  der  Korallen 
geht  ein  rmlagerungsprozeß  in  Kalk- 
spat vor  sich,  wobei  in  der  Regel  die 
feinere  Struktur  verschwindet,  besonders 
auch  deshalb,  weil  der  in  den  Hohl- 


Fig.  «4. 

Querschliff  durch  eine  Riffkoralle  bei 
starker  Vergrößerung  nach  M.  Ooilvie 
aus  C.  G.  ClXLIs,  The  chemical  and 
mineralogical  changes  which  take  place 
in  coral-rocks  as  illustrated  by  »pe- 
eimens  froni  the  boring  at  Fuuafuti. 
1899,  S.  29,  Fig.  2.  (Die  sogenannte 
„schwarze  Linie"  läßt  sich  bei  dieser 
Vergrößerung  als  aus  einer  Anzahl  von 
Verkalkungszentren  zusammengesetzt 
erkenuen,  von  denen  die  Aragonitfaseru 
des  Korallenskelettes  nach  auswärts 
strahlen.) 


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164 


Die  jungen  Meeressedi  Diente  und  ihre  Bildung 


räumen  und  Poren  wieder  ausgeschiedene  Kalkspat  sich  vielfach  kristallo- 
gTaphisch  parallel  orientiert  ansetzt.  Auf  diese  Weise  macht  die  feine 
organische  Struktur  einer  kornigen  Platz,  so  daß  die  Korallenskelette 
selbst  oft  kaum  noch  zu  erkennen  sind.  Anders  die  organischen  Reste, 
welche  ein  primäres  Kalkspatskelett  besitzen.  Diese  verändern  ihre 
Struktur  so  gut  wie  gar  nicht,  und  so  wird  von  verschiedenen  Autoren, 
wie  Joh.  Walther206),  Felix207)  und  W.  Hill208)  die  gute  Erhaltung 
der  Lithothamnien-,  Foraminiferen-  und  Echinodermenreste  angeführt. 
Als  ein  fossiles  Beispiel  dieser  Erscheinung  hat  schon  vor  längerer 
Zeit  Ed.  Suess209)  den  Leithakalk  des  Wiener  Tertiärbeckens  namhaft 
gemacht.  „In  diesem,  vorzugsweise  von  einer  Kalkalge,  dem  Litho- 
thamnium  ramosissimum  Rss.  sp.  gebildeten  Gesteine  sind  alle  aus 
Calcit  bestehenden  Fossilreste  (Lithothamnien,  Bryozoen,  Foraminiferen, 
Echinodermen,  Crustaceen,  Brachiopoden,  Kammmuscheln,  Austern,  Ano- 
mien)  wohl  erhalten,  während  die  aus  Aragonit  aufgebauten  Hartteile  der 
Korallen,  Gasteropoden  und  der  meisten  zweiklappigen  Muscheln  ver- 
schwunden .sind  und  nur  ihre  Hohlräume  zurückgelassen  haben.  Der 
gelöste  Aragonit  setzte  sich  in  Form  von  Calcit  als  Bindemittel  der 
aus  Calcit  bestehenden  Hauptmassen  des  Gesteins  ab,  welche  ohne  diese 
Verbindung  nur  ein  loses  Haufwerk  darstellen  würden.  Von  besonderem 
Interesse  ist  dabei  das  Verhalten  der  Pelecypoden-Gattung  Pinna,  deren 
Schale  nach  den  Untersuchungen  von  Leydoldt  aus  zwei  heteromorphen 
Schalenlagen  besteht.  Dieser  Zusammensetzung  entsprechend  ist  bei  deu 
Pinnen  des  Leythakalkes  die  aus  Aragonit  bestehende  innere  Schalen- 
scbichte  verschwunden,  während  die  calcitische  Außenschale  sich  con- 
serviert  hat."  Ahnliche  Beobachtungen  wie  im  Leithakalk  lassen  sich 
auch  in  den  Korallenkalken  (Danien)  von  Faxe  auf  Seeland  anstellen. 

Die  beschriebenen  Textur-  und  Strukturveränderungen,  welche  in 
verschiedenem  Tempo  jedes  Riffgestein  ergreifen,  werden  am  besten  an 
jung  gehobenen  Riffen  studiert.  Indessen  gehen  die  Ansichten  darüber 
auseinander,  bei  welcher  Höhenlage  des  Kiffes  und  unter  dem  Einfluß 
welches  Mediums  besonders  die  Verfestigung  vor  sich  gehe.  Früher  war 
mau  der  Ansicht,  daß  der  vom  Meerwasser  gelöste  Kalk  in  tieferen 
Schichten  des  Riffes  wieder  abgelagert  würde  und  so  das  Riff  verfestige. 
Gegen  diese  Auffassung  ist  aber  schon  vor  längerer  Zeit  von  Savllle- 
Kent810),  dem  Beschreiber  des  Großen  Australischen  Wallriffes,  ent- 
schieden Einspruch  erhoben  worden.  Nach  seinen  Untersuchungen  findet 
eine  Verfestigung  des  Rifffelsens  nur  innerhalb  der  Gezeitengrenzen  statt, 
indem  während  der  Ebbe  das  in  den  zahlreichen  Vertiefungen  und 
Höhlungen  des  Riffes  stehen  gebliebene  Wasser  verdunstet  und  der 
dadurch  ausgeschiedene  Kalk  das  lockere  Material  verkittet.  Auch 
Voeltzkow211)  ist  der  Ansicht,  daß  die  Verfestigung  nur  im  Bereich 
der  Ebbe  und  Flut  stattfinde.  Dagegen  wäre  nach  Gardiner  die  große 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  165 


Härte  und  Widerstandsfähigkeit,  welche  gehobene  Riffe  vielfach  zeigen, 
erst  das  Werk  der.  Atmosphärilien  nach  der  Hebung.  Andrews  und 
Werth212)  stellten  eine  Abhängigkeit  der  Intensität  der  Verhärtung 
von  dem  Alter  der  gehobenen  Riffe  fest, 

Die  Dolomitisierung  der  Riffkalke 

So  wichtig  aber  die  rein  textureilen  und  strukturellen  Ver- 
änderungen der  in  den  fossilen  Zustand  übergehenden  Riffbildungen 
auch  sein  mögen,  sie  stehen  doch  an  Interesse  weit  zurück  hinter  den 
chemischen  Umwandlungen,  welche  mit  denselben  vor  sich  gehen,  aber 
noch  nicht  restlos  aufgeklärt  worden  sind.  Hierbei  handelt  es  sich  vor 
allem  um  die  für  den  Geologen  so  wichtige  Dolomitisierung  jugendlicher 
Riffkalke;  ist  es  doch  eine  demselben  geläufige  Tatsache,  daß  gerade 
fossile  Riffbildungen  gerne  in  Dolomitfazies  auftreten.  Schon  Dana 
hatte  von  der  Insel  Metia  im  Paumotu- Archipel  Riffsteine,  die  bis 
38,07  °/0  Mg COs  enthielten,  beschrieben.  Doch  seiner  Hypothese  gegen- 
über, daß  die  Magnesia  aus  dem  Meerwasser  einer  verdampfenden  Lagune 
stamme,  verhielten  sich  verschiedene  Autoren,  wie  Mojsisovics  und 
Högbom,  und  wohl  mit  Recht,  ablehnend.  Erst  der  neuesten  Zeit 
blieb  es  vorbehalten,  etwas  Licht  in  die  Frage  der  Dolomitbildung  zu 
bringen;  doch  kann  von  einem  vollen  Verständis  trotz  der  eingehenden 
Untersuchungen  von  G.  Linck213)  und  seiner  Schuie214)  immer  noch 
nicht  die  Rede  sein"5).  Soweit  diese  Frage  mit  der  Riffbildung  zu- 
sammenhängt, hat  E.  Phtlippi  ihr  eine  zusammenfassende  Studie zls) 
gewidmet,  auf  die  wir  uns  im  Folgenden  mehrfach  stützen  werden. 

Bekanntlich  geht  eine  Erklärung  vieler  fossilen  Dolomite  dahin, 
daß  in  denselben  zunächst  dolomitische  Kalke  vorlagen,  deren  Magnesia- 
gehalt allmählich  durch  Auslaugung  des  Kalkgehaltes  angereichert  wurde. 
Diese  Art  der  Entstehung  möchte  Högbom  auch  auf  die  dolomitischen 
Riffsteine  übertragen.  Dieser  Autor  ging  bei  seinen  Betrachtungen  von 
der  Tatsache  aus,  daß  der  Karbonatgehalt  gewisser  weitverbreiteter 
mariner  Bündertone  (richtiger  ist  „Mergel!")  Schwedens  mit  wachsender 
Entfernung  vom  Herkunftsorte  seiner  karbonatischen  Komponenten,  die 
bestimmten  Silurkalkgebieten  entstammen,  immer  mehr  dolomitische  Zu- 
sammensetzung bekommt,  „Die  Erklärung  dieses  Verhältnisses  liegt 
darin,  daß  Calciumcarbonat  aus  dem  im  Meere  suspendierten  Gletscher- 
schlamme immer  mehr  ausgelaugt  wurde,  je  länger  die  Suspension 
dauerte  und  je  weiter  es  vom  Ursprungsorte  fortgeführt  wurde,  während 
das  wahrscheinlich  in  Dolomitspath  gebundene  Magnesiumcarbonat  seiner 
geringen  Löslichkeit  wegen  durch  die  Auslangung  des  Kalkes  an- 
gereichert wurde."  „Nun  sind  aber  der  Riffstein,  der  Lagunenschlamm 
und  die  an  der  Außenseite  der  Riffe  unter  dem  Meere  abgesetzten 
schlammigen  Sedimente  größtenteils  Detritusbilduugen  aus  den  Kalk- 


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166  Die  jungen  Meereasedimente  und  ihre  Bildung 

Organismen  oder  früher  abgesetzten  Gesteinen,  durch  Wellenschlag  und 
Brandungen  bearbeitet  und  längere  oder  kürzere  ^Zeit  in  Suspension 
gehalten,  bis  sie  zur  Ruhe  kamen.  Ks  ist  deshalb  wohl  denkbar,  daß 
die  Riffsteine,  ebenso  wie  die  übrigen  Sedimente  der  Riffe  und  ihrer 
uächsteu  Umgebungen,  eine  durch  Anreicherung  an  Magnesia  dolomitische 
Zusammensetzung  haben  können,  obgleich  ihr  anfängliches  Material  nur 
kleine  Mengen  Magnesia  euthielt.u 

Daß  viele  organische  Kalkgebilde  einen  primären  Gehalt  an 
Magnesia  haben,  ist  bereits  lange  bekannt.  Riffbildende  Korallen  ent- 
halten, wie  auch  die  von  Högbom  mitgeteilten  Analysen  zeigen,  im 
Mittel  weniger  als  1%  Mg  (XV  Unerwartet  Mg-reich  erwiesen  sich 
jedoch  die  Lithothamnien.  Riffstein  und  Lagunensedimente  von  Bermudas 
ergaben  Högbom  folgende  Werte: 

Ca  CO,  Mg  CO, 

Grober  Riffstein  95,43%  1,64% 

Grober  weißer  Lagunenschlamm  97,47  %  1,79% 

Feiner  terracottafarbiger  Lagunenschlamm  92,93  %  4,04 % 
Riffstein  mit  Schneckenfragmenten  96,11%  2,13% 

Hieraus  scheint  hervorzugehen,  „daß  die  DetritusbilduTigen  der 
Kalkorganismeu  magnesiareicher  sind  als  diese  selbst,  und  daß  der 
Gehalt  des  Detritus  an  Magnesia  mit  der  Feinheit  oder  der  Dauer  der 
Suspension  wächst.  ...  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  daß  die  feinsten 
Detrituspartikeln,  welche  durch  Stürme  tagelang  an  der  Außenseite  des 
Riffes  suspendiert  bleiben,  bis  sie  in  die  Tiefe  hinabsinken,  eine  wirklich 
dolomitische  Zusammensetzung  durch  weitgehende  Auslaugung  des 
Calciumcarbonates  bekommen  können.  In  einem  mit  Thon  gemengten 
Korallenschlamm  von  der  Javascc  war  auch  die  relative  Menge  von 
Magnesiumcarbonat  viel  größer  als  in  den  vorigen  Analysen,  nämlich 
3,72 %  MgCOs  gegen  27,74%  CaCO?,  während  eine  Koralle  von  der- 
selben Gegend  nur  0,16%  MgCOs  gegen  93,33%  CaCOs  erwies4*. 
Högbom  hat  diesen  Dolomitisierungsvorgaug  auch  experimentell  nach- 
geahmt, „Ein  Lithothamnium  mit  ungefähr  11%  MgCOs  wurde  nach 
Behandlung  mit  Essigsäure,  welche  etwa  60%  der  Probe  auflöste, 
analysiert  und  gab  dann  20%  MgCOs  in  dem  Rückstand.  Grober 
Lagunenschlamm  wurde  bei  ähnlicher  Behandlung,  wobei  ungefähr  80% 
in  Lösung  gingen,  an  Magnesiumcarbonat  von  1,79%  bis  4,4 %  an- 
gereichert." Die  gleiche  Schlußfolgerung  ergeben  auch  die  bereits  au- 
geführten Analysen  von  Stalaktiten  aus  Riffhöhlen.  Es  ist  aber  bei  der 
im  Vorigen  festgestellten  starken  Beteiligung  von  Nulliporeu  am  Aufbau 
der  Riffe  von  bedeutendem  Interesse,  „daß  die  Lithothamnien  im  Mittel 
uugefähr  10  Theile  Magnesiumcarbonat  auf  100  Theile  Calciumcarbonat 
enthalten,  daß  sie  also  viel  stärker  dolomitisch  sind  als  die  thierischen 
Kalkorganismen".    Von  großer  Bedeutung  für  die  ganze  Frage  ist  es 


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Die  am  8trande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  167 

offenbar,  ob  die  Skelcttsubstanz  der  in  Frage  kommenden  Organismen 
Kalkspat  oder  Aragonit  ist.  Bei  dem  leichter  löslichen  Aragonit  „würde 
'  die  Dolomitisierung  durch  die  geschilderten  Auslaugungsprozesse  schneller 
vorgehen,  vorausgesetzt,  daß  auch  in  diesen  Organismen  die  Magnesia 
in  der  Verbindung  Dolomitspath  auftritt,  worüber  doch  bisher  keine 
Untersuchungen  vorzuliegen  scheinen.  Weil  aber  die  aragonitabsondernden 
Organismen  wahrscheinlich  auch  ärmer  an  Magnesia  sind  als  die,  welche 
Kalkspat  ausscheiden,  wird  der  genannte,  für  die  Dolomitbildung 
günstige  Umstand  beeinträchtigt  oder  vielleicht  ganz  aufgehoben". 

Seit  dem  Erscheinen  von  Högboms  vorstehend  besprochener  Arbeit 
hat  uns  0.  Bütsciili217)  eine  sowohl  für  den  Biologen  wie  auch  für  den 
Geologen  wertvolle  Arbeit  über  organische  Kalk-  (und  Kiesel-)Gebilde  be- 
schert, in  welcher  nicht  nur  auf  die  mineralogische,  sondern  auch  auf 
die  chemische  Beschaffenheit  der  Kalkskelette  eingehend  Bücksicht 
genommen  ist.  Beides  ist  in  ausführlichen  Tabellen,  welche  auch  die 
gesamte,  umfangreiche  Literatur  über  diese  Fragen  enthalten,  zusammen- 
gestellt. Eine  Diskussion  dieser  Tabellen  ergibt,  daß  der  Gehalt  an 
MgCOs  bei  den  Calcitskeletten  bis  zu  13°  o  steigen  kann  und  die 
sicheren  Fälle  keinen  niedereren  Gehalt  als  0,5  %  ergeben,  wogegen  der 
MgCOs-Gehalt  der  Aragonitgebilde  sich  in  den  gesicherten  Fällen  nicht 
bis  zu  diesem  Betrage  erhebt.  Unter  den  Calcitgebilden  bilden  eine 
Gruppe  mit  hohem  MgCO„-Gehalt  die  Calcit-bildenden  Kalkalgen  (so  die 
Kotalge  Litbothamnium  u.  a.),  Rhizopoden,  Calcispongieu,  Oktokorallen, 
Echinodermen,  Serpuliden  und  Argonauta  argo,  an  die  sich  vermutlich 
auch  die  Calcitbildungen  der  Bryozoen,  Brachiopoden ,  Cirripedier  und 
die  Eischalen  der  Vögel  anschließen.  Für  die  Calcit-bildenden  Kalkalgen 
ergibt  sich  nach  zahlreichen  Untersuchungen: 

CaCO,  =  72,03— 87,32  °o 
MgCO,  =  16,99—3,76%). 

Im  Skelett  der  Alcyonarier  oder- Oktokorallen  —  mit  Ausnahme  der 
Blaukoralle.  Heliopora  coerulea,  die  auch  in  der  chemischen  Zusammen- 
setzung ihres  Skelettes  den  Madreporaria  nahesteht  —  haben  neuerdings 
F.  W.  Clarke  u.  W.  C.  Wheeler218)  6—16%  MgCOs  festgestellt, 
wobei  noch  von  besonderem  Interesse  ist,  daß  alle  diejenigen  mit  relativ 
weniger  MgCOs  den  kälteren  und  gemäßigteren  Meeren,  bczw.  größeren 
Tiefen  angehören,  während  die  MgCOs-reichsten  Warmwasserformen  sind. 
BCtschlis  zweite  Gruppe  der  Calcitgebilde,  mit  niederem  MgCOs-Gehalt, 
umfaßt  die  aus  jenem  Mineral  bestehenden  Schalengebilde  der  Lamelli- 
branchiaten  und  Gastropoden,  sowie  eine  Anzahl  Eischalen  der  Vögel. 
Hier  ergeben  sich  folgende  Zahlen: 

CaCO,   =  93,9—96.3% 
MgCO,  =  0.5— 0,9°  o. 


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168 


Die  jungen  Meeressedimente  nnd  ihre  Bildung 


Hierhin  würde  auch  Globigerina  gehören.  Zwischen  beiden  Gruppen 
finden  sich  Übergänge.  „Immerhin  ist  es  charakteristisch,  daß  sich  bei 
gewissen  Tiergruppen,  so  den  Calcispongia,  Octocorallia  und  Echinoderma 
einerseits  und  den  Muscheln  und  Schnecken  andererseits,  sehr  tiberein- 
stimmende Verhältnisse  finden.  Dagegen  scheint  es,  daß  in  gewissen 
Gruppen,  so  den  Rhizopoda,  beiderlei  Extreme  nebeneinander  vorkommen." 

Wesentlich  abweichend  ist  das  Verhalten  der  Aragonitgebilde. 
„Die  Verhältnisse  liegen  hier  wie  folgt: 

Ca  CO«  =  87,3—98,5% 
MgCOs  =  0,02— 0,46° '„." 

Im  besonderen  soll  die  Grünalge  Halimeda  opuntia  (im  Gegensatz 
zu  der  Rotalge  Lithothamnium)  aus  Aragonit  bestehen  und  (nach  einer 
älteren,  wohl  nicht  ganz  sicheren  Bestimmung)  0,56 °/0  MgCOs  enthalten. 
Über  die  Aragonitskelette  der  Madreporaria  und  Hydrozoa  liegen  sehr 
ausgedehnte  chemische  Untersuchungen  von  Silllman  (1846)  vor,  nach 
welchen  der  Gehalt  an  MgCOs  0,3 — 0,9  beträgt/  „Ob  nun  diese 
älteren  Angaben  Sillimans  und  Bouviers  hinreichend  zuverlässig  sind, 
ist  nach  der  Methode  ihrer  Analysen  wohl  etwas  fraglich.  Aber,  wenn 
wir  dies  auch  annehmen,  so  würde  sich  wohl  einigermaßen  verstehen 
lassen,  daß  bei  den  Aragonitbildungen  von  Algen  und  Cölenteraten  der 
Gehalt  an  MgC03  relativ  ansehnlicher  ist,  weil  er  ja  auch  bei  den 
Calcitbildungen  dieser  Abteilungen  viel  größer  ist  als  bei  denen  der 
Lamellibranchiata  und  Gastropoda.  Da  bei  den  ersterwähnten  Ab- 
teilungen die  Neigung  zur  Aufnahme  und  Abscheidung  von  Magnesia 
viel  bedeutender  ist,  so  ließe  sich  einigermaßen  begreifen,  daß  auch  ihre 
Aragonitbildungen  wesentlich  mehr  Magnesia  enthalten."  „Aus  den 
vorstehenden  Beobachtungen  ergibt  sich,  daß  bei  den  Mollusken  ein 
Gehalt  an  MgCOs  über  0,5  °/0  sicher  auf  Calcit  hinweist,  ein  geringerer 
auf  Aragonit;  bei  den  Rhizopoden,  Coelenteraten,  Brachiopoden  und 
wohl  noch  anderen  Abteilungen  ein*  Gehalt  über  1,0 °/0  MgCOs  in  der 
gleichen  Richtung  deutet;  woraus  sich  denn  auch  für  mancherlei  Kalk- 
gebilde, deren  Magnesiagehalt  bekannt  ist,  ohne  daß  ihre  sonstigen 
Eigenschaften  festgestellt  wären,  mit  ziemlicher  Sicherheit  ersehen  läßt, 
ob  sie  Calcit  oder  Aragonit  sind."  —  Tch  habe  über  die  Untersuchungen 
BCtschlis,  soweit  sie  hier  in  Betracht  kamen,  eingehender  berichtet, 
da  für  die  Frage  der  Dolomitisierung  der  Riffbildungen  nicht  nur  die 
mineralogische,  sondern  auch  die  chemische  Natur  der  Organismenhart- 
teile  von  wesentlicher  Bedeutung  ist.  Um  jedoch  auf  die  Untersuchung 
Högboms,  von  welcher  wir  ausgegangen  waren,  zurückzukommen,  so 
müssen  wir  doch  gestehen,  daß  der  von  demselben  angenommene 
Vorgang  der  Ausmerzuug  des  Kalkkarbonates,  wenn  er  bei  den  Riff- 
sedimenten in  der  Tat  wirksam  sein  sollte,  doch  keineswegs  die  Dolo- 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  169 


initisierung  der  autochthonen,  benthogenen  oder  gewachsenen  Riffmasse 
erklärt,  deren  organische  Skelettbestaudteile  doch  vielfach  dnrch  und 
durch  in  Dolomit  verwandelt  sind.  Und  wenn  der  genannte  Autor 
einen  besonders  hohen  Mg  C03- Gehalt  in  feinen  Lagunensedimenten 
nachwies,  so  könnte  diese  Erscheinung  auch  auf  Adsorptionsvorgänge 
zurückgehen,  wie  sie  Gebbeng  gerade  für  feinstkörnige  Sedimente  wahr- 
scheinlich gemacht  hat.  Daß  die  HÖGBOMsche  Vorstellung  aber  über- 
haupt entbehrlich  ist,  zeigt  die  Tatsache  der  Neubildung  von  Dolomit- 
kristallen  in  versteinernden  Riffen,  eine  Erscheinung,  deren  Kenntnis 
wir  den  Untersuchungen  von  Skeats  und  der  Durcharbeitung  der 
Funafnti-Proben  durch  verschiedene  Autoren  verdanken,  zu  deren  Er- 
gebnissen wir  uns  nunmehr  zu  wenden  haben. 

Skeats21»)  untersuchte  ein  großes  Material  von  vorwiegend  detri- 
togenen  Riffkalken,  das  von  C.  W.  Andrews  auf  der  Weihnachts-Insel  im 
Indischen  Ozean,  sowie  auf  den  Fidschi-Inseln,  von  Al.  Agassiz  auf  den 
Paumotu-  und  Tonga-Inseln,  Ladroneu  usw.,  sowie  von  David  auf  Niue  ge- 
sammelt war  und  besonderen  Wert  dadurch  besaß,  daß  genau  die  Höhenlage 
jedes  Handstückes  bestimmt  worden  war.  Viele  dieser  jungen  gehobenen 
Riffkalke  zeigten  eine  mehr  oder  minder  weitgehende  Dolomitisierung, 
während  bei  anderen  dieser  Prozeß  nicht  eingetreten  war.  Dabei  ist  die 
stratigraphische  Verteilung  der  dolomitisierten  Gesteine  anscheinend  eine 
ganz  unregelmäßige.  Der  beobachtete  Gehalt  an  MgC03  geht  vielfach  über 
40°/0  hinaus,  niemals  aber  über  43,3°/0,  erreicht  also  in  keinem  Falle 
den  des  Normaldolomits  wo).  Organische  Substanz,  in  den  jüngsten  und 
am  wenigsten  veränderten  Gesteinen  noch  bis  zu  1,5  °/0  nachweisbar, 
war  in  den  älteren  Gesteinen  kaum  noch  in  Spuren  vorhanden.  Charak- 
teristisch für  alle  untersuchten  Gesteine  ist  ebenso  wie  bei  den  durch 
Cullis  untersuchten  Gesteinen  vom  Funafuti-Atoll,  für  welche  wir 
bereits  S.  148  eine  Zahlenreihe  anführten,  die  geringe  Beteiligung 
allochthon-klastischer  Materie;  der  in  Säuren  unlösliche  Rückstand 
betrug  in  der  Regel  nur  0,01 — 0,20°/0,  welche  Tatsache  sich  aus  der 
Küstenferne  vieler  Koralleninseln,  bzw.  der  Feindlichkeit  suspendierten 
Schlammes  gegenüber  dem  Korallenwachstum  zur  Genüge  erklärt. 
Nur  auf  der  Weihnachtsinsel,  auf  Mango  und  Guam,  in  der  unmittel- 
baren Nachbarschaft  vulkanischer  Gesteine,  ist  der  unlösliche  Rückstand 
größer  und  ging  in  einem  Falle  über  4°/0  hinaus.  Zweifellos  sind  nach 
der  Hebung  der  Riffkalke  über  den  Meeresspiegel  noch  Veränderungen, 
insbesondere  Lösungserscheinungen  durch  kohlensäurereiche  Tageswässer, 
bewirkt  worden.  Lagen  faserigen  Kalkes  um  Organismenreste  bildeten 
sich  wahrscheinlich  am  Strande  durch  Verdampfen  des  Seewassers.  Die 
meisten  Veränderungen  indessen,  insbesondere  die  Dolomitisierung,  ver- 
legt Skeats  und  mit  ihm  Philippi  unter  den  Meeresspiegel.  Die 
Neubildungen  und  Veränderungen,  welche  Skeats  durch  chemische 


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170 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Analyse,  mit  Hilfe  von  Meioens  und  Lembergs  Reagentien  (zur  Unter- 
scheidung von  Calcit  und  Aragonit,  bzw.  Calcit  und  Dolomit)  und  unter 
dem  Mikroskop  erkeunen  konnte,  sind  folgende:  1.  Neubildung  von 
Aragonit  in  kristallographischer  und  optischer  Kontinuität  an  die  Ära- 
gonitfasern  der  Korallen;  die  Aragonite  entStauden  teils  durch  Umkristal- 
lisierung  aus  feinstem  Kalkschlamm,  seltener  direkt  aus  Lösung.  2.  Neu- 
bildung von  Kalkspat:  a)  Organismenreste  werden  von  einer  mehr  oder 
minder  dicken  Schicht  faserigen  Kalkes  überzogen;  in  Hohlräumen 
bilden  sich  einzelne  Kalkspatkristalle,  b)  Aragonitskelette  werden  unter 
Verschwinden  der  Struktur  in  Kalkspat  verwandelt,  wobei  die  äußeren 
Grenzen  erhalten  bleiben:  häufig  verschwinden  aber  auch  diese,  c)  Fein- 
körniger Kalkschlamm  kristallisiert  (unter  Vergröberung  des  Korns  oder 
durch  Sammelkristallisation)  zu  einer  groben  Mosaik  von  Kalkspat- 
kristallen um.  3.  Neubildung  von  Dolomit:  a)  der  feinkörnige  Kalk- 
schlamm wird  ganz  oder  teilweise  in  mehr  oder  minder  groben  Dolomit 
umgewandelt,  b)  Organismenreste  werden  dolomitisiert.  c)  Dolomit 
scheidet  sich  in  Kristallen  aus  Lösungen  aus  und  kleidet  die  Hohlräume 
in  Korallen  usw.  aus.  Gelegentlich  wechsellagern  in  den  Kristallen 
Lagen  von  Dolomit  und  Kalkspat.  Kalkspat  bildet  auch  wohl  den 
Kern  von  Dolomitrhomboedern.  Was  die  Entstehung  dieser  Neu- 
bildungen anbetrifft,  so  vermutete  Skeats,  daß  durch  die  bei  der  Ver- 
wesung der  Organismen  entstehende  Kohlensäure  zunächst  eine  Lösung 
des  ursprünglichen  organogenen  kohlensauren  Kalkes  erfolgte;  aus  der 
hierbei  gebildeten  Lösung  von  Calciumbikarbonat  sollten  dann  sehr  kleine 
Algen,  über  deren  Natur  jedoch  nichts  ausgesagt  wird,  Kohlensäure 
absorbieren  und  die  Abscheidung  des  neutralen  Kalkkarbonates  bewirken, 
in  ähnlicher  Weise  also,  wie  sich  in  Quellen  und  Bächen  Kalktuff, 
Travertin,  in  Seen  Seekreide  bildet.  Auch  für  die  Dolomitneubildung, 
welche  dicht  unter  der  Meeresoberfläche  erfolgen  soll,  hat  Skeats  eigent- 
lich nur  eine  Hypothese,  und  zwar  raeint  er,  daß  durch  die  Verwesung 
der  Riffbewohner  entstandene  Kohlensäure  die  Zerlegung  von  Magnesium- 
sulfat und  die  Ausfällung  von  Dolomit  herbeiführen  könnte.  Daß  hierbei 
chemisch  verändertes  Wasser  der  Lagune  eine  Rolle  spielen  könnte,  ist 
aber  Phillppi  nicht  sehr  wahrscheinlich,  „da  die  koralligenen  Detritus- 
kalke,  deren  Dolomitisierung  erfolgt,  sich  wohl  meist  an  der  Außenseite 
der  Korallenriffe  unter  starker  Wellenbewegung,  nicht  im  ruhigen 
Wasser  der  Lagunen  bildeten."  Das  Nebeneinandervorkommeu  und  die 
Wechsellagerung  von  Kalken  und  Dolomiten  erklärt  Skeats  durch  ein 
verschiedenes  Tempo  der  Hebungen.  „Die  späteren  Dolomite  blieben 
lange  Zeit  stationär  unmittelbar  unter  der  Meeresoberfläche,  wo  sich 
ihre  Umwandlung  vollzog,  die  reinen  Kalke  wurden  rasch  über  den 
Meeresspiegel  gehoben  und  passierten  deswegen  ohne  wesentliche  Um- 
wandlung die  Dolomitisierungszone1-  (Philippi). 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  171 


Die  Untersuchungen  von  Skeats  an  gehobenen  Riffkalkeu  werden 
in  äußerst  glücklicher  Weise  durch  die  Untersuchung  der  Funafiiti-Bohr- 
proben  ergänzt,  die  im  Gegensatz  zu  jenen,  nach  unserer  und*  anderer 
Autoren  Auffassung,  als  gesenkte  Riffkalke  anzusprechen  sind.  Die 
wichtige  Beschreibung  dieser  Proben  verdanken  wir  C.  G.  Cullis221). 

Die  sich  im  Wesentlichen  aus  den  Karbonaten  des  Calciums  und 
Magnesiums  zusammensetzenden  Gesteine  aus  den  Funafuti-Bohrlöchern 
enthalten  im  Maximum  nicht  mehr  als  0,083 °/0  in  Säuren  unlöslichen 
Rückstand,  wobei  wir  nochmals  auf  die  S.  148  gegebenen  Zahlen  zurück- 
verweisen. Das  ist  um  so  auffälliger, 
als  heute  ziemlich  viel  Bimsstein 
angespült  wird  und  sogar  eine 
Schicht,  die  sich  im  Zusammenhange 
mit  der  großen  Eruption  in  Blanche 
Bay,  Neu-Britannien,  im  Jahre  1878 
bildete,  fast  ausschließlich  aus  solchem 
besteht.  Der  Gehalt  an  Calcium- 
phosphat  geht  nicht  über  0,28°/0 
hinauf.  Organische  Substanz  fand 
sich  bis  zu  1 °/n  nur  in  den  höheren 
Lagen;  unter  30  m  ist  sie  fast  ganz 
verschwunden.  Das  Verhältnis  von 
CaC03  zu  MgCOj  in  den  Bohrkernen 
ist  einem  starken  Wechsel  unter- 
worfen. In  den  allerobersten  Schich- 
ten findet  sich  nur  1 — 5°  0  Mg  CO», 
in  den  mittleren  dagegen  schwankt 
der  Magnesiagehalt  z.  T.  sehr  auf- 
fallend hin  und  her,  um  im  ganzen 
unteren  Teile  der  Hauptbohrung 
etwa  40°/0  zu  betragen.  In  keinem 
Falle  steigt  der  Gehalt  an  MgCO., 
auf  über  43%;  dem  Normaldolomit 
mischt  sich  rein  mechanisch  immer 

etwas  Calcit  bei,  der  zuweilen  auch  im  Dünnschliff  noch  nachzuweisen 
ist.  Von  den  Mineralien  Aragonit,  Kalkspat  und  Dolomit,  die  wie  bei 
den  von  Skeats  untersuchten  Gesteinen  in  der  Hauptsache  allein  in 
Frage  kommen,  ist  Aragonit  auf  die  oberen  Teile  beschränkt;  die  Mitte 
des  Bohrkerns  der  Hauptbohrung  besteht  fast  nur  aus  Calcit,  der  aber 
auch  mit  Aragonit  und  Dolomit  gemengt  in  den  oberen  und  unteren 
Teufen  vorkommt.  Erst  von  etwa  200  m  Tiefe  ab  ist  Dolomit  deutlich 
zu  erkennen  und  herrscht  von  hier  ab  bis  zum  tiefsten  Teile  der  Boh- 
rung vor.   In  keinem  Teile  der  Bohrung  aber  sind  Aragonit  und  Dolomit 


Fig.  65. 

Querschliff  durch  sogenannten  „Korallen- 
sand"  ans  ca.  9  ra  (30  „feetu ;  1  „foot"  ist 
gleich  0,3048  m)  Tiefe  der  Funafuti- 
Bohrung  nach  C.  O.  Cl'LLlS  usw.,  S.  32, 
Fig.  3.  (Die  einzelnen,  schon  ursprünglich 
aus  Aragonit  bestehenden  biogenen  Kom- 
ponenten des  Sandes  sind  von  radial- 
faserigen  Aragonit  rinden  umkleidet,  wäh- 
rend ein  ja  ans  Kalkspat  bestehender  See- 
igelstachel —  am  unteren  Rande  des 
Bildes  —  nicht  überkrustet  ist.  Ver 
größerung  45.) 


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172 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


miteinander  vergesellschaftet!  Alle  diese  Verhältnisse  werden  durch  die 
folgenden  Zahlenreihen  besser,  als  es  durch  Worte  geschehen  köunte, 
erläutert: 


Nr.  der 
Probe 

Tiefe  in 
m  („feet") 

Gehalt  an 

Summe 

Ca  CO, 

MgCO, 

Lösl.  organ. 

Substans 
(als  Differenz 
berechnet) 

'S 
o 
bo 

hm 

-< 

13 
20 
34 
55 
60 
110 

1,2  (  4) 
3     (  10) 
6     (  20) 
9     (  80) 
12     (  40) 
15     (  50) 
30  (100) 

95,77 
92,38 
88,01 
88,41 
94,15 
96,80 
97,89 

2,58 
5,99 
10,82 
10,91 

4,:« 

1,38 
1,42 

1,65 
1,68 
1,17 
0,68 
1,52 
1,82 
0,69 

100,00 
100,00 
100,00 
100,00 
100,00 
100,00 
100,00 

Kalkspat  Zone 

141 
144 

159 
186 
198 
200 
229 
267 
294 
304 
309 
313 

49  (160) 
52  (170) 
58  (190) 
67  (220) 
&5  (280) 
114  (375) 
188  (452) 
160  (526) 
168  (552) 

i 

182  (598) 
100  (624) 
194  (637) 

98,85 
98,81 
99,21 
98,99 
98,85 
98,29 
98,65 
98,81 
97,78 
98,94 
98,76 
97,56 

1,74 
1,70 
1,21 
1,19 
1,79 
1,38 
2,18 
1,45 
2,16 
1,87 
1,97 
3,28 

1    1    1    1    1    1    1    1    1    1  M 

100,59 
100,51 
100,42 
100,18 
100,64 

99,67 
100,83 
100,26 

99,94 
100,81 
100,73 
100,79 

Ü6 

195  (640) 

73,67 

26,49 

100,16 

320 

196  (643) 

68,13 

31,96 

100,09 

325 

197  (646) 

64,20 

35,16 

99,36 

§ 

335 

198  (652) 

61,62 

37,98 

99,55 

• 

341 

200  (658) 

60,46 

39,78 

100,24 

S 

343 

201  (660) 

60,23 

39,53 

99,76 

o 

348 

204  (670) 

58,46 

41,74 

100,20 

a 

351 

207  (680) 

59,94 

39,01 

98.95 

355 

210  (690) 

58,82 

41,40 

100,22 

359 

211  (698) 

59,56 

39,25 

98,81 

366 

213  (098) 

59,96 

39,98 

99,94 

Aragonit  nnd  Kalkspat  entstanden  entweder  direkt  aus  Lösung 
(Fig.  65)  oder  durch  Umkristallisierung  feinen  Schlammes.  Beide  zeigen 
häufig  das  kristallographisch  orientierte  Weiterwachsen  auf  Individuen  der 
gleichen  Mineralart  in  Organismenhartteilen.  Zuweilen  findet  sich  auf 
aragonitischen  Hartgebilden  auch  Calcit,  nie  aber  umgekehrt.  Die  Aus- 
scheidung des  Aragonits  verlangt  deutlich  erkennbare  Aragonitkriställ- 
chen,  wie  dies  z.  Ji.  bei  den  Korallen  der  Fall  ist  (Fig.  66),  und  schon  ein 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  and  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  173 


schwacher  Überzug  von  Kalkschlamm  verhindert  sein  Auskristallisieren; 
man  trifft  den  aus  Lösungen  ausgeschiedenen  Aragonit  daher  meist  nur 
im  Innern  von  Organismenresten  an,  wohin  der  Schlamm  nicht  ein- 
dringen konnte.  Von  der  Oberfläche  bis  zu  etwa  30  m  besteht  der  Bohr- 
kern zn  einem  guten  Teile  aus  Aragonit  (Fig.  67).  Bei  dieser  Tiefe  beginnen 
bei  diesem  Mineral  sich  Zeichen  des  Verfalles  einzustellen.  Zunächst 
bildet  sich  in  den  Hohlräumen,  die  bereits  teilweise  mit  Aragonit  an- 
gefüllt waren,  nicht  mehr  dieser, 
sondern  Calci t,  dann  geht  der  auch 
bereits  gebildete  Aragonit  diagene- 
tisch in  Calcit  über  (Fig.  68);  am 
längsten  widerstehen  diesem  Um- 
lagerungsprozeß  noch  die  aragoni- 


Fig.  66. 

Dünnschliff  durch  Riffkalk  aus  ca.  21  m 
(70  „feet")  Tiefe  der  Fnnafuti- Bohrung 
nach  C.  G.  Cüllis  usw.  S.  34,  Fig.  5.  (Die 
Korallenskelette  lassen  deutlich  die 
„schwarze  Linie"  —  vergl.  Erläuterungen 
zu  Fig.  64  —  und  die  einzelnen  Aragonit- 
fasern  erkennen,  welch'  letztere  in  kristal- 
lographisch  paralleler  Orientierung  als  freie 
Kristall  endigungen  in  Hohlräume  weiter- 
gewachsen sind.    Vergrößerung  120.) 


Fig.  67. 

Dünnschliff  durch  Riffkalk  aus  ca.  24  m 
(im  Original  steht  „30  feetu,  was  irrtümlich 
sein  dürfte,  da  aus  dieser  Tiefe  Korallen- 
sand vorliegt:  vgl.  Erläuterung  zu  Fig.  65) 
Tiefe  der  Funafuti  -  Bohrung  nach  C.  G. 
Cüllis  usw.  S.  36,  Fig.  7.  (Die  Hohlräume 
sind  vollkommen  mit  Aragonit  ausgefüllt; 
die  Verkalkungszentren  der  Korallen 
bilden  gleichzeitig  die  Kristallisations- 
zentren der  in  die  Hohlräume  hinein- 
gewachsenen Kristalle,  so  daß  es  schon  hier 
schwer  fällt,  die  Grenzen  der  Organismen- 
reste gegen  die  umgebende  Gesteinsmasse 
zu  erkennen,  was  sich  bei  der  Umlagerang 
des  Aragonites  in  Kalkspat  dann  weiterhin 
verstärkt.  Die  Abbildung  ist  schematisiert. 
Vergrößerung  200.) 


tischen  Organismenreste ;  wenn  auch  sie  von  demselben  ergriffen  werden,  geht 
die  feinere  organische  Struktur  verloren.  Der  Aragonit  verschwindet  aber 
auch  durch  Auflösung;  von  den  aragonitischen  Hartgebilden  bleiben  dabei 
nur  Steinkerne  und  Hohldrücke  zurück.  Daher  auch  die  lockere  und  poröse 
Beschaffenheit  der  betreffenden  Schichten.  (Fig.  69,  70.)  Bei  nicht  ganz 
200  m  Tiefe  setzt  dann  plötzlich  die  Dolomitisierung  ein;  das  poröse  Gestein 
wird  kompakter,  durch  Ausscheidung  von  Dolomit  in  Hohlräumen,  und 


174 


Die  jungen  Mceressedimeute  und  ihre  Bildung 


(100  „feet")  Tiefe  der  Funafuti-Bolirung 
nach  C.  G.  CuLLW  usw.,  S.  37,  Fig.  8. 
<  Die  Araguuitsubstanz  beginnt  sich  auf 
diagenetischem  Wege  in  Kalkspat  um- 
zulagern, dessen  stumpfwinklige  Kristalle 
in  Hohlräumen  frei  endigen.  Vergröße- 
rung 120.) 


Fig.  70. 

Dünnschliff  durch  einen  porösen  Kalk  aus 
ca.  189  m  (020  „feet")  der  Funafuti- 
Bohrung  nach  C.  G.  Cullis  usw.,  S.  40, 
Fig.  1 1 .  (Der  Kalk  der  untersten  Teile  der 
Kalkspatzone  ist  sehr  kristallinisch,  die 
Organismenreste  sind  nur  noch  undeutlich 
zu  erkennen.  Die  zahlreicheren  und 
größeren  Hohlräume  sind  mit  spitzeren  [ska- 
lenoedrisrhen?]  Kristallen  ausgekleidet. 
Vergrößerung  120.) 


Fig.  09. 

Dünnschliff  durch  einen  Kalkstein  aus 
ca.  49  m  (160  „feet")  Tiefe  der  Funafuti- 
Bohrung  nach  C.  G.  CiLLls  usw.,  8.  38, 
Fig.  9.  (Die  Umwandlung  des  Aragonita 
in  Kalkspat  ist  beendigt.  Die  Kalkspat- 
kristalleendigen  in  Hohlräumen  mit  stumpf- 
winkligen Formen,  was  für  den  oberen 
Teil  der  Kalkspatzone  charakteristisch  ist. 
Vergrößerung  45.) 


Fig.  71. 

Düunsehliff  durch  einen  bereits  stark 
dolomitisierten  Riffkalk  aus  195  m  (640 
„feet")  Tiefe  der  FuDnfuti-Bohrung  nach 
C.  G.  CuLI.ls  usw.  S.  42,  Fig.  12.  (Der 
größte  Teil  des  Kalkspats  ist  bereits  in 
Dolomit  übergeführt,  nur  einige  skalenoe- 
drische  Kristalle  in  der  Umkleidung  von 
Organismenresten  haben  ihre  Kalkspat- 
natur noch  bewahrt.  Vergrößerung  120.) 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  175 

der  ^sekundäre-  Calcit  erscheint  in  Dolomit  übergeführt ;  bei  der  Dolo- 
mitisierung(Fig.71,72)  der  Organismenreste  ist  die  Zerstörung  der  Struktur 
nicht  immer  vollständig.  Als  jüngste  Neubildungen  treten  in  den  größten 
Tiefen  in  den  Hohlräumen  faserige,  konzentrisch  schalige  Überzüge  auf, 
am  häufigsten  aus  Dolomit,  seltener  aus  Calcit  oder  aus  abwechselnden 
Lagen  beider  Mineralien.  Sehr  wichtig  ist  die  Bestätigung  der  bereits 
von  Skeats  gemachten  Beobachtung,  daß  Aragonit,  Calcit  und  Dolomit 
sich  innerhalb  der  Riffkalke  aus  Lösungen  abscheiden  können.  Auch 
das  Alternieren  dolomitischer  und  kalkiger,  konzentrischer  Krusten  ist 
von  großem  Interesse,  da  es  offenbar  ein  Schwanken  um  eine 
chemische  Gleichgewichtslage  an- 
zeigt. Wissen  wir  aber  über  die 
Ursachen,  welche  die  geschilderten 
Umwandlungen  und  Neubildungen 
hervorriefen,  leider  noch  so  gut  wie 
nichts,  so  läßt  sich  eines  doch  mit 
ziemlicher  Bestimmtheit  sagen,  daß 
sie  sich,  zum  mindesten  die  Aragonit- 
und  Dolomitneubildung,  unter  dem 
Meeresspiegel  und  in  neuerer  Zeit 
vollzogen.  Ist  aber  die  Deutung 
von  Skeats  richtig,  daß  die  Dolomit- 
bildung besonders  nur  unter  flacher 
Wasserbedeckung  vor  sich  geht, 
dann  hätte  man  in  dem  Grad  der 
Dolomitisiemng  einen  Anhaltspunkt 
für  die  Zeitdauer,  welche  eine  Riff- 
masse in  dieser  Dolomitisierungszone 
zugebracht  hat.  Von  besonderer 
Wichtigkeit  für  die  Erklärung  der  in 
Frage  kommenden  chemischen  Gleich- 
gewichte ist  auch  das  Verschwinden  des  Aragonits  durch  Lösung  oder 
diagenetische  Umlagerung  in  Calcit  sowohl  in  den  gehobenen  Riffkalken, 
wie  in  einer  bestimmten  Tiefe  der  gesenkten  Riffmassen.  Diese  meta- 
stabile Phase  des  kohlensauren  Kalkes  ist  bekanntlich  fossil  mir  sehr 
selten  erhalten.  Wahrscheinlich  wird  eine  weitere  Verfolgung  der  Be- 
dingungen, unter  denen  sich  Aragonit  und  der  noch  labilere  Vaterit 
bilden  und  unter  dem  Einfluß  von  Magnesiumsulfat-  (oder  Chlorid-) 
Lösungen  umbilden,  den  Schlüssel  für  die  Erklärung  der  Dolomit- 
bildung in  sich  bergen,  welche  vermutlich  als  diagenetischer  Prozeß 
auf  dem  Umwege  über  Mischsalze  von  Calcium-Magnesiumkarbonat, 
wie  sie  schon  C.  Klemest  *'")  vor  G.  Linck,  K.  Schmidt  u.  a. 
dargestellt  hat,  erfolgt.    Aber  endgültig  gelöst   ist  die  Frage  der 


Fig.  72. 

Dünnschliff  durch  einen  stark  dolomiti- 
sierten  Riffkalk  ans  den  tiefsten  Teilen 
(ca.  213  m,  098  „feet")  der  Funafuti- 
Bohrung  nach  C.  G.  CuLLls  usw.  S.  45, 
Fig.  14.  (Die  Hauptmasse  des  Geateins 
besteht  aus  Doloniitrhomboedern;  nur  hier 
und  da  liegen  noch  nicht  dolomitisierte 
Reste  von  Organismen.  Vergrößerung  200.) 


176  D>e  jungen  Meeressedi mente  and  ihre  Bildung 

Bildung  von  Dolomit  als  marines  Sediment,  wie  schon  erwähnt  wurde, 
noch  nicht. 

Obgleich  es  nicht  eigentlich  mehr  in  unser  Thema  hineingehört, 
mag  ich  mir  doch  nicht  versagen,  auf  die  Guano-  (d.  i.  Vogelexkrement-) 
Anhäufungen  auf  manchen  Koralleninseln  der  Südsee  hinzuweisen,  da 
sie  eine  weitere  Umbildung  der  (vorher  vielfach  schon  dolomitisierten) 
Riffkalke  zu  Kalkphosphat  oder  Phosphorit  hervorrufen.  Diese  Bildungen, 
zu  denen  auch  der  Sombrerit  der  westindischen  Inseln  (so  Sombrero  und 
Curacao)  gehört,  sind,  wie  alle  Phosphate,  als  Düngemittel  sehr  geschätzt 
und  vertragen  infolgedessen  weitesten  Transport  von  selbst  entlegenen 
Inseln  der  Sttdsee  her,  wo  sie  vielfach  ausgebeutet  werden.  Wer  sich 
für  Näheres  interessiert,  mag  die  Darstellung  von  C.  Elschner223) 
einsehen. 

7.  Kalkalgenriffe  und  -lager 

Es  ist  im  Obigen  vielfach  von  der  Bedeutung  die  Rede  gewesen, 
welche  die  Kalkalgen  für  den  Aufbau  der  Korallenriffe  besitzen.  Sollas 
und  David  fanden  in  der  Lagune  von  Funafuti  bis  54  m  'Hefe  ihrer 
Bohrlöcher  ein  Sediment,  welches  sie  als  Halimeda-Sand  bezeichneten; 
dasselbe  bedeckt  auch  einen  sehr  bedeutenden  Teil  der  Lagune.  Jung- 
fossile  Halimeda-Kalke,  welche  unter  ähnlichen  Bedingungen  entstanden 
sein  dürften,  haben  Fred.  Chapman  und  Douglas  Mawson  von  den 
Neuen  Hebriden  beschrieben.  Wichtiger  noch  als  die  grünen  Kalk- 
siphoneen  sind  dagegen  die  zu  den  Rotalgen  gehörenden  Kalkflorideen, 
die  vielfach  auch  als  Nulliporen  bezeichnet  werden.  Solche  sind  be- 
sonders für  den  Aufbau  des  erhöhten  Riffrandes,  auf  dem  Korallen  nicht 
mehr  gedeihen,  von  Bedeutung,  was  übereinstimmend  von  Gardineb, 
Al.  Aoassiz  (für  die  Paumotus)  und  von  den  vorhin  genannten  beiden 
Forschern  auch  für  Funafuti  berichtet  wird.  Walther  fand  ausgedehnte 
Kalkalgenlager  in  engster  Vergesellschaftung  mit  den  Korallenriffen  der 
Palkstraße.  Besonders  lehrreich  für  die  Beteiligung  von  Nicht-Korallen 
am  Aufbau  der  Korallenriffe  sind  aber  die  Bermudas.  Die  Korallen 
befinden  sich  dort  unter  32l/«°  n.  Br.  an  der  äußersten  Grenze  ihrer 
Verbreituog,  nach  Langenbeck  bei  Wassertemperaturen  (16 — 17°C  im 
Minimum),  bei  denen  sie  sonst  nicht  vorkommen.  Sie  gedeihen  hier 
daher  nicht  mehr  so  üppig  wie  in  Westindien,  die  Madreporen  fehlen 
ganz.  An  vielen  Teilen  der  Riffe  treten  die  Korallen  völlig  zurück,  und 
die  Riffe  sind  ganz  oder  nahezu  ausschließlich  von  Serpulen,  Hydroiden 
und  Kalkalgen  zusammengesetzt,  so  daß  man  an  solchen  Stellen  von 
einem  Korallenriff  nicht  mehr  wohl  sprechen  kann;  es  ist  daher  ver- 
ständlich, wenn  berichtet  wird,  der  die  Abhänge  der  Bermudas-Riffe 
bedeckende  „Korallensand"  bestehe  wesentlich  aus  den  Bruchstücken 
von  Kalkalgen. 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  177 


Da  die  Kalkalgen  aber  weder,  was  die  Tiefe  anbetrifft,  noch 
bezüglich  der  Temperatur  an  so  enge  Grenzen  gebunden  sind,  wie 
die  riffbauenden  Korallen,  finden  sie  sich  in  größter  Verbreitung  auch 
außerhalb  der  tropischen  Meere,  und  Kalkalgenriffe  und  -lager  stellen 
neben  den  Korallenriffen  eine  weitere  wichtige,  wesentlich  benthogeue 
Bildung  des  Flachwassers  dar.  Kalkalgen  aus  der  Gruppe  der  Litho- 
thamnien  und  Melobesien  werden  bis  über  200  Faden  Tiefe  lebend  au- 
getroffen und  finden  sich  von  Spitzbergen  und  Ellesmere-Land  im 
Norden  bis  Stidviktoria-  und  Louis  Philipp -Land  im  Süden  und  bilden 
in  den  arktischen  und  gemäßigten  Zonen  für  sich  allein  oft  große  Ränke. 
Lithothamuium  glaciale  bedeckt  nach  R.  Kjellmaxn  über  meilenweite 
Flächen  den  Meeresboden  des  nördlichen  Eismeers  und  muß  als  Gesteins- 


Fig.  73. 

Bei  Springebbe  trocken  liegende  Lithothamnium-Bank  hei  Uaingsisi  vor  dem  Westende 
von  Timor,  Niederländisch-Indien.    Nach  einer  Aufnahme  von  H.  F.  NlERSTRASZ  aus 
Ann.  du  Jardin  botanique  de  Buitenzorg,  2me  sc'rie,  vol.  II,  Tafel  XIX. 

bildner  eine  wichtige  Rolle  spielen.  Übrigens  könnten  die  in  Frage 
stehenden  Kalkalgensedimente  ebenso  gut  bei  den  Schelfablagerungen 
abgehandelt  werden,  bei  denen  wir  in  der  Tat  auf  Gesteinsbildung 
durch  diese  Pflanzen  zurückkommen  werden.  Den  Naturforschern  der 
„Siboga"  war  es  vergönnt,  bei  der  Untersuchung  des  australasiatischen 
Arclüpels  nicht  nur  aii  30  verschiedenen  Stellen  ganze  Lithothamnien- 
bänke  in  2—40  m,  in  einem  Falle  sogar  in  120  m  Tiefe  zu  untersuchen, 
sondern  auch  auf  dem  Riff  von  Haingsisi  vor  dem  Westende  von  Timor 
bei  tiefer  Ebbe  eine  Lithothamnium-Bank  trocken  liegend  zu  sehen  — 
und  zu  photographicren  (Fig.  73).  ,Der  Boden  war"  —  so  schreibt  Frau 
A.  Weber-van  Bosse22*)  —  „so  weit  das  Auge  reichte,  von  roten, 
fein  verzweigten  und  so  dicht  ineinander  geschlungenen  Lithnthamnion- 

Andrve,  Oeologir  de«  Mctre»budens.  II.  iq 


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178 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


knollen  bedeckt,  daß  sie  zu  festen,  faustgroßen  Gebilden  zusammen- 
gewachsen waren.  In  allen  Großen  lagen  die  Knollen  auf  dem  Strande, 
und  man  konnte  den  Fuß  nicht  rühren,  ohne  darauf  zu  treten,  wobei 
sie  wie  feines  Porzellan  krachten.  Um  die  Lithothamnien  zu  ihrer  vollen 
Entwicklung  kommen  zu  lassen,  gehört,  daß  sie  durch  die  Strömung 
leise  hin  und  her  bewegt  werden.  Infolge  dieser  Lageveränderung  kann 
das  Licht  von  allen  Seiten  zu  den  Knollen  dringen,  und  Licht  haben 
sie  vor  allem  fllr  die  Erhaltung  ihrer  roten  Farbe  und  damit  ihrer  ersten 
Daseinsbedingung  nötig.  Sobald  eine  Knolle  ruhig  liegen  bleibt,  stirbt 
sie  an  der  Unterseite  ab,  welche  sich  dann  ganz  weiß  verfärbt."  Für 
die  Entstehung  derartiger  Lithothamnienbänke  sind  nicht  oder  nur  wenig 
geneigter  Untergrund,  Gezeitenströme,  welche  die  Knollen  hin-  und 
herrollen,  und  Fehlen  von  Schlamm-  und  Sandzufuhr  Vorbedingungen. 


Fig.  74. 

Serpulit  „Atolle"  in  den  Bermudas  nach  K.  A.  Bullen  in  The  Oeol.  Magazine,  Dec.  5, 

toI.  8,  1911,  Tafel  20,  Fig.  2. 

Des  Vergleiches  mit  ähnlichen  fossilen  Bildungen  halber  wäre  es 
immerhin  wichtig  festzustellen,  ob  solche  Kalkalgenbänke  größere  Mächtig- 
keiten erreichen;  denn  vielfach  handelt  es  sich  anscheinend  nur  um  eiue 
relativ  wenig  mächtige  Überrindung,  welche  aber  dem  Untergrund 
gegen  die  abtragende  und  erniedrigende  Wirksamkeit  starker  Gezeiten- 
strömungen und  der  Brandung  einen  gewissen  Schutz  gewährt. 

8..  Serpula-Riffe  und  Ähnliches 

Eine  lokale  Bildung,  aber  immerhin  von  Interesse  im  Hinblick  auf 
fossile  Vorkommnisse,  sind  die  eigenartigen  Serpula-Riffe,  welche 
Al.  Agassiz  eingehend  von  den  Bermudas  beschrieben  hat.  Dieselben 
sind  namentlich  gegenüber  der  Südküste  sehr  zahlreich  und  bilden  dort 
Miniaturatolle,  Barrierriffe  und  Saumriffe.  Die  Atolle  sind  teils  kreis- 
rund, teils  elliptisch,  teils  hnlbmond-  oder  hufeisenförmig.  Der  von 
lebenden  Serpein,  Milleporen,  Kalkalgen,  Entenmuscheln,  Bohrmuscheln 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  179 

und  anderen  Invertebraten  „bedeckte  erhöhte  Rand  fällt  nach  außen 
senkrecht  ab.  Seine  Breite  ist  wechselnd,  oft  nur  20 — 25  cm,  in  anderen 
Fällen  bis  zu  1 7*  tn  breit,  seine  Oberfläche  liegt  zwischen  den  Gezeiten- 
marken, die  innere  Vertiefung  ist  seicht;  ihre  Tiefe  beträgt  stets  nur 
wenige  Meter,  zuweilen  nur  25 — 30  cm,  ihr  Boden  ist  mit  Sand  bedeckt" 
(Langenbeck).  Sehr  regelmäßig  gebildete  Serpulitatolle  hat  R.A.Bullek*25) 
unlängst  abgebildet  (Fig.  74).  Serpula-Kalke  werden  übrigens  noch  von 
den  Azoren,  von  der  Agulhas-Bauk  vor  der  Sudspitze  Afrikas  uud  aus 
dem  Meere  um  Xeu-Guinea  erwähnt. 


Fig.  75. 

Vermetus-Kalk  von  der  Küste  des  Mittelländischen  Meeres.  »/4  nat.  Größe.    Spitze  de» 
Karmel  bei  Haifa,  Syrien.    Coli.  Blanckenhorn. 

Übrigens  ist  nicht  alles,  was  in  der  Literatur  als  „worm  rock" 
geht,  wirklich  aus  den  Röhren  von  Serpuliden  aufgebaut.  W.  H. 
Dall  und  C.  D.  Harris"6)  konnten  durch  Untersuchung  der  Weich- 
teile nachweisen,  daß  an  den  Küsten  von  Florida  bis  über  einige 
Zoll  über  das  Ebbeniveau  aufragende,  bis  dahin  als  „worin  rock"  be- 
zeichnete riffartige  Massen  in  Wirklichkeit  aus  den  kleinen  schwarzen 
Röhrchen  von  Vermetus  (Petaloconchus)  nigricans  zusammengesetzt 
werden.  Dieselben  sind-7)  besonders  bemerkenswert  an  den  Küsten 
der  Außen-Keys  zwischen  Cape  Romano  und  Cape  Sable  und  bilden  auf 
den  mergeligen  Sandflächen  des  Rabbit  Key  zwischen  Ebbe-  und  Flut- 
niveau zwei  Fuß  dicke  und  fünfzig  Fuß  breite  Massen.  Jugendlicher 

12* 


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1  HU 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Vermetus-Kalk  liegt  dem  Verfasser  übrigens  auch  aus  Ansammlungen 
von  M.  Blanckenhorn  von  der  Spitze  des  Karmel  bei  Haifa  an  der  * 
Syrischen  Küste  vor  (Fig.  75). 

9.  Halmyrogene  Produkte  des  Meeres  im  Strandgebiete 

Von  geringerer  Wichtigkeit  als  die  benthogenen  Bildungen  sind 
im  Strandgebiet  die  halmyrogenen  Produkte  des  Meeres,  d.  h.  diejenigen 
Bildungen,  welche  sich  aus  der  Lösung  des  Meerwassers  niederschlagen. 
Ks  wäre  verlockend,  hier  eingehendere  Bemerkungen  über  die  Herkunft 
der  Salze  des  Meerwassers  einzuschalten;  doch  müßten  wir  uns  hierzu 
zu  sehr  ins  Hypothetische  verlieren  —  ohne  großen  Nutzen  für  unsere 
eigentliche  Darstellung.  Überdies  hat  Krümmel  im  1.  Bande  seiner 
Ozeanographie  diesem  Problem  einen  ganzen  Abschnitt  gewidmet.  Wir 
entnehmen  demselben,  daß  wir  gute  Gründe  haben,  die  Salze  des  Meeres 
als  prifnäre  Bestandteile  anzusehen,  und  dieselben  nicht  aus  der  Zer- 
störung der  Gesteine  der  Kontinente  ableiten  dürfen.  Gleichwohl  kann 
nicht  geleugnet  werden,  daß  sich  auch  mit  den  Meerwassersalzen  ein 
Kreislaufprozeß  vollzieht;  aber  es  ist  kaum  zu  sagen,  in  welchem  Maße 
und  in  welcher  Richtung  durch  die  einzelnen  Vorgänge  (Zuführung  von 
Salzen  durch  vulkanische  Aushauchungen  und  Flüsse  einerseits,  Verlust 
durch  Salzausscheidungen  an  der  Küste  oder  Entführung  von  Salzstaub 
durch  Winde  anderseits*28))  die  Masse  des  Meerwassersalzes  an  sich 
eine  Änderung  erfährt, 

Rindenbildungeu  aus  Spritzwasser  der  Brandung;  Pelagosit 

Nicht  eigentlich  zu  den  halmyrogenen  Produkten  des  Meeres  ge- 
hören die  Rindenbildungeu,  die  sich  —  teilweise  vielleicht  als  Verwitte- 
rungsprodukte —  unter  dem  Einfluß  der  Brandung,  insbesondere  der 
auf  den  erwärmten  Felsen  verdunstenden  Spritzer,  als  Überzüge  z.  B.  auf 
Karbouatgesteinen  des  Mittelmeeres  einstellen,  so  die  schwarzen  Rinden 
auf  kieselhaltigen  Dolomiten  bei  Nizza,  die  .T.  Walther  erwähnte,  so 
der  „Pelagosit4*,  welcher  Dolomite  und  Kalksteine,  aber  auch  Eruptiv- 
gesteine, überzieht,  über  dessen  Natur  man  aber  noch  nicht  völlig  im 
klaren  ist229). 

Die  marinen  Oolithc  der  Jetztzelt  als  bcdjngt-kalmyrogone  Bildungen 

Unter  Vorbehalt  zu  den  halmyrogenen  Produkten  zu  stellen  sind 
die  Oolithc,  die  sich  hier  und  da  an  den  Küsten  warmer  Meeresteile 
bilden  und  für  den  Geologen,  der  analogen  Bildungen  auf  Schritt  und 
Tritt  begegnet,  größte  aktuelle  Bedeutung  besitzen.  Die  Oolithc  sind 
ursprünglich  lockere,  sandige  Gesteine,  deren  einzelne  Komponenten 
kleine  runde  Kügelchen  aus  kohlensaurem  Kalk  mit  konzentrischem  oder 
schaligem  und  meist  auch  radialstrahligem  Aufbau,  die  sogenannten 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  181 

Ooide  *30),  bilden*31).  Die  Größe  der  einzelnen  Ooide  schwankt  zwischen  ' 
einem  Durchmesser  von  Bruchteilen  des  Millimeters  bei  den  rezenten 
bis  zu  einem  solchen  von  mehreren  Millimetern  bei  manchen  fossilen 
Vertretern.  Die  Kalksubstnnz  der  rezenten  Oolithe  ist  Aragouit83'), 
während  die  fossilen  infolge  diagenetischer  Umlagerung  fast  durchweg 
aus  Kalkspat  bestehen,  doch  sind  gute  Gründe  dafür  anzuführen,  daß 
die  ursprünglich  ausgeschiedene  Substanz  unter  Umständen  einer  noch 
labileren  und  zwar  kolloidalen  Modifikation  des  CaCO«  angehörte.  Be- 
merkenswerterweise geht  die  Korngröße  der  Ootde  bei  den  einzelnen 
Vorkommnissen  niemals  über  eine  bestimmte  jeweilige  Maximalkorngröße 
hinaus,  was  darauf  hindeutet,  daß  eine  Beziehung  zwischen  dieser  und 
der  mechanischen  Wasserbeweguug  besteht,  und  es,  gleichzeitig  mit 
anderen  Erscheinungen,  unwahrscheinlich  macht,  daß  die  Ooide  nach 
Art  von  Konkretionen  in  einem  Kalkschlamm  entstanden  sind,  wie 
immer  wieder  von  einzelnen  Autoren  angenommen  wird. 

Das  uns  zunächst  gelegene  Vorkommen  rezenten  marinen  Oolithsandes 
hat  J.  W alther  ,83)  an  der  Küste  des  Roten  Meeres  bei  Suez  entdeckt. 
1887  fand  er  denselben  zuerst  auf  dem  Ostufer  des  Golfes,  am  Ausgange 
des  Uadi  .Deheese,  1889  fand  er  ihn  auch  auf  der  Westseite  südlich 
von  Suez,  und  bei  seinem  letzten  Besuche  konnte  er  feststellen,  daß  der 
gefbe  Oolithsand  hier  etwa  eine  1  km  breite  und  mehr  als  4  km  lange 
Zone  zwischen  dem  Ufer  und  dem  tiefsten  Ebbestrand  bildete,  die  sich 
aber  augenscheinlich  noch  weiter  meerwärts  erstreckte.  Die  Oberfläche 
des  überaus  deutlich  geschichteten  Sandes  war  mit  langgestreckten  bis 
napfförmigen  Wellenfurchen  bedeckt  (Fig.  76).  Die  Dicke  des  Lagers  war 
mindestens  80  cm.  „Die  Oberfläche  des  Oolithsandes  war  meist  fossilleer, 
doch  fehlten  dazwischen  auch  solche  Stellen  nicht,  über  die  entweder 
die  Schnecken  und  Muschelschalen"  eines  in  der  Nähe  anstehenden, 
locker  verhärteten  Kalksteines  mit  rezenter  Fauna  „ausgestreut  waren 
oder  die  frisch  vom  Meere  ausgeworfenen  Reste.  Fußgroße  Loligo, 
vertrocknete  Haie  und  Rochen,  Knochenfische  und  Krebse,  Echinodermen 
und  Korallen,  Seetang  und  Seegräser  lagen  umher,  und  Medusen  hatten 
ihre  Gallertscheiben  in  den  feinen  Sand  abgedrückt.  Sehr  häufig  waren 
feine  weiße  Säume,  ganz  aus  Foraminiferen  bestehend,  die  handbreit 
und  mehrere  Meter  lang  den  gelben  Sand  bedeckten.  Zahlreiche  Krabben 
und  Einsiedlerkrebse  belebten  den  Sand  und  flüchteten  rasch  in  ihre 
Wohnröhren,  deren  Mündung  mit  radial  angeordneten  Reihen  kleiner 
Kügelchen  aus  Oolithsand  besetzt  war,  die  der  sich  einwühlende  Krebs 
herausschleudert".  Die  einzelnen  meist  0,2—0,3  mm  großen  Ooide  sind 
rundlich,  aber  von  etwas  verzogenen  Umrissen,  welche  durchgängig  den 
Ecken  und  Kanten  eingeschlossener  Mineral-  und  anderer  Körner  ent- 
sprechen. „Nur  ein  kleinerer  Teil  zeigte  sich  aus  mehreren  Schalen 
aufgebaut:  in  solchem  Fall  befand  sich  eine  schwärzliche  Zone  zwischen 


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182 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


der  inneren  dnnkelgelben  und  der  äußeren  hellen  Kiilkrinde.  Während 
die  Gesamtgröße  .  .  .  ziemlich  gleiche  Dimensionen  zeigt,  ist  der  Kern 
doch  von  ganz  verschiedener  Größe,  und  diese  Tatsache  scheint  mir 
beachtenswert  für  die  Entstehung."  Denn  die  OoYde  „können  nur  so 
lange  mit  neuen  Kalkrinden  umgeben  werden,  als  sie  die  Bewegung  des 
Wassers  flottirend  erhält.  Je  stärker  der  Wellenschlag  ist,  desto 
größer  können  die  Körnchen  werden,  aber  sobald  sie  eine  bestimmte 
Schwere  erreicht  haben,  sinken  sie  zu  Boden".  Die  Kerne  der  Ooi'de 
sind  feine  Splitter  von  Quarz,  Feldspat,  Granat,  Magneteisen,  Kiesel- 


Fig.  76. 

Rezentes  Oulithlager  mit  napfförmigen  bis  langgestreckten  'Wellenfurchen  bei  tiefster 
Ebbe  am  Strande  von  Suez.  Joh.  Walthkr  phot.  Nach  Joh.  Walthkk,  Das  Gesetz 
der  Wüstenbildung  in  Gegenwart  und  Vorzeit.   2.  Aufl.,  Leipzig  1912,  S.  2S:i,  Fig.  145. 


nadeln  und  Foraminiferengehäuse.  Eine  Bauschanalyse  ergab  94,66% 
CaC03,  3,26°/0  SiOi  und  0,34%  organische  Substanz.  An  einzelneu 
Stellen  gelangten  unregelmäßig  gestaltete  Verkittungen,  bewachsen  mit 
Mytilus-Kolonien,  zur  Beobachtung.  Die  Oolithsande  von  Suez  werden 
bei  tiefer  Ebbe  ein  Spiel  des  Windes  und  zu  meterhohen  Dünen  auf- 
geschüttet, welche  landeinwärts  in  die  Wüste  wandern.  J.  Walther 
möchte  in  der  Ausscheidung  dieser  Oolithe  „eine  Wirkung  des  Wüsten- 
klimas auf  das  Meer"  sehen.  „Seichtes  Wasser,  das  sich  stark  erwärmt 
und  dessen  Salzgehalt  durch  die  Wüstensonne  konzentriert  wird,  eine 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  nnd  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  183 

reiche  Fauna  (besonders  Plankton),  welche  infolge  dieser  Umstände  stirbt 
und  das  Wasser  mit  Zerseteungsprodukten"  (die  CaCOs  fällen!)  „an- 
reichert, und  Wüstenstürme,  die  feinste  Staubteilchen  in  das  Wasser 
treiben,  am  welche  sich  so  lange  kleine  Kalkkrusten  ausscheiden,  bis 
sie  so  schwer  werden,  daß  sie  zu  Boden  sinken  —  das  sind  die  Um- 
stände, unter  denen  hier  ein  großes  Oolithlager  entsteht".  Ähnliche 
Oolithe  kommen,  wie  schon  Bauerman  1868  feststellte,  mehrfach  in 
der  weiteren  Umgebung  von  Suez  vor.  Sie  sind  da  mehr  oder  weniger 
verfestigt,  gehören  aber  alle  der  Quartärperiode  an.  Gleichaltrige 
schneeweiße  Oolithsande,  welche  wie  die  rezenten  noch  die  MEiöENschc 
Aragonitreaktion  zeigen,  liegen  dem  Verf.  von  mehreren  Fundorten  der 
gleichen  Gegend  auch  aus  Aufsammlungen  Blanckenhorns  vor. 

Berühmt  ist  der  Oolith  der  Küsten  Floridas  und  der  Key-Inseln, 
doch  das  meiste,  was  man  bis  in  die  neueste  Zeit  von  diesem  Vor- 
kommnis zu  hören  bekam,  ist  seine  Aufhäufung  zu  Dünen  mit  aus- 
gezeichneter Kreuzschichtung.  Erst  in  neuerer  Zeit  ist  diesen  schon 
vor  Jahrzehnten  von  Al.  Agassiz  angeführten  Bildungen  mehr  Auf- 
merksamkeit geschenkt  worden,  besonders  durch  die  Arbeiten  von 
Th.  W.  Vaughan m)  und  G.  H.  Drew235),  die  das  Oolithproblem  auf 
eine  ganz  neue  Basis  zu  stellen  scheinen,  wie  noch  zu  erörtern  sein 
wird.  Wie  an  den  Küsten  des  Roten  Meeres  gibt  es  auch  an  den 
Küsten  von  Florida  subfossile  Oolithe;  der  sogenannte  Miami-Oolith  ist 
bereits  mehr  oder  weniger  verkittet,  läßt  sich  aber  leicht  sägen  und 
gibt  daher  einen  an  Ort  und  Stelle  vielgebrauchten,  allerdings  vielfach 
als  zu  porös  empfundenen  Baustein  ab.  Der  Miami-Oolith  zeigt,  wie 
viele  fluviatile  Kalktuffe,  eine  nachträgliche  Erhärtung  an  der  Luft.  Die 
großen  Aufschlüsse  lassen  ausgezeichnete  Diagonalschichtung  erkennen m). 
Die  jüngeren  Oolithe,  welche  als  Key-West- Oolithe  bezeichnet  werden, 
setzen  auch  die  Bahamas  vorzugsweise  zusammen. 

Nach  Dana  sollten  Oolithe  auch  an  vielen  pazifischen  Korallen- 
inseln vorkommen,  doch  ist  mir  neuere  Literatur  hierüber  nicht  bekannt 
geworden,  und  man  wird  sich  hüten  müssen,  detritogenen  Korallensand, 
welcher  nach  vorliegenden  Proben  Oolithsand  sehr  ähnlich  sehen  kann, 
für  solche  zu  halten.  Jedenfalls  dürfen  Überkrustungen  von  Korallen- 
sand durch  in  diesem  zirkulierende  Kalklösungen,  wie  sie  die  Riffsedi- 
raente  vielfach  verfestigen,  nicht  mit  Oolithen  verwechselt  werden. 
Nicht  um  echte  Oolithe  handelt  es  sich  in  den  als  solchen  beschriebenen 
Absätzen,  die  L.  von  Büch  am  Strande  von  Gran  Canaria  beob- 
achtet hatte  und  Krümmel  noch  1907  als  „Oolithe"  anführte;  denn 
Rothpletz  und  Simonelli"7)  konnten  nachweisen,  daß  es  sich  nicht 
um  Ausscheidung  authigenen  Kalkes  aus  dem  Meerwasser  handelt, 
sondern  daß  eingewehter,  allothigener  Kalkstaub  mit  Hilfe  feiner  orga- 
nischer Substanzen  Umhüllungen  klastischer  Sandkörner  bildet,  ohne  daß 


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164  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

dieselben  äußerlich  auch  nur  ooidähnlich  würden.  Von  sicheren  rezenten 
marinen  Oolithen  bleiben  daher  lediglich  die  aus  dem  Roten  Meere  und 
von  Florida  und  Umgebung. 

Über  Oolithe  und  ihre  Eutstehung  existiert  eine  große  Literatur, 
und  es  hieße  allein  ein  Buch  schreiben,  wenn  das  noch  keineswegs 
völlig  gelöste  Problem  halbwegs  erschöpfend  dargestellt  werden  sollte. 
Es  kann  sich  daher  im  Folgenden  lediglich  darum  handeln,  das  Wich- 
tigste anzugeben,  auf  die  offenen  Fragen  hinzuweisen  und  insbesondere 
für  die  marinen  Oolithe  die  entsprechenden  Schlüsse  zu  ziehen.  Immer- 
hin wird  es  nötig,  zunächst  etwas  weiter  auszuholen. 

Die  möglichen  Arten  der  Ausscheidung  von  kohlensaurem  Kalk 
sind  folgende: 

1.  Anorganische  Ausscheidung: 

a)  aus  an  kohlensaurem  Kalk  übersättigter  Lösung. 

b)  durch  Ausfüllung  aus  irgendwelche  Kalksalze  in  Verdünnung 
enthaltender  Lösung  durch  ein  Fällungsmittel. 

II.  Ausscheidung  unter  Beteiligung  von  Organismen: 

a)  Ohne  Mitwirkung  des  lebenden  Organismus;  die  (unter  der 
Einwirkung  von  Fäulnisbakterien)  verwesende,  tote  organische 
Substauz  liefert  vielmehr  unter  Beteiligung  eines  Teiles  ihrer 
chemischen  Komponeuten  ein  Fällungsmittel,  welches  nach 
Ib  wirkt. 

b)  Die  Ausscheidung  ist  die  Folge  eines  physiologischen  Lebeus- 
vorganges,  iudem 

«)  Wasserpflanzen  infolge  des  Verbrauchs  von  CO«  als  Bi- 
karbonat gelösten  Kalk  zerlegen,  demselben  das  CO*  zum 
Teil  entziehen  und  eine  Ausscheidung  von  einfach-kohlen- 
saurem Kalk  nach  Ta  außerhalb  ihrer  Gewebe  bewirken. 

ß)  lebende  Organismen  aus  fremder  Materie  ein  Fällungs- 
mittel erzeugen,  welches  nach  Ib  wirkt. 

y)  CaCOs  als  organischer  Bestandteil  (wohl  durch  Ausfällung) 
zum  Aufbau  eines  inneren  oder  äußeren  Pflanzen-  oder 
Tierskelettes  ausgeschieden  wird:  Organische  Kalkbildung 
xctr'  l$oxi)v. 

Nur  der  letzte  Fall  kann  als  organische  Kalkbilduug  im  eigent- 
lichen Sinne  in  Anspruch  genommen  werden,  und  wenu  auch  für  die 
Fälle  IIa,  IIb«  und  lihß  ebenso  das  Vorhandensein  von  Organismen 
unerläßlich  ist*88),  so  wäre  es  doch  am  Platze,  diese  Kalkansscheidungen, 
welche  ohne  Schädigungen  der  betreffenden  Organismen  ausbleiben, 
wenn  das  Wasser  keine  Kalksalze  enthält  und  ein  Kalkniederschlag 
daher  gar  nicht  eintreten  kann,  nicht  mehr  als  organisch  zu  bezeichnen, 
sondern  mit  einem  besonderen  Namen  zu  belegen.  Ich  bezeichne  vor- 
erst, bis  kürzere  und  wohlklingende  Ausdrücke  gefunden  sein  werden,  die 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  185 

Kalkausscheidung  nach  Ia    als  Anorganischen  Übersättigungskalk, 
„  Il>     „  Anorganischen  Fällungskalk, 

»  -     IIa    „  Verwesungsfällungskalk, 

„  „     IIb«  „   Physiologischen  Übersättiguugskalk, 

„  Ubß  ~  Physiologischen  Fällungskalk, 

,  IIb/  -  Organischen  Kalk. 

G.  Lenck  hat  in  einer  bekannten  Arbeit239)  die  verschiedenen  Vor- 
gänge und  auch  chemischen  Prozesse  zusammengestellt,  welche  für  die 
Oolithbildung  herangezogen  worden  sind.  Für  uns  kommt  es  jetzt 
darauf  an,  zunächst  festzustellen,  welche  von  den  oben  genannten  Be- 
dingungen im  Meere  für  Kalkbildung  überhaupt  gegeben  sind,  welche 
von  denselben  im  besonderen  für  die  Oolithbildung  in  Frage  kommen, 
und  schließlich  eine  Entscheidung  in  einer  außerhalb  der  bisherigen 
Erörterungen  liegenden  Alternative  zu  treffen;  ob  nämlich  die  Ooide 
mit  dem  übrigen  Sedimentmaterial  syngenetische  Gebilde  sind  oder  sich 
erst  durch  eineu  diagenetischen  Vorgang  im  fertig  abgelagerten  Sediment 
als  Konkretionen  einstellen.  Gehen  wir  zunächst  die  einzelnen,  oben 
unterschiedenen  Fälle  von  natürlicher  Kalkbildung  durch. 

Ia.  Die  Ausscheidung  anorganischen  Übersättigungskalkes  im 
Meere  ist  wohl  nirgends  ermöglicht,  da  das  Meerwasser  bekanntlich 
OaCOs  nur  in  sehr  großer  Verdünnung  enthält  und  in  den  der  Brandung 
ausgesetzten  flachen  Meeresteilen,  in  denen  sich  heute  Oolithbildung 
vollzieht,  trotz  hoher  Erwärmung  nicht  genügend  einzudampfen  vermag. 
Wenn  die  Überrindungen  der  Korallensande  und  der  einzelnen  Elemente 
von  in  Fossilisierung  begriffeneu  Riffkalken,  was  noch  keineswegs  sicher 
ist,  anorganischen  Übersättigungskalk  darstellen  sollten,  so  handelt  es 
sich  hierbei  doch  um  ganz  andersartige  Vorgänge,  bei  denen  die  Be- 
dingungen gänzlich  geändert  sind.  Daß  Konzentrationserhöhungen  in 
mehr  oder  weniger  abgeschlossenen,  stark  erwärmten  Meeresteilen  Aus- 
scheidungen auf  eine  der  folgenden  Arten  begünstigen  müssen,  wird 
durch  dieses  Alles  nicht  berührt. 

Ib.  Auf  ebensolche  Schwierigkeiten  stößt  die  Ausscheidung  an- 
organischen Fällungskalkes,  da  hierzu  die  Zuleitung  eines  Fällungs- 
mittels, z.  B.  Natriumkarbonat,  in  das  Meerwasser,  etwa  durch  Quellen, 
nötig  ist,  die  aber  erst  nachzuweisen  wäre. 

IIa.  Anders  ist  es  mit  der  Bildung  von  Verwesungsfällungskalk. 
Wie  in  der  Literatur  oft  betont  worden  ist,  sind  die  marin  entstandenen 
fossilen  Oolithe  sehr  fossilreich;  und  großen  Organismenreichtum  haben  wir 
nach  der  Darstellung  von  Walthek  auch  für  das  Oolithlager  von  Suez 
kennen  gelernt.  Das  Eiweiß  der  Organismen  enthält  aber  Natriumkarbonat  , 
und  verwesendes  Eiweiß  entwickelt  Ammoniumkarbonat,  die  beide, 
wie  LlNCKsVersuche  gezeigt  haben,  aus  der  Ca-Salze  enthaltenden  ver- 
dünnten Lösung  des  Meerwassers  CaCO»  als  Aragonit  in  der  Form  von 


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Die  juugen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Sphärolithen  niederzuschlagen  vermögen"0).  „Daß  diese  Processe  in 
der  Jetztzeit  sieh  nur  in  tropischen  Gegenden  abspielen  oder  abzuspielen 
scheinen,  hängt  offenbar  mit  dem  dort  reicheren  organischen  Leben,  mit 
den  sich  schneller  abspielenden  Verwesungsvorgängen  zusammen." 
„Diese  Sphärolithe  bilden  sich  .  .  .  mit  oder  ohne  Kern,  wo  und  wie  sie 
es  haben  können.  In  litoralen  Gebieten  oder  in  der  Ncähe  von  Korallen- 
riffen, wo  die  brandenden  Wogen  fortwährend  Sandkörnchen,  Bruch- 
Stückchen  organogener  Kalkmassen  (Muscheln,  Korallen,  Foramini- 
feren  usw.)  in  flottirender  Beweguug  erhalten,  lagern  sich  die  Aragonit- 
fasern  um  sie  an.  .  .  .  Die  Sphärolithe  sind  etwas  porös,  schwimmen 
leicht  auf  dem  Wasser  und  werden  durch  die  Wellen  in  Bewegung  er- 
halten, geringe  Mengen  von  Ton  setzen  sich  auf  der  Oberfläche  der 
Kügelchen  ab,  wenu  die  Bildung  von  Aragonit  zeitweilig  weniger  intensiv 
ist,  uud  später  wächst  die  nächste  Schale  an,  in  welche  die  Kristall- 
enden der  vorhergehenden  hineinragen.44 

Diese  hauptsächlich  auf  den  Versuchen  von  Linck  fußende  Anschauung 
von  der  Entstehung  der  Oolithe  wird  heute  wohl  von  der  Mehrzahl  der 
Forscher  geteilt,  und  es  kann  nicht  behauptet  werden,  daß  die  Verfechter 
der  organischen  Entstehung,  Rothpletz,  Kalkowsky  und  andere,  jene 
Anschauung  in  irgend  einem  Punkte  widerlegt  hätten.  Insbesondere  hat 
G.  LlNCK141)  selbst  am  Karlsbader  Sprudelstein  gezeigt,  daß  auch  auf 
anorganischem  Wege  Strukturen  entstehen  können,  wie  sie  Kalkowsky, 
als  angeblich  nur  durch  organische  Entstehung  erklärbar,  aus  dem 
Rogenstein  des  norddeutschen  Buntsandsteines  beschrieben  hat.  Und 
wenn  Rothpletz'42)  gemeint  hat,  daß  zur  Erzeugung  der  ungezählten 
Ooide  durch  Ammoniumkarbonat  ein  so  großartiger  Verwesuugsprozeß 
angenommen  werden  müßte,  daß  jegliches  Leben  unmöglich  gewesen 
sein  müsse,  was  doch  gerade  der  Natur  der  meisten  Oolithe  wider- 
spreche, so  ist  dem  entgegen  zu  halten,  daß  wir  ja  gar  nicht  über  die 
Länge  der  Zeit,  welche  diese  Vorgänge  brauchten,  orientiert  sind  und 
nichts  der  Annahme  im  Wege  steht,  daß  der  ganze  Überschuß  des  ent- 
stehenden Ammoniumkarbonates  sofort  durch  die  doppelte  Umsetzung 
mit  den  Kalksalzen  des  Meerwassers  vernichtet  wurde.  Im  übrigen  wird 
auf  die  Anschauungen  von  Rothpletz  noch  zurückzukommen  sein. 

IIb«.  Die  Bildung  physiologischen  Übersättiguugskalkes  nach  Art 
der  Kalkausscheidung  um  Pflanzenstengel  in  bikarbonatreichem  Wasser 
von  Landseen  usw.  erscheint  im  Meere  bei  der  Art  der  Lösung  des 
Meerwassers  nicht  möglich. 

Ubß.  Anders  ist  es  mit  der  Entstehung  „physiologischen  Fällungs- 
kalkes1'. Hierfür  ist  die  Ausscheidung  eines  Kalkfällungsmittels  durch 
einen  physiologischen  Lebensvorgaug  einer  Pflanze  oder  eines  Tieres 
nötig.  Beide  Lebensformen  erzeugen  bekanntlich  Produkte  von  großer 
chemischer  Mannigfaltigkeit,   Indessen  ist  mir  kein  Stoffwechselprodukt 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  187 


höherer  Pflanzen  oder  Tiere  des  Meeres  bekannt,  welches  in  dieser 
Weise  wirken  könnte.  Im  Gegenteil  wäre  es  leicht,  eine  ganze  Anzahl 
solcher  Produkte,  z.  B.  Säuren,  namhaft  zu  machen,  welche  Kalk  auf- 
lösen und  zerstören.  Es  liegt  aber  der  Gedanke  nahe,  daß  die  tiefst- 
stehenden  Organismen,  die  ja  vielfach  abweichenden  Stoffwechsel 
besitzen,  sich  auch  hierbei  anders  verhalten.  Insbesondere  ist  ja  das 
Reich  der  Bakterien  dafür  bekannt,  daß  einzelne  seiner  Vertreter  in 
ihrem  Stoffwechsel  die  eigenartigsten  Anpassungen  an  extreme  Lebens- 
bedingungen vollzogen  haben,  daß  sie  z.  B.  die  Energieerzeugung,  die 
im  allgemeinen  mit  dem  Element  Kohlenstoff  arbeitet,  mit  Hilfe  ganz 
anderer  Elemente,  etwa  mit  dem  Schwefel,  vollziehen  usw.  usw.  Schon 
einmal  sind  wir  der  Tätigkeit  von  Bakterien  im  Meere,  bezw.  im  Sediment 
nachgegangen,  als  wir  Fe  S- reiche  Schlamme  unserer  Watten  und  der 
sudrussischen  Limane  besprachen. 

Nach  einer  Zusammenstellung  von  Joh.  Walther  in  seiner  „Ein- 
leitung in  die  Geologie  .  .  .  .*  sind  Bakterien  tiberall  im  Meere,  wenn  auch 
an  Zahl  mit  der  Tiefe  abnehmend,  vorhanden.  Reicher  an  ihnen  als  das 
Wasser  ist  aber  der  Bodenschlamm.  Doch  es  gilt  noch  heute,  was 
0.  Krümmel  1907  niederschrieb:  „Von  der  alles  umbildenden,  hier  zer- 
setzenden, dort  aufbauenden  Tätigkeit  der  Bakterien  in  den  Meerestiefen 
haben  wir  gegenwärtig  noch  unvollkommene  Begriffe.  Es  dürfte  aber 
eine  Zeit  kommen,  wo  man  ihre  Bedeutung  um  so  höher  einschätzen 
und  auch  —  übertreiben  wird."  Eine  neuere  Zusammenstellung  über 
die  Tätigkeit  der  Bakterien  im  Meere  gab  H.  H.  Gran2*3). 

Hier  interessieren  uns  vor  allem  die  Untersuchungen  eines 
jungen  englischen  Forschers,  G.  Harold  Drew,  der  indessen  vor 
voller  Auswertung  seiner  (bereits  zitierten)  Untersuchungen  gestorben 
ist.  Drew,  auf  dessen  Ergebnisse  auch  W.  Salomon244)  die  Auf- 
merksamkeit der  Geologen  lenkte,  glaubt  der  Ausfällung  von  CaCOs 
aus  dem  Meerwasser  infolge  der  Entwicklung  von  (NH4)iCOs  bei  Ver- 
wesung von  organischer  Substanz  (—  nach  oben  eingeführter  Nomen- 
klatur der  Entstehung  von  Verwesungsfällungskalk  — )  keine  große 
Bedeutung  zuschreiben  zu  sollen:  „Though  this  reaction  has  been  con- 
clusively  shown  to  occur  under  experimental  conditions,  where  nitro- 
genous  matter  has  been  allowed  to  putrify  for  some  Urne  in  sea  water, 
yet  it  is  obvious  that  its  effect  must  bc  purely  local  and  must  be 
confined  to  the  immediate  neighbourhood  of  the  decaying  orgaoic  body 
which  gives  rise  to  the  formation  of  (NH4)*C03".  Indessen  führten 
seine  Untersuchungen  zu  dem  Ergebnis,  daß  in  den  warmen  Ober- 
flächenwässern der  westindischen  Meere  und  der  Region  um  Florida 
und  die  Bahamas,  vor  allem  aber  in  dem  dort  vorherrschenden  feinen 
Kalksediment  selbst  denitrifizierende  Bakterien  auftreten,  welche  im- 
stande sind,  den  Salpetergehalt  des  Meerwassers  in  Nitrit,  Ammoniak 


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IHM 


Die  juDgen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


und  freien  Stickstoff  zu  zerlegen,  und  welche  hierdurch  eine  Füllung 
von  Kalk  hervorrufen.  Drew  isolierte  die  von  ihm  Bacterinm  calcis 
genannte  Form  und  zeigte  durch  viele  Kulturversuche,  daß  sie,  schon 
in  mäßig  kaltem  Wasser  inaktiv,  am  besten  unter  den  Temperaturen 
der  tropischen  Meere  und  in  Tiefen,  die  geringer  sind  als  100  Faden, 
gedeiht  -'45).  Dieses  Bacterium  calcis  ist  in  den  Oberflächenwässern  um  die 
Bahamas  und  um  Florida  die  häufigste  Bakterienform.  Aus  den  Kultur- 
und  Fällungsversuchen  des  Autors  mögen  noch  einige  interessante  Einzel- 
heiten angeführt  werden.  Der  erste  Kalkniederschlag  war  in  der  Regel 
eine*  so  feine  Suspension,  daß  er  sich  freiwillig  nicht  sedimentierte, 
sondern  abzentrifugiert  werden  mußte.  Indessen  gelang  es  durch  Hinzu- 
fügen fein  gepulverten  Calciumsulfates  oder  größerer  Sandteilchen  einen 
Niederschlag  der  Suspension  um  diese  Fremdkörper  hervorzurufen.  Solche 
Impfung  von  Lösungen  oder  feinen  Suspensionen,  die  keine  Neigung 
zum  Kristallisieren  zeigen,  mit  Fremdkörpern  zwecks  Erzeuguug  von 
Keimwirkung  ist  ja  ein  dem  Chemiker  wohl  bekannter  Kunstgriff.  Die 
hierbei  entstehenden  Konkretionen  „were  hard  and  of  almost  erystalline 
appearence  .  .  .  Once  this  process  of  concretion  has  been  initiated,  it 
appears  to  progress  independently  of  the  presence  of  particles  which  act 
as  nnclei,  and  a  large  concretion  may  often  be  found  having  a  nnmber 
of  smaller  concretions  around  it,  or  continued  into  a  chain  of  small 
spheres,  the  whole  presenting  somewhat  the  arrangement  shown  by 
freely  budding  yeast  cells.  The  deposition  of  this  form  of  calcium  car- 
bonate  also  takes  place  on  the  sides  of  the  flask,  and  more  especially 
over  any  area  where  the  glass  is  scratched  or  roughened."  Drew 
schreibt  weiterhin,  daß  die  Bildung  dieser  halbkristallinen  Konkretionen 
um  einen  fremden  Kern  die  Annahme  nahe  gelegt  hätte,  daß 'hiermit 
eine  Erklärung  für  die  Bildung  der  Ooifde  gegeben  sei,  indessen  habe 
Fred.  E.  Wright  festgestellt,  „that  the  concretions  did  not  possess 
that  laminated  strueture  characteristic  of  oolite  grains  and  that  their 
erystalline  strueture  was  nearer  that  of  calcite  than  aragonite".  In 
über  eine  Woche  alten  Kulturen  zeigten  sich  schon  Drew  deutliche 
Calcitrhomboeder,  und  eine  Reihe  weiterer  Niederschläge,  die  zur  mine- 
ralogischen Untersuchung  an  Wriüiit  geschickt  waren,  erwiesen  sich  eben- 
falls als  Calcit.  Wer  indessen  einigermaßen  über  die  eingehenden  Ex- 
perimente von  G.  Lfnck  und  0.  Bütschli  orientiert  ist,  wird  sich  sagen, 
daß  in  allen  diesen  Fällen  der  Calcit  sehr  wohl  bereits  ein  Umbildungs- 
produkt von  Aragonit  oder  einer  der  noch  weniger  beständigen  Modi- 
fikationen des  CaC03,  des  Vaterits  oder  des  amorphen  CaCOs  BCtschlis, 
gewesen  sein  kann.  Ja,  dieses  wird  durchaus  wahrscheinlich,  wenn  mau 
die  der  letzt  zitierten,  posthum  gedruckten  Arbeit  vou  Drew  folgende 
Mitteilung  vou  Th.  W.  Vaughan  aus  dem  Jahre  1914  liest.  Schon  in 
seiner  1910  erschienenen  Arbeit  war  dieser  Autor  zu  der  Überzeugung 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzengten  Bildungen  189 


gelangt,  daß  der  feine  Kalkschlamm  der  Gewässer  um  Südflorida  weder 
detritogen,  noch  organischer  Kalk,  sondern  ein  chemischer  Niederschlag 
sei.  Diese  Anschauung  wurde  dann  durch  die  1911  begonnenen  Unter- 
suchungen von  Drew  bestätigt.  Der  bei  12  Fuß  noch  nicht  durch- 
sunkene,  feine,  weiche  Kalkschlamm  der  Westseite  von  Andros  Island 
in  der  Bahama -Gruppe  ist  in  einer  oberen,  6  Zoll  dicken  Lage  creme- 
farben, darunter  aber  grau  gefärbt  und  mit  HjS  Geruch  behaftet.  Da 
Drew  in  einzelnen  seiner  Kulturversuche  feine  Kristallnadeln  fand, 
die  Wright  als  Gips240)  bestimmte,  meint  er,  daß  der  diesen  tieferen 
Lagen  des  Kalkschlamms  eigene  H8S- Geruch  auf  die  Reduktion  von 
CaS04  zu  Sulfid  und  Zerlegung  des  Sulfids  auf  bakteriellem  Wege  zu- 
rückgeführt werden  müsse.  Wenn  er  aber  in  den  oberflächlichen  Lagen 
in  einem  Kubikzentimeter  160  000  000  Individuen  des  Bacterium  calcis 
fand,  dann  wird  man  verstehen,  daß  er  sagen  konnte,  „that  these  mud 
flats  have  been  preeipitated  by  the  action  of  B.  calcis  ou  the  soluble 
calcium  salts  carried  into  the  sea  by  drainage  froni  the  land,  where 
extensive  and  rapid  weathering  of  the  limestone  rock  is  in  progress.  * 
Diese  Kalkschlamme  selbst  hat  sich  nun  Vaughax  näher  vorgenommen. 
Eine  Prüfung  mit  M eigen schem  Reagens  zeigte  Fr.  E.  Wright,  der 
auch  hier  die  mineralogische  Identifizierung  vornahm,  die  Anwesenheit 
von  Aragonit;  nur  die  Teile,  die  groß  genug  waren,  daß  sie  optisch 
untersucht  werden  konnten,  erwiesen  sich  alsCalcit.  Verschiedene  Proben 
pleistozäner  Oolithe  von  Florida  und  den  Bahamas  zeigten  sich  ebenfalls 
als  aus  Aragonit  bestehend.  „The  muds  and  the  Pleistocene  oolites,  there- 
fore,  are  composed  of  a  mixture  of  aragonite  and  calcite."  Da  nuu 
Valghan  beobachtet  zu  haben  glaubte,  daß  Kalkschlamme,  die  ursprüng- 
lich frei  von  Ooiden  waren,  bei  der  späteren  Untersuchung  solche  ent- 
hielten, war  er  zu  der  Meinung  gelangt,  „that  oolitization  was  the 
result  of  secondary  changes  after  preeipitation,"  —  wir  würden  sagen, 
der  Diagenese.  Der  Durchmesser  der  OoKde  der  Bahama-  und  Florida- 
Oolithe  schwankt  zwischen  0,10  und  0,80  mm,  nur  gelegentlich  über- 
schreitet ein  Korn  1  mm.  Die  Sphärolithe  oder  sphärolithischen  Aggregate 
in  den  Kalkschlammen  bewegen  sich  aber  zwischen  0,004  oder  0,006  mm 
Durchmesser  bis  zu  den  normalen  Größen  der  erwähnten  OoYde.  Vaughan 
siebte  nun  eine  Anzahl  Proben  der  Kalkschlamme  durch  Siebgaze  mit 
0,13  mm  Maschenweite  und  füllte  das  abgesiebte,  feine  Material  in 
Flaschen  mit  Seewasser,  die  über  3  Monate  sich  selbst  überlassen  blieben. 
Nach  diesem  Zeitraum  wurde  der  Inhalt  der  Flaschen  abermals  durch 
die  gleiche  Maschenweite  gesiebt  und  das  auf  der  Siebgaze  verbleibende 
Material  näher  untersucht.  Es  zeigte  sich  hierbei  folgendes:  „The 
formation  of  oolite  grains  was  found  to  be  in  progress  in  every  sample, 
and  numerous  grains  had  apparently  grown  to  such  a  size  as  to  pre- 
clude  their  passiug  trough  the  mesh  of  bolting-cloth.  The  grains  showed 


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190  Die  jungen  Meeressedi metate  und  ihre  Bildung 

the  usual  forms  of  oolite  grains:  spheroids,  ovoids,  and  ellipsoids.  The 
larger  grains  had  smaller  diameters  of  0;17  mm;  longer  diameters  np 
to  0,23  mm.  Those  newly  formed  are  soft  and  easily  crushed  by  any 
kind  of  pressure.  The  experiments  indicate  increase  both  in  number 
and  in  size  of  grains.  The  precipitated  calcium  carbonate  may  segregate 
around  a  variety  of  nuclei,  for  instance,  spherulites  or  round  aggregates 
formed  of  the  precipitated  material,  small  grains  of  sands,  Shells  of 
foraminifera,  and  gas  bubbles."  Nach  dieser  Feststellung  hielt  sich 
Vaughan  für  berechtigt,  zu  behaupten,  daß  die  Oolde  der  Florida-  und 
Bahama-Oolithe  durch  Diagenese  der  feinen  Kalkschlamme  entstanden, 
die  auf  bakterielle  Ausfällung  des  CaCOs  aus  dem  Meerwasser  in  der 
von  Drew  erörterten  Weise  zurückgeführt  werden  müssen. 

Man  darf  mit  Spannung  der  ausführlichen  Darstellung  entgegeusehen, 
die  wir  noch  über  diese  Vorgänge  aus  dei'  Feder  Vaughans  zu  erwarten 
haben.  Schon  jetzt  aber  müssen  wir  uns  fragen,  ob  hiermit  die  Entstehung  der 
Oolithe  denn  wirklich  aufgeklärt  ist.  Zunächst  bedarf  die  mineralogische 
Natur  der  von  Drew  erhaltenen  Niederschläge  der  Aufklärung;  doch 
wurde  bereits  oben  gesagt,  daß  es  sehr  wahrscheinlich  ist,  daß  sie 
ursprünglich  nicht  aus  Calcit,  sondern  einer  weniger  beständigen  Modi- 
fikation des  CaCOj  bestanden,  die  sich  bereits  vor  der  Untersuchung 
durch  Wright  in  Calcit  umgewandelt  hatte.  Weiterhin  braucht  das  von 
Vaughan  mitgeteilte  Weiterwachsen  von  Sphärolithen  im  Kalkschlamm 
unter  Meerwasserbedeckung  nicht  als  ein  Beweis  dafür  angesehen  zu 
werden,  daß  auch  in  der  Natur  die  Entstehung  der  Oo'ide  ein  solcher 
diagenetischer,  im  Schlamm  stattfindender  Prozeß  ist,  denn  jeder  Keim 
mit  sphärolithischer  Anlage  wird  sphärolithisch  weiterwachsen,  wenn  er 
sich  unter  geeigneten  Bedingungen  befindet,  und  die  Angabe  von 
Vaughan,  daß  die  von  ihm  untersuchten  Kalkschlamme  bei  der  Ein- 
sammlung frei  von  solchen  Sphärolithen  waren,  ist  nach  seinem  eigenen 
Zeugnis  nicht  ganz  sieher.  So  muß  es  doch,  ungeachtet  der  Wichtig- 
keit der  Feststellungen  von  Drew  und  Vaughax,  noch  erlaubt  seiu, 
bezüglich  der  Entstehung  der  Oolde  außerhalb  oder  innerhalb  des 
Sedimentes  Zurückhaltung  zu  bewahren,  zumal  eine  große  Anzahl  von 
Gründen,  die  z.  T.  bereits  früher  angeführt  wurden  —  wie  die  Größen- 
verhältnisse — ,  für  eine  Bildung  während  des  Schwebens  im  bewegten 
Wasser  spricht.  Die  ganze  äußere  Form  der  einzelnen  Ooide  und  auch 
der  ooldisch  umkrusteten  Fremdkörper  scheint  mir  für  eine  Kristallisation 
im  freieu  Wasser  (nach  Art  der  Karlsbader  Sprudelsteine)  zu  sprechen, 
wobei  die  größeren  Fremdkörper  offenbar  auf  dem  Boden  gerollt  und 
allseitig  von  Kalkniederschlag  umhüllt  wurden.  Zu  solchen  Geröllen 
gehören  m.  E.  die  „Ooidbeutel1"  Kalkowskys,  —  von  ooidischer  Kruste 
urnrindete,  frühzeitig  verhärtete  Teile  des  Oolithsedimentes,  wie  Waxther 
sie  (ohne   solche  Kruste)   auch  von  Suez   beschrieben  hat.  Alles 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  191 


dieses  spricht  nicht  für  eigentlich  konkretionäre  Entstehung  der  OoYde 
im  Sediment,  wie  sie  Übrigens  —  für  fossile  Vorkommnisse  —  schon 
Loretz  u.  a.  angenommen  hatten.  Ja,  es  fehlen  u.  W.  bei  den 
Oolithen  die  für  Konkretionen  allgemein  charakteristischen  Lemniskaten- 
und  «ähnliche  Formen,  die  wir  wohl  mit  R.  E.  Liesegang*47)  auf 
Diffusiouserscheinungen  zurückführen  dürfen.  Und  es  dürfte  datier 
unschwer  gelingen,  zwischen  ooidischen  und  echten  konkretionären 
Formen  zu  unterscheiden.  In  der  Natur  wird  eben  niemals  in  einem 
schlammigen  Medium  eine  solch'  gleichmäßige  Verteilung  von  ersten 
Kristallisationszentren  („Keimen")  oder  als  solchen  wirkenden  Fremd- 
körpern, wie  sie  ja  in  der  Regel  die  Kerne  der  Ooide  bilden,  verwirk- 
licht sein,  daß  sich,  wie  es  zwar  nicht  immer,  so  doch  häufig  in  Oolithen 
der  Fall  ist,  lauter  einzelne,  einander  nicht  berührende  und  auch  nicht 
beeinflussende  Konkretionen  bilden  könnten.  Daher  anderseits  die  Mannig- 
faltigkeit der  Konkretionsformen,  wie  sie  bisher  wohl  niemals  besser 
dargestellt  worden  ist,  als  durch  J.  M.  Arms  Sheldon*48).  —  So  bietet 
das  Oolithproblem  offene  Fragen,  wohin  wir  blicken. 

IIb/.  Wir  kommen  zur  letzten  Möglichkeit  der  Kalkausscheidung 
im  Meere,  der  Bildung  eigentlichen  „organischen  Kalkes"  in  der  Form 
von  Pflanzen-  und  Tierskeletten.  Über  die  näheren  Umstände  dieser 
wirklich  organischen  Kalkausscheidung  wissen  wir  zwar  so  gut  wie 
nichts,  denn  daß  sie  im  Sinne  Steinmanns*49)  durch  einen  fortgesetzten 
Fäulnisprozeß  von  aus  dem  organischen  Kreislauf  ausgeschiedenem 
Eiweiß  zu  erklären  sei,  ist  nach  der  übereinstimmenden  Ansicht  kompe- 
tenter Beurteiler,  wie  Biedermann*  und  Bütschli,  ausgeschlossen. 
W.  Biedermann*50)  hat  nachgewiesen,  daß  bei  der  Ausscheidung  der 
Kalkskelette  Kristallisationsprozesse  eine  wesentliche  Rolle  spielen  und 
daß  den  kalkausscheidenden  «Geweben  „nicht  sowohl  ein  fortdauernd 
gestaltender  Einfluß  beizumessen  ist,  sondern  daß  es  sich  im  wesent- 
lichen darum  handelt,  Krystallisationszentren  zn  schaffen,  deren  mole- 
kularer Bau  ein  gesetzmäßiges  Wachstum  in  gewisser  Richtung 
verbürgt."  Aber  welche  chemischen  Vorgänge  zur  Ausscheidung  des 
Kalkes  in  den  Zellen  führen,  gelang  ihm,  wie  anderen,  nicht  nachzu- 
weisen. 0.  Bütschli  hat  feststellen  zu  können  geglaubt,  „daß  im 
Krebs-  und  Muschelblut  die  Hauptmenge  des  vorhandenen  Kalks  in 
direkter  Verbindung  mit  Kohlensäure  steht,  Es  läßt  sich  aber  zur 
Zeit  nicht  sicher  entscheiden,  ob  er  einfach  als  amorpher  kohlensaurer 
Kalk  gelöst,  oder  ob  er  als  karbaminsaurer  Kalk  vorhanden  ist,"  Noch 
weniger  ist  aber  m.  W.  über  die  Art  der  Kalkausscheidung  in  Pflanzen 
bekannt  geworden.  —  Es  entsteht  die  Frage,  ob  auf  solch'  eigentliche 
organische  Weise  Oolithe  entstehen  können.  Das  ist  nämlich  —  längst 
vor  Kalkowskv,  dessen  Gründe  Ltnck  widerlegt  hat  —  von 
Rothpi.etz*''1)  behauptet   worden,  ohne  indessen  allgemeiu  zu  über- 


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192 


Die  jungen  Meeresaedimente  und  ihre  Bildung 


zeugen.  Rothpletz  glaubte  festgestellt  zu  haben,  daß  die  Ooide  des 
Großen  Salzsees  in  Utah  das  Produkt  kalkabsondernder  Spaltalgen 
seien:  „Um  einen  inneren  Kern  von  unregelmäßig  körnigem  Kalk  legen 
sich  konzentrische  Schalen  mit  zugleich  radialer  Anordnung  der 
Calcitkrystalle*").  Aber  selbst  in  ganz  feinen  Dünnschliffen  ist  die 
Kalkmasse  sowohl  des  Kernes  wie  der  Schalen  etwas  getrübt  durch 
eingesprengte  winzige  Körnchen.  Löst  man  den  Schliff  vorsichtig  und 
langsam  mit  ganz  verdünnter  Säure  auf,  so  bleiben  die  Körnchen  genau 
in  ihrer  ursprünglichen  Lage  zurück,  und  man  erkennt  in  ihnen  die  ab- 
gestorbenen und  geschrumpften  Gloeocapsa-Zellen."  Wohl  gemerkt 
stehen  diese  Zellen,  die  auch  der  Verf.  bei  Wiederholung  des  angeführten 
Versuches  an  frischem,  von  W.  Paulcke  1913  gesammelten  Material 
feststellen  konnte,  in  keinem  Verhältnis  zu  der  Struktur  der  Ooide. 
Der  Kalk  umschließt  also  die  Zellen  und  kann  daher  kaum,  wie 
Rothpletz  das  noch  heute  tut,  in  Parallele  gesetzt  werden  mit  den 
Kalkskeletten  der  Siphoneen,  sondern  allenfalls  mit  der  Entstehung  von 
„physiologischem  Übersät tigungs-*  oder  „physiologischem  Fällungskalk" 
(IIb«,  Uhß  obiger  Namengebung).  In  der  Tat  erfahren  wir  aus  der 
ersten  Publikation  nirgends  von  Rothpletz,  wie  er  sich  die  Kalkaus- 
scheidung durch  die  Gloeocapsa-  und  Gloeotheca-Zellen  eigentlich  denkt. 
Hier  kann  ich  nur  auf  eine  gelegentliche  spätere  Mitteilung  von  1900 
hinweisen.  In  derselben ,iS)  sagt  Rothpletz  von  den  Oo'iden  des 
Großen  Salzsees,  „daß  sie  von  kleinen  Spaltalgen  (Schizophyceen),  und 
zwar  von  nur  einige  Tausendstel  Millimeter  großen  Gloeotheca-  und 
Gloeocapsa-Arten  in  der  Weise  gebildet  werden,  daß  dieselben  irgend 
einen  Körper  umhüllen  und  durch  fortgesetzte  Theilung  der  Einzelzellen 
diese  Hülle  immer  dicker  wird,  wobei  die  unteren  und  ältesten  Lagen 
sich  mit  Kalk  inkrustiren  und  absterben.  So  ergiebt  sich  aus  diesem 
Wachstum  einmal  die  konzentrische  Lagenstruktur  und  aus  der  Art  der 
Theilung  der  mehr  oder  minder  deutliche  radiäre  bzw.  vertikale  Aufbau 
von  selbst.44  Das  wäre  aber  ganz  etwas  anderes  als  z.  B.  die  Kalk- 
skelettbildung durch  die  Siphoneen!  Es  brauchte  nun  auf  die  keines- 
wegs klaren  Ausführungen  von  Rothpletz  an  dieser  Stelle  überhaupt 
nicht  näher  eingegangen  zu  werden,  wenn  derselbe  nicht  seine  An- 
schauung auch  auf  die  marinen  Oolithe  von  Suez  übertragen  hätte. 
„Diese  Oolithe  unterscheiden  sich  von  denen  des  Great  Salt  Lake  haupt- 
sächlich dadurch,  daß  ihr  Kern  stets  aus  einem  fremden  Sandkorn 
besteht.  Die  konzentrisch-schalige  Struktur  ist  sehr  deutlich,  die  radiale 
minder  gut  entwickelt.  Dann  aber  sind  stets  eigentümliche  wurm- 
förmige  und  nicht  selteu  dichotom  sich  verzweigende  Gänge  in  den 
Schalen  zu  bemerken,  welche  von  Calcit"  (wohl  auch  Aragonit  in 
Wirklichkeit!)  „ausgefüllt  sind,  der  aber  in  seiner  Orientierung  von 
derjenigen  des  Calcites14  (Aragonites!)  „in  den  concentrisehen  Schalen 


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Die  am  8trande  wirkenden  KrÄfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  193 

ganz  unabhängig  ist  und  ein  viel  gröberes  Korn  besitzt.  Löst  man  mit 
Säure  den  Kalk  auf,  so  bleiben  auch  hier  winzige  Körnchen  zurück, 
die  in  dünneren  Häuten  zusammenhängen  und  ganz  das  Aussehen  der 
Spaltalgen  haben,  wie  sie  in  den  Utah-Oolithen  vorkommen.*4  Wenn 
nun  Rothpletz  auch  durch  Färbungsversuche  die  pflanzliche  Natur 
dieser  Häutchen  nicht  feststellen  konnte,  so  fand  er  doch  am  Strande 
von  Suez  einzelne  silbergraue  bis  grünlichgraue  Ooide,  welche  sich 
von  den  Algenzellen -führenden  „silbergrauen  Oolithen  des  Salzsees 
nicht  leicht  unterscheiden  ließen,  wenn  nicht  das  innere  fremde  Sand- 
korn wäre."  In  den  sich  nicht  selten  dichotom  verzweigenden,  wurm- 
förmigen  Gebilden  der  Sinai-Ooide  vermutet  Rothpletz  aber  „irgend- 
welche fadenförmige  Algen,  die  an  der  Oolithbildung  selbst  allerdings 
nicht  unmittelbar  beteiligt  waren,  aber  durch  die  Gesellschaft,  in  der 
sie  lebten,  mit  hereingezogen  wurden. "  Dieselben  wurden  also  nach 
dieser  Ansicht  passiv  in  die  Ooide  mit  eingeschlossen,  ihr  Raum  konnte 
sich  aber  später  mit. Kalk  ausfüllen  und  ihre  äußere  Form  dadurch 
erhalten  bleiben.  Es  ist  klar,  daß  man  nach  diesen  kärglichen  Unter- 
suchungen auch  über  die  Entstehung  der  Suez-Oolithe  nichts  Endgültiges 
sagen  kann;  auf  keinen  Fall  ist  es  Rothpletz  gelungen,  die  eigentlich 
organische  Entstehung  derselben  zu  beweiseu.  Die  passiv  eingeschlossenen 
„fadenförmigen  Algen"  aber  könnten  bohrende  Algen  sein,  die  nicht  nur 
nicht  am  Aufbau  der  Ootde  beteiligt  waren,  sondern  vielmehr  an  deren 
Zerstörung  arbeiteten,  deren  Bohrgänge  nachträglich  aber  wieder  von 
Kalk  ausgefüllt  wurden.  Es  würde  das  ein  ähnliches  Verhältnis  sein, 
wie  es  L.  Cayeüx'64)  zwischen  Girvanella  und  Ooiden  angenommen  hat. 

Nach  alledem  muß  die  Frage  noch  eine  offene  bleiben,  ob  die 
rezenten  marinen  Oolithe  halmyrogene  Ausscheidungen  im  eigentlichen 
Sinne  sind,  wie  wir  im  Anfang  unserer  diesbezüglichen  Betrachtungen 
unter  Vorbehalt  geäußert  haben.  Indem  wir  es  aber  nach  dem  heutigen 
Stande  der  Forschung  für  ausgeschlossen  halten,  daß  dieselben  orga- 
nischer Entstehung  im  engeren  Sinne  sind,  wie  Rothpletz  anscheinend 
wollte,  muß  es  weiteren  Forschungen  vorbehalten  bleiben  erstens  fest- 
zustellen, ob  es  sich  um  „Verwesungsfällungskalk"  im  Sinne  der  Unter- 
suchungen von  Steinmann,  Murray  und  Irvine,  besonders  aber  von 
Li nck,  oder  aber  um  «physiologischen  Fallungskalk"  im  Sinne  der 
Feststellungen  von  Drew  und  der  Annahme  von  Vaüghan  handelt. 
Während  bei  diesen  beiden  Fällen  die  Betätigung  von  Bakterien  anzu- 
nehmen ist,  besteht  doch  ein  wesentlicher  Unterschied  darin,  daß  im 
ersten  Falle  das  Fällungsmittel  durch  bakterielle  Verwesung  organischer 
Substanz  frei  gemacht  wurde,  während  im  letzteren  bakterielle  Tätigkeit 
das  Fällungsmittel  aus  der  Lösung  des  Meerwassers  bereitstellen  würde. 
Vielleicht  wird  es  in  manchen  Fällen  überhaupt  schwer  sein,  zwischen 
diesen  beiden  Möglichkeiten  zu  unterscheiden.  Im  allgemeinen  läßt  sich 

Andre»-,  Geologie  de«  Mecreaboden«.  II. 


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1 94  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

wohl  immerhin  soviel  sagen,  daß  die  Oolithbildung  im  Meere  die  Folge 
bakterieller  Tätigkeit  ist.  Des  weiteren  aber  würde  zu  entscheiden 
sein,  ob  die  Bildung  der  Oolde  freischwebend  im  Wasser  (oder  auch  — 
nämlich  die  der  vereinzelten  größeren  —  während  der  Rollung  am 
Boden)  oder  im  Verlauf  der  ersten  Diagenese  in  feinem  Kalkschlamm 
stattfand  oder  ob  beides  möglich  ist2"'6).  Ein  letztes  aber,  worüber 
Aufklärung  sehr  not  tut,  wäre  die  Ursache  der  Sphärolithform  der 
Oolde.  Es  ist  oben  bereits  darauf  hingewiesen  worden,  daß  als  erste 
Ausscheidung  wahrscheinlich  eine  kolloidale  Substanz  in  Frage  kommt. 
Aufzuklären  bleibt  aber,  ob  hierzu  lediglich  der  kolloidale  kohlensaure 
Kalk  genügt,  wie  solches  nach  den  Experimenten  von  G.  Lex  OK  an- 
zunehmen ist,  oder  ob  noch  andere  kolloidale  Ausscheidungen  hierzu 
nötig  sind,  etwa  Kieselsäure-Kolloid,  wie  z.  B.  H.  Schade  2%s>, 
0.  M.  Reis257)  u.  a.  neuerdings  angenommen  haben.  Es  könnten  sich 
dann  möglicherweise  die  Beobachtungen  von  Rothpletz  an  den  Oolithen 
des  Großen  Salzsees  dahin  aufklären,  daß  die  kolloidale  Gallertmasse 
der  dort  reichlich  nachgewiesenen  Algenvegetation  das  nötige  Substrat 
für  die  auf  irgend  eine  ganz  unabhängig  von  den  Algen  vor  sich 
gehende  Weise  abgeschiedene  Kalksubstanz  abgab.  Bei  der  Annahme 
der  Beteiligung  ursprünglicher  Kolloidsubstanz  wäre  die  konzentrische 
Schichtung  der  Oo'ide  lediglich  eine  Wirkung  des  Kolloids,  wobei  viel- 
leicht im  Sinne  der  Untersuchungen  Liesegangs  Diffusionserscheinungen 
eine  Rolle  spielten,  während  ihre  Radialst  rahligkeit  als  reine  Kristalli- 
sationserscheinung aufgefaßt  werden  müßte. 

Seesalz-  und  UipHausKcheidunK«n  und  -Layer  als  natllrliehe  flildnnpren 

de»  Strandes 

Echte  halmyrogene  Produkte  des  Meeres  sind  die  Seesalz-  und 
Gipslager,  die  aber  als  natürliche  Gebilde  des  Strandes  uur  selten 
angetroffen  werden.  Schwelnfurth  und  Joh.  Waltiier  haben  sie 
von  der  Küste  des  Roten  Meeres  (Rani,  Scheduan)  beschrieben,  wo  sie 
sich  unter  dem  dort  herrschenden  Wüstenklima  während  der  Ebbe 
bilden.  Da  das  Meerwasser  während  der  Flut  nicht  alles  abgeschiedene 
Salz  wieder  aufzulösen  vermag,  muß  sich  dasselbe  anreichern.  Auch 
die  Vorkommnisse  •  südlich  von  Coquimbo  an  der  chilenischen  Küste, 
30—60  cm  dick,  60  km  lang  und  mehrere  km  breit,  und  vom  Rann 
von  Otiten  im  nordwestlichen  Vorderindien  liegen  in  der  Randzone  von 
Wüsteugebieten,  worauf  J.  Walther  mit  Recht  hingewiesen  hat;  und 
die  Erhaltung  der  gebildeten  Salzabsätze  ist  nur  eine  Folge  des  herr- 
schenden Regenmaugels.  In  dem  letztgenannten,  bis  vor  kurzem  besten 
Beispiel  für  litorale  Salzabscheidung  wird  das  flache  Küstenland  durch  deu 
SW-Monsun  viele  Meilen  weit  unter  Meerwasser  gesetzt,  es  bilden  sich 


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Die  am  Strande  wirkenden  Kräfte  und  die  hierdurch  erzeugten  Bildungen  195 

Sumpfe,  die  dann  während  der  trockenen  Jahreszeit  verdampfen,  wodurch 
sich  die  ganze  Gegend  mit  glitzernden  Salzkrusten  überzieht. 

Ganz  neuerdings  berichtete  E.  Wittich 2W)  von  großen  Strandsalz- 
lagern im  iunersteu  Teile  der  Bucht  von  Sebastian  Vizcaino  an  der  West- 
küste von  Nieder-Kalifornien.  Sie  liegen  unmittelbar  an  der  Küste  zwischen 
niederen  Dünenzügen,  4 — 5  km  von  der  einzigen  Wasserstelle  der  ganzen 
Gegend,  dem  sogen.  Ojo  de  Liebre,  entfernt.  Eine  dicke,  schneeweiße 
Salzkruste  erfüllt  lange,  zungenartige  Niederungen,  ehemalige  Lagunen. 
Das  längste  dieser  Salzfelder  hat  mehr  als  10  km,  das  nächst  kleinere  8, 
ein  weiteres  kaum  4  km  Länge.  Die  Breite  schwankt  zwischen 
2  und  3  km.  Außer  diesen  größeren  Feldern  haben  sich  auch  in  den 
kleineren  Buchten  Salzabsätze  gebildet.  Zwei  weitere  Lagunen  nördlich 
dieser  drei  Felder  fand  Wittich  noch  vollständig  mit  Wasser  bedeckt. 
Alle  diese  Salzfelder  sind  heute  noch  mit  dem  Ozean  in  offener,  wenn 
auch  nicht  in  direkter  Verbindung:  sie  münden  nämlich  in  eine  flache 
Bucht,  bekannt  als  „Seammons  Lagoon~  oder  ..Laguna  del  Ojo  de  Liebre*, 
die  ihrerseits  erst  mit  der  Vizcaino-Bucht,  bezw.  dem  offenen  Ozean  in 
Verbindung  steht.  Das  Vorhandensein  der  flachen,  vorgelagerten  Bucht 
ist  für  die  Bildung  und  Erhaltung  der  Salzlager  insofern  von  Bedeutung, 
als  sie  ein  direktes  Eindringen  der  Meeresbrandung  und  ein  zu  starkes 
Überfluten  der  Salzlager  verhindert.  In  der  Nähe  der  Meeresküste  . 
zunächst  sehr  dünn,  nimmt  die  Salzdecke  landeinwärts  stetig  an  Stärke 
zu,  bis  auf  etwas  über  30  cm  in  den  günstigsten  Fällen.  Darunter 
liegt  von  verfaulenden  Meeresalgen  erfüllter,  nach  H*S  riechender  Salz- 
schlamni  und  unter  diesem  Salzpelit  ein  feiner,  durch  organische  Bei- 
mengungen zum  Teil  braun  gefärbter  Quarzsand.  In  den  von  starker  Salz- 
lauge durchtränkten  Schlamm-  und  Salzschichten  finden  sich  zahlreiche, 
große,  infolge  ihres  Wachstumsdrucks  fast  klar  durchsichtige  Gipskristalle, 
die  besonders  in  dem  lettigen  Schlamm  förmliche  Gipszonen  bilden. 
Dieser  Schlamm  wird  auch  noch  von  dünnen  „Caliche  "-Bändern  durch- 
zogen. Das  nebeu  Kalk-  und  Magnesiumsulfat  bis  rund  95°/0  NaCl 
enthaltende  Salz  ist  frisch  zu  oberst  lebhaft  grün,  darunter  schön 
rosenrot  gefärbt;  die  anscheinend  von  sich  zersetzenden  Meeresalgen 
herrührenden  organischen  Farbstoffe  bleichen  aber  am  Tageslicht  sehr 
bald  vollkommen  aus.  Die  Korngröße  der  im  allgemeinen  gut  kristalli- 
sierten Salze  nimmt  von  oben  nach  unten,  offenbar  infolge  von 
Diagenese,  zu.  Die  Erhaltung  und  Vergrößerung  der  unter  ausge- 
sprochenem Wüstenklima  durch  Kristallisation  aus  dem  Meerwasser 
entstandenen  Salzlager  beruht  vor  allem  auf  dem  Unistande,  daß  der 
Ozean  an  der  ganzen  Küste  von  Niederkalifornien  sich  rasch  zurück- 
zieht, bezw.  das  Land  sich  hebt-5").  Diese  rasche  Trockenleguug  der 
Küstenzone  erkennt  mau  an  den  flachen  Säumen  von  Dünensand, 
gelegentlich  auch  von  Gips,  welche  die  Küste,  sowie  die  Salzfelder 

13* 


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196  Die  jungen  Meeressedimente  and  ihre  Bildung 

selbst  umziehen  und  die  mit  Resten  von  rezenten  Mollusken  bedeckt 
sind,  deren  oft  noch  farbiges  Conchyliolin  erhalten  ist,  während  sie 
zugleich  schon  von  Salzausbl Übungen  bedeckt  sind.  Kleine  Dünenhügel 
aus  Gipsschtippchen  geben  einen  Anhaltspunkt  zur  Erklärung  der  Bildung 
der  Salzfelder  überhaupt.  Bei  dem  raschen  Rückgänge  des  pazifischen 
Ozeans  konnten  gipsführende  Schichten  vielleicht  ohne  Salzüberdeckung 
trocken  gelegt  werden,  sodaß  ihr  Material  ein  Spiel  des  Windes  wurde. 
Der  Kalk  der  Caliche-Bänder  in  den  Salzschichten  stammt  vielleicht 
von  Kalkalgen,  deren  Knollen  zahlreich  am  Strande  der  Lagune  vom 
Ojo  de  Liebre  gefunden  werden,  und  ein  Teil  desselben  mag  (unter  dem 
Einfluß  verwesender  organischer  Substanzen?)  mit  zur  Bildung  des 
Gipses  gedient  haben.  Resorptionen  von  Kalkkarbonat  unter  dem 
Einfluß  der  starken  Salzlösungen  zeigten  in  den  Salzschichten  auftretende, 
letzte  korrodierte  Reste  von  Pecten-Schaleu.  Außerdem  finden  sich 
auf  der  Oberfläche  der  Salzfelder  selbst  häufig  große  Mengen  von 
Meeresschneckenschalen  (Anachis  Adams),  in  den  Salzschichten  dagegen 
kaum  eine  Spur  davon ;  es  ist  daher  zu  vermuten,  daß  sie  hier  durch  die 
Salzlauge  aufgelöst  wurden.  Das  Fehlen  von  marinen  Resten  in  anderen 
Salzlagern  ist  vielleicht  auf  ähnliche  Weise  zu  erklären.  Da  die  Salz- 
lager mit  dem  Meere  immer  noch  in  geringer  Verbindung  stehen,  wird 
.  die  Konzentration  der  gelegentlichen  Wasserdecken  niemals  so  stark, 
daß  sich  die  leichter  löslichen  Salze,  vor  allem  Kalisalze,  ausscheiden 
könnten.  Die  noch  heute  fortgehende  Salzausscheidung,  die  vor  einigen 
Jahrhunderten  begonnen  haben  wird,  hat  aber  bei  dem  raschen  Erapor- 
tauchen  der  kalifornischen  Küste  alle  Aussicht  auf  ein  nicht  allzufernes 
Ende;  denn  durch  die  Strandverschiebung  wird  die  Überflutung  stets 
geringer  werden,  bis  die  Salzfelder  schließlich  die  Verbindung  mit  dem 
Meere  verlieren  und  in  ein  weiteres,  fossiles  Stadium  übergehen,  wie 
es  Partien  von  weißem  festen  Steinsalz,  die  heute  weitab  vom  Meeres- 
ufer unter  Flugsand  begraben  liegen,  zeigen.  Große  Lager  von  Stein- 
salz finden  sich  nach  Wittich  auch  auf  der  Tnsel  Carmen  im  kalifor- 
nischen Meerbusen.  Da  auch  die  Golfseite  der  kalifornischen  Halbinsel, 
der  diese  Insel  vorgelagert  ist,  im  raschen  Aufsteigen  begriffen  ist,  so 
scheinen  diese  seit  Jahren  in  lebhaftem  Abbau  befindlichen  Salzfelder 
derselben  Entstehung  zu  sein,  wie  die  vom  Ojo  de  Liebre. 

Von  Interesse  ist  weiterhin  die  von  jeder  Springflut  mit  Meerwasser 
gefüllte  Kraterpfanne  der  Kapverdeninsel  Sal,  wo  das  überaus  trockene 
Klima  das  Wasser  rasch  zum  Verdunsten  bringt  und  sich  Gips  und 
Steinsalz  abscheiden,  welch'  letzteres  von  dort  nach  Brasilien  exportiert 
wird2fi0).  Nach  K.  Marten201)  bildet  sich  Gips  auch  auf  Curayao 
und  den  benachbarten  Inseln  vielfach  in  abgeschlossenen  Becken  bei 
eintretender  Eindainpfnng  des  Meerwassers.  Derselben  Entstehung  sind 
Gips  und  Steinsalz,  die  sich  in  den  Lagunen  mancher  gehobenen  pazi- 


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Schelfablagerangen 


197 


fischen  Koralleninseln,  z.  B.  der  zentralpolynesischen  Sporaden,  finden, 
wie  nach  J.  D.  Hague262)  auf  Jervis  Island  (0°22'  S.  Br.,  159°  58'  W.  L.), 
wo  die  Ebene  innerhalb  des  Ringwalles  Gips  und  Kochsalz  unter 
Guano  erkennen  läßt.  Bezüglich  Maiden  Island  (4°2'  S.  Br.,  1 54°  58'  W.L.) 
aber  schreibt  W.  A.  Dixon262),  daß  das  Meerwasser  durch  das  Riff 
selbst  in  die  Lagune  sickere  und  dort  verdampfe;  nur  bei  tiefem  Nieder- 
wasser tritt  Rückfluß  ein.  Die  seltenen,  aber  heftigen  Regen  tragen 
von  Zeit  zu  Zeit  das  Kochsalz  aus  der  Lagune,  aber  der  Gips 
bleibt  zurück. 

Selbst  schwächer  gesalzene  Meeresteile  können  zu  Salzabscheidungen 
am  Strande  Veranlassung  geben,  falls  nur  die  nötigen  klimatologischen 
oder  meteorologischen  Vorbedingungen  gegeben  sind.  So  kann  man 
am  Strande  des  ostpreußischen  Samlandes  —  wo  der  Salzgehalt  des 
Ostseewassers  7—8  Promille  beträgt  —  nach  anhaltender  Trockenheit 
und  bei  niederem  Wasserstande  die  Strandgerölle  mit  glitzernden  Salz- 
krusten bedeckt  finden,  und  zwar  vor  allem  poröse  Gesteine,  die,  wie  der 
unteroligozäne  Krant  der  Bernsteinformation,  eine  große  Menge  Wasser 
aufzusaugen  vermögen  und  bei  starker  und  länger  dauernder  Trocken- 
heit eine  dementsprechende  Menge  Salz  ausblühen  lassen.  Daß  Salz- 
ausscheidungen iu  Kapillarklüften  von  Küstengesteinen  und  -Geröllen 
diese  Klüfte  in  manchen  Fällen  erweitern  werden,  ist  äußerst  wahr- 
scheinlich; gerade  solche  Kapillarklüfte  sah  der  Verf.  gelegentlich  an 
der  festländischen  Küste  des  St.  Lorenz-Golfes  bei  Grand  Greve  (Gaspe) 
durch  Salzausblühungen  bezeichnet.  Daß  marine  Küstensande  durchweg 
salzhaltig  sind,  davon  kann  man  sich  leicht  jederzeit  durch  den 
Geschmack  überzeugen. 

Ungleich  größere  Verbreitung  als  die  genannten  reichlicheren 
natürlichen  Vorkommen  von  abgeschiedenen  Meeressalzen  haben  die  künst- 
lichen Salzgärten  zur  Salzgewinnung  im  Großen  gewonnen.  Diese 
„Seesalinen"  werden  an  vielen  Küstenstrecken  angelegt,  wo  das  Klima 
hierfür  günstig  ist.  Hierauf  können  wir  aber  erst  im  letzten  Abschnitt 
dieser  Darstellung  zurückkommen. 

B.  Schelfablagerungen 

Einleitendes  und  über  die  Bedeutung  der  Gezeitenströmungen 
für  den  Sedimentabsatz  auf  den  Schelfflächen 

Unter  Schelfablagerungen  verstehen  wir  mit  Krümmel  die  einmal 
durch  das  vom  Strande  stammende  Material,  dann  aber  auch  durch  die 
autochthone  Organismenwelt  gebildeten  Sedimente  der  breiter  oder 
schmäler  entwickelten  Schelfflächen,  welche  die  ozeanischen  und 
nebenmeerischen  Flanken  der  Kontinente  umsäumen.  Die  seichteren 
Teile  dieser  Flächen,  namentlich  die  Bänke,  auch  viele  Meeresstraßen 


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198 


Die  jungen  Mceressediinente  und  ihre  Bildung 


sind  hierbei  mit  den  Ablagerungen  von  gröberem  Korn  bedeckt,  während 
alles  Feinere  in  die  Mulden  und  Furchen  verschleppt  wird.  Gehen  wir 
von  der  Küste  aus,  so  treffen  wir  zunächst  —  und  zwar  gilt  dieses 
nur  für  steiler  abfallende  Felsküsten  —  im  Anschluß  an  die  durch 
Abrasion  entstandene  Brandungsplattform  oder  -terrasse  eine  mehr 
oder  weniger  stark  seewärts  geneigte,  dem  Abfall  des  Untergrundes 
parallel-  und  schräggeschichtete  Ablagerung  von  Brandungsschutt,  welche 
man  im  Anschluß  an  A.  Penor1**)  die  rMeerhalde"  genannt  hat;  sie 

 ' 


Fig.  77. 

Hude  Aufbauten  einer  Dampferanlegestelle  bei  Joggins  Mine  am  Ufer  der  mit  hohem 
(iezeitenhub  versehenen  Fundybai,  Neu-Braunschweig,  Canada.  Im  Hintergründe  ein 
bei  Ebbe  vollkommen  auf  dt/m  Trockenen  liegender  Kohlendampfer.  ANDRfcE  phot  1913. 
Die  Abbildung  soll  eineu  Begriff  von  der  Intensität  der  Geleiten  und  ihrer  geologischen 
Wirkungen  geben,  die  an  verschiedenen  Stellen  in  diesem  Werke  besprochen  werden. 

geht  allmählich  in  horizontale  und  feinkörnigere  Schichten  tiefereu 
Wassers  über.  Anders  vor  Flachküsten;  hier  finden  wir  in  der  Regel 
die  Mehrzahl  der  Sehaare  oder  Sandriffe,  die  wir  als  eine  Aufschüt- 
tuugsform  mit  wanderndem  Inhalte  bereits  iu  einem  früheren  Abschnitte 
näher  gekennzeichnet  haben,  da  ihre  Bildung  unter  wesentlicher  Mit- 
beteiliguug  des  dort  besprochenen  B  Hindlings  Vorganges  erfolgt. 

Auf  den  Schelf  flächen  sind  neben  den  Wellen  vor  allem  die  Gezeiteu- 
ströme  wirksam,  indem  sie  das  feine  Saud-  und  Schlickmaterial  nicht  nur 
hin-  und  herschieben 2fi4),  örtlich  aber  besonders  mächtig  anhäufen  könuen, 


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Schelfablagerungen  199 

sondern  indem  sie  auch  erodierend  wirken,  wo  die  Strombahneu  seitlich 
eingeengt  werden.  Das  ist  in  den  Einschnürungen  von  Buchten  (Fig.  77) 
nnd  in  allen  Meeresstraßen  der  Fall,  welche  die  Flutwelle  durchläuft. 
Hier  entstehen  Gezeitenkolke,  wie  wir  sie  bereits  früher  aus  unseren 
Watten  kennen  lernteu.  „Daun  liegt,  wie  in  der  Fundybai  auch  in 
100  in,  oder  im  Ärmelmeer  noch  in  80  m  der  Felsgrund  bloß  und  blank  da, 
und  das  Lotblei  des  Schiffers,  der  sich  im  Nebel  seinen  Weg  austastet, 
zeigt  statt  einer  Grundprobe  nur  zerstoßene  und  eingekerbte  Kanten. 
Nicht  immer  ist  das,  was  unsere  Seeleute  Riffgrund  nennen,  felsiger 
Boden,  sondern  öfter  meinen  sie  damit  nur  einen  sehr  festen  Ton,  der 
am  Handlot  nicht  recht  haftet,  wie  beispielsweise  der  Borkumriffgrund  vor 
der  Emsmündung"  (Krümmel).  Was  aber  die  Lotlisten,  auch  im  tieferen 
Meere,  vielfach  als  harten  Grund  bezeichnen,  mag  gelegentlich  ähnlicher 
Art  sein;  manchmal  mag  es  sich  jedoch  auch  um  Verhärtungen  des 
Bodensedimentes  von  konkretionärer  Art  handeln,  und  es  wäre,  da 
solche  Vorkommnisse  von  großem  wissenschaftlichen  Interesse  sind, 
künftighin  immer  ratsam,  zu  versuchen,  mit  der  Dredsche  Stücke  vom 
Meeresboden  loszubekommen.  —  »Sobald  sich  das  Bett  einer  Gezeiten- 
strömung verbreitert,  mindert  sich  deren  Geschwindigkeit,  die  mitge- 
schleppten Sinkstoffe  fallen  zu  Boden  und  häufen  sich  in  Form  von 
Bänken  an.  Solche  Gezeitenbänke  finden  sich  vor  dem  halsähnlichen 
Eingang  breiter  Buchten,  sie  werden  hier  vom  Ebbestrom  abgelagert, 
der  beim  Übertritt  in  das  offene  Meer  sich  verlangsamt,  und  bilden 
eine  Barre,  die  die  Einfahrt  in  die  Bucht  oft  sehr  erschwert.  Die 
Barre  vor  dem  Goldenen  Thore  der  Sau  Franciscobueht  ist  so  entstanden. 
Meeresstraßen,  die  von  den  Gezeitenströmungen  durchquert  worden, 
haben  am  Ein-  und  Ausgange  derartige  Gezeitenbarren.  Die  18  m 
tiefe  Straße,  welche  Madura  von  Java  trennt,  ist  an  ihren  beiden  Enden 
durch  Barren  von  nur  2  m  Tiefe  abgesperrt*  (Pexck). 

Übrigens  sind  die  das  Sediment  beeinflussenden,  ja  z.  T.  den  Meeres- 
boden erodierenden  Gezeitenströmungen  nicht  auf  die  unmittelbare  Nähe 
der  Küste  und  geringe  Tiefen  beschränkt.  Das  zeigen  die  Angaben  von 
G.  Schutt-65)  über  die  submarinen  Bänke  in  der  Nähe  der  Kanarischen 
Inseln-'68).  Auf  der  Seinebank  fand  sich  in  Tiefen  von  über  300— 500  m 
grobkörniger  Sand.  In  den  Tiefen,  die  kleiner  als  rund  200  m  waren, 
beobachtete  die  „Valdivia"  meist  harten  Grund,  an  Station  23  in 
964  m  reichliche  Mengen  grobkörnigen  Sandes.  Dieser  Befund  paßt  zu 
dem,  was  Buchaxan  über  die  Bodenbeschaffenheit  in  den  Passagen 
zwischen  den  einzelnen  Kanarischen  Inseln  berichtet:  soweit  der 
Einfluß  der  Gezeitenströme  reicht,  findet  man  wenig  oder  keine  Boden- 
sedimente, sondern  harten,  reinen  Fels,  der  in  dem  bis  2000  m  tiefen 
Kanal  zwischen  Gran  Canaria  und  Tenerife  von  schwarzen  Mangauoxyden 
überkrustet  ist.    Erst  wo  sich  der  Einfluß  dieser  Strömungen  nach  der 


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200 


Die  juDgen  Meerewedimente  and  ihre  Bildung 


Tiefe  zu  verliert,  stellt  sich  Globigerinenschlamm  ein.  „Nun  wissen 
wir  wiederum  durch  Buchanan's  Beobachtungen  auf  der  Daciabank26'), 
daß  auch  die  kleinen  submarinen  Bänke  des  offenen  Ozeans  Gezeiten- 
bewegungen noch  erkeuneu  lassen,  und  so  kann  man  schließen,  daß  die 
obersten,  flachsten  Partien  dieser  Untiefen  durch  wenn  auch  schwache, 
aber  doch  noch  transportierende  Ebbe-  und  Flutströrae  mehr  oder 
weniger  vollkommen  von  Ablagerungen  frei  gehalten  und  gereinigt 
werden;  in  964  m  haben  wir  bereits  viel  Sediment,  aber  doch  nur 
grobkörniges,  und  erst  in  den  bewegungslosen  großen  Tiefen  von  über 
1500  und  2000  m  vermag  sich  hier  feiner  Globigerinenschlamm  zu 
halten."  Eine  ähnliche,  sehr  tief  gehende  Einwirkung  der  Gezeiten- 
ströme hat  Stanley  Gardiner268)  für  das  Gebiet  zwischen  den 
Seychellen  und  den  Saya  da  Malha-Bänken  ausgesprochen,  wo 
10  Lotungen  bis  zu  Tiefen  von  1700  m  harten  Grund  ergaben.  Auch 
die  Passagen  zwischen  den  Inseln  des  Malaiischen  Archipels,  die  von* 
Gezeiten-  und  Ausgleichström uugen  durchlaufen  werden,  lassen  dieselben 
und  verwandte  Erscheinungen  erkennen.  „An  diesen  Stellen1*  —  so 
berichtet  M.  Weber289)  —  „muß  der  Strom  sehr  tief  sich  erstrecken, 
denn  meist  wurde  hier  sogenannter  „harter  Grund"  gelotet,  d.  h.  das 
Lot  brachte  nichts  herauf,  höchstens  abgeschlagene  Stückchen  Stein, 
manchmal  nur  Eindrücke,  als  Beweis,  daß  es  auf  felsigem  Boden  auf- 
geschlagen war.  Im  günstigsten  Falle  war  der  Boden  mit  grobem 
Sande  oder  Manganknöllchen  bedeckt.  Da  es  sich  um  Tiefen  bis  zu 
1500  m  handelte,  will  ich  nicht  behaupten,  daß  der  Strom  so  tief  sich 
erstrecke,  wohl  aber,  daß  er  tief  genug  reiche,  um  den  Niederschlag 
von  feinen  Sedimenten,  wie  sie  sonst  dem  Meeresboden  in  größerer 
Tiefe  aufliegen,  zu  verhindern. u  Den  soeben  erwähnten  Beobachtungen 
von  Btjchanan  auf  der  Daciabank  reihen  sich  noch  solche  von 
R.  N.  Wolfenden  auf  der  benachbarten  Gettysburgbank  an,  und  dann 
hat  der  „Michael  Sars"  südlich  der  Azoren  auf  seiner  Station  58  in 
etwa  37  °N  und  29°  W  über  948—1235  m  tiefem  Wasser  vom  veran- 
kerten Schiff  aus  Gezeitenstrommessungen  angestellt270).  Hierbei 
wurde  in  732  m  eine  Strömungsgeschwindigkeit  von  mehr  als  27  cm 
in  der  Sekunde  festgestellt.  Wahrscheinlich  werden  aber  solche  Ge- 
schwindigkeiten noch  erhöht,  wo  Untiefen  der  Gezcitenwelle  im  Wege 
liegen,  und  es  steht  durchaus  im  Einklang  mit  dem  von  G.  Schott 
Gesagten,  wenn  B.  Helland- Hansen  der  Darstellung  dieser  Beobach- 
tungen hinzufügt:  „This  would  explain  the  remarkable  fact  that  on 
many  submarine  slopes  and  ridges  no  fine  mud  is  deposited,  because 
the  strong  current  sweeps  the  bottom  clean."  Doch  hiermit  sind  wir 
schon  aus  dem  Bereich  der  eigentlichen  Schelfablagerungen  herausge- 
kommen, deren  Bildung  wir  nunmehr  weiter  verfolgen  wollen. 


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Schelfablagerungen 


201 


Der  bereits  bei  Besprechung  der  Küstenversetzung  erwähnte,  als 
Sogstrom  bezeichnete  „Unterstrom  wäscht  in  der  Ostsee  die  Stein-, 
Sand-  und  Grandbänke  rein  von  allen  Organischen  Verwesungsresten 
der  gerade  dort  meist  üppig  entwickelten  Pflanzen-  und  Tierwelt  und 
sammelt  den  schwarzen  Moder  oder  Mud  in  die  benachbarten  Vertie- 
fungen, wo  der  Verwesungsprozeß  weiter  fortschreitet  und,  zumal  wenn 
es  sich  um  ringsum  abgeschlossene  tiefere  Mulden  handelt,  übelriechen- 
den Schwefelwasserstoff  entwickelt"  (Krümmel).  Solcher  Moder 
charakterisiert  auch  die  eigenartigen  Schelffurchen  oder  submarinen 
Flußfortsetzungen,  deren  Entstehung  früher  erörtert  wurde;  und  den 
New  York  ansegelnden  Kapitänen  bieten  die  „mud-holes"  der  Hudson- 
Furche  während  der  dort  recht  häufigen  Nebel  eine  willkommene 
Orientierung.  —  Übrigens  trägt  die  Fauna  der  Sandbänke  selbst  dazu 
bei,  den  Boden  beweglich  zu  erhalten,  sodaß  er  den  Gezeiten-  und  anderen 
Meeresströmungen  Material  für  Sedimente  küstenfernerer  Meeresteile 
zu  überliefern  vermag.  Namentlich  Würmer,  Taschenkrebse  und  die 
herdenweise  auftretenden  Plattfische  wirbeln  den  Sand,  in  den  sie  sich 
auch  einzugraben  pflegen,  auf,  um  ihre  Nahrung  zu  suchen.  Daß 
Sturmwellen  in  der  Nordsee  und  auf  den  Neufundlandbänken  das  Meer 
noch  in  50  m  Tiefe  aufzuwühlen  vermögen,  zeigen  die  Sandkörner, 
welche  die  auf  Deck  hinaufschlagenden  Sturzseen  hinterlassen. 

Über  Staubfälle  auf  dem  Meere  und  ihren  Beitrag  . 
zur  Sedimentbildung 

Außer  dem  klastischen  Material,  das  der  eigentliche  Strand 
liefert,  entsendet  das  Land  selbst  mit  seinen  Staubstürmen  feinsten 
Sand  in  das  Meer,  der  sich  in  Gestalt  abgeschliffener  Quarzkörnchen  auf 
den  Schelfen  rings  um  Afrika  und  Australien  recht  häufig  findet,  aber 
auch  weiter  in  den  Ozean  hinaus  gelangen  kann.  Von  bedeutender 
Wichtigkeit  für  diese  Frage  ist  die  Beobachtung  von  Staubfällen  und 
Messungen  des  Staubgehaltes  der  Atmosphäre  über  dem  Meere.  Solche 
Messungen  sind  über  dem  Ozean  bisher  wohl  nur  selten  ausgeführt 
worden.  Um  so  wichtiger  sind  die  Staubfälle.  Besonders  Wüstenge- 
biete entsenden  ihre  Staubmassen  über  benachbarte  Ozeane.  Schoo  seit 
Jahrhunderten  ist  —  so  berichtet  Krümmel271)  —  den  Seeleuten  der 
gelb-  bis  ziegelrote  Passatstaub  des  „Dunkelmeeres"  bekannt,  wie  der 
arabische  Geograph  Edrisi  bereits  1160  das  Meer  westlich  der  großen 
afrikanischen  Wüste  genannt  hat.  Das  Produkt  dieser  Staubfalle,  die 
im  Winter  und  Frühjahr,  vor  allem  im  Februar  besonders  in  der 
Gegend  der  Kapverdischen  Inseln  häufig  sind,  ist  noch  in  der  rötlichen 
Färbung  des  Globigerinenschlammes  dieser  Meeresregion  zu  erkennen, 
während  dieses  Sediment  außerhalb  der  Zone  der  Staubfälle  hellgrau 


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\ 

202  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

oder  weiß  gefärbt  ist.  Überhaupt  sind272)  die  Meeresablagerungen  noch 
bis  zu  Tiefen  von  2500 — 3000  m  längs  der  ganzen  Nordwestktiste  Afrikas 
bis  etwa  zu  23°  nördl.  Breite  gegen  Süden  (etwa  halbwegs  zwischen 
Kap  Bojador  und  Kap  Blanco),  d.  h.  im  Westen  der  großen  Wüstenzoue 
Nordafrikas,  —  wo  zudem  größere  Flüsse  nicht  einmünden,  die  das  rot 
gefärbte  Staubmaterial  mit  ihrem  Detritus  maskieren  könnten,  wie  in 
den  weiter  südlich  gelegenen,  Staubfällen  ebenfalls  noch  ausgesetzten 
"Regionen,  —  ziemlich  allgemein  rötlich  gefärbt.  Wenn  südlich  des 
genannten  Breiteugrades  die  rötliche  Färbung  der  Sedimente  zurücktritt, 
obwohl  hier  die  Staubfälle  nicht  fehlen,  so  liegt  das  auch  an  dem  reich- 
lichen Auftretet!  von  Glaukonit  vor  den  Küsten  Senegambiens. 


Gebiet  des 


(seltenen 

öfteren  \  Auftretens  der  Staubfalle, 
sehr  häufigen  j 


Fig.  78. 

Verbreitung  der  Staubfälle  im  Atlantischen  Ozean  nach  der  Darstellung  der  Deutschen 
Seewnrte  aus  G.  Schott,  Geographie  des  Atlantischen  Ozeans,  1912,  S.  230,  Fig.  75. 


Solcher  gefärbter  Passatstaub  selbst  war  bereits  von  dem  be- 
kannten Mikroskopiker  Fahrenberg  untersucht  worden,  der  indessen 
seine  Herkunft  in  Südamerika  suchte,  wozu  ihn  die  große  Zahl  der  in 
seinen  Proben  auftretenden  südamerikanischen  Diatomeen  verleiteten, 
die  indessen  mit  dem  später  aufgenommenen  Staub  den  Segeln  von 
Südamerika  heimkehrender  Schiffe  entnommen  waren!  G.  Hellmann 
und  Kapitän  L.  E.  Dinklage  haben  aber  bereits  vor  Jahrzehnten  ans 
Schiffstagebüchern  den  aktenmäßigen  Beweis  erbracht,  daß  die  afrika- 
nische Wüste  den  Passatstaub  liefert,  und  der  erstere  hat  dieses  durch 
eine  neuere  Arbeit  abermals  bekräftigt*73).  Wie  die  Karte,  welche 
Krümmel  über  die  Verbreitung  der  Staubfälle  nach  Ehrenberg  und 


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Schclfablagcruugcn 


203 


Hellmaxx  gibt,  oder  die  neuere  Darstellung  der  deutschen  Seewarte 
(Fig.  78)  274)  zeigt,  verbreiten  sieh  die  Staubfälle  in  einer  so  deutlich  an 
den  afrikanischen  Kontinent  sich  anschließenden  Zone  und  sind  so  über- 
wiegend von  östlichen  bis  nordöstlichen  Winden  begleitet,  daß  man 
hierdurch  von  selbst  auf  die  große  Wüste  Sahara  geleitet  wird.  „Es 
giebt  im  Umkreise  des  nordat lautischen  Ozeans  keine  stnubreichere 
Atmosphäre  als  die  der  westlichen  Sahara,  die  im  Winter  über  den 
ganzen  Sudan  und  Senegambien  hin  ihre  Staubwolken  entsendet  und 
neue  aus  der  dortigen  roten  Lateriterde  sich  erhebende  aufnimmt, 
die  zusammen  alsdann  der  Harmattau  über  die  Küsten  hinaus  see- 
wärts fortführt.  Die  ständig  an  der  westafrikanischen  Küste  nördlich 
von  der  Gambiamündung  und  dem  Kap  Verde  herrschenden  mehr  oder 
weuiger  dichten  uud  meist  trockenen  Nebel  sind  das  erwünschte  Binde- 
glied zwischen  dem  Passatstaub  und  dem  WTüstenherde  desselben." 
Soweit  Krümmel.  Hellmanns  neueste  Arbeit  hat  überdies  gezeigt, 
daß  die  meteorologischen  Untersuchungen  das  Vorherrschen  des  Ost- 
und  Nordostpassates  in  der  Sahara,  dessen  dortiges  Auftreten 
Ehrenberg  geleugnet  hatte,  mit  aller  Sicherheit  ergeben  haben,  und 
daß  ferner  auch  die  Sahara  selbst  reich  ist  an  rot  gefärbten  Ablage- 
rungen'-75). Da  es  sich  hierbei  entweder  um  die  Rotfärbung  der  feinst- 
körnigen,  mehr  oder  minder  tonigen  Ablagerungen  oder  um  dünne,  rot 
gefärbte  Rinden  um  die  einzelnen  Sandkörner  handelt,  erklärt  sich  leicht 
die  auffallende  Tatsache,  daß  die  Sand-  und  Staubfälle  mit  abnehmender 
Windgeschwindigkeit  uud  zunehmender  Entfernung  vom  Ursprungsorte 
des  Materials  eine  Farbenänderung  von  einem  hellen  Farbton  über 
Gelb  in  Rot  erkennen  lassen.  Daher  die  rote  Farbe  des  Passatstaubes 
im  Dunkelmeer  und  des  sogenannten  Blutregeus,  daber  auch  die  ver- 
schiedeneu Karbangaben  der  einzelnen  Beobachter  aus  den  verschiedenen 
Gebieten.  Wenn  wir  aber  aus  diesem  Allen  sehen,  daß  festländischer 
Staub  in  beträchtlicher  Menge  durch  die  Atmosphäre  über  2000  km  weit 
vom  Fest.lande  entführt  werden  kann,  dann  ist  es  keine  Frage  mehr, 
daß  solche  Komponenten,  von  den  Meeresströmungen  erfaßt,  sich  mehr 
oder  weniger  über  den  ganzen  Bereich  des  Ozeans  verbreiten  können. 
Da  der  nordafrikanische  Staub  häufig  durch  südliche  Luftströmungen 
bis  nach  Europa  verfrachtet  wird276),  müssen  auch  die  Sedimente  des 
Mittelmeeres  reichlichen  Zuwachs  von  äolischen  Komponenten  erhalten. 

Reich  an  trockenen  Staubnebeln,  die  dem  Seefahrer  die  Nähe 
des  Landes  verbergen  und  häufige  Strandungen  veranlassen,  ist  die 
Nordküste  des  Persischen  Meeres  im  Winter  bei  Nordostpassat,  die 
Küste  des  Somalilandes  mit  dem  berüchtigten  Kap  Guardafui  («Gebt 
Acht  auf  Euch!")  im  Sommer  bei  Südwestmonsun.  Daß  das  in  die 
afrikanisch-arabische  Wüstentafel  hineingelagertc  Rote  Meer  viel  äolisches 
Material  in  sich  aufnehmen  muß,  bedarf  keines  weiteren  Beweises. 


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204  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Accessorische  Gemengteile  der  Schelfablagerungen 

Festländische  Pflanzenreste 

Die  Flüsse  tragen  nicht  nur  die  große  Masse  der  in  ihrem  Wasser 
suspendierten  Sinkstoffe  in  das  Meer,  die  in  der  früher  erörterten 
Weise  durch  gewisse  Salze  des  Meerwassers  beschleunigt  niedergeschlagen 
werden,  sondern  auch  große  Mengen  von  Treibhölzern,  Blättern,  Zweigen, 
Früchten,  Schilf  und  Röhricht;  ja  solche  Dinge  werden  von  den  Riesen- 
strömen der  Tropen  öfter  in  schwimmenden  Inseln  einige  hundert  Kilo- 
meter weit  von  der  Mündung  weggetriftet  gefunden,  so  namentlich  vor 
dem  Kongo-  und  Amazonenstrom.  Ist  doch  im  Sommer  1892  eine  solche 
Schilf-  und  Waldinsel  mit  dem  Golfstrom  über  1000  Seemeilen  weit  von 
der  amerikanischen  Küste  hinweggeführt  worden.  Alles  dieses  erklärt 
die  Häufigkeit  der  Reste  von  Landpflanzen  in  den  Seichtwasserablagc- 
rungen.  Daß  sie  an  manchen  Stellen  selbst  im  Globigerinenschlaium 
.  noch  häufig  sind,  haben  Funde  von  Ai>.  Agassiz  im  Pazifischen  Ozean 
westlich  von.  Mittelamerika  gezeigt.  In  den  Wurzeln  der  treibenden 
Bäume  und  Büsche  werden  aber  auch  erdige  Teile,  Steine  und  Ver- 
treter der  terrestrischen  Fauna"  oft  weithin  über  die  Schelfflächen 
hinaus  auf  die  Ozeane  verfrachtet  und  können  selbst  bis  in  die 
Tiefsee  gelangen. 

Vulkanische  Komponenten 

Als  weitere  accessorische  Bestandteile,  die  aber  örtlich  die  echt 
terrigenen  Komponenten  mehr  oder  weniger  maskieren  können,  stellen 
sich  in  den  Schelfsedimenten  hier  und  da  vulkanische  Auswürflinge 
aller  Art  ein.  Zwar  ist  dem  eigentlichen  Schelf  moderne  Vulkantätig- 
keit im  Allgemeinen  fremd,  stellt  sich  vielmehr  erst,  wie  in  den  vulka- 
nischen Inselkränzen  vor  den  Randmeeren  der  Pazifischen  Küsten, 
an  der  Kontinentalböschung  oder  meerwärts  von  dieser  ein;  aber  es  ist 
ja  bekannt,  wie  weit  die  feinen  Ascheu  von  Vulkanausbrttchen  in 
der  Atmosphäre  vertragen  werden,  während  der  schwimmfähige 
Bimsstein  mit  den  Meeresströmungen  weite  Strecken  durchwandert. 
Alle  diese  vulkanischen  Komponenten  unterliegen  intensiver  Zersetzung 
durch  das  Meerwasser. 

Glazialgeschiebe 

Auf  den  Schelfflächen  der  höheren  Breiten  beider  Halbkugeln 
spielen  die  glazialen  Geschiebe  eine  große  Rolle.  Der  nordsibirische 
Schelf,  die  Bodenfluren  der  Barentssee,  sowie  Hudson-  und  Baffinbai  sind 
durch  Treibeis  mit  Geschieben  von  oft  beträchtlicher  Größe  bestreut 
Auch  der  Boden  der  Ostsee  ist  reich  an  Geschieben,  die  indessen  vor- 
wiegend aus  der  ihren  Untergrund  unterhalb  der  modernen  Sedimente 
größtenteils  bildenden  diluvialen  Grundmoräne  entstammen,  also  während 


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Schelfablagerungen 


205 


der  Eiszeit  durch  Gletscher  au  ihren  jetzigen  Ort  transportiert  worden 
sind.  Daß  solches  Material  indessen  durch  Eistransport  noch  heute 
mannigfache  Umlagerungen  erfährt  und  auch  vielfach  von  der  Küste  her 
noch  vermehrt  wird,  haben  Feststellungen  von  Helmersen  über  die 
vielfachen  Irrwege  großer  Felsblöcke  im  Finnischen  Golf  gezeigt;  so 
des  großen  Granitblocks  von  4,2  m  Breite  und  2,1  in  Höhe  im  Gewicht 
von  etwa  82  Tonneu,  der  im  Frühjahr  1838  auf  der  Ostküste  der  Insel 
Hochland  angetrieben  war,  oder  eines  noch  größeren,  der  nach  einem 
schweren  Sturm  im  Februar  1869  auf  der  Nordspitze  der  Insel  Groß 
Tjuters  strandete  und  ein  Volumen  von  60  cbm,  also  über  150  Tonneu 
Gewicht  besaß277).  Bezeichnend  für  die  heimischen  Gewässer  aber  ist  ein 
von  Krümmel  Forchhammer  nacherzählter  Befund  aus  dem  Sunde 
bei  Kopenhagen,,  wo  das  Wrack  eines  im  Jahre  1807  in  die  Luft  ge- 
sprengten englischen  Kriegsschiffes  37  Jahre  später  von  Tauchern 
untersucht  und  voller  Steine  gefunden  wurde,  die  stellenweise  in  großen 
Haufen  über  einander  getürmt  lagen.  Die  Taucher  versicherten,  auf 
allen  längere  Zeit  am  Boden  des  Sundes  gelagerten  Wracks  solche 
Steine  bemerkt  zu  haben.  Vermutlich  spielt  bei  dieser  Anreicherung 
der  Steine  transportierenden  und  absetzenden  Eisschollen  die  durch  den 
Sund  setzende  Strömung  eine  Rolle.  Solcher  Gesteinstransport  durch 
Eisschollen  kann  in  flachen  Meeresteilen,  selbst  wenn  sie  noch  so  gut 
ausgelotet  sind,  der  Schiffahrt  verhängnisvoll  werden,  wie  das  Beispiel 
des  Adler-Grundes  in  der  Ostsee,  einer  bis  auf  4,7  m  dem  Wasser- 
spiegel nahekommenden  Untiefe  auf  dem  südwestlichen  Ausläufer  der 
sich  an  Bornholm  im  Süden  anlehnenden  Rönne-Bank,  zeigt.  Diese 
z.  T.  aus  Steinpackungen  bestehende  Untiefe  hatte  sich  seit  der  sehr 
genauen  Vermessung  von  1878/79  bis  1901  nicht  unbeträchtlich  ver- 
ändert und  gab  Veranlassung  zu  einer  Havarie  von  S.  M.  S.  „Kaiser 
Friedrich  ITIU,  sodaß  frühere  Auf-  und  Wegräumungsarbeiten  teilweise 
wiederum  illusorisch  geworden  waren.  —  R.  S.  Tarr  schätzte  die  vom 
Treibeis  des  Labradorstromes  mitgeführteu,  steinigen  und  erdigen  Teile 
auf  mindestens  Vioo  des  Eisvolumens;  oft  war  die  Hälfte  aller  sicht- 
baren Schollen  durch  geriugere  oder  größere  Mengen  von  Detritus 
gefärbt,  die  teils  vom  Strande  stammten,  teils  als  feine  Staubmassen 
vom  Lande  heraufgeweht  waren.  Diese  Massen  kommen  dann  mit  den 
von  den  Eisbergen  herbeigeführten  Geschieben  zusammen  auf  und  bei 
der  Neufundlandbank  zur  Ablagerung.  J.  Thoulet27*)  betrachtete  die 
Große  Neufundlandbank  gleichsam  als  ein  submarines  Delta,  hervorge- 
rufen durch  das  Zusammentreffen  des  St.  Lorenzstromes,  des  warmen 
Golfstromes  und  eines  Ausläufers  des  kalten  Labradorstromes  und  durch 
einen  intensiven  Niederschlag  der  von  diesen  drei  Strömen  mitgeführten 
Sinkstoffe.  Indessen  dürfte  er  zu  weit  gehen,  wenn  er  eine  Beteiligung 
von  Eisbergschutt  in  diesen  durch  ihre  Eisberge  berüchtigteu  Gegenden 


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206 


Di«  jungen  Meerautedimente  und  ihre  Bildung 


so  gut  wie  leugnet,  vielmehr  dürfte  ein  großer  Teil  dessen,  was  Thoulet 
als  durch  Küsteneis  hertransportiert  aunimmt,  den  Eisbergen  des 
Labradorstromes  entstammen.  Im  Übrigen  können  wir  uns  der  Ansicht 
dieses  Autors,  daß  die  Große  Neufundlandbank  in  der  Hauptsache  das 
Produkt  junger  Aufschüttung  sei,  überhaupt  nicht  anschließen,  sondern 
dürfen  aus  geotektonischen  Gründen  im  Untergrunde  dieser  Bank  einen 
älteren  Gesteinskern  vermuten. 

Für  den  Geologen  besonders  bedeutsam  sind  die  glazialen  Ge- 
schiebe auf  den  Schelfflächen  vor  dem  autarktischen  Festland,  weil 
sie  von  dessen  Gesteinen  deutliche  Kunde  geben.  Die  großen  tafel- 
förmigen Eisberge27"»  der  hohen  Südbreiten  tragen  diese  petrographischen 
Zeugen  aber  auch  weit  hinaus  in  die  benachbarten  Ozeane.  Über  die 
Schuttführung  dieser  Eisberge  verdanken  wir  E.  Philippi280)  eine  Reihe 
von  Beobachtungen.  Danach  handelt  es  sich  hauptsächlich  um  Gesteins- 
material, das  Inuenmoränen  des  antarktischen  Inlandeises  ent- 
stammt. Ein  Teil  ist  indessen  auch  als  Oberflächeumoränenschutt  zu 
deuten.  Beaehtenswerterweise  zeigt  nur  ein  Bruchteil  der  Geschiebe, 
vor  allem  die  kleineren,  Gletscherschrammen,  aber  vielfach  nur  ein- 
seitig. Daß  dabei  auch  echte  Fazettengeschiebe  nicht  fehlen,  hatte 
derselbe  Autor  bereits  früher  mitgeteilt281)-  Die  Geschiebeführung  der 
einzelnen  Eisberge  fand  Phllippf  quantitativ  sehr  verschieden.  Manche 
Berge  lieferten  nur  einzelne  kleine  Stückchen  oder  etwa  einen  isolierten 
großen  Block,  während  andere  viele  Tonnen  Gesteinsmateri.il  auf 
kleinem  Raum  aufwiesen. 

Auf  die  neben  an  organischen  Zersetzungsprodukten  reichen 
Ablagerungen  wesentlich  aus  umgearbeitetem  glazialen  Schutt  der 
Diluvialzeit  bestehenden  Sedimente  von  Nord-  und  Ostsee  wird  später, 
wenn  die  Bodensediraente  der  einzelnen  Ozeane  und  Nebenmeere  im 
geographischen  Zusammenhange  besprochen  werden,  zurückzu- 
kommen sein.  Dabei  soll  auch  Gelegenheit  genommen  werden,  der 
wichtigen  biologischen  Forschungen  der  Dänischen  Biologisrhen  Station 
unter  C.  G.  Joh.  Petersen  über  die  Bedeutung  des  Meeresbodens  mit 
seinem  Inhalt  an  lebenden  und  toten  Nährstoffen  und  der  an  ihn 
gebundeneu,  benthonischen  Flora  und  Fauna  für  den  biologischen  Inhalt 
des  Meeres  überhaupt  zu  gedenken,  da  diese  Forschungen  sich  bisher 
in  der  Hauptsache  auf  die  dänischen  Gewässer  des  Skagerraks,  Kattegats 
und  der  westlichen  Ostsee  beschränkten. 

Detritogene  Kalkablageruugen  und  benthogene 
Banksedimente 

Von  großer  Bedeutung  in  wärmeren  Meeresgebieten  sind  „detri- 
togene Kalkablagerungeu.-  Bildungen  dieser  Art  hatte  der  „Challcnger" 
insbesondere  in  der  Nachbarschaft  von  Koralleninselu  in  flacherem  und 


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Srhfilfablagerungen  207 


tieferem  Wasser  gelotet,  und  diese  Proben  wurden  daher  von  Mürray 
und  Rexard  als  ^eoral  sands  and  mudsu  bezeichnet.  Sie  setzten  sich 
insbesondere  aus  den  Bruchstücken  der  benthouischen  Lebensgemein- 
schaft der  Korallenriffe  zusammen;  mit  zunehmender  Entfernung  von 
den  Riffen  und  größerer  Tiefe  wird  das  Korn  immer  feiner,  die  Hart- 
gebilde von  Plauktonformen,  pelagischen  Pteropoden  und  Foraminiferen, 
nehmen  mehr  und  mehr  zu,  bis  die  Ablagerung  in  eine  der  eupelagischen 
Sedimentarten  übergeht.  Schon  in  der  Nachbarschaft  tropischer 
Korallenriffe  liefern,  wie  iu  den  gewachsenen  Riffmassen,  die  Korallen 
meist  nicht  den  vorwiegenden  Gemengteil,  sondern  werden  vielfach  von  den 
Fragmenten  von  Kalkalgen,  Mollusken,  Bryozoen,  Echinodermen,  Anne- 
liden, sowie  benthonischen  Foraminiferen  maskiert.  Daneben  tritt  in 
allen  Proben  ein  mehr  oder  minder  hoher  Prozentsatz  planktonischer 
Organismen  hinzu. 

So  charakterisierte  Ablagerungen  siud  aber  uicht  auf  das  Ver- 
breitungsgebiet der  riffbauenden  Korallen  beschränkt,  sondern  kommen 
auch  außerhalb  desselben  vor"  bilden  z.  B.  die  Oberfläche  weit  aus- 
gedehnter Bänke  in  den  westindischen  Gewässern,  namentlich  im 
Bereiche  der  Baharaa-Inseln,  sowie  im  australasiatischeu  und  westpazi- 
fischen Gebiet.  Durch  die  reiche  Besiedelung  der  in  Frage  stehenden 
Flachseegebiete  mit  kalkausscheidendeu  Vertretern  der  Pflanzen-  und 
Tierwelt  verlieren  aber  diese  „detritogencn  Kalkablagerungen",  welche 
umfassendere  Bezeichnung  Mukray  und  Philippi  anstelle  von  ^coral 
sands  and  rnuds"  vorschlugen,  an  vielen  Stellen  ihren  detritogenen 
Charakter  und  werden  recht  eigentlich  zu  beuthogeuen  Sedimenten.  Eiue 
große  Rolle  hierbei  spielen  in  den  Tropen  und  Subtropen  die  Kalkalgen. 

Gute  Beispiele  für  solche  Ablagerungen  bilden  die  Sedimente 
um  die  Bermudas- Inseln  und  auf  benachbarten  Bänken,  z.  B.  der 
Challenger-Bank.  Bigelow  282)  hat  für  die  Bermudas  folgende  drei 
Sedimentarten  unterschieden:  Blaue  Schlamme  (blue  muds),  weiße 
Mergel  (white  marls)  und  Schalensande  (shell  sands).  Die  ersteren  sind 
auf  kleinere,  von  Land  oder  Inseln  mehr  oder  weniger  eingeschlossene 
Becken  beschränkt,  die  keinen  nennenswerten  Wasseraustausch  mit  dem 
offenen  Ozean  besitzen.  Ihr  Material  stammt  durchweg  vom  Lande  und 
ist  mit  vegetabilischer  Substanz  vermengt.  Hier  leben  nur  wenige  Würmer. 
Stellenweise  reichlich  sind  Seeigel  vorhanden.  Die  „weißen  Mergel- 
finden sich  iu  den  von  Strömungen  nicht  stark  beeinflußten  Rinnen 
und  Eintiefungen  der  Bänke.  Sie  sind  das  Produkt  des  feinen  Nieder- 
schlages, der  bei  hohem  Seegang  das  Wasser  um  die  Riffe  der 
Bermudas  milchig  trübt.  Dieses  an  Organismen  ebenfalls  arme  Sedi- 
ment geht  in  letzter  Linie  auf  die  Zerstörung  der  die  Bermudas  zu-  , 
sammensetzenden,  äolisch  aufgeschichteten  Kalke  zurück.  Das  inter- 
essanteste Sediment  bilden  aber  die  „Schalensande*4,  die  aus  gröberen 


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208 


Die  jungen  Mecressedimente  und  ihre  Bildung 


klastischen  Komponenten  mit  einer  Beimengung  von  „Mergel*1  und 
reichlichem  Organismenleben  bestehen.  Sie  finden  sich  in  flacherem 
Wasser,  wo  die  Brandung  beträchtlicher  ist,  und  auch  in  den  Kanälen, 
soweit  sie  von  den  Gezeitenströmungen  intensiv  durchströmt  werden. 
Von  Organismen  sind  am  Aufbau  dieses  Sedimentes  besonders  beteiligt  : 
Coralline  Algen,  Mollusken,  Röhrenwürmer,  Milleporen  und  Foraminiferen. 
Am  reichsten  treten  die  Kalkalgen  auf.  Benthonische  Foraminiferen 
bilden  an  einzelnen  beschränkten  Stellen  fast  die  Hälfte  des  Sedimentes. 
—  Die  Challenger-Bank,  deren  Ablagerungen  wir  hier  anschließen 
wollen,,  liegt  südwestlich  unweit  der  Bermuda-Bank  und  wird  von  dieser 
durch  einen  bis  zu  1000  Faden  tiefen  Kanal  getrennt.  Ihre  geringste 
Tiefe  ist  24  Faden,  größere  Flächen  liegen  zwischen  30  und  40  Faden. 
Die  „Challenger^-Expedition  fand  die  Bank  bedeckt  mit  Korallen,  Madracis 
asperula  und  hillana,  Serpula  und  „calcareous  pebbles",  die  ans  dem 
Material  der  „serpuline-reefs1'  der  Bermudas  bestehen  sollten.  Diese 
mit  der  Tiefe  des  Kanals  zwischen  den^Bermudas  und  der  Challenger- 
Bank  schlecht  vereinbare  Annahme  von  der  Geröllnatur  war  von  vorn- 
herein sehr  auffällig,  und  in  der  Tat  haben  übereinstimmend  und  unab- 
hängig von  einander  Bigelow  und  H.  W.  Nichols*83)  gezeigt,  daß 
es  sich  in  diesen  angeblichen  Geröllen  nicht  um  klastische  Gebilde, 
sondern  um  autochthon-benthogene  Produkte  von  Kalkalgen  handelt. 
Die  bis  14  cm  größten  Durchmesser  habenden  Knollen  bestehen 
nämlich  aus  abwechselnden,  mehr  oder  minder  regelmäßig  konzen- 
trischen Lagen  von  Lithothamnium,  zusammen  mit  wenigen  Wurmröhren, 
Bryozoen  und  anderen  Organismen.  Die  Nulliporen  erscheinen  regel- 
mäßig an  der  einen  Seite  abgestorben,  was  auf  die  jeweilige  Unterseite 
hindeutet.  Doch  weist  die  kugelige  Gestalt  der  Knollen,  die  in  gleicher 
Weise  ringsum  bewachsen  sind,  auf  ein  Hin-  und  Herrolleu  der  Gebilde 
auf  dem  Boden  hin,  sodaß  eine  Einwirkung  der  Sturmwellen  bis  30 — 50 
Faden  sichergestellt  erscheint.  Ein  großer  Teil  der  Knollen  ist  durch 
Bohrmuscheln  angebohrt.  Doch  waren  die  Bohrmuscheln,  jedenfalls  bei 
den  Nichols  vorliegenden,  aus  einem  Kalkschlamm  gedredschten  Stücken, 
nicht  mehr  am  Leben,  als  die  Knollen  gefunden  wurden.  Als  erste 
Ansatzpunkte  für  die  Lithothatnuien  und  anderen  inkrustierenden  Orga- 
nismen dienten  Schnecken-  und  andere  Molluskenschalen.  Auch  die 
Argusbank,  die  wiederum  südwestlich  der  Challenger-Bank  liegt,  lieferte 
ähnliche  Knollen.  Auffallend  ist  der  von  Nichols  festgestellte  Gehalt 
der  Knollen  an  MgC03.  Der  innere  Teil  einer  Knolle  ergab  4,98  °/0, 
die  Rinde  10,70%  dieser  Substanz.  Nichols  meinte,  den  verschieden 
hohen  Gehalt  au  Magnesiumkarbouat  auf  verschiedene  Beteiligung  der 
.  eiuzelnen  Orgauismenreste  an  dem  Aufbau  .der  Knollen  zurückführen  zu 
können,  da  z.  B.  die  vielfach  als  Kerne  auftretenden  Gastropoden- 
schalen  relativ  wenig  MgCO»  zu  enthalten  pflegen  —  die  Zahlen,  die  er 


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Schelfablageningen 


209 


nach  eigenen  und  fremden  Analysen  für  den  MgC09- Gehalt  der  Kalk- 
skelette der  verschiedensten  Pflanzen-  und  Tierformen  angibt,  mögen 
immerhin  als  Ergänzung  der  reicheren  Zusammenstellung  von  BCtschli 
dienen;  auch  sollen  Auflösungserscheinungen  die  weniger  Mg-reichen 
Organismeureste  ausgemerzt  haben.  Aber  es  liegt  doch  bei  dem  hohen 
Prozentgehalt  von  MgC03,  der  den  Mg-Gehalt  der  meisten  rezenten 
Lithothamnien  Ubersteigt,  näher,  mit  Philippi  an  eine  rezente,  von 
außen  nach  innen  fortschreitende  Dolomitisierung  zu  denken,  die  in 
ähnlicher  Weise,  wie  bei  der  besprochenen  Dolomitisierung  junger 
Riffkalke,  in  geringer  Tiefe  unter  dem  Meeresspiegel  vor  sich  ging. 

Philippi  konnte  diese  seine  Anschauung,  deren  Übertragung  auf 
die  genannten  Knollen  von  der  Challenger-  und  Argus-Bank,  da  deren 
Untersuchung  nicht  umfassend  genug  durchgeführt  wurde,  immerhin 
noch  uusicher  ist,  auf  sehr  genaue  petrographische  Untersuchung  junger 
dolomitischer  Kalke  stützen,  welche  die  „Valdivia"  auf  der  Seine-Bank 
ostnordöstlich  von  Madeira  aus  etwa  150  m  Tiefe  dredschte.  Es 
handelt  sich  um  „einen  Kalksand,  der  sich  aus  Bruchstücken  von 
Bryozoen,  Korallen  und  Hydroidpolypen,  Schalen  von  Pteropoden  und 
anderen  Mollusken,  Stacheln  und  Gehäusefragmenten  von  Echiniden, 
pelagischen  und  beuthonischen  Foraminiferen,  Otolithen,  Crustaceen- 
fragmenten,  AlcyonariCn-Hartteilen,  Kalkalgen,  Schwammnadeln,  Fetzen 
von  Bimsstein  u.  a.  zusammensetzt.  Zusammen  mit  diesem  bunten 
Gemenge  von  vorherrschend  organogenen  Substanzen  fand  sich  eine 
Anzahl  von  sehr  eigentümlichen,  gröberen  Gesteinsstücken.  Die  meisten 
gehören  einem  hellgelblichen  Kalke  au,  der  auf  allen  Seiten  von  Bohr- 
gängen durchsetzt  und  mit  Serpula-Röhren  bedeckt  ist  .  .  .  .  Schlägt 
man  die  Kalkstücke  ....  nicht  ohne  Anstrengung  .  .  .  auf,  so  bemerkt 
man,  daß  nur  ihre  Außenseite  rauh  und  löcherig  ist,  im  Inneren  findet 
mau  einen  teils  etwas  porösen,  aber  auch  bereits  völlig  verfestigten, 
teils  einen  völlig  dichten  Kalk  vor,  der  eine  weitere  Untersuchung 
nahelegte.  Die  nicht  ganz  homogenen  Teile,  die  noch  unausgefüllte 
Hohlräume  enthalten,  lassen  deutlich  ihren  Ursprung  aus  einem  ziemlich 
groben  Kalksand  erkennen;  die  dichten  Teile  dagegen  sind  von  den 
dichtesten  Kalken  älterer  Formationen,  z.  B.  von  südalpiner  Majolika, 
auch  mit  der  Lupe  kaum  zu  unterscheiden."  Die  chemische  Zusammen- 
setzung dieser  Kalke  schwankte  in  verschiedenen  Teilen  desselben 
Stückes  ziemlich  stark,  der  besonders  merkwürdige  MgCOs -Gehalt 
zwischen  11,11  und  18,17°/o.  Eine  Probe  ergab  einen  nicht  ganz  uner- 
heblichen Gehalt  au  organischer  Substanz  und  zeigte  beim  Pulverisieren 
den  Geruch  von  Heringslake  (Trimethylamin).  Anwendung  der  Meigex- 
sehen  Reaktion  ergab  nur  wenig  noch  vorhandenen  Aragonit,  sodaß 
sowohl  die  ursprünglich  aragouitischeu  Hartgebilde  (Schueckenschalen  etc.), 
wie  ein  eventuell  aragonitischer  Anteil  des  Zementes  in  Kalkspat  um- 

Andröe,  Oeologie  des  Meen-abodeni.  II.  j_j 


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210  Di*  jungen  Heeressedimente  und  ihre  Bildung 

gewandelt  erscheint.     Behandeln  mit  LEMBERGscher  Lösung  zeigte 
Vorhandensein  von  Dolomit  in  Hohlräumen  von  Organismenresten  und 
in  Form   mehr  oder  weniger  deutlicher  Dolomitrhomboederchen  im 
Zement,  in  dem  sie  an  manchen  Stellen  bis  zu  9/io  ausmachen.  In 
organischen  Hartgebilden  ließ  sich  dagegen  Dolomitisierung  nur  im 
Beginn  nachweisen.  Diese  eingehende  Untersuchung  führte  Philippi  zu 
der  Auffassung,  daß  der  feiukörnige  Zement  im  wesentlichen  einen 
chemischen  Niederschlag,  kein  organogen-klastisches  Sediment  darstellt, 
da  auch  jegliche  Coccolithen  und  andere  Mikroorganismen  fehlen.  Wahr- 
scheinlich war  der  Kalkniederschlag  bereits  ursprünglich  hart;  denn,  wäre 
er  weich  gewesen,  so  müßte  er  bei  der  exponierten  Lage  und  Flachheit  der 
Bank  dank  seiner  Feinkörnigkeit  wohl  bald  ausgewaschen  worden  sein. 
Die  dolomitische  Umwandlung  von  Molluskenschalen,  Kalkalgen  usw. 
zeigt,  daß  bei  der  Umwandlung  Dolomitisierung  bereits  vorhandener 
Kalksubstanz  beteiligt  ist.  Anderseits  muß  auch  reichliche  Ausscheidung 
von  Dolomit  aus  Lösungen  stattgefunden  haben.    Philippi  .,  möchte 
glauben,  daß  die  Dolomitisierung  der  Seine-Bank-Kalke  sich  sehr  früh- 
zeitig vollzog,  schon  bei  der  Bildung  des  kalkigen  Zementes  oder  ihr 
unmittelbar  folgend.     Es    ist  sogar  recht  wahrscheinlich,   daß  der 
chemische  Absatz  von  Kalk  und  die  Dolomitbildung  im  wesentlichen 
auf  die  gleichen  Ursachen  zurückzuführen  sind*  Wäre  die  Dolomiti- 
sierung erheblich  später  erfolgt,  als  die  Verfestigung  der  Seine-Bank- 
Kalke,  so  würden  wahrscheinlich  die  Kalkstücke  eine  stark  dolomitische 
Kruste  und  eiueu  kalkigen  Kern  zeigen;  bei  aller  Unregelmäßigkeit  im 
einzelnen  scheint  aber  die  Verteilung  des  Dolomitgehaltes  im  großen 
innerhalb  eines  Stückes  eine  gleichmäßige  zu  sein."     Als  Fällungs- 
mittel kommt  kohlensaures  Ammonium  in  Betracht.    „Daß  die  Seine- 
Bank-Kalke  auch  heute  noch  einen  nicht  ganz  unbeträchtlichen  Ammoniak- 
gehalt aufweisen  können,  hat  die  eine  Analyse  gezeigt."   „Die  organo- 
genen  Hartgebilde,  die  sich  heute  auf  der  Seine-Bank  ablagern,  haben 
einen  ganz  anderen  Habitus,  als  die,  welche  in  den  jungen  dolomitischeu 
Kalken  enthalten  sind.    Während  in  den  Kalken  Gastropoden  und 
Kalkalgen  vorherrschen,   .  .  .  bilden  die  Hauptmasse    der  heutigen 
Organismenreste  Serpula,  Bryozoen,  Seeigel  und  Skelettteile  von  Alcyo- 
narien,  häufig  sind   auch  Fragmente  von  Pteropoden."    Im  ganzen 
scheint  es,   als  ob  die  heutige  Organismenwelt  der  Seine-Bank  in 
tieferem  Wasser  lebt,  als  die,  deren  Reste  wir  in  den  Kalken  finden. 
Es  würde  dies  also  eine  Senkung  bedeuten,  was  nicht  unwahrscheinlich 
wäre,  da  sehr  junge  Senkungen 284)  auch  anderwärts  an  der  westafrika- 
nischen Küste  nachgewiesen  werden  können.    Daß  sich  heute  au  der 
von  der  „Valdivia"  untersuchten  Stelle  der  Seine-Bank  keine  festen 
Kalke  mehr  bilden,  geht  daraus  hervor,  daß  die  untersuchten  Stücke 
überall  an  ihrer  Außenseite  Spuren  der  Zerstörung  aufweisen,  was  mit 


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Schelfablagerungen  211 

jener  Senkung  zusammenhängen  könnte.  Das  würde  die  bei  der  Be- 
sprechung der  Umwandlungserscheinungen  an  jungen  Riffkalken  gezogene 
•  Schlußfolgerung  bestätigen,  „wonach  sich  die  Dolomitbildung  und  wahr- 
scheinlich auch  die  Verfestigung  durch  chemisch  ausgeschiedenen  Zement 
in  den  höchsten  Schichten  des  Meeres  vollzieht,"  Sicher  aber  fand 
auf  der  Seine-Bank  noch  im  Diluvium  die  Bildung  der  jungen  Carbo- 
natgesteine  statt,  da  einem  gleichzeitig  gedredschten,  zweifellos  durch 
eiuen  Eisberg  hierher  (33°  N.  Br.!)  verschleppten  Gneisgeschiebe  von 
glazialem  Habitus  noch  Teile  gleichen  Kalkes  fest  anhaften. 

Die  Ablagerungen  des  Golfes  von  Neapel 

Sehr  interessante  Verhältnisse  bieten  die  Ablagerungen  des  Golfes 
von  Neapel.  Zweimal,  mit  einem  Zwischenraum  von  ca.  25  Jahren,  hat 
.Toh.  Walther285)  hier  Untersuchungen  angestellt,  welche  bedeutende 
Veränderungen  in  der  bodenbewohuenden  Pflanzen-  und  Tierwelt  und  den 
hauptsächlich  aus  deren  Skeletten  entstehenden  Sedimenten  kennen  lehrten. 
Auf  die  mit  feinkörnigem  und  festem  Sandboden  bedeckte  Küstenzone  des 
Golfes  folgt  in  allmählichen  Übergängen  ein  sehr  feinkörniger,  grauer, 
z.  T.  sahneartiger  Schlamm  („Fango")  der  Tiefen  unterhalb  50  und 
100  m.  Dieser  Schlamm,  dessen  Lebewelt  relativ  arm  ist,  dürfte  aus 
dem  vulkanischen  Material  durch  mechanisches  Schlämmen  und  chemische 
Zersetzung  entstanden  sein.  Im  nordwestlichen  Abschnitte  des  Golfes 
erheben  sich  nun  aus  den  diesen  Schlamm  tragenden  Tiefen  sieben 
kleinere  und  größere  Untiefen v  deren  Gipfel  sich  bis  zu  26  m  der 
Meeresoberfläche  nähern.  Es  sind  die  letzten  Überreste  von  Vulkanen, 
die  der  Abrasion  und  den  Strömungen  zum  Opfer  gefallen  sind.  Sie 
bilden  mit  ihrer  im  Gegensatz  zu  dem  sterilen  Schlamm  äußerst  reichen 
Lebewelt  die  Hauptsammelplätze  der  in  der  Deutschen  Zoologischen 
Station  in  Neapel  tätigen  Forscher,  und  eine  dieser  Untiefen,  die 
Secca  di  Benda  Palummo  oder  Taubenbank,  bildet  den  Hauptgegenstand 
der  zweiten  Arbeit  Joh.  Walthehs.  Die  Quelle  des  Sandes,  der  diese 
Untiefe  bedeckt,  ist  in  den  Klippen  und  Felsen  zu  sehen,  welche  die 
Lotungen  hier  und  da  ergeben  haben,  und  von  denen  Ströme  von 
Mineralsand  gegen  die  schlammbedeckten  Abhänge  hinabgleiten.  Der 
in  reinem  Zustand  dunkelgraue  Mineralsand  nimmt  besonders  in  den 
höheren  Regionen  durch  Beimengung  kleiner  Kalkstückchen  oft  eine 
helle  Farbe  an  und  geht  in  feinen  Kalksand  über,  welcher  im  wesent- 
lichen aus  zerbrochenen  Kalkalgen  und  Muschelschalen  besteht.  Einem 
Experiment  im  Neapolitaner  Aquarium  hat  Walther  den  überzeugen- 
den Nachweis  zu  verdanken,  daß,  wie  er  früher  bereits  betont  hatte, 
muschelknackende  Krebse  und  Fische  mit  breiten  Kauzähnen  wesentlich 
zur  Entstehung   solcher  Kalksande   beitragen,   womit   natürlich  die 

14* 


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212  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

Beteiligung  der  Brandung  an  der  Zerkleinerung  nicht  bestritten  wird. 
Auch  andere  benthonisehe  Tiere,  die  das  ganze  Bodensediment  durch 
ihren  Darmtraktus  passieren  lassen,  um  ihm  die  Nahrung  zu  entziehen,  ■ 
wie  z.  B.  Eehinodermen,  dürften  in  ähnlicher  Weise  tätig  sein. 

Außer  den  Bryozoenrasen,  die  nur  kleinere  Flächen  der  Taubenbank 
einnehmen  (Fig.  79),  sind  von  besonderem  Interesse  die  Anhäufungen  kalk- 
abscheidender Algen,  die  ziemlich  regellos,  aber  vorwiegend  auf  den  höchsten 
Stellen  der  Bank,  gedeihen  (Fig.  80).  Die  geologische  Bedeutung  dieser 
Bildungen,  welche  durch  Diagenese  zu  strukturlosen  Kalken  mit  nur 


Fig.  79. 

Bryozoensediment.    Taubenbank  im  Golf  von  Neapel.    Wenig  vergrößert. 

Coli.  Jon.  Walthkr. 


noch  schlecht  erkennbaren  Fossilresten  werden,  hat  Walther  schon 
1885  geschildert,  Einige  Stellen  der  Bank,  „70  m  hinaufreichend,  be- 
stehen aus  Eschara  foliacea  und  anderen  Bryozoen,  {indere  erheben  sich 
bis  50  m  unter  den  Wasserspiegel  und  'setzen  sich  aus  Lithophvllum 
expansum  zusammen,  während  größere  Flächen  von  65  m  Tiefe  nur 
von  Lithothamnium  ramulosum  gebildet  werden." 

Auch  die  Secca  della  Gajola,  dje  bis  30  m  unter  den  Meeresspiegel 
heraufreicht,  besteht  fastganz  aus  Lithothamnium  ramulosum  undL.racemus. 
Pecten,  Lima,  Spoudylus,Trochus,Echinus  finden  sich  sehr  häufig  in  Algen- 
knollen eingeschlossen,  und  mau  kann  noch  lange  Zeit  nach  der  Um  wachsung 
aus  der  Form  der  Alge  auf  die  Natur  der  eingeschlossenen  Hartgebilde 


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Schelfablagerungen 


213 


schließen.  Walther  hat  gemeint,  daß  nach  dem  Absterben  solcher 
Algenknollen  die  sich  zersetzende  Cellulose  derselben  Kohlensäure  ent- 
wickle, die  bei  größerer  Mächtigkeit  solcher  Algenlager  (auch  noch 
nach  Heraushebung  aus  dem  Meerwasser)  nicht  entweichen  könne  und 
unter  deren  lösendem  Einfluß  eine  allmähliche  Umkristallisierung  der 
Masse  bis  zu  mehr  oder  minder  Unkenntlichwerden  der  organischen 
Strukturen  stattfinden  müsse.  Lassen  wir  es  dahingestellt,  ob  der 
Vorgang  der  Fossilisiernng  solcher  Bildungen  ein  derartig  einfacher  ist, 
und  kehren  wir  zur  Taubenbank  zurück.     Während2*16)  benthonische 


Fig.  80. 

Kalkalgensediment.    Taubenbank  im  Uolf  von  Neapel.    Wenig  vergrößert. 

Coli.  JOH.  W ALTHER. 

Foraminiferen  den  die  tieferen  Teile  des  Golfes  von  Neapel  bedeckenden 
Schlammen  fehlen,  waren  sie  früher  reichlich  in  den  Kalk-,  Muschel-  und 
Sanidinsanden  vorhanden,  fehlten  aber  anderseits  in  den  grauverfärbten 
Augitsanden  und  meist  auch  in  den  braunen,  eisenschüssigen  Sedimenten, 
sodaß  man  eine  gewisse  Korngröße  und  Freiheit  des  Sedimentes  von 
schlammigen  Bestandteilen  auch  bei  Sturm  als  notwendig  für  das  Leben 
dieser  benthonischen  Foraminiferen  annehmen  darf. 

Die  erneute  Untersuchung  der  Taubenbank  im  .Jahre  1910 
zeigte  JOH.  Walther  nun  auffallende  Veränderungen  biologischer 
Natur,  die  sich  auch  in  den  Sedimenten  wiederspiegeln.  „Mit  dichten 
Vegetationen    haben    die    kalkabscheidendeu    Florideen   große  Flächen 


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214  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

bewachsen,  die  früher  mit  lockerem  Kalksand  überstreut  waren,  und 
die  Foraminifereu,  die,  wie  es  scheint,  damals  reiche  Nahrung  auf 
dem  ebenen  Sande  fanden,  sind  von  einem  Teil  ihrer  alten  Wohngebiete 
vertrieben,  weil  ihnen  die  Florideenknollen  nicht  den  zusagenden  Unter- 
grund und  die  geeignete  Nahrung  bieten. u  Es  lag  nahe,  an  Vernich- 
tung von  gauzen  Lebensgemeinschaften  durch  katastrophale  Ereignisse, 
etwa  starke  Sturmfluten,  die  den  feinen  „Fango-  der  Tiefen  über 
das  blühende  Leben  der  Bank  wirbelten,  oder  durch  vulkanische 
Aschenfälle  zu  denken.  Wissen  wir  doch  durch  die  Untersuchungen 
von  S.  Lobiaxco,  wie  verheerend  iler  Vesuvaschenfall  von  190»;  auf 
die  Lehewelt  eines  Teiles  des  Golfes  gewirkt  hat.  Aber  die  Tauben- 
bank lag  außerhalb  der  starken  Aschenfälle,  und  ihr  Leben  zeigte  kurze 
Zeit  nach  diesen  keine  ungünstige  Beeinflussung.  So  müssen  wir  denn 
annehmen,  daß  Bedingungen  biologischer  Art  sich  verschoben  und  hier- 
durch jene  Veränderungen  bewirkten.  Der  Geologe  aber  hat  alle 
Ursache  von  solchen  Möglichkeiten  der  Faziesänderung  Kenntnis 
zu  nehmen. 

Ablagerungen  der  nördlichen  Adria 

In  manchen  Beziehungen  dem  Golf  von  Neapel  ähnliche  Verhält- 
nisse bietet  das  Adriatische  Meer  in  der  Umgebung  von  Rovigno  in 
Istrien.  wo  das  Berliner  Aquarium  eine  zoologische  Station  unterhielt, 
welche  jetzt  der  Kaiser-Wilhelm-Gesellschart  zur  Förderung  der  Wissen- 
schaften in  Berlin  gehört. 

Hier  folgt  nach  W.  Kokkt  auf  den  Block-  und  Geröllstrand  eine 
Zone  von  Schalengrus,  dessen  Entstehung  neben  der  Brandung  auf  die 
Tätigkeit  von  Fischen,  Krebsen  und  Seesteruen  zurückgeführt  werden 
kann.  Dieses  Sediment  besteht  vor  allein  aus  Schaltrümineru,  danu 
aber  auch  aus  zahlreichen  unversehrten  Schalen  von  pflanzenfressenden 
Schneckchen,  von  Kalkalgen,  der  Koralle  Cladocora  caespitosa  und 
Foraminiferen.  Während  auf  dem  Blockstrand  die  Tange  vorherrschen, 
wird  die  Schalengruszone  vom  Seegras  bevorzugt.  Der  Regen  spült 
vielfach  von  den  Kalksteinen  Rovigno  benachbarter  Inselchen  die 
Schalen  der  dort  reichlich  vorkommenden  Schnecken,  Steuogyra  decollata, 
Cyclostoma  elegans  u.  a.,  in  das  Meer  hinab,  wo  sie  sich  dem  Sediment 
beimengen.  Die  Schaleugruszone  geht  in  größeren  Tiefen  in  einen 
schlickigen  Kalksand  bis  sandigen  Schlick  über,  der  in  der  Adria 
von  Rovigno  bis  Pola  und  von  da  quer  über  den  Quarnero  auf  die 
Insel  Sausego  vorherrschend  verbreitet  ist  und  dessen  besonderer  Cha- 
rakter durch  das  Vorwiegen  von  Resten  der  einen  oder  anderen  Orga- 
nismengattuug  bestimmt  wird.  So  findet  sich  in  der  Umgebung  der 
Insel  S.  Giovanni  in  Pelago  in  30 — 40  m  Tiefe  ein  schlickiges  Sediment, 
das  so  reich  an  Bryozoenbäumchen  (Myriozoum  truncatum,  Eschara) 


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Schelfablagerungen 


215 


ist,  daß  man  hier  von  einer  Bryozoenbank  sprechen  kann.  Auf  felsigen 
Bänken  nnd  Untiefen  treten,  wie  im  Golf  von  Neapel,  Kalkalgen  (Litho- 
thamnium, vor  allem  fruticulosniu  (Kütz.)  Foslie,  und  Lithophyllum)  ge- 
radezu gesteinsbildend  auf,  zusammen  mit  einer  reichen  Fauna  von 
Krebsen,  Mollusken,  Echinodermen  und  Bryozoen.  Bei  der  Erzeugung 
des  weitverbreiteten  Kalksandes  der  Adria  dürften  außer  gewissen 
Fischen,  so  der  mit  Pflasterzähnen  ausgerüsteten  Goldbrasse  (Chrv- 
sophrys  aurata),  besonders  Krebse  tätig  sein,  während  die  zahlreichen 
Seesterne,  wie  auch  manche  Fische  mit  schwächeren  Gebissen  die  Kalk- 
skelette ihrer  Beute  unversehrt  wieder  herausgeben.  Übrigens  ist  die 
Bedeutung  gewisser  Tierklassen  für  die  Sedimentbildung,  die  Walther 
durch  die  erwähnten  Experimente  sicherstellte,  bereits  früher  von 
Verrill  für  das  Gebiet  des  Golfstromes287),  von  Heincke  für  die 
Nordsee  erkannt  worden. 

Lithothamnien-Lager  auf  Schelf  flächen  Westeuropas 

Uberwiegend  von  Nulliporen  (Lithothamnium  calcareum  Pallas) 
gebildete  Kalklager  sind  an  der  Nordküste  der  Bretagne  östlich  von  der 
Ile  de  Bas  bis  zu  Kap  La  Hague  hin  und  auch  bei  Belle  Tie  unter 
dem  Namen  Maerl  (oder  Marie)  bekannt.  Sie  enthalten  bis  zu  95% 
Carbonate  und  dienen  seit  langer  Zeit  als  Dünger.  Hierbei  wird  der 
gedredschte  frische  maßrl  („maerl  vif")  wegen  seines  Gehalts  an  orga- 
nischer Substanz  dem  in  Fossilisierung  begriffenen  „maerl  mort"  vorge- 
zogen. Nach  der  Angabe  von  A.  A.  Damoür  können  gewisse,  hierbei 
beteiligte  Kalkalgen  bis  über  15°/o  MgCOs  enthalten,  gewiß  ein  Prozent- 
satz, der  bei  Spekulationen  Uber  Dolomitbildung  nicht  außer  Acht 
bleiben  dürfte.  Nach  Mme  Paul  Lemoine288)  besteht  nur  ein  Teil  des 
maerl  aus  an  Ort  und  Stelle  gewachsenen  Kalkalgen.  Die  in  der  Regel 
nur  in  der  Jugend  festgewachsenen,  später  von  der  Brandung  losge- 
rissenen und  frei  lebenden,  verästelten,  je  nach  dem  Untergrund  sehr 
variablen  Formen,  die  in  Tiefen  zwischen  5  und  25  m,  besonders 
zwischen  10  und  20  m  leben,  werden  vielfach  auf  sekundärer  Lager- 
stätte zusammengeschwemmt  und  bilden  auch  ebendort  auf  den  Insel- 
stranden weit  verbreitete,  detritogene  Sandmassen. 

Zwei  Analysen,  von  einem  noch  lebenden,  rot  oder  rötlich  gefärbten 
Lithothamnium  calcareum  (=A)  und  gebleichten,  gelblichen,  abge- 
storbenen und  abgerollten  Exemplaren  („maerl  mort"  =B),  zeigen  den 
Beginn  der  Fossilisierung: 


CaCOs 
MgC03 

Organische  Substanz 


A. 
82,80  °/0 
12,087o 
5,12°/0 


B. 
84,35  °/o 
12,92°/o 
2,73  % 


100,00 


100,00 


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21H 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Lithothamnium  calcareum  bildet  auch  an  der  Westküste  Irlands,  z.  B. 
in  der  Roundstoue  Bay,  in  geringer  Tiefe  weit  ausgedehnte  Bänke  und 
zeigt  je  nach  den  Bedingungen  der  Wasserbewegung  sehr  variable 
Formen.  Die  von  der  Brandung  fein  zerriebenen  Kalkalgenmassen 
dienen  auch  hier  als  „coral  sand"  zum  Düngen  der  Felder289). 

Bryozoensedimeute 

Seltener  als  die  genannten  benthonischen  Bildungen  sind  An- 
häufungen von  Bryozoen,  wie  solche  der  „Challengeru-Bericht  von  Tristan 
da  Cunha  aus  110— 150  Faden  und  von  den  Marion-  und  Prinz  Eduard- 
Inseln  aus  50—300  Faden  angibt,  wo  diese  Tierstöckchen  einen  großen, 
wenn  nicht  den  größten  Teil  des  Sedimentes  ausmachen. 

Membranipora  reticulum  L.  entfaltet  in  manchen  brackischen  Ge- 
wässern eine  solche  Üppigkeit,  daß  man  von  Riffbildungen  im  Kleinen 
sprechen  könnte.  Diese»  nach  Pergexs  mit  M.  lapidosa  Pallas  identische 
Art  ist,  wie  es  scheint,  eurybiotisch  im  weitesten  Sinne  des  Wortes. 
Während  sie  schon  als  die  Hauptbildnerin  der  von  N.  Axdrüssow280) 
eingehend  beschriebenen,  neogenen  Bryozoeuriffe  der  Halbinseln 
Kertsch  und  Taman  von  lithogenetischer  Bedeutung  wird,  findet 
sie  sich  noch  heute  in  großer  Verbreitung  nicht  nur  in  den  Ge- 
wässern des  Schwarzen,  sondern  auch  des  Mittelmeeres,  und  zwar  unter 
Bedingungen,  die  sie  sowohl  zu  euryhalinen,  wie  zu  eurythermen  Tieren 
weist.  In  der  Kertsch-Straße  lebt  M.  reticulum  unmittelbar  unter  der 
Meeresoberfläche,  wo  die  Temperatur  von  0 — 28  °C.  schwankt  ;  auch  der 
Salzgehalt  ändert  sich  hier  häufig  beträchtlich,  je  nach  dem  Winde.  Ihre 
üppigste  Entwicklung  entfaltet  Membranipora  reticulum  jedoch  in  der 
Bucht  von  Kertsch,  wo  der  Salzgehalt  im  Allgemeinen  niedriger  ist,  als 
im  Schwarzen  Meere;  in  dieser  Bucht,  wie  auch  im  Asow'schen  Meere, 
bildet  sie  besonders  an  den  vertikalen  Flächen  der  Pfähle  der  Landungs- 
brücken  und  Navigationszeichen  große  Kolonien,  welche  an  die  inneren 
Massen  der  fossilen  Bryozoenbauten  von  Kertsch  erinnern,  wenn  sie 
auch  gegenüber  den  fossilen  Objekten  nur  Pygmäen  darstellen.  Etwa 
1  Fuß  unter  dem  mittleren  Wasserspiegel  beginnend,  entwickeln  die- 
selben eine  Dicke  von  2 — 3  Fuß  und  reichen  bis  fast  zum  12 — 13  Fuß 
tiefen  Boden.  Ostkoumov  berechnete  im  Asow'schen  Meer  einen  jähr- 
lichen Zuwachs  von  2  Pfund  trockener  Substanz  auf  jeden  Quadratzoll 
Stangenoberfläche.  Auf  horizontalen  Flächen  bildet  Membranipora 
reticulum  dagegen  nur  dünnere  Inkrustationen.  Die  Höhlungen  der 
reich  verästelten  und  blättrigen  Kolonien  dienen  gewöhnlich  zahlreichen 
Würmern  als  Wohnsitz,  während  von  Mollusken  nur  Mytilus  minimus 
selten  auftritt. 

Ähnliche  große  Kolonien  derselben  Bryozoenart  finden  sich 
in   gewissen  Teilen   über  den  Boden   der  Lagunen   von  Comacchio 


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Hemipelagische  Ablagerungen 


217 


südlich  der  Pomündung  in  der  Adria  vcrstrent.  Bis  etwa  2  m  im  Durch- 
messer habend,  im  Innern  blättrig,  besitzen  sie  eine  knollige  Oberfläche 
und  enthalten  in  ihren  Höhlungen  eine  dünnschalige  Varietät  von  Cardium 
edule  und  Syndesmya  alba.  Auch  diese  Kolonien  scheinen  über  Holz- 
stücken (Baumstümpfen)  gewachsen  zu  sein.  Im  Volksmuiide*  sind  sie 
als  „Sciattaroniu  bekannt. 

Austern-  und  Perlenbänke 

Bezüglich  der  Schalenanhäufungen  von  Bivalven,  welche  teilweise 
aus  eßbaren  Arten  (Austern,  Miesmuscheln,  Herzrauscheln  usw.)  zusammen- 
gesetzt sind  und  vielfach  unter  natürlichen  Bedingungen  oder  in  eigens 
dazu  vorbereiteten  Becken  kultiviert  werden,  zum  andern  Teile,  wie  die 
Perlbänke  vou  Ceylon  und  anderer  Orte,  z.  B.  Perlen  liefern,  muß  an 
dieser  Stelle  auf  die  Literatur201)  und  <Ue  späteren  Angaben  im  letzten 
Kapitel  verwiesen  werden. 

Schlußbemerknngen 

Wie  für  die  äußere  Grenze  der  Schelfe  keine  bestimmte  Tiefen- 
linie angegeben  werden  kann,  so  gibt  es  auch  keine  scharfe  Grenze 
zwischen  den  Schelfablagerungen  und  dem,  was  im  Folgenden  unter 
Jiemipelagischen  Ablagerungen"  behandelt  werdeu  wird.  Wenn  es  nur 
nach  den  Tiefen  ginge,  müßte  unter  den  Schelfablagerungeu  z.  B.  noch 
ein  Teil  der  glaukonitischen  Sedimente  und  der  Phosphatkonkretionen 
besprochen  werden.  Doch  läßt  sich  speziell  das  Verständnis  der  letzteren 
besser  in  dem  großen  Zusammenhange  mit  der  Glaukonitbildung  er- 
reichen, die  eben  doch  in  der  Hauptsache  am  steilen  Kontinentalab- 
hang,  nicht  auf  den  eigentlichen  Schelfflächen  vor  sich  geht;  und  eine 
Trennung  von  Glaukonitsediment  und  Phosphatkonkretion  würde  doppelt 
verfehlt  sein,  wo  die  vorliegende  Darstellung  vor  allem  auch  für  den 
Gebrauch  des  Geologen  verfaßt  ist,  der  die  Paragenese  beider  Bildungen 
stets  vor  Augen  hat. 

ß)  Hemipelagische  Ablagerungen 

Einleitendes,  insbesondere  Ober  dio  Terminologie  der  hcmipelagisrhcn 

Ablagerniigen 

Feinste  Sedimente,  wie  sie  sich  im  Bereiche  der  Schelfe,  soweit 
sie  festes  Land  umgürten,  in  den  muldenartigen  Vertiefungen,  den 
Schelffurchen  und  den  zur  Tiefsee  hinabführenden  Rinnen  bilden, 
herrschen  auch  an  den  Kontinentalböschungen  von  mehr  als  200  m  Tiefe 
vor  und  können  bei  schmalem  Schelf  bis  in  die  eigentliche  Tiefsee  zu 
mehr  als  4000  m  Tiefe  vordringen.  Anderseits  bedecken  sie  mit  ver- 
schiedenen Abarten  auch  die  tieferen  Böden  der  Nebenmeere,  sowohl  die 


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Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


geräumigen  und  tiefen  Kesselbrüche  der  großen  Mittel meere,  wie  auch 
die  auf  der  ozeanischen  Seite  der  Randnieere  vielfach  angeordneten 
Becken  und  Rinnen.  Indem  sich  in  ihnen  reichliches  chersogenes, 
anorganisches  Material  mit  den  wesentlich  planktogenen  Komponenten  der 
Hochsee 'mischt,  leiten  die  hemipelagischen  Sedimente  zu  den  eigent- 
lichen Tiefseeablagerungen  über.  Nach  den  planimetrischen  Aus- 
messungen von  Krümmel  beherrschen  sie  55 — 56  Millionen  qkm  oder 
15,4°/o  der  gesamten  Meeresfläche,  indem  auf  die  Nebenmeere  I6V2, 
auf  die  Ozeanränder  39  Millionen  qkm  kommen.  Indessen  "können  alle 
diese  Areale  nur  in  sehr  abgerundeten  Zahlen  angegeben  werden,  da 
schärfere  Grenzlinien,  insbesondere  gegen  die  Tiefsee  hin,  ohne  große 
Willkür  —  schon  wegen  der  zu  geringen  Anzahl  von  Lotungen  an  vielen 
Küsten  —  nicht  zu  ziehen  sind  und  da  man  bei  vielen  Proben  doch 
im  Zweifel  sein  kann,  ob  sie  besser  hierher  oder  zu  den  cupelagischen 
Ablagerungen  zu  stellen  sind. 

Soweit  es  sich  hauptsächlich  um  „terrigenes"  Material  handelt, 
unterschieden  Murray  und  Renard  nach  der  Farbe  drei  Hauptarten: 
Blauen,  roten  und  grünen  Schlick.  Von  diesen  stehen  blauer  und  roter 
Schlick,  auch  der  dunkelgraue  Vulkanschlick,  einander  sehr  nahe.  Eine 
besondere  Abart  bilden  noch  die  glazialmarinen  Sedimente,  welche 
E.  Phllippi  aus  dem  subantarktischen  Ozean  eingehend  beschrieben 
hat,  und  es  ist  hierbei  darauf  aufmerksam  zu  machen,  daß  überhaupt 
glaziales  Material  sehr  charakteristische  accessorische  Beimengungen 
bildet.  Eine  abweichende  Gruppe  von  Ablagerungen  bilden  die  durch 
autigenen  Glaukonit  charakterisierten  Grünschlicke  und  Grünsande. 
Weiterhin  fügen  wir  mit  Krümmel  Kalkschlick  und  Kalksand  hinzu, 
welchen  auch  der  Korallenschlamm  und  -sand  angehören ;  und  schließlich 
erscheint  es,  zumal  im  Hinblick  auf  die  zahlreichen  fossilen  Vergleichs- 
gesteine, angebracht,  noch  die  schwefeleiseureichen  Schlicke  des  Schwarzen 
Meeres  besonders  herauszuheben. 

In  allen  hemipelagischen  Ablagerungen  ist  terrigenes,  richtiger 
chersogenes  Material  noch  in  charakteristischer  Menge  vorhanden, 
darunter  auch  verschleppte  Reste  der  Landvegetation.  So  waren 
Moseley  uud  Al.  AGASsrz  nicht  wenig  erstaunt,  den  Meeresboden  des 
Karibischen  Beckens  mit  frischen  und  verwesenden  Massen  von  Holz, 
Baumzweigen,  Blättern  und  Früchten,  so  Orangen,  Zuckerrohr,  Mango- 
blättern,  bis  zu  Tiefen  von  über  2800  m  übersät  zu  finden.  Doch  sind 
auch  diese  Zeugen  der  Landnähe  in  den  hemipelagischen  Ablagerungen 
längst  nicht  mehr  so  häufig,  wie  iu  den  litoralen  Sedimenten.  Gleich- 
wohl wäre  im  Auge  zu  behalten,  daß  Al.  Agassiz  im  Pazifischen 
Ozean  zwischen  Mexiko  und  den  Galäpagos  selbst  noch  im  Globigerinen- 
schlamm  Unmassen,  verwesender  Baumzweige  und  Blätter  fest- 
stellen konnte. 


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Dunkler  oder  blauer  Schlick  nebst  Abarten 


219 


In  der  Terminologie  hat  sich  Krümmel,  dem  auch  wir  folgen, 
mit  der  Anwendung  von  „Schlick"  und  „Schlamm"  scharf  au  den  an 
den  deutschen  Meeresküsten  herrschenden  Sprachgebrauch  gehalten:  -Als 
Schlick  sind  die  dem  Festlande  nahen  bündigen  Ablagerungen  feinsten 
Korns,  als  Schlamm  mehr  lockere,  also  auch  von  schwach  'bewegtem 
Wasser  leicht  aufrührbare  Sedimente  verstanden.  Ich  übersetze  also 
das  englische  mud  (niederdeutsch  Modde)  mit  Schlick,  ooze  mit 
Schlamm.  Joh.  Walther  ist  gerade  umgekehrt  verfahreu,  Futterer 
in  seinem  trefflichen  Auszuge  aus  Murray  und  Renards  Werk  über- 
setzt ooze  mit  Erde,  mud  mit  Schlamm;  ihm  ist  u.  a.  Penck  gefolgt.— 
Bei  Al.  Agassiz  finden  sich  gelegentlich  noch  die  Bezeichnungen 
silt  und  slab,  wobei  silt  ganz  feinen  terrigeuen  Schlick,  slab  aber 
biogenen  Schlamm  bedeutet." 

• 

* 

A.  Dunkler  oder  blauer  Schlick  nebst  Abarten 
I.  Die  normalen  Blauschlicke 

Der  Blauschlick  (blue  mud  der  Engländer,  boue  bleue  der 
Franzosen)  ist  das  verbreitetste  Sediment  unter  den  hemipelagischen 
Ablagerungen.  Seine  Farbe  ist  überwiegend  dunkelblaugrau  oder 
schieferfarben,  doch  hat  man  sich  gewöhnt,  auch  Ablagerungen  mit 
bräunlichen  und  grünlichen  Farbtönen,  soweit  dieselben  nicht  auf  Bei- 
mengung von  Glaukonit  zurückzuführen  sind,  mit  jenem  Namen  zu  be- 
zeichnen. Die  den  charakteristischen  Farbton  hervorrufende  färbende 
Substanz  ist  neben  organischen  Stoffen  hauptsächlich  fein  verteiltes 
Schwefeleisen,  und  es  gilt  hierfür  dasselbe,  was  früher  über  das  Vor- 
kommen dieser  Substanz  im  Wattenschlick  und  Limanschlamm  gesagt 
wurde202).  Ja,  es  scheint  auch  im  Blauschlick  eine  Kalkauflösung,  ähnlich 
der  in  den  Schlammen  der  Lagune  von  Thau,  stattzufinden,  so  daß 
J.  Murray  erstaunt  war,  von  den  zwar  nicht  überwältigend  hänfigen, 
so  doch  immerhin  auch  nicht  seltenen  Tieren  der  Oberfläche  im  Sediment 
selbst  so  wenig  zu  finden.  Viele  Blauschlicke  weisen,  frisch  der  Lot- 
röhre oder  Dredsche  entnommen,  einen  mehr  oder  weniger  ausgeprägten 
Geruch  nach  Schwefelwasserstoff  auf.  In  der  Regel  ist  die  oberste 
Schicht  von  sehr  schlammiger  Beschaffenheit  und  durch  Oxydation  und 
Hydratbildung  der  Eisenverbindungen  rötlich  bis  bräunlich  verfärbt.  In 
getrocknetem  Zustande  veräudert  der  Blauschlick  seine  Farbe  in  ein 
deutlicheres  Grau  oder  Braun  durch  Oxydation  der  vorhandenen  Eisen- 
sulfide. Die  genannten  grünlichen  Färbungen  dürften,  wenn  nicht 
Glaukonit  beigemengt  ist,  durch  organische  Substanzen  bewirkt  werden. 

Im  übrigen  ist  der  Schlick  von  sehr  wechselnder  Beschaffenheit. 
Als  charakteristisch  mag  erwähnt  werden,  daß  unter  den  mineralischen 
Gernengteilen  kleine  Quarzsplitter  weitaus  vorherrschen,  während  sie  in 


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220 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


eupelagischen  Sedimenten  sehr  selten  sind  oder  ganz  fehlen.  Daneben 
treten  alle  mögliehen  gesteinsbildenden  Mineralien  auf.  Der  hohe 
Prozentsatz  an  solchen  Bestandteilen  zeigt  sich  am  besten  aus  einer 
der  Darstelluug  des  Challenger- Werks  entnommenen  Zusammenstellung: 

Pelagische  Foraminiferen  ....  7,52 
Benthonische  Foraminiferen  .  .  .  1,75 
Andere  kalkabsondernde  Organismen  3,21 


Kalkabsoudernde 
Organismen 


Unlöslicher 
Rückstand 


Mineralien  

Feinste  Abschlämmassen 


Summe 

12,48 

3,27 

22,48 

■       ■  • 

61,77 

Summe 

87,52 

100,00 

Die  Tiefen,  aus  denen  z.  B.  die  „Valdivia"  Blauschlick  lotete, 
liegen  zwischen  214  und  5214  m,  die  Durchschnittstiefe  betrug  1934  m. 
Die  Proben  des  «Challenger11  bewegen  sich  ungefähr  zwischen  den 
gleichen  Tiefengrenzen,  doch  steigt  die  Durchschnittstiefe  hier  bis  auf 
2580  m.  Die  Differeuz  liegt  an  der  Fahrtroute  der  beiden  Expeditionen, 
und  die  Zahlen  sollen  auch  nur  einen  ungefähren  Anhaltspunkt  geben. 

Z.  T.  eine  Funktion  der  Tiefe  ist  die  Höhe  des  Kalkgehaltes.  Das 
gilt  wenigstens  für  die  größeren  in  Frage  kommenden  Tiefen,  so  daß  die 
tiefsten  Blauschlicke  ganz  kalkfrei  werden.  Auf  die  Ursache  dieser  Er- 
scheinung wird  erst  später  einzugehen  sein.  Im  übrigen  schwankt  der 
Kalkgehalt  von  geringen  Spuren  bis  zu  Va  des  Ganzen,  so  daß  teilweise 
von  Mergelschlick  gesprochen  werden  könnte.  In  manchen  Becken  der 
großen  Mittelmeere  geht  bei  weiterer  Steigerung  des  Kalkgehaltcs  das 
Sediment  schrittweise  in  Kalkschlick  über,  ohne  daß  eine  scharfe  Grenze 
gezogen  werden  könnte.  Daß  auch  die  Äquivalente  des  Blauschlicks  um 
ozeanische  Kalkinseln  Kalkschlicke  sein  werden,  liegt  auf  der  Hand. 
Wir  kommen  darauf  zurück.  Die  Kalkbeimengungen  des  dunklen 
Schlicks  rühren  außer  von  planktonischen  und  benthouischeu  Fora- 
miniferen teils  von  Echiniden,  Lamellibranchiaten,  Ostracoden,  teils  von 
Coecolithophoriden  her.  Andere  Organismenreste  spielen  im  Blauschlick 
nur  eine  bescheidene  Rolle,  da  derselbe  für  die  Ansiedlung  der  meisten 
Tiere  ungeeignet  ist.  MmiiAY  und  Philippe  machten  die  Beobachtung, 
daß  im  Blauschlick  vielfach  der  Erhaltungszustand  der  pelagischen  Fora- 
miniferen ein  besserer  ist  als  im  Globigerinenschlamm,  welcher  dieselben 
Typen  führt.  „Es  scheint  im  Globigerinenschlamm  öfters  ein  Um- 
kristallisierungsprozeß  vor  sich  zu  gehen,  der  im  Blauschlick  nicht  ein- 
tritt". Man  geht  wohl  nicht  fehl,  die  verschiedene  Größe  der  inneren 
Oberfläche  dieser  beiden  .Sedimentarten  hierfür  verantwortlich  zu  machen. 
In  anderen  Fällen  sind  die  Schalreste  im  Blauschlick  zu  einem  fein- 


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Dankler  oder  blauer  Schlick  nebst  Abarten  221 


körnigen  Grus  zermahlen;  „diese  Zertrümmerung  ist  wohl  darauf  zurück- 
zuführen, daß  der  Tiefenschlamm  ein-  oder  mehrmals  den  Darm  schlick- 
fresseuder  Tiere,  wohl  in  erster  Linie  von  Echinodermen  passiert  hat". 
Bemerkenswerterweise  scheint  an  den  tropischen  Küsten  Afrikas  das 
Vorkommen  der  Coccolithophoriden  in  den  küstennahen  Ablagerungen 
mit  dem  der  Korallenriffe  parallel  zu  gehen,  d.  h.  dieselben  fehlen,  wie 
die  Riffe,  an  der  Westküste  von  Afrika.  Es  bedarf  weiterer  Aufklärung, 
ob  hier  die  herrschende  Wind-  und  Stromrichtung,  ob  beigemengtes 
schädliches  Süßwasser  an  der  Westküste  oder  welche  Faktoren  hierbei 
von  Wirksamkeit  sind.  Proben,  welche  das  Kanonenboot  „Drache44  aus 
mehr  als  300  m  Tiefe  in  der  Norwegischen  Rinue  gesammelt  hatte,  ent- 
hielten so  zahlreiche  Individuen  der  Foraminifere  Uvigerina  pygmaea, 
daß  GCmbel293)  geneigt  war,  von  Uvigerinenschlamm  zu  sprechen;  an 
anderen  Stellen  dagegen  herrschte  die  wohlbekannte  pelagische  Globi- 
gerina  bulloides  vor,  doch  stieg  der  Gehalt  au  CaCOs  auch  nur  auf 
13 — 14%,  und  zahlreiche  Quarzkörnchen,  Glimmerschüppchen,  Horn- 
blendeuädelchen,  den  Gesteinen  des  benachbarten  norwegischen  Gebirges 
entstammend,  verrieten  die  terrigene  Herkunft  des  Sedimentes,  und  die 
Hälfte  der  Masse  bestand  aus  gauz  feinem  Ton.  Solche  feinsten  Ab- 
schlämmassen nehmen  mit  der  Meerestiefe  deutlich  zu,  wie  sich  aus  den 
Zahlen  des  Challeuger-Berichtes  ergibt. 

Unter  den  Mineralkömern  der  Blauschlicke  überwiegen  immer  die 
sog.  „kontinentalen",  d.  h.  die  Zertrümmerungsprodukte  von  Tiefen- 
gesteinen und  kristallinen  Schiefern.  Die  „Valdivia"  fand  aber  in  allen 
Blauschlicken  auch  Splitter  von  vulkanischem  Glas,  was  bei  der  universellen 
Verbreitung  von  schwimmendem  Bimsstein  nicht  weiter  verwunderlich 
ist.  In  ungefähr  der  Hälfte  der  untersuchten  Proben  fanden  sich  ferner 
Glaukonitkörner,  etwa  ebenso  häufig  kleine  Schwefelkiesknöllchen,  die  als 
Neubildung  aufzufassen  sind.  Manganknollen  fehlen  im  echten  Blau- 
schlick, wie  denn  überhaupt  die  höheren  Oxydationsstufen  des  Maugans 
und  Eisens  sich  bei  reichlicher  Gegenwart  von  verwesender  organischer 
Substanz  nicht  bilden  können. 

Im  Gebiete  des  Pazifischen  Ozeans  tragen  diesen  Blauschlick 
größere  Flächen  zwischen  den  Galäpagos-Inseln  und  Acapulco  oft  über 
200  Seemeilen  von  der  Küste  seewärts.  Im  Indischen  Ozean  sind  der 
Bengalische  und  Arabische  Golf,  die  Mosambikstraße  und,  nach  den  Be- 
funden der  Deutschen  Südpolar-Expedition,  eine  breite  Strecke  südlich 
von  Madagaskar  bis  zur  südafrikanischen  Küste  Inn  mit  dieser  Sediment  - 
art  versehen.  Nächstdem  dürften  die  höheren  Südbreiten  ein  typisches 
Feld  des  dunklen  Schlicks  sein;  doch  unterscheiden  sich  gerade  diese 
unter  dem  Einfluß  der  intensiven  antarktischen  Vereisung  gebildeten 
Ablagerungen  durch  einige  wesentliche  Besonderheiten  derart  von  den 
normalen  Blauschlicken  der  mittleren  Breiten,  daß  es  gerechtfertigt 


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222 


Die  jungen  Meeressediinente  und  ihre  Bildung 


erscheint,  hier  mit  E.  Philtppi  von  glazial-marinen  Sedimenten  zu 
sprechen,  auf  welche  wir  gleich  zurückkommen. 

Ein  recht  eigenartiges  Sediment,  welches  wir  im  Anschluß  an  die 
Blanschlicke,  in  deren  Bereich  es  gefunden  wurde,  doch  kurz  besprechen 
möchten,  wurde  von  der  „Valdivia"  auf  ihrer  Station  68  vor  der  Kongo- 
Mündung  aus  214  m  Tiefe  zu  Tage  gefördert.  Es  war  von  körniglockerer 
Beschaffenheit  und  dunkelhraungrauer  Farbe  mit  weißen  Flecken.  Der 
nur  4,5  °/o  betragende  Kalkgehalt  setzte  sich  zusammen  aus  Bruchstücken 
benthonischer  und  plauktonischer  Foraminiferen,  sowie  von  Mollusken, 


Fig.  81. 

Koprolithenschlick  (wohl  eine  Abart  des  Blauschlickes)  aus  214  m  Tiefe  vor  der  Kongo- 
Mündung.  „Valdivia"- Station  68.  Vergrößerung  18 mal.  (Besteht  hauptsächlich  aus 
Echinoderinenfaces:  daneben  finden  sich  Bruchstücke  von  Molluskenschalen  und  pelagische 
Foraminiferen.)   Nach  MURRAY  und  PlULIPPI,  Die  Grundproben  der  „Deutschen  Tief6ee- 

Expeditiou",  Tafel  V  (XX).  Fig.  2. 

Fischwirbeln  und  Otolithen.  l^uarz-  und  Feldspatkörner  von  eckiger 
Beschaffenheit,  aber  nur  0,08  mm  mittlerem  Durchmesser  machten  l°/o 
aus,  während  44°/u  des  Sedimentes  feinste,  nicht  näher  definierbare, 
mineralische  „Tonsubstanz"  darstellte.  Den  interessantesten  Teil  dieser 
CJ  rund  probe,  welche  in  Figur  81  abgebildet  ist,  bilden  aber  die  den 
Rest  mit  50,5%  zusammensetzenden,  ovalen,  gerundeten  Körperchen, 
welche  von  J.  Murray  für  Echinodermen-Exkremente  gehalten  wurden. 
Sie  variieren  in  der  Länge  von  0,4 — 0,8  mm,  in  der  Breite  von  0,2  bis 
0,6  mm  und  wechseln  in  der  Färbung  von  grau  zu  braun  uud  dunkelgrün. 
Einige  von  diesen  harten  Körperchen  schienen  in  Glaukonitisierting 


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Dunkler  oder  blauer  Schlick  nebst  Abarten 


223 


begriffen  zu  sein.  Schon  die  „Challenger^-Expedition  hatte  solche  Gebilde 
festgestellt,  und  dieselben  sind  seitdem  besonders  durch  Buchanan  aus 
dem  Golf  von  Guinea  und  von  der  Kongo-Mündung  bekannt  geworden. 
Buchanan  fand  hier  an  mancheu  Stellen  in  Tiefen  von  etwa  90  oder 
100  m  die  ganze  Bodenbedeckung  aus  diesen  Exkrementen  bestehend 
und  sprach  dann  von%coprolithic  mudu,  was  wir  mit  „Koprolithenschltek" 
übersetzen  würden.  Diese  Exkremente  fanden  sich  bisher  nur  in  touigen 
Ablagerungen  in  der  Nähe  des  Landes,  besonders  vor  der  Mündung 
großer  Ströme.  Die  „Valdivia"  stellte  sie  aber  auch  in  einem  Pteropoden- 
schlamm  aus  296  m  Tiefe  im  SW  von  Groß- Nicobar  im  nördlichen 
Indischen  Ozean  fest. 

II.  Die  glazial-marinen  Sedimente  der  hohen  Südbreiten 

Die  glazial-marinen  Sedimente  weichen  vom  eigentlichen  Blau- 
schlick ab  durch  die  meist  völlige  Abwesenheit  von  kohlensaurem  Kalk, 
durch  geringeren  Gehalt  an  organischen  Substanzen,  durch  die  sehr  un- 
gleiche Korngröße,  besonders  in  den  gröberen  Bestandteilen,  endlich 
noch  durch  die  Beschaffenheit  der  feinsten  schlammigen  Massen;  diese 
stellen  in  den  antarktischen  Sedimenten  meist  ein  äußerst  feines  Ge- 
steinsmehl aus  großenteils  eckigen  Komponenten  (verfrachtete  „Gletscher- 
milch") dar,  während  sie  im  Blauschlick  überwiegend  aus  tonigen  Sub- 
stanzen bestehen.  Die  Mineralkörner  sind  fast  ausschließlich  „kon- 
tinentale". Das  Korn  wird  im  allgemeinen  desto  feiner,  je  mehr  die 
Entfernung  vom  Inlandeise  und  damit  auch  die  Meerestiefe  zunimmt. 
Es  finden  sich  alle  Abstufungen  von  gut  gerundeten  bis  zu  eckigen  Kom- 
ponenten. Die  Durchschnittst iefe  beträgt  für  die  Proben  des  „Gaußu 
2666  m.  das  Minimum  war  315  m,  das  Maximum  3670  m.  Die  Grund- 
farbe der  Sedimente  ist  grau,  gelegentlich  mit  gelblichen,  grünlichen 
oder  braunen  Tönen.  Die  auffallende  Kalkarmut  der  glazial-marinen 
Sedimente  (—  24  von  33  Proben  waren  völlig  kalkfrei,  8  andere  ent- 
hielten CaCOs  in  Spuren  bis  zu  5°/0,  nur  in  einer  Probe  mit  höherem 
Kalkgehalt  mengten  sich  reichlich  die  orgauogenen  Bestandteile  von 
Globigeriuenschlamm  bei,  ein  abnormer  .Fall,  der  nicht  maßgebend  sein 
kann  — )  fällt  zusammen  mit  der  Seltenheit  kieseliger  Organismenreste, 
von  denen  insbesondere  Diatomeen  zu  erwarten  gewesen  wären.  Das 
wird  in  Verbindung  mit  der  Beobachtung,  daß  die  oberen  Wasser- 
schichten in  den  fraglichen  Regionen  keineswegs  arm  an  kalkschaligem 
Plankton  sind,  verständlich  durch  die  weitere  Feststellung,  daß  diese 
organischen  Reste  sich  in  größten  Mengen  nördlich  von  der  Packeiskante 
anhäufen  und  hier  Globigerinen-  und  Diatomeeuschlamme  bilden.  Wahr- 
scheinlich beruhen  alle  diese  Eigenschaften  der  glazial-marinen  Sedimente 
auf  einer  Wirkung  der  PETTERSSOXschen  Eisschmelzwasserströme,  durch 


Die  jungen  Meeresaedinient«  und  ihre  Bildung 


welche  nicht  nur  ein  Abtransport  und  eine  Saigerung  der  minerogenen 
Bestandteile,  sondern  auch  eine  Fortführung  der  Planktonschalen  be- 
wirkt wird.  Nicht  weniger  wichtig  als  die  mechanische,  transportierende 
Wirkung  solcher  Strömungen  ist  die  auflösende  Tätigkeit  derselben.  Da 
durch  das  sauerstoffreiche  Wasser  der  Antarktis  die  reichlich  vorhandene 
organische  Substanz  energisch  zu  Kohlensäure  oxydiert  wird,  könuen  sich 
selbst  die  massiveren  kalkigen  Hartgebilde  benthonischer  Tiere,  die  für 
einen  mechanischen  Abtransport  viel  zu  schwer  sind,  nach  dem  Ab- 
sterben derselben  nicht  erhalten;  kaum  etwas  von  dem  reichen  Material 
an  lebenden  Korallen,  Mollusken,  Brachiopoden,  Bryozoen,  Echinodermen 
usw.,  welches  die  Dredschzüge  zutage  förderten,  spiegelt  sich  im  Sedi- 
ment wieder,  nur  hin  und  wieder  gefundene  entkalkte  Bryozoenzweige 
deuten  auf  die  am  Meeresboden  in  situ  vor  sich  gehende  Kalkauflösung  hin. 

Ein  Vergleich  der  glazial-marinen  Ablagerungen  der  Antarktis 
mit  arktischen  Meeressedimenten  ergab  Philippi  kaum  irgendwelche 
Vergleichspunkte.  Das  dürfte  einmal  durch  die  bedeutend  geringere 
Vereisung  des  Nordpolargebietes,  dann  aber  auch  durch  die  Einmündung 
mächtiger  Ströme  in  das  nördliche  Eismeer  zu  erklären  sein,  welche 
ungeheure  Mengen  terrigenen  Materials  als  Flußtrübe  zuführen  und  dort 
ein  dem  typischen  Blauschlick  näher  verwandtes  Sediment  erzeugen. 

Die  glazial-marinen  Sedimente  der  hohen  Südbreiten  stellen  also 
eine  besondere,  glaziale  Fazies  der  hemipelagischen  Ablagerungen  dar, 
die  sich  in  manchen  Punkten  sehr  wesentlich  von  dem  Typus  derselben 
entfernt.  Überall  in  ihnen  finden  sich  große  Gesteinsblöcke  zerstreut, 
die  von  den  abschmelzenden,  tafelförmigen  Eisbergen  dieser  Gegendeu 
fallen  gelassen  worden  sind.  Die  Tafelnatur  der  autarktischen  Eisberge 
(vergl.  auch  Tafel  V)  ist  insofern  für  den  Transport  des  mitgeschleppten 
Gesteinsmaterials  von  Wichtigkeit,  als  dieses  hauptsächlich  der  Grund- 
moräue  entstammt  und  daher  vorwiegend  an  die  Uuterfläche  der  Eistafeln 
gebunden  erscheint.  Diese  schmilzt  aber  bei  den  tafelförmigen  Eisbergen, 
welche  gerade  in  den  inueren  Teilen  der  Packeiszone  die  große  Mehr- 
zahl bilden,  zuerst  ab.  Die  meisten  Eisberge  dürften  daher  —  und  das 
stimmt  mit  den  Sedimenten  aufs  beste  übereiu  —  die  Hauptmasse  ihrer 
Gesteiiiseinschlüsse  schon  sehr  frühzeitig  und  meist  in  den  inueren  Teilen 
der  Packeiszone  verlieren,  daher  mit  verhältnismäßig  wenig  Gesteins- 
material beladen  in  die  äußeren  Teile  derselben  eintreten. 

Den  glazial-marinen  Sedimenten  PmLrppis  ähnliche  Ablagerungen 
hat  auch  die  schottische  Südpolarexpedition  auf  der  „Scotia"  gefunden. 
Ein  in  größerem  Abstände  vom  Inlandeis  und  in  größerer  Tiefe  gefundenes 
Sediment  bezeichnete  J.  II.  H.  PutlE  in  seiner  ersten  Mitteilung  als 
-Blue  Mud  approximating  to  Red  Clay"  294);  doch  zeigt  seine  eigene 
Angabe,  daß  die  hier  95— 98°/o  ausmachenden  „fine  washings"  haupt- 
sächlich aus   feinstem   Gesteinsmehl,  dem  glazialen  Schleifmehl  des 


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Dunkler  oder  blauer  Schlick  nebst  Abarten 


Inlandeises,  bestehen,  am  besten  die  Übereinstimmung  mit  den  fein- 
körnigeren Arten  der  Sedimente  des  „Gauß";  und  in  der  Tat  hat  un- 
längst auch  Pirie295)  die  PmiiPPlsche  Bezeichnung  übernommen.  Das 
Gebiet  nördlich  von  Coats  Land,  wo  diese  Proben  von  der  „Scotia"  ge- 
lotet wurden,  war  auffallend  arm  an  Eisbergen;  Diatomeen  fehlten  auch 
in  diesen  Ablagerungen.  Auch  die  Sedimente,  welche  die  „Belgica*  süd- 
westlich von  Grahamland  am  Rande  des  antarktischen  Kontinentes  lotete, 
und  welche  H.  Arctowski  &  A.  F.  Renard298)  als  sandigen  oder 
kalkigen  Schlamm  bezeichneten,  dürften  mit  den  inneren  Proben  des 
„Gauß"  zu  parallelisieren  sein.  Daß  alle  die  genannten  Expeditionen 
reichlich  gekritzte  Glazialgeschiebe  gefunden  haben,  bedarf  keiner  be- 
sonderen Erläuterung  mehr. 

III.  Die  Sedimente  des  Arktischen  Zentralbeckens 

Typischeren  dunklen  Schlick  trägt  von  den  Mittelmeeren  zunächst 
das  Arktische  Zentralbecken,  wo  sich  nach  Nansen  ein  brauner  Ton- 
schlick mit  sehr  geringem  Kalkgehalt  (höchstens  5°/0)  und  ohne  Scbal- 
reste  von  Tieren  absetzt,  also  ein  fossilleeres,  minerogenes  Sediment  sich 
bildet.  Daß  dieser  braune  Ton  am  sibirischen  Schelfhauge  bis  zu 
1400  m  Tiefe  hin  von  einer.  10 — 11  cm  dicken  Decke  grauen  Tons  über- 
lagert wird,  in  welcher  auch  vereinzelte  benthonische  Foraminiferen  vor- 
kommen, erklärt  Nansen  als  Wirkung  einer  neuzeitlichen  Hebung  der  - 
kontinentalen  Küste,  die  dadurch  näher  an  die  Tiefsee'  heranrückte  und 
ihre  Denudationsprodukte  entsprechend  vorschob.  Das  Fehlen  gröberer 
Mineralpartikel  in  dem  im  ganzen  ziemlich  feinkörnigen,  braunen  Schlick 
wird  dadurch  verständlich,  daß  die  fast  geschlossen  einhertreibende  Eis- 
schollendecke in  diesen  Gegenden  nur  sehr  wenig  abschmilzt,  sodaß 
das  in  ihr  enthaltene,  chersogene  Material  (eingeschlossene  Gesteins- 
blöcke und  atmosphärischer  Staub)  erst  im  Bereiche  von  Ostgröuland 
reichlicher  zur  Ablagerung  kommt. 

IV.  Die  Sedimente  des  Europäischen  Nordmeeres 

Mit  den  Ablagerungen  des  Europäischen  oder  Norwegischen  Nord- 
meeres haben  uns  ältere  Mitteilungen  von  L.  Schmelok2117),  sowie 
neuere  Untersuchungen  von  0.  B.  Böooild '-'"*)  bekannt  gemacht.  Hier- 
nach ist  ein  graues  Sediment,  der  sogenannte  „graue  Ton''  Schmelcks 
vorherrschend;  er  zieht  sich  aus  dem  Flachwasser  bis  in  die  größten  ' 
Tiefen  des  Nordmeeres  hinab,  erscheint  aber  von  900  m  ab  bis  in  die 
größten  Tiefen  an  der  Oberfläche  von  brauner  Farbe.  Dieser  „braune 
Ton"  der  norwegischen  Autoren  wird  noch  in  die  Unterarten  des  „Über- 
gangstones" und  des  „Bilocnlina-Tonesu  zerlegt,  welch'  letzterer  sic  h  in 
1500  oder  2000  m  Tiefe  einstellt. 

And  Tit.  Geologie  de«  Meeresboden».  II.  j 


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226  Di«  jungen  Meeressedimente  and  ihre  Bildung 

Während  der  graue  Ton  nnr  wenige  Prozent  CaCOB  enthält, 
schwankt  der  Gehalt  der  oberflächlichen,  braunen  Lage  au  dieser 
Substanz  sehr  stark.  Am  geringsten  ist  der  Kalkgehalt  in  einem 
Gebiete,  welches  sich  von  der  vulkanischen  Insel  Jan  Mayen  bis 
dreiviertel  Weges  nach  Spitzbergen  hinzieht,  und  man  geht  wohl 
nicht  fehl,  wenn  man  für  diesen  geringen  Kalkgehalt  einmal  die  für 
kalkiges  Plankton  ungünstigen  Lebensbedingungen,  dann  aber  auch 
Maskierung  der  Kalkkomponenten  durch  vulkanische  Beimengungen,  so- 
wie ostgröuländischeu  und  arktischen  Eisbergschutt  verantwortlich 
macht.  Das  Maximum  des  Kalkgehaltes  zeigt  nach  Schmelck  eine 
größeren  Tiefen  entsprechende,  zwischen  Island  und  Jan  Mayen  gelegene, 
südostnordwestlich  gerichtete  Zone,  in  welcher  mehrfach  Proben  mit  über 
60%,  einmal,  von  der  „Ingolf "-Expedition,  mit  61,34%  gelotet  wurden. 
Im  allgemeinen  liegt  aber  der  Kalkgehalt  der  Sedimente  der  zentralen 
Teile  des  Europäischen  Nordmeeres  zwischen  25  und  40%.  Der  Kalk 
dieser  oberflächlichen  Sedimeutschicht  wird  außer  von  Globigerinen  von 
der  sehr  häufigen  beuthonischen  Foraminifere  Biloculina  laevis  geliefert, 
und  Schmelck  bezeichnete  daher  dieses  Sediment  als  Biloculinenton, 
obwohl  kieselige  Bestandteile  weit  über  die  Hälfte  dieses  Mergelsedi- 
mentes zusammensetzen.  Böggild  hat  diese  Bezeichnung  fallen  ge- 
lassen und  durch  „Globigermen-Ton*'  ersetzt,  worin  ihm  auch  Phjlippi 
und  zuletzt  Murray  2")  in  seinem  mit  J.  Hjort  zusammen  verfaßten 
Werk  über  die  ^Michael  Sars" -Expedition  gefolgt  sind.  Immerhin  muß 
doch  gesagt  werden,  daß  dieses  nördlichste  Vorkommen  von  Globigerinen- 
schlamm  sich  von  dem  tropischen  Typus  dieses  Sedimentes  nicht  un- 
erheblich unterscheidet,  indem  die  starke  Beteiligung  alloehthon-klastischer 
Materie  gewisse  Anklänge  an  den  Blauschlick  bewirkt.  So  hält  denn 
auch  Philippi  z.  B.  den  grauen  Ton  des  Nordmeeres  für  nichts  anderes 
als  einen  Blauschlick  mit  gewissen  glazialen  Zügen.  Die  Farbe  des 
„braunen  Tones"  aber  faßt  er  nur  als  den  Ausdruck  oberflächlicher 
Oxydation  auf,  wie  solche  im  Gebiete  des  Blauschlicks  an  der  Tages- 
ordnung ist,  wenn  das  Sediment  genügend  lange  dem  oxydierenden  Ein- 
flüsse des  Meerwassers  unterlag.  „Einen  besonderen  .Übergangston1 
zwischen  Blauschlick  und  Globigerinensehlamm  zu  schaffen,  erscheint 
nicht  notwendig,  da  ja  sämtliche  marinen  Sedimente  naturgemäß  durch 
Übergänge  miteinander  verknüpft  sind"  (Philippi).  Der  grüne  „Rhab- 
dammina-Tonu  endlich,  der  nach  Schmelck  den  Boden  der  flachen  Rand- 
•  zone  des  Nordmeerbeckens,  besonders  gegen  Norwegen  und  Spitzbergen, 
aber  auch  östlich  von  Island,  bedeckt,  ist  wohl  als  eine  an  Kieselsäure 
sehr  reiche  Abart  des  Blauschlicks  zu  betrachten. 

DieÜbereinanderschichtungdes  grauen  Tones  und  derbraunen,  stärker 
oxydierten  Decke  hat  Fr.  Nansen  zur  Annahme  von  Niveauverschiebungen 
geführt.  Der  ..graue  Ton"  hat,  ganz  abgesehen  davon,  daß  seine  Korngröße 


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Dunkler  oder  blauer  Schlick  nebst  Abarten 


221 


mit  zunehmender  Tiefe  abnimmt,  stets  gröberes  Korn  als  die  nach  der  Tiefe 
zu  stetig  mächtiger  werdende,  braune  Decke  und  stimmt  in  der  Korn- 
größe gut  mit  den  Ablagerungen  des  Nordpolarbeckens  überein.  Es 
dürfte  daher  gerechtfertigt  sein,  für  seine  Bildung  in  einer  nicht  zu 
fernen  Vergangenheit  eine  reichlichere  Zufuhr  von  kontinentalem  Ge- 
steinsmaterial anzunehmen.  Nach  Nansen  müßte  das  in  oder  vor  der 
Eiszeit  stattgefunden  haben,  als  die  umgebenden  Schelfe  Festland  oder 
Inseln  waren,  das  Nordmeerbecke u  also  viel  mehr  eingeengt  war  als  jetzt, 
und  namentlich  auch  ein  landfester  Island-Färöer-Rücken  das  warme 
atlantische  Wasser  fernhielt,  sodaß  sich  mehr  Treibeis  bilden  konnte. 
Hierdurch  würde  dann  gleichzeitig  die  Kalkarmut  der  grauen  Tone  auf 
ungünstige  Lebensbedingungen  für  kalkschaliges  Plankton  zurück- 
geführt sein. 

V.  Die  Sedimente  des  Australasiatischen  Mittelmeeres 

Vorbemerkungen 

Über  die  Sedimente  des  Australasiatischen  Mittelmeeres  hat  uns 
außer  der  „Challenger"  -Expedition,  welche,  aus  der  Torres  -  Straße 
kommend,  in  Richtung  Hongkong  durch  Arafura-,  Banda-,  Celebes-  und 
Sulu-See  hindurchquerte,  vor  allem  die  holländische  „Siboga"-Expedition 
unter  Max  Weber  unterrichtet,  dem  wir  auch  die  ersten  Berichte  über 
diese  erfolgreiche  Reise  verdanken300).  Die  von  der  „Siboga"  gesammelten 
Meeresgrundproben  hat  dann  neuerdings  noch  0.  B.  Böggild301)  ein- 
gehenderen Untersuchungen  unterzogen. 

Die  Proben  der  „Challenger" -Expedition  ließen  fast  durchweg 
ein  Überwiegen  der  chersogeuen  Mineralkomponente  erkennen.  Das 
gilt  z.  B.  von  der  Banda-See,  deren  Nachbarinseln  reichlich  kontinentalen 
Detritus  liefern,  welchen  die  kräftigen  Strömungen  verteilen;  und  nur 
stellenweise  wurde,  entsprechend  den  im  Plankton  zahlreich  auftretenden 
Globigerinen,  auch  der  Kalk  einmal  reichlicher  (bis  31%)  angetroffen. 
Auch  in  den  nördlicheren  Tiefenbecken  dieses  Mittelmeeres,  welche  der 
„Challenger"  zweimal  durchfuhr,  hatten  einzelne  Proben  überhaupt 
keinen  oder  nur  einen  ganz  geringen  Kalkgehalt;  nur  eine  Probe  in  der 
Sulu-See  aus  4070  m  besaß  14,6°/o,  eine  andere  aus  der  China-See,  un- 
weit von  den  Philippinen,  aus  1920  m  sogar  22°/o.  So  konnten  die  Ge- 
lehrten des  -Challenger"  die  Sedimente  dieses  Mittelmeeres  in  der  Haupt- 
sache als  Blauschlicke  buchen.  Dieses  Verhalten  war  um  so  bemerkens- 
werter, als  sowohl  das  Romanische  Mittelmeer  und  das  Rote  Meer, 
wie  auch  das  Amerikanische  Mittelmeer  ganz  abweichend  davon  in  der 
Hauptsache  kalkreichere  Sedimente  liefern,  die  man  als  Mergel-  oder  gar 
als  Kalkschlick  bezeichnen  muß.  Dieses  scheinbar  besondere.  Verhalten 
des  Australasiatischen  Mittelmeeres  darf  aber  heute,  nach  den  neuer- 

15* 


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V28 


Die  jungen  Meeressedimeute  und  ihre  Bildung 


liehen  Feststellungen  von  0.  B.  Bögöild,  nicht  mehr  allzu  sehr  betont 
werden;  denn  die  Ergebnisse  des  „Challenger",  dessen  Fahrtroute  sich 
mehr  oder  weniger  an  die  Inseln  anlehnte,  waren  nicht  erschöpfend,  und 
in  der  Tat  hat  die  „Siboga",  indem  sie  die  Tiefenbecken  durchquerte, 
auch  eine  größere  Zahl  von  Sedimenten  zutage  gefördert,  welche  bei 
einem  Kalkgehalt  zwischen  30,4.  und  91,9°/o  einerseits  an  Globigerinen- 
scblamm,  anderseits  an  Kalkschlicke  („Korallenschlick"  der  älteren  Au- 
toren) erinnern.  Dadurch  hat  sich  jener  Unterschied  in  der  Sedimen- 
tation der  genannten  interkontinentalen  Mittelmeere  doch  mehr  und 
mehr  verwischt.  Gleichwohl  bietet  gerade  das  Anstralasiatische  Mittel- 
meer die  größten  Gegensatze  auf  relativ  engem  Räume  nebeneinander 
dar,  indem  seine  tiefsten  Einsenkungen  gar  Verhältnisse  erkennen  lassen, 
die  an  die  euozeanische  Tiefsee  erinnern.  Es  dürfte  sich  daher  ein 
näheres  Eingehen  auf  die  Ergebnisse  der  BöGGiLDschen  Arbeit  belohnt 
machen. 

Die  Sedimentation  des  Aastralaaiatiarhen  Hittelineereti 

Die  Hauptmasse  der  von  der  „Siboga"  erbeuteten  Sedimente  sind 
Blauschlicke,  bezw.  vulkanische  Schlicke.  Von  den  typischen  Blanschlicken 
zeigten  die  meisten  im  trockenen  Zustande  graue,  einige  glaukonitreiche 
aber  grünliche  Farbe,  während  nur  wenige  bräunliches  oder  rötliches 
Aussehen  hatten.  Der  Kalkgehalt  der  meist  eine  ziemliche  Konsistenz 
zeigenden  Proben  ergab  sich  zu  2,4— 29,3  °/0,  im  Mittel  zu  13%.  Das 
Korn  war  außerordentlich  fein,  sodaß  mindestens  85,  meist  Uber  90,  ja 
vielfach  über  99%  zur  Korngröße  unterhalb  0,05  mm  gehörten.  Die 
Proben  entstammten  Tiefen  zwischen  304  und  3702  m;  die  Durchschnitts- 
tiefe betrug  1673  m.  Auffallend  häufig  und  zahlreich  wurden  vom  Fest^ 
lande  durch  Flüsse  verschleppte  Pflauzenreste,  wie  ganze  Stämme,  Zweige, 
Blätter  und  Früchte,  angetroffen,  eine  Erscheinung,  welche  bei  der  großen 
Masse  auf  gleiche  Weise  herverfrachteter  chersogener  Komponenten 
wohl  verständlich  ist.  Die  Bodenfauna  war  auf  diesen  Schlickböden 
im  allgemeinen  arm. 

Recht  häufig  läßt  der  Boden  des  Australasiatischen  Mittelmeeres 
in  seinen  oberen  Lagen  zwei  Schichten  erkennen,  die  sich  sowohl  in 
der  Farbe,  wie  in  der  Konsistenz  voneinander  unterscheiden.  In  diesen 
Fällen  ist  die  höhere  Lage  des  Schlickes  kaffeebraun  und  besitzt  breiig- 
flüssige  Konsistenz.  Darunter  folgt,  in  größerer  Küstenuähe,  wie  z.  B. 
zwischen  Buton,  Saleyer  und  den  Lucipara-Inseln,  in  2,5—4  cm  Tiefe, 
weiter  ab  von  den  Küsten  aber  erst  in  15  cm  Tiefe  der  feste,  zähe,  erst 
graue,  dann  blau-  oder  grünlich -graue  Schlick,  welcher  zuletzt  dunkelblau 
wird.  In  der  breiigen,  braunen  Oberschicht  sind  die  vorhandenen  Kalk- 
schalen  noch  gut  erhalten;  in  den  tieferen  Schichten  schwinden  sie 
jedoch  mehr  und  mehr,  und  man  geht  wohl  nicht  fehl,  hier  eine  Kalk- 


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Dankler  oder  blaaer  Schlick  nebst  Abarten  229 

auflösung  anzunehmen,  wie  sie  mehr  oder  weniger  alle  an  organischer 
Substanz  und  an  Schwefeleisen  reichen  Sedimente  zeigen,  wobei  auf  die 
im  Anschluß  an  die  Untersuchungen  von  L.  Sudry  über  die  Sedimente  der 
Lagune  von  Thau  gemachten  Bemerkungen  zurückverwiesen  sei.  Eine 
ähnliche  Überlagerung  einer  grauen,  festeren  Schlickschicht  durch  eine 
braungefärbte,  beweglichere  Oberschicht  ist  auderwärts  bereits  früher 
von  der  Norwegischen  Nordmeer-Expedition  uud  von  den  Gelehrten  des 
„Challenger"  festgestellt  worden.  J.  Muruay  war  nun  der  Meinung,  daß 
die  graue  Färbung  der  Unterschicht  durch  Reduktion  der  beigemengten 
Eisenverbindungen  unter  Vermittlung  verwesender  organischer  Substanzen 
entstehe,  während  umgekehrt  die  braune  Farbe  der  Oberschicht  auf 
Oxydationsprozesse  unter  dem  Einfluß  des  im  Meerwasser  gelösten 
Sauerstoffs  zurückzuführen  sei.  Mit  dieser  Anschauung  stimmt  es  bestens 
überein.  daß  z.  B.  Globigerinenschlamme,  obwohl  sie  ursprünglich  reich 
an  organischen  Substanzen  sind,  doch  viel  mehr  bräunliche  als  graue 
Farbtöne  erkennen  lassen,  da  sie  sich  bedeuteud  langsamer  als  die  an 
chersogenen  Komponenten  reichen  Blauschlicke  ablagern  und  ihre  ober- 
flächlichen Lagen  jeweils  länger  mit  dem  oxydierenden  Meerwasser  in 
unmittelbarer  Berührung  bleiben.  Bei  alledem  dürfte  es,  was  im  Hinblick 
auf  Böggilüs  Äußerungen  zu  dieser  Erscheinung  ausdrücklich  betout 
sei,  gleichgültig  sein,  welche  Farbe  die  allochthonen  Schlickkomponenten 
bei  ihrem  Transport  hatten.  Je  weiter  man  sich  im  Gebiete  des  Blau- 
schlicks und  verwandter  Sedimente  des  in  Frage  stehenden  Mittelmeeres 
von  den  Küsten  entfernt  und  sich  in  Gebiete  langsamerer  Sedimentation 
begibt,  desto  mehr  häufen  sich  die  braunen  Farbtöne  und  desto  mächtiger 
wird  die  oxydierte  Oberschicht.  Falls  daher  Schlickkomponenten  in 
reduzierter  Form  dem  Meere  zugeführt  werden,  ist  zunächst  ihre 
Oxydation  nach  Absatz  auf  dem  Meeresboden  wahrscheinlich,  danach 
aber  mögen  sie  eine  abermalige  Reduktion  erfahren,  sofern  sie  durch 
Bedeckung  mit  neuem  Sediment  dem  oxydierenden  Einfluß  des  Bodeu- 
wassers  wieder  entzogen  werden. 

In  vereinzelten  Fällen  bilden  übrigens  Foraminiferenschalen  eine 
dünne,  weiße  Schicht  auf  dem  Boden;  auch  Pteropodenschalen  sind  hin 
und  wieder  häufiger,  bisher  aber  niemals  in  so  überragender  Menge 
angetroffen  worden,  daß  man  wie  im  europäischeu  oder  amerikanischen 
Mittelmeer  in  Versuchung  geführt  werden  könnte,  von  Pteropodeuschlamm 
schlechthin  zu  sprechen. 

Dem  Blauschlick  des  Australasiatischen  Mittelmeeres  steheu  die 
vulkanischen  Schlicke,  deren  Verbreitung  im  Einzelnen  später  anzugeben 
sein  wird,  äußerst  nahe.  Von  22  hierhin  gerechneten  Proben  waren 
die  meisten  im  trockenen  Zustand  grau,  nur  5  bräunlich,  1  rötlich;  im 
Zusammenhange  mit  dem  charakteristischen  Fehlen  von  Glaukonit  steht 
das  Zurücktreten  grünlicher  Farbtöne.    Die  Tiefe  schwankte  zwischen 


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230  Die  jungen  MeereKsediraente  und  ihre  Bildung 

274  und  3302  m  und  betrog  im  Mittel  1399  m,  der  Kalkgehalt  ging  von 
0,9— 29.8  °/0  und  betrug  im  Mittel  13,2  %>.  Manche  Proben  enthielten 
bedeutend  mehr  gröbere  Bestandteile  als  die  Blauschlicke,  und  die  durch 
das  Hinzutreten  von  Komponenten  aus  subaerischen  Aschenfällen  ver- 
ursachte Ungleichmäßigkeit  in  der  Beteiligung  der  einzelnen  Korngrößen 
steht  im  strikten  Gegeusatz  zu  dem  Verhalten  jener  sonst  nahe  ver- 
wandten Sedimente. 

Aus  Tiefen  zwischeu  289  und  1270  m  (im  Mittel  579  m)  stammen 
einige  Gruudproben  mit  einem  Kalkgehalt  zwischen  48,7  und  91,9,  im 
Mittel  von  79  °/0,  welche,  meist  grau  gefärbt,  sehr  wenig  Zusammenhalt 
zeigten  und  sich  durch  großen  Reichtum  an  zwar  nicht  immer  deutlich 
bestimmbaren  Orgauismenresten  auszeichneten.  Bögolld  hat  sie  mit 
den  Korallenschlicken  und  -sanden  der  älteren  Autoren  verglichen;  doch 
stehen  manche  sicher  dem  Globigerinenschlamm  sehr  nahe.  Zum 
Globigerinenschlamm  selbst,  der  sich  durch  erhebliche  Beimengung  von 
Schälcheu  pelagischer  Foraminiferen  auszeichnet,  rechnete  derselbe  Autor 
27  Proben  der  „Siboga"- Ausbeute,  obwohl  sie  alle  infolge  stärkerer 
Beteiligung  chersogener  Komponenten  nur  sehr  wenig  typisch  eutwickelt 
sind.  Die  reinsten  Proben  wurden  noch  südlich  vou  Celebes  und  in 
einem  kleinen  Distrikt  südlich  von  Ceram  gefunden,  während  z.  B.  die 
Proben  aus  dem  Halmaheira-Meer  Kalkschlicken  sehr  nahestehen.  Der 
Farbe  nach  waren  11  grau,  3  bräunlich  und  7  infolge  reichlichen  Glau- 
konitgehaltes grünlich ;  6  waren  grau  mit  brauner  Oberschicht,  wie  oben 
schon  vom  Blauschlick  erwähnt  wurde.  Die  Tiefe  schwankte  von  310  bis 
2215  m  und  betrug  im  Mittel  1552  m.  Der  Kalkgehalt  ging  von  30,4 
bis  81,4  %  und  war  im  Mittel  50%.  Diese  Bodenart  war  reich  an  allen 
möglichen  konkretionären  Bestandteilen,  welche  noch  zu  beschreiben 
sein  werden. 

Geht  man  in  den  tiefen  Kinsenkungen  der  Banda-  und  Celebes-See 
aus  den  Gebieten  des  Globigeriuenschlammes  über  die  4000  m-Isobathe 
hinaus,  so  bemerkt  man  —  was  sehr  beachtenswert  ist,  unter  gleichzeitigem 
Wiedereinstellen  der  grauen  Farbe  der  wieder  mehr  hervortretenden 
chersogenen  Komponenten  —  ein  ziemlich  unvermitteltes  Verschwinden 
des  Kalkgehaltes.  Böggild  hat,  zwar  mit  berechtigten  Bedenken,  die  eigen- 
artigen Sedimente  dieser  zentralen  Beckentiefen  der  Banda-  und  Celebes- 
See  als  Bote  Tiefseetone  bezeichnet,  und  sie  sollen  auch  im  vorliegenden 
Werke  zusammen  mit  diesen  aus  dem  Grunde  näher  besprochen  werden, 
um  die  sie  von  jenem  Typus  unterscheidenden  Merkmale  um  so  mehr 
hervortreten  zu  lassen. '  Die  zur  Bildung  dieser  Sedimente  führende  Kalk- 
auflösung  selbst  aber  wird  in  einem  besonderen,  dem  Kalkgehalt  der 
Meeressedimente  gewidmeten  Abschnitte  mit  behandelt  werden,  da  sie 
von  großer  Bedeutung  für  unsere  Vorstellungen  von  den  bedingenden 
Ursachen  dieser  Erscheinung  ist. 


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Dunkler  oder  blauer  Schlick  nebst  Abarten 


231 


KonkretionXre  Bildungen  Tom  Boden  des  AuMralaHlatisoheii  Mittelmeere» 

Dredscheversuche  haben  der  „Siboga"  in  einigen  Fällen  eine  große 
Zahl  verschiedenartigster  konkretionärer  Bildungen  geliefert,  deren  Be- 
sprechung hier  angeschlossen  werden  mag.  Manchmal  handelt  es  sich 
zwar  nur  um  lockere  Verkittungen  der  Bodeubestandteile  durch  kalkiges 
Bindemittel  oder  durch  kolloidale  Kieselsäure,  welche  die  mechanische 
Analyse  natürlich  mehr  oder  minder  erschweren.  Iu  anderen  Fällen  aber 
liegen  deutliche  konkretionäre  Zusammenballungen  vor,  und  zwar  von 
Kalk,  Dolomit,  Eisenspat,  Brauneisenerz,  mit  Brauneisenerz  versetztem 
Pyrolusit,  von  Schwefelkies  und  endlich  von  Schwerspat.  Die  genannten 
Stoffe  sind  aber  in  der  Regel  recht  unrein  und  zeigen  auch  viele  Über- 
gänge untereinander. 

• 

Kalk-,  Dolomit-,  Eisenspat-,  Brauneisen-,  Mangan« 
und  Schwefelkies-Konkretionen 

Von  Kalkkonkretionen  sind  verschiedene  Typen  gefunden  worden, 
feste  und  lockere,  unregelmäßig  geformte  und  zylindrische,  in  flachen» 
und  in  tieferem  Wasser.  Einige  recht  feste,  ganz  unregelmäßig  geformte 
Konkretionen  von  Station  145  in  der  Halmaheira-See  aus  827  m  Tiefe 
bestanden  aus  verkittetem  Globigerinenschlamm ,  wie  solchen  schon  der 
„Challenger"  in  der  Banda-See  beobachtete.  Auffälliger  noch  waren  die 
Funde  auf  Station  297,  etwa  33  km  südlich  der  Südspitze  von  Timor. 
Hier  bestand  der  Boden  aus  einem  grauen  Schlick  mit  29,3%  CaCOs. 
Offenbar  aus  der  Unterlage  aufgeschürft  kamen  aber  mit  der  Dredsche 
einige  große  Stücke  eines  Gesteines  zutage,  welches  Böggild  mit  dem 
Coccolithengestein  des  dänischen  Danien,  der  „Blegekridt",  verglich. 
Das  gelblich -weiße  Gestein  fühlt  sich  etwas  sandig  an  und  besteht  aus 
beinahe  reinem  kohlensauren  Kalk,  wesentlich  in  der  Form  vou  Fora- 
miniferen  und  Coccolithen.  Der  geringe,  in  Säuren  unlösliche  Rest 
enthält  wenig  Ton  und  vereinzelte  Glaukonit-  und  Quarzkörner. 

Unreine  Dolomitkonkretionen,  teilweise  offenbar  nicht  in  Weiterbildung 
begriffen,  sondern  im  Stadium  der  Zerstörung  durch  Organismen,  wurden  auf 
drei  Stationen  nicht  weit  vom  Lande  und  in  geringeren  Tiefen  gefunden,  und 
zwar  in  57  m  Tiefe  bei  Aru  innerhalb  von  Seichtwasserablagerungen,  iu 
78  m  Tiefe  zwischen  den  Inseln  Loslos  und  „Gebroken  Eilanden"  bei  der 
Westspitze  von  Neu-Guinea  und  in  487  m  Tiefe  zwischen  den  Kei-Inseln. 
Eine  chemische  Analyse  zeigt  in  den  drei  Hauptbestandteilen  recht  genau 
die  Zusammensetzung  des  Dolomits;  ein  kleiner  Überschuß  von  Kohlen- 
säure mag  mit  Mangan  verbunden  sein;  als  Verunreinigungen  treten 
Brauneisen  und  Tonsubstauzeu  auf.  Alle  drei  Funde  liegen  außerhalb 
der  vulkanischen  Region  und  in  Gebieten,  in  denen  viele  Reste  von 
Kalkorganismen  abgelagert  werden. 


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232 


Die  jungen  Meeressediment«  und  ihre  Bildung 


An  drei  Lokalitäten,  und  zwar  nur  au  solchen,  an  denen  zugleich 
entweder  Kalk-  oder  Dolomitkonkretionen  gefunden  wurden,  wurden 
Eisenspatkonkretionen  angetroffen,  und  zwar  jedesmal  von  den  gleichen, 
zylindrischen  oder  unregelmäßigen  Formen,  wie  jene.  Am  bemerkens- 
wertesten sind  diejenigen  von  Station  162  zwischen  den  Inseln  Loslos 
und  „Gebroken  Eilanden"  bei  der  Westspitze  von  Neu -Guinea,  von 
welcher  soeben  Dolomitkonkretionen  erwähnt  wurden.  Sie  besitzen 
eine  recht  unregelmäßige  Form  und  sind  mit  zahlreichen  Löchern  von 
verschiedenem  Durchmesser  versehen.  Außen  bestehen  sie  gänzlich  aus 
dunkelbraunem  Brauneisenerz,  der  innere  Teil  ist  dagegen  ganz  hell, 
und  zwischen  beiden  Partien  findet  sich  eine  scharfe  Grenze.  Der  innere 
Teil  enthält  nach  der  Analyse  von  Niels  Bjerkum  32,06  %>  CO*,  während 
die  Reste  der  löslichen  Bestandteile  hauptsächlich  aus  Eisenoxydul,  Kalk 
und  Magnesia  bestanden.  Im  ganzen  dürften  sich  etwa  15°/0  Ton  und 
Sand  beigemengt  finden.  Danach  handelt  es  sich  um  einen  Toueisenstein. 
Unter  dem  Mikroskop  erwiesen  sich  die  Konkretionen  als  recht  homogen; 
von  eingeschlossenen  Elementeu  sieht  man  nur  eine  Meuge  kleiner  Quarz- 
körner. Es  ist  bisher  nicht  gelungen  zu  erklären,  daß  hier  Dolomit-  und 
Eisenspatkonkretionen  zusammen  vorkommen,  ohne  daß  ihre  Substanzen 
mehr  miteinander  gemischt  sind,  als  die  Analysen  zeigen.  Bezüglich 
des  Brauneisens  sind  zwei  Möglichkeiten  der  Bildung  gegeben.  Es  kann 
durch  Umwandlung  des  Eisenspates  entstanden  sein  oder  sich  direkt  aus 
dem  Meerwasser  ausgeschieden  haben.  Ob  aber,  wie  Bögglld  meint, 
eine  Änderung  in  der  Beschaffenheit  des  Meerwassers  angenommen  werden 
muß,  da  die  Bildung  dos  Eisenspates  mit  einer  Reduktion,  die  des  Braun- 
eisens aber  jedenfalls  mit  einer  oxydierenden  Wirkung  des  Meerwassers 
zusammenhängen  muß,  möchten  wir  doch  dahingestellt  sein  lassen ;  denn 
es  besteht  die  Möglichkeit,  daß  das  Eisenkarbonat  sich  in  tieferen  Lagen 
des  Sedimentes,  in  welchen  Reduktion  zu  herrschen  pflegt,  bildete  uud 
erst  später  infolge  irgendwelcher  Ereignisse  unter  die  oxydierende 
Wirkung  des  Meerwassers  gelangte,  wodurch  es  dann  in  Brauueisen 
verwandelt  wurde.  Brauneisen  tritt  übrigens  auch  in  selbständigen 
Konkretionen  auf;  doch  ist  es  in  keinem  Falle  sicher  nachweisbar,  ob 
dasselbe  eine  selbständige,  primäre  Ausscheidung  auf  dem  Meeresboden 
darstellt  oder  ob  es  durch  Umwandlung  anderer  Eisenmineralien  —  wobei 
auch  an  Schwefeleisen  gedacht  werden  kann  —  entstanden  ist.  Die  Braun- 
eisenkruste der  beschriebenen  Toneisensteiukonkretionen  von  Station  162 
ist  sehr  unrein;  nur  wenig  über  58%  besteht  aus  Brauneisenerz,  der 
Rest  scheinen  verschiedene  Hydrate  zu  sein;  die  geringe  Menge  Mangan 
wurde  als  Pyrolusit  angenommen,  ein  anderer  Teil  der  restlichen  Metall- 
oxyde des  Mn,  Öa  und  Mg  mag  an  CO*  gebunden  sein.  Über  einige 
Eisen-  und  Mangankonkretionen  der  „Sibogau-Ausbeute  soll  an  anderer 
Stelle  mit  berichtet  werden. 


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Dunkler  oder  blauer  Schlick  nebst  Abarten  233 

■ 

Des  weiteren  kommen  aber  in  größerer  Verbreitung  Schwefelkies- 
konkretionen in  den  Sedimenten  des  Australasiatischen  Mittelmeeres 
vor,  meistens  nur  als  kleinere  Körner  von  Sandkorngröße,  nur  in 
seltenen  Fällen  als  größere  Massen.  Diese  sind  z.  T.  unregelmäßig 
geformte,  fetzenartige  Gebilde,  z.  T.  regelmäßiger  gestaltete,  zylindrische 
Stäbe  von  ein  paar  Zentimetern  Länge.  Außen  meistens  von  einer 
Kruste  von  Brauneisen  überzogen,  sind  sie  teilweise  auch  von  Kalk- 
organismen  überwachsen,  so  daß  an  den  fraglichen  Lokalitäten  ihre 
Bildung  augenscheinlich  nicht  weiter  geht.  In  zwei  Fällen  —  auf 
Station  166  in  der  Halmaheira-See  in  469  m  Tiefe  und  auf  Station  251 
zwischen  den  Kei- Inseln  in  204  m  —  enthält  der  Schwefelkies  große 
Mengen  von  Glasasche,  was  um  so  merkwürdiger  ist,  als  solche  in  den 
umgebenden  Sedimenteu  nicht  gefunden  wurde  und  die  Kei -Inseln  ganz 
außerhalb  der  vulkanischen  Zone  liegen.  Vielleicht  ist  diese  Erscheinung 
so  zu  erklären,  daß  der  Schwefelkies  die  Bildung  einer  vergangenen 
Zeit  darstellt,  in  welcher  ein  Aschenfall  in  den  betreffenden  Gegenden 
stattgefunden  hatte,  und  daß  die  nichtverkittete  Asche  durch  Einwirkung 
von  Strömungen  wieder  entfernt  wurde,  während  die  schwereren  Kon- 
kretionen, welche  Aschenteilchen  eingeschlossen  enthielten,  zurückblieben. 
In  drei  Proben,  welche  zwischen  den  Kei-Inseln  erbeutet  wurden,  bildete 
Schwefelkies  mehr  als  30 7o  der  sandigen  Bestandteile  (0,5—0,05  mm). 
Nehmen  wir  hinzu,  daß  dieser  Kegion  auch  die  größeren  Konkretionen 
von  der  erwähnten  Station  251  entstammen,  so  scheiut  es,  daß  das 
Wasser  in  dieser  Gegend  ungewöhnlich  reich  au  HSS  sein  oder  gewesen 
sein  muß.  Besteht  etwa  eine  Beziehung  zwischen  den  nach  Obigem  für 
einen  Teil  der  Fälle  anzunehmenden  Aschenfällen  und  der  Schwefelkies- 
bildung insofern,  als  erstere  viel  organisches  Leben  vernichteten  und 
die  verwesenden  organischen  Substanzen  Reduktionsprozesse  hervorriefen? 
Außer  im  blauen  und  vulkanischen  Schlick  wurde  Schwefelkies  seltener 
auch  im  Globigerinenschlamm  angetroffeu.  Vereinzelt  fanden  sieh  Stein- 
kernbildungen von  Foraminiferen. 

Glaukonit  fand  sich  am  häufigsten  zwischen  200  und  1000  m 
besonders  in  kalkreicheren  Sedimenten ,  und  zwar  Globigerinen- 
schlammeu,  nächstdem  in  Blauschlicken.  Der  Kalkgehalt  der  glau- 
konit haltigen  Proben  stellt  sich  im  Durchschnitt  zu  etwa  53 
während  die  glaukonitfreien  im  Durchschnitt  nur  20,6  "Vo  CaC03  ent- 
halten. Bögöild  meinte,  daß  dieser  Unterschied  in  der  Bildungs- 
weise des  Glankonits  in  Foraminiferenschalen  begründet  liege.  Uns 
scheiut  dieser  Schluß  jedoch  nicht  zwingend,  wie  auch  aus  späteren 
Erörterungen  hervorgehen  wird;  denn  Glaukonit  eutsteht  nachweislich 
auch  ohne  Zusammenhang  mit  Foraminiferenschalen,  und  die  Beziehung 
zwischen  Glaukonitentstehung  und  Kalkgehalt  der  Grundproben  dürfte 
keine  so  direkte  sein;  sondern  viel  eher  ist  an  eine  Funktion  der  Tiefe 


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234  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

zu  denken,  von  welcher  bekanntlich  der  Kalkgehalt  ebenfalls  beeinflußt 
wird.  Daß  die  vulkanischen  Schlicke  der  Glaukonitbildung  nicht  günstig 
sind,  wurde  bereits  erwähnt.  Und  so  stehen  die  Ergebnisse  der  „Siboga44 
keineswegs  allein,  sondern  durchaus  im  Einklang  mit  unserem  bisherigen 
Wissen  über  Glaukonitbildung  überhaupt,  welches  wir  später  zu  besprechen 
haben  werden. 

Schwerspat-Konkretionen 

Die  interessantesten  Konkretionen  jedoch,  welche  die  „Siboga11 
erbeutete,  bestehen  aus  Schwerspat302).  Konkretionen  dieses  auf  dem 
Meeresboden  als  Neubildung  sehr  seltenen  Minerales  wurden  in  einer 
Tiefe  von  304  m  im  Blauschlick  der  Station  253  zwischen  deu  Kei-Iuseln 
gefunden.  Sie  sind  flachgedrückt  oder  ganz  unregelmäßig  geformt  und 
haben  einen  größten  Durchmesser  von  etwa  6  cm.  Ihre  Oberfläche  ist 
recht  glatt.  Die  Farbe  ist  gelbgrau.  Im  Innern  sind  die  Knollen  entweder 
ganz  kompakt,  bisweilen  aber  auch  lockerer  und  porös;  die  Struktur  ist 
feinkörnig,  Die  Wände  von  Spalten  im  Innern  sind  in  einigen  Fällen 
mit  kleinen,  glänzenden  Schwerspatkristallen,  im  übrigen  aber  mit  einer 
ganz  dünnen,  schwarzen  oder  braunen  Kruste  überzogen.  Eine  Analyse 
der  reinsten  und  kompaktesten  Substanz  ergab  Niels  Bjerrüm  folgende 
Resultate: 

BaO  ....  53,85 
SOs  ....  28,56 
Si02  .  .  .  .  6,42 
AI2O3  ....  2,32 
FeaOs  .  .  .  .  1,67 
CaO  .  .  .  .  2,01 
MgO  .....  0,42 
Gl  üb  verlust  .    .  2,94 

Su  in  me  98,19 

Kalk  und  Magnesia  sind  wohl  gänzlich  als  Carbonate  (z.  T.  in  Form 
der  eingeschlossenen  Forami niferen!)  vorhanden;  ferner  deutet  die  Analyse 
auf  Beimengung  von  Kaolin,  Brauneisenerz,  freiem  Kieselsäureanhydrid 
oder  Kieselsäurehydrat. 

Dieser  Fund  der  rSibogau-Expedition  ist  um  so  bemerkenswerter, 
als  bisher  erst  einmal  neugebildete  Schwerspatkonkretionen  vom  Meeres- 
boden zutage  gefördert  worden  sind;  dieselben  waren  vom  „Investigator" 
in  etwa  1 235  m  vor  Colombo  auf  Ceylon  gedredscht  und  sind  von  E.  J. 
Jones303)  in  leider  wenig  genügender  Weise  beschrieben  worden.  Die 
Beschreibung  dieser  Funde  mag  hier  indessen  zum  Vergleich  angehängt 
werden,  zumal  die  Besprechung  der  Sedimentationsverhältnisse  des 
Australasiatischen  Mittelmeeres  doch  zunächst  abzubrechen  ist.  Die 
Schwerspatknollen  des  „Investigator"  besaßen  kugelige  bis  zylindrische,  an 


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Dunkler  oder  blauer  Schlick  nebst  Abarten 


235 


den  Enden  abgerundete  Gestalt  und  etwa  10  cm  größte  Länge.  Angeblich 
aus  Sand  und  Schlamm,  der  z.  T.  zu  harten,  kalkigen  Krusten  verfestigt 
war,  stammend,  zeigten  sie  an  der  Oberfläche  eine  schmutzig-lichtgrüne, 
auf  dem  frischen  Bruch  aber  dunklere  Farbe.  Die  im  Polarisations- 
mikroskop als  ein  Aggregat  von  Sphärolithen  (mit  schwarzem  Kreuz!) 
sich  darstellende  Substanz  umschloß  eine  Anzahl  von  Foraminiferen, 
insbesondere  Globigerinen,  und  von  Radiolarien.  Eine  nicht  näher  unter- 
suchte, eingeschlossene,  grtine  Substanz  war  vielleicht  Glaukonit.  Das 
hohe  spez.  Gewicht  der  Knollen  von  3,77  entspricht  dem  Gehalt  an 
BaSO«,  der  mindestens  75%  betragen  dürfte.  Daneben  wurden  wenig 
Ca-  und  Sr-Sulfat,  Ca-  und  Mg- Phosphat,  Al-Silikat,  CaCOs,  sowie  Spuren 
von  Fe,  Na  und  Mn  nachgewiesen.  Eine  gewiß  zu  hohe  Berechnung  der 
gesamten  gefundenen  H2SO4  auf  BaSOi  würde  82,5  °/0  dieser  Substanz 
ergeben.  Es  ist  sehr  zu  bedauern,  daß  weder  eine  genaue  Feststellung 
der  Position  und  der  Art  des- umgebenden  Sedimentes,  noch  eine  genaue 
quantitative  Analyse  dieser  interessanten  Bildung  vorliegt,  da  nur  dann 
vielleicht  weitere  Schlüsse  möglich  gewesen  wären.  So  können  wir 
weder  für  den  einen  noch  den  anderen  Fall  etwas  Sicheres  über  die 
Entstehung  der  Schwerspatknollen  aussagen. 

Daß  die  Schwerspatknollen  beider  Fundpunkte  wirkliche  Neu- 
bildungen am  Meeresboden  sind  und  nicht  als  solche  schon  vom 
Lande  angeschwemmt  wurden,  geht  jedenfalls  daraus  hervor,  daß  sie 
Globigerinen  und  Radiolarien  umschlossen.  Aber  ob  ihre  Bildung  auf 
anorganischem  Wege  oder  unter  Vermittlung  von  Organismen  vor  sich 
ging,  muß  vorläufig  noch  unentschieden  bleiben.  Die  letztere  Möglichkeit 
ist  durchaus  nicht  ausgeschlossen.  Nach  Forchhammer504)  kann  Baryum 
direkt  im  Meerwasser  und  im  Kesselstein  der  Dampfer  nachgewiesen 
werden.  Aus  dem  Meerwasser  nehmen  es  reichlicher  Meeresalgen,  wie 
Fucus  vesiculosus,  auf;  doch  sollten  geringe  Mengen  dieses  Elementes 
auch  in  tierischen  Kalkabsonderuugen  vorkommen.  Neuerdings  hat  dann 
Franz  Eilhard  Schulze :m)  den  Nachweis  erbracht,  daß  die  von  ihm 
in  einer  neuen  Protozoen gruppe  zusammengefaßten  Xeuophyophoren 
kleinste  Körnchen  von  schwefelsaurem  Baryum  in  sich  enthalten.  Die 
Xenophyophoren  haben  kugelige,  scheibenförmige,  baumförmig  verästelte, 
auch  blattförmige  Gestalten  und  erreichen  nur  wenige  Zentimeter  Größe. 
Sie  bestehen  aus  baumartig  verästelten  oder  netzartig  verbundenen 
Strängen,  welche  von  zarten  organischen  Skelettröhren  dicht  umhüllt 
und  mit  diesen  in  einem  lockeren  Gerüst  verkitteter  Fremdkörper 
(insbesondere  Spongiennadeln,  Radiolarien  und  Foraminiferen  —  Häckel 
nannte  sie  „Xenophya")  befestigt  sind.  Diese  eigenartigen  Organismen, 
welche  schon  seit  der  „Challenger" -Expedition  bekannt  waren  und  zuerst 
von  HÄckel  zu  den  Hornspongien,  von  einem  anderen  Bearbeiter  später 
teilweise  zu  den  agglutinierenden  Foraminiferen  gestellt  wurden,  ent- 


236  D'e  jungen  Meeresaedimente  ond  ihre  Bitdang 


halten  in  hirschgeweihähnlich  verästelten,  weißgelblichen  Strängen,  den 
Granellaren,  kleine,  stark  lichtbrechende  Körnchen,  die  sogenannten 
Granellen,  welche  in  der  Hauptsache  aus  Baryumsulfat  bestehen.  Diese 
Granellen  ^sind  sehr  kleine,  scharf  und  glatt  begrenzte,  stark  und  gleich- 
mäßig lichtbrechende  und  daher  glänzende,  völlig  farblose  und  ganz 
durchsichtige  rundliche  Körper  von  meist  länglich  ovaler  oder  spindel- 
förmiger Gestalt,  welche  auch  nicht  selten  an  abgerundete  rhombische 
Krystalle  erinnern".  Doch  ist  die  kristalline  Struktur  nicht  ganz  sicher, 
da  nur  schwache  Spuren  von  Polarisation  des  Lichtes  zu  erkennen  waren, 
die  möglicherweise,  wie  bei  den  Nadeln  der  Kieselspongien  auf  eine 
geringe  Grundlage  oder  Hülle  von  organischer  Substanz  zu  beziehen  ist. 
Die  Größe  der  Granellen  schwankt  zwischen  1  und  25  //.  Am  häufigsten 
sind  ovale  Körnchen  von  etwa  2  fi  Länge  und  1  p  Breite,  doch  kommen 
auch  annähernd  kugelige,  stäbchenförmige  und  unregelmäßig  knollige 
Formen  vor.  Die  größeren  Granellen  stellen  nach  späteren  Unter- 
suchungen Schepotieffs306)  hexagoual  aussehende  Plättchen  oder 
rhombische  Kristalle  dar,  gewöhnlich  rhombische  Bipyramiden  oder 
rhombische  Tafeln.  Manchmal  finden  sich  auch  dünne,  polygonale  Platten, 
die  in  allen  Merkmalen  den  anderen  Granellen  gleich  sind.  Die  von 
Schulze  ausgeführten,  vorläufigen  chemischen  Untersuchungen  dieser 
Granellen  sind  von  dem  Chemiker  Hans  Thiekfelder  kontrolliert  und 
weitergeführt  worden,  und  hiernach  müssen  wir  in  der  Tat  annehmen, 
daß  die  Granellen  in  der  Hauptsache  aus  Baryumsulfat  bestehen,  dem 
nur  in  geringer  Menge  Calciumsulfat  beigemengt  ist.  Wenn  dieses 
auffällige  Ergebnis  im  vorliegenden  Zusammenhange  angeführt  wird,  so 
soll  damit  nicht  gleich,  wie  das  schon  durch  J.  V.  Samojloff  ao7)  ge- 
schehen ist,  gesagt  werden,  daß  Xenophyophoren  die  Vermittler  waren,  die 
dem  Meerwasser  Baryumgehalt  entzogen  und  in  der  Form  von  Baryum- 
sulfat ausschieden,  das  dann  später  Schwerspat  knollen  bildete;  denn 
schon  die  Konzentration  dieser  feinverteilten  Schwerspatmaterie  zu 
größeren  Knollen  dürfte  bei  der  Schwerlöslichkeit  dieser  Substanz  auf 
(zwar  wohl  nicht  unüberwindbare)  Schwierigkeiten  stoßen;  immerhin 
wird  es  jetzt  unsere  Aufgabe  zu  untersuchen,  ob  die  Verbreitung  dieser 
Tierformen  einen  Zusammenhang  überhaupt  zuläßt.  Xenophyophoren 
sind  bereits  in  allen  drei  Ozeanen  gefunden  worden  und  bemerkenswerter- 
weise, mit  Ausnahme  eines  Vorkommens  (bei  Neuschottland  unter  43° 
N.-Breite),  nur  zwischen  40°  N.-  und  40°  S.-Breite;  außerdem  wird  aber 
von  ihnen  offenbar  noch  die  Gegend  des  Äquators  (in  dessen  Nähe  wohl- 
gemerkt auch  beide  Fundorte  von  Schwerspatknollcn  gelegen  sind!) 
besonders  bevorzugt.  Auch  unter  der  „Siboga"-Ausbeute  aus  dem 
Australasiatischen  Mittelmeer  und  in  der  Umgebung  von  Ceylon  fehlen 
sie  nicht.  Was  dann  weiterhin  die  Tiefe,  in  denen  die  Formen  leben, 
anbetrifft,  so  schien  dieselbe  nach  der  ersten  zusammenfassenden  Arbeit 


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Dunkler  oder  blauer  Schlick  nebst  Abarten 


von  Franz  Eilhard  Schulze  allerdings  durchweg  recht  bedeutend  zu 
sein:  doch  hat  jede  spätere  Arbeit  dieses  Autors  Fundstellen  in  geringeren 
Tiefen  festgestellt,  und  schließlich  ist  es  gar  Schepotieff  gelungen, 
Xenophyophoren  auf  Korallenriffen  der  Palkstraße  zwischen  1  und  5  m 
Tiefe  zu  erbeuten,  und  zwar  Formen,  welche  Schulze  zuvor  nur  aus 
recht  bedeutenden  Tiefen  vorlagen.  Wenn  man  daher  zunächst  berechtigt 
war,  diese  eigenartigen  Tiere  für  exquisite  Tiefseeformen  zu  halten,  so 
ist  das  heute  nicht  mehr  angängig,  und  somit  bildet  weder  die  horizontale, 
noch  die  bathymetrische  Verbreitung  ein  Hindernis  für  einen  tatsächlichen 
Zusammenhang  in  dem  obigen  Sinne.  Aber  alles,  was  darüber  hinausgeht, 
ist  lediglich  Vermutung!  Wenn  wir  berücksichtigen,  welches  eigenartige 
Wahl  vermögen  gewisse  Tiere  für  bestimmte  Stoffe  zum  Aufbau  ihrer 
Gewebe  oder  für  ihren  Stoffwechsel  bekundeu  (z.  B.  Acantharien  für 
Strontiumsulfat,  Ascidien  für  Vanadium),  ohne  daß  die  Art  der  Aufnahme 
dieser  Stoffe  aus  dem  umgebenden  Medium  bisher  in  jedem  Falle  ein- 
wandfrei und  einleuchtend  aufgeklärt  wäre,  so  besteht,  wenn  überhaupt 
Organismen  als  Vermittler  der  Baryumaufspeicherung  in  Frage  kommen, 
durchaus  die  Möglichkeit,  daß  auch  noch  andere  Organismen  dieser 
Tätigkeit  obliegen.  Denn  bei  der  winzigen  Größe,  welche  derartige 
Ausscheidungen  haben  können,  kann  eine  solche  Tatsache  ebensogut 
Jahrzehnte  lang  verborgen  bleiben,  wie  das  bei  den  Xenophyophoren 
der  Fall  war.  Immerhin  wird  es  zweckmäßig  sein,  die  hier  von  diesen 
beschriebenen  Verhältnisse  vorläufig  besonders  im  Auge  zu  behalten,  weun 
über  die  Bildung  von  Schwerspat  am  Meeresboden  gesprochen  wird. 

Denn  auch  die  anorganische  Entstehung  unseres  Minerales  ist 
vorläufig  nicht  leicht  einwandfrei  zu  erklären.  Br.  Doss808)  wollte  die 
Barytknollen,  welche  Samojloff  aus  russischen  Sedimentärgesteiuen 
beschrieben  hatte,  als  Gebilde  ansprechen,  die  unter  gewissen  Verhältnissen 
als  Nebenprodukte  bei  der  Lebenstätigkeit  von  Schwefelbakterien  ent- 
standen seien,  und  nahm  Fällung  von  BaSO,  aus  vom  Festland  zuge- 
führter Ba(H('03)s-Lösung  durch  die  von  genannten  Bakterien  gelieferte 
Schwefelsäure,  sowie  nachträgliche  Konzentration  des  ursprünglich 
vielleicht  kolloiden  Niederschlags  zu  Knollen  an.  Ein  ähnlicher  Zusammen- 
hang wird  allerdings  sehr  nahegelegt,  wenn  man  das  häufige  Zusammen- 
vorkommen  von  Baryt  und  Pyrit,  das  schon  oben  erwähut  wurde  und 
auch  bei  dem  Fundort  zwischen  den  Kei-Inseln  verwirklicht  ist,  iu 
Rechnung  zieht.  Aber  die  Schwierigkeit  liegt  weniger  in  der  Deutung 
des  allgegenwärtigen  Schwefelgehaltes,  als  in  der  Erklärung  der  Herkunft 
eben  des  Baryums,  und  da  scheint  es  doch  nicht  angängig  zu  sein, 
dasselbe  vom  Festland  abzuleiten,  solange  nicht  die  Möglichkeit  der 
Förderung  aus  dem  Untergrund  des  Meeresbodens  selbst,  durch  Quell- 
wässer, welche  dort  entspringen,  ausgeschlossen  ist.  Daß  submarine 
Quellen  selbst  in  hunderten  von  Metern  Tiefe  am  Meeresboden  entspringen, 


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238 


"Die  jungen  Meeressed  imente  und  ihro  Bildung 


ist  an  früherer  Stelle,  in  Hund  I,  erörtert  worden,  und  die  Annahme  solcher 
hat,  wenn  nicht  das  Vorkommen  irgendwelcher  Organismen  die  lokale  Be- 
schranktheit der  Knollen  bedingt,  den  Vorzug,  daß  sie  eine  Schwierigkeit 
umgeht,  welche  der  Doss  sehen  Erklärung  anhaftet.  Diese  Schwierigkeit 
liegt  in  der  diffusen  Verteilung  eines  vom  Festlande  zugeführten  Baryum- 
gehaltes,  dessen  Absatz  an  lokal  ganz  beschränkten  Stellen  des  Meeres- 
bodens völlig  unverständlich  wäre.  Im  Gegenteil  sollte  mau,  wenn  die 
Annahme  von  Doss  richtig  wäre,  das  Auftreten  von  Schwerspat  am 
Meeresboden  viel  häufiger  erwarten,  als  solches  bisher  bekannt  geworden 
ist.  Was  aber  die  Lieferung  des  Säureanteils  im  Baryt  betrifft,  so 
könnte  derselbe  ebensogut  wie  aus  der  Lebenstätigkeit  vou  Schwefel- 
bakterien, deren  Wirken  an  den  betreffenden  örtlichkeiten  erst  noch 
zu  erweisen  wäre,  aus  dem  Gipsgehalt  des  Meerwassers  entnommen  sein 
oder  schließlich  auf  die  Oxydatiou  vou  Schwefelkies  zurückgeführt  werden. 
Aber  welche  Bedingung  in  der  Natur  verwirklicht  ist,  könnten  nur 
eingehendere  Untersuchungen  an  den  betreffenden  Fundstellen  erweisen, 
als  bisher  vorliegen.  Schließlich  wäre  aber  schon  in  diesem  Zusammen- 
hange noch  darauf  hinzuweisen,  daß  BaO  im  Roten  Tiefseeton  gegenüber 
den  Blauschlicken  deutlich  angereichert  ist,  worauf  später  zurückzu- 
kommen sein  wird. 

VI.  Vulkansande  und  -schlicke 

Eine  lokale  Fazies  des  dunklen  oder  blauen  Schlicks  sind  die  Vulkan- 
sande und  -schlicke.  Sedimente  mit  vulkanischen  —  d.  h.  von  jungen 
Oberflächeneruptionen  stammenden  —  Komponenten  können  natürlich 
an  jeder  Küste  vorkommen,  an  welcher  Ergußgesteine  auftreten  oder 
noch  tätige  Vulkane  liegen.  Aber  es  ist  im  Einzelnen  häufig  außer- 
ordentlich schwer,  wenn  nicht  unmöglich,  festzustellen,  ob  die  vulkanischen 
Komponenten  von  Aschenfällen  herrühren  oder  ob  sie  durch  erosive  oder 
abrasive  Zerstörung  vulkanischer  Bauten  entstanden  und  durch  Strömungen 
bereits  mehr  oder  minder  weit  transportiert  worden  sind. 

Am  charakteristischsten  entwickelt  finden  sich  vulkanische  Sande 
und. Schlicke  um  vulkanische  Inseln  der  Hochsee  oder  um  submarine 
Ausbruchspunkte.  In  größerem  Abstände  von  den  Eruptionsstellen  gehen 
diese  Sedimente  in  normalen  Blauschlick  oder  in  Kalkschlick  über.  Daß 
aber  auch  Übergänge  in  Ablagerungen  des  flacheren  Wassers  und 
anderseits  in  eupelagische  Sedimente  vorkommen  müssen,  liegt  auf  der 
Hand.  Es  bedarf  daher  einer  kurzen  Begründung,  weshalb  weder  bei 
den  iitoraleu,  noch  bei  den  eupelagischen  Ablagerungen  besondere  vul- 
kanische Sedimente  unterschieden  werden.  Diese  Begründung  ist  leicht 
zu  geben.  Am  Strande  und  auf  dem  Schelf  ist  nämlich,  abgesehen  von 
der  allernächsten  Umgebung  der  liier  (seltener)  gelegenen,  noch  tätigen 


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Dunkler  oder  blauer  Schlick  nebst  Abarten 


23d 


Vulkane,  die  übrige  chersogene  Komponente  in  der  Regel  so  vorherrschend, 
daß  eine  besondere  Heraushebnng  der  an  vulkanischen  Komponenten 
reicheren  Abarten  untunlich  erscheinen  muß;  in  der  eigentlichen  Tiefsee 
aber  fallen  die  durch  submarine  Ausbrüche  und  schwimmenden  Bims- 
stein reichlich  gelieferten  vulkanischen  Gesteins-  und  Mineralfragmeute 
so  allgemein  und  gründlich  der  Verwitterung  und  Umbildung  durch  das 
Meerwasser  zum  Opfer,  sind  aber  in  dieser  Form  so  weit  verbreitet,  daß 
man  hier  noch  seltener  das  Bedürfnis  empfindet,  von  eigentlichen  vul- 
kanischen Sedimenten  als  besonderen  Abarten  der  eupelagischen  Ab- 
lagerungen zu  sprechen. 

Die  Farbe  der  Vulkansande  und  -schlicke  ist  meist  duukelgrau, 
-braun  oder  gar  schwarz.  Ihre  Konsistenz  ist  im  allgemeinen  mehr  erdig 
als  zähe.  Während  bei  dem  blauen  Schlick  unter  den  Mineralbestand- 
teilen  der  Quarz  Uberwiegt,  neben  Orthoklas,  Hornblende  usw.,  d.  h.  den 
Mineralien  von  Tiefengesteinen  oder  kristallinen  Schiefern  (sogenannte 
„kontinentale"  Mineralkörner),  dominieren  hier  die  Bestandteile  junger 
vulkanischer  Ergußgesteine.  Neben  vulkanischen  Gläsern  sind  dieses 
Sanidin,  Plagioklas,  Augit,  rhombischer  Pyroxen,  Biotit  usw..  Es  fehlt 
diesen  Sedimenten  bezeichnenderweise  der  im  normalen  Blauschlick 
sonst  so  verbreitete  Glaukonit,  Nur,  wo  Mineralien  kontinentalen 
Ursprungs  beigemengt  sind,  wie  das  z.  B.  die  „Valdivia"  an  der  suma- 
tranischen  Küste  fand,  stellt  sich  auch  wohl  Glaukonit  ein.  Im  übrigen 
ist  die  Zusammensetzung  der  hierher  zu  stellenden  Sedimente  nach  Ort, 
Tiefe  und  beigemengten  Organismenresten  sehr  variabel.  Die  Tiefen, 
aus  denen  die  „Valdivia"  vulkanische  Sedimente  lotete,  liegen  zwischen 
70  und  5532  m. 

Im  Kalkgehalt  ist  Ähnlichkeit  mit  dem  Blauschlick  vorhanden. 
Von  den  Proben  des  „Challenger"  zeigten  die  vulkanischen  Schlamme 
im  Durchschuitt  20,5%,  die  Sande  28,8%  CaC03.  Die  „Valdivia" 
fand  subantarktische,  hierher  zu  stellende  Sedimente  kalkfrei,  eine 
Erscheinung,  welche  wohl  auf  dieselbe  Weise  zu  erklären  ist,  wie 
die  Kalkarmut  bis  -freiheit  der  glazialmarinen  Sedimente.  Wo  Kalk- 
gehalt vorhanden  ist,  geht  er  im  Durchschnitt  zur  Hälfte  auf  polagische 
Foraminiferen  zurück;  doch  geht  der  Betrag  von  diesen  in  den  ge- 
ringeren Tiefen  darunter,  in  den  größeren  darüber. 

Unter  den  Lapilli  dieser  Ablagerungen  bemerkten  Murray  <fe 
Renard  besonders  solche  basaltischer  und  audesitischer  Gesteine, 
vor  allem  auch  in  glasiger  Ausbildung  und  mehr  oder  weniger  weit 
zu  „palagonitischer"  Substanz  zersetzt.  Bezeichnenderweise  ist  die 
Korngröße  der  vulkanischen  Ablagerungen  nicht  einfach  eine  Funktiou 
der  Tiefe,  bezw.  Wasserbewegung.  «Während  die  Gemengteile  der 
Flugaschen  in  einer  Probe  ungefähr  die  gleiche  Größe  besitzen, 
was  leicht  zu  verstehen  ist,  sind  die  Gesteinsbrocken,  die  submarinen 


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240 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Ausbrüchen  ihr  Dasein  verdanken,  auffallend  ungleichkörnig,  teilweise 
sogar  sehr  grob,  und  zeigen  meistens  keine  Spuren  von  Abrollung.  Der- 
artige Sedimente  traf  die  „Valdivia"  nordöstlich  und  südöstlich  von  der 
Bouvet-Insel,  außerdem  an  der  Eiskante,  meist  in  sehr  bedeutenden 
Tiefen  (zwischen  2268  und  5532  m)".  Bemerkenswert  hierbei  ist  die 
große  Feinkörnigkeit  der  benachbarten  Diatomeenschlarame.  Vulkanische 
Sedimente  der  besprochenen  Art  umrahmen  nicht,  nur  die  meisten  der 
hohen  pazifischen  Inseln,  sondern  bedecken  z.  B.  auch  die  langgestreckten 
Rücken,  über  denen  die  Kermadec-  und  Tonga -Inseln  aufsteigen.  Von 
submarinen  Ausbruchsstellen  her  beherrschen  sie  weite  Flächen  zwischen 
den  Fidschi- Inseln  und  Nenkaledonien  in  Tiefen  zwischen  2000  und 
3000  m.  Schon  MüßRAY  &  Renard  berechneten  die  von  vulkanischen 
Ablagerungen  bedeckten  Flächen  des  Meeresgrundes  auf  1920000  qkm. 

j 

B.  Roter  Schlick 

Eine  durch  klimatisch-geographische  Verhältnisse  auf  dem  benach- 
barten Festlaude  bedingte,  örtliche  Variante  des  blauen  Schlicks  ist  auch  der 
rote  Schlick  (red  mud  der  Engländer,  boue  rouge  der  Franzosen),  der  Ver- 
treter jenes  verbreiteren  Sedimentes  an  subtropischen  und  tropischen 
Küsten,  die  aus  binnenländischen  Löß-,  Gelb-  und  Roterde-  oder  Laterit- 
gebieten  eine  reichliche  Zufuhr  feiner  Sinkstoffe  erhalten,  welche  durch 
Eisenoxyde  gelblich  oder  rötlich  gefärbt  sind.  Das  gilt  insbesondere  vom 
südamerikanischen  Schelf,  welcher  auf  seinem  Abfall  zum  Ozean  von  den 
Guyanas  bis  nach  Südbrasilieu  einen  überwiegend  rotbraunen  bis  ziegel- 
roten Schlick  trägt.  Die  auffallende  Farbe  dieses  Sedimentes  entstammt 
latcritischen  Substanzen,  welche  Orinoco,  Amazonenstrom  und  andere 
Flüsse  in  das  Meer  führen.  Nach  Murkay  &  Renard  bedecken  solche 
roten  Sedimente  hier  256000  qkm.  Aber  auch  Teile  der  afrikanischen 
Sockelböschungen  und  der  ostchinesischen  Meere  (des  ^Gelben  Meeres") 
an  der  Mündung  des  „Gelben  Flusses"  (Hwaughö)  und  der  des  Yang- 
tse-Kiang  tragen  ähnliche  Sedimente,  und  der  Colorado,  der  seine  mit 
rötlichen  Verwittemngsprodukten  des  wüsten  Hinterlandes  beladenen 
Wassermassen  in  das  Nordende  des  Californischen  Meerbusens  ergießt, 
erzeugt  hierdurch  im  wahren  Sinne  des  Wortes  ein  „Rotes  Meer1*. 
Dieser  rote  Schlick  ist  offenbar  der  vorhin  mehrfach  erwähnten  braunen 
Oberschicht  des  blauen  Schlicks  gewissermaßen  unmittelbar  gleich  zu 
setzen.  Obwohl  im  roten  Schlick  ebeuso  viele  organische  Substanz  vor- 
handen ist,  wie  in  den  verwandten  Sedimenten,  genügt  dieselbe  doch 
nicht,  die  Ubermenge  der  vorhandenen  Eisenoxyde  zu  reduzieren  und  in 
Eisensulfide  umzuwandeln.  Der  Kalkgehalt  von  10  vom  „Challenger" 
gesammelten  Proben  schwankte  zwischen  6  und  61°/0  und  betrug  im 
Mittel  32,28%.    Derselbe  ging  zur  Hälfte  auf  Foraminiferen,  besonders 


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Glaukonitisrhe  Sedimente 


241 


des  Planktons,  zurück,  zur  anderen  Hälfte  auf  andere  Organismen.  Be- 
merkenswert ist  jegliches  Fehlen  von  Glaukonit.  Mineralien  vom  Fest- 
lande bildeten  10 — 2o°/o,  feinste  Abschlämmteüehen  Vs  bis  2U  der 
ganzen  Masse. 


C.  Glaukonitische  Sedimente 

(GrHnsande  und  Grllnschlicke) 

Von  den  in  den  vorhergehenden  Abschnitten  besprochenen,  hemi- 
pelagischen  Sedimenten,  die  einander  ziemlich  nahestehen,  weiter  ab 
stehen  die  glaukonitischen  Sedimente,  Griin- 
saude  und  Grüuschlicke  (green  sand  and  green 
mud  der  Engländer,  sable  vert  et  boue  verte  der 
Franzosen),  die  sich  durch  einen  besonderen 
Reichtum  an  neugebildeten  Glaukonitkörnern 
und  glaukonitischen  Steinkernen  auszeichnen. 
Sie  gehören  zu  den  am  längsten  bekauuten 
Meeressedimenten,  denn  schon  Ballet309)  und 
voxPoürtales310)  konnten  um  die  Mitte  des 
vorigen  Jahrhunderts  die  Bildung  rezenter 
Grünsande  an  der  atlantischen  Küste  der 
südlichen  Vereinigten  Staaten  nachweisen. 
Seitdem  sind  glaukonitische  Sedimente  an 
vielen  Kontinentalküsten  gefunden  worden, 
besonders  dort,  wo  steile,  aus  Urgebirgs- 
gesteinen  bestehende  Berge  ans  Meer  treten 
und  wo  keine  bedeutenden  Flüsse  einmünden. 


Fig.  82. 
Glaukonitischer  Steinkern  einer 
benthonischen  Foraniinifere, 
Tnmcatulina  refulgens.  Stark 
vergrößert.  Nach  Mukray  & 
RENARD,  Deep  sea  deposits, 
Tafel  XXV,  Fig.  5. 


I.  Zusammensetzung-  und  Kntstchung  der  jnngen  Glaukonitc 

0 

Der  Glaukonit  der  fraglichen  Sedimente  besteht  einerseits  aus 
grünen  Glaukonitstcinkemen  kalkabscheidender  Organismen,  wie  von  Glo- 
bigerinengehäusen,  Echinidenstacheln,  aber  auch  Spongiennadeln ;  daneben 
treten  anderseits  unregelmäßig  geformte,  abgerundete  Glaukonitkörner 
und  eine  ebenfalls  grüne,  amorphe  Masse  auf;  diese  letztere  ist  an- 
scheinend organischer  Abkunft,  da  sie,  im  Platintiegel  erhitzt,  schwarz 
wird  und  eine  von  Eisenoxyd  gefärbte  Masse  hinterläßt.  Die  typischen 
Glaukonitkörner  sind  von  schwärzlich-grüner  Farbe;  von  diesen  sind  die 
wenigsten  glatt  und  einheitlich,  die  meisten  sind  traubig  oder  beeren- 
förmig  und  zeigen  deutlich  an,  daß  sie  aus  der  Verwachsung  mehrerer 
Körner  geringerer  Größe  entstanden  siud.  Die  Oberfläche  der  Körner 
ist  meist  glänzend  glatt,  und  dieselben  erscheinen  vielfach  wie  lackiert. 

Andrea,  Geologie  des  Mcereibodcna.  II.  iq 


242 


Die  jungen  Meereeaeditnente  und  ihre  Bildung 


Die  Größe  bleibt  in  der  Regel  unter  1  mm  Durchmesser.  Die  Glaukonit- 
steinkerne  von  Foraminiferen  (Fig.  82)  sind  in  der  Regel  heller  grün 
gefärbt.  Daneben  kommen  aber  auch  Steinkerne  mit  gelben  und  braunen 
Füllungen  vor.    Hierauf  ist  noch  zurückzukommen. 

Glaukonit  ist  sehr  häufig  analysiert  worden,  doch  schwanken  die 
Resultate  innerhalb  ziemlich  weiter  Grenzen.  Ich  gebe  zum  besseren 
Verständnis  des  Folgenden  eine  Zusammenstellung  älterer  und  neuerer 
Analysen. 


i— i" .  -  -—  -,-zx  1 —  " 

1 

2 

3 

4 

5 

Sit),  ... 

56,62 

51,15 

49,12 

46,90 

47,46 

AUO.  

12,54 

7,61 

7,09 

4,06 

1,53 

Hierzu  bei  1  eine 

Fe,0,  .... 

15,63 

18,83 

25,95 

27,09 

30,83 

SpurMnO.  „Glllh- 

FeO  

1,18 

2,78 

0,89 

3,60 

3,10 

verlust"     bei  2: 

Ca'0  

1,6» 

0,20 

7,80,  bei  3  :  7,12  Vo- 

MgO  

2,49 

4,54 

3,10 

0,70 

2,41 

K,0  

2,52 

7,80 

7,02 

6,16 

7,76 

No,0  .... 

0,90 

1,28 

H,0  

6,84 

Siehe  bei  Glühverlust 

9,25 

7,00 

1.  Glaukonit  vom  australischen  Kontinentalabhang  südöstlich  von 
Sydney  aus  750  m  nach  Murray  <fe  Renard.  2.  Gl.  von  der  Agulhas- 
Bank  aus  201  m  nach  W.  A.  Caspari811).  3.  Gl.  aus  dem  Stillen  Ozean 
auf  der  Höhe  von  Panama  aus  1017  m  nach  demselben.  4.  Gl.  von  der 
Agulhas-Bank  aus  214  m  nach  von  Gümbel1112).  5.  Gl.  vom  Kontinental- 
abfall Kaliforniens  aus  317  m  nach  L.  W.  Collet  &  G.  W.  Lee313). 

Die  wesentlichsten  Bestandteile  sind  demnach  Kieselsäure,  Eisen- 
oxyd, Kali  und  Wasser,  und  Gümbel  war  im  Recht,  wenn  er  den  Glau- 
konit als  ein  gewässertes  Kali-Eisenoxydsilikat  bezeichnete,  eine  Zu- 
sammensetzung, welche  bei  der  grünen  Farbe  zunächst  auffällig  sein 
mußte.  In  sehr  wechselnden  Mengen  ist  Tonerde  im  Glaukonit  ent- 
halten. Am  wenigsten  geben  Collet  und  Lee  von  dem  Glaukonit  des 
Kalifornischen  Kontinentalabfalles  mit  l,53°/o  an.  Wie  die  übrigen  an- 
geführten Analysen  indes  zeigen,  geht  ein  solcher  geringer  Gehalt  an 
Tonerde  mit  einem  höheren  Gehalt  an  Eisenoxyd  jeweils  parallel,  so 
daß  die  Summ«;  beider  immer  nur  um  wenige  Prozent  schwankt.  Viel- 
leicht liegen  in  den  analysierten  Vorkommnissen  die  verschiedenen 
Stadien  jener  allmählichen  Umwandlung  vor,  welche  die  beiden  letzt- 
genannten Autoren  für  die  Glaukonitbildung  festgestellt  zu  haben  glauben. 
Das  erste  Stadium  der  Bildung  dieses  Minerals  soll  nämlich  eine  graue,  aus- 
schließlich aus  Ton,  also  Aluminiumsilikat,  bestehende  Substanz  darstellen; 
die  gelben  und  braunen  Körner  (Fig.  83)  dagegen  sollen  die  verschiedenen 
Stadien  der  Ersetzung  der  Tonerde  durch  Eisenoxyd  auzeigeu314),  und  erst 


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Glaukonitische  Sedimente 


243 


ein  dritter  Vorgang,  die  Aufnahme  von  Kali  und  Wasser,  wurde  die 
Glaukonitbildung  beendigen.  Eisenoxydul,  Kalk  und  Magnesia  finden  sich 
in  wechselnden  Mengen,  können  aber  ganz  fehlen  und  sind  z.  T.  viel- 
leicht auf  mechanische  Beimengungen,  wie  kalkige  Skelettsubstanzeu, 
zurückzuführen.  Ein  kleiner  Natrongehalt  scheint  manchmal  vor- 
zukommen, da  einen  solchen  sowohl  der  „Challenger"  -  Bericht,  wie 
vox  Gümbel  angeben.  Ob  nach  alledem  dem  Glaukonit  eine  stöchio- 
metrische  Formel  zukommt,  muß  gleichwohl  zweifelhaft  erscheinen. 
Nach  Caspari  könnte  man,  wenn  A1208  in  Fe^Os  und  MgO,  FeO  in 


Fig.  68. 

(irünsand,  entkalkt,  aus  14'',  m  Tiefe  vor  der  Afrikanischen  Küste  bei  Kap  Bojador. 
„Valdivia"  Station  28.  Vergrößerung  18mal.  (Die  Steinkerne  bentlionisclier  und  pela- 
gisrher  Foraminifereu,  die  neben  Bolchen  von  Seeigelstacheln,  Korallen  usw.  usw.  die 
Hauptmasse  der  Probe  ausmachen,  bestehen  aus  jenem  rostbraunen  Eisenoxydsilikat,  das 
der  Glaukonitbildung  voraufgeht.)  Nach  Ml'RKAY  und  PlULIPPl,  Die  Grundproben  der 
„Deutschen  Tiefsee-Expedition",  Tafel  IV  (XIX),  Fig.  1. 

KtO  umgerechnet  werden,  zu  der  Zusammensetzung  KFeSijO«  •  Hs0 
gelangen.  Der  Glaukonit  ist  aber  wahrscheinlich  kolloidal-amorph  und 
daher  seine  schwankende  Zusammensetzung  und  der  1  Molekül  in  der 
Regel  übersteigende  HsO-Gehalt  verständlich;  seine  Doppelbrechung  ist 
vielleicht  Spannungsdoppelbrechung.  Ob  dasselbe  aber  auch  noch  für 
alle  fossilen  Glaukonite  gilt,  muß  nach  den  bisher  vorliegenden  Unter- 
suchungen als  zweifelhaft  gelten.  Vielleicht  haben  bei  der  Fossilisierung 
diagenetische  Umlagerungen  eine  Rolle  gespielt. 

Häufige  Begleiter  des  Glaukonits  sind  Pyrit  und  Magneteisen. 
Fast  gesetzmäßig  kann  man  auch  sein  Zusammenvorkomnien  mit  Phos- 

16* 


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4 

244  Di«  jungen  Meeresaedimente  and  ihre  Bildung 

phoritknollen  nennen;  beide  finden  sich  mit  Vorliebe  dort,  wo  kalte  uud 
warme  Strömungen  zusammentreffen. 

Aus  dem  Vorkommen  und  der  chemischen  Zusammensetzung  des 
Glaukonits  dürften  sich  mit  Murray-Phiuppi  die  folgenden  Schlüsse 
über  seine  Entstehungsbedingungen  ableiten  lassen.  Seine  Entstehung 
aus  einem  Tonerdesilikat  und  sein  Kaligehalt  lassen  vermuten,  daß  Kali- 
tonerdesilikatmineralien seine  Bildung  begünstigen.  Solche  sind  nur  als 
Kalifeldspat  und  Kaliglimmer  in  den  kontinentalen  Gesteinen  weit  ver- 
breitet, während  die  Gesteine  der  ozeanischen  Vulkaninseln  überwiegend 
basisch  und  arm  an  Kaliverbindungen  sind.  Die  Oxydform  des  Eisens 
im  Glaukonit  deutet  darauf  hin,  daß  seine  Bildung  unter  starker  Oxy- 
dation stattfindet.  Baß  dieses  zutrifft,  darauf  weist  nichts  besser  als 
die  Agulhas-Bank  hin,  in  deren  Nachbarschaft  sich  sehr  reichlich  Glau- 
konit bildet.  Die  die%  ganze  Südküste  des  Kaplandes  einfassende,  drei- 
eckige Agulhas-Bank,  mit  deren  Sedimenten  wir  uns  in  der  Folge  noch 
mehrfach  zu  beschäftigen  haben  werden,  stellt  eine  Verbreiterung  des 
Schelfes  dar  und  darf  mit  G.  Schott315)  als  ein  Stück  alten  Festlandes 
aufgefaßt  werden;  „seit  bekannt  ist,  daß  auch  Madagaskar,  in  seinem 
tektonischen  Aufbau  als  Tafelland  von  durchaus  afrikanischem  Typus, 
ebenso  nach  Süden  zu  eine  unterseeische  Fortsetzung  besitzt,  hat  eine 
solche  Auffassung  noch  mehr  Berechtigung  als  früher."  Die  Tiefen  auf 
der  Agulhas-Bank  schwanken  unregelmäßig  zwischen  50  und  150  m; 
diese  nur  geringen  Tiefen,  sowie  der  felsige  und  steinige  Untergrund 
machen  eine  Grundnetzfischerei  hierselbst  unmöglich  und  haben  es  auch 
verhindert,  irgend  ein  Telegraphenkabel  dem  Boden  der  Bank  anzuver- 
trauen, zumal  auf  ihr  bei  Stürmen  eine  schwere  Grundsee  alles  aufwühlt. 
Dieser  Bank  wird  zwar  in  ungeheuren  Mengen  organische  Substanz  zu- 
geführt, welche  hier  in  Verwesung  übergehen  muß  und  eigentlich  alles 
andere  als  gerade  Oxydation  erwarten  läßt;  aber  über  dieser  verwesenden 
Substanz  wird  auch  das  Wasser  durch  reißende  Strömungen  beständig 
erneuert  uud  dadurch,  wie  durch  die  Brandung  die  auch  für  die  Glaukonit- 
bildung  nötige  Oxydation  gewährleistet.  Aus  demselben  Grunde  müssen 
kalte  und  sauerstoffreiche  Meeresströmungen  die  Bildung  unseres 
Minerales  begünstigen,  welches  wir  daher  häufiger  an  den  West-  als  an 
den  Ostküsteh  der  Südkontinente  antreffen.  So  ist  z.  B.  nach  Murray- 
Philippi  Glaukonit  an  der  Westküste  von  Australien  und  Südamerika 
sehr  verbreitet,  an  der  ostafrikanischen  Küste  hingegen  nur  schwächer 
vertreten  und  fehlt  völlig  dem  roten  Schlick  der  brasilianischen  Küste, 
obgleich  hier  im  übrigen  alle  Bedingungen  für  seine  Bildung  gegeben 
zu  sein  scheinen. 

Eine  für  den  Geologen  sehr  wichtige  Tatsache  ist  die  Beschränkung 
des  Glaukonits  auf  marine  Bildungen.  Der  Grund  seines  Fehlens  auch 
in  den  tieferen  Süßwasserbecken  ist  wohl  die  hier  viel  weniger  intensive 


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Glaukonitische  Sedimente  245 

Oxydation  der  organischen  Substanzen,  im  Gegensatze  zum  offenen 
Ozean;  da  stärkere  Strömungen  im  Süßwasser  nur  selten  auftreten,  so 
wird  das  Wasser  der  tieferen  Schichten  nur  ungenügend  erneuert  und 
bleibt  daher  immer  arm  an  Sauerstoff.  Eine  Folge  dieser  von  Murray- 
Philippi  angeführten,  ungünstigen  Bediuguug  ist  gleichzeitig  das  reich- 
liche Vorhandensein  organischer  Säuren  („Humussäuren")  im  Süßwasser, 
welche  bekanntlich  Eisen  in  Lösung  gehen  lassen.  Dieses  halten 
Collet  und  Lee  für  den  Grund  des  Fehlens  unseres  Minerals  im  Süß- 
wasser. Ob  bei  der  Bildung  des  Glaukonits  gleichzeitig  Bakterien  eine 
Rolle  spielen,  die  nur  auf  das  Meer  beschränkt  sind,  ist  eine  bisher  un- 
bewiesene Möglichkeit. 

Caspari  möchte  das  Fehlen  des  Glaukonits  in  Süßwasser  auf  die 
Armut  desselben  an  K»0  zurückführen,  welches  in  diesem  selten  5  Teile 
zu  einer  Million  übersteige,  während  es  im  Meerwasser  mehr  als  400 
Teile  ausmache. 

Murkay  &  Renard  hatten  gemeint,  daß  rezente.  Glaukonitbildung 
nur  in  den  Hohlräumen  von  Organismen  vor  sich  gehe.  „Feiner  Schlamm 
drang  in  eine  abgestorbene  Foraminiferenschale  ein  und  fand  dort  Reste 
von  organischer  Substanz  vor,  mit  denen  er  sich  vermengte.  Bei  der 
Zersetzung  der  Eiweißsubstanzen  wurde  Schwefelwasserstoff  entwickelt, 
der  zunächst  das  Eisen  des  Schlammes  in  Sulfid  verwandelte.  Dieses 
oxydierte  sich  später  zu  Eisenhydroxyd  und  Schwefelsäure,  letztere  zer- 
setzte den  fein  verteilten  Ton,  indem  sie  die  Tonerde  löste  und  kollo- 
idale Kieselsäure  frei  machte.  Diese  verband  sich  schließlich  mit  dem 
Eisenoxyd  unter  Aufnahme  von  Kali  und  Wasser  und  bildete  auf  diesem 
Wege  Glaukonit"  (Murray-Philippi).  Gegen  diese  Theorie  der  vorhin 
genannten  Autoren  lassen  sich  aber  gewichtige  Einwände  erheben.  Zwar 
ist  Schwefelkies,  worauf  schon  Gümbel  aufmerksam  gemacht  hat,  meist 
in  der  Nachbarschaft  von  Glaukonit  vorhanden,  wofür  sich  auch  viele 
fossile  Beispiele  anführen  lassen,  aber  niemals  ist  der  Nachweis  dafür 
erbracht  worden,  daß  die  Glaukonitbildung  mit  der  Ausscheidung  von 
Eisensulfid  beginnt;  ja  nicht  einmal  ist  erwiesen,  ob  Glaukonit  und 
Schwefeleisen  gleichzeitig  oder  nacheinander  gebildet  werden,  was  durch- 
aus im  Bereiche  der  Mögüehkeit  liegt.  Schwefelsäure,  die  sich  durch 
Zersetzung  von  Eisensulfid  bildete,  hätte  sich  wahrscheinlich  auch  eher 
mit  im  Schlamm  fein  verteiltem  Kalk  oder  dem  der  Foraminiferenschalen 
verbunden,  als  den  viel  widerstandsfähigeren  Ton  zu  zerlegen.  Zudem 
haben  Collet  &  Lee  ja  wahrscheinlich  gemacht,  daß  das  Eisen  erst 
während  eines  zweiten  Stadiums  in  die  werdende  Glaukonitsubstauz 
unter  sukzessiver  Ersetzung  der  Tonerde  eintritt.  Glaukonit bildung  er- 
fordert aber  auch  noch  andere  Substanzen  als  Ton,  und  es  scheint,  „daß 
Glaukonit  sich  nicht  aus  schon  vorhandenem  Tone  bildet,  sondern  mit 
Vorliebe  bei  der  Zersetzung  ursprünglich  frischer  Kali-Tonerdesilikate  in 


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246  •        Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

statu  nascendi  des  Tones  entsteht"  (Muubay-Philippi).  Vielleicht  be- 
wirkte die  Verwesung  organischer  Substanz,  die  sicherlich  in  irgend 
eioer  Beziehung  zur  Glaukonitbildung  steht,  die  Entstehung  kolloidaler 
Tonsubstanz,  die  dann  ihrerseits  Kali  adsorbierte.  Übrigens  entsteht  die 
Glaukonitsubstanz  durchaus  nicht  ausschließlich  in  den  Hohlräumen  von 
Foraminifereuschaleu  usw..  Schon  Gümrel31")  fand  im  Grünsand  von  der 
Agulhasbank,  welchen  die  „Gazelle"  gelotet  hatte,  „viele  Quarzköruchen 
mit  einem  dünnen  grünlichen  Anflug  überdeckt  und  auf  feinen .  Rissen 
und  Spältchen  von  einer  grünen  Substanz  durchzogen,  die  in  Salzsäure 
sich  löst  und  wie  Glaukonit  sich  verhält".  Dann  haben  neuerdings  die 
sorgfältigen  Untersuchungen  von  L.  Cayecx'17)  an  Glaukonitgesteinen 
des  Mesozoikums  und  Tertiärs  das  häufige  Vorkommen  des  Minerals  als 
Utnkleidung  von  Quarzte örnern,  auf  Spaltrissen  von  Feldspat,  als  Pseudo- 
morphose  nach  Calcit,  als  Pigment  usw.  nachgewiesen,  also  augenschein- 
lich unabhängig  von  organischer  Substanz,  jedenfalls  nicht  direkt  ab- 
hängig von  Organisroenresten  und  ihren  Skeletten.  —  Die  grobe  Mehr- 
zahl der  rezenten  Glankonitkörner  stellt  keine  Foraminiferensteinkerne 
dar,  sondern  besitzt  ganz  unregelmäßige  Formen.  Gleichwohl  mag  auch 
ein  Teil  dieser  ursprünglich  in  der  Form  von  Steiukernen  gebildet 
worden  sein,  die  umgebenden  Schalen  wurden  aber  beim  Weiterwachsen 
gesprengt  und  bis  zur  Unkenntlichkeit  deformiert. 

II.  Die  durch  die  BildnngxnniKtKnde  den  Glaukonites  bedingte  Beschränkung  der 
glaukoniti&chen  Sedimente  nach  der  Tiefe  und  in  der  geographischen  Verbreitung 

Am  günstigsten  für  die  Bildung  des  Glaukonits  scheinen  die  Be- 
dingungen in  der  Nachbarschaft  der  Hundertfadenlinie  zu  liegen,  mit 
abnehmender  Häufigkeit  kommt  er  aber  noch  bis  zu  Tiefen  von  2000 
Fadeu  vor.  Die  „Valdivia*  lotete  glaukouitische  Sedimente  einmal  in 
Tiefen,  die  mehrfach  oberhalb  der  Hundertfaden-  oder  200  m-Linie  lagen, 
zum  andern  fand  sie  jedoch,  wie  auch  der  „Gauß\  vereinzelte  Glau- 
konitkörner selbst  in  küstenfemem  Globigerinenschlamm,  ja  in  roten 
Tonen  des  südatlantischen  Ozeans,  die  trotz  ihres  anscheinend  pelagischen 
Charakters  von  Kontinentalniineralien  erfüllt  sind.  Offenbar  haben  in 
diesen  Fällen  die  Glaukonitkörner  und  die  sie  begleitenden  Quarze  die 
gleiche  Herkunft,  doch  entzieht  sich  der  Ursprung  beider  vorläufig  noch 
unserer  Kenntnis. 

Über  die  geographische  Verbreitung  der  Grünsaude  und  -schlicke 
verdanken  wir  Collet  &  Lee  und  (  OLLETn18)  die  letzten  beiden,  nicht 
ganz  vollständigen  Zusammenstellungen,  deren  erster  auch  eine  allerdings 
ziemlich  rohe,  in  Fig.  84  kopierte  Karte  beigefügt  ist.  Grünsande  und 
-Schlicke  fanden  sich  bisher  im  nordatlantischen  Ozean  in  der  Nachbar- 
schaft des  Wyville-Thomson- Rückens  zwischen  den  Hebriden  und  den 
Färöern,  längs  den  Küsten  von  Portugal  und  Spanien,  an  der  Ostküste  der 


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Glaukonitische  Sedimente 


247 


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248  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

• 

Vereinigten  Staaten  südlich  vom  Kap  Hatteras  und  nordöstlich  von  Cnba, 
sowie  an  verschiedenen  Punkten  der  Westküste  von  Afrika  (so  vor  der 
aus  kristallinischen  Gesteinen  bestehenden  Küste  von  Senegambien  von 
23°  N.  Breite  bis  zum  Kap  Verde  bis  zu  2500  m  Tiefe),  im  Indischen 
Ozean  an  verschiedenen  Stellen  längs  der  Ostküste  von  Afrika,  südlich 
der  Sunda- Inseln,  sowie  vor  der  West-  und  Südküste  von  Australien. 
Schon  lauge  bekannt319)  und  sehr  wichtig  sind  die  glaukonitischen 
Sedimente  der  Agulhas-Bank,  die  hier  in  großer  Verbreitung  den  Boden 
außerhalb  der  Huudertfadenlinie  bedecken  und  sich  durch  ihreu  Reichtum 
an  Phosphoritkonkretionen  auszeichnen.  Auch  eine  größere  Zahl  von  Orten 


Fig.  85. 

Grüner  Schlick,  sehr  reich  an  Schwammnadeln.   Aus  105  m  Tiefe  von  der  Agulhas-Bank 
vor  Südafrika.  nValdivia"-Station  97.  Vergrößerung  18 mal.  Aus  Murray  und  PHILIPPI, 
Die  Grundproben  der  „Deutschen  Tiefsee-Expedition",  Tafel  III  (XVIII),  Fig.  2. 

im  Australasiatischen  Archipel,  so  im  Gebiete  der  Philippinen  und  zwischen 
Neu-Guinea  und  Australien,  und  im  Pazifischen  Ozean  lieferten  glaukonit- 
reiche Sedimente,  u.  a.  die  Ostküste  von  Japan  und  Australien  und  längs 
der  Westküste  der  Chatham-Insel,  aber  nirgends  von  solcher  Reinheit, 
wie  die  von  der  „Tuscarora1*  längs  den  kalifornischen  Steilgestaden 
aus  200—700  m  geloteten  schwarz-grünen  Schlicke  voll  dunkler  Glau- 
konitkörner von  0,6  mm  Durchmesser.  Alle  Fundorte  liegen  in  relativer 
Küstennähe. 

Die  Angabe  von  Mtjrray  »fr  Renard,  daß  glaukonitische  Sedimente 
ein  Gebiet  von  2  650000  qkm  des  Meeresbodens  bedecken,  hat  nach  den 
vielfachen,  neueren  Funden  als  zu  niedrig  zu  gelten. 


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Glaukonitische  Sedimente 


249 


III.  Weitere  Komponenten  der  glaukonitischen  Sedimente 

Nur  wenige  Angaben  über  die  übrigen  Bestandmassen  glaukonitischer 
Sedimente  mögen  hinzugefügt  werden.  Der  Kalkgehalt  derselben  ist 
sehr  wechselnd,  von  geringen  Spuren  bis  zu  56°/o.  Im  Durchschnitt 
enthielten  die  „Challenger" -Proben  26%;  mit  der  Tiefe  scheint  der  Kalk- 
gehalt zu  wachsen.  In  den  küsteufernen  Grünschlicken  ist  derselbe 
hauptsächlich  auf  die  Schlichen  pelagischer  Foraminiferen  und  die  Hart- 
gebilde der  Coccolithophoriden  zurückzuführen,  während  in  den  küsten- 
nahen Grünsaudeu  mehr  die  benthonischen  Foraminiferen  die  Oberhand 
bekommen.  Von  kieseligen  Organismen  fand  die  „Valdivia"  einmal  25%, 
und  zwar  vorwiegend  Schwammnadeln  (Fig.  85). 


Fig.  86. 

Grün-  oder  Glaukonitsand,  entkalkt.    Aus  818  m  Tiefe  von  der  Aquilins- Bank  vor  Süd- 
afrika.  „ValdiviV-Station  113.   Vergrößerung  18mal.   Aus  MURRAY  und  PlllLU'PI,  Die 
Grundproben  der  „Deutschen  Tiefsee-Expedition",  Tafel  IV  (XIX),  Fig.  2. 

Sehr  reichlich  finden  sich  Mineralteile,  von  denen  auf  der  Agulhas- 
Bank  bis  40,  ja  50%  des  Sedimentes  gebildet  werden.  Merkwürdiger- 
weise fand  die  „Valdivia"  in  den  dort  geloteten  Sanden  außer  Glaukonit 
nur  noch  Quarzkörner  (Fig.  86),  nichts  von  den  sonst  an  einer  Kou- 
tinentalküste  zu  erwartenden  Silikaten,  insbesondere  Feldspäten.  Dies 
scheint  den  Gedanken  nahezulegen,  daß  dieselben  bei  der  Glaukonitbildung 
verbraucht  wurden.  Sonst  sind  in  Glaukonitsedimenten  alle  möglichen 
Mineralien  festgestellt  worden,  wie  Feldspat,  Hornblende,  Magnetit, 
Augit,  ferner  Turmalin,  Zirkou,  Granat.  Feinstes,  grünes  Schlämmprodukt 
betrug  bei  den  „Challenger"  -  Proben  durchschnittlich  34%  der  Masse, 
nie  unter  9,  einmal  -84%,  deutlich  mit  der  Meerestiefe  zunehmend. 


250  Die  jungen  Meeressediniente  und  ihre  Bildung 

Die  beschriebene,  charakteristische  Zusammensetzung  glaukonitischer 
Sedimente  hat  naturgemäß  nur  Geltung  für  die  Fälle,  in  denen  der 
Glaukonit  eine  rezente  Neubildung  darstellt;  wenn  man  z.  B.  am  Ostsee- 
strande des  Samlandes  Strandsaude  findet,  die  reich  au  Glaukonit- 
körnern sind,  —  welche  aus  der  bern  stein  führenden  „Blauen  Erde"  des 
Unteroligozäns  ausgewaschen  werden,  —  oder  wenn  von  Pourtalüs 
feststellte,  daß  unfern  des  Einganges  in  die  eigentliche  Bucht  von  New 
York  der  Sand  reich  an  schwarzen  Körnern  —  den  auf  sekundärer 
Lagerstätte  liegenden  Glaukonitsteinkernen  von  Foraminiferen  aus  dem 
Kreide-Grünsande  New  Jerseys  —  ist,  so  wird  man  solche  Ablagerungen 
mit  umgelagertem  Glaukonit  scharf  von  denjenigen  mit  primärem,  re- 
zenten Glaukonit  zu  trennen  haben.  Sind  in  jenen  Fällen  in  der  Tat 
nicht  alle  im  Obigen  als  wahrscheinlich  nötigen  Vorbedingungen  für  die 
Glaukonitneubildung  erfüllt,  so  scheint  dieses  anderseits  in  jenem  Streifen 
glaukonitischer  Sedimente  der  Fall  zu  sein,  der  in  Tiefen  von  50  bis 
100  und  noch  mehr  Faden  in  der  Höhe  der  Küsten  von  Georgia  und 
Süd-Carolina  entlang  zieht  und  schon  von  von  Pourtalüs  erkannt 
wurde.  Dort  befinden  wir  uns  charakteristischerweise  im  Grenzgebiete 
des  Floridastromes.  Hier  und  da  treten  aber  auch  im  wirklichen  Bette 
dieses  Stromes  glaukonitische  Ablagerungen  auf. 

IV.  Die  Phosphorltkonkretionen  der  glnukonitiKrhen  Sedimente 

Beim  Dredschen  auf  Glaukonitböden  stellen  sich  fast  gesetzmäßig 
kleinere  oder  größere  Phosphoritkonkretionen  (phosphatic  concretions  der 
Engländer,  concretions  phosphatees  oder  nodules  phosphates  der  Franzosen) 
ein,  deren  Bildung  wir  nunmehr  verfolgen  wollen.  Die  ,,Challengeru- 
Expedition  fand  solche  Konkretionen  in  großer  Zahl  und  von  oft  beträcht- 
lichen Dimensionen  (bis  zu  G  cm  Durchmesser),  meist  von  wunderlich  un- 
regelmäßiger Gestalt,  außen  von  glasigem  Aussehen,  gewöhnlich  mit  dünnem 
Anflug  von  schmutzig-brauuen  Eisen-  und  Manganoxyden,  häufig  oberfläch- 
lich durch  Anbohruugen  zerstört.  Besondei-s  reichlich  finden  sie  sich  auf  der 
Agulhas-Bank,  wo  sie  vom  nChallengeru,  von  der  „Gazelle",  der  „Val- 
divia"  und  neuerdings  von  den  Schiffen  des  „ Department  of  Agriculture* 
der  Kapkolonie  in  großen  Mengen  gedredscht  wurden.  Als  weitere  Fund- 
orte gibt  Collet  an  die  Küste  von  Spanien  und  Portugal,  die  Ostküste  von 
Japan,  die  Ostküste  Australiens,  die  Küste  von  Chile,  sowie  den  Meeres- 
boden zwischen  den  Falklandsinseln  und  der  Mündung  des  Rio  de  la 
Plata.  Al.  Agassi/,'120)  fand  sie  entlang  den  atlantischen  Küsteu  von 
Nordamerika  bis  in  die  Straße  von  Florida  hinein.  Einige  besonders 
instinktive  Stücke  hat  J.  Murray  beschrieben.  Die  eingehendste  Unter- 
suchung haben  aber  die  Phosphatkonkretionen  der  Agulhas-Bank  er- 
fahren, zuletzt  durch  Collet321)  und  durch  Murray  &  Philippi. 


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Glaukonitische  Sedimente  251 

Collet  unterschied  an  seinem  reichen  Material  zwei  Haupt- 
typen: 1.  Phosphoritknollen  mit  Foraminiferen  oder  anderen  Organismen, 
deren  Kalkschalen  häufig  durch  das  Calciumphosphat  „pseudomorpho- 
siertu  sind  und  die  in  einigen  Fälieu  als  Kerne  dienen,  um  die  sich 
andere,  konzentrische  Zonen  abzusetzen  scheinen.  2.  Phosphorit- 
knollen  ohne  Foraminiferen,  bezw.  andere  kalkige  Organismen reste. 
Die  Phosphatsubstanz  scheint  nur  die  Glaukonitkörner  und  die  klastischen 
Mineralien  zu  zementieren.  Auch  die  Knoflen  zweier  „Val<liviaw-Sta- 
tionen  im  Gebiete  der  genannten  Bank,  südlich  von  der  Mossel-Bay  aus 
155  m  Tiefe  und  auf  der  Höhe  des  Kaps  der  Guten  Hoffnung  aus 
318  m,  entsprechen  diesen  beiden  Typen  bis  zu  einen»  gewissen  Grade, 
so  daß  wir  annehmen  dürfen,  daß  mit  jener  Einteilung  etwas  Richtiges 
erfaßt  wurde.  Der  Gehalt  an  phosphorsaurem  Kalk  (Ca3(P04)s)  schwankt 
zwischen  etwa  30  und  -50°/o.  Gewisse  Knollen,  die  „uodules  jaunes" 
Collets,  enthalten  bis  über  23%  Fe«03.  Collet  hat  gemeint,  daß 
der  Eisengehalt  dieser  Knollen  auf  eine  Zersetzung  von  Glaukonit 
zurückzuführen  sei.  Das  ist  bei  Stücken,  welche  die  „Valdivia"  dredschte, 
unwahrscheinlich,  da  sonst  doch  wohl  sicher  auch  Quarz,  der  ständige 
Begleiter  des  Glaukonits,  vorhanden  wäre  und  da  wohl  in  dem  Falle 
einer  so  starken  Zersetzung  besonders  auch  die  zarten  Gehäuse  der 
Foraminiferen  gelitten  hätten,  was  nicht  der  Fall  ist.  Wahrscheinlich 
schlug  sich  das  Eisenhydroxyd  bereits  als  solches  bei  dem  Prozesse  der 
Phosphoritisierung  nieder.  Sehr  auffällig  ist  ein  Gehalt  an  CaSOj,  der 
in  manchen  Analysen  über  14°/o  erreicht.  Der  Gehalt  an  kohlensaurem 
Kalk  schwankt  innerhalb  weiter  Grenzen  und  hängt  hauptsächlich  von 
der  Beteiligung  kalkschaliger  Organismen  ab.  Doch  findet  sich  gelegent- 
lich auch  neugebildeter,  kristallinischer  Kalkspat,  so  in  homogenen 
Knollen  von  der  erstgenannten  „ValdiviV -Station  aus  155  m.  Es  han- 
delt sich  um  den  „nodules  jaunes"  nahestehende,  dem  ersten  Typus 
Collets  entsprechende  Fälle.  Die  Analyse  einer  solchen  homogenen, 
von  Glaukonit  oder  detritogenen  Mineralien  fast  freien  Knolle  ergab: 


SiOi  .    .  . 

.  3,02 

Ca3(P()4)i  . 

.  28,06 

CaC03   .  . 

.  33,14 

Ca SO*   .  . 

.  14,65 

MgCOs  .  . 

.  4,80 

Fe403    .  . 

.  15,91 

AM)9    .  . 

2,94 

102,52 

Andere,  ähnliche  Stücke  enthielten  vereinzelte  Glaukonitkörner  und 
zeigten  auch  beginnende  Glaukonitbildung  im  Innern  von  Foraminiferen- 
gehäusen.    Nach  Murray  &  Philippi  handelt  es  sich  in  diesen  homo- 


252 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  BilduDg 


genen  Knollen  um  phosphoritisierte  Globigerinenschlamme,  wie  sie  sich 
nicht  selten  in  größerem  Abstände  von  der  Küste  des  Kaplandes  bilden. 
Die  Phosphoritbildung  dürfte  im  wesentlichen  auf  die  Matrix  beschränkt 
gewesen  sein,  indem  der  feinste  Kalkschlamm,  die  kleinsten  Foramini- 
ferengehänse  und  die  Hartgebilde  der  Coccolithophoriden,  die  in  den 
Dünnschliffen  nicht  mehr  nachweisbar  sind,  dem  Phosphoritisierungs- 
prozesse  zum  Opfer  fielen.  Andere,  bis  faustgroße  Knollen  sind  aus 
vielen  kleinen  Knöllchen  zusammengesetzt,  deren  regellose  Verwachsung 
die  Unregelmäßigkeit  der  äußeren  Form  bedingt.  Die  kleinen  Knöllchen 
sind  z.  T.  offenbar  Gerölle  der  ersten  homogenen  Art  und  wie  diese  von 
rostbrauner  Färbung;  daneben  aber  finden  sich  andere  Typen,  die  in 
Färbung,  Häufigkeit  der  eingeschlossenen  Organismenreste  usw.  mannig- 
fache Verschiedenheiten  aufweisen.  Die  Gerölle  umgibt  oft  ein  grün- 
licher, an  Glaukonit  erinnernder  (oder  ein  rotbrauner)  Saum,  wie  er  mir 
übrigens  ähnlich  auch  von  fossilen  Vorkommnissen  bekannt  ist.  Diese 
(ierölle  werden  von  einer  grauen  Matrix  von  abweichender  Beschaffen- 
heit zementiert;  auffallend  ist  besonders  deren  größerer  Reichtum  an 
Glaukonitkörnern  und  mit  Glaukonit  erfüllten  Foraminiferengehäusen. 
Außerdem  bringen  Verschiedenheiten  in  der  Färbung,  in  der  Größe  der 
eingeschlossenen  Foraminiferen  und  im  Glaukonitgehalt  mannigfache 
Abstufungen  hervor,  und  man  gewinnt  den  Eindruck,  daß  es  sich  um 
ein  allmähliches  Weiterwachsen  der  zementierenden  Substanz  unter  sehr 
verschiedenen  Bedingungen  handelt.  Dafür  würde  auch  eine  Beobachtung 
Collets  sprechen,  welcher  aus  der  Nachbarschaft  des  Kaps  der  Guten 
Hoffnung  eine  Knolle  beschreibt,  deren  unterer,  gelb  gefärbter  Teil  fast 
ganz  aus  Foraminiferengehäusen  besteht,  während  der  obere,  schwärz- 
liche in  großen  Mengen  Glaukonitkörner  enthält.  Die  zusammengesetzten 
Knollen  der  „Yaldi via" -Ausbeute  sind  sehr  reich  an  größeren  Organismen- 
resten, Zweischalern,  Schnecken,  Brachiopoden  und  Korallen,  die  auf  der 
Außenseite  als  Steinkerne  oder  Abdrücke  erhalten  sind,  während  sich 
im  Innern  der  Knollen  häufig  noch  die  ursprüngliche  Schalensubstanz 
vorfindet.  In  dem  ursprünglich  weichen,  später  phosphoritisierten  Glo- 
bigerinenschlamm,  der  einen  Teil  der  Gerölle  zusammensetzt,  konnte 
diese  Fauna  nicht  leben;  erst  nach  Bildung  der  ersten  Knollen,  wahr- 
scheinlich aber,  als  diese  bereits  ausgewaschen  waren,  ja  sich  möglicher- 
weise auf  sekundärer  Lagerstätte  befanden,  war  ihre  Ansiedelung  mög- 
lich. Ob  die  Phosphoritbildung  zu  Lebzeiten  dieser  Fauna  ruhte,  läßt 
sich  nicht  mit  Sicherheit  angeben,  nach  dem  Absterben  müssen  sich  aber 
die  Hartgebilde  mit  weichem  Schlamme  gefüllt  haben,  der  wiederum 
phosphoritisiert  wurde.  Das  Auftreten  dieser  makroskopischen  Fauna 
beweist  also  ebenso  wie  der  Unterschied  zwischen  Geröllen  und  Zement, 
daß  die  Phosphoritbildung  an  der  betreffenden  Stelle  in  mindestens  zwei, 
zeitlich  getrennten  Phasen  vor  sich  ging. 


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Glankonitische  Sedimente 


253 


Dem  zweiten  Typus  von  Collet  entsprechen  solche  Phosphorit- 
knollen, welche  im  wesentlichen  einen  phosphoritisierten  Grünsand  ohne 
viele  kalkige  Organismenreste  darstellen.  Knollen,  welche  die  „Valdivia" 
am  Kap  der  Guten  Hoffnung  aus  318  ra  dredschte,  gehören  hierher.  Die 
Farbe  ist  ein  dunkles  Grün,  die  Oberfläche  nicht  so  löcherig,  wie  bei 


Fig.  87. 

Zusammengesetzt«  Phosphoritknolle  von  der  Agulhas-Bank  vor  dem  Kap  der  Guten  Hoff- 
nung. Aus  318  m  Tiefe.  „Valdivia"- Station  113.  7,  nat.  Größe.  Aus  Murray  und 
Pmuppi,  Die  Grundproben  der  „Deutschen  Tiefsee-Expedition",  Tafel  VII  (XXII),  Fig.  1. 

dem  anderen  Typus,  doch  sind  die  Umrisse  auch  hier  stets  ganz  un- 
regelmäßig. Über  faustgroße  Knollen  (Fig.  87)  bestehen  deutlich  aus  einer 
großen  Menge  Einzelknollen,  die  durch  einen  gelblichen  Zement  miteinander 
verkittet  sind.  Der  Glaukonitgehalt  ist  sehr  verschieden,  selbst  inner- 
halb ein  und  derselben  Knolle,  was  auf  ein  Weiterwachsen  unter  ver- 
änderten Verhältnissen  hindeuten  könnte.    Neben  dem  Glaukonit  findet 


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254 


Die  jungen  Meeressedi  mente  und  ihre  Bildung 


sich  meist  sein  häufigster  Begleiter,  der  Quarz.  Nicht  selten  sind 
Plagioklase,  während  Orthoklas  ganz  zurücktritt;  auf  dieses  auffällige 
Überwiegen  der  Plagioklase  über  den  Orthoklas  in  den  glaukonitreichen 
Phosphoriten  hat  bereits  Lee  aufmerksam  gemacht.  Nur  gelegentlich 
fanden  sich  vereinzelte  Foraminiferengehäuse.  Dagegen  sind  makroskopische 
Steinkerne  höherer  Tiere,  wie  Zweischaler,  Schnecken,  Brachiopoden, 
zahlreich  vorhanden.  Besonders  interessant  ist  ein  von  der  „Valdivia44 
erbeuteter  Steinkern  eines  irregulären  Seeigels  (Fig.  88).  Die  Analyse 
einer  solchen  Knolle  vom  zweiten  Typus  wird  von  MURRAY  &.  Philippi, 
wie  folgt,  mitgeteilt: 


SiO,  .    .  . 

.  26,70 

CasfPO,),  . 

.  36,37 

CaC03   .  . 

.  10,53 

Ca SO,   .  . 

.  11,26 

MgCO,  .  . 

.  4,67 

Fe,03    .  . 

.  5,34 

AWOa     .  . 

7,51 

102,38 

Die  große  Menge  SiO*  geht  auf  Quarz,  Glaukonit  und  andere  bei- 
trt'iiH'iiirtc  Silikate  zurück.  Der  Gehalt  an  kohlensaurem  Kalk  ist  wahr- 
scheinlich in  feiner  Verteilung  dem 
phosphorsauren  Kalk  beigemengt. 
Auffällig  ist  auch  hier  wieder  der 
hohe  Gehalt  an  schwefelsaurem 
Kalk.  Merkwürdig  ist,  daß  die 
Analyse  trotz  des  unzweifelhaft 
vorhandenen  Glaukonits  kein  Kali 
angibt,  was  übrigens  auch  von 
den  Analysen  des  „Challengcr"- 
Berichtes  und  bei  Collet  gilt. 
Aber  der  Glaukonit  der  Phosphorit- 
knollen  unterscheidet  sich,  was 
auch  aus  der  eingehenden  Be- 
schreibung von  Lee  hervorgeht,  in 
keiner  Weise  von  dem  der  normalen 
(Jriinsande.  „Diese  merkwürdige 
Tatsache4*  —  meinen  Murray  & 
Philippi  —  „legt  uns  die  Frage 
vor,  ob  das  Alkali  des  Glaukonits 
wirklich  in  ihm  chemisch  verbunden  ist,  oder  ob  es  nicht  vielleicht  in 
einem  Ton  lediglich  absorbiert"  (besser:  adsorbiert)  „ist.  In  letzterem 
Falle  wäre  es  denkbar,  daß  das  nur  mechanisch  gebundene  Alkali  bei 
der  Phosphoritbildung  verschwand".    Demgegenüber  liegt  aber  auch  die 


Fig.  88. 

Phosphoritisclier  Steinkern  eines  irregulären 
Seeigels,  zerbrochen.  Nat.  Größe.  „Val- 
di via"- Station  113.  Aus  Mcrray  und 
PHILU'Pt,  Die  Grundproben  der  „Deutschen 
Tiefsee -Expedition",  Tafel  VII  (XXII), 
Fig.  5. 


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Glaukonitische  Sediment« 


256 


von  Murray  in  einer  Anmerkung  erörterte  Möglichkeit  vor,  daß  wohl 
Kali  vorhanden  ist,'  aber  dem  analysierenden  Chemiker  in  zu  geringer 
Menge  erschien,  als  daß  er  es  für  nötig  befunden  hätte,  dieselbe  quan- 
titativ zu  bestimmen.  Da  Glaukonit  immerhin  nur  einen  Bruchteil  der 
Gesamtmasse  einer  Phosphatknolle  «ausmacht,  an  sich  aber  nur  7 — 8°,'o 
Kali  enthält,  könnte  die  Gesamtanalyse  einer  solchen  Knolle  überhaupt 
nur  wenig  Alkali  aufführen. 

Bezüglich  der  Entstehung  der  marinen  Phosphate  stimmen  die  An- 
schauungen von  Murray  «fc  Renard,  Collet  und  Murray  &  Philippi 
wohl  überein.  Für  die  Entstehung  von  Phosphoritknollen  am  Meeresboden 
ist  vor  Allem  die  Anwesenheit  größerer  Mengen  in  Verwesung  befindlicher 
Tierleichen  erforderlich.  „Bei  der  Zersetzung  der  organischen  Substanz 
bildet  sich  Ammoniak,  das  sich  mit  der  in  den  Knochen,  Zähnen  usw. 
enthaltenen  Phosphorsäure  zu  Ammoniumphosphat  verbindet.  Dieses 
wiederum  zerfällt  bei  Anwesenheit  von  kohlensaurem  Kalk  in  Kalk- 
phosphat und  kohlensaures  Ammonium  nach  der  Formel: 

2  P04(NH4)s  +  3  Ca  CO.,  =  (P04)iCa,  +  3  CO,(NHi), 

Während  bei  Anwesenheit  von  Kalk  im  Meeresschlamnje  eine  Art  von 
Pseudomorphose  von  Phosphorit  nach  Kalk  stattfindet,  handelt  es  sich 
um  eine  Ausfällung  aus  dem  Meereswasser,  wenn  ursprünglich  keiu  Kalk 
im  Sediment  vertreten  waru  (Murray-Philippi).  Übrigens  haben  Ir- 
vixe  und  Anderson322)  in  einer  Koralle,  welche  6  Monate  lang  in 
Ammoniumphosphat  gelegen  hatte,  60%  Calciumphosphat  nachgewiesen. 
Auch  sei  hier  im  Hinblick  auf  die  eben  erwähnte  Ausfällung  von  Kalk 
an  den  „ Zoophosphorit u  erinnert,  welcher  in  der  durch  0.  M.  Reis  dar- 
gelegten Weise  durch  Ausscheidung  in  dem  interfibrillären  Protoplasma 
der  Muskeln  von  früher  lebenden  Reptilien,  Fischen,  Anneliden  und 
Cephalopoden,  wie  sie  jetzt  fossil  z.  B.  in  den  Solnhofener  Plattenkalken 
liegen,  die  histologischen  Eigentümlichkeiten  der  quergestreiften  Muskel- 
fasern bis  auf  unsere  Zeit  erhaltungsfähig  machte.  Der  Zusammenhang 
der  Phosphoritentstehung  mit  der  Verwesung  großer  Massen  von  Or- 
ganismen geht  ohne  Weiteres  aus  der  geographischen  Verteilung  der 
oben  bereits  angeführten  Fundorte  hervor.  nIn  den  meisten  hier  ge- 
nannten Regionen  begegnen  sich  kalte,  polare  und  warme,  äquatoriale 
Strömungen.  Die  raschen  Temperatnrveränderungen,  die  an  diesen 
Stellen  vor  sich  gehen,  müssen  ein  Massensterben  derjenigen  marinen 
Organismen  hervorrufen,  deren  Existenz  an  bestimmte  Temperaturen 
des  Meereswassers  geknüpft  ist".  Hierfür  kommen  aber  nicht  nur 
Plauktonwesen,  sondern  auch  Fische  in  Betracht.  In  beginnender 
Phosphoritisierung  befindliche  Molluskenschalen  scheinen  übrigens 
J.  Lomas  sowohl  aus  der  Irischen  See,  wie  aus  der  Palkstraße  nörd- 
lich von  Ceylon  vorgelegen  zu  haben323). 


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256 


Die  jungen  Meeressedimente  uud  ihre  Bildung 


Die  von  der  „Valdivia" -Expedition  auf  der  Agulhas-Bank  gedredschten 
Phosphoritknollen  sind  z.  T.  abgerollt  und  von  einer  sessilen  Fauna  (siehe 
auch  Fig.  87)  überrindet,  die  aber  sehr  schlecht  erhalten  ist.  Starke  Strö- 
mungen scheinen  heute  an  den  fraglichen  Stellen  die  Phosphoritbildung 
ganz  zu  hindern.  Durch  das  stark  bewegte  Wasser  muß  neugebildetes 
Ammoniumphosphat  sehr  rasch  entfernt  und  so  eine  Reaktion  auf  den 
kohlensauren  Kalk  des  Schlammes  verhindert  werden.  Mürray  &  Pm- 
lippi  folgern  aus  der  Eigenart  dieser  Knollen  eine  zweimalige  Hebung 
des  Meeresbodens  im  Gebiete  der  Agulhas-Bank.  Produkt  einer  ersten 
Phosphoritbildung  in  tiefem  und  küstenfernem  Wasser  waren  eisenreiche, 
homogene  Primärknollen;  dieselben  wurden  nach  einer  Hebung  des  Meeres- 
bodens aus  dem  umgebenden  Schlamme  ausgewaschen  und  abgerollt, 


Die  Grundproben  der  „Deutschen  Tiefte-      mit  eiuem  an  Glaukonit  reicheren, 

Expedition",  Tafel  VII  (XXII),  Fig.  3.     viele  Foraminiferen  enthaltenden 


räume  zwischen  den  Primärknollen  erfüllte  und  uun  seinerseits,  vielleicht 
während  einer  abermaligen  Senkung  des  Meeresbodens,  phosphoritisiert 
wurde,  bis  eine  abermalige  Hebung  die  gegenwärtigen  Verhältnisse  her- 
stellte, unter  welchen  an  den  in  Rede  stehenden  Stellen  der  Agulhas-Bank 
heute  Phosphoritbildung  offenbar  nicht  mehr  statt  hat.  An  anderen 
Stellen  jedoch  scheint  solche  noch  jetzt  ihren  Fortgang  zu  nehmen,  ins- 
besondere auf  den  Abhängen  und  solchen  Flächen  der  Bank,  wo  die- 
selbe nicht  von  allzu  heftigen  Strömungen  bestrichen  wird. 

Die  Diskussion  der  Phosphoritbildung  auf  der  Agulhas-Bank  ergibt, 
abgesehen  von  den  besprochenen  Schwankungen,  ein  Vorherrschen  der 
Hebungen  des  Meeresbodens,  beziehungsweise  der  negativen  Strand- 
verschiebuugen.  Hiermit  stimmt  außer  anderen  geologischen  Be- 
obachtungen auf  dem  benachbarten  Festlande  gut  überein,  daß  Rogers 
und  Schwarz324)  an  der  Süd-  und  Westküste  der  Kapkolonie  junge 
Meereskalke  nachwiesen,  welche  eine  rezente  Hebung  von  50 — 100' 
wahrscheinlich  machen. 


Fig.  89. 

Phosphoritknolle,  einen  Zahn  von  Carcharo- 
don  umschließend.  Nat.  Größe.  „Valdivia"- 
Station  104.    Aus  Mt'RRAY  und  PlULIPPI, 


worauf  sie  mit  einer  sessilen  Fauna 
besiedelt  wurden.  Diese  leider 
sehr  schlecht  erhaltene  Fauna 
scheint  nicht  älter  als  jungtertiär 
zu  sein;  hierfür  würde  auch  ein 
in  einer  der  „Valdiviau-Knollen 
eingeschlossener  Carcharodon-Zahn 
sprechen,  der  wahrscheinlich  zu 
der  heute  noch  lebenden  Art 
C.  Rondeletii  (Fig.  89)  gehört.  Die 
Hartgebilde  dieser  hauptsächlich 
benthonischen  Fauna  füllten  sich 


Schlamm,  der  auch  die  Zwischen- 


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Kalkschlicke 

D.  Kalkschlicke 


257 


I.  Korallenschlicke  der  Tropen 

Als  „Korallensande  und  -Schlamme"  (coral  sand  and  mud  der  Eng- 
länder, sable  corallien  et  boue  corallienne  der  Franzosen)  wurden  von  den 
Naturforschern  der  r,Challengertt-Expedition  kalkreichere  Sedimente  be- 
zeichnet, welche  sich  auf  den  Abhängen  der  tropischen  Korallenriffe  in 
flachem  und  tiefem  Wasser  bilden  und  je  nach  der  Entfernung  von  den 
Riffen  und  der  Tiefe  mehr  Bruchstücke  von  Mitgliedern  der  Riff-Fauna  und 
-Flora  oder  mehr  Planktonschalen  enthalten.  Während  die  „Korallensande", 
die  wir  bereits  oben  bei  den  Bildungen  des  Schelfs  unter  den  „detritogenen 
Kalkablagerungen"  mitbehandelten,  bis  etwa  600  m  Tiefe  hinuntergehen, 
bilden  die  „Korallenschlamme"  als  feine,  weißliche  oder  gelbliche,  auch  grün- 
liche Schlicke  die  Sedimente  in  den  größeren  Tiefen  bis  zu  etwa  3000  m  und 
gehen  schließlich  in  eine  der  eupelagischeu  Sedimentarten  über.    Der  in 
allen  diesen  Sedimenten  die  Hauptmasse  ausmachende  kohlensaure  Kalk 
betrug  in  den  „Challenger"- Proben  im  Mittel  85%,  in  den  größeren  Tiefen 
etwas  weniger,  in  den  geringeren  aber  bis  zu  90°/0.    Als  Lieferanten 
dieses  kohlensauren  Kalkes  sind  je  nach  der  Tiefe  benthonische  Fora- 
miniferen  jmit  40— 2°/0,  planktonische  mit  10— 56 °/o"  beteiligt,  Wo 
Übergänge  in  den  eupelagischen  Pteropodenschlamm  erfolgen,  häufen  sich 
neben  den  Globigerinen  die  Schalen  der  pelagischen  Pteropoden.  Kieselige 
Organismenreste  und  Mineralbeimenguugen  erreichen  beide  keine  2°/o. 

Derartige  Sedimente  sind,  wie  ja  überhaupt  der  Pazifische  Ozean  den 
größten  Reichtum  an  Korallenriffen  besitzt,  in  größter  Verbreitung  in  den 
tropischen  Teilen  gerade  dieses  Weltmeeres  verbreitet.  Nach  Murhay  & 
Renard  sollten  von  den  10  Millionen  qkm,  die  diesen  Korallensanden 
und  -Schlicken  zugeschrieben  wurden,  Ö1/»  Millionen  dem  Pazifischen, 
3  dem  Atlantischen  und  lV*  dem  Indischen  Ozean  zukommen.  Doch 
meint  Krümmel,  daß  diese  Areale  sicher  zu  hoch  gegriffen  sind,  und 
in  der  Tat  hat  Murray  1909  für  den  Indischen  Ozean  nur  noch  0,7 
und  haben  Murray  und  Lee  für  den  Pazifischen  Ozean  nur  noch  3,4 
Millionen  qkm  angegeben. 

Die  Korallenschlicke  sind  in  ähnlicher  Weise  Vertreter  des  Blau- 
schlicks um  Korallen inseln  und  -riffe,  wie  die  vulkanischen  Schlicke 
um  ozeanische  Vulkaninseiii. 

II.  Kalkschlicke  der  Mittelmeere 

Vorbemerkungen 

Zu  den  Kalkschlicken  (calcareous  mud  der  Engländer,  boue  cal- 
caire  der  Franzosen)  gehören  indessen  auch  Kalksedimente,  wie  sie 
im  Amerikanischen  und  im  Romanischen  Mittelmeer  in  großer  Ver- 

Andrce,  Geologie  dca  Meerwboden».  II.  J7 


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258 


Die  jungeu  Meeressed  iroent«  ond  ihre  Bildung 


breitunp  auftreten,  und  zwar  in  letzterem  ohne  jeglichen  Zusammenhang 
mit  Korallenriffbauten.  Murray  &  Renakp  zählten  die  Sedimente  des 
Romanischen  Mittelmeeres  zum  Blauschlick,  und  mit  der  blauen  Signatur 
desselben  findet  man  auf  der  dem  „Valdivia"-Werk  beigegebenen  Sediment- 
karte, abgesehen  von  kleinen  Flecken  von  Pteropodenschlamm,  auch  die 
ganze  Fläche  des  Mittelmeeres  eingenommen.  Indessen  kann  diese  Auf- 
fassung ebensowenig  befriedigen,  wie  die  Zurechnung  der  meisten  Sedimente 
des  Amerikanischen  Mittelmeeres  zum  eupelagischen  Globigerinenschlanim. 
Auf  alle  Fälle  ist  es  gerade  im  Hinblick  auf  die  Vergleichung  mit  fossilen 
Sedimenten  —  die  ja,  wenn  nicht  den  litoralen,  so  doch  in  der  Haupt- 
sache den  hemipelagischen  Ablagerungen  der  Jetztzeit  homologisiert 
werden  müssen  —  von  großer  Wichtigkeit,  die  Eigenart  solcher  mittel- 
meerischen  Sedimentbilduugen  besonders  hervorzuheben  und  die  be- 
stehenden Unterschiede  gegen  die  typischen  Blauschlicke  einer-,  die 
eupelagischen  Globigerinenschlamme  anderseits  gebührend  zu,  betonen. 

1.  Die  Sedimente  des  Amerikanischen  Mittelmeeres 

Die  Sedimente  des  Amerikanischen  Mittelmeeres  sind  uns  besonders 
durch  die  Arbeiten  von  Au.  Agassiz  auf  dem  „Blake"  und  von  Peake 
auf  der  „Britannia"  bekannt  geworden,  und  J.  Murray325)  hat  einen 
großen  Teil  der  erbeuteten  Proben  selbst  beschrieben.  Den  tieferen 
Boden  des  karibischen,  des  Cayman-Yucatan-  und  des  mexikanischen 
Beckens  nimmt  ein  sehr  hell  gefärbter,  weißer  oder  kreidig  graner 
Kalkschlick  ein,  der  70 — 80,  vereinzelt  sogar  gegen  90ü/o  CaCOs  enthält. 
Dieses  Kalkkarbonat  rührt  von  den  Schalen  zahlreicher  pelagischer 
Organismen  her,  unter  denen  die  Pteropoden  womöglich  noch  häufiger 
sind,  als  die  Foraminifereu.  Insbesondere  liefern  von  den  ersteren 
namentlich  die  Gattungen  Clio,  Hyalea,  Triptera,  Atlanta,  Styliola  usw. 
etwa  die  Hälfte  des  vorhandenen  Kalkanteils  des  Sedimentes.  Aber 
schon  Murray  selbst  hat  darauf  hingewiesen,  daß  die  reichliche  Bei- 
mengung gröberer  Mineralkörner  und  die  sehr  viel  hellere  Farbe  wesent- 
liche Unterschiede  dieser  mittelmeerischen  Sedimente  gegenüber  den 
eupelagischen  Globigerinen-  und  Pteropodenschlammeu darstellen.  Kieselige 
Reste  von  Radiolarien,  Spongien  und  wenigen  Diatomeen  bilden  nie  über 
5°'o  des  Ganzen.  Unter  den  Mineralgemengteilen  überwiegen  solche 
vulkanischer  Herkunft.  In  den  inneren  Teilen  der  Becken  haben  sie 
selten  eine  Größe  von  mehr  als  0,1  mm  Durchmesser,  und  man  wird 
hier  an  die  Flugaschen  denken  müssen,  welche  bei  größeren  Eruptionen 
z.  B.  der  Antillen vulkaue  im  Jahre  1902  viele  hunderte  von  Kilometern 
weit  über  das  Meer  verfrachtet  wurden.  In  größerer  Landnähe  brachte 
der  ..Blake"  selbst  aus  erheblichen  Tiefen  Kiese  und  Steine  mit  der 
Dredsche  herauf. 


■ 


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Kfllkschlicke 


259 


Der  charakteristische,  pteropodenreiche  Kalkschlick  der  genannten 
Tiefenbecken  beherrscht  auch  den  Boden  des  Florida-Stromes  in 
den  Engen  bis  auf  die  Höhe  von  Jupiter  Inlet;  erst  weiter  nördlich 
stellt  sich  dann  eupelagischer  Globigerinensehlamm  ein.  Der  Florida- 
Strom  überströmt  aber  an  der  linken  Seite  das  zuerst  von  L.  F.  von 
Pourtalüs  beschriebene  und  nach  ihm  Pourtales- Plateau  benannte 
submarine  Felsplateau  aus  festem,  dunkelbraunem  Kalkstein.  Dieses 
Plateau  beginnt  etwas  westlich  von  Sand  Key  (Key  West),  erstreckt 
sich  mit  wenig  geneigter  Fläche  gegen  Osten  und  Norden,  erreicht  dann 
etwas  östlich  von  Sombrero-Key  seine  größte  Breite  (etwa  33  km),  um 
schließlich  unter  Annäherung  an  die  Florida-Riffe  zwischen  Carysfort 
Reef  und  Kap  Florida  wieder  zu  verschwinden.  Der  rezente  Kalkstein 
beherrscht  ein  Areal  von  4000  qkm  in  200  bis  550  m  Tiefe  und  regeneriert 
sich  ständig  aus  den  Trümmerprodukten  der  zahlreichen,  das  Plateau 
besiedelnden  „Tiefsee" -Korallen,  Echinodermen,  Brachiopodeu  und 
Mollusken,  welche  z.  T.  durch  Serpularöhren  zusammengehalten  werden. 
Doch  sind  offenbar  auch  Kalkalgen  an  dieser  Verfestigung  beteiligt. 
Die  Zwischenräume  füllen  sich  z.  T.  mit  Foraminiferen.  Eine  Analyse 
von  Shakples32*)  ergab  für  diesen  Kalkstein  96,96  °/o  CaC03j  1,2  °/0 
Ca3(P04)2,  2,12  °/o  SiOj.  Zum  Vergleiche  sei  eine  Analyse  des  lockeren 
Kalkschlicks  vom  Boden  des  Floridastromes  (1)  und  noch  eine  weitere 
von  einer  der  dort  häufigen  Phosphoritkonkretionen  (2)  (von  demselben 
Analytiker)'27)  gegeben: 


1  2 

SiO,    1,52  0,49 

Fe,08  0,31  14,77 

CaCOs   85,62  36,50 

MgC03    4,26  10,56 

Ca3(P04)i   0,18  35,54 


Organ.  Substanz  4-  H*0  .    .    .     8,15  1,46 

100,04  99,32 

Bezüglich  der  letzteren  mag  noch  erwähnt  sein,  daß  aus  dem  SW  von 
Saud  Key,  Florida,  aus  229  m  Tiefe  eine  Knolle  stammt,  deren  die 
kalkigen  Organismenreste  zementierende,  braungelbe  Phosphoritsubstanz 
nach  Murray  eine  ähnliche  Diffusionsbänderung  erkennen  ließ,  wie  sie 
von  den  Achaten  zwar  lange  bekannt,  aber  erst  unlängst  als  solche 
erkannt  ist. 

Die  Stärke  der  Florida-Strömung  verhindert  offenbar  einerseits  die 
Sedimentation  feiner  Schlammablageningen  auf  dem  Pourtales-Plateau. 
begünstigt  aber  anderseits  das  Tierleben,  indem  sie  vor  allem  auch  den 
sessilen,  bezw.  nur  langsam  beweglichen  Tieren  stetig  frische  Nahrung 
zuführt,  Das  ist  schon  von  Al.  Agassiz  erkannt  worden,  und  Murhay  tV- 

17* 


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260 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Philippi  sehen  in  diesen  Vorgängen  z.  T.  den  Grund  für  die  Eigenart 
solcher  „benthogener  Bankkalke",  wie  sie  sich  teilweise  auch  nahe  an 
die  schon  früher  besprochenen  Bildungen  der  Seine-,  Challenger-  und 
Argus-Bank  anschließen.  Die  Erhärtung  dieser  Kalke  dürfte  aber  nicht 
nur  auf  die  Über-  und  Durchwachsung  mit  Serpula-Röhren  und  Kalk- 
algeukrusten  zurückzuführen  sein,  sondern  es  spielen  dabei  offenbar  auch 
durch  die  rasche  Wasscrerneuerung  angeregte,  biologisch(?)- chemische 
Prozesse,  welche  die  Bildung  eines  Kalkzementes  bewirken,  eine  Rolle. 
Auch  in  den  Straßen  zwischen  den  Großen  und  Kleinen  Antillen  lassen 
die  Strömungen  kein  feines  Sediment  liegen,  sondern  fegen  alles  leewärts 
in  die  inneren  Becken  hinein,  wo  sich  dann  der  Kalkschlick  in  um  so 
größerer  Mächtigkeit  aufbaut. 

Ähnliche  Böden  wie  unter  dem  Florida-Strom  fanden  sich  übrigens 
auch  entlaug  der  Ostküste  von  Cuba,  wenn  auch  in  größeren  Tiefen 
(500—800  m). 

Im  Golf  von  Mexiko,  insbesondere  an  der  West-  und  an  der  Nord- 
seite vor  und  seitwärts  der  Mündung  des  Mississippi  wird  der  Kalk- 
schlick durch  einen  charakteristischen,  dunklen  Schlick  verdrängt,  der  den 
Ablagerungen  des  Mississippideltas  selbst  sehr  ähnlich  ist  und  wie  diese 
wesentlich  aus  feinsten  Mineralpartikeln  besteht. 

Endlich  mag  noch  auf  die* großen  Massen  vegetabilischer,  vom  Lande 
stammender  Reste  hingewiesen  werden,  deren  Feststellung  selbst  in  10 
oder  15  Meilen  Entfernung  von  der  Küste  und  in  Tiefen  von  über 
1800  m  Al.  Agassiz  beim  Dredschen  innerhalb  des  Kranzes  der 
Karibischen  Inseln  in  Erstaunen  setzte.  Es  handelt  sich  um  Massen 
vou  Laub,  Stücken  von  Bambus  und  Zuckerrohr,  Schalen  von  Land- 
mollusken und  Resten  anderer  Landtiere,  welche  zweifellos  durch  den 
hier  herrschenden  NO-Passat  in  das  Meer  hinausverfrachtet  wurden. 
Der  Inhalt  einiger  unserer  Dredschzüge  —  so  schreibt  Al.  Agassiz  — 
würde,  wenn  fossil  geworden,  einen  Paläontologen  sicherlich  in  nicht 
geringe  Verlegenheit  versetzt  haben;  denn  bei  der  Durcheinandermengung 
von  Tief  wasserformen  von  Crustaceen,  Anneliden,  Fischen,  Echiuodermen, 
Spongien  usw.  mit  Mango-  und  Orangenlaub,  Zweigen  von  Bambus,  mit 
Muskatnüssen  und  Schalen  von  Landmollusken,  also  den  verschiedensten 
Tier-  und  Pflanzenresten,  würde  ihm  die  Entscheidung  sehr  schwer 
werden,  welcher  Natur  die  betreffende  Ablagerung  sei.  Eine  Unter- 
suchung in  einer  ähnlichen,  fossilen  Ablagerung  würde  zweifellos  zur 
Annahme  eines  flachen  Ästuars  führen,  welches  von  Wäldern  umgeben 
war;  aber  in  Wirklichkeit  mag  die  Ablagerung  in  einer  Tiefe  zwischen 
2000  und  3000  m  stattgefunden  haben.  Treibende  Pflanzenreste  dürfen 
anderseits  aber  auch  herangezogen  werden,  um  die  Besiedlung  von 
Inseln  durch  Landmollusken,  kleine  Reptilien  und  Insekten  aller  Art 
zu  erklären. 


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Kalkscl.licke 


261 


2.  Die  Sedimente  des  Romanischen  Mittelmeeres 

Über  die  Sedimente  des  Romanischen  Mittelmeeres  unterrichtet 
eine  ganze  Anzahl  von  zwar  ziemlich  ungleichwertigen  und  nicht  durch- 
weg auf  der  Höhe  stehenden  Arbeiten. 

Ein  wesentlich  terrigener,  dunkler  Schlick  wurde  vom  Kabeldampfer 
„Daria"  im  Balearenbecken  zwischen  der  algerischen  Küste  und  dem 
ligurischen  Golf  gelotet  und  von  J.  Y.  Büchanan  328)  beschrieben.  An  der 
•afrikanischen  Seite,  in  Tiefen  von  1800  bis  2800  m,  beträgt  der  Gehalt 
an  Kieselsäure  33  bis  40%,  an  kohlensaurem  Kalk  nur  18  bis  24%. 
Nahe  bei  den  Balearen,  in  1000  m  Tiefe,  nimmt  der  Kalkgehalt  auf  37 
bis  47%  zu,  geht  auch  vor  dem  ligurischen  Golf,  in  900  bis  1200  m, 
nicht  unter  30%  herab;  man  kann  diese  Sedimente  daher  als  Mergel- 
schlick bezeichnen.  Proben  aus  615  m  Tiefe  aus  dem  Golf  von  Genua  er- 
innerten J.  Thoulet  329 )  durchaus  an  fossile  Kreidegesteine  vom  Kanal. 

Das  Tyrrhenische  Becken  erfüllt  ein  grauer  Kalkschlick,  der  im  Golf 
von  Neapel  sehr  nahe  ans  Land  reicht.  Joh.  Walther  &  P.  Schirlitz 
stellten  in  solchem  „Fango"  in  40  m  Tiefe  zwischen  Neapel  und  Capri 
16,23%  CaCOs  und  4,27%  MgC03  fest  und  waren  nach  Untersuchung  des 
„marinen  Grundwassers"  an  dieser  und  anderen  Stellen  zu  der  Annahme 
geneigt,  daß  das  Carbonat  aus  dem  Gips-,  bezw.  Magnesiumsulfatgehalt 
des  Meerwassers  chemisch  niedergeschlagen  wurde,  denn  in  dem  im 
Grundschlamm  enthaltenen  Wasser,  dem  man  obige  Bezeichnung  beilegte, 
haben  sowohl  der  Kalk-,  wie  der  Magnesiumsulfatgehalt  gegenüber  dem 
normalen,  Meerwasser  abgenommen. 

Eine  Anzahl  von  Sedimentproben  hauptsächlich  aus  dem  west- 
lichen Mittelmeer  hat  unlängst  O.  B.  Böggild330)  beschrieben;  sie 
waren  von  der  dänischen  „Thor" -Expedition  gesammelt.  Sofern 
man  von  den  Ablagerungen  des  flacheren  Wassers,  die  dem  Blau- 
schlick parallelisiert  werden,  absieht,  ist  die  Farbe  dieser  Proben, 
die  in  uns  nicht  ganz  zusagender  Weise  als  Globigerinenschlamme  be- 
zeichnet werden,  lichtbräunlich.  Die  beigemengten  Eisenverbindungen 
erscheinen  also  im  oxydierten  Zustande,  und  Böggild  erkennt  darin  ein 
Anzeichen  für  langsame  Sedimentation.  Der  petrographische  Charakter 
ist  sandig-tonig;  der  Zusammenhalt  ist  sehr  verschieden  groß  und  wird 
lokal  durch  verkittenden  kohlensauren  Kalk  erhöht.  Der  Kalkgehalt 
beträgt  durchschnittlich  50%  und  steht  in  keiner  erkennbaren  Beziehung 
zur  Tiefe  oder  Landferne,  hängt  vielmehr  offenbar  stark  von  dem  Reichtum 
an  kalkliefernden,  pflanzlichen  und  tierischen  Produzenten  ab.  Unter  den 
größeren  Vertretern  der  biogenen,  kalkschaligen  Komponente  ragen  die 
Pteropoden  in  bemerkenswerter  Weise  hervor,  so  zwar,  daß  Mürray  & 
Philippi  auf  ihrer  dem  „Valdi via" -Werke  beigegebenen  Sedimentkarte 
Pteropodenschlamm  verzeichnen  konnten.    Außerdem  sind  aber  auch 


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Die  jungen  Meeressedimeute  und  ihre  Bildung 


Foraminiferen  und  Coecolithen  reichlich  vorhanden.  Außerordentlich 
selten  dagegen  siud  kieselschalige  Organismen. 

Die  Sedimentationsverhältnisse  des  östlichen  Mittelmeeres  sind  uns 
vor  allem  durch  die  Untersuchungen  der  österreichischen  Expeditionen 
auf  der  „Pola"  (1890 — 93)  bekannt  geworden.  Leider  sind  die  Arbeiten, 
die  der  Chemiker  dieser  Reisen,  K.  Natterer331),  über  die  Ablagerungen 
dieses  Meeresteiles  veröffentlicht  hat,  nur  mit  Vorsicht  zu  benutzen,  und 
man  muß  durchaus  der  Kritik,  welche  Tu.  Fuchs332)  daran  geübt  hat, 
recht  geben;  denn  „Natterer  war  ein  ausgezeichneter  Chemiker,  aber* 
geologisch  und  ozeauographiseh  nicht  genügend  vorgebildet"  (Krümmel). 
Diesem  Übelstand  ist  aber  durch  die  Bearbeitung  eines  Teiles  der  von  der 
„Pola"  geloteten  Grundproben  durch  .Jan  de  Wl\dt<£  Fr.  Berwerth833) 
in  gewissem  Grade  abgeholfen.  Die  tieferen  Teile  des  ganzen  großen 
Gebietes  zwischen  Sizilien  und  Syrien  bis  in  das  Ägäische  Meer  hinein, 
aber  mit  Ausnahme  des  ägyptisch-palästinensischen  Winkels  werden  von 
Kalkschlick  eingenommen.  Sein  Gehalt  an  CaCOs  ist  von  einer  gewissen 
Beständigkeit,  indem  das  Mittel  60 — 62%  beträgt,  mit  einer  Abweichung 
von  20%  darüber  und  darunter.  Unter  den  biogenen,  kalkschaligen 
Komponenten  sind  auch  hier  die  Pteropodeu  charakteristisch,  so  daß 
de  VVixdt  &  Berwerth  bei  manchen  Proben  von  der  „Tendenz"  sprechen, 
in  Pteropodeusedimente  überzugehen.  Doch  ist  der  Erhaltungszustand 
der  Schalen  ein  sehr  verschieden  guter.  Während  aus  manchen,  aus 
nur  200  m  Tiefe  herrührenden  Proben  die  Pteropodenschalen  ganz  ver- 
schwunden sind,  wobei  lediglich  ein  innerer  Abdruck  zurüekblieb,  sind 
die  Schalen  in  anderen,  und  zwar  aus  1750  m  kommenden  Proben  so 
gut  wie  am  ersten  Tage  erhalten.  Da  die  letzterwähnten  Proben  Ptero- 
podenschalen sehr  reichlich  enthalten,  scheinen  dieselben  hier  recht  rasch 
sedimentiert  zu  werden,  und  die  genannten  Autoren  mögeu  im  Recht 
sein,  wenn  sie  der  relativen  Schnelligkeit,  mit  welcher  die  Sedimentation 
an  den  einzelnen  Orten  vor  sich  geht,  bezw.  der  Zeit,  welche  die  Schalen 
der  lösenden  Einwirkung  des  Meerwassers  ausgesetzt  sind,  eine  Bedeu- 
tung für  die  Erhaltungsweise  dieser  Organismenreste  zuschreiben.  Neben 
diesen  fehlt  es  nicht  an  Forami uifereu,  Diatomeen  und  Spongieunadelu, 
wie  schon  um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  der  Engländer  William- 
sox331)  feststellte,  noch  endlich  auch  an  kieseligcn  Radiolariengerüsten. 

Sowohl  de  Winüt  vt  Berwerth  ,  wie  auch  Bögglld  haben  sich 
mit  den  Ursachen  beschäftigt,  welche  den  Kalkgehalt  dieser  Sedimente 
regeln.  Wir  werden  später  noch  eingehender  zu  erörtern  haben,  daß 
in  den  offenen  Ozeanen  der  Kalkgehalt  der  Tiefseesedimente  in  der  Haupt- 
sache von  der  Tiefe  abhängt.  Diese  schon  vor  längerer  Zeit  von  J.  Mürray 
geäußerte  und  neuerdings  besonders  durch  die  lichtvollen  Ausführungen 
von  E.  Philippi  sichergestellte  Tatsache  läßt  sich  aber  in  der  Tat  für  das 
Mittelmeer  nicht  konstatieren,  wo  vielmehr  nur  die  Schnelligkeit  des 


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Kalksdüicke 


263 


Absatzes,  die  Küstenentfernung,  das  Vorhandensein  oder  Fehlen  ein- 
mündender, großer  Ströme  (Nil !  —  vergl.  noch  weiter  unten)  und  endlich  das 
Organismenleben  als  bedingende  Faktoren  in  Frage  zu  kommen  scheiuen. 
Damit  ist  aber  natürlich  die  MüRßAYSche  Theorie  für  den  offenen  Ozean 

* 

keineswegs  abgetan;  denn  wie  immer,  so  muß  auch  hierbei  im  Auge 
behalten  werden,  daß  die  ganzen  ozeauographischeu  Verhältnisse  der 
Wasserzirkulation,  der  Temperaturen  und  damit  auch  des  Gasgehaltes 
der  Tiefenwasser  usw.  bei  den  Mittelmeeren  durchaus  von  denen  des 
offenen  Ozeans  verschiedene  sind,  zumal,  wenn  der  Abschluß  gegen  den- 
selben ein  relativ  so  vollkommener  ist,  wie  bei  dem  Romanischen  Mittelmeer. 

Böggild  fand  in  mehr  als  der  Hälfte  der  von  ihm  untersuchten  Proben 
geringe  Mengen  von  Glaukonit,  und  zwar  meistens  von  der  Korngröße 
0,05 — 0,5  mm,  doch  war  in  den  Tiefen  unterhalb  1000  m  nur  wenig  davon 
zu  erkennen.  Wenn  Böggild  die  geringen  Mengen  von  Pyrit,  die  er 
neben  dem  Glaukonit  in  Proben  des  Mittelmeeres  hier  und  da  nach- 
weisen konnte,  für  allochthon  hält,  so  besteht  in  der  Tat  eine  gewisse 
Schwierigkeit,  die  gleichzeitige  Bildung  dieser  beiden  Mineralien  zu 
erklären,  darin,  daß  für  die  Bildung  des  Glaukonits  oxydierende,  für 
die  des  Pyrits  jedoch  reduzierende  Vorgänge  erforderlich  scheinen.  Doch 
sollte  hierbei  schon  das  nicht  seltene  fossile  Zusammenvorkommen  beider 
Mineralien  zu  denken  geben  und  vielleicht  die  Annahme  nahe  legen,  daß 
die  Glaukonitausscheidung  mehr  unter  dem  direkten  Einfluß  des  über 
den  Meeresboden  streichenden  Meerwassers,  die  Pyritbildung  jedoch  unter 
dem  des  gewiß  sauerstoffärmeren,  marinen  „Grundwassers"  stattfindet. 
Dafür  würde  die  auch  von  Böggild  festgestellte,  lange  bekannte  Tatsache 
sprechen,  daß  dem  an  Sauerstoff  armen  Tiefenwasser  des  Schwarzen 
Meeres  der  Glaukonit  völlig  fehlt.  Nur  in  geringer  Menge  sind  Mangan- 
abscheidungen  in  den  Ablagerungen  des  Mittelmeeres  anzutreffen. 

Die  allochthone  rninerogene  Komponente  besteht  aus  bald  feineren,  bald 
gröberen  Teilcheu,  unter  denen  der  Quarz  für  sich  allein  90 — 95%  ausmacht. 
Nach  de  Windt  &  Ber werth  tritt  er  meist  in  abgerundeten  Körnern, 
seiteuer  mit  eckigen  Formen,  aber  stets  ohne  deutliche  kristallographische 
Umrisse  auf,  und  zwar  in  allen  Größen,  bis  zum  beobachteten  Maximum  von 
280  fi.  Da  dieselben  auch  in  den  zentralen  Teilen  des  Mittelmeeros  reich- 
lich auftreten,  dürfen  sie  wohl  als  äolisch  herbeigeführte  Komponenten  be- 
trachtet werden,  wobei  auf  früher  über  Staubfälle  Gesagtes  zurückverwiesen 
sei.  Nach  Th.  Fuchs  stimmen  diese  Quarztei.lcheu  in  der  Tat  äußerlich 
vollkommen  mit  denjenigen  überein,  die  den  größten  Teil  des  Löß  bilden, 
doch  sollte  man  u.  E.  den  Ausdruck  „Tiefseelöß",  den  man  nach  diesem  Autor 
den  meisten  Grundschlammproben  aus  dem  Mittelnieer  beilegen  könnte, 
lieber  vermeiden.  Die  meisten  der  übrigen,  ziemlich  gleichförmig,  aber 
in  viel  kleineren  Mengen  den  Grundproben  beigemengten  Mineralien 
scheinen  auf  die  Zerstörung  kristalliner  Schiefer  hinzuweisen.  Daneben 


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264 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


werden  jungvulkanische  Gläser  und  Bimssteine,  im  griechischen  Archipel 
auch  Marmorbruchstüche  leicht  erkannt.  Der  relativ  große  Reichtum 
an  diesen  allochthonen  Mineralkomponenten  zeigt  am  besten,  daß  die 
Kalkschlicke  des  Mittelmeores  nicht  den  eupelagischen ,  sondern  den 
hemipelagischen  Ablagerungen  zuzurechnen  sind.  Der  Geologe,  resp. 
Paläogeograph  wird  aber  gerade  hieraus  lernen,  daß  in  von  großen 
Landmassen  umschlossenen  Mittelmeercn  bei  den  geringen  Küsten- 
entfernungen und  den  vielfachen  Möglichkeiten  der  Zufuhr  allochthon- 
klastischer  Komponenten,  sowie  bei  den  durch  Wasserzirkulation  und 
-Temperatur  abgewandelten  biologischen  Verhältnissen  selbst  in  großen 
Tiefen,  —  die  im  Romanischen  Mittelmeer  mehrfach  unter  4000  m  hinab- 
reichen —  Sedimente  entstehen,  denen  man  im  fossilen  Zustande  nicht 
leicht  geneigt  sein  würde  eine  solche  Tiefe  zuzuerteilen.  Und  zweifellos 
ist  eine  Revision  eines  Teiles  der  fossilen  Geosynklinalsedimente  nach 
diesen  Gesichtspunkten  erforderlich. 

Die  „Pola*  dredschte  im  Gebiete  des  Kalkschlickes  zwischen  der 
Insel  Cerigo  und  Kreta,  zwischen  Kreta  und  dem  Festlande  von  Afrika, 
sowie  an  mehreren  Stellen  des  Ägäischen  Meeres,  hauptsächlich  an  solchen, 
die  man  als  Verengungen  des  Meeres  bezeichnen  kann,  in  Tiefen  von 
327  bis  3310  m,  feste  Kalkkrusten,  welche  bis  nahezu  50%  mehr  an 
kohlensaurem  Kalk  enthalten,  als  der  umgebende  Schlick;  sie  erinnern 
an  die  beschriebenen  Bildungen  des  Pourtales-Plateaus  und  wurden 
von  Natteber  als  „Steinkrusten"  oder  „Krustensteine"  beschrieben. 
Th.  Fuchs335)  hat  mit  Recht  darauf  hingewiesen,  daß  der  Ausdruck 
„Konkretionen"  hierauf  nicht  eigentlich  anwendbar  ist,  da  diese  be- 
kanntlich im  Innern  des  Sedimentes  von  einem  Punkte  oder  einem 
Zentralkörper  aus  zentrifugal  anwachsen.  Im  Gegensatz  hierzu  ist  die  Er- 
härtung des  Schlammes  zu  den  « Steinkrusten"  offenbar  vom  Meeresboden 
aus  nach  unten  zu  erfolgt,  so  daß  man  geneigt  sein  könnte,  an  eine 
Verlangsamung  der  Sedimentation  infolge  der  Einwirkung  von  Strömungen 
oder  dergl.  zu  denken.  Dafür  spricht  auch  die  häufige  Bewachsung  der 
Steinkrusten  mit  Serpularöhren,Hydroidpolypen  oder  anderen  festsitzenden 
Tieren.  Nach  Th.  Fuchs  lassen  sich  im  allgemeinen  zwei  Grundtypen 
dieser  Krusten  unterscheiden;  der  eine  zeigt  ebenfläcliige  Form,  und 
es  handelt  sich  hierin  offenbar  um  Scherben  oder  Bruchstücke  von 
größeren  Platten;  ihre  Dicke  beträgt  etwa  6  cm.  Der  andere  Typus 
zeigt  schlackiges  Aussehen  und  eine  Dicke  von  15  cm  und  darüber. 
Diese  schlackigen  Formen,  die  man  aus  der  Entfernung  leicht  für  aus- 
geworfene Fetzen  schlackiger  Lava  halten  könnte,  sind  stets  nach  allen 
Richtungen  von  unregelmäßig  darmförmig  gewundenen  Röhren  durch- 
zogen, deren  Lumen  von  dem  Durchmesser  einer  Gänsefederspule  bis 
zu  dem  eines  Fingers  schwankt,  und  welche  allem  Anschein  nach  von 
Würmern  oder  anderen  röhrenbewohnenden  Tieren  (Cerianthus,  einer 


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Kalkschlicke 


265 


im  Sedimente  lebenden,  skelettlosen  Anthozoe,  oder  dergl.)  herrühren. 
Die  Oberfläche  dieser  schlackigen  Körper  ist  hart,  von  Eisen-  und  Maugan- 
hydroxyden  überzogen  und  daher  von  kaffeebrauner  bis  schwärzlicher 
Farbe,  bisweilen  wie  lackiert  und  von  unregelmäßig  körniger  bis 
krümeliger  Beschaffenheit,  Letztere  rührt  offenbar  von  den  zahlreichen 
beigemengten  Foraminiferen  und  Pteropoden  her,  die  hier,  wie  im  un- 
verfestigten  Kalkschlick  einen  Hauptbestandteil  bilden.  Die  harte  Rinde, 
welche  sich  übrigens  auch  in  die  oben  erwähnten  Röhren,  soweit  sie 
nicht  mit  Kalkschlick  erfüllt  sind,  hineinzieht,  ist  nur  einige  Millimeter 
bis  1  cm  dick  und  auch  nur  auf  der  Oberfläche  dunkel  gefärbt,  im 
Inneren  aber  hell.  Darunter  geht  das  Gestein  in  eine  lichte,  halbharte, 
stark  abfärbende  Masse  über,  die,  ursprünglich  offenbar  ein  halbfester 
Schlamm,  durch  Bildung  zahlreicher  Trockenrisse  an  der  Luft  eine 
bedeutende  Einschrumpfung  erfährt.  Der  Beschreibung  dieser  Krusten- 
steine mag  hinzugefügt  werden,  daß  die  „Pola"  westlich  von  Alexandrien, 
in  der  Nähe  der  afrikanischen  Küste  in  einer  Tiefe  von  2392  m,  merk- 
würdige, wurmähnliche,  von  feineren  Kalkfäden  umsponnene  Kalkzylinder 
dredschte,  welche  von  Th.  Fuchs  als  „Cylindrites-ähnliche  Körper" 
beschrieben  und  mit  den  ebenfalls  noch  problematischen,  fossilen  Gyrolithen 
und  anderen  fraglichen  Gebilden  aus  Flyschsedimenten  verglichen  wurden. 
Vielleicht  liegt  nach  diesem  Autor  der  sehr  merkwürdige  Fall  einer 
Symbiose  vor,  die  im  Begriff  steht,  fossilisiert  zu  werden.  Denn  stellt 
man  sich  mit  Fuchs  eine  im  Schlick  gegrabene,  mit  einer  weichen  Haut 
ausgekleidete  Wohnröhre,  etwa  von  Cerianthus,  vor,  ferner  daß  sich  in 
jener  Haut  Kolonien  von  Phoronis  ansiedeln,  —  wie  es  Haswell  von 
Phoronis  australis  beschrieben  hat,  —  und  stellt  man  sich  weiterhin  vor, 
daß  auf  dem  Wege  der  gewöhnlichen  Steinkernbildung  ein  Abguß  dieses 
ganzen  Kanalsystems  entstände,  so  müßten  in  der  Tat  solche  Cylindrites- 
ähnliche  Körper  resultieren,  und  wir  hätten  vielleicht  in  den  soeben 
beschriebenen,  schlackigen  Steinkrusten,  deren  gewundene  Röhren  in  ihrer 
Wandung  häufig  eine  eigentümliche  Skulptur  von  feinen,  unregelmäßig 
geschlängelten  und  wie  durcheinander  geflochtenen  Furchen  oder  Rinnen 
zeigen,  gleichsam  ein  vorletztes  Stadium  des  Bildungsprozesses  dieser 
rezenten  Cylindriten  vor  uns. 

Vor  dem  Nildelta  und  von  dorther  dem  Meeresstrom  nach  Norden 
und  Nordosten  ziemlich  weit,  längs  der  syrischen  Küste  folgend  liegt 
feiner,  hauptsächlich  aus  Niltrübe  niedergeschlagener  Schlick  mit  nur  5  bis 
15%  Kalk,  anscheinend  eine  dem  Mississippischlick  des  Mexikanischen 
Golfes  sehr  ähnliche  Bildung. 

«  * 

3.  Die  Sedimente  des  Roten  Meeres 

Auch  der  Boden  des  Roten  Meeres  ist  im  Wesentlichen  von  einem 
hellgelben  bis  grauen,  auch  wohl  dunkelbraunen  Kalkschlick  von  geringerer 


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266 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


oder  größerer  Zähigkeit  bedeckt.  Der  Auteil  an  kohlensaurem  Kalk 
erhebt  sich  in  seinem  südlichen  Abschnitte  sogar  bis  zu  92%;  daneben 
findet  sich  auch  MgCOs,  währeud  Phosphorsäure  nur  in  Spuren  vor- 
kommt. Für  die  tiefe  Kinne  südlich  der  Breite  Suakins  fand  K.  Natterer 
ein  Verhältnis  von  MgC03:CaCOs  wie  12:100.  Die  auch  hier  ver- 
tretenen Steinkrusten  zeigen  noch  Anreicherungen  der  Magnesia  über 
dieses  Verhältnis  hinaus,  so  daß  sich  hierin  eine  ähnliche  Dolomitisierung 
zu  vollziehen  scheint,  wie  wir  sie  in  einem  früheren  Abschnitte  (bei 
Besprechung  der  detritogenen  Kalkablagerungen  gewisser  Schelfbäuke) 
bereits  genauer  kennen  lernten.  Neben  dem  Eisenreichtum  dieser 
Boden  Verhärtungen,  der  bis  zu  21%  Eisenoxyd  gehen  kann,  sei  beiläufig 
auf  das  angebliche  Auftreten  geringer  Mengen  von  Edel-,  bezw.  Schwer- 
metallen aufmerksam  gemacht;  Natterer  wollte,  in  Promille  ausgedrückt, 
gefunden  haben:  Gold  0,001  bis  0,005,  Kupfer  0,027  bis  0,040,  Nickel 
0,040  bis  0,047  (?). 

E.  Die  Sedimente  des  Schwarzen  Meeres 

Völlig  abweichend  von  den  drei  im  vorigeu  besprochenen  Mittel- 
meeren verhält  sich  das  Schwarze  Meer.  Seine  Gewässer  sind  bekanntlich 
durch  Schwellen  derart  gegen  die  Tiefenwässer  des  Mittelländischen 
Meeres,  —  gegenüber  dem  das  Schwarze  Meer  gleichsam  ein  Mittelmeer 
zweiter  Ordnung  darstellt,  —  abgesperrt,  daß  sie  unterhalb  von  230  m 
nicht  genügend  ventiliert  werden  und  daher  an  Sauerstoff  arm,  dafür  aber 
mit  Schwefelwasserstoff  erfüllt  sind336).  Diese  Tatsache  bedingt  nicht 
allein  eine  große  Armut  des  Tiefenbeckens  an  Organismen,  von  deuen 
nur  Bakterien  zu  nennen  wären,  sondern  auch  eine  sehr  eigenartige 
Sedimentation.  Die  ungenügende  Ventilation  der  Tiefen  des  Schwarzen 
Meeres  ist  eine  Folge  der  klimatischen  Verschiedenheiten  des  Mittel- 
meeres  und  des  Schwarzen  Meeres.  Dieses  bekommt  einerseits  einen 
größeren  Zufluß  an  Süßwasser,  anderseits  aber  ist  die  Verdampfung  aus 
demselben  geringer  als  aus  dem  Mittel ineer.  Daher  die  beiden  Aus- 
gleichsströmungeu  ini  Bosporus  und  in  den  Dardanellen,  eine  oberflächliche 
süßere,  gegen  das  Mittclmeer  gerichtete  und  eine  untere,  die  dem 
Schwarzen  Meere  schweres,  salzreicheres  Mittelmeerwasser  zuführt.  Daher 
auch  die  Beschränkung  der  Vertikalzirkulajion  im  Schwarzeu  Meere  und 
die  Stagnation  der  Tiefen:  denn  die  untere,  salzreiche  Schicht  hat  ein  so 
hohes  spezifisches  Gewicht  erhalten,  daß  uiedersteigende,  kühlere  oder 
durch  Verdunstung  salziger  gewordene  Wasserteile  in  ihrer  Bewegung 
bald  gehemmt  werden. 

Als  durch  den  in  Band  1  besprochenen  Niederbruch  des  noch  zu  Beginn 
der  Quartärzeit  Kleinasien  und  die  Balkanhalbinsel  verbindenden  Agäischen 
Kontinentes  die  Gewässer  des  Mittelmeeres  durch  die  Erosionsfureheii 


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Die  Sedimente  des  Schwarzen  Meeres 


267 


eines  Flusses,  die  jetzt  zu  den  Dardanellen  und  zum  Bosporus  um- 
gewandelt sind,  mit  dem  jetzigen  Schwarzen  Meer  in  Verbindung  traten, 
konnten  nur  euryhaline  Tiere  vom  Mittelmeer  her  das  neu  eröffnete 
Gebiet  besiedeln.  Es  fehlen  daher  im  Schwarzen  Meere  die  Korallen, 
Siphonophoren,  Eehiniden,  Pteropoden  und  Cephalopoden.  Eine  eiuzige 
Ctenophore,  eine  kleine  Holothurie  und  drei  kleine  Ophiuriden  finden 
sich.  Was  die  Temperatur  anbetrifft,  so  mußten  die  einwandernden 
Formen  eury-  und  oligotherm  sein.  Recht  auffallend  und  in  der 
zoogeographischen  Literatur  oft  erwähnt  ist  das  Vorkommen  der  Phocaena 
communis.  An  den  Einmündungen  der  südrussischen  Flüsse,  in  den 
früher  besprochenen  Limanen,  findet  sich  noch  heute  eine  „R«liktenfauuau 
aus  jener  Zeit,  in  welcher  das  Schwarze  Meer  noch  gegen  das  Mittelmeer 
abgeschlossen  war  und  sich  im  Stadium  des  heutigen  Kaspischen  „Meeres" 
befand;  eine  ganze  Anzahl  von  Formen  dieser  Fauna  sind  mit  kaspischen 
identisch,  andere  vikariierend.  Beachtenswert  ist  auch  das  Vorkommen 
von  mit  Lithothamnicn  überwachsenen,  großen  Mytilusschalcn  vor  dem 
Donaudelta. 

Recht  wenig  ist  in  der  vorliegenden  Literatur  über  die  Sedimente 
des  flacheren  Wassers  im  Schwarzen  Meere  enthalten.  Einiges  davon 
—  z.  B.  über  die  Sedimente  der  Limane  und  die  Bryozoenbildungen  in  der 
Umgebung  der  Krim  —  wurde  bereits  früher  mitgeteilt.  Nach  der  älteren, 
von  Th.  Fuchs  337)  wiedergegebenen  Angabe  des  Zoologen  Widhalm 
in  Odessa  fand  sich  bereits  gelegentlich  der  Legung  eines  Kabels  zwischen 
Odessa  und  Poti  (nördlich  von  Batuni  an  der  Ostküste  des  Schwarzeu 
Meeres  gelegen)  an  einer  Stelle  zwischen  12  und  20  Faden  Tiefe  ein 
stinkender,  vollständig  von  einer  Bulla  erfüllter  Schlamm,  und  bei 
Farschangut  in  der  westlichen  Krim  war  der  Schlammboden  in  einer 
Tiefe  von  48  Faden  auf  eine  Erstreekung  von  10 — 15  Werst  vollständig 
mit  einer  Schicht  von  kleinen,  papierdünuen  Modiola-Arten  bedeckt. 
Fuchs  sah  in  diesen  Sedimenten  rezente  Analoga  zu  dem  massenhaften 
Vorkommen  von  Bulla  Lajonkaireana  und  Modiola  marginata  in  den 
sarmatischeu  Tegelablagerungen,  wie  solche  sich  nicht  nur  im  siid- 
russischen,  sondern  noch  in  den  steirischen  Neogenablagerungen  finden. 

Die  meisten  übrigen  Angaben  über  die  Bodenbedeckung  des  Schwarzen 
Meeres  verdanken  wir  den  Darstellungen  von  N.  Axühussow339)  und 
J.  Mukray  339).  Gröbere,  saudige  Sedimente  bilden  vielfach  nur  einen 
schmalen  Gürtel,  abgesehen  von  dem  flachen,  nordwestlichen  Teile,  dessen 
Boden  sie  weithin  bedecken.  Hier  finden  sich  in  dunklem  Schlamm  zahl- 
reiche agglutinierende  Bodenforaminiferen  neben  wenigen  pelagischcn 
*  Diatomeen.  Im  übrigen  ist  gerade  über  diese  Flaehseesedimente,  wie 
gesagt,  verhältnismäßig  wenig  bekannt  geworden. 

Die  sandigen  Sedimente  des  Flachwassers  werden  mit  zunehmender 
Tiefe  von  einem  klebrigen,  frisch  blaugraucu,  getrocknet  aber  grauen 


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268  jungen  Meeressedimente  und  ihr^  Bildung 


Schlamm  abgelöst,  dessen  Oberschicht  hier  und  da  durch  Oxydation  der  bei- 
gemengten Eisenverbindungen  rötlich  gefärbt  ist.  Dieser  Schlamm  ist  es, 
der  schon  so  frühzeitig  durch  seinen  bereits  erwähnten  Reichtum  an  zer- 
brechlichen Modiolaschalen  auffiel.  Die  betreffende  Art,  Modiola  phaseolina, 
ist  eine  der  gewöhnlicheren  Muscheln  «an  den  Küsten  Englands,  findet  sich 
auch  im  Mittelmeer  und  fällt  selbst  im  Marmara-Meer  noch  nicht  durch 
besondere  Häufigkeit  auf,  um  dann  aber  im  Schwarzen  Meer,  zwischen  35 
und  100  Faden  (—  64  und  183  in)  eineu  enormen  Reich'tum  an  Individuen 
zu  entfalten.  Daneben  finden  sich  Cardium  fasciatum,  Mactra  triangula, 
Scrobicularia  alba,  Cerithium  pusillum,  Trophon  breviatum,  einige  Ascidien, 
kleine  Ophiflren,  eine  kleine  Synapta,  Anneliden  mit  Schlamm  röhren, 
Cerianthus  vestitus  usw..  Zuweilen  finden  sich  Eisen-Mangankonkretionen 
in  und  um  die  Modiolaschalen.  Der  Schlamm  enthält  nur  sehr  wenig 
Sandkörner.  Unter  den  mikroskopischen  Organismen  sind  Ostracoden 
und  seltene  kleine  Foraminiferen  (Rosalina,  Lagena,  Entosolenia)  zu 
nennen.  Diatomeen  sind  sehr  selten,  dagegen  Spongiennadeln  mäßig 
häufig.  Solcher  Modiolaschlamm  bildet  zwischen  30  bis  über  100  Faden 
einen  ringsum  geschlossenen  Gürtel  im  Schwarzen  Meere. 

Schon  unterhalb  dieses  Gürtels  von  Modiolaschlamm  beginnt  sodann 
nach  N.  Andrüssow  die  Region  des  Schwefelwasserstoffs,  welcher  nach 
Zelinski  und  Broussilovsky  durch  das  Bacterium  hydrosulfuricura 
ponticum  auf  Kosten  der  im  Wasser  gelösten  Sulfate  und  verwesender 
organischer  Substanzen  erzeugt  wird.  Iii  den  höchsten  Lagen  der 
Schwefelwasserstoffregion,  welche  bis  in  die  größten  Tiefen  des 
Schwarzen  Meeres  hinabreicht,  etwa  zwischen  180  und  230  m,  ist  das 
Reich  der  Sulfobakterien.  Hier  liegt  die  Grenze,  bis  zu  welcher  der 
für  das  Leben  dieser  notwendige  Luftsauerstoff  in  die  Tiefe  einzudringen 
vermag.  Nach  den  Feststellungen  von  Lebedintzeff  betrug  auf  der 
Station  33  des  „Sapogoretz"  auf  100  Liter  Wasser  bei  0°  und  760  mm 
Druck  der  Gehalt  an  H2S 

in    182m:  33  ccm; 

,     365  „  :  222    „  ; 

„   1737  „  :555    r  ; 

„  2166  „  :  655  „  . 
Die  organischen  Substanzen,  deren  Verwesung  maßgebend  für  die  Er- 
zeugung des  lebensfeindlichen  H2S  der  Tiefen  des  Pontus  ist,  waren 
zunächst,  nach  Herstellung  der  Verbindung  mit  den  Gewässern  des  Mittel- 
meeres, wohl  in  der  Hauptsache  die  hierdurch  zum  Absterben  gebrachten 
Organismen  des  brackischen  Pontus-Sees.  Immerhin  könnte  die  Masse  , 
dieser  organischen  Substanz  allein  nicht  die  dauernde  Vergiftung  eines  so 
großen  Wasserbeckens  hervorgerufen  haben,  wenn  nicht  noch  heute 
weitere  Quellen  reichliches  organisches  Material  ständig  der  Verwesung 
überlieferten.  Nicht  nur  bringen  die  Flüsse  viel  vegetabilischen  Detritus 


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Die  Sedimente  des  Schwarzen  Heeres  269 

in  das  Meer,  der  hier,  wie  die  Untersuchung  der  Schlammproben  zeigt, 
bis  in  große  Tiefen  gelangen  kann,  sondern  auch  der  Wind  trägt  dazu 
bei,  indem  er  Coniferenpollen  weithin  verträgt,  der  sich  daher  überall  dem 
Schlamm  beigemengt  findet.  Sodann  aber  sind  die  obe*ren  Wasserschichten 
des  Schwarzen  Meeres  selbst  der  Schauplatz  eines  nicht  unbeträchtlichen 
planktouischen  Lebens.    Das  nur  bis  etwa  180  m  Tiefe  hinabreichende 
Plankton  besteht  aus  Diatomeen,  Peridineen,  Noctilucen,  Tintinnoiden, 
kleinen  Rippenquallen,  Aurelie'n,  Appendicularien,  Copepoden,  Sagitten  usw.. 
Eeste  dieses  Planktons  finden  sich  nun  tntsächlich  im  Bodenschlamm, 
so  Diatomeen  (wie  Coscinodiscus,  Chaetoceras,  Rhizosolenia,  Hemiaulus, 
Asterolampra  usw.),  ferner  Dictyocha  und  Mesocena,  Xanthidien,  Schalen 
von  Codonella  ventricosa  Clop.  «fc  Lachm.,  dazu  embryonale  Schalen  von 
Bivalven,  Mandibeln  von  Sagitta,  sowie  Syngnathus- Knochen.  Das 
Plankton  unterliegt  aber  am  Boden  der  Tiefsee  des  Schwarzen  Meeres  in 
der  Totalmasse  der  Fäulnis,  da  eben  ein  für  die  Stoffwechselverhältnisse 
des  offenen  Ozeanes  so  bedeutsamer  Faktor  hier  vollkommen  fehlt, 
.    nämlich  die  Zehrung  durch  die  Tiefseetiere.     Diese  Zehrung  ist  im 
Ozean,  wie  wir  noch  gelegentlich  am  Beispiel  der  Coccolithophoriden 
sehen    werden,    eine   außerordentlich   bedeutende.     So    führt,  wie 
Andrussow   gesagt  hat,   die  Natur   in   den  Tiefseegewässern  des 
Schwarzen  Meeres  gleichsam  im  Großen  ein  Experiment  aus,  in  welchem 
durch  Ausschluß  gewisser  Faktoren  (Leben  und  genügende  Oxydation 
der  Tiefen)  Prozesse  zum  Vorwiegen  kommen,  welche  iirt  offenen  Meere 
—  z.  B.  in  den  unteren  Lagen  der  Blauschlicke  —  auch  stattfinden, 
hier  aber  doch  im  allgemeinen  durch  andere  Vorgänge  maskiert  werden. 

Durch  den  abnormen  Gehalt  der  Tiefenwässer  des  Schwarzen  Meeres 
an  H2S  erklärt  sich  nicht  nur  der  Reichtum  der  Sedimente  des  Tiefen- 
beckens an  Einfachschwefeleisen,  welches  bis  fast  auf  die  Hälfte  des 
ganzen  Bodensatzes  steigen  kann,  sondern  auch  die  Ausscheidung  von 
Carbonateu,  auf  welche  wir  noch  weiter  unten  zurückkommen  werden. 

Die  Steilabfälle  zum  Tiefenbecken  nimmt  ein  steifer,  zäher,  hellgrauer, 
in  der  obersten  Schicht  schwarzer  Schlick  ein;  er  beherrscht  die  Tiefen 
etwa  zwischen  550  und  1300  m.  Dieser  Schlick  verdankt  seine  schwarze 
Farbe  dem  reichlich  beigemengteu  Einfachschwefeleisen,  bezw.  Eisen- 
sulfidhydrat, welches  sich  jedoch  an  der  Luft  fast  momentan  dureh 
Oxydation  verändert,  wodurch  die  schwarze  Farbe  des  Sedimentes  in 
eine  graue  umschlägt.  Das  Sulfid  tritt  entweder  in  der  Form  kleiner  ■ 
isolierter  Kügelchen,  als  Imprägnation  der  reichlich  vorhandenen  Quarz- 
körner oder  auch  als  Füllung  von  Diatomeenkapselu  auf.  Solche 
sind  bemerkenswerterweise  neben  den  Schälehen  junger,  pelagischer 
Bivalven  die  einzigsten  Zeugen  einer  Lebewelt.  Daneben  enthält  der 
Schlamm  zwischen  182  bis  etwa  1000  m  (besonders  reichlich  zwischen 
400  und  800  m)  nur  noch  subfossile  Schalen  von  Dreissensia  und  anderen, 


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270  Die  jungen  Meercssedimeute  und  ihre  Bildung 

• 

z.  T.  noch  jetzt  im  Kaspischen  Meere  bei  niedrigerem  Salzgehalte  lebenden 
Mollusken,  welche  darauf  hinweisen,  daß  das  Schwarze  Meer  in  einer 
noch  nicht  allzuweit  entfernten  Zeit  einen  großen  Brackwassersee  darstellte 
und  erst  unlängst  unter  die  Herrschaft  der  jetzigen,  ungünstigen  Lebens- 
bedingungen geraten  ist.  Das  Vorkommen  dieser  pliozänen  Formen  am 
Hoden  des  Schwarzen  Meeres  ist  immerhin  von  solch'  allgemeinem  In- 
teresse und  für  die  Geschichte  desselben  von  so  ausschlaggebender  Be- 
deutung, daß  wir  nähere  Angaben  machen  wollen.  Nach  der  Mitteilung 
Axdrussows  von  1897  handelt  es  sich  um  Anhäufungen  folgender 
Molluskenarten:  Dreissensia  polymorpha  Pall.,  Dr.  rostriformis  Desh.  var. 
distiueta,  Dr.  tschaudae  var.  pontica,  Dr.  crassa,  Monodacna  pontica 
Eichw.,  Didacna  sp.,  Micromelania  caspia  Eichw.,  Clessinia  sp.,  Neritina  sp.. 
In  den  betreffenden  Tiefen  des  Schwarzen  Meeres  herrscht  jetzt  ein  Salz- 
gehalt von  2,1 — 2,2%,  während  diese  Formengemeinschaft  im  Kaspischen 
Meer  heute  bei  höchstens  1.5  %  Salzgehalt  lebt.  Die  Schalen,  welche 
für  die  Tiefe,  in  welcher  sie  heute  im  subfossilen  Zustande  gefunden 
werden,  viel  zu  dickschalig  sind,  sind  z.  T.  völlig  unbeschädigt,  und  es  • 
fehleu  unter  ihnen  auch  jegliche  typische  Flach  wasserformen  der  heutigen 
Schwarze  Meer-Fauna.  Das  Vorkommen  ist  vielmehr  ein  Beweis  für  die 
positive  Strandverschiebung,  welche  die  Entstehung  der  Limane,  die  sich 
vom  Asow'scheu  Meere  her  längs  der  Nord-  und  Westküste  des  Schwarzen 
Meeres  "bis  zum  Bosporus  hinziehen,  durch  „Ertränkung"  von  Fluß- 
mündungen herbeiführte  und  welche  auch  für  die  Umwandlung  der  als 
Flußtal  angelegten  jetzigen  Meerengen  der  Dardanellen  und  des  Bosporus 
in  solche  verantwortlich  zu  machen  ist.  Die  Zone,  in  welcher  die  snb- 
fossilcn  Schalen  angetroffen  werden,  umschließt  ringförmig  die  größten 
Tiefen  des  Schwarzen  Meeres  und  verläuft  dementsprechend  (in  gar  nicht 
weiter  Entfernung  von  etwa  10—20  km)  parallel  zum  kleinasiatischen 
und  kaukasischen  Ufer,  während  sie  in  dem  seichteren,  nordwestlichen 
Teile  des  Schwarzen  Meeres  über  200  km  vom  Ufer  entfernt  liegt. 
Welches  Ausmaß  die  positive  Niveauschwankung,  welche  diese  Vorkomm- 
nisse anzeigen,  erreichte,  ist  hieraus  allein  nicht  mit  Sicherheit  zu  folgern. 
Denn  diese  subfossilen  Reste  von  Brackwassermollusken  findet  man  bei 
den  Dredschungen  auf  dem  Schelf  in  der  Regel  nicht.  Hier  hat  viel- 
mehr die  rasche  Anhäufung  der  lockeren  Aufschüttungen  und  die  üppige 
Entwicklung  junger  Muschelbäuke  jene  Reste,  wenn  sie  überhaupt  vor- 
handen waren  —  was  N.  Sokolow  z.  B.  zweifelhaft  erschien  — ,  ganz 
offenbar  mit  einer  genügend  dicken  Schicht  überdeckt,  um  sie  dadurch 
der  Dredsche  zu  entziehen.  Nur  gegenüber  dem  Bosporus,  wo  ein  heftiger 
Ausgleichsstrom  den  Boden  fegt  und  Sedimentation  nicht  zuläßt,  fanden 
sich  einige  Arten,  Dreissensia  polymorpha  Pall.  et  var.  crassa  Andrussow, 
Dr.  rostriformis,  Bruchstücke  großer  Cardiiden  von  kaspischem  Typus, 


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Die  Sedimente  des  Schwarzen  Meeres  271 

sowie  Neritina  sp..  Auch  am  Boden  des  Bosporus  selbst  uud  des  Marmara- 
Meeres  sind  durch  Ostkoümow,  bezw.  dio  Expedition  des  „Selanik* 
Exemplare  der  Dreissensia  rostriformis  gefunden  worden,  was  natürlich 
für  die  viel  umstrittene  Entwicklungsgeschichte  dieser  an  der  Grenze 
Europas  und  Asiens  gelegenen  Kegion  von  großer  Bedeutung  ist  340). 
Dreissensia  rostriformis  und  Micromelania  (Hydrobia)  caspia,  welche  im 
Kaspischen  Meer  von  den  genannten  Molluskenarten  am  tiefsten  (bis  130, 
bezw.  150  Faden)  vorkommen,  finden  sich  übrigens  auch  im  Schwarzen 
Meere  in  den  größten  der  erwähnten  Tiefen. 

Auf  den  Steilabfällen  zum  Tiefenbecken  des  Schwarzen  Meeres, 
welche  den  vorher  erwähnten,  schwarzen  Schlick  tragen,  bringen  die 
Dredschungen  hin  und  wieder  blaugefärbten  Schlamm  zutage,  welcher 
zuweilen  nageiförmige  Konkretionen  von  FeSi  enthält,  wohl  iu  der  Form 
des  Pyrits.  Offenbar  handelt  es  sich  darin  um  diagenetische  Zusammen- 
ballungen des  vorher  feinverteilten  Eisensulfids,  und  somit  um  das  letzte 
Glied  der  früher  erörterten  Dossschen  Um  Wandlungsreihe  Eisensulfid- 
hydratgel, Melnikowitgel,  Melnikowit,  Pyrit. 

Das  zentrale  Tiefenbecken  des  Schwarzen  Meeres  selbst  wird  von 
einem  blauen  Schlick  erfüllt,  welcher  sehr  reich  an  den  Kapseln  pela- 
gischer  Diatomeen  ist.  Einfachsehwefeleisen  ist  auch  hier  vorhanden, 
aber  in  geringerer  Menge,  und  mehr  oder  weniger  maskiert  von  helleren 
Kügelchen  oder  Klümpchen,  die  sich  bei  näherer  Untersuchung  als  Zu- 
samraenballungeu  eines  weißen  Pulvers  von  kohlensaurem  Kalk  erweisen; 
Axdrüssow  und  J.  Mürray  betrachteten  dieselben  als  das  Produkt  eines 
chemischen  Niederschlages:  Schon  Lebedintzeff  hatte  von  365  m  Tiefe 
an  das  Vorhandensein  freier  Sulfide  der  Alkalien  und  alkalischen  Erden 
im  Wasser  des  Schwarzen  Meeres  nachgewiesen,  auch  gefunden,  daß  die 
Menge  derselben  nach  der  Tiefe  zunehme.  Diese  Sulfide  sind  aber,  zumal 
in  verdünnten  Lösungen,  sehr  unbeständig  und  setzen  sich  mit  freier 
oder  nur  locker  gebundener  Kohlensäure  nach  der  Formel: 

RS  +  CO»  -f  H,0  =  RCOs  -f  H*S 

um.  CO*  in  statu  nascendi  findet  sich  aber  am  Boden  des  Schwarzen 
Meeres  in  Menge,  zumal  unter  den  verwesenden  Resten  sich  manche 
zelluloschaltige,  wie  pflanzlicher  Detritus,  Coniferenpolleu,  Diatomeen, 
befiudeu.  Der  auf  diese  Weise  niedergeschlagene  kohlensaure  Kalk 
bildet  in  andern  Fällen  im  blauen  Schlamm  dünne  Schichtcheu  von  einem 
sehr  entschiedenen  Weiß. 

Im  ganzen  genommen  sind  die  Sedimente  des  Schwarzen  Meeres 
ärmer  an  Kalk  als  die  des  östlichen  Mittelmeeres;  im  tiefsten  Teile  von 
mehr  als  2100  m  sind  es  meistens  sogar  nur  13 — 18%;  zwei  Gebiete 
zeigen  mehr  als  307oCaC03  in  den  Bodenablagernngen,  ein  kleines  im 


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272  Die  jnngen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

östlichen  Becken  zwischen  36°  und  39°  ö.  L.,  ein  größeres  im  Westen 
zwischen  der  Krim  und  dem  Bosporus,  aber  in  die  nördliche  Flachsee 
hinübergreifend.  Der  höchste  Prozentsatz  von  65°/o  wurde  ganz  im  SW 
in  2166  m  Tiefe  beobachtet.  Manganabscheidungen  sind  im  Schwarzen 
Meere,  wenn  wir  vom  ModiolaschLamm  absehen,  im  allgemeinen  unbe- 
deutend und  in  den  größeren  Tiefen  überhaupt  nicht  nachzuweisen. 

Schluflbemerkangen  Uber  hemlpelaghche  Ablagerungen 

Hätten  wir  damit  die  Haupttypen  der  hemipelagischen  Ablagerungen, 
welche  im  allgemeinen  durch  ihr  feines  Korn  ausgezeichnet  sind,  be- 
sprochen, so  muß  doch  hinzugefügt  werden,  daß  durch  allerlei  gewaltsame 
Prozesse  außer  den  oft  umfangreichen  vulkanischen  Auswürflingen  auch 
andere,  gröbere  Bestandteile  nicht  selten  hineingelangen.  Die  steileren 
Teile  der  Schelfränder  können  durch  stetige  Unterwasehung,  wie  sie 
austretendes  Grundwasser   bewirkt  ,  ihren  Halt  verlieren  und  durch 
.submarine  Rutsehungen  wieder  zu  stabileren  Böschungen  zurückgeführt 
werden.    Daß  gerade  austretendes  Grundwasser  als  Ursache  solcher 
Prozesse  mit  in  Frage  kommt,  geht  wohl  zur  Genüge  aus  dem  Zusammen- 
fallen periodisch  wiederholter  Kabelbrüche  an  den  ostafrikanischen  und 
südamerikanischen  Küsten  mit  der  Regenzeit  hervor,  die  erst  aufhörten, 
als  man  die  Kabel  anders  legte.    Auch  die  staudige  Aufschüttung  von 
Sediment,  z.  B.  vor  Dellen,  dürfte  vielfach  zu  übersteilen  Böschungen 
führen,  welche  sich  ausgleichen,  wenn  irgend  ein  äußerer  Anstoß  erfolgt. 
Die  Auslösung  solcher  Böschungsbewegungen  könnte  z.  B.  im  Gefolge 
von  Erdstößen  eintreten,   vermochte  doch  J.  Mu,NE 34 1)  in  87  von 
245  Fällen  von  Kabelbrüchen,  deren  Ursachen  er  nachging,  ein  Zusammen- 
fallen mit  starken  Erdbeben  festzustellen.    Wie  außerordentlich  leicht 
aber  von  Wasser  durchtränkte,  steile  Sdiuttkegel  ins  Gleiten  geraten, 
hat  J.  Thoulet  experimentell  an  künstlichen  Böschungen  zeigen  können. 
Durch  tektonische  Bewegungen,  bezw.   Erdbeben  ausgelöste,  nnter- 
meerische  Bergstürze  oder  Abrutschungen  von  den  kontinentalen  Ab- 
böschungen  des  Atakama-  und  Japan -Grabens  sind  es  auch,  welche 
mehrfach  die  verheerenden  Stoßwellen  (Tsunamis)  verursacht  haben, 
deren  Wirkung  bisweilen  im  ganzen  Umkreis  des  Pazifischen  Ozeans 
gespürt  wurde,  Erscheinungen,  welche  indessen  auch,  obgleich  seltener, 
durch  submarine  Vulkanausbrüche  entstehen  mögen.    Einerlei  aber,  wie 
solche  Böschungsbewegungen  entstehen  oder  ausgelöst  werden,  immer 
gelangt  in  geringeren  Tiefen  und  in  größerer  Laudnähe  gebildetes  und 
vielfach  gröberes  Material  in  größere  Tiefen  und  größere  Küstenentfernung 
und  schichtet  sich  entweder  in  toto  den  normalen  Ablagerungen  des 
tieferen  Wassers  über  oder  mengt  sich  als  allochthone  Komponente  den 
dort  sich  bildenden  Sedimenten  bei.  Wahrscheinlich  sind,  worauf  Erich 


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Srhlnßbemerkungen  über  Hemipelagische  Ablagerungen  273 


Horn  die  Aufmerksamkeit  leukte,  die  eigenartigen  Sedimentations- 
verhältnisse  der  westpazifischen  Gräben,  welche  z.  T.,  wie  der  Riukiu- 
und  der  Philippinengrabeu,  in  den  größten  Tiefen  Blauschlicke  tragen, 
hierdurch  wesentlich  beeinflußt.  Als  Beispiel  dafür,  daß  die  durch  solche 
Rutschungen  oft  weither  verfrachteten,  gröberen  Detritusmassen  unter 
Umständen  im  scharfen  Gegensatz  zu  der  zartschaligen  Fauna  des 
endgültigen  Akkumulationsgebietes  stehen  können,  führte  Fr.  X. 
.Schaffer342)  Dredschungen  des  „Travailleur"  an,  welcher  an  der 
portugiesisch-spanischen  Küste  in  Tiefen  zwischen  500  und  900  m  grobe 
Detritusmassen  in  Gesellschaft  einer  ausgesprochenen  Tiefenfauna  nach- 
wies. Durch  solche  „subaquatische  Rutschungen"  wird  aber  gleichzeitig, 
worauf  besonders  Arnold  Heim*43)  aufmerksam  machte,  die  regelmäßige 
Sedimentation  unterbrochen  und  im  Abrutschgebiet  durch  Entfernung 
bereits  gebildeten  Sedimentes  „unterzählige",  im  Altkumulationsgebiet 
aber  „überzählige  Schichtung"  erzeugt.  Das  wird  zwar  an  den  Ab- 
lagerungen des  Meeres  nur  sehr  schwierig  zu  erkennen  sein  —  die 
grundlegenden  Beobachtungen ,  von  denen  jener  Autor  ausging,  wurden 
in  Schweizer  Seen  angestellt  — ,  aber  der  Geologe  hat  alle  Ursache, 
die  Möglichkeit  solcher  abnormen  Schichtuugsverhältnisse  in  fossilen 
Hemipelagischen  Ablagerungen  im  Auge  zu  behalten.  Außerdem  aber 
muß  auch  durch  solche  Prozesse  die  ursprünglich  annähernd  horizontale 
Schichtung  durch  Zusammenstauchuugen  Schaden  leiden,  wofür  wir  bisher 
indessen  auch  nur  durch  Arn.  Heim,  0.  M.  Reis,  F.  F.  Hahn  u.  A. 
bekannt  gemachte,  fossile  Beispiele  anführen  könnten34*). 

Die  Hemipelagischen  Ablagerungen  sind  aber  auch  reich  an  echten 
glazialen  Geschieben.  So  ist  die  Bodenflur  des  Europäischen  Nordmeeres, 
welches  im  Norden  und  Westen  so  reich  an  Treibeis  ist,  mit  solchen 
Geschieben  bestreut,  und  die  Norwegische  Nordmeerexpeditiou  erlüelt 
nicht  nur  in  den  Lotröhreu  sehr  häufig  10 — 12  g  schwere,  kleinere 
Geschiebe,  sondern  bei  ihren  Dredschungen  auch  größere  Blöcke.  Sie 
bestanden  aus  Massengesteinen,  Kristallinen  Schiefern,  aus  Kalksteinen, 
Marmor  (ein  Block  wog  eiumal  80  kg);  auch  Steinkohleu  von  der  Bären- 
insel wurden  gefunden;  Kritzen  und  Schliff-Flächen  kennzeichnen  diese 
Blöcke  als  Glazialgeschiebe.  Am  Südrande  des  Neuenglandschelfes  in 
38°34'N.  dredschte  die  „Challengerw-Expeditiou  in  2270  in  eine  Menge 
gröberen  Schotters  aus  6  bis  7  cm  Durchmesser  habenden  Brocken 
meistens  von  Kristallinen  Schiefern  und  Kalken.  Aus  ähnlichen  Schottern 
kam  in  41°  14'  N.  aus  2450  m  ein  5  Zentner  schwerer  Syenitblock  herauf. 
Nach  Al.  Agassiz  sind  solche  Schotter  noch  weit  nach  Südwesten  hin 
am  Schelfrande  den  amerikanischen  Zoologen  darum  sehr  bekannt,  da 
die  Steine  zahlreichen,  sessilen  Tiereu  feste  Haftpunkte  gewähren,  die 
sie  im  umgebenden,  weichen  Schlick  sonst  nur  auf  den  selteneren 
Konkretionen  finden  könnten. 

Andrii  „  Ceologic  de»  Mm<a»l>odeM.  II. 


274 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


r)  Eupelagische  Ablagerungen 

Einleitendes  über  die  Komponenten  der  Eupelagischen 
Ablagerungen  und  insbesondere  über  das  Absinken  der 

Planktonskelette 

Je  weiter  man  sich  von  den  Räudern  der  Kontinentalschelfe  entfernt 
und  damit  mehr  und  mehr  in  das  Bereich  der  eigentlichen  Tiefsee  gelangt, 
desto  spärlicher  werden  in  den  Sedimenten  vom  Festlande  abstammende, 
klastische  Komponenten  gefunden  und  desto  geringer  ist  deren  Korn- 
größe. Doch  dürfte  mit  Krümmel  angenommen  werden  können,  daß 
feinster  „Ton"  in  einer  Art  kolloidaler  Verteilung  mit  den  Meeres- 
strömungen überall  hin,  auch  in  die  landfernsten  Teile  der  Ozeane,  ge- 
hangen kann,  und  zwar  desto  weiter,  je  niedriger  die  Temperatur  und 
je  höher  das  spezifische  Gewicht  des  Wassere  ist.  Man  wird  daher  auch 
in  den  tiefsten  Wasserschichten,  die  mit  zunehmender  Tiefe  wegen  des 
steigenden  Druckes  auch  immer  dichter  werden,  solche  kolloidal  verteilte 
Wassertrübe  erwarten  müssen.  Der  Einfluß  der  Temperatur  auf  der- 
artige Suspensionen  im  Meerwasser  ist  schon  durch  die  Versuche  von 
Murray  &  Divine  sicher  gestellt.  Hiernach  bleibt  die  feiuste  Trübe  in 
einem  Liter  ozeanischen  Wassere  nach  5  Tagen  bei  Tropentemperatur 
(26—27°  C.)  mit  der  geringen  Menge  von  0,3  mg  in  Suspension,  bei 
5 — 10°  C.  aber  mit  1,8  mg.  In  der  Tat  haben  die  gertauen  Messungen 
dieser  Autoren,  deren  Ergebnisse  bereits  früher  einmal  gestreift  wurden, 
gezeigt,  daß  selbst  im  wärmsten  und  salzreichsten  Wasser  großer 
Küstenferne  eine  wenn  auch  geringe  Menge  feinster  suspendierter  Ma- 
terie enthalten  ist.  Rechneu  wir  mit  Krümmel  auf  Grund  einer 
späteren  Angabe  von  J.  Murray,  daß  nach  über  einem  Monat  in  einer 
englischen  Kubikmeile  Meerwasser  noch  625  tons  suspendiert  seien,  mit 
nur  0,15  mg  im  Liter  durchschnittlichem  Gehalt,  so  würden  in  einer 
Wassersäule  von  1  qm  Querschnitt  und  5000  m  Höhe  750  g  solcher 
feinsten  TrUbe  enthalten  sein,  falls  sie  gleichmäßig  verteilt  angenommen 
werden  könnte.  Auf  einmal  ausgefällt  würde  diese  Menge  die  Grund- 
fläche mit  eiuem  Belag  von  0,3  mm  Mächtigkeit  bedecken.  ^Natürlich 
wird  aber  nur  ein  winziger  Bruchteil  davon  innerhalb  vieler  Jahre  wirk- 
lich zum  Absatz  kommen.  Doch  steht  für  alle  Prozesse  in  der  Tiefsee 
«'ine  ungeheure  Zeit  zur  Verfügung,  und  man  muß  hier  mit  der  all- 
mählichen Aufsummierung  auch  der  kleinsten  Niederschläge  rechnen." 
Außer  diesen,  von  den  Naturforschern  des  „Challeuger44  als  terrigen  be- 
zeichneten, nach  Früherem  besser  ^chersogen*  zu  nennenden  Komponenten 
spielen  für  die  Bildung  der  Eupelagischen  Sedimente  noch  zwei  Arten 
vulkanischer  Produkte  eine  bedeutende  Rolle,  einmal  feiuer  und  feinster 
vulkanischer  Staub,  welcher  bekanntermaßen  durch  Luftströmungen  an 
jeden  Punkt  der  Erdoberfläche  transportiert  werden  kann,  zum  andern 


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Eupel&gische  Ablagerungen  275 

aber  größere  Auswürflinge  von  z.  T.  submarinen,  z.  a.  T.  litoralen  Vul- 
kanen, Produkte,  welche  wegen  ihrer  mehr  oder  minder  aufgeblasenen 
Beschaffenheit  und  dadurch,  bedingten  Leichtigkeit  eine  hervorragende 
Schwimm-  und  damit  auch  Transportfähigkeit  besitzen.  Nach  Versuchen 
von  Thoulet345)  wären  Bimssteinbrocken  von  Nußgröße  und  3 — 4  g 
Trockengewicht  noch  nach  17  Monaten  schwimmfähig  und  würden  erst 
*  nach  22  Monaten  völlig  vom  Wasser  imprägniert  sein  und  untersinken. 
Wenn  wir  nun  —  ich  folge  der  KnüMMELschen  Darstellung  —  mit 
einer  täglichen  Stromleistung  der  Meeresströme  von  nur  10  Seemeilen 
rechnen,  so  haben  diese  Bimssteine  einen  Triftradius  von  6600  Seemeilen 
oder  12000  km;  sie  können  daher,  ungeachtet  der  Möglichkeit,  daß  ein 
großer  Teil  von  ihnen  submarinen  Ausbrüchen  entstammt,  auch  bei 
subaerischer  Förderung  praktisch  überall  vermittels  der  Meeres- 
strömungen hingelangen. 

Alle  diese  klastischen  Komponenten,  seien  sie  nun  im  wahren 
Sinne  „chersogentt  oder  mögen  sie  aus  dem  Untergrunde  des  Meeres 
selbst  stammen,  erfahren  besonders  in  der  Tiefsee  eine  intensive 
Zersetzung,  einmal  schon  wegen  der  stärkeren  Lösungsfälligkeit  des 
Meerwassers  hierselbst  an  sich  (hoher  Druck.  O-Gehalt  usw.),  dann  aber 
auch  wegen  des  besonders  dem  Geologen  so  geläufigen  Faktors  Zeit; 
denn  bei  der  überaus  langsamen  Ablagerung  der  Sedimente  am  Boden 
der  Tiefsee  unterliegen  jene  Produkte  dem  umbildenden  Einfluß  des 
Meerwassers  eben  ungleich  länger  als  in  den  flacheren  Meeresteileu,  wo 
sie  durch  den  rasch  folgenden  Absatz  jüngerer  Lagen  von  Sediment  der 
unmittelbaren  Einwirkung  jenes  sehr  bald  entzogen  werden.  Sehr  stark 
zersetzte,  tonig-kieselige  Substanzen  meist  feinster  Korngröße  bilden 
daher  die  minerogene  Grundlage  der  heutigen  Enpelagischen  Sedimente. 

Zu  dieser  Grundlage  gesellen  sich  nun  in  verschiedenem  Tempo 
die  Kalk-  und  Kieselskelette  hauptsächlich  plauktonischer  und  ben- 
thonischer  Organismen,  von  denen  vor  allem  die  ersteren  so  charakte- 
ristische Komponenten  liefern,  daß  sie,  abgesehen  vom  Roten  Tiefseeton. 
mit  zur  Namengebung  der  Enpelagischen  Sedimente  verwendet  werden. 
In  diesem  Ton  treten  die  Reste  der  genannten  Organismen  aus  ver- 
schiedenen Gründen  mehr  oder  minder  zurück,  und  damit  rückt  die  stark 
zersetzte,  mineralische  Grundlage  in  den  Vordergrund. 

Eine  lehrreiche  Übersicht  über  die  Verbreitung  des  Planktons  im  At- 
lantischen Ozean  verdanken  wir  H.  Lohmaxn84*),  wobei  allerdings  die 
planktonischen  Pflanzen  im  Vordergrunde  der  Darstellung  stellen  (Fig.  90). 
Auch  über  die  Beziehungen  des  pelagischen  Planktons  zu  den  Eupelagisehen 
Ablagerungen  hat  derselbe  Autor  Untersuchungen  angestellt  347).  So  weist 
er  darauf  «hin,  daß  keineswegs  das  ganze,  die  oberen  hunderte  von  Metern 
des  Meerwassers  bevölkernde  Plankton  mit  seinen  erhaltuugsfühigeii 
Skelettresten  einfach  auf  den  Meeresboden  projiziert  wird,  daß  es  vielmehr 

18* 


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276 


Die  jungen  Meereesediniente  und  ihre  Bildung 


nicht  nur  auf  die  chemische  Geeignetheit  der  Skelette  (ob  aus  Kalk- 
oder Kieselsubstauz  bestehend!),  sondern  auch  auf  deren  Dünu-  oder 
Dickschaligkeit  und  anderes  ankommt,  ob  das  jeweilige  Sediment  arm 
oder  reich  an  den  Hartteilen  der  darüber  schwebenden  Planktonten  wird. 
Von  den  Diatomeen   fallen  z.  B.  alle  dünnschaligen  Rhizosolenieii, 


Fig.  90. 

Menge  und  Zusammensetzung  des  Planktons  aus  0 — 200  m  Tiefe  im  Atlantischen  Ozean 
iu  der  Langherstreckuug  von  ">0°  nördl.  Breite  bis  zu  40°  südl.  Breite  nach  H.  Lohmann 
in  Sitzungsber.  d.  Ges.  Naturforsch.  Freunde,  Berlin,  1912,  Tafel  I,  Kurve  1.  —  Daa 
Kurvenbild  wurde  erhalten,  indem  aus  den  ZentrifugenfÄngen,  die  im  gleichen  Zehn- 
brei tengrnd  fehle  lagen,  die  Durchschnittswerte  berechnet  und  auf  den  in  der  Mitte  jedes 
Feldes  errichteten  Ordioaten  für  jede  einzelne  Organismengruppc  abgetragen  wurden. 
Es  bezeichnet:  a  Diatomeen,  b  nackte  Phytoflagellateu,  c  Phaeocystis  (PhytoflagellateV, 
d  Coccolithophoriden.  e  Peridineen,  f  Trichodesmium  (Cyanophyeee),  g  Protozoen  ( vor- 
wiegend nackte  Monadinen). 


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Eupelagische  Ablagerungen 


277 


(haetoceras,  Soeletonemen  usw.,  die  gerade  im  Plankton  eine  hervor- 
ragende Holle  spielen,  fort,  und  der  Diatomeenschlamm  wird  vor  allem 
von  Coscinodiscen ,  Thalassiothrix ,  Svnedra  und  verwandten,  dick- 
schaligen Formen  gebildet.  Im  Globigerinenschlamm  spielen  unter  den 
Coccolithophoridenprodukten  die  kleineu  Plättchen  von  Pontosphaera 
huxleyi  (5 — 10  tt)  und  die  größeren  Coccolithen  von  Coccolithophora 
leptopora  (14 — 28  /t)  eine  hervorragende  Rolle.  Bei  den  Radiolarien 
fallen  die  Acantharien,  deren  strontiumhaltiges  Skelett  leicht  im  Meer- 
wasser gelöst  wird348),  und  die  zartschaligen  Phaeodarien  fast  durchweg 
aus,  und  von  den  schalentragenden  Pteropoden  nehmen  vorwiegend  die 
Cavoliniden  an  der  Sedimentbilduug  teil. 

Für  die  Beteiligung  der  Hartteile  von  Planktonten  an  der  Sediment- 
bildung in  wässerigen  Medien  sind  aber  nur  zum  Teil  noch  die  Bedingungen 
maßgebend,  welche  für  die  lebenden  Organismen  gelten.  Und  wenn 
Wolfgang  Ostwalü319)  festgestellt  hat,  daß  die  Sinkgeschwindigkeit 
des  Planktons  seinem  Übergewicht,  geteilt  durch  die  innere  Reibung 
des  Mediums  mal  dem  Form  widerstand  des  Planktons,  gleich  ist, 

(Sinkgeschwindigkeit  =  ,   Übergewicht  \  „  m„ß  „ie 

\  Innere  Reibung  X  Form  widerstand/ 

Sinkgeschwindigkeit  sich  ändern,  sowie  nach  dem  Absterben  der  Individuen 
entweder  das  Übergewicht  oder  der  Form  widerstand  andere  werden. 
Eine  der  Haupteigeuschaften  der  Planktonwesen  ist  nach  Brandt  360) 
die  z.  T.  willkürlich  regulierbare  Herabsetzung  des  spezifischen  Gewichtes 
1.  durch  Ausbildung  von  Gallertsnbstanz  durch  wässerige  Aufquelluug 
vieler  oder  aller  Gewebe,  2.  durch  Ausscheiduug  von  Gasen  in  besonderen 
Behältern  (Vakuolen),  3.  durch  reichliche  Ausbildung  von  Fett.  Dazu 
kommen  aber  sehr  häufig  eine  bedeutende  Oberflächenvergrößerung,  durcb 
Ausbildung  borstenartiger  Ansätze  und  Schwebestacheln  (Fig.  91, 92),  durch 
Verschmälerung  oder  Verflachung  ihres  Körpers,  wodurch  der  Reibungs- 
widerstand vergrößert  wird,  oder  auch  eine  schiefe  Abstutzung  der  Enden 
langgestreckter  Formen  und  ähnliche  Vorrichtungen,  welche  ein  vertikales 
Absinken  durch  Erhöhung  des  Form  Widerstandes  einfach  unmöglich  machen. 
„  Kombinationen  dieser  Mittel  sind  sehr  häufig,  und  die  Variation  ist 
geradezu  erstaunlich".  Schon  .1.  Murray  fand  während  der  „Chullenger"- 
fahrt,  als  er  frisch  gefangenes  Plankton  zum  Sinken  gelangen  ließ, 
beträchtliche  Unterschiede  je  nach  der  äußeren  Gestalt  und  dem  Eiweiß- 
gehalt der  Organismen.  Tote  Foraminiferen ,  meint  er,  brauchten  im 
allgemeinen  3—6  Tage,  um  in  eine  Tiefe  von  4500  m  hinabzusinken; 
indessen  müsse  sich  das  Absinken  in  tieferem  Wasser  verlangsamen, 
da  die  Kalkschalen  weniger  zusammendrückbar  seien,  als  das  Meerwasser. 
Genauere  Versuche  hat  Thoület  angestellt,  und  zwar,  was  im  Hinblick 
auf  unsere  besonderen  Zwecke  von  Wichtigkeit  ist,  mit  leeren  Globigerinen- 
gehäusen  und  Bruchstücken  von  solchen,  in  fünf  durch  Ausschlämmen 


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278 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


abgestuften  Größen.  Seine  Ergebnisse  mögen  in  der  von  Krümmel 
gegebenen  Tabelle  zusammengefaßt  werden,  welche  wichtige  Anwendungen 
gestattet: 


Größenklasse 

■ 

2 

3" 

5 

Mittlerer  Durchmesser  der  Schalen  in  mm  .    .  . 

0,75 

0,50 

— 
0,20 

0,12 

Sinkgeschwindigkeit  in  cm  per  Sek  

3,78 
1,09 

2,74 
1,90 

2,05 
2,54 

l,2fi 
4,13 

0,70 
7,47 

Fig.  91. 

(ilobigerina  bulloides  d'Orb.,  eine  planktonische  Foraminiferc  mit  Schwebestacheln.  Sehr 
1^  stark  vergrößert.    Nach  MlKRAY  und  Ken  ARD,  Deep  sea  deposits,  S.  2G0,  Fig.  23. 

Die  berechneten  Sinkzeiten  gelten  nur  unter  der  Annahme  gleichmäßiger 
Sinkgeschwindigkeiten  für  die  jeweilige  ganze  Fallhöhe.  Diese  Annahme 
trifft  aber  für  den  Ozean  bei  der  Zunahme  der  Dichtigkeit  des  Meer- 
wassers mit  der  Tiefe  nicht  zu;  vielmehr  sind  die  in  der  letzten  Zeile 
der  Tabelle  verzeichneten  Zeiten  Miuimalwerte.  Diese  Tabelle  gestattet 
aber  noch  eine  andere  bedeutsame  Anwendung.  Man  kann  in  genügender 


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Eupelagische  Ablagerungen 


279 


Annäherung  die  Sinkgeschwindigkeit  für  eine  gegebene  Fragmentgröße 
der. Stärke  desjenigen  Stroms  gleichsetzen,  der  die  Teilchen  mit  sich 
davon  zu  tragen  vermag.  Es  werden  also  alle  Meeresströmungen  von 
den  stärksten  an  hinab  bis  zu  so  schwachen  von  3,78  cm  per  Sekunde 
oder  la/i  Seemeilen  in  24  Stunden  noch  leere  Globigerinenschalen  von 
0,75  mm  Durchmesser  mit  sich  zu  tragen  vermögen.  Strömungen,  die 
ruhendes  Sediment  aufheben  sollen,  müßten  etwas  stärker  sein.  Hier- 
nach läßt  sich  der  Tabelle  entnehmen,  daß  die  kleinen  Schalentrümmer 
von  0,12  mm  Durchschnittsgröße  bereits  von  sehr  schwachen  Tiefen- 
strömen (über  7  mm  per  Sekunde)  aufgerührt  werden  können,  und  daß 
überall,  wo  solche  Trümmer  am  Boden  liegen,  der  Strom  nicht  dauernd 
stärker  sein  kann,  als  7  mm  per  Sekunde  oder  600  m  in  einem  Tage  ■"). 
Vergleichsweise  sei  mitgeteilt,  daß  die  Sinkgeschwindigkeit  von  feinsten 
Tonteilchen,  ebenfalls  nach  Thoulet,  40  mm  in  der  Stunde,  d.  i.  etwa 


Fig.  92. 

Zwei  Rhabdolithen-bildende  Coccolithophoriden  des  Planktons,  den  Gattungen  Discosphaera 
(D.  Thomsoni  Ostenfeld)  —  links  —  (Vergrößerung  ca.  1250)  und  Rhabdosphaera  (Rh. 
claviger  G.  Murray  &  Blackman)  —  rechts  —  (Vergrößerung  ca.  300)  angehörig.  Nach 
Murray  und  Kenard,  Deep  sea  deposits,  S.  258,  Fig.  20  und  21. 

1  m  in  einem  Tage  beträgt,  woraus  sich  der  gleiche  Schluß  ergibt,  von 
dem  in  diesem  Abschnitte  ausgegangen  wurde,  daß  nämlich  feinstes 
klastisches  Material  vom  Festlaude,  wenn  auch  in  geringer  Menge, 
überall  im  Ozeane  zur  Ablagerung  kommen  kann. 

Wenn  wir  mit  den  von  Thoület  gewonnenen  Zahlen  die  neueren 
Messungen  des  „Michael  Sarsu  über  die  Geschwindigkeiten  von  Gezeiten- 
strömen im  offenen  Ozean  —  mindestens  27  cm  in  der  Sekunde  in  732  m 
Tiefe  über  948— 1235  m  tief  gelegenem  Meeresboden  —  vergleichen,  so 
läßt  sich  hieraus  nicht  nur  erkennen,  von  welcher  Wichtigkeit  solche 
Strömungen  für  den  Absatz  selbst  noch  der  Eupelagischen  Sedimente 
sein  können,  sondern  auch  die  Berechtigung  zur  Annahme  lokaler 


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Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Sedimentationsunterbrechungen  weit  ab  von  irgend  welchen  Küsten  ent- 
nehmen, ein  Schluß,  welcher  für  den  Stratigraphen  und  Paläogeographeu 
von  bedeutendem  Interesse  sein  muß. 

Spezielle  Beschreibung  der  Eupelagi sehen  Ablagerungen 

Die  spezielle  Beschreibung  der  Eupelagischen  Sedimente  ist  bisher 
in  der  Regel  mit  dem  Roten  Tiefseeton  begonnen  worden,  welcher  unter 
denselben  wohl  die  bezeichnendste  Art  darstellt  und  bis  vor  kurzem 
auch  als  die  am  weitesten  verbreitete  gelten  mußte.  Gleichwohl  er- 
scheint diese  Reihenfolge  als  den  modernen  wissenschaftlichen  An- 
forderungen nicht  mehr  entsprechend.  Die  Bildung  des  Roten  Tiefsee- 
tones und  des  Radiolarienschlammes  kann  vielmehr,  wie  schon  aus  dem  in 
diesem  Abschnitte  eingangs  über  die  Beteiligung  chersogener  Komponenten 
Gescigten  hervorgeht,  nur  verständlich  werden,  nachdem  die  Entstehung 
der  kalkreichen  Abarten  der  Eupelagischen  Ablagerungen  behaudelt 
worden  ist.  und  wir  folgen  Krümmel,  dem  jener  Widerspruch  zum 
Bewußtsein  gekommen  sein  dürfte,  wenn  wir  die  folgenden  Darlegungen 
mit  dem  kalkreichen  Globigerinenschlamm  beginnen.  Dem  Gesichtspunkt 
der  weiten  Verbreitung,  welchen  Murray  und  Rekard  im  Wesentlichen 
vertraten,  setzen  wir  hiermit  denjenigen  der  Genese  entgegen  und  bleiben 
so  im  Rahmen  unserer  teilweise  geographischen  Klassifikation  und  auch 
am  besten  im  Einklang  mit  dem  in  der  Geologie  mehr  und  mehr  zur 
Herrschaft  gelangenden  vok  HoFF-LYELLschen  Aktualitätsprinzip. 

A.  Die  kaikreichen  Eupelagischen  Ablagerungen 

Einleitendes 

Wo  in  der  küstenfernen  Tiefsee  genügend  Skelettsubstanzen  kalk- 
schaligen  Planktons  in  die  Tiefe  sinken,  ohne  einerseits  von  einer  zu 
großen  Menge  nichtkalkiger,  chersogener  oder  vulkanischer  Komponenten 
mehr  oder  miuder  verdeckt,  anderseits  aber  ohne  beim  laug  andauernden 
Absinken,  bezw.  bei  lauge  unbedecktem  Liegen  am  Meeresboden  vom 
Meerwasser  aufgelöst  zu  werden,  da  bilden  sich  am  Meeresboden  kalk- 
reiche Vertreter  der  Eupelagischen  Ablagerungen,  je  nach  dem  Vor- 
herrschen (oder  dem  «äußerlichen  Hervortreten)  der  beteiligten  Plankton- 
skelette  bekannt  unter  den  Bezeichnungen  Globigerinen-,  Coccolithen- 
oder  Pteropodenschlamm.  Die  geringeren  Tiefen  von  den  für  Eupelagischo 
Ablagerungen  überhaupt  in  Frage  kommenden  einnehmend,  gehen  diese 
Sedimentarten  nach  beiden  Richtungen  hin  in  kalkärmere  Bodensätze 
über,  und  zwar  durch  Maskierung  der  plauktogenen  Kalkkoraponente 
durch  chersogeues  Material  in  Hemipelagisehe  Ablagerungen  einerseits, 
durch  mehr  oder  mindere  Eliminierung  des  planktogenen  Kalkgehaltes 


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Globigerinenschiamm 


281 


durch  lösendes  Meerwasser  in  eine  der  kalkarmen  bis  -freien  Eupelngischeu 
Ablagerungen  anderseits.  Hei  den  naturgemäß  sehr  allmählichen  trber- 
gängen  /.wischen  diesen  einzelnen  Sedimentarten  ist  eine  künstliche 
Begrenzung  erforderlich,  und  man  hat  bis  heute  als  solche  einen  Gehalt 
von  3(>°/o  Ca  CO»  ganz  allgemein  angenommen,  wie  es  schon  Murray 
und  Renard  vorschlugen. 

I.  Globigerinenschiamm 

•  Geschh-htliches 

Der  Globigerinenschiamm  (globigerina  ooze  der  Engländer,  vase 
ä  globigerines  der  Franzosen)  ist  das  am  längsten  bekannte  Sediment 


Fig.  93. 

Tropisch-atlantischer  Glubigerinensrhlamro  mit  Globigerina  saceulifera  Brady,  Spliaeroidina 
dchiscens  Park.  &  Jon.,  Pulvinulina  Menardii  d'Orb.,  tumida  Brady,  Michelininnn  d'Orb., 
Polle n ia  obliquiloculata  Park.  &  Jon.,  Orbulina  uuiversa  d'Orb.,  Reophax  nodulosa  Reusa 
aas  4990  m  Tiefe.  „Valdivia"  Station  45.  Vergrößerung  18.  Aus  Murray  und  Phu.U'H, 
Die  Grundproben  der  „Deutschen  Ticfsee-Expedition",  Tafel  I  (XVI),  Fig.  2. 

der  küsteufernen  Tiefsee.  Schon  in  den  50er  Jahren  des  vergangenen 
Jahrhunderts  zuerst  vom  amerikanischen  Schiffsleutnant  Rekryman  im 
Nordatlantischen  Ozean  gelotet  und  bald  darauf  ungefähr  gleichzeitig 
von  Ehrenberg  und  Hailey  beschrieben,  wurde  diese  Ablagerung  durch 
die  anschließenden  transatlantischen  Kabellegungen  in  ihrer  großen  Ver- 
breitung am  (irunde  dieses  Meeres  bald  bekannt.  Die  unleugbare 
Ähnlichkeit  des  Globigerinenschlammes  mit  Schreibkreide  ließ  Wyville 
Thomson,  den  wissenschaftlichen  Leiter  der  „Challenger" -Expedition, 
ausrufen:  „Wir  leben  noch  in  der  Kreidezeit";  indessen  hat  diese  Gleich- 
stellung schon  sehr  bald  nur  zu  berechtigten  Widerspruch  gefunden. 


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282 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Die  pelagischen  Foraminiferen  dos  Globigerinenschlamme» 

Wollte  man  das  reichliche  Vorkommen  von  Globigerinen  allein  als 
Kennzeichen  für  Globigerinenschlamm  gelten  lassen,  etwa  schon  einen 
Gehalt  von  10  oder  15°/0  an  solchen  für  charakteristisch  halten,  so  wäre 
die  Hauptmasse  aller  Tiefseesedimente  überhaupt  als  Globigerinenschlamm 
zu  bezeichnen;  nia^n  wird  daher  gut  tun,  an  der  Grenze  von  mindestens 
30°/o  CaCOs-Gehalt  festzuhalten,  in  welchem  noch  dazu  die  pelagischen 
und  nicht  die  benthonischen  Foraminiferenformen  vorherrschen,  —  ein 
wesentliches  Unterscheidungsmerkmal  gegen  den  hemipelagischen  Kalk- 
schlick. Was  die  pelagische  Foraminiferenfauna  der  Jetztzeit  Überhaupt 


Fig.  94. 

Tropisch-indischer  Globigerinenscblamra  mit  Globigerina  sacculifcra  Brady,  digitaU  Brady, 
dubia  Egg.,  conglobata  Brady,  rubra  d'Orb.,  Spbaeroidina  dehiscens  Park.  &  Jon., 
Pullenia  obliqniloculata  Park.  &  Jon.,  Orbuliua  universa  d'Orb.,  Pulvinuliua  Menardii 
d'Orb.,  Uvigerina  tenuistriata  Reuss,  Seeigel-Stachel  aus  2524  m  Tiefe.  „Valdivia"- 
Station  222.  Vergrößerung  18.  Aus  Muhray  und  Pmi.IPPl,  Die  Grundproben  der 
„Deutschen  Tiefsee-Eipedition",  Tafel  1  (XVI),  Fig.  1. 

betrifft,  so  besteht  sie  im  allgemeinen  aus  noch  nicht  zwei  Dutzend 
Arten,  die  aber  nirgends  alle  zusammen  auftreten.  Am  reichsten  in  den 
wärmeren  Meeren,  verarmt  sie  gegen  die  Pole  hin,  und  Hand  ip  Hand 
damit  geht  eine  Abnahme  der  Größe  der  Individuen.  Die  größte  Anzahl 
zusammen  vorkommender  Arten  (meist  11—14)  wird  jedoch  nicht 
unmittelbar  unter  dem  Äquator,  sondern  in  der  Nachbarschaft  des  süd- 
lichen Wendekreises  angetroffen;  das  liegt  nach  den  Forschungen  des 
„Gauss"  daran,  daß  sich  nach  dem  Überschreiten  von  10°S.-Breite  der 
rein  tropischen  Foraminiferenfauna  bereits  Bewohner  der  gemäßigten 
Meere  beimengen,  ohne  daß  die  Formen  des  wärmsten  Wassers  vorläufig 


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Globige  rincnschlararu 


283 


verschwinden.  Von  der  Gattung  Globigerina  sind  Gl.  dubia  Egger  und 
rubra  d'Orbigny  zusammen  mit  Gl.  sacculifera  Brady  in  den  äquatorialen 
Teilen  des  Atlantischen  Ozeanes  verbreitet  und  wichtig  (Fig.  93).  Zu 
dieser  letzteren,  in  den  meisten  Fällen  sogar  in  den  Tropen  überhaupt 
häufigsten  Form  gesellt  sich  in  den  wärmeren  Teilen  des  Indischen 
Ozeans  besonders  Gl.  conglobata  Brady  (Fig.  94).  Den  gemäßigten  Meeren 
gehört  vor  allem  Gl.  bulloides  d'Orbigny  an,  welcher  früher  wohl  eine 
universelle  Verbreitung  zugeschrieben  wurde;  doch  fehlt  sie  nach  den 
übereinstimmenden  Ergebnissen  der  Expeditionen  der  „Valdivia"  und  des 
„Gauss"  in  ihrer  typischen  Form  einem  breiten  Gürtel  zu  beiden  Seiten 


Fig.  95. 

Globigerinensehlamm  der  südlichen  gemäßigten  Zone  des  Indischen  Ozeans  mit  Globigerina 
bulloides  d'Orb.,  inflata  d'Orb.,  Pnlvinulina  Micheliniana  d'Orb.,  Orbulina  universa  d'Orb. 
aas        m  Tiefe.  „Valdiviau-8tation  1U2.  Vergrößerung  18.  Aus  Murray  und  Pmui'Pl, 
Die  Grundproben  der  „Deutschen  Tiefsce-Expedition"',  Tafel  11  (XVII),  Fig.  1. 

des  Äquators,  und  ihre  Verbreitung  in  den  gemäßigten  Zonen  bekommt 
hierdurch  den  Charakter  der  Bipolarität352).  Nur  in  der  südlichen  ge- 
mäßigten Zone  bis  60°  S.- Breite  ist  Gl.  inflata  d'Orbigny  von  Wichtigkeit 
(Fig.  95).  Eine  bipolare  Kaltwasserform  ist  Gl.  pachyderma  Ehrenberg; 
eine  andere  , Glazialart. 14 ,  G.  Putertra  Brady,  findet  sich  nuf  in  den  höheren 
Südbreiten  (Fig.  96).  Von  weiteren,  im  allgemeinen  weniger  häufigen 
Arten  der  Gattung  Globigerina  seien  noch  Gl.  aequilateralis  Brady,  digitata 
Brady  und  oretacea  d'Orbigny  genannt.  Wichtige  Äquatorialformen  unter 
den  planktonischen  Foraminiferen  sind  sodann  Orbulina  universa  d'Orbigny, 
Pullenia  obliquiloculata  Parker  &  Jones,  Pulvinulina  tumida  Brady 


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2K4  t>ie  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

und,  in  manchen  Sedimenten  quantitativ  wichtiger,  die  große,  flaeh- 
sehalige  Pulvinulina  meuardii  d'Orbigny.  Die  kegelförmige  Pulvinulina 
Micheliniana  d'Orbigny,  die  schon  in  tropischen  und  subtropischen 
Schlammen  sehr  häufig  ist,  dringt  am  weitesten  von  allen  nach  Süden  . 
vor  und  erweist  sich  somit  als  sehr  eurytherm.  Weniger  wichtig  in  der 
heutigen  pelagisehen  Foraminiferenfauna  sind  Pulvinulina  cauariensis 
und  crassa  d'Orbigny,  Hastigerina  pelagica  d'Orbigny,  Sphaeroidiua 
dehiscens  Parker  &  Jones,  Candeina  nitida  d'Orbigny  und  Cymbalopora 
(Tretomphalus)  bulloides  d'Orbigny. 


Fig.  96. 

Globigerinenschlamiu  aus  der  Randzone  des  antarktischen  Packeises  mit  Globigerina  pachy- 
derma  Ehrenberg,  Dutertrei  d'Orb.,  Bolivina  textilarioides  Reuss,  Radiolarien  von  unge- 
wöhnlicher Größe  aus  3548  in  Tiefe.  „Valdivia"-Station  154.  Vergrößerung  18.  Aus 
MUKRAY  und  PniLlPPI,  Die  Grundproben  der  „Deutschen  Tiefsee-Expedition",  Tafel  II 

(XVII),  Fig.  2. 

Weitere  pelaglsehc  Tierreste  unter  den  Kalklieferanten  des  Globigerinenschlammes 

Außer  den  aufgeführten  pelagisehen  Foraminiferen  beteiligen  sich 
noch  zahlreiche  andere  Planktontiere  mit  ihren  Skelettresten  am  Aufbau 
des  Sedimentes,  so  vor  allem,  aber  nur  in  den  geringeren  Tiefen, 
pelagische  Mollusken,  wie  die  Pteropoden  und  Heteropoden,  deren  dünn- 
schalige Kalkgehäuse  besonders  groß  werden,  so  daß  ihre  Bruchstücke 
im  Sediment  einige  qmm  Fläche  einnehmen  können.  Wo  Skelettreste 
dieser  Mollusken  sich,  wie  in  den  Tropen  und  Subtropen,  mehr  oder 
minder  anhäufen,  da  entstehen  Übergänge  zum  Pteropodenschlamm,  den 


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Globigerinenschlamm 


285 


wir,  da  seine  sonstigen  Eigenschaften  im  Kähmen  derjenigen  des 
Globigeriuensehlamuies  liegen,  nur  als  Fazies  des  letzteren  betrachten. 
Daneben  treten  wohl  noch  pelagische  Ostraeoden  auf,  wie  Krithe  pro- 
ducta Brady  und  Cythere  dictyon  Brady. 


Die  Corrolilhophoriden  und  ihre  Beteiligung  am  Aufbau  der  (ilobljrerinen-  und 

f  occulithensrhlnmm« 

Das  tierische  Plankton  setzt  zu  seiner  Ernährung  das  Vorhanden- 
sein einer  reichen  Planktonflora  voraus,  unter  der  sich  ebenfalls  wichtige 
Kalkproduzenten  in  Gestalt  der  gelegent- 
lich bereits  erwähnten  Coccolithophoriden 
befinden  (Fig.  92,  97,  98).  Das  sind  sehr 
kleine  flagellate  Algen,  die  nach  H.  Loh- 
MAXN  353)  zur  Gruppe  der  Chrysomonadina 
loricata  Klebs  zu  stellen  sind.  Sie  ent- 
halten gelbe  bis  grüne  Chromatophoren. 
Ihre  nieist  kugelige,  zwischen  4  und  50 
Durchmesser  variierende  Zelle  trägt  einen 
Belag  von  scheibenförmigen  bis  hammer- 
förmigen  Kalkkörperchen  von  wenigen  bis 
allerhüchstens  25  //  Durchmesser,  die, 
wenn  der  Belag  der  wachsenden  Zelle  zu 
eng  geworden  ist,  abgeworfen  und  von 
neuen  ersetzt  werden  können,  aber  auch 
nach  dem  Tode  der  Zelle  meist  einzeln 
oder  in  d*n  Verdauungsresten  der  Plank- 
tontiere in  die  Tiefe  sinken.  Da  die 
Coccolithophoriden  mit  zu  den  wichtigsten 
Kalkbildnern  im  Meere  gehören,  was  auch 

für  die  geologische  Vorzeit  Geltung  hat,  ihre  systematische  Stellung 
aber  selbst  in  geologischen  Lehrbüchern  entweder  gar  nicht  oder  unge- 
nügend oder  gar  unrichtig  wiedergegeben  wird,  mag  hier  in  Kürze  ihre 
Stellung  im  System  der  Pflanzen  und  ihre  weitere  Einteilung,  wie  sie 
zuerst  ausführlich  von  Loilmann  gegeben  wurde,  angeführt  werden: 
Klasse:  Mastigophoren  tBOTSCHLi). 
Ordnung:  Flagellaten  (Bütschli). 

Unterordnung:  Chrysomonadina  (Stein). 
Gruppe:  Chrys.  loricata  (Klebs). 
Familie:  Coccolithophoridae  (Lohmann). 
1.  Unterfamilie:  Syraeosphaerinac. 

Gattuugeu:  Pontosphaera, Scyphosphaera,  Syraeosphaera. 
Oalyptrosphaera. 


Fig.  97. 

Eine  Coccolithen-bildende  Cocculitho- 
phoride  des  Planktons  (Coccolitho- 
phora  pelagica  (Wallich)  Lohuianu). 
Vergrößerung  ea.  1000.  Nach 
Mcrray  und  Renaro,  Deep  sea 
deposits,  S.  257,  Fig.  19. 


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286 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Schale  aus  undurchbohrten  Coccolithen  gebildet,  die 
bald  einfach  scheibenförmig  gestaltet  sind,  bald  durch 
wandartige  Erhebung  des  Randes  die  Gestalt  von 
Näpfen,  Bechern  oder  Mützen  erhalten. 
II.  Unterfamilie:  Coccolithophorinae. 

Gattungen:  Coccolithophora-Coccosphaera  der  Autoren, 
Cmbilicosphaera,  Discosphaera,  Rhab- 
dosphaera. 


Fig.  98. 

Eine  Coccolithophoride  des  mittelmeerischen  Oberflarhenplanktons  und  einzelne  Coccolithen 
nach  H.  Lohmann,  Die  Coccolithophoriden,  1902.  a  nach  Tafel  4,  Fig.  2;  b  nach  Tafel  5, 
Fig.  ">2  und  64;  c  nach  Tafel  5,  Fig.  58a,  c;  d  nach  Tafel  3,  Fig.  51.  (Erklärung: 

a.  Pontosphaera  Huxleyi  Lohmann.  Vergrößerung  20ÜÜ.  Ein  Individuum,  dessen  Schale 
von  der  Zelle  abgehoben  ist;  unter  der  äußeren  Schale  ist  eine  zweite,  ihr  eng  anliegende 
Schale  gebildet,  deren  Coccolithen  (co*)  zwar  direkt  unter  den  Coccolithen  der  älteren 
Schale  (co')  liegen,  aber  anders  orientiert  sind.  Die  Geissei  tritt  durch  beide  Schalen 
hindurch.  Von  der  inneren  Schale  sind  nur  drei  Coccolithen  gezeichnet.  Die  Coccolithen 
der  äußeren  Schale  werden  in  der  Folge  abgeworfen;  und  die  Coccolithophoriden  tragen 
schon  durch  diesen  Vorgang  zur  Sedimentbildung  bei,  bevor  sie  abgestorben  sind.  — 

b.  Flächenansicht  und  schematischer  optischer  Querschnitt  eines  Coccolithen  von  Cocco- 
lithophora  leptopora  G.  Murray  &  Blackman.  Vergrößerung  2000.  —  c.  Coccolithen  von 
Coccolithophora  pelagica  (Wallich)  Lohmann.  Vergrößerung  2000.  Flächenansicht  eines 
Coccolithen  mit  Doppelpore  und  schematischer  optischer  Längsschnitt  eines  Coccolithen 
mit  einfacher  Pore  nach  G.  Murray  nnd  Blackman.  —  d.  Schematischer  optischer  Längs- 
schnitt eines  Rhabdolithen  von  Rhabdosphaera  claviger  G.  Murray  &  Blackmau.  Ver- 
größerung mehr  als  2000.) 


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Olobigen'nenschlamm 


287 


Über  der  stets  durchbohrten  Basalplatte  der  Cocco- 
lithen  erhebt  sich  von  der  äußeren  Mündungsstelle 
der  Pore  ein  kürzeres  oder  längeres  Röhrenstück, 
das,  knrz  oder  lang,  durch  die  verschiedene  Aus- 
bildung seines  distalen  Endes  gute  Gattungscharaktere 
abgibt.    So  entstehen  die  charakteristischen  Man- 
schettenknopffornien,    trompetenförmig  erweiterten 
Röhrenstücke,  hammerähnlichen  Gebilde  u.  ä. 
Nach  ,T.  Schiller  354),  der  im  übrigen  die  Coceolithophoriden  nicht 
zu  den  Chrysomonadinen  stellt,  sondern  zu  einer  besonderen  Unterordnung 
erhebt,  würde  noch  eine  III.  Unterfanülie:  Alithophorinae  mit  den  Gat- 
tungen Halopappus  und  Calcioconus  zu  unterscheiden  sein,  die  keine 
Coccolitheu-Bedeckung,  dafür  aber  eine  homogene,  glasklare  Kalkschale 
zeigen. 

Die  weite  Verbreitung  der  Coccolithen  in  den  Ablagerungen  der 
heutigen  Meere  und  die  enorme  Menge,  in  der  diese  kleinen  Panzerelemente 
pelagischer  Algen  in  denselben  sich  finden,  wird  von  allen  Untersuchern 
mariner  Grundproben  hervorgehoben.  Nachdem  aber  schon  Ehrenbekg 
1836  und  C.  W.  GüMBEL  1870355)  gezeigt  hatten,  daß  gewisse  Kreidegesteine 
fast  ausschließlich  aus  Coccolithen  und  Rhabdolithen  gebildet  werden 
und  daß  diese  kleinen  Kalkelemente  in  fast  allen  marinen  Sedimentär- 
bildungen, bis  hinab  zum  Cambrium,  gefunden  werden,  hat  neuerdings 
Voeltzkow  nachgewiesen,  daß  gewisse  Bankkalke,  welche  er  als 
Unterlage  moderner  Flachseeriffe  des  westlichen  Indischen  Ozeans  fest- 
stellte, so  ausschließlich  aus  Coccolithen  bestehen,  daß  er  sie  direkt  als 
Coccolithenkalke  bezeichnet  wissen  wollte.  Voeltzkow  ging  zuerst  von 
der  Untersuchung  des  feinen  Kalkschlammes  aus,  der  sich"  neben  gröberem 
Korallendetritus  so  massenhaft  in  der  Umgebuug  von  Korallenriffen  und 
insbesondere  in  den  Atolllagunen  findet,  daß  bewegte  See  das  Wasser 
in  weitem  Umkreise  milchig  macht.  Die  Bildung  dieses  feinen  Kalk- 
schlammes erklärt  man  sich  in  der  Regel  teils  durch  eiue  Ausschlämmuug 
des  zoo-  und  photogenen  Riffkalkes,  teils  dadurch,  daß  verschiedene,  an 
den  Riffen  und  in  ihrer  Umgebung  lebende  Tiere,  wie  Krebse,  Holothurien, 
Anneliden,  auch  manche  Fische,  Kalksaud  in  ihren  Darm  aufnehmen  und 
dort  zermalmen.  Diese  Bildungsweise  will  Voeltzkow  indessen  weder 
für  diesen  feineu  Kalkschlamm,  noch  für  die  homogenen  Kalke  z.  B.  aus 
der  Unterlage  der  Aldabra- Insel  mehr  gelten  lassen;  doch  hat  er  die 
Frage  offen  gelassen,  unter  welchen  Bedingungen  und  in  welcher  Meeres- 
tiefe sich  denn  dieses  Sedijnent  gebildet  haben  dürfte.  Daß  sich  allein 
durch  Anhäufung  von  Coccolithen  in  flachem  Wasser  ganze  Bänke  auf- 
bauen könnten,  muß  durchaus  als  ausgeschlossen  gelten,  und  so  wird 
man  gut  tun,  sich  den  recht  weit  ausgesponnenen  VOELTZKOWschen 
Schlüssen  gegenüber  solange  skeptisch  zu  verhalten,  bis  eingehendere 


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288 


Die  jungen  Meereß«edimente  und  ihre  Bildung 


Untersuchungen  an  neu  und  sachgemäß  gesammeltem  Material  vorliegen, 
bei  denen  vielleicht  eine  vergleichsweise  Berücksichtigung  der  von  Drew 
und  Vaughan  an  den  Kalkschlammen  der  Bahamas  gewonnenen  Resultate 
am  Platze  wäre. 

Mehr  als  diese  Coccolithenkalke  des  Indischen  Ozeans  interessieren 
uns  hier  Sedimente,  die  H.  Lohma xn35k)  auf  einer  Reise  des 
Kabeldampfers  „Podbielski*  im  Xordatlantischen  Ozean  ini  Becken 
zwischen  den  Azoren  und  dem  Kanal  in  43°  32'  N.  Breite  und  19°  49' 
W.  Länge  aus  4004  m  lotete  und  zu  68  Gewichts-,  bezw.  71  Volum- 
prozent aus  Coccolithen  bestehend  fand.  Dieser  Schlamm  wäre  genauer 
als  Coccolithenschlamm  zu  bezeichnen,  da  die  Globigerinen  iu  ihm  ganz 
zurücktraten.  Ähnliche  coccolithenreiche ,  außerordentlich  feinkörnige, 
dabei  aber  ziemlich  kalkreiche  Globigeriuenschlamme  lotete  der  „Gauss"* 
bei  mittleren  Tiefen  besonders  im  wärmeren  Teile  der  gemäßigten  Zone. 
Das  besonders  reichliche  Vorkommen  der  Coccolithen  gerade  am  Boden 
der  gemäßigten  Meere  wird  z.  T.  wahrscheinlich  dadurch  bedingt,  daß 
Coccolithophoriden  in  der  Nachbarschaft  der  Wendekreise  nicht  nur 
überhaupt  häufiger,  sondern  auch  in  größeren  Individuen  auftreten,  als 
im  Äquatorialgebiet.  Die  vom  „ Gauss11  geloteten,  an  Coccolithen  reichen 
Sedimente  scheinen  aber  hauptsächlich  den  strömungslosen  Gebieten  der 
gemäßigten  Zone  anzugehören,  welche  man  als  Roßbreiten  bezeichnet. 
Es  liegt  auf  der  Hand,  daß  in  diesen  Regionen  so  außerordentlich  zarte 
und  leicht  bewegliche  Gebilde,  wie  die  winzigen  Coccolithen  sie  dar- 
stellen, leichter  zu  Boden  sinken  können,  als  in  von  Strömungen  durch- 
zogenen Meeresteilen;  denn  in  diesen  werden  die  Coccolithophoriden 
nach  ihrem  Absterben  oder  die  von  ihnen  erzeugten  Kalkplättchen 
längere  Zeit,  im  Meerwasser  flottieren  und  daher  in  viel  stärkerem  Maße 
aufgelöst  werden  müssen  als  in  jenen.  Im  Gegensatz  zu  der  fast 
universellen  Verbreitung  der  Coccolithen  im  Globigerinenschlamm  sind 
Coccosphaereu,  d.  h.  die  Hartgebilde  der  Coccolithophoriden,  bei  denen 
sich  die  Coccolithen  noch  in  situ  befinden,  nur  ziemlich  spärlich  ver- 
treten. Sie  scheinen  sich  hauptsächlich  dort  erhalten  zu  können,  wo  die 
Sedimentzuführung  eine  rasche  ist,  sind  infolgedessen  in  den  relativ 
küstennahen  Ablagerungen  am  häufigsten  und  finden  sich  dort  haupt- 
sächlich in  Tiefen  von  1200—3500  m.  In  küstenfernen  und  tiefgelegen eu 
Globigerinenschlammen,  wie  sie  z.  B.  fast  ausschließlich  vom  „Gauss" 
gelotet  wurden,  scheinen  sie  sich  nur  schwer  erhalten  zu  können.  Viel 
empfindlicher  gegen  kühlere  Wassertemperaturen  als  die  Coccosphaereu 
scheinen  die  Rhabdosphaeren  zu  sein;  ihre  einzelnen  Elemente,  die 
Rhabdolithen,  treten  im  allgemeinen  sehr  viel  seltener  auf,  als  die  Cocco- 
litheu  und  besitzen  auch  sonst  eine  andere  und  wesentlich  engere  Ver- 
breitung. Im  allgemeinen  treten  sie  dort  am  häufigsten  auf,  wo  auch 
Coccolithen  das  Maximum  ihrer  Häufigkeit  erreichen.    Ganz  allgemein 


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Globigerinenschlatnm 


289 


scheinen  sie  in  den  küstenfernen  Globigerinenschlaninien  mittlerer  Tiefe 
vorhanden  zu  sein.  —  Vergleichen  wir  nun  mit  Lohmann  mit  dem 
geschilderten  reichlichen  Auftreten  der  Coccolithen  in  den  Globigennen- 
schlammen  und  anderen  Tiefseesedimenten  das  Vorkommen  der  lebenden 
Coccolithophoriden  an  der  Oberfläche  des  Meeres,  so  scheint  die  Menge 
der  lebenden  Exemplare  in  gar  keinem  Verhältnis  zu  der  der  Skelette 
am  Meeresboden  zu  stehen.  Zwar  sind  die  Coccolithophoriden  überall 
anf  der  hohen  See  verbreitet  und  oft  recht  häufig,  so  daß  ihre  Zahl 
die  der  gleichzeitig  vorkommenden  Peridineen  erheblich  übertrifft  und 
der  der  Diatomeen  nahekommt;  im  allgemeinen  aber  bleiben  sie  nach 
unseren  bisherigen  Kenntnissen  weit  hinter  der  Volksstärke  dieser  beiden 
großen  Pflanzenfamilien  zurück.  Dazu  kommt,  daß  sie  als  Pflanzen  auf 
die  oberflächlichen  Schichten  des  Meeres  beschränkt  sind  und  ihre 
Hauptprodnktion  in  der  dünnen  Wasserschicht  zwischen  20  und  80  m 
Tiefe  stattfindet.  Wenn  sie  trotzdem,  wie  in  der  geologischen  Ver- 
gangenheit so  in  der  Jetztzeit,  eine  so  hervorragende  Rolle  in  der 
marinen  Sedimentbildnng  spielen,  daß  die  Tätigkeit  aller  anderen 
Planktoripflanzen  dagegen  vollständig  verschwindet,  so  sind  hierfür 
offenbar,  von  der  Resistenz  ihrer  Skelette  abgesehen,  zwei  Umstände 
von  wesentlicher  Bedeutung.  Einmal  ist  die  Zehrung,  der  diese  Pflanzen- 
gruppe durch  die  Tiere  ausgesetzt  ist,  eine  ganz  gewaltige.  Ihre  der 
sperrigen  Fortsätze  entbehrenden,  runden  Körper  werden  von  Tintinnen 
und  Tunicaten  und  wahrscheinlich  auch  von  vielen  anderen  Plankton- 
tieren massenhaft  verzehrt,  so  daß  z.  B.  die  Fäkalballen  der  Appendi- 
cularien  oft  dicht  gedrängt  Coccolithen  und  ganze  Skelette  enthalten. 
Bei  einer  so  starken  Zehrung  muß  aber  die  Vermehrung  der  Pflanzen, 
wenn  sie  dieselbe  ohne  Schaden  ertragen  sollen,  eine  sehr  schnelle  und 
intensive  sein.  Ferner  sei  auf  das  vorhin  erwähnte,  unter  noch  nicht 
näher  bekannten  Verhältnissen  eintretende  Abwerfen  alter  und  Neubilden 
neuer  Skelette  zurückveiwiesen,  welches  bedingt,  daß  viel  mehr  Cocco- 
lithen im  Meerwasser  und  im  Sediment  vorhanden  sein  können,  als  zu- 
nächst nach  der  Zahl  der  lebenden  Zellen  erwartet  werden  sollte. 

Die  benthonischen  Kalklioferanten  des  filobiererinengrhlammcK 

Zu  diesen  Kalkresten  des  pelagischen,  tierischen  und  pflanzlichen 
Planktons  gesellen  sich  solche  der  benthonischen  Fauna.  Beuthonische 
Foraminiferen  treten  gelegentlich  in  einer  nicht  ganz  unbeträchtlichen 
Anzahl  von  Gattungen  und  Arten  auf,  spielen  aber  gegenüber  den 
pelagischen  Formen  quantitativ  meist  nur  eine  unbedeutende  Rolle;  in 
den  118  Globigerinenschlammen  des  „Challenger"  bildeten  sie  im  Durch- 
schnitt nur  2,13°/o  des  Sedimentes.  Ebenso  weit  verbreitet,  aber 
quantitativ  auch  unbedeutend,  treten  kleine,  meist  erst  mit  der  Lupe 
erkennbare  Seeigelstacheln  auf,  wogegen  ganze  Schalen  zu  den  Selten- 
Andree,  Geologie  de«  Meeresboden«.  II.  jg 


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290 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


heiteo  gehören.  Besonders  in  wärmeren  Meeren  finden  sich  wohl  Ostra- 
codenschalen.  Von  kleinen  Fischzähnchen  wurden  fast  immer  nur  die 
oberen,  mit  Schmelz  bedeckten  Teile  vereinzelt  in  Sedimenten  der 
tropischen  wie  der  gemäßigten  Meere  wahrgenommen.  Auch  Fisch- 
otolithen  kommen  hier  und  da  vor.  Den  landnahen  Globigerinen- 
schlammen  sind  in  wechselnder  Menge  noch  Schalen  oder  Schalen- 
bruchstücke von  Muscheln  und  Schnecken,  Tunicateustacheln,  zuweilen 
Bryozoenfragmente  und  in  den  Tropen  auch  Korallenbruchstücke  bei- 
gemengt. Wo  Molluskenschalen,  wie  in  manchen  „Gauss"-Proben,  sich 
in  tiefen  und  küstenfernen  Teilen  des  Ozeans  fanden,  könnte  man 
vielleicht  an  einen  Transport  durch  Seevögel  oder  treibenden  Tang 
denken.  Selten  liefern  alle  diese  benthonischen  Formen  mehr  als  25°/o 
des  ganzen  Sedimentes,  nach  Muhrat  und  Renard  im  Durchschnitt 
nur  wenig  über  9%.  Der  Globigerinenschlamm  bildet  also  im  wesent- 
lichen den  Niederschlag  des  in  den  obersten  Wasserschichten  in  Gestalt 
von  kalkbildendem  Plankton  suspendierten  kohlensauren  Kalkes,  und 
nach  einer  Berechnung  von  Murray  kann  mau  für  jedes  Kubikmeter 
Wasser  in  den  Oberschichten  der  tropischen  Ozeane  davon  mindestens 
34  mg  oder  pro  qkm  bis  200  m  Tiefe  mindestens  6860  kg  schwebenden 
kohlensauren  Kalk  annehmen,  Zahlen,  welche  seit  Anwendung  der  neueren 
Methoden  der  Planktonmessung  und  -Zählung  eher  zu  niedrig  als  zu 
hoch  angenommen  werden  dürfen. 

Die  Kleselorganismen  des  (JlobigerinenschUmmeH 

In  dem  Rückstände,  der  nach  Behandlung  von  Globigerinenschlamm 
mit  verdünnter  Salzsäure  übrig  bleibt,  ist  immer  ein  gewisser  Prozentsatz 
organogener  Entstehung,  doch  nur  sehr  selten  bis  10°/o  des  Gesamt- 
gewichtes, im  Durchschnitt  der  „Chal lenger" -Proben  nur  1,64  °/o.  Am 
weitesten  verbreitet  erscheinen  Schwammhadeln ,  doch  meistens  in  zer- 
brochenem Zustande.  Da  die  Verbreitung  der  lebenden  Kieselschwämme, 
wie  die  Dredschungen  gelehrt  haben,  keineswegs  so  universell  ist, 
möchten  Murray  und  Philippi  annehmen,  daü  Tiere,  wohl  Tiefseefische 
uud  Krebse,  die  Schwammreste  vielfach  verschleppen;  dafür  spricht  auch 
der  zerbrochene  Zustand ;  denn,  wären  die  Nadeln  einfach  aus  dem  ver- 
wesenden Schwammkörper  zu  Boden  gefallen,  so  hätten  sie  zweifellos 
unversehrt  bleiben  müssen.  Die  meisten  Globigerinenschlamme  ent- 
halten daneben  Radiolarien-  (Fig.  99)  und  Diatomeenreste,  obwohl  auch  bei 
diesen,  worauf  schon  Murray,  neuerdings  aber  Chun  hingewiesen  hat, 
eine  teilweise  Auflösung  durch  das  Meerwasser  stattfinden  dürfte.  Durch- 
schnittlich am  reichsten  an  den  letztgenannten  Formen  sind  naturgemäß  die 
Globigerinenschlamme  der  subantarktischen  Gewässer,  da  sie  in  der  Nachbar- 
schaf t  der  eigentlichen  Diatomeensedimente  abgelagert  werden.  Auffallender- 
weise enthält  der  Globigerinenschlamm  des  Indischen  Ozeans  sehr  viel 


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Globigerinenschlamm 


291 


mehr  Kieselskelette  als  der  des  Atlantischen.  In  14  atlantischen  Proben 
der  „Valdivia"  im  Durchschnitt  nur  1,7 °/o  betragend,  erreichte  der 
Gehalt  bei  22  Schlammen  des  Indischen  Ozeans  einen  Durchschnitt  von 
7,1  °/o.  Die  Ursache  ist  nicht  ohne  weiteres  klar;  doch  steht  diese  Er- 
scheinunggleichzeitig wohl  im  Zusammenhange  mitder  auffallenden  Tatsache, 


Fig.  99. 

Radiolarien  (Nasselaria  und  Spumellaria)  und  vereinzelte  Siliroflagellaten  (Dictyochenj 
aus  entkalktem  Globigerinenschlamm  aus  5071  m  Tiefe  des  Tropisch-Indischen  Ozeans. 
„Valdi via"  Station  237.   Vergrößerung  ca.  450.  Aus  Murray  und  Philippi,  Die  Grund- 
proben  der  „Deutschen  Tiefsee-Expedition",  Tafel  VI  (XXI),  Fig.  I. 

dati  von  den  drei  großen  Weltmeeren  nur  dem  Atlantischen  Ozean  echter 
Radiolarienschlamm  fehlt.  Agglutinierende  Foraminiferen ,  die  sich  bei 
der  Trennungsmethode  mit  Salzsäure  zu  den  genannten  Kieselorganismen 
gesellen,  treten,  als  nur  bestimmte  Standpunkte  bevorzugend,  recht 
unregelmäßig  auf. 

19* 


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292  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

» 

Die  minerogene  Komponente  de»  GlobigerinenKchlamineB  and  über  OlnzialgeHrhiebe 

in  demselben 

Die  Hauptmasse  des  in  verdünnter  Salzsäure  unlöslichen  Anteiles 
des  Globigerinenschlammes,  die  minerogene  Komponente,  läßt  sich  nicht 
restlos  in  deutlich  erkennbare  Bestandteile  zerlegen.  Sie  besteht  aus 
einer  sehr  geringen  Menge  noch  bestimmbarer  Mineralkörner,  deren  Korn- 
größe etwa  0,01  mm  nicht  überschreitet.  Von  solchen  Körnern  enthielten 
z.  B.  die  118  Globigeriuenschlamme  des  „Challenger"  im  Durchschnitt 
nur  3,3,  oft  kaum  1%.  Daneben  aber  muß  noch  ein  großer  Teil  der 
„fine  washings44  des  „Challengeru-Berichtes,  d.  h.  der  feinsten  Schlämm- 
produkte, zur  minerogenen  Komponente  gerechnet  werden.  Denn  diese 
feinsten  Schlämmprodukte,  welche  in  den  „Challengertt-Proben  im  Durch- 
schnitt 30,56  °/o  ausmachten,  enthalten  neben  fein  verteilter,  z.  T.  wohl 
amorpher  Tonsubstanz  noch  die  feinsten  Bruchstücke  von  Mineralkörnern 
neben  solchen  von  Kieselorganismen,  die  mechanisch  von  jener  nicht 
mehr  zu  .trennen  sind. 

Je  nach  der  Lage  der  einzelnen  Lotstationen  zum  Festlande, 
zu  Inseln  und  zu  submarinen  Vulkanausbrüchen  ist  die  minerogene 
oder  anorganische  Komponente  der  Globigerinenschlamme  sehr  ver- 
schiedener Natur.  Wie  schon  früher  ausgeführt  wurde,  findet  ein 
allmählicher  Übergang  in  die  räumlich  benachbarten  Sedimentarten 
statt.  Übergangsbildungen  zwischen  Globigerinenschlamm  und  Blau- 
schlick gleichen  makroskopisch  durchaus  dem  Blauschlick,  enthalten  aber 
mehr  als  30%  organogenen  Kalkes,  der  wesentlich  auf  die  Schalen 
pelagischer  Foraminiferen  zurückzuführen  ist.  Während  Übergangs- 
sedimente zum  Blauschlick,  die  reichlich  gröbere  Mineralkömer  enthalten, 
auf  die  Nachbarschaft  des  Landes  und  die  geringeren  Tiefen  beschränkt 
zu  sein  scheinen,  finden  sich  sehr  viel  feinkörnigere  Sedimente,  die  ein 
Gemenge  von  Blauschlick  und  organogener  Kalksubstanz  in  der  erforder- 
lichen Menge  darstellen,  noch  in  größerer  Entfernung  vom  Lande  und 
in  sehr  beträchtlichen  Tiefen  dort,  wo  gewaltige  Ströme  ins  Meer  ein- 
münden. Derartige  Schlamme  unterscheiden  sich  nach  dem  Trocknen 
von  dem  typischen,  lockeren,  gelblich  oder  rosa  gefärbten  Globigerinen- 
schlamm schon  durch  graue  und  bräunliche  Farbtöne  und  größere 
Festigkeit.  So  traf  sie  z.  B.  die  „Valdivia"  im  Golf  von  Guinea  an  der 
westafrikanischen  Küste  südlich  von  Cap  Palmas  und  vor  der  Niger- 
Mündung  in  Ticfeu  zwischen  3500  und  5700  m.  Der  ziemlich  reiche 
Prozentsatz  von  dunkelbrauner,  toniger  Substanz  ist  wohl  als  feinste 
Flußtrübe  der  großen  westafrikanischen  Ströme  aufzufassen.  Der  Zu- 
sammenhang ähnlicher  Ablagerungen  zwischen  den  Nikobaren  und  Ceylou 
mit  den  großen  indischen  Strömen,  die  den  Busen  von  Bengalen  mit 
Blauschlick  füllen,  liegt  gleichfalls  auf  der  Hand.    In  den  höheren 


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Globigerinenschlamm  293 

südlichen  Breiten,  im  Übergang  zu  den  glazial-marinen  Sedimenten,  ist 
der  Rückstand  der  Globigerinenschlamme  gelbbraun  und  entspricht  diesen 
in  den  äußeren  Teilen  der  Packeiszone  sich  bildenden  Ablagerungen. 
Globigerinenschlamme  z.  B.  westlich  von  Afrika  zwischen  Cap  Bojador 
und  Cap  Blanco,  die  relativ  reich  an  gerundeten  Miueralkörnern ,  vor- 
wiegend Quarz,  sind,  lassen  den  Einfluß  der  Sahara -Winde  erkennen, 
der  sich  ja  in  diesen  Meeresteilen  auch  in  den  Staubfällen  äußert.  So 
zahlreich  aber  auch  die  Fälle  sein  mögen,  in  denen  Globigerinenschlamm 
sich  mit  reichlicherem  chersogenen  Material  mischt,  so  stellen  sie  doch 
nicht  die  Kegel  dar.  Denn  im  allgemeinen  entspricht,  wenigstens  in 
den  Globigerinenschlammen  der  wärmereu  gemäßigten  und  der  tropischen 
Zone,  der  in  Säuren  unlösliche  Rückstand  in  seinem  Habitus  dem  Roten 
Ton;  darauf  deutet  schon  seine  Farbe  hin,  die  meist  von  Rotbraun  ins 
Schokoladenbraun  spielt,  selten  dunklere,  schwarzbraune  oder  hellere 
Töne  aufweist.  Der  Streukegel,  welchen  Inseln  um  sich  verbreiten,  ist 
auffallend  groß,  besonders  in  den  stürmischen  Südmeeren.  Noch  10  Längen- 
grade östlich  der  Prinz  Eduard -Inseln  fand  der  „Gauss"  reichlich 
vulkanisches  Material,  welches  nur  von  dieser  Inselgruppe  stammen 
kann.  Von  da  ab  bis  55°  25'  S.,  89°  0'  0.  in  ca.  300  Seemeilen  Abstand 
von  der  Heard-  Gruppe  teilte  sich  sämtlichen  Grundproben  längs  der  • 
befahrenen  Strecke  vulkanisches  Gestein  mit,  das  von  den  durch  große 
Wasserflächen  getrennten  Inselgruppen  Crozet,  Kerguelen  und  Heard 
sich  ableitet.  Selbst  der  Schlamm  in  ca.  180  Seemeilen  Abstand  von 
Kerguelen  war  noch  auffallend  reich  an  vulkanischem  Material,  das  von 
dieser  Insel  stammt.  Ähnliches  beobachtete  die  dänische  „IngolP- 
Expedition  967)  in  dem  Meere  zwischen  den  Faröern  und  Grönland.  Das 
vulkanische  Gesteinsmaterial  der  Inseln,  insbesondere  von  Island,  ver- 
breitet sich  über  ein  sehr  weites  Gebiet  am  Meeresboden.  Da  die  Aus- 
streuung nach  allen  Seiten  ziemlich  gleichmäßig  erfolgt,  scheint  die 
Verteilung  dieser  Komponenten  wenigstens  von  Oberflächenströmungen 
nicht  abhängig  zu  sein.  Daß  auch  vulkanische  Explosionen  für  diese 
Verteilung  eine  Rolle  spielen,  ist  sicher,  soweit  der  Vulkanismus  auf 
den  fraglichen  Inseln  noch  nicht  erloschen  ist.  Daher  wäre  es  z.  B. 
auch  unter  diesem  Gesichtspunkte  betrachtet  von  Interesse  zu  erfahren, 
ob  Kerguelen  noch  heute  tätige  Vulkane  besitzt.  Sehr  weit  verbreitet, 
auch  in  küstenfernen  Globigerinenschlammen,  sind  vulkanische  Gläser, 
und  zwar  in  besonderer  Konzentration  dort,  wo  anderes  minerogenes 
Material,  was  sie  maskieren  könnte,  mehr  zurücktritt.  Solche  splitterigen 
Fragmente  vulkanischer  Gläser,  wie  sie  z.  B.  der  „Gauss"  reichlich  in 
den  sehr  kalkreichen  Globigerinenschlammen  zwischen  dem  Walfisch- 
Rücken  und  dem  Äquator  feststellte,  können  ebensowohl  von  fein- 
verteilten Flugaschen,  wie  von  zerriebenem  Bimsstein,  der  an  der 
Meeresoberfläche  flottierte,  herrühren. 


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294 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Neben  den  vulkanischen  Auswürflingen  sind  von  fremden  Bei- 
mengungen gröberen  Korns  im  Globigerinenschlamm  auch  hier  wieder 
glaziale  Geschiebe  zu  nennen.  Der  „Challenger"  hat  solche  im  Nord- 
atlantischen Ozean  westwärts  von  den  Azoren  bis  35°  N.  B.  gefunden, 
und  diese  Funde,  welche  seitdem  mehrfach  von  Kabeldampfern  bestätigt 
wurden,  küunten,  wie  im  Falle  der  Minia-Kuppen  unter  53°  21'  N.  B.  und 
35°  10'  W.  L.,  fast  noch  auf  modernes  Treibeis  von  der  Großen  Neufund- 
land-Bank her  zurückgeführt  werden.  Das  geht  aber  nicht  mehr  im 
Falle  der  von  der  französischen  Expedition  an  Bord  des  „Talisman14  im 
Jahre  1883  1100  km  von  der  europäischen  Küste  nordöstlich  von  den 
Azoren  heraufgeholten  größeren  Geschiebe,  die  F.  FoüQüfe  und  Michel 
Levy3*8)  bearbeitet  haben.  Dieselben  lagen  im  Globigerinenschlamm 
in  Tiefen  zwischen  4000  und  6000  m ;  doch  fehlen  leider  alle  näheren  Orts- 
angaben. Die  nichtvulkanische  Herkunft  dieser  Gesteinsbrocken,  unter 
denen  solche  mit  Triiobiten  sich  finden,  und  namentlich  ihre  Schliffe 
und  Krüzen  verrieten  unzweifelhaft  die  glaziale  Vergangenheit  derselben, 
sodaß  man  hier  schon  an  das  Treibeis  der  Eiszeit  wird  denken  müssen. 
Das  gleiche  gilt  wohl  auch  für  die  zahlreichen  Geschiebe,  welche  der 
„Michael  Sars"  im  Nordatlantischen  Ozean,  z.  T.  in  charakteristischer 
Lage  im  Sediment,  auffand.  Als  Beispiel  mögen  die  Funde  seiner  Station  96 
in  50°22'N.  und  11°44'W.  südwestlich  von  Mizen  Head  auf  Irland  in 
1797  m  gelten.  Unter  den  über  200,  im  Durchschnitt  etwas  über  7, 
seltener  bis  15  cm  Durchmesser  zeigenden  Geschieben  stellten  Peach 
und  Hörne359)  über  die  Hälfte  sedimentäre  Gesteine  neben  zahlreichen 
Vertretern  der  Eruptivgesteine  und  einer  beschränkteren  Anzahl  von 
Kristallinen  Schiefern  fest.  Von  sedimentären  Gesteinen  seien  Grau- 
wacken,  dunkle  Schiefer  und  I^ydite,  die  dem  Silur  der  südlichen  Hoch- 
lande von  Schottland  oder  dem  nördlichen  Irland  entstammen  dürften, 
devonische  (Glengariff-)  Sandsteine  aus  S.-W.-Irland,  sowie  carbonische, 
Hornstein-führende  Crinoidenkalke,  die  an  Gesteine  von  Galway  und 
Cläre  in  W.-Irland  erinnern,  genannt.  Sandsteine  mit  Schizodus  und 
Edmondia  ähneln  Gesteinen  von  der  Solway-Küste  im  südlichen  Schott- 
land, von  Londonderry  und  Tyrone  in  Nordirland.  Kreide  und  Kreide- 
feuersteine stimmen  mit  Gesteinen  von  Antrim  in  Nordirland  überein. 
Unter  den  Metamorphen  weisen  Gneise  und  Schiefer  auf  den  Lewisian- 
Gneis  uud  die  Moine-Schiefer  der  nordwestlichen  schottischen  Hochlande 
hin.  Alte  Eruptive  stimmen  mit  solchen  von  Schottland  und  Nordirland 
überein,  junge  Eruptivgesteine  weisen  nach  den  tertiären  Vulkanen  der 
inneren  Hebriden  und  Nordirlands.  Mehr  als  die  Hälfte  dieser  Geschiebe 
zeigt  Glazialschrammen;  die  meisten  sind  eckig,  doch  sind  einige  auch 
wohlgerundet  und  als  fluvioglazial  bearbeitet  und  transportiert  zu  er- 
kennen. Unter  diesen  letzteren  zeigen  insbesondere  die  Kreidefeuersteine 


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Globigerinenschlamm 


295 


die  charakteristischen,  vom  gegenseitigen  Aufeinanderschlagen  der 
Gerölle  beim  Wassertransport  erzeugten,  zwiebelschaligen  Schlagkegel 
(„bulbs  of  percussion",  „chatter  marks").  Nehmen  wir  hinzu,  daß  auch 
Fazet tengeschiebe  vertreten  sind,  so  müssen  wir  die  Gesteinsproben  von 
der  angeführten  „Michael  Sarsu-Station  als  Glazial-  und  Fluvioglazial- 
geschiebe  charakterisieren,  welche  durch  Transport  mittels  Eisbergen 
während  der  Glazialzeit  an  ihren  jetzigen  Lagerungsort  gelangten,  da 
einmal  nur  während  dieser  die  genannten  schottischen  und  irischen  Ge- 
biete Gletscher  beherbergten,  zum  zweiten  aber  auch  aus  anderen  Teilen 
der  atlantischen  Randgebiete  unter  heutigem 
Klima  Eisberge  nicht  in  jene  Meeresgegend 
gelangen.  Die  allochthone  Natur  dieser  Ge- 
schiebe geht  auch  daraus  hervor,  daß  die  ge- 
ringen, ihnen  hier  und  da  anhaftenden  Ton- 
reste gerundete  Quarzkörner  von  über  1  mm 
Durchmesser  enthielten,  —  wie  sie  in  der 
Grundmasse  eines  Geschiebemergels  etwas 
Gewöhnliches  darstellen,  —  während  der  um- 
gebende Globigerinenschlamm  im  36,83  %  be- 
tragenden, unlöslichen  Rückstand  2  °/o  eckige 
und  gerundete  Quarz-  und  Feldspatkörner 
von  nur  0,09  mm  führt.  Die  Einbettung  dieser 
Geschiebe  im  Globigerinenschlamm  war  nicht 
vollständig,  dieselben  ragten  vielmehr  mehr 
oder  minder  aus  dem  Sediment  heraus  (Fig.  100) 
—  ob  wegen  ungenügender  späterer  Sedimen- 
tation oder  ob,  wie  die  genannten  Autoren 
meinen,  infolge  Sedimententfernung  und  nach- 
folgender Sedimentationsunterbrechung,  mag . 
dahingestellt  bleiben  —  und  waren  an  den 
dem  Meer wasser  frei  ausgesetzten  Flächen 
mit  Mangau(hydr)oxyden  überzogen;  dieser 
Manganüberzug,  welcher  über  der  Linie,  bis 
zu  welcher  die  Geschiebe  eingebettet  lagen, 
besondere  Stärke  zeigte,  ließ  an  manchen 
Stücken  erkennen,  daß  sie  auf  der  hohen 
Kante  im  Schlamm  gesteckt  haben  müssen, 
in  derselben  Orientierung,  die  sie  beim  Herab- 
fallen vom  schmelzenden  Eisberge  erhielten. 
Eine  ähnliche  Gesteinsgesellschaft,  die  in 

gleicher  Weise  gedeutet  wird,  dredschte  der  „Michael  Safsu  noch  im 
Globigerinenschlamm  des  Golfes  von  Biscaya  in  45°  26'  N.,  9°  20' W. 


0  mgl^ntt 

_w 

SO       tfo  ~2fiMM. 

Fig.  100. 
Aufrecht  im  Globigerinen- 
schlamm stehende  Glazialge- 
schiebe mit  Manganhydroxyd- 
ringeu  oberhalb  der  Linie,  bis 
ia  welcher  die  Geschiebe  im 
Sediment  steckten.  Aus  1797  m 
Tiefe  de«  Nordatlantischen 
Ozeans  südwestlich  von  Irland. 
„Michael  Sars"-Station  95.  Nach 
Murray  u.  Bjort,  The  depths 
of  the  ocean,  S.  207,  Fig.  149. 


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296 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


in  4700  m.  Daß  auch  ein  Teil  der  schon  früher  mitgeteilten,  von  Cole 
und  Ckook  bekannt  gemachten  Funde  von  Gesteinsbrocken  auf  dem 
westirländischen  Schelf  und  Kontinentalabhang  auf  den  gleichen  Eis- 
strom zurückzuführen  ist,  ist  sicher.  Daß  ein  anderer  Teil  derselben 
aber  in  der  Tat,  wie  diese  Autoren  geschlossen  hatten,  autochthone 
Bestandteile  des  Meeresgrundes  repräsentiert,  dafür  ist  die  bemerkens- 
werte Feststellung  von  Peach  ein  Hinweis,  daß  unter  den  glazialen 
Geschieben  der  oben  genannten  „Michael  Sars" -Stationen  durchaus  der 
für  den  Boden  der  Porcupine  -  Bank  so  charakteristische  Gabbro  fehlt. 
Diese  Bank,  welche  anscheinend  den  denudierten  Rumpf  eines  großen 
tertiären  Vulkanzentrums,  vergleichbar  denen  von  Mull,  Skye  oder 
St.  Kilda,  darstellt,  dürfte  daher  außerhalb  des  Bereichs  nicht  nur  der 
Eistrift,  sondern  auch  der  abtragenden  Wirkung  jenes  Eisstroms 
gelegen  haben,  dessen  Eiskälber  ihre  Geschiebe  bis  in  den  Golf  von 
Biscaya  trugen. 

Im  sudatlantischen  Ozean  fand  der  „Challeuger"  zwischen  Tristan 
da  Cunha  und  Kapstadt  in  35°  bis  36°  S.  im  Globigerinenschlamm 
gröbere  Brocken  kristallinischer  Gesteine,  denen  Murray  und  Renard 
ebenfalls  glaziale  Herkunft  zuschreiben.  Reichlicher  und  deutlicher  aber 
trifft  man  solche  Zeugnisse  im  südlichen  Indischen  Ozean  innerhalb  der 
bekannten  Treibeisgrenze,  wobei  bemerkt  sei,  daß  in  Schiffstagebüchern 
der  Deutschen  Seewarte  zweimal  mit  Schutt  befrachtete  Eisberge  in 
43°  und  44°  S.  gemeldet  wurden.  Die  Deutsche  Südpolarexpedition  auf 
dem  „Gauss*  konnte  durchgehends  feststellen,  daß  die  Globigerinen- 
schlamme  z.  B.  im  südlichen  Indischen  Ozean  nach  der  Tiefe  zu  ärmer 
an  kohlensaurem  Kalk  werden,  und  Philippi  hat  diese  später  noch  ein- 
gehender zu  besprechende  „normale  Kalkschichtung",  wie  er  sie  nannte, 
zum  Teil  mit  der  reichlicheren  Zufuhr  glazialer  Komponenten  während 
der  Eiszeit  erklärt,  wodurch  die  organogene  Kalkkomponente  gewisser- 
maßen verdünnt  wurde.  Diese  Deutung  deckt  sich  mit  dem,  was 
Fr.  Nansen  (vergl.  S.  227)  betreffs  der  Sedimentation  in  Jetzt-  und 
Eiszeit  im  Norwegischen  Nordmeer  schließen  wollte.  Immerhin  wird  man 
gut  tun,  nicht  in  jedem  Quarz-  oder  Feldspatkorn,  auch  in  der  Nähe  der 
Treibeiszonen,  einen  Beweis  für  Eistransport  zu  erblicken;  konnte  doch 
Phildppi  wahrscheinlich  machen,  daß  das  „kontinentale"  Gesteinsmaterial 
küstenferner  Schlamme  des  Südatlantischen  Ozeans  teilweise  nicht  vom 
antarktischen  Kontinente  herrührt. 

Durchschnittliche  %n»nmmcn<*etzuiig  der  Globigcrinenschlammc 

Nimmt  -man  alle  die  genannten  Komponenten  zusammen,  so  mag 
als  Beispiel  die  Durchschnittszusammensetznng  der  118  Proben  von 
Globigerinenschlamm  des  „Challenger"  angeführt  werden: 


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Globigerinenschlamm 


297 


Pelagische  Foraminiferen  . 
Kalkkarbonat    Benthonische  Foraminiferen 
Andere  Organismen  .    .  . 


53,10 
2,13 
9,24 


64,47 


Kieselorganismen  .    .    .  . 

In  HCl  unlöslich  Mineralkörner  

Feinstes  Schlämmprodukt  . 


1,64 
3,33 
30,56 


S. 


35,53 


100,00 


Korngröße  der  Globigerinenschlamme 


Sieht  man  von  den  im  Vorigen  besprochenen,  gröberen  Beimengungen 
ab,  so  deutet  schon  der  äußere  Habitus  der  Globigerinenschlamme  darauf 
hin,  daß  ihre  Korngröße  sehr  verschieden  sein  muß.  Manche  relativ 
grobkörnigen  Schlamme  der  Tropenzone  sind  locker  und  fallen  darum 
beim  Aufholen  leicht  aus  der  Schlammröhre,  woraus  sich  die  häufige 
Bezeichnung  derartiger  Sedimente  auf  den  Seekarten  als  Kalksand,  grauer 
Sand  usw.  erklärt.  Andere,  feinkörnige  Globigerinenschlamme  dagegen 
stellen  im  feuchten  Zustande  einen  ziemlich  zähen  Kalkschlaram  dar, 
der  fest  in  der  Lotröhre  haftet  und  an  der  Luft  zu  einem  leidlich  festen, 
kreideähnlichen  Gestein  erhärtet.  Die  Unterschiede  in  der  Korngröße 
beruhen,  wie  die  mikroskopische  Untersuchung  zeigt,  auf  der  Zusammen- 
setzung der  kalkigen  Komponente.  Die  grobkörnigen  Globigerinen- 
schlamme bestehen  zum  größten  Teile  aus  mehr  oder  weniger  unver- 
sehrten Gehäusen  planktonischer  Foraminiferen,  während  deren  Bruch- 
stücke und  die  Hartgebilde  der  Coccolithophoriden  hier  zurücktreten. 
In  den  feinkörnigen  Schlammen  dagegen  herrschen  Coccolithen  und 
Fragmente  jener  Foraminiferen,  während  intakte  Gehäuse  der  letzteren 
selten  sind.  Im  allgemeinen  wird  der  Globigerinenschlamm  desto  fein- 
körniger, je  mehr  -er  sich  dem  Roten  Ton  nähert.  Es  findet  also  in  den 
größeren  Tiefen,  in  denen  sich  der  Übergang  zu  diesem  Sediment  voll- 
zieht, nicht  nur  eine  allmähliche  Auflösung  der  kalkigen  Schalenreste, 
sondern  anscheinend  auch  eine  mechanische  Zertrümmerung  statt.  Diese 
Zertrümmerung  ist  aber  ebenso  wie  die  Auflösung  nicht  nur  von  der 
Tiefe,  sondern  auch  von  der  geographischen  Lage  abhängig.  Wie  die 
Tabellen  des  „Gauss*1- Werkes  zeigen,  liegt  die  Grenze  von  Globigerinen- 
schlamm und  Rotem  Ton  im  Westafrikanischen  Becken  des  Südatlantischen 
Ozeans  erheblich  tiefer  als  im  Südindischen  Ozean,  und  es  lagern  sich 
daher  zwischen  dem  Walfisch-Rücken  und  dem  Äquator  noch  in  Tiefen 
von  5000 — 6000  m  Globigerinenschlamme  von  hohem  Kalkgehalt  ab,  die 
dementsprechend  auch  ziemlich  grobkörnig  sind.  Auch  hier  bemerkt  man, 
daß  mit  abnehmender  Tiefe  die  Schlamme  grobkörniger  werden,  ohne 


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298 


Die  jungen  M&ressedimente  and  ihre  Bildung 


daß  gleichzeitig  der  Kalkgehalt  erheblich  steigt.  Im  übrigen  müssen  bei 
sonst  ganz  gleichen  Verhältnissen  die  Schlamme  tropischer  Regionen 
grobkörniger  sein,  als  die  höherer  Breiten,  weil  dort  die  einzelnen 
Individuen  der  pelagischen  Foraminiferen  erheblich  größer  sind,  als  hier. 
Daß  die  außerordentliche  Feinkörnigkeit  gewisser,  ziemlich  kalkreicher 
Globigerinenschlamme  mittlerer  Tiefen  besonders  im  wärmeren  Teile  der 
gemäßigten  Zone  auf  den  großen  Reichtnm  dieser  Sedimente  an  Cocco- 
lithen  zurückzuführen  ist,  wurde  bereits  früher  erwähnt. 

Chemtaehe  Zunammensetznng  der  Globigerinenschlamme 

Die  chemische  Analyse  eines  Globigerinenschlammes  von  mittlerem 
Kalkgehalte  aus  45°  39'  S.,  73°  21'  0.  und  3630  m  Tiefe  (Station  88  des 
„ Gauss")  ergab  nach  Umrechnung  auf  Natriumchlorid-freieJSubstanz  nach 
Gebbino360)  folgende  Zusammensetzung: 


CaCOs 

59,7 

MgCOs 

1,4 

CaO 

3,0 

MgO 

0,6 

Ca  SO* 

0,8 

MnO 

0,004 

Fe*0, 

3,5 

A1,0S 

5,7 

SiOi 

24,2 

CMPOO, 

starke  Reaktion 

Glühverlust  0,8 

Summe:  99,7 

Während  wir  der  Frage  des  Kalkgehaltes  noch  späterhin  unsere 
Aufmerksamkeit  werden  scheuken  müssen,  mag  einigen  anderen  Be- 
standteilen schon  hier  eine  kurze  Bemerkung  gewidmet  werden.  Im 
großen  und  ganzen  steigt  mit  dem  SiOi- Gehalt  auch  der  Gehalt  an 
AUOs,  aber  immer  ist  der  erstere  im  Vergleich  zum  letzteren  höher  als 
er  dem  Verhältnis  beider  im  Kaolin,  1,2,  entspricht.  Das  jeweilige  Plus 
an  freiem  SiOi  geht  auf  Rechnung  freien  Siliciumdioxyds.  in  der  Haupt- 
sache wohl  feinster  Quarzsplitter.  Gegen  den  in  vielen  Proben  an- 
gegebenen Gehalt  an  Magnesiumkarbonat  hat  Gebbing  Bedenken 
geäußert,  die  eine  weitere  Nachprüfung  dieser  Frage  erfordern.  Doch 
mag  hier  erwähnt  sein,  daß  schon  von  Gümbel  einen  Umtausch 
zwischen  den  Magnesiumsalzen  des  Meerwassers  und  dem  Kalkkarbonat 
des  feineu  Schlammes  annahm,  in  demselben  Sinne,  wie  es  neuerdings 
für  die  Dolomitisierung  von  Flachseekalken  geschieht.  Schon  A.  G.  HÖG- 
bom  hat  aber  auseinandergesetzt,  daß  diese  Umsetzung  in  der  Tiefsee 


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Globigeriuenscklaui  tu 


299 


kaum  verwirklicht  sein  durfte,  da  die  an  CaGOs  reicheren  Tiefsee- 
sedimente nicht  einmal  so  hohen  absoluten  Gehalt  an  Mg  CO»  wie  die 
karbonatärmsten  haben.  Högbom  glaubte  demgegenüber  nach  den 
Analysen  des  „Challenger"  -  Berichtes  mit  der  der  Tiefenzuuahme  im 
allgemeinen  parallel  gehenden  Abnahme  des  Kalkgehaltes  eine  relative 
Anreicherung  des  Magnesium-  (oder  richtiger  Magnesium  -  Calcium-) 
Karbonates  einhergehen  zu  sehen.  Allerdings  mußte  hier/u  die  Hilfs- 
annahme gemacht  werden,  daß  schon  die  Schalen  der  planktonischen 
Kalklieferanten  geringe  Mengen  von  Magnesium  enthalten,  was  uns  die 
Analysen  (nach  den  Tabellen  von  Bütschli)  in  der  Tat  bestätigen. 
Doch  auch  die  HöGBOMsche  Deutung  wird  unsicher,  wenn  man  die 
Adsorption  von  Ca,  Mg  und  Alkalien  durch  die  Tiefseeschlamme  be- 
rücksichtigt, auf  welche  erst  Gebbing  und  Caspari  neuerdings  auf- 
merksam machten.  So  dürfte  auch  das  sowohl  in  den  „Challenger"-, 
wie  in  den  „Gauss" -Analysen  von  Globigerinenschlammen  angegebene 
Snlfat  direkt  aus  dem  Meerwasser  stammen.  Der  Glühverlust,  welcher 
in  den  «.Challenger"- Analysen  zwischen  1,0  und  9,6 °/o  schwankte  und 
im  allgemeinen  mit  der  miuerogenen  Komponente  stieg  und  fiel,  mag 
daher  mehr  von  der  vorhandenen  Ton-  und  Kieselerde,  sowie  Eisen- 
oxyden abhängen  als  von  organischen  Substanzen.  Deren  Beteiligung 
ist  im  allgemeinen  nicht  groß.  Wird  aber  Globigerinenschlamm  in  Salz- 
säure aufgelöst,  so  bleiben  als  Rest  flockige  Teilchen  zurück,  die  im 
Platintiegel  erhitzt  eine  schwarze  Asche  zurücklassen.  Immerhin  scheinen 
diese  organischen  Stoffe  des  Globigerinenschlammes  zu  genügen,  um  den 
Schlammfressern  als  Nahrung  zu  dienen,  machte  doch  schon  J.  Murray 
darauf  aufmerksam,  daß  noch  heute  im  fossilen  Globigerinengestein  von 
Malta  die  Kanäle  zu  sehen  sind,  welche  sich  Echinodermen  und  Anneliden 
durch  den  Schlamm  gefressen  haben,  wobei  übrigens  auch  auf  die 
schlackigen  Abarten  der  „Krnstensteine"  des  Mittelmeeres  zurück- 
verwiesen sei.  H.  Lohmann  fand  mit  Globigerinenschlamm  vermischt  — 
insbesondere  in  der  obersten,  einen  flüssigen  Schlamm  darstellenden 
Schicht  des  Sedimentes,  welche  mit  Schöpfapparaten  gewonnen  werden 
muß',  —  reichlich  rundliche  und  wurstförmige  Fäkalballen.  von  Gümbel 
wollte  an  Proben  von  der  „Gazellen-Reise  festgestellt  haben,  daß  es  sich  bei 
der  Schlammnahrung  nicht  nur  um  albuminose  Reste  handelt,  sondern  auch 
um  Fette;  in  Gestalt  blendend  weißer  Knöllchen  im  Sedimente  auf- 
tretend, ließen  sich  diese  Substanzen  durch  siedenden  Alkohol  ausziehen. 
Ihre  Menge  wurde  auf  Viooo  des  Sediments  geschätzt.  Falls  diese  an 
nur  geringen  Substanzmengen  ausgeführten  Bestimmungen  richtig  sind, 
dürfte  es  sich  um  Fettsubstanzen  handeln,  die  von  Planktonten  gebildet 
wurden,  um  damit  ihr  spezifisches  Gewicht  dem  des  Wassers,  in  dem 
sie  schwebten,  anzupassen.    Mit  den  Leichen  dieser  Lebewesen  dürfte 


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300 


Die  jungen  Heereesedimente  and  ihre  Bildung 


eben  auch  ein  Teil  dieser  Substanzen  zu  Boden  sinken,  während  ein 
anderer  Teil  vom  Meerwasser  aufgenommen  und  verseift  wird.  Wenn 
vox  Gümbel  aber  gemeint  hat,  die  Fetthaltigkeit  des  Globigerinen- 
sehlammes  sei  geeignet,  die  in  vielen  Kalksteinen  der  Erdrinde  ent- 
haltenen bituminösen  Beimengungen  und  gewisse  Petroleumlager  ver- 
ständlich zu  machen ,  so  mag  er  bezüglich  der  erstcrcn  z.  T.  recht  gehabt 
haben;  eigentliche  Petroleumlagerstätten 361 )  dagegen  durften,  zumal  der 
Globigerinenschlamm  und  die  übrigen  Eupelagischen  Sedimente  nicht  nur 
relativ  arm  an  solchen  organischen  Stoffen  sind,  sondern  auch  durchaus 
ungeeignet  zu  deren  längerer  Aufbewahrung  erscheinen,  viel  eher  auf 
die  organischen  Stoffe  der  Massen  abgestorbener  Planktonwesen  zurück- 
gehen, die  sich  an  geeigneten  Stellen  im  Flach wasser  ablagern.  —  Bei 
dieser  Gelegenheit  sei  kurz  auf  die  Verbreitung  organischer  Verbindungen 
in  Tiefseesedimenten  überhaupt  eingegangen.  Nach  H.  Gazert562)  besteht 
keine  merkbare  Abhängigkeit  der  Menge  der  organischen  Stoffe  von  der 
Menge  der  organogenen  Komponenten  (Foraminiferenschalen  usw.).  „Es 
sind  sogar  die  niedrigsten  Werte  0,7  und  0,8  %  im  Globigerinenschlamm, 
der  höchste  Wert  4,5 °/o  im  Roten  Ton  gefunden  worden."  Aber  auch 
eine  reine  Abhängigkeit  von  der  Tiefe  besteht  nicht;  denn  nach  Gebbino 
enthielten  3  Globigerinenschlamme  der  „Gazelle"  0,8—6,0%,  11  Globi- 
gerinenschlamme  des  „Challenger"  1,7 — 9,6%,  2  Kote  Tone  der  „Gazelle" 
5,2  und  9,8%,  18  Rote  Tone  des  „Challenger"  3,6—10,4%,  8  Glazial- 
tone des  „Fram"  4,7— 8,2%  organische  Substanz  („Glühverlust").  Wahr- 
scheinlich sind  eine  ganze  Reihe  von  Faktoren  für  den  schließlichen 
Gehalt  der  Sedimente  an  organischen  Stoffen  (der  im  Verlaufe  der  Diage- 
nese und  späterer  Einwirkungen  weiteren  Änderungen  unterliegen  kann) 
maßgebend,  nämlich  außer  der  Zufuhr  organogener  Komponenten  überhaupt 
die  Schnelligkeit  der  Sedimentation,  die  größere  oder  geringere  Zirkulation 
des  Wassers,  der  0- Gehalt  des  Wassers,  die  Hygroskopizität  der  Ab- 
lagerung u.  a.  m..  —  Die  Gründe,  welche  es  bedingen,  daß  sich  organische 
Ablagerungen  etwa  humusartiger  Substanzen  in  der  küstenfernen  Tiefsee 
nicht  anzuhäufen  vermögen,  —  denn  ein  Beweis  dafür,  daß  die  früher 
erwähnten  festländischen  Pflanzenreste,  welche  Al.  Agassiz  im  Globi- 
gerinenschlamm zwischen  der  amerikanischen  Westküste  und  den  Galä- 
pagos  auffand,  sich  nicht  vollkommen  zersetzen,  sondern  erhalten  bleiben, 
wäre  noch  zu  liefern,  —  hat  E.  Phtlippi  38S)  unter  Hinweis  auf  den 
Sauerstoffgehalt  des  Tiefsee  wassere,  welcher  intensive  Verwesung  be- 
dingen muß,  auseinandergesetzt. 

Farbe  der  GlobigertneuHchlamnie 

Die  typischen,  kalkreichen  Globigerinenschlamme  besitzen  sehr  helle 
Farben,  die  zwischen  Weiß,  Hellgrau,  Cremegelb  und  hellstem  Rosa 


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Globigerinenschlamm 


301 


spielen.  Die  Globigerinenschlamme  mit  geringerem  Kalkgehalt,  bei  denen 
sich  die  organogene  Kalkkomponente  mit  mehr  oder  minder  reichlicher 
minerogener  Substanz  vermengt,  haben  verschiedene  Färbungen,  die  von 
der  Beschaffenheit  eben  dieser  anorganischen  Komponente  abhängen. 
Im  feuchten  Zustande  sind  diese  entweder  nach  dem  Blauschlick  oder 
nach  dem  Roten  Ton  tendierenden  Sedimente  plastischer,  trocken  härter 
als  die  reinen  Globigerinenschlamme. 


Tiefen  der  (Jlobigerinenschlamiue 

Die  Dnrcbschnittstiefe  der  118  Globigerinenschlamme  des  „Chal- 
lenger"  betrug  3658  m,  diejenige  der  53  „Valdiviau-Proben  2890  m,  die 
der  50  r  Gauss  "-Proben  4163  m.  Während  der  „Cballenger"- Wert,  wie 
bei  der  größeren  Anzahl  von  Proben  nicht  anders  zu  erwarten  ist,  dem 
wirklichen  Durchschnitt  am  nächsten  kommen  dürfte,  erklären  sich  die 
abweichenden  Zahlen  der  „Valdivia"  und  des  „Gauss"  durch  deren 
Reisewege;  die  „Valdivia"  lief  häufig  Inseln  an  und  hielt  sich  auf 
längeren  Strecken  nicht  allzuweit  von  größeren  Kontinentalmassen  ent- 
fernt, lotete  daher  eine  nicht  geringe  Anzahl  von  Übergangssedimenten 
zum  Blauschlick,  die  Reise  des  „Gauss"  dagegen  führte  fast  immer 
durch  tiefes,  küstenfernes  Meer  und  brachte  daher  vorwiegend  die 
reineren  Typen  zu  Tage.  Die  größte  Tiefe,  bei  welcher  die  „Valdivia"  noch 
Globigerinenschlamm  antraf,  beträgt  5695  m  und  liegt  im  Atlantischen 
Ozean  fast  unmittelbar  unter  dem  Äquator  (0°  9,5'  S.,  8°  32'  W.).  Da 
dieser  tiefste  Globigerinenschlamm  noch  67°/o  CaCOs  enthält,  kann  die 
Auflösung  des  Kalkes  an  dieser  Stelle  noch  nicht  sehr  energisch  sein 
oder  aber  die  Zufuhr  von  kalkigen  Komponenten  ist  hier  ausnehmend 
stark.  Der  auffallenden  Tatsache,  daß  an  gewissen  Stellen  im  Nord- 
atlantischen Ozean  zwischen  40  und  50°  N.  Breite  typische  Globigerinen- 
schlamme bis  zu  6000  m  hinabreichen,  werden  wir  später  noch  näher- 
zutreten haben.  Im  Südatlantischen  Ozean  liegt  die  Tiefengrenze  zwischen 
Globigerinenschlamm  und  Rotem  Ton  schon  bei  5200  m;  noch  höher 
hinauf  rückt  die  Grenze  zwischen  diesen  beiden  Sedimenten  im  süd- 
indischen Ozean,  wo  der  Rote  Ton  bereits  in  einer  Tiefe  von  4700  m 
erscheint.  Man  möchte  also  nach  diesen  Ergebnissen  der  „Deutschen 
Tiefsee- Expedition"  im  allgemeinen  ein  Ansteigen  der  unteren  Tiefen- 
grenze des  Globigerinenschlammes  vom  Äquator  nach  dem  Südpol  hin 
annehmen;  außerdem  scheint  es,  daß  im  Atlantischen  Ozean  dieses 
Sediment  in  größere  Tiefen  hinabreicht,  als  im  Indischen  und  Pazifi- 
schen Ozean. 


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302 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildnng 


Kalkgehalt  der  GlobigerinenschUmme 

Da  die  Unterscheidung  der  kalkärnieren  Globigerinenschlamme  vou 
den  Roten  Tonen  vermittels  des  Kalkgehaltes,  von  welchem  bei  ersteren 
mindestens  30%  vorhanden  sein  müssen,  geschieht,  ist  es  nötig,  ein- 
gehender die  Beziehungen  zwischen  Kalkgehalt  der  Globigerinenschlamme 
und  Tiefe  zu  erörtern.  Eine  solche  Beziehung  ist  in  der  Tat  vorhanden, 
wenn  sie  auch  bis  in  die  neueste  Zeit  von  einem  der  bekanntesten 
Ozeanographen,  J.  Thoület,  geleugnet  wurde.  Die  eingehendsten  Ver- 
gleiche sind  in  dieser  Beziehung  vohGebbing  und  von  E.Philippi  angestellt 
worden.  Gebbeng  hat  die  Karbonatgehalte  der  Globigerinenschlamme 
des  „Challenger",  der  „Gazelle"  und  des  „Gauss"  in  einer  Tabelle  nach 
wachsender  Tiefe  zusammengestellt  und  von  200  zu  200  m  die  Mittel 
ausgerechnet.  Diese  Mittel  schwanken  sehr  stark,  erreichen  bei  den 
Proben  aus  größeren  Tiefen  als  4600  m  die  kleinsten  Werte,  abgesehen 
von  dem  Mittel  der  drei  Proben  aus  über  5200  m,  das  wieder  einen 
hohen  Wert  (67,2%)  erreicht.  Noch  beträchtlicher  schwanken  die  Einzel- 
werte, aus  denen  diese  Mittel  gebildet  wurden;  der  höchste  Wert  erreicht 
oft  das  Doppelte  und  gar  Dreifache  des  niedrigsten,  z.  B. 

40,6%  bis  92,3%CaCOs  zwischen  2800  und  3000  m, 
32,7%  bis  93,9  %  CaCOs  zwischen  3600  und  3800  tu, 
49,9%  bis  92,5%  CaCO«  zwischen  4000  und  4200  m. 

Sehr  anschaulich  wirkt  auch  eine  graphische  Darstellung  derselben  Werte 
mit  den  Tiefen  als  Abscisse  und  den  Calciumkarbonatgehalten  als 
Ordinate.  Die  Punkte  durchschwärmen  die  ganze  Ebene,  und  Gebbing 
möchte  es  daher  als  nicht  angängig  bezeichnen,  aus  den  Einzelwerten 
irgendwelche  Mittel  zu  bilden,  die  dann  leicht  zu  weitgehenden 
Folgerungen  führen,  und  kommt  zu  dem  Schluß,  daß  eine  reine  Ab- 
hängigkeit des  Karbonatgehaltes  des  Globigerineiischlammes  von  der 
Tiefe  nicht  bestehen  dürfte,  daß  vielmehr  noch  Momente  ganz  anders- 
artiger Natur  eine  hervorragende  Rolle  spielen  müssen.  Anderseits 
scheint  doch  das  Auftreten  des  meist  sehr  karbonatarmen  Roten  Tones 
die  Abhängigkeit  des  Karbonatgehaltes  von  der  Tiefe  für  die  gesamten 
Eupelagischen  Sedimente  zu  beweisen,  denn  Roter  Ton  tritt  durch- 
schnittlich in  größerer  Tiefe  auf  als  Globigerinenschlamm;  und  in  der 
Tat  erkennt  man  auch,  wenn  man  in  der  GEBBiNGschen  Darstellung  das 
Existenzbereich  des  Globigerinenschlammes  unter  Weglassung  vereinzelt 
stehender  Proben  mit  einer  Kurve  umrandet,  daß  dasselbe  eine  gedrungene, 
schräg  von  links  oben  —  wo  sich  hoher  Kalkgehalt  und  geringe  Tiefe  — 
nach  rechts  unten  —  wo  sich  geringer  Kalkgehalt  und  größere  Tiefe 
paaren  —  hinziehende  Ellipse  bildet,  d.  h.  mit  anderen  Worten,  daß  in 


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Globigerinenschlamm 


303 


den  geringeren  Tiefen  die  niedrigeren  Kalkgehalte,  in  den  größeren 
Tiefen  aber  die  hohen  Kalkgehalte  fehlen.  Gleichwohl  müssen  wir 
Gebbixg  Recht  geben,  wenn  er  vor  einer  zu  starken  und  alleinigen 
Betonang  der  Abhängigkeit  des  Karbonatgehaltes  der  Eupelagischen 
Sedimente  von  der  Tiefe  warnt.  Das  gilt  z.  T.  auch  für  die  Ausführungen 
von  E.  Philippi,  auf  die  wir  übrigens  später  noch  eingehender  zurück- 
kommen müssen.  Philippi  stellte  hinsichtlich  der  „Gauss" -Proben  fest, 
„daß  die  Kalkschlamme  aus  Tiefen  über  5000  m  konstant  kalkärmer 
sind  als  die  ihnen  benachbarten,  welche  aus  geringeren  Tiefen 
stammen und  meinte,  daß  die  Abhängigkeit  des  Kalkgehaltes  von  der 
Tiefe  viel  schärfer  hervortreten  würde,  wenn  man  nicht  das  Mittel  aus 
sämtlichen  Globigerinenschlammen  nehmen,  sondern  sie  etwa  in  Gruppen 
von  10  zu  10  Breitengraden  anordnen  würde.  Da  die  ganze  Frage 
einerseits  große  regionale  Bedeutung  hat ,  anderseits  aber  auch  fürdieaktua- 
listische  Beurteilung  der  Entstehung  gewisser  fossilen  Meeressedimente  und 
damit  für  die  Paläogeographie  von  Wichtigkeit  ist,  bin  ich  diesem  Vor- 
schlage von  Philippi  gefolgt,  aber  unter  absichtlicher  Beschränkung  auf 
den  Atlantischen  Ozean.  Diese  Beschränkung  schien  mir  im  Interesse 
eines  möglichst  eindeutigen  Resultates  besonders  deshalb  wichtig,  da, 
wie  später  noch  ausführlich  zu  erörtern  sein  wird,  offenbar  die  Wasser- 
zirkulatiou  der  Ozeane  nicht  ohne  Einfluß  auf  diese  Verhältnisse  ist  und 
mit  dem  Wechsel  dieser  in  den  drei  Ozeanen  infolge  ihrer  ganz  ver- 
schiedenen geographischen  Erstreckung  und  Konfiguration  völlig  ver- 
schiedene Verhältnisse  zu  erwärten  sind,  wie  bereits  oben  an  einem 
Beispiele  bestätigt  wurde.  Die  Beschränkung  meiner  Untersuchung  auf 
die  Globigerinenschlamme  des  Atlantischen  Ozeans  bedeutet  also  den 
großen  Vorteil  der  Einheitlichkeit  des  ozeanographischen  und  dabei 
vor  allem  des  Wasserzirkulations-Systems.  Dem  hiermit  jedoch  ge- 
gebenen Nachteil  der  kleineren  Anzahl  benutzbarer  Proben  suchte 
ich  dadurch  zu  begegnen,  daß  ich  zu  den  schon  von  Gebbing 
benutzten  Werten  der  „Challenger"-,  „Gazelle11-  und  „Gauss 14 -Proben 
noch  die  der  „Valdivia" -Globigerinenschlamme  des  Atlantischen  Ozeans 
hinzunahm  und  außerdem  noch  —  hauptsächlich,  um  einige  Lücken 
im  nördlichen  Teile  des  Ozeans  zu  sclüießen,  —  diejenigen  Proben 
von  der  „Minia"-*64)  und  „Britannia"-Reise3"5)  verwertete,  bei  denen 
der  Kalkgehalt  wirklich  durch  Analyse  bestimmt,  nicht,  wie  bei  der  Mehr- 
zahl lediglich  geschätzt  wurde.  Von  Proben  mit  solchem  geschätzten 
Kalkgehalt  sind  nur  wenige  eingeschlossen  worden.  Alle  diese  Kalk- 
gehaltswerte wurden  für  die  Tiefen  zwischen  2000—3000  m,  3000  bis 
4000  m,  4000—5000  m  und  unter  5000  m  zusammengeordnet  und  in 
jeder  dieser  vier  Tiefenzouen  die  Durchschnitte  der  Zonen  von  je 
10  Breitengraden  Breite  berechnet  : 


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304 


Die  jungen  Meeressodimente  und  ihre  Bildung 


Tabellen  der  Kalkgehalte  der  Globigerinenschlamme  des  Atlantischen  Ozeans 

(Vorbemerkung:  Die  in  der  Rubrik:  „%  Kalkgehalt"  angegebenen,  eingeklammerten  Zahlen 
beziehen  sich  auf  den  Kalkgehalt  tieferer,  also  älterer  Lagen  der  betreffenden  Proben, 
welcher  nicht  berücksichtigt  werden  konnte,  da  es  sich  nur  um  den  Vergleich  der  jetzt  in 
Bildung  begriffenen,  gleichaltrigen,  oberen  Lagen  handelt.  Näheres  über  diese  Fälle  wolle 
man  im  Abschnitt  über  Schichtung  vergleichen.) 


Globigerinenschlamme.    Atlantischer  Ozean.    2000—3000  m 


■ 

Breit« 

Länge 

Station 



Tiefe 
tu  ni 

°o 
Kalk- 
gt-halt 

ftj    TT"     11         1      »  . 

°/0  Kalkgehalt 
im  Durch- 
schnitt der 
I0°-Zoneu 

58"  37'  N. 

11°  33'  W. 

Valdivia  1  1 

1750 

47 

1 

50    fiO°  N. 

M   14  rs. 

53°  14'  N. 

.'(.)    .50    \>  . 

35°  10'  W. 

jliriiü  lJh 

„  53 

264U 
2831 

00 
46 

1  " 

50°  50'  N. 

12°  12'  W. 

Britaimia  412 

2007 

55 

30  -40°  N. 

36"  23'  N. 

11°  IS'  W. 

('hallenger  VI 

2780 

68 

68 

20 -m°  N. 

24°  43'  N. 

17L'   1  \V. 

Valdivia  32 

24*0 

47 

47 

(i  -10°  N. 

1°22'  N. 
nn5«'  N. 

20°  36'  W. 
21)°  25'  \V. 

Challenger  107 
lOOd 

2743 
2000 

80 
73 

0-10°  s. 

5°  5ti'  S. 

34°  45'  W. 

Challenger  117 

2514 

57 

57 

10—20°  S. 

10°  J 1'  S. 
13°   «!'  S. 

35°  22'  W. 
38°  7'\Y. 

Challenger  124 
128 

2020 
2332 

41 

51 

j  « 

33°  23'  S. 

10"  10'  0. 

Valdivia  Ol 

2070 

56 

;jo-40°  S. 

35»  O'S. 

17"57r  0. 

Challenper  140 

2286 

50 

j  53 

35°  33'  S. 

18°  20'  0. 

Valdivia  112 

2750 

54 

Globigerinenschlamme.    Atlantischer  Ozean.    3000—4000  m 

50-60°  N. 

53°  8'N. 

85°  10'  W. 

Hinil  50 

8136 

56 

56 

40—50°  N. 

44°34'N. 

21°  39'  W. 

U,-,t, >,>.,,,>  ^uri 

.3023 

74 

74 

39°  26'  N. 

34°  13'  W. 

Britannia  71 

3641 

73 

88°  25'  N. 

35  0  50'  W. 

Challenger  70 

3063 

83 

88°  18'  N. 

34  0  48'  W. 

71 

3063 

88 

38°  8'N. 

39°  19'  W. 

68 

3977 

72 

80—40°  N. 

36°21'  N. 
33°  52'  N. 

23°31' W. 
17°  86'  W. 

79 

Gazelle  6 

3703 
3700 

56 
83 

78 

83°  13'  N. 

18°  13'  W. 

Challeuger  83 

3017 

71 

32° 41'  N. 

36°  6'W. 

354 

3063 

91 

32°  26'  N. 

65°  9'W. 

35B 

3840 

77 

32°  15'  N. 

65"  H'W. 

35C 

3566 

* 

81 

27° 24  N. 

16°  55'  W. 

Challenger  1 

3456 

50 

■ 

25°  52'  N. 

19  •22'  W. 

2 

3552 

65 

20—30°  N. 

21°  57'  N. 

43°  29'  W. 

12 

3703 

45 

21°38-  N. 

44°  39"  W. 

■  18 

3475 

75 

21°  l'N. 

46°  29'  W. 

„  14 

3566 

70 

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Globigerinenschlamm  305 


Breit« 

Länge 

.  i 

Station 

Tiefe 
in  m 

% 
Kalk 

gehalt 

%  Kalkgehalt 
im  Durch- 
schnitt der 
10  "Zonen 

10—20°  N. 

19°  4'N. 
17°  54'  N. 

24°  6'W. 
24°  41'  W. 

Challenger  91 
„  92 

3795 
3612 

61 
57 

59 

0—10°  N. 

9°  21'  N. 
2°  37'  N. 
1°47'  N. 
l'ltf  N. 
0°25'  N. 
0°  8'N. 

18°  28'  \V. 
3°  28'  0. 
24°  26'  W. 
28°  28'  W. 
17°  45'  W. 
16°  17'  W. 

Challenger  98 
Valdivia  55 
Challenger  106 
108 
Gauss  130 

n  »28 

3200 
3513 
3383 
3475 
3230 
3330 

62 

58 

89 

85 
86(83) 
91 (76) 

79 

0-10«  8. 

4°  2'S. 
5° 45'  8. 
7°  28'  8. 
7°  39'  8. 
8°  44'  8. 
9°  22' 8, 
9°  44'  8. 

32°  47'  W. 
14°26'  w; 
34°  2'W. 
84°  12*  W. 
11°51' W. 

9°  46'  W. 

8°  89'  W. 

Challenger  115 
345 
118 
119 
Gauss  122 

n  120 

*  '119 

3932 
3676 
8749 
3017 
8160 
3690 
3750 

79 

94 

37 

49 
92(89) 
96(94) 
96(91) 

78 

10—20°  S 

10°  9'S. 

35°  11'  W. 

Challenger  123 

313«» 

55 

20—80°  8. 

20°  13'  8. 
21°  15'  8. 
27°  32'  8. 
27°  54'  8. 
28°  16'  8. 
29°  58'  S. 

35°  19'  W. 
14°  2'W. 
3°  7'0. 
13°  13'  W. 
17°  lO*  W. 
15°  16'  W. 

Challenger  129 
338 
Gauss  109 
Cbalhsnger  336 
Gauss  17 
„  18 

3932 
3639 
3230 
3456 
3950 
3620 

46 

93 

93 

79 
90(61) 
85(80) 

81 

80—40°  S. 

31°  3' 8. 
31°  41' 8. 
33°  20'  8. 
33°  39'  S. 
34°  15'  8. 
35°  25'  S. 
35°  36'  S. 
85°41'  8. 
35°  45'  S. 
36°  12"  8. 
37°  47'  8. 

12°  44'  W. 
11°  9'W. 
15°  58'  0. 
5°  11'  W. 
16°  59'  0. 
23°  40'  W. 
21  °\Z  W. 
20°  55'  W. 
18° 31'  W. 
12°  16'  W. 
80*20'  W. 

Gauss  19 

„  20 

Valdivia  90 
Gauss  24 

n  30 

Challenger  132 

333 
133 
334 
134 
381 

3500 
3750 
3202 
3980 
3150 
3749 
3703 
3475 
3502 
8703 
8136 

89(66) 
92(83) 

69 
94  (89) 
65  (64) 

85 

89 

86 

Ä5 

59 

78 

81 

40-50°  8. 

42° 32'  8. 

56°291  W. 

Challenger  318 

3731 

33 

33 

Globigerinenschlamme.    Atlantischer  Ozean.    4000—5000  m 

Britannia  399  4499 


40-50°  N. 


47°  14'  N. 

43°  8'N. 
40°  43'  N. 


17°  20'  W. 
20°  16'  W. 
36*22' W. 


440 

218 


4627 
46R2 


64 

60 
Ol 


62 


Andre«,  Geologi«  de«  Keoretbodent.  II. 


20 


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30b 


Die  jungen  Meereesedimente  and  ihre  Bildung 


Breite 

T  Unna 

L<ange 

niauon 

Tiefe 
in  m 

7» 
gehalt 

%  Kalkgehalt 
im  Durch- 
schnitt der 
10*-Zone 

•  ■•  . .  

89°  37'  N. 

35°  23'  W. 

Britannia  75 

4261 

62 

87°54'N. 

41°  44'  W. 

Challenger  67 

4938 

54 

35°  51'  N. 

68°  30'  W. 

40 

4892 

46 

35°  35'  N. 

50°  27'  W. 

64 

(4938) 

35 

35°  3'  N. 

21°  25'  W. 

80 

4865 

66 

34°  28'  N. 

58°56'W. 

60 

4709 

31 

• 

34°  11'  N. 

19°  52*  W. 

81 

4892 

62 

34°  4'N. 

14°  18*  W. 

„   VII.  a. 

4115 

75 

80 — 40°  N. 

33°  46'  N. 

19°  17'  W. 

82 

4389 

80 

58 

83° 20'  N. 

64°37'W. 

55 

4572 

55 

38°  3'  N. 

66°  32'  W. 

38 

4755 

51 

nnA  •  |»  VT 

32° o4  iN. 

OO  22  W. 

„  59 

4oI  o 

uD 

*\  A  a  r%t  VT 

32*43  N. 

15*52'  W. 

Tf  f  f  1. 

„    VII.  b. 

4  0b!< 

53 

82*39  N. 

/•»  A      rtf  TTT 

6n°  6  W. 

„  35A 

4480 

66 

32°  18'  N. 

65°  88  YV. 

n  37 

4840 

62 

31  °  49'  N. 

64*5«t  W. 

„  32 

4115 

70 

31 "24  N. 

/>  f  A      /\t  TTT 

b;>*  0  >V. 

31 

4526 

25°  46'  N. 

20*34'  W. 

Challenger  86 

4206 

58 

23°58'N. 

21°  18'  W. 

11  88 

4206 

«4 

HO    Xt  • 

Ali 0  07'  W 

11 

1f  VW 

51 

Ol 

20—80°  N. 

22°  18'  N. 

22°  2"W. 

89 

4389 

59 

59 

20*49'  N. 

48°  45'  W. 

15 

4252 

68 

20°  39'  N. 

50  °  33'  W. 

1(5 

4453 

52 

20*  7'  N. 

52°  32'  W. 

4362 

58 

10-20»  N. 

1  n  (Hj  ii . 
10°  2ö'  N. 

OO  9  AU'  \V 

20°  80'  W. 

97 

420fi 

TAfl/'' 

4709 

54 
30 

i 

}  42 

o  O  *  t\*  VT 

3*10  N. 

14°51  W. 

/II  11                       0  j(t 

C  hallenger  348 

4480 

83 

3"  8  N. 

1  i  0  in'  TUT 

14  49  W. 

„  102 

1480 

DO 

0  —  10°  N. 

A  •*  r>/  VT 

2°o6  N. 

11°41  W. 

tt_  i  J  *  •  _    j  e 

Valdivia  45 

4990 

51 

2°  25'  N. 

20°  l'W. 

Challenger  104 

4572 

72 

y\  A     f\*  VT 

0*  9  N. 

30"  18  \\ . 

110 

4100 

73 

0°  15'  8. 

14°  25'  W. 

Challenger  347 

4115 

84 

0*48'  S. 

17°  53'  W. 

Gauss  5 

4070 

87  (55) 

1°45'  8. 

30°  58'  W. 

Challenger  III 

4526 

36 

2°  13'  8. 

16°  3'  W. 

Gauss  126 

4080 

93  (76) 

0-10°  S. 

A    *  ^-v/  CT 

2° 42  S. 

3°    0  S. 

t  1  0  11'  IIP 

14"  41  W. 
16"  3  W. 

Challenger  346 

/I  _  .  IOC 

Gauss  125 

42!  »!^ 
4170 

85 

79 

3°  83'  8. 

32°  16'  W. 

Challencrer  112 

4023 

81 

3°  39'  8. 

16°  44'  W. 

Gauss  7 

4990 

73  (62) 

4°  25'  S. 

16°  4'W. 

*  124 
Challenger  116 

4120 

95 (86) 

5°  l'S. 

83°  50'  W. 

4160 

65 

10°  14'  8. 

18°24'W. 

Gauss  9 

4730 

77 (72) 

10—20°  8. 

12°  11'  S. 

6°  12'  W. 

„  H7 

4655 

91  (89) 

88 

14°  12"  8. 

6°  0*W. 

n  H6 

4180 

95  (93) 

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Globigerinenschlamm 


307 


Breite 

Länge 

Station 

Tiefe 
in  m 

% 
Kalk- 
gehalt 

%  Kalkgehalt 
im  Durch- 
schnitt der 
10  "-Zonen 

20-30°  S. 

25°  52'  8. 
26°  2"  8. 
26°  15'  8. 
28°  2' 8. 
28°  48'  8. 
29°  35'  S. 

20°  5'W. 

1°39'  0. 
32°  50'  W. 

3°48'0. 
10°  16'  0. 
28°  9'W. 

Gauss  15 

„  Hl 
Challenger  130 
Gauss  108 

»  104 
Ghalienger  131 

4610 
4940 
4298 
4160 
4820 
4160 

53(28) 
91  (75  j 

86 
81(74) 

33 

56 

50 

30-40°  S. 

30*49'  8 
32°  7'S. 
32°  53'  8. 
3ö°85'  8. 
85°  59'  8. 
86°  23'  8. 
37°  29'  S. 
37°  31' 8. 

1-'°   7  0 
8°  29'  W. 
7°  45'  W. 

16°  9'0. 
1°34'  0. 

n's&'o. 

27°  31'  W. 
17°  2*0. 

n  22 

„  23 
Challenger  139 
137 

Valdivia  115 
Challenger  332 
Valdivia  117 

4210 
4260 
4252 
4668 
4170 
4023 
4953 

mg  f«7\ 

w  \  l  1  J 

91  (87) 
89(83) 

47 

35 

40 

66 

44 

68 

40-50  °  8. 

Globigerine 

40—50°  N. 

42°  18'  S. 
46°  2*  8. 

nschlamme. 

48°  9'  N. 
42°  9'  N. 

41    11  IN. 

14°  l'O. 
11°  35'  0. 

Atlantisch 

19*45'  W. 
14*38' W. 
40   (JU  VY. 

Valdivia  120      4594  |  65 

122      4788  !    59  | 

er  Ozean.    5000—6000  m 

Britannia  442     0006  !  48 
Gazelle  3      1  5103  37 
Britannia  209     5307  48 

]  62 

und  mehr 
l  ^ 

30—40°  N. 

37°  24'  N. 

OK  •  Oft'  U 

ÖD    5&sf  «W. 

44*14'  W. 
50  "fta  W. 

Challenger  66 

63 

5029 
5020 

35 
34 

}  84,5 
> 

0-10°  N. 

0°89'  N. 
0°29'  N. 
0°22'  N. 

18°  54'  W. 
18°  57'  W. 
18° 54'  W. 

Gauss  139 

„  135 
„  136 

5000 
5320 
5320 

83(51) 

82  (89) 

83  (40) 

!  » 
1 

0—10°  s. 

0°  10'  8. 

8  •32'  VV. 

Valdivia  47 

5695 

67 

(67) 

10—20°  8. 

10°  29'  8. 
18*80'  S. 

6°  23'  W. 
6°  9'W. 

Gauss  118 

»  113 

5250 
5430 

94  (88) 
85  (48) 

'  90 

20-30°  8. 

21°  39' 8. 
23*35'  S. 
26  •49'  S. 
27°  0'  8. 

4°  42-  W. 
4*11' W. 
5*54'  0. 
2*35'  0. 

Gauss  114 
„  113 
Valdivia  &5 
Gauss  110 

5180 
5170 
5040 
5020 

88(86) 
88(74) 

48 
89  (76) 

77 

30—40°  8. 

80°  35'  8. 
35°  11'  s. 

6°  10'  0. 
2°43'0. 

Valdivia  87 
Gauss  26 

5108 

.V2*;o 

37 

86  (5) 

)  36,5 

40-50°  S. 

41°  5' 8. 

14*52'  0. 

Valdivia  119 

5230 

43(10) 

(43) 

Eine  Anordnung  dieser  Durchschnittswerte  in  einem  Koordinaten- 
system mit  der  geographischen  Breite  als  Abscisse  und  dem  Kalkgehalt 
als  Ordinate  und  eine  Verbindung  der  gefundenen  Punkte  durch  Gerade 

20* 


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308 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


ergab  für  die  vier  Tiefenzonen  je  eine  zwar  mit  manchen  Ecken  versehene. 
Kurve  (Fig.  101),  deren  Vergleich  aber  nunmehr  die  Bedeutung  der  einzelnen 
Faktoren  für  den  Kalkgehalt  deutlicher  erkennen  lassen  dürfte  als  die 
von  Gebbing  gewählte  graphische  Darstellung.  Alle  vier  Kurven  zeigen 


Fig.  101. 

Kurven  der  Durchschnitte  der  Prozentgehalte  an  Ca  CO,  der  Globigerinenschlamme  des 
Atlantischen  Ozeans  (Grundproben  des  „Challenger",  der  „Gazelle",  der  „Valdivia",  des 
„Gauss",  der  „Minia"  (partim),  sowie  der  „Britannia"  (partim).  (Die  Kurven,  welche 
die  Durchschnittszahlen  von  10  zu  10°  Breit«  verbinden,  sind  mit  I,  diejenigen,  welche 
sich  auf  die  Durchschnittszahlen  von  5  zu  5*  Breite  beziehen,  mit  II  bezeichnet.  Die 
arabischen  Zahlen  unter,  bezw.  neben  den  Kurven  geben  die  Anzahl  der  zur  Berechnung 
der  Durchschnitte  verwendeten  Proben  an.) 


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Globigerinenschlamm 


309 


bemerkenswerterweise  iin  großen  Ganzen  einen  ähnlichen  Verlauf:  Um 
den  Äquator  erheben  sie  sich  (abgesehen  von  der  zweiten,  für  3000  bis 
4000  m  entworfenen,  bei  welcher  das  äquatoriale  Maximum  etwas  hinter  dem 
der  südlichen  gemäßigten  Zone  zurückbleibt)  am  höchsten  über  die  Abscisse 
(30°/o  Kalkgehalt),  während  sie  einige  10  Gradzonen  nördlich  und  südlich 
vom  Äquator  sich  mehr  oder  weniger  stark  abwärts  biegen,  um  erst 
jenseits  der  Wendekreise  je  ein  weiteres,  meist  kleineres  Maximum  auf- 
zuweisen, auf  welches  abermals  ein  Absteigen  der  Kurven  folgt.  Sehen 
wir  von  einer  nur  durch  eine  einzige  Kalkgehaltsbestimmung  bewirkten 
Unregelmäßigkeit  der  Kurve  für  die  Tiefen  von  unterhalb  5000  m  ab, 
so  verhält  sich  diese  letztere  noch  insofern  etwas  abweichend  von  den 
übrigen,  als  das  äquatoriale  Maximum  hierselbst  eine  größere  Breite 
einnimmt,  wodurch  auch  die  beiden  anderen,  bedeutend  niedrigeren 
Maxima  weiter  nach  Süden  und  Norden  hinausgeschoben  erscheinen. 
Außerdem  will  es  mir  aber  noch  scheinen,  als  ob  in  den  Tiefen  von 
4000 — 5000  m  das  äquatoriale  Maximum  etwas  nach  Süden  verschoben 
ist.  Das  Ergebnis  der  Untersuchung  gibt  daher  den  Bedenken,  welche 
Gebbeng  gegen  eine  Überschätzung  der  Tiefe  als  Faktor  ausgesprochen 
hat,  durchaus  recht.  Der  Hauptfaktor  für  die  Höhe  des  Kalkgehaltes 
der  Globigerinenschlamme  ist  offenbar  die  Verbreitung  des  kalkschaligen 
Planktons,  vor  allem  der  Globigerinen,  sowie  der  anderen  pelagischen 
Foraminiferen  und  dann  auch  der  Coccolithophoriden;  als  zweiter  Faktor 
sind  die  Strömungsverhältnisse  in  Rechnung  zu  ziehen,  zumal  als 
Regulierer  des  Absinkens  der  winzigen  Hartgebilde  der  Coccolitho- 
phoriden. Daß  endlich  drittens  auch  die  Tiefe  von  Einfluß  ist,  läßt  sich 
zwar  nicht  leugnen;  aber  ihre  Einwirkung  tritt  gegenüber  derjenigen 
der  beiden  anderen  Faktoren  zurück.  Wenn  wir  die  Kurve  für  2000 
bis  3000  m  Tiefe  ausnehmen,  da  hier  chersogene  Einflüsse  störend  ein- 
zugreifen scheinen,  so  sehen  wir  in  den  drei  anderen  Kurven  mit  zu- 
nehmender Tiefe  die  Durchschnittsminima  mehr  und  mehr  der  Grenze 
von  30°/0  Kalkgehalt  sich  nähern.  Die  Tatsache  der  annähernden 
Symmetrie  der  Kurve  für  5000—6000  m  bei  dem  bis  90°/o  sich  er- 
hebenden subäquatorialen  Maximum  wird  uns  später  noch  einmal  zu 
beschäftigen  haben,  wenn  wir  nach  Abhandlung  auch  der  kalkarmen  bis 
-freien  Eupelagischen  Sedimente  dem  Problem  des  Kalkgehaltes  der 
Tiefseesedimente  abermals,  dann  von  anderer  Seite,  näher  treten. 

Mineraliarhe  Neubildungen  der  Globigerinenschlamme 

Glaukonit  und  Phosphatkonkretionen 

Von  mineralischen  Neubildungen  treten  im  Globigerinenschlamm 
Glaukonite  ziemlich  verbreitet,  wenn  auch  nicht  sehr  reichlich  auf,  und 
zwar  in  der  Regel  als  Steinkernbildungen  von  Foraminiferen  oder  Ptero- 


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310 


Die  jungen  Heeressedimente  und  ihre  Bildung 


poden.  Der  „Challenger"  fand  alle  möglichen,  stufenweise  fortschreitenden 
Übergänge  von  einem  dünnen,  bräunlichen  Belag  der  Innenseite  der 
Kalkschalen  bis  zu  mehr  oder  minder  dicken,  grünlichen  Auskleidungen 
oder  ganzen  Füllungen,  ja  auch  größere,  eiförmige,  nach  Sprengung  der 
Schalen  herangewachsene  Glaukonitmassen.  Vier  Fundorte  von  glauko- 
nitischen Steinkernen  in  Globigerinenschlammen  der  „Valdivia"  liegen 
zwischen  1000  und  2000,  einer  zwischen  2000  und  3000  m.  In  allen 
diesen  Fällen  enthielt  der  in  HCl  unlösliche,  stets  bräunliche  oder  grau- 
grüne Rückstand  nicht  unter  5%  Mineralkörner  und  entsprach  in  seiner 
Zusammensetzung  dem  Blauschlick.  Auch  für  diese  Fundorte,  welche 
westlich  von  Sierra  Leone,  unfern  der  Agulhas-Baok,  bei  Ceylon  und  an 
der  ostafrikanischen  Küste  liegen,  ist  das  Zusammen  vorkommen  von 
Orthoklas -führenden  Trümmern  von  Urgebirgsgesteinen  und  Glaukonit 
charakteristisch. 

Im  Gegensatz  zum  Glaukonit  sind  Phosphatkonkretionen  im  eigent- 
lichen Globigerineuschlamm  seltener.  Dann  durchdringt  und  erfüllt  honig- 
gelber Phosphatkalk  die  Kalkgehäuse  in  ähnlicher  Weise  wie  der 
Glaukonit,  und  es  entstehen  durch  Zementierung  Gesteinsscherben,  die 
in  der  Regel  durch  Eisenoxydhydrat  braun  gefärbt  sind.  Phosphorsäure 
ist  nach  Mürray  und  Renard  im  Globigerinenschlamm  bis  zu  l°/o,  in 
geringer  Menge  aber  fast  in  allen  Proben  vorhanden. 

Kalkkonkretionen 

Häufiger  sind  Kalkkonkretionen,  bei  deren  Verfestigung  sich  meist 
Wurmröhren  beteiligen.  Über  ihre  Entstehung  ist  so  gut  wie  nichts 
bekannt.  In  die  Höhlung  der  Lotröhre  getrieben  lassen  sich  solche,  oft 
sehr  harten  Massen  nur  mit  Hammer  und  Meißel  hieraus  entfernen,  wie 
Peake  z.  B.  aus  dem  Sudpazifischen  Ozean  berichtete. 

Mangankonkretionen 

Schließlich  wäre  hier  noch  von  den  Manganabscheidungen  zu  reden, 
welche  sich,  wenn  auch  nicht  gerade  häufig,  im  Globigerinenschlamm 
finden. 

Manganhaltige  Überzüge  sind  schon  in  den  Sedimenten  flacheren 
Wassers  an  den  freiliegenden  Teilen  von  Steinen,  Muscheln  oder  Kalk- 
algenscherben  häufig  und  oft  leicht  abwischbar,  wie  z.  B.  in  90  m  Tiefe 
bei  Millport  in  Schottland. 

Blöcke  rezenter  Korallen,  die  uns  als  Beispiele  für  stark  gesenkte, 
„ertrunkene^  Riffkorallen  später  noch  einmal  beschäftigen  sollen,  fand  die 
„Siboga"auf  ihrerStationl77zwischenMisool  undWahai  nördlich  vonCeram 
in  1633  m  Tiefe  mit  Maüganverbindungen  Uberzogen.  Dieselben  haben 
bis  1  diu  im  Durchmesser,  sind  sehr  unregelmäßig  geformt  und  besitzen 


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Globigerinen&chlamm 


311 


matte,  rauhe  und  warzige  Oberfläche.  Es  kommen  alle  möglichen  Über- 
gänge vor  zwischen  noch  fast  unveränderten  Korallen  zu  solchen,  bei 
denen  auch  die  Kalkmasse  ganz  oder  teilweise  substituiert  ist.  Außer 
Korallen  enthalten  diese  Blöcke  meistens  noch  zahlreiche,  mehr  oder 
weniger  umgewandelte  Foraminiferen.  Die  Mangansubstanz  ist  immer 
recht  locker  und  porös  und  von  brauner  bis  schwarzer  Farbe.  Nach  der 
Analyse,  welche  unten  folgt,  besteht  die  Hauptmasse  aus  Brauneisenerz 
und  Pyrolusit.  Eine  Bodenprobe  wurde  auf  dieser  Station  nicht  ge- 
wonnen. 

Eine  ähnliche  Substituierung  von  Kalksubstanz  zeigte  sich  so- 
dann in  einem  Globigerinenschlamm  der  Bandasee,  und  zwar  auf 
Station  221  in  2798  m  Tiefe.  Hier  fanden  sich  u.  a.  kleine  röhrenförmige 
Körper,  vielleicht  umgewandelte  Dentalien,  die  nach  den  Reaktionen  aus 
einem  recht  reinen,  schwarzen  Pyrolusit  bestanden.  Die  inneren  Partien 
waren  meist  ganz  fest  und  glatt,  die  äußeren  dagegen  uneben  und  von 
sehr  lockerer  Konsistenz. 

Viele  kleine,  1 — 3  cm  im  Durchmesser  habende,  recht  regelmäßig 
abgerundete,  braunschwarze  Mangankonkrettonen  mit  fein  granulierter, 
sonst  glatter  Oberfläche  fand  die  „Siboga"  auf  Station  280  bei  der 
Ostspitze  von  Timor  in  1224  m  Tiefe.  Eine  Bodenprobe  wurde  hier 
sonst  nicht  zu  Tage  gefördert.  Die  recht  lockere  und  zerbrechliche 
konkretionäre  Substanz  bildet  nur  eine  bis  2  mm  dicke  Kruste  um 
meistens  recht  scharfeckige  Brocken  von  Schiefer  oder  Sandstein.  Nach 
der  Analyse  scheint  alles  Mangan  als  Pyrolusit  vorhanden  zu  sein;  die 
sehr  große  Wassermenge  ist  wohl  z.  T.  hygroskopisch.  Im  Folgenden 
geben  wir  die  Analysenresultate,  welche  Niels  Bjerbum  durch  die 
Untersuchung  der  soeben  erwähnten  Funde  von  „Siboga" -Station  177 
und  280  gewonnen  hat: 


Station  177 

Station  28t) 

MnO     .    .  . 

21,37 

22,42 

Fe,0,   .    .  . 

19,71 

H,0  .... 

 18,75 

28,45 

SiO*  .... 

5,43 

CO,  ...  . 

 1,23 

0,60 

2,29 

NiO-l-CoO 

 0,21 

1,05 

CaO  .... 

 2,81 

3,01 

MgO.    .    .  . 

 2,23 

2,40 

K,0  .    .    .  . 

 2,3 

 1,1 

2,53 

4,95 

6,70 

Summe:  100,11 

99,54 

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312 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Festere,  als  Limonit  angesprochene,  aber  offenbar  auch  Mn-haltige 
Krusten  zeigten  die  durch  das  Ostseewasser  löcherig  angelösten,  karbona- 
tischen Gesteine,  welche  C.  Grewingk  in  geringen  Tiefen  anstehend  im 
äußersten  Zipfel  des  Rigaschen  Meerbusens  (devonische  Dolomite),  als 
Geschiebe  im  Finnischen  Meerbusen  (silurische  Dolomite)  und  Al.  Torn- 
quist  als  Geschiebe  (untersilurische  Gesteine)  auf  dem  „Scharfen 
Grund"  vor  der  Samlandküste  nachwiesen.  Ähnliche  Krusten  erwähnte 
J.  H.  H.  Pibie  von  Geschieben  aus  glazialmarinen  Sedimenten  der 
Weddell-See,  uud  die  gleiche  Erscheinung  ließen  endlich  auch  die  schon 
früher  angeführten,  durch  Peach  und  Hörne  aus  Globigerinenschlammen 
der  „Michael  Sarsu -Expedition  beschriebenen,  glazial  geschrammten  Ge- 
steine in  charakteristischer  Weise  erkennen. 

Wenn  aber  Winogradsky  für  das  Süßwasser  nachgewiesen  hat, 
daß  die  Eisenbakterien  in  der  gleichen  Weise,  wie  sie  Ferrokarbonat  zu 
Ferrihydroxyd  oxydieren,  auch  die  entsprechenden  Manganverbindungen 
umsetzen,  so  muß  es  doch  noch  unentschieden  bleiben,  ob  auch  jene 
Mauganüberzüge  des  Meeresbodens  auf  bakterielle  Tätigkeit  zurückgehen. 
Mürray  und  Irvine866)  dachten  an  rein  chemische  Umsetzungen  von 
Manganverbiudungen,  die  teils  im  gelösten  Zustande  mit  dem  Flußwasser, 
teils  mit  chersogenem  oder  vulkanischem  Detritus  in  das  Meer  gelangten. 

Gebbing  fand  Manganverbindungen  in  sämtlichen  von  ihm  unter- 
suchten Globigerinenschlammen,  wenn  auch  meist  nur  in  geringen  Mengen, 
und  meint  die  Richtigkeit  gegenteiliger  „Challengera-Analysen  anzweifeln 
zu  sollen.  Auch  in  den  Globigerinenschlammen  treten  diese  Substanzen, 
wie  in  den  Sedimenten  flacherer  Meeresteile,  im  allgemeinen  nur  als 
dünne  Anflüge  oder  Beläge  auf  organischen  Resten  (Pteropoden-  und 
Globigerinenschalen)  oder  auf  Miueralteilen  auf.  Mürray  und  Renard  er- 
wähnen Manganabscheidungen  14  mal  aus  Globigerinenschlamm  und  5  mal 
aus  dem  verwandten  Pteropodenschlamm,  in  diesem  also  verhältnismäßig 
häufiger.  In  10  von  diesen  19  Fällen  handelt  es  sieb,  um  Mangan- 
körnchen. Deutliche  Manganknollen,  wie  wir  sie  als  wichtige  accessorische 
Bestandmassen  des  Roten  Tones  noch  näher  ins  Auge  fassen  werden, 
erwähnte  der  „Challenger"-Bericht  nur  ein  paarmal  aus  dem  Globigerinen- 
schlamm, einmal  von  Nußgröße  aus  dem  Südpazifischen  Ozean  in  37° 
29'  S.,  83°  7'  W.  und  .3246  m  Tiefe.  Daß  aber  auch  größere  Mangan- 
konkretionen dem  Globigeriueuschlamme  nicht  fremd  sind,  haben  die 
neueren  Feststellungen  von  Flint  an  den  Sedimenten  des  „Nerou  und 
von  Murray  und  Lee  an  Funden  von  Al.  Agassiz  beidemal  aus  dem 
Pazifischen  Ozean,  sowie  Proben  der  „Valdivia"  aus  der  Kapmulde  gezeigt. 
Doch  mögen  diese  Vorkommnisse  erst  im  Zusammenhange  mit  denen  der 
Roten  Tone  besprochen  werden.  Auch  die  eigenartigen  Neubildungen 
der  Phillipsite,  die  nach  den  neueren  Feststellungen  ebenfalls  nicht  auf  den 
Roten  Ton  beschränkt  sind,  sollen  gleichwohl  erst  dort  behandelt  werden. 


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Pteropodenschlamm 


313 


(«eopraphixche  Verbreitung  der  Globigrerinenschlammc 

DerGlobigerinenschlamm  besitzt,  wenn  wir  die  neuesten  zur  Ver- 
fügung stehenden  Zahlen  —  wie  sie  Murray  und  Lee  für  den  Pazifischen, 
Murray367)  für  den  ludischen  und  Schott  in  seiner  klassischen 
„Geographie  des  Atlantischen  Ozeans"  36H)  für  dieses  Weltmeer  angegeben 
haben  —  als  Anhaltspunkt  nehmen,  die  größte  Verbreitung  von  allen 
modernen  Meeressedimenten,  indem  er  128,54  Millionen  qkm  des  Meeres- 
bodens bedeckt.  Sein  Hauptgebiet  ist  der  Atlantische  Ozean,  in  weichein 
er  etwa  48,54  Millionen  qkm  einnimmt  und  hiermit  alle  anderen  Ab- 
lagerungen in  den  Schatten  stellt.  Im  Indischen  Ozean  beherrscht  er 
37,66  Millionen  qkm,  während  er  im  Pazifischen  Ozean  stark  gegen  den 
Roten  Ton  zurücktritt,  indem  ihm  hier  nur  42,34  Millionen  qkm  von 
dessen  Kiesenfläche  zufallen.  Bei  Betrachtung  der  Karten  kann  man 
mit  Krümmel  in  der  Tat  den  Eindruck  gewinnen,  „als  wenn  der 
Globigerinenschlamm  von  seinem  atlantischen  Hauptsitze  aus  eine  In- 
vasion in  den  Indischen  und  Südpazifischen  Ozean  hinein  ausführe". 

Die  Unsicherheit,  welche  bei  den  allmählichen  Übergängen  zwischen 
den  einander  benachbarten  Meeressedimenten  allen  solchen  Areal- 
berechnuugen  immer  anhaften  wird,  erfährt  noch  eine  Steigerung  durch 
die  Tatsache  der  stellenweise  auftretenden  Übereinanderlagerung  mehrerer 
Grundprobenarten,  wie  sie  die  Anwendung  langer  Schlammröhren  auf 
neueren  Expeditionen  kennen  lehrte.  So  fand  der  „ Gauss"  Globigerinen- 
schlamm nicht  nur  häufig  Uber,  sondern  gelegentlich  auch  unter  Rotem 
Ton,  was  besonderer  Erklärung  bedarf.  Die  Probleme  aber,  die  sich 
hieraus  für  die  Aufhellung  der  Bildungsbedingungen  einerseits,  für  die 
Stratigraphie  dieser  jungen  Ablagerungen  anderseits  ergeben,  sind  so 
wichtiger  Art,  daß  sie  später  eine  besondere,  zusammenfassende  Be- 
sprechung erfordern. 

II.  Pteropodenschlamm 

Allgemeines  Ober  Pteropodenschlamm 

Dieses  Sediment  (pteropod  ooze  der  Engländer,  vase  ä  pteropodes 
der  Franzosen)  stellt  nach  unserer  Auffassung  lediglich  eine  be- 
sondere Abart  des  Globigerinenschlammes  dar,  von  dem  es  sich  im  Wesent- 
lichen nur  durch  den  Reichtum  an  Pteropoden-  und  Heteropodenschalen 
oder  deren  Fragmenten  unterscheidet.  Hierbei  muß  jedoch  betont  werden, 
daß  die  Reste  dieser  pelagischen  Mollusken  zwar  einen  sehr  auffälligen 
und  charakteristischen,  wohl  niemals  aber  den  vorherrschenden  Gemeng- 
teil bilden;  quantitativ  überwiegen  fast  immer  die  Schalen  pelagischer 
Foraminiferen.  Murray  und  Renard  fanden  bis  30  °/o  des  Sedimentes 
aus  den  Resten  jener  pelagischen  Mollusken  zusammengesetzt,  unter 
denen  in  der  Regel  die  kegelförmigen  Spitzen  der  Pteropoden fragmente 


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314 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


schon  mit  unbewaffnetem  Auge  gut  zu  erkennen  sind.  Es  handelt  sich 
vorwiegend  um  verschiedene  Arten  der  Ptcropodengattungen  Limacina, 
Clio  (Creseis,  Styliola)  und  Cavolinia  (Hyalaea),  sowie  der  Heteropoden- 
gattungen  Carinaria  und  Atlanta.  Daneben  sind  die  Schalen  der  pelagisch 
lebenden  Schnecke  Janthina  nicht  selten  und  auch  delikatere  Schalen 
pelagischer  Foraminiferen,  wie  Candeina  nitida,  häufig  anzutreffen. 

Tiefen  der  PteropodenMrhlanime 

Die  Tiefeu,  in  denen  vom  „Cballengeru  Pteropodenschlamm  gefunden 
wurde,  liegen  zwischen  713  und  2789  in,  die  Durchschnittstiefe  der 
13  Proben  betrug  1909  m.  Aus  geringeren  Tiefen  stammen,  infolge  des 
Reiseweges  in  verhältnismäßig  geringer  Entfernung  vom  Festlande  oder 
kontinentalen  Inseln,  die  Pteropodenschlamme  der  „Valdivia",  nämlich  aus 
296  (Fig.  102)  bis  1694  m;  die  Durchschnittstiefe  betrug  hier  788  m.  Die 
Beschränkung  der  den  Pteropodenschlamm  vor  dem  Globigerinenschlamm 
auszeichnenden  Pteropoden-  und  Heteropodenanhäufungen  auf  Tiefen, 
die  geringer  als  3000  m  sind,  welche  Mürray-Phild?pi  veranlaßte,  von 
dem  Sediment  als  einer  „ Seicht wasserfaziesu  des  Globigerinenschlammes 
zu  sprechen  (welche  Bezeichnung  man  aber,  um  Mißverständnissen  vorzu- 
beugen, vermeiden  sollt«!),  bedarf  einer  besonderen  Erklärung;  denn  die 
schalentragendcn  Vertreter  dieser  pelagisch  lebenden  Molluskenordnungen 
sind  in  den  Tropen  und  Subtropen,  auf  welche  diese  Sedimentart  be- 
schränkt ist,  überall  in  reicher  Individuemahl  in  den  höheren  Wasser- 
schichten vorhanden  (während  in  den  kälteren  Meeren  in  der  Hauptsache 
nur  schalenlose  Vertreter  vorkommen,  welche,  wie  Clio  pyramidalis,  das 
„Walfischaas",  die  Hauptnahrung  vieler  Cetaceen,  Seevögel,  Fische  und 
Cephalopoden  bilden).  Diese  Erklärung  kann  nur  so  lauten,  daß 
die  zarten  Kalkschälchen  beim  Niedersinken  durch  mächtigere  Wasser- 
säulen aufgelöst  werden.  Wenn  aber  die  „Valdivia-  feststellen 
konnte,  daß  selbst  sehr  benachbarte  Orte  trotz  ähnlicher  Tiefe  oft  große 
Verschiedenheiten  in  der  Führung  von  l*teropodenresten  zeigen  und  die 
Erhaltungsmöglicbkeit  der  Sehälchen  mit  der  reichlicheren  Zufuhr  cherso- 
gener  Komponente  zuzunehmen  scheint,  so  läßt  dieses  weiterhin  vermuten, 
daß  die  Auflösung  der  Kalkschälchen  teilweise  erst  auf  dem  Meeresboden 
stattfindet.  Dieser  Auflösungsprozeß,  welcher  aus  den  Ablagerungen 
aller  Tiefen,  welche  größer  als  3000  m  sind,  -nicht  nur  die  Pteropoden- 
und  Heteropodenschalen,  sondern  auch  die  Reste  der  zarteren  pelagischen 
Foraminiferen  ausmerzt,  geht  bekanntlich  in  noch  größereu  Tiefen  noch 
weiter,  indem  er  schließlich  auch  die  konsistenteren  Globigerinenschalen 
verschwinden  läßt,  wodurch  dann  die  Bildung  der  kalkarmen  bis  -freien 
Eupelagischen  Sedimente  bedingt  wird.  Die  Annahme  von  Murray  aber, 
daß  das  frühere  Versuhwinden  der  Pteropoden-  usw.  Schalen  auf  ihren 
zarteren  Schalenbau  gegenüber  den  verhältnismäßig  derberen  Globigerinen- 


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Pteropodenschlamm 


315 


schälchen  zurückzuführen  sei,  bedarf  einer  Erweiterung.  Schon  Th.  Fuchs 
hatte  1877  darauf  hingewiesen,  daß  die  Pteropodeuschälchen  aus  Aragonit 
bestünden;  das  hat  dann  Kendall 3fi9),  der  sich  speziell  mit  der  unteren 
Tiefengrenze  des  Pteropodenschlamines  beschäftigte,  durch  spezifische 
Gewichtsbestimmungen  und  optische  Untersuchungen  zu  erhärten  gesucht, 
und  ich  selber  kann  dieses  Ergebnis  auf  Grund  von  Nachprüfungen  mit 
der  schönen  MEiGENschen  Reaktion  zur  Unterscheidung  von  Aragonit 
und  Kalkspat  bestätigen.  Da  anderseits  die  Globigerinenschalen  sicher 
aus  Kalkspat  bestehen,  macht  sich  demnach  die  verschiedene  minera- 
logische Zusammensetzung  der  Schalen  der  verschiedeneu  planktonischen 
Kalklieferanten  bis  in  die  Eigenart  und  bathymetrische  Verteilung  der 
einzelnen  Sedimentarten  hineiu  bemerkbar.  Die  dem  Geologen  längst 
geläufige  leichtere  Auflösung  von  Aragonitschalern  wird  hierdurch  um 
ein  weiteres  Beispiel  vermehrt. 

Arcessorische  Komponenten  und  Abarten  der  Pteropodenschlamme 

Pteropodenschlamme  von  küstenfernen  Bänken  erinnern  iu  ihrem 
Aussehen  durchaus  an  Globigerinenschlamm,  nur  sind  sie  infolge  der 
Beimengung  größerer  Kalkelemente  durchweg  grobkörniger  und  daher 
auch  zerreiblicher  als  jener.  Die  anorgauischeKomponente  beider  Ablage- 
rungsarten  ist  auf  benachbarten  Fundstellen  dieselbe.  Proben  aus 
größerer  Küstennähe  stehen  dagegen  dem  Blauschlick  oder  anderen 
hemipelagischen  Ablagerungen  nahe  und  führen  dementsprechend  auch 
nicht  selten  in  größeren  oder  geringeren  Mengen  Schalreste  und  Frag- 
mente von  Organismen  aus  flacherem  Wasser,  wie  Lamellibranchiaten 
und  Gastropoden,  Serpula-Röhren,  Fragmente  von  Korallen  und  Bryozoen, 
Hartgebilde  von  Tunicaten  und  Alcyonaricn,  als  Seltenheit  auch  die 
Schnäbel  von  Cephalopoden.  Je  nach  der  Lage  der  Fundstelle  zur  Küste 
ist  auch  der  Kalkgehalt  sehr  verschieden  •  der  „Challenger*  lotete  auf 
seinen  küstenferneu  oder  in  der  Nachbarschaft  von  Koralleninseln  liegen- 
den Stationen  kalkreichere  Proben  mit  52,22—98,47  %,  im  Durchschnitt 
79,25  °/0  Kalkgehalt,  die  „Valdivia"  dagegen  meist  in  verhältnismäßig 
geringer  Entfernung  vom  Festlande  oder  kontinentalen  Inseln  solche 
mit  31,5— G0,5  °/o,  im  Mittel  45,3  °/o  Kalkgehalt. 

Abgesehen  von  den  schon  genannten  kalkschaligen  Resteu  finden 
sich  im  Pteropodenschlamm  auch  fast  immer  die  übrigen  Gemengteile 
des  Globigerinenschlamme8,  wie  die  Hartgebilde  der  Coccolithophoriden, 
benthonische  Foraminiferen,  Seeigelstacheln,  Ostracodenschalen,  Fisch- 
otolithen  usw..  Demgegenüber  spielen  Kieselorganismen  keine  bedeutende 
Rolle.  Allgemein  verbreitet  sind  wie  im  Globigerinenschlamm  die 
Schwammnadeln,  dagegen  treten  Radiolarien-  und  noch  mehr  Diatomeen- 
skelette zurück;  agglutinierende  Foraminiferen  sind  wie  in  vielen  küsten- 
nahen Sedimenten  ziemlich  häufig. 


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31<;  Die  jungen  Meecessedimente  and  ihre  Bildung 

Geographische  Verbreitung  der  Pteropodenschlanime 

Solcher  Pteropodenschlamm  umrahmt  viele  tropische  Inselbäuke 
und  -brücken  in  Tiefen  zwischen  mehreren  Hundert  und  ca.  3000  m. 
Im  Atlantischen  Ozean,  in  welchem  ja  auch  die  reichlichste  Entwicklung 
des  Globigerinenschlamnies  stattfindet,  geht  er  gar  sowohl  im  Süden  wie 
im  Norden  erheblich  über  die  Wendekreise  hinaus.  Insbesondere  findet 
er  sich  hier  um  die  Azoren  und  die  Bermudas,  am  Außenrande  der  An- 
tillen, an  verschiedenen  Stellen  im  Gebiete  der  Kanarischen  Inseln,  auch 
östlich  der  Kapverden,  in  verhältnismäßig  großer  Ausdehnung  auf  dem 
südatlantischen  Mittelrücken  zwischen  Ascension  und  Tristan  da  Cunha, 


Fig.  102. 

Pteropodenschlamm  aus  der  Nachbarschaft  von  Grofi-Nicobar  im  nördlichen  Indischen 
Ozean  aus  296  m  Tiefe.  Die  Probe  enthält  Pteropoden-,  Muschel-  und  Schneckenschalen, 
benthonische  und  pelagische  Foraminiferen,  sowie  Echinodennen  -  Fäzes.  „Valdivia"- 
Station  208.  Vergrößerung  18.  Aus  Murray  und  PHILIPPI,  Die  Grundproben  der 
Deutschen  Tiefsee-Expedition",  Tafel  V  (XX),  Fig.  1. 

sowie  auf  dem  Walfisch-  und  dem  Rio  Grande-Rücken.  Im  Indischen 
Ozean  kennt  man  Pteropodenschlamm  im  Übergang  vom  Globigerinen- 
schlamm  zu  hemipelagischen  Bildungen  an  verschiedenen  Stellen  vor  der 
afrikanischen  Küste  von  Mozambique  im  Süden  bis  hinauf  zur  Insel 
Sokotra,  ferner  westlich  von  Kap  Comorin  am  Südzipfel  Vorder-Indiens, 
endlich  bei  den  Nikobaren  und  den  Mentawi-Inseln.  Kleinere  Vorkomm- 
nisse verzeichnen  Murray  und  PHrLEPPi  auf  ihrer  Karte  auch  südwestlich 
und  südlich  von  Timor.  Im  Pazifischen  Ozean  ist  Pteropodenschlamm 
um  die  Fidschi-Inseln,  in  größerer  Ausdehnung  östlich  vom  großen 


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Pteropodenschlamm 


317 


australischen  Wallriff  und  von  da  gegen  Südosten  an  zahlreichen  Punkten 
bis  zur  Norfolk-Insel,  ferner  um  die  Kermadek-  und  Hawaii-Inseln, 
namentlich  aber  auch  im  Gebiete  der  Paumotus  gefunden  worden.  Auch 
gewisse  pteropodenreiche  Abarten  der  Kalkschlicke  des  Amerikanischen 
und  Europäischen  Mittelmeeres,  sowie  des  Roten  Meeres  sind  von  Muhray 
einmal  zum  Pteropodenschlamm  gerechnet  worden.  Aber  selbst,  wenn 
wir  diese  von  uns  bereits  beim  hemipelagischen  Kalkschlick  abgehandelten 
Sedimente  hinzunehmen  wollten,  werden  vom  Pteropodenschlamm  im 
Ganzeu  genommen  doch  nur  untergeordnete  Flächen  des  Meeresbodens 
—  zusammen  nicht  einmal  1  Million  qkm  —  eingenommen. 

Anhang:  Pteropoden-  and  Ulobifrerinen-reirhc  Kalkachlirke 
in  Lagunen  Ton  Korallenriffen 

Zum  Schlüsse  sei  noch  darauf  hingewiesen,  daß  sich  nach  Stanley 
Gardiner  (1903)  37°)  pteropoden-  und  globigeriuenreiche  Kalkschlicke, 
deren  bathymetrische  Stellung  —  falls  man  sie  fossil  finden  würde  — 
Schwierigkeiten  bereiten  könnte,  auch  in  den  großen  und  tiefen  Lagunen 
der  Malediven  finden.  Hier  herrscht  bis  zu  62  m  Tiefe  sandiges  Material 
vor,  wie  es  überall  tropische  Korallenriffe  zu  umsäumen  pflegt,  geht 
aber  —  eine  Folge  des  Aufhörens  stärkerer  Wasserbewegung  —  unter- 
halb dieser  Grenze  ziemlich  unvermittelt  in  feineren  Schlick  über,  der 
dann  bis  zu  den  größten  Tiefen  von  bis  zu  88  m  anhält.  Dieser  aus 
fast  reinem  kohlensauren  Kalk  bestehende  Schlick  ist  grünlichgrau, 
äußerst  feinkörnig  und  fühlt  sich  fettig  an;  bisweilen  zeigt  er  HsS-Geruch. 
Litorale,  benthonische  Organismen  kommen  nur  untergeordnet  vor,  es 
überwiegen  vielmehr  7  Arten  von  Globigerinen,  Orbulina  universa, 
Sphaeroidina,  Pullenia,  3  Arten  Pulvinulina,  Cymbalopora,  sowie  von 
pelagischen  Mollusken  die  Heteropoden  Atlanta,  Carinaria.  Oxyrurus, 
Pterotrachea,  und  die  Pteropoden  Clio  subulata  und  australis,  Limadna 
und  Cavolinia.  Immerhin  könnte  eine  Verwechslung  solcher  Sedimente 
mit  echten  eupelagischen  Pteropodenschlammeu  doch  nur  bei  sehr  ober- 
flächlicher Betrachtung  stattfinden;  jede  einigermaßen  genauere  Zer- 
legung in  die  einzelnen  Komponenten  dürfte  die  bestehenden  Unterschiede 
aufdecken,  und  schon  die  grünlichgraue  Farbe,  der  gelegentliche  H*S- 
Geruch,  wie  schließlich  auch  die  fazielle  Verknüpfung  mit  Riffkalken 
zeigen,  daß  nur  Ähnlichkeit,  nicht  Identität  mit  jenen  Bildungen  der 
Tiefsee  besteht.  Im  übrigen  ist  die  Entstehung  dieser  an  Plankton- 
schalen reichen  Lagunensedimente  leicht  verständlich.  Die  aufgezählten 
Planktonten  halten  sich,  da  sie  fast  durchweg  „nyktipelagisch"  sind, 
am  Tage  in  100 — 400  m  Wassertiefe  auf,  um  erst  des  Nachts  an 
die  Oberfläche  emporzusteigen.  Ersteres  bedingt,  daß  sie  Flach- 
meeren,  wie  der  Nordsee  oder  der  nördlichen  Adria  in  größeren 
Mengen  fremd  sind;  in  die  Lagunen  der  Koralleninseln  aber,  welche 


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318 


Die  jungen  Meerewedimente  aud  ihre  Bildung 


steil  aus  der  Tiefsee  aufsteigen  und  ringsum  von  dem  Lebens- 
bezirk dieser  Tiere  umgeben  sind,  werden  sie  des  Nachts  durch  die  Flut 
hineingetrieben,  um  hier  dann  massenhaft  zugrunde  zu  gehen.  Gardiner 
fand  Anfang  November  bei  der  Malediveninsel  Goifurfehendu  eines 
Morgens  das  Wasser  der  Lagune  dermaßen  von  Pteropoden  der  Gattung 
Clio  erfüllt,  daß  dasselbe  ganz  dick  erschien.  Am  Tage  aber  fördern 
die  Schleppzüge  wohl  die  lebenden  Tiere  vom  Lagunenboden,  auf  den 
sie  sich  zurückgezogen  haben,  an  die  Oberfläche.  Die  erzwungene  Be- 
schränkung des  Lebensbezirks  nach  der  Tiefe  zu  bedingt  also  offenbar 
ihr  massenhaftes  Absterben,  und  die  Lagunen  bilden  gleichsam  große 
natürliche  Planktonfallen. 

B.  Die  kalkarmen  und  kalkfreien  Eupelagischen  Ablagerungen 

I.  Roter  Tiefseeton 

Einleitendes 

Von  den  küstenfernen  Ablagerungen  der  größten,  abyssischen  Tiefen 
ist  der  Rote  Tiefseeton  (red  clay  der  Engländer,  argile  rouge  der 
Franzosen)  die  am  weitesten  verbreitete  und  wohl  auch  bezeich- 
nendste. Aber  wie  sie  die  größten  Tiefen  am  weitesten  entfernt 
von  unseren  Küsten,  mit  ihrem  Hauptgebiete  im  Pazifischen  Ozean,  er- 
füllt, birgt  sie  auch  noch  die  größten  Geheimnisse  irdischer  Sediment- 
bildung. Als  der  „Challenger"  zum  ersten  Male  auf  seinem  Wege  zwischen 
Teneriffa  und  Westindien  im  Jahre  1873  alle  Tiefen  von  mehr  als  4800  m 
mit  einem  eigenartigen  Ton  bedeckt  sah,  glaubte  man  hierin  feinste 
kontinentale  Zersetzungsprodukte  sehen  zu  müssen,  die  lange  im  Meer- 
wasser suspendiert  blieben  und  von  Strömungen  bis  in  die  zentralen 
Teile  der  Weltmeere  transportiert  wurden.  Wyville  Thomson  selbst, 
der  Leiter  der  Expedition,  hat  eine  Zeitlang  die  Ansicht  vertreten,  daß 
der  Rote  Ton  einen  organogenen  Ursprung  habe,  und  in  ihm  den  unlös- 
lichen Rückstand,  gewissermaßen  die  Asche  der  kalkigen  Hartgebilde 
des  Globigerinenschlammes  bei  ihrer  Auflösung  durch  das  Meerwasser 
vermutet.  Nachdem  er  sich  jedoch  überzeugt  hatte,  daß  die  Kalkschalen 
des  Globigerinenschlammes  Tonerdesilikate  nicht  enthalten,  neigte  er 
sich  mehr  der  schon  1877  von  J.  Murray  vertretenen  und  jetzt  zur 
herrschenden  gewordenen  Ansicht  zu,  nach  welcher  der  Rote  Ton  als 
Zersetzungsprodukt  von  tonerdehaltigen  Silikaten  und  Gesteinen  anzu- 
sehen ist,  die  durch  subaörische  und  submarine  Vulkanausbrüche  über 
den  Meeresboden  ausgebreitet  wurden  und  dort  unverdünnt  in  Erschei- 
nung treten,  wo  sie  durch  die  Reste  kalkschaligen  Planktons  nicht  mehr 
maskiert  werden.  In  zweiter  Linie  kommt  aber  auch  die  in  einer  Art 
kolloidalen  Zustandes  verbreitete,  feinste  tonige  Materie  chersogener 


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Roter  Tiefseeton 


319 


Herkunft  in  Betracht.  Die  Zersetzung  dieser  tonerdehaltigen  Mutter- 
substanzen erfolgte  auf  dem  Meeresboden  in  situ,  der  Rote  Ton  stellt 
also  gewissermaßen  submarines  Eluvium  (vergleichbar  dem  subaerischen 
„residual  clayu  der  nordamerikanischen  Autoren)  dar. 

Die  Farbe  der  Roten  Tlofseetone 

Der  Rote  Tiefseeton  trägt,  wie  Krümmel  treffend  bemerkt  hat, 
seinen  Namen  in  jeder  Hinsicht  zu  Recht.  Erstens  ist  seine  Farbe  rot 
in  den  verschiedensten  Abstufungen.  Im  Nordatlantischen  Ozean  wenig- 
stens neigt  sie  wegen  reichlicheren  Gehalts  an  Eisenoxyd  mehr  zum 
Ziegelrot;  die  Roten  Tone  des  Brasilianischen  Beckens,  des  Indischen 
und  des  Südpazifischen  Ozeans  dagegen  sind  mehr  schokoladenbraun, 
weil  hier  die  Beimengung  von  feinen  Braunsteinkörnchen  eine  große 
ist;  die  Sedimente  der  Kapmulde  und  eine  vom  „Gauss*  in  der  Romanche- 
Tiefe  gelotete  Probe  zeichnen  sich,  wahrscheinlich  im  Zusammenhange 
mit  dem  reicheren  Gehalt  au  Mineralfragmenten,  durch  hellere  färben 
aus,  die  zwischen  Graubraun  und  Gelbbraun  liegen.  In  Landnähe  endlich 
kann  durch  eingeschwemmtes,  frischeres  Mineral material  die  Farbe  mehr 
bläulich  als  rot  werden,  wie  das  dort  der  Fall  ist,  wo  der  Rote  Ton 
ohne  Vermittlung  des  Globigerinenschlamms  in  den  Blauschlick  übergeht. 
Das  gilt  z.  B.  für  große  Strecken  der  äußeren  Begrenzung  der  nord- 
pazifischen Tiefsee  vor  den  amerikanischen  Kontinental-  und  den  ost- 
asiatischen Inselküsten,  aber  auch  für  die  Gegend  südlich  von  den  Neu- 
fundlandbänken. 

Die  Tiefen  der  Roten  Tiefseetone 

Zum  zweiten  aber  ist  der  Rote  Tiefseeton  ein  echtes  Erzeugnis  der 
wahren  Tiefsee.   Das  mag  folgende  Zusammenstellung  zeigen: 


Rote  Tone 

Anzahl 

AU8 

Geringste 
Tiefe 

Größte 
Tiefe 

Mittlere 
Tiefe 

m 

-ÜB.-.    .    ■       1  1  — 

der  „Tuscarora" 

97 

nordpazifischem 
.  Ozean 

5230 

de«  „Albatross" 
1899/19O0 

26 

tropisch-pazifischem 
Ozean 

4142 

4777 

des  „Albatross" 
1904/05 

16 

tropisch-pazifischem 
Ozean 

8575 

5706 

4396 

des  „ChaUenger" 

70 

allen  3  Ozeanen 

4069 

7224 

4993 

der  „Valdivia« 

7 

atlantischem  und 
indischem  Ozean 

4709 

5911 

5288 

des  „Gauss" 

11 

* 

atlantischem  und 
indischem  Ozean 

4930 

7230 

5368 

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320  Die  jungen  Heeressedimente  und  ihre  Bildung 

Die  Tonnatur  des  Sedimentes  and  sein  Reichtum  an  accessorischen  Gemengteilen 

Zum  dritten  endlich  ist  unser  Sediment  ein  richtiger  Ton.  Zwar 
pflegt  die  zuoberst  liegende  Schicht  ein  beweglicher,  wässeriger,  oft  heller 
gefärbter  Schlamm  zu  sein;  darunter  aber  liegt,  vom  „Gauss-  einmal 
mit  der  Lotröhre  bis  zu  80  cm  Tiefe  durchsunken,  ein  sehr  steifer, 
kompakter  Tou.  Im  frischen,  feuchten  Zustande  sehr  plastisch  und 
knetbar,  wird  die  zähe  Masse  getrocknet  sehr  hart,  läßt  sich  mit  dem 
Finger  nicht  mehr  zerteilen  und  leistet  selbst  dem  Messer  Widerstand, 
sodaß  mau  sie  mit  dem  Hammer  zerschlagen  muß.  Beim  Anhauchen 
gibt  das  Sediment  den  charakteristischen  Tongeruch  von  sich;  nach  dem 
Reiben  mit  dem  Fingernagel  wird  es  glänzend.  Durch  Brennen  wird 
der  Tiefseeton  grellrot,  aber  es  bedarf  großer  Hitzegrade,  um  alles  Wasser 
auszutreiben.  Oft  ist  der  Rote  Ton  in  den  einzelnen  Lagen  etwas  ab- 
weichend gefärbt  und  dementsprechend  auch  chemisch  verschieden  zu- 
sammengesetzt, was  uns  später  in  einem  besonderen  Abschnitt  noch 
interessieren  wird.  In  anderen  Fällen  zeigt  er  sich  gefleckt,  dort  nämlich, 
wo  sich  Brocken  von  vulkanischem  Glas,  Bimsstein  oder  Lava  darin 
zersetzt  haben  oder  wo  sich  Manganknötchen  dichter  zusammendrängen. 
Meistens  aber  ist  das  von  der  Lotröhre  heraufgebrachte  Material  eine 
homogene  Masse,  die  sich,  zwischen  den  Fingerspitzen  zerrieben,  ganz 
fein  und  seifig  anfühlt,  aber  auch  härtere  Teilchen  wahrnehmen  läßt, 
die  sich  unter  dem  Mikroskop  als  Mineralkörner  erweisen.  Dredsche- 
proben  aber  zeigen,  daß  der  Rote  Tiefseeton  in  seiner  Gesamtraasse  doch 
ein  gemischtes  Sediment  darstellt,  welches,  wie  in  einer  Paste,  eine 
Menge  harter  Fremdkörper  birgt:  Haifischzähne,  Gehörknochen  von 
Delphinen  und  Walfischen,  große  und  kleine  Brocken  von  Bimsstein  und 
anderen  vulkanischen  Auswürflingen,  alle  mehr  oder  weniger  (zersetzt 
und)  stark  eingehüllt  in  Krusten  von  Mangansuperoxyden,  die  für  sich 
sogar  ganze  Manganknollen  von  Kartoffel-  bis  Faustgröße  bilden.  Dieser 
Reichtum  an  accessorischen  Gemengteilen  nicht  nur  der  genannten 
organischen  Reste,  sondern  auch  der  vulkanischen  Komponenten  und  der 
diagenetischen  Neubildungen  wird  sich  in  späteren  Abschnitten  als  die 
Folge  einer  allmählichen  Anreicherung  während  sehr  langer  Bildungs- 
zeit erweisen. 

Der  Kalkgehalt  eines  Teiles  der  Roten  Tiefseetone 

Von  kohlensaurem  Kalk  war  in  den  70  „Challenger" -Proben  in  13 
Fällen  gar  nichts,  in  21  Fällen  nur  eine  Spur  nachzuweisen.  Von  den 
7  „Valdiviatt-Proben  waren  4,  von  den  11  „Gauss"-Proben  3  gänzlich 
kalkfrei.  Selten  sind  mehr  als  einige  Prozent  vorhanden;  wo  das  doch 
der  Fall  ist,  führen  die  Tone  zumeist  Kontinentalmineralien  und  stellen 
Übergänge  zum  Globigerinenschlamm  dar.  Wenn  auch  als  eigentliche 
Grenze  gegen  die  kalkreicheren  Eupelagischen  Ablagerungen  30  % 


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Roter  Tiefseeton 


3*1 


angenommen  werden,  so  enthalten  die  ganz  typischen  Roten  Tone  doch 
niemals  mehr  als  20  %  CaCOa.  Im  übrigen  gibt  folgende  Tabelle  über 
den  Kalkgehalt  weiteren  Aufschluß: 


Kalkgehalte  der 
Roten  Tiefseetone 

Minimum 

7.  . 

Maximum 

% 

Mittel 

7o 

de»  „Cliallenger"      .  . 
der  „Valdivia"     .    .  . 
des  „Gauss"  .... 

0 
0 
0 

28,88 
4 

27,« 

ß,7 

1,8 
9,8 

Das  abweichende  Verhalten  der  „Valdivia" -Proben  rührt  daher, 
daß  die  meisten  Roten  Tone  dieser  Expedition  aas  dem  Indischen  Ozean 
stammen,  in  welchem  schon  in  relativ  geringer  Tiefe  völlige  Kalkfreiheit 
eintritt,  worauf  später  zurückzukommen  sein  wird. 

Der  Kalkgehalt  der  Roten  Tone  ist  in  der  Hauptsache  auf  pelagische 
Foraminiferen,  weniger  auf  benthonische  zurückzuführen.  Ziemlich  ver- 
breitet scheinen  auch  winzige  Fischzähnchen  zu  sein,  seltener  Echino- 
dermenfragmente  und  Ostracodenschaleu.  Am  seltensten  sind  Coccolithen 
oder  gar  Cephalopodenkiefer,  Ptero-  und  Heteropodenreste  usw..  Alle 
diese  Kalkschalen  sind  häufig  zerbrochen. 

Die  Kiesolorganismen  der  Roten  Tiefseetono 

Besser  erhalten  sind  in  der  Regel  die  Reste  kieselschaliger  Orga- 
nismen. Wo  solche,  insbesondere  Radiolarienschälchen,  sich  über  größere 
Flächen  der  tropischen  Meere  hinweg  anhäufen,  geht  der  Rote  Ton  in 
die  Fazies  des  Radiolarienschlammes  über,  dessen  Hauptverbreitungs- 
gebiete im  Indischen  und  Pazifischen  Ozean  liegen.  Neben  den  Radio- 
larienresten  sind  in  den  Roten  Tonen  Spongiennadeln  sehr  verbreitet 
und  fehlen  wohl  selten  ganz;  indessen  schwankt  an  den  einzelnen  Fund- 
stellen ihre  Häufigkeit  sehr  zwischen  starker  Anhäufung  und  nur  ver- 
einzeltem Auftreten.  Die  Kieselspongien  scheinen  demnach  an  enger 
begrenzte  Bezirke  des  roten  Tonbodens  geknüpft  zu  sein.  In  den  70 
Roten  Tonen  des  „Challenger"  fanden  sich  Radiolarien  61  mal,  Spongien- 
nadeln 49 mal,  Diatomeen  32 mal;  außerdem  erwähnt  der  „Challenger"- 
Bericht  noch  agglutinierende  Foraminiferen  der  Familien  der  Astrorhizidae, 
Litnolidae  und  Textularidae  49  mal.  Wenn  man  aber  bedenkt,  daß  auch 
der  Rote  Ton  das  Wohngebiet  einer  charakteristischen  Fauna  darstellt, 
die  zwar  nicht  so  volkreich  ist,  wie  die  anderer  pelagischer  Sedimente, 
aber  in  der  Dredsche  immerhin  reichlich  erhalten  wird,  so  muß  es  doch 
auffallen,  wie  verhältnismäßig  wenig  nur  von  den  harten  Gerüsten 
dieser  Formen  im  Sediment  selbst  erhalten  bleibt. 

Anurte,  Geologie  de«  Meercauodeni.  II .  2 j 


322 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Die  mincrogene  Komponente  der  Roten  Tiefseetone  und  ihre  hauptsächliche 
Herkunft  Ton  jungvulkanischen  Eruptionen 

Behandelt  man,  falls  kohlensaurer  Kalk  nicht  von  vornherein  ganz 
fehlt,  Roten  Tiefseeton  mit  verdünnter  Salzsäure,  so  bleibt  ein  unlöslicher 
Rückstand,  welcher  außer  aus  den  Resten  der  zuletzt  genannten  kiesel- 
schaligen,  bezw.  agglutinierenden  Organismen  noch  aus  Mineralkörnern 
und  feinsten  Abschlämmmassen 'besteht,  welch'  letztere  ihrerseits  aus  den 
allerfeinsten  Bruchstücken  von  Kieselschälchen  und  Mineralkörnern,  sowie 
von  Tonsubstanz  sich  zusammensetzen.  Während  der  ganze  Rückstand 
bei  den  70  Roten  Tonen  des  „Challenger"  sich  im  Durchschnitt  auf 
93,30%  belief,  machten  kieselige  Organismen  im  Durchschnitt  2,39, 
Mineralkörner  über  0,01  mm  Durchmesser  5,56  und  feinstes  Schlämm- 
produkt 85,35  °/o  des  Sedimentes  aus.  - 

Die  Mineralkörner  sind  sehr  verschiedenen  Ursprunges.  Die  Haupt- 
masse ist,  wie  schon  das  gröbere  Dredschematerial  zeigt,  vulkanischer  Her- 
kunft; namentlich  überwiegen  Bimssteine  in  feinsten  Splittern  bis  zu 
Dimensionen  von  Kopfgröße,  frisch  und  in  allen  Stadien  der  Verwitterung. 
Daneben  treten  Körnchen  von  Sanidin,  Plagioklas,  Hornblende,  Magnetit, 
basischen  vulkanischen  Gläsern  und  deren  Umbildungsprodukt  Palagonit, 
auch  Brocken  von  Basaltgläsern  und  -Laven,  sowie  Augitandesiten  usw.  auf. 
Wo  solche  vulkanische  Komponenten  vorhanden  sind,  stellen  sich  besonders 
gern  und  reichlich  die  sekundär  gebildeten  Körnchen  von  Braunstein  und 
Eisenoxyd  ein,  und  bilden  sich  vor  allem  um  die  Bimssteinbrocken  die  Mangan- 
knollen. In  fast  allen  Proben  sind  sodann  kleine,  schwarze  Magneteisen- 
kügelchen  vertreten.  Der  nordatlantische  Rote  Ton  enthält  auch  abgerollte 
Quarzkörnchen,  welche  als  „Passat staub"  aus  der  afrikanischen  Wüste  über 
40°  W.  L.  hinaus  entführt  worden  sein  dürften.  Ähnliche  Quarzkörnchen 
fand  Gümbel  in  Sedimenten  aus  der  Nähe  der  Fidschi-Inseln  und  in 
solchen  des  ludischen  Ozeans;  auch  fehlen  sie  dem  Roten  Ton  um  Au- 
stralien nicht.  Besonders  auffallende  Mengen  „ kontinentaler"  Mineralien 
(d.  h.  Quarz,  Tiefengesteinsfeldspäte,  gemeine  Hornblende  usw.)  fand  aber 
der  „Gauss"  mehrfach  im  Südatlantischen  Ozean,  wo  die  Menge  der 
wägbaren  Mineralköruer  an  einzelnen  Stationen  bis  auf  35,6  °/o  stieg. 
Solchen  ,,Tiefsees.indenu  wird  später  eine  besondere  Besprechung  ge- 
widmet werden.  Sehen  wir  von  diesen  immerhin  Ausnahmen  bildenden 
Fällen  ab,  so  war  J.  Murray  bezüglich  der  jungvulkanischen  Mineral- 
körner der  Meinung,  daß  dieselben  vorwiegend  äolisch  verfrachtete,  vul- 
kanische Staub-  und  Aschenmassen  darstellten,  während  sein  Arbeits- 
genosse Renard  mehr  an  submarine  Eruptionen  dachte.  Es  ist  aber 
bis  heute  noch  nicht  möglich,  mehr  als  Vermutungen  darüber  anzustellen, 
in  welchem  Verhältnis  sich  subaerisch  und  submarin  geförderte  vulkanische 
Substanzen  an  der  Bildung  des  Sedimentes  beteiligen.  Die  Verbreitung 
allem  Anschein  nach  vulkanischer,  submariner  Kuppen  auch  im  Bereiche 


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Roter  Tiefseeton  323 

des  Roten  Tones  zeigt,  daß  submarine  Vulkanausbrüche  gar  nicht  so 
selten  vorkommen;  aber  es  müßte  allerdings  bei  dem  großen,  auf  dem 
Tiefseeboden  lastenden  Wasserdrucke  schon  eine  äußerst  heftige  Gas- 
entbindung stattfinden,  falls  die  Eruption  überhaupt  weithin  sichtbar 
sein  und  von  in  der  Nähe  befindlichen  Schiffen  gemeldet  werden  sollte. 
Und  wenn  Rudolph  in  seiner  Liste  von  Seebeben  eine  Anzahl  hierher 
gehöriger  Wahrnehmungen  aus  neuerer  Zeit  in  landfernen  Gebieten  zu- 
sammengestellt hat,  so  ist  doch  im  allgemeinen  zu  sagen,  daß  wir  nur  über 
einen  winzigen  Bruchteil  der  wirklich  stattfindenden  submarinen  Eruptionen 
unserer  Zeit  unterrichtet  werden.    Submarine  Eruptionen  in»  Bismarck- 


Fig.  103. 

In  „Abrollung"  begriffener  Bimsstein  (von  hypersthenandesitischer  Zusammensetzung)  vom 
Ausbruch  des  Krakatau,  von  H.  Grabowski  im  Juli  18H4  bei  der  Insel  Bawean  nördlich 
von  Java  ans  den  Gewässern  des  AuÄtralasiatisrhen  Mittelmeeres  aufgefischt.   Nat.  Größe.  • 
(Original  in  der  Allgemein-geologischen  Sammlung  des  Geologisrh-palnontologischen  In- 
stitutes und  der  Bernsteinsammlung  der  Albertus- Universität  zu  Königsberg  i.  Pr..) 

archipel  und  bei  den  Salomo-Inseln  förderten  im  Frühjahr  1878  mehr- 
fach so  ungeheure  Mengen  von  Bimsstein  zutage,  daß  diese,  gegen  2400  km 
nach  Osten  vertrieben,  noch  bei  den  Elliceinseln  große  Flächen  bedeckten. 
Anderseits  sind  aber  auch  unzweifelhaft  von  ozeanischen  Inselvulkanen 
vielfach  ganz  gewaltige  Massen  von  vulkanischer  Asche  in  die  Atmosphäre 
geschleudert  und  von  Bimssteinen  den  Meeresströmungen  überliefert 
worden.  So  mag  auf  die  Ausbrüche  des  Coseguina  1835,  des  Krakatau 
1883,  der  Soufriere  auf  St.  Vincent  und  des  Mout  Pele  auf  Martinique 
im  Jahre  1902  verwiesen  sein.  Bimssteinfelder  von  der  ersten  Krakatau- 
Eruption  im  Mai  1883  wurden  von  der  Sunda- Straße  aus  über  1500  km 
weit  nach  Westen  (bis  6°  S.,  89°  0.)  vertrieben,  die  der  zweiten,  größeren 
Eruption  noch  erheblich  weiter;  und  die  Besatzungen  von  Schiffen,  die 
in  diese  schwimmenden  Bimssteinmassen  hineingerieten,  waren  mehrfach 

21* 


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324  D'e  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

der  Gefahr  des  Verhungerns  ausgesetzt.  Wind  und  Strömungen  haben 
erst  nach  und  nach  diese  Felder  auseinandergetrieben,  und  was  nicht 
an  die  Küsten  angespült  wurde,  muß  dem  Boden  des  Ozeans  zugute 
gekommen  sein.  Bimssteine,  die  das  Meer  heut«  z.  B.  an  den  ost- 
afrikanischen Küsten  auswirft,  hat  man  noch  auf  jenen  berühmten  Aus- 
bruch zurückführen  wollen!  Durch  das  Spiel  der  Wellen  und  des  Windes 
werden  die  treibenden  Bimssteinstücke  gegeneinander  gerieben,  bis  sie 
immer  kleiner  uud  rund  wie  Flußgerölle  werden  (Fig.  103);  das  entstehende 
feine  Detritusmaterial  sinkt  auf  den  Meeresboden,  ist  aber  an  seiner  glasigen 
und  porösen  Beschaffenheit  und  den  optisch  erkennbaren  Spannungs- 
erscheiuuugen  immer  leicht  als  Bimssteindetritus  zu  bestimmen.  Die 
kleiner  und  kleiner  werdenden  Bimssteine  saugeu  sich  langsam  voll 
Wasser,  brauchen  aber  teilweise  offenbar  so  lange  Zeit,  bis  sie  den 
Meeresboden  erreichen  (Fig.  104),  daß  sie  bereits  oberflächlich  zersetzt  dort 


Fig.  104. 

Durch  gegenseitige  Abnutzung  während  des  Schwiiuniens  in  Bimssteinfeldern  abgerollter 
liparitischer   Bimsstein   vom  Boden   des   Nordpazifischen  Ozeans  aus  37411  m  Tiefe. 
*/,,   nat.   Größe.      Aus  Globigerinenschlamm    der    „Challenger'i -Station  24f».  Nach 
Ml  KRAY  und  RknaRD,  Deep  sea  deposits,  Tafel  I,  Fig.  L 

• 

ankommen;  denn  ein  basischer  Bimsstein,  den  Kapitän  Turpey  an  der 
Oberfläche  des  Südpazifischen  Ozeans  gesammelt  hatte,  brauchte  1  Jahr 
und  8  Monate,  um  auf  den  Boden  des  Versuchsgefäßes  zu  sinken,  wie 
Murray  und  Rexard  berichten.  Eine  ähnliche  Größenordnung  für  die 
Sinkzeiten  von  Bimssteinen  ergaben  auch  die  schon  einmal  erwähnten, 
späteren  Versuche  von  J.  Thoulet. 

Der  Aschenfall  der  groben  Explosion  des  Krakatau  vom  26.  August 
1883  erstreckte  sich  nach  Süden  bis  zur  Cocos-Insel,  nach  Norden  bis  Sin- 
gapore.  Der  bei  den  Eruptionen  dieses  Vulkaues  in  die  höchsten  At- 
mosphärenschichten hinaufbeförderte,  allerfeinste  Aschenstaub  umkreist«  die 
Erde  zuerst  über  der  ganzen  Tropenzone,  wurde  später  aber  auch  auf  beiden 


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Kuter  Tiefseeton 


325 


Hemisphären  polwärts  vertrieben,  wie  aus  den  abnormen,  auch  an  die  Aus- 
brüche der  genannten  Antillenvulkane  im  Jahre  1902  anschließenden  Däm- 
merungsecscheinungen  zu  schließen  war.  Nach  Murray  und  Renard 
sind  bei  dem  Krakatau- Ausbruch  die  leichten  Splitter  saurer  vulkanischer 
Glaser  für  die  «äußere  Zone  des  Aschenfalles  bezeichnend  gewesen,  wie  sie 
gerade  auch  im  Roten  Ton  besonders  häufig  auftreten.  Der  Aschenfall 
der  Soufriere  1902  betraf  ein  Gebiet  von  elliptischer  Gestalt  und  über 
3000  km  Längserstreckung;  einerseits  wurde  noch  auf  Jamaika,  ca. 
1800  km  westlich  von  St.  Vincent,  vulkanische  Asche  von  diesem  Auf- 
bruch beobachtet,  anderseits  konstatierte  das  Schiff  „Jupiter",  das  sich 
damals  ca.  1300  km  östlich  des  Vulkanes  befand,  das  Fallen  vulkanischen 
Staubes.  Nach  Norden  aber  reichte  die  betroffene  Fläche  nicht  über 
Santa  Lucia,  nach  Süden  nicht  über  Trinidad  hinaus;  die  langgestreckte 
Gestalt  des  Aschenfalls,  der  zum  größten  Teile  dem  Meeresboden  zugute 
kam,  ist  auf  Wirkung  der  Passate  und  Antipassate  zu  setzen.  Von  der 
Eruption  des  Vesuvs  am  8. — 10.  April  1906  wurden  die  feinsten  Aschen 
nicht  nur  nach  Dalmatien,  sondern  auch  nach  Paris  und  bis  an  die 
Ostsee  nach  Kiel  und  Neustadt  in  Holstein,  also  mindestens  1500  km 
weit,  durch  die  Atmosphäre  vertrieben.  R.  Brauns,  der  solche  Asche 
von  Neustadt  untersuchte,  fand  sie  wesentlich  aus  Splittern  von  Feld- 
spat, braunem  Glase,  Leuzit,  Olivin  und  Augit  von  0,05—0,005  mm  und 
weniger  zusammengesetzt;  hierbei  überwiegen  gegenüber  den  in  der 
Nähe  des  Vulkanes  gefundenen  Aschen  bezeichnenderweise  die  farblosen 
Gemengteile  (eine  Erscheinung,  die  auch  für  die  Asche  des  Vulkans 
Santa  Maria  in  Guatemala  festgestellt  ist),  während  der  Augit  mehr 
zurücktritt.  Diese  auf  Auslese  nach  dem  spezifischen  Gewichte  während 
des  Lufttransportes  zurückzuführende  Erscheinung  erklärt  auch  die  mehr- 
fach angeführte  Tatsache,  daß  die  am  Ende  einer  Eruption  fallende 
Asche  heller  ist  als  die  zuerst  gefallene.  Alles  dieses  zeigt  uns,  in 
welch'  großer  Menge  jungvulkanisches  Material  auf  den  Boden  der  Tiefsee 
hinabgelangt  und  zum  Aufbau  der  sich  dort  bildenden  Sedimente  mit 
zur  Verfügung  steht,  ohne  allzusehr  von  chersogener  Komponente  mas- 
kiert zu  werden. 

Chemische  ZusamrocBsetrou^  der  Boten  Tiefseetone 

Die  chemischen  Analysen  von  Rotem  Ton,  die  von  den  verschiedenen 
Autoren  angeführt  werden,  zeigen  verständlicherweise  große  Verschieden- 
heiten, je  nachdem  die  Proben  im  einfach  getrockneten  oder  im  ent- 
salzten oder  gar  im  entkalkten  Zustande  untersucht  wurden,  und  ob  die 
begleitenden  Accessorien,  wie  Mangankörner  usw.,  vorher  ausgesucht 
oder  mit  analysiert  wurden.  Schon  J.  B.  Harrison  und  A.  J.  Jüxes- 
Browne371)  haben,  wie  es  scheint,  im  Einverständnis  mit  J.  Mürray, 


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32« 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


gewichtige  Bedenken  gegen  die  Analysen  Braziers  an  den  Roten  Tonen 
des  „Challengeru  ausgesprochen.  Brazier,  dem  allem  Anschein  nach 
nicht  entsalzte  Proben  vorlagen,  versäumte  es.  die  im  Ton  enthaltenen 
Meerwassersalze  und  die  Alkalieu  gesondert  zu  bestimmen,  die  vielmehr 
offenbar  im  Kieselsäuregehalt  mit  verrechnet  worden  sind.  Dagegen 
lagen  anderen  Analytikern  entsalzte  „Challenger"-Tone  vor,  sodaß  schon 
die  Analysen  des  „Challenger" -Berichtes  nicht  ohne  weiteres  miteinander 
vergleichbar  sind.  Caspari  372)  wiederum,  dem  wir  die  neuesten  Analysen 
verdanken,  analysierte  die  entkalkten  Proben  unter  Außerachtlassung 
der  Accessorien,  wie  Manganknollen,  Otolithen,  Haifischzähne,  Bims- 
steine, Palagonit  usw.,  bestimmte  die  Alkalien  besonders  und  legte 
überhaupt  vor  allem  Gewicht  auf  die  Feststellung  der  Konstitution  der 
tonigen  Matrix  des  Sedimentes.  Dieselbe  besteht  nach  seiner  Ansicht 
aus  zwei  Hauptbestandteilen,  aus  amorphen,  wasserhaltigen  Silikaten 
tonigen  Charakters  und  aus  fein  verteilten,  wasserfreien  Silikaten,  welche 
teils  glasig,  teils  kristallin  sind  und  als  die  Muttersubstanzen  der  ersteren 
zu  gelten  haben.  Die  amorphen,  wasserhaltigen  Silikate  besitzen,  wie 
auch  schon  Gebbing  ein  Jahr  vor  Caspari  feststellen  konnte,  keine 
feste  chemische  Zusammensetzung,  insbesondere  ist  viel  mehr  Kieselsäure 
vorhanden,  als  der  Kaolinformel,  A1203  •  2  SiO*  •  2  H80,  entspricht;  und 
zwar  schwankt  nach  Gebbing  das  Verhältnis  SiOj :  AU  05  zwischen  2,1 
und  4,8,  während  es  im  Kaolin  1,2  (entsprechend  dem  Gehalt  von 
46,4 °/o  Si02  und  39,7  °/0  Al203)  beträgt.  Chemische  und  Färbe- 
methoden erlaubten  Caspari  die  Feststellung  der  Kolloidnatur  der 
amorphen  „Tonsubstanz",  und  diese  ist  wohl  als  Ursache  der  von  Gebbing 
und  Caspari  wahrscheinlich  gemachten  Adsorption  von  Ca,  Mg  und 
Alkalien  anzusehen,  deren  Nichtberücksichtigung  bei  den  älteren  Analysen 
unvermeidlich  zu  Fehlern  führen  mußte,  insbesondere  kanu  es  jetzt  als 
unrichtig  bezeichnet  werden,  wenn  Brazier  das  Mg  als  MgCOs  berechnete, 
wodurch  weiterhin  ein  bezüglich  der  Dolomitbildung  ausgesprochener 
Gedanke  A.  G.  Högboms  (1894)  sich  als  nicht  der  Wahrscheinlichkeit 
entsprechend  erweist. 

Als  Beispiel  für  die  Zusammensetzung  eines  Roten  Tones 
von  ungefähr  mittlerer  Zusammensetzung  mag  eiue  neuere  Analyse 
von  Gebbing  mitgeteilt  werden,  der  einen  Teil  der  bei  den  früheren 
Analytikern  zu  rügenden  Fehler  vermieden  hat.  Gebbing  bestimmte 
zwar  den  NaCl-Gehalt,  konnte  aber  wegen  Substanzmangel  die  Alkalien 
nicht  mehr  quantitativ  erfassen  und  auch  auf  Phosphat  nur  qualitativ 
prüfen.  Die  Analyse  bezieht  sich  auf  einen  Roten  Ton  von  der  „Gausstt- 
Station  96  in  der  Mauritius-Mulde  iu  25°  8'  S.,  56°  7'  0.  aus  4930  m  Tiefe. 
Sie  wurde  im  nicht  entsalzten  Zustande  ausgeführt. 

Hygroskopisches  Wasser  10,8. 

Gesamtglühverlust  (nach  Trocknen  bei  125°)  9,7. 


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Roter  Tiefseeton  327 

NaCl   8,0 

CaO   3,9 

MgO   4,5 

MnO   0,5 

Fe*08   11,7 

A1»08   18,2 

SiO,  .   50,1 

CO,   0,1 

SO«   0,8 

Phosphat-Reaktioo   schwach 

NH,   0,006 

Nitrate  und  Nitrite  angegeben  als  NH*  0,04 

Glühverlust   2,7 

100,5 


Die  Anreicherung  seltenerer  Elemente  in  den  Roten  Tiefteetonen 

Besonders  um  die  Verbreitung  der  selteneren  Elemente  in  Tiefsee- 
sedimenten festznstellen,  hat  F.  W.  Clarke373)  durch  G.  Steiger  eine 


A 

B 

7. 

•/. 

8iOt  

54,48 

57,09 

TiO,  

0,98 

1,27 

A1.0,  

15,94 

17,24 

Cr.O.  

0,012 

0,05 

Fe.0.  

8,66 

5,07 

FeO  

0,84 

2,80 

NiO-fCoO  .... 

0,039 

MnO,  

1,21 

0,12 

MgO  

3,81 

2,17 

CaO  ....... 

1,96 

2,04 

SrO  

0,056 

0,08 

BaO  ....... 

0,20 

0,06 

Na,0  

2,05 

1,05 

2,85 

2,25 

v.o,  

0,085 

0,03 

0,001 

Spuren 

P,0  

0,30 

0,21 

0,13 

CuO  

0,024 

0,02 

0,008 

Zn  0  

0,005 

1,69 

H,0  

7,04 

7,18 

100,00 

100,00 

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V28 


Die  jungen  Heeressedimente  und  ihre  Bildung 


Analyse  von  „Durchschnittston"  ausfuhren  lassen,  den  er  aus  51  von 
J.  Mübray  erhaltenen  Proben  aus  den  verschiedensten  Teilen  der  Ozeane 
gemischt  hatte.  Die  hierdurch  erhaltene,  reichliche  Substanzmenge  er- 
laubte die  Bestimmung  von  tausendstel  Prozent.  Das  hygroskopische 
Wasser,  die  löslichen  »Salze,  einschließlich  einer  geringen  Menge  von 
Gips,  und  der  kohlensaure  Kalk  wurden  eliminiert.  Die  übrigen  Zahlen,  auf 
100,00  umgerechnet,  sind  in  der  Tabelle  (S.  327  unten)  unter  A  aufgeführt. 
Unter  B  finden  sich  zum  Vergleiche,  ebenfalls  nach  F.W.  Ularke374), 
die  durch  eine  andere  Analyse  von  G.  Steiger  bei  der  Untersuchung 
einer  Mischung  von  52  „terrigenenu  Sedimenten  (48  Blauschlicken  und 
4  Grünschlicken)  unter  den  gleichen  Bedingungen  gefundenen  Zahlen. 

Die  Zahlen  zeigen,  daß  im  allgemeinen  keine  großen  Unterschiede 
vorhanden  sind.  Die  Roten  Tone  enthalten  etwas  weniger  Si  und  AI, 
dafür  aber  mehr  Fe,  und  zwar  vor  allem  in  der  Oxydform.  Dagegen 
sind  in  den  Blauschlicken  mehr  als  2%  Fe O  vorhanden.  Das  entspricht 
ebenso  früher  auseinandergesetzten  Gesetzmäßigkeiten,  wie  die  Beteiligung 
von  S  und  C  in  den  letzteren.  Mo08,  welches  im  Roten  Ton  in  Spuren 
angetroffen  wurde,  wurde  in  den  Blauschlicken  nicht  entdeckt.  Dagegen 
wurde  in  letzteren  nach  Ni,  Co,  Pb,  Zn  und  As  überhaupt  nicht  ge- 
sucht! Diesem  offenbaren  Mangel  ist  in  einer  neueren,  gemeinsamen 
Publikation  von  F.  W.  Clarke  und  G.  Steiger  Kh)  abgeholfen  worden. 
Es  ergibt  sich  hiernach  ein  Gehalt  an: 


NiO 

PbO 
CuO 
ZdO 


0,0320 
0,0010 
0,0073 
0,0200 
0,0052 


I 


In  der  gleichen  Arbeit  werden  auch  für  einige  andere  Stoffe  neue 
Werte  angegeben,  die  aber  von  den  früher  mitgeteilten  Zahlen  nur 
unwesentlich  abweichen: 


B*0 

SrO 


A 


0,17 
0,0-40 
0,01 
0,028 


B 

0,05 
0,025 
0,044 
0,028 


Weiteres  Uber  ae<eHHori«ehe  Gemengteile  des  Roten  Tiefseetone» 

1.  Glazialgeschiebe 

Von  accessorischen  Bestandteilen  des  Roten  Tones  sind  zunächst 
solche  glazialer  Herkunft  zu  nennen.    Wenn  der  rChallengeru  auf 


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Roter  Tiefseeton 


329 


Station  160  südlich  von  Australien  in  42°42'S.,  134°  10' 0.  aus  4755  m 
Gneisgeschiebe  im  Roten  Tone  dredschte,  so  dürfte  dieses  Vorkommnis 
unbedenklich  auf  moderne  Eistrift  zurückgeführt  werden  können,  da  uoch 
im  Jahre  1867  ganz  in  der  Nähe  Eisberge  gesichtet  worden  sind;  ebenso 
sind  glaziale  Geschiebe  im  Roten  Tou  südlich  der  Neufundlandbänke  nicht 
weiter  auffällig.  Dagegen  wird  man  bei  einer  Reihe  anderer  Geschiebe- 
funde) schwerlich  anders  können  als  an  die  Eiszeit  zu  denken.  Ab- 
gerundete Fragmente  von  Granit  und  Arkose,  welche  ein  Dredschezug 
des  „Challenger"  in  32°  36'  S.,  137°  43'  W.  in  4343  m  (Station  285),  oder 
ein  Granitgeröll  von  7V2  X  5  X  XU  cm,  welches  ebenfalls  die  Dredsche 
auf  der  benachbarten  Station  286  in  33°29'S.,  133°  22' W.  in  4270  m 
erfaßte,  können  kajini  anders  als  durch  Treibeis  während  der  Eiszeit 
um  volle  10°  nördlich  von  der  heutigen  Treibeisgrenze  des  südlichen 
Pazifischen  Ozeans  vertrieben  worden  sein.  Einen  anderen  Fund  hat 
Al.  Agassiz376)  in  ca.  900  km  Entfernung  südwestlich  von  "Point  Con- 
cepcion  der  kalifornischen  Küste  in  28°23'N.,  126°  57'  W.  in  4331  m- 
auf  dem  „Albatross"  machen  können.  Hier  förderte  am  27.  August  1899 
die  Dredsche  in  einem  Zuge  außer  etwa  8  Zentnern  Manganknollen 
einige  größere  Geschiebe  von  Hornblendeandesit,  Serpentin,  Sandstein 
und  schwarzem  Hornstein  mit  Quarzadern  zutage,  an  denen  nach  der 
Mitteilung  von  Murray  der  englische  Geologe  .1.  .T.  H.  Teall  unzweifel- 
hafte Spuren  von  Eisbearbeitung  erkennen  konnte.  Da  die  heutige 
nordpazifische  Treibeisgrenze  sich  nur  unbedeutend  von  den  Küsten 
Kamtschatkas  entfernt,  können  jene  Geschiebe  wohl  nur  während  der 
Eiszeit,  etwa  aus  der  Gegend  von  Vancouver  her,  so  weit  nach  Süden 
verfrachtet  worden  sein;  dies  um  so  mehr,  als  den  benachbarten  Küsten 
sumpfige  Alluvioneu  und  wasserreiche  Flüsse,  aus  denen  sie  mit  treiben- 
den Waldinseln  hergeführt  worden  sein  könnten,  abgehen. 

2.  Kosmogene  Komponenten:  Meteori  tenkügehhen 

Während  die  glazialen  Accessorien  auf  die  subpolaren  Teile  des 
Meeresbodens  beschränkt  bleiben,  können  andere  fremde  Eindringlinge 
als  sehr  bezeichnend  für  Roten  Tiefseeton  überhaupt  gelten.  Gemeint 
sind  hierbei  äußerst  seltene  und  sehr  kleine  Körperchen  außerirdischer 
Herkunft,  die  als  „kosmogene  Komponente"  bereits  einmal  kurze  Er- 
wähnung gefunden  haben. 

Untep  den  mit  dem  Magneten  abtrennbaren  Komponenten  des  Roten 
Tones  fanden  sich  nach  J.  Mürray,  der  sie  zuerst  1876  beschrieben  bat, 
neben  den  mit  kristallographischer  Begrenzung  versehenen  Magnet-  und 
Titaneisenteilehen  aus  irdischen  Eruptivgesteinen  auch  unregelmäßig 
geformte,  dunkle  Körperchen,  teilweise  mit  metallischem  Kern,  unter 
denen  Murray  und  Renard,  die  sie  dann  genauer  untersuchten,  zwei 
Arten  unterschieden. 


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330 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Die  erste  Art  sind  schwarze,  magnetische  Kügelchen  (Fig.  105), 
deren  Durchmesser  selten  über  0,2  mm  hinausgeht.  Sie  zeigen  eine 
metallglänzende,  nicht  ganz  glatte  Oberfläche  und  öfter  auf  der  einen 

Seite  eine  näpfchenartige  Einsenkung.  Während 
die  dunkle  Rinde  aus  Magneteisen  besteht,  ent- 
hält der  rein  metallisch  aussehende,  stahlgraue, 
etwas  körnige  Kern  Co  und  Ni;  einzelne  Kügel- 
chen dürften  das  nur  aus  Meteoriten  bekannte 
Mineral  Schreibersit  (SU  Fei  P)  enthalten,  und 
ihre  ganze  Zusammensetzung  weist  sie  zu  den 
Holosideriten  unter  den  Meteoriten.  Tndem  die- 
selben aus  dem  Weltenraum  durch  die  irdische 
Atmosphäre  zu  uns  flogen,  wurden  sie  ge- 
schmolzen, nahmen  Tropfenform  an  und  oxy- 
dierten sich,  die  kleinsten  unter  ihnen  sogar  so 
stark,  daß  ihnen  der  metallische  Kern  ganz  ab- 
geht und  sie  ganz  aus  der  dunklen  Rinden- 
substanz bestehen.  Bei  der  Abkühlung  im 
Wasser  soll  sich  danu  die  oxydierte  Rinde  so 
zusammengezogen  haben,  daß  die  näpfchen- 
förmige  Kinsenkung  entstand. 
Die  zweite  Gruppe  stellen  braune  Kügelchen  silikatischer  Zusammen- 
setzung ohne  metallischen  Kern  und  von  kristalliner  Struktur  dar,  welche 
an  die  Chondrite  unter  den  Steinmeteoriten  erinnern  (Fig.  106).  Sie  sind 
unregelmäßig  rundlich,  zuweilen  ebenfalls  mit  einer  Depression  versehen 
und  durchschnittlich  0,5,  selten  über  1  mm  Durchmesser  groß.  Ihre  Ober- 
fläche ist  bräunlich  mit  Bronzeglanz  infolge  feinblättriger,  kristallinischer 
Struktur;  dieselbe  ist  wie  vielfach  bei  den  Chondriten  zuweilen  exzen- 
trisch-blättrig. Die  Kristall-Lamellen  deuten  auf  monoklines  System  hin 
und  enthalten  von  Magnet-  oder  Titaneisen  herrührende,  kristalliten- 
ähnliche  Einschlüsse,  deren  Anordnung  an  die  der  in  rhombischen  Pyro- 
xenen  bekannten  erinnert.  Diese  braunen  Kügelchen  sind  in  Salzsäure 
unlöslich;  chemisch  ließen  sich  Eisen,  Magnesia  und  Kieselsäure  nach- 
weisen. Im  übrigen  sind  die  braunen  Kügelchen  viel  seltener  als  die 
schwarzen. 

Au  und  für  sich  sollte  die  Verteilung  dieser  kosmischen 
Körperchen  Uber  den  Boden  des  Ozeanes,  wie  über  die  Erdoberfläche 
überhaupt,  eine  allgemeine  und  gleichmäßige  sein.  Aber  man  findet  sie 
am  häufigsten  in  den  Roten  Tonen  der  landferusten  zentralen  und  süd- 
lichen Teile  des  Pazifischen  Ozeans.  Wenn  man  ein  Liter  dieses 
Sedimentes  genau  absucht,  finden  sich  20 — 30  schwarze  und  5 — 6  braune 
Körnchen;  auch  in  der  Rinde  von  Manganknollen  des  Tones  finden 
erstere  sich  eingeschlossen.  Dagegen  wird  man  in  einem  Liter  Globigerinen- 


-v 

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Fig.  105. 
Eisenmeteoritenkügelchen 
aus  Rotem  Ton  des  Sfid- 
.  pazifischen     Ozeans  aus 
4298  m  Tiefe.  „Challenger"- 
Station    276.  Vergröße- 
rung 90.    Aus  Murray  u. 
Renard,  Deep  sea  deposita, 
Tafel  XXIII,  Fig.  4. 


Roter  Tiefseeton 


331 


schlämm  meistens  keine,  höchstens  1  oder  2,  finden:  sie  sind  also  in 
diesem  Sediment  offenbar  viel  weitläufiger  verteilt,  aber  nicht  etwa,  weil 
sie  seltener  gerade  an  von  diesem  Sediment  eingenommene  Stellen  des 
Meeresbodens  hingelangen,  son- 
dern weil  sie  im  Globigerinen- 
schlamm  von  mehr  und  von  schnel- 
ler sich  anhäufendem  Sediment- 
material verdeckt,  maskiert  werden. 
Wenn  sie  dagegen  im  Roten  Ton 
dichter  gesät  sind,  so  läßt  sich 
hieraus  ohne  weiteres  schließen, 
daß  dieser  sich  viel  langsamer 
bildet  als  der  Globigerinenschlamm, 
ein  Schluß,  den  auch  die  an  ter- 
tiäre Typen  erinnernden  Haifisch- 
zähne, sowie  die  noch  zu  be- 
sprechenden Manganknollen  und 
Phillipsitkristalle  zu  ziehen  er- 
lauben. Die  Seltenheit  dieser 
immerhin  auffälligen  und,  wenn 
überhaupt  vorhanden,  nicht  leicht 
zu  übersehenden  Objekte  wird 
auch  noch  dadurch  demonstriert, 
daß  sie  in  den  wenigen  Proben 
von  Rotem  Ton,  welche  die  „Valdivia"  und  der  „Gauss1*  mitbrachten, 
nicht  gefunden  wurden;  es  wächst  eben  mit  der  Zahl  der  untersuchten 
Proben  auch  die  Wahrscheinlichkeit  des  Antreffens!  Noch  schwerer  als 
im  Globigerinenschlamm  werden  die  Meteoritenkügelchen  in  den  hemi- 
pelagischen  und  litoralen  Ablagerungen  zu  finden  sein,  wo  zu  der  ge- 
ringen Größe  und  der  Überfülle  maskierenden  anderen  Materiales  noch  die 
zerstörenden  mechanischen  Einwirkungen  hinzukommen. 

Es  hat  nicht  an  Versuchen  gefehlt,  Vergleichsohjekte  für 
diese  kosmischen  Partikelchen  des  Tiefseetones  zu  finden.  Aber  Murkay 
und  Renard  hielten  die  von  Xordexskjöld  1870  und  1883  auf  dem 
grönländischen  Inlandeise  gesammelten,  „Kryokonit"  genannten  Staub- 
partikel ebenso  wie  E.  Wülfing  für  tellurische  Erzeugnisse.  Auch  die 
aus  modernen  Fabrikschlöten  und  Maschinenessen  gelegentlich  davon 
fliegenden  und  dem  atmosphärischen  Staub  sich  beimengenden  Eisen- 
tröpfchen haben  eine  gänzlich  andere  Gestalt  und  chemische  Zusammen- 
setzung; das  gleiche  gilt  von  sämtlichen  bekannten  irdischen  vulkanischen 
Produkten,  was  im  Gegensatz  zu  A. Daubree  betont  werden  muß,  welcher 
die  fraglichen  Kügelchen  des  Tiefseetones  auf  feine  Zerstäubung  vulka- 
nischen Gesteins  durch  hochgespannte,  vulkanische  Gase  zurückführen 


Fig.  106. 

Meteoritische  Chondro  von  etwa  1  mm  Durch- 
messer aus  Globigerinenschlamm  des  Süd- 
atlantischen  Ozeans  ans  <m»  m  Tiefe.  „Chal- 
lenger"Station  888.  Vergrößerung  37.  Aus 
Murray  und  Renard,  Deep  sea  deposits. 
Tafel  XXIII,  Fig.  11. 


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332 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


wollt«.  Daß  vielmehr  tatsächlich  solche  meteorischen  Niederschläge  vor- 
kommen und  ein  Schiff  treffen  können,  ergibt  sich  aus  der  Beschreibung 
und  Diskussion  eines  schon  weit  zurückliegenden  Falles:  am  11.  No- 
vember 1856  fiel  auf  das  amerikanische  Schiff  „Joshua  Batesu  etwa 
450  km  südlich  von  Java  (10°  38' S.,  117°49'0.)  ein  Niederschlag  fester 
Körper,  wie  feinstes  Vogelschrot.  Durch  Maurys  Vermittlung  erhielt 
Ehrenbekg  eine  Probe  davon,  und  es  ergab  sich,  daß  dieselbe  aus 
lauter  sehr  festen,  aber  hohlen  Kügclchen  von  Eisenoxyd  bestanden, 
welche  nach  der  späteren  Untersuchung  durch  den  Freiherrn  VON 
Reichenbach  :{")  nur  von  der  Explosion  und  Verbrennung  eines  großen 
Holosideriten  herrühren  konnten.  Magnetische  Hohlkügelchen  haben 
St.Meuniek  und  G.Tissandier3")  übrigens  auch  ausKüsteuablagemngen 
von  Tunis,  Algier  und  der  Possession-Bay  (Patagonien)  bekannt  gemacht: 
doch  sind  dieselben,  worauf  Murray  und  Renard  aufmerksam  machen, 
von  den  beschriebenen  Elementen  des  Roten  Tones  durchaus  verschieden. 

Diagenetixehe  Neubildungen  der  Roten  Tierseetone 
1.  Phillipsite 

Diagenetische  Neubildungen  sehr  merkwürdiger  Art  stellen  die 
Phillipsite  dar,  welche  in  äußerst,  kleinen  (0,027—0,005  mm  Durchmesser 
habenden),  frei  im  Sediment  schwebenden,  farblosen  Kristallen,  Durch- 
kreuzungszwillingen und  -drillingen,  oder  in  kuge- 
ligen Aggregaten  besonders  in  Eupelagischen  Se- 
dimenten der  pazifischen  und  indischen  Tiefsee 
auftreten,  ohne  aber  für  Roten  Ton  als  solchen 
allein  charakteristisch  zu  sein.  Mitten  im  Pazi- 
fischen Ozean  von  den  Hawaii-Inseln  an  über 
Tahiti  nach  Juan  Fernandez  hin  fand  der  „Chal- 
lenger"  stellenweise  20%  des  Sedimentes  aus 
diesem  Zeolith  bestehend;  ähulieh  fanden  es  „Alba- 
tross"  und.  „Nero"  im  Pazifischen,  -Egeria"  im  In- 
dischen Ozean.  Gerade  die  beiden  vbrletztgenannten 
Expeditionen  haben  aber  Phillipsite  nicht  nur  im 
Roteu  Ton,  sondern  auch,  wenngleich  seltener,  im 
Globigerinenschlamm  festgestellt,  wie  Murray  und 
Lee,  sowie  Flixt379)  mitteilen.  Häufiger  noch 
als  in  diesem  sind  sie  aber  wieder  im  Radiolarieu- 
schlamm. 

Die  Bestimmung  dieser  kleinen  Elemente  als  Phillipsit  stützt  sich 
außer  auf  die  leichte  Zersetzbarkeit  durch  Salzsäure  (wobei,  wie  bei  den 
meisten  Zeolithen  gallertige  Kieselsäure  gebildet  wird),  auf  die  so  charak- 
teristische Kristallform  (Fig.  107)  und  auf  die  chemische  Analyse.  Da 
die  Kristallchen  sehr  häufig  feine  Überzüge  von  Maugan-  uud  Eisenoxyden 


Fig.  107. 
Mehrfach  verxwiUingter 
Kristall  von  Phillipsit 
aus  Rotem  Ton  des  Süd- 
pazifischen  Ozeans  aus 
4298  m  Tiefe.  „Chal- 

lenger" -Station  276. 
Stark  vergrößert.  Aus 
Murkay  und  Renaro, 
Deep      sea  depositn, 
S.  402,  Fig.  36. 


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Roter  Tiefseeton 


333 


(Fig.  108)  haben,  solche  auch,  neben  der  feinen,  tonigen  Matrix  des  Se- 
dimentes, eingeschlossen  enthalten,  so  zeigen  die  Analysen  meistens  einen 
Gehalt  an  Fe*Os  und  MnO:  auch  das  Aluminium  in  einem  anderen  Ver- 
hältnis,  als  der  Formel  des  Phillipsits,  den   man   früher  wohl  als 


Fig.  108. 

l'hillipsitkristalle  ans  Rotem  Ton  des  Südpazifischen  Ozeans  ans  4298  m  Tiefe,  z.  T.  die 
Zentren  kleiner  Mangankonkretionen  bildend.  „Challengeru-Station  276.  Vergrößerung 
ca.  31.    Aus  Mlrray  und  Renard,  Deep  sea  deposits,  Tafel  XXII,  Fig.  4. 

CaO  •  AI2O3  •  4Si()a  +  4H20,  jetzt  als  isomorphe  Mischung  von  C&Ala 
SieOu  +  6  H20  und  CaAl2  Si2  0«  +  3  Ha0  auffaßt,  wobei  das  Ca  mehr 
oder  weniger  durch  Na2  und  K2  .ersetzt  ist,  entsprechen  würde.  Die 
folgende  Analyse  bezieht  sich  auf  Material  von  der  „Challenger'1-Station275 
zwischen  den  Sandwich-Inseln  und  Tahiti  in  11°  20'  S.,  150°  30'  W.  aus 


4773  m  Tiefe. 

•  Glüh  verlust  7,3» 

SiO*  49,88 

Al2Os  16,52 

Fe203    5,54 

MnO  0,44 

CaO  1,38 

MgO  1,20 

K20  5,10 

Na*0  4,59 

H»0  9,33 


101,33 


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334 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


2.  Die  Verknüpfung  der  Phillipsite  mit  „Palagon i tsobstaozen"  und 
dtr  wahrscheinliche  genetische  Zusammenhang  beider  Bildungen 

Das  stete  Zusammenfallen  des  Vorkommens  der  Phillipsite  und  der 
jungvulkanischen  Materialien  der  Tiefseeschlamme  spricht  sehr  für  die 
Ansieht  von  Murray  und  Rexard,  daß  jene  Zeolithe  aus  der  Ver- 
witterung dieser,  insbesondere  der  feinsten  Aschen- und  der  Tuff  massen  her- 
vorgehen und  palagonitische  Substanzen  eine  Etappe  auf  ihrem  Bildungs- 
gange darstellen;  die  Phillipsite  erscheinen  danach  gleichsam  als  regene- 
rierte Mineralien. 

Zum  besseren  Verständnis  dieses  Vorganges  muß  auf  die 
rezenten  vulkanischen  Komponenten  der  Tiefseesedimente  noch  etwas 
näher  eingegangen  werden,  wobei  an  das  früher  über  die  Bimssteine 
Gesagte  angeknüpft  sei.  Am  häufigsten  kommen  die  Liparitbimssteine 
vor,  während  Andesitbimssteinc  seltener  sind.  Bimssteine  von  basaltischen 
Eruptivgesteinen  sind  nur  in  beschränkten,  Gebieten  vertreten,  z.  B.  bei 
Neu-Britannien  und  an  den  Hawaii-Inseln,  von  wo  sie  schon  Cohen  be- 
schrieb. Häufiger,  wenn  auch  mit  beschränktem  Verbreitungsgebiete, 
kommt  sodann  unter  den  Produkten  submariuer  Vulkaue  basisches 
vulkanisches  Glas  vor,  das  aus  früheren  geologischen  Perioden  und  von 
noch  tätigen  subaerischen  Vulkanen  nur  in  untergeordnetem  Maße  be- 
kannt ist.  Dieses  Glas  ist  kompakt,  wenn  frisch  braun  oder  rot  und 
neigt  sehr  zu  oberflächlicher  Verwitterung,  wobei  es  ein  mattes  Aus- 
sehen bekommt.  Die  erbsen-  bis  walnußgroßen  Stücke  kommen  sehr 
häufig  mit  Manganknollen  zusammen  vor:  schon  das  unveränderte  Glas 
enthält  Mangan,  meist  aber  sind  die  Stücke  noch  von  einer  Manganrinde 
umgebeu.  Das  frische  Glas  hat  die  Härte  5,  die  zersetzte  Rinde  nur  4. 
Kristalleinschlüsse  von  Plagioklasen  und  Olivin  zeigen  die  Zugehörigkeit 
zu  olivinführeuden  Basalten.  Die  Kristallelemente  sind  bei  poröser  Glas- 
basis besser  entwickelt  als  bei  kompa*kter  Beschaffenheit  derselben,  wo- 
durch ein  Übergang  zu  Liinburgiten  eingeleitet  wird. 

Die  durch  Zersetzung  aus  diesem  basischen  Glase  entstehende  Sub- 
stanz yird  von  Murkay  und  Renard  mit  dem  Palagonit  Sahtorius  von 
YValtehshausexs  identifiziert.  Palagonit  oder  Palagonitfels  ist  nach  der 
Definition  vonH.  Rosenbuscii  ein  lockeres,  gelblich-braunes  bis  schwarzes, 
auch  grünlich-schwarzes,  auf  Klüften  oft  reichlich  von  Zeolithen  durchzogenes 
und  überhaupt  davon  durchtränktes  Gesteiu,  auf  dessen  frischem  Bruch 
pechglänzende,  rundliche  und  eckige  Durchschnitte  hervortreten,  welche 
allenthalben  von  hellen,  erdig  matten,  schmaleren  oder  breiteren  Rinden 
umgeben  werden,  in  denen  auch  oft  wieder  matte,  runde,  kleine  Flecken 
auftreten.  Die  ganze  Gesteinsmasse  löst  sich  außerordentlich  leicht  in 
Salzsäure  und  hinterläßt  einen  kleinen  Rückstand  von  vorwiegend  Augit- 
nnd  Plagioklasmikrolithen.  Die  selten  über  erbsengroßen,  pechglänzenden 
Körner  sind  die  ursprünglichen  Aschenteilchen  und  Lapilli,  welche  Sidero- 


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Roter  Tiefseeton 


335 


tnelan  heißeu  und  ein  mehr  oder  weniger  wasserhaltiges  Hasaltglas  mit 
spärlichen,  mikrolithischen  Bildungen  darstellen.  Dieser  Sideromelan  geht 
durch  Verwitterung  in  eine  äußerst  wasserreiche,  teils  amorphe,  teils 
kryptokristalline,  sphärolithische  Substanz  über;  das  sind  die  helleren, 
erdig  matten  Teile  des  Gesteins,  die  eigentliche  Palagonitsubstanz;  sie 
ist  bei  den  uns  hier  interessierenden  Tiefseeproben  im  Schliffe  von  roter, 
brauner  oder  milchweißer  Farbe  und  in  ersteren  Fällen  oft  mit  schöner 
Diffusiousbänderung  versehen,  wodurch  sie  ein  Aussehen  ähnlich  der 
Schalenblende  erhält.  Der  Palagonit  ist  oft  mit  Zeolithen  zu  Aggregaten 
vereinigt  oder  wird  von  solchen  durchtränkt. 

Der  vom  basischen  Glase  zur  Palagonitbildung  führende  Um- 
wandlungsprozeß  läßt  sich  am  besten  an  der  Hand  zweier  Analysen 
verfolgen.  Von  diesen  bezieht  sich  I  auf  ein  kompaktes,  schwarzes, 
basisches  Glas  mit  kleinen Olivinkristallen  von  der  „Challenger" -Station  276 
im  Südpazifischen  Ozean  in  13°  28'  S.,  149°  30'  W.  aus  4298  m  Tiefe, 
II  auf  die  zu  Palagonit  umgewandelte  Rinde,  welche  dieses  Glas  umgibt. 


I 

II 

SiO,     .  . 

.    .  46,76 

44,73 

Al,Os   .  . 

.    .  17,71 

16,26 

Fe.Os  .  . 

.    .  1,73 

14,57 

FeO .    .  . 

.    .  10,92 

MnO     .  . 

.    .  0,44 

MnjOs  2,89 

CaO .    .  . 

.    .  11,56 

1,88 

MgO     .  . 

.    .  10,37 

2,23 

K,()     .  . 

.    .  0,17 

4,02 

Na,0    .  . 

.    .  1,83 

4,60 

H,0  . 

9,56 

101,49 

100,64 

Diese  beiden  Analysen  zeigen,  daß  die  Bildung  der  palagonitischen 
Rinde  in  der  Hauptsache  eine  Oxydation  der  Oxydule  des  Eisens  und 
Mangans  und  eine  Wegführung  von  Kalk  und  Magnesia  darstellt,  wofür 
Wasser  und  Alkalien  des  Meerwassers  aufgenommen  werden;  „the  trans- 
formation  seems  to  tend  the  formation  of  a  zeolitic  substance." 

Auch  breccienartige  Gebilde,  „Palagonittuffe",  kommen  im  Roten 
Ton  vor;  sie  werden  ebenfalls  von  Zeolithen  begleitet.  Die  häufig  daneben 
auftretenden  Basaltlapilli,  die  nicht  selten  die  Zentra  von  Manganknollen 
bilden,  sind  in  der  Regel  weniger  zersetzt  als  die  Gläser,  da  sie  mehr 
kristallisierte  Elemente  enthalten.  Dagegen  wurde  Limburgit  in  mehr 
oder  weniger  palagonitisiertem  und  zeolithisiertem  Zustande  im  südlichen 
Indischen  Ozean  und  Augitaudesit  mit  rhombischen  Pyroxenen  sowohl 
dort,  wie  im  südpazifischeu  gefunden.  Fügen  wir  hinzu,  daß,  abgesehen 
von  den  Bimssteinen,  Lapilli  und  Gläser  von  saueren  Eruptivgesteinen 
viel  seltener  als  die  von  basischen  sind,  und  daß  es  unsicher  bleiben 
muß,  ob  die  an  einigen  Stellen  im  Sediment  relativ  häufig  auftretenden 


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336 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Splitter  von  Sanidin,  Hornblenden,  Quarz  und  sauren  Gläsern  auf  sub- 
marine Eruptionen  eines  trachytischeu  Magmas  oder  auf  die  Zerstörung 
allochthon  herverfrachteten  liparitischen  Bimssteins  zurückzuführen  sind, 
so  sind  wir  nunmehr  in  der  Lage,  uns  auf  besserer  Grundlage  als  vor- 
her ein  Bild  von  der  Entstehung  der  so  merkwürdigen  Phillipsite  der 
Eupelagischen  Sedimente  zu  machen. 

Hierbei  kommt  uns  noch  ein  Fund  zu  statten,  welchen  Al.  Agassiz 
am  27.  August  1899  auf  Station  Xr.  2  des  „Albatrossu  in  ca.  900  km 
Entfernung  südwestlich  von  Point  Concepcion  der  Kalifornischen  Küste 
in  28°  23'  N.,  126°  57'  W.  machte.  Hier  förderte  die  Dredsche  nämlich 
zusammen  mit  einer  großen  Masse  MaDganknollen  und  den  schon  früher 
erwähnten,  eisbearbeiteten  Geschieben  Platten  und  eimergroße  Blöcke 
eines  cremeweißen,  mürben  Palagonittuffes  zu  Tage,  dessen  Substanz 
beim  Zerreiben  zu  einem  mehligen  Puder  zerfällt.  Zahlreiche,  kleine 
schwarze  Mangankörner  sind  in  der  Masse  enthalten,  deren  unregelmäßig 
warzige  Oberfläche  von  einem  dünnen  Film  gleicher  Substanz  bedeckt 
wird.  Die  meisten  Fragmente  dieses  Tuffs  sind  von  Würmern  angebohrt, 
deren  Gänge  von  Rotem  Ton  erfüllt  sind.  Unter  dem  Mikroskop  erscheint 
die  weiße  Substanz  von  amorpher  bis  mikrokristalliner  Beschaffenheit, 
doch  konnte  W.  A.  Caspari3*0),  der  eine  genauere  Untersuchung  vor- 
nahm, durch  Trennung  mit  Bromoform  einige  unzersetzte  Mineralpartikel, 
hauptsächlich  Oligoklas,  grüne  Splitter  vulkanischen  Glases,  zu  einer 
amorphen,  roten  Substanz  zersetzten  Olivin?  und  ein  wenig  Magnetit, 
nachweisen.  Mit  Wasser  befeuchtet  verliert  die  Masse  den  Zusammen- 
halt und  nimmt  eine  hellgelbbraune  Farbe  an,  beim  Trocknen  wird  sie 
wieder  "weiß.  Sie  bäckt  sich  nicht  hart  und  läßt  sich  selbst  noch  nach 
dunkler  Rotglut  mit  den  Fingern  zerreiben,  ganz  im  Gegensatz  zu  tonigen 
Substanzen.  Die  chemische  Analyse  ergab  hohen  Alkaligehalt  und  auch 
in  den  übrigen  Bestandteilen  auffallende  Übereinstimmung  mit  den  im 
rChallenger"-Werk  mitgeteilten  Analysen  von  Phillipsit.  Zum  Vergleich 
seien  daher  die  von  Caspari  für  den  fraglichen  palagonitischen  Tuff  (I) 
und  die  (nach  dem  Durchschnitt  von  drei  Analysen)  für  Phillipsit  von 
„Challenger"-Station  275  (TT)  gefundenen  Zahlen  (auf  wasserfreie  Sub- 
stanz umgerechnet)  nebeneinander  gestellt. 


i 


II 

58,60 
20,55 
7,03 
0,41 
2,52 
1,39 
5,92 
4,98 


SiOs 


63,40 
19,82 
3,72 
0,52 
0.98 
3,65 
5,14 
3,49 


A1,0S  . 
FeiO,  . 
MnO,  . 


CaO  . 
MgO  . 


100,72 


101,40 


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Roter  Tiefseeton 


337 


Auch  im  Verhalten  gegen  Säuren,  an  die  sie  ohne  weiteres  Alu- 
minium und  Alkalien  abgibt,  stimmt  die  Palagonitsubstanz  dieses  Fund- 
ortes durchaus  mit  Zeolithen  übereio. 

Ähnliche  Massen  fand  übrigens  schon  die  „Challengcr" -Expedition, 
vor  allem  auch  als  Kerne  von  Manganknollen.  In  allen  Fällen  scheint  die 
Entstehung  aus  jungvulkanischem  Material  sichergestellt;  und  wenn  bei  der 
eingehend  beschriebenen  „Albatross" -Probe  eine  ziemlich  reine  Feldspat- 
substanz das  Ursprungsmaterial  gewesen  zu  sein  scheint,  so  mag  dieselbe, 
wieCASPARi  vermutet,  unter  dem  ausschlämmenden  Einfluß  einer  Strömung 
aus  einer  niederfallenden  vulkanischen  Asche  entstanden  sein.  Im  übrigen 
deutet  einmal  die  Seltenheit  solcher  zeolithartigen  Substanzen  in  größeren 
Platten,  andererseits  aber  ihr  häufigeres  Erhaltensein  im  Inneren  von  Man- 
ganknollen darauf  hin,  daß  es  sich  um  sehr  labile  Zustände  handelt;  und 
es  liegt  daher  nichts  näher  als  anzunehmen,  daß  hier  Produkte  vorliegen, 
welche  den  Übergang  von  in  Zersetzung  begriffener,  vulkanischer  Substanz 
in  Zeolithe,  insbesondere  Phillipsit,  anzeigen.  Daß  diese  Phillipsite  sich 
aus  dem  in  solcher  Matrix  nur  in  äußerst  langsamer  Zirkulation  befind- 
lichen, marinen  „Grundwasser",  also  auf  dem  Umwege  über  eine  Auf- 
lösung ausscheiden,  dafür  würde  die  Vorliebe  sprechen,  mit  welcher  sie 
Steinkerne  von  Globigerinenschalen  bilden,  in  die  sie  wie  hineingesogen 
erscheinen.  Andererseits  dürfte  bei  der  chemischen  Ähnlichkeit  der 
„Palagouit"-Substanz  und  der  Phillipsite  auch  eine  molekulare  Umlagerung 
nach  Art  einer  Entglasung  im  Bereiche  der  Möglichkeit  liegen. 

Nach  alledem  läßt  sich  unsere  bisherige  Kenntnis  der  Bildungs- 
bedingungen der  Phillipsite  der  Eupelagischen  Sedimente  wie  folgt 
zusammenfassen:  Vulkanische  Aschen  basischer  Eruptive  werden  am 
Tiefseeboden  durch  palagonitische  Zersetzung  zu  amorphen,  gelartigen 
Substanzen,  welche  teilweise  ausgezeichnete  Diffusionsbänderung  erkennen 
lassen  und  mitunter  eine  chemische  Zusammensetzung  haben,  welche 
derjenigen  von  Zeolithen,  insbesondere  Phillipsit,  sehr  nahe  kommt. 
Diese  Umbildung  erfolgt  unter  Oxydation  der  vorhandenen  Eisen-  und 
Manganverbindungen  und  unter  Ausmerzung  der  in  den  ursprünglichen 
Silikaten  vorhanden  gewesenen  Kalk-  und  Magnesia- Verbindungen,  wofür 
anderseits,  wohl  infolge  eines  Adsorptionsvorganges,  Alkalien  und  Wasser 
aufgenommen  werden.  Aus  dieser,  durch  einen  Verwitterungsvorgang 
chemisch  vorbereiteten,  amorphen,  metastabilen  Substanz  gelangen  unter 
dem  Einfluß  des  in  diesen  Tiefen  hohen  Wasserdruckes  und  im  Laufe 
längerer  geologischer  Zeit  gewisse  Teile  zu  kristalliner  Individualisierung, 
die  von  einzelnen  Kristallisationszentren  aus  zu  zentrifugal  wachsenden 
Kristallen,  bezw.  Kristallbündeln  und  Zwillingsverwachsungen  führen, 
welche  in  der  umgebenden  Substanz  schweben,  ganz  im  Gegensatz  zu 
allen  übrigen,  sonst  bekannten  Vorkommnissen  von  Zeolithen,  welche 
ausnahmslos  aufgewachsen  erscheinen. 

Aodrcc,  Geologie  des  Meeresboden».  II.  22 


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338 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Es  müßte  hiernach  eine  anziehende  Aufgabe  sein,  den  Bildungs- 
bedingungen des  Phillipsits,  die  hier  wesentlich  vom  geologischen  Stand- 
punkte aus  dargelegt  wurden,  auch  vom  physikalisch-chemischen  Stand- 
punkte aus  nachzuforschen,  wobei  schon  hier  auf  die  wahrscheinliche 
Bedeutung  des  Druckes  hingewiesen  sein  mag.  Dann  dürften  auch  die 
Beziehungen  klar  werden,  welche  zu  den  in  verwitternden  oder  hydrothermal 
veränderten  Basalten  zusammen  mit  Kluftüberztigen  von  Manganoxyden 
vorkommenden  Phillipsiten  bestehen,  und  endlich  auch  Fragen  beleuchtet 
werden,  die  mit  den  so  viel  umstrittenen  „Bodenzeolithen"  zusammen- 
hängen. Ob  aber  —  um  auf  die  Phillipsite  der  Tiefsee  zurückzukommen 
—  unterseeische  Vulkanausbrüche  und  die  damit  verbundene,  örtliche 
Erwärmung  des  sonst  so  kalten  Tiefenwassers  für  die  kristallinische 
Individualisierung  der  Phillipsitsubstanz  nötig  sind,  wie  Krümmel  an- 
gesichts der  örtlichen  Anhäufung  derselben  annehmen  möchte,  muß  doch 
durchaus  dahingestellt  bleiben. 

3.  Die  Manganknollen  der  Roten  Tief  seetone  und  der  übrigen  Eupelagischen 

Ablagerungen 

Aus  dem  reichlichen  Vorhandensein  verwitternder  jungvulkanischer 
Aschen  usw.  ist  wohl  auch  das  an  gewissen  Stellen  am  Boden  der 
Tiefsee  gehäufte  Auftreten  der  Manganknollen  (manganese  nodules  der 
Engländer,  nodules  de  manganese  der  Franzosen)  zu  erklären,  deren 
erste  Entdeckung  durch  die  „Challenger" -Expedition  seinerzeit  be- 
rechtigtes Aufsehen  erregte. 

Schon  von  Gümbel  hat  nach  Untersuchung  der  „Gazellen-Proben 
ausgesprochen,  daß  fast  alle  eigentlichen  Tiefseeablagerungen  einen 
beträchtlichen  Gehalt  an  Mangan  besitzen;  und  wenn  einige  Analysen 
des  „Challengerw-Werkes  dem  zu  widersprechen  scheinen,  so  mag  auf 
die  Bedenken  hingewiesen  sein,  welchen  schon  einmal  hinsichtlich  der 
Zuverlässigkeit  dieser  letzteren  Ausdruck  gegeben  wurde.  Gebblno 
fand  denn  auch  in  den  von  ihm  untersuchten  Roten  Tonen  der  „ Gauss 
Expedition  überall  Mangan,  und  zwar  durchschnittlich  in  größerer 
Menge  als  im  Globigerinenschlamm.  In  F.  W.  Clarkes  Analyse  von 
.,Durchschuitts-Tonu  wird  MnOj  mit  1,21  °/o  angegeben. 

Eigentliche  Mangankonkretionen  fehlen  im  allgemeinen  den  küsten- 
nahen Ablagerungen.  Kleine  Manganknöllchen,  welche  J.  Y.  Büchanan381) 
aus  dem  Ästuar  des  Clyde  bei  Glasgow,  und  zwar  aus  dem  Loch  Fyne  aus 
190  m  Tiefe,  beschrieben  hat,  ähneln  allerdings  in  mancher  Hinsicht  denen 
der  Tiefsee,  enthalten  aber  mehr  Quarzkörner  und  etwas  größere  Spuren 
von  Cu,  aber  geringere  von  Co  und  Ni,  als  jene.  Nach  Murray  und 
Rexard  wären  für  diese  Mauganabscheidungen  möglicherweise  die  Ab- 
wässer chemischer  Fabriken  verantwortlich  zu  machen,  welche  nachweis- 
lich jahrzehntelang  große  Mengen  von  Manganchloriden  in  den  Clydefluß 


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Roter  Tiefseeton 


339 


hineinleiteten;  hierfür  scheinen  in  der  Tat  die  späteren  ausgedehnten 
Untersuchungen  J.  Mürrays  an  der  Westküste  von  Schottland  zu 
sprechen;  denn  während  Manganknollen  und  -Überzüge  wohl  au  vielen 
Stellen  des  Einflußgebietes  des  Clyde,  z.  B.  auf  der  Slelmorlie-Bank,  in 
LochStrivan,  Loch  Goil  und  Loch  Long,  gefunden  wurden  (Fig.  109),  zeigten 
die  nördlicheren  Lochs  der  schottischen  Westküste  nur  relativ  geringe 


Z  3 


4 

Fig.  109. 

Mangankrusten  vom  Flachseeboden  der  schottischen  Gewässer  nach  MumtAY  und  Jrvine 
in  Transact.  Roy.  Soc.  Edinburgh,  37,  1895.  Stark  verkleinert.  (Erklärung:  1.  Glimmer- 
schiefergeröll (A)  mit  Lagen  von  Manganverbindungen  (B),  in  besonderer  Dicke  ober- 
halb der  Einbettungslinie.    Querschnitt  in  natürlicher  Lage  im  Sediment,    Loch  Goil. 

—  2.  Schieferbruchstück  (A),  rings  umkleidet  von  Lagen  von  Manganverbindungen  (B). 
Querschnitt.    Loch  Striven.  —  3.  Schnitt  durch  eine  kleine  Manganknolle.    Loch  Goil. 

—  4.  Schiefergestein  (A)  mit  Mangankrusten  (B)  auf  der  aus  dem  Sediment  heraus- 

ragenden Oberfläche.    Loch  Fyne). 

Spuren  von  Mangan  Verbindungen  in  ihren  Ablagerungen,  obwohl  die 
Gesteinskomponenten  und  Mineralien  der  Sediniente  denen  des  Clyde- 
Distriktes  durchaus  ähnlich  sind.  Daß  Manganknollen  auch  im  küsten- 
fernen Globigerinenschlamm  vorkommen,  wurde  bereits  früher  mitgeteilt; 
daß  hoher  Kalkgehalt  der  Grundprobe  und  Manganknollen  einander 
durchaus  nicht  ausschließen,  dafür  werden  von  Mürray  und  Lee  Bei- 
spiele bis  zu  78°/o  CaC03  angeführt.  Doch  zeigen  diese  Vorkommnisse 
im  Globigerinenschlamm  keine  wesentlichen  Unterschiede  gegen  diejenigen 
der  Roten  Tone.  Erwähnenswert  wäre  nur,  daß  auch  in  diesem  Sediment 
eine  Vergesellschaftung  mit  basischen  Gesteins-  oder  Mineralfragmenten 

22* 


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340 


.  Die  jungen  Meeressedimeote  uud  ihre  Bildung 


die  Regel  ist.  Dadurch  wird  es  dann  verständlich,  daß  die  „Valdivia" 
auch  in  zwei  vollkommen  kalkfreien,  subantarktischen,  vulkanischen 
Schlammen  in  54°  46'  S.,  26°  40'  0.,  sowie  55°  27'  S.,  28°  59'  0.  in 
4605,  bezw.  5532  m  Tiefe  bis  zu  10  mm  Durchmesser  habende  Mangan- 
körner fand;  beide  Grundproben  lassen  auf  einen  submarinen  Ausbruch 
schließen.  Überhaupt  scheint  die  Beschränkung  der  Manganknollen  auf 
die  Nähe  vulkanischer  Regionen  für  den  Atlantischen  Ozean  die  Regel 
zu  sein. 

Am  charakteristischsten  werden  die  Manganknollen,  obwohl  sie 
dem  südindischen  und  dem  antarktischen  Ozean  nicht  fehlen,  in  den 
Gebieten  des  Roten  Tones  namentlich  in  jenem  großen  insclfreien  Teile 
des  Pazifischen  Ozeans  gefunden,  der  sich,  an  Fläche  allein  dem  ganzen 
Atlantischen  Ozean  gleichkommend,  von  den  Kurilen  und  Aleuten  bis 
zur  Osterinsel  und  Juan  Feruandez  hin  erstreckt.  Hier  stellen  sie  sich 
beim  Dredschen,  seltener  natürlich  in  den  Lotröhren  als  eine  ständige, 
bald  dichtere,  bald  lockerere  Bodenbest  reuung  ein.  Wenn  aber  die  nur 
oberflächlich  wirkende  Dredsche  in  manchen  Fällen  bis  zu  mehreren 
Zentnern  solcher  Manganknollen  aufgesammelt  hat,  so  darf  dieses  ebenso 
wenig  eine  übertriebene  Vorstellung  von  der  Häufigkeit  dieser  Knollen 
am  Meeresboden  erwecken,  —  denn  die  Dredsche  wird  oft  stundenlang 
über  den  Meeresboden  nachgeschleift  — ,  wie  das  Fehlen  der  Knollen 
bei  Lotungen  auch  kein  Beweis  für  ein  tatsächliches  Fehlen  ist. 

Von  den  eigentlichen  Knollen  unterscheiden  Mueray  und  RENABPdie 
Krusten,  welche  verhärtete  Tuff-  und  Sedimentmassen,  Gesteinsfragmente, 
Korallenzweige  und  Reste  anderer  kalkiger  Organismen  umhüllen,  und 
die  Fragmente  größerer  konkretionärer  Manganmassen,  welche  ins- 
besondere in  flacherem  Wasser  in  der  Nähe  oder  auf  den  submarinen 
Abhängen  vulkanischer  Inseln  gefunden  werden. 

Die  Größe  der  Knollen  wechselt  von  der  kleinster  Körnchen  bis 
zu  faust-  und  kinderkopfgroßen  Zusammenballungen,  deren  Gestalt  die 
der  Kartoffelknollen  oder  riesiger  Brombeeren  nachahmt  (Fig.  110). 
Tiefschwarzbraune,  brombeerförmige  Exemplare  von  7  bis  zu  8  cm 
Durchmesser  dredschte  z.  B.  die  „Valdivia"  in  30°  35'  S.,  6°  10'  0.  in 
5108  m  Tiefe  in  einem  Globigerinenschlamm  von  37%  Ca  COn-Gehalt. 
Während  bei  diesem  Vorkommen  eine  Unterscheidung  von  Ober-  und  Unter- 
seite nicht  zu  machen  ist,  stellte  der  „Challenger"  vielfach  einen  Unter- 
schied zwischen  einer  glatteren  Oberseite  und  einer  rauheren,  im  Schlamm 
steckenden  Unterfläche  fest  (Fig.  111).  Erstere  bildete  vielfach  den 
Ansatzpunkt  für  sessile  Tiere,  wie  Brachiopoden,  Cirripedier,  Tunicaten 
usw.,  denen  offenbar  der  verschiebbare  Schlamm  nicht  zusagte.  Wenn 
Al.  Agasstz  aber  mit  dem  „Albatross"  Knollen  dredschte,  welche  über 
und  über  z.  B.  von  Hydroiden  bedeckt  waren,  so  müssen  solche  Knollen 
ihre  Lage  auf  dem  Meeresboden,  dem  sie  offenbar  nur  lose  auflagen, 


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Roter  Tiefseeton 


341 


mehrfach  und  häufiger  verändert  haben,  in  ähnlicher  Weise,  wie  wir 
das  für  die  ringsum  mit  lebenden  Zellen  versehenen  Lithothamnien- 
Knollen  von  Haingsisi,  sowie  die  von  lebenden  Polypen  ganz  umgebenen, 
lose  im  Tang  liegenden  Korallenknollen  der  ostafrikanischen  Küste 


Fig.  Hü. 

Manganknolle  aas  Rotem  Ton  des  Nordpazißschen  Ozeans  aus  5303  m  Tiefe.  „Chal- 
lenger"-Station  248.  Schwach  verkleinert.   Aus  Murray  und  ReNaRD,  Deep  sea  deposits, 

Tafel  II,  Fig.  1. 

bereits  kennen  gelernt  haben.  Im  übrigen  wechselt  die  äußere  Form 
sehr  und  wird  häufig  durch  die  Gestalt  der  sehr  verschiedenartigen 
Kerne  bedingt,  wie  man  sie  selten  beim  Zerschlagen  der  Knollen  vermißt. 


Fig.  Iii, 

Scheibenförmige  Manganknolle  mit  verschiedener  Ober-  und  Unterseite  aus  Radiolarien- 
schlamm  des  Zentral  pazifischen  Ozeans  aus  5029  m  Tiefe.  Wenig  verkleinert.  „Ohal- 
lengeru-Station  274.    Aus  Hurray  und  Rknaro,  Deep  sea  deposits,  Tafel  IV,  Fig.  2. 

Wo  der  ursprüngliche  Kern  Bimsstein,  vulkanisches  Glas  oder  ein  an- 
deres vulkanisches  Produkt  war  (Fig.  112),  ist  häufig  jede  Spur  desselben 
verschwunden;  Übergangsstadien  erweisen  dann  aber,  daß  diese  Substanzen 


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342 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


zuerst  iu  Palagonit  übergeführt  wurden  und  dieser  dann  auf  dem  Wege 
der  Diffusion  durch  das  Manganerz  ersetzt  wnrde.  Immerhin  läßt  in  solchen 
Fällen  häufig  doch  die  Lagenstruktur,  wenn  sie  sich  auch  mit  jeder 


Fig.  112. 

Quer  durchschnittene  Manganknolle  aus  Roteui*Tou  des  Nordpazifischen  Ozean»  aus 
5303  rn  Tiefe.     „(,hallengeru-Station  248.    (Im  Innern  der  konzentrisch  geschichteten 
Knülle  stecken  stark  veränderte,  aber  noch  erkennbare  Reste  von  Bimsstein.)  Wenig 
verkleinert.    Aus  Murray  und  Renarü,  Deep  sea  deposiu,  Tafel  II,  Fig.  4. 


weiteren  Lage  immer  mehr  der  Kugelgestalt  nähert,  noch  die  ursprüng- 
liche Gestalt  des  Kernes  erkennen.  Sehr  häufig  sind  von  Fischzähnen  ins- 
besondere Haifischzähne  als  Kerne  (Fig.  113), 
und  nicht  selten  von  gigantischer  Größe  und  seit 
dem  Tertiär  ausgestorbenen  Arten  angehörig: 
daneben  auch  Knochen,  vor  allem  Gehörknochen 
von  Walfischen  und  Delphinen  oder  Fragmente 
von  Kiesel-  und  Kalkschwämmen.  Größere 
Knollen  haben  oft  mehrere  solcher  Kerne  und 
sind  dann  unregelmäßig  zusammengewachsen. 
Zuweilen  aber  fehlt  jeder  deutliche  Kern,  und 
Knollen  dieser  Art  enthalten  in  der  Regel  mehr 
Mangan,  sind  im  Innern  dunkelbraun  bis -schwarz 
und  nehmen  Politur  und  Metallglanz  au. 

Während  die  äußeren,  bisweilen  leicht  ab- 
färbenden, weichen  Lagen  maucher  Knollen 
wadähnlich  sind,  erinnern  die  kompakteren  Teile 
an  Psilomelan,  doch  ist  es  wegen  der  starken 
Verunreinigungen  und  da  es  sich  zweifellos  um 
Mischungen  von  schwankenderZusammensetzuug 
handelt,  schwer,  die  Substanz  der  Knollen  einem  bestimmten  Mineral 
zuzuteilen.  Völlig  unzulässig  aber  ist  es,  für  die  Substanz  der  Maugan- 


Fig.  118. 
Carcharodonzahu  in  Mangan- 
knolle aus  Kotem  Ton  des 
Südpazifischeu  Ozeans  aus 
43f»2  m  Tiefe.  Nat.  Größe. 
„Challengeru  -  Station  281. 
Aus  Mi' kkay  und  Renard, 
Deep  sea  deposit«,  Taf.  IV, 
•    Fig.  5. 


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Roter  Tiefseeton 


343 


ki  ml  Im  einen  besonderen  Mineralnamen  (Pelagit)  neu  einzuführen,  wie 
A.  H.  Chürch88*)  vorgeschlagen  hat. 

Der  Strich  der  Knollensubstanz  ist  nußbraun;  das  spezifische  Ge- 
wicht kann  nicht  als  charakteristisch  gelten,  da  es  infolge  der  vielfach 
vorhandenen,  leichten  Bimssteinkerne  und  der  verschieden  weit  vor- 
geschrittenen Vererzung  begreiflichen  Schwankungen  unterliegt. 

Düunschliffe  lassen  erkennen,  daß  die  Manganverbinduugen  den- 
dritischen Aufbau  haben  mit  nach  außen  sich  gabelnden  Verzweigungen 
(Fig.  114).  Zu  dieser  Struktur,  deren  Entstehung  auf  Grund' einiger 
Funde  des  „Challenger"  als  der  Beginn 
der  Konkretionsbildung  überhaupt  gelten 
darf,  tritt  außerdem  eine  konzentrische 
Lagentextur.  In  extremen  Fällen  wech- 
seln gelblich  -  weiße  und  dunkelbraune 
Lagen  miteinander  ab;  doch  werden 
erstere  von  den  Mangandeudriten,  deren 
Anhäufung  die  dunklen  Lagen  bildet, 
quer  durchzogen.  Der  kombinierte,  den- 
dritische Radial-  und  konzentrische 
Lagenaufbau,  welcher  in  dem  nach  Ent- 
fernung des  Mangans  durch  Salzsäure 
zurückbleibenden,  sehr  zerbrechlichen 
Tonskelett  besonders  deutlich  wird,  be- 
dingt eine  leichte  Trennbarkeit  sowohl 
nach  den  Radien  wie  nach  den  konzen- 
trischen Lagen;  und  bemerkenswerter- 
weise sind  Zeitteilungen  von  Knollen  nach 
diesen  Flächen  geringsten  Zusammenhaltes 
hier  und  da  sogar  schon  am  Meeresboden  vor  sich  gegangen  und  die 
entstandenen  Bruchstücke  wurden  ihrerseits  zu  Kernen,  um  welche  sich 
neue  konzentrische  Lagen  herumlegten.  Im  Innern  nach  den  Radien 
septarienartig  zersprungene  Knollen  dredschte  Al.  Agassiz  auf  dem 
„Albatross*  1899  in  9°  57'  N.,  137°  47'  W.  aus  4919  m. 

Murray  und  Rexard  teilen  mit,  daß,  wo  Mangankonkretionen 
im  Roten  Ton  vorkommen,  dieser  sich  in  der  unmittelbaren  Umgebung 
derselben  sehr  arm  an  Mangan  erwies,  welches  ganz  zur  Bildung  der 
Konkretionen  verbraucht  worden  sei. 

Zu  bemerken  wäre  noch,  daß  keine  chemische  Beziehung 
zwischen  den  Kernen  und  den  Manganverbindungen  zu  bestehen 
scheint,  da  dieselben  sowohl  um  Karbonate,  wie  um  Phosphate,  Silikate 
oder  Kieselsäure  sich  konzentrieren.  Von  regionalem  Interesse  ist,  daß 
die  Manganknollen  jeder  Region  in  der  Regel  ihren  eigenen  Typus  er- 
kennen lassen  und  daher  leicht  auseinander  zu  halten  sind.  Die 


Fig.  114. 
Manganknolle,  durchschnitten,  um 
den  inneren  Bau(Diffusion8b&nderung 
und  dendritisches  Wachstum)  zu 
zeigen.  Wenig  verkleinert.  Aus 
Rotem  Ton  des  südöstlichsten  In- 
dischen Ozeans  westlich  von  Tas- 
manien aus  4755  m  Tiefe.  „Chal- 
lenger" -Station  160.  Aus  Murray 
und  RENARD,  Deep  sea  deposits, 
Tafel  II,  Fig.  3  a. 


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344  Die  jungen  Meeresucdimente  and  ihre  Bildung 

wechselnde  chemische  Zusammensetzung  kommt  in  den  folgenden  Analysen 
zum  Ausdruck,  welche  dem  „Challenger" -Bericht  entnommen  sind. 


Analyse 

n-Nuramer  . 

97 

109 

i  in 

112 

1  OD 

Stations-Nummer 

8 

204 

274 

286 

Geogra- 

f Breit«  . 

25°  45'  N. 

14°19*N. 

•7  0  oe'  C 

7   2n  H. 

ll'J  0  Ott'  Q 

an  2JJ  S. 

phische 

1  Länge  . 

20°  14'  W. 

152» 37 

'  W. 

t  CO  D  IC'  utr 

152  15  W. 

1Ö8  22  W. 

Tiefe  . 



8521  m 

5486  m 

o029  m 

JOTA  «. 

427U  m 

Glühverfust    .    .  . 

|  18,30 

8,90 

11,40 

;  11,35 

SiO,  .   .  . 

5,00 

24,20 

8,80 

9,50 

A1.0,    .  . 

1,70 

2,65 

0,30 

1,63 

Fe,0,    .  . 

40,71  21,88 

9,75 

16,48 

In 

MnO,    .  . 

22,80  29,09 

55,89 

38,15 

HCl 

Ca  CO,  .  . 

5,15  2,58 

3,88 

5,01 

löslich 

CaS04   .  . 

1,17 

0,62 

0,58 

0,94 

Ca,  2  PO«  . 

0,34 

Spuren 

0,35 

Spuren 

MgCO.  .  . 

1,51 

3,40 

4,16 

3,26 

Cu,  Ni,  Co  . 

Spuren 

Spuren 

-*) 

Spuren 

Summe                      |  78,88 

|  83,92 

1  84,50 

|  74,97 

In 
HCl 
un- 
löslich 

SiO,  .   .  . 
A1,0,    .  - 
Fe,0,    .  . 
CaO  .   .  . 
MgO.   .  . 

1,66 
0,55 
0,68 
0,25 
0,18 

4,10 
0,60 
1,70 
0,45 
0,33 

2,54 
0,31 
0,78 
0,33 
0,14 

10,51 
1,18 
1,40 
0,87 
0,22 

•  i 

■ 

8umme 

3,32  ■ 

7,18 

i  4,10 

|  13,68 

Summe 

100,00 

100,00 

i  100,00 

1 100,00 

*)  Cu:  0,79,  Ni:  Spuren,  Co:  — . 


Wenn  wir  nun  auch  aus  früher  erörterten  Gründen  einzelnen  Be- 
stimmungen dieser  Analysen  (z.  B.  MgCOs-Best.)  mit  Mißtrauen  gegen- 
überstehen, so  lassen  sie  doch  einmal  die  z.  T.  große  Beteiligung  von 
Brauneisen,  zum  anderen  aber  das  starke  Schwanken  der  Zusammen- 
setzung erkennen,  welches  auf  die  Verschiedenartigkeit  der  ursprüng- 
lichen Kerne  einer-,  den  verschieden  weit  vorgeschrittenen  Zustand  der 
Stoffkonzentration  anderseits  zurückgeführt  werden  darf.  Gümbel383), 
welcher  eine  Knolle  der  „Challenger*- Ausbeute  durch  A.  Schwager 
analysieren  ließ,  gibt  in  seiner  sonst  eine  ähnliche  Zusammensetzung 
zeigenden  Analyse  noch  0,009  °/0  BaO  und  zweifelhafte  Spuren  von  Blei, 
Antimon,  Bor,  Lithion  und  Jod  an.  Gerade  Baryum,  welches  sonst  in 
so  charakteristischer  Weise  zusammen  mit  Manganerzen  entweder  in 
Mischung  oder  in  der  Form  paragenetischer  Verknüpfung  von  Erz  und 


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Koter  Tiefseeton 


345 


Baryt  auftritt,  wird  auch  in  den  Analysen  des  „Challenger" -Werkes, 
welche  speziell  noch  zur  Bestimmung  der  selteneren  Elemente  ausgeführt 
wurden,  nur  mit  sehr  geringer  Menge  angegeben.  Diese  Analysen  sind 
von  besonderem  Interesse,  wenn  man  sie  mit  der  Analyse  F.  W.  Clarkes 
von  Durchschnitts-Ton  vergleicht,  da  sie  wie  diese  die  Anreicherung 
sonst  seltener  Elemente  am  Tiefseeboden  dartun.  Die  folgenden,  von 
.T.  Gibson  gefundenen  Zahlen  beziehen  sich  auf  kleine  Manganknollen 
von  der  „Challeuger" -Station  285  in  32°  36'  S.,  137°  43'  W.  aus 
4343  m. 


29,65 

Co() 

0,28 

Te 

Spuren 

Li,0 

Spuren 

NiO 

0,98 

CU-0 

0,74 

Na*0 

1,81 

ZnO 

0,10 

F 

Spuren 

K*0 

0,25 

T1*0 

0,03 

P*Os 

0,13 

(NH,)*0 

0,02 

Fe.()s 

14,33 

v,o5 

0,07 

MgO 

2,34 

A1,03 

5,49 

CO, 

0,29 

CaO 

2,31 

CuO 

0,37 

SiO, 

13,38 

SrO 

0,02 

PbO 

0,05 

TiO, 

0,13 

BaO 

0,12 

Mo03 

0,10 

0 

4,71 

MnO 

21,46 

SOs 

0,83 

99,99 

Der  Vollständigkeit  halber  sollen  noch  die  Zahlen  hinzugefügt 
werden,  welche  Gkeiner  bei  der  Untersuchung  der  aus  Globigerinen- 
schlamm  stammenden  Knollen  von  der  „Valdivia"  -  Station  87  fand. 
Wasserlöslich  waren  1,74%,  und  zwar  Fe«03  0,07,  CaSO*  0,12, 
Na*(K*)S04  0,57,  Na(K)Cl  0,98%.  Die  Knollen  enthalten  also  augen- 
scheinlich noch  lösliche  Salze  des  Meerwassers,  aber  in  einer  ganz  be- 
stimmten Auswahl  und  nicht  in  den  ursprünglichen  Mengenverhältnissen; 
die  Magnesiumsalze  fehlen  vollständig,  schwefelsaurer  Kalk  ist  gegen- 
über Chlornatrium  stark  angereichert.  Am  meisten  überrascht 
der  hohe  Gehalt  an  schwefelsaurem  Alkali,  das  im  Meerwasser  nur  in  ge- 
ringen Mengen  vorhanden  ist.  Der  im  Wasser  unlösliche  Teil  ergab 
folgendes: 

12,85 
1,87 
0,19 
Spuren 
0,23 

0,40  

15,54 


In  HCl 

un- 
löslich 


SiO,  .  . 
AUOh.  . 
Fe«Os  . 
MnO,  TiO, 
CaO  .  . 
MgO  .  . 


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346 


Die  jungen  Heeressediment«  und  ihre  Bildung 


1,91 
3,08 
20,85 
23,63 
0,65 
0,50 
1,05 
1,55 
0,88 
1,14 
1,39 
27,67 
0,69  

84,99 
100,53 

Bemerkenswert  an  dieser  Analyse,  die  in  Bezug  auf  das  Verhältnis 
voil  Fe403  zu  MnOg,  auch  in  den  Beziehungen  zwischen  in  Salzsäure 
unlöslichen  und  löslichen  Bestandteilen,  manchen  des  „Challenger*- 
Berichtes  nahesteht,  ist,  daß  die  dort  konstant  angegebenen  Spuren  von 
Cu  und  die  häufig  nachgewiesenen  Spuren  von  Co  und  Ni  trotz  sorg- 
fältigen Suchens  nicht  entdeckt  werden  konnten.  Dagegen  ist  ein  nicht 
unbedeutender  Gehalt  an  Titansäure  und  Alkalien  vorhanden,  der  in  den 
meisten  „Challenger" -Analysen  fehlt. 

Die  Herkunft  der  Sch  wertnetalle  in  den  Manganknollen,  ihre  Konzentration, 
sowie  die  Langsamkeit  dieses  Vorganges 

Als  wesentlichste  Quelle  für  die  in  den  Manganknollen  an- 
gereicherten Schwermetalle  wird  man  mit  Mürray  basische  Eruptiv- 
gesteine anzusehen  haben,  deren  Trümmer  in  den  Meeresablagerungen 
eine  bedeutende  Rolle  spielen  und  sich,  wegen  Mangels  an  anderen 
Komponenten,  besonders  in  den  Gebieten  des  Roten  Tones  anreichern. 
Daß  Meerwasser  Bimssteine  aufzulösen  vermag,  haben  vergleichende 
Untersuchungen  J.  Thoulets  dargetan,  auf  welche  in  anderem  Zu- 
sammenhange zurückzukommen  sein  wird.  Wahrscheinlich  bilden  sich 
bei  der  Zersetzung  dieser  Gesteine  unter  dem  Einfluß  des  kohlensäure- 
haltigeu  Tiefeuwassers  zunächst  lösliche  Bikarbonate,  welche  ihrerseits 
durch  den  Sauerstoff  des  Meerwassers  leicht  zu  den  wasserhaltigen 
Eisen-  und  Manganoxyden  oxydiert  werden.  Erst  während  dieser 
Oxydation  fand  offenbar  die  konkretionäre  Zusammenballung  um  die 
verschiedenartigen  Kerne  und  deren  auf  dem  Diffusionswege  erfolgende 
Infiltration  statt.  Wie  bei  vielen  Konkretionen  wurden  auch  bei  der 
Bildung  der  Manganknollen  mancherlei  Teile  des  umgebenden  Sedimentes, 


In  HCl 


SiOs  . 

A1803 . 

Fe«0, 

MnO*. 

MnO  . 

P*Os  . 

TiO,  . 
löslich  Ca0 

MgO  . 
K.O  . 
NajO  . 
H,0  . 
CO,  . 


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Roter  Tiefseeton 


347 


Tonsubstanz,  nichtzersetzte  Silikate,  Quarzsplitter  und  anderes  auf 
mechanischem  Wege  mit  eingeschlossen.  Auf  keinen  Fall  läßt  der 
wirkliche  Befund  die  in  Ansehung  der  Bildung  z.  B.  der  Manganflecken 
der  Tigersandsteine  vielleicht  naheliegende  und  in  der  Darstellung 
Gümbels  zwischen  den  Zeilen  stehende  Deutung  zu,  daß  die  Kon- 
kretionen ursprünglich  Karbonate  waren,  welche  durch  einen  nachträg- 
lichen Oxydationsprozeß  in  Hydroxyde  verwandelt  wurden;  die  physi- 
kalisch-chemischen Bedingungen  am  Tiefseeboden  sind  nicht  derartige, 
daß  ein  Niederschlag  von  Karbonaten  wahrscheinlich  wäre.  Müuray 
bezweifelt  aber  die  Bedeutung,  welche  Boussingault,  Dieülafait  und 
auch  sein  eigener  Mitarbeiter  Renard  den  im  Meerwasser  angeblich 
als  Bikarbonat  vorkommenden  Manganverbindungen  für  die  Mangan- 
lieferung zuschreiben,  weil  er  und  Irvine"*4)  trotz  ausgedehnter  Versuche 
weder  im  Oberflächeuwasser  der  Ozeane  noch  im  Kesselstein  von  See-  « 
dampfern  Mangan  habe  nachweisen  können;  nur  in  litoralem  Boden- 
schlamm habe  sich  wirklich  Mangankarbonat  gefunden.  Auch  die  1891 
von  J.  Y.  Buchaxan,  1894  von  Jüdd  geäußerte  Ansicht,  daß  die 
Sulfate  des  Meerwassers  durch  Verwesung  organischer  Substanzen  in 
Sulfide  umgewandelt  würden  und  daß  diese  Eisen-  und  Mangansulfide 
dann  am  Meeresboden  oxydiert  würden,  kann  als  unrichtig  bezeichnet 
werden.  Keiner  weiteren  Diskussiou  bedarf  endlich  auch  die  merk- 
würdige Anschauung  Gümbels,  daß  die  Mangankuolleu  eine  Ausfällung 
aus  untermeerischen  Mineralquellen  oder  auch  vulkanischen  Ergüssen 
darstellen  und  „ihre  oolithähnliche  Formung  durch  die  strudelnde  Be- 
weguug,  welche  das  Aufsteigen  der  Quellen  am  Grunde  des  Meeres 
begleiten  muß-,  erlangten;  denn  die  Formen  der  Manganknollen,  wie 
sie  in  unübertrefflicher  Weise  im  „Challenger"-Werk  und  auch  von 
Murray  und  Lee  abgebildet  wurden,  sind  die  typischer  Konkretionen 
und  von  den  durch  strudelnde  Bewegung  erzeugten  Ooidformen  durchaus 
verschieden:  die  Anreicherung  der  Mangan-  und  Eisenverbindungen, 
welche  Gümbel  sich  ohne  jene  Hilfsannahme  nicht  erklären  konnte, 
verliert  aber  vieles  von  ihrer  Unerklärbarkeit,  wenn  wir  die  Länge  der 
Zeit  in  Rechnung  setzen,  welche,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  für  alle 
diese  Prozesse  am  Tiefseeboden  angenommen  werden  muß.  Immerhin 
bleibt  noch  manche  Unklarheit  in  Bezug  auf  das  z.  T.  lokalisierte  Auf- 
treteu  der  Knollen,  obwohl  die  bisher  angeführten  Bedingungen  über 
größere  Regionen  des  Tiefseebodens  hinweg  die  gleichen  zu  sein 
scheinen.  Vielleicht  wird  man  mit  Murkay  und  Philippi  aunehmen 
dürfen,  „daß  die  Maugankuollen  ähnlich  wie  das  Sumpferz  durch  Ver- 
mittelung  von  Bakterien  ausgeschieden  wurden,  und  daß  sie  sich  dort 
in  größeren  Mengen  anhäufen  konnten,  wo  die  Lebensbedingungen  für 
diese  besonders  günstig  waren.  An  anderen  Punkten,  die  den  Bakterien 
nicht  zusagten,  fand  die  Bildung  von  Manganknollen  überhaupt  nicht 


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Die  juugen  Meerefisedimente  und  ihre  Bildung 


statt".  An  die  Beteiligung  dieser  Mikroorganismen  hatte  auch  schon 
Paul  Fischer  gedacht;  doch  ist  ihr  Nachweis  bisher  noch  nicht  er- 
bracht wordeu. 

Verschiedene  Umstände  sprechen  dafür,  daß  die  Bildung  der 
Manganknollen  äußerst  langsam  vor  sich  geht.  Die  zuweilen  auf  den- 
selben angesiedelten  Tiefseeorganismen  zeigen,  daß  jedenfalls  während 
der  Lebensdauer  dieser  keine  Volumenzunahme  stattfand.  Die  meist 
starke  Zersetzung  der  mit  und  in  den  Knollen  vorkommenden  Bimsstein- 
und  Glasteilchen  deutet  ebenfalls  auf  einen  langen  Zersetzungsprozeß 
am  Boden  der  Tiefsee  hin.  Aus  der  zonaren  Struktur  der  Knollen  hat 
man  schließen  wollen,  daß  die  Bildung  derselben  nicht  immer  im 
gleichen  Tempo  erfolgte  und  sogar  vielleicht  zeitweilig  aussetzte.  Mürray 
und  Philippi  hielten  es  für  denkbar,  „daß  die  Kohlensäuremenge,  die 
das  Meerwasser  enthält,  gewissen  zeitlichen  Schwankungen  unterworfen 
ist;  sie  können  erklärt  werden  durch  größere  Kümaschwankuugen, 
reicheres  oder  ärmeres  Organismenleben,  schließlich  vielleicht  auch  durch 
vulkanische  Ausbrüche.  Ebenso  ist  es  aber  auch  möglich,  daß  das 
stärkere  Wachstum  einer  Knolle  mit  der  Zuführung  von  frischem 
Gesteinsmaterial  in  Verbindung  steht".  In  der  Tat  wird  man  alle  diese 
Möglichkeiten  als  Faktoren  für  das  Bildungstempo  der  Knollen  in  Ansatz 
bringen  müssen;  indessen  sollte  man  doch  nicht  übersehen,  daß  ein  Teil 
der  „Schichtungen"  der  Manganknollen  offenbar  als  eine  Diffusions- 
erscheinung nach  Art  der  LiESEGANGscoen  Ringsysteme  aufgefaßt  werden 
muß,  wodurch  die  Lagentextur  als  Anzeiger  des  wechselnden  Bildungs- 
tempos sehr  an  Beweiskraft  verlieren  dürfte.  Daß  die  Abscheidung  der 
Mangan-Eiseuhydroxyde  immer  nur  in  den  feinsten  Partikelchen  erfolgt, 
zeigen  die  oft  abwischbaren  Anflüge  auf  frischen  Schalenresten.  Aber 
für  die  Entstehung  der  dicken  Krusten  müssen  wir  durchaus  mit 
geologischen  Zeiten  rechnen.  Die  schon  einmal  erwähnten,  vom 
„Albatross*1  im  nördlichen  Pazifischen  Ozean  gedredschten ,  in  dicke 
Manganhüllen  eingebetteten  Glazialgeschiebe  zeigen,  wie  langsam  die 
Abscheidung  seit  der  Eiszeit  vor  sich  gegangen  ist  ,  ebenso  aber  auch, 
wie  gering  der  Absatz  von  Rotem  Ton  seit  jener  Zeit  um  die  Geschiebe 
herum  war. 

Die  fossilen  Einschlüsse  der  Manganknollen 

Die  im  letzten  Abschnitte  bezüglich  der  außerordentlich  langsamen 
Bildung  der  Manganknollen  gezogenen  Schlüsse  werden  noch  besonders 
unterstützt  durch  die  Art  der,  wie  wir  ruhig  sagen  können,  fossilen 
Einschlüsse  der  Manganknollen.  Denn  die  überkrusteten  Haifischzähne, 
die  Gehörknocheu  von  Walen  uud  Delphinen  gehören  z.  T.  Arten  an, 
die  in  unseren  heutigen  Meeren  nicht  mehr  leben,  sondern  nach  J.  MURRAY 
unzweifelhaft  Repräsentanten  der  tertiären  Faunen  sind.  Da  diese  Fest- 


Roter  Tiefseeton 


349 


Stellung  von  der  allergrößten  Bedeutung  für  die  verschiedenartigsten 
Fragen  der  Meeresbodengeologie  ist,  soll  etwas  näher  darauf  eingegangen 
werden,  zumal  auch  wichtige  neuere  Arbeiten  darüber  vorliegen. 

Der  „Challenger"  sammelte  bei  einigen  seiner  Dredschnngen  öfter 
über  einige  Hunderte,  in  einem  Falle,  auf  Station  285  in  4343  m  Tiefe, 
über  1500  größere  Haifischzähne  (der  größte  war  83  mm  breit  und 
64  mm  lang)  neben  unzähligen  kleineren  Zahnresten  und  einer  geringeren 
Anzahl  von  Cetaceenknochen.  Unter  den  ersteren  bestimmte  J.  Murray 
— ,  dessen  Bestimmungen  von  A.  Günther,  dem  Ichthyologen  des 
Britischen  Museums,  bestätigt  wurden,  —  Hemipristis  oder  (ialeus  sp., 
Carcharias  oder  Corax  sp.,  ferner  Lamna  sp.,  Oxyrhina  trigonodon  und 
Carcharodon  megalodon  (Fig.  115,  116),  Formen,  wie  sie  für  das  Tertiär 


Fig.  115.  ,  Fig.  116. 

Größter,  von  der  „Challengeru-Expedition  erbeuteter  Zahn  von  Derselbe  Zulin,  wie  die 
Carcharodon  megalodon,  nur  im  Schmelz  erhalten,  aus  Rotem  nebenstehende  Abbild., 
Ton  des  Süd  pazifischen  Ozeans  aus  4362  m  Tiefe.  Etwa  '/•  von  der  Seite  gesehen, 
nat  Größe.  nChallenger"-Station  281.  Aus  M urray  und  Aus  Murray  u.  ReKAKD, 
Renard.  Deep  sea  depogits,  Tafel  V,  Fig.  1.  Deep  sea  deposite,  Taf.V, 

Fig.  I  a. 

(Miozän-Pliozän)  von  Malta,  Südcarolina  und  Australien  charakteristisch 
sind.  Aus  Funden  der  „Egeria"  im  Indischen  Ozean  bestimmte  Mukkay3"5) 
außer  der  letztgenannten  Art  noch  Oxyrhina  hastilis,  welche  die  gleiche 
Verbreitung  im  Tertiär  besitzt,  und  Lamna  obliqua  Ag.,  eine  Charakterform 


350  Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 

des  Londontones.  Alle  diese  Zähne  des  Tiefseebodens  zeigen  aber  gegenüber 
den  tertiären  Funden  und  auch  gegenüber  einem  vereinzelten  Fund  von 
zwei  in  einer  Phosphoritkoukretion  eingeschlossenen  Lamna-Zähnen,  den 
Al.  Agassiz  1880  während  der  Fahrt  des  „Blake"  auf  Station  317  in 
31°  57'  N.f  78°  18'  W.  in  einer  Tiefe  von  nur  609  m  am  Boden  des 
Golfstromes  machen  konnte,  einen  eigenartigen  Erhaltungszustand,  indem 
bei  ihnen  die  ganze  Wurzel  und  das  Vasodentin  durch  Auflösung  ver- 
schwunden sind;  eine  Tatsache,  welche  die  Unsicherheiten  in  der  Be- 
stimmung der  Formeu  erklärt. 

Ein  reiches  Material  von  Haifischzähnen  hat  sodann  der  „Albatross" 
auf  seinen  beiden  großen  Expeditionen  in  den  Pazifischen  Ozean  1899/1900 
und  1904/05  gewonnen,  über  welche  C.  It.  Eastman  1903 3M)  und  1906 s") 
berichtet  hat.  Die  Bestimmungen  dieses  Autors  ergaben  das  Vorhanden- 
sein folgender  Arten: 

Oxyrhina  crassa  Ag.,  eine  Form,  welche  im  Eozän  bis  Pliozän  in 
Europa,  selten  auch  in  den  Phosphatschichten  von  Südcarolina  auftritt. 
Außer  dieser,  nach  Eastman  schon  in  der  „Challenger*-Ausbeute  vor- 
handenen Art  fand  derselbe  in  dieser  auch  die  von  Murray  aus  dem 
Indischen  Ozean  angegebene  Oxyrhina  hastilis  vertreten. 

Carcharodon  megalodon  Ag.,  die  bekannte  Form  des  Pliozäns  von 
Malta,  die  sehr  verbreitet  auch  im  Tertiär  der  Pazifischen  Küste 
Amerikas,  von  Kalifornien  bis  Patagonien,  auftritt  und  mit  dem  Pliozän 
ausstarb.    Hierzu  tritt  mit  aller  Wahrscheinlichkeit  drittens 

Carcharodon  lanciformis  Gibbes,  welche  Form  zusammen  mit  den 
beiden  vorhergenannten  in  Südcarolina  auftritt. 

Nicht  näher  bestimmbar  sind  die  schon  in  der  „Challenger"- Aus- 
beute vorhandenen  Lamna- Zähne,  die  eher  an  miozäne,  als  an  rezente 
Formen  erinnernden  Carcharias-  Zähne  und  die  Hemipristis. 

Bezüglich  der  Verbreitung  im  Pazifischen  Ozean  läßt  sich  sagen, 
daß  Zähne  von  Lamniden  und  Carchariiden  sich  in  allen  Teilen  des- 
selben finden,  aber  besonders  am  Tiefseebodeu  der  südlichen  tropischen 
Regionen. 

Noch  ungünstiger  als  bei  den  Haifischzähnen  gestaltet  sich  die 
Bestimmung  bei  den  Resten  der  Meeressäuger,  da  unsere  Kenntnisse 
sowohl  der  rezenten  wie  der  fossilen  Formen  noch  recht  unbefriedigend 
sind,  vor  allem,  was  die  am  Tiefseebodeu  fast  allein  erhalteneu  Gehör- 
knochen anbetrifft.  Diese  nur  lose  mit  dem  Schädel  verbundenen 
Knochenteile,  welche  nach  dem  Tode  des  Tieres  leicht  sich  ablösen, 
besitzen  ebenso  wie  die  sonst  wohl  noch  vorhandenen  Schuauzcnfragmente 
eine  extrem  dichte  Struktur,  was  sie  allein  befähigte,  der  Auflösung 
durch  das  kohleusäurereiche  Tiefenwasser  zu  entgehen,  zumal  sie  dem 
Angriff  desselbeu  auch  nur  eine  relativ  geringe  Oberfläche  darbieten. 
Während  der  „Challenger'-Bericht  nach  den  von  W.  Türner  revidierten 


Roter  Tiefseeton 


351 


Bestimmungen  Reste  von  Globicepbalus,  Ziphius  cavirostris,  Mesoplodon 
(Fig.  1 17),  Balaenoptera  rostrata  und  B.  antarctica  anfuhrt,  kam  Eastman 


Fig.  117. 

Felsen-  oder  Paukenbein  and  Bulla  tyropanica  eines  Zahnwales  (Mesoplodon  cf.  layardi), 
außen  mit  Mangansubatanz  teilweise  bedeckt,  aus  Rotem  Ton  des  Süd  pazifischen  Ozeans 
aus  4270  m  Tiefe.    Nat.  Größe.    „Challengeru-8tation  286.    Aus  Murray  und  Renard, 

Deep  sea  deposits,  Tafel  VIII,  Fig.  1. 

nach  Diskussion  unseres  bisherigen  Wissens  über  die  Gehörknochen  der 
fossilen  und  rezenten  Cetaceen  zu  dem  Resultat,  daß  ein  Teil  der  Tiefsee- 
funde Delphinus  delphis  L.  sehr  nahesteht, 
ein  anderer  einer  Kogia,  wahrscheinlich  K. 
breviceps,  angehört,  wälirend  eine  zweite 
Physeteridenform  der  Gattung  Hyperoodon 
zuzuzählen  ist,  ohne  aber  mit  H.  rostratus 
oder  irgend  einer  fossilen  Form  direkt 
identifiziert  werden  zu  können.  Fügen  wir 
hinzu,  daß  nach  unseren  jetzigen  Kennt- 
nissen Cetaceen-Gehörknochen  am  häufigsten 
im  Pazifischen  Ozean  südlich  des  Äquators, 
und  zwar  besonders  zwischen  10°  und  40°  S., 
gefunden  werden,  während  sie  nördlich  des 
Äquators  nur  ausnahmsweise  angetroffen 
wurden,  so  bleibt  uns  noch  zu  erörtern, 
daß  die  Zusammensetzung  der  Reste  aus 
der  Tiefsee,  abgesehen  von  den  Mangan- 
infiltrationen und  -Umhüllungen  (Fig.  118), 
auch  insofern  von  derjenigen  der  Knochen 
lebender  Formen  abweicht,  als  jene  einen 
höheren  Fluorgehalt  aufweisen.  Ich  entnehme  dem  Werke  von  Murray 
und  Renard,  die  sich  eingehend  mit  dieser  Frage  befaßt  haben,  folgende 


Fig.  118. 
Bulla  tympanica  von  Mesoplodon? 
in  einer  durchschnittenen  Mangan- 
knolle aus  Rotem  Ton  des  In- 
dischen Ozeans  westlich  von 
Tasmanien  aus  4755  m  Tiefe. 
„Challengeru-Station  160.  Aus 
Mi'rray  und  Renard,  Deep  sea 
deposits,  Tafel  VIII,  Fig.  11. 


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352  Die  jungen  Meeressediment«  und  ihre  Bildung 

Zahlen,  deren  eine  die  gleiche  Erscheinung  für  einen  Haifischzahn  vom 
Boden  der  Tiefsee  erkennen  läßt. 

Fluorgehalt  in  rezenten  Cetaceenknochen   0,004—0,032% 

„         „  fossilen  „    1,50  °/o 

„  Tiefsee-  „    0,65-1,89  7o 

„         n  dem  Dentin  eines  Carcharodon-Zahnes .         2,28  °/o 

Nehmen  wir  hinzu,  daß  die  den  ausgestorbenen  Haifischen  und 
Cetaceen  angehörigen  Zähne  und  Knochen  stets  besonders  dick  von 
Manganeisenhydroxyden  inkrustiert  und  imprägniert  sind,  während  die 
der  modernen  Arten  besser  erhalten  und  kenntlich  geblieben  sind,  so 
können  wir  aus  alledem  nun  mit  Sicherheit  den  Schluß  ziehen,  daß  die 
Bildung  der  Manganknollen  und  damit  des  Roten  Tones,  der  ihre  Matrix 
darstellt,  bis  in  die  jüngere  Tertiärzeit,  mindestens  bis  ins  Pliozän 
zurückreicht.  Und  wir  gewinnen  hiermit  einen  bestimmteren  zeitlichen 
Anhaltspunkt  für  die  Länge  der  geologischen  Zeiträume,  deren  Wirken 
wir  bereits  aus  der  Ansammlung  der  Philippsite  und  Meteorkügelchen, 
sowie  aus  der  intensiven  Zersetzung  der  vulkanischen  Gläser  des  Roten 
Tiefseetones  erschließen  konnten. 

Dl©  geographische  Verbreitung  der  Roten  Ticfsoetone 

Der  Rote  Tiefseeton  nimmt  im  Pazifischen  Ozean  riesige  geschlossene 
Flächen  ein,  welche  —  abgesehen  von  den  an  die  Umgebung  von  meist 
steil  aus  der  Tiefsee  anfragenden  Inseln  gebundenen  vulkanischen  und 
Korallensedimenten  —  nur  fleckweise  vom  verwandten  Radiolarienschlamm 
und  von  Globigerinenschlamm  unterbrochen  werden.  Auch  die  Philippinen- 
bucht, der  nördliche  Teil  des  pazifisch-antarktischen  Beckens,  Fidschi- 
becken und  Australbucht,  teilweise  auch  noch  das  Korallenbecken,  ge- 
hören ihm  an.  Kermadec-  und  Tonga-Graben  tragen  ebenfalls  Tiefseeton- 
Bedeckung.  Krümmel,  dem  allerdings  die  neueste  kartographische  Dar- 
stellung, welche  dem  Werke  von  Murray  und  Lee  beigegeben  ist,  noch 
nicht  vorlag,  gibt  das  Areal  des  Tiefseetons  im  Pazifischen  Ozean  mit 
101  Millionen  qkm  an,  doch  ist  von  dieser  Zahl  nach  der  Entdeckung 
einer  großen,  mit  Globigerinenschlamm  bedeekten  Fläche  im  südöstlichen 
Pazifischen  Ozean  durch  den  „Albatross"  etwa  ein  Viertel  abzuziehen. 
Mürray  und  Lee  geben  die  von  Rotem  Ton  bedeckten  Flächen  des 
pazifischen  Meeresbodens  mit  29,3  Millionen  englischen  Quadratmeilen 
an,  das  sind  75  Millionen  qkm. 

Viel  kleiner  sind  die  von  Rotem  Ton  im  Indischen  Ozean  ein- 
genommenen Flächen,  nach  Mürray387)  11,4  Millionen  qkm,  und  im 
Atlantischen  Ozean,  für  welchen  Schott  13,8  Millionen  qkm  angibt. 
Im  Indischen  Ozean  bedeckt  unser  Sediment  ein  großes  Areal,  welches 
sich  von  den  Maskarenen  ostwärts  gegen  Australien  hinzieht  und  sich 
gegen  Nordosten  relativ  nahe  an  die  Sunda-Inseln  heranschiebt.  Diesem 


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Roter  Tiefseeton 


353 


Gebiet  gegenüber  besitzt  nach  den  neueren  Forschungen  ein  kleineres, 
südlich  von  Australien  und  westlich  von  Tasmanien  gelegenes  Gebiet 
Selbständigkeit.  Dazu  kommt  ein  drittes,  kleineres,  welches  sich  um 
10°  N-Breite  von  den  Malediven  westwärts  in  der  Richtung  auf  die 
Somaliküste  hin  erstreckt,  und  endlich  ein  viertes  im  Südosten  von  Ma- 
dagaskar. 

Im  Atlantischen  Ozean  bergen  5  isolierte,  z.  T.  nicht  sehr  aus- 
gedehnte Räume  Roten  Ton,  und  zwar  die  jedesmal  tieferen  Teile  des 
nordamerikanischen  Beckens,  der  Kapverdeschen  oder  nordafrikanischen 
Mulde,  des  Brasilianischen  oder  Argentinischen  Beckens,  sowie  der  Kap- 
mulde. Hierzu  tritt  endlich  noch  eine  kleine  Fläche  im  Karibischen 
Becken  des  Amerikanischen  Mittelmeeres. 

Alles  in  allem  bedeckt  Roter  Tiefseeton  etwas  über  100  Millionen 
qkm  des  Meeresbodens,  womit  er  an  die  zweite  Stelle  unter  allen 
modernen  Sedimenten  tritt.  Seine  Hauptverbreitung  liegt  zwischen 
50°  S.-  und  50°  N.-Breite,  und  er  beherrscht  in  der  Hauptsache  die 
Wasserhalbkugel  der  Erde,  während  der  Globigerinenschlamm  in  den 
Meeren  der  Landhalbkugel  dominiert. 

Wie  schon  bei  der  Behandlung  des  Globigerinenschlammes  bemerkt 
wurde,  findet  sich  dieses  Sediment  häufig  in  stratigraphischer  Verknüpfung 
mit  Rotem  Ton,  der  häufig  den  ersteren  unter-,  seltener  überlagert. 
Alle  diese  äußerst  wichtigen  Vorkommnisse  sollen  später  im  Zusammen- 
hange besprochen  werden. 

Anhang:  Die  kalkfreien  Tiefseesedlinente  der  Banda-  und  Celebcs*See 
0.  B.  Böggild301)  hat  in  seiner  Beschreibung  der  Grundproben 
der  „Siboga" -Ausbeute  eine  Anzahl  Grundproben  aus  den  tiefen  Ein- 
sturzkesseln der  Banda-  und  Celebes-See  zum  Roten  Tiefseeton  gestellt, 
ohne  sich  jedoch  die  großen  Bedenken  zu  verhehlen,  welche  eine  solche 
Klassifikation  mit  sich  bringt.  Denn  die  einzigste  Eigenschaft,  welche 
diese  Proben  zu  jenem  Typus  der  Eupelagischen  Sedimente  weist,  ist 
eigentlich  nur  die  Kalkfreiheit  oder  -armut.  In  den  meisten  anderen 
Beziehungen  aber  sind  sie  sehr  nahe  mit  dem  Blausehlick,  bezw.  vul- 
kanischen Schlick  verwandt,  indem  sie  z.  B.  sehr  reichlich  chersogene  Kom- 
ponenten enthalten.  J.  Murray  hatte  daher  auch  solche  Proben  zum 
Blauschlick  gerechnet.  „Dies  würde  indessen"  —  meint  BÖggiijd  — 
„zu  ganz  merkwürdigen  Konsequenzen  führen;  wenn  man  nämlich  eine 
vollständige  Serie  von  Proben  von  den  beiden  tiefen  Binnenmeeren,  der 
Banda-  und  der  Celebes-See,  hätte,  würde  es  sich  wahrscheinlich  zeigen, 
daß  man  zu  äußerst,  dem  Lande  am  nächsten,  einen  Ring  von  blauem 
Schlick  hätte,  innerhalb  dieses  einen  anderen  von  Globigerinenschlamm 
und  in  der  Mitte  eine  Partie  mit  Rotem  Ton.  Wenn  man  nun  diesen 
als  blauen  Schlick  bezeichnen  •würde,  hätte  man  also  zwei  Regionen 

Andre«.  Geologie  dca  Meerabodon«.  II.  23 


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Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


von  blauem  Schlick,  die  voneinander  durch  den  Globigerinenschlamm 
gänzlich  getrennt  wären,  was  recht  paradox  aussehen  wurde." 

Die  Farbe  dieser  ziemlich  stark  zusammenhaltenden  Tone  ist  meistens 
grau  (seltener  bräunlich,  aber  auch  grön),  bisweilen  ist  eine  obere,  blaue 
Schicht  vorhanden.  Der  Kalkgehalt  fehlt  meistens  vollkommen,  steigt 
aber  bis  auf  23,9  %  und  beträgt  im  Mittel  4,4  °/o.  Nach  alledem  würden 
diese  Sedimente  wohl  am  besten  mit  jenen  Übergangssedimenteu  zwischen 
Blauschlick  und  Rotem  Ton  zusammenzustellen  sein,  wie  sie  sich  ins- 
besondere in  den  Randzonen  des  nordpazifischen  Roten  Ton -Gebietes 
finden.  Leider  fehlen  der  Darstellung  HöGGrLDs  chemische  Analysen 
der  Gesamtproben  und  damit  auch  die  Möglichkeit  diesbezüglicher  Kon- 
trolle. Vielleicht  hätten  solche  doch  Hinweise  auf  die  Ursache  des 
niedrigen  oder  ganz  fehlenden  Kalkgehaltes  gegeben,  welcher  bei  der 
durch  untermeerische  Rücken  bediugten  Abgeschlossenheit  der  genannten 
Becken  gegen  die  euozeanische  Tiefsee  nicht  auf  das  kalte  Tiefenwasser 
der  letzteren  zurückgeführt  werden  kann,  eine  Tatsache,  die  uns  in  einem 
späteren  Abschnitte  noch  einmal  zu  beschäftigen  haben  wird. 

4 

II.  Radiolarienschlamm 

Die  allgemeinen  Eigenschaften  des  Radiolarienschlamm  es 

Der  typische  Radiolarienschlamm  (radiolarian.  ooze  der  Engländer, 
vase  ä  radiolaires  der  Franzosen)  ist  nur  eine  an  Radiolarienskeletten 
reiche  Abart  des  Roten  Tones.  Die  Grundsubstanz  ist  bei  beiden  Sedi- 
menten der  gleiche,  durch  Eisenoxyd  und  manche  andere  Substanzen 
verunreinigte  Ton ;  nur  ist  die  tonige  Grundmasse  des  Radiolarienschlammes 
etwas  weniger  plastisch  als  die  des  Tiefseetones.  Auch  die  Farbe  ist 
im  allgemeinen  rötlich,  bald  dunkelbraun  wie  Schokolade,  bald  heller 
und  gelb  wie  Erbsenstroh.  Je  nach  dem  Mangangehalt  sind  häufig  die 
einzelnen  Lagen  dunkler  oder  heller  gefärbt. 

Der  Radiolarienschlamm  ist  wie  der  Rote  Ton  ein  Sediment  der 
großen,  landfernen  Tiefen;  die  Durchschnittstiefe  der  9  „Challenger"- 
Proben  betrug  5292  m,  die  geringste  Tiefe  war  4298  in,  die  größte 
8184  m.  Die  Durchschnittstiefe  übertrifft  also  die  bisher  für  Roten  Ton 
ermittelte  selbst  dann  noch  um  ein  Weniges,  wenn  wir  die  höchste,  aus 
den  „Valdiviau-Werten  abgeleitete  Zahl  als  wahren  Durchschnitt  an- 
nehmen wollten.  Anch  den  geringen,  oft  gänzlich  fehlenden  Gehalt  an 
CaCOa  hat  der  Radiolarienschlamm  mit  dem  Roten  Ton  gemein.  Unter- 
scheidend aber  ist  der  hohe  Prozentsatz  von  Radiolariengehäusen  unter 
den  kieseligen  Organismeuresten ;  und  man  hat  sich  gewöhnt,  die  anch 
hier  künstliche  Grenze  bei  einem  Mindestgehalt  von  20  %  Radiolarien- 
skeletten anzunehmen,  wie  es  seinerzeit  von  Murray  und  Renard  vor- 
geschlagen wurde.  • 


Radiolarienschlaui  m 


355 


Die  9  Proben  des  „Challenger*  enthielten  im  Durchschnitt: 
Pelagisehe  Foraminiferen     .    .    .    3,11  % 
Ben  thonische  Foraminiferen     .    .    0,11  °/0 
Andere  Organismen     .    .    .    .    .    0,79  % 


Kalkkarbonat 


Nicht  kalkiger 
Rest 


Kieselorgauismen   54,44  °/o 

Mineralfragmente  1,67  °/0 

Feinstes  Schlämmprodukt     .    .    .  39,88  °/o 


4,01  % 


95,99  °/o 
100,00 

Ein  Vergleich  mit  den  flir  den  Roten  Ton  gegebenen  Durchschnitts- 
zahlen zeigt  den  Unterschied  besonders  darin,  daß  im  Radiolarienschlamm 
die  Kieselorganismeu  gegenüber  dem  feinsten  Schlämmprodukt  überwiegen. 

Chemische  Zusammensetzt!]])?  der  Kadiolarieoschlamme 

In  Übereinstimmung  mit  den  im  Vorigen  genannten  Zahlen  stehen 
auch  die  chemischen  Analysen,  von  denen  wegen  der  Bedeutung  des 
Radiolarienschlammes  als  Vergleichsobjekt  für  gewisse  fossile  Sedimente 
zwei  durch  Brazieb  ausgeführte  mitgeteilt  werden  sollen,  obwohl  auch 
gegen  diese  die  schon  früher  geäußerten  Bedenken  zu  erheben  sind. 


„Challenger"-Statiou  265 
12» 42'  N.,  152°  1'  W. 

pChallenger"-Station  274 
7°  25'  S.,  152  9  15'  W. 

5303  m 

5029  m 

Glüh  verlust  

4,30 

7,41 

SiO,  

AI,Ot  

38,75 
6,75 

46,50 
8,32 

In 
HCl 
löslich 

Fe,Ott  .... 

MnO,  

Ca  CO,  

CaS04  

Ca,(P04),  .... 
MgCO,  

11,20 
0,57 
2,54 
0,29 
0,65 
2,4« 

14,24 

3,23 
3,89 
0,41 
1,39 
1,50 

In 
HCl 
un- 
löslich 

SiO,  

A1.0,  

Fe,Os  

CaO  

MgO  

21,02 
6,19 
3,09 
1,85 
0,34 

63,21 

9,52 
2,20 
0,75 
0,39 
1,25 

79,48 

32,49 

13,11 

100,00 

100,00 

Die  auffallend  hohe  Menge  von  in  Salzsäure '  löslichem  SiO«  ist 
außer  auf  wasserhaltige  Silikate,  z.  B.  auch  Zeolithsubstanzen,  auf  die 
Zersetzung  wasserfreier  Silikate,  vor  allem  aber  auf  die  Auflösung  der 


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356 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Opalsubstanz  der  Kieselskelette  zurückzuführen,  deren  Wassergehalt  teil- 
weise auch  die  Höhe  des  Glühverlustes  bedingt. 

Kalkige  Onranisnienreste  eines  Teiles  der  RadiolaHenschlamme 

Der  nur  in  seltenen  Fällen  bis  zu  20  %  steigende  Kalkgehalt  wird 
in  der  Hauptsache  von  pelagisehen  Foraminiferen  geliefert,  neben  denen 
aber  auch  benthonische  Rotalidon  und  Nummuliniden  nicht  fehlen.  Außer- 
dem finden  sich  wohl  noch  Fischzähne  und  -otolitheu,  Ostracodenschälchen, 
Echinodermenfragniente,  Gastropodenschalen  und  Coccolithen,  aber  nie- 
mals in  bedeutender  Menge. 

KioM'Hire  Organismen! «'»(■■  der  Itadinlarii-iiM-hlaiiiiiH' 

Den  Hauptbestandteil  unter  den  biogeuen  Gemengteilen  mit  nicht- 
kalkigen  Skeletten  bilden  stets  die  Kadiolarien  (Fig.  119,  120),  neben 
denen  aber  auch  die  Kieselskelette  der  Diatomeen  und  Spongiennadeln 


Fig.  119. 

Radiolarienschlauun  mit  Pipett.ni  ia  fusaria,  Anthocvrtiuiu  sp.,  Lyclinocauium  sigmopodium, 
Dictyomitra  caltanisettae,  Kntytnpanium  tnusirantum,  Carposphacra  Waltheri,  Carpocanium 
petulospyris,  Sethodiscus  phacoides,  Spongodiscus  flurralis  usw.  usw.  nebst  Nadeln  von 
Rieselst  hwännnen  aus  H1K4  ni  Tiefe  des  Westpazinsclien  Ozeans.  „Challengeru-Station  225. 
Vergrößerung  <a.  85.    Aus  Mihkay  und  REX  ARD,  Deep  sea  deposits,  Taf.  XV,  Fig.  8. 

wohl  nur  selten  fehlen.  Von  agglutinierenden  Foraminiferen  können 
Lituoliden  und  Astrorhizidcn  fast  immer  beobachtet  werden. 

Obwohl  die  Etadiolarieagruppe  der  Acautharia  reichlich  im  pela- 
gischen Plankton  vorhanden  ist,  fehlen  ihre  schönen  Gerüste  doch  durch- 
weg im  Sediment,  da  sie,  wie  bereits  einmal  erwähnt  wurde,  aus  dem 
leichtlöslichen  Strontiumsulfat  bestehen.  (Mukray  erwähnt  nureinmal  eine 
zweifellose  Acantharie,  Pantopelta  icosapsis,  aus  einem  Diatomeenschlamm 


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Radiolarienschlamm 


357 


des  südlichen  Indischen  Ozeans.)  Dagegen  beherrschen  die  mit  Opal- 
skelett versehenen  Nassellarien  und  nächstdem  die  etwa  balbmal  so 
häufigen  Spumellarien  das  Sediment,  welches  Haeckel  und  Dreyer 
einmal  in  einer  einzigen  Probe  338  Arten  dieser  beiden  Unterordnungen 
lieferte.  Demgegenüber  ließen  sich  nur  wenige  Arten  von  den  im  all- 
gemeinen zartschaligen  Phäodarien  nachweisen  (Fig.  120).  Die  Deutsche 
Tiefsee-Expedition  hat  durch  Schließnetzfänge  festgestellt,  daß  die  zarteren 
Radiolarienskelette  stufenweise  mit  zunehmender  Tiefe  verschwinden, 
sodaß  auch  die  wirklich  auf  dem  Boden  der  Tiefsee  zur  Ablagerung  ge- 
laugenden Reste  in  der  Hauptsache  nur  Trümmer  und  Auflösungsüber- 
bleibsel des  im  lebenden  Zustande  so  wunderbaren  Formenreichtumes 
darstellen. 

Von  anderen  kieseligen  Resten  sind  die  großen,  manchmal 
über  1  mm  Durchmesser  erreichenden  Kieselschalen  der  Diatomee  Cos- 
cinodiscus  (Ethmodiscus)  rex  Wallich  besonders  bezeichnend  für  den  echt 


Fig.  120. 

Radiolarienschlamm  mit  Dictyomitra  caltanisettae,  SiphonoBphaera  patinaria  und  socialis, 
Porcadospyrisantilope,  Anthocyrtium  sp.,  Cenusphaera  compacta  und  mellifica,  Stylo- 
dictya  heliospira,  Thecospliaera  Zitteli,  l'haeodarien  •  Fragmenten ,  Akanthosphaera  cla- 
vata  (?)  usw.  usw.  aus  5803  m  Tiefe  des  zentralen  Pazifischen  Ozeans.  „Challenger"- 
SUtion  268.    Vergrößerung  ca.  85.    Aus  MURRAY  und  Renaru,  Deep  sea  deposite, 

Tafel  XV,  Fig.  4. 

tropischen  Radiolarienschlamm  ;  diese  Art,  deren  schachtelähnliche  Gebilde 
auch  zu  den  gewöhnlichen  Warm  wasserformen  des  Atlantischen  Ozeans 
gehören,  fehlt  allen  Sedimenten  aus  gemäßigten  und  kalten  Breiten. 
Daran  reiche  Radiolarienschlamme  waren  es,  welche  der  „Nero"  zwischen 
den  Marianen  und  Philippinen  an  örtlich  ganz  eng  umschriebenen  Flecken 


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358 


Die  jungen  Meeressediinente  und  ihre  Bildung 


iu  Tiefen  von  4500  und  6000  m  auffand  und  Flent  sodann  als  Diatomeeu- 
schlamme  beschrieb.  Auch  die  von  Al.  Agassiz  1904  vor  der  West- 
küste des  tropischen  Südamerika  im  Perustrom  zwischen  Callao  und  den 
Galäpagos  iu  Tiefen  zwischen  2700  und  5200  m  gesammelten  diatomeen- 
reichen Sedimente  können  nach  Murray  nicht  als  Diatomeenschlamme 
im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes  bezeichnet  werden. 

Art-vKsoriKche  Restandteile  und  diagenetist-he  Neubildungen 
in  Radiolarienschlammen 

Die  Einschlüsse  von  vulkanischen  Auswürflingen,  von  Mangan- 
knollen, Phillipsiten,  Haifisch  zahnen  und  Meteorkügelcheu,  die  sich,  wie 
z.  T.  schon  erwähnt  wurde,  auch  im  Radiolarienschlamm  finden,  sind 
von  denen  des  Roten  Tones  nicht  wesentlich  verschieden. 

Einer  besonderen  Erwähnung  aber  bedürfen  Agglomerat -artige 
Verkittungeu  des  Radiolarieuschlammes,  welche  der  „Challenger"  auf 
Station  225  in  11°  24'  N.,  143°  16'0.  im  mittleren  tropischen  Pazifischen 
Ozean  in  einer  Tiefe  von  8184  m  in  großer  Zahl  auffand.  Diese  sehr 
typische  Probe  —  es  ist  dieselbe,  welche  Haeckel  und  Dheyer  338 
Radiolarienarten  lieferte  —  enthielt  eine  große  Zahl  kleiner  Partikeln 
von  unregelmäßiger  Form,  welche  auch  unter  Behandlung  mit  unver- 
dünnter Salzsäure  nicht  auseinanderfieleu,  wobei  vielmehr  nur  das  Eisen 
und  andere  färbende  Substanzen  entfernt  wurden.  Die  bei  mikroskopischer 
Untersuchung  kenntlichen  Radiolarien,  Spongiennadeln  und  kleinen  vul- 
kanischen Komponenten  zeigen,  daß  es  sich  um  eine  Verkittung  der 
Bodenbestandteile  handelt,  welche  wohl  durch  eine  kolloide  Kieselsäure- 
substanz hervorgerufen  worden  ist,  Ähnliche  Aggregate  des  Sedimentes, 
aber  von  geringerem  Zusammenhalte,  haben  sich  auch  auf  «anderen 
Stationen  gefunden. 

Der  Radiolarienschlamm  von  Station  225  zeichnet  sich  weiter- 
hin durch  sehr  eigenartige,  weißgefärbte  Aggregate  winziger  rhom- 
boedrischer  Kristalle  aus,  welche,  mit  verdünnter  Salzsäure  behandelt, 
sich  unter  Kohleusäurebildung  auflösen,  wobei  ein  flockiger  Rückstand 
übrig  bleibt.  Es  ist  umsomehr  zu  bedauern,  daß  es  Mukray  und  Rexard 
nicht  gelungen  ist,  festzustellen,  ob  es  sich  dabei  um  Calcit-  oder  Dolomit- 
rhomboeder  handelte,  als  man  in  den  fossilen  Gesteinen,  welche  manche 
Autoren  —  ob  mit  Recht,  wird  die  Zukunft  lehren  —  als  bathy metrische 
Äquivalente  des  moderneu  Radiolarieuschlammes  ansehen,  nämlich  in 
gewissen  Kieselschiefern,  ebenfalls  Karbon atrhomboeder  findet,  deren  Ent- 
stehung einstweilen  ebenso  rätselhaft  ist,  wie  in  dem  erwähnten  rezenten 
Falle.  Es  mag  liier  hinzugefügt  werden,  daß  auch  die  „Valdivia"  auf  ihrer 
südatlantischen  Station  85  in  26°  49' S.,  5°  54' O.  in  5040  in  Tiefe  in 
einem  in  Roten  Ton  übergehenden  Globigerinensehlamm  von  42,5  °/o 
CaCOs-Gehalt  Kalkspatrhomboederchen  von  0,09 — 0,3  mm  Länge  fand, 


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Radiolarienschlamm 


359 


welche  entweder  einzeln  oder  miteinander  verwachsen  auftraten.  Die 
Paragenese  dieser  nicht  abgerollten,  aber  äußerlich  korrodierten  Kri- 
ställcheu  —  welche  Erscheinung  darauf  hindeutet,  daß  die  Bildung  nicht 
weiter  geht  —  mit  stark  zersetzten  Lavabrocken,  Tuffmaterial,  vulka- 
nischen Gläsern  und  Palagonit  wird  von  Murray  und  Philippi  dahin 
verstanden,  daß  die  Neubildung  jener  Calcite  auf  die  Zersetzung  basischer 
Eruptivgesteine  am  Meeresgrunde  zurückzuführen  sei.  Man  könne  aller- 
dings einwenden  —  so  meinen  die  genannten  Autoren  — ,  „daß  die  Löslich- 
keit von  kohlensaurem  Kalk  diese  Neubildung  von  vornherein  verhindern 
müßte.  Allein  auch  Zeolithe  sind,  wenn  auch  in  viel  geringerem  Grade, 
im  Meerwasser  löslich,  und  trotzdem  kristallisieren  sie  in  großen  Mengen 
in  den  Gebieten  des  Roten  Tones  aus*1.  Möglich,  daß  die  Lösung  der 
Frage  nach  der  Entstehung  jeuer  Neubildungen  in  dieser  Richtung  zu 
suchen  ist;  aber  vorläufig  sind  wir  nur  auf  Vermutungen  angewiesen, 
zumal  Salmojraghi  388)  neugebildete  Calcitkristalle  auch  in  Sedimenten 
mittlerer  Tiefe  im  Europäischen  Mittelmeere  beobachtet  haben  will. 

Die  geographische  Verbreitung  de«  Radiolarienschlamme« 

Die  geographische  Verbreitung  des  Radiolarienschlammes  ist  eine 
beschränkte;  denn  er  bedeckt,  wenn  wir  die  neuesten  Zahlen  von 
Murray367)  und  Murray  und  Lee  nehmen,  insgesamt  10,1  Millionen qkm. 
Davon  würden  8,5  Millionen  qkm  auf  den  Pazifischen,  1,6  Millionen  qkm 
auf  den  Indischen  Ozean  entfallen.  Im  Pazifischen  Ozean  beherrscht  das 
Sediment  ein,  wie  es* scheint,  einheitliches,  langgestrecktes  Gebiet,  welches 
sich,  am  Blauschlickgürtel  der  zentralamerikauischen  Küste  beginnend,  süd- 
lich und  nördlich  des  10.  Grades  nördlicher  Breite  bis  über  den  160.  Grad 
westlicher  Länge  hinaus  hinzieht.  Ein  zweites,  ziemlich  umfangreiches 
Gebiet  liegt  nördlich  von  den  Samoa-Inseln  bis  etwa  8°  nördl.  Breite,  von 
dem  ersteren  durch  eine  von  Globigerinenschlamm  bedeckte  Zone  ge- 
trennt. Eine  kleinere  Fläche  ist  nordwestlich  vom  Paumotu-Archipel, 
ein  viertes  Gebiet  im  Marianen-Graben  bekannt  geworden.  Im  Indischen 
Ozean  wird  eine  Südwest-nordöstlich  gestreckte  Fläche  um  die  Cocos- 
und  Weihnachtsinseln  herum  von  Radiolarienschlamm  bedeckt.  Außer- 
dem beherrscht  derselbe  nach  unseren  jetzigen  Kenntnissen  hier  nur 
noch  eine  kleine  Fläche  etwa  auf  50°  O.,  zwischen  2°  und  5°  S.  im 
Nordwesten  von  den  Seychellen.  Im  Atlantischen  Ozean  ist  echter  Radio- 
larienschlamm bisher  noch  nicht  gefunden  worden;  denn  das  von  der 
„Valdivia"  auf  ihrer  Station  123  in  49°  7,5'  S.,  8°  41'  ().  nordnordöstlich 
von  der  Bouvet-lnsel  in  4418  m  gelotete  Sediment,  welches  wegen 
seines  hohen  Gehaltes  an  vorwiegend  kugeligen,  auffallend  großen 
Radiolarien  (hauptsächlich  Spumellarien  der  Gattungen  Cenosphaera, 
Heliosphaera,  Heliodiscus  und  Actinomma,  aber  auch  einigen  Nassei- 
larien)   als   Radiolarienschlamm   klassifiziert  wurde,  steht   im  Über- 


360 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


gang  zu  Diatomeenschlamm  und  vulkanischem  Schlamm,  mit  welchen 
Namen  es  mit  ebensolchem  Rechte  bezeichnet  werden  könnte.  Das 
hellgraue  und  feste  Sediment  enthält  2,75%  CaCOs,  der  aus  Schalen 
Von  kleinen  Individuen  von  Globigerina  inflata  und  bulloides,  benthonischen 
Foraminiferen  und  Echinidenstacheln  besteht.  Der  97,25%  betragende, 
in  Säure  unlösliche,  hellgraue  Röckstand  setzt  sich  aus  50%  Mineralien, 
die  z.  T.  auf  einen  submarinen  vulkanischen  Ausbruch  hindeuten,  aus 
40%  Kieselorganismen  (Radiolarien,  Diatomeen,  agglutinierenden  Fora- 
miniferen, Spougiennadeln)  und  7,25%  „Schlamm"  zusammen.  Es  dürfte 
vielleicht  richtiger  sein,  dieses  subantarktische  Sediment,  welches  von 
den  typischen,  streng  an  tropische  Gewässer  gebundenen  Radiolarien- 
schlammen  doch  stark  abweicht,  als  Diatomeenschlamm  zu  klassifizieren, 
wie  solcher  auch  das  umgebende  Gebiet  beherrscht. 

III.  Dialomeenschlamm 

Geschichtliches 

Der  Diatomeenschlamm  (diatom  ooze  der  Engländer,  vase  ä  diato- 
mees  der  Franzosen)  ist  wie  der  Radiolarienschlamm  ein  SiOs- reiches 
Sediment,  aber,  indem  sein  Si  (VGehalt  im  Wesentlichen  auf  Reichtum  an 
Diatomeenpanzern  beruht,  im  Gegensatz  zu  jenem  auf  die  höheren  Breiten 
beider  Hemisphären  beschränkt.  Die  in  den  kälteren  und  eisführenden, 
daher  auch  salzärmeren  Meeren  reichlich  auftretenden  Wucherungen  der 
Diatomeen  verändern  häufig  die  Wasserfarbe  ins  Olivgrüne  bis  Gelbbraune, 
ja  Schwarze,  welche  Tatsache  von  der  nördlichen  Hemisphäre  schon  seit 
Hudson  (1607)  bekannt  ist  und  von  W.  Scoresby  ausführlich  beschrieben 
wurde.  In  der  Grönlandsee  hat  Rob.  Brown  sich  mit  ihr  beschäftigt,  während 
indenhöheren  Südbreiten  James  C.  Ross  olivgrünes  Meerwasser  beobachtete 
und  der  Botaniker  seiner  Expedition,  John  Hooker,  die  rostfarbenen, 
am  Packeis  wohl  gedeihenden  Diatomeen  als  Ursache  erkannte.  Schon 
Hooker  konnte  auch  auf  den  Reichtum  an  Diatomeen  in  den  Sedimenten 
der  antarktischen  Meere  hinweisen;  aber  der  Name  „Diatomeenschlamm" 
wurde  erst  von  den  Gelehrten  des  „Challenger"  eingeführt,  denen  die 
gleichen  Erscheinungen  bei  ihrem  Vorstoße  über  den  südlichen  Polarkreis 
bei  80°  0.  L.  entgegentraten. 

Die  allgemeinen  Eigenschaften  des  Diatomeenschlammeti 

Das  Aussehen  der  Diatomecnschlamme,  welche  besonders  von  der 
Südhemisphäre  untersucht  wurden,  ist  von  dem  Verhältnis  von  kieseligen 
Organismenresten  zu  den  miuerogenen  Komponenten  abhängig.  Wo 
Diatomeeupanzer  weitaus  überwiegen,  wie  das  bei  den  sehr  reinen,  bis 
95%  Diatomeenpanzer  enthaltenden,  von  der  „Valdivia"  längs  der  Pack- 
eiskante und  bei  der  Bouvet-Insel  geloteten  Proben  der  Fall  war, 
erscheinen  die  sehr  feinkörnigen  Sedimente  im  feuchten  Zustande  von 


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Diatnnieensclilamni 


301 


kleisteriger  Beschaffenheit,  in  der  Oberschicht  sehr  locker,  in  der  Tiefe 
zäher,  und  gelblich-grau  gefärbt  oder  strohfarben;  nach  dem  Trocknen 
aber  sind  sie  von  sehr  heller,  weißer  Farbe  und  inehligfilziger  Konsistenz 
und  fühlen  sich  mit  dem  Finger  auch  wie  Mehl  an.  Iu  den  Grenzfällen 
dagegen,  wo  klastisches,  minerogenes  Material  vorherrscht,  wie  in  größerer 
Landnähe  (um  Inseln)  oder  infolge  stärkerer  Beimengung  glazial  trans- 
portierten Gesteinsmateriales  nimmt  das  Sediment  eine  dunklere,  mehr 
bläuliche  Färbung  an,  wird  fester  und  nähert  sich  dem  Blauschlick, 
bezw.  den  glazialmarinen  Sedimenten. 

Die  Tiefen  der  Diatomcengrhlamme 
Wenn  auch  die  Tiefe  von  geringerem  Einflüsse  auf  die  Beschaffenheit 
des  Diatomeenschlammes  ist,  als  geographische  Lage  seines  Bildungsortes 
und  Strömungen,  so  mögen  doch  des  Vergleiches  halber  die  von 
„Cballenger",  „Valdivia"  und  „Gauss"  gefundenen  Zahlen  angeführt 
werden. 


Diatoiueenschlnmme 

des 

Geringste  Tiefe 

Größte  Tiefe 

Durchschnittstiefe 

m 

m 

m 

„Challenger"  .  .  . 
„Valdivia"     .    .  . 

(  5  Proben) 

1097 

3612 

2701 

(16      „  ) 

1849 

5733 

4203 

(7      „  ) 

2320 

4820 

4056 

Die  einander  naheliegenden  Durchschnittswerte  von  „Valdivia"  und 
„Gauss"  zeigen,  daß  die  reineren  Arten  des  Diatomeenschlammes  er- 
heblichen Tiefen  entstammen  und  es  untunlich  wäre,  den  Diatomeen- 
scblamm  mit  dem  Globigerinenschlamm  und  Pteropodenschlamm  als  „epi- 
lophische  Sedimente"  zusammenzufassen,  wie  Krümmel  wollte,  wogegen 
dann  Philippi  mit  Recht  Verwahrung  eingelegt  hat. 

Der  Kalkgehalt  und  die  denselben  bedingenden  kalkigen  Organismen  reste 
eines  Teiles  der  Diatoineenschlammo 

Der  Kalkgehalt  ist  in  der  Regel  sehr  gering  und  fehlt  in  13  von 
16  „Valdivia"-Proben  und  in  5  von  7  „Gauss "-Proben  überhaupt  völlig. 
Daß  für  diese  auffällige  Tatsache  nicht  die  Tiefe  als  solche  allein  maß- 
gebend ist,  geht  am  besten  daraus  hervor,  daß  gerade  ein  Teil  der  völlig 
kalkfreien  Diatomeenschlamme  der  „Valdivia"  und  des  „Gauss"  aus  • 
geringeren  Tiefen  stammen,  m  denen  man,  zumal  bei  ihrer  nördlichen 
Position,  eher  Globigerinenschlamm  erwartet  haben  sollte.  „Diese 
merkwürdigen  Anomalien  sind  wohl"  —  mit  Philippi  —  „auf  Nord 
setzende  Strömungen  zurückzuführen,  welche  das  über  dem  Orte  der 
Lotung  schwebende  kalkreiche  Plankton  forttreiben  und  an  seiner 
Stelle  am  Meeresgrunde  Material  ablagern,  das  aus  antarktischen  Ge- 
wässern stammt.     Auch    dieses  enthielt  ursprünglich  wohl  kalkige 


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3G2 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Orgauismenreste,  sie  wurden  aber  auf  dem  weiten  Wege  durch  die 
Berührung  mit  vielen  Wasserniassen  aufgelöst."  Daß  im  übrigen  die 
Kalkgehaltsangaben  je  nach  dem  Keiseweg  der  betreffenden  Expeditionen 
sehr  schwanken  und  die  Werte  der  „Valdivia"  und  des  „Gauss"  mehr 
Beachtung  verdienen  als  die  des  „Challeuger",  geht  auch  aus  folgender 
Tabelle  hervor. 


Kalkgehalte  der 
Diatomeenschlarame 

Höchster  Wert 

% 

Niedrigster  Wert 

....  4« 

Durchschnittswert 

des 

„Challenger"  .  (  5  Proben) 

36,84 

2 

22,96 

der 

„Valdivia"  .    .  (16      „  ) 

24 

o 

2,6 

des 

„Gauss"  .    .    .  (  7      „  ) 

29 

o 

5,7 

Wo  Kalkgehalt  überhaupt  vorhanden  ist,  besteht  er,  wie  das  in 
küstenfernen  Sedimenten  die  Regel  ist,  aus  den  Schalen  pelagischer 
Foraminiferen;  so  fand  die  „Valdivia*  etwa  halbwegs  zwischen  der 
Bouvetrlnsel  und  Kapstadt  und  der  „Gauss"  zwischen  den  Crozet-Inseln 
und  Kerguelen  die  gewöhnlichen  Formen  der  südlichen  gemäßigten  Meere, 
Globigerina  inflata  und  bulloides,  sowie  Pulvinulina  canariensis,  neben 
Coccolithen,  während  in  weiter  südlich  gelegenen  Positionen  nur  kleine 
antarktische  Formen,  Globigerina  pachyderma  und  Dutertrei,  aber  keine 
Coccolithen  angetroffen  wurden. 

Di«  kieseligen  Organismenreste  der  Diatomeenschlamme,  insbesondere 
die  Diatomeenflora  der  hohen  SUdbreiten 

Uuter  den  Kieselorganismen  finden  sich  neben  den  überall  vor- 
wiegenden Diatomeen  fast  immer  Radiolarien  und  Schwammnadeln  und 
in  einem  Teil  der  Proben  auch  agglutinierende  Foraminiferen.  Ins- 
besondere Radiolarien  spielen  nicht  selten  eine  beträchtliche  Rolle,  vor 
allem  große,  kugelige  und  scheibenförmige  Arten  von  Spumellarien,  wie 
wir  sie  als  Hauptbildner  eines  im  Übergang  vom  Radiolarien-  zum 
Diatomeenschlamm  stehenden  Sedimentes  (von  der  subantarktischen 
Station  123  der  „Valdivia*1)  bereits  kennen  gelernt  haben. 

Die  mit  ihren  Skeletten  den  Hauptbestandteil  des  Diatomeen- 
schlammes (Fig.  121)  bildende  Diatomeenflora  ist  je  nach  der  geo- 
graphischen Breite  sehr  verschieden  gut  entwickelt MB),  und  zwar  in  der 
Tropenzone  viel  schwächer  als  in  den  gemäßigten,  und  hier  wieder  viel 
geriuger  als  in  den  Polar-Zouen.  Das  Arktische  Mittelmeer  wird  oft 
auf  weite  Strecken  durch  ungeheure  Diatomeen-Massen  in  einen  dicken, 
dunklen  Schleim  verwandelt,  das  „schwarze  Wasser"  oder  „black  water" 
der  Nordpolfahrerr  welches  die  Weidegründe  der  Walfische  bildet  ;  denn 
die  Pteropodeu  und  Crustaceen,  von  welchen  diese  Cetaeeen  leben, 
nähren  sich  ihrerseits  von  jenem  Diatomeen-Schleim.  Nicht  weniger 
erstaunlich  sind  die  ungeheuren  Diatomeen-Massen,  welche  südlich  vom 


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Diatomeenschlamm 


363 


50.  -Breitengrade  die  antarktischen  Gewässer  erfüllen.  Die  Netze  des 
„Challengertt  füllten  sich  liier  rasch  mit  solchen  (größtenteils  aus 
Chaetoceras  gebildeten)  Diatomeen-Massen,  daß  diese,  am  Ofen  ge- 
trocknet, einen  dicken,  watteähnlichen  Filz  bildeten. 


Fig.  121. 

Diatomeenschlamni  von  der  antarktischen  Eisgrenze  aus  403C>  m  Tiefe.  „Valdivia"- 
Station  140.  Vergrößerung  ca.  450.  Aus  MURKAY  und  PHII.lFl't,  Die  Grund  proben  der 
„Deutschen  Tiefsee-Expedition",  Tafel  VI  (XXI),  Fig.  2.  —  Besteht  fast  ausschließlich 
aus  Teilen  antarktischer  Diatomeen  (besonders  Coscinodiscno,  Fragilaria,  Synedra)  and 

Dictyochen. 

Die  Kenntnis  der  südhemisphärischen  Diatomeen-Flora  ist  neuestens 
besonders  durch  die  „Valdivia" -Expedition  und  deren  Mitarbeiter  ge- 
fördert worden.  Die  Diatomeen  können,  da  sie  als  Pflanzen  auf  Stoff- 
wechsel durch  Photosynthesc  und  damit  auf  das  Sonnenlicht  an- 
gewiesen sind,  nur  in  den  obersten  Wasserschichten  leben.  Karsten 
fußt    das  Gesamtresultat    seiner  Untersuchungen3*0)    über  das  ant- 


364 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


arktische  Phytoplankton  dahin  zusammen,  „daß  die  obere  Schicht 
von  200  m  fast  allein  die  Hauptmasse  der  lebenden  Pflanzen 
enthält,  und  zwar  nimmt  bis  zu  40  m  Tiefe  die  Masse  dauernd  zu,  sie 
bleibt  von  40 — 80  m  Tiefe  auf  der  maximalen  Höhe  stehen  und  fällt 
dann  rasch  ab".  Im  Sediment  bilden  Fragilaria-Schalen  den  vor- 
herrschenden Bestandteil,  daneben  finden  sich  Thallassiothrix,  Synedra, 
Eucampia,  Coscinodiscus  in  sehr  zahlreichen  und  verschiedenen  Formen, 
Aetinocyclus,Asteromphalus,  Euodia  in  wechselnden  Mengen.  Chaetoceras 
radiculum-Hornstüeke,  Rhizosolenia-Spitzen  sind,  wenn  auch  selten  zu 
finden,  endlich  Dictyocha-Skelette.  „Wo  sind  aber"  —  fragt  Karsten  — 
„alle  die  unzähligen  Schalen  von  Chaetoceras,  Rhizosolenia,  Corethron, 
Dactyliosolen  geblieben,  wenn  von  den  kleineren  und  unscheinbareren 
Formen  einmal  ganz  abgesehen  werden  mag?  Sie  nahen  die  Wanderung 
in  die  Tiefe  zwar  ebenso  angetreten,  wie  jene,  sind  aber  nicht  an  das 
gleiche  Ziel  gelangt."  Schon  in  der  Einleitung  zu  den  Eupelagischen 
Sedimenten  wurde  darauf  hingewiesen,  daß  die  zarten  Skelette  des 
Oberflächenplanktons  aufgelöst  werden,  bevor  sie  den  Meeresboden  er- 
reichen. Einmal  scheint  das  Meerwasser  auf  das  feine  Kieselgerüst  der 
Diatomeen  direkt  als  Lösungsmittel  zu  wirken,  zum  andern  wird  aber 
auch  die  organische  Grundsubstanz  der  Diatomeenpanzer  von  Radiolarien, 
möglicherweise  auch  von  Bakterien  angegriffen,  und  damit  geht  nicht 
nur  wahrscheinlich  eine  Zerstörung  der  Kieselsubstanz  Hand  in  Hand, 
sondern  F.  Immermann  und  Valentin  Haece^r  konnten  sogar  zeigen, 
daß  gewisse  Phaeodarien  z.  B.  Rhizosolenia-  und  Corethron-Ketten  zum 
Aufbau  ihrer  Skelette  verwenden.  Wie  aber  auch  immer  der  Zerstörnngs- 
prozeß  im  einzelnen  vor  sich  gehen  mag,  wir  gelangen  mit  Karsten  zu 
dem  Resultat,  „daß  nur  Schalen  auf  den  Boden  des  4000 — 6000  m  tiefen 
antarktischen  Wassers  gelangen  können,  die  so  dickwandig  sind,  daß 
sie  den  Abnutzungen  und  der  partiellen  Auflösung  während  des 
äußerst  langsamen  Sinkprozesses  völlig  gewachsen  sind,  alle  anderen 
werden  früher  oder  später  vor  Erreichung  des  Grundes  zu  vollständiger 
Auflösung  gebracht."  Der  Vergleich  der  Diatomeenflora  des  Oberflächen- 
wassers mit  den  am  Meeresboden  angehäuften  Diatomeen  panzern  offen- 
barte Karsten  aber  auch  noch  einen  anderen  Gegensatz,  indem  die 
Coscinodiscus-Formen  des  Bodenschlammes  vielfach  andere  sind  als  wie 
sie  im  lebenden  Plankton  des  Oberflächen wassers  festgestellt  werden 
konnten;  und  er  glaubte,  diese  Feststellung  damit  erklären  zu  sollen, 
„daß  die  Bodenproben  die  gesamten  im  Laufe  der  Jahre  bis  zu  ihnen 
gelangenden  Schalen  aufbewahren,  während  die  Planktonproben  nur  den 
gerade  znr  Zeit  der  Tiefsee-Expedition  iu  Wucherungsperiode  befindlichen 
Teil  reichlicher  enthalten"  konnten.  Indessen  haben  weitere  Beobach- 
tungen der  „Belgica",  des  „Gauss"  und  der  „Scotia"  übereinstimmend 
ergeben,  daß  diese  auffällige  Tatsache  nur  einen  Einzelfall  eines  für  die 


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Diatomeenschlamm 


365 


antarktischen  nnd'  subantarktischen  Bodenablagerungen  überhaupt  wich- 
tigen Vorganges  darstellt.  Denn  die  „Belgica"  fand,  wie  Arctowski 
und  Ren ard 21,6  Nr 2)  mitteilen,  im  antarktischen  Anteil  des  südöstlichsten 
Pazifischen  Ozeans  zwischen  etwa  80°  und  100°  W.,  die  Schottische 
Südpolar-Expedition  auf  der  „Scotia"  unter  Bruce204)  im  Weddell-Meer 
und  die* Deutsche  Südpolar-Expedition  auf  dem  „Gauss44  zwischen  Kaiser 
Wilhelm  Ii!  Land  und  Kerguelen  die  Sedimente  des  Packeisgebietes  so- 
wohl in  größeren  wie  in  geringeren  Tiefen  außerordentlich  arm  an 
Diatomeenpanzern,  obwohl  das  Oberflächenwasser  sehr  reichlich  kiesel- 
schaliges  Phytoplankton  enthält  und  im  Sommer  die  Unterseite  der  Eis- 
schollen uud  Eisbergtrümmer  durch  Diatomeen  gelbbraun  verfärbt  wird. 
Es  läge  nun  nahe,  daran  zu  denken,  daß  die  Diatomeenpanzer  durch  die 
vor  der  Eiskante  selbst  besonders  ergiebige  und  daher  schnell  anwachsende 
Ablagerung  von  glazial  transportierten  Komponenten  nur  maskiert  werden. 
Gegen  eine  solche  Deutung  spricht  aber  die  auffallende  Feinkörnigkeit 
der  Sedimente  wenigstens  der  äußeren  Teile  der  Packeiszone,  von  welcher 
schon  bei  Besprechung  der  „glazial-marinen  Sedimente"  die  Rede  war. 
Nehmen  wir  hinzu,  daß  andererseits  nördlich  von  der  Packeiskante,  im 
Weddell-Meer  nach  H.  Ptrie29*)  erst  in  51°  oder  52°  S.,  echter  Diatomeen- 
schlamm mit  einer  Häufung  von  Diatomeenpanzern  auftritt,  so  müssen 
wir  mit  E.  Phildppi  annehmen,  „daß  Strömungen,  die  in  der  Packeiszone 
nach  Norden  setzen,  die  Diatomeenpanzer  nicht  zur  Ablagerung  gelangen 
lassen,  sondern  ihnen  erst  nördlich  von  der  Eiskante  gestatten,  zu  Boden 
zu  sinken."  Die  außerordentlich  reinen  Diatomeehablagerungen  an  der 
Packeiskante  enthalten  also  die  zusammengefegte  Diatomeenflora  des 
gesamten  Packeisgürtels,  und  das  Maximum  im  Sediment  entspricht  nicht 
einem  maximalen  Reichtum  an  Diatomeen  in  den  oberflächlichen  Wasser- 
schichten, wie  bereits  Pirie  hervorhob.  Die  weite  Verschleppung  der 
Diatomeenpanzer  kann  aber  nur  zum  kleineren  Teile  auf  die  Rechnung 
von  Oberflächenströmungen  gesetzt  werden ;  denn  diese  sind  nach  Schott 
an  der  Eiskante  sehr  gering.  Auch  die  Bewegungen  des  Packeises  sind 
im  allgemeinen  von  den  herrschenden  Winden  abhängig,  welche  näher 
dem  antarktischen  Kontinente  überwiegend  östliche  Richtung  haben, 
weiter  nach  außen  aber  gerade  entgegengesetzt  wehen,  so  daß  hierdurch 
ein  äquatorwärts  gerichteter  Transport  des  Phytoplanktons  nicht  bedingt 
werden  könnte.  Man  wird  für  diesen  daher  von  den  Windrichtungen 
unabhängige,  nach  Norden  gerichtete  Unterströme  annehmen  müssen. 
In  der  Tat  läßt  sowohl  die  Anordnung  der  Temperaturen,  wie  das  Ver- 
halten der  Planktonnetze  solche  Unterström ungeu  als  vorhanden  und 
wirksam  annehmen;  es  sind  die  von  0.  Pettersson3!M)  näher  unter- 
suchten Eisschmelzströrae.  Wie  man  oft  im  antarktischen  Packeis  be- 
obachten kann,  ist  auch  die  Bahn  der  Eisberge  von  der  Winddrift 
ziemlich  unabhängig  und  läßt  zum  mindesten  eine  starke  südnördliche 


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366 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Komponente  erkennen.  Gerade  zwischen  der  Verbreitung  der  Eisberge 
und  der  des  Diatomeenschlaninies  scheint  aber  ein  gewisser  Parallelismus 
zu  bestehen.  Die  „Valdivia"  traf  bei  der  Bouvet-Iusel  den  nördlichsten 
Eisberg  bei  54°  S.,  Diatomeenschlamm  aber  schon  bei  43°  S.,  im  Kerguelen- 
gebiet  beobachtete  man  Eisberge  dagegen  nordwärts  nur  bis  zu  61°  S. 
und  Diatomeenschlamm  bis  51°  S.  Die  äquatorialen  Grenzen  von  Eisberg- 
verbreitung und  Diatomeenschlamm  verschieben  sich  also  in  diesen  beiden 
Fällen  parallel  miteinander.  In  den  inneren  Teilen  der  Packeiszone 
dürften  indessen  neben  den  Schmelzwässern  auch  Gezeitenströme  für 
den  Abtransport  der  Diatomeenschalen  in  Frage  kommen.  Daß  aber  bei 
dieser  außerordentlichen  Verlängerung  des  Sinkprozesses  der  Plankton- 
schälcheu  die  Auflösung  durch  das  Meerwasser  bedeutende  Wirkungen 
erzielen  muß,  bedarf  keiner  weiteren  Erörterung. 

Ein  nicht  unbeträchtlicher  Teil  von  Diatomeen  dürfte  übrigens  mit 
dem  Packeis  nach  Norden  verfrachtet  werden,  an  dem  sie,  wie  erwähnt, 
trefflich  gedeihen,  wie  noch  neuerdings  W.  Bbexxecke  während  der 
Fahrt  der  „Deutschen  Antarktischen  Expedition*  feststellen  konnte. 

Die  gering«  minerogene  Komponente  der  Diatomeenschiaiume 
Auffallend  gering  war  die  Beimengung  klastischer,  anorganischer 
Komponenten,  welche  in  den  Diatomeenschlammen  der  „Valdivia"  und 
des  „Gauss"  festgestellt  werden  konnten,  besonders  wenn  man  in  Betracht 
zieht,  daß  die  Meeresteile,  aus  denen  sie  stammen,  vielfach  von  Eis- 
bergen wimmeln.  Sieht  man  von  den  Proben  ab,  deren  minerogene 
Komponente  —  wie  in  der  Nähe  der  Crozet-Gruppe  —  jungvulkanischer 
Herkunft  ist,  so  kann  man  sagen,  daß  sich  diese  Komponente  in  den 
übrigen  Diatoraeenschlaminen  überwiegend  vom  antarktischen  Kontinent 
ableitet..  Bei  den  „Gauss "-Proben  dieser  Art  dürfte  der  Anteil  an  wäg- 
baren Mineralkörnern  4°/o  nicht  überschreiten.  Besonders  auffallend  ist 
aber  dabei,  daß  er  bei  Annäherung  an  die  antarktische  Eiskante  nicht 
steigt,  sondern  fällt.  Die  Ursache  dieser  auffälligen  Erscheinung  er- 
blickt PHiLrppi  in  Folgendem.  Die  große  Masse  des  Sehuttmaterials,  das 
die  Eisberge  mit  sich  führen,  ist  als  Grundmoräne,  d.  h.  an  der  Außen- 
seite der  Eisberge  vorhanden.  Diese  wird  aber  frühzeitig  zerstört,  bei 
den  weitaus  vorherrschenden,  tafelförmigen  Bergen  durch  Abschmelzen 
in  tiefereu,  wärmeren  Wasserzonen,  bei  den  gewälzten  Eisbergen  durch 
die  Sonnenwärme  und  die  Atmosphärilien,  wohl  auch  die  Brandungswelle. 
Der  größte  Teil  des  von  den  antarktischen  Eisbergen  transportierten 
Gesteinsmaterials  gelangt  daher  schon  in  den  inneren  Teilen  der  Packeis- 
zone zur  Ablagerung  —  und  ist  uns  schon  bei  Besprechung  der  glazial- 
marinen  Sedimente  der  hohen  Südbreiten  begeguet  — ,  und  die  Eisberge 
der  südlichen  Halbkugel,  welche  das  offene  Meer  erreichen,  sind  zum 
größten  Teile  bereits  ihres  Schuttinhaltes  beraubt.  Die  vorhin  genannten 


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Diatomeenschlamm 


367 


Schmelzwasserströme  spielen  aber  auch  bei  der  Sedimentierung  dieser 
anorganischen  Komponente  eine  hervorragende  Rolle.  Zwar  sind  sie 
offenbar  zu  sehwach,  um  die  gröberen  Mineralkörner  nach  Norden  zn 
führen,  und  diese  reichern  sich  daher  in  den  inneren  Teilen  der  Packeis- 
zone an.  Wohl  aber  sind  diese  Ströme  imstande,  die  feineren,  minerogenen 
Bestandteile  und  besonders  auch  dieDiatomeen  zu  verfrachten,  welche  daher 
erst  jenseits  der  Packeiszone  im  offenen  Meere  zu  Boden  sinken  können. 
In  den  Gebieten  des  Diatomeenschlammes  ist  also  das  feinkörnigste 
Material  der  Packeiszoue  konzentriert,  und  es  maskiert  das  gelegentlich 
auch  hier  noch  von  abschmelzenden  Eisbergen  dem  Meeresgrunde  mit- 
geteilte, gröbere  Material  vollkommen. 

Chemische  ZnsammeiiHeUong  der  Diatomeenseblamtne 

Chemische  Analysen  von  Diatomeenschlammen  sind  bisher  nur  wenig 
ausgeführt  worden;  diejenigen,  die  uns  vorliegen,  zeigen  aber  so  er- 
hebliche Abweichungen  voneinander,  daß  wir  die  Hoffnung  aussprechen 
müssen,  daß  diese  Lücke  möglichst  bald  ausgefüllt  werde.  Nach  der 
Angabe  von  Muiiray  und  Renakd  sollten  sich  9/io  des  Sedimentes  in 
verdünnter  Salzsäure  aufgelöst  haben  und  ca.  68%  der  aufgelösten 
Substanz  SiOa  gewesen  seiu.  Gebbeng,  der  mit  modernen  Methoden  eine 
noch  etwas  kieselsäurereichere  Probe  (75,5 %  Sit)*- Gehalt  der  nicht 
entsalzten  Masse)  untersuchte,  stellte  in  Bezug  auf  die  Salzsäurelöslichkeit 
ungefähr  das  gerade  Gegenteil  fest.  Da  auch  der  Gehalt  der  „Challenger"- 
Proben  an  kohlensaurem  Kalk,  wie  erwähnt,  als  abnorm  zu  betrachten 
ist,  wird  man  gut  tun,  von  den  im  „Challenger*-Werk  für  Diatomeen- 
schlamm gegebenen  Zahlen  überhaupt  abzusehen.  Ich  gebe  aber  zur 
vorläufigen  Orientierung  die  Zahlen  wieder,  welche  Gebbfng  für  einen 
Diatomeenschlamm  der  „Gauss" -Ausbeute  erhalten  hat: 

„Gauss"-Station  46,  59°  53'  SM  91°  45'  O.    4280  m.    11.  II.  1902. 

Hygroskopisches  Wasser  7,6. 
Gesamtglühverlust  (nach  Trocknen  bei  125°)  8,7. 


NaCl   5,4 

Ca  SO*   0,7 

CaO   1,0 

MgO   1,6 

MnO    0,08 

Fe,  08   3,5 

AUOs   8,5 

vSiO*   75,5 

Glühverlust   4,0 


100,3 

Hiervon  erwiesen  sich  als  in  verdünnter  Salzsäure  löslich  13,8! 


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3G8 


Die  jungen  Meeressedimente  und  ihre  Bildung 


Die  geographische  Verbreitung  der  Diatomeenschlamme 

Ein  anscheinend  geschlossener  Gürtel  von  Diatomeenschlamm  umgibt 
den  Erdball  am  Boden  des  Ozeans  in  den  höheren  Südbreiten.  Am 
schmälsten  ist  er  südlich  von  Amerika,  am  breitesten  wohl  im  Indischen 
Ozean.  Krümmel  gab  sein  Areal  1907  mit  fast  22  Millionen  qkm  an. 
Schon  seit  1851  kennt  man  das  Auftreten  dieses  Sedimentes  im  nörd- 
lichsten Teile  des  Pazifischen  Ozeans,  wo  Lt.  Brooke  Proben  lotete, 
welche  dann  von  J.  W.  Bailey  untersucht  wurden.  Spätere  Fest- 
stellungen haben  gezeigt,  daß  ein  mehr  oder  minder  breites  Band  von 
Diatomeenschlaram  sich  zwischen  den  Roten  Ton  des  nordpazifischen  Tief- 
seebeckens und*  die  Blauschlamme  der  Küstenzonen  einschiebt,  und  zwar 
längs  des  ganzen  Außenrandes,  von  der  nordjapanischen  Insel.Iesso  an  über 
die  Kurilen,  Kamtschatka,  entlang  dem  Aleutenbogen  und  südlich  von  Alaska, 
um  erst  in  der  Breite  der  Insel  Vancouver  (50°  N.)  zu  verschwinden.  Die 
Beantwortung  der  Frage,  ob  die  „Diatomeenschlamme",  welche  Murray  in 
seinem  vorläufigen  Bericht  über  die  Grundproben  der  „Michael  Sars"-Ex- 
pedition  in  den  Nordatlantischen  Ozean  angibt,  dem  antarktischen  oder 
nordpazifischen  Diatomeenschlaram  gleiche  oder  vergleichbare  Sedimente 
darstellen,  wird  bis  zum  Erscheinen  ausführlicherer  Mitteilungen  zurück- 
zustellen sein.  Doch  mag  hier  darauf  hingewiesen  sein,  daß  schon  Loh- 
mann 1902  in  dem  Gebiete,  wo  das  Zusammentreffen  und  Durchmischen 
des  kalten  Labradorstromes  und  des  warmen  Golfstromes  ein  unaus- 
gesetztes, massenhaftes  Absterben  von  Planktonten  hervorrufen  muß,  an 
einzelnen  Stellen  „Rote  Tone"  und  „Blauschlicke"  fand,  welche  äußerst 
reich  an  den  großen  Frustulen  der  arktischen  Diatomee  Coscinodiscus 
radiatus  Ehrenb.  waren. 

Krümmel  gab  das  Gesamtareal  des  Diatomeenschlammes  zu  rund 
23  Millionen  qkm  oder  6,4°/0  der  heutigen  Meeresböden  an.  Nach  den 
neuesten  Zahlen  würden  es  26  Millionen  qkm  sein.  Davon  entfallen  nach 
Schott86»*)  4,5  Millionen  auf  den  Atlantischen,  nach  Murray367)  12,0 
Millionen  auf  den  Indischen  und  nach  Murray  und  Lee  9,3  Millionen 
auf  den  Pazifischen  Ozean. 

Dasselbe-,  was  bezüglich  der  früheren  Verbreitung  des  Globigerinen- 
schlammes  und  des  Roten  Tones  am  Schlüsse  der  betreffenden  Abschnitte 
gesagt  wurde,  gilt  auch  für  den  Diatomeenschlamm.  Sein  Verbreitungs- 
gebiet war  in  einer  gar  nicht  so  lange  zurückliegenden  geologischen 
Zeit  ein  anderes,  als  heute;  daher  die  gelegentliche  stratigraphische 
Verknüpfung  mit  Globigeriuenschlamm  und  anderen  Sedimenten,  auf  die 
wir  zurückkommen  werden. 

c)  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 

Der  Beschreibung  der  hauptsächlichsten  rezenten  Meeressedimente 
sollen  einige  Bemerkungen  allgemeiner  Art  angeschlossen  werden,  welche 


Transportkrüfte  im  Heere  and  ihre  Wirkungen  369 

uns  schließlich  zu  einer  den  Geologen  ganz  besonders  interessierenden 
Frage  führen  werden,  zur  Frage  der  Stratigraphie  der  „rezenten44 
Meeresablagerungen.  Dabei  werden  auch  noch  einige  Grundproben  Er- 
wähnung finden,  welche  kaum  in  das  Schema  der  oben  unterschiedenen 
Sedimentarten  hineinpassen,  ein  Grund  mehr,  ihre  Ablagerungs- 
bedingungen eingehend  zu  erörtern. 

«)  Über  die  für  die  Zusammensetzung  der  Meeressedimente 
wichtigsten  Transportkräfte  und  ihre  Wirkungen 

Für  den  Transport  von  minerogenen,  gelegentlich  auch  von  biogenen 
Komponenten  stehen  im  Meere  verschiedene  Mittel  zur  Verfügung,  welche 
z.  T.  direkt,  z.  T.  aber  indirekt  wirken.  Zu  den  ersteren  gehören 
Brandungswelle  nebst  Sogstrom  und  Küstenversetzung,  Gezeitenströme 
und  normale  Meeresströmungen;  auch  die  Winde  werden  für  die  Herbei- 
führung von  allochthoner  Materie  von  Wichtigkeit;  ferner  wird  der 
Tränsport  durch  Vermittlung  von  Organismen  stets  im  Auge  zu  behalten 
sein.  Indirekt  transportierend  wirken  Eisberge  und  Meereisschollen,  in 
selteneren  Fällen  auch  fluviatiles  Grundeis,  indem  sie  selbst  von  den 
Meeresströmungen  und  Winden  vertragen  werden.  Über  den  ganzen 
Komplex  dieser  Fragen  haben  sich  letzthin  besonders  eingehend  Murray 
und  Philippi  bei  Beschreibung  der  „Valdiviatt-Proben,  über  einen  Teil 
auch  E.  Philippi  im  Anschluß  an  die  Besprechung  der  „Gauss "-Proben 
geäußert,  welche  beiden  Darstellungen  im  Folgenden  mehrfach  mit  Vorteil 
benutzt  worden  sind. 

A.  Treibeis  und  Eisberge,  ihr  Einfluß  auf  den  Meeresboden 
und  vor  allem  ihre  transportierende  Tätigkeit 

Unter  dem  Namen  Treibeis  können  wir  sowohl  die  Eisberge,  wie 
das  Meereis  in  seinen  verschiedenen  Formen  zusammenfassen.  Das 
Treibeis  ist  von  allen  genannten  Transportmitteln  das  wirksamste,  indem 
es  befähigt  ist,  Material  von  einer  Korngröße  zu  transportieren,  bei 
welcher  jedes  andere  Transportmittel  versagt.  Auch  reicht  sein  Aktions- 
radius am  weitesten,  falls  wir  von  den  allerfeinsten  Komponenten  ab- 
sehen, deren  Transportmöglickeit  durch  Luftströmungen  ja  kaum  eine 
Grenze  findet. 

Aber  nicht  nur  als  Transportvermittler  ist  das  Eis  im  Meere  von 
Wirksamkeit,  sondern  es  hinterläßt  auch  manche  anderen  Spuren  seiner 
Tätigkeit,  deren  Betrachtung  hier  eingeflochten  sei,  zu  welchem  Zwecke 
wir  etwas  weiter  ausholen  müssen.  Beginnen  wir  mit  der  wichtigsten 
Art  des  Treibeises,  den  Eisbergen. 

Von  den  Dimensionen  der  nordischen  Eisberge  gibt  die  Tatsache 
eine  Anschauung,  daß  der  Muir- Gletscher  in  Alaska  in  einer  Breite  von 

Andre»,  Geologie  de«  Meeresbodens.  II.  24 


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:,70 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meercsaediniente 


1600  m  und  einer  Höhe  von  80—90  m  das  Meer  erreicht  und  halbstünd- 
lich hunderte  von  Tonnen  Eises  ins  Meer  fallen  läßt.  Aber  noch  größere 
Eisberge  als  hier  werden  in  Westgrönland  gebildet,  wo  die  Gletscher 
mit  ihrer  bis  über  600  m  betragenden  Mächtigkeit  und  infolge  des  eine 
Fließgeschwindigkeit  bis  zu  18  m  am  Tage  und  darüber  erzeugenden, 
gewaltigen  Eisnachschubes  wahre  Eisriesen  ins  Meer  entsenden. 

Dieser  Vorgang  der  Erzeugung  von  Eisbergen  durch  Gletscher 
wird  bekanntlich  allgemein  als  das  „  Kalben"  der  Gletscher  bezeichnet. 
Ältere  und  eigene  Beobachtungen  über  diese  Erscheinung  hat  E.  VON 
Dhygalski392)  seinerzeit  zusammengefaßt,  neuere  verdanken  wir  ins- 
besondere J.  P.  Koch  und  A.  Wegenek393);  eine  besondere,  aber  nicht 
in  allen  Einzelheiten  und  nur  in  einem  Teil  ihrer  Verallgemeiuerungen 
zutreffende  Darstellung  des  Geburtsvorganges  der  Eisberge  gab  M.  E. 
Engell3**).  Erste  und  Hauptbedingung  für  die  Bildung  der  Eisberge 
ist  offenbar  die  im  Gefolge  der  Glctscherbewegung  immer  von  neuem 
eintretende  Zerreißung  der  Eismassen  längs  Spalten,  welche  die  Stellen 
des  Losreißens  im  voraus  bestimmen.  Hieraus  erklärt  sich  das  fast 
unaufhörliche  Niederstürzen  kleinerer  und  größerer  Eisblöcke  aus  den 
oberen  Lagen  des  Gletschers  längs  vorhandener  Spalten  (Drygalskis 
Kalbungen  3.  Größe):  und  wenn  solche  Eiskälber  auch  oft  100  m  absolute 
Höhe  haben,  so  erscheinen  sie  im  Wasser  doch  nur  als  unbedeutende  Eis- 
trümmer. Dieses  ständige  Abbröckeln  der  Gletscher-  und  Inlandeisfronten 
mag  auch  dadurch  befördert  werden,  daß  die  höheren  Lagen  des  Eises 
sich,  z.  T.  wohl  infolge  der  neuerdings  von  H.  Philipp  wieder  besonders 
hervorgehobenen  Differeutialbewegung,  schneller  vorwärts  bewegen  als 
die  tieferen  und  die  Eismassen  auf  diese  Weise  immer  wieder  eine  Über- 
steile Front  herstellen,  deren  nicht  mehr  genügend  unterstützte  Enden 
schließlich  abstürzen  müssen.  Auch  Unterwaschung  durch  die  Brandung 
mag  hier  und  da  einen  solchen  Eisabbruch  erzeugen.  Aber  wie  un- 
wesentlich gerade  diese  letztere  Erscheinung  ist,  zeigen  die  gar  nicht 
seltenen  „Kalbungen"  des  grönländischen  Inlandeises  „auf  dem  Lande" 
<  A.  Wegenek),  die  doch  gewiß  nur  auf  die  Gletscherbewegung  als  solche 
zurückgeführt  werden  können. 

Das  Gegenstück  zu  diesen  Kalbungen  durch  Abbröckeln  der  Eis- 
frout  vou  oben  her  —  welche  mit  dem  Eise  wohl  eckigeu  Oberflächen- 
schutt und  gegebenenfalls  atmosphärische  Staubmassen  der  Inlandeis- 
oberfläche, sogenannten  Kryokonit,  aber  kein  Grundmoränenmaterial  dem 
Meere  überantworten  —  bilden  die  „Kalbungen  von  unten"  (Drygalskis 
Kalbungen  2.  Größe),  bei  denen  die  Kalbeisstücke  vor  der  Gletscherwand 
im  Wasser  auftauchen  und  hierdurch  den  Schiffen  besonders  gefährlich 
werden  können.  Dieses  Eis  stammt  ans  den  unteren  Lagen  des  Gletschers 
und  kann  demnach  mit  Grundmoränenmaterial  beladen  sein.  Es  gibt 
(rietscher,  welche  fast  nur  auf  diese  Weise  kalben! 


Transportkräfte  im  Meere  und  ihre  Wirkungen 


371 


Wichtiger  noch  für  die  Eisbergbildung  ist  die  dritte  Art  der  Kalbnngen 
(Drygalgkis  Kalbungen  1.  Größe).  Wo  ein  Gletscher  oder  Inlandeis- 
rand so  weit  in  das  Meer  vordringt,  daß  er  den  festen  Boden  unter 
sich  verliert,  da  er  ins  Schwimmen  gerät,  tritt  Auftrieb  im  Wasser  ein, 
der,  im  wesentlichen  wohl  unter  Benutzung  von  durch  die  Gletscher- 
bewegnng  entstandenen  Spalten,  die  eigentlichen  Großkaibungen  hervor- 
ruft. Hierbei  erhebt  sich  der  entstehende  Eisberg,  welcher  der  ganzen 
Dicke  der  Eismasse  entspricht,  oft  zunächst  hoch  über  die  Gletscher- 
oberfläche, um  erst  nach  vielfacher»  Umwälzungen  (Fig.  122),  welche  das 


Fig.  122. 

56  di  hoher,  gewülztpr  Eisberg,  in  der  Stonnbugt  an  der  Nordostküste  Grönlands  etwa 
unter  76°  45'  N.  Br.  in  ca.  150  m  Tiefe  festgekommen.  Derselbe  stammte  vom  Brede 
Brne,  welcher  mit  bis  zu  HO  m  hoher  Eismauer  ins  Meer  mündet.  Die  schrägen,  dunkel 
erscheinenden  Streifen  sind  Blaubänder;  links  eine  bogenförmig  verlaufende,  gefüllte 
Spalte.  Alfred  Weoener  phot.  Juni  1907.  (Nach  Koch  &  Weoener,  Danmark- 
Ekspeditionen  til  Grönlands  Nordöstkyst  1906—1908.  Bind  VI,  No.  1.  [Meddelelser 
om  Grönland.  XLVI  j  Kopenhagen  l'Jll,  S.  20,  Fig.  10,  deren  Klischee  die  „Commis- 
sionen  for  Ledelsen  af  geologiske  og  geographiske  Undersögelser  i  Grönland"  in  Kopen- 
hagen freundlichst  zur  Verfügung  stellte.) 

gefahrlose  Beobachten  dieses  Vorganges  aus  nächster  Nähe,  wenigstens 
vom  Wasser  aus,  zur  Unmöglichkeit  machen,  eine  Gleichgewichtslage 
anzunehmen.  Es  ist  klar,  daß  die  Gezeiten,  welche  den  Meeresspiegel 
heben  und  senken,  größten  Einfluß  auf  diese  Art  des  Kalbens  haben 
müssen,  und  die  Polarliteratur  unterrichtet  vielfach  über  die  Gezeiten- 
spalten, Gezeitenschraubungen,  Schraubwälle,  welche  auch  hierbei  erzeugt 
werden.  Nicht  selten  wirken,  wie  Koch  und  Wegener  beobachten 
konnten39'),  Eisblöcke,  die  in  solche  Gezeitenspalten  abgestürzt  waren, 

24* 


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372  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 

bei  vermehrtem  Auftrieb  infolge  steigender  Flut  gleichsam  wie  Keile 
und  erleichterten  und  beschleunigten  hierdurch  die  Loslösung  des  Eis- 
berges. Aber  die  Kalbung  würde  doch  auch  ohne  diese  nicht  notwendige 
Begleiterscheinung  erfolgen. 

Schließlich  kommt  es  aber  auch,  vor  allem  in  der  Antarktis,  vor, 
daß  von  dem  schon  länger  schwimmenden  Gletscherende,  bezw.  Inland- 
eisrande gewaltige  Eisberge  als  aufrechte  Tafeln  (Fig.  123  und  Tafel  V) 


Fig.  123. 

Senkrechte  Wand  eines  etwa  40  ni  hohen  Eisberges  mit  deutlicher  Firnschichtung  und 
Schmelzwasserkanälen,    eingefroren    im    Meereia    der    Posadowsky- Bucht,  Antarktis. 
E.  PHILIPPI  phot.  Nov.  1908.    Nach  E.  Philippi  aus  Stilles  Geologischen  Charakter- 
bildern, 1.  Heft,  1910,  Tafel  8. 

absegeln,  um  erst  viel  später  —  oft  vielleicht  erst  nach  jahrelangen 
Irrfahrten  —  gewälzt  zu  werden. 

In  Westgrönlaud  ist  die  Eisbergproduktion  bei  solchen  Eisströmen, 
die  mit  mäßiger  Neigung  in  sanft  abfallende  Fjordbetten  hineinmünden, 


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Transportkräfte  im  Meere  und  ihre  Wirkungen 


373 


ergiebiger  und  liefert  größere,  kastenförmige,  zunächst  unpewälzte  Berge, 
als  bei  Eisströmen,  welche  steiler  abfallen  und  in  tiefes  Wasser  ragen; 
hier  sind  die  abgelösten  Berge  höher  als  breit  und  müssen  sich  daher 
durch  Wälzen  erst  eine  neue  Gleichgewichtslage  suchen. 

Da  das  Eis  auch  im  Winter  dem  Meere  zustrebt,  erfolgen  die 
Kalbungen  das  ganze  Jahr  hindurch;  doch  sind  z.  B.  in  Grönland  die 
Fjorde  im  Winter  mit  so  starkem  Feld-,  d.  i.  Meereise  bedeckt,  daß  die 
abgelösten  Berge  an  ihrer  Geburtsstätte  liegen  bleiben.  Erst  vom  Mai  ab, 
wenn  das  Feldeis  aufbricht,  gehen  sie  aus  den  Fjorden  hinaus  (Fig.  124), 


Fig.  124. 

Schwimmende  Eisberge  im  Umanakfjord  bei  der  Kolonie  Umanak.  Nordwestgrönland. 
Arnold  Hkim  phot.  17.  Aug.  1909.  Nach  Arnold  Heim  aus  Stilles  Geologischen 
Charakterbildern,  G.Heft,  1911,  Tafel  2.  (Im  Vordergrunde  links  zeigt  sich  die  Rund- 
hücker-Umformung des  GneiBgebirges  durch  den  Gletacherschliff  des  diluvialen  Inland- 
eises. —  Der  dänische  Staatsdampfer  „Hans  Egede"  ist  von  schwimmenden  Eisschollen, 
dem  Abfallprodukt  der  größeren,  draußen  schwimmenden  Eisberge,  umringt.) 

indem  sie  der  ständigen  Abströmung  des  oberflächlichen  Schmelzwassers, 
aber  auch  der  Stoßwirkung  heftiger  und  föhnartiger  Landwinde  folgen. 
Da  die  Fjorde  aber  durchweg  seewärts  seichter  werden,  kommen  die 
meisten  der  größeren  Berge  hier,  auf  den  sogenannten  Eisbergbänken, 
fest,  um  erst,  nachdem  sie  weiter  abgeschmolzen  oder  durch  Abbröckelung 
erleichtert  sind,  nach  kürzerer  oder  längerer  Zeit  bei  einer  hohen  Flut 
wieder  flott  zu  werden. 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meereasedimente 


Je  nach  der  Entstehung  haben  die  Eisberge  natürlich  sehr  ver- 
schiedene Größe  und  Gestalt  und  transportieren  nicht  nur  verschieden- 
artige GesteinsmaterialieD  (die  Kalbungen  durch  Absturz,  von  oben: 
Oberflächenschutt  und  Kryokonit,  die  Kalbungen  von  unten:  das  im  Eise 
eingefrorene  Grundmoränenmaterial,  die  Großkaibungen:  alle  verschiedenen 
Arten  von  Gletscherschutt),  sondern  auch  die  Art,  in  welcher,  und  die 
Zeit,  nach  welcher  sie  dieses  mitgeschleppte  Material  dem  Meeresboden 
zuführen,  wird  hierdurch  im  Wesentlichen  bestimmt,  was  uns  an  dem 
Beispiele  der  tafelförmigen,  antarktischen  Eisberge  noch  besonders 
interessieren  wird. 

Wenn  die  Höhe  der  Eisberge  über  dem  Meeresspiegel  80—100  m 
oder  mehr  nur  selten  erreicht,  so  ist  dabei  Folgendes  zu  bedenken: 
Reines  Süßwassereis,  zu  dem  ja  das  Gletschereis  gehört,  hat  das  spezifische 
Gewicht  0,917  oder  rund  0,92.  Da  das  Oberflächen wasser  der  Polar- 
meere ein  spezifisches  Gewicht  von  rund  1,028  besitzt,  so  taucht  ein 
würfelförmiger  Eisberg  theoretisch  mit  0,92 : 1,028  seiner  Höhe  ins  Wasser 
ein.  Nun  ist  das  Gletschereis  aber  nicht  nur  immer  mehr  oder  minder 
lufthaltig,  —  weißes,  stark  lufthaltiges  Gletschereis  kann  nach  Helland 
gar  ein  spezifisches  Gewicht  von  nur  0,886  haben,  —  sondern  der  Quer- 
schnitt der  untergetauchten  Teile  ist  in  der  Regel  viel  größer  als  der 
in  die  Luft  ragenden ;  anderseits  aber  verändert  mitgeschlepptes  Gesteins- 
material das  Gewicht  des  Eisberges,  und  zwar  im  entgegengesetzten 
Sinne,  und  schließlich  sind  auch  die  Spalten  und  Höhluugen  im  Eise  zu 
berücksichtigen,  sodaß  jener  theoretisch  zu  errechnende.  Wert  in  der 
Praxis  fast  ohne  Bedeutung  ist.  Fiul  wenn  von  Drygalski,  unweit 
des  Steilrandes  des  Kleinen  Karajak-Eisstromes  lotend,  die  Tiefe  des 
Fjordes  nur  viermal  so  groß  fand,  wie  die  höchsten  Spitzen  des  Eis- 
randes über  Wasser  lagen,  so  ist  das  gewiß  ein  extremer  Fall,  und  als 
Mittel  zahlreicher  Beobachtungen 3W)  darf  man  annehmen,  daß  frei 
schwimmende  Eisberge  etwa  mit  1  -  bis  '/«  ihrer  Gesamthöhe  über  die 
Meeresoberfläche  emporragen. 

So  ergeben  sich  selbst  bei  mittleren  Eisberghöhen  noch  erhebliche 
Beträge  für  deren  Tiefgang,  der  gleichbedeutend  ist  mit  der  Tiefe,  bei 
welcher  die  Berge  auf  dem  Meeresboden  festfahren  (Fig.  125)  und 
bei  lockerer  Beschaffenheit  desselben  Bodenaufschürfungen,  bei  felsigem  ' 
Boden  aber  Schrammungen  und  dergleichen  veranlassen  können.  Daß 
Eisberge  mit  ihrer  z.  T.  mehrere  1 00  m  betragenden  Mächtigkeit  wohl 
herangezogen  worden  sind,  um  die  Abschleifuug  des  antarktischen  Sehelfes 
bis  zu  seiner  erheblichen  Tiefe  zu  erklären,  ist  im  1.  Bande  dieses  Werkes 
besprochen  worden.  Der  z.  T.  beträchtliche  Tiefgang  «1er  Eisberge  er- 
klärt aber  auch  das  schon  erwähnte  Festfahren  der  größeren  Berge  auf 
den  submarinen  Barren  der  westgrönländisehen  Fjorde,  den  Schutz,  den 
das  seichte  Beringsmeer  dem  nördlichen  Teil  des  Stillen  Ozeans  gegen 


Transportkräfte  im  Meere  und  ihre  Wirkungen 


375 


das  Auftreten  größerer  Eisberge  gewährt,  und  schließlich  auch  die  Tat- 
sache, daß  solche  an  der  ganzen  West-  und  Nordküste  von  Nowaja 
Semlja,  wie  an  der  Südspitze  von  Spitzbergen  fehlen,  da  das  Meer  hier 
an  den  Küsten  zu  flach  ist  und  das  Eis  nur  in  kleinen  Stücken  von 
den  Gletschern  abbricht.  Demgegenüber  erzeugt  Franz-.losefs-Land 
ebenso  wie  Westgrönland  gewaltige  Eisberge,  deren  Volumen  in  manchen 
Fällen  bis  zu  21  Millionen  ebui  bestimmt  wurde.  Westgrönländischer, 
bezw.  Labradorstrom   und  Ostgrönlandstrom  führen  diese  Eismassen 


Fig.  125. 

Auf  Grund  geratener,  in  der  Mitte  geborstener  und  in  Meereis  eingefrorener,  tafel- 
förmiger Eisberg.  Posadowsky  Bucht,  Antarktis.  E.  PHILIPP]  phot.  April  1902.  Nach 
E.  Phimppi  aus  Stili.ks  Geologischen  Charakterbildern,  1.  Heft,  1910,  Tafel  4.  (An  den 
Bruchflächen  senken  sich  die  beidea  Hälften  gegeneinander,  an  den  entgegengesetzten 
Enden  werden  die  weit  vorspringenden,  submarinen  Sockel,  die  von  einer  Abrasions- 
terrasse mit  Brandungshohlkehle  nach  oben  begrenzt  sind,  sichtbar.) 

während  des  nördlichen  Sommers,  von  April  bis  August,  nach  Süden. 
Während  dieselben  aber  im  Ostgrönlandstrom  mit  überwiegenden  und 
gewaltigen  Massen  von  Feld-  oder  Meereis,  das  häufig  zu  Packeis  auf- 
gestaut ist,  vergesellschaftet  erscheinen,  transportiert  der  Westgrönlaud- 
strom  mehr  nur  massenhafte  Eisberge,  die  dann  oft  zu  Dutzenden  auf 
den  seichten  Neufundlaudbäuken,  vor  allem  an  deren  Ostrand,  „stranden1*. 
Wegen  des  bedeutenden  Tiefganges  der  größeren  Eisbeige  erfolgt  di<; 
Trift  derselben  in  der  Hauptsache  unter  dem  Einfluß  der  Strömungen 


37« 


Allgemeine  Betrachtungen  Ober  die  jungen  Meeressedimente 


und  weniger  der  Winde,  denen  sie  demgemäß  zeitweise  entgegengehen 
können.  Und  so  werden  die  Eisberge  gelegentlich  bis  weit  in  das  Ge- 
biet des  Golfstroms  vorgeschoben,  wo  sie  hin  und  wieder  selbst  bis  auf 
36°  nördl.  Br.  beobachtet  worden  sind.  Im  Golfstrom  aber,  in-  welchem 
nach  W.  Brexnecke  397)  die  größten  Berge  schätzungsweise  erst  nach 
zwei  Monaten  verschwinden,  kentern  sie  vielfach  infolge  des  stärkeren 
Abschmelzprozesses  au  der  Unterseite,  wobei  sie  nicht  nur  direkt, 
sondern  auch  indirekt  durch  die  hierbei  entstehenden  Wasserbewegungen 
den  Meeresboden  beeinflusseu  können.  Nicht  allein  hierdurch,  sondern 
auch  durch  das  Vorhandensein  des  —  als  Abrasionsterrasse  gebildeten 
—  Eisfuües,  der  oft  hunderte  von  Metern  weit  vorstehen  kann,  bilden 
die  Eisberge  bekauntlich  eine  große  Gefahr,  für  die  gerade  in  diesen 
Gebieten  so  rege  Schiffahrt a98).  Weitab  von  irgendwelchen  Küsten  fest- 
liegende, also  auf  Untiefen  ^gestrandete  u  Eisberge  haben  übrigens  viel- 
fach erst  zur  Auffindung  solcher  geführt. 

Sowohl  die  sogenannten  mittleren,  wie  die  äußeren  Treibeisgrenzen, 
welche  auf  unserer  Karte  der  jungen  Meeressedimente  mit  eingetragen 
sind,  zeigen  deutlich  den  Einfluß,  welchen  die  warmen  (und  die  kalten) 
Meeresströmungen  auf  die  Verbreitung  der  verschiedenen  Arten  schwim- 
mender Eismassen  und  damit  auf  die  Bestreuung  des  Meeresbodens  mit 
Glazialgeschieben  oder  sonstigen,  etwa  vom  Meer-  oder  Küsteneis  auf- 
genommenen und  transportierten  Gesteinsbruchstücken  und  feinkörnigeren 
Komponenten  haben.  In  den  Einzeljahren  schwanken  die  Treibeisgrenzen 
nicht  unbeträchtlich. 

Die  geologischen  und  morphologischen  Wirkungen,  welche  das  Eis- 
bergphäuomen  auf  den  Meeresboden  ausübt,  sind  verschiedenster  Art. 
Es  handelt  sich  einerseits  *um  Abtragungen  von  Untiefen  und  Schelf- 
gebieten, also  um  eine  Tieferlegung  des  Reliefs  des  Meeresbodens,  so- 
dann um  Veränderungen  des  Reliefs  durch  Schrammung  von  Felsböden 
oder  durch  Zusammenstauchung  lockeren  Bodens,  Veränderungen,  bei 
denen  sowohl  Tieferlegung,  wie  (im  letzteren  Falle)  auch  Erhöhung  des 
Bodenreliefs,  die  bis  zur  Inselbildung  führen  kann,  statt  hat,  schließlich 
aber  auch  um  Aufschüttungen,  welche  uns  gerade  an  dieser  Stelle  am 
meisten  interessieren.  Am  großartigsten  entfalten  sich  alle  diese  Vor- 
gänge ja  natürlich  in  den  polaren  und  subpolaren  Meeren,  und  gerade 
die  ältere  geologische  Literatur  ist  reich  au  Beobachtungen  dieser  Art, 
z.  B.  von  den  Küsten  Neufundlands  uud  Labradors,  da  man  in  diesen 
Vorgängen  aktuelle  Beispiele  für  die  Verhältnisse  der  Diluvialzeit  mit 
ihren  vermeintlichen  „Drift bilduugen"  erblicken  wollte399).  Aber  sowie 
wir  das  Meereis  hinzunehmen,  erweitern  sich  die  Regionen,  welche  der 
Eiswirkung  unterworfen  sind,  müssen  doch  dann  z.  B.  große  Teile  der 
Ostsee,  welcher  heute  Eisbergbildung  abgeht,  mit  eingeschlossen 
werden. 


Transportkräfte  im  Me«re  und  ihre  Wirkungen 


377 


Das  Areal,  welches  den  Treibeiswirkungen  auf  den  Meeresboden 
(und  die  Küsten)  ausgesetzt  ist,  schätzte  A.  Penck400)  seinerzeit  auf 
der  Nordhemisphäre  auf  ca.  21,  auf  der  Südhemisphäre  auf  ca.  75  Mil- 
lionen qkm,  abzüglich  des  Flächeninhaltes  der  antarktischen  Festlands- 
gebiete. Beziffert  man  diesen  nach  den  Ergebnissen  der  verschiedenen 
Expeditionen  der  beiden  letzten  Jahrzehnte  auf  rund  14  Millionen  qkm*01), 
so  würden  im  Ganzen  rund  82  Millionen  qkm,  also  mehr  als  ein  Viertel 
der  Meeresfläche,  jenen  Wirkungen  des  Eises  unterliegen.  Während  im 
Norden  als  Zentrum  der  Eisbergbildung  fast  ausschließlich  Grönland, 
welches  nur  den  neunten  Teil  des  nördlichen  Meereseisgebietes  darstellt, 
iu  Betracht  kommt,  verstreut  der  antarktische  Kontinent  seine  Eisberge 
über  eine  4 — 5  mal  größere  Fläche,  als  ihm  selbst  zukommt.  Wenn  alle 
diese  Zahlen  auch  nur  sehr  angenähert  Geltung  haben  und  es  eine 
lohnende  Aufgabe  für  einen  jungen  Geographen  wäre,  die  diesbezüglichen 
Begriffe  auf  Grund  der  neueren  Polar-  und  Meeresforschuogen  und 
planiinetrischer  Kartenausmessungen  genauer  zu  fixieren,  so  geht  doch 
das  eine  schon  jetzt  klar  aus  den  vorhergehenden  Betrachtungen  hervor: 
Es  bedürfte  einer  (in  solchem  Maßstabe  keineswegs  nachweisbaren)  un- 
geheuren Glazialerosion,  um  eine  nennenswerte  Aufschüttung  des  Bodens 
der  polaren  Meere  durch  in  Eisbergen  verschleppte  Gesteinstrümmer  zu 
veranlassen,  und  es  müßten  die  einzelnen  Eisberge  die  regelmäßigsten 
Kurse  einschlagen,  um  die  partielle  Aufschüttung  irgend  eines  Meeres- 
teiles mit  deutlicher  Böschung  zu  bewirken.  Aus  gleichen  Gründen 
kann  auch  das  treibende  Meer-  (und  Flußgrund-)Eis  durch  seinen  Ge- 
steinstransport die  Zusammensetzung  und  Gestaltung  des  Meeresbodens 
nur  unbedeutend  beeinflussen.  Und  so  erscheint  es  völlig  ausgeschlossen, 
z.  B.  Thoület  zu  folgen,  der,  wie  früher  schon  mitgeteilt  wurde,  die 
Entstehung  der  Großen  Neufundlandbank  auf  glaziale  Aufschüttung  durch 
Treibeis,  aber  erst  in  letzter  Linie  durch  Eisberge,  und  durch  andere 
Sinkstoffe  zurückführen  wollte;  in  dieser  Bank  dürfte  vielmehr  über- 
haupt ein  älterer  Gesteinskern  stecken. 

Viel  maßgebender  in  morphologischer  Hinsicht  wird  das  Treibeis 
dort,  wo  es  auf  den  Grund  rennt,  was  bei  den  Eisbergen  bereits  in 
namhaften  Tiefen,  beim  eigentlichen  Meereis  jedoch  nur  in  der  Nähe  der 
Küsten  geschehen  kann.  Nach  Joh.  Walther  traf  Couthouy  im  August 
1827  auf  der  Großen  Neufundlandbank  einen  20  m  hohen  und  350  m 
langen  Eisberg,  der  an  einer  Stelle  am  Meeresboden  festzuhängeo  schien 
und  infolgedessen  durch  die  Wellen  um  seine  Achse  bin-  und  herrotierend 
bewegt  wurde;  den  Flanken  dieses  Eisberges  sah  man  große  Felsblöcke 
und  Erdmassen  eingebettet,  und  auf  2  km  Abstand  um  denselben  er- 
schien das  Wasser  voll  Schlamm  und  Erde,  die  sein  Fuß  am  Grunde 
des  Meeres  unter  weithin  vernehmbarem  Krachen  fortwährend  aufwühlte. 
Auch  infolge  Gleichgewichtsstörungen  sich  wälzende  Eisberge  müssen 


378 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


ähnliche  Einwirkungen  auf  den  Meeresboden  ausüben.  Ferner  vermag 
mit  großer  lebendiger  Kraft  auflaufendes  Eis  parallel  zum  Ufer  Block- 
reihen aufzuhäufen  und  die  lockeren  Ablagerungen  des  Meeresbodens 
wallförmig  zusammenzuschieben,  —  wobei  in  sehr  seichten  Gewässern 
eben  Inselbildung  eintreten  kann  — ,  anderseits  aber  wird  felsiger  Meeres- 
boden durch  das  Eis  rein  gescheuert,  ja  selbst  geschrammt.  Laminarien- 
bestände,  wie  sie  sonst  für  die  oberen  Zonen  untermeerischer  Felsabstürze 
charakteristisch  sind,  sind  in  den  solchen  Eiswirkungen  ausgesetzten 
Meeresräumen  nicht  von  Dauer;  wo  sie  ausnahmsweise  an  geschützten 
Stellen  zur  Ausbildung  gelangten,  fallen  sie  doch  einmal  der  Scheuer- 
wirkung des  Eises  zum  Opfer,  und  ihre  abgerisseneu  Zweige  bilden 
daher  sehr  häufige  Triftkörper  z.  B.  im  Westgrönlandstrom. 

Ablagerungen,  denen  Treibeis  Komponenten  beigemengt  hat,  lassen 
sich  im  allgemeinen  leicht  erkennen.  Während  in  anderen  Grundproben 
die  Mineralkörner  meist  annähernd  gleich  groß  sind  und  sich  mit  Bezug 
auf  die  Korngröße  gesetzmäßig*02)  um  einen  Mittelwert  gruppieren,  finden 
sich  in  glazial  beeinflußten  Ablagerungen  meistens  kleinere  und  gröbere 
Gesteinsfragmeute  regellos  miteinander  vermengt;  doch  tritt  eine  gewisse 
Sortierung  nach  der  Korngröße  sofort  hervor,  wo  eine  Schlämmung  durch 
Strömungen  mit  eine  hervorragende  Rolle  spielte,  wie  wir  das  bei  den 
„glazialmarinen  Sedimenten"  der  antarktischen  Packeiszone  kennen 
gelernt  haben. 

Über  die  Bedeutung  der  Eisberge  für  den  Sedimentabsatz  gehen 
die  Ansichten  ziemlich  erheblich  auseinander.  Insbesondere  sind 
manche  Forscher  der  Meinung,  daß  die  Eisberge  als  Transportmittel 
weder  quantitativ  noch  qualitativ  den  Gletschern  und  dem  Inlandeise 
erheblich  nachstehen,  ja,  daß  sie  Ablagerungen  hervorrufen  könnten, 
welche  sich  nur  wenig  von  Gruudmoränen  unterscheiden.  Vor  allem  hat 
man  —  wie  früher  für  die  Bildung  der  diluvialen  Grundmoräne  Nord- 
deutschlands —  so  neuerdings  für  die  Bildung  mancher  jungpaläozoischer 
Glazialsedimente  die  Beteiligung  von  „Drift"  verantwortlich  machen  wollen. 

Es  ist  daher  unsere  Aufgabe,  diese  aktuellen  Verhältnisse  etwas 
eingehender  ins  Auge  zu  fassen.  Und  da  läßt  sich  nun  unschwer  er- 
kennen, daß  in  Bezug  auf  die  transportierende  Wirkung  des  Treibeises 
zwischen  der  nördlichen  und  südlichen  Halbkugel  bedeutende  Differenzen 
bestehen,  die  in  letzter  Linie  wohl  einesteils  auf  die  verschiedene  Ver- 
teilung von  Festland  und  Meer,  anderseits  aber  auf  klimatische  Unter- 
schiede zurückzuführen  sind. 

Die  Untersuchung  der  „Iiigolf  "-Proben  aus  den  Meeresteileu  um  Grön- 
land und  Island  hat  0.  B.  Boeggild  dazu  geführt,  die  Bedeutung  der  Eis- 
berge für  die  maiine  Sedimentbildung  für  relativ  geringfügig  zu  erklären. 
Dem  wird  man  für  diese  Teile  des  Atlantischen  Ozeans  zustimmen  müssen, 
wenn  man  die  auffallende  Armut  an  gröberem  Material  in  den  untersuchten 


Transportkräfte  im  Meere  und  ihre  Wirkungen 


379 


Sedimenten  aus  dem  Meere  nördlich  von  Island  und  westlich  von  Grönland 
unter  dem  65.  Breitengrade  dem  häufigen  und  zahlreichen  Auftreten  von 
Eisbergen  in  diesen  Regionen  gegenüberhält.  Anderseits  besteht  kein  großer 
Unterschied  in  dieser  Beziehung  zwischen  den  außerhalb  der  Region  der 
Eisbergtrift  gebildeten  Sedimenten  südlich  von  Island  und  den  unter  dem 
Einfluß  der  Eistrift  stehenden  Ablagerungen  zwischen  Island  und  Jan 
Mayen.  Immerhin  wird  man  sich  hüten  müssen,  diese  Resultate  Boeggilds 
ohne  weiteres  auf  andere  Gebiete  zu  übertragen.  Die  schon  lange  be- 
kannten, auch  von  der  „Valdivia*  auf  dem  Wyville- Thomson -Rücken 
festgestellten,  ziemlich  groben  und  polygenen  Gesteinsbrocken  sind  wohl 
sicher  keine  Bruchstücke  anstehenden  Gesteines,  sondern  wurden  z.  T. 
durch  Treibeis  herverfrachtet;  zum  anderen  Teil  mögen  sie  einer  sub- 
marin liegenden  Grundmoräne  entstammen. 

Daß  zur  Diluvialzeit  die  Verbreitung  von  auch  geschrammten  Glazial- 
geschieben eine  viel  größere  war,  als  heute,  geht  bereits  aus  früher  er- 
wähnten Einzelheiten  hervor.  Wieweit  damals  aber  im  nordatlantischen 
Ozean  Eisberge  nach  Süden  schwärmten,  beweist  ein  l  kg  schweres  Geschiebe 
von  Granatgneiss,  welches  die  „Valdivia"  auf  der  Seine-Bank  nordöstlich 
von  Madeira,  also  auf  33°  47'  X.  Br.,  auffand.  Die  äußere  Form, -besonders 
eine  deutliche  Schlifffläche,  lassen  keinen  Zweifel  an  der  Natur  des  Stückes 
als  Glazialgeschiebe  aufkommen,  und  es  dürfte  dieses  das  südlichste  Vor- 
kommnis dieser  Art  sein,  welches  bisher  im  Nordatlantischen  Ozean  gefunden 
wurde.  Daß  einige  Grad  südlicher,  auf  den  Azoreninseln  Santa  Maria  und 
Tcrceira  reichlicher  Glazialgeschiebe  von  Gneiss,  Granit,  rotem  Sandstein, 
dichtem  Kalk,  Quarz,  Schriftgranit,  Turmaliugranit  vorkommen,  z.  T.  bis 
1000  m  vom  Strande  und  ziemlich  hoch  (bis  15  m)  über  demselben,  ist  schon 
länger  bekannt403);  ihre  Entdeckung  bestätigte  die  von  Üh.' Darwik  aus 
dem  Charakter  der  Flora  gezogeneVermutuug,  daß  dort  einmal  Eisberge 
gestrandet  sein  müßten401).  Au  der  Ostküste  von  Nordamerika  fand 
der  „Blake"  Glazialgeschiebe  nur  bis  zu  36°  nördl.  Br. 

Durchaus  anders  als  der  nördliche  Atlantische  Ozean  verhält  sich  aber 
in  Bezug  auf  den  Eistransport  die  Antarktis.  Denn  hier  nimmt  das  Eisberg- 
phänomen ganz  andere  Dimensionen  an,  als  irgendwo  im  Nordpolargebiet 
und  wird  daher  auch  für  die  Sedimentation  am  Meeresboden  zu  einem  Faktor 
von  größerer  Wichtigkeit.  Hierbei  spielen  aber,  wie  insbesondere  aus  den 
Feststellungen  der  Deutschen  Südpolar- Expedition  auf  dem  „Gauss" 
hervorgeht,  nicht  nur  Größe  und  Häufigkeit,  sondern  auch  die  Form 
der  Eisberge  und  die  Entfernung  vom  Inlandeisrande  eine  Rolle. 

Mit  Phileppi  dürfen  wir  voraussetzen,  daß  das  Inlandeis  überall  an 
seiner  Basis  eine  schuttführeude  Lage  von  allerdings  wechselnder  Mächtig- 
keit besitzt.  Ein  Teil  dieser  Schuttschicht  (vergl.  Tafel  VI)  wird  vielleicht 
schon  abschmelzen,  während  sich  der  Rand  des  Inlandeises  noch  im  Zu- 
sammenhange mit  der  Hauptmasse  in  das  Meer  hinaus  vorschiebt,  bevor  also 


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380 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


das  Eis  gekalbt  hat.  Ein  größerer  Teil  des  Schuttes  aber  wird  den  sich 
ablösenden  Eisbergen  zunächst  noch  mitgegeben  werden.  Während  die 
arktischen  Eisberge  als  Abkömmlinge  von  Talgletschern  in  der  Regel 
unregelmäßigere  Gestalt  besitzen,  behalten  die  meisten  antarktischen 
Eisberge  die  ursprüngliche  Lagerung  des  Inlandeises  bei,  welches  sich 
hier  —  ganz  anders  als  auf  Grönland  —  mit  ganzer  Breite  ins  Meer 
vorschiebt;  sie  besitzen  daher  die  Gestalt  einer  flachen  Tafel  oder  eines 
Kastens  (Tafel  V).  Entfernt  sich  ein  solcher  Eisberg  vom  Inlandeisrande,  so 
muß  er  rasch  den  Schuttgehalt  an  seiner  Basis  verlieren,  denn  die  etwas 
tieferen  Wasserschichten  der  Packeiszone  sind  relativ  warn«  und  salz- 
reich, bringen  daher  die  in  sie  eintauchenden  Eismasseu  rasch  zum  Ab- 
schmelzen. Ein  solcher  Eisberg  mag  dann  noch  jähre-,  ja  jahrzehntelang 
die  antarktischen  Gewässer  befahren;  für  die  Sedimentation  kommt  er 
nicht  mehr  in  Frage,  da  er  seinen  Schuttgehalt  in  der  Hauptsache  bald 
nach  der  Lostrennung  vom  Inlandeise  eingebüßt  hcit.  Viel  weniger  weit 
verbreitet  als  die  Grundmoräne  und  wohl  auch  im  allgemeinen  gering- 
mächtiger sind  die  Innenmoränen,  d.  h.  Schuttstreifen,  welche  unter 
einem  mehr  oder  minder  steilen  Winkel  von  der  Cnterfläche  aus  das 
Eis  durchsetzen. 

Über  die  Schuttführung  antarktischer  Eisberge  verdanken  wir 
E.  Philippi405)  eine  kleine,  nachgelassene  Arbeit.  Das  Vorkommen 
von  Innenmoränen  involviert  unebenes  Terrain.  Sie  würden  unmög- 
lich sein,  wenn  ein  Plateau  oder  eine  schiefe  Ebene  ohne  besondere 
Unebenheiten  vereist  wäre.  Innenmoränen  deuten  auf  subglaziale  Er- 
hebungen oder  auf  Nunataks  hin.  Wenn  die  Erhebung  subglazial  war, 
enthält  die  Innenmoräne  nur  Grundmoränenmaterial,  wenn  auch  supra- 
glazial (Nunatak),  außerdem  mehr  oder  weniger  eckigen  oder  höchstens 
kantengerundeten,  aber  in  der  Regel  nicht  geschrammten  Gehängeschutt. 
Sichere  Oberflächenmoränen  dürften  dort  vorliegen,  wo  zahlreiche  (vom 
„Gauss"  wurden  bis  zu  36  beobachtet)  untereinander  parallele  Schutt- 
bänder vorliegen,  welche  zur  Blaubänderung(?)  und  zur  Schichtung  gehören 
müssen.  Die  Entscheidung  der  Frage,  ob  jeweilig  bei  eingeschlossenem 
Eisbergschutt  Grund-,  Innen-  oder  Oberflächenmoränen  vorliegen,  muß 
für  die  Anschauungen  maßgebend  sein,  die  wir  uns  von  den  bisher  noch 
nicht  erforschten  Teilen  des  antarktischen  Inlandeises  bilden.  An  dieser 
Stelle  interessiert  uns  jedoch  der  Eisbergschutt  vornehmlich  erst  von 
dem  Zeitpunkte  an,  wo  er  durch  Schmelzen  des  Eises  frei  wird  und  nun 
in  ein  werdendes  Sediment  hinabsinkt.  Es  liegt  auf  der  Hand,  daß  die 
rings  vom  Eise  umschlossenen  Sehuttbänder  von  Inneumoräneu-  und 
Oberflächenmaterial  erst  sehr  viel  später  abschmelzen  werden,  als  die 
Gruudmoränen.  Das  gröbere  Gesteinsmaterial  in  der  äußeren  Packeis- 
zone und  in  den  subantarktischen  Meeresteilen  dürfte  daher  in  erster 
Linie  von  Inuenmoränen  stammen.   Aus  alledem  geht  aber  nach  Philippi 


Traugportkr&fte  im  Meere  and  ihre  Wirkungen 


381 


hervor,  daß  „Glazialschutt  in  großen  Massen  zwar  am  Rande  des 
antarktischen  Inlandeises  sich  ablagern  muß,  daß  aber  nur  verhältnis- 
mäßig geringe  Massen  in  größerer  Entfernung  vom  antarktischen  Kon- 
tinent zu  Boden  sinken  werden.  Dadurch  wird  es  auch  erklärt,  daß 
unfern  der  Packeiskante  Sedimente  sich  bilden  können,  die,  wie  die  sehr 
reinen  Diatomeenschlamme  der  „Valdivia",  zum  allergrößten  Teile  aus 
organogenem  Material  bestehen.  Würde  glazialer  Detritus  in  großen 
Mengen  hierhin  verfrachtet,  so  wären  Grundproben  von  einer  solchen 
Zusammensetzung  undenkbar".  Aber  auch  in  der  unmittelbaren  Nachbar- 
schaft des  antarktischen  Inlandeises  bilden  sich  am  Meeresgründe  keine 
Ablagerungen,  welche  eine  größere  Ähnlichkeit  mit  glazialem  Geschiebe- 
mergel des  Pestlandes  besitzen.  Denn,  soweit  unsere  diesbezüglichen 
Kenntnisse  jetzt  reichen,  tritt  wohl  nirgends  im  antarktischen  Meere 
der  Fall  ein,  daß  der  gesamte  Schuttinhalt  der  Basis  jener  tafelförmigen 
Eisberge  an  ein  und  demselben  Orte  und  unsortiert  und  unvermindert 
zur  Ablagerung  gelangte.  Vielmehr  scheinen  sich  überall  teils  Gezeiten-, 
teils  Schmelzwasserströme  der  feineren  klastischen  Materialien  zu  be- 
mächtigen und  sie  in  die  äußeren  Teile  der  Packeiszone  abzutransportieren. 
Im  allgemeinen  bleiben  daher  in  der  Nähe  des  Inlandeisrandes  nur  die 
sandigen  und  kiesigen  Bestandteile  nebst  den  größeren  Gesteinsbrocken 
zurück,  während  in  den  äußeren  Teilen  der  Packeiszone  jene  nur  selten 
gröbere  Körner  oder  Geschiebe  enthaltenden,  sehr  feinkörnigen  Sedimente 
angetroffen  werden,  die  wir  als  glazialmarine  Sedimente  kennen  gelernt 
haben,  denen  sich  dann  weiter  nach  außen  zu  die  ebenfalls  feinkörnigen 
Diatomeenschlamme  anschließen. 

Im  allgemeinen  scheint  hinsichtlich  der  Verbreitung  von  glazialem 
Gesteinsmaterial  zwischen  dem  Nordatlantischen  Ozean  und  den  Meeren 
der  Stidhemisphäre  ein  merkwürdiger  Gegensatz  zu  bestehen.  Denn 
während  im  Nordatlantischen  Ozean  Glazialgeschiebe  sich  viele  Breiten- 
grade jenseits  der  heutigen  äußersten  Eisberggrenzeu  finden  und  als  in 
der  Diluvialzeit  transportiert  angesehen  werden  müssen,  fällt  auf  der 
Südhemisphäre  die  Verbreitung  der  Glazialgeschiebe  und  der  heutigen 
Eisberge  (nach  der  Darstellung  von  Fricker406))  augenscheinlich  nahezu 
zusammen.  Und  Murray  und  Philippi  möchten  daraus  den  Schluß 
ziehen,  daß  „auch  in  der  Diluvialzeit  die  Eisberge  der  Südhemisphäre  nicht 
wesentlich  35°  südl.  Br.,  d.  h.  die  Westwindzone  überschritten.  Wahr- 
scheinlich war  auf  der  Südhemisphäre  im  Diluvium  zwar  die  Produktion 
der  Eisberge  viel  lebhafter,  das  von  ihnen  bestrichene  Gebiet  aber  nicht 
wesentlich  ausgedehnter  als  heute." 

Während  in  der  Antarktis  Eisberge  als  Transportmittel  wenigstens 
für  den  inneren  Teil  der  Packeiszone  von  großer  Bedeutung  sind,  spielt 
das  Meereis  in  dieser  Hinsicht  gar  keine  Rolle.  Das  liegt  einerseits 
daran,  daß  sich  in  dem  den  weiteu  Flächen  der  Ozeane  gegenüber  offeu 


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382 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressediinente 


liegenden  autarktischen  Meere  mit  seinen  machtigen  Dünungen  und 
Stürmen  und  mit  seinem  dem  arktischen  Mittelmeer  gegenüber  höheren 
Salzgehalte,  überhaupt  kein  Eismantel  von  der  Dicke  des  arktischen  zu 
bilden  vermag;  zum  anderen  aber  hat  das  Meereis  dort,  wo  das  Inlandeis 
als  steile  Eismauer  direkt  an  das  Meer  grenzt  uud  sich  weit  in  dieses 
vorschiebt,  oder  wo  das  umstrittene  „Schelfeis*  *07)  diese  Funktion  er- 
füllt, gar  keine  Möglichkeit  direkt  am  Ufer  festzufrieren  und  nach  dem 
Loslösen  Gesteinsmaterial  von  dort  zu  entführen.  Nur  in  selteneren 
Fällen  mögen  Meereisschollen  Gesteinsmaterial,  welches  von  einem  be- 
nachbarten Eisberge  herabgefallen  war,  weiter  verschleppen. 

Anders  in  den  arktischen  Meeren,  in  welchen  die  Bedeutung  des 
Meereises,  jedenfalls  was  die  Erscheinung  im  Ganzen  betrifft,  die  der 
Eisberge  um  das  Vielfache  überragen  dürfte;  das  gilt  natürlich  nicht 
gerade  für  den  Gesteinstransport  als  solcheu.  Doch  ist  vor  allem  hier  an 
geschützten  Küstenstrecken  jene  in  der  Antarktis  vielfach  mehr  oder 
weniger  ganz  unterbundene  Möglichkeit  des  Festfrierens  im  Flachwasser 
oder  am  Ufer  und  die  Bildung  eines  „Eisfußes"  iu  weiterem  Umfange 
gegeben.  Ein  solcher  Eisfuß  —  nicht  zu  verwechseln  mit  der  als  Ab- 
rasionsterrasse in  Eisbergen  gebildeten,  aber  wohl  ebenso  bezeichneten 
Erscheinnng  —  kann,  durch  Stürme  an  Land  getrieben,  ebeuso  auf- 
staueud  wie  Treibeis  wirkeu  und,  vom  Ufer  losgerissen,  auch  ebenso 
transportieren.  Sprechende  Beispiele  für  solchen  Gesteiiistransport  sind 
bereits  früher  aus  der  Ostsee  angeführt  worden.  U.  A.  haben  G.  von 
Hellersen  und  Graf  vox  Keyserling40")  auch  geschildert,  wie  hier 
durch  Eispressungen  größere  Gesteinsblöcke  auf  das  Ufer  aufgeschoben 
uud  zu  Strandwällen  aufgehäuft  werden  können;  und  wer,  wie  der  Verf., 
etwa  die  gewaltigen  Eisstauungen  an  der  Sanilandküste  nördlich  Königs- 
berg i.  Pr.  im  Begiun  des  Frühjahrs  1917  mit  eigenen  Augen  gesehen 
hat,  wird  diese  Wirkungen  in  der  Tat  kaum  unterschätzen. 

Anderseits  mag  auch  Gesteinstransport  durch  marines  Grundeis, 
welches  infolge  der  Unterkühlung  von  Meerwasser  in  flachen  Meeres- 
teilen hoher  Breiten  bei  ruhiger  Witterung  und  strengem  Frost  sich 
zu  bilden  und  Boden  teile  aufzuheben  vermag409),  oder  durch  stromabwärts 
treibendes  Flnßeis  hier  und  da  von  einiger  Bedeutung  seiu;  im  Ganzen 
genommen  dürften  alle  diese  Vorgänge  jedoch  gegenüber  dem  Transport 
durch  Eisberge  und  auch  durch  Meereis  ohne  größere  Wirkung  auf  die 
marine  Sedimentbildung  sein. 

Alle  diese  Wirkungen  des  Eises  müssen  aber  in  der  Diluvialzeit 
ungleich  stärker  gewesen  sein  als  heute.  Immerhin  mag  hier  darauf 
*  hingewiesen  werden,  daß  nach  einem  der  besten  Kenner  der  heutigen 
Vereisungen,  E.  von  Duygalski410),  selbst  eine  noch  so  starke  Ver- 
gletscherung kaum  zu  einer  völligen  Vereisung  tiefer  Meere  befähigt 
sein  dürfte.    Die  Verhältnisse  der  Antarktis  zeigen,  daß  eine  Tiefsee 


Traneportkrttftc  im  Meere  und  ihre  Wirkungen 


383 


mir  oberflächlich  und  unzusammenhängend  vereisen  kann.  Demgegen- 
über konnten  die  tiefen  Fjorde  Norwegens  zur  Eiszeit  völlig  von  Eis 
überzogen  werden,  da  sie  in  (bpn  abschließenden  Barren  Stützpunkte 
für  das  schwimmende  Eis  boten  und  dieses  hier  festhielten,  Nord-  und 
Ostsee  konnten  völlig  vereisen,  weil  es  Flachmcere  waren,  vielleicht, 
auch  Davis-Straße  und  Baffinsbai:  aber  darüber  hinaus  bestand  die 
Wirkung  der  Eiszeit,  soweit  die  uns  hier  interessierenden  Probleme  in 
Frage  kommen,  vorwiegend  nur  in  der  größeren  Intensität  und  Reich- 
weite der  durch  Eis  aller  Art  vermittelten  Transportvorgänge. 

Treibeis  vermittelt  übrigens  auch  vielfach  den  Transport  von  Mol- 
luskenschalen, die  hierdurch,  wie  wir  in  einem  früheren  Abschnitt  gesehen 
haben,  in  abgestorbenem  Zustande  bis  in  große  Tiefen  gelangen  können. 
So  berichtete  Edv.  Bay411),  daß  sich  in  dem  Eisstrom,  welcher  sich 
entlang  der  Ostgrönlandküste  bewegt,  Astarte  borealis  Chemnitz  (—  A. 
sernisulcata  Leach)  und  Lyonsia  arenosa  Möller  gefunden  haben,  und 
andere  derartige  Funde  hat  dann  A.  C.  Johansex  aus  der  Polarliteratur 
zusammengestellt.  Diese  Muscheln  sind  z.  T.  wohl  mit  dem  Schlamm 
des  Meeresbodens  vom  Eise  aufgeschürft  worden  und  entstammen  dann 
nur  mäßigen  Tiefen,  die  im  schroffen  Gegensatz  zu  denen  ihrer  Fund- 
stellen z.  B.  im  Norwegischen  Nordmeer  stehen.  Zu  kleinerem  Teile 
tragen  nachgewiesenermaßen  auch  die  muschel fressenden  Walrosse  dazu 
bei,  Muschelschalen  auf  das  Eis  hinaufzubringen,  wie  schon  Möbius  be- 
züglich Mya  truncata  festgestellt  hat. 

B.  Materialtransport  durch  Braudung,  Küstenversetzung, 
Küstenstrom  und  Gezeitenströme 

Über  den  Materialtransport  durch  die  Brandungswelle  und  den 
Sogstrom,  sowie  die  hierdurch  zustande  kommende  Küsten  Versetzung, 
sowie  ferner  durch  Küsten-  und  Gezeitenströme  können  wir  kürzer  hin- 
weggehen, zumal  diese  Erscheinungen  schon  in  früheren  Abschnitten 
entsprechend  gewürdigt  wurden.  Gerade  der  Brandungswelle  und  den 
Gezeitenströmen  unterliegen  große  Massen  von  kontinentalem  Gesteins- 
material, sowie  von  biogeneu  Komponenten.  Aber  im  allgemeinen  werden 
alle  gröberen  Bestandteile  in  der  Flachsee  zurückbleiben  und  haben  nur, 
wo  die  Küste  steil  und  die  Wasserbewegung  sehr  heftig  ist,  Aussicht, 
auch  in  größere  Tiefen  zu  gelangen.  So  fand  die  „Valdivia"  an  ver- 
schiedenen Stellen  längs  der  ostafrikanischen  Küste  in  ziemlich  beträcht- 
lichen Tiefen  relativ  grobes  Material  und  abnormen  Reichtum  an  Mineral- 
körnern. Diese  Erscheinung  möchten  Murray  und  Philippi  in  erster 
Linie  auf  den  steilen  Abfall  der  ostafrikanischen  Küste  und  auf  die 
starke  Wellenbewegung  zur  Zeit  des  Nordostmonsuns  zurückführen ;  eine 
weniger  bedeutende  Rolle  spielen  wahrscheinlich  Küstenströme.  Auf 
der  sturmgepeitschten  Agulhas-Bank  werden  grobe  Gerölle  bis  zu  45  g 


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384 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


Gewicht  bis  in  eine  Tiefe  von  318  m  verschleppt.  Immerhin  wird  man 
sich  bei  allen  solchen  Fällen  immer  anch  die  Frage  vorlegen  müssen, 
ob  nicht  jugendliche  Dislokationen  vorjiegen  könnten,  welche  eine  Ver- 
senkung von  Seichtwasserbildungen  hervorriefen. 

C.  Transport  durch  gewöhnliche  Meeresströmungen 

Eine  Anzahl  Beispiele  für  die  Beeinflussung  der  Sedimentation  vor  allem  in  der 

Tieftee  durch  Meeresströmungen 

Es  ist  nicht  zu  bezweifeln,  daß  auch  die  gewöhnlichen  Meeres- 
strömungen für  die  Beschaffenheit  des  Meeresgrundes  und  die  auf  dem- 
selben sich  bildenden  Sedimente  von  großer  Bedeutung  sein  können. 
Aber  in  den  meisten  Fällen  wird  es  sich  hierbei  nur  um  die  Zuführung 
oder  Entfernung  feinster  schlammiger  Komponenten  handeln,  und  nur 
ausnahmsweise  dürfte  gröberes  Material  dem  Transport  durch  solche 
Strömungen  unterliegen.  Wenn  z.  B.  auf  der  Agulhas-Bank  die  Schalen- 
fragmente von  Mollusken  und  andere  organogene  Hartgebilde  zum  Teil 
abgerollt  sind,  so  ist  das  wohl  im  Wesentlichen  auf  Rechnung  der  heftigen 
Agulhas-Strömung  zu  setzen,  welche  stellenweise  mit  6  km  Stunden- 
geschwindigkeit den  Boden  jenes  submarinen  Plateaus  fegt.  Eine  ähn- 
liche Deutung  ist  wohl  für  die  hier  und  da  anzutreffenden  groben  Sande 
auf  den  höchsten  Teilen  des  Wyville  Thomson-Rückens  zwischen  Island 
und  Schottland,  den  die  „Valdivia"  auf  ihrer  Station  7  in  547  m  an- 
lotete, am  Platze.  Hier  bedeckt  den  Boden  ein  sehr  tonarmer,  kalkiger 
Sand,  dessen  mittlere  Korngröße  0,25  mm  beträgt,  der  aber  auch  Körner 
bis  zu  8  mm  Durchmesser,  also  verhältnismäßig  sehr  grobes  Material, 
enthält.  Bedenkt  man,  daß  unter  normalen  Verhältnissen  der  Sand  der 
Flachsee  bei  etwa  200  m  in  feinere  Schlicke  übergeht,  so  ist  das  Vor- 
handensein so  grober,  tonarmer  Sande  in  der  mehr  als  doppelten  Tiefe 
nur  zu  erklären  durch  den  in  nordöstlicher  Richtung  den  Wyville  Thomson- 
Rücken  in  großer  Heftigkeit  fegenden  Ausläufer  des  Golfstromes  41,)t 
der  imstande  ist,  noch  relativ  so  grobes  Material  zu  verfrachten,  und 
welcher  keine  nennenswerte  Anhäufung  von  Tousubstanz  auf  den  höchsten 
Teilen  des  Rückens  duldet.  Daß  hier  an  manchen  anderen  Stellen  selbst 
der  Felsboden  freizu liegen  scheint,  ist  schon  früher  erwähnt  worden  — 
neben  ähnlichen  Beispielen.  Indessen  mag  hier  noch  darauf  hingewiesen 
werden,  daß  offenbar  auch  die  Brandungswelle  einen  Einfluß  auf  die  am 
höchsten  aufragenden  Teile  des  Rückens  ausübt:  denn  anders  wäre  es 
nicht  zu  verstehen,  wenn  Tizard413)  angibt,  jederzeit  auf  dem  Wyville 
Thomson-Rücken  eine  kürzere  und  höhere  See  gefunden  zu  haben,  als 
außerhalb  desselben,  —  und  doch  hegt  derselbe  300—500  m  tief. 
Immerhin  dürften  solche  Fälle  intensivster  Beeinflussung  der  marinen 
Bodenbedeckung  durch  Strömungen  nur  eine  Ausnahme  darstellen;  die 
gewöhnlichen  Meeresströmungen  werden  vielmehr  im  allgemeinen  nur 


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Transportkrifte  im  Meere  uud  ihre  Wirkung 


385 


als  Transportmittel  für  feinste  Mineralsplitter  und  Schlamm bestandteile, 
sowie  für  die  zarten  Hartgebilde  planktonischer  Organismen  in  Frage 
kommen,  hier  allerdings  eine  recht  bedeutsame  Rolle  spielen.  Vorläufig 
lassen  sich  nur  ganz  allgemein  eine  Reihe  von  Fällen  der  Beeinflussung 
des  Bodensedimentes  durch  Meeresströmungen  anführen. 

Soweit  wir  bis  jetzt  über  die  Verbreitung  der  einzelnen  Hoden- 
arten unterrichtet  sind,  läßt  sich  keine  Beziehung  z.  B.  zwischen  den  in 
denselben  vorherrschend  vertretenen  Planktonresteu  und  den  großen 
Meeresströmungen  erkennen.  So  gehen  im  nordatlantischen  Ozean  der 
nördliche  Äquatorialstrom,  der  Floridastrom  und  die  Golfstromtrift  querüber 
die  mit  Globigerinenschlamm  bedeckten  und  dann  über  die  von.  Rotem 
Ton  erfüllten  Becken  hinweg.  „Die  Meeresströmungen  projizieren  also 
nicht  einfach  ihr  Plankton  am  Meeresboden.  Es  ist  das  schon  sehr  früh 
Louis  Agassiz  aufgefallen,  als  er  nach  besonderen  Merkmalen  des 
Floridastroms  am  Meeresboden  ausschaute,  da  er  in  diesem  Hauptsammler 
tropischen  Wassers  auch  einen  kondensierten  Niederschlag  tropischen 
Planktons  an  seinem  Boden  erwartete,  aber  nichts  davon  angedeutet 
fand,  nicht  einmal  Sedimente  aus  den  gewaltigen  Tropenströmen,  dem 
Amazonas  nnd  Orinoco,  die  ihm  ihre  Gewässer  zuführen.  Vielleicht  daß 
man  später  einmal  in  der  Lage  ist,  in  dem  uns  einheitlich  erscheinenden 
Globigerinenschlamm  mehrere  lokale  Abarten  oder  Facies  zu  unterscheiden 
und  dann  in  diesen  gewisse  Wirkungen  der  Meeresströme  nachzuweisen; 
heute  vermögen  wir  dergleichen  jedenfalls  noch  nicht"  (Krümmel). 
Immerhin  hat  J.  Murbay  sich  einmal  dahin  geäußert,  daß  er  bei  be- 
liebigen ihm  vorgelegten  Proben  des  Globigerinenschlammes  in  9  unter 
10  Fällen  in  der  Lage  sei,  die  Örtlichkeit  angenähert  richtig  zu  be- 
stimmen. Wenn  aber  Al.  Agassiz  darauf  hingewiesen  hat,  daß  er  mit 
dem  Verlassen  des  kühlen  Meeresstromes  von  den  Galäpagosinseln  nach 
Südwesten  fahrend  nicht  nur  die  Planktonwelt  der  Oberschichten  rasch 
verarmen,  sondern  auch  die  Bodeubedeckung  sterilem  Roten  Ton  ver- 
fallen sah,  so  spielen  hierbei  offenbar  auch  biologische  Momente  mit 
hinein,  und  man  wird  überhaupt  bei  der  Erörterung  des  Einflusses  der 
Meeresströmungen  auf  die  Beteiligung  des  Planktons  an  der  Sediment- 
bildung stets  auseinanderzuhalten  haben,  wieweit  einerseits  die  biologisch 
bedingte  Verbreitung,  anderseits  aber  Verschleppung  durch  Strömungen 
oder  teilweise  Auslese  auf  dem  Wege  der  Auflösung  durch  das  Meer- 
wasser in  Frage  kommen.  Kehren  wir  nach  dieser  Abschweifung  zum 
reinen  Transport  durch  Strömungen  zurück,  so  sei  auf  eine  schon  im 
Kapitel  „Globigerinenschlamm4*  mitgeteilte  Tatsache  zurückverwiesen,  näm- 
lich den  außerordentlich  weiten  Transport  der  feineren  Schlamm-Massen  der 
in  den  Golf  von  Guinea  mündenden  Flüsse  nach  Westen;  diese  Schlamm- 
komponente war  nicht  nur  in  verschiedenen,  von  der  „Valdivia*  südlich 
von  Kap  Palmas  geloteten,  küstenfernen  Globigerinenschlammen  au  den 

Andr*e,  Geologie  de«  Me<K«bodens.  II.  25 


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386  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 

braunen  bis  grauen  Farbtönen  wiederzuerkennen,  sondern  Philippi 
wollte  solche  fein  verteilte  Flußtrübe  der  großen  afrikanischen  Ströme 
selbst  noch  nördlich  von  Ascensiou  nahe  am  Äquator  im  Gebiete  des 
Südäquatorialstromes  in  dem  dunkelgrauen,  in  verdünnter  Salzsäure  un- 
löslichen Rückstände  zweier  Globigeriuenschlamme  des  „Gauss"  (Station  4 
in  0°  11'  S.,  18°  16'  W.  und  Station  5  in  0°  48'  S.,  17°  53'  W.)  wieder- 
erkennen; —  übrigens  eine  Deutung,  welche  Murray  und  Renard  be- 
reits für  nahe  benachbarte  Globigerinenschlamme  des  „Challenger* 
(Station  348  in  3°  10'  N.,  14°  51'  W.,  4480  m,  sowie  Stationen  102 
und  104)  gegeben  hatten.  Tatsache  wie  Deutung  schienen  Krümmel 
jedoch,  dringend  des  Nachprüfens  wert,  zumal  südlich  von  Kap  Palmas 
an  der  Oberfläche  der  Guinea-Strom  nach  Osten  gegen  die  Küste  setzt. 
Auch  die  Schlamm-Massen  der  in  den  Busen  von  Bengalen  mündenden 
Flüsse  werden  durch  Strömungen  sehr  weit  hinausgetragen,  sodaü  die 
„Valdivia"  in  sehr  großer  Entfernung  vom  nächsten  Fcstlande  und  in 
großer  Tiefe  noch  einen  typischen  blauen,  kalkarmen  Schlick  antraf 
(Station  213.  7°  58'  N.,  91°  47'  O.,  3974  m). 

Sehr  klare  Beispiele  der  Einwirkung  von  Meeresströmungen  auf 
die  Sedimentation  und  insbesondere  die  Projektion  von  mehr  oberfläch- 
lich lebenden  Planktonschalern  auf  den  Meeresboden  zeigen  die  antark- 
tischen Meere.  Die  Tatsachen,  welche  zuerst  durch  E.  Philippi  eine 
plausible  Deutung  erfuhren,  wurden  bereits  bei  Besprechung  der  glazial- 
marinen  Sedimente  und  des  Diatomeenschlammes  geschildert.  Wir  re- 
kapitulieren hier  lediglich,  daß  sowohl  das  feine,  durch  das  Gletschereis 
dem  Antarktischen  Kontinent  entführte  Gesteinsmehl,  wie  die  Skelette 
der  in  der  Packeiszone  besonders  in  der  wärmeren  Jahreszeit  in  un- 
geheuren Mengen  wuchernden  Diatomeen  durch  nordwärts  setzende 
Strömungen  eine  Verschiebung  in  diesem  Sinne  erfahren,  so  daß  sich 
zunächst  ein  Gürtel  von  glazial-marinen  Sedimenten  bildet,  da  die 
minerogenen  Bestandteile  trotz  ihrer  Feinkörnigkeit  offenbar  früher  zu 
Boden  sinken,  als  die  orgauogenen.  Dieser  Gürtel  liegt  in  den  äußeren 
Teilen  der  Packeiszoue.  Die  Verhinderung  des  Absatzes  jener  fein- 
körnigen, anorganischen  Komponente  durch  die  nordwärts  setzenden 
Strömungen,  welche  wir  mit  den  PETTERSSONschen  Eisschmelzströmen 
identifizierten,  wird  in  den  inneren  Teilen  der  Packeiszone  auch  noch 
durch  die  Wirkung  von  Gezeitenströmen  unterstützt.  Die  Planktonschalen 
werden  dagegen  durch  die  Zone  des  Packeises  hindurch  bis  an  die 
Außengrenze  des  Packeisgürtels  verfrachtet.  Hier  aber  gehorchen  die 
Meeresströmungen  den  herrschenden  Winden,  welche  in  der  Nachbarschaft 
des  Eises,  über  dessen  gewaltiger  Masse  man  noch  bis  vor  kurzem 
eiue  mehr  oder  weniger  konstante  Antizyklone  angenommen  hat411), 
einen  vorwiegend  westlichen,  weiter  im  Norden  aber,  in  deu  „braven 
Westwinden",    einen    östlichen  Verlauf   haben.    Die  planktonischen 


Transportkräfte  im  Meere  und  ihre  Wirkung  387 


Hartgebilde  der  Packeiszone  sinken  also,  wenn  auch  vielleicht  erst  nach 
längerer  Zeit,  in  einer  die  Antarktis  kreisförmig  umgebenden  Zone  zu 
Boden.  Daher  erklärt  sich  der  vielleicht  allerdings  nicht  ganz  ge- 
schlossene Gürtel  von  Diatomeenschlamm  der  höheren  Sudbreiten.  Auch 
Globigerinenschalen  werden  in  derselben  Weise  nach  außen  transportiert 
und  sinken  schließlich,  allerdings  meist  von  den  Diatomeen  getrennt, 
entweder  ebenfalls  außerhalb  der  Eiskante  zu  Boden  oder  werden  auf 
ihrer  weiten  Reise  allmählich  durch  das  sauerstoffreiche,  kalte  Wasser 
des  antarktischen  Meeres  aufgelöst.  Die  hierdurch  bedingte  Kalkarmut 
der  in  Frage  kommenden  Sedimente  ist  bereits  früher  behaudelt  worden. 

Außerhalb  des  Südpolarmeeres  suchen  wir  vergeblich  nach  so 
schlagenden  Beweisen  für  die  transportierenden  Wirkungen  der  Meeres- 
strömungen. Wohl  wurde  bereits  betont,  daß  der  reichlichere  Kalkgehalt 
am  Boden  stromloser  Gebiete  mit  dem  ungehinderteren  Herabsinken  des 
kalkigen  Oberflächenplanktons,  insbesondere  auch  der  winzigen  Coccolithen, 
im  Zusammenhang  stehen  dürfte,  während  im  Gegensatz  hierzu  durchströmte 
Meeresteile  einen  geringeren  Kalkgehalt  im  Bodensediment  aufweisen 
müssen;  sodann  fand  die  „Valdivia"  Coccolithen  in  großen  Massen  in 
den  Grundproben  an  der  Ostküste,  in  viel  geringeren  Mengen  aber  an  der 
Westküste  von  Afrika,  und  Murray  und  Philippi  möchten  hier  die 
Möglichkeit  ins  Auge  fassen,  daß  diese  mikroskopischen  Organismenreste 
durch  auflandige  Ströme  an  die  ostafrikanische  Küste  getrieben  werden, 
während  sie  ans  dem  entgegengesetzten  Grunde  der  westafrikanischeu 
verloren  gehen.  Indessen  dürfte  der  Transport  durch  Strömungen  schon 
bei  kompakteren  pelagischeu  Foraminiferen  eine  geringere  Rolle  spielen 
und  nur  kürzere  seitliche  Verschleppungen  hervorrufen,  was  aber  bei 
der  über  weite  Gebiete  gleichmäßigen  Verteilung  dieser  Formen  für  die 
Sedimentation  kaum  ins  Gewicht  fallen  kann. 

Vnlkanojceno  Triftkürpcr 

Wenn  man  beobachtet,  wie  weit  gewisse  ozeanische  Vulkaninselu 
ihr  Gesteinsmaterial  verstreuen,  wird  man  ebenfalls  die  transportierende 
Wichtigkeit  der  Meeresströmungen  nicht  außer  acht  lassen  dürfen.  So 
ist  das  ganze  Gebiet  zwischen  den  Crozet-Inseln,  Kerguelen  und  der 
Heard-Insel  reich  an  Brocken  vulkanischer  Gesteine.  Und  noch 
10  Längengrade  östlich  der  Prinz  Eduard-Gruppe  fand  der  „Gauss" 
reichliches  vulkanisches  Material,  das  nach  Lage  der  Dinge  wohl  nur 
von  diesen  Inseln  stammen  kann.  Immerhin  muß  man  gerade  bei 
vulkanischen  Komponenten  im  Auge  behalten,  daß  sie  auch  durch 
vulkanische  Explosionen  relativ  weit  verfrachtet  worden  sein  können. 
Der  Fund  einer  etwa  zentnerschweren  Bombe,  welche  die  „Valdivia"  in 
211  km  Abstand  von  Neu-Amsterdam  fand,  und  die  nach  ihrer  Gesteins- 
beschaffenheit nur  von  dieser  Insel  stammen  kann,  muß  da  zu  denken  geben. 

25* 


s 

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388  Allgemeine  Betrachtangen  über  die  jungen  Mceressctlimentr 

Recht  gute  Triftkörper  bilden  vor  allem  die  Bimssteioe,  welche  bei 
vulkanischen  Explosionen  oft  in  enormen  Massen  ins  Meer  gelangen, 
wie  u.  a.  der  Ausbruch  des  Krakatau  1883  gezeigt  hat;  und  hier  können 
sie,  bevor  sie  untersinken,  unter  dem  Einfluß  der  Meeresströmungen 
weite  Wege  zurücklegen;  ja,  wenn  berichtet  wurde,  daß  an  der  ost- 
afrikanischen Küste  Bimssteine  vom  Krakatau- Ausbruch  angespült  wurden, 
welche  also  die  ganze  Breite  des  Indischen  Ozeanes  überquert  haben 
müssen,  so  wird  man  zugeben  müssen,  daß  solches  Material  gelegentlich 
überall  hingelangen  kann. 

IMIunxlk-he  Trlftktfrpcr 

Hier  soll  einer  Reihe  anderer,  und  zwar  organischer  Triftkörper 
gedacht  werden,  obwohl  sie  für  die  Bodenbedeckung  nur  von  unter- 
geordneterer Bedeutung  sind.  Wie  für  treibende  Eismassen  und  Bims- 
steine, so  gilt  auch  für  diese  das  Folgende.  Nur  wenn  die  Triftkörper 
ganz  vom  Wasser  bedeckt  schwimmen,"  unterliegen  sie  der  Einwirkung 
des  Meeresstromes  allein;  schauen  sie  aus  dem  Wasser  hervor,  so  können 
auch  Wind  und  Seegang  einen  Anteil  an  ihrem  Transport  gewinnen. 
Von  den  organischen  Triftkörpern,  die  hierher  gehören,  sollen  einerseits 
festländische  Pflanzenreste,  insbesondere  die  Treibhölzer,  anderseits  marine 
Tange  näher  besprochen  werden115). 

Schwimmende  Waldinseln 

Von  Flüssen  und  Bächen  werden  bei  Hochwasser  Zweige  mit 
Früchten,  von  den  Kiesenströmen  der  großen  Kontinente  ganze  Bäume, 
ja  selbst  kleine  Waldinseln  weggerissen  und  in  das  Meer  hinaus- 
geschwemmt, wo  die  Meeresströmungen  sie  oft  in  erstaunliche  Feinen 
verschleppen  können:  hat  man  doch  solche  schwimmende  Inseln  bis 
mehrere  100  km  von  der  Küste  entfernt  vor  Sumatra,  vor  dem  Kongo, 
dem  Amazoneustrom  usw.  beobachtet.  Über  eines  der  bekannteren  Beispiele 
dieser  Art  hat  C.  Ochsenius*1«)  berichtet.  Es  handelte  sich  um  ein  durch 
hohes  Gestrüpp  weithin  ins  Auge  fallendes,  etwa  1000  qm  großes  Stück 
Waldland,  welches  durch  die  Brandung  von  der  nordamerikaniseheii 
Küste  abgerissen  oder  durch  einen  Fluß  ins  Meer  vertragen  und  in  die 
Bahn  der  atlantischen  Meeresströmung  geraten  war.  Folgendes  sind  die 
geographischen  Koordinaten  dreier  Punkte  des  Weges  dieser  schwimmenden 
Meeresinsel : 

28.  VII.  1892.      39°  30'  N.  Br^  60°  0'  W.  L. 
26.  VIILJ892.  I:  41°  9'  N.  Br.      57°  39'  W.  L. 
19.  IX.  1892.     [  45°  29'  N.  Br.    42°  39'  W.  L. 

Diese  „Insel*  hatte  also  in  7l/j  Wochen  den  stattlichen  Weg  von  einem 
ziemlich  weit  westlich  vorgeschobenen  Orte  bis  beinahe  zu  den  Azoren 
zurückgelegt.    Nach  dem  zuletzt  angeführten  Datum  hat  man  nichts 


Transportkräfte  im  Meere  uud  ihre  Wirkung 


389 


mehr  von  ihr  gehört;  wahrscheinlich  haben  die  Oktoberstttrnie  ihr  ein 
Ende  bereitet. 

Treibhölzer 

Schon  F.  C.  Schübeler  hat  in  seiner  „Pflanzenwelt  Norwegens1* 
(Christiania  1873)  ein  Verzeichnis  von  tropischen,  meist  westindischen  ' 
Pflanzen,  aufgestellt,  von  denen  Früchte  oder  andere  Teile  an  den  Küsten 
Norwegens  gefunden  werden.  Darunter  sind  die  fast  meterlangen  und 
handbreiten  Riesenschoten  einer  an  den  Bachufern  der  Antillen  häufigen 
Miraosacec,  Entada  gigalobium,  welche  nicht  nur  an  den  Strand  der 
Azoren  und  Canaren,  Irlands  und  Islands  vertriftet  wird,  sondern  an 
den  Küsten  Norwegens  entlang  bis  nach  Nordspitzbergen  und  Nowaja 
Semlja  gelangt.  Eine  vollständige  Liste  solcher  durch  den  Golfstrom 
verschleppter  Tropenprodukte  hat  W.  B.  Hemsley  1885  in  dem  botanischen 
Teil  des  Challenger- Werkes  gegeben417).  Sibirische  Waldbäume  gelangen 
als  Treibhölzer  durch  das  zentrale  Nordpolarbecken  bis  an  die  Küsten 
von  Grönland  und  Nordisland,  wie  umgekehrt  früher  westindische 
Mahagonistämme  oder  vom  St.  Lorenzstrom  verschwemmte  Nadelhölzer 
auch  reichlicher  au  die  Nordmeerküsteu  gelaugt  sind  als  heute,  wo  die 
Ufer  der  großen  Ströme  durch  Abholzung  mehr  oder  weniger  entblößt 
sind.  Gerade  bei  den  Treibhölzern  ist  gelegentlich  die  Windwirkung 
neben  der  des  Meeresstromes  nicht  zu  vernachlässigen;  das  gilt  ins- 
besondere von  den  arktischen  Hölzern,  die  sich  mit  den  Eisschollen,  teil- 
weise auch  in  sie  eingefroren,  vorwärts  bewegen418). 

Treibende  Tange  und  das  Sargasso-Meer 

Von  den  Meerespflanzen  sind  die  Blasentange  der  kälteren  Meere 
(z.B.Fucus  vesiculosus  und  Ascophyllum  nodosum)  durch  gasgefüllte  Blasen, 
die  zahlreichen  Sargassoarten  (Sargassum  bacciferum  u.  a.)  durch  hohle 
Beeren,  die  Birnen-  oder  Riesentange  der  höheren  Südbreiten  (Macrocystis 
pyrifera)  durch  birnenartige  Schwimmblasen  für  langes  Triften  im  Meer- 
wasser besonders  geeignet.  Es  kommt  hinzu,  daß  auch  das  spezifische 
Gewicht  dieser  Pflanzen  schon  nur  wenig  von  dem  des  Meerwassers 
verschieden  ist,  was  die  weite  Verschleppung  durch  Strömungen  eben- 
falls begünstigt. 

Der  Atlantische  Ozean  besitzt  in  dem  stromstillen  Räume  süd- 
westlich von  den  Azoren  bis  zu  den  Bahama-Inseln  hin  eine  gewaltige, 
die  größte  bekannte  Ansammlung  treibender  Tange  in  dem  sogenannten 
Sargasso-Meer410).  Die  Fucoideen,  insbesondere  das  genannte  Sargassum 
bacciferum,  der  Beerentang,  mit  zahlreichen,  nahe  verwandten  Arten 
(S.  vulgare,  ilicifolium,  latifolium,  obtusatum  u.  a.  m.)  sind  Strandpflanzen, 
die  im  warmen  Wasser  entlang  den  amerikanischen  Küsten  bis  zum 
Kap  Cod  hinauf,  insbesondere  aber  an  den  felsigen  Gestaden  Westindiens 
wachsen  und,  von  der  hier  mächtig  brandenden  Dünung  oder  von  den 


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390 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Heeressedi mente 


Wogen  der  Tropenorkane  abgerissen,  ein  Spiel  der  Meeresströmungen 
werden.  Besonders  reichlich  sind  diese  treibenden,  olivgrünen  Büschel 
im  Floridastrom  zu  finden,  der  seinen  Gehalt  au  denselben  aus  seinem 
westindischen  Urspruugsgebiete  her  stetig  neu  ergänzt  und  über  den 
ganzen  Nordatlantischen  Ozean  verstreut.  Daher  sprechen  die  deutschen 
Seeleute,  sehr  bezeichnend  vom  „Golf kraut".  Schon  Columbus  kannte 
die  treibenden  „Taugwiesen",  wie  er  sie  übertrieben  nannte,  und 
Alexander  von  Humboldt,  welcher  sich  sehr  eingehend  mit  dieser 
in  gleicher  Großartigkeit  in  keinem  anderen  Meeresteile  auftretenden 
Naturerscheinung  beschäftigte  und  verschiedene  Fucus-Bänke,  größere 
und  kleiuere,  von  bestimmter  Lage  unterscheiden  zu  können  glaubte, 
neigte  noch  der  Meinung  zu,  daß  auch  im  Sargasso-Meer  selbst  noch 
unbekannte  Untiefen  vorhanden  seien,  wo  das  Kraut  wachsen  und  Stürme 
es  abreißen  könnten.  Solche  Bänke  oder  Untiefen  hat  man  aber  bis 
heute  im  Sargasso-Meer  nirgends  gefunden;  das  Meer  ist  hier  überall 
tiefer  als  3000  m,  vielfach  sogar  als  6000  m.  Wo  immer  Botaniker  die 
Sargassobüschel  aufnahmen  und  untersuchten,  fanden  sie  die  Pflanzen 
nicht  nur  lebend,  sondern  auch  in  langsamem  Wachtstum  begriffen,  aber 
stets  fehlten  die  Fruktifikationen,  während  diese  bei  den  am  Strande 
der  Tropen  so  häufigen  Sargassen  regelmäßig  vorkommen.  Die  un- 
gezählten Büschel,  welche  auf  der  Plauktonexpedition  im  August  1889 
aufgeholt  wurden,  ließen  stets  erkennen,  daß  die  Stengel  abgerissen 
waren.  Man  unterscheidet  ein  älteres,  tiefbraunes  und  allmählich  ab- 
sterbendes Ende  mit  der  Abrißstelle  und  ein  jüngeres,  gelbgrünes, 
deutliches  Wachstum  zeigendes  Gipfelende.  Hohle,  weiße  Zweige  gehören 
abgestorbenen  Teilen  an.  Die  Karte,  welche  Krümmel  nach  einem 
reichen  Material  über  das  Vorkommen  des  Sargassokrautes  —  von  dem 
durchaus  nicht  bei  jeder  Fahrt  durch  dieses  Gebiet  größere  Anhäufungen 
angetroffen  werden,  so  daß  von  stationären  Krautwiesen  überhaupt  nicht 
die  Rede  sein  kann  —  entworfen  hat,  zeigt  deutlich,  wie  sich  die  Ver- 
breitung des  treibenden  Krautes  an  die  Küste  des  tropischen  Amerika 
auschließt.  Das  Maximum  aber  ordnet  sich  iu  eiuem  Gebiet  von  ovaler 
Gestalt  etwa  zwischen  21°  und  35°  N.  B.,  40°  und  73°  W.  L.  an,  welches 
also  das  eigentliche  Sargasso-Meer  vorstellt.  In  ihm  kreisen  und  triften 
die  abgerissenen  Taugbündel,  bis  die  Schwimmblasen  abbrechen  oder  die 
Reste  infolge  Beschwerung  versinken.  Aus  dem  Gebiete  dieser  Stroni- 
stillen  hinaus  dürften  weder  Sargassum  noch  andere  Treibkörper  gelangen. 
Im  Gegenteil  läßt  sich  das  Rechtsabschwenken  der  Stromfädeu  in  das 
Innere  des  hier  herrschenden,  antizykloualen  Stromkreises  hinein 
feststellen. 

Der  Grund  dafür,  daß  wir  uns  in  diesem  Zusammenhange  mit  dem 
Vorkommen  und  der  geographischen  Verbreitung  und  Bedingtheit  des 
Golfkrautes  beschäftigen,  ist  der,  daß  die  Möglichkeit  einer  Beeinflussung 


Transportkräfte  im  Meere  und  ihre  Wirkung  391 

der  Sedimentation  in  diesen  Gebieten  keineswegs  ganz  ausgeschlossen 
.erscheint,  und  zwar  in  verschiedener  Hinsicht.  Die  Krautmassen  ge- 
währen einer  Unzahl  niederer  und  höherer  Meerestiere,  welche  teilweise 
in  sehr  eigenartiger  Weise,  in  Gestalt  und  Farbe,  an  das  Leben  in  den 
Tangbüscheln  angepaßt  sind,  Nahrung  und  Versteck;  die  Fauna  —  Hydroid- 
polypen,  Röhren  Würmer,  Muscheln,  kleine  Krebse,  Moostierchen  u.  a., 
entweder  darauf  festgewachsen,  angeheftet  oder  nur  herumkriechend  — 
zeigt  teilweise  pygmäenhaften  Charakter,  wie  das  auch  sonst  bei  Leben 
in  dichten  Algenanhäufungen  beobachtet  wird.  Schon  F.  von  Richt- 
hofen420) hat  darauf  hingewiesen,  daß  Reste  dieser  z.T.  beuthonisch- 
litoralen  Fauna  dem  Tiefseesediment  des  Sargasso-Meeres  durch  ihre  Bei- 
mengung einen  sehr  auffälligen  Zug  verleihen  müssten.  Das  Niedersinken 
der  Tange  selbst  kann  übrigens,  wie  schon  V.  Hensen  auf  der  Plaukton- 
expedition  beobachtete,  dadurch  bewirkt  werden,  daß  sich  Bryozoen- 
kolonien  der  Gattung  Membranipora  auf  den  Pflanzen  festsetzen  und 
deren  Auftrieb  mehr  und  mehr  aufheben.  Eine  Anhäufung  solcher  Tang- 
massen selbst  am  Boden  des  Sargasso-Meeres  scheint  indessen  nicht 
stattzufinden;  es  erfolgt  vielmehr  anscheinend  eine  völlige  Zerstörung 
ihrer  Substanz,  welche  zum  großen  Teile  wohl  den  Tiefseetieren  als 
Nahrung  dient.  Nach  F.  Börgesen421),  dessen  Ansicht  sich  auch 
J.  Früh422)  angeschlossen  hat,  würde  übrigens  der  Hauptteil  der 
treibenden  Tauge  des  Sargasso-Meeres  selbständige  und  nicht  losgerissene, 
vielmehr  autochthon-pelagische,  durch  Teilung  entstandene,  perennierende 
Algen  darstellen,  deren  Massenansammlungen  durch  vegetative  Vermehrung 
zustandekämen;  auch  sollten  nur  zwei  Arten,  Sargassum  natans  L.  = 
S.  baeeiferum  C.  Agardh  und  S.  hystrix  J.  Ag.  var.  fluitans  vertreten  sein, 
von  welchen  die  erstere  nie  an  Küsten  von  ihm  gefunden  wurde.  Diese  jetzt 
pelagische  Alge  sollte  jedoch  von  lebenden  Küstenformen,  S.  vulgare 
C.  Ag.  &  S.  filipendula,  abstammen.  Mit  diesen  Feststellungen  Börgesens 
stimmen  jedoch  die  Ergebnisse  seines  Landsmannes  Winge423)  nicht 
überein,  welcher  vielmehr  unter  den  treibenden  Tangen  des  Sargasso-Meeres 
hauptsächlich  S.  baeeiferum  und  S.  vulgare  feststellte.  Weniger  häufig 
kommen  nach  diesem  Autor  noch  andere  Arten  des  Sargassum,  sowie 
weitere  Fucoideen,  wie  Ascophyllum  nodosum,  vor,  so  daß  kein  Grund 
vorzuliegen  scheint,  die  grundlegende  KRÜMMELsche  Deutung  des 
Phänomens  aufzugeben. 

D.  Der  Wind  als  Transportmittel 

Der  Wind  kommt  als  Transportmittel  für  kontinentale,  minerogene 
Komponenten  dem  Eise  in  keiuer  Hiusicht  gleich;  denn  er  kann  nur 
feinstes  Material  verfrachten,  und  die  Flächen  des  Meeresbodens,  welche 
durch  seine  Transportwirkung  stärker  beeinflußt  werden,  stehen  don 
vom  Treibeise  bestrichenen  wohl  erheblich  an  Ausdehnung  nach.  Immer- 


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392  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meereswdimente 


hin  spielt  besonders  in  der  Gegend  der  subtropischen  Wüstengürtel  die 
äolische  Zufuhr  zum  Meeresgrunde  durchaus  keine  unbedeutende  Rollo 
nnd  ist  bis  sehr  weit  hinein  in  den  offenen  Ozean  zu  spüren.  Wenn 
z.  B.  fast  sämtliche  (bis  auf  eine!)  atlantischen  Grundproben  der  „Val- 
divia"  Quarzkörner  und  andere  kontinentale  Mineralfragmente  enthielten, 
so  wird  man  angesichts  der  Häufigkeit  der  schon  früher  eingehend  ge- 
schilderten Staubfälle  in  gewissen  Teilen  des  Ozeans  als  Transportmittel 
wohl  mit  gutem  Rechte  die  Passatwinde  und  den  Harmattau  ansehen 
dürfen.  Im  allgemeinen  wird  bei  solchem  Windtransport  bei  zunehmender 
Entfernung  von  der  Küste  sich  sowohl  die  Menge  wie  die  Korngröße 
des  mitgeführten  und  den  Sedimenten  zu  Gute  kommenden;  Materiales 
verringern,  und  es  erscheint  daher  ausgeschlossen,  auf  solchen  Wind- 
transport vom  afrikanischen  Festlande  her  noch  jene  eigenartigen  süd- 
atlantischen „Tiefseesande"  zurückzuführen,  die  der  „Gauss"  in  größerer 
Anzahl  lotete,  und  welche  in  einem  der  späteren  Abschnitte  noch  ab- 
zuhandeln sein  werden.  Dagegen  spricht  insbesondere  die  Tatsache,  daß 
zwischen  den  Positionen  dieser  „Tiefseesande"  und  der  Festlandsküste 
breite  Regionen  liegen,  in  denen  minerogenes  Material  zurücktritt  oder 
nahezu  ganz  fehlt.  Mürray  und  Philippi  nehmen  an,  daß  die  kontinen- 
talen Mineralkörner,  welche  den  Roten  Tonen  südlich  von  der  Cocos*Insel 
im  Indischen  Ozean  beigemengt  sind,  vom  Passat  aus  den  Wüstengebieten 
Australiens  herbeigetragen  wurden,  Wenn  aber  „Mineralkörner  so  weit, 
wie  in  diesem  Falle,  durch  den  Wind  verfrachtet  werden  können,  so 
läßt  sich  vermuten,  daß  der  feinste  Kontinentalstaub  noch  sehr  viel 
weiter  getragen  wird.  Es  ist  daher  die  Annahme  nicht  von  der  Hand 
zu  weisen,  daß  ein  Teil  des  Roten  Tiefseetones  und  des  ihm  gleichen 
Rückstandes,  der  bei  der  Behandlung  von  Globigerinenschlamm  mit 
Salzsäure  zurückbleibt,  feinstes  kontinentales  Material  ist,  das  durch 
Winde  zugeführt  wurde."  Ein  sehr  drastisches  Beispiel  für  Wind- 
transport bietet  eine  von  der  „Valdivia"  im  Gazellehafen  auf  Kerguelen 
gedredschte  Probe.  Die  Ufer  dieses  schmalen  Beckens  werden  lediglich 
aus  Basalten  aufgebaut.  Doch  nur  ein  kleiner  Teil  der  minerogenen 
Komponente  der  Dredschprobe  läßt  sich  auf  Basalte  beziehen,  die  Haupt- 
masse besteht  aus  Bimssteiustückehen,  die  als  äolisches  Produkt  auf  der 
Hauptinsel  den  Flugsand  teilweise  ersetzen  und  von  den  Westwinden 
in  das  Gazellebecken  geweht  werden. 

E.  Organismen  als  Transportvermittler 
I.  Aktiver  Transport  durch  Tiere 

Nur  der  Vollständigkeit  halber  mag  erwähnt  werden,  daß  auch  ge- 
wisse Tiere  sich  in  untergeordneter  Weise  am  Gesteiiistransport  beteiligen. 
Dahin  gehören  z.  B.  die  Seehunde,  dann  aber  auch  die  auf  die  höheren 
Südbreiten  beschränkten  Pinguine.    Nach  von  Tschudt,  den  Walther 


TranaportkrÜfte  im  Meere  und  ihre  Wirkung 


393 


zitiert,  findet  man  an  der  Küste  von  Tarabaca  in  Schichten  von  See-, 
hundsmist  zahlreiche,  3 — 10  cm  lange,  glänzende  Porphyrstiieke  vou 
schwarzbrauner  Farbe  aus  dem  Mageninhalt  von  Phocen.  Bezüglich 
der  Pinguine  beobachteten  die  Naturforscher  des  „Gaussu,  daß  diese  auf 
den  subantarktischen  Inseln  ja  massenhaft  vorhandenen  Tiere  sich  oft 
recht  weit  von  den  Inseln  entfernen,  und  in  ihren  Mägen  wurden  viel- 
fach große  Massen  von  Kies  und  kleineu  Steinen  gefunden.  Das  sind  die 
für  den  Aktualisten  erwünschten,  rezenten  Vergleichsfunde  7,  B.  zu  den 
Quarzkieseln  in  den  Mägen  fossiler  Plesiosaurier  aus  dem  feinkornigen 
Oberlias-Schiefer  von  Holzmaden  in  Württemberg. 

Auch  für  die  Verbreitung  von  Molluskenschalen  sind  gewisse  Tiere 
verantwortlich  zu  machen,  und  zwar  solche,  denen  die  Mollusken  zur 
Nahrung  dienen.  Diese  Tatsache  wurde  bereits  von  den  Walrossen  er- 
wähnt. Nach  K.  Möbius12*)  fand  Adolf  Pansch  in  dem  Magen  eines 
Walrosses  500  Individuen  der  Mya  truncata  L.,  und  neben  den  Eislöchern, 
aus  denen  die  Walrosse  aufzutauchen  pflegen,  werden  wohl  ganze  Haufen  von 
Schalen  dieser  Muschel  beobachtet.  Auch  zahlreiche  Fische  gehören  zu 
den  Muschelfressern  und  damit  zu  den  Verbreitern  der  leeren  Schalen. 
So  z.  B.  nach  Fr.  Heincke"5)  die  meisten  Grund  fische  der  Nordsee, 
wie  Plattfische,  Schellfisch,  Rochen  und  Seewolf.  Meist  erzeugen  sie 
zwar,  da  sie  mit  ihrem  kräftigen  Gebiß  die  verschluckten  Schaltiere 
zermalmen,  Schalengrus,  sogen.  Bruchschill.  Oft  ist  der  Darm  von 
Schollen  prall  damit  angefüllt.  Schellfisch  und  Seezunge  dagegen  mit 
ihrem  schwachen  Gebiß  scheiden  die  heil  verschluckten  Schalen  unver- 
sehrt wieder  aus.  Immerhin  erfolgt  die  Verdauung  dieser  Fische  und 
damit  der  Wechsel  des  Darminhalts  relativ  rasch,  sodaß  hierdurch  allein 
schon  eine  Maximalgrenze  für  den  Transport  von  Schalen  durch  diese 
Tiere  gegeben  ist. 

II.  „Passiver"  Transport  durch  Pflanzen 

Diesem  aktiven  Transport  von  minerogenen  und  biogeneu  Kompo- 
nenten durch  Tiere  steht  der  passive  durch  Pflanzen  gegenüber, 
welchen  dieselben  in  ihrer  Eigenschaft  als  Triftkörper  vollführen.  Hierbei 
kommen  sowohl  die  Treibhölzer  als  auch  marine  Tange  in  Frage.  Der 
Transport  einer  litoralcn  Lebensgemeinschaft  auf  die  Hochsee  dnreh  die 
von  den  Küsten  Westindiens  losgerissenen  Büschel  des  Sargassokrautes 
ist  bereits  geschildert  worden.  Gerade  die  mit  Gasblasen  versehenen 
marinen  Algen  tragen  auch  Sonst  zweifellos  erheblich  zur  Verbreitung 
nicht  nur  von  Gesteinsfragmeuten  (Fig.  126),  sondern  auch  von  litoralen 
Muscheln  bei.  So  beobachtete  R.  Vallentin426)  an  schwimmenden  Massen 
von  Fucus  serratus  festhäugend  sowohl  Steine,  wie  auch  Ostrea  edulis  und 
Tapes  pullastra,  an  Massen  von  Chorda  filum  außer  den  beiden  schon 
genannten  Muscheln  noch  Cardium  edule  und  Mytilus  edulis.    Nur  bei- 


394  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


Fig.  126. 

Granitgeröll  mit  aufgewachsenem  Blasentang,  Fucus  vesiculosus  Lin.,  welcher  mit  seinen 
Auftrieburganen  das  Gewicht  des  Steines  teilweise  kompensierte  und  durch  Vergrößerung 
der  Oberfläche  den  Transport  desselben  wesentlich  erleichterte.  Nordstrand  des  Samlandes 
bei  Brüsterort  (Ostpreußen).  C.  7»  der  nat.  Gr.  (Original  in  der  Allgemein -geologischen 
Sammlung  des  üeologisch-paläontologischen  Institutes  und  der  Bernsteinsammlung  der 

Albertus-Universität  zu  Königsberg  i.  Pr.) 


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Kalkgehalt  der  Tiefscesedimente. 


395 


läufig  sei  nach  dem  Berichte  von  Ad.  von  Chamisso  erwähnt,  daß  die 
Bewohner  des  Radak- Archipels  die  Steine  zum  Schärfen  ihrer  Instrumente 
dadurch  erhalten,  daß  sie  die  Wurzeln  angetriebener  Bäume  unter- 
suchen; es  sind  dort  Gesetze  erlassen,  wonach  solche  Steine  dem 
Häuptling  gehören! 


ß)  Über  den  Kalkgehalt  der  Tiefseesedimente  und  die  Faktoren, 

welche  denselben  regeln 

Eine  Frage  von  bedeutender  Wichtigkeit,  insbesondere  für  die 
Sedimente  des  tieferen  Meeres,  ist  die  Höhe  des  Kalkgehaltes  derselben. 
Und  eine  Erörterung  der  Faktoren,  welche  dieselbe  regelu,  bildet  eine 
wesentliche  Vorbedingung  für  das  Verständnis  der  regionalen  Verschieden- 
heiten der  am  Meeresboden  sich  vollziehenden  Neubildungen  und  der 
Stratigraphie  der  geologisch  jungen  Meeresseditneute. 

A.  Kalklieferung  erfolgt  nur  sehr  untergeordnet  auf 

anorganischem  Wege 

Als  erster,  positiver  Faktor  wäre  die  Lieferung  von  kohlensaurem 
Kalk  auf  anorganischem  oder  organischem  Wege  zu  bewerten.  Die  an- 
organische Bildung  von  kohlensaurem  Kalk  im  Meere  ist  auf  alle  Fälle 
von  nur  sehr  untergeordneter  Bedeutung,  selbst  daun,  wenn  wir  die 
Bildung  der  Oolithe,  was  an  früherer  Stelle  noch  als  durchaus  unsicher 
bezeichnet  wurde,  als  anorganisch  ansehen  wollten.  Im  übrigen  sind 
gerade  die  Verhältnisse  der  Mittelmeere,  auf  welche  ja  die  bekannteren 
Oolithvorkommnisse  beschränkt  sind  und  in  denen  auch  die  petrographisch 
und  -genetisch  nur  ungenügend  bekannten,  durch  ein  möglicherweise 
ähnlich  ausgeschiedenes  Zement  verkitteten  Krustensteine  auftreten, 
durchaus  von  denen  der  offenen  Ozeane  verschieden.  Autigen  aus- 
geschiedene Rhomboederchen  und  Kügelchen  von  Kalkspat  glaubte,  wie 
schon  erwähnt  wurde,  F.  Salmojraghi  in  einer  nahe  bei  Ustica  in 
Richtung  Palermo  aus  840  m  Tiefe  von  der  „Gitta  di  Milauo"  geborgenen 
Bodenprobe  erkennen  zu  können.  Doch  ist  dieses  ebenso  ein  vereinzelter 
Fund  geblieben,  wie  in  den  offenen  Ozeanen,  in  welchen  „Challenger" 
und  „Valdivia"  hin  und  wieder  Ähnliches  fanden.  Der  Fund  des  „Chal- 
lenger",  den  Murray  und  Renard  beschrieben  haben,  wurde  in  dem 
schon  früher  erwähnten  Radiolarienschlamm  des  nordwestlichen  Stillen 
Ozeans  gemacht,  welcher  sich  nicht  nur  durch  eine  außerordentliche 
Artenzahl  von  Radiolarien,  sondern  auch  durch  konkretions-  oder 
agglomeratähnliche,  anscheiueud  durch  kolloide  Kieselsäure  bewirkte 
Verkittnngen  des  Sedimentes  auszeichnete.  Bei  gleicher  Gelegenheit 
wurde  auch  bereits  des  Fundes  von  Kalkspatkriställchen  in  einein  in 


396 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeresscdimente 


Roten  Ton  übergehenden  Globigerinenschlamm  des  Südatlantischen  Ozeans 
durch  die  „Valdivia"  gedacht.  Aber  trotz  dieser  Funde m)  muß  es  doch 
l)ei  unserer  geringen  Kenntnis  der  chemischen  Vorgänge  am  Meeresboden 
vorläufig  unentschieden  bleiben,  ob  in  größerer  Menge  „in  den  Tiefsee- 
schlammen der  freien  Weltmeere  pulverförmige,  chemische  Kalkausschei- 
dungen vorkommen;  für  die  meisten  Sedimente  dürfte  es  aber  sehr  un- 
wahrscheinlich sein"  (MUßRAY  und  Philippi). 

B.  Kalklieferung  durch  Organismen,  .vor  allern  des  Planktous 
Die  Ergebnisse  des  vorigen  Abschnittes  zeigen,  daß  als  Kalkliefe- 
ranten wenigstens  im  tieferen  und  offenen  Meere  wesentlich  nur  Orga- 
nismen in  Frage  kommen  können.  Während  aber  in  den  geringeren 
Tiefen  vor  allem  benthonische  Organismen,  sowohl  Pflanzen,  wie  Tiere, 
eine  Rolle  spielen,  sind  für  die  Tiefseeschlamme  nur  die  planktonischen 
von  allgemeiner  Bedeutung,  insbesondere  von  Pflanzen  die  Coccolitho- 
phoriden,  von  Tieren  aber  die  pclagischen  Foraminiferen  und  die  Ptero- 
poden.  Dieses  aber  um  so  mehr;  da  die  Tiefenwässer  bei  der  Mehrzahl 
der  übrigen  Organismen  einen  schädlichen  Einfluß  auf  die  Ausbildung 
der  Kalkskelette  oder  -gehäuse  deutlich  erkennen  lassen.  So  können 
Foraminiferen  und  Würmer  höchstens  noch  sehr  zart^,  kalkarme  Gehäuse 
errichten,  Korallen,  Bryozoen  und  Seeigel  zeigen  eine  sehr  beträchtliche 
Reduktion  ihrer  Kalkskelette,  Muscheln  und  Schnecken  sind  kleiner  und 
mit  dünneren  Schalen  ausgestattet,  Tiefseefische  weisen  vielfach  ein 
spongiöses  Skelett  auf. 

Was  aber  das  daher  von  um  so  größerer  Bedeutung  werdende, 
kalkschalige  Plankton,  pflanzliches,  wie  tierisches,  betrifft,  so 
sind  wir  doch  trotz  der  unleugbar  großen  Fortschritte,  welche  wir 
seit  der  „Plankton-Expedition"  der  Humboldt-Stiftung  im  Jahre  1889 
bezüglich  der  Verbreitung  des  Planktons  im  allgemeinen  und  des  kalk- 
schaligen  im  besonderen  buchen  können,  leider  noch  nicht  so  weit,  daß 
wir  diesen  ersten  Faktor,  welcher  für  den  Kalkgehalt  einer  Tiefseeprobe 
bedeutungsvoll  ist,  überall  mit  genügender  Sicherheit  in  Rechnung  setzen 
könnten.  Immerhin  dürfen  wir  hoffen,  daß  in  nächster  Zeit  auf  diesem 
Gebiete  unsere  Vorstellungen  über  die  Bildung  der  Tiefseesedimente 
aufs  neue  befruchtet  werden.  Diese  Hoffnung  darf  aus  den  Unter- 
suchungen und  Ergebnissen  geschöpft  werden,  welche  H.  Lohmann 
unlängst428)  so  erfolgreich  bezüglich  der  Volksstärke  verschiedener 
Coccolithophoriden  und  ihrer  Abhängigkeit  von  den  Stromkreisen  einer- 
seits, den  Stromstilleu  oder  Halostasen  anderseits  und  deren  hydro- 
graphischen Eigenschaften  angestellt  und  gehabt  hat.  Als  Beispiel  mag 
die  Karte  dienen,  welche  der  genannte  Autor  über  die  Verbreitung  der 
häufigsten  Coccolithophoride  des  Ozeans,  der  Pontosphaera  huxleyi,  die 
nicht  weniger  als  71°/0  aller  Coccolithophoriden  ausmacht,  für  den 


Kalkgehalt  der  Tiefseesedimente 


397 


Atlantischen  Ozeau  entworfen  hat  (Fig.  127).  Man  könnte  versucht  sein, 
schon  aus  einersolchen  vereinzelten  DarstellungGesetzmäßigkeiten  bezüglich 


dusreise  der „ Deutsdiland  7.  V.U. -7.1X.U. 
Fig.  127. 

Kutwurf  eiuer  Dichteverhrcitungskarte  von  Pontosphaera  Huxleyi  Lohinann  auf  Grand 
der  Inoplanktenkurven  im  Atlantischen  Ozean.    Nach  H.  LohmaNN  in  Sitz.-Ber.  d.  Gen. 
Naturforsch.  Freunde,  Berlin,  1916,  S.  110,  Fig.  8. 


398 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Heeressedimente 


des  Kalkgehaltes  der  Sedimente  in  den  verschiedenen  Gebieten  des  Ozeans 
herauslesen  zu  wollen.  Aber  so  einfach  liegen  die  Dinge  bei  der  großen 
Zahl  von  sonst  noch  in  Frage  kommenden  kalkschaligen  Planktonten 
durchaus  nicht.  Und  es  kann  auch  gar  nicht  erwartet  werden,  daß 
schon  solche  einzelnen  Stichproben  eindeutige  Resultate  ergeben,  da  es 
für  die  Sedimentation  natürlich  nicht  auf  die  Verbreitung  und  Volks- 
starke der  einzelnen  Formen  in  bestimmten  Tagen,  Wochen  oder  Monaten 
ankommt,  sondern  auf  die  durchschnittliche  Häufigkeit  in  längeren  Zeit- 
räumen. Aber  es  werden  solche  Resultate  vermutlich  nicht  ausbleiben, 
wenn  die  Untersuchungsmethode  Lohmanns  häufiger  und  in  den  ver- 
schiedenen Jahreszeiten  angewendet  und  auch  auf  andere  Planktoutcn, 
wie  die  Globigerineu,  Radiolaricn  und  Diatomeen  ausgedehnt  sein  wird. 
Immerhin  wäre  hierbei  zu  berücksichtigen  '29),  daß  die  Planktonproduk- 
tion ja  in  den  oberen  400  m  des  Meeres  vor  sich  geht  und  von  da  ein 
weiter  Weg  bis  zum  Meeresboden  zurückzulegen  ist,  bis  die  Kalkskelette 
sich  einem  Sediment  beimengen. 

Ausschlaggebend  für  die  Stärke  des  Niedersinkens  von  Plankton- 
schalen in  den  verschiedenen  Teilen  der  Wohngebiete  bestimmter 
Formen  sind  hauptsächlich  zwei  Faktoren.  Der  erste  ist  die  Zahl 
der  (in  der  Zeiteinheit,  also  etwa  in  24  Stunden  und  in  1  1  Wasser) 
absterbenden  Individuen;  dieses  Absterben  wird  im  Nordatlantischen 
Ozean  am  stärksten  sein  in  der  Gegend  südlich  der  Neufund- 
landbank, wo  sieh  der  kalte  Labradorstrom  mit  dem  warmen  Golf- 
strom mischt,  und  beim  Übertritt  der  Golfstromtrift  bei  den  Azoren  aus 
dem  Kühlwasser  in  das  Warm  wassergebiet.  An  beiden  Stellen  kounte 
Lohmann  in  der  Tat  ein  umfangreiches  Absterben  von  Plankton- 
orgauismen  nachweisen.  An  solchen  Stellen  erfolgt  also  zweifellos  jahr- 
aus jahrein  ein  Niedersinken  von  Planktonschälchen  in  umfangreichem 
Maße;  aber  die  Schalen  sinken  einzeln  nieder  und  werden  sicher  stark 
durch  das  Meerwasser  angegriffen  oder,  ganz  aufgelöst.  Wo  sie  aber, 
falls  sie  wirklich  am  Meeresboden  ankommen,  zur  Ablagerung  gelangen, 
ist  sehr  schwer  zu  sagen,  da  das  Sinken  sehr  langsam  erfolgt  und  der 
Strom,  der  mit  der  Tiefe  nicht  nur  seine  Stärke,  sondern  auch  seine 
Richtung  ändert,  die  Schalen  versetzt. 

Als  zweiter  Faktor  ist  aber  auch  wichtig  die  Zahl  der  vou 
Plankton-fressenden  Tiereu,  sogen.  „Skelettsammlern'4,  aufgenommenen 
;  Globigeriuen,  Coccolithophoriden  usw.,  welche,  wie  das  schon  von 
den  letzteren  erwähnt  wurde,  in  den  schleimigen  Kotmassen  jener 
geschützt,  schnell  "zu  Boden  sinkeu  und  daher  viel  mehr  Aus- 
sicht haben  dürften,  ungestört  zur  Ablagerung  zu  kommen,  da  sie 
erst  am  Meeresboden  bei  dem  allmählichen  Zerfall  der  Kotmasseu 
freigelegt  werden.  Dieser  Transport  von  Planktonschälchen  wird  vor 
allem  besorgt  von  den  Feuersalpen,  Salpcn,  Doliolen,  Appendicularien, 


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Kalkgehalt  der  Tiefseesedimente 


399 


Pteropoden  und  Copepoden,  in  deren  Darm  man  die  an  der  Sediment- 
bildung in  der  Tiefsee  teilnehmenden  Skelettarten  massenhaft  nachzu- 
weisen vermag.  Dieser  Transport  ist  aber  für  die  Tiefsee  noch  dadurch 
bedeutsam,  daß  er  zugleich  organische  Stoffe,  wie  Eiweiß  und  Fette,  und 
wahrscheinlich  auch  Mengen  von  Bakterien  dem  Meeresboden  zuführt. 
Den  zweiten  Faktor  für  die  Bereitstellung  von  Kalkschalern  für  die 
Sedimentation  bildet  nach  diesen  Ausführungen  das  gegenseitige  Ver- 
hältnis in  den  Besiedelungsstärken  des  Meeres  mit  Skelettbildnern  einer- 
seits und  Skelettsammlern  anderseits.  Eine  Stelle  besonders  starker 
Besiedelung  mit  letzteren  zu  bestimmten  Jahreszeiten  scheint  im  Nord- 
atlantischen Ozean  z.  B.  nördlich  der  Azoren  in  etwa  20°  W.-Länge  zu 
liegen,  indem  dort  Massen  von  Salpen,  Doliolen,  Pteropoden  und  anderen 
Planktonten  auftreten.  Aber  auch  das  sind  Verhältnisse,  welche  lediglich 
die  Verbreitung  der  planktonischen  Kalklieferanten  in  den  oberen  Wasser- 
schichten betreffen.  Und  es  wird  schon  aus  diesen  Gründen  verständlich 
sein,  weshalb  es  vorerst  nicht  gelingt,  kausale  Beziehungen  zwischen 
der  Beschaffung  der  Skelettmassen  in  den  oberen  Wasserschichten  und 
den  Ablagerungsverhältuissen  der  Skelette  am  Meeresboden  aufzufinden. 

Ich  habe  in  einem  früheren  Abschnitte  eine  Bemerkung  Krümmels 
wiedergegeben,  nach  welcher  die  geographische  Verbreitung  der  einzelnen 
Eupelagischen  Ablagerungen  don  Eindruck  erwecke,  als  ob  der  Globi- 
gerinenschlamm  von  seinem  atlantischen  Hauptsitze  aus  eine  Invasion 
in  die  beiden  anderen  Ozeane  ausführe,  für  welche  anderseits  die  kalk- 
armen Bildungen  charakteristisch  seien.  J.  Murray  hat  1909  auf  den 
höheren  Salzgehalt  des  Roten  Meeres,  der  Arabischen  See  und  der  west- 
lichen Hälfte  des  Indischen  Ozeans  gegenüber  der  Bucht  von  Bengalen, 
des  Meeres  um  Sumatra  und  der  China-See  hingewiesen  und  den  ge- 
ringeren Gehalt  dieser  Gebiete  an  Salz  auf  den  enormen  Zufluß  von 
Süßwasser  zurückgeführt;  er  meinte  nun,  daß  die  gleichzeitig  mit  diesem 
zugeführte  kolloidale  Tonsubstanz  die  Grundlage  für  die  Kieselabschei- 
dungeuderRadiolarien  und  Diatomeen  abgeben  möchte430).  Daß  Beziehungen 
ähnlicher  Art  bestehen,  geht  u.  a.  wohl  auch  aus  den  Kieselsäurebestim- 
mungen des  Meerwassers  von  E.  Raben  hervor,  welche  in  der  freien 
Ostsee  eine  gewisse  Periodizität  ergaben,  die  mit  dem  jahreszeitlichen 
Wechsel  des  Diatomeenwachstums  übereinzustimmen  scheint,  indem  das 
Maximum  des  einen  mit  dem  Minimum  des  anderen  nahezu  zusammen- 
fällt431). Nach  jener  Anschauung  von  J.  Murray  würden  der  relativ 
geringere  Salzgehalt  und  die  in  verhältnismäßig  reichlicherer  Menge  zur 
Verfügung  stehende  Si02-Meuge  die  beiden  Faktoren  sein,  welche  sowohl 
im  pazifischen  und  östlichen  Indischen  Ozean,  wie  im  Antarktischen 
Meere  den  größeren  Reichtum  der  Sedimente  an  kieselschaligem  Plankton 
bedingen.  Das  mag  nun  für  den  Salzgehalt  richtig  sein,  —  während 
es  für  den  zweitgenannten  Faktor  bezweifelt  werden  könnte,  da  die 


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400 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


Verdünnung  des  pazifischen  und  indischen  Wassers  in  größtem  Maßstabe 
auch  durch  ozeanische  Regenfälle  stattfindet  — ;  umgekehrt  aber  darf 
man  wohl  schließen,  daß  größerer  Salzgehalt  dem  kalkschaligen  Plankton 
günstiger  ist.  Solchen  besitzt  aber  der  Atlantische  und  insbesondere 
der  Nordatlantische  Ozean.  Wenn  wir  daher  hierselbst  stellenweise  noch 
in  erheblichen  Tiefen  recht  kalkreiche  Sedimente  antreffen,  so  mag  das 
z.  T.  an  den  Salzgehalten  liegen.  Gehen  wir  aber  den  Gründen  nach, 
welch«;  diesen  wiederum  bedingen,  so  hat  am  meisten  Wahrscheinlich- 
keit eine  von  A.  Woeikow"  verfochten«  Ansicht  für  sich  432).  Nach  ihr 
hängt  der  größere  Salzgehalt  des  Atlantischen  (Nordatlantischen)  Ozeans 
davon  ab,  daß  viel  Wasserdampf  auf  die  Kontinente  geführt  wird,  weil 
der  Ozean  von  niedrigem  Land  umsäumt  ist.  Mit  den  dem  Ozean  tri- 
butären  Flüssen  kehrt  nnr  wenig  als  Wasser  in  denselben  zurück,  aus 
den  übrigen,  abflußlosen  Gebieten  (aralokaspisches  Gebiet,  Sahara)  über- 
haupt gar  nichts;  es  ist  ein  reiner  Verlust  an  Wasser.  Gerade  um- 
gekehrt aber  verhalten  sich  die  beiden  anderen  Ozeane;  hier  kehrt  das 
verdunstete  Wasser  meistens  wieder  auf  die  Oberfläche  der  Ozeane 
zurück,  vermittels  großer  Ströme  und  auch  über  große  Gebiete  aus- 
gedehnter Tropenregen,  wie  sie  auf  dem  Atlantischen  Ozean  nicht  so 
beobachtet  werden;  aber  auch  in  mittleren  Breiten  erfolgt  solche  Ver- 
dünnung; schon  die  große  Erstreckung  der  Ozeane,  der  weite  Weg, 
welchen  der  Wasserdampf  über  deren  Wasserfläche  zurücklegen  muß, 
erklärt  dieses  teilweise.  So  ist  es  denu  nicht  ausgeschlossen,  daß  die 
durch  das  Relief  der  Lithosphärenoberfläche  bedingte  Verteiluug  von 
Wasser  und  Land,  indem  sie  das  Klima  und  damit  den  Salzgehalt  der 
Ozeane  regelt,  auch  den  Reichtum  des  Planktons  an  kiesel-  oder  kalk- 
schaligen Vertretern  bedingt,  und  dadurch  regional  verschiedene  Sediment- 
formen erzeugt. 

i 

(\  Mehr  oder  minder  große  Verdünnung  der  kalkigen  Kompo- 
nenten durch  nicht-kalkige  Beimengungen  anorganischer  oder 

biogener  Art 

* 

Der  zweite  Kaktor,  welcher  den  Kalkgehalt  einer  Grundprobe  regelt, 
ist  gleichsam  ein  negativer.  In  jedem  Sedimeut  ist  der  organogenen 
kalkigen  Komponente  ein  mehr  oder  minder  großer  Prozentsatz  nicht- 
kalkiger, in  schwachen  Säuren  unlöslicher  Materie  beigemengt.  Diese 
nicht-kalkige  Komponente  setzt  sich  zusammen  einmal  aus  Resten  kiesel- 
schaliger  Organismen,  zum  anderen  entweder  aus  chersogenem,  von  der 
Verwitterung  und  Denudation  von  Landmassen  herrührendem  Material, 
oder  aus  den  Bestandteilen  vulkanischer  Flugaschen,  flottierendem  Bims- 
stein und  Produkten  submariner  Eruptionen.  Wenn  z.  B.  die  benthogenen 
Riffkalke  tatsächlich  frei  oder  fast  frei  von  unlöslichen  Substanzen  sind, 
so  liegt  das  daran,  daß  die  kalkliefernden,  benthonischen  Organismen 


Kalkgehalt  der  Tiefsecsediinente 


401 


einmal  keine '  Konkurrenz  durch  kieselschaliges  Benthos  haben,  zum 
andern  aber  auch  schlammfreies,  bewegtes  Wasser  bevorzugen,  in  welchem 
Brandung  und  Gezeitenströmungen  anorganischen  Detritus  nicht  zum 
ruhigen  Absatz  gelangen  lassen.  Wenn  dagegen  z.  B.  in  einem  Meeres- 
teile mittlerer  Tiefe  und  Laudferne  unter  Gewässern,  in  welchen  reich- 
liches kalkschaliges  Plankton  vorhanden  ist,  der  Kalkgehalt  der  Grund- 
probeu  trotzdem  sehr  gering  ist,  so  kann  dieses  darin  seinen  Grund 
haben,  daß  die  Zuführung  nicht-kalkiger  Komponenten  eine  so  reichliche 
ist,  daß  die  kalkigen  Organismenreste  durch  dieselben  bis  zu  einem  ge- 
wissen Grade  maskiert  und  verdünnt  werden. 

D.   Kalkauflösung  durch  das  Meerwasser 
I.  Die  Tatsachen 
1.  GeRteinsauf lögung  an  Kalkküsten 

Aber  noch  ein  dritter  Faktor  ist  für  die  Höhe  des  Kalkgehalts  der 
Grundproben  maßgebend;  und  zwar  wieder  ein  negativer:  die  Auflösung, 
welche  der  organogeue  Kalk  teils  beim  Niedersinken  (im  Falle  plank- 
tonischer Wesen),  teils  auch  noch  auf  dem  Meeresgrunde  erleidet.  Das 


Fig.  128. 

Küstenkarren  auf  Brioni  majore,  Adria.  Nacli  G.  GöTZIN'oER  aus  Stille's  Geologischen 
Charakterbildern,  5.  Heft,  1911,  Tafel  3b.  —  (Glatte,  durch  Erweiterung  von  Klüften 
entstandene  Küsteukarren;  die  kleinen,  sichtbaren  Löcher  sind  das  Ergebnis  der  kom- 
binierten Wirkung  der  Flechten,  sowie  des  Spritzwassers  der  Brandung  und  des  Regen- 
wassers; auf  letzteres  allein  ist  die  beginnende  feine  Kannelierung  der  mittleren  Kegel 

zurückzuführen.) 

Auilrrf,  Oeologie  de»  Meerwbodcni.  II.  ■  2»i 


402 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Heeressedimente 


Meerwasser,  welches  keine  gesättigte  Lösung  von  kohlensaurem  Kalk 
darstellt,  muß  unter  allen  Umständen  lösend  auf  diesen  einwirken.  Das 
zeigen  zunächst  schon  verschiedene  Erscheinungen,  welche  bereits  früher 
erwähnt  worden  sind;  einmal  die  sogenannten  Küsten-  oder  Brandungs- 
karren (Fig.  128),  welche  das  Meer,  vorwiegend  durch  Erweiterung  von 
Klüften,  auf  Kalksteinen  hervorruft,  dann  aber  auch  die  Anätzung  von 
Kalkfelsen,  welche  in  der  Spritzzoue  der  Brandung  wohl  wie  mit  Säure 
übergössen  aussehen.  Leicht  erreichbare  Fälle  bieten  die  Insel  Capri 
und  die  Karstküsten  der  Adria,  wo  sie  sehr  verbreitet  sind.  Ob  auch 
Kohlensäureausscheidung  durch  Organismen  bei  diesem  Vorgang  be- 
teiligt ist,  wie  R.  Gradmann  neuerdings  einmal  vermutet  hat, 
wird  erst  noch  zu  untersuchen  sein.  „Schratten"  beschrieb  schon 
J.  Partsch"3)  z.  B.  von  Kephallenia  mit  den  Worten:  „Was  in  den 


Fig.  129. 

Angelöstes  üeschiebe  vom  „Scharfen  Grund"  in  der  Ostse«  bei  Cranz.  Seitenansicht. 
\'4  nat.  Größe.  Original  in  der  Allgemein-geologischen  Sammlung  des  Geologisch- 
paläontologischen Institutes  und  der  Bernsteinsammlung  der  Albertus-Universität  zu 
Königsberg  i.  P.  (Die  Oberfläche  des  Geschiebe«  ist,  soweit  dasselbe  über  die  Sediment- 
Umhüllung  —  einen  entkalkten,  sandigen  Geschiebe-„Mergelu  —  herausragte,  mit  einer 
warzig-blättrigen,  manganhaltigen  Limonitlage  überzogen,  die  vorne  links  etwas  ab- 
geblättert ist.  Der  lim. mit  freie  „Fuß"  des  Stückes  ist  unterhalb  der  schwarzen  Linie 
deutlich  zu  erkennen.    Die  kleinen,  weißen'  Flecke  sind  Überzüge  einer  inkrustierenden 

Bryozoe.) 

Bergen  die  Atmosphäre  zustande  bringt,  erzielt  an  den  Ufern  das  Meer- 
wasser. Ein  6 — 10  m  breiter  Saum  von  Schrattenbildungen,  die  nur 
geschwärzt  sind  durch  einen  Überguß  organischer  Substanz,  bildet  viel- 
fach die  Grenze  zwischen  dem  fest  zusammenhängenden  Gestein  und 
dem  unbestrittenen  Herrschaftsbereiche  des  Meeres."  Eine  tiefgründige, 
löcherige  Verwitterung  in  tertiären  und  cretaeeischen  Kalksteinen  am 


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Kalkgelialt  der  Tiefseesedimente  403 

Nordwestufer  der  Bucht  von  Palma  auf  Mallorca  hat  neuerdings 
H.  Praesent484)  ebenfalls  auf  die  lösende  Einwirkung  des  Meerwassers 
zurückführet»  können.    Die  Tatsächlichkeit  dieses  Vorganges,  welchen 


Fig.  130. 

Das  gleiche  Stück,  wie  in  der  vorigen  Abbildung,  aber  von  oben  gesehen,  um  die  An- 

lösung  zu  zeigen.    */4  nat.  Größe. 

nach  Tornquist  m)  auch  angelöste  Geschiebe  vom  Boden  der  Ostsee 
demonstrieren  sollen  (Fig.  129,  130),  ergibt  sich  aber  auch  aus  gewissen 
Experimenten. 

2.  Experimente  von  LlNCK  und  Thoulet 

Nach  G.  Linck486)  betrügt  die  maximale  Löslichkeit  von  CaCOs 
in  einem  (nach  einer  älteren  Analyse  von  von  Bibra)  künstlich  her- 
gestellten Meerwasser  bei  einer  Temperatur  von  17 — 18°  C.  0,0191  %>; 
in  Wirklichkeit  sind  dagegen  im  natürlichen  Meerwasser  nach  der  Analyse 
von  Dittmar  (in  den  nChallengeru  -  Berichten)  nur  0,0123%  CaC03 
enthalten.  Vergleichende  Untersuchungen  über  die  Lösungsfähigkeit  von 
Meerwasser  und  destilliertem  Wasser  verdanken  wir  sodann  .T.  Thoulet487). 
Derselbe  ließ  mehrere  Wochen  lang  ständig  erneuertes  Meerwasser  aus 
dem  Ärmelkanal  und  destilliertes  Wasser  einwirken  1.  auf  Bimsstein 
von  Lipari,  2.  auf  am  trockenen  Meeresstrande  aufgesammelte,  bereits 
von  den  Atmosphärilien  beeinflußte,  92,72  °/o  CaCOs  enthaltende  Schalen 
von  Pectunculus  pilosus  und  Cardium  edule,  3.  auf  tote  Korallen  der 
Gattung  Cladocora,  4.  auf  Globigerinenschlamm  aus  dem  Nordatlantischen 
Ozean  unter  40°  fi'  N.,  29°48'W.  und  1850  m  Tiefe.    Diese  Versuche 

20* 


4<>4  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


ergaben  als  Lösungsverlust  in  Gramm  pro  Tag  und  auf  das  (^uadrat- 
dezimeter  Oberfläche: 


Bimsstein 

Muscheln 

Koralle 

Globigerinen 
schlämm 

In  Meer wasser    .  . 
In  dest.  Wasser  .  . 

0,000105 
0,000832 

0,000039 
0,001843 

0,000201 
0,003014 

0,000137 
0,003001 

Nun  ist  zwar  zu  diesen  Zahlen  zu  bemerken,  daß  einerseits  unbe- 
rücksichtigt geblieben  ist,  ob  die  betreffenden  Organismenskelette  aus 
Aragonit  oder  Kalkspat  gebildet  werden,  welche  beide  bekanntlich  eine 
verschiedene  Löslichkeit  besitzen,  zum  anderen  waren  auch  der  Erhal- 
tungszustand und  die  Korngröße  der  untersuchten  Objekte,  welche  eben- 
falls die  Löslichkeit  beeinflußt,  verschiedene;  die  angeführten  Zahlen 
sind  daher  nicht  einmal  unmittelbar  vergleichbar.  Immerhin  geben  sie 
doch  eine  gute  Vorstelluug  von  der  Lösungsfähigkeit  des  Meerwassers 
für  die  uns  hier  besonders  interessierenden  Organismenreste.  Diese 
normale  Löslichkeit  des  Meerwassers  für  Kalk4*8)  wird  aber  natürlich 
erhöht,  wenn  Kohlensäure  pder  Schwefelsäure,  welche  bei  der  Verwesung 
organischer  Substanz  entstehen,  zugeführt  werden. 

3.  Die  Tiefe  als  Faktor  für  die  Kalkauflösung 

Es  ist  klar,  daß  die  Löslichkeit  des  kohlensauren  Kalkes  im  Meer- 
wasser die  biogene  Komponente  einer  Gruudprobe  upd  damit  den  Kalk- 
gehalt derselben  beeinflussen  wird  und  insbesondere  dort,  wo  diese 
Komponente  von  planktonischen  Wesen  geliefert  wird,  eine  Abhängigkeit 
des  Kalkgehaltes  von  der  Tiefe  in  Erscheinung  treten  muß.  Denn 
feinere,  kalkige  Organismen reste  werden  beim  Niedersinken  aufgelöst 
werden,  und  der  Auflösungsprozeß  wird  desto  weiter  fortschreiten,  je 
mächtiger  die  Wassersäule,  welche  die  Obcrflächenschicht  vom  Meeres- 
boden trennt,  oder  je  größer  die  Meerestiefe  ist.  Daß  in  der  Tat,  so- 
fern wir  von  den  Sedimenten  flacheren  und  küstennäheren  Wassers,  bei 
denen  die  Maskierung  durch  nicht-kalkige  Komponenten  eingreift,  ab- 
sehen, der  Kalkgehalt  der  Tiefseesedimente  sich  mit  wachsender  Meeres- 
tiefe stetig  verringert,  haben  bereits  die  Analysen  des  „Challenger"- 
Berichtes  ergeben.  Denn  auf  Grund  der  hier  zusammengestellten  Daten 
von  231  Grundproben  macht  der  Kalkgehalt  zwar  zwischen  3000  und 
4000  m  noch  rund  50  %>  aus,  sinkt  aber  bei  6000  m  auf  20  %  und  be- 
trägt bei  6000  m  nicht  einmal  mehr  1  %.  Es  enthielten  genauer: 
68  Proben  aus  weniger  als  3660  m  (2000  Faden):  60— 80  °o  CaCOa, 
68  „  „  3660—4570  m  (2000—2500  „  ):  46,7  „ 
65  r  .,  4570— 5490  m  (2500— 3000  „  ):  17,4  r 
H  „    5490—6400  m  (3000—3500      „   ):       0,88  „ 


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Kalkgehalt  der  Tiefseesedimentc 


405 


Diesen  klaren  Ergebnissen  gegenüber  will  es  wenig  besagen,  wenn 
Thoület489)  nicht  eine  Auflösung  des  organogenen  Kalkes  beim 
Niedersinken  in  große  Meerestiefen,  sondern  nur  eine  ungleichförmige 
Verteilung  des  kalkabsonderndeu  Planktons  in  den  höheren  Meeres- 
schichten und  mechanische  Schlämmungsprozesse  zur  Erklärung  heran- 
ziehen will.  Ja,  es  kann  direkt  als  unverständlich  bezeichnet  werden, 
daß  dieser  um  die  Ozeanographie  so  verdiente  Autor  seine  hauptsächlich 
an  Grundproben  des  Nordatlantischen  Ozeanes  und  Europäischen  Mittel- 
meeres gewonnenen  Resultate  ohne  Weiteres  auf  die  übrigen  Töile  des 
Weltmeeres  ausdehnt.  Demgegenüber  stützen  sich  die  Beobachtungen 
des  „Challenger*  auf  Grundproben  aus  allen  drei  Ozeanen  und  den  ver- 
schiedensten Breitenzonen  des  Erdballes  und  sind  zudem  durch  neuere 
Expeditionen  immer  mehr  bestätigt  und  erweitert  worden. 

Zunächst  ist  daran  zu  erinnern,  daß  die  zarten  und  aus  leicht 
löslicher  Aragonitsubstänz  bestehenden  Pteropodenschalen  beim  Nieder- 
sinken durch  eine  mächtigere  Wassersäule  so  frühzeitig  aufgelöst  werden, 
daß  man  sie  in  Tiefen  unter  3000  m  nur  noch  ausnahmsweise  findet, 
welcher  Vorgang  als  maßgebend  für  die  untere  Tiefengrenze  des  Ptero- 
podenschlammes  bereits  oben  eingehender  erörtert  wurde.  Dasselbe  gilt 
von  den  Panzern  höherer  Krebse,  Skelettteilen  von  Fischen  (ausgenommen 
hiervon  sind  bisweilen  nur  Zähne  und  Otolithe)  und  manchen  anderen 
kalkigen  Hartgebilden,  welche  sich  daher  wohl  gelegentlich  in  Flachsee- 
ablagerungen, aber  so  gut  wie  niemals  in  den  Sedimenten  der  Tiefsee  finden. 

Weniger  eindeutig  tritt  die  Einwirkung  der  Meerestiefe  in  Er- 
scheinung, wenn  wir  die  Kalkgehalte  der  Globigerinenschlamme  zu  der- 
selben in  Beziehung  setzen;  und  es  ist  schon  im  Obigen  darauf  hin- 
gewiasen  worden,  daß  hier  in  der  Tat  sowohl  von  den  Gelehrten  des 
..Chal  lenger14,  wie  auch  neuerdings  noch  von  Philippi  die  Tiefe  als 
bestimmender  Faktor  für  die  Höhe  des  Kalkgehaltes  dieses  Sedimentes 
wesentlich  überschätzt  worden  ist  und  vielmehr  hinter  anderen  Faktoren, 
wie  der  Verbreitung  der  kalkschaligen  Planktonten,  Meeresströmungen 
u.  a.  zurückstehen  muß,  worauf  wir  übrigens  am  Schluß  dieses  Ab- 
schnittes noch  einmal  zurückkommen  werden. 

Von  besonderer  Bedeutung  für  die  Frage  der  Kalkauflösung  sind 
dagegen  wiederum  die  Beobachtungen  am  Roten  Ton.  Zunächst  ist  die 
Durchschuittstiefe  der  Roten  Tone  durchweg  größer  als  die  der  Globi- 
gerinenschlamme. Beschränken  wir  uns  auf  drei  der  bekannteren  großen 
Expeditionen,  so  betrug  die 


Mittlere  Tiefe  der 


GlubigerineDsrhlammc   .  . 

de«  „Cliallenger" 

8658  tu 

der  „Valdivia" 
2890  m 

des  „Gauss" 
4163  m 

de«  „Cballeuger" 
4993  m 

der  „Valdivia" 
5288  m 

des  „Gauss44 
5868  m 

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4<>r, 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


Nehmen  wir  hinzu,  daß  auch  die  völlig  kalkfreien  Roten  Tone  aus 
Gebieten  stammen,  in  welchen  die  planktonische  Orgauismenwelt  reich 
an  kalkabscheidenden  Formen  ist,  außerdem  aber  die  Zufuhr  an  mas- 
kierender, nicht-kalkiger  Materie  auf  ein  Minimum  reduziert  ist,  so  bleibt 
eben  nur  der  Schluß  übrig,  daß  die  Hartgebilde  der  planktonischen, 
kalkabsondernden  Pflanzen  und  Tiere  den  Boden  der  Tiefsee,  soweit  ihn 
Roter  Ton  bildet,  entweder  Überhaupt  nicht  erreichen,  oder  aber,  daß  sie 
dort  sehr  rasch  aufgelöst  werden. 

II.  Die  Deutung  der  geschilderten  Tatsachen 

1.  Welche  Wichtigkeit  besitzt  die  Erhöhung  der  normalen  Lösungsfähig- 
keit des  Meerwassers  durch  den  normalen  Reichtum  der  Tiefenwlsser  an 

Sauerstoff  und  Kohlendioxyd? 

Das  frühzeitige  Verschwinden  der  Pteropodenschälchen  wie  die 
Kalkgehalte  im  Globigerinenschlamm  und  Roten  Ton  beweisen  unzwei- 
deutig, daß  eine  Kalkauflösung  sowohl  in  höheren,  wie  in  tieferen  Meeres- 
schichteu  vor  sich  geht.  Zu  entscheiden  ist  jedoch  noch  die  Frage,  ob 
diese  Auflösung  schneller  bei  höheren  oder  niederen  Temperaturen,  bei 
größeren  oder  geringeren  Drucken  erfolgt  und  ob  endlich  neben  der 
lösenden  Wirkung  des  Meerwassers  auch  noch  freie  Säuren  in  Frage 
kommen.  Man  erkennt  von  vornherein,  daß  das  ganze  Problem  ein  sehr 
kompliziertes  ist,  da  einerseits  einander  z.  T.  entgegen  wirkende  Fak- 
toren zu  berücksichtigen  sftid,  anderseits  aber  unsere  ozeanographischen 
Kenntnisse  trotz  der  unleugbaren  großen  Fortschritte  der  letzten  Jahr- 
zehnte noch  nicht  auf  dem  Standpunkt  angelangt  sind,  daß  man  das 
Problem  nach  Art  einer  physikalisch-chemischen  Aufgabe  lösen  könnte. 

Dieser  Kompliziertheit  des  Problems  gegenüber  recht  einfache  Ver- 
suche hat  J.  Thoulet410)  augestellt,  ohne  indessen  eine  ganze  Reibe  recht 
beträchtlicher  Fehlerquellen  auszuschalten.  Er  experimentierte  mit  leeren 
Globigerinenschalen  und  deren  Bruchstücken  und  fand,  daß  je  nach  der 
Korngröße  eine  Tiefe  von  4500  m  in  1,09—7,47  Tagen  von  ihnen  durch- 
sunken  werde.  In  dieser  kurzen  Zeit  könne  aber,  meint  er,  eine  wesent- 
liche Auflösung  des  kohlensauren  Kalkes  auch  in  ständig  erneuertem 
Wasser  nicht  stattfinden.  Schon  Krümmel  hat,  wie  erwähnt,  darauf 
aufmerksam  gemacht,  daß  die  Annahme  eines  gleichmäßig  schnellen 
Sinkens  im  Ozean  mit  seiner  Dichtezunahme  bei  wachsender  Tiefe  nicht 
richtig  sein  könne;  die  gefundeneu  Siukzeiten  seien  daher  höchstens 
Minimalwerte.  Thoulet  hat  aber  auch  die  Wirkung  der  Meeres- 
strömungen außer  Acht  gelassen,  welche  unter  Umständen  feine  Hart- 
gebilde lange  Zeit  in  schwebender  Lage  mit  sich  führen  können.  Ferner 
wird  eine  soeben  abgestorbene  Globigerine,  die  außer  ihren  feinen  Stachel- 
anhängen auch  noch  organische  Substanz  mit  Gas-  und  Fettvakuolen 
besitzt,  niemals  so  schnell  sinken,  wie  eine  leere,  ihrer  Stacheln  beraubte 


Kalkgehalt  der  Tiefseesedimente 


407 


Schale.  Endlich  wissen  wir  heute  aus  deu  neueren  Untersuchungen 
über  die  Ernährung  der  Meerestiere,  daß  nur  sehr  wenige  Globigerinen- 
gehäuse  tiefere  Meeresschichten  erreichen  werden,  welche  nicht  vorher 
einem  oder  mehreren  Tieren  zur  Nahrung  gedient  haben.  Dadurch  findet 
aber  nicht  nur  eine  Verzögerung  des  Sinkprozesses  statt,  sondern  im 
fremden  Tierkörper  ist  auch  eine  verstärkte  Resorption  des  kohlensauren 
Kalkes  nicht  ausgeschlossen.  Wir  dürfen  daher  kaum  hoffen,  jemals 
mit  einiger  Genauigkeit  zu  erfahren,  wie  lange  ein  abgestorbener  Plankton- 
organismus braucht,  um  den  Meeresboden  zu  erreichen. 

Wenn  eine  gewisse  Meerestiefe  überschritten  wird,  so  geht  unter 
normalen  Bedingungen  in  niederen  und  mittleren  Breiten  im  offenen 
Weltmeer  Globigerinenschlamm  in  Roten  Ton  über.  Die  Grenze  beider 
Sedimentarten  hält  jedoch  keineswegs  überall  ein  gleiches  Niveau  inne 
sondern  verläuft  in  verschiedenen  Meeresgebieten  in  sehr  ungleicher 
Höhenlage.  Insbesondere  haben  die  Untersuchungen  der  beiden  deutschen 
Expeditionen  der  „Valdivia"  und  des  „Gauss"  einen  diesbezüglichen 
erheblichen  Unterschied  zwischen  dem  Atlantischen  und  dem  Indischen 
Ozean  feststellen  können.  Wenn  z.  B.  die  „Valdivia"  im  mittleren  Teile 
des  Indischen  Ozeans  auf  Station  175  unter  26°  4'  8.,  93°44'0.  schon 
in  4709  m  Tiefe  einen  nur  3  °/o  CaCOs  enthaltenden  Roten  Ton  lotete 
und  der  „Gauss"  in  der  Mauritius-Mulde  auf  Station  96  unter  25°  8'  S., 
66°  7'  0.  schon  in  4930  m  einen  völlig  kalkfreien  Roten  Ton  fand,  so 
steht  dieses  im  scharfen  Gegensatz  zu  dem  Verhalten  des  Atlantischen 
Ozeans.  Während  von  der  „Valdivia"  in  der  Kap-Mulde  Roter  Ton  mit 
4%  CaC03  erst  in  5283  m  (Station  89  unter  31°  21'  S.,  9°  46'  0.)  an- 
getroffen wurde,  fand  sich  unmittelbar  unter  dem  Äquator  (Station  47 
in  0°  10'  S.,  8°  32'  W.)  noch  in  5695  m  ein  Globigerinenschlamm  mit 
67  °/0  CaCOa.  Noch  tiefer  scheint  die  Grenze  zwischen  Globigerinen- 
schlamm und  Rotem  Ton  in  den  gemäßigten  Teilen  des  Nordatlantischen 
Ozeans  zu  liegen.  Denn  Lohmann356)  beobachtete  etwa  unter  40°  N. 
und  zwischen  45°  und  50°  W.  bei  5798  m,  Peakesä5)  unter  43°  8'  N., 
19°  66'  W.  bei  5971  m  und  unter  43°9'N.,  19°  45'  W.  sogar  noch  bei 
6006  m  typischen  Globigerinenschlamm,  im  letzteren  Falle  mit  47,5  %> 
CaC03.  Das  ist  die  größte  Tiefe,  bei  welcher  bisher  wohl  überhaupt 
Globigerinenschlamm  gelotet  worden  ist.  Außerdem  besteht  aber  auch 
ein  Gegensatz  zwischen  dem  westlichen  und  östlichen  Teil  des  Süd- 
atlantischen Ozeans;  denn  während  der  „Gauss"  im  östlichen  Becken 
unter  18°  36' S.,  5°  9'  W.  auf  Station  115  in  5430  m  noch  einen  Glo- 
bigerinenschlamm von  84,9  D/o  CaCOs  lotete,  wurde  fast  auf  der  gleichen 
Breite  im  westlichen  Becken  (Station  14,  24°34'S.,  20°  50'  W.)  bereits 
bei  5020  m  ein  Roter  Ton  mit  nur  1,9%  CaC03  angetroffen. 

Schon  MtTRRAY  und  Philippi  haben  eingehend  die  Frage  erörtert, 
welche  Faktoren  diese  auffallenden  Differenzen  hervorrufen.  Es  wäre  von 


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40* 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


vornherein  nicht  ausgeschlossen,  daß  eine  ungleichförmige  Verteilung  des 
Planktons  eine  gewisse  Rolle  hierbei  spielen  könnte.  Radiolarienschlamm 
fehlt  ja  dem  Atlantischen  Ozean  fast  völlig,  während  er  im  ludischen 
und  Stillen  Ozean  vorkommt.  Man  könnte  daher  vielleicht  annehmen, 
daß  eine  geringere  Menge  von  Kieselsäure-produzierenden  Planktonteu 
(im  Atlantischen  Ozean)  jeweils  durch  eine  größere  Zahl  von  kalkab- 
scheidenden ausgeglichen  wird.  Indessen  haben  die  Untersuchungen  von 
C.  Apstein  au  den  Planktoufäugen  der  „Valdiviau  ergeben,  daß  gerade 
in  vielen  Teilen  des  Indischen  Ozeans  ein  äußerst  globigerinenreiches 
Plankton  sich  vorfindet,  während  der  Atlantische  Ozean  sich  umgekehrt  an 
vielen  Stellen  als  auffallend  arm  erwies.  Besonders  interessant  ist  es, 
daß  auf  mehreren  subantarktischen  Stationen  verhältnismäßig  sehr  viel 
kalkabscheidende  Planktonten  nachgewiesen  werden  konnten,  während 
der  Befund  der  Grundproben  auf  eine  extreme  Armut  hätte  sclüießen 
lassen  müssen!  Hoher  Kalkgehalt  am  Meeresboden  sagt  also  nicht,  daß 
auch  das  Plankton  der  höheren  Wasserschichten  reich  an  kalkabsondernden 
Vertretern  ist;  anderseits  kann  aber,  selbst  in  mittleren  Tiefen,  kalk- 
freier Schlamm  vorhanden  sein,  während  das  Oberflächenwasser  reich 
an  kalkschaligeu  Planktonten  ist.  Da  diese  Divergenz  sich  gegen  die 
Antarktis  zu  verstärken  scheint,  liegt  die  Vermutung  nahe,  daß  die 
Temperatur  des  Meerwassers  und  die  damit  zusammenhängende  Ab- 
sorptionsfähigkeit für  Gase  eine  erhebliche  Rolle  dabei  spielt  In  dieser 
Beziehung  sind  nun  die  schönen  Karten,  welche  G.  Schott  im  1.  Bande 
des  „Valdivia"-Werkes  veröffentlicht  hat,  äußerst  lehrreich.  Denn  man 
erkennt  aus  denselben,  daß  vou  der  Oberfläche  bis  zu  einer  Tiefe  von 
1000  m  das  Wasser  im  Indischen  Ozean  wärmer  ist  als  im  südatlantischen, 
besonders  in  dessen  von  der  „Valdivia"  befahrenen  östlichen  Teile. 
Zwischen  1000  und  2000  m  sind  die  Temperaturen  in  beiden  Meeren 
nahezu  gleich,  bei  2000  m  wird  das  Tiefenwasser  im  Indischen  Ozean 
kälter  als  im  südatlantischen,  und  diese  Differenz  verstärkt  sich  noch 
mit  zunehmender  Tiefe.  Besonders  auffallend  ist  es  aber  auch,  daß  bei 
4000  m  und  darunter  der  östliche  Teil  des  südatlantischen  Ozeans 
wärmer  ist  als  der  westliche.  Es  wäre  nun  zunächst  denkbar,  daß  die 
raschere  Kalkauflösung  im  Indischen  Ozean  auf  das  wärmere  Ober- 
flächenwasser zurückzuführen  ist,  da  ja  der  kohlensaure  Kalk  offenbar 
in  wärmerem  Wasser  leichter  löslich  ist  als  in  kälterem.  Wahrschein- 
licher ist  es  jedoch,  daß  die  Auflösung  hauptsächlich  in  tieferen  Wasser- 
schichten erfolgt  und  daß  deswegen  in  erster  Linie  die  geringere 
Temperatur  des  indischen  Tiefenwassers  für  die  Differenz  verantwortlich 
zu  machen  ist.  Von  der  Temperatur  hängt  aber  die  Absorptions- 
fähigkeit für  Gase  ab. 

Aus  der  früheren  Beschreibung  des  Roten  Tiefseetones  geht  her- 
vor, daß  zwei  Vorgänge  bei  der  Entstehung  dieser  Sedimentart  mitein- 


Kalkgehalt  der  Tiefseesedimente 


409 


ander  Hand  in  Hand  gehen  dürften :  erstens  die  Überführung  des  Eisens 
und  Mangans  in  die  höchste  Oxydationsstufc  und  zweitens  die  mehr 
oder  minder  weitgehende,  oft  völlige  Ausmerzung  des  kohlensauren 
Kalkes.  Es  liegt  daher  der  Gedanke  nahe,  mit  Murray  und  Philippi 
beide  Vorgänge  auf  eine  Ursache  zurückzuführen  und  auch  für  die  Kalk- 
auflösung an  einen  engen  Zusammenhang  mit  einem  Oxydationsprozeß 
zu  denken.  Die  höheren  Oxyde  des  Eisens  und  Mangaus  können  nur 
dann  existieren,  wenn  erhebliche  Mengen  von  organischer  Substanz 
nicht  vorhanden  sind  oder,  wo  solche  vorhanden  waren,  durch  rasche 
und  intensive  Oxydation  zerstört  werden.  Durch  diesen  Vorgang  werden 
aber  Kohlensäure  und  Schwefelsäure  entwickelt,  welche  die  Lösungs- 
fähigkeit des  Meerwassers  für  kohlensauren  Kalk  verstärken.  So  steht 
die  Bildung  der  höheren  Metalloxyde  wie  auch  die  Kalkauflösung  in 
engem  Zusammenhange  mit  der  Oxydation  der  organischen  Substanz, 
„Diese  Oxydation  beruht  aber  auf  dem  Sauerstoffgehalt  des  im  wesent- 
lichen aus  der  Antarktis  stammenden  Tiefeuwassers.  Je  näher  der 
Antarktis  das  Tiefenwasser  und  je  kälter  es  ist,  desto  größer  wird  sein 
Sauerstoffgehalt  und  dementsprechend  seine  Oxydierungsfähigkeit  sein. 
Dadurch  würde  es  sich  erklären,  daß  in  den  subantarktischen  Meeren 
der  Grundschlamm,  trotz  reichlicher  Menge  kalkabsondernden  Planktons, 
oft  schon  in  recht  geringen  Tiefen  kalkfrei  ist."  Diese  schon  durch 
Untersuchung  der  „Valdivia'-Proben  gewonnenen  Ergebnisse  haben  durch 
die  späteren  Untersuchungen  des  „Gauss*  eine  vollgültige  Bestätigung 
erfahren.  Die  Sedimeute  der  antarktischen  Packeiszone,  welche  der 
„Gauß"  auf  33  Stationen  lotete,  erwiesen  sich  in  24  Fällen  als  völlig 
kalkfrei;  4  enthielten  kohlensauren  Kalk  nur  in  Spuren,  4  andere  einen 
Gehalt,  der  zwischen  l,2°/o  und  5°/o  schwankt,  und  nur  in  einer  Probe 
stieg  der  Kalkgehalt  auf  19,4%.  Dabei  haben  die  Planktonfänge  stets 
kalk  schaliges,  besonders  globigerinenreiches  Plankton  ergeben.  Es  ist 
nun  zwar  in  einem  vorhergehenden  Abschnitt  wahrscheinlich  gemacht 
worden,  daß  ein  großer  Teil  des  Oberflächenplanktons  der  antarktischen 
Packeiszone  durch  Gezeiten-  und  Schmelzwasserst  röme  nach  außen'  gei 
trieben  wird  und  erst  jenseits  der  Packeiskante  zu  Hoden  sinken  kann. 
So  stammt  das  Planktonmaterial  der  sporadisch  längs  der  Packeiskante 
auftretenden  Globigerinenschlamme  wohl  zum  größten  Teile  aus  dem 
eisbedeckten  Südpolarmeere;  aber  ein  großer  Prozentsatz  des  kalkigen 
Oberflächenplanktons  dieser  Meeresregion  dürfte  auch  bei  dem  durch 
die  Meeresströmungen  ja  nur  verzögerten  und  kaum  ganz  verhinderten 
Niedersinken  durch  das  sauerstoffhaltige  Wasser  des  antarktischen 
Meeres  in  Lösung  gehen.  Einwandfreiere  Schlüsse  als  das  Oberflächen- 
plankton erlaubt  aber  das  kalkabscheidende  Beut  hos  der  Packeiszone. 
Dieses  ist  in  seiner  Lebenstätigkeit  durch  den  Sauerstoffreichtnm  des 
antarktischen  Wassers  äußerst  begünstigt,  und  so  wurde  durch  gelegent- 


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410 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


liehe  Dredschezüge  eine  üppige  Fauna  von  Korallen,  Holothurien, 
Ophiuren,  Mollusken,  Bryozoen,  Brachiopodcn,  Würmern,  welche  ihre 
Wohnröhren  teilweise  aus  Foraminiferen  aufbauen,  uud  anderen  kalk- 
abscheidenden Tieren  mehr  zutage  gefördert.  Gleichzeitig  gelotete 
Grundproben  erwiesen  sich  aber  als  völlig  kalkfrei  (z.  B.  „Gauss"- 
Station  82).  Strömungen  kommen  in  den  über  2000  m  tiefen  Meeres- 
schichten nur  uoch  insofern  in  Betracht,  als  sie  das  Tiefenwasser 
verhältnismäßig  rasch  erneuern  und  auf  diesem  Wege  die  Kalkauflösung 
begünstigen.  Eine  mechanische  Wegführung  größerer  Organismenreste, 
wie  Korallen,  Mollusken-  oder  Brachiopodenschalen,  können  sie  nicht 
vollführen;  sonst  würden  sie  vor  allem  das  feine  klastische  Material 
beseitigen,  welches  die  Ablagerungen  dieser  Meeresregionen  zum  größten 
Teile  zusammensetzt.  „Wenn  also"  —  so  schließt  Philippi  —  „am 
Meeresgrunde  in  der  antarktischen  Packeiszone  in  großen  Mengen  kalk- 
abscheideride  Benthostiere  leben,  wenn  aber  von  ihren  Resten  so  gut 
wie  nichts  in  das  Bodensediment  Ubergeht,  so  erscheint  nur  ein  einziger 
Schluß  möglich:  daß  die  Kaikabscheidungen  der  benthonischen  Fauna 
sehr  bald  nach  dem  Absterben  der  Tiere  in  Lösung  gehen".  Kann  man 
diesen  Erörterungen  bis  hierhin  uubedenklich  folgen,  so  können  wir  doch 
Zweifel  nicht  unterdrücken,  wenn  Mürray-Philippi  und  Philippi  an- 
genommen haben,  daß  das  eiskalte  Wasser  der  größten  Meerestiefen, 
das  sich  zum  größten  Teile  aus  der  Antarktis  ableiten  läßt,  seine  kalk- 
lösende Einwirkung,  wenn  auch  in  sehr  abgeschwächtem  Maße,  noch 
auf  der  nördlichen  Halbkugel  geltend  macht,  auf  welche  es  bei  der 
breiten  Kommunikation  der  drei  Weltmeere  mit  den  antarktischen  Ge- 
wässern in  gewaltiger  Menge  übertritt.  Sie  schlössen  dieses  aus 
den  bedeutenden  Tiefen,  in  welchen  im  Nordatlantischen  Ozean  noch 
typische  Globigerinenschlamme  angetroffen  werden.  Wenn  wir  nun 
nach  den  lichtvolleu  Ausführungen  von  G.  Schott  im  nValdiviau-Werk 
und  in  seiner  klassischen  „Geographie  des  Atlantischen  Ozeans"  auch 
nicht  daran  zweifeln  können,  daß  antarktisches  TiefenwaSscr  in  säku- 
larem Laufe  bis  über  den  Äquator  hinaus  «auf  die  nördliche  Halbkugel 
gelangt  und  sowohl  seine  infolge  der  inneren  Erdwärme  allmählich  ab- 
nehmende Kälte,  wie  auch  seinen  geringeren  Salz-  und  höheren  Sauer- 
stoffgehalt mitbringt,  so  können  wir  uns  doch  nicht  entschließen,  jenen 
Vorgang  der  Kalkauflösuog  auch  noch  für  höhere  nördliche  Breiten  als  sehr 
wesentlich  anzuerkennen,  weil  die  Tiefengrenze  zwischen  Globigerinen- 
schlamm  undRotemTon  in  den  verschiedenen  Teilen  des  Atlantischen  Ozeans 
nicht  die  Lage  besitzt,  welche  man  danach  annehmen  sollte,  nämlich  im 
Süden  hoch,  im  Gebiete  des  Äquators  in  mittlerer  Lage  und  im  nord- 
atlautischeu  Ozean  tief.  Denn  ordnen  wir,  wie  der  Verf.  es  getan  hat, 
die  größten  Tiefen,  in  denen  im  Atlantischen  Ozean  Globigerinen- 
schlamm,  mit  den  geringsten  Tiefen,  in  welchen  Roter  Ton  angetroffen 


Kalkgehalt  der  Tiefseesedimente 


411 


wurde,  für  die  einzelnen  Zonen  von  10  zu  10  Breitengnaden  zusammen, 
dann  ergibt  sich  zwar  in  40°  bis  50°  N.-Breite  die  größte  Tiefenlage 
für  die  Grenze  dieser  beiden  Sedimente,  aber  in  den  übrigen  10  "-Zonen 
geht  diese  Grenze  ohne  erkennbare  Regelmäßigkeit  hin  und  her,  ohne 
das  nach  jener  Theorie  zu  fordernde  konstante  Ansteigen  nach  Süden 
erkennen  zu  lassen.  Eine  größere  Regelmäßigkeit  aber  zeigen  die 
Kurven  des  Kalkgehaltes,  welche  wir  für  die  Globigeriuenschlamme 
(Fig.  101  auf  S.  308)  und  Roten  Tone  des  Atlantischen  Ozeans  entworfen 
haben,  und  zwar  unter  Zusammenfassung  der  einzelnen  Breitenzonen  von 
10  zu  10°  und  unter  Auseinanderhaltuog  der  Tiefen  von  1000  zu  1000  m. 
Wir  fügen  zunächst  zur  Ergänzung  der  früher  (S.  304 — 307)  für  den 
Kalkgehalt  der  atlantischen  Globigerinenschlamme  gegebenen  Tabellen 
auf  S.  412  die  Kalkgehaltstabelle  für  die  atlantischen  Roten  Tone  hinzu 
und  schließen  die  daraus  abgeleiteten  Kurven  (Fig.  131)  an. 


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Fig.  181. 

Kurven  der  Durchschnitte  der  Prozentgehalte  an  Ca  CO,  der  Roten  Tone  des  Atlantischen 
Ozeans  (Grundproben  des  „Cliallenger",  der  „Gazelle",  der  „Valdivia",  des  „Gauss"  und 
der  „Britannia"  [partim]).  (Die  Kurven,  welche  die  Durchschnittszahlen  von  10  zu  10* 
Breite  verbinden,  sind  mit  I,  diejenigen,  welche  sicli  auf  die  Durchschnittszahlen  von 
5  zu  5°  Breite  beziehen,  mit  II  bezeichnet.  Die  arabischen  Zahlen  unter,  bezw.  nebeu 
den  Kurven  geben  die  Anzahl  der  zur  Berechnung  der  Durchschnitte  verwendeten 

Proben  an.) 


Die  für  die  atlantischen  Globigerinenschlamme  gefundenen  Kurven 
wurden  bereits  in  einem  früheren  Abschnitte  eingehender  diskutiert  und 
ausgeführt,  daß  als  Hauptfaktor  für  die  Höhe  des  Kalkgehaltes  der- 
selben ganz  offenbar  die  Verbreitung  des  kalkschaligen  Planktons,  vor 
allem  der  Globigerinen,  sowie  anderen  pelagischen  Foraminiferen  und 
sodann  auch  der  Coccolithophoriden,  zu  gelten  hat.  Das  gilt  zunächst 
für  die  geringeren  Tiefen  (2000—4000  m).  In  den  Tiefen  .von  4000  bis 


412  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


Tabelle  der  Kalkpetaalte  der  Roten  Tone  de»  Atlantischen  Ozeans 


Breite 

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Station 

Tiefe 
in  tn 

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gehalt  der 
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5000  und 
0000  in 

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zwischen  5000 
und  0000  m 
im  Durch- 
schnitt der 
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47°  58'  W. 

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50°3s'  \v. 

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24° 20'  X. 
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24°  2S'  \V. 

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Kalkgehalt  der  Tiefseesedimente 


413 


5000  m  tiberragt  das  äquatoriale  Maximum  des  Kalkgehaltes  bereits  das 
jenseits  der  Wendekreise  gelegene  nördliche  nnd  südliche  Maximum,  und 
dieses  Überragen  tritt  noch  mehr  in  den  Tiefen  unterhalb  5000  m  in 
Erscheinung.  Hieraus  scheint  sich  zu  ergeben,  daß  unter  dem  Äquator 
die  Fülle  des  kalkschaligeu  Plauktons  sich  selbst  noch  in  den  großen 
Tiefen  bemerkbar  macht,  während  jenseits  der  Wendekreise  andere 
Faktoren  störend  eingreifen.  Daß  Strömungen  als  Regulierer  des  Ab- 
sinkens  der  winzigen  Hartgebilde  der  Coccolithophoriden  insofern  eine 
negative  Rolle  spielen,  als  sie  das  Absinken  derselben  mehr  oder  weniger 
hintanhalten,  wurde  ebenfalls  früher  bereits  ausgeführt;  daher  vielleicht 
das  Zusammenfallen  der  außerhalb  der  Wendekreise  gelegenen  Maxima 
in  den  Tiefen  von  2000—4000  m  mit  den  „Roßbreiten".  Der  Einfluß 
der  Tiefe  aber  ergibt  sich  eiudeutig,  wenn  wir  die  Lage  der  beiden 
äußeren  Maxima  und  der  subäquatorialen  Minima  für  die  einzelnen 
Tiefen  von  1000  zu  1000  m  miteinander  vergleichen,  wobei  wir  wieder 
wegen  der  störenden  chersogenen  Einflüsse  die  Tiefen  von  2000 — 3000  m 
außer  Acht  lassen  müssen. 


in  3Ö00-40O0  m 
in  4000-5000  m 
unter  5000  m 


Lage  der  Maxima 

7. 


70-80 


Lage  der  Minima  des  Kalkgehaltes 

% 

50—60 


00-70 


40—50 


40—50  30—40 


Wenn  also  auch  unter  dem  Äquator  die  Tiefenauflösung  des  kohlen- 
sauren Kalkes  nicht  so  sehr  in  Erscheinung  tritt,  so  läßt  sie  sich  doch 
für  die  mittleren  Breiteu  des  Atlantischen  Ozeans  auf  beiden  Halbkugelu 
nicht  mehr  hinwegdiskuticren,  denn  die  Tabelle  zeigt  unzweideutig  das 
konstante  Sinken  sowohl  der  Maxima,  wie  der  Minima  des  Kalkgehaltes 
mit  wachsender  Tiefe.  Man  wird  aber  nicht  behaupten  wollen,  daß 
dieses  eine  Stütze  jener  Anschauung  wäre,  nach  welcher  antarktisches 
Tiefenwasser  mit  seinem  Sauerstoffgehalt  und  seiner  Produktionskraft 
für  auflösende  Kohlensäure  bis  übgr  den  Äquator  hinaus  wirken'41)  und 
seine  auflösende  Wirkung  allmählich  mit  der  wachsenden  Entfernung 
von  seinem  Urspruugsort  und  abnehmendem  Sauerstoffgehalt  verlieren 
soll.  Jedenfalls  läßt  sich  soviel  sagen,  daß  dieser  Faktor  als  Regulierer 
des  Kalkgehaltes  gegenüber  den  bereits  genannten  nicht  in  Erschei- 
nung tritt  und  erst  in  allerletzter  Linie  zur  Erklärung  herangezogen 
werden  sollte. 

Durchaus  dieselben  Schlüsse  ergeben  sich  aber  bei  Diskussion  der 
in  gleicher  Weise  für  die  atlantischen  Roten  Tone  entworfenen  Kurven. 
Zwar  sind  diese  nur  für  Tiefen  über  und  für  Tiefen  unter  5000  in 
gezeichneten  beiden  Kurven  wegen  der  geringen  Anzahl  der  zur  Ver- 


414 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Ifeeressedimente 


fügung  stehenden  Proben  nicht  so  vollständig,  wie  die  für  die  Globige- 
rinenschlamme  entworfenen,  aber  auch  sie  zeigen  nicht  den  Verlauf, 
welchen  man  erwarten  sollte,  wenn  dem  antarktischen  Tiefenwasser 
jener  überragende  Anteil  an  der  Kalkauflösung  zukäme,  den  Phtlippi 
demselben  zuschreiben  wollte.  Wohl  zeigen  auch  unter  den  berück- 
sichtigten Proben  die  zwischen  30°  und  40°  N.  geloteten  Roten  Tone 
die  höchsten,  zwischen  20  und  30°/o  liegenden  Kalkgehalte,  wodurch 
sie  sich  dem  Globigerinenschlamm  nähern,  im  Ganzen  genommen  aber 
wird  man  für  die  offenen  Ozeane  sagen  dürfen,  daß  nicht  der  Sauer- 
stoffgehalt des  Tiefenwassers,  sondern  —  neben  dem  weiten  Wege, 
den  die  absinkenden  Planktonreste  bis  znm  Tiefseeboden  zurücklegen 
müssen  —  vor  allem  der  Druck,  welcher  auf  den  tieferen  Wasser- 
schichten ruht  und  die  Lösungsfähigkeit  des  Meerwassers  befördern 
muß,  dafür  verantwortlich  zu  machen  ist,  wenn  wir  in  mittleren  Breiten 
mit  zunehmender  Tiefe  den  kalkreichen  Globigerinenschlamm  dem  kalk- 
armen oder  -freien  Boten  Ton  Platz  machen  sehen.  Daß  in  der 
Antarktis  das  kalte,  Sauerstoff-  und  kohlensäurereiche  Meerwasser  inten- 
sive Kalkauflösung  hervorruft,  wird  natürlich  durch  alles  dieses  nicht 
berührt.  Die  hohen  Kalkgehalte  der  Roten  Tone,  bezw.  das  tiefe  Hinab- 
gehen typischer  Globigerinenschlamme  in  gewissen  Teilen  des  nord- 
atlantischen Ozeans  werden  weiterer  Aufklärung  bedürfen,  wie  wir  über- 
haupt hoffen  müssen,  daß  unsere  diesbezügliche,  erst  in  den  Anfängen 
stehende  Erkenntnis  durch  weitere  Untersuchungen  der  ozeanographischen 
Verhältnisse  als  Faktoren  der  Sedimentbildung  erweitert  werde.  Mög- 
licherweise ist  jenes  tiefe  Hiuabreichen  kalkreicher  Sedimente  zwischen 
40  und  50°  N.-Breite  lediglich  lokal  bedingt;  denn  hier  befinden  wir 
uns,  wenigstens  im  westlichen  Teile  des  Ozeans,  in  Gebieten  starker 
und  häufiger  Teraperatursch wankungen,  welche  durch  Unregelmäßig- 
keiten im  Verlaufe  des  Golfstromes  und  eine  Durchdringung  desselben 
mit  kalten  Gewässern  des  Nordens  hervorgerufen  werden,  so  daß  die 
Amerikaner  von  einer  „Bänderung"  dieses  Meeresstromes  sprechen 
konnten.  So  beobachtete  der  Kabeldampfer  „von  Podbielski*  nach 
Lohmann  Anfang  Juni  „einmal  kaltes  Wasser  von  nur  6°  C.  (etwa  48° 
Länge),  zweimal  von  12,5°— 13,0°  C.  und  einmal  von  16°  C.  zwischen 
dem  warmen,  unvermischten  Golfstromwasser  von  18°— 22°  C.  Am 
7.  und  8.  Juni  fuhren  wir"  —  so  berichtet  derselbe  Autor  —  „von 
48°  45'  bis  50°  25'  westl.  Länge  unausgesetzt  durch  Wasser  von 
6°— 15,5°  C,  am  10.  Juni  von  57°  33'  bis  61°  12'  durch  solches  von 
12,6°— 16,0°  C.  Auf  der  Rückfahrt  in  der  zweiten  Hälfte  des 
Monats  wurde  zwar  fünfmal  kaltes  Wasser  durchschnitten,  aber  die  Ab- 
kühlung war  bereits  erheblich  geringer  und  erreichte  im  Maximum  nur 
12,5°  C;  auch  war  die  Ausdehnung  des  kalten  Wassers  meist  kleiner, 
nur  am  25.  Juni,  fast  in  derselben  Gegend,  wo  auch  auf  der  Hinreise 
das  kalte  Wasser  die  größte  Ausdehnung  zeigte,  fuhren  wir  von  56°  55' 

« 


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Kalkgehalt  der  Tiefseesediraente 


415 

• 


bis  60°  10'  westl.  Länge  durch  16°— 17°  kühles  Wasser.  Das  un- 
vermischte  Golf  Strom  wasser  hatte  jetzt  20°— 26°  C.a.  Derartige 
Temperaturschwankungen  müssen  nun  aber  ein  starkes  Absterben  von 
Plankton44*)  hervorrufen,  und  so  würde  es  sich  leicht  erklären,  daß 
in  diesen  Gebieten  die  ungeheure  Fülle  hinabsinkender  Kalkreste  trotz 
der  Tiefenauflösung  sich  noch  in  Tiefen  bemerkbar  macht,  in  welchen 
in  gar  nicht  großem  Abstände  normaler  Roter  Ton  sich  bildet. 

2.  Verstärkung  der  normalen  Lösungsfahigkeit  des  Meerwassers  durch 
vulkanisch  (?)  gefördertes  Kohlendioxyd 

Möglicherweise  werden  für  die  Kalkauflösung  außer  den  genannten 
aber  auch  noch  andere  Paktoren  von  Wirksamkeit;  denn  darauf  weisen 
vielleicht  die  Feststellungen  hin,  welche  0.  B.  Böggild  neuestens  an 
den  von  der  „Siboga"  in  zwei  Tiefenbecken  des  Australasiatischen 
Mittelmeeres,  und  zwar  in  Banda-  und  Celebes-See,  erbeuteten  Grund- 
proben machen  konnte.  In  früheren  Abschnitten  ist  bereits  zweimal 
auf  diese  Verhältnisse  hingewiesen  worden,  zuletzt  bei  Behandlung  der 
Roten  Tiefseetone,  denen  Böggild  die  Sedimente  der  zentralen  Teile 
jener  beiden  tiefen  Versenkungsbecken  gleichgestellt  hat.  Wir  be- 
sprechen zunächst  die  Tatsachen. 

Die  Sedimentproben,  welche  die  „Siboga"-Expedition  in  der  Banda- 
see  aus  Tiefen  von  ca.  4000  m  und  mehr  heraufholte,  erwiesen  sich 
durchweg  als  ganz  kalkfrei.  Das  ist  um  so  auffallender,  als  selbst  alle 
Proben  in  geringeren  Tiefen,  in  welchen  chersogene  Komponente  im 
Übermaß  vorhanden  ist,  doch  wenigstens  1  oder  einige  °/o  CaCOs  ent- 
hielten, während  in  nördlicheren  Meeren  Proben,  welche  in  unmittel- 
barer Nähe  des  Landes  genommen  werden,  ja  häufiger  vollkommen 
kalkfrei  sind;  ein  Gegensatz,  welcher  ganz  offenbar  auf  die  reichlichere 
Kalkausscheidung  durch  Pflanzen  und  Tiere  in  tropischen  Meeren  zu- 
rückzuführen ist.  Das  Verhältnis  von  Kalkgehalt  und  Tiefe  für  die 
Sedimente  des  Australasiatischen  Mittelmeeres  ist  aus  folgender  Tabelle 
zu  ersehen,  in  welcher  auch  die  in  dieses  Gebiet  (ausgenommen 
die  Chinasee)  fallenden  Proben  des  „Challenger"  mit  berücksichtigt 
worden  sind. 


Tiefe  in  m 

Anzahl  der  Proben 

Ca  CO,  im  Mittel 

0—500 

26 

43,2 

500-1000 

16 

88,0 

1000—1500 

12 

31,2 

1500  -2000 

10 

32,2 

2000—2500 

11 

24,0 

2500—8000 

9 

25,7 

•  8000-8500 

4 

28,6 

3500—4000 

4 

8,4 

>40O0 

14 

2,1 

416  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Mecressedimente 


Im  Ganzen  sinkt  also  der  Kalkgehalt  recht  regelmäßig  mit  der 
Tiefe,  erst  allmählich,  unterhalb  von  3500  m  aber  sehr  stark.  Im  Ver- 
gleich mit  den  Proben  des  „Challeuger*  aus  anderen  Teilen  des  Welt- 
meeres ist  die  Kalkmenge  im  Ganzen  verhältnismäßig  gering,  was  durch 
reichliches  Vorhandensein  chersogeuer  Bestandteile  infolge  großer  Land- 
nähe hinreichend  erklärt  wird.  Sehr  auffällig  ist  aber  das  Verhältnis 
zwischen  Kalkgehalt  und  Tiefe,  wenn  man  nur  die  Proben  aus  mehr 
als  4000  m  Tiefe  berücksichtigt.  Diese  sind  meistens  vollkommen  kalk- 
frei, und  das  Mittel  beträgt,  wie  die  Tabelle  angibt,  2.1°/o.  Dagegen 
zeigen  sämtliche  183  Proben  des  nChallengeru,  welche  aus  mehr  als 
4000  m  Tiefe  stammen,  einen  mittleren  Kalkgehalt  von  26,51  %,  und 
„hier  ist1*  —  so  schreibt  Böggild  mit  Recht  —  „der  Unterschied  so 
groß,  daß  er  nicht  allein  durch  die  geringe  Ablagerung  von  terrigenem 
Material  in  den  Ozeanen  erklärt  werden  kann.  Man  muß  hier  zugleich 
schließen,  daß  die  kalklösende  Fähigkeit  des  Meerwassers  in  den  ein- 
geschlossenen Bassius  zwischen  den  Inseln  des  Archipels  größer  ist  als 
in  den  offenen  Ozeanen."  Der  Übergang  der  kalkhaltigen  in  die  kalk- 
freien Sedimente  ist  besonders  dort  auffällig,  wo  Globigerineoschlamm 
die  geringeren  Tiefen  oberhalb  4000  m  einnimmt,  aber  auch  in  den 
Gebieten,  die  an  Stelle  desselben  blauen  oder  vulkanischen  Schlick 
tragen,  ist  der  Unterschied  in  hohem  Grade  merkbar.  Nehmen  wir  eine 
der  Proben,  welche  südlich  von  Ceram  aus  ca.  5000  m  stammend  doch 
12,8°'o  CaC03  enthält,  aus,  so  enthalten  die  übrigen  Proben  aus  mehr 
als  4000  m  sogar  nur  l,3°l0.  Die  deutlich  mit  3500  m  beginnende  Kalk- 
auflösuug  nimmt  also  unterhalb  4000  in  rapide  zu.  Es  fragt  sich,  wie 
diese  Verhältnisse  zu  erklären  sind. 

Die  beiden  tiefen  Becken  des  Austrnlasiatischen  Mittelmeeres,  in 
welchen  die  „Siboga"  diese  wichtigen  Feststellungen  machte,  Banda- 
und  Celebes-See,  sind  vom  offenen  Ozeane  durch  untermeerische  Rücken 
abgesperrt.  Dieses  bedingt  relativ  hohe  Bodentemperaturen.  In  der  bis 
6500  in  tiefen  Banda-See  ist  die  gesamte  Wassermasse  unterhalb  von 
1650  m  mit  3,3°  0.  homotherm,  während  das  über  5000  in  tiefe  Celebes- 
Becken  bei  rund  1500  m  Tiefe  mit  3,67 °C.  Homothermie  erkennen  läßt. 
Falls  dem  Faktor  der  Kalkauflösung,  welcheu  PiilUPPl  besonders  betonte, 
nämlich  der  Wirkung  der  kalten,  antarktischen  Tiefenwässer,  wirklich 
jene  überragende  Bedeutung  zukäme,  sollte  man  eigentlich  erwarten, 
daß  in  diesen  tiefen  und  relativ  warmen  Becken  die  Obergrenze  der 
kalkfreien  Sedimente  in  besonders  großer  Tiefe  läge,  bezw.  eine  Kalk- 
auflösuug  gar  nicht  in  Erscheinung  träte.  Wenn  man  nun  sieht,  daß 
die  Tiefe,  in  welcher  diese  Grenze  erreicht  wird,  hier  in  Wirklichkeit 
bedeutend  geringer  ist,  als  in  den  offenen  Ozeanen,  so  ist  die  Schluß- 
folgerung gerechtfertigt,  daß  das  von  der  Kommunikation  mit  dem 
kalten  Tiefenwasser  der  offenen  Ozeane  abgesperrte  Bodenwasser  jeuer 


Kalkgehalt  der  Tiefseesedimente 


Becken  seine  Kohlensäure  aus  anderen  Quellen  bezieht  als  aus  der  von 
Philippi  angenommenen.  Welche  Quellen  dieses  sind,  darüber  können  zur- 
zeit nur  Vermutungen  ausgesprochen  werden.  Daß  auf  dem.  Wege  der 
Diffusion  (auch  unter  Vermittlung  von  zu  Boden  sinkenden  Trübungen) 
von  der  Atmosphäre  her  durch  die  oberen  Wasserschichten  hindurch 
Kohlensäure  oder  (bezw.  und)  Sauerstoff,  durch  dessen  Wirkung  auf  ver- 
wesende organische  Substanzen  Kohlensäure  gebildet  werden  könnte,  die 
tieferen  Wasserschichten  dieser  Tiefenbecken  in  besonders  reichem  Maße 
durchdringen  sollten,  oder  daß  Konvektion  eine  Anreicherung  gerade  der 
Tiefen  an  solchen  Gasen  bewirken  sollte,  ist  nicht  sehr  wahrscheinlich. 
Auch  Zufuhr  durch  Flußwasser,  welche  in  geringem  Maße  sicher  statt- 
findet, kann  nicht  von  entscheidender  Bedeutung  sein,  da  ebenfalls 
nicht  einzusehen  ist,  daß  hiervon  gerade  die  bedeutendsten  Tiefen 
betroffen  werden  sollten.  Endlich  entzieht  es  sich  vorläufig  auch  noch 
unserer  Kenntnis,  ob  etwa  eine-  besonders  starke  Vermehrung  der 
Kohlensäure  durch  Ausatmung  des  animalischen  Planktons  in  Frage 
kommen  könnte,  wie  eine  solche  gleichzeitig  mit  einer  Abnahme  des 
Sauerstoffs  in  stagnierenden  Gewässern  z.  B.  der  Tiefenbecken  der  Ost- 
see und  des  Skagerraks  nachgewiesen  worden  ist448).  So  bleibt  denn 
als  mögliche,  lokale  Ursache  der  intensiven  Kalkauflösung  in  den  tiefen 
Einsenkungen  von  Banda-  und  Celebes-See,  für  welche  die  Vorbedingung 
gegeben  wäre,  die  Förderung  von  Kohlensäure  durch  submarine  Vulkane, 
deren  Vorhandensein  in  diesen  Regionen  ja  nicht  zu  bezweifeln  ist. 
Daß  Sauerstoff  an  der  Kohlensäure-Schaffung  nicht  wesentlich  beteiligt 
ist,  dafür  dürfte  die  Färbung  der  kalkarmen  oder  gänzlich  kalkfreien 
Sedimente  jener  Tiefenbecken  sprechen,  welche  ja  als  meistens  grau, 
für  die  Oberschichten  auch  als  blau  angegeben  wird.  Leider  müssen 
wir  zur  genaueren  Nachprüfung  dieser  Frage  chemische  Analysen  ent- 
behren. Die  Annahme  submariner  Kohlensäureförderung  als  Ursache 
der  Bildung  kalkarmer,  aber  durch  organische  Stoffe  dunkelgefärbter 
Gesteine  ist  u.  W.  zuerst  von  E.  Koken4*4)  für  gewisse  karbonische 
Gesteine  ausgesprochen  worden.  Die  durch  die  Lotungen  der  „Siboga" 
und  die  anschließenden  Untersuchungen  von  Böggild  festgestellten 
Verhältnisse  von  Banda-  und  Celebes-See,  Teilen  eines  Mittelmeeres, 
welches  wir  als  eine  rezente  Wiederholung  oder  Fortsetzung  einer  alten 
Geosynklinale  betrachten  dürfen,  bilden  in  der  Tat  möglicherweise  ein 
aktuelles  Beispiel  für  jene  Verhältnisse  vergangener  Zeiten. 

Während  übrigens  die  obere  Grenze  für  die  kalkfreien  Sedimente 
in  der  Banda-See  ziemlich  genau  zu  4000  ra  angegeben  werden  kaun, 
ist.  diese  Bestimmung  wegen  der  geringen  Anzahl  der  vorliegenden 
Bodenproben  in  der  Celebes-See  nicht  mit  der  gleichen  Schärfe  möglich. 
Zwar  liegt  aus  dem  westlichen  Teile  derselben  eine  völlig  kalkfreie 
Probe  aus  3975  m  vor;  doch  ist  es  sehr  wohl  möglich,  daß  die  Kalk- 

Andrce,  Ueologio  doi  Moerwbodcns.  U.  27 


Allgemeine  Betrachtungen  Uber  die  jungen  Meeressediment« 


auflösung  in  diesem  Tiefenbecken  bereits  in  viel  geringeren  Tiefen 
einsetzt. 

SrbJafibemorknngen  Uber  die  KalkanTlösung  durch  das  Mecrwasser  der  Tiefsee 

Allen  diesen  verschiedenen  Möglichkeiten  der  Erklärung  der  Kalk- 
auflösung, in  den  Tiefen  des  offenen  Ozeans  sowohl  wie  in  vulkan- 
reicheu  Versenkungsbecken  der  Mittelmeere,  ist  aber  eines  gemeinsam: 
nämlich  die  Erhöhung  der  Lösungsfähigkeit  des  Meerwassers  durch 
Lieferung  freier  Kohlensäure,  in  geringerem  Umfange  vielleicht  auch 
von  Schwefelsäure.    Zwar  kann  man  nach  Gebbing  bei  der  alkalischen 
Reaktion  des  Meerwassers  nur  bedingt  von  freier  Kohlensäure  iu  dem- 
selben sprechen,  doch  wird  man  der  bei  der  Verwesung  von  organischer 
Substanz  in  statu  nascendi  befindlichen  Kohlensäure  eine  lösende  Wirkung 
nicht  absprechen  dürfen;  diese  Verwesuug  erfolgt  aber  teilweise  offen- 
bar schon  während  des  Absinkens  der  Planktonleichen.    Speziell  die 
hierbei  entstehende  Kohlensäure  sollte  nach  Muubay  und  Renabd 
folgenden  chemischen  Prozessen  ihre  Bildung  verdanken :  Die  organischen 
Stoffe  entziehen  Sulfaten  des  Meerwassers  den  Sauerstoff  unter  Bildung 
von  Sulfiden  und  Kohlensäure.    Die  beiden  letzteren  Stoffe  setzen  sich 
miteinander  um  zu  Karbonaten  und  Schwefelwasserstoff.    Durch  den 
im  Meerwasser  gelösten  Sauerstoff  wird  der  Schwefelwasserstoff  zu 
Schwefelsäure  oxydiert,  die  sich  wiederum  mit  den  Karbonaten  zu 
Sulfaten  und  Kohlensäure  umsetzt.    In  die  Sprache  der  Chemie  über- 
setzt, würden  folgende  Formeln  dieses  veranschaulichen: 
CaS04  +  2C  =  2COt  +  CaS; 
CO,  -+  CaS  -|-  H,0  =  H»S  +  CaC03; 
H,S  +  CaCOs  +  208  =:  HsS0«  +  CaCOs  =  CaS04  +  CO*  +  HsO. 
Die  Annahme  dieses  Umweges  zur  Bildung  der  Kohleusäure  aus 
organischen  Stoffen  scheint  uns  mit  Gebbing  doch  einige  Bedenken  zu 
haben.    Schwefelwasserstoff  wird  zwar  durch  Sauerstoff  oxydiert,  aber 
nicht  zu  Schwefelsäure,  sondern  nur  zu  Schwefel.    Selbst  so  starke 
Oxydationsmittel,  wie  Salpetersäure,  oxydieren  Schwefelwasserstoff  erst 
bei  längerer  Einwirkung  zu  Schwefelsaure,  nachdem  sich  zuerst  Schwefel 
gebildet  hat.  Sauerstoff  allein  kann  niemals  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
eine  derartig  kräftige  Oxydationswirkung  haben.    Solange  überhaupt 
Sauerstoff  im  Meerwasser  vorhanden  ist,  ist  es  durchaus  unnötig,  Sulfate 
zur  Erklärung  der  Oxydation  von  organischen  Stoffen  zu  Hilfe  zu 
nehmen.    Die  abgestorbenen  Organismen  verwesen  vielmehr  unter  Ein- 
wirkung des  Sauerstoffs  direkt  zu  Kohlensäure.  Schwefelwasserstoff 
entsteht  erst,  wie  schon  früher  ausgeführt  wurde,  wenn  Sauerstoff 
nicht  mehr  in  genügender  Monge  vorhanden  ist. 

Mit  Recht  hat  Krümmel  bei  Erörterung  der  Kalkauflösung  durch 
das  ozeanische  Tiefen wasser  die  Frage  aufgeworfen,  was  aus  dem  in 


Die  Tiefseesainlc 


419 


9 

der  Tiefe  so  stetig  vermehrten  Kalkkarbonat  werde:  „Wird  ozeanisches 
Oberflächenwasser  daraufhin  analysiert,  so  zeigen  sich  darin  nur  sehr 
geringe  Mengen,  und  soweit  die  bisher  allerdings  nicht  an  frischem 
Material  ausgeführten  Analysen  reichen,  ist  auch  der  Zuwachs  an  ge- 
löstem Kalk  im  Bodenwasser  der  Ozeane  nur  sehr  gering  gesteigert 
gegenüber  dem  Gehalt  der  Oberflächenschichten.  Nach  Dittmar  ist 
die  Alkalinität  auf  das  Hundert  aller  gelösten  Salze  gerechnet  im  Ober- 
flächenwasser 146  mg,  im  Bodenwasser  152  mg.  Dabei  werden  doch 
auch  viele  am  Boden  der  größten  Meerestiefen  lebende  kalkabscheidende 
Tiere  im  Sediment  nicht  konserviert,  sonderq  verschwinden  vollständig, 
und  obendrein  wird  von  Murray  und  Renard  darauf  hingewiesen,  daß 
sich  diese  beuthonischen  Formen,  ebenso  wie  die  auch  im  kalten  Wasser 
höherer  Breiten  lebenden  Tiere  Uberhaupt,  durch  sehr  schwache  Kalk- 
gerüste oder  -schalen  auszeichnen,  während  die  Bewohuer  tropisch 
warmer  Wasserschichten  stets  mit  kräftig  entwickelten  Skeletten  oder 
Gehäusen  versehen  sind.  Wo  bleibt  der  in  jenen  kalten  Tiefen  stetig 
aufgelöste  Kalk?  In  irgend  einer  Form  muß  er  den  in  den  Oberschichten 
besonders  reichlich  gedeihenden  Planktonorganismen  und  dem  Benthos 
der  Flachsee  wieder  zugeführt  werden,  und  zwar  so  rasch  und  gründ- 
lich, daß  der  Anteil  des  kohlensauren  Kalks  an  den  überhaupt  im  See- 
wasser gelösten  Salzen  nirgends  wesentlich  geändert  erscheint.  Die 
Aufhellung  dieses  noch  dunklen  Vorgangs  ist  dringend  zu  wünschen." 

i)  Die  „Tiefseesande" 

Einleitendes  Uber  den  Begriff  „Tiefsecsand* 

An  dieser  Stelle  möchten  wir  die  Beschreibung  einer  Anzahl  merk- 
würdiger Ablagerungen  anschließen,  welche  sich  einstweilen  nur  schwer 
einer  der  früher  beschriebenen  Sedimentarten  einordnen  lassen.  Das  wird 
sofort  verständlich  werden,  wenn  wir  vorausschicken,  daß  es  sich  um  „Tief- 
seesande von  litoralem  Habitus"  handelt,  also  um  Ablagerungen,  welche 
in  merkwürdigerweise  Eigenschaften  von  Sedimentarten  miteinander  ver- 
einigen, welche  unter  normalen  Umständen  nicht  einmal  nebeneinander 
liegend  und  allmählich  ineinander  übergehend  gefunden  werden.  Skep- 
tiker mögen  sagen,  daß  dem  Vorkommen  solcher  Ablagerungen  auch 
im  System  Rechnung  zu  tragen  wäre.  Ohne  uns  schon  an  dieser  Stelle 
mit  dieser  an  sich  nebensächlicheren  Frage  zu  beschäftigen,  ist  es  hier 
vielmehr  zunächst  unsere  Aufgabe  eine  Erklärung  dieser  Tiefseesande  zu 
geben,  zumal  dieselben  eine  sehr  eigenartige  regionale  Verbreitung  er- 
kennen lassen.  Zuerst  hat  wohl  von  Gümbel  einen  solchen  Tiefseesand, 
der  fast  nur  aus  vollständig  abgerundeten  Quarzkörnern  bis  zu  1  mm 
Dicke  bestand,  von  der  „Gazelleu-Station  26  nördlich  von  Ascension  in 
4°9'S.,  15°  l'W.  aus  3931  m  beschrieben.    Aber  erst  neuerdings  ist 

27* 


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420  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meerenedimente 

die  Aufmerksamkeit  besonders  auf  diese  Sedimente  gelenkt  worden,  als 
in  kurzer  Aufeinanderfolge  erst  die  „Valdivia"  und  dann  besonders  der 
„Gauss44  solche  Ablagerungen  an  gewissen  Punkten  des  Südatlautischen, 
aber  auch  des  Indischen  Ozeans  auffanden.  Dieses  hat  in  der  Folge 
zu  weitgehenden  Schlüssen,  insbesondere  auf  tektonische  Bewegungen 
des  Meeresbodens,  geführt;  und  mit  diesen  Folgerungen  werden  wir  uns 
nach  kurzer  Darstellung  der  tatsächlichen  Befunde  deshalb  noch 
besonders  beschäftigen  müssen,  weil  sie  auch  auf  anderem  Wege  ge- 
fundenen Schlüssen  entgegenkommen  und  diese  stützen. 

• 

Zusammensetzung  und  geographische  Verbreitung  der  Tlefeees&nde 

Unter  „kontinentalen  Mineralien"  verstand  der  „Challenger44 -Bericht 
diejenigen,  welche  vorwiegend  ältere  Massengesteine  und  Kristalline 
Schiefer  aufbauen ;  denn  solche  Gesteine  nehmen  in  hervorragender  Weise 
an  der  Zusammensetzung  der  Kontinente,  insbesondere  deren  ältesten, 
kristallinen  Kernen  teil,  während  sie  den  ozeanischen  Inseln  meist 
fehlen.  Diese  werden  im  Gegenteil  weitaus  vorwiegend  von  jung- 
vulkanischen Gesteinen  oder  jungen  organogenen  Kalken  gebildet28*). 
Wenn  sich  also  am  Boden  der  küstenfernen  Tiefsee  Mineralkörner  in 
nennenswerter  Menge  anhäufen,  so  sind  im  allgemeinen  nur  Kom- 
ponenten jungvulkanischer  Gesteine  zu  erwarten,  welche  entweder  von 
ozeanischen  Inseln  abstammen  oder  durch  submarine  Vulkanausbrüche 
über  den  Meeresboden  zerstreut  wurden;  und  dieser  Erwartung  ent- 
spricht in  der  Tat  die  allergrößte  Zahl  der  bisher  überhaupt  unter- 
suchten Tiefsee-Sedimente.  Um  so  auffallender  ist  es,  wenn  in  ganz 
bestimmten  Regionen  des  Südatlantischen  Ozeans  (Fig.  132)  und  der  „at- 
lantischen" Hälfte  des  Indischen  Ozeans  „kontinentale"  Mineralkörner  in 
solch'  großen  Mengen  auftreten,  daß  man  von  sandigen  Sedimenten  sprechen 
muß,  welche  trotz  großer  Tiefe  und  Entfernung  von  der  Küste  an 
Litoralablagcrungcn  erinnern. 

Den  ersten  dieser  merkwürdigen  Tiefseesande  fand  der  „Gauss" 
auf  seiner  Station  4  in  der  von  ihm  wieder  aufgefundenen  und  end- 
gültig festgelegten  „Romanche-Tiefe"  unter  0°  11' S.,  18°  16' W.  in 
7230  m.  Die  Grundprobe  besaß  eine  Länge  von  46  cm  und  ließ  deut- 
lich 5  verschiedene  Schichten  unterscheiden.  Diese  nach  Philippi 
interessanteste  vom  „Gauss"  überhaupt  gelotete  Grundprobe  zeigte- von 
oben  nach  unten  in  feuchtem  Znstande  folgendes  Profil: 

V.  TIellrötlich-brauner,  sandiger  Roter  Ton  ohne  Kalkgehalt,  von 
dunkleren  Bändern  und  Schlieren  durchzogen.    13  cm. 

IV.  Bräunlichgrauer,  oben  noch  ziemlich  sandreicher,  unten  sand- 
armer Ton,  kalkfrei,  mit  einem  etwa  4  mm  starken,  braungelben  Sand- 
baude.   12  cm. 


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Die  Tiefseesande 


421 


Fig.  132. 

Umrißkarte  des  Atlantischen  Ozeans  mit  Angabe  der  durch  Kreuze  bezeichneten  Fund- 
orte von  Tiefseesanden.  Nach  E.  PHILIPPI  aus  K.  Andr£e,  Über  die  Bedingungen  der 
Gebirgsbildung,  1914,  8.  87,  Fig.  14.  —  (Die  gestrichelten  Linien  deuten  die  Lage  sub- 
mariner Erhebungen  —  Mittelatlantische  Schwelle,  Walfischrücken  usw.  —  an.  G4  be- 
deutet: „Gaus8u-8tation  Nr.  4,  Gz:  „Gazelle"-,  V:  nValdivia"-Station.) 


422 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


III.  Graubrauner,  nahezu  sandfreier,  kalkfreier  Ton  mit  helleren 
und  duukleren  Streifen.    7,7  cm. 

II.  Dunkelrauchgrauer,  anscheinend  homogener  Ton,  fast  ohne 
Mineralkörner  und  kalkfrei.    11  cm. 

I.  Hellgrauer  Globigerinenschlamm  mit  47,2%  Kalkgehalt.  1,8cm. 

Der  obere  Teil  dieser  Grundprobe  war  ein  zäher,  wasserdurch- 
tränkter  Tonschlamm,  der  untere  Teil  enthielt  wenig  Wasser.  Während  , 
wir  dem  in  dieser  Grundprobe  in  Erscheinung  tretenden  Vorkommen 
von  Globigerinenschlamm  unter  einer  Uber  40  cm  dicken  Schicht  von 
völlig  kalkfreiem  Sediment  noch  in  einem  folgenden  Abschnitt  unsere 
Aufmerksamkeit  schenken  werden,  und  wir  hier  auch  nur  kurz  darauf 
hinweisen  wollen,  daß  die  dunkelbraune  oder  schwärzliche  Färbung  der 
Tonsubstanz  in  den  mittleren  und  unteren  Teilen  viel  mehr  an  feinste 
Flußtrübe  als  an  Roten  Tiefseeton  erinnert,  interessiert  uns  zunächst 
vor  allem  der  reiche  Gehalt  an  vorherrschend  kontinentalen  Mineral- 
körnern in  den  oberen  Teilen  der  Probe.  Neben  vorwiegenden  Körnern 
von  Plagioklas  und  einem  rhombischen  Pyroxen,  meist  Hypersthen, 
traten  auf :  Hornblende  in  verschiedenen  Varietäten,  Augit,  Biotit,  Chlorit, 
wenig  Quarz  und  Glaukonit,  Magnetit,  Titanmagneteisen,  faseriger  Bastit. 
Reipisch,  der  diese  Bestimmungen  durchführte,  erklärte  diese  ganze 
Mineralgesellschaft  für  ganz  und  gar  nicht  jungvulkanisch,  abgesehen 
etwa  von  den  mit  Glasfetzen  erfüllten,  wohl  andesitischen  Plagioklasen ;  * 
und  er  schrieb  an  Philippi:  „Wenn  Sie  mir  einen  Hypersthengneiß 
(mit  dem  meist  üblichen  Gehalt  an  Hornblende  und  etwas  Biotit)  ein- 
gestampft und  hergeschickt  hätten,  so  würde  die  Probe  kaum  viel  anders 
ausgefallen  sein.  Natürlich  sind  noch  andere  Gesteine  denkbar  .  .  .u 
Diese  Miueralkörner  machten  13,7%  der  Lage  V  aus  und  hatten  eine 
Maximalkorngröße  von  0,6  mm. 

Wie  dieses  Sediment  der  „Romanche-Tiefeu  dem  Westrand  der 
merkwürdigen  mittelatlautischen  Schwelle  vergesellschaftet  ist,  zeigt 
auch  die  schon  genannte  Probe  der  „Gazelleu-Station  26  Beziehungen  zu 
diesem  Rücken.  Noch  weiter  südlich,  am  Westabhauge  derselben 
Schwelle  zum  Brasilianischen  Becken,  fand  der  „Gauss"  im  unteren 
Teile  einer  Grundprobe  Bruchstücke  von  grünen,  kristallinen,  anscheinend 
nicht  jungvulkanischen  Gesteinen  von  mehreren  Millimeter  Durchmesser 
(Station  15  in  25°52'S.,  20°  5' W.  in  4610  m). 

Eine  weitere  Reihe  solcher  Tiefseesande  trafen  „Gauss**  und 
„Valdivia*  in  der  Kapmulde.  Eine  an  Mineralkörnern  kontinentaler 
Herkunft  reiche  Zone  kreuzte  z.  B.  der  „Gauss"  auf  seiner  Rückfahrt 
auf  dem  östlichen  Abfalle  des  Walfischrückens  etwa  zwischen  28°  und 
29°  S.  Die  dem  südafrikanischen  Festlande  zunächst  gelegene  Station  103 
(im  östlichen  Teil  der  südafrikanischen  oder  Kapmulde,  30°  49'  S., 
12°  5'  0.,  4030  m)  enthielt  in  einem  sehr  kalkreichen  Globigerinenschlamm 


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Die  Tiefwesande 


423 


noch  keinen  nennenswerten  Mineralbestand,  auf  der  westlicher  gelegenen 
Station  104  stellten  sich  bereits  2,6°/o,  auf  Station  105  3,8%,  auf 
Station  106  24,4 °/o  Mineralkörner  ein.  Das  Maximum  wurde  auf  Station  107 
(28°  33'  S.,  4°  22'  0.,  5080  m)  mit  35,6°/o  Mineralkörnern  in  einem 
sandigen  Roten  Ton  über  Globigerinenschlamm  erreicht;  dann  fiel  der 
Gehalt  an  MineraUcörnern  auf  Station  108  bis  auf  23,9  °/o,  und  bei  Er- 
reichung des  Walfischrückens  auf  Station  109  war  der  Mineralgehalt 
fast  völlig  verschwunden.  Nur  auf  den  Stationen  106  und  108  wiegen 
jungvulkauische  Materialien  vor  und  deuten  auf  einen  submarinen  Aus- 
bruch hin.  In  allen  übrigen  Fällen  walten  Mineralkörner  kontinentaler 
Herkunft  vor.  Auf  den  Stationen  104 — 106  herrscht  die  Korngröße 
von  0,1—0,2  mm,  auf  Station  107  tritt  sie  gegenüber  gröberem  und 
feinerem  Material  zurück,  und  auf  Station  108  überwiegen  feinste  Körner 
von  0,05—0,1  mm  weitaus.  Zwischen  diesen  und  den  weiter  südlich 
gelegenen  Sedimenten  der  Kapmulde  besteht  im  übrigen  insofern  ein 
Unterschied,  als  hier  der  obere  Teil  der  Grundproben  erheblich  reicher 
an  Mineralkörnern  ist  als  der  untere;  so  wurden  auf  den  Stationen  107 
und  108  im  unteren  Teile  nur  1,9  und  0,15%  Mineralkörner  beobachtet, 
gegenüber  35,6  und  23,9  im  oberen  Teile.  Auch  die  „Valdivia"  fand 
in  Grundproben  zu  beiden  Seiten  des  Walfischrückens  neben  jung- 
vulkanischem  „kontinentales"  Material.  Besonders  reich  an  solchem 
erwies  sich  aber  der  auf  der  „Valdiviaw-Station  89  weiter  südöstlich  in 
der  Kapmulde  (31°  21'  S.,  9°  46'  0.)  in  5283  m  gelotete  Rote  Ton.  Unter 
den  auf  40°/„  geschätzten  Mineralkörnern  dieser  Grundprobe  überwogen 
die  kontinentalen,  hauptsächlich  Quarz,  Glimmer  und  Feldspäte,  weitaus 
die  vulkanischen.  Ebenso  wie  in  vielen  Tiefseesanden  des  „Gauss" 
kamen  hier  übrigens  auch  Glaukonit  und  Fischzähuchen  vor.  37,3°/o 
Mineralkörner,  größtenteils  kontinentalen  Ursprungs,  lotete  endlich  der 
„Gauss"  noch  weiter  südöstlich  auf  Station  29  in  35°  53'  S.,  13°  9'  O. 
in  4970  m  Tiefe.  Das  in  drei  Schichten  zerfallende  Sediment  bestand 
zu  oberst  aus  11  cm  tonigen,  ziemlich  kalkreichen  Feinsandes,  in  der 
Mitte  aus  12  cm  weiß;-  und  braungesprenkelten,  sand-  und  tonreichen 
Globigerinenschlammes,  zu  nnterst  aus  46  cm  ziemlich  viel  Feinsand 
enthaltenden,  kalkfreien  Roten  Tones.  In  dem  oberen  Feinsand  dieser 
Grundprobe  überschreiten  von  den  Mineralfragmenten  nur  1,1%  die 
Korngröße  von  0,2  mm,  das  Maximum  beträgt  0,6  mm  (bei  einem  Quarz- 
korn 3  mm!).  Hingegen  entfällt  etwa  ein  Viertel  des  Sedimentes  auf 
die  Korngröße  von  0,1— 0,2  mm  und  10,1%  auf  0,05—0,1  mm.  Unter 
den  Mineralien  wiegt  Tiefengesteinsquarz  mit  Flüssigkeitseinschlüssen 
weitaus  vor,  dann  kommen  Körner  von  Plagioklas  und  Mikroklin,  seltener 
sind  Orthoklas,  Granat,  gemeine  Hornblende,  ßiotit  usw..  Die  ganze 
Mineralgesellschaft  deutet,  auf  Tiefengesteine  oder  Kristalline  Schiefer 
hin,  oder  auf  Sedimentgesteine,  die  deren  Elemente  auf  sekundärer 


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Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressediment« 


Lagerstätte  enthielten.  Übrigens  schwankt  der  Gehalt  an  kontinentalen 
Mineralkörnern  bei  dieser  und  benachbarten  Proben  in  den  verschiedenen 
Schichten  unregelmäßig  und  ziemlich  stark  hin  und  her. 

Endlich  gehören  zu  den  Tiefseesanden  in  diesem  Sinne  auch  zwei 
Proben  des  „Gauss"  aus  der  ca.  5000  m  tiefen  Senke  zwischen  Mada- 
gaskar und  der  Küste  von  Natal  (Station  100  in  28°  ö8'  8.,  40°  58'  0, 
und  4980  m,  sowie  Station  101  in  28°  30'  S.,  38°  17'  0.  und  4890  m). 
Kontinentale  Mineralkörner  überwiegen  hier  weitaus  die  vulkanischen; 
im  ersten  Falle  machen  sie  58,2%,  im  zweiten  31,0°/o  der  Gesamt- 
substanz aus.  „Es  ist  durchaus  unwahrscheinlich,  daß  diese  massen- 
haften Mineralfragmente  von  Madagaskar  oder  Südafrika  stammen,  da 
ihre  Küsten  durch  sehr  große  Strecken  von  den  Positionen  der  beiden 
Stationen  getrennt  sind.  Außerdem  scheinen  die  Mineralkörner  zunächst 
mit  Annäherung  an  die  eine  oder  andere  Landmasse  an  Häufigkeit  und 
Korngröße  abzunehmen.  Es  liegt  also  sehr  nahe,  diese  Sedimente  in 
die  gleiche  Gruppe  zu  stellen,  wie  die  eben  besprochenen  aus  der 
Kapmulde  und  der  Romanchetiefe." 

Versuche  zur  Erklärung  der  Tiefseesande 

Sehr  bald  nach  Bekanntwerden  dieser  eigenartigen  Sedimente  mit 
ihren  gleichsam  paradoxen  Eigenschaften  sind  von  verschiedenen  Seiten 
Erklärungsversuche  unternommen  worden.  Schwarz*45)  glaubte  an 
submarine  vulkanische  Explosionen,  durch  welche  altes,  im  Untergrunde 
des  Atlantischen  Ozeans  anstehendes  Gestein  zertrümmert  und  in  fein- 
zerstäubtem Zustande  über  den  Meeresboden  ausgebreitet  wurde;  diese 
Erklärung  legten  ihm  die  neuerdings  in  den  Drakensbergen  in  Südafrika 
beobachteten  Explosionsschlote  nahe,  welche  ausschließlich  mit  äußerst  fein 
zerriebenem  Gesteinsmaterial  von  Graniten  und  Kristallinen  Schiefern  er- 
füllt sind.  Nach  seiner  Ansicht  wäre  sogar  ein  anscheinend  ganz  normales 
Sediment  der  obersten  Karru-Formation,  der  „Cave-sandstoneu,  nichts 
anderes  als  solches  auf  explosivem  Wege  entstandenes  Gesteinsmehl, 
das  nach  seiner  Ausstoßung  wie  irgend  ein  anderer  Tuff  in  horizontalen 
Bänken  abgelagert  wurde.  J.  Mürray446)  dagegenVollte  bei  Besprechung 
der  „Valdivia^-Grundprobe  von  Station  89  an  einen  Transport  der  Kou- 
tinentalmineralien  durch  antarktisches  Eis  denken  "und  wies  darauf  hin, 
daß  auch  die  Grundproben,  welche  der  „Challengcr"  zwischen  Tristan 
da  Cunha  und  der  Agulhas-Bank  sammelte,  ziemlich  große  Fragmente 
von  Qnarz  und  anderen  Kontinentalmineralien  enthielten.  Krümmel 
endlich  scheint  für  die  „Gauss "-Station  29  einen  Transport  der  Kon- 
tinentalmineralien vom  afrikanischen  Festlande  her  durch  Wind  für 
möglich  zu  halten;  denn  er  erinnert  daran,  daß  die  Windkarten  der 
Deutschen  Seewarte  östliche  Winde  in  diesen  Meeresstrichen  namentlich 
im  November  durchaus  nicht  als  selten  verzeichnen.  Phileppi  aber,  welcher 


Die  Tiefscesnntie 


425 


im  nGaussu-Werk  alle  diese  Fragen  ausführlicher  diskutiert  hat,  möchte 
keiner  dieser  drei  Annahmen  zustimmen.  Wären  die  kontinentalen 
Miueralkörner  durch  Winde  uud  Strömungen  vom  afrikanischen  Kon- 
tinent bis  in  die  Mitte  der  Kapmulde  getrieben  worden,  so  müßte  man 
erwarten,  daß  ihre  Zahl  und  Korngröße  sich  mit  der  Annäherung  an 
die  Küste  steigerte.  Das  Gegenteil  ist  jedoch  der  Fall.  Die  Tiefsee- 
sande der  Kapmulde  werden  von  dem  südafrikanischen  Kontinent  durch 
einen  breiten  Streifen  ganz  normalen  Globigerinenschlammes  ohne  irgend- 
welche erhebliche  Beimengungen  kontinentaler  Mineralien  getrennt. 
Noch  viel  weniger  dürfte  für  die  in  der  Mitte  des  Ozeans  gelegenen 
Stationen  „Gauss*  Nr.  4  und  „Gazelle"  Nr.  26  ein  Transport  vom  Fest- 
lande her  in  Frage  kommen;  denn  auch  hier  werden  die  saudreichen 
Ablagerungen  mit  Annäherung  an  Afrika  oder  Südamerika  von  Sedi- 
menten abgelöst,  die  wenig  oder  gar  keine  „kontinentalen"  Mineralien 
enthalten.  Dabei  sind  in  diesen  letztgenannten  Sedimenten  nicht  etwa 
solche  Mineralkörner  wohl  vorhanden  und  durch  die  massenhaft  auf- 
tretende organogene  Kalksubstanz  nur  maskiert,  sondern  der  Lösungs- 
rückstand der  betreffenden  Globigerinenschlamme  entspricht  einem  ganz 
normalen  Roten  Ton  ohne  irgendwelchen  bemerkenswerten  Gehalt  an 
Mineralkörneru!  Die  mineralogische  Zusammensetzung  der  Tiefseesande 
der  Kapmulde  würde  einer  Herbeiverfrachtung  durch  antarktisches  Treib- 
eis, an  welche  J.  Mürray  dachte,  nicht  widersprechen,  da  auch  die 
subantarktischen  Sedimente  aus  „kontinentalen"  Materialien  des  ant- 
arktischen Festlandes  sich  zusammensetzen.  Hingegen  weisen  die 
Mineralkörner  der  Tiefseesande  durch  ihre  äußere  Form  und  ihre  Korn- 
größe wichtige  Unterschiede  gegen  die  durch  Treibeis  transportierten 
Komponenten  auf.  Denn  während  alle  von  Eisbergen  beeinflußten 
Sedimente  mehr  oder  minder  ungleichkörnig  sind  und  feinstes  und 
grobes  Material  bunt  durcheinander  gemischt  enthalten,  sind  die  Mine- 
ralien der  Tiefseesande  auffallend  gleichkörnig;  die  große  Mehrzahl 
erreicht  noch  nicht  den  Durchmesser  von  0,2  mm,  die  Korngröße  von 
1  mm  wird  so  gut  wie  niemals  überschritten.  Außerdem  liegen,  viel- 
leicht von  „Gauss "-Station  29  abgesehen,  sämtliche  Fundorte  der  Tief- 
seesande außerhalb  der  Linie,  bis  zu  welcher  heute  Eisberge  beobachtet 
werden.  Nun  dürften  zwar  Eisberge  in  der  Diluvialzeit  weiter  nach 
Norden  geschwärmt  sein,  als  in  der  Jetztzeit.  Aber  im  nördlichen  Teile 
der  Kapmulde  sind  gerade  die  noch  heute  in  Fortbildung  begriffenen, 
obersten  Teile  der  Grundproben  sehr  viel  reicher  an  Kontinental- 
mineralien als  die  unteren,  welche  wir  —  wie  später  noch  auszuführen 
sein  wird  —  mit  gutem  Recht  ins  Diluvium  versetzen  dürfen.  Außer- 
dem darf  für  die  innerhalb  der  Tropenzone  geloteten  Ticfseesande 
(„Gauss" -Station  4,  „Gazelle"-Station  26)  eine  Beeinflussung  durch 
Eisberge  von  vornherein  ausgeschlossen  werden. 


426  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 

Man  wird  daher  wohl  darauf  verzichten  müssen,  den  Ursprung 
der  „Kontinentalmineralien"  der  Tiefseesande  auf  einer  der  drei  großen 
Kontinentalmassen  zu  suchen,  welche  den  Südatlantischen  Ozean  um- 
rahmen; und  Entsprecheudes  gilt  für  die  ähnlichen  Proben  aus  der  Tief- 
seemulde zwischen  Madagaskar  und  Afrika.  Die  Gesteine,  von  denen 
jene  Komponenten  abstammen,  müssen  vielmehr  in  der  Mitte  des  Ozeans 
selbst  anstehen.  Bei  alledem  bilden  die  Gleichkörnigkeit  der  Tiefsee- 
sande, die  wohl  mit  der  schlämmenden  und  sortierenden  Tätigkeit  der 
Brandungswelle  erklärt  werden  könnte,  das  Auftreten  von  Glaukonit, 
der  sich  bei  Vorhandensein  der  nötigen  Kalilieferanten  mit  Vorliebe  in 
der  Nachbarschaft  der  200'  m-Linie  bildet,  die  oft  erhebliche  Beimengung 
von  Fischzähucheu,  die,  in  Tiefseeablagerungen  selten,  sich  häufiger 
erst  bei  Annäherung  an  die  Küste  einstellen,  und  endlich  die  Häufigkeit 
von  Schwammnadeln  Momente,  welche  durchaus  an  ufernahe  Ablage- 
rungen etwa  der  oberen  Teile  des  Schelfabfalles  gemahnen. 

Die  eigenartigen  Schichtungsverhältnisse,  welche  einen  Teil  der 
im  Vorigen  beschriebenen  Grundproben  bemerkenswert  machen,  werden 
uns  im  folgenden  Abschnitte  zu  dem  Schlüsse  drängen,  daß  im  süd- 
atlantischen Ozean  jugendliche  Verstellungen  des  Meeresbodens  um 
Beträge  von  mindestens  1000—2000  m  stattgehabt  haben.  „Könnte 
man  nun  nicht  annehmen,  daß  Teile  des  Meeresgrundes  durch  junge 
Krustenbewegungen  entweder  über  den  Meeresspiegel- oder  doch  bis  in 
das  Niveau  gehoben  wurden,  in  dem  die  Brandungswelle  bereits  ihre 
abtragende  Tätigkeit  ausüben  kann?"  Die  Stationen,  welche  bisher 
Tiefseesande  geliefert  haben,  liegen  sämtlichst  in  den  Mulden,  welche 
im  Südatlautischen  Ozean  die  Mittelatlantische  Schwelle  und  den  Wal- 
fischrücken, im  ludischen  Ozean  den  Südmadagaskar-Rücken  begleiten. 
Während  nun  die  Kalkverteilung  in  den  Grundproben  darauf  hinweist, 
daß  diese  Mulden  sich  in  junger  Zeit  vertieft  haben,  ist  es  nur  ein 
kleiner  Schritt  zu  der  Annahme,  daß  gleichzeitig  die  Schwellen  sich 
erhoben.  Wir  müssen  es  aber  bei  der  außerordentlichen  Weitmaschig- 
keit des  Netzes  der  bisherigen  Lotungen  durchaus  für  möglich  halten, 
daß  im  Bereiche  dieser  submarinen  Schwellen  die  höchsten  Gipfel  bis 
dicht  uuter  den  Meeresspiegel  aufragen  und  liier  noch  der  abtragenden 
Tätigkeit  der  Meereswellen  und  -Strömungen  unterliegen.  Sicher  nicht 
zu  Unrecht  nahm  vox  Dryualski,  der  Leiter  der  „Deutschen  Süd- 
polar-Expeditiou",  die  Bodenverhältnisse  iu  der  Umgebung  der  Romanche- 
Tiefe  als  sehr  uneben  an.  Das  oben  beschriebene,  unvermittelte  Auf- 
treten von  Globigerinenschlamm  im  unteren  Teile  der  hier  geloteten, 
46  cm  langen  Grundprobe  deutet  darauf  hin,  daß  die  Romanehe-Tiefe 
durch  eine  ganz  jugendliche  Senkung  entstanden  ist.  Aber  auch  die 
dem  Blauschlick  ähnlichen  mittleren  Lagen,  welche  im  scharfen  Gegen- 
satz zu  dem  saudreichen  Roten  Tone  des  obersten  Teiles  stehen,  weisen 


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Die  Tiefser-santle 


427 


auf  Krustenbewegungen  hin,  wenigstens  solange  wir  darin  mit  Phileppi 
Flußtrübe  der  großen  westafrikanischen  Ströme,  insbesondere  von  Kongo 
und  Niger,  sehen.  Wenn  solche  Flußtrübe  früher  im  Gebiete  der 
Roinanche-Tiefe  abgelagert  wurde,  heute  dort  aber  nicht  mehr  auftritt, 
so  sind  nur  zwei  Gründe  denkbar.  „Entweder  nehmen  die  Strömungen, 
welche  den  feinsten  Flußschlamm  so  weit  ins  Meer  hinaustragen,  einen 
anderen  Weg  wie  früher  oder  es  mündeten  die  Flüsse  in  einer  ver- 
gangenen Periode  weiter  im  Westen,  d.  h.  näher  der  Romanche-Tiefe 
aus.  Vielleicht  kombinieren  sich  beide  Momente  miteinander.  Jugend- 
liche Versenkungen  am  Rande  des  westafrikanischen  Kontinentes  legt 
aber  auch  die  bekannte,  submarine  Talfurche  des  Kongo  nahe,  die  in 
65  km  Abstand  vom  Gestade  1047  m  Tiefe  bei  1 1  km  Breite  besitzt  und 
850  m  tief  in  ihre  Umgebung  eingesenkt  ist.  Auch  scheint  die  Beob- 
achtung, daß  sich  auf  Gran  Canaria  und  La  Palma  die  Täler  ohne 
wesentliche  Änderung  ihrer  Form  bis  zu  einer  Meerestiefe  von  1500  m 
verfolgen  lassen,  für  jugendliche  Senkungen  zu  sprechen. "  Falls  die 
Deutuug  dieser  Grundprobe  durch  Phlllppi  richtig  ist,  so  muß  man 
annehmen,  daß  ein  mit  Globigerinenschlamm  bedeckter  Meeresboden 
sich  bis  in  den  Bereich  hemipelagischer  Bildungen  gehoben  habe  und 
dann  wieder  rasch  zur  heutigen  Tiefe  von  7230  m  abgesunken  sei.  Es 
war  nun  Philippi  durchaus  wahrscheinlich,  daß  diese  jugendlichen 
Senkungen  durch  gleichzeitige  Hebungen  kompensiert  wurden.  „Dadurch 
konnten  aber  Teile  des  Meeresgrundes  der  Meeresoberfläche  nahegebracht 
werden,  ihre  höchsten  Spitzen  wurden  von  der  Wellenbewegung  ab- 
getragen und  der  Detritus  über  den  Boden  der  Romanche-Tiefe  verstreut, 
in  deren  oberster  Sedimentschicht  wir  ihn  als  Tiefseesand  wiederfinden." 

Die  Ableitung  der  Tiefseesande  von  erst  in  jüngster  Zeit  entstandenen 
submarinen  Piks  aus  alten,  kristallinen  Gesteinen  erhält  eine  starke 
Stütze  dadurch,  daß  wir  tatsächlich  ein  Gebilde  im  Bereich  der  mittel- 
atlantischen Schwelle  kennen,  welches  diesen  Anforderungen  entspricht. 
Das  sind  die  St.  Paulsfelsen  im  Atlantischen  Ozean,  etwa  ein  Dutzend 
kleiner  Inselchen  und  Felsen,  die  auf  einen  Raum  von  450  m  Breite 
und  230  m  Länge  zusammengedrängt,  etwa  nnter  1°  N.-Breite,  genau 
100  km  nördlich  des  Äquators,  ihre  Nase  aus  dem  Wasser  stecken. 
Ihre  höchste  Erhebung  beträgt  nur  31  m.  „Ein  Glück  für  die  Schiff- 
fahrt, daß  hier  das  Meer  immer  stürm-  und  nebelfrei  ist"  (Schott). 
Diese  Felseninselchen  ruhen  auf  einem  weitausgedehnten,  untermeerischen 
Sockel,  dessen  Oberkante  meist  nur  1900 — 1000  m  Tiefe  aufweist  und 
zugleich  einen  Teil  der  mittelatlantischen  Schwelle  darstellt.  Das 
Gestein  ist  nach  A.  Rexarü's  Untersuchungen447)  ein  für  die  Exponiert- 
heit  der  Felsen  auffallend  frischer  Olivinfels  mit  75°/0  Olivin  und  25°/0 
Enstatit,  also  entweder  ein  geologisch  älteres  Tiefengestein  oder  ein 
Glied  der  Kristallinen  Schiefer-Serie.    Damit  fällt  von  vornherein  die 


428 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Heeressedimente 


zunächst  naheliegende  Annahme,  daß  diese  einsamen  Felseneilande 
Gebilde  jungvulkanischer  Entstehung  seien,  wie  so  viele  andere  ozeani- 
sche Inseln.  Dann  heißt  es  aher  sich  zu  entscheiden,  ob  die  St.  Pauls- 
felsen Reste  eines  versunkenen  Kontinentes  darstellen,  wie  M.  Neümayr, 
E.  H.  L.  »Schwarz  u.  A.  geglaubt  haben,  oder  ob  sie  eine  durch 
tektonische  Kräfte  emporgepreßte  Neubildung  seien.  Es  fehlen  den 
St.  Paulsfelsen  nun  jegliche  Relikte  einer  früheren  Tierwelt;  alles,  was 
bisher  beobachtet  werden  konnte,  waren  Seevögel  und  ihre  Parasiten. 
Ebenso  wenig  findet  sich  aber  eine  Spur  von  Vegetation,  selbst  die 
doch  so  anspruchslosen  und  widerstandsfähigen  Flechten  fehlen.  Be- 
sonders diese  Umstände  schienen  Piülippi  anzudeuten,  daß  die  Felsgruppe 
frisch  aus  dem  Meere  aufgetaucht  ist,  eine  Annahme,  die  sich  natürlich 
leichter  machen,  als  beweisen  oder  —  widerlegen  läßt448).  „Denkt  man 
sich  nuu  den  Fall,  der  vielleicht  schon  in  wenigen  hundert  Jahren  ein- 
treten kann:  die  Brandungswelle  vernichtet  die  über  den  Meeresspiegel 
aufragenden  Teile  des  St.  Pauls-Felsens  und  trägt  ihn  bis  zu  einer 
Tiefe  von  150 — 200  m  ab.  Bei  der  Kleinheit  des  submarinen  Piks 
wäre  es  sehr  unwahrscheinlich,  daß  er,  falls  man  seine  Position  nicht 
wüßte,  von  einem  Lote  getroffen  würde.  Wohl  aber  würde  man  in 
seiner  Umgebung  vom  Grunde  der  Tiefsee  Sedimente  heraufholen,  die 
einen  mehr  oder  minder  hohen  Gehalt  an  kontinentalen  Mineralkörnern 
aufweisen."  Schon  der  „Challenger"  hat  auf  Station  109  c  in  der  Nähe 
des  Felsens  in  0°  56'  N.f  29°  22'  W.  aus  1426  m  einen  Globigerinen- 
schlamm  gelotet,  der  30%  Miueralkörner  von  0,17  mm  Durchmesser, 
vor  allem  Olivin  und  Enstatit,  sowie  Fragmente  von  Serpentin,  enthielt, 
welch'  letzteren  schon  Darwin  während  der  Reise  des  „Beagle"  in 
Adern  das  Felsgestein  durchziehen  sah.  Man  hätte  nach  alledem  hier 
wirklich  die  Verhältnisse  vor  sich,  die  Philippi  auch  für  die  Erklärung 
der  übrigen  Tiefseesande  annehmen  möchte.  Zu  bemerken  ist  noch, 
daß  sich  eine  Zone  höchster  seismischer  Aktivität  von  den  St.  Pauls- 
felsen bis  zur  Romanchetiefe  erstreckt,  was  ebenfalls  für  die  Fortdauer 
jugendlicher  Krustenbewegungen  sprechen  würde. 

Alles  in  allem  läßt  sich  zusammenfassend  aussprechen,  daß  der  litorale 
Habitus  der  „Tiefseesande",  ihr  Auftreten  in  Gebieten  jugendlicher  Senkung 
und  am  Rande  von  submarinen  Schwellen  dann  am  leichtesten  eine  Er- 
klärung findet,  wenn  man  die  Mineralkörner  von  submarinen  Piks  ableitet, 
welche  aus  „kontinentalen"  Gesteinen  bestehen  und  sich  über  die  mittlere 
Tiefe  der  Schwellen  bis  hart  unter  den  Meeresspiegel  erheben.  Piülippi 
selbst  hatte  die  Richtlinien  angegeben,  nach  welchen  diese  Hypothese 
auf  ihre  Richtigkeit  geprüft  werden  könne:  eine  spätere  Tiefsee-Expe- 
dition „wird  zunächst  die  Nachbarschaft  des  St.  Pauls-Felseus  aufzu- 
suchen haben,  um  hier  durch  tief  in  den  Meeresboden  eindringende 
Lotungen  den  Nachweis  zu  führen,  ob  diese  einsame  Klippengruppe 


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Arten  der  Schichtung  and  ihre  Deutung  429 

schon  vor  Längerer  Zeit  oder  erst  neuerdings  dem  Sediment  der 
Tiefsee  Mineralkörner  beigemengt  hat,  mit  anderen  Worten,  ob  sie  ein 
uraltes  Relikt  oder  eine  ganz  jugendliche  Neubildung  ist.  Weitere 
Untersuchungen  in  der  Nachbarschaft  der  Roinauche-Tiefe  und  am 
Rand  der  bereits  bekannten  submarinen  Schwellen  werden  sich  an- 
schließen .  .  .*  Aber  leider  haben  die  Lotungen,  welche  von  der 
späteren  „Deutschen  Antarktischen  Expedition"  in  der  Nähe  der  St.  Pauls- 
felsen gerade  im  Hinblick  auf  diese  Fragen  niedergebracht  worden  sind, 
.  nach  dem  vorläufigen  Bericht  des  Geologen  der  Expedition,  Fe.  Heim449), 
keine  bestimmten  Anhaltspunkte  in  dieser  Richtung  ergeben.  Und  so 
bilden  die  „Tiefseesande"  ein  Problem,  dessen  endgültige  Lösung  zwar 
noch  aussteht;  aber  ihre  Auffindung  und  Philippis  scharfsinniger  Er- 
klärungsversuch haben  schon  heute  zu  fundamental  wichtigen  Über- 
legungen und  Anschauungen  geführt. 

Schlnßwort  über  Tiefseesande 
Ist  aber  die  Anschauung,  welche  wir  im  Vorigen  Uber  die  Ent- 
stehung der  „Tiefseesande"  abgeleitet  haben,  richtig,  dann  liegt  u.  E. 
kein  Grund  vor,  den  Rahmen  unserer  früher  gegebenen  Systematik  der 
rezenten  Meeressedimente  zu  erweitern  oder  abzuändern.  Und  so  hat 
auch  Philippi  bereits  den  größten  Teil  der  fraglichen  Ablagerungen 
entweder  bei  dem  Roten  Ton  oder  bei  dem  Globigerinenschlamm  unter- 
gebracht. Nur  drei  der  betreffenden  „Gaussa-Proben  (Station  29  aus 
der  Kapmulde  und  Stationen  100  und  101  in  der  tiefen  Rinne  zwischen 
Madagaskar  und  der  Küste  von  Natal)  hat  er  ausgenommen  und  sie 
als  „Sandig-tonige  Tief see- Ablagerungen"  in  einem  besonderen  Abschnitt 
behandelt.  Indessen  wird  man  gut  tun,  vorerst  auch  diese  Proben  nur 
als  äußerste  Extreme  einer  der  anderen  Eupelagischen  Ablagerungen 
zu  betrachten.  Möglich  ist  aber,  daß  künftig,  wenn  weitere  Forschungen 
unseren  Blick  erweitert  haben  werden  und  unsere  Definitionen  nach 
engerer  Fassung  verlangen,  sich  jener  Terminus  als  zweckmäßig  er- 
weisen wird. 

« 

<*)  Vorkommen  und  Arten  der  Schichtung  in  jungen  Meeres- 
ablagerungen und  ihre  Deutung 

Einleitendes  und  über  Schietttungen  in  der  Flachsee 

Bei  der  speziellen  Beschreibung  der  einzelnen  Sedimente  ist  hier 
und  da  andeutungsweise  die  Rede  davon  gewesen,  daß  die  eine  oder 
andere  Sedimentart  mit  einer  benachbarten  in  stratigraphischer  Ver- 
knüpfung aufgefunden  sei.  Diesen  Fällen  von  Schichtung  in  den  Ab- 
lagerungen der  heutigen  Meere  wollen  wir  uns  nunmehr  zuwenden,  und 
zwar  in  eingehenderer  Behandlung,    da  sie  einmal  sehr  wertvolle 


430  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeresaedimente 

Aufklärungen  bezüglich  der  Sedimentbildung  und  der  Änderung  einzelner 
Faktoren  vermitteln,  zum  anderen  aber  auch  eine  Vorbedingung  sind 
zur  Erörterung  des  stratigraphischen  Alters  der  einzelnen  Bildungen. 

Es  gibt  wohl  kaum  ein  Problem  der  Allgemeinen  Geologie,  an  dessen 
Lösuug  der  Stratigraph  so  sehr  interessiert  sein  sollte,  wie  an  dem 
Problem  der  Schichtenbildung,  und  es  ist  direkt  auffallend,  wie  in  den 
letzten  Jahrzehnten  die  meisten  Stratigraphen  sich  fast  ängstlich  von 
der  Mitarbeit  zur  Lösung  desselben  zurückgehalten  haben.  Nicht  weuige 
zwar  mögen  der  Meinung  gewesen  sein,  daß  hier  überhaupt  ein  Problem 
nicht  mehr  vorliege,  andere  wiederum  haben  geglaubt,  daß  eine  Erörte- 
rung desselben  vorlaufig  zu  einem  Resultat  noch  nicht  führen  könne. 
Das  eine  wie  das  andere  aber  ist  falsch.  Wohl  ist  es  vielmehr  Pflicht 
jedes  Geologen,  der  ein  Sedimentärgestein  untersucht,  sich  über  die  Art 
der  vorliegenden  Schichtung  ein  Urteil  zu  bilden,  um  hernach  vom  Stand- 
punkt des  beschreibenden  zu  dem  des  erklärenden  Naturwissenschaftlers 
Überzugehen,  —  das  Fehlen  dieser  Untersuchungen  läßt  sich  in  der  Tat 
sehr  vielen  stratigraphischen  Untersuchungen  zum  Vorwurf  machen  — , 
wohl  können  wir  uns  anderseits  aber  auch  bereits  begründeten  Vor- 
stellungen hingeben,  welche  Faktoren  für  die  Entstehung  von  Schichtung 
in  Frage  kommen  uud  die  einzelnen  Arten  der  Schichtung  bedingen  45°). 
Daß  hierzu  die  neueren  Untersuchungen  der  Sedimentbildung  in  heutigen 
Meeren  nicht  wenig  beigetragen  haben,  ist  ein  Grund  mehr  für  uns, 
diese  Seite  unseres  Themas  ausführlicher  zu  behandeln. 

Wenn  wir  im  Allgemeinen  I.  die .  „normalen"  oder  konkordanten 
Parallelschichtungen  von  II.  den  diskordanten  Schrägschichtungen  unter- 
scheiden, so  bedarf  es  keiner  weiteren  Ausführung,  in  welcher  Weise 
diese  beiden  Hauptgruppen  der  Schichtung  im  Meere  verteilt  sind.  Die 
Möglichkeit  der  Entstehung  von  Schrägschichtungen  wird  abnehmen  mit 
der  Abnahme  der  Böschungswinkel  des  Untergrundes,  mit  dem  Kleiner- 
werden des  Korns  und  damit  mit  Zunahme  der  Tiefe.  Die  „Überguß- 
schichtung"  an  Korallenriffen  ist  wohl  diejenige  Schrägschichtung,  welche 
sicji  im  Meere  bis  in  die  beträchtlichsten  Tiefen  hinabzieht,  aber  auch 
sie  muß  sich  nach  unten  zu  mehr  und  mehr  verflachen  und  in  normale, 
konkordante  Schichtung  übergeheu.  Während  nur  die  phyto-  und  zoogenen 
(benthogenen)  Riff-  und  Rankkalke,  welche  entweder  von  vornherein  ein 
festes  Maschenwerk  bilden  oder,  sich  rasch  durch  Ausscheidung  eines 
karbonatischen  Bindemittels  zu  verfestigen  pflegen,  sehr  steile,  ja  lokal 
überhängende  Abfälle  zu  bilden  vermögen,  dulden  alle  übrigen,  im  frischen 
und  wasserdurchträukten  Zustande  mehr  oder  weniger  bildsamen,  weichen 
oder  wenigstens  lockeren  Sedimente  je  nach  der  Korngröße  nur  sehr 
schwache  Böschungen  und  streben,  wo  einmal  die  jeweilige  Maximal- 
böschung überschritten  wurde,  der  Schwere  folgend,  schou  bei  ganz 
schwachen  Impulsen  tieferen  Lagen  zu.   Daher  die  sanften  Böschungen, 


Arten  der  Schichtung  und  ihre  Deutung 


431 


welche  für  das  im  Allgemeinen  in  Zuschüttung  begriffene  ozeanische 
Bodenrelief  so  charakteristisch  sind,  daher  auch  die  Beschränkung  auf 
die  konkordanteu  Schichtungen,  die  wir  uns  auferlegen  können,  wenn 
wir  uns  jetzt  im  Besonderen  dem  Vorkommen  von  Schichtungen  in  der 
Tiefsee  zuwenden,  indem  wir  die  allgemein  bekannten  Schrägsehiehtungen 
der  Strand-  und  Schelfsedimente  außer  Betracht  lassen. 

Schichtungen  am  Boden  der  Tiefsee 
(Jeachichtliches  /.nm  Problem  der  Schichtung  in  der  Tiefsee 
Das  Problem  der  Schichtung  am  Boden  der  Tiefsee  ist  am  ein- 
gehendsten und  in  lichtvoller  Weise  von  E.  Philippi"1)  dargestellt 
worden,  dessen  Mitteilungen  wir  bereits  früher  einige  der  diesbezüglichen 
Angaben  entnommen  hatten.  Bis  zur  Reise  des  „Gauss",  welche 
Piiilippi  als  Geologe  mitmachte,  wußte  man  über  die  Schichtung  moderner 
Tiefseeablagerungen  herzlich  wenig.  Wohl  hatte  schon  im  Jahre  1870 
ToiiELL i:'2)  aus  der  Nachbarschaft  von  Spitzbergen  eine  in  2200  m  Tiefe 
gelotete  Grnndprobe  beschrieben,  welche  5  Schichten  von  verschiedener 
Färbung  aufwies,  und  hatte  schon  1882  Schmelck  die  späterhin  von 
Böggild  und  Nansen  abermals  beschriebene,  in  der  vorliegenden  Dar- 
stellung im  Abschnitt  über  den  Blauschlick  erwähnte  Schichtung  am 
Boden  des  Norwegischen  Nordmeeres  bekannt  gemacht.  Aber  selbst  die 
„Challenger-4 -Expedition,  welche  sonst  den  größten  Fortschritt  in  unserer 
Keuntnis  des  Meeresbodens  gebracht  hat,  konnte  nur  wenige  Fälle  von 
Schichtung  in  der  Tiefsee  mitteilen,  welche  aber  bei  der  Fülle  von 
anderen,  völlig  neuen  Problemen  weiter  keine  besondere  Beachtung  fanden. 
Das  ist  in  denjenigen  Fällen  durchaus  verständlich,  wo  durch  vulkanische 
Aschenfälle  einem  normalen  Tiefseesediment  abweichend  zusammen- 
gesetzte Lagen  eingeschaltet  wurden.  So  fand  sich  auf  Station  334 
zwischen  der  Laplata-Mündung  und  Tristan  da  Cunha  unter  35°  45'  S., 
18°31'W.  in  3502  m  ein  sehr  kalkreicher  Globigerinenschlamm,  in 
welchen  unvermittelt  eine  feine,  schwarze  Membran  eingelagert  war;  und 
ein  mehrfacher  Wechsel  von  helleren  und  dunkleren  Bändern  kennzeichnet 
nach  den  ausführlichen  Beschreibungen  von  J.  Thoulet453)  gewisse,  vom 
Fürsten  von  Monaco  gelotete  Grundproben  im  Bereiche  der  Azoren  und 
der  nordafrikanischen  Mulde.  Fügen  wir  hinzu,  daß  Lohmann  südlich 
von  Neufundland  und  Neuschottland  an  der  Grenze  von  Rotem  Ton  und 
Globigerinenschlamm  letzteren  den  ersteren  überlagern  sah  und  auch 
die  Berichte  von  der  Expedition  des  „Planet"  4M)  mehrfach  Schichtung 
der  Grundproben  an  der  Elfenbeinküste,  südöstlich  von  St.  Helena  und 
besonders  an  der  Ostküste  von  Madagaskar  mitteilen,  so  lagen  schon 
damals  zwar  aus  den  verschiedensten  Teilen  des  Weltmeeres  Angaben 
über  geschichtete  Grundproben  vor,  aber  immerhin  war  die  Zahl  der- 
selben doch  im  Verhältnis  zn  den  Tausenden  von  Grundproben,  welche 


43L> 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressed imente 


überhaupt  zur  Untersuchung  gelangten,  eine  sehr  geringe.  Und  so  hat 
denn  auch  J.  Thoulet  mit  besonderer  Schärfe  betont,  daß  die  wenigen 
bis  dahin  bekannten  Fälle  von  Schichtung  lediglich  Ausnahmen  bildeten, 
welche  die  Regel  bestätigten.  Diese  Auffassung  legten  ihm  besonders 
Beobachtungen  auf  dem  submarinen  Plateau  der  Iroise,  westlich  von 
Brest,  nahe.  Im  Jahre  1868  hatte  der  Fregattenkapitän  H.  de  Roujoux4") 
eine  genaue  Grundkarte  der  Umgebung  von  Brest  entworfen.  35  Jahre 
später  fand  Thoulet  in  diesen  so  stark  bewegten  Gewässern  genau  die 
gleiche  Verteilung  der  Grundproben  vor  und  schloß  hieraus,  daß  nicht 
beständiger  Wechsel,  sondern  Permanenz  die  Sediraentbildung  am  Boden 
der  heutigen  Meere  beherrsche 4SB).  Diese  Verallgemeinerung  war,  wenn 
sie  auch  von  einem  der  besten  Kenner  der  heutigen  Meercsablagerungen 
ausgesprochen  wurde,  falsch.  Heute  wissen  wir  durch  die  Untersuchungen 
von  Joh.  Walther  auf  der  Taubenbank  im  Golfe  von  Neapel,  daß  es 
Stellen  des  flacheren  Meeresgrundes  gibt,  welche  schon  nach  25  Jahren 
eine  grundlegende  Änderung  der  Sedimentablagerung  zeigen,  und  die 
Lotungen  des  „Gauss"  haben  für  die  Tiefsee  den  Beweis  geliefert,  daß 
Schichtung  sehr  häufig  angetroffen  werden  kann,  wenn  es  gelingt,  mög- 
lichst lange  Grundproben  aus  dem  Meeresboden  herauszustanzen. 

Bis  zur  Deutschen  Tiefsee-Expedition  auf  der  „Valdivia"  benutzte 
man  zur  Aufnahme  der  Grundproben  in  der  Regel  Rohre,  welche  unteu 
durch  ein  Ventil  verschließbar  waren.  Durch  dieses  wurde  allerdings  auch 
ein  ganz  lockeres  Sediment  in  der  Röhre  zurückgehalten,  aber  solche 
Lotröhren  drangen  niemals  sehr  tief  in  den  Meeresboden  ein,  und  das 
Sediment  wurde  wohl  meist  beim  Passieren  des  Ventils  mehr  oder  weniger 
durcheinander  gemischt  und  gelangte  nicht  mehr  in  normalem  Zustande 
zur  Beobachtung.  Diesem  Übelstande  wurde  auf  den  Expeditionen  der 
„Valdivia"  und  des  „Gauss"  durch  Verwendung  sogenannter  Bach- 
mann scher  Schlammröhren  abgeholfen.  Diese,  eine  Konstruktion  des 
auf  der  Expedition  verstorbenen  „Valdivia"-Arztes,  tragen  im  Gegensatz 
zu  dem  vom  „Challenger"  und  der  „Gazelle"  verwendeten  Hydra-  oder 
Baillie-Lot  am  oberen  Ende  ein  kleines  Kugelventil,  damit  das  Wasser 
beim  Eindringen  der  Sedimentprobe  nach  oben  aus  der  Röhre  entweichen 
kann,  und  liefern  daher  ein  Sediment  im  normalen  Verband  und,  da  solche 
Lotröhren  bei  genügender  Beschwerung  tiefer  in  den  Meeresboden  ein- 
.  dringen,  auch  von  größerer  Länge;  diese  ist  eine  Funktion  der  Länge  der 
Röhre,  der  Schwere  der  Lotgewichte,  der  lichten  Öffnungen  der  Röhren, 
aber  nicht  minder  auch  der  Konsistenz  der  Bodenproben.  Während  die 
„Valdivia"  mit  12—40  cm  langen  BACHMANNschen  Röhren  nur  iui  Durch- 
schnitt 7  cm  lange  Proben  erhielt,  verwendete  der  „Gauss"  Röhren 
von  40,  80  und  200  cm  Länge  und  mit  lichten  Öffnungen  zwischen  18 
und  36  mm.  Die  Lotgewichte  hatten  15,  28  und  35  kg  Gewicht.  Von 
den  Rohrweiten  bewährten  sich  am  meisten  die  kleineren  und  mittleren, 


Arten  der  Schichtung  und  ihre  Deutung 


433 


da  aus  den  größten  der  vielfach  lockere  Globigerinenschlamm  beim 
Anfhieven  herausfiel,  während  der  zähere  Rote  Ton  auch  die  größte 
Rohrweite  vertrug.  Die  durchschnittliche  Länge  der  Grundproben  des 
„Gauss"  dürfte  30—40  cm  betragen  haben,  das  Maximum  von  80  cm 
wurde  aus  einer  Tiefe  von  5210  m  in  der  Kapmulde  mit  einer  Schlamm- 
röhre von  200  cm  Länge  und  16  mm  lichter  Weite  gewonnen.  Da  die 
Aussicht,  eine  Schichtung  am  Meeresboden  zu  finden,  desto  günstiger 
wird,  je  tiefer  man  in  denselben  eindringt,  erklärt  es  sich  leicht,  warum 
die  früheren  Expeditionen  so  selten  etwas  über  geschichtete  Meeres- 
sedimente berichten  konnten. 

Normale  Kalkschichtnng  In  der  Tiersee 

Häufig  ist  die  Schichtung  einer  Grundprobe  bereits  an  verschie- 
dener Färbung  einzelner  Lagen  oder  verschiedener  Korngröße  derselben 
zu  erkennen;  in  kalkhaltigen  Sedimenten  aber  tritt  dieselbe  vielfach  in 
einem  verschiedenen  Kalkgehalt  der  einzelnen  Lagen  in  Erscheinung. 
In  sämtlichen  Globigerinenschlammen  des  „Gauss",  bei  denen  der  Kalk- 
gehalt bestimmt  werden  konnte,  erhielt  man  im  obersten  und  untersten 
Teile  der  gleichen  Grundprobe  ungleiche  Werte.  Unter  49  Grund- 
proben, deren  oberste  Kappe  als  Globigerinenschlamm  bestimmt  wurde, 
war  der  Kalkgehalt  bei  48  im  obersten  Teile  höher  als  im  untersten, 
nur  in  einem  Falle  wurde  bei  Globigerinenschlamm  das  Umgekehrte 
beobachtet.  Phtlippi  hat  daher  die  Abnahme  des  Kalkgehaltes  mit 
wachsender  Entfernung  von  der  Oberfläche  als  eine  allgemein  ver- 
breitete Erscheinung  aufgefaßt  und  diese  Art  der  Schichtung  als 
„normale  Kalkschichtung*  bezeichnet.  Die  Abnahme  des  Kalkgehaltes 
von  oben  nach  unten  erfolgt  jedoch  nicht  in  allen  Fällen  gleich mäßig. 
Gering  erwiesen  sich  im  Allgemeinen  die  Unterschiede  im  Kalkgehalt 
bei  den  sehr  kalkreichen  Globigerinenschlammen  in  den  mittleren  Tiefen 
der  wärmeren  Meere.  So  beobachtete  man  z.  B.  an  den  Sedimenten 
zwischen  St.  Helena  und  dem  Äquator,  auf  den  „Gauss"-Stationen 
116 — 130,  Differenzen  von  höchstens  17,1%,  die  sich  aber  in  einem 
Falle  bis  auf  1,5%  verminderten: 


Station 

j  Position 

Tiefe  in  m 

Länge  der 

Ca  CO,  in  % 

Probe  in  cm 

oben 

unten 

118 

10°29'S.,  6°23'0. 

5250 

25 

93,7 

83,1 

119 

9°44'S.,  8»39"W. 

3750 

34 

96,4 

91,2 

126 

2°  13'  S.,  16»  3'  W. 

4080 

s 

93,3 

76,2 

130 

0°25'N.,  17«45' W. 

3230 

86,2 

82,6 

Klein  waren  auch  die  Unterschiede  auf  den  Stationen  20—24,  die 
der  mittelatlantischen  Schwelle  angehörten;  und  auf  dem  Walfisch- 

Andree,  Geologie  de»  Meeresboden*.  II.  •  28 


434 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeres&edimente 


Rücken  wies  die  32  cm  lange  Grundprobe  der  Station  109  im  obersten 
Teile  nur  0,5  °/0  CaCOs  mehr  als  im  untersten  auf. 

Groß  war  hingegen  auch  in  wärmeren  Meeren  der  Unterschied 
zwischen  oberstem  und  unterstem  Teile  einer  Grundprobe  dort,  wo  sich 
in  größeren  Tiefen  Globigerinenschlamm  seiner  Grenze  gegen  Roten 
Ton  nähert.  Dann  tritt  öfter  der  Fall  ein,  daß  ein  Globigerinen- 
schlamm von  mäßigem  Kalkgehalt  einen  typischen  Roten  Ton  über- 
lagert. Das  wurde  bereits  zweimal  vom  „Challenger"  im  Südpazifischen 
Ozean,  sodann  im  südlichen  und  mittleren  Atlantischen  Ozean  in  einer 
ganzen  Reihe  von  Fällen  vom  „Gauss"  beobachtet,  im  nordatlantischen 
Ozean  aber  zuerst  von  Lohmann  während  seiner  Reise  auf  dem  Kabel- 
dampfer „von  Podbielski"  1902  auf  etwa  40°  N.-Breite  in  dem  ganzen 
Gebiete  zwischen  65°  20'  und  57°  22'W.,  also  auf  einer  Strecke  von 
8  Längengraden,  (7 mal  bei  RöhrenJängen  von  nur  8  cm!)  bei  Tiefen 
zwischen  4750  und  5800  m  festgestellt.  Der  „Michael  Sars"  fand  diese 
Art  der  Schichtung  neuerdings  im  nordatlautischen  Ozean  8  mal.  Um 
einige  Zahlen  zu  geben,  mag  auch  hier  eine  Tabelle  folgen: 


Station 

Position 

Tiefe 
in  m 

Läng«  der 

Probe   

in  cm    ,  oben 

Ca  CO,  in  •/, 
unten 

Challenger  283 

2H°  »"  S.,  145»  17'  W. 

3795 

30  ! 

4ß,ßl 

wesentlich  geringer 

„  2<»ß 

38°  6'  S,   88°  2'  W. 

3338 

04,34 

wesentlich  geringer 

Gauss  20 

.1".°  11'  S.,     2° 430. 

5200 

20 

35,9 

5,4 

it  HM 

28« -1H'  S-,    10u  lß'  0. 

4820 

23 

32,9 

0 

,  lf> 

25  «52'  S.,  20°  5'  W. 

41110 

21 

53,2 

28,2 

..  13»; 

0°22'  N\.  ls"54'  \V. 

5320 

31 

83,3 

40,1 

von  lVlbiclski 

nfi°29''N.,  03°  50  \V. 

5019 

ca.  .S 

34,85 

0,81 

Michael  Sartt  88 

45°  20'  N\,  25°  15'  TV. 

3 120 

83,7$» 

02,1 

10 

45°2ß'N,  H*20'W. 

4700 

12,5 

(iß 

33 

Besonders  groß  werden  aber  die  Unterschiede  im  Kalkgehalt  des 
obersten  und  untersten  Teils  einer  Probe  am  Boden  der  subantarktischen 
Meere.  Hier  kommen,  wie  aus  den  Angaben  über  die  fünf  ersten 
Proben  der  auf  der  nächsten  Seite  folgenden  Tabelle  hervorgeht,  Diffe- 
renzen von  30-40°/o,  im  extremsten  Falle  von  43,7 °/0  vor. 

Ob  schließlich  einige  Fälle  von  Schichtung,  welche  der  „Michael 
Surs"  im  Nordatlantischen  Ozean  gefunden  hat  (2  mal  Globigerinen- 
schlamm über  „Diatomeenschlamm"*57)  und  3 mal  Globigerinenschlamm 
über  Blauschlick  —  siehe  die  letzte  Probe  der  vorhergehenden  Tabelle  — ) 
ebenfalls  hierher  zu  ziehen  sind,  bleibt  abzuwarten,  bis  die  genauere 
Beschreibung  dieser  Proben  vorliegen  wird. 

Es  ist  aber  durchaus  wahrscheinlich,  daß  der  ziemlich  allgemeinen 
Verringerung  des  Kalkgehaltes  im  unteren  Teile  der  Grundproben  die 
gleiche  Ursache  zugrunde  liegt,  deren  Wirkung  allerdings  je  nach  der 


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Arten  der  Schichtung  und  ihre  Deutung 


435 


Station 

Position 

Tiefe 
in  m 

Länge  der, 
Probe 
in  cm 

Art  des  Sedimente 

s  und  CaCO,  in  % 

uueu 

ii  nrnn 
UDlcll 

.  .  _ 

Gauss  38 

■  

f 

46°  17'  S., 

• 

1850 

17 

Globigerinen- 

♦ 

Diatomeenschlamm 

48°  54'  0. 

achlamm  45,2 

25,1 

„  42 

47°  45'  8., 

4560 

ca.  10 

Globigerinen- 

Diatomeenschlamm 

61° 25  0. 

schlamm  50,3 

16,4 

n  -»4 

55°  25'  S., 

3690 

15 

Globigerinen- 

Maringlazial.  Sed. 

83°  0'  0. 

schlamm  37.4 

o 

ii  88 

45  9  39'  8., 

3C30 

21 

'  Globigerineu- 

Maringlazial.  Sed. 

73°  21'  0. 

schlamni  60,7 

17 

Valdivia  119 

41°  5'S., 

5230 

Globigerincn- 

Maringlazial.  Sed. 

14  •52'  0. 

schlamm  42,5 

10 

Michael  Sars 

57«  48'  N., 

1530 

22,5 

Globigerinen- 

Blauschlick 

100 

12°43'W. 

achlamm  58 

26 

Lage,  welche  der  Lotungspunkt  im  Ozean  einnimmt,  eine  quantitativ 
verschiedene  ist. 

Die  Beobachtung,  daß  in  den  Sedimenten  aus  größeren  Tiefen  die 
Unterschiede  im  Kalkgehalt  größer  sind,  als  in  denen  aus  geringeren, 
läßt  zunächst  an  eine  nachträgliche  Auflösung  durch  das  innerhalb  des 
bereits  abgelagerten  Sedimentes  zirkulierende  „marine  Grund wasser" 
denken,  und  in  der  Tat  ist  diese  Anschauung  von  J.  Murray  noch 
1912  vertreten  worden,  wo  er  bezüglich  der  Überlagerung  von  Rotem 
Ton  durch  Globigerinenschlamm  schreibt:  „This  arrangement  may  be 
explained  by  supposiug  that  the  calcareous  Shells  have  been  slowly 
dissolved  froin  the  deeper  layers. tt  Hiemach  möchte  man  annehmen, 
daß,  wie  augenscheinlich  in  tieferen  Meeresschichten  die  Kalkauflösung 
intensiver  ist  als  in  weniger  tiefen,  auch  das  „marine  Grundwasser** 
größerer  Tiefen  eine  stärkere  chemische  Aktivität  besitze,  als  dasjenige 
in  flacheren  Meeresteilen.  Aber  es  ist  doch  sehr  fraglich,  ob  eine 
solche  Auflösung  des  kohlensauren  Kalkes  unter  normalen  Bedingungen 
durch  das  im  Sediment  zirkulierende  Wasser  nach  der  Ablagerung  statt- 
finden kann.  Denn  Vorbedingung  hierfür  wäre  wohl  das  reichliche 
Vorhandensein  organischer  Substanz,  durch  deren  Verwesung  ständig 
neue  Kohlensäure  gebildet  würde,  um  zu  weiteren  Auflösungen  zur 
Verfügung  zu  stehen.  Gerade  in  den  von  Rotem  Ton  eingenommenen 
Gebieten  des  Tiefseebodens  kann  aber  organische  Substanz  nicht  im 
Überflnß  angenommen  werden,  da  sich  sonst  die  Schwermetall^  Eisen 
und  Mangan  nicht  in  ihren  höchsten  Oxydatiousstufen  vorfinden  würden. 
Auch  dürfte  die  Zirkulation  von  Lösungen  in  den  Eupelagischen  Sedi- 
menten im  Allgemeinen  umso  langsamer  erfolgen,  je  mehr  man  sich  dem 
Bereiche  des  zähen  Roten  Tones  nähert.  Weun  demnach  der  geriugore 

28* 


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4:*  6 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedi mente 


Kalkgebalt  der  tieferen  Schichten  keine  nachträglich  erworbene  Eigen- 
schaft sein  dürfte,  dann  bleibt  nichts  anderes  über,  als  anzunehmen, 
daß  Roter  Ton  früher  Gebiete  eingenommen  hat,  welche  heute  von 
kalkhaltigerem  Globigerinenschlamm  beherrscht  werden.  Krümmel, 
welcher  jene  MüRRAY'sche  Annahme  nicht  einmal  in  Erwägung  zieht, 
vielmehr  die  unteren  Lagen  als  echte  Rote  Tone  anerkennt,  hatte  für 
die  wenigen  ihm  damals  bekannten  Fälle  dieser  Art  Schichtung  eine 
jugendliche  Aufwärtsbewegung  des  Meeresbodens  angenommen,  „die  das 
Niveau  des  kalkfeindlichen  Roten  Tons  zuletzt  in  den  Bereich  haltbaren 
Globigerinenschlammes  hinaufgehoben  hat".  Diese  Erklärung  wiederum 
stieß  aber  sofort  auf  große  Schwierigkeiten,  als  die  weite  Verbreitung 
solcher  Schichtung  sowohl  im  Atlantischen  und  Indischen,  wie  auch  im 
Pazifischen  Ozean  erkanut  wurde;  denn  eine  solch'  weite  Regionen 
des  Meeresbodens  betreffende  Hebung  hätte  au  den  Küsten  entsprechende 
Transgressiouen  hervorrufen  müssen,  von  welchen  aus  den  jüngsten 
Zeiten  der  Erdgeschichte  in  dem  nötigen  Maßstabe  und  als  allgemeines 
Phänomen  nichts  bekannt  ist. 

Es  liegt  daher  nahe,  mit  Philippi  den  geringeren  Kalkgehalt  der 
tieferen  Bodenschicht  auf  den  Einfluß  eines  anderen  für  die  Sediment- 
bildung wichtigen  Faktors  zurückzuführen,  nämlich  auf  das  Klima.  Das 
wird  am  leichtesten  bei  den  subantark tischen  Bodenproben  verständlich; 
denn  bei  diesen  läßt  sich  der  geringere  Kalkgehalt  der  unteren  Teile 
ungezwungen  durch  stärkere  Zufuhr  von  klastischem,  anorganischem 
Material  erklären,  welches  gewissermaßen  die  kalkig-organogene  Kom- 
ponente verdünnte.  Jene  Zufuhr  erfolgt  aber  in  diesen  Gebieten  haupt- 
sächlich durch  Eisberge  und  Treibeis,  bezw.  durch  von  diesen  abhängige 
Eisschmelzströme.  Man  wird  daraus  schließen  dürfen,  daß  sich  die  tiefere 
Schicht  zu  einer  Zeit  bildete,  in  welcher  die  Außenkante  des  antarktischen 
Packeises  weiter  im  Norden  lag,  als  heute,  in  welcher  demnach  auch 
noch  sehr  viel  mehr  Eisberge  die  subantarktischen  Gewässer  befuhren. 
Damit  würde  aber  die  Bildung  der  unteren,  kalkärmeren  Lagen  in  eine 
Zeit  stärkerer  Vereisung,  also  wohl  in  das  Diluvium  zu  versetzen  sein. 

Diese  Deutung  der  Schichtung  subantarktischer  Grundproben  durch 
Philippi  ist,  wenigstens  zum  Teil,  mit  der  Erklärung  identisch,  welche 
Nansen  für  eine  ähnliche  Schichtung  am  Boden  des  Norwegischen  Nord- 
meeres gegeben  hat.  Hier  lagert,  wie  wir  durch  die  früher  erwähnten 
Forschungen  von  Schmelck,  Böggild  und  Nansen  selbst  wissen,  eine 
dünne  Schiebt  von  braunem,  mehr  oder  minder  kalkreichem  Ton  („Bilo- 
culina-  und  Übergangston")  über  ciuem  grauen,  äußerst  kalkarmen  Ton ; 
uud  zwar  liegeu  die  Örtlichkeiten,  wo  diese  Art  Schichtung  gefunden 
wurde,  in  der  Zone,  in  welcher  mit  Anuäherung  in  der  Richtung  gegen 
das  Zentrum  des  Nordmeerbeckens  der  Übergang  von  dem  grauen  Ton 
des  flacheren  Wassers  in  den  „Übergangs-  und  Biloculina-Ton*  des 


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Arten  der  Schichtung  und  ihre  Deutung 


-137 


tiefereu  Wassers  erfolgt,  sodaß  ersichtlich  der  erstere  früher  sich  weiter 
gegen  die  Tiefen  vorgeschoben  hat.  Nansen  meinte  nun,  daß  zu  der 
Zeit,  als  sich  der  graue,  kalkarme  Ton  der  Unterschicht  bildete,  uicht 
nur  das  Land  rings  um  das  Nordmeer  weit  höher  über  den  Meeresspiegel 
aufragte,  als  heute,  und  der  submarine  Rücken,  welcher  Schottland  mit 
Grönland  verbindet,  sich  damals  über  das  Meeresniveau  erhob  und  dem 
Golfstrom  den  Eintritt  nach  Norden  verwehrte,  sondern  auch  Norwegen 
während  der  Bildung  der  Unterschicht  noch  von  Inlandeis  bedeckt  war. 
Seine  Erklärung  zieht  daher  sowohl  Niveauverschiebungen,  wie  Klima- 
änderungen heran,  während  Philippi  für  die  subantarktischen  Gewässer 
zunächst  nur  an  letztere  denken  wollte.  Durchaus  eine  ähuliche  Er- 
klärung fordert  aber  die  zweimal  (auf  Station  38  und  42)  vom  „Gauss" 
gefundene  Überlagerung  eines  kalkreichen  Diatomeenschlammes  durch 
Globigerinenschlamm.  Diese  beiden  Stationen,  deren  Daten  in  der  letzten 
Tabelle  mit  enthalten  sind,  liegen  an  der  Ost-  und  Westgrenze  des  breit 
zuugenförmigen  Ausläufers  von  Diatomeenschlamm,  welcher  sich  in  der 
Nachbarschaft  der  Crozet-Inseln  in  das  Gebiet  des  Globigerinenschlammes 
nach  Norden  vorschiebt,  und  zeigen,  daß  das  Gebiet  des  Diatomeen- 
schlammes in  einer  vergangenen  Periode  sich  weiter  nach  Norden  aus- 
dehnte, als  heute.  Da  das  Auftreten  von  Diatomeenschlamm  im  Gebiete 
der  Crozet-Inseln  auf  Strömungen  zurückzuführen  ist,  muß  man  annehmen, 
daß  solche  Nord-setzenden  Ströoiungen  früher  einesteils  breiter,  wahr- 
scheinlich aber  auch  transportkräftiger  waren  als  heute.  Nach  Analogie  mit 
früher  Gesagtem  dürfte  das  aber  ebenfalls  im  Diluvium  der  Fall  gewesen 
sein.  Übrigens  zeigt  auch  der  Diatomeeuschlamm  der  Station  41  in  der 
Kerguelen-Mulde  (unter  47°  13'  S.,  58°  13'  0.  aus  4770  m  Tiefe)  eine  obere, 
29%  und  eine  untere,  nur  14,4  °/o  CaCOs  enthaltende  Lage,  wobei  zu 
bemerken  ist,  daß  nur  in  der  unteren  Lage  die  beiden  so  typischen 
'  Kaltwasserglobigerinen,  Gl.  paehyderma  und  Dutertrei,  auftreten,  auch 
die  Individuen  der  pelagischen  Foraminiferen  in  diesem  Teile  der  Probe 
viel  kleiner  sind  als  im  oberen.  In  ähnlicher  Weise  verhält  sich  aber 
auch  die  Foraminiferenfauna  der  übrigen  in  Betracht  kommenden,  ge- 
schichteten Grundproben. 

In  der  Diluvialzeit  dürfte  nun  auch  den  tropischen  und  subtropischen 
Globigerinenschlammen  mehr  klastisches  Material  vom  Festlande  her  zu- 
geführt worden  sein,  als  heute.  Denn  das  Diluvium  brachte  diesen  Ge- 
bieten nach  Ansicht  vieler  Forscher  eine  Pluvialpcriode,  und  es  schien 
Philippi  kein  Zweifel  zu  sein,  daß  damals  die  feinste  Flußtrübe  durch 
Strömungen  sehr  weit  verfrachtet  und  auch  küstenfernen  Tiefseeschlammen 
mitgeteilt  werden  konnte.  Immerhin  wäre  damit  noch  nicht  die  Frage 
gelöst,  weshalb  gerade  in  den  Eupelagischen  Ablagerungen  der  großen 
Tiefen  die  Differenzen  im  Kalkgehalt  zwischen  dem  obersten  und  untersten 
Teile  einer  Probe  sich  so  auffallend  verstärken.    Hier  muß  an  die  in 


438  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressediment« 


dem  vorhergehenden  Abschnitte  erörterte  Kalkauflösung  durch  das  kalte 
Tiefenwasser  zurückerinnert  werden,  dessen  Wirkung  nicht  zu  verkennen 
ist,  wenn  wir  auch  nicht  der  Ansicht  zustimmen  konnten,  daß  der  Ein- 
fluß dieses  Faktors  nach  Norden  bis  über  den  Äquator  hinaus  alle  anderen, 
die  Hohe  des  Kalkgehaltes  bedingenden  Faktoren  in  seiner  Wirkung 
übertreffen  sollte.  Nicht  zu  bezweifeln  ist,  daß  während  der  diluvialen 
Eiszeit  kaltes  Oberflächenwasser  im  antarktischen  Gebiete  weiter  nach 
Norden  reichte,  als  heute.  Da  von  diesem  kalten  Oberflächenwasser  des 
antarktischen  Meeres  aber  auch  das  Tiefenwasser  der  nördlicher  sich 
anschließenden  Kegionen  stetige  Zufuhr  erhält,  „muß  im  Diluvium  die 
Kalkauflösung  in  der  Tiefe  intensiver  vor  sich  gegangen  sein  als  heute, 
es  muß  also  der  Rote  Ton  höher  hinauf  gereicht  und  ein  größeres  Areal 
bedeckt  haben.  Auf  diesem  Wege  dürfte  es  wohl  am  leichtesten  zu 
erklären  sein,  daß  so  oft  Globigerinenschlamm  den  Roten  Ton  überlagert 
nnd  daß  an  der  Grenze  beider  Sedimente  der  Kalkgehalt  im  oberen  und 
unteren  Teile  jeder  Grundprobe  so  außerordentlich  verschiedene  Werte 
aufweist". 

Daß  diese  Anschauungen  Philippis  in  der  Tat  den  Kernpunkt  der 
Sachlage  treffen,  dürfto  aber  auch  noch  aus  Folgendem  hervorgehen.  Der 
antarktische  Kontinent  wird  am  Boden  des  umgebenden  Ozeans  in  mehr 
oder  minder  regelmäßiger  Weise  zunächst  von  einem  Gürtel  glazial- 
mariner Sedimente,  welche  mit  der  wachsenden  Entfernung  vom  Fest- 
lande immer  feinkörniger  werden,  sodann  von  einem  Gürtel  Diatomeen- 
schlammes  und  endlich  von  Globigerinenschlamm  umgeben.  Wie  aus 
dem  Vorigen  hervorgeht,  schiebt  sich  an  der  Grenze  Diatomeeuschlamm- 
Globigerinenschlamm  der  erstere  uuter  den  letzteren  nach  Norden  vor 
und  zeigt  hiermit  an,  daß  die  Bedingungen,  welche  seine  Ablagerung 
herbeiführten,  in  einer  vergangenen  Zeit  weiter  nach  Norden  wirkten, 
als  heute.  Das  gleiche  Vorschieben  des  südlicher  erzeugten  Sedimentes  * 
unter  das  nördlich  benachbarte  tritt  aber  an  der  Grenze  Glazialmarine 
Sedimente-Diatomeenschlamm  auf,  wie  die  Proben  folgender  Tabelle468) 
als  Beispiele  zeigen  mögen: 


Station 

Position 

Tiefe 

Länge  der 
Probe 
in  cm 

Art  des  Sedimentes  und  Kalkgehalt  in  °/0 

in  m 

oben 

unten 

Gauss  45 

—  — 

,  58°29'S., 
89° 58'  0. 

4620 

ca.  19 

Diatomeenschlamm  0 

Maringlazial.  Sed.  0 

„  46 

59  «53'  S., 
91° 45'  0. 

4820 

21 

>»  »» 

i»            ii  ii 

47 

61°  50' 
95°  l'O. 

4010 

16 

»»  it 

»i            n  ii 

Valdivia 
149 

j  62°27'S., 

5175 

7 

»>  i) 

ti            ii  ii 

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Arten  der  Schichtung  und  ihre  Deutung 


439 


Hierdurch  ergibt  sich  aber  mit  wünschenswerter  Eindeutigkeit,  daß 
sich  die  von  Phileppi  so  genannte  „normale  Kalkschichtung"  in  den 
Globigerinenschlammen  und  Roten  Tonen  mit  der  Zurückverlegung  der 
Zonengrenzen  Glazialmarine  Sedimente-Diatomeenschlamm  und  Dia- 
tomeenschlamm-Globigerinenschlamm  nach  Süden  zu  einem  einzigen 
großen  Phänomen  verbindet,  welches  in  der  mit  dem  Ende  der  Dilu- 
vialzeit einsetzenden  Klimaänderung  seine  Ursache  haben  dürfte.  Wir 
können  daher  diese  Art  der  Schichtung  der  modernen  Tiefseeablagerungen 
ohne  Rücksicht  auf  Vorhandensein  oder  Fehlen  eines  Kalkgehaltes  (siehe 
letzte  Tabelle)  auch  als  die  „normale  Schichtung  schlechthin*  bezeichnen. 

Abnorme  Kulkschlchtang  liCngs  der  antarktischen  Eiskante 

Der  „Gauss"  hat  nun  aber  auch  Ausnahmen  von  dieser  Regel  be- 
obachtet, und  zwar  bezeichnender  Weise  in  drei  zwar  ziemlich  weit 
voneinander  entfernten,  aber  unter  den  gleichen  Bedingungen  befind- 
lichen Regionen,  nämlich  dort,  wo  er  zuerst  antarktisches  Packeis  be- 
rührte, wo  er  auf  der  Treibfahrt  Mitte  März  1903  das  freie  Meer  er- 
reichte und  wo  er  Anfang  April  das  Eis  endgültig  verließ.  Die  an 
diesen  Punkten  geloteten  Grundproben  zeigten  nämlich  übereinstimmend 
ein  Ansteigen  des  Kalkgehaltes  in  der  Richtung  von  oben  nach  unten, 
wie  aus  folgender  Tabelle  zu  ersehen  ist: 


Schichtung  an  der  antarktischen  Eiskante  nach  E.  Phileppi: 


Stetion 

Position 

Tiefe 

Kalkgehalt  in  % 

Bemerkungen 

in  m 

oben 

unten 

Gaus 

IS 

ä  49  ;   63 8  31'  S., 
|   94«  9'0. 

3450 

4,6 

'  Oben  meist  benthonische,  unten 
viel  pelagische  Foraminiferen 

50 

64°  4'S., 
91*  55'  0. 

3050 

5,5 

11,3 

i     T     1  „ 

I  Nach  unten  Zunahme  der  pelagi- 
schen  Foraminiferen 

79 

63°43'  8., 
82°  4'0. 

3570 

19,4 

27,9 

Nach  nnten  Zunahme  der  pelagi- 
sehen  Foraminiferen 

86 

62«  4'S., 
75°  15'  0. 

3970 

0 

3,4 
Mitte! 

Oben  kalkfreier  Diatomeen- 
schlamin,  in  der  Mitte  kalkhaltiger, 
1  unten  fastkalkfreier  maringlazialer 
Schlamm 

Es  erhebt  sich  nun  die  Frage,  ob  dieses  abnorme  Verhalten  der 
Grundproben  am  Rande  des  antarktischen  Packeisgürtels  ebenfalls  durch 
klimatische  Faktoren  oder,  was  zunächst  auch  im  Bereiche  der  Möglich- 
keit läge,  durch  jugendliche  Bewegungen  der  Erdrinde  zu  erklären  ist. 
In  letzterem  Falle  müßte  man  für  die  kalkreicheren,  tieferen  Teile  der 
Grundproben  eine  höhere,  für  die  kalkärmeren  bis  kalkfreien,  oberen  eine 
tiefere  Lage  des  Meeresbodens  annehmen.  Nun  hat  aber  nach  vielfachen 

« 


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440 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jnngen  Heeressedimente 


Erfahrungen  der  Erdgeschichte  und  Geomorphologie  „Land,  das  eine 
Eisdecke  getragen  hat,  im  allgemeinen  die  Tendenz  aufzusteigen;  man 
hätte  daher  für  die  jüngste  Periode  eher  Hebungen  als  Senkungen  am 
Rande  des  antarktischen  Kontinentes  zu  erwarten".  Es  liegt  daher 
näher,  mit  Philippi458)  klimatische  Momente  ins  Auge  zu  fassen.  Als 
wahrscheinlichen  Grund  für  die  Tatsache,  daß  die  Eiskante  vielfach  als 
Scheide  zwischen  kalkfreien  und  kalkhaltigen  Ablagerungen  auftritt, 
hatten  wir  die  Wirkung  nordsetzender  Strömungen  kennen  gelernt, 
welche  die  kalkigen  Hartgebilde  von  Planktonorganismen,  soweit  sie 
nicht  überhaupt  der  Auflösung  verfallen,  meist  erst  außerhalb  der  Pack- 
eiszone zu  Boden  sinken  lassen.  Entsprechend  der  für  die  im  Vorigen 
besprochene  „ normale  Schichtung  schlechthin"  gegebenen  Deutung 
würde  man  daher  für  die  Schichtung  von  kalkärmerem  Sediment  über 
kalkreicherem  umgekehrt  anzunehmen  haben,  daß  zu  der  Zeit,  in  der 
sich  die  Unterschicht  bildete,  die  Packeisgrenze  weiter  im  Süden  lag, 
als  heute,  mit  anderen  Worten,  daß  damals  das  Klima  wärmer  war  als 
das  jetzige.  „Da  sich  anscheinend  die  Sedimente  am  Rande  der  Eis- 
kante ziemlich  rasch  bilden,  wird  man  diese  etwas  wärmere  Periode 
wohl  noch  in  die  Postglazialzeit  zu  versetzen  haben.  Darauf  deutet 
auch  der  Befund  auf  Station  86  hin,  wo  zuerst  unter  kalkärmerem 
Schlamm  kalkreicherer  auftritt,  zu  unterst  aber  wieder  ein  fast  kalk- 
freier Glazialschlaram  beobachtet  wurde;  dieser  unterste  Teil  ist  dann 
wohl  als  diluvial  zu  deuten." 

Leider  sind  die  Umstände  der  Beobachtung  anderer  Anzeichen  für 
ein  postglaziales  besseres  Klima  in  der  Antarktis  nicht  günstig,  denn 
wenn  das  Eis  in  den  letzten  Jahrtausenden  wieder  vorrückte,  so  mußten 
alle  Anzeichen  eines  früheren  Rückzuges  verdeckt  werden.  Möglicher- 
weise deutet  aber  eine  von  der  schwedischen  Expedition  unter  Otto 
Nordenskiöld  in  der  Westantarktis  gemachte  Beobachtung  auf  ein 
milderes  Klima  in  einer  bestimmten  postglazialen  Periode  hin.  Am 
Sidney-Herbert-Sund  auf  der  Roß-Insel  fand  J.  G.  Andeksson*60)  bei 
dem  Vorsprunge  „The  Nazeu  in  geringer  Höhe  über  dem  Meeresspiegel 
einen  geschichteten  Ton,  der  zwar  zahlreiche,  auch  gekritzte  Geschiebe, 
aber  daneben  reichlich  marine  Molluskenschalen  enthielt.  Unter  den 
letzteren  deuten  Thracia  meridionalis,  eine  ausgesprochen  subantarktische 
Art,  und  eine  große  Voluta-ähnliche  Schnecke  auf  ein  wärmeres  Klima 
hin.  Immerhin  dürfte  das  Meer,  in  welchem  sich  dieses  Sediment  ab- 
setzte, noch  von  Eisbergen  bedeckt  gewesen  sein,  und  es  ist  nicht  ganz 
zweifellos,  daß  diese  Ablagerung  wirklich  postglazial  ist.  Von  Wichtig- 
keit ist  aber,  daß  wir  längst  für  die  nördliche  Halbkugel  Beweise  dafür 
besitzen,  daß  in  einem  gewissen  Abschnitt  der  Postglazialzeit  bereits 
einmal  ein  Wärmeoptimum  existiert  hat,  dem  wiederum  eine  kältere  Zeit 
gefolgt  ist.    Diese  wärmere  Zeit  ist,  wenn  wir  der  Zusammenfassung 


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Arten  der  Schichtung  und  ihre  Deutung  441 

folgen,  welche  G.  Andersson  im  Anschluß  an  die  für  den  11.  Inter- 
nationalen Geologenkongreß  in  Stockholm  1910  herausgegebeneu,  dies- 
bezüglichen Arbeiten4*")  gegeben  hat*6*),  insbesondere  für  ein  großes 
Gebiet  um  den  nordatlantischen  Ozean  herum  festgestellt.  Auch  stützen 
zahlreiche  Feststellungen  biologischer  Art  diese  Annahme.  So  hat 
man  z.  B.  beobachtet,  daß  die  Eiche  früher  eine  weitere  Verbreitung 
besaß  als  heute,  daß  der  Haselstrauch  in  jüngster  Zeit  aus  dem  nörd- 
lichen Schweden  zurückgewichen  ist,  daß  die  Föhre  in  Norwegen  nicht 
mehr  so  hoch  hinaufsteigt,  wie  in  einer  nicht  allzufernen  Vergangenheit. 
Ferner  deuten  mancherlei  Feststellungen  in  den  Alpen  auf  eine  jugend- 
liche Klimaverschlechteruug  hin;  endlich  sind  gewisse  gehobene,  marine 
Ablageningen  an  den  Küsten  von  Spitzbergen,  Franz  Josephs-Land,  Is- 
land, Ost-  und  Westgröuland  (Disko-Bai)  mit  Formen,  welche  heute  an 
jenen  Küsten  jeweilig  nicht  mehr  leben  —  wie  Anomia  ephippium,  Zir- 
phaea  crispata,  Pecten  islandicus,  Cyprina  islandica,  Littorina  littorea, 
Mytilus  edulis  —  von  Ad.  S.  Jensen  und  Paul  Harder4,;s)  in  ähn- 
licher Weise  gedeutet  worden,  wenn  auch  eine  einwandfreie  Paralleli- 
sierung  der  einzelnen  Lagen  noch  aussteht.  Gewisse  Beobachtungen 
machen  es  aber  wahrscheinlich,  daß  der  Wärnieüberschuß  im  Vergleich 
mit  der  Jetztzeit  in  nördlicher  gelegenen  Gebieten  jeweils  größer  als 
in  südlicheren  gewesen  ist.  Auch  auf  der  südlichen  Halbkugel  dürfte 
nach  jener  Darstellung  ein  ähnliches  Wärmeoptimum  in  der  Postglazial- 
zeit geherrscht  haben;  doch  ist  hierüber  erst  verhältnismäßig  wenig 
bekannt  4M). 

Aber  vor  allem  scheint  sich  eine  solche  Änderung  des  Klimas  auch 
in  den  marinen  Ablagerungen  der  nördlichen  Halbkugel  abzuspiegeln: 
Das  vollständige  Profil  der  Schichten,  die  sich  am  Boden  des  Nor- 
wegischen Nordmeeres  vorfinden,  ist  nach  Schmelck  folgendes: 
Oben:  3)  Dünne,  braungefärbte,  tonige  Deckschicht  ohne  Foraminiferen. 
2)  Brauner,  foraminiferenreicher,  meist  zwischen  25  und  45% 
CaCOa  enthaltender  Ton  (Übergangs-  und  Biloculina-Ton 
Schmelcks),  der  nur  eine  verhältnismäßig  dünne  Schicht 
bildet,  welche  aber  vom  Lande  gegen  das  Beckenzentrum 
hin  an  Mächtigkeit  zunimmt. 
Unten:  1)  Grauer  Ton  fast  ohne  Tierreste  und  nur  mit  1— 2°/o  CaC03. 

Vielleicht  deutet  dieses  Profil  auf  eine  zweifache  Klimaänderung 
hin.  Den  grauen  Ton  der  untersten  Lage  darf  man  wohl  als  das  Pro- 
dukt der  Eiszeit  ansehen.  Das  an  Foraminiferen  reiche  Biloculinen- 
sediment,  das  wir  früher  einmal  als  den  nördlichsten  Vertreter  des 
atlantischen  Globigerinenschlammes  mit  einigen  Blauschlick-  und  glazialen 
Zügen  bezeichneten,  weist  offenbar  auf  eine  wärmere  Postglazialperiode 
hin.  „Vielleicht  spricht  sich  aber  in  der  foramiuiferenfreien  obersten 
Schicht  eine  ganz  junge  Klimaverschlechterung  aus;  durch  die  Abkühlung 


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442 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


« 


des  Meereswassers  wurden  teils  die  Lebensbedingungen  für  die  plank- 
tonische Foraminiferenfauna  ungünstiger,  teils  wurde  die  Lösungsfähig- 
keit für  kohlensauren  Kalk  verstärkt".  Daß  aber  für  die  Bildung  der 
Sedimente  am  Boden  des  Norwegischen  Nordmeeres  in  jetziger  und  un- 
längst vergangener  geologischer  Zeit  nach  Nansen  neben  Klimaände- 
rungen auch  Niveau  Verschiebungen  in  Frage  kommen,  ist  bereits  mehr- 
fach erörtert  worden ;  und  es  dürfte  schwierig  sein,  die  relative  Wichtig- 
keit dieser  beiden  Faktoren  in  diesem  besonderen  Falle  richtig  gegen- 
einander abzuwägen. 

Durch  tektonische  Vorstellungen  des  Meeresbodens  bedingte  Schichtungen 

Gegenüber  der  „normalen  (Kalk-) Schichtung  schlechthin"  tritt 
„abnorme  Kalkschichtung"  anscheinend  ziemlich  regelmäßig  längs  der 
antarktischen  Packeiskante  auf  und  ist  nach  Vorigem  in  dem  ebenfalls 
glazial  beeinflußten  Norwegischen  Nordmeer  beobachtet  worden.  In 
wärmeren  Meeren  dagegen  beobachtet  man  das  Auftreten  kalkreicherer 
unter  kalkärmeren  Schichten  nur  sporadisch;  und  hier  versagt  die  Er- 
klärung durch  Klimaänderung  vollständig,  da  Gebiete  „normaler"  und 
„abnormer  Kalkschichtung"  anscheinend  unvermittelt  aneinander- 
stoßen. Hier  wird  man  vielmehr  ganz  von  selbst  zur  Annahme  jugend- 
licher Krnstenbewegungen  am  Meeresboden  gedrängt.  Bevor  ich  auf 
Einzelheiten  eingehe,  mögen  die  Tatsachen  in  einer  Tabelle  (S.  443) 
wiedergegeben  sein. 

Die  in  der  Tabelle  zuerst  aufgeführte  Probe  der  „Gauss" -Station  4 
entstammt  der  Romanche-Tiefe.  Sie  ist  von  großem  Interesse  nicht  nur 
wegen  ihres  Reichtums  au  „kontinentalen"  Mineralkörnern  in  ihrem 
oberen  Teile  und  ihrer  Annäherung  an  hemipelagischen  Blauschlick  in 
der  Mitte,  —  weswegen  wir  bereits  in  einem  vorhergehenden  Abschnitte 
ihrer  gedacht  haben,  —  sondern  vor  allem  auch  wegen  des  Auftretens 
von  normalem  Globigerinenschlamm  mit  47,2%  CaCOa  unter  über  40  cm 
völlig  kalkfreiem  Sediment.  Die  größte  Tiefe,  aus  welcher  Globigerinen- 
schlamm sonst  bekannt  geworden  ist,  beträgt  wenig  über  6000  m 
und  liegt  weit  entfernt  im  nördlichen  Atlantischen  Ozean,  sodaß  wir 
unbedenklich  sagen  können,  daß  sich  heute  ein  so  kalkreiches  Sediment 
im  Niveau  der  Romauche-Tiefe  nicht  mehr  zu  bilden  vermag.  Wir 
dürfen  daher  vermuten,  daß  die  unterste,  kalkreiche  Schicht  sich  ur- 
sprünglich in  viel  geringerer  Tiefe  niedergeschlagen  hat  und  daß  seit- 
dem sich  der  Meeresboden  an  Stelle  der  heutigen  Romanche-Tiefe  um 
ungefähr  2000  m  gesenkt  hat.  Philippi  möchte  annehmen,  daß  im  Zu- 
sammenhange damit,  wenn  vielleicht  auch  etwas  später,  die  westafrika- 
nische Küste  bedeutend  zurückgewichen  ist,  da  die  unteren  Teile  der 
Probe  mit  der  schwärzlichen  Tonsubstanz  im  unlöslichen  Rückstand  des 


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Arten  der  Schichtung  and  ihre  Deutung  443 


Tiefe 

Lüdge 

der 

Art  des  Sedimentes  und  CaCO.  in  °/0 

Station 

Position 

- 

in  m 

Probe 
in  cm 

oben 

in  der  Mitte 

unten 

Gauss  4 

0°11'  S., 

7230 

46 

oauiiiger  roter 

niausclujcK  U 

lilybigcrinen- 

18*16' W. 

Ton  0 

schlämm  47,2 

— 0   00  o., 

r.  AQA 
OUÖU 

Sandiger  roter 

? 

Glu  biirmnen 

Ton  18,7 

schlämm  81,6 

„  27 

35*  31'  S., 

5200 

ca.  33 

Roter  Ton  7.1 

Globigerinen  • 

Roter  Ton  2f>  7 

5° 4«  0. 

schlämm  48,7 

28 

35  •39'  S., 

5210 

80 

Roter  Ton 

RoterTon,bezw. 

Roter  Ton, 

8°  15'  0. 

18,8-40,5  nach 

Globigerinen- 

nur  Spuren 

unten  zu 

schlamm.  Es 

wechseln  nach 

unten  zu  1U,4, 

• 

- 

Spuren,  37,5, 

46,3  und  44,4 

29 

o5  53  0., 

4!M) 

69 

„Toniger  Fein- 

Globigerinen- 

Roter  Ton  0 

13°  9'  0. 

sand"  22,2 

8chlamm  34,8 

Gauss  98 

26*30'  8., 

4780 

27 

(Jlobigerinen- 

Globigerinen- 

Koter  Ion 

48°  30'  0. 

schlämm  32,9 

schlamm  41,4 

7,8—3,1 

n  100 

28°  58'  8., 

4980 

ca.  82 

„Toniger  Sand" 

? 

„Sandiger  Ton" 

40°  58'  0. 

5,4 

15,1 

Challenger 

13*50'  S., 

4462 

Roter  Ton  6,4 

Globigerinen- 

181 

151°  49'  0. 

schlamm  32,3 

Challenger 

33°  29'  S., 

4270 

ca.  16 

Roter  Ton 

Globigerinen- 

286 

199000'  w 

schlamm 

Die  Angabe  von 

25,13%  CaCO, 

durfte  sich  auf  die  gesamte  Probe 

beziehen,    welche   im  obersten 

Drittel  kaum  merkbar,  in  den 

unteren  zwei  Dritteln  stark  mit 

verdünnter  Säure  aufbrauste 

Globigerinensehlammes  und  dem  hemipelagischen  Charakter  der  darüber- 
liegenden  Lage  noch  auf  Flußtrübe  der  westafrikanischen  Ströme  hin- 
weisen, während  die  oberen  Teile,  abgesehen  von  der  sandigen  Bei- 
mengung, viel  mehr  eupelagischem  Roten  Ton  entsprechen. 

Noch  verwickelter  liegen  die  Verhältnisse  in  Bezug  auf  den  Kalk- 
gehalt bei  den  Proben  von  den  „Gauss" -Stationen  107  uud  27 — 29  aus 
der  Kapmulde.  Ein  sehr  erhebliches  Ansteigen  des  Kalkgehaltes,  von 
18,7  oben  auf  81,6  unten  zeigt  die  erstgenannte  Station  im  nördlichen 
Teile  der  Kapmulde.  In  den  Proben  27—29  bilden  die  oberste  Schicht 
Sedimente  von  mäßigem  Kalkgehalt  (7,1,  18,8,  22,2%),  in  einer  mittleren 


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444 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Heeressedimente 


Schicht  steigt  der  Kalkgehalt  auf  48,7,  46,3,  34,8 °/0,  um  dann  wieder 
zu  sinken,  und  zwar  bei  der  ersten  Probe  auf  26,7 °/0,  bei  der  zweiten  auf 
Spuren  und  bei  der  dritten  auf  0°/0.  Der  Übergang  der  mittleren,  kalk- 
reicheren Lagen  zu  den  unteren  kalkarmeren  oder  -freien  Sedimenten 
könnte  zunächst  als  „normale  Kalkschichtung"  im  besprochenen  Sinne 
aufgefaßt  und  auf  Klimaäudcrung  zurückgeführt  werden,  da  die  Kalk- 
gehaltsdifferenzen durchaus  von  der  Größenordnung  der  bei  jener  be-  ^ 
obachteten  sind,  wovon  man  sich  durch  Vergleich  der  letzten  mit  der 
auf  S.  435  gegebenen  Tabelle  überzeugen  möge.  Die  Abnahme  des 
Kalkgehaltes  von  der  mittleren  Schicht  zur  oberen  kann  jedoch  nur 
durch  eine  jugendliche  Verstellung  des  Meeresbodens  erklärt  werden, 
und  zwar  würde  sie  auf  eine  Senkung  von  mindestens  1000—1500  m 
hinweisen.  Phllippi  hat  die  Beteiligung  „normaler  Kalkschichtung", 
also  einer  Kliruaänderang  für  die  Proben  der  Stationen  27—29  nicht  in 
Erwägung  gezogen  und  muß  daher  der  Senkung,  die  wir  soeben  ab- 
leiteten, eine  Hebung  vorhergehen  lassen.  Welche  dieser  beiden  Mög- 
lichkeiten das  Richtige-  trifft,  wird  schwer  endgültig  zu  entscheiden 
sein;  denn  dem  gegen  die  erstgenannte  Deutung  zu  erhebenden  Ein- 
wurf der  Verwendung  zweier  verschiedener  Faktoren  für  dieselbe  Sache 
könnte  man  immerhin  entgegenhalten,  daß  die  Natur,  solange  man  nicht 
mathematisch  zu  erfassende  Gesetzmäßigkeiten  vor  sich  hat,  in  der  Regel 
komplizierter  ist,  als  man  zunächst  anzunehmen  geneigt  sein  möchte. 
Immerhin  gibt  die  Probe  von  der  „Gauss "-Station  28  in  dieser  Rich- 
tung doch  zu  denken.  Hier  deutet  das  Schwanken  des  Kalkgehalts  von 
Spuren  unten  über  44,4,  46,3,  37,5%,  Spuren,  16,4,  40,5  zu  18,8°/o 
oben  in  der  Tat  auf  mehrfache  Hin-  und  Herbewegungen  des  Meeresbodens 
hin,  und  zwar  würden  wir  bei  Aunahme  „normaler  Kalkschichtung"  im 
unteren  Teile  der  Probe  für  die  beiden  höheren  Minima  des  Kalkgehaltes 
auf  je  eine  Senkung  und  eine  zwischenliegende  Hebung  zu  schließen 
haben,  während  bei  Ausschaltung  des  klimatischen  Momentes  zweimal 
aufeinanderfolgend  Hebung  und  Senkung  anzunehmen  wäre.  Vielleicht 
geben  aber  die  Mächtigkeiten  der  einzelnen  Lagen  einen  Anhaltspunkt 
für  die  Parallelisierung,  da  wir  annehmen  dürfen,  daß  dieselben  in  der 
Tiefsee  unter  gleichen  Bedingungen  der  Tiefe  usw.  nicht  sehr  wesent- 
lich schwanken.  Schalten  wir  hierbei  nun  die  Probe  von  Station  29 
aus,  da  die  Diskussion  durch  die  Beimeugung  von  ziemlich  viel  Fein- 
saud in  allen  drei  Lagen  sich  sehr  komplizieren  und  dadurch  unfrucht- 
bar werden  würde,  so  bleiben  zum  Vergleich  die  einander  benachbarten 
Proben  der  „Gauss"-Stationen  27  und  28  übrig,  die  aus  fast  gleicher 
Tiefe  (5200  und  5210  m)  stammen.  Nehmen  wir  hier  aber  die  Ober- 
fläche der  beiden  Proben  als  stratigraphisch  gleichwertige  Flächen  an, 
so  sprechen  die  in  Philippis  Darstellung  angegebenen  Mächtigkeiten 
der  einzelnen  Lagen  allerdings  für  folgende  Parallelisierung: 


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Arten  der  Schichtung  und  ihre  Deutung 


445 


Station  28 

Roter  Ton  mit  18,8%  Ca  CO, 
Globigerinenschlamm  mit  40,5%  Ca  CO, 
Roter  Ton  mit  16,4%,  bezw.  nur  mit 
Spuren  von  Ca  CO, 

Globigerinensehlamm  mit  46,3%  CaCO, 
Roter  Ton  nur  mit  Spuren  von  CaCO, 


Station  27 

Roter  Ton  mit  7,1%  CaCO, 
Globigerinenschlamm  mit  48,7%  CaCO, 
Roter  Ton  mit  26,7%  CaCO, 


? 
? 


Ist  diese  Parallelisierung  richtig,  dann  würde  allerdings  die  Be- 
teiligung der  durch  Klimaänderung  bediugten  „normalen  Kalkschiehtnng" 
beim  Zustandekommen  der  geschichteten  Bodenprobe  von  „Gauss"- 
Station  27  nicht  in  Frage  kommen.  Immerhin  bliebe  noch  die  Möglich- 
keit bestehen,  daß  für  die  beiden  unteren  Lagen  der  Station  28  damit 
zu  rechnen  wäre.  Aber  auch  dann  würde  die  Annahme  zweier  Senkungen 
mit  zwischenliegeuder  Hebung  für  diese  Probe  nicht  zu  umgehen  sein! 

Eine  Zone  mit  verkehrter  Kalkschichtung  passierte  der  „Gauss" 
dann  noch  südlich  von  Madagaskar,  wo  auf  den  in  der  Tabelle  an- 
gegebenen Statiouen  98  und  100  gelotet  wurde.  Diese  Zone  „scheint 
im  Osten  und  Westen  den  submarinen  Rücken  zu  begleiten,  in  dem 
sich  Madagaskar  nach  Süden  fortsetzt  .  .  Es  handelt  sich  hier  wohl 
um  Senkungen  zu  beiden  Seiten  dieses  südmadagassischen  Rückens, 
denen  nach  der  Ansicht  von  Philippi  eine  Hebung  des  Rückens  selbst 
entsprechen  könnte. 

Daß  endlich  auch  dem  Pazifischen  Ozean  solche  Niveauverschiebungen 
am  Meeresboden  nicht  fehlen,  geht  aus  zwei  Lotungen  des  „Challenger" 
im  Korallenbecken  (Station  181)  und  weiter  südöstlich  mitteu  im  Süd- 
pazifischen  Ozean  (Station  286)  hervor,  welche  schon  Krümmel  im 
Sinne  einer  jugendlichen  Senkung  gedeutet  hat. 

Sicher  kein  Zufall  ist  aber  die  Tatsache,  daß  sich  in  mehr  als 
einem  der  für  „abnorme  Kalkschichtung"  in  den  Tropen  besprochenen 
Fälle,  und  zwar  auf  den  „Gausstt-Stationen  4,  107,  29  und  100,  dieses" 
Phänomen  mit  dem  der  früher  beschriebenen  „Tiefseasande"  kombiniert. 
Daß  auch  bei  Diskussion  dieser  eigenartigen  Ablagerungen  sich  die 
Annahme  von  Niveauschwankuugen  des  Meeresbodens  förmlich  auf- 
drängte, spricht  gewiß  für  deren  Realität. 

Roter  Ton  über  Globigerinenschlamm  ist  übrigens  auch  im  Nord- 
atlautischen  Ozean  neuerdings  7  mal  vom  „Michael  Sars"  beobachtet 
worden.  So  zeigte  die  35  cm  lange  Probe  von  der  Station  49  c  aus 
5444  m  unter  29°  7'  N.,  25°  32'  W.  eine  sehr  komplizierte  Schichtung 
von  helleren  und  braun  gefärbten  Lagen,  welche  nach  den  vorläufigen 
Prüfungen   oben  einen   Roten  Ton   mit  25  °/o  CaC03,  unten  einen 


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446  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 

Globigerinenschlamm  mit  64%  CaCOa  darstellten;  indessen  bleiben  ge- 
nauere Mitteilungen  über  diese  Proben  abzuwarten. 

Eine  intensive  Veränderung  der  Ablagerungsverhältnisse,  wahr- 
scheinlich bedingt  durch  eine  Hebung  des  Meeresbodens,  ist  auch  wohl 
anzunehmen,  wenn  der  „Challenger14  bei  den  Kei-Inseln  im  Westen  von 
Neu-Guinea  auf  seiner  Station  192  A  unter  5°  49'  S.,  132°  14'  0.  aus 
nur  236  m  Tiefe  mit  der  Dredsche  kuchenartige  Massen  förderte,  welche  - 
ganz  den  Eindruck  verhärteten  Globigerinenschlammes  machten.  Der 
Kalkgehalt  ergab  sich  zu  79,56%  und  bestand  mit  60%  aus  pelagischen 
Foraminiferen,  sodaß  Murray  und  Renard  im  Dünnschliff  den  Eindruck 
eines  tropischen  Globigerinenschlammes  aus  Küstennähe  erhielten,  dessen 
Elemente  durch  ein  feinkörniges  Kalkbindemittel  verkittet  und  dessen 
Organismenschalen  mit  derselben  Substanz  erfüllt  sind.  „It  is  not  im- 
probable that  these  large  concretions  or  rock-fragments  are  hardened 
portions  of  deep-sea  deposit  formed  at  niueh  greater  depth,  and  sub- 
sequently  elevated  into  the  position  in  which  they  were  found,  probably 
by  the  same  elevation  as  that  which  upheaved  the  neighbouring  islandsj4. 
Heute  bildet  sich  in  diesen  Gebieten  ein  typischer  Blauschlick  mit  mehr 
oder  minder  großem  Glaukonitgehalt  oder  echter  Grünschlick.  —  Leider 
hat  Böggild301)  bei  geschichteten  Bodenproben,  welche  die  „Siboga"  in 
der  Banda-See  erbeutet  hatte,  keine  getrennte  mechanische  und  che- 
mische Behandlung  der  einzelnen,  durch  Farbe  und  Konsistenz  unter- 
schiedenen Schichten  durchgeführt,  und  es  mußte  ihm  daher  versagt 
bleiben,  eine  Erklärung  dieser  Vorkommnisse  zu  finden. 

Schlußwort  Uber  Schichtungen  am  Meeresboden 

Nehmen  wir  alles  im  Vorhergehenden  über  Schichtung  moderner 
Meeressedimente  Gesagte  zusammen,  so  kann  bisher  zwar  nur  Weniges 
mit  absoluter  Sicherheit  über  die  Ursachen  derselben  ausgesprochen 
werden,  und  dieses  Wenige  genügt  auch  noch  kaum,  um  eine  Ein- 
gliederung der  beobachteten  Schichtungen  in  die  Übersicht  der  über- 
haupt möglichen  Schichtungsarten450)  zu  versuchen.  Immerhin  darf  ge- 
sagt werden,  daß  weitere  Untersuchungen  auf  diesem  Gebiete  durch 
künftige  Expeditionen  sehr  wertvolle  Aufschlüsse  in  diesen  Beziehungen 
versprechen,  zumal  wenn  unsere  Kenntnisse  über  die  Verteilung  der  in 
Frage  kommenden  Planktonten  und  den  Zusammenhang  der  Sediment- 
verbreitung mit  den  Meeresströmungen  weitere  Förderung  erfahren  sollten. 

0  Klimatische  Beeinflussung  der  mariuen  Sedimentation 

Während  auf  dem  Festlande  das  Klima  hauptsächlich,  indem  es  die  Art 
der  Verwitterung  der  Gesteine  bedingt,  den  neu  entstehenden  Sedimenten 
seinen  Stempel  aufdrückt,  und  zwar  so,  daß  dem  Geologen  bei  Unter- 


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Klimatische  Beeinflussung  der  marinen  Sedimentation 


447 


suchuog  kontinentaler  Sedimente  die  Frage  nach  dem  bedingenden  Klima 
förmlich  aufgedrängt  wird,  kann  Ähnliches  für  die  marinen  Sedimente 
nur  in  abgeschwächterem  Maße  ausgesagt  werden.  Das  liegt  daran,  daß 
die  auf  dem  Festlaude  unter  verschiedenen  Klimaten  so  starken  Diffe- 
renzen in  der  Temperatur,  welche  hier  von  direkten  klimatischen  Ein- 
flüssen eigentlich  allein  in  Frage  kommen,  sich  bereits  in  geringen 
Tiefen  mehr  und  mehr  verwischen  und  dafür  ganz  andere  Faktoren  in 
den  Vordergrund  treten,  deren  Mitwirkung  das  atmosphärische  Klima  der 
Kontinente  nicht  kennt,  nämlich  Salzgehalt  und  Dichte  des  Meerwassers 
oder  der  Verlauf  der  je  nach  der  Gestalt  des  Meeresgefäßes  zwangs- 
läufigen Meeresströmungen.  Der  Einfluß  dieser  letztgenannten  Faktoren 
ist  in  den  vorhergehenden  Abschnitten  verschiedentlich  und  zur  Genüge 
gewürdigt  worden.  Anderseits  aber  gibt  es  doch  auch  verschiedene 
Anzeichen  für  den  Einfluß  des  atmosphärischen  Klimas  auf  die  marinen 
Sedimente,  auf  welche  im  Folgenden  im  Zusammenhange  hingewiesen 
werden  soll,  da  sie  nicht  nur  aktuelles,  sondern  auch  paläogeographisches 
Interesse  haben,  indem  sie  einerseits  das  Nebeneinander  der  verschiedenen 
Klimate  demonstrieren,  anderseits  aber  in  Gebieten  mit  den  soeben  be- 
schriebenen Schichtungen  auch  Klimawechsel  erkennen  lassen. 

Ein  gewissermaßen  indirekter  Einfluß  des  atmosphärischen  Klimas 
und  zwar  der  benachbarten  Festlandsflächen  kann  dort  festgestellt 
werden,  wo  innerhalb  der  früher  sogenannten  „terrigenen*  Sedimente 
sich  minerogen-chersogene  Kompouenten  anhäufen,  die  als  Verwitterungs- 
produkte angrenzender  Festländer  angesehen  werden  müssen.  Das  beste 
Beispiel  hierfür  bilden  die  Rotschlicke,  deren  Eisenreichtum  und  che- 
mische Eigenheit  auf  die  Abtragung  von  Festlandsflächen  mit  Laterit- 
verwitterung  oder  Lößbedeckung  hinweisen.  Im  gleichen  Zusammen- 
hange mag  auch  noch  einmal  auf  die  rötliche  Färbung  der  Globigerinen- 
schlamme  des  „Dunkelmeeresu  in  der  Gegend  der  Kapverdischen  Inseln 
hingewiesen  werden,  welche  auf  den  beigemengten  Passatstaub  aus  der 
Sahara  zurückzuführen  ist. 

Direkte  klimatische  Einwirkungen  lassen  aber  nicht  nur  die  halmy- 
rogenen  Komponenten,  sondern  vielfach  auch  der  biogene  Anteil  der 
Sedimente  erkennen.  Zwar  bleibt  es  nach  früher  Gesagtem  noch  zu 
beweisen,  ob  die  Oolithbildung  durch  Erhöhung  des  Salzgehaltes  unter 
dem  Einfluß  trockenen  Klimas  begünstigt  wird,  wie  bei  rein  anorganischer 
Deutung  nicht  bezweifelt  werden  könnte,  oder  ob  dabei  biologische  Vor- 
gänge im  Vordergrunde  stehen.  Anderseits  steht  die  stete  Beteiligung 
ariden  Klimas  bei  der  Ausscheidung  reicherer  Vorkommnisse  von  Strand- 
salzen —  wie  für  die  Anlage  von  künstlichen  Salzgärten  —  außer  aller 
Frage. 

Indem  wir  zu  den  biogenen  Komponenten  übergehen,  bedarf  es  nur 
eines  kurzen  Hinweises  auf  die  charakteristische  Verbreitung  des  Diatomeen- 


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448  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressediment« 

Schlammes  uud  die  mit  durch  ein  bestimmtes  Wassertemperaturmiuimum 
bedingte  geographische  Beschränkung  der  Korallenriffe,  um  die  Bedeutung 
des  Klimas  für  die  Bildung  dieser  Ablagerungen  zu  erkennen.  In  beiden 
Fällen  handelt  es  sich  um  Bewohner  der  höchsten  Wasserzonen ,  das 
eine  Mal  zwar  um  planktonische  Pflänzchen,  das  andere  Mal  um  ben- 
thouisch  lebende  Tiere  des  Flachwassers.  Bleiben  wir  aber  bei  den 
letzteren,  so  müssen  wir  Uberhaupt  für  die  tropischen  Meere  eine  inten- 
sivere Kalkausscheidung  auf  organischem  Wege  als  in  den  Meeren  der 
kälteren  Zonen  feststellen.  Darauf  haben  schön  Mürbay  und  Irvtne465) 
hingewiesen  uud  zwar  nach  eingehenden  Vergleichen,  welche  nicht  nur 
die  einzelnen  Individuen,  sondern  auch  die  absolute  Menge  produzierten 
Kalkes  in  Rechnung  zogen.  Das  gilt  auch  für  das  kalkschalige  tierische 
Planktou,  wie  besonders  die  Globigerinen,  aber  auch  die  Pteropoden, 
welch'  letztere  wir  in  kälterem  Wasser  hauptsächlich  nur  noch  in 
schalenlosen  Formen  antreffen.  Dafür  ist  hier  das  Reich  des  kiesel- 
schaligen  Plauktons,  und  in  gewisser  Weise  können  daher  Globigerinen- 
schlamm  und  Diatomeenschlamm  als  zwei  klimatische  Extreme  Eupela- 
gischer  Ablagerungen  augesehen  werden. 

Intensivste  Beeinflussung  durch  klimatische  Faktoren  lassen  aber 
weiterhin  die  kalkarmen  bis  kalkfreien  Eupelagischcn  Ablagerungen  er- 
kennen, indem  bei  deren  Entstehung  das  aus  den  höheren  Breiten 
stammende,  kalte,  Sauerstoff-  und  kohlensäurereiche  Tiefeuwasser  eine 
bedeutungsvolle  Rolle  spielt.  Das  gleiche  gilt  aber  für  diejenigen  marinen 
Sedimente,  welche  wie  die  glazialraariuen  Ablagerungen  und  die  Diatomeen- 
schlamme im  Umkreis  der  antarktischen  Eiskalotte  einmal  den  Einfluß 
des  Treibeistransportes,  zum  anderen  aber  den  des  Transportes  durch 
Eisschmelzströme  erkennen  lassen.  Gerade  diese  Ablagerungen  sind  es, 
welche  an  den  Grenzen  ihrer  Verbreitung  einander  vielfach  über- 
lagern, wie  wir  in  dem  vorhergehenden  Abschnitte  über  Schichtung  ein- 
gehender behandelt  haben.  Wenn  wir  aber  als  Ursache  eines  Teiles 
dieser  Schichtungen  mit  guten  Gründen  Klimawechsel,  verursacht  durch 
Verschiebungen  der  Klimagürtel  im  Zusammenhange  mit  dem  Ver- 
schwinden der  Erscheinungen  der  Eiszeit,  annahmen,  so  geht  daraus  zur 
Genüge  hervor,  von  welcher  Wichtigkeit  klimatische  Erscheinungen  doch 
auch  für  die  marine  Sedimentbildung  sind:  nur  liegt  ihre  Wirkung  nicht 
so  offen  zutage,  wie  bei  der  kontinentalen  Sedimentbildung,  sondern 
wird  z.  B.  mit  dem  äquatorwärts  gerichteten  Lauf  des  kalten  Tiefen- 
wassers des  Subpolarmeeres  weithin  verschoben  oder  wird  nur  indirekt 
wirksam,  indem  zunächst  z.  B.  die  Lebensbedingungen  gewisser  Or- 
ganismen gefördert  oder  gehemmt  werden.  Aber  zweifellos  haben  wir 
es  hier  mit  wichtigen  Zusammenhängen  zu  tun,  für  dereu  weitere  Auf- 
klärung noch  viel  zu  tun  bleibt. 


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Die  Stratigraphie  der  jungen  Neubildungen  des  Meeresboden« 


449 


£)  Die  Stratigraphie  der  jungen  Neubildungen  des  Meeresbodens 

Den  Geologen  interessieren  die  jungen  Neubildungen  des  Meeres- 
bodens, welche  die  Tiefsee-Expeditionen  mit  der  Dredsche  oder  der  Lot- 
röhre heraufholen,  nicht  nur  vom  aktualistischen  Standpunkte  aus,  sondern 
auch  vom  stratigraphischen,  und  er  wird  versuchen,  dieselben  seinem 
durch  Beobachtungen  auf  dem  Festlande  gewonnenen  stratigraphischen 
Schema  einzugliedern.  Denn  es  geht  heute  doch  nicht  mehr  an,  alle 
in  den  vorhergehenden  Abschnitten  besprochenen  Bildungen  schlecht- 
hin als  „rezente"  zu  bezeichnen.  Darauf  weisen  nicht  uur  die  Funde 
gewisser  subfossilcr  bis  fossiler  Einschlüsse  im  Roten  Ton  der  küsten- 
fernsten Teile  der  Tiefsee,  sondern  auch  ein  Teil  der  soeben  besprochenen 
Schichtungen  hin. 

Die  Schnelligkeit  der  Sedimentation  in  den  verschiedenen 
Meeresregionen  und  die  relative  Mächtigkeit  der  einzelnen 

Sedimente 

Eine  wichtige  Frage,  die  eng  mit  der  stratigraphischen  Einordnung 
der  einzelnen  Schichten  in  unser  Altersschema  zusammenhängt  nnd  hier 
zunächst  behandelt  werden  muß,  ist  die  nach  der  Schnelligkeit  der  Sedi- 
mentation in  den  verschiedenen  Meeresregionen  und  damit  nach  der  Mäch- 
tigkeit der  einzelnen  Sedimente.  Die  Beantwortung  derselben  für  die 
einzelnen  Sedini  entarten  ist  bestimmend  für  unsere  Anschauungen  über 
deren  größere  oder  geringere  Geeignetheit  zum  Verdecken  oder  zum 
Durchschimmernlassen  z.  B.  der  tektonischen  Eigenschaften  des  tieferen 
Untergrundes.  Schon  G.  Bischof466)  hat  vor  50  Jahren  den  diesbezüglich 
sicher  richtigen  Schluß  gezogen,  daß,  je  größer  die  Oberfläche  der  Meere 
ist,  desto  kleiner  unter  übrigens  gleichen  Umständen  die  Höhe  der 
Sedimente  wird,  welche  sich  in  einer  bestimmten  Zeit  auf  dem  Meeres- 
boden absetzen.  Aber  er  überschätzt  noch  —  in  für  seine  Zeit  begreif- 
licher Unkenntnis  der  Absatzverhältnisse  in  der  küstenfernen  Tiefsee  — 
die  Bedeutung  der  Sedimentation  für  die  Tiefe  der  Ozeane,  wenn  er 
weiterhin  schreibt:  „Combinieren  wir  in  den  drei  Weltmeeren  alle  Ver- 
hältnisse, welche  Bezug  haben  auf  die  Erhöhung  des  Meeresbodens 
durch  sedimentäre  Bildungen:  so  ergiebt  sich,  daß  im  atlantischen  Ocean 
dazu  die  günstigsten  Bedingungen  gegeben  sind.  Kein  Wunder  ist  es 
daher,  wenn  wir  in  diesem  Ocean  die  geringsten  Meerestiefen  finden." 

Die  Tatsache,  daß  wir  die  Herkunft  der  einzeluen  Komponenten 
im  großen  und  ganzen  kennen,  das  allmähliche  Erlahmen  der  wirksamen 
Transportkräfte,  auch  die  Intensität  der  am  Meeresboden  vor  sich 
gehenden  chemischen  Umbildungen  gestatten  uns  durchaus,  die  die 
Schnelligkeit  der  Sedimentation  und  die  Mächtigkeit  bedingenden  Ver- 
hältnisse wenigstens  in  großen  Zügen  zu  überblicken.    Im  allgemeinen 

Andree.  Geologie  des  Meeresbodens  II.  09 


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450  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jnngea  Meeressedimente 

muß  die  Sedimentation  um  so  langsamer  vor  sich  gehen  und  damit 
ccteris  paribus  die  Mächtigkeit  der  entstehenden  Bildungen  um  so  ge- 
ringer werden,  je  weiter  man  sich  vom  Festlande  entfernt,  wobei  aber 
vereiste  Kontinente  und  unvereiste  Länder  sich  graduell  verschieden 
verhalten  werden.  Während  diese  Gesetzmäßigkeit  auf  der  verschieden 
großen  Beteiligung  chersogener  Komponenten  beruht,  läßt  die  Beteiligung 
der  organogenen  kalkigen  Komponenten  daneben  auch  die  Bedeutung 
der  Tiefe  hervortreten.  Indem  aber  in  den  großen  Verhältnissen  des 
Meeres  die  für  manche  kleine  Sediraentationsräurae  gültige  Regel,  daß 
die  zentralen  Vertiefungen  zuerst  und  mit  den  mächtigsten  Bildungen 
ausgefüllt  werden,  schon  an  sich  keine  Gültigkeit  besitzt,  kann  gerade 
die  kalkig-organogene  Komponente  in  den  höheren  Wasserschichten  und 
auf  flacheren  Kuppen  und  Bänken  dazu  beitragen,  daß  solche  Untiefen 
sich  schneller  erhöhen  als  ihre  tiefer  gelegene  Umgebung.  Das  gilt 
aber  nur,  was  ausdrücklich  betont  werden  muß,  für  die  von  vornherein 
mehr  oder  weniger  festen  Riff-  und  Bankkalke  und  damit  auch  nur  für 
solche  geringen  Tiefen,  iu  denen  die  betreffenden  Organismen  des  Benthos 
zu  gedeihen  vermögen,  also  insbesondere  bei  Riffkorallen  für  Tiefen 
nicht  unter  allenfalls  50  m,  bei  den  auf  das  Sonnenlicht  angewiesenen 
Kalkalgen  aber  nicht  unter  Tiefen  von  einigen  hundert  Metern.  Auf 
keinen  Fall  darf  aber,  wie  das  gelegentlich  geschehen  ist,  angenommen 
werden,  daß  durch  einen  solchen  Vorgang  submarine  Bänke  vom  Boden  der 
Tiefsee  bis  in  die  Nähe  des  Meeresspiegels  wachsen  und  nun  et  wa  als  Unter- 
lage für  den  Aufbau  von  Korallenriffen  dienen  könnten.  Der  Anhäufung 
von  planktonischen  Kalkresten  wird  schon  in  größeren  als  den  hierbei  in 
Betracht  kommenden  Tiefen  ein  Halt  durch  die  Gezeitenströmungen  und 
andere  Wasserbewegungen  gesetzt,  die  solch'  feinen  Komponenten  nur 
in  bedeutenderen  Tiefen  ruhigen  Absatz  gestatten.  Die  schon  durch  den 
Mangel  an  klastischen  Komponenten  bedingte,  geringe  relative  Mächtig- 
keit der  Ablagerungen  der  küstenfernen  Tiefsec  tritt  hier  aber  um  so 
mehr  iu  Erscheinung,  als  die  Kalkauflösung  mit  wachsender  Tiefe  mehr 
und  mehr  die  organogen-kalkigen  Komponenten  ausmerzt. 

Im  Binzeinen  werden  nun  diese  großen  Gesetzmäßigkeiten  mehr 
oder  minder  durch  besondere  Bedingungen  modifiziert.  Die  hemipela- 
gischen  Blauschlicke,  insbesondere  in  Meeresteilen,  in  welche  große 
Ströme  einmünden,  dürften  sich  relativ  rasch  und  entsprechend  in  großer 
relativer  Mächtigkeit  anhäufen.  Dem  entspricht  die  relativ  geringe  Ver- 
änderung der  Komponenten.  Das  gleiche  gilt  für  den  roten  Schlick, 
für  vulkanische  Schlicke  und  Sande  im  nächsten  Umkreis  noch  tätiger 
Vulkane,  soweit  die  vulkanischen  Sedimentkomponeuten  ein  möglichst 
frisches  Aussehen  zeigen,  und  für  Korallensande  und  -schlicke.  Die 
meisten  vulkanischen  Sedimente  der  küstenfernen  Tiefsee  zeigen  dagegen 
in  der  intensiven  Zersetzung  ihrer  Komponenten  und  in  der  Über- 


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Die  Stratigraphie  der  jungen  Neubildungen  des  Meeresbodens 


451 


rindung  mit  oxydischen  Manganverbindungen  relativ  langsamen  Absatz 
an.  Recht  langsam  —  veranlaßt  durch  Strömungen,  welche  den  Meeres- 
boden fegen  —  dürfte  auch  die  Sedimentation  im  Falle  der  Grünsande 
und  -schlicke  stattfinden;  daher  die  intensive  Versetzung  der  beteiligten 
Miueralpartikel  und  die  Neubildung  sekundärer  Produkte,  wie  Glaukonit, 
beziehungsweise  die  Pseudomorphosierung  älterer  Bildungen  mit  Fos- 
silien vergangener  Perioden  zu  Phosphorit,  worauf  wir  noch  einmal 
zurückkommen. 

Von  den  Eupelagischen  Sedimenten  häufen  sich  wahrscheinlich  die 
Pteropoden-  und  Globigerinenschlamme  tropischer  Regionen  relativ  am 
schnellsten  an,  da  hier  nicht  nur  die  Menge  der  planktonischen  Mol- 
lusken und  Foraminiferen  größer  ist,  sondern  auch  die  einzelnen  Schalen 
kompakter  und  widerstandsfähiger  gegen  Auflösung  sind  als  in  außer- 
tropischen Regionen.  Sodann  dürfte  sich  Diatomeenschlamm  verhältnis- 
mäßig rascher  anhäufen  als  Radiolarienschlamm,  da  er  einerseits  wenigstens 
in  einem  Teil  der  Proben  mehr  kalkige  Planktonskelette  enthält  als  dieser, 
und  anderseits  dürften  auch  im  allgemeinen  in  ihm  die  gröberen  Mineralfrag- 
rnente  häufiger  sein  als  im  Radiolarienschlamm.  Das  Minimum  an  Sedimenta- 
tion dürfte  aber  in  den  Gebieten  des  Roten  Tones  und  Radiolarienschlammes, 
insbesondere  in  den  küstenfernen  Regionen  des  Pazifischen  und  Indischen 
Ozeans,  zu  suchen  sein.  Hier  wirken  das  Fehlen  ins  Gewicht  fallender  cher- 
sogener,  klastischer  Komponenten  und  die  Ausmerzung  des  Kalkkarbonates 
planktonischer  Herkunft  znsammen,  und  hier  beobachten  wir  als  Beweis 
des  langsamen  Absatzes  die  Anreicherung  kosmischer  Partikel,  die  An- 
häufung radioaktiver  Substanzen,  die  intensive  Zersetzung  vulkanischer 
Komponeuten  und  eine  Anzahl  von  Neubildungen,  wie  Mauganknollen  und 
Phillipsite,  welch'  letztere  an  sich  schon  auf  eine  längere  Bildungszeit 
hindeuten  könnten.  Zu  alledem  aber  kommt  die  Beimengung  von  Resten 
ausgestorbener  Organismen,  welche  trotz  dieses  Alters  von  den  Sedi- 
menten noch  nicht  völlig  eingedeckt  worden  sind. 

Diesen  relativen  Angaben  gegenüber  besitzen  wir  zunächst  so  gut 
wie  nicht«  an  wirklich  sicher  gestellten  absoluten  Zahlen  für  die  Mäch- 
tigkeit, welche  die  einzelnen  Ablagerungen  in  bestimmten  Zeiträumen 
erreichen  können.  Denn  direkte  Messungen  dieses  Betrages  sind  natürlich 
ausgeschlossen500).  Auch  die  bei  Kabelreparaturen  gelegentlich  gemachten 
Beobachtungen  geben  doch  nur  sehr  rohe  und  unsichere  Schätzungen. 
Im  Jahre  1903  führte  Peaxe  mit  dem  Kabeldampfer  „Faraday"  im  nord- 
atlantischen Ozean  unter  60°  N.  in  ca.  4200  m  Tiefe  die  Hebung  eines 
Kabels  durch,  welches  28  Jahre  am  Meeresboden  geruht  hatte.  Das 
gleiche  Kabel  war  bereits  im  Jahre  1888  von  F.  R.  Lucas  auf  der 
„Scotia"  zwar  etwa  370  km  („200  Seemeilen")  weiter  östlich  aus  ca.  3660  m 
Tiefe  gehoben  worden  und  trotz  seines  dreizehnjährigen  Alters  nur  in 
der  Hanfumwicklung  unbedeutend  beschädigt  gefunden.  Stücke  des  1903 

29* 


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Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Ifeeressedimente 


gehobenen  Kabels,  welche  Lucas  vorgelegt  wurden,  ließen  aber  keine 
weitergehenden  Veränderungen  erkennen,  so  daß  Murray  und  Peake384), 
welche  diese  Daten  mitteilen,  den  Schluß  zogen,  daß  Bedeckung  mit 
Globigerinenschlamm  die  Kabel  geschützt  haben  müsse.  Nimmt  man  an, 
daß  die  nach  13  Jahren  beobachteten,  unbedeutenden  Beschädigungen 
der  Hanfumwicklung  eine  gewisse  Zeit  in  Anspruch  genommen  haben, 
so  würde  sich  nach  diesen  Autoren  für  den  Zeitraum  von  rund  10  Jahren 
unter  50°  N.,  31'  W.  in  3660  m  („2000  Faden44)  Tiefe  eiu  Sedimentations- 
betrag  von  2,5  cm  („one  inch")  Globigerinenschlamm  ergeben.  Viel 
besser  erhalten  zeigte  sich  aber  ein  anderes  Kabel,  im  äquatorialen 
Teile  des  Atlantischen  Ozeans,  welches  nach  9jährigem  Liegen  im 
Jahre  1883  unter  2°  47'  N.,  30°  24' W.  aus  3475  m  gehoben  wurde; 
uud  es  ist  anzunehmen,  daß  dieses  in  den  wärmeren  und  plankton- 
reicheren  Gewässern  dieser  Mecresregion  rascher  eingebettet  und  damit 
auch  den  zerstörenden  Einflüssen  der  Meeresbodenoberfläche  entzogen 
wurde.  Übrigens  zeigen  die  auf  Globigerinenschlamm  gebetteten  Kabel, 
wie  viele  Fossilien  in  tonigen  Kalken,  in  der  Regel  eine  gut  und  eine 
schlechter  erhaltene  Seite,  welch'  letztere  die  am  längsten  freiliegende 
Oberseite  ist.  Die  schützende  Wirkung,  welche  Globigerinenschlamm 
auf  die  Kabel  ausübt,  geht  aber  auch  aus  der  noch  glänzenden  Be- 
schaffenheit des  Drahtes  vom  transatlantischen  Kabel  von  1858  und  von 
Lotdraht,  der  manches  Jahr  am  Meeresboden  gelegen  hatte,  hervor.  Bei 
alledem  wird  von  den  genannten  Autoren  das  Einsinken  der  Kabel  in 
den  nachgiebigen  Schlamm  unter  ihrem  eigenen  Gewicht  auf  nur  lU 
des  Kabeldurchmessers  geschätzt.  Aber  es  wird  sich  kaum  jemals  mit 
Sicherheit  entscheiden  lassen,  ob  diese  Beträge  selbst  der  Größenordnung 
nach  richtig  sind!  Denn  sie  stehen  im  Widerspruch  mit  manchen  anderen 
Beobachtungen  und  Schlüssen,  welche  mindestens  den  gleichen  Anspruch 
auf  Glaubwürdigkeit  erheben  können. 

Zunächst  hat  Murray  selbst  darauf  hingewiesen,  daß  an  ge- 
wissen Stellen  des  Nordatlantischen  Ozeans,  an  welchen  der  „Michael 
Sars*  aufrecht  im  Globigerinenschlamm  stehende,  halb  aus  dem  Sediment 
heraussehende,  glazial  geschrammte  Geschiebe  gefunden  hat,  die  Sedi- 
mentation eutweder  seit  der  Eiszeit,  in  welcher  diese  Geschiebe  durch 
Eisberge  herverfrachtet  worden  sein  müssen,  überhaupt  gleich  Null 
gewesen  sein  oder  aber  Sediment  durch  Strömungen  nachträglich  wieder 
entfernt  worden  seiu  muß.  Eine  dieser  Annahmen  wird  auch  erforder- 
lich, wenn  wir  die  Funde  der  hocharktischen  Portlandia  (Yoldia)  arctica 
oder  anderer  Vertreter  der  Yoldia-Fauna,  z.  B.  am  Boden  der  Biseaya, 
in  Erwägung  ziehen. 

Sodann  aber  ist  Lohmann  trtT)  auf  Grund  ganz  anderer  Überlegungen 
und  für  die  feinkörnigen  Coccolithenschlamme   der  nordatlantischen 


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Die  Stratigraphie  der  jungen  Neubildungen  de«  Meeresbodens 


453 


Tiefsee  zu  kaum  vergleichbaren  Zahlen  aus  einer  gauz  anderen  Größen- 
ordnung gekommen.  Nach  den  älteren  Planktonuntersuchungen  dieses 
Autors  im  Mittelmeer  und  in  der  Ostsee  sollten  gegenwärtig  etwa 
500  Millionen  Individuen  von  Coccolithophoriden  unter  1  qm  Meeres- 
oberfläche vorkommen,  und  hieraus,  sowie  aus  der  Vermehrungsstärke 
dieser  Pflänzchen  läßt  sich  berechnen,  daß  erst  in  1000  Jahren  soviel 
Skelette  gebildet  werden  können,  daß  eine  Sedimentschicht  von  1  mm 
Dicke  allein  aus  denselben  aufgehäuft  werden  könnte;  an  Coccolitheu- 
skelettmaterial  sinkt  unter  jedem  qm  Meeresfläche  täglich  eine  Menge 
von  165  Millionen  Schalen  gleich  2800  Millionen  Coccolithenplättchen 
hinab,  im  ganzen  Jahre  60000  Millionen  Schalen  gleich  1020000 Millionen 
Coccolitheuplättchen.  1000  Millionen  Coccolithenplättchen  nehmen  aber 
eiuen  Raum  von  1  cbmm  ein.  Coccolithensedimente  von  derartiger  Rein- 
heit sind  aber  natürlich  nirgends  vorhanden.  Lohmann  fand  z.  B.  in 
2400  m  Tiefe  30°/o  Coccolithen,  in  3700  m  60%,  in  4000  m  7O°/0  und 
in  4800  m  ebenfalls  70%.  Danach  würde  die  Bildung  solcher  Sedimente 
für  das  Millimeter  Dicke  300 — 700,  im  Durchschnitt  500  Jahre  erfordern. 
Nach  neueren  Planktonuntersuchungen  desselben  Autors340)  würden  diese 
letzten  Zahlen  indessen  noch  zu  verdoppeln  sein,  da  in  deu  kühlen 
Gebieten  der  Hochsee  unter  1  qm  Meeresfläche  unter  günstigen  Ver- 
hältnissen nicht  500  Millionen  lebende  Poutosphären,  sondern  durch- 
schnittlich nur  rund  250  Millionen  gefunden  wurden.  Wenn  daher  solche 
Coccolithenschlamme  mindestens  8  cm  mächtig  durchsunken  wurden, 
dann  müßte  für  deren  Bildung  ein  Zeitraum  von  80000  Jahren  an- 
genommen werden.  Das  sind  aber  Zahlen,  welche  sich  mit  den  von 
Muuray  und  Peake  auf  Grund  der  Beobachtungen  an  Kabeln  gegebenen 
kaum  mehr  vergleichen  lassen,  selbst  wenn  man  dem  Globigerinen- 
schlamm  erheblich  raschere  Sedimentation  zubilligt,  als  den  so  außer- 
ordentlich feinkörnigen  Coccolithenschlammen.  Übrigens  gelten  die  für 
diese  abgeleiteten  Zahlen  nur  für  die  küstenferne  Tiefsee.  Wenn  die 
Coccolithophoriden  z.  B.  im  Christiania- Fjord  zu  gewissen  Zeiten  so  häufig 
auftreten,  daß  sie  das  Wasser  milchig  trüben488),  so  wird  es  verständ- 
lich, daß  —  wie  Lohmann  berechnet  hat469)  —  im  flachen  Küsten- 
wasser unter  den  günstigsten  Verhältnissen  die  nötige  Skelettmasse  für 
1  mm  Schlammzuwachs  vielleicht  schon  in  etwas  mehr  als  1  Jahre  ge- 
bildet werden  könnte,  wenn  die  Algen  diese  ganze  Zeit  hindurch  in 
gleicher  Häufigkeit  auftreten  würden,  während  im  Binnenmeere  100  Jahre 
dazu  erforderlich  sein  dürften. 

Wenden  wir  uns  von  diesen  Betrachtungen  über  die  Mächtigkeit, 
die  wir  später  nach  Erörterung  der  stratigraphischen  Probleme  im  Zu- 
sammenbange mit  diesen  und  von  besserer  Grundlage  aus  abermals  in 
Angriff  nehmen  wollen,  zunächst  diesen  selbst  zu. 


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454  Allgemeine  Betrachtangen  über  die  jungen  Meereasedimente 

Die  Stratigraphie  der  jungen  Neubildungen  des  Meeresbodens 

Vorbemerkungen 

Die  vorhergehenden  Erörterungen  über  die  Schnelligkeit  der  Sedi- 
meutation  uud  über  die  Mächtigkeiten  zeigen,  daß  wir  mit  den  uns  zur  Ver- 
fügung stehenden,  immerhin  nicht  sehr  tief  in  den  Meeresboden  eindringen- 
den Methoden  der  Lotung  und  des  Schleppnetzes  am  ehesten  dort  hoffeu 
dürfen,  stratigraphisch  ältere,  vergangenen  Zeiten  angehörige  Bildungen 
anzutreffen,  wo  entweder,  wie  an  den  küstenfemsten  und  tiefsten  Stellen 
der  Ozeane,  die  Sedimentation  durch  Mangel  oder  durch  Ausmerzung 
gewisser  Komponenten  ihr  minimalstes  Maß  erreicht,  oder  wo,  auch  in 
küstennahen  und  flacheren  Regionen,  Strömungen  oder  andere  Wasser- 
bewegungen die  Sedimentation  stark  verlangsamten  oder  zeit-  und  stellen- 
weise ganz  verhinderten.  Für  den  einen  wie  den  anderen  Fall  können 
wir  Beispiele  anführen. 

Dax  SpXttertiHr 

Die  ältesten  Horizonte,  welche  bisher  in  den  jnngen  Bedeckungen 
des  Meeresbodens  erkannt  werden  konnten,  gehören  dem  Roten  Tiefsee- 
ton der  küstenfernen  Teile  des  Pazifischen  und  Indischen  Ozeans  an: 
und  zwar  zeigen  die  früher  einzeln  aufgezählten  Haifischzähnc,  daß  die 
Bildung  dieses  Sedimentes  in  den  bezeichneten  Regionen  mindestens 
bis  in  die  Pliozänzeit  zurückreicht,  und  daß  seitdem  nicht  genügend 
Sediment  gebildet  worden  ist,  um  dieselben  unseren  Untersuchungs- 
mitteln zu  entziehen.  Ohne  allen  Zweifel  geht  aber  die  Bildung  roter 
Tone  in  diesen  und  in  anderen  Gebieten  des  Ozeanes  noch  heute  weiter 
und  hat  auch  zur  Diluvialzeit  stattgefunden.  Piiilippi,  welcher,  wie 
erwähnt,  der  Kalkauflösung  durch  das  kalte,  Sauerstoff-  und  kohlensäure- 
reiche antarktische  Ticfeuwasser  eine  überragende  Bedeutung  für  die 
Bildung  dieses  Sedimentes  zuschrieb,  hat  davon  gesprochen,  daß  man 
den  Roten  Tiefseeton  als  indirekt  glaziales  Sediment  auffassen  dürfe; 
er  meinte,  daß  bei  fehlender  Vereisung  kaltes  Tiefen wasser  im  heutigen 
Sinne  nicht  existiert  habe  und  Roter  Tiefseeton  sich  daher  nicht  habe 
bilden  können.  Ja,  darüber  hinaus  vertrat  er  die  Meinung,  daß  daher 
den  kalkarmen  bis  -freien  Roten  Tiefseetonen  der  Jetztzeit  kalkreiche 
Gesteine  der  Vorzeit  faziell  und  bathy metrisch  entsprechen  könnten. 
Uns  scheint  jedoch  die  Zeit  noch  nicht  gekommen,  solch'  weitgehende 
Folgerungen  zu  ziehen.  Wenn  Bildung  Roten  Tones  bereits  im  Pliozän 
stattfand,  kann  die  Deutung  dieses  Sedimentes  als  eines  indirekt  glazialeu 
im  strengen  Sinne  nicht  aufrecht  erhalten  werden,  da  wir,  wenn  auch 
die  Möglichkeit  besteht,  so  doch  keinen  strengen  Beweis  dafür  haben, 
daß  die  Pole  bereits  damals  vereist  waren.  Immerhin  müssen  die  polaren 
Gewässer  nicht  nur  schon  damals,  sondern  wohl  immer  relativ  kälter 
gewesen  sein  als  die  tropischen.   Aber  darüber  hinaus  werden  wir  daran 


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Die  Stratigraplue  der  jungen  Neubildungen  des  Heeresboden»  455 


festzuhalten  haben,  daß  für  die  Kalkauflösung  am  Boden  der  Tiefsee 
und  für  die  zum  hervorragenden  Teile  hierdurch  bedingte  Bildung  des 
Boten  Tones,  nicht  das  kalte,  antarktische  Tiefenwasser  allein  verant- 
wortlich zu  machen  ist,  sondern  daß  auch  die  Tiefe  und  andere  Faktoren 
hierbei  eine  Rolle  spielen,  welche  mit  der  Vereisung  der  Pole,  bezw.  der 
Külte  der  Polarmeere  nicht  unmittelbar  etwas  zu  tun  haben.  Der  Bote 
Ton  jener  küstenfernen  Gebiete  mit  seiner  Mengung  jungtertiärer  bis 
rezenter  Tierreste  ist  aber  ein  ausgezeichnetes  aktuelles  Beispiel  für  die 
Zusammendrängung  verschiedener  stratigraphischer  Horizonte  in  ein  und 
derselben  Sedimentlage,  wie  solches  gelegentlich  von  fossilen  Vorkomm- 
nissen bekannt  geworden  ist470).  So  hat  bekanntlich  WÄHNER471)  ge- 
zeigt, daß  sich  die  reiche  Fauna  des  tieferen  Unterlias  der  ostalpinen 
Decke  zwar  auf  vier  Horizonte  verteilt,  diese  aber  eine  so  geringe  Ge- 
steinsmächtigkeit einnehmen,  daß  Ober-  und  Unterseite  einer  und  der- 
selben Bank  verschiedenen  paläontologischen  Horizonten  angehören 
können.  Eine  ähnliche  Annahme  hat  aber  neuerdings  C.  Diener  472)  für 
die  obere  Trias  von  Byans  in  Ostindien  für  diskutabel  gehalten.  Die 
geringe  Mächtigkeit  der  Sedimente  bedingt  eben  zuweilen  eine  Art  Kon- 
zentration der  stratigraphischen  Horizonte. 

Es  ist  äußerst  bemerkenswert,  daß  der  zweite  Fall,  in  welchem 
es  sich  um  Produkte  der  Tertiärzeit  handeln  dürfte,  glaukonitischen 
Sedimenten  angehört,  deren  Bildung  unter  dem  Einfluß  starker  Strö- 
mungen relativ  langsam  stattgefunden  haben  muß,  wie  wir  früher  er- 
örtert haben.  Bei  Behandlung  der  Phosphoritknollen  von  der  Agulhas- 
Bank  wurde  mitgeteilt,  daß  in  diesen  Knollen  z.  T.  zahlreiche,  größere 
Organismenreste  auftreten,  welche  auf  der  Außenseite  als  Steinkerne 
und  Abdrücke  erhalten  sind,  während  sich  im  Innern  der  Knollen  häufig 
noch  die  ursprüngliche  Schalsubstanz  vorfindet.  Leider  läßt  sich  das 
Alter  dieser  Fauna  bei  deren  schlechtem  Erhaltungszustande  nicht  mit 
Sicherheit  feststellen.  Es  scheint  aber  sicher  zu  sein,  daß  sie  nicht 
älter  als  Jungtertiär  ist;  „den  gleichen  Schluß  läßt  ein  in  einer  Knolle 
eingeschlossener  Haifischzahn  zu,  der  sicher  zu  Carcharodon  und  wahr- 
scheinlich zu  der  heute  noch  lebenden  Art  C.  Rondeletii  gehört" 
(M URRA y- Phtlippi) .  Wenn  aber  weiterhin  festgestellt  werden  konnte, 
daß  die  Phosphoritbildung  auf  der  Agulhas-Bank,  welche  an  einzelnen 
Stellen  derselben  offenbar  heute  noch  weitergeht,  in  früherer  Zeit 
mehrmals  eingesetzt  hat  und  in  der  Zwischenzeit  wieder  unterbrochen 
war,  so  fordert  auch  dieses  den  Vergleich  mit  fossilen  Vorkommnissen 
direkt  heraus,  zumal  gerade  fossile  Phosphoritknoileu  nicht  selten  phos- 
phoritisierte  Fragmente  älterer  Horizonte  darstellen.  Möglicherweise 
liegt  aber  die  Erklärung  des  Vorkommens  zweier  Lamna-Zähne  in 
einer  vom  „Blake"  473)  vom  Boden  des  Golfstromes  unter  31°57'N., 
78°  18'  35"  W.  aus  609  m  Tiefe  gedredschten  Phosphoritkonkretion  von 


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456  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 

breccienartigem  Aussehen  in  derselben  Richtung  wie  bei  dem  vorher- 
gehenden Falle.  Die  betreffenden  Haifischzähne  erinnerten  Murray*74) 
durchaus  an  die  vom  „Challenger"  im  Roten  Ton  der  küstenfernen 
pazifischen  Tiefsee  geloteten;  auch  fehlten  nicht  geringe  Mangan- 
infiltrationen. Doch  war  in  den  Zähnen  der  vom  Boden  des  Golfstroms 
stammenden  Konkretion  das  Vasodentin,  welches  im  Roten  Ton  fehlt, 
noch  erhalten;  und  in  dieser  Hinsicht  besteht  daher  eine  größere  Über- 
einstimmung dieses  Fundes  mit  den  Zähnen,  wie  sie  im  jüngeren  Tertiär 
von  Südcarolina  und  Malta  gefunden  werden.  Übrigens  stammte  diese 
Konkretion  von  „hartem  Grund"  und  war  über  und  über  von  Spongien, 
Hydrozoen  und  Röhren  Würmern  bewachsen.  Der  Gegensatz  dieser 
rezenten  Fauna  zu  den  eingeschlossenen  Lamna-Zähnen,  neben  denen 
im  Dünnschliff  noch  die  Reste  pelagischer  und  benthonischer  Foramini- 
feren,  I*teropoden  und  Echinodermeufragmente  erkannt  werden  konnten, 
und  die.  Tatsache  der  Sedimentationsverhinderung  oder  -Verlangsam ung 
durch  die  starke  Strömung  des  Golfstromes  an  dieser  Stelle  spricht  durch- 
aus dafür,  daß  in  dieser  Konkretion  ebenso  ein  Erzeuguis  ,der  jüngeren 
Tertiärzeit  vorliegt,  wie  in  den  schon  beschriebenen  Fällen.  Schon 
Verrill  wollte  auch  in  großen,  z.  T.  mehr  als  30  kg  wiegenden,  fora- 
miniferenführenden,  sandigen  Kalkfragmenten,  welche  Dredschzüge  des 
„Blake"  unter  Al.  Agassiz  einmal  am  Südabfall  des  Neuenglandschelfes 
aus  1170  m  Tiefe  ans  Tageslicht  gebracht  hatten,  pliozänes  Gestein  er- 
kennen, welches  nach  seiner  Meinung  nicht  nur  am  Aufbau  des  genannten 
Schelfes,  sondern  auch  au  dem  der  Neufuudlaudbänke  beteiligt  ist. 

Das  Diluvium  und  das  Postglazial 

Bedeutend  mehr  Hinweise  besitzen  wir  aber  bezüglich  der  marinen 
Bildungen  der  Diluvialzeit,  nicht  zum  mindesten  deshalb,  weil  dieselbe 
mit  der  Eiszeit  zusammenfällt  und  Erzeugnisse  dieser,  wie  z.  B.  ge- 
schrammte Geschiebe,  nicht  leicht  zu  verkennen  sind.  Solche  Glazial- 
geschiebe, sowohl  einfach  geschrammte  und  polierte,  wie  auch  fazettierte, 
sind  während  der  Eiszeit  weit  bis  in  die  Meeresregionen  der  gemäßigten 
Zonen  hinein  verfrachtet  worden,  und  ihnen  sind  wir  "bei  unseren 
früheren  Beschreibungen  mehrfach  begegnet;  insbesondere  sind  sie  in 
diesen  Regionen  in  den  langsam  sich  ablagernden  Sedimenten  der  Tiefsee, 
dem  Globigerinenschlamm  und  Roten  Ton  anzutreffen ;  ihre  Orientierung 
im  Schlamm  deutet  manchmal  aber  auch  hier,  wie  z.  B.  in  den  vom 
„Michael  Sars"  angetroffenen  Fällen,  darauf  hin,  daß  ihre  relativ  ober- 
flächliche Lage  im  rezenten  Sediment  durch  nachträgliche  Sediment- 
entferuung,  sei  es  nun  durch  Lösung  oder  durch  mechanischen  Abtrag 
infolge  von  Gezeitenströmungen  oder  dergl.  zustande  kam. 

Recht  interessante  Verhältnisse  müssen  nach  den  Untersuchungen 
von  Phtlippi  schon  zur  Diluvialzeit  auf  der  Seinebank  ostuordöstlich  von 


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Die  Stratigrapbie  der  jungen  Neubildungen  des  Meeresbodens  457 

Madeira  geherrscht  haben.  Doch  hat  die  Bildung  der  hierselbst  von  der 
„Valdivia*  gedredschten,  eigenartigen  dolomitischen  Kalke,  die  früher  ein- 
gehend beschrieben  wurden,  offenbar  bereits  ihr  Ende  gefunden;  denn 
die  Gesteinsfragmente  lassen  außen  überall  Spuren  der  Zerstörung  er- 
kennen und  sind  von  sessilen  Tieren  bewachsen.  Daß  diese  vielleicht 
iu  geringem  Abstände  vom  Meeresspiegel  vor  sich  gegangenen  Bildungen 
aber  mindestens  teilweise  als  ein  Produkt  der  Eiszeit  anzusehen  sind, 
geht  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  aus  der  Beobachtung  hervor,  daß 
Teile  derselben  einem  während  der  Eiszeit  herverschleppten  Gneis- 
geschiebe fest  anhaften.  Ja,  es  läge  durchaus  im  Bereiche  der  Mög- 
lichkeit, daß  die  Bildung  dieser  dolomitischen  Kalke  bereits  früher 
eingesetzt  hat.  Vor  allem  aber  ist  zu  beachten,  daß  auch  in  diesem 
Falle  bei  der  geringen  Tiefe  von  nur  etwa  150  m  solche  Produkte  einer 
vergangenen  Zeit  uns  nur  in  die  Hände  fallen  konnten,  weil  an  der 
betreffenden  Stelle  Gezeitenströmungen  ihre  sedimentationsverhindernde 
oder  wenigstens  -verlangsamende  Tätigkeit  ausüben. 

Als  Produkte  der  Diluvialzeit  sind  aber  im  Obigen  noch  angesehen 
worden:  die  „graue  Ton"-Uuterschicht  im  Norwegischen  Nordmeer,  die 
Mehrzahl  der  Roten  Tone,  welche  in  gemäßigteren  Breiten,  und  der 
Diatomeenschlamme  oder  Glazialmarinen  Sedimente,  welche  in  den  sub- 
antarktischen Gewässern  Globigerinenschlamm  unterlagern.  Auch  die 
Unterschichten  in  denjenigen  Fällen  von  Schichtung,  welche  nördlich 
der  heutigen  Zonengrenze  Glazialraarine  Sedimeute\Diatomeenschlamm 
diesen  über  jenen  zeigen,  sind  wir  wohl  berechtigt  in  die  Diluvialzeit 
zu  stellen.  Ob  schließlich  die  „abnorme  Schichtung",  welche  sowohl 
hier  und  da  an  der  antarktischen  Eiskante,  wie  auch  im  Norwegischen 
Nordmeere  in  den  höchsten  Lagcu  zu  erkennen  ist,  später  eine  weitere 
Gliederung  auch  der  postglazialen  Bildungen  des  .Meeresbodens  ermög- 
lichen wird,  muß  vorläufig  dahingestellt  bleiben.  Möglicherweise  gehören 
auch  Bildungen  wie  die  Steinkrusten  des  Mittelmeeres  oder  die  vom 
„Challenger"  bei  den  Kei-Inseln,  westlich  von  Neu-Guiuea,  gedredschtcu, 
verhärteten  Globigerinenschlamme  vergangenen  Zeiten  an;  doch  erlaubt 
hier  kein  Faunenunterschied  eine  zuverlässige  Bestimmung. 

Daß  der  Tiefenschlamm  des  Schwarzen  Meeres  subfossile  Reste 
einer  heute  in  demselben  nicht  mehr  lebenden,  aber  bereits  quartären 
Brackwasserfauna  enthält,  darauf  ist  bereits  mehrfach  hingewiesen 
worden.  Hier  erfolgt  die  durch  benthonisches  Leben  nicht  unterstützte 
Sedimentation  so  langsam,  daß  die  Dredscheu  noch  durch  die  jüngsten, 
eigentlich  rezenten  Bildungen  in  ältere  Lagen  hindurchzugreifeu  ver- 
mögen. Das  durch  Strömungen  bedingte  Gegenstück  hierzu  liegt  vor 
dem  Bosporus,  wo  der  kräftige,  aus  dem  Mittelmeer  hereinsetzende 
Unterstrom  Sedimentation  überhaupt  verhindert,  so  daß  hier  jene  sub- 
fossile Fauna  ebenfalls  noch  frei  und  nicht  durch  mächtigere  Flach- 


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458  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Heeressedimente 

Wasseraufschüttungen  verdeckt  liegt,  wie  es  sonst  ira  Umkreis  des 
Schwarzen  Meeres  der  Fall  ist. 

Versuche,  die  jungen  Meeressedimente  zu  exakten  absoluten 
Zeitbestimmungen  zu  verwerten 

Eiuen  interessanten  Versuch,  die  marinen  Sedimente  zur  exakten 
Zeitbestimmung  zu  beuutzeu,  hat  G.  Braun476)  unternommen,  und  zwar 
im  Anschluß  an  die  durch  Gerarü  de  Geee476)  durchgeführte  direkte 
Auszählung  der  Jahre,  während  welcher  der  Rückgang  des  diluvialen 
Landeises  von  Schonen  bis  in  das  mittlere  Norrland  erfolgte.  Bekannt- 
lich schwanken  die  bisherigen  „ Berechnungen u  bezw.  Schätzungen  der 
Dauer  der  Eis-  und  Nacheiszeit  außerordentlich,  und  auch  die  auf  astro- 
nomische Vorgänge  sich  stützenden  Zahlen  sind  solange  unsicher,  wie 
nicht  einwandfrei  eine  Beziehung  der  Eiszeit  zu  solchen  wirklich  bewiesen 
worden  ist.  Es  war  daher  ein  außerordentlicher  Fortschritt,  als  G.  DE  Geer 
die  Methode  fand,  eine  direkte  Messung  eines  Teiles  der  Postglazialzeit 
vorzunehmen,  indem  er  die  einzelnen  Schichten  des  mit  deutlicher 
Jahresschichtung  begabten  marinen  Bändertones  Schwedens  einfach  aus- 
zählte. Da  er  nachweisen  konnte,  daß  die  Linie,  längs  welcher  die 
einzelnen  Jahreslagen  nach  Norden  auskeilen,  jeweils  einem  winterlichen 
Eisrand  entspricht,  und  nachdem  er  außer  Zweifel  gestellt  hatte,  daß 
die  Identifikation  der  einzelnen  Jahresbänder  in  den  verschiedenen  Auf- 
schlüssen an  Hand  der  Mächtigkeiten  unschwer  gelingt,  bestand  die 
Aufgabe  nur  noch  in  einem  Additionsexempel,  und  dasselbe  ergab,  daß 
für  die  Zeit,  innerhalb  deren  das  Eis  von  Schonen  bis  in  das  mittlere 
Norrland  zurückging,  etwa  12000  Jahre  anzusetzen  sind.  Braun  hat 
danach  die  Länge  der  Zeit,  welche  seit  der  Bildung  der  großen,  bal- 
tischen Endmoräne  vergangen  ist,  zu  etwa  20000  Jahren  angenommen, 
eine  Zahl,  welche  sehr  gut  mit  der  von  Penck  in  den  Alpen  ermittelten 
Zahl  von  etwa  20000  Jahreu  für  die  Dauer  der  Post-Bühlzeit  überein- 
stimmt, da  die  Bühlschwankung  mit  dem  baltischen  Halt  zu  paralleli- 
sieren  sein  dürfte.  Für  die  gesamte,  seit  dem  Ablauf  der  Eiszeit 
vergangene  Zeit  setzte  Braun  danach  25000  Jahre  an.  Unter  der 
Voraussetzung  aber,  daß  die  PHiLirpische  Deutung  der  auf  einer  großen 
Zahl  von  „ Gauss" -Stationen  (z.  B.  44,  88,  95,  98,  26,  deren  Daten  z.  T. 
in  früher  angegebenen  Tabellen  [S.  434,  435]  zu  finden  sind)  gefundenen 
kalkärmeren  bis  -freien  Unterschichten  unter  Globigerinenschlamm  als 
Produkt  der  Diluvialzeit  richtig  ist,  würde  sich  ergebeu,  daß  seit  dem  Ablauf 
der  dortigen  Eiszeit  in  der  Tiefsee  des  südatlantischen  und  ludischen 
Ozeans  etwa  10 — 20  cm  Sediment  gebildet  wurden.  Ist  daher  die  Eiszeit 
der  Südhemisphäre  der  der  Nordhemisphäre  gleichzeitig,  woran  bis  zur 
Durchführung  eines  Gegenbeweises  zu  zweifeln  keine  Veranlassung 
vorliegt,  so  würde  sich  für  diese  Gebiete  der  Tiefsee  ein  Sedimentations- 


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- 


Die  Stratigraphie  der  jungen  Neubildungen  des  Meeresbodens  459 

maß  von  10—20  cm  in  25000  Jahren  oder  von  10—20  mm  in  2600  Jahren 
ergeben.  Das  ist  das  Ergebnis  der  von  Braun  durchgeführten  Kom- 
bination der  de  GEERschen  und  PmLD?Pischen  Arbeiten. 

Dieser  Sedimentationsbetrag  ist  ein  außerordentlich  geringer  gegen- 
über den  von  Murray  und  Peakf.  durch  Kabelbeobachtung  errechneten 
Werten  (2,5  cm  in  10  Jahren),  denen  wir  von  vornherein  keinen  großen 
Glauben  schenken  konnten.  Dagegen  steht  er  der  Größenordnung  nach 
nicht  mit  den  von  Lohmaxn  für  Coccolithensedimente  des  Nordatlan- 
tischen  Ozeanes  gefundenen  Zahlen  in  Widerspruch.  Denn  wenn  wir 
für  die  Bildung  einer  1  mm  dicken  Schicht  dieser  feinkörnigen  Sedimente 
1000  Jahre  ansetzen  konnten,  dann  ist  es  durchaus  glaubhaft,  daß  sich 
1  mm  Globigerinenschlamm  bereits  in  166  Jahren  bilden  kann.  Da  nun 
nach  den  Untersuchungen  Lohmanns  für  die  Bildung  von  8  cm  Cocco- 
lithenschlamm  mit  etwa  50°/o  Coccolithen  ein  Zeitraum  von  80000  Jahren 
angenommen  werden  müßte,  würde  ein  unmittelbarer  Vergleich  der 
BRAUNschen  und  LOHMANNschen  Zahlen  zwar  ergeben,  daß  die  untersten 
6,5  cm  jener  Coccolithenschlamme  ein  Produkt  der  Eiszeit  wären,  was 
vielleicht  nicht  gerade  sehr  wahrscheinlich  ist.  Aber  bei  alledem  muß 
natürlich  festgehalten  werden,  daß  die  Fehlerquellen  für  jede  der- 
artige Berechnung  zahlreich  und  groß  sind;  und  es  muß  der  Zukunft 
tiberlassen  bleiben,  hier  weiter  zu  kommen,  als  wir  heute  in  der 
Lage  sind. 

Schlußwort. 

Als  Endergebnis  aller  dieser  Betrachtungen  aber  dürfte  anzusehen 
sein,  daß  die  Verbreitungsgrenzen  der  einzelnen  Sedimentarten  sich  in 
den  seit  der  jüngeren  Tertiärzeit  vergangenen  Zeiten  zwar  nicht  un- 
wesentlich verschoben  haben,  daß  aber  die  allgemeinen  Sedimentations- 
bedingungen in  der  Tief  see,  abgesehen  von  den  streng  glazialen  Sedimenten 
der  hohen  Südbreiten,  im  allgemeinen  dieselben  geblieben  sind.  Wenn 
Thoulet  aber  den,  wie  wir  jetzt  wissen,  unrichtigen  Schluß  von  der 
Konstanz  der  Sedimentation  an  jedem  Punkt  des  Meeresbodens  für  die 
dauernd  gültige  Zuverlässigkeit  der  von  ihm  in  mustergültiger  Weise  für 
die  Küsten  Frankreichs  entworfenen  Sedimeutkarten  ins  Feld  führte,  so  • 
können  wir  dem  zwar  gerade  für  die  flacheren  Küstenregionen  mit  ihren 
vielfach  wechselnden  Bedingungen  nicht  zustimmen;  in  der  Tiefsee  aber,  mit 
ihren  über  große  Strecken  gleichen  Bedingungen,  dürfen  wir  mit  Rück- 
sicht auf  die  hier  so  außerordentlich  langsam  wirkenden  Vorgänge  und 
die  Länge  der  geologischen  Zeit  die  Verbreitung  der  einzelnen  Bil- 
dungen als  etwas  fest  Gegebenes  ansehen  und  später  dazu  übergehen, 
dieselbe  nach  geographischen  Gesichtspunkten  ins  Auge  zu  fassen. 

Vorerst  wäre  jedoch  noch  einer  Eigentümlichkeit  vor  allem  der 
Eupelagischen  Sedimente  zu  gedenken,  welche  zwar  nicht  von  großer 


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4m 


Allgemeine  Betrachtangen  über  die  jangen  Meereeaedimente 


dynamischer  Bedeutung  sein  dürfte,  aber  doch  immerhin  erwähnt  zu 
werden  verdient,  zumal  manche  Beziehungen  zu  früher  Gesagtem  be- 
stehen; das  ist  die  Anreicherung  von  Radium  in  den  Eupelagischen  Ab- 
lagerungen. 

//)  Anreicherung  von  Radiuni  iu  den  Eupelagischen 

Ablagerungen  *77) 

Bei  der  Untersuchung  des  Gesteinsmaterials  der  Erdkruste  auf 
ihren  Gehalt  an  Radium,  bezw.  auf  die  Stärke  ihrer  Radioaktivität  hat 
man  auch  die  jungen  Meeressedimente  vorgenommen,  und  hierbei  hat 
sich  herausgestellt,  daß  gerade  die  Eupelagischen  Ablagerungen  einen 
relativ  hohen  Betrag  an  Radium  enthalten.  Es  ist  unsere  Aufgabe,  diese 
Eigentümlichkeit  zu  erklären,  zu  welchem  Zwecke  zunächst  auf  den 
Radiumgehalt  der  Gesteine  Uberhaupt  kurz  eingegangen  sei. 

Die  primäre  Radiumquelle  liegt  in  den  radium-,  bezw.  uranhaltigen 
Mineralien  der  Eruptivgesteine,  welche  daher  von  allen  Gesteinen  den 
höchsteu  Radiumgehalt  erkennen  lassen;  und  zwar  sind  478)  unter  den- 
selben am  radium  reichsten  wiederum  die  sauren  granitischen  Masscu- 
gesteine  (Granite  und  Syenite  nebst  zugehörigen  Erguß-  und  Gang- 
gesteinen —  wie  insbesondere  Pegmatiten!  — ).  Nach  den  bisherigen 
Untersuchungen  scheint  es  fast,  als  ob  die  Radioaktivität  im  großen 
und  ganzen  der  Kieselsäuremenge  proportional  ist  und  sich  mit  anderen 
im  Gesamtmagma  spärlich  verteilten  Stoffen  gerne  in  den  sauersten 
Schmelzresteu,  iu  den  aplitischen  und  pegmatitischen  Gängen,  anreichert. 
Diesem  primären  Radiumgehalt  der  Eruptivgesteine  gegenüber  ist  der 
Gehalt  der  Sedimente  und  Sedimentgesteine  ein  sekundärer;  als  solcher 
aber  kann  er  —  und  das  ist  wohl  hauptsächlich  bei  deu  gröberen, 
detritogenen  Ablagerungen  der  Fall  —  zusammen  mit  den  Fragmenten 
radiumhaltiger  Mineralien  aufgenommen  sein  oder  aber  er  wurde  bei 
Wassersedimenten  aus  dem  Gehalt  des  Mediums  „rekonzentriert",  wie 
das  für  feinkörnigere  und  insbesondere  „chemische"  (in  unserem  Falle 
„halmyrogene")  Sedimente  wahrscheinlich  ist.  Des  besseren  Vergleiches 
halber  stelle  ich  die  von  einigen  Autoren  gefundenen  Werte  in  einer 
Tabelle  zusammen: 


Durchschnittlicher  Radiumgehalt  in  10~"  Gramm  Radium  in  1  Gramm 

Gestein 


Nach  R.  J.  Strutt     xt   ,  ,  T  ,„„.„„, 
j  v      ,™-t*i.,       Nach  J.  Joi.y  1908  **>) 
und  Eye  1907  *n)  ' 

Nach  J.  Joly  1912  «•») 

Eruptive  .  .  . 
Sedimente   .  . 

1,7 
1,1 

5,5 
4,3 

2,4 

1,5 

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Anreicherung  von  Radium  in  den  Eupelagiachen  Ablagerungen  461 


Unter  den  Sedimenten  gibt  es  infolge  der  viel  weniger  strengen 
Gesetzmäßigkeit  in  ihrer  chemischen  Zusammensetzung  und  der  ver- 
schiedenen Beteiligung  der  beiden  oben  genannten  „Rekonzentrations- 
möglichkeiten*  solche  mit  viel  geringerem  und  andere  mit  viel  höherem 
Radiumgehalte,  als  dem  Durchschnitt  entspricht.  So  verhalten  sich 
tonige  Sandsteine  und  Schiefer  ähulich  wie  Eruptivgesteine,  kalkige 
Sedimente  sind  im  allgemeinen  ärmer  an  Radium,  ebenso  reiner  Quarz- 
sand; die  aus  wässeriger  Losung  ausgeschiedenen  Gipse  und  Steinsalze 
zeigen  aber  fast  überhaupt  keine  Aktivität.  Recht  auffällig  verhielten 
sich  nun  die  jungen  Meeressedimente,  wie  insbesondere  Joly  1908  (1909) 
gezeigt  hat.  Nach  seinen  Angaben  ist  die  Tabelle  auf  folgender  Seite 
zusammengestellt,  unter  Hinzunahme  (und  Berichtigung)  einiger  Daten 
aus  dem  „Challenger"- Bericht,  bezw.  der  Darstellung  von  Mürray  &  Lee 
über  die  „Albatross"-Proben. 

Die  in  der  Tabelle  aufgeführten  Werte  hat  J.  Joly  1908  mitgeteilt, 
nenere,  auf  anderem  chemischen  Wege  gefundene  gab  er  1912.  Diese 
letzteren  sollen  zuverlässiger  sein  und  mögen  daher  ebenfalls  mitgeteilt 
werden : 

Es  enthielten  von  metallischem  Radium  in  10-,?  Gramm  pro  Gramm 

Sediment 

1  Probe  von  Blauschlick  aus  2268  m  Tiefe   1,5 

1  Probe  „ooze"  aus  1317  m  Tiefe  1,7 

4  Proben  von  Globigeriuenschlamm  aus  3639—4559  m  Tiefe  .    .  3,3 

1  Probe  von  Rotem  Ton  aus  4298  m  Tiefe  11,0 

2  Proben  von  Radiolarienschlamm  aus  4755—5029  m  Tiefe    .    .  13,1 

Ohne  damit  ein  Urteil  über  die  Zuverlässigkeit  der  einen  oder 
anderen  Werte  aussprechen  zu  wollen,  sollen  die  folgenden  Ausführungen 
sich  auf  die  in  der  ersten  Tabelle  enthaltenen,  älteren  Werte  stützen, 
da  für  die  betreffenden  Grundproben  größtenteils  auch  die  übrigen 
nötigen  Daten  feststehen.  Das  kann  aber  ohne  Bedenken  geschehen, 
da  durch  die  neuere  Analysenmethode  nur  die  absoluten  Gehalte  sich 
geändert  haben,  das  Verhältnis  in  den  Gehalten  der  hemipelagischen 
und  eupelagischen  Ablagerungen  aber  gegenüber  den  älteren  Angaben 
so  gut  wie  unberührt  geblieben  ist.  Gerade  auf  dieses  Verhältnis 
kommt  es  uns  aber  besonders  an. 

Der  Radiumgehalt  der  Meeressedimente  kann  zweierlei  Herkunft 
haben;  er  ist  1.  entweder  direkt  mit  (aus  Eruptivgesteinen  stammenden) 
radiumhaltigen  Komponenten  in  die  Sedimente  aufgenommen  worden m) 
oder  aber  er  entstammt  2.  dem  (in  letzter  Linie  natürlich  auch  aus  dem 
*  eruptiven  Material  der  Erdkruste  entnommenen)  Radiumgehalt  des  Meer- 
wassers. Dieser  ist  nicht  unerheblich;  denn  er  schwankt  nach  den  von 
Ebler  zitierten  Angaben  von  Joly  zwischen  0,009  mal  10~12  g  Radium 
(met.)  pro  1  g  Wasser  (Indischer  Ozean)  bis  0,034  mal  10— 12  g  Radiuni 


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462  Allgemeine  Betrachtungen  Uber  die  jungen  Meeressedimente 


Art  des 
Sedimentes 

Station 
Nr. 

Position 

Tiefe 
in  m 

CaCO,- 
Gehalt 
in  % 

„Fine 
washings'' 

Radiumgehalt 
in  10-»  Gramm 
met.  Ra  per  Gramm 

Korallenkulk 

Funafuti-Bohrung 

? 

1,3—2,5 

„Terrigener 
Schlamm" 

— 

Schlammvulkan  von 
1906,  Küste  von  Ara- 
kan,  Hinterindien, 
Bai  vou  Bengalen 

? 

? 

2,9 

Blauschlick 

„Challenger" 
45 

72°  10'  W. 

2268 

14,59 

43,41 

8,1 

Grünsand 

„Albatross"  ? 

? 

? 

? 

4,5 

Globigerinen- 
sehlamm 

? 

Vor  der  West- 
küste Irlands 

51°  37'  N. 

12°  5'  bis 

1042 

? 

? 

6,6 

Globigerinen- 
schlamm 

„Challenger" 

338 

21°  15'  S. 
14°  2-  W. 

3639 

92,54 

5,46 

6,7 

Globigerinen- 
schlamm 

? 

48°  17'  N. 
39°  49'  W. 

4559 

? 

? 

7,0 

Globigerinen- 
schlamm 

„Challenger" 

296 

38°  6'  S. 
88°  2'  W. 

3338 

64,34 

31,66 

7,4 

Globigerinen- 
Bclilamm 

„Albatross" 
47:59 

22°  11'  S. 
133°  21'  W. 

37,35 

58,62 

40,63 

8,0 

Roter  Ton 

„Albatross"     10°  38'  N. 
4544         1 06°  47,6' W. 

0 

üher  99 

13,0 

Roter  Ton 

„Challenger"     24°  20'  N. 

24°28'\V. 

5011 

12,0 

86 

15,4 

Kalkschli.k 
(Coceolitheu- 
schlamra 
wahrsch.) 

„Albatross" 

21°  4,5'  S. 
133°  1,2'  \V. 

4069 

72,72 

27,18 

22,2 

Radiolarirn- 
scblamni 

„Challenger" 
272 

3°  48'  S. 
152°  56'  W. 

4755 

10,19 

28,81 

22,8 

NB.:  Nach  Ent- 
fernung der  m»- 
gnetisehen  Be- 
standteile 

Kadiolarien- 
schlamm 

„Challenger" 
274 

7°  25'  S. 
152°  15'  W. 

5029 

3,89 

41,11 

50,3 

Roter  Ton 

„Challenger" 

276 

13°  28'  S. 
149°  30'  W. 

4298 

28,28 

65,72 

52,6 

M  an  gank  nulle 

„Challenger" 
274 

7°  25'  S. 
152°  15'  W. 

5029 

24,0 

„Albatros*" 
4(558 

8°  29,5'  S. 
85  «35,6'  W. 

4384 

21,0 

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Anreicherung  von  Radium  in  den  Eupelagischen  Ablagerungen  4(53 

(met.)  pro  1  g  Wasser  (Küste  von  Irland),  während  A.  S.  EVE  im  Ozean- 
wasser einen  Gehalt  von  0,74—1,50  mal  10~,J  g  Radium  (met.)  in  1  g 
Wasser  feststellte.  Hiernach  wäre,  nebenbei  bemerkt,  die  Gesamtmenge 
Radium  im  Weltmeer  eine  außerordentlich  große:  denn  nimmt  man  die 
Masse  des  Ozeanwassers  zu  1,452  mal  10l(t  Tonnen  an,  so  wären  darin 
insgesamt  20  mal  109  g  gleich  20000  Tonnen  metallischen  Radiums 
enthalten!*83) 

Die  Faktoren,  welche  hiernach  den  Radinmgehalt  eines  Meeres- 
sediments regeln  müssen,  können  im  Falle  der  direkten  Übernahme 
mit'  radiumhaltigen  Mineralien  positiver  oder  negativer  Art  sein;  der 
positive  Faktor  ist  der  größere  oder  geringere  Gehalt  an  vulkanischen 
Mineralien,  der  negative  ist  die  geringere  oder  stärkere  Verdünnung  dieser 
Komponenten  durch  uichtvulkanische  Beimengungen,  wie  z.  B.  Skelett- 
substanzen planktonischer  Lebewesen. 

Auch  wenn  wir  den  Umweg  der  Radiumaufnahme  der  Meeres- 
sedimente aus  dem  Meerwasser  ins  Auge  fassen,  können  wir  in  ähnlicher 
Weise  einen  positiven  nnd  einen  negativ  wirkenden  Faktor  als  wirksam 
feststellen.  Bezüglich  des  ersteren  muß  darauf  hingewiesen  werden, 
daß  kolloidale  Substanzen  ein  ganz  außerordentliches  Adsorptionsvermögeu 
für  Radiumsalze  besitzen,  einerlei  ob  es  sich  um  organische  Kolloide 
handelt  (diese  sollen  u.  a.  bedingend  für  die  therapeutische  Wirkung  des 
Radiums  sein!)  oder  um  anorganische,  wie  Ton-  und  Kieselsäurekolloide  m). 
Der  negative  Faktor  aber,  der  bei  dieser  Art  der  Radiumaufnahme  in 
Frage  kommt,  ist  die  größere  oder  geringere  Schnelligkeit  der  Sedimen- 
tation, welche  das  sich  anhäufende  Sediment  schneller  oder  langsamer 
der  Berührung  mit.  dem  Meerwasser  entzieht. 

Gehen  wir  aber  zum  Vergleich  von  den  litoralen  und  hemipelagischen 
zu  den  eupelagischen  Ablagerungen  unserer  Meere  über,  so  ergibt  sich  aus 
unseren  früheren  Ausführungen  für  die  4  genannten  Faktoren  Folgendes: 


Faktor  ist 

Faktor  nimmt  mit 
zunehmender  Tiefe 

1.  Gehalt  an  vulkanischen  Mineralien     .  . 

+ 

zu 

2.  Verdünnung  derselben   durch  nichtvul- 

ab 

+ 

zu 

4.  Schnelligkeit  der  Sedimentation     .    .  . 

ab 

Sämtliche  4  Faktoren  sind  also  einem  hohen  Radiumgehalt  der  Eupe- 
lagischen Ablagerungen  günstig,  und  der  tatsächliche  Befund  wird  hier- 
durch, wenn  wir  die  genannten  Faktoren  zusammenfassen,  befriedigend 
erklärt.   Aber  im  Einzelnen  bleibt  vorläufig  noch  Manches  unklar.  Die 


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464 


Allgemeine  Betrachtangen  über  die  jungen  Meeressedimente 


Daten  unserer  ersten  Tabelle,  insbesondere  die  auf  den  Globigerinen- 
schlaram  von  „Challenger"- Station  Nr.  338  bezüglichen,  sprechen  nicht 
dafür,  daß  die  Verdünnung  der  übrigen  Komponenten  z.  B.  durch  kalk- 
schaliges  Plankton  eine  große  Rolle  spielt.  Was  die  in  der  Tabelle 
angegebenen  „fine  washings"  betrifft,  so  können  die  hierfür  angegebenen 
Zahlen  nur  als  Maximalwerte  für  die  vorhandenen  Kolloide  gelten,  und 
außer  diesen  sind  noch  allerfeinste  Mineralsplitter  und  Fragmente  von 
Planktonschälchen  darin  enthalten.  Ersteres  gilt  besonders  von  den 
Blauschlicken,  letzteres  von  vielen  Radiolarienschlammen.  Es  wäre  da- 
her zur  genaueren  Beurteilung  der  Adsorption  von  Radiumsalzen  durch 
die  Kolloide  der  Meeressedimente  von  großer  Bedeutung,  Vorstellungen 
über  die  iunere  Oberfläche  dieser  Bildungen  zu  gewinnen,  wie  das  seit 
«Jahr  und  Tag  mit  Erfolg  für  Erdböden  praktisch  durchgeführt  wird, 
während  man  bezüglich  der  Meeressedimente  bisher  nicht  über  orien- 
tierende Versuche  an  Proben  aus  Nord-  und  Ostsee  hinausgekommen 
ist.  Wenn  Joly  und  Eblee  meinten,  in  den  Meeressedimenten  über- 
nähmen wohl  vor  allem  die  in  den  Meeresorganismen  enthaltenen 
organischen  Kolloide  die  Aufgabe  der  Ausziehung  des  Radiumgehaltes 
aus  dem  Meerwasser,  so  ist.  dieses  nicht  sehr  wahrscheinlich,  da  gerade 
die  Eupelagischen  Sedimente  solche  Substanzen  nur  in  minimalen  Mengen 
enthalten;  wahrscheinlicher  ist  vielmehr,  daß  vor  allem  Ton-  und  Kiesel- 
säurekolloide in  dieser  Weise  wirksam  sind.  Nach  alledem  aber  kann 
man  den  Eindruck  gewinuen,  daß  die  Anreicherung  des  Radiums  in 
den  Eupelagischen  Sedimenten  hauptsächlich  dem  jungen  eruptiven 
Material  zuzuschreiben  wäre,  welches  durch  submarine  Eruptionen  über 
den  Tiefseeboden  ausgebreitet  und  von  allmählich  untersinkenden, 
schwimmenden  Bimssteinen  geliefert  wird,  ohne  durch  andere  Kompo- 
nenten zu  stark  verdünnt  zu  werden.  Daneben  mag  der  Gehalt  an  den 
genannten  Kolloiden  und  die  Langsamkeit  der  Sedimentation  von  einiger 
Bedeutung  sein.  Daß  auch  manche  andere  Stoffe  in  den  Roten  Tonen 
angereichert  sind,  ist  ja  früher  eingehend  behandelt  worden,  und  es 
liegt  kein  triftiger  Grund  vor,  für  das  Radium  besondere  Faktoren 
heranzuziehen.  Immerhin  wird  man  gut  tun  bei  künftigen  Messungen 
des  Radiumgehaltes  der  Meeressedimente  sämtliche  Faktoren,  welche  die 
chemisch-mineralogische  und  physikalische  Zusammensetzung  gerade  der 
betreffenden  Proben  regeln,  in  Betracht  zu  ziehen,  um  wirklich  ein- 
deutige Resultate  zu  erhalten.  Erst  dann  kann  es  sich  darum  handeln, 
hierauf  weiter  zu  bauen.  Und  wenn  man  auch  sagen  kann,  daß  der 
Radiumgehalt  der  jungen  Meeressedimente  im  Allgemeinen  mit  deren 
Alter  wächst,  so  sind  doch  alle  bisher  gewonnenen  Resultate  noch  nicht 
derartig,  daß  es  zulässig  wäre,  hierauf  Hypothesengebäude  aufzubauen, 
wie  es  unter  Verkennung  dieser  Schwierigheiten  am  Weitgehendsten 
.1.  Joly  getan  hat. 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente 


465 


Eine  große  Rolle  in  den  Spekulationen  der  Radiophysiker  und 
-Geophysiker  spielt  die  Altersbestimmung  von  Mineralien  (und  damit 
Ton  Gesteinen  und  der  ganzen  Erde!)  durch  Feststellung  ihres 
Heliumgehaltes486).  Ohne  auf  dieses  zwar  recht  interessante,  aber 
noch  sehr  hypothetische  Kapitel  näher  eingehen  zu  wollen,  mag 
doch  hier  darauf  hingewiesen  werden,  daß  es  diesbezüglich  von  Interesse 
wäre,  einen  eventuellen  Heliuragehalt  der  sich  iu  den  Eupelagischen 
Sedimenten  bildenden  Phillipsite  festzustellen;  diese  'Bildung  erfolgt 
nach  früher  Gesagtem  allem  Anschein  nach  sehr  langsam  und  über  ein 
kolloidales  Verwitterungsprodukt  vulkanischen  Materiales;  und  möglicher- 
weise ergäbe  eine  solche  Untersuchung  wichtige  Anhaltspunkte  bezüg- 
lich der  Dauer  dieser  Vorgänge.  Das  gleiche  gilt  auch  für  die  Glau- 
konite, welche  sich  ebenfalls  äußerst  langsam  zu  bilden  scheinen.  In  beiden 
Fällen  aber  sollte  im  Interesse  eindeutiger  Resultate  nur  Material  von 
jeweilig  einzelnen  Fundorten  verwendet  werden,  keine  Mischprobe;  die 
betreffenden  Untersuchungsmethoden  sind  ja  so  fein  ausgearbeitet, 
daß  auch  die  geringe  Menge  der  zu  beschaffenden  Phillipsite  keine 
größeren  Schwierigkeiten  machen  dürfte. 

Wenn  in  unseren  bisherigen  Ausführungen  immer  nur  von  Radium 
die  Rede  war,  so  muß  jetzt  hinzugefügt  werden,  daß  es  nach  der  An- 
gabe von  Joly  Werner  gelungen  ist,  auch  die  Muttersubstanz  des 
Radiums,  das  Uranium,  im  Roten  Ton  der  „Challengertt-Station  276 
sicher  nachzuweisen,  und  daß  ferner  durchaus  Ähnliches  wie  für  das 
Radium  auch  für  das  Thorium  gilt.  Da  der  Thoriumgehalt  der  Gesteine 
nach  den  wenigen  bisher  vorliegenden  Bestimmungen  zwar  etwa  tausend- 
mal höher  zu  sein  scheint  als  der  Radiumgehalt,  seine  Aktivität 
andererseits  millionenhaft  geringer  ist,  können  wir  indessen  um  so  mehr 
darauf  verzichten,  hierauf  weiter  einzugehen,  als  dadurch  nichts  sachlich 
Neues  in  die  Diskussion  hineinkommt. 

Zeitungsnachrichten  zufolge  soll  übrigens  auch  der  Schlamm  des 
Chadshibey-Limans  das  Vorhandensein  von  Radium  und  Thorium  ergeben 
haben.  Da  solche  Limanschlamme  vielfach  mit  Erfolg  zu  Packungen 
und  Bädern  gebraucht  werden,  mag  die  therapeutische  Wirkung  der- 
selben wohl  durch  diesen  Gehalt  mit  unterstützt  werden. 

»)  Die  geographische  Verbreitung  der  verschiedenen 
Meeressedimente  in  den  einzelnen  Ozeanen  und  Nebenmeeren 

(Vergl.  die  beigegebene  Karte  und  "•)) 
A.  Der  Atlantische  Ozean  und  seine  Nebenmeere 

I.  Der  Atlantische  Ozean 
Die  neueste  kartographische  Darstellung  der  Verbreitung  der 
Meeressedimente  am  Boden  dieses  Ozeanes  ist  von  J.  Murrat  und 

And  reo,  Geologie  dei  MeereabodeDi.  II. 


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466 


Allgemeine  Betrachtangen  über  die  jungen  Meeressedimente 


E.  Philippi  entworfen  worden  und  im  „Valdi via" -Werke  enthalten.  In» 
Wesentlichen  eine  Kopie  dieser  Karte  ist  auch  die  Darstellung,  welche 
G.  Schott  seiner  „Geographie  des  Atlantischen  Ozeans"  beigegeben 
hat4"7).  Eine  kurze  Zusammenfassung  über  die  Sedimente  des  Nord- 
atlantischen Ozeans  nebst  Karte  gab  auch  Murray  1912  in  dem  mit 
Hjort  zusammen  verfaßten  Werke  über  die  Untersuchungen  des 
„Michael  Sars*.  Aber  diese  Karte  ist  nur  ein  Ausschnitt  aus  der  zu- 
erst genannten,  was  ja  kaum  anders  sein  kann,  da  die  Grundproben 
des  „Michael  SarsM  noch  nicht  eingehender  beschrieben  worden  sind. 
Und  so  stützt  sich  auch  unsere  Karte  für  den  Atlantischen  Ozean  im 
Wesentlichen  auf  jene  Darstellung  von  Murray  und  PHrLiPPi.  Leider 
erlaubte  weder  der  Stand  der  Untersuchungen  noch  der  Maßstab  aller 
dieser  Karten  eine  Auseinanderhaltung  auch  der  litoralen  Sedimente 
(Strand-  und  Schelfablagerungen)  und  der  hemipelagischen  Bildungen;  die- 
selben sind  daher  durch  eine  einzige  Signatur  zusammengefaßt  worden; 
nur  die  Korallenriffe  und  Korallensande  und  -schlicke  wurden  als  in 
vieler  Hinsicht  bedeutungsvolle  Bildungen  besonders  ausgeschieden;  ihr 
Vorkommen  ist  indessen  auf  die  westlichen  Teile  der  Warmwasserregion 
des  Atlantischen  Ozeans  beschränkt. 

Das  Hauptverbreitungsgebiet  der  atlantischen  Korallenriffe  liegt  in 
den  westindischen  Gewässern488),  wo  Korallen  sowohl  die  Festlands- 
küsten wie  auch  die  Küsten  der  Großen  und  Kleinen  Antillen  mit  ihren 
Bauten  umziehen.  Überall  treten  uns  allein  Strand-  und  Barrier-Riffe 
entgegen,  die  eine  felsige  Unterlage  nur  mit  einem  vergleichsweise 
dünnen  Überzug  bedecken,  während  eigentliche  Atolle  fehlen.  Den 
Höhepunkt  ihrer  Entwicklung  erlangen  die  Korallen  auf  den  Kiffen  der 
Bahamas;  aber  auch  die  Süd-  und  Ostküste  der  Halbinsel  Florida  wird 
von  ihnen  umgürtet,  dank  den  warmen  Fluten  des  Golfstromes.  Die 
1800  km  von  den  westindischen  Inseln  entfernt  ini  freien  Ozean  liegen- 
den Riffbildungen  der  Bermudas,  deren  Unterlage  vulkanischer  Ent- 
stehung ist,  verdanken  ihre  Entstehung  ebenfalls  dem  Warmwasser  des 
Golfstroms  und  der  Sargasso-Sec.  Auf  der  südlichen  Halbkugel  bewohnen 
die  Korallen,  deren  artenarme  Riffkolonien  die  Küste  von  Nord-  und 
Ostbrasilien  von  Ceara  bis  nahe  an  Kap  Frio  in  der  P'orm  von  Strand- 
riffen umsäumen,  auch  die  vergleichsweise  wärmsten  Wassergebiete. 
Der  Riffgürtel  ist  hier  schmal  und  verbreitert  sich  nur  nahe  der  Süd- 
greuze,  bei  den  Abrolhos-Bänken.  Etwas  abseits  gelegen,  aber  doch 
immerhin  nur  400  km  vom  südamerikanischen  Kontinentalrand  entfernt, 
treten  noch  Riffe  rings  um  die  hochragende  Insel  Fernando  Noronha 
und  um  die  niedrigen,  kleinen  Rocas-Inselchen,  die  mit  der  ersteren 
einem  gemeinsamen  submarinen  Plateau  aufsitzen,  auf.  Von  den  Ber- 
mudas-Riffen abgesehen,  welche  im  Winter  nur  19—20°  warmes  Wasser 
umspült,  sinkt  die  Wassertemperatur  bei  den  Riffkolonien  der  vorher 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  467 

genannten  Gegendeu  in  der  kalten  Jahreszeit  niemals  unter  22 — 23°. 
Wenn  gewaltige  Strecken  atlantischer  Küsten,  welche  sich  auch  dieser 
thermischen  Eigenschaft  erfreuen,  so  die  südamerikanische  Küste  zwischen 
Trinidad  und  Parä  und  ferner  die  gesamten  westafrikanischen  Gestade4811), 
trotzdem  in  so  auffälliger  Weise  der  Korallcnbauten  bar  sind,  so  haben 
wir  hierin  die  Folge  der  weitgehenden  Verschlammung  und  Ansüßuug  jeuer 
Wassergebiete  durch  die  großen  Festlandsströme  des  Orinoco,  Amazonas, 
Niger.  Gabun,  Kongo  usw.  zu  sehen;  denn  nicht  nur  Wärme,  sondern  auch 
Reinheit  und  hoher  Salzgehalt  des  Meerwassers  sind  Voraussetzung  für 
die  Existenz  von  Korallenriffen.  Im  ganzen  aber  bleiben  die  atlantischen 
Korallen  an  Reichtum  der  Arten  und  Üppigkeit  der  Entwicklung  der  Riffe 
weit  hinter  denen  des  Indischen  und  Stillen  Ozeanes  oder  gar  des  Roten 
Meeres  zurück.  Auf  den  westindischen  Riffen  überwiegen  in  charak- 
teristischer Weise  die  Hornkorallen  oder  Gorgoniden. 

Infolge  der  großen  Ausdehnung  flacherer  Gewässer  im  Bereiche 
des  Nordatlantischen  Ozeanes  schieben  sich  vor  allem  hier  die  chersogeneu 
Bildungen  der  Schelfablageningen  und  hemipelagischen  Sedimente  weit 
in  die  offene  See  vor.  Das  gilt  insbesondere  für  die  Abdachung  jener  sub- 
marinen Untiefen,  welche  Mitteleuropa  mit  Grönland  verbinden  und  in  den 
britischen  Inseln,  den  Eüröern  und  Shetlaud-Inseln,  sowie  in  Island  über 
den  Meeresspiegel  aufragen.  Das  gilt  aber  auch  für  die  Neufundland- 
bänke,  an  deren  Südabhang  solche  Bildungen  in  so  tiefes  Wasser  hiuab- 
reichen,  daß  sie  hier  ohne  Vermittlung  des  Globigerinenschlammes  in 
Roten  Ton  übergehen.  In  relativ  großer  Breite  begleiten  sie  dann  die 
östliche  Küste  der  Vereinigten  Staaten  bis  nach  Florida.  Im  Umkreis 
der  Antilleniuseln  wesentlich  durch  Bildungen  koralligener  Art  ersetzt, 
stellen  sich  chersogeue  Ablagerungen  in  mehr  oder  minder  großer  Breite 
auch  an  der  Küste  von  Südamerika  ein,  wobei  die  großen  Ströme  jedes- 
mal ihr  Material  weit  in  den  Ozean  hinaussenden.  Daß  hierbei  z.  T. 
Kotschlicke  gebildet  werden,  ist  früher  beschrieben  worden.  Große 
Breite  erreichen  die  hemipelagischen  Bildungen  insbesondere  im  Osten 
des  Südzipfels  von  Südamerika.  Im  allgemeinen  äußerst  schmal  ist  da- 
gegen das  von  ihnen  eingenommene  Band  an  der  Westküste  von  Afrika 
und  des  südwestlichsten  Europa.  Daß  aber  auch  hier  die  großen  west- 
afrikanischeu  Ströme,  Kongo  und  Niger,  sieb  bemerkbar  machen,  haben 
wir  mehrfach  betonen  müssen. 

Besonderes  Interesse  erweckt  die  Verbreitung  der,  wie  wir  gesehen 
haben,  an  die  Nähe  der  200  m  -Linie  und  wechselnd  warme  und  kalte  Strö- 
mungen gebundenen  glaukonitischen  Sedimente  mit  ihren  Phosphatknollen. 
Solche  Bildungen  bedecken  beschränkte  Gebiete  längs  der  Ostküste  der  Ver- 
einigten Staaten  im  Übergang  zum  Globigerinenschlamm,  in  der  Nachbar- 
schaft des  Wyville  Thomson-Rückens,  längs  der  Westküste  der  iberischen 
Halbinsel  und  auf  der  vor  der  Südspitze  Afrikas  gelegenen  Agulhas-Bank. 

30* 


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468  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 

Die  bedeutendsten  Flächen  des  Ozeanes  nimmt  Globigerinenschlamm 
ein.  Entsprechend  dem  wechselvollen  Relief  des  Nordatlantischen  Ozeans 
greift  er  mit  den  größeren  Tiefen  lobenförmig  in  die  Gebiete  der  hemi- 
pelagischen  Ablagerungen  hinein.  Bezeichnend  ist  ferner,  daß  er  nörd- 
lich des  Äquators  bis  zu  Tiefen  von  unterhalb  6000  m  gefunden  wird. 
In  eng  begrenzten  Bezirken,  insbesondere  im  Umkreis  von  Inseln  und 
auf  submarinen  Schwellen,  finden  sich  in  geringeren  Tiefen  der  eigene 
liehen  Tiefsee  diejenigen  faziellen  Abarten  des  Globigerinenschlammes, 
welche  wir  als  Pteropodenschlamm  bezeichnet  haben;  insbesondere  in 
der  Nachbarschaft  der  Azoren,  Kanaren  und  Kapverden,  sowie  der 
Bermudas  und  im  Gebiete  der  Antillen-Inseln,  vor  allem  aber  auch  auf  dem 
Rücken  der  südatlantischen  Schwelle  südlich  von  Ascension  und  auf  dem 
von  diesem  nach  Afrika  abzweigenden  Rücken,  dem  Walfisch-Rücken, 
sowie  endlich  auf  dem  Rio  Grande-Rücken,  welcher,  dem  letzteren  ent- 
spricht, aber  im  Westen  gelegen  ist,  doch  nach  Schott  nicht 
geschlossen  bis  zur  mittelatlantischen  Schwelle  reichen  kann.  Wenn 
Pteropodenschlamm  im  Gebiete  der  Bermudas  auch  nur  hauptsächlich 
im  Osten  dieser  Inselgruppe  gelotet  worden  ist,  so  scheint  er  sich  doch  — 
wie  das  auch  auf  unserer  Karte  dargestellt  wurde  —  in  Tiefen  zwischen 
ca.  1500  und  2500  m  in  einem  geschlossenen  Bande  um  den  submarinen 
Sockel  dieses  Vulkanbaues  herumzuziehen,  um  unterhalb  der  letzt- 
genannten Tiefe  echtem  Globigerinenschlamm  Plate  zu  machen,  der 
seinerseits  zwischen  ca.  5000  und  5500  m  in  Roten  Ton  übergeht. 

Dieses  Sediment  findet  sich  im  Atlantischen  Ozean  in  einzelnen 
größeren  Flachen  innerhalb  der  in  der  Hauptsache  von  kalkreichen 
Eupelagischen  Ablagerungen  eingenommenen  atlantischen  Tiefsee,  und 
zwar  nimmt  er  die  größeren  Tiefen  des  nordamerikanischen  Beckens, 
der  Kapverdeschen  oder  Westafrikanischen  Mulde,  des  Brasilianischen 
Beckens,  des  Argentinischen  Beckens  und  der  Kapmulde  ein.  Auffallender- 
weise fehlt  der  Rote  Ton  nach  den  bisherigen  Untersuchungen  den 
Tiefen  nördlich  des  Walfisch-Rückens,  obwohl  dieselben  an  sich  nicht 
geringer  sind  als  im  Brasilianischen  Becken.  Die  Ursache  hierfür  liegt 
offenbar  in  dem  besseren  Abschluß,  welchen  der  Walfischrücken  nördlich 
vor  die  kalten  Tiefengewässer  der  Kapmulde  legt,  während  der  Rio 
Grande-Rücken  eine  tiefere  Lücke  zwischen  sich  und  der  mittelatlan- 
tischeu  Schwelle  läßt,  durch  welche  die  kalten  Tiefenwässer  ungehin- 
derter aus  dem  Argentinischen  in  das  Brasilianische  Becken  eintreten 
können. 

In  der  antarktischen  Randzone  des  Ozeans  finden  wir  angrenzend 
an  das  Gebiet  des  Globigerinenschlammes  zunächst  ein  Band  von  Dia- 
tomeenschlamm, welches  im  Westen  im  Meridian  des  Kap  Horn  etwa 
um  60°  S.-Breite,  etwas  südlich  der  mittleren  Lage  des  Treibeises,  sich 
einstellt  und  sich  nach  Osten  zu  über  die  Bouvet-Insel  hinaus  mehr  und 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeresgedimeut*  469 

mehr  verbreiternd  in  den  Indischen  Ozean  hinüberzieht.  Die  relative 
Schmalheit  dieses  Bandes  zwischen  dem  Südzipfel  Südamerikas  und  dem 
antarktischen  Grahamland  ist  wohl  zweifellos  eine  Folge  der  Schmalheit 
und  relativ  geringeren  Tiefe  dieses  Durchlasses  überhaupt,  während  die 
nach  dem  Indischen  Ozean  hin  zunehmende  Breite,  welche  in  der  Haupt- 
sache auf  Kosten  des  Globigerinenschlammes  nach  Norden  zu  gewonnen 
wird,  —  so  daß  im  Meridian  von  Kap  Agulhas,  20°  0.,  noch  auf  45°  S. 
Diatomeenschlamm  gefunden  wird  — ,  wohl  auch  darin  mit  begründet 
liegt,  daß  der  Atlantische  Ozean  dem  Kieselplankton  weniger  hold  ist 
als  die  beiden  anderen  Weltmeere.  Die  Grenze  dieser  Diatomeenschlamme 
gegen  die  südlich  sich  anschließenden  glazialmarinen  Sedimente,  welche 
wir  als  eine  Abart  des  hemipelagischen  Blauschlicks  kenueu  lernten, 
fällt  z.  T.  etwa  mit  dem  60.  Breitengrad  S.  zusammen,  z.  T.  bleibt  sie 
auch  südlich  desselben.  Daß  größere  Inseln,  wie  Südgeorgien,  oder 
Inselgruppen,  wie  die  Sandwich-Gruppe,  die  Sedimente  der  Umgebung 
so  beeinflussen,  daß  sie  hemipelagischen  Charakter  annehmen,  bedarf 
keiner  weiteren  Erläuterung.  Eine  kartographische  Darstellung  der 
Sedimentverbreitung  in  diesem  antarktischen  Anteil  des  Atlantischen 
Ozeans  gab  in  größerem  Maßstabe  .1.  H.  H.  Pihie.  Die  geringen  Ab- 
weichungen seiner  1905  erschienenen  Karte  von  der  Karte  von  Mukray 
und  Philippi  aus  dem  Jahre  1908  sind  durchaus  ohne  Belang. 

II.  Die  Nebenmeere  des  Atlantischen  Ozeans 

Es  ist  schon  in  früheren  Abschnitten  mehrfach  von  der  Eigenart 
der  Sedimentation  in  den  antarktischen  Randzonen  der  Ozeane  die  Rede 
gewesen  und  auch  ausgesprochen  worden,  daß  wenig  Vergleichspunkte 
mit  entsprechenden  arktischen  Gebieten  vorhanden  seien.  Den  Über- 
gang vom  eigentlichen  Atlantischen  Ozean  zum  Arktischen  Mittelmeer 
oder  Nördlichen  Eismeer,  welches  hier  vor  allem  in  Frage  kommt,  ver- 
mittelt das  Europäische  oder  Norwegische  Nordmeer,  mit  dessen  Be- 
sprechung wir  daher  beginnen  wollen. 

1.  Das  EnropKlsche  oder  Norwegische  Xordmeer 

Die  Eigenart  der  Sedimente  dieser  Meeresteile  haben  wir  bereits 
früher  nach  den  Angaben  von  Schmelck  und  Böggild  kennen  gelernt. 
Die  zentralen  Teile  dieses  Beckens  nimmt  ein  Sediment  ein,  welches 
offenbar  eiue  nördliche  Fazies  des  Globigerinenschlammes  darstellt 
(Biloculina-Schlick  Schmelcks).  Dagegen  liegt  ein  Vergleich  des  dur- 
unterliegenden „Grauen  Tones"  mit  den  glazialmarinen  Sedimenten  der 
Antarktis  nahe.  Dieser  „graue  Ton"  enthält  häufig  gröbere  Geschiebe, 
doch  stammt  dieses  Material  anscheiuend  nur  zum  kleineren  Teile  von 
den  kleinen  Eisbergen,  welche  Spitzbergen  und  die  benachbarten  Inseln 
hervorzubringen  vermögen;  das  meiste  dürfte  von  Eisschollen  herbei- 


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470  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 

getragen  worden  sein,  die  sich  in  der  Küstenregion  bildeten.  Das 
gröbere  Material,  welches  der  „Ingolf",  der  die  Meeresgebiete  zwischen 
den  Färöern,  Island  und  Norwegen  untersuchte,  in  dem  in  Küstennahe 
gebildeten  grauen  Ton  nördlich  von  63°  N.  fand,  leitet  sich  fast  aus- 
nahmslos von  Inseln  und  submarinen  Rücken  ab,  und  gerade  in  den 
Meeresteilen,  welche  von  Eisbergen  besucht  werden,  sind  die  Sedimente 
auffallend  feinkörnig.  Offenbar  liegt  daher  in  dem  grauen  Ton  des 
Nordmeeres  nur  ein  Blauschlick  mit  gewissen  glazialen  Zügen  vor. 

Sedimente  aus  einem  beschränkteren  Gebiete  östlich  von  Grönland 
(und  von  hier  auch  vereinzelte  bis  nach  Spitzbergen  hin)  zwischen  75 
und  80°  N.  Br.  aus  Aufsammlungen  des  Herzogs  VON  Orleans  auf  der 
„Belgien"  im  Jahre  1905  hat  ebenfalls  0.  B.  Böggild490)  beschrieben.  Sie 
stammen  großenteils  aus  Tiefen  von  einigen  100  Metern  und  werden 
dem  Blauschlick  zugerechnet,  obwohl  sie,  wie  bei  der  Nähe  der  vereisteu 
Gebiete  Grönlands  nicht  anders  zu  erwarten  ist,  zahlreiche  Gesteins- 
fragmente mehr  oder  minder  großer  Dimensionen  enthalten.  Nach  der 
mechanischen  Analyse  sind  es  sandige  Tone  und  tonige  Sande,  und  der 
Prozentgehalt  an  den  einzelnen  Korngrößen  unterscheidet  diese  Boden- 
arten doch  erheblich  von  den  „glazialmarinen  Sedimenten"  des  antark- 
tischen Ozeaus.  Daß  der  Eistransport  in  diesen  Meeresregionen  im  übrigen 
eine  geringere  Bedeutung  besitzen  muß,  als  in  den  westgröuländischen  Ge- 
wässern, ist  schon  früher  ausgeführt  worden.  Das  scheinen  auch  die  Proben 
aus  der  Umgebung  von  Spitzbergen  zu  bestätigen,  dessen  relativ  kleine 
Eiskälber  die  mitgeschleppten  Gesteine  wohl  recht  bald  fallen  lassen. 
Organismenreste  waren  in  diesen  Proben  sehr  selten.  Wenige  Coccolithen 
und  seltene  Reste  von  Bryozoen,  Muscheln  und  Seeigeln  repräsentieren 
die  Kalklieferanten.  Proben  aus  tieferem  Wasser  enthielten  eine  kleine 
Menge  von  Spongieuuadeln:  von  Radiolarien  wurde  nur  ein  einziges  Mal 
ein  Individuum  beobachtet,  Diatomeenschaleu  fehlten  auffälligerweise  ganz! 

Übrigens  hält  Böggild  die  schon  von  Edv.  Bat  geäußerte  Ansicht 
für  mögUcherweise  richtig,  daß  der  Ostküste  von  Grönland  in  eiuiger 
Entfernung  eine  submarine  Moräne  entlang  zieht,  die  dann  als  End-  oder 
Randmoräue  des  grönländischen  Inlandeises  während  der  Diluvialzeit 
aufzufassen  wäre. 

Schließlich  wäre  noch  zu  erwähnen,  daß  der  genannten  Arbeit  von 
Böggild  auch  eine  Sedimentkarte  des  gesamten  Nordmeeres  beigegeben 
ist,  auf  welcher  die  litoralen  Sedimente  unserer  Klassifikation  («Sediments 
des  eaux  peu  profondes"),  Blauschlicke,  vulkanische  Schlicke  und 
Globigerinenschlamm  auseinandergehalten  werden.  Als  Vulkauschlicke 
zu  bezeichnende  Sodimcnte  finden  sich  in  größter  Verbreitung  um 
Island,  dann  um  die  Färöer  und  Jan  Mayen,  ferner  vor  der  Island 
vis  ä  vis  gelegenen  südostgrönländischen  Basaltzone,  im  Süden  des 
Scoresby-Sundes.    Echter  Globigerinenschlamm  mit  noch  30°/o  CaCOa 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  MeeresBediiiiente 


471 


reicht  in  den  tiefsten  Teilen  des  Nordmeeres  nur  bis  etwa  73°  N.  Br.. 
Der  grünliche,  durch  die  agglutinierende  Foraminifere  Rhabdammina 
abyssorura  gekennzeichnete  Rhabdammina-Ton  Schmelcks  ist,  was  man 
billigen  wird,  zum  Blauschlick  gezogen. 

2.  Das  Arktische  Mittelmeer  oder  Nördlirbe  Eismeer  nebst  einigen  kleineren 

arktiMchen  Meerespebieten 

Nansen  lotete  auf  seiner  berühmt  gewordenen  Reise  auf  dem 
„Fram"  in  dieses  Mittelmeer,  das  wir  mit  Kkümmel,  Schott  und 
anderen  nur  als  eine  Fortsetzung  des  „Atlantischen  Tales*  auffassen, 
auf  16  Stationen  Gruudproben,  von  denen  die  meisten  vom  nordasiatischen 
Koutinentalplateau  stammen,  während  4  dem  zirkumpolarcn  Tiefseeboden 
angehören.  Wenn  die  ersteren  auch  als  saudige  und  kiesige  Schelf- 
ablageruugen  bezeichnet  werden  dürfen,  während  die  letzteren  von 
Böggild491),  welcher  die  genauere  Untersuchung  vornahm,  als  „grauer 
Tiefseeton"  klassifiziert  werden,  —  womit  dieser  Autor,  wie  aus  seiner 
Darstellung  hervorgeht,  Blauschlick  raeint  — ,  so  sind  doch  abgesehen 
von  der  Korngröße  der  minerogenen  Komponente  die  Unterschiede 
zwischen  den  einzelneu  Grundproben  gering.  Im  allgemeinen  waren 
die  Grundproben  des  „Fram",  denen  biogene  Komponenten  nur  ganz 
untergeordnet  beigemengt  waren,  sehr  feinkörnig;  gröbere  Steine  fanden 
sich  überhaupt  nicht,  in  sämtlichen  Sedimenten  des  zentralen  Tiefen- 
beckens und  in  manchen  des  sibirischen  Behelfes  fehlten  Elemente  über 
1  mm  Durchmesser,  vielfach  sogar  noch  solche  über  0,5  rnm  Korngröße. 
Der  feinste  Schlamm  bestand  vorwiegend  aus  Tonsubstanz,  nicht  aus 
winzigen  Mineralsplittern,  welche  auf  verfrachtete  Gletschermilch  deuten 
könnten.  In  den  küstenfernen  Teilen  der  nordpolaren  Tiefsee  geht  die 
Sedimentation  augenscheinlich  sehr  langsam  vorsieh;  denn  an  einzelnen 
Stellen  fanden  sich  Eisenkonkretionen,  welche  an  die  Manganknollen 
des  Roten  Tiefseetones  erinnern.  Unter  der  biogenen  Komponente,  die 
Überall  sehr  geringfügig  war,  waren  auffallenderweise  kieselige  Reste 
(Diatomeen)  "überhaupt  nicht  vorhanden;  auch  kalkige  fehlten  häufig. 
In  keinem  Falle  erreichte  der  Kalkgehalt  5°/o.  Am  häufigsten  traten 
noch  Foraminiferen,  insbesondere  Globigerina  „bulloides"  und  paehyderma, 
auf,  welch*  letztere  wir  auch  als  antarktische  Glazialform  kennen  gelernt 
haben.  Daneben  fanden  sich  aber  auch  eine  Reihe  benthonischer  Formen. 
Coccolithen  konnten  nur  in  einer  Gruudprobe  als  große  Seltenheit  nach- 
gewiesen werden.  Nach  alledem  können  die  Ablagerungen,  welche  der 
„Fram"  im  zentralen  Becken  des  arktischen  Mittelmeeres  antraf,  nicht 
als  Blauschlick  schlechthin  aufgefaßt  werden:  dazu  ist  ihr  Kalkgehalt 
zu  gering,  auch  die  Abwesenheit  kieseliger  Organismenreste  sehr  auf- 
fallend. Anderseits  haben  aber  diese  Sedimente  auch  mit  antarktischem 
Glazialschlamm  nur  sehr  wenig  gemeinsam.    Die  völlige  Abwesenheit 


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47l> 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressodimente 


grober  Geschiebe  im  arktischen  Tiefenbecken  beweist,  daß  seit  längerer 
geologischer  Zeit  keine  Trift  von  Eisbergen  über  dieses  hinwegzog  und 
die  Erfüllung  mit  Meerwasser-  und  Packeis  schon  seit  ungezählten  Jahr- 
tausenden besteht.  Ähnliches  ergibt  sich  aus  der  Feinkörnigkeit  der 
meisten  Proben,  deren  •  minerogene  Komponente  fein  verteilte  Fluß- 
trübe darstellen  dürfte,  welche  von  den  großen  sibirischen  Strömen  in 
das  nördliche  Eismeer  getragen  wurde.  Es  könnte  übrigens  naheliegen, 
die  nur  50 — 100  m  erreichende  Tiefe  des  nordsibirischen  Schelfes  auf 
Anhäufung  solcher  Flußtrllbe  zurückzuführen,  doch  steht  dem  die  er- 
hebliche Breite  dieses  Schelfes  von  durchschnittlich  400—500  km  ent- 
gegen. Die  Sedimente  des  zentralen,  von  Nansen  durchtrifteten  Nordpolar- 
beckens möchten  wir  aber  doch  mit  Philippi  als  eine  Abart  des  Blau- 
schlicks auffassen,  bei  deren  Bildung  zwar  Gletschereis  —  trotz  der  Poloähe 
—  keine  bedeutende  Rolle  spielte,  während  der  f^influß  des  Treibeises 
sich  darin  äußerte,  daß  durch  die  mehr  oder  minder  zusammenhängende 
Eisdecke  die  plauktonische  Flora  und  Fauna  ungünstig  beeinflußt  wurde. 
Daß  dieser  ungünstige  Einfluß  im  benachbarten  norwegischen  Nordmeer 
sich  auch  in  vergangener  Zeit  viel  weniger  bemerkbar  gemacht  hat  als  im 
Nordpolarbecken,  geht  daraus  hervor,  daß  dem  dortselbst  als  Unter- 
schicht auftretenden  grauen  Ton  nach  Bögchld  Schwamranadeln  und 
fast  überall  auch  Radiolarien-  und  Diatomeenreste  beigemengt  sind. 

Die  Verschiedenheit  der  arktischen  und  antarktischen  Sedimente 
erklärt  sich  aber  unschwer  aus  der  sehr  ungleichen  Vereisung  der 
Kontinentalmassen  und  der  damit  zusammenhängenden  Verbreitung  und 
Häufigkeit  der  Eisborge.  Im  Südpolargebiete  ist  ein  großer  Teil  des 
antarktischen  Kontinentes  von  Inlandeis  bedeckt,  dessen  abgestoßene 
Außenteile,  die  Eisberge,  ungeheure  Masseu  von  Gesteinsmaterial  jeder 
Größe  in  den  Ozean  hinaustragen.  Nordamerika  und  Nordasien  dagegen 
sind  unvereist,  und  auch  die  vereisteu  Inseln  des  Nordpolargebietes 
sind  nur  auf  räumlich  beschränkten  Strecken  imstande,  Eisberge  hervor- 
zubringen. Dagegen  münden  an  den  Küsten  der  Nordkontinente  mäch- 
tige Ströme  ins  nördliche  Eismeer,  welche  zwar  viel,  aber  nur  feinstes 
Material  dem  Meeresboden  zum  Aufbau  der  Sedimente  liefern.  — 

An  dieser  Stelle  mag  —  der  Vollständigkeit  halber  —  noch  auf 
einige  Lokaluntersuchungen  hingewiesen  sein,  welche  einerseits  früher 
Ausgeführtes  z.  T.  bestätigen,  anderseits  aber  auch  die  außerordentliche 
Mannigfaltigkeit  der  Sedimente  dieser  vom  Eis  in  der  verschiedensten 
Form  beeinflußten  Meeresteile  der  Arktis  dartun. 

Der  Herzog  von  Orleans  erhielt  auf  seiner  zweiten  Polarfahrt 
an  Bord  der  „Belgica"  in  den  Küstengewässern  von  Nowaja  Semlja, 
und  zwar  in  der  Karasee,  der  Karischen  Pforte  und  der  nordöstlichen 
Baren ts-See  19  Grundproben  aus  Tiefen  zwischen  90  und  340  m.  Diese 
Grundproben  sind  durch  J.  Thoület4*")  in  der  diesem  Forscher  eigenen, 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Heeressedimente  473 

früher  gekennzeichneten  Weise  untersucht  worden.  Leider  fehlen  voll- 
ständige chemische  Analysen  völlig,  was  sehr  zu  bedauern  ist,  da  die 
Proben  immerhin  manche  Eigenheiten  erkennen  lassen.  Die  bräunliche 
Farbe  des  Schlicks  deutet  der  Autor  auf  langsame  Sedimentation  und 
längere  Dauer  der  oxydierenden  Wirkung  des  Meerwassers,  bläuliche 
Farbe  aber  auf  schnelleren  Absatz  und  Fehlen  dieser  Oxydationswirkung 
auf  die  Eisenverbindungen,  von  denen  ja  vorwiegend  die  Färbung  der 
Sedimente  abhängt.  Die  Ursachen  dieser  Differenz  in  der  Schnelligkeit 
des  Absatzes  werden,  in  Anlehnung  an  die  besprochenen  Ausführungen 
von  Nansen,  in  Veränderungen  der  Tiefe,  bezw.  Hebungen  und  Senkungen 
der  Küsten,  welche  die  fluviatile  Zufuhr,  und  in  klimatischen  Änderungen, 
welche  die  Vereisung  beeinflußten,  gesehen.  Die  spezielle  Beschreibung 
der  Grundproben  enthält  jedoch  nichts,  was  diesen  weitgehenden  Schluß 
gerechtfertigt  erscheinen  lassen  könnte;  und  die  Überlagerung  einer 
braunen  Schicht  über  einer  grauen,  welche  zweimal  in  der  Liste  der 
Lotungen  angegeben  wird,  kann  nicht  ohne  Weiteres  mit  jeuer  von 
Schmelck  und  Nansen  für  die  tiefe  Mulde  des  Europäischen  Nord- 
meeres festgestellten  häufigen  Schichtung  identifiziert  werden.  Dazu 
sind  Tiefe  und  Kalkgehalt  zu  gering,  und  auch  das  Verhältnis  der  Korn- 
größen spricht  in  einem  Falle  dagegen.  Die  Erscheinung  könnte  viel- 
mehr die  gleiche  Ursache  haben,  wie  die  Braunfärbung  der  oberen, 
leicht  beweglichen  Lagen  vieler  typischer  Blauschlicke,  deren  blaue 
Farbe  sekundär  ist  und  auf  Reduktion  der  Eisenverbinduugen  durch 
fortschreitende  Verwesung  organischer  Substanz  in  den  tieferen,  dem 
direkten  Einfluß  des  Meerwassers  entzogenen  Lagen  zurückgeht.  Wenn 
das  richtig  ist,  würde  überhaupt  nicht  eigentliche  Schichtung  vorliegen. 
Der  Kalkgehalt  der  Proben  war,  wie  das  für  Ablagerungen  polarer 
Meere  mit  ihrem  sauerstoffhaltigen  Wasser  charakteristisch  ist,  durchweg 
niedrig  (bis  7,5 °/o  im  Maximum,  in  zwei  Fällen  überhaupt  =  0).  Die  Beteili- 
gung biogener  Komponenten  war  im  allgemeinen  sehr  minimal  und  be- 
schränkte sich  auf  seltene  Diatomeen,  Schwammnadeln  und  (benthonische) 
Foraminiferen.  Sieht  mau  von  den  in  polaren  Gegenden  nicht  auf- 
fallenden, gröberen  Kiesbestandteilen  und  Gesteinsbrocken  ab,  so  fällt 
bei  den  von  Thoület  ausgeführten  Analysen  das  Überwiegen  der 
schlammigen  Bestandteile  über  die  sandigen  auf,  deren  Verhältnis  sich 
zwischen  etwa  99  :  1  und  83:  17  bewegt.  Wichtig  ist,  daß  die  schlam- 
migen Bestandteile  vorwiegend  feinstes  Mineralmehl  darstellen  und  nicht 
Ton  im  chemisch-mineralogischen  Sinne,  so  daß  diese  Proben  —  im  Gegen- 
satz zu  denjenigen  aus  dem  offenen  Polarmeer  —  eine  gewisse  Ähnlichkeit 
mit  den  „glazialmarinen  Sedimenten"  der  Antarktis  bekunden.  —  Von 
Interesse  ist,  daß  die  in  ihrer  Zusammensetzung  zweifellos  durch  stärkere 
Strömungen  beeinflußten  Sedimente  der  Karischen  Pforte  einerseits 
reicher  an  sandigen  und  kiesigen  Bestandteilen,  die  hier  bis  80%  aus- 


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474 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


machen,  anderseits  aber  auch  reicher  an  Organismenresten  sind  (ben- 
thonische  Foraminiferen,  Möscheln  (Ast arte),  Cephalopodenschnäbel),  was 
auf  bessere  Lebensbedingungen  infolge  ständiger  Erneuerung  des  Wassers 
dortselbst  zurückzuführen  sein  dürfte. 

Anhaltspunkte  für  Strömungen  aus  der  Karischen  Pforte  und  aus 
der  Richtung  zwischen  Franz-.! osepbslaud  und  Nowaja  Semlja  in  das 
Barents-Meer  hat  auch  A.  L.  W.  E.  vax  der  Veen  *94)  bei  seiner  Unter- 
suchung von  61  vom  „Willem  Barents"  bereits  im  Jahre  1881  zwischen 
Nordeuropa,  Spitzbergen  und  Nowaja  Semlja  geloteten  Proben  gewonnen. 
Sie  ergeben  sich  insbesondere  aus  der  Verbreitung  der  Hornblende  in  den 
Grundproben.  Daß  anderseits  die  vor  der  Xordkttste  von  Norwegen 
stellenweise  reichlich  angetroffenen  Spongiennadehi  vom  Golfstrom  her- 
transportiert worden  sein  sollen,  mag  ebenfalls,  wenn  auch  als  fraglich, 
erwähnt  werden.  Im  übrigen  mußte  es  dieser  nur  recht  einseitig  (mit 
Hilfe  schwerer  Lösungen)  ausgeführten  Untersuchung  versagt  bleiben, 
wichtigere  allgemeine  Resultate  zu  erzieleu. 

Einiges  kann  schließlich  auch  noch  über  die  Bodenbeschaffenheit 
der  Baffin-Bai  und  der  Davis-Straße  gesagt  werden.  Schon  I».  C.  Sütheh- 
land  hat  sich  in  seiner  bereits  zitierten  Arbeit  von  1853  auch  mit 
diesen  Dingen  beschäftigt.  In  jenen  Meeresteilen  liegt  vielfach  der 
Felsboden  ohne  jegliche  Sedimentbedeckung  frei  da,  eine  Folge  der  ab- 
schürfenden und  abschleifenden  Wirkungen  der  treibenden  Eisberge  und 
Packeismassen.  Nur  die  Depressionen  zwischen  den  anstehenden  Fels- 
buckeln sind  dann  vielfach  mit  Sediment  gefüllt,  das  hier  wohl  überall 
in  Form  gröberer  Gesteinsbrocken  und  Schottermassen  die  Folgen  des 
Eistransportes  erkeunen  läßt.  Aus  45—65  m  Tiefe  bei  den  „Hunde- 
Islands,  South-East-Bay"  unter  68°  N.  Br.  erwähnt  Sutherland  lockere, 
weiche,  schwarzgefärbte  organische  Ablagerungen,  die  er  als  Zersetzungs- 
produkte von  Tangen  deutet,  welche,  nachdem  sie  durch  die  Scheuer- 
wirkung des  Eises  von  ihrem  Standort  entfernt  wurden,  sich  in  Ver- 
tiefungen anhäufen.  Gewisse  Bänke,  wie  z.  B.  die  der  Meeresoberfläche 
bis  auf  27,5  m  nahekommende  Reefkoll-  oder  Riscoll-Bank,  zwischen  67 
und  68"  X.  Br.  vor  der  W-Küste  Grönlands  gelegen,  bestehen  an- 
scheinend ganz  aus  durch  Eis  transportiertem  Schutt. 

Recht  interessante,  vergleichende  Untersuchungen  über  die  Eis- 
sedimente  Westgrönlands  und  der  vorliegenden  Meeresteile  verdanken  wir 
E.  von  DRYGALSKim).  Am  meisten  beteiligt  ist  natürlich  das  Inlandeis 
an  der  Schaffung  dieser  Ablagerungen.  „Denn  wir  finden  den  Kryokonit 
auf  seiner  Oberfläche  verteilt;  an  den  Rändern  und  an  dem  Boden 
sammeln  und  stauen  sich  die  Moränen,  in  den  untersten  Lagen  werden 
die  fremden  Beimengungen  zu  Schichten  geordnet,  uud  in  den  Spalten 
wird  der  au  den  Wänden  herabgespülte  Staub  in  Schmutzbändern  ein- 
geschlossen.   Bei  den  vielfachen  Beziehungen,  in  welchen  das  Inlandeis 


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Geographische  Verbreitaug  der  verschiedenen  Meeressedimente  475 

zum  Lande  steht,  muß  es  sich  auf  verschiedene  Weise  mit  dessen  Ver- 
witterungsprodukten beladen   Alle  werden  dann  bei  der  Zer- 
trümmerung des  Inlandeises  iu  den  Eisbergen  eingeschlossen  in  das 
Meer  hinausgeführt  und  sinken  zu  Grunde,  wenn  die  letzteren  schmelzen. ~ 

„Auch  die  anderen  Eisarteu  haben  ihre  Sedimente.  So  sammeln 
sich  auf  dem  Eise  der  Fjorde  längs  den  steilen  Felswänden  im  Laufe 
des  Winters  Verwitterungsblöcke,  welche  an  den  Höhen  abbrechen  und 
herunterfallen;  an  der  Südseite  am  Stor  0  und  an  der  Westseite  des 
Karajak-Nuuatak  war  tune  größere  Anzahl  davon  zu  sehen.  Ein  Teil 
derselben  schmilzt  im  Frühjahr  durch  die  Eisdecke  hindurch  und  sinkt 
somit  in  der  Nähe  des  Herkunftsortes  zu  Boden,"  wie  von  Drygalski 
dieses  „in  einigen  Fällen  auf  dem  Eise  des  Kleinen  Karajak-Fjordes  sah. 
Ein  anderer  Teil  treibt  aber  mit  den  Schollen  iu  das  Meer  hinaus,  um 
später  niederzufallen.  Das  gleiche  gilt  von  den  Staubmengen,  die  sich 
auf  dem  Fjordeis  im  Laufe  des  Winters  sammeln,  und  von  den  Bach- 
sedimenten, welche  darauf  abgelagert  werden,  wenn  die  Bäche  früher 
aufgehen,  als  das  Fjordeis,  wie  es  am  Karajak-Nunatak  der  Fall  war.u 

Auch  das  Festmaterial  der  Bäche,  welche  unter  dem  Inlandeis 
und  neben  seinen  Rändern  strömen  und  die  feinen  Bestandteile  des 
im  Eise  selbst  verteilten  Schutts  ausschlämmen,  gelangt  bis  ins  Meer 
hinaus;  denn  in  der  Umgebung  der  Bachmündungen  ist  das  Fjordwasser 
häufig  durch  „Gletschermilch"  stark  milchig  getrübt  —  und  weiter 
draußen  noch  von  grünlicher  Farbe,  im  starken  Gegensatz  zu  dem  Blau 
der  offenen  See  — ,  wie  das  von  Drygalski  z.  B.  bei  den  Bächen  der 
Nugsuak-Halbinsel,  A.  de  Quervain  aber  im  Quervains-Hafeu  bei 
Jakobshavn  feststellen  konnte.  „Das  Bacheis  selbst  aber  bringt"  —  wie 
von  Drygalski  beobachtete  —  „die  in  ihm  eingeschlossenen  Bestand- 
teile kaum  in  weitere  Ferne,  da  es  zum  größten  Teil  in  den  Bächen 
selbst  wieder  vergeht  und  nicht  in  kräftigem  Eisgang  in  das  Meer 
hinaustreibt,  Nur  dort,  wo  es  bis  auf  das  Fjordeis  hinausgewachsen 
war  und  dessen  Stärke  erhöht  hatte,  kann  es  vielleicht  nach  dessen 
Zertrümmerung  im  Meer  davontreiben  und  so  die  Bachsedimente  auch 

auf  diese  Weise  weiter  verfrachten   Naturgemäß  ist  zwischen 

den  verschiedenen  Eissedimenten,  die  soeben  erwähnt  sind,  nicht  scharf 
zu  unterscheiden;  denn  das  verschiedenartige  Material,  welches  sich 
noch  im  Inlandeise  befindet,  ist  dasselbe  wie  jenes,  welches  die  Bäche 
ausschlämmen,  und  wie  das,  welches  mit  den  Eisbergen  davontreibt  und 
weit  von  seinem  Herkunftsorte  eutfernt  zum  Grunde  des  Meeres  hinab- 
sinkt. Indessen  haben  sich  doch  einzelne  Unterschiede  herausgestellt, 
welche  auf  dem  Grade  der  Sichtung  beruhen,  die  das  Material  mit  der 
Zeit  erfuhr.14  Auf  die  groben  Bestandteile  der  eigentlichen  Moränen 
braucht  natürlich  ebensowenig  eingegangen  zu  werdeu,  wie  auf  die 
Blöcke,  welche  von  den  Felswänden  auf  das  Fjordeis  herabfallen:  sie 


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476  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Heeressedimente 

• 

unterscheiden  sich  von  den  Moränenblöcken  durch  ihre  scharfkantigen 
Formen,  welche  dem  Material  von  Schutthalden  immer  eigentümlich 
sind.  Dagegen  soll  das  feinere  Material  verschiedener  Proben  mit- 
einander verglichen  werden.  Die  Proben  sind  teils  von  E.  Vanhöffen, 
dem  Begleiter  VON  Drygalskis  auf  seiner  Grönland -Expedition  von 
1891 — 93,  teils  von  diesem  letzteren  selbst  gesammelt  worden  und  im 
Laboratorium  für  Bodenkunde  der  Kgl.  Geologischen  Landesanstalt  zu 
Berlin  untersucht. 

Die  untersuchten  Proben  waren  Folgende: 

1.  Kryokonit  vom  Inlandeis  in  geringem  Abstand  vom  Lande  im 
Karajak-Gebiet  und  in  der  Nähe  des  Sermilik-Eisstroms. 

2.  Feine  Zwischenlagen  der  Randmoräne  des  Inlandeises  an  der 
Stirne  der  Alangorsuak-  Halbinsel  neben  dem  Absturz  des  Sermilik- 
Eisstroms. 

3.  Grundmoräne  aus  den  untersten  Eislagen  derZunge  desSermiarsut- 
Gletschers. 

4.  Sediment  des  rechten  Randbaches  des  westlichen  Itivdliarsuk- 
Eisstromes  kurz  vor  dessen  Mündung  in  den  Fjord. 

5.  Grünlicher  Schlick  aus  dem  Kleinen  Karajak-Fjord,  in  einer 
Entfernung  von  etwa  10  km  vom  Ende  des  Kleinen  Karajak-Eisstroms 
aus  einer  Tiefe  von  250  m  mit  der  Grundzange  heraufgeholt. 

6.  Bodenprobe  aus  der  Baffin-Bai,  im  Angesicht  der  Landzunge 
von  Godhavn  auf  Disko  aus  einer  Tiefe  von  300  m  mit  der  Grundzange 
heraufgeholt. 

Die  mechanische  Analyse  dieser  Proben  ergab  Folgendes: 


1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

Kryokonit 

Rand-  Grund- 
morane  moränedes 
des     1  Sermiar- 
Sermilik-  sut- 
Eisetroms  Gletschers 

Sediment 
eines 

Inlandeis- 
Rand- 
baches 

Boden- 
probe aus 

dem 
Kleinen 
Karajak- 
Fjord 

• 

Boden- 
probe aus 

der 
Baffin-Bai 

Grand 
(Korngröße  über 
2  mm) 

0,0 

52,2 

63,7 

0,6 

0,3 

7,1 

Sand 



<  



(Korngröße  zwischen 
0,05  und  2  um) 

5,1 

33,0 

25,8 

77,6 

7,7 

17,6 

Tonhaltige  Teile 
(Korngrüße  etwa 
0,05  mm) 

94,8 

14,9 

10,5 

22,0 

92,0 

75,2 

Summen 

99,9 

100,1 

100,0 

100,2 

100,0 

99,9 

• 

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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente 


477 


Die  chemische  Gesamtanalyse  nur  der  tonhaltigen  Teile  der  für 
uns  allein  des  Näheren  in  Frage  kommenden  Meeresbodenproben  aus 
dem  Kleinen  Karajak-Fjord  (5)  und  der  Baffin-Bai  (6)  hatte  dagegen 
folgendes  Ergebnis: 


* 

• 

Gesamtanalysen  der  tonhaltigen  Teile  der 

Bodenprobe  aas  dem  Kleinen 
Karaiak-Fiord 

Bodenprobe  ans  der  Baffiii  Bai 

SiO, 

59,935 

52,500 

A1.0, 

5,662  in  Kaolin 
14,438   8,776  in  anderen 
Silikaten 

6,179  in  Kaolin 
14,288   8,109  in  anderen 
Silikaten 

Fe,0. 

4,719 

7,307 

CaO 

3,193 

4,116 

MgO 

3,380 

4,125 

3,886 

2,586 

Na,0 

5,084 

2,702 

Phoephorsaure 

0,197 

0,163 

CO, 

0,104 

„Humus" 

2,183 

N 

0,266 

Hygroskopisches  "Wasser 
bei  105°  C. 

0,924 

3,580 

Glühverlnst 

3,864 

(ausschließlich  hygroskopisches 
Wasser 

5,496 
(ausschließlich  CO,, 
hygroskopisches  Waaser, 
„Humus"  und  N) 

Summen  99,620  99,686 


Die  Ergebnisse  der  mechanischen  Analysen  (Tabelle  auf  S.  476) 
zeigen  den  größten  Prozentsatz  der  tonhaltigen  Teile,  d.  h.  der  Korn- 
größe unter  0,05  mm,  in  dem  Kryokonit,  wie  das  bei  der  äolischen 
Bildung  desselben  nicht  anders  zu  erwarten  ist.  „Die  beiden  Moränen- 
proben haben  den  geringsten  Prozentsatz  daran  und  würden  einen  noch 
weit  geringeren  haben,  wenn  man  den  Anteil  der  größeren  Steine  be- 
rücksichtigen würde,  welche  den  Hauptbestandteil  der  Moränen  bilden. 


■ 

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478 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeresaediuiente 


Auch  in  dem  Randbach  des  Itivdliarsuk  treten  die  tonhaltigen  Bestand- 
teile noch  bedeutend  hinter  den  sandigen  zurück,  obgleich  er  nicht 
besonders  lebhaft  fließt.  Den  überwiegenden  Anteil  haben  sie  erst  in 
den  Sedimenten  des  Meeresbodens,  und  zwar  sowohl  im  Kleinen  Karajak- 
Fjord,  wie  in  deui  offenen  Meer  der  Baffin-Bai.  Man  sieht  hieraus,' 
daß  die  feinsten  Bestandteile  aus  den  Moränen  durch  Wasser  aus- 
geschlämmt werden  und  noch  nicht  in  dem  Randbach,  sondern  erst  im 
Meer  zur  Ablagerung  kommen.'4 

„Die  Bodenprobe  aus  der  Baffin-Bai  enthält  allerdings  gröberes 
Material,  als  die  aus  dem  Kleinen  Karajak-Fjord,  während  das  Gegenteil 
zu  erwarten  wäre,  wenn  man  beide  Ablagerungen  nur  durch  Ans- 
schlämmung  erklärt,  weil  der  Transport  bis  zur  Baffin-Bai  weiter  ist, 
als  bis  zu  der  Lotuugsstelle  im  Kleinen  Karajak-Fjord.  Die  Grundzange 
bat  allerdings  an  der  ersteren  Stelle  einige  kleine  Steine  gefaßt,  was 
im  Kleinen  Karajak-Fjord  bei  anderen  Lotungen  ebenfalls  vorkam,  so 
daß  auf  den  Unterschied  des  Grandgehalts  kein  Gewicht  zu  legen  ist. 
Indessen  ist  in  der  Baffin-Bai  auch  der  Sandgehalt  auf  Kosten  des 
Tougehalts  im  Vergleich  mit  dem  Fjord  gewachsen,  und  die  Sedimente 
sind  daher  auch  im  Durchschnitt  gröber  geworden.  Hieraus  muß  man 
schließen,  daß  in  der  Baffin-Bai  das  durch  Drift  hinausgeschaffte 
Material  überwiegt,,  während  im  Fjord  die  durch  Bäche  ausgeschlämmte 
feinste  Trübung  vorherrscht. u 

Mit  den  Ergebnissen  der  mechanischen  Analyse  gehen  die  der 
chemischen  insofern  parallel,  als  die  beiden  Proben  des  Meeresbodens 
(5  und  6)  etwa  den  doppelten  Gehalt  an  in  Kaolin  gebundener  Tonerde 
haben  wie  die  beiden  Moränenproben  (2  und  3),  wie  folgende  Zahlen 
zeigen : 


2. 

3. 

5. 

6. 

In  Kaolin  gebundene  Tonerde 
in 

2,178 

8,005  • 

5,602 

6,179 

Dagegen  ist  der  Gesamtgehalt  an  Tonerde,  einschließlich  der  in 
anderen  Silikaten  enthaltenen,  in  allen  vier  Proben  ungefähr  der  gleiche. 
Das  feinere  Material  der  Moräne  besteht  aber  aus  mechanisch  zerriebenem. 
Gesteinspulver,  während  das  der  Meeresgrundproben  mehr  auf  chemischem 
Wege  zu  Kaolin  zersetzt  ist.  In  letzterem  ist  also  der  Gehalt  an  Ton 
im  chemisch-mineralogischen  Sinne  auf  Kosten  der  in  den  Moränen  noch 
an  andere  Silikate  gebundenen  Tonerde  gewachsen.  Bemerkenswert  ist 
dabei,  daß  von  den  beiden  beschriebenen  Meeresgrundproben  diejenige 
aus  der  Baffin-Bai,  welche  nach  der  mechanischen  Analyse  gröber  ist 
und  offenbar  mehr  Driftmaterial  enthält,  als  die  aus  dem  Kleinen 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimeute  479 


Karajak-Fjord,  einen  noch  stärkeren  Gehalt  an  echtem  Ton  hat  als  die 
letztere,  offenbar  weil  ihr  Material  wegen  des  längeren  Transportes 
länger  mit  dem  die  Zersetzung  vermittelnden  Meerwasser  in  Berührung 
war.  Ob  übrigens  gleichzeitig  auch  etwa  ein  langsamerer  Absatz  in  der 
Baffin-Bai  gegenüber  dem  Kiemen  Karajak-Fjord  statthatte  und  im 
gleichen  Sinne  wirkte,  könnte  zweifelhaft  sein,  da  gerade  die  Probe  aus 
der  Baffin-Bai  viel  grobes  Drift-Material  enthält  und  verhältnismäßig 
schnell  sedimentiert  sein  dürfte;  doch  läßt  sich  absolut  nicht  sageu,  ob 
nicht  auch  der  Absatz  der  Gletschertrübe  in  den  Fjorden,  in  welche 
größere  Eisströme  einmünden,  sehr  rasch  erfolgt. 

Aus  dem  Kleinen  Karajak-Fjord  liegt  auch  dem  Verfasser  eine 
durch  E.  Vanhüffex  aus  200  m  Tiefe  zu  Tage  geförderte  Grundprobe 
vor,  die  der  durch  VON  Drygalski  beschriebenen  durchaus  ähnelt.  Sie 
ist  in  dem  heutigen,  stark  ausgetrockneten  Zustande  graulich  weiß  mit 
einem  sehr  schwachen  Stich  ins  Grünliche  und,  wie  viele  Meeressedi- 
mente der  Polargegenden,  absolut  kalkfrei.  Es  ist  zweifellos  sedimen- 
tierte  Gletscherbachtrübe. 

Bei  dieser  Gelegenheit  mag  noch  auf  eine  Arbeit  von  Stex  de  Geee4"6) 
über  den  Schlammgehalt  des  Fjordwassers  im  Eisfjord  auf  Spitzbergen 
hingewiesen  sein.  De  Geer  hat  hier  an  zahlreichen  Beobachtungs- 
punkten die  Durchsichtigkeit  des  Meerwassers  mit  Hilfe  FoRELscher 
Scheiben  bestimmt  und  so  qualitative  Anhaltspunkte  für  die  Menge  der 
suspendierten  Trübe  erhalten,  welche  mit  den  von  Drygalski  an  den 
soeben  beschriebenen  Bodenproben  gemachten  Erfahrungen  wohl  über- 
einstimmen. Insbesondere  zeigte  sich,  daß  Trübungen,  welche  für  die 
Ablagerung  am  Meeresboden  irgendwie  nennenswert  in  Betracht  kommen, 
sich  nur  über  wenige  Kilometer  Entfernung  vor  Gletschercnden  und 
Flußmündungen  ins  Meer  hineinziehen,  so  daß  das  äußere  Fjordwasser 
bereits  fast  die  Klarheit  des  offenen  Ozeanes  besitzt.  Des  weiteren 
aber  haben  diese  Untersuchungen ,  deren  Fortsetzung  in  anderen  Ge- 
bieten sehr  wünschenswert  wäre,  ergeben,  daß  der  Schlammgehalt  des 
Meerwassers  weniger  von  der  Größe  der  Gletscher  oder  der  Flüsse, 
also  des  Denudationsgebietes,  als  vielmehr  von  der  Beschaffenheit  des 
Gesteinsmaterials  in  demselben  abhängig  ist. 

8.  Nord-  and  Ostsee 
Einleitung 

Wenn  wir  von  den  nordöstlichen  Teilen  der  Ostsee,  die  in  das 
Gebiet  Fennoskandias  und  der  Russischen  Tafel  hinübergreifen,  absehen, 
so  bilden  Nord-  und  Ostsee  die  natürliche  submarine  Fortsetzung  des 
norddeutschen  Bodens  und  stellen  den  noch  jetzt  wassererfüllten  Rest 
des  früher  auch  diesen  —  in  verschiedenen  Zeiten  in  verschiedenem 


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480 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressediment« 


Ausmaße  —  umfassenden  „Niederdeutschen  Beckens44  dar.  Verschieden 
in  den  Einzelheiten  war  die  Geschichte  dieser  beiden  heimischen  Meere 
noch  in  den  jüngstvergangenen  Zeiten,  doch  hat  die  Eiszeit  des  Diluviums 
denselben  auch  manchen  gemeinsamen  Stempel  aufgedrückt,  was  sich 
sowohl  in  der  Zusammensetzung  des  Untergrundes  aus  vergangener  Zeit, 
wie  in  derjenigen  der  in  Fortbildung  begriffenen  modernen  Sedimente 
widerspiegelt. 

Beide  Meere  waren  bekanntlich  in  der  Diluvialzeit  ganz  vom  Eise 
bedeckt,  welches  nicht  nur  die  aus  der  Tertiärzeit  überkommene  Boden- 
gestaltung durch  glaziale  Erosion  und  Ausräumung  umgestaltete,  was 
uns  besonders  in  den  nördlicheren  Teilen  der  Ostsee  noch  näher  inter- 
essieren wird,  sondern  anderseits  —  vor  allem  in  deren  südlicheren  Teilen 
—  mehr  oder  minder  mächtige  Aufschüttungen  schuf,  welche  in  der 
Folgezeit  bis  heute  mannigfache  Umlagerungen  erlitten,  aber  trotzdem 
und  trotz  der  Besiedelung  mit  mariner  Flora  und  Fauna  ihre  glaziale 
Herkunft  nicht  verleugnen  können.  Wenn  wir  die  neueste  Darstellung 
von  E.  Geinitz497)  über  die  verschiedenen  Rückzugsstaffeln  des  nord- 
deutschen Inlandeises  zugrunde  legen,  was  natürlich  in  keiner  Weise 
eine  Entscheidung  in  dem  Streit  der  Monoglazialisten  und  der  Anhänger 
der  Interglazialzeiten  bedeuten  soll,  so  würde  die  Nordsee,  abgesehen 
von  ihrem  südwestlichsten,  zum  Kanal  führenden  Teile,  in  der  Haupt- 
sache von  dem  aus  Norwegen  (dem  Christiania-Gebiet)  stammenden  Eis- 
strome bedeckt  gewesen  sein,  der  auch  Teile  von  England  überströmte. 
Daher  die  Häufigkeit  der  norwegischen  Geschiebe  auf  Sylt,  Amrum  und 
Helgoland,  wie  auch  im  äußersten  Nordwesten  Hollands.  Nur  der  innerste 
Teil  der  Deutschen  Bucht  der  Nordsee  vor  der  Jade  und  Weser-  und 
Elbe-Mündung  wurde  von  dem  aus  Schweden  kommenden,  „baltischen 
Eisstrom 14  überströmt,  der  auch  während  seiner  größten  Ausbreitung  die 
eimbrische  Halbinsel  (abgesehen  vom  Nordwesten),  die  dänischen  Inseln, 
die  ganze  Ostsee,  wie  auch  Nord-  und  Mitteldeutschland  überdeckte. 
Die  Herausbildung  des  Baltischen  Stromes  und  sein  z.  B.  durch  das 
Überwiegen  schwedischer  Geschiebe  in  der  jüngeren  Grundinoräne  auf 
Sylt  bewiesenes,  späteres  starkes  Ausweichen  nach  Westen  wurde  nach 
Geinitz  durch  große  Senkungen  im  Gebiete  Nordjütlands  verursacht, 
mit  denen  ungefähr  gleichzeitig  die  Öffnung  des  englischen  Kanals  vor 
sich  ging,  durch  welchen  nunmehr  das  warme,  stark  abtauend  wirkende 
Golfstromwasser  vordringen  und  seine  Fauna  verfrachten  konnte.  Hier- 
durch kam  der  „ norwegische  Eisstrom"  zum  rascheren  Abschmelzen  und 
die  Nordsee  wurde  daher  eher  vom  Eise  frei,  als  das  Gebiet  der  Ostsee. 

Noch  heute  steht  die  Ostsee  im  Winter  über  weite  Flächen  unter 
der  Herrschaft  des  Elises,  und  wir  haben  bereits  früher  von  hier  ver- 
schiedene Fälle  von  Gesteinstransport  durch  Treibeis  aufführen  können, 
neben  anderen  charakteristischen  Wirkungen  desselben.  Wir  fügen  des 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  481 


weiteren  hinzu,  daß488)  an  manchen  Punkten  der  Ostsee  häufig  Grund- 
eisbildung  stattfindet,  u.  a.  bei  Luleä  und  Kalmar.  Im  Älandsarchipel 
hat  man  selbst  aus  35—53  m  Wassertiefe  zahlreiche  Eisklnmpen  aus 
dem  Meere  emporschießen  sehen,  die  Seegras  und  andere  auf  dem  Meeres- 
grunde befindliche  Gegenstände  in  die  Höhe  brachten,  und  bei  Lutea  er- 
eignete es  sich  sogar,  daß  ein  über  etwa  36  m  Wassertiefe  ausgebreitetes 
Fischnetz  von  dem  aufsteigenden  Grundeise  an  die  Oberfläche  empor- 
gehoben wurde. 

Die  Notwendigkeit  einer  genauen  Aufnahme  des  Bodens  der  hei- 
mischen Meere  hatte  schon  Orth  erkannt,  von  dessen,  wenn  auch  schon 
fast  ein  halbes  Jahrhundert  zurückliegenden,  so  doch  durchaus  modernen 
Gesichtspunkten  entsprechenden  Anregungen  die  Darlegungen  dieses 
Bandes  ihren  Ausgang  nahmen.  Die  Dringlichkeit  einer  besonderen 
geologischen  Aufnahme  aber  ist  dann  neuerdiugs  vor  allem  durch  eine 
Denkschrift  des  preußischen  damaligen  Bezirks-,  jetzigen  Landesgeologen 
W.  Wolff3)  und  danach  ausführlicher  auch  durch  den  schwedischen 
Geologen  H.  MUNTHE-199)  dargelegt  worden.  Besonders  die  Diluvial- 
geologie hat  ein  weitgehendes  Interesse  an  der  Ausdehnung  ihres 
Forschungsgebietes  bis  auf  den  Boden  der  iu  Frage  stehenden  Flach- 
meere. So  müßte  eine  Aufsammlung  erratisojier  Gesteine  am  Boden  der 
Nord-  und  Ostsee  stattfinden,  sowie  eine  Untersuchung  über  Form  und 
Zusammenhang  ihrer  Vorkommen  auf  dem  Meeresgrunde.  Eventuell 
wäre  ihr  submarines  Anstehendes  aufzusuchen;  liegen  doch  am  Boden 
der  östlichen  Ostsee  zweifellos  die  stratigraphischen  und  faziellen 
Bindeglieder  zwischen  den  (cambrisch-)silurischen  „  Tafelinseln  w  einer- 
seits und  dem  Cambrium  und  Silur  des  skandinavischen  und  est- 
ländischen  Festlandes  anderseits.  „Die  endmoränenartigen  Steinriffe  und 
Steingrüude,  die  Steinzonen  vor  versunkenen  Klinten  und  auf  deu  alten 
Stellen  abradierter  Erhebungen  müssen  kartographisch  festgelegt,  das 
Material  petrographisch  und  stratigraphisch  bestimmt  werden.  Nur  so 
lassen  sich  die  Ausgangspunkte  mancher  als  Leitgesteine  wichtiger  Ge- 
schiebe umgrenzen,  nur  so  können  wir  der  Frage  näher  kommen,  wie  sich 
die  charakteristischen  geologischen  Oberflächenformen  und  Bildungen  Nord- 
deutschlands zu  denjenigen  Dänemarks,  Englands,  Schwedens  verhalten, 
wo  die  eine  Art  in  die  andere  hinübergeleitet  wird,  wo  gewisse  Typen 
aufhören,  bis  zu  welchem  Grade  und  zu  welcher  Grenze  überhaupt  ein 
Zusammenhang  besteht  und  welche  trennenden  Elemente  dazwischen 
treten".  Des  weiteren  aber  wären  die  Terrassensystetne  des  Festlandes 
bis  in  das  Herrschaftsbereich  des  Wassers  hinein  zu  verfolgen,  syste- 
matische Forschungen  über  die  unterseeischen  Flußrinnen,  über  die  Lage 
versunkener  prähistorischer  Wohnplätze,  über  unterseeische  Torfe  usw. 
müßten  sich  anschließen,  um  über  die  tektonischen  Bewegungen  der 
Küstengebiete  und  des  Meeresbodens  ins  Klare  zu  kommen;  denn  „die 

And  ri-c,  Geologie  d«a  Meeresboden».  II.  jjj 


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482 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


geologische  Forschung  kennt  die  Küsten  nicht  als  Grenzen  ihres  Be- 
reiches, sondern  nur  als  lästige  Zufallsschranken.  Ihre  Ziele  liegen 
unter  dem  Meere  so  gut  wie  auf  dem  Lande,  und  ihr  Bestreben  muß 
es  sein,  ebenso  wie  sie  in  immer  größere  Tiefen  der  Erde  eindringt, 
wie  sie  den  Boden  der  Flußbetten,  die  Gründe  der  Binnenseen  durch- 
sucht, so  auch  unter  dem  Meere  fortzuschreiten,  soweit  immer  die  tech- 
nischen Mittel  reichen".  —  Es  soll  im  Folgenden  unsere  Aufgabe  sein, 
einen  gedrängten  Überblick  über  das  zu  geben,  was  in  dieser  Hinsicht 
bisher  schon  durch  verschiedene  Autoren,  aber  ohne  systematisches  Vor- 
gehen, erreicht  worden  ist,  wobei  wir  uns,  wie  ans  dem  Gesagten  ja 
schon .  hervorgeht,  natürlich  nicht  auf  die  modernen  Sedimente  dieser 
beiden  Meere  beschränken  können,  sondern  auch  deren  Morphologie  nnd 
jüngste  Vergangenheit  mit  in  Betracht  ziehen  müssen. 

Die  Bodenformen  von  Nord-  und  Ostsee 

Über  die  Bodenformen  dieser  beiden  Flachmeere,  welche  nur  eine 
seichte  Überschwemmung  des  Kontinentalsockels  darstellen  und  mit  Aus- 
nahme der  Norwegischen  Rinne  zum  europäischen  Schelf  gehören,  ist 
eine  umfangreiche  Literatur  vorhanden;  doch  dürfte  es  schwerlich  ge- - 
lingen,  eine  bessere  Übersicht  darüber  zu  geben,  als  Krümmel  in  seinen 
bekannten  Vorträgen  über  „Die  Deutschen  Meere  im  Rahmen  der  inter- 
nationalen Meeresforschung"  Wl)  getan  hat.  Im  Anschluß  an  diese,  ähnlich 
im  „Handbuch"  wiederholte  Darstellung  und  unter  Berücksichtigung  auch 
der  neueren  Literatur  seien  daher  im  Folgenden  die  Morphologie  und 
das  Bodenrelief  des  „Randmeeres"  der  Nordsee  und  des  „inter- 
kontinentalen Mittelmeeres"  der  Ostsee  kurz  behandelt. 

Die  Nordsee 

Die  Nordsee  ist  heute  vom  Ozean  her  durch  vier  verschieden  breite 
Pforten  zugänglich.  Der  Zugang  vom  Kanal  her  ist  trotz  seiner  geringen 
Breite  von  33  km  doch  sehr  wichtig,  da  durch  ihn  sogar  tropisch- 
atlantisches Wasser  seinen  Weg  in  die  Nordsee  findet,  wie  sowohl  die 
Flaschenposten,  als  auch  die  Trift  von  Sargassozweigen  erwiesen  haben. 
Weit  unbedeutender  ist  die  Pentlandstraße  zwischen  dem  Körper  von 
Schottland  und  den  Orkney-Inseln;  am  wichtigsten  aber  bleiben  natürlich 
die  breiten  nördlichen  Zugäuge,  die  sich  zum  Europäischen  Nordmeer  öffnen, 
das  weite  Tor  von  Fair  I.  zwischen  den  Orkney-  und  Shetland-Inseln, 
sowie  die  breiteste  und  tiefste  Öffnung  zwischen  den  Shetland-Inseln 
und  der  Norwegischen  Küste  bei  Statland  im  Norden.  Hieraus  geht 
zweifellos  hervor,  daß  die  Nordsee  als  ein  Appendix  des  Europäischen 
Nordmeeres  zu  gelten  hat.  Dieser  Zusammenhang  wird  noch  deutlicher, 
wenn  wir  die  Tiefenverhältnisse  berücksichtigen,  da  die  Schelfplatte  der 
britischen  Inseln  einschließlich  des  Nordseeschelfes  nach  Norden  geneigt 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  483 


ist  und  durch  ein  breites  Tal  von  300  und  mehr  Meter  Tiefe  von  Nor- 
wegen getrennt  wird,  die  schon  genannte  Norwegische  Rinne,  welche 
unmittelbar  in  das  2000—3000  m  tiefe  Nordmeerbecken  hinunterführt. 

Die  Nordsee502)  wird  durch  die  flache  Doggerbank  in  zwei  Teile 
geschieden,  deren  nördlicher  von  40  m  Tiefe  ab  erst  rasch,  dann  allmählich 
zu  80  und  100  m  Tiefe  abfällt,  um  schließlich  gegen  die  Ober  1000  m 
erreichende  Färöer-Rinne  in  steilerer  Böschung  abzusetzen.  Als  eine  mäßige 
Anschwellung  liegt  hier  die  Große  Fischerbank  mit  Tiefen  zwischen  60 
und  70  m  in  der  Mitte  der  Fläche.  Nach  der  britischen  Seite  hin  ist 
eine  über  80  m  tiefe,  südlich  bis  fast  auf  die  Höhe  von  Newcastle  vor- 
dringende Mulde  gelegen,  die  von  unseren  Fischern  der  Fladengrund, 
von  den  englischen  Cemetery  oder  der  Friedhof  genannt  wird. 

Die  Doggerbank,  so  groß  wie  Schleswig-Holstein,  innerhalb  der 
40  m -Linie  von  gestreckt-ovalem  Cmriß,  ist  in  ihrem  breitesten  Süd- 
westteile nur  15  m  tief.  Nach  Süden  ist  ihr  unmittelbar  die  sogenannte 
Silberkule  (Silverpit  der  englischen  Fischer)  vorgelagert,  eine  Furche 
von  60 — 70  m  Tiefe,  dereu  wir  bereits  im  I.  Bande  bei  Besprechung 
der  Schelffurchen  gedacht  haben ;  sie  gilt  als  Mündung  des  alten  Rheins 
und  soll  auch  eine  Reihe  ostbritannischer  Abflüsse,  wie  die  Themse, 
aufgenommen  haben. 

In  der  südlichen  Nordsee  sind  die  Tiefen  nirgends  größer  als  45  m, 
auf  sehr  weiten  Strecken  sogar  nicht  über  35  m,  sodaß  wirklich  die 
meisten  unserer  Kirchen,  hierher  versetzt,  mit  ihren  Turmspitzen  aus 
dem  Wasser  heraussehen  würden  und  die  herausragende u  Masten  ge- 
sunkener Seeschiffe  den  Schiffbrüchigen  letzte  Zuflucht  gewähren. 

Eine  verwickelte  Geschichte  ist  es603),  welche  der  Boden  des  Nord- 
seeschelfes  uns  erzählt.  Der  südlichste  Teil  (vergl.  auch  Fig.  133)  ist 
der  jüngste  Erwerb  des  Meeres.  Aber  auch  das  Übrige  ist  unmittelbar 
nach  dem  Rückzug  des  Norwegischen  Eisstromes  zunächst  trockenes 
Land  gewesen.  Die  Richtung  der  Doggerbank  von  Nordost  nach  Süd- 
west, ihr  merkwürdiger  Steilabfall  nach  Süden  und  Südwesten  hin  und 
ihre  Beschüttung  mit  Kies  und  Sand  weisen  auf  Eisstauchungen  (Rund- 
höckerbilduug?)  und  glaziale  Geschiebe  hin.  Das  vom  Eise  befreite, 
südliche  Nordsee-Land  wurde  aber  nicht  nur  von  großen,  jetzt  ausge- 
storbenen, diluvialen  Säugern  besiedelt,  sondern  auch  wahrscheinlich  vom 
paläolithischen  Menschen,  der  diesen  nachstellte.  Das  zeigen  die  Fossil- 
fnnde,  welche  die  Fischdampfer  auf  der  Doggerbank  nicht  selten  mit 
ihrem  Grunduetz  heraufbringen,  mit  denen  wir  uns  noch  weiter  unten  ein- 
gehender zu  befassen  haben  werden.  Die  ganze  südliche  Nordsee  ist  also 
erst  in  Anwesenheit  des  europäischen  Menschen,  nach  Abschlnß  der 
großen  Vereisung,  und  zweifellos  im  Zusammenhange  mit  Senkungs- 
vorgängen vom  Meere  erobert  worden.  Dieses  aber  hat  inzwischen  Zeit 
genug  gefunden,  um  mit  seinen  Sturniwellen  und  Gezeitenströmungen  den 

31* 


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484  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 

alten  Festlandssockel  an  geeigneten  Stellen  aufs  schönste  einzuebnen ;  schon 
die  älteren  Seekarten  unterscheiden  „die  breiten  Vierzehn"  (the  broad 
Fourteens),  wo  westwärts  von  der  niederländischen  Küste  auf  einem 
Areal  von  3500  qkm  alle  Lotungen  fast  genau  14  Faden  (23—24  nij 
ergeben. 

Jugendlicher  Entstehung  müssen  aber  auch  die  eigenartigen  Bänke 
sein,  welche  sich  namentlich  im  Südwestteile  in  dem  Winkel  zwischen 


Fig.  133. 

Kärtchen  der  Nordsee  mit  der  Doggerbank  nebst  früherer  Küstenlinie  und  den  hypothe- 
tischen Verlängerungen  der  nord westdeutschen  und  südostenglischeu  Flüsse  während  der 
Postglazialzeit.    Nach  Cl.  Heid,  Submerged  Forest»,  S.  40,  Fig.  4. 

Cromer  und  Texel  meist  in  Staffel  förmig  augeordneten  Parallclzügen  vor- 
finden. Unter  diesen  Bänkeu,  welche  schmale,  aber  langgestreckte  Er- 
hebungen darstellen,  sind  die  Fttnfbänke  zwischen  Cromer  und  der 
Doggerbank  und  die  zahlreichen  Bänke  vor  der  Themse  und  in  den 
Hoofden  besonders  genau  aufgenommen.  Die  Seekarten  zeigen  sie  uns 
fast  alle  nach  demselben  Muster  gebaut:  im  Norden  des  Gebietes  sind 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente 


485 


sie  nach  Nordnördwesten,  dann  nach  Norden,  im  Süden  vor  der  Themse- 
mündnng  nach  Nordosten  gerichtet  und  ebenso  vor  der  flandrischen 
Küste.  Ihre  Länge  beträgt  meist  15 — 20  km,  ihre  Breite  kaum  2  km, 
und  nur  bei  den  landnäheren  ist  die  letztere  größer.  Denkt  man  sich 
die  Nordsee  trocken  gelegt,  so  würden  diese  Bänke  als  lange  Hügel- 
kämme von  20 — 30  m  relativer  Höhe  und  oft,  aber  nicht  allgemein 
ziemlich  steiler  Böschung  aus  dem  umgebenden,  flachen  Boden  hervor- 
ragen. Die  südlichsten  Vertreter  dieser  Art  liegen  im  Kanal  zwischen 
Dover  und  Calais,  und  von  diesen,  der  Varne-  und  Colbart-Bank,  über 
denen  bei  Springebbe  nur  bis  zu  2  und  3  m  Wasser  stehen,  haben  wir 
bereits  auf  S.  7  dieses  Bandes  berichtet,  daß  sie  Kerne  von  anstehenden 
Gesteinen  der  Portland-Abteilung  des  oberen  Jura  in  sich  bergen. 
Englische  Geologen  haben  anfänglich  gemeint,  die  Gezeitenströme  hätten 
diese  Wälle  aufgebaut,  ähnlich  den  Saudbänken  in  den  Flüssen ;  denn  wie 
jene  der  Stromrichtnng  des  Flußwassers  im  Allgemeinen  parallel  verlaufen, 
so  stimmt  auch  die  Richtung  der  Gezeitenströme  gut  zu  derjenigen  der 
Kämme  der  Bänke.  Trotzdem  lassen  die  anstehenden  Felskerne  der 
beiden  genannten  Bänke  zwischen  Dover  und  Calais  kaum  einen  Zweifel, 
daß  auch  in  den  anderen  Bänken  Reste  der  ehemaligen  Landbrücke 
versteckt  liegen,  welche  die  britischen  Inseln  mit  dem  Norden  Frank- 
reichs und  mit  Flandern  verbunden  hat.  Von  dieser  mögen  zeitweise 
noch  einzelne  Inseln  übrig  gewesen  sein,  welche  aber  durch  die  ab- 
tragenden Kräfte  des  Meeres  längst  bis  zur  heutigen  Tiefe  abradiert 
wurden.  Sturmfluten  und  Gezeitenströmungen  von  gewaltiger  Kraft 
haben  diese  aus  nicht  gerade  härtesten  Gesteinen  bestehenden  Land- 
brücken und  ihre  Reste  zerstört.  Wie  wenig  Zeit,  selbst  bei  geringerer 
Leistungsfähigkeit  jener  Prozesse,  zu  solchen  Zerstörungen  nötig  ist, 
läßt  sich  an  dem  Beispiel  Helgolands  erweisen.  Noch  um  1570  reichte 
dessen  Unterland  nach  Osten  breit  über  die  jetzige  Düne  hinweg  und 
war  dort  als  „Wittekliff"  so  hoch,  wie  jetzt  das  rote  Buntsandstein- 
Oberland.  Uubedachtsame  Zerstörung  der  Kalkbänke  durch  die  Helgo- 
länder  selbst  lockerte  diesen  Znsammenhang,  sodaß  im  Jahre  1712  eine 
verhängnisvolle  Sturmflut  die  vor  allem  aus  Muschelkalk  und  im  nord- 
westlichen Teile  aus  Kreideformation  gebildete  Steinplatte  leicht  von  der 
Hauptinsel  löste.  Im  19.  Jahrhundert  war  als  letzter  Rest  davon  ein 
kleines,  dünenbedecktes  Inselchen  übrig;  aber  nach  der  Sturmflut  um 
Weihnachten  1894  drohte  auch  dieses  zu  verschwinden;  und  es  hat  der 
ganzen  Kunst  des  Wasserbaumeisters  bedurft,  um  mit  zahlreichen,  radial 
gestellten  Buhnen  die  Wegspül ung  der  winzigen  Kiesinsel  zu  verhüten. 
rOhne  dieses  Eingreifen  der  Technik44  —  meint  Krümmel  —  „wäre 
aus  den  Fundamenten  des  ehemaligen  Wittekliffs  eine  von  NW.  nach  SO. 
gestreckte  Bank  geworden,  der  Varne-  oder  Colbart-Bank  so  ähnlich, 
wie  ein  Geschwister  dem  anderen",  ein  vollkommenes  Aualogon  also  zu  den 


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4  Mi 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


Bänkeu  der  Hoofden.  Daß  die  Gezeitenströmungen  im  Gebiete  des 
heutigen  Kanals  frülier  in  der  Tat  bedeutend  größere  Intensität  gehabt 
haben  müssen,  als  heute,  ist  schon  früher  von  Krümmel  auseinander 
gesetzt  worden B04),  und  es  soll  auf  diese  Dinge  noch  kurz  eingegangen 
werden,  weil  damit  eine  Deutung  der  Entstehung  des  Kanals  selbst  ge- 
geben ist.  Denkt  man  sieh  diesen  mit  Krümmel  geschlossen,  „so  war 
von  zwei  Seiten  her  der  anrollenden  Flutwelle  ein  trichterförmiger  Raum 
zugewendet,  sowohl  vom  jetzigen  Kanal  aus,  wie  auch  aus  der  Nordsee. 
Das  mußte  naturgemäß  die  Flutgrößen  iu  einem  Maße  steigern,  daß  sie 
vielleicht  selbst  die  Riesenfluten  der  Fundy-Bai  noch  übertrafen,  wo  bei 
Noel  am  Südufer  der  Minenbai  schon  die  taube  Flut  13,3  m,  die  Spring- 
flut gewöhnlich  15,4  m  aufläuft.  Im  britischen  Kanal  habeu  wir  heute 
in  der  Bai  von  Cancale  und  am  Mt.  St.  Michel  Flutgrößen  von  11—12  m, 
während  sie  vor  der  Doveröffnung,  zwischen  Dieppe  und  Boulogne,  noch 
8,2 — 8,9  m,  bei  Deal  an  der  Nordseeküste,  nördlich  Dover,  aber  fast 
5  m  und  bei  Dünkirchen  5,8  m  erreichen.  Jedenfalls  mußten  damals* 
zu  beiden  Seiten  der  Landbrticke  Flutgrößen  und  demgemäß  auch  Strom- 
stärken wie  im  Golf  von  Bristol  vorkommen,  wo  sie  am  Clevedon  Pier 
bei  Springzeit  gelegentlich  15,9  m  gezeigt  haben.  Durch  G.  Lennier 
ist  festgestellt,  daß  sich  die  alten  Steilräuder  jener  Zeit,  mit  den  charak- 
teristischen Feuersteingeschieben  am  ehemaligen  Strande,  insbesondere 
bei  St.  Adresse  unweit  Havre,  bei  Fecamp  und  Dieppe  in  Höhen  von 
mindestens  7  m  über  der  gegenwärtigen  Hochwassermarke  noch  vorfinden, 
woraus  sich  sogar  ein  Flutwechsel  von  22  ra  folgern  läßt,  denn  um  eben- 
soviel wie  das  Hochwasser  über  die  gegenwärtige  Marke  sich  erhob, 
mußte  damals  das  Niedrigwasser  unter  der  heutigen  Niedrigwasserlinie 
zurückbleiben.  Die  Niveaus,  in  denen  diese  Ablagerungen  vorkommen, 
sind  nicht  überall  dieselben,  und  deshalb  folgert  Lennier  mit  Recht, 
daß  der  Durchbruch  der  Enge  nicht  auf  einmal  in  erheblicher  Breite, 
sondern  schrittweise  erfolgt  sei  und  die  Flutgrößen  damit  dann  ebenso 
schrittweise  sich  verringert  hätten,  bis  endlich  die  gegenwärtige  Öffnuug 
mit  der  ihr  entsprechenden  Fluthöhe  erreicht  wurde."  So  erhielten  die 
britischen  Inseln  ihre  Inselnatur,  und  auch  die  Insel  Wight  läßt  Krümmel 
in  ähnlicher  Weise  durch  die  Wirkung  starker  Gezeiten  sich  vom  britischen 
Mutterland  loslösen.  „Ob  hier  und  bei  Dover  gleichzeitig  eine  Senkung 
des  Landes  dieses  Eindringen  der  Fluten  gefördert  habe,  muß  dahin- 
gestellt, bleiben,  ist  aber  für  die  historischen  Zeiten  nicht  nachzuweisen.4* 
Doch  mag  schon  früher  an  Stelle  des  heutigen  Kanals  eine  Senke  be- 
standen haben. 

In  scharfem  Gegensatz  zu  den  flachen,  aber  breit  hiugelagerteu 
Formen  der  eigentlichen  Nordsee  steht  die  tiefe,  aber  schmale  Norwegische 
Rinne.  Diese  Rinne  besitzt  eine  mittlere  Breite  von  100  km  und  sinkt 
von  der  Großen  und  Kleinen  Fischerbank  her  ziemlich  sanft,  zumeist 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  487 

mit  V*°  bis  V»0  Böschung,  ab,  während  die  Erhebung  gegen  die  Nor- 
wegische Felsküste  sehr  steil  wird  und  stellenweise  8°  bis  10°  erreicht. 
Die  größte  bisher  bekannte  Tiefe  (700  ra)  gehört  schon  dem  Skagerrak 
au,  in  welchem  beträchtliche  Flächen  mehr  als  500  m  tief  liegen.  Die 
letzten,  bescheidenen  Ausläufer  der  Rinne  finden  sich  im  Kattegat.  Der 
Wasseraustausch  nach  dem  Nordmeer  hin  wird  durch  eine  Schwelle  von 
etwa  280  m  Tiefe  auf  der  Höhe  von  Udsire  beschränkt;  hier  liegt  der 
Boden  der  Rinne  nur  150  m  unter  der  Fläche  des  benachbarten  Nord- 
seeschelfes.  Fe.  Nansen  verglich  diese  eigenartige  Rinne  mit  aualogen 
Bildungen  im  Weißen  Meer  und  in  der  Murmansee,  und  Mtddendorff 
fand  sie  den  Austiefungen  um  Nowaja  Semlja  herum  ähnlich.  Es  ist 
kaum  zu  bezweifeln,  daß  die  Anlage  der  Rinne  auf  Dislokationen  zurück- 
zuführen ist,  die  vielleicht  schon  in  älteren,  tertiären  Zeiten  stattfanden; 
haben  wir  doch  schon  im  1.  Bande  auseinandergesetzt,  in  wie  bemerkens- 
werter Weise  die  großen  Tiefen  des  Skagerraks  auf  eine  häufiger  von 
Erdbeben  betroffene  Zone  im  südlichen  Schweden  hinzielen.  Gegen  eine 
einfache  Aushobelung  der  Rinne  durch  das  skandinavische  Inlandeis 
spricht  schon  allein  das  steile  Nordgestade;  dagegen  erscheint  eine  aus- 
giebige Zuschüttung  mit  glazialem  Detritus  während  der  Eiszeit  für  die 
nördlichen  und  westlichen  Teile  sehr  wohl  annehmbar. 

Die  Ostsee 

Wenn  die  Nordsee  wenig  gegliedert  und  breit  gegen  das  Europäische 
Nordmeer  geöffnet  war,  so  ist  die  Ostsee  nicht  nur  ungleich  abgeschlos- 
sener, sondern  auch  reicher  gegliedert;  im  Ganzen  aber  ist  sie  so  entlegen 
von  allen  reineren  ozeanischen  Einflüssen  und  so  unselbständig,  wie  kein 
anderes  Nebenmeer  der  heutigen  Erdoberfläche.  Seit  alters  her  wird  an 
der  Ostsee  vom  Kattegat  an  bis  zum  Finnischen  und  Bosnischen  Golf 
hin  eine  größere  Zahl  deutlicher  Abgliederungen  unterschieden.  Nicht 
nur  diese  beiden  zuletzt  genannten,  verhältnismäßig  schmalen  Abzwei- 
gnngen,  sondern  auch  die  ganze  Ostsee  sieht  einem  Talgebilde  viel  ähn- 
licher als  die  breit  hingelagerte  Nordsee,  sodaß  man  durchaus  mit  Recht 
von  einem  „Baltischen  Tal"  gesprochen  hat. 

Auch  die  Tiefenverhältnisse  lassen,  wenn  wir  nunmehr  ins  Einzelne 
gehen,  den  gleichen  Grundzug  erkennen;  denn  30 — 60  m  gegen  die 
Umgebung  eingesenkte,  talartig  schmale  Rinnen  sind  besonders  in  dem 
reich  gegliederten  westlichen  Teil  der  Ostsee  häufig.  Im  Kattegat  er- 
streckt sich  die  „Tiefe  Rinne"  aus  der  breiten  Mulde  des  Skagerraks 
auf  der  schwedischen  Seite  nach  Süden  bis  auf  die  Höhe  von  Anholt 
hinauf,  während  an  der  Westseite  alles  flach  bleibt;  doch  ist  auch  da 
die  Läsö-Rinne  flußartig  eingeschnitten.  Lange,  schmale  Flußtäler  sind, 
dann  im  Samsö-Belt  und  im  Kleinen  Belt  erhalten.  Ähnliche  Rinnen 
werden  auch  reichlich  im  Großen  Belt  kenntlich,  und  überhaupt  führt 


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488  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


die  gauze  Bodengestaltung  des  flachen  Gebietes  nördlich  von  Laaland 
mit  dem  Staaltief,  dein  Guldborgsund,  dem  Storström  und  Grönsund  zu 
dem  Eindruck,  als  habe  man  es  mit  einem  oberflächlich  überschwemmten 
Stück  Festland  zu  tun.    Im  Großen  Belt  bei  Korsör,  mit  den  tiefeu 
Rinnen  von  Halskov,  Agersö-  und  Omösund,  welche  alle  über  40  m  tief 
sind,  „erstehen  vor  unserem  Auge  Flußschlingen,  die  aussehen,  als  ob 
der  Belt  um  50  m  gesenkt  wäre."    Die  ehemaligen  Zusammenhänge 
dieser  alten  Flußläufe  sind,  wenigstens  für  den  südlichen  Teil  der  Belt- 
see,  schon  durch  E.  Geinttz  angegeben  worden501);  eingehender  hat 
sich  neuerdings  H.  Spethmann  50fi)  in  den  Begleitworten  zu  seiner  Tiefen- 
karte der  Beltsee  mit  diesen  Bildungen  beschäftigt,  und  wohl  die  neueste 
Übersicht  gab  Elisabeth  Büchting  507)  in  ihrer  Jenenser  Inaugural- 
Dissertation  über  „Die  Bodenformen  der  Ostsee",  mit  welcher  Arbeit 
wir  uns  im  Folgenden  noch  mehrfach  auseinandersetzen  werden.  Es 
sind  hauptsächlich  drei  alte  Flußsysteme,  welche  hier  noch  deutlich  zu 
erkenneu  sind.    In  vorwiegend  ostwestlicher  Richtung  durchzieht  der 
„Haupturstrom",  wie  Geinitz  ihn  nennt,  die  Mecklenburger  und  Kieler 
Bucht.  Besonders  deutliche  Spuren  von  ihm  sind  in  der  Kadetrinne  und 
im  Fehmarnbelt  erhalten.    Die  erstere  bildet  einen  flach  nach  Nord- 
westen geöffneten  Bogen  von  fast  30  km  Länge  und  besteht  aus  drei 
länglichen  Wannen  von  28—30  m  Tiefe.    Flacher  und  breiter  als  die 
Kadetrinne  ist  der  Anfang  des  Fehmarnbeltes.    Nordwestlich  der  Insel 
dagegen  tritt  der  Talcharakter  in  dem  im  Bogen  nach  Westen  gerichteten 
Windsgraw  wieder  deutlich  in  Erscheinung;  hier  werden  zwischen  steilen 
Ufern  bei  nur  1—3  km  Breite  30—36  m  Tiefe  erreicht.    Weiter  nach 
Westen  ist  dieser  Haupturstrom  von  Geinitz  noch  bis  Alsen  in  einem 
schwach  S-förmigen  Bogen  zu  erkennen.    Die  von  dem  genannten  Autor 
angegebenen  Verbinduugsstrecken  finden  meist  eine  Unterlage  in  einzelnen 
Kolken  oder  Wannen,  wie  sie  überhaupt  für  die  ganze  Ausbildung  dieser 
Flüsse  kennzeichnend  ist.    Eine  ganze  Reihe  von  Nebenflüssen  flössen 
wahrscheinlich  dem  Haupturstrom  auf  dieser  ostwestlichen  Strecke  zu; 
von  ihnen  haben  aber  nur  zwei  ihre  Spuren  hinterlassen,  der  alte  Travelauf 
und  der  Zufluß  aus  der  Eckeruförder  Bucht.    Ersterer  durchzieht  als 
9  km  lange  und  26  in  tiefe  Rinne  die  langgestreckte  Mulde  der  Lübecker 
Bucht,  und  es  mag  an  dieser  Stelle  daran  erinnert  sein,  daß  wir  im 
1.  Bande  den  submarinen  Austritt  eines  artesischen  Gruudwasserstromes 
aus  dieser  submarinen  Fortsetzung  des  alten  Travebcttes  feststellen 
konnten.    Viel  deutlicher  erhalten  ist  der  Zufluß  aus  der  Eckeruförder 
Bucht,  welcher  schon  tief  im  Innern  derselben,  bei  25—28  m  Tiefe,  ein- 
setzt und  sich  über  16  km  verfolgen  läßt.  Besonders  klar  tritt  seine  nord- 
südlich gerichtete  Mündüngsstrecke  in  der  Breite  von  Schleimünde  hervor. 

Der  zweite,  wichtige  submarine  Flußlauf  der  Beltsee  zweigt  sich 
südlich  vou  Laugeland  von  dem  Haupturstrom  ab  und  zieht  in  nördlicher 


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4 

Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  489 


Richtung  durch  den  Großen  Bell.  Er  ist  zugleich  auch  der  längste,  da 
er  sich  auf  200  km  Länge  bis  zur  Grenze  der  Beltsee  beim  Schultz- 
Grund  verfolgen  läßt.  Entsprechend  seinem  Verlauf  im  ehemaligen 
Flachland  läßt  er  starke  Mäander  erkennen;  so  pendelt  er  in  seinem 
südlichen  Teile  zwischen  Langeland,  Laaland  und  Seeland  sechsmal  von 
einem  Ufer  zum  auderen.  Stellenweise  sind  die  Flußschlingen  durch 
spätere  geradlinige  Verbindungsstrecken  abgeschnitten.  Nach  der  Ein- 
ebnung südlich  des  Elephantengrundes,  wo  die  Verbindung  nur  durch 
einige  Kolke  gegeben  ist,  treten  die  abwechselnd  nach  Westen  und  Osten 
geöffneten  Bögen  wieder  auf.  Besonders  scharf  ausgeprägt  siud  sie  bei 
Samsö.  Charakteristisch  ist,  daß  die  Kolke  wohl  ausnahmslos  an  Stellen 
liegen,  an  denen  der  umliegende  Boden  schwelleuartige  Untiefen  oder 
Inseln  zeigt ;  und  E.  BOchting  hat  sie  daher  als  Strudellöcher  aufgefaßt, 
die  der  ehemalige  Strom  beim  Überwinden  der  ursprünglichen  Schwellen 
gebildet  hat.  Die  schon  genannten,  tiefen  Rinuen  in  Agersö-  und  Omö- 
sund  stellen  zwei  alte  Nebenflüsse  dar,  welche  dem  südlichen  Teile  des 
den  Großen  Belt  durchziehenden  Stromes  von  Osten  her  zuflössen.  Von 
diesen  hat  der  Agersö-Sund  eine  Tiefe  bis  zu  66  m,  wie  sie  sonst  im 
Gebiete  des  Großen  Beltes  nicht  wieder  vorkommt.  Beide  Sunde  zeigen 
den  Talcharakter  besonders  deutlich,  da  die  Inseln  von  den  Seiten  dicht 
herantreten. 

Auch  der  dritte  der  großeu  Hauptströme,  der  durch  den  großen 
Belt  zieht  und  nach  den  eingehenden  Schilderungen  von  Spethmann 
besonders  au  dessen  Nordende  entwickelt  ist,  zeigt  schöne  Mäander  und 
zahlreiche  Kolke,  vor  allem  im  Nordwesten  von  Fünen. 

Die  Annahme,  daß  es  sich  in  diesen  jetzt  am  Boden  der  Beltsee 
liegenden  Rinnen  und  Kolken  um  versenkte  Flußläufe  vergangener  Zeiten 
handelt,  ist,  wie  wir  schon  im  I.  Bande,  bei  Besprechung  der  Schelf- 
furchen von  weiteren  Gesichtspunkten  aus,  andeuteten,  geologisch  durch- 
aus nicht  unbegründet.  Denn  die  besten  Kenner  der  Entwicklungs- 
geschichte der  Ostsee,  die  schwedischen  Geologen  Henrik  Muxthe  und 
Gerard  de  Geer  haben  nachgewiesen  —  und  diese  ihre  Anschauung 
darf  als  gesicherter  Besitz  der  Wissenschaft  angesehen  werden  — ,  daß 
nach  der  Eiszeit,  und  zwar  in  der  gleichen  Zeit,  in  welcher  die  südliche 
Nordsee  Festland  war  und  die  schon  erwähnte,  jetzt  ausgestorbene 
Säugetierfauna  beherbergte,  auch  das  Ostseegebiet  anders  aussah,  als 
heute.  Die  dänischen  Inseln  lagen  um  ca.  50  m  höher,  und  die  Ostsee 
selbst  war  ein  großer  Süßwassersee,  dessen  Strandablagerungen  reich 
sind  an  den  kleineu  napfförmigen  Schälchen  der  Schnecke  Ancylus 
fluviatilis,  sodaß  man  sich  gewöhnt  hat,  diesen  See  als  Ancylussee  zu 
bezeichnen.  Die  aus  diesem  See  «ausfließenden  Gewässer  gingen  damals 
im  Bereiche  der  jetzigen  dänischen  Inseln  in  Flußtälern  in  das  Skagerrak 
hinüber,  in  ähnlicher  Weise,  wie  wir  heutzutage  Flußbetten  von  ver- 


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Allgemeine  Betrachtangen  über  die  jungen  Meeressedimente 


wandter  Gestalt  als  Verbindungen  zwischen  den  großen  kanadischen  Seen 
kennen.  Auch  an  den  Küsten  des  Ancylus-Sees  lebte  der  paläolithische 
Mensch.  Ferner  sei  bemerkt,  daß  nach  der  Ancylus-Zeit  eine  Ent- 
. wicklungsphase  der  Ostsee  folgte,  in  welcher  das  die  Ostsee  von  der 
Nordsee  trennende  Land  wieder  beträchtlich  tiefer  eingesenkt  war,  als 
heute,  sodaß  der  Austausch  der  baltischen  Gewässer  mit  denen  des 
Skagcrraks  und  der  Nordsee  viel  ungehinderter  und  ergiebiger  erfolgen 
konnte,  als  jetzt.  Diese  sogenannte  Litorina-Zeit,  in  welcher  große 
Cardien  in  der  Ostsee  lebten  und  Litorina  litorea,  Tapes  decussata, 
Rissoa  membranacea  und  andere  Meerestiere  sich  bis  in  den  Bottnischen 
Meerbusen  hinein  verbreiteten,  mußte  auch  am  Boden  der  Ostsee  ihre 
Spuren  hinterlassen,  indem  die  unbehindert  eindringenden  Gezeiten 
durch  ihre  kräftigen,  alternierenden  Strömungen  die  alten  Flußbetten 
stellenweise  mit  Sand  und  Schlick  auffüllten  und  zubauten,  wodurch 
es  eben  bedingt  ist,  daß  uns  das  Talsystem  der  Ancylus-Zeit  nur  in 
Bruchstücken  entgegentritt.  Fügen  wir  noch  hinzu,  daß  nach  Ablauf 
dieser  Litorina-Zeit  eine  abermalige  Hebung  eintrat,  welche  schließlich 
die  heutigen  Verhältnisse  der  wieder  mehr  beschränkten  Kommuni- 
kation zwischen  Nord-  und  Ostsee  herstellte.  Nun  nahm  auch  der 
Salzgehalt  der  Ostsee  infolge  der  starken  Süßwasserzufiüsse  wieder 
ab,  die  Litorina -Fauna  wurde  gezwungen,  sich  nach  dem  Südwesten 
des  Beckens  zurückzuziehen ,  woselbst  sie  noch  heute  lebt,  während 
an  ihre  Stelle  die  rezente,  durch  Mya  arenaria  gekennzeichnete  Mya- 
Fauna  trat.  Wenn  wir  im  Obigen  die  interessante  Parallele  zwischen 
der  Konfiguration  des  Ostseegebietes  während  der  Ancylus-Zeit  und  den 
heutigen  Canadischen  Seen  ziehen  konnten,  so  zeigte  die  Ostsee  in  einer 
noch  älteren,  der  Ancylus-Zeit  unmittelbar  voraufgehenden  Zeit  einen 
direkten  Zusammenhang  mit  dem  Nördlichen  Eismeer  quer  über  den 
finnischen  und  nord russischen  Boden  hinweg;  und  den  Zustand  der 
baltischen  Depression  in  dieser,  durch  eine  arktische  Meeresfauna  mit 
Yoldia  aretica  gekennzeichneten  Voldia-Zeit  kann  man  ungezwungen 
mit  den  heutigen  Verhältnissen  der  Hudson-Bucht  in  Nordamerika  ver- 
gleichen. 

Indem  wir  von  dieser  im  Interesse  des  besseren  Verständnisses 
der  submarinen  Flußläufe  der  Beltsee  gemachten  Abschweifung  in  ver- 
gangene Zeiten  zu  den  Verhältnissen  der  Jetztzeit  zurückkehren,  wenden 
wir  uns  nunmehr  der  eigentlichen  Ostsee  zu.  Während  die  mittlere 
Tiefe  des  Katteg^ats  nach  Krümmel  nur  28  m,  die  der  Beltsee  gar  nur 
16  m  beträgt,  so  ist  die  übrige  Ostsee  einschließlich  des  Finnischen 
Meerbusens,  aber  ausschließlich  des  Bottnischen  Golfes  im  Mittel  71  m 
tief;  wir  dürfen  daher  in  ihr  tiefere  Einseukungen  erwarten.  Hier 
werden  nun  die  räumlichen  Verhältnisse  allgemein  etwas  großzügiger, 
die  Flächen  breiter. 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  491 


Das  breite  Gebiet  vom  Sunde  und  der  Darsser  Schwelle  an  ost- 
wärts gliedert  sich  in  einige  größere  Becken  und  Mulden,  welche  nach 
Osten  hin  an  Fläche  wie  au  Tiefe  zunehmen.  Das  Arkonabecken 
nördlich  von  Rügen  ist  nur  55  m  tief.  Gleich  östlich  von  Bornholm 
haben  wir  dann  die  erste  größere  Mulde  von  60  bis  etwas  über  100  m 
Tiefe,  die  im  Osten  durch  die  Mittelbank,  im  Südwesten  durch  die 
Rönnebank  mit  dem  Adlergrund  begrenzt  wird. 

Flachere  Schwellen  zu  beiden  Seiten  der  Mittelbank  leiten  hinüber 
zu  der  von  der  Hoborg-Bank  im  Süden  der  Insel  Gotland  und  von  dieser 
selbst  geteilten  größten  Mulde  der  Ostsee,  die  in  der  Danziger  Bucht 
109,  im  Gotlandtief  östlich  der  Insel  Gotland  249  m  erreicht,  aber  südlich 
von  den  Stockholmer  Schären,  im  Landsorter  Tief  —  einer  kleinen  und 
steilen,  kesseiförmigen  Einsenkung  — ,  es  sogar  auf  über  400  m  bringt. 
Auch  der  Finnische  Golf  gehört  noch  zu  der  gleicheu  Mulde;  sein  Boden 
hebt  sich  langsam  nach  Osten,  während  der  Rigaer  Meerbusen  ein  kleines, 
bis  47  m  tiefes  Becken  für  sich  bildet. 

Verwickelter  ist  der  Übergang  zum  Bottuischeu  Golf;  denn  ziemlich 
seichte,  klippen besetzte  Schwellen  verbinden  über  die  Älandsinseln  die 
schwedischen  mit  den  finnischen  "Schären  und  sperren  diesen  Golf  damit 
von  der  eigentlichen  Ostsee  ab.  Westlich  von  den  Älandsinseln,  in  den 
Süderquarken,  haben  wir  wieder  eine  steil  begrenzte  Senke  von  294  m508) 
Tiefe,  das  Alandstief;  eine  dritte,  an  das  Landsorter  Tief  erinnernde,  kessei- 
förmige Senke  liegt  noch  vor  Hernösand,  eine  vierte  in  der  Bottnischen 
Wiek  vor  Kap  Bjurö  mit  124  m;  sie  alle  erinnern  im  Kleinen  an  den 
östlichen  Teil  der  Norwegischen  Rinne  oder  noch  besser  an  ähnliche 
Bodenformen  in  den  großen  russischen  und  schwedischen  Seen,  sind  also 
vermutlich  tektonischen  und  vorglazialen  Ursprungs.  Der  Bottnische 
Golf  ist  in  den  Nordquarken  durch  eine  flache  Schwelle  vou  weniger 
als  20  m  Tiefe  von  seinem  nördlichsten  Teil,  der  Bottnischen  Wiek, 
getrennt.  Deren  Mitte  nimmt  eine  längliche,  von  Südwesten  nach  Nord- 
osten sich  erstreckende  Mulde  ein,  deren  Tiefe  aber  nirgends  150  m 
tibersteigt. 

Gehen  wir  nunmehr  ins  Einzelne  und  versuchen  die  Formen  des 
Ostseebodens  mit  dem  glazialen  Formeuschatz  der  umliegenden  Festlands- 
flächen in  Parallele  zu  setzen,  wie  es  bisher  am  eingehendsten  neuer- 
dings E.  Büohtixg  in  ihrer  schon  erwähnten  Arbeit  getan  hat. 

In  jedem,  durch  strömendes  Eis  beeinflußt  gewesenen  Gebiet  kann 
man  zwei  ringförmig  um  das  frühere  Vereisungszentrum  herumziehende 
Zonen  unterscheiden,  glaziales  Ausräumungs-  und  glaziales  Aufschüttungs- 
gebiet. Die  Grenzlinie,  welche  in  Nordeuropa  diese  beiden  Gebiete  der 
„negativen"  und  „positivenGlazialformeu"  voneinander  scheidet,  durchquert, 
wie  die  umliegenden  Festlaudsflächen  zeigen,  die  eigentliche  Ostsee; 


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492 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


aber,  da  beide  Gebiete  nicht  scharf  voneinander  getrennt  sind  und  auch 
seit  der  Eiszeit  noch  Umlagcruugen  am  Ostseeboden  stattgefunden  haben, 
läßt  sich  diese  Linie  doch  nur  in  großen  Zügen  festlegen.  Schon  Hausen 
hatte  den  Versuch  gemacht,  die  Scheidung  durchzuführen,  und  zwar  auf 
Gruud  der  Geschiebeverbreituug503).  Er  führte  die  Linie  von  der  Nord- 
spitze Kurlands  iu  einem  großen  Rogen,  der  fast  die  Pommersehe  Küste 
erreichte,  uach  der  Südküste  von  Schonen.  Zu  abweichendem  Ergebnis 
ist  E.  Büchting  gelangt,  welche  auf  Grund  der  Morphologie  zu  einer  im 
Allgemeinen  nördlicheren  Lage  dieser  Linie  kommt.  Dieselbe  beginnt  an 
der  Kurländischen  Küste  etwa  unter  57.5°  X.-Breite  und  läuft  von  dort 
in  westsüdwestlicher  Richtung  zur  Hoborgbank.  Dann  läuft  sie  am 
Nordwestraude  der'gotländischen  Bänke  entlaug.  Von  der  Südmittelbank 
aus  macht  sie  eiuen  Bogen,  der  Bornholm  eiuschließt  und  an  der  Süd- 
ostecke von  Schonen  endet.  Bei  der  Feststellung  dieser  Linie  ist  als 
ein  charakteristisches  Merkmal  für  die  Ausräumungslandschaft  das  Vor- 
kommen von  Rundhöckern  angenommen,  für  das  Aufschüttungsgebiet  die 
Sandbedeckuug  und  das  Vorkommen  von  Bänken.  Wie  weit  sich  südlich 
der  so  festgelegten  Linie  etwa  zunächst,  noch  ein  -Übergaugsgebiet  be- 
findet, ist  bisher  nicht  bekannt., 

Das  Bodeurelief  des  Bottnischen  und  der  Nordseite  des  Finnischen 
Meerbusens  ist  ebenso  wie  das  des  größten  Teils  der  Küstenregionen 
Mittelschwedeus  bis  zum  Kalmarsund  hin  als  überschwemmte  Schären- 
landschaft  zu  bezeichnen,  und  es  würde  kaum  anders  aussehen,  wenn  man 
Teile  von  Mittelschweden  oder  Finnland  mit  ihren  Rundhöckern  um 
100  m  senken  und  der  Überschwemmung  durch  die  Ostsee  überantworten 
könnte.  Unzählige,  kleine  Riffe  und  Bänke  mit  engen,  gewundenen  Rinnen 
dazwischen  geben  ungemein  verwickelte  Fahrwasser,  wo  der  Fremde 
ohne  Lotsenbilfe  verloren  ist.  Sehr  ausgeprägt  ist  die  submarine  Rund- 
höckerlandschaft in  der  Gegend  von  Stockholm,  wo  man  den  Schären- 
gürtel bis  etwa  zu  einer  nordostsüdwestlich  verlaufenden  Linie  Landsort^ 
Hufvudskär,  Almagrundet,  Svenska  Högarne,  Svenska  Björn  rechnen  kann. 
Eiu  von  diesem  großen,  zusammenhängenden  getrenntes  Rundhöckergebiet 
findet  sich  schließlich  bei  Bornholm;  besonders  im  Nordosten  und  Süd- 
westen dieser  Insel,  wo  sich  auch  viele  Schären  finden,  kommen  Rund- 
höcker sehr  zahlreich  vor.  Zahlreiche  Einzelmaße  dieser  Bodenform  hat 
E.  Büchting  gegeben.  Abweichungen,  welche  gegenüber  subaörisch 
ansgemessenen  Rundhöckern  bestehen,  lassen  sich  unschwer  und  unge- 
zwungen auf  geringe  Lotungsdichte  und  teilweise  Zusehwemmuug  der 
Wannen  dnrch  rezentes  Sediment  zurückführen.  Zweifellos  ist  die  Aus- 
bildung dieser  Bodenform,  wie  auf  dem  Laude,  durch  die  Eigenart  in  der 
Klüftuug  der  in  den  betreffenden  Gebieten  herrschenden  vorkam brischen 
Granite  und  Gneisse  vorbestimmt  worden,  und  eigentliche  Rundhöcker 
fehlen,  wo,  wie  z.  B.  in  einem  südlichen  Teile  des  Bottnischen  Meer- 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  493 


busens,  Silurkalke  den  Boden  zusammensetzen.  Um  Gotland  herum  und 
nach  Osten  und  Südosten  von  dieser  Insel  nehmen  die  Rundhöcker  an 
Deutlichkeit  und  Zahl  z.  T.  wohl  aus  dem  gleichen  Grunde  ab ;  indessen 
ist  dabei  auch  zu  bedenken,  daß  man  sich  hier  schon  mehr  und  mehr 
dem  Gebiete  glazialer  Aufschüttung  nähert. 

Wenn  wir  uns  nunmehr  dieser  selbst  zuwenden,  so  wollen  wir 
noch  einmal  bei  dem  anknüpfen,  was  bei  Besprechung  der  Nordsee 
gesagt  wurde.  Beide  Meeresteile  waren  zur  Diluvialzeit  vom  Eise 
bedeckt;  doch  ist  die  Nordsee,  wie  wir  sahen,  früher  von  demselben, 
wieder  verlassen  worden.  In  der  Nordsee  sind  daher  die  allbekannten 
nordischen  Gesteinsbrocken  als  Moränenmaterial  zwar  ebenfalls  nieder- 
gesunken, aber  von  einer  sicherlich  mehrere  Jahrtausende  länger  als  in 
der  Ostsee  anhaltenden  Sedimentation,  die  in  der  Nordsee  noch  durch 
die  Gezeitenströmungen  mächtig  unterstützt  wurde,  fast  ganz  wieder 
eingehüllt  worden;  nur  an  sehr  wenigen  Stellen,  wie  z.  B.  auf  Borkumriff- 
Grund  M0),  begegnen  wir  steinigem  Nordseeboden,  wenn  auch  sonst  an- 
geblich Findlinge  in  den  Grundnetzen  der  Nordseefischer  gelegentlich 
gefunden  werden  und  ein  steiniger  Grund  die  Kurrenfischerei  stellen- 
weise sogar  ganz  ausschließen  kann.  Der  Ostseeboden  dagegen  trägt 
von  der  Eiszeit  her  noch  durchweg  eine  Unmenge  unverhüllter  Eiuzel- 
steine,.wie  ganzer  Steingründe  und  Blockpackungen.  „Dieser  Unterschied 
in  der  Bodenbeschaffenheit  der  beiden  Meeresteile  ist  so  wesentlich  und 
durchgreifend,  daß  fast  allein  durch  den  ungünstigen  Ostseeboden  die 
Unmöglichkeit,  die  Schleppnetzfischerei  mit  Dampfbetrieb  in  der  Ostsee 
einzuführen,  bedingt  wird"  (G.  Schott).  Die  lockere  Steinbestreuung 
des  Ostseebodens  ist  auch  unseren  Seeoffizieren  sehr  wohl  bekannt;  denn 
hinter  solchen  Steinen  bleiben  die  während  der  Fahrt  ausgeworfenen 
Thomson-Lote  leicht  hängen  und  gehen  dann  verloren.  In  den  erwähnten 
Steingründen  aber  findet  man  ganze  Steinpackungen,  wo  die  Findlinge 
Kante  auf  Kante  aufeiuanderliegen  und  bis  in  die  Nähe  der  Meeres- 
oberfläche heraufragen.  Diese  Gründe  sind  nun  zwar  ein  Eldorado 
für  den  Botaniker,  der  dort  die  zierlichsten  und  schönsten  Rotalgen 
sammeln  kanu;  auch  habeu  sie  einen  Spezialzweig  der  Ostseefischerei 
zu  zeitweilig  großartiger  Entwicklung  gebracht,  die  sogenannte  Stein- 
fischerei: von  kleinen  Jachten  und  Ewern  aus  werden  die  «Steine  aus  der 
Tiefe  gefischt  oder  mit  Greif maschinen  heraufgeholt  und  in  den  See- 
städten zu  Bauten  verwendet.  Im  übrigen  aber  sind  die  Steingründc 
mit  Recht  gefürchtete  Hindernisse  der  großen  Schiffahrt.  Am  be- 
kanntesten sind  in  dieser  Hinsicht  der  Adlergrund  und  die  Oderbauk, 
dann  in  der  Beltsee  der  für  die  Evolutionen  unserer  Kriegsmarine  sehr 
unbequem  gelegene  Stollergrund.  Die  meisten  übrigen  hat  Jon.  Reixke*11) 
bis  in  den  Alsenbelt  hinauf  auf  seiner  „Vegetationskarte  der  westlichen 
Ostsee  deutschen  Antheils"  im  Einzelnen  verzeichnet. 


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494  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeretwediroente 


Besonders  genau  untersucht  ist  der  8  km  lange  und  4  km  breite 
Adlergrund,  der  auf  dem  südwestlichen  Ausläufer  der  sich  an  Bornholm 
anlehnenden  Rönnebank  liegt.  Hier  wurden,  wie  Freiherr  von  Löwen- 
stern 1876  berichtete512),  Tiefen  von  nur  4,7  und  4,8  m  beobachtet. 
•  Erste  Steinfischversuche  zeigten,  daß  die  obere  Schicht  der  Untiefe  aus 
großen,  losen  Steinen  bis  1,75  cbm  Volumen  besteht,  die  sehr  nahe  bei- 
einanderliegen und  mit  glattem  Seetang  bedeckt  sind.  Darunter  liegt 
eine  Schicht  kleinerer  Steine,  und  diese  lagert  ihrerseits  auf  noch 
kleinerem  Geröll.  Im  Sommer  1879  wurden  zur  Wegräumung  dieser  auf 
der  Route  Danzig-Kiel  liegenden,  für  die  Schiffahrt  sehr  gefährlichen 
Untiefe  umfangreiche  Arbeiten  ausgeführt513).  Die  durch  Tauchen  be- 
wirkten Untersuchungen  ergaben,  daß  die  ganze  Untiefe,  welche  Adler- 
grund genannt  wird,  aus  einem  festen  Tonstock  besteht,  „der  außer  den 
Steinriffen  mit  Schichten  von  grobem  und  feinem  Kies,  wie  auch  mit 
Ablagerungen  von  feinem  braunen  und  weißen  Sand  nur  ganz  ober- 
flächlich bedeckt  ist,  und  dies  zeigte  sich  auch  schon  daran,  daß  auf 
allen  Ankerstellen,  wo  auch  durch  das  Loth  Kies  oder  Sand  angezeigt 
war,  die  Ankerpflüge  doch  stets  Thonboden  über  Wasser  mitbrachten44. 
Die  Wegräumung  wurde  mit  Steinzangen  und  durch  Taucher  bewirkt. 
Die  gewonnenen  Steine  wurden  z.  T.  auf  tiefem  Wasser  wieder  ver- 
senkt (!),  z.  T.  an  Land  verkauft.  Im  ganzen  wurden  5187,2  cbm  Steine 
(mit  dem  mit  Wasser  erfüllten  Zwischenraum  in  den  Riffen  gemessen: 
6900  cbm)  abgeräumt,  um  überall  6  m  Tiefe  zu  erzielen.  Häufig  hatten 
einzelne  Steine  3—4  cbm  Inhalt;  ein  Stein  von  6  cbm  und  276  Zentner 
Gewicht  mußte  im  Schiffsraum  vor  dem  Versenken  dreimal  gesprengt 
werden.  Nach  der  Entfernung  der  oberen  Steinlagen  stellte  sich  heraus, 
daß  der  Riffkern  aus  einem  festen  Stock  stark  kalkhaltigen  Diluvial- 
mergels bestand,  in  welchem  die  unteren  Steinschichten  eingebettet 
gefunden  wurden.  Um  die  Steine  ans  diesem  Geschiebemergel  zu  lockern, 
mußte  mit  Tonit  gesprengt  werden.  Ein  trotz  dieser  Wegräumungs- 
arbeiten 29  Seemeilen  von  Stubbenkammer  auf  Rügen  in  Richtung 
Bornholm  eintretender  Unfall  S.  M.  S.  „Kaiser  Friedrich  III."  hat  dann 
um  die  Jahrhundertwende  eine  Neuvermessung  des  Adlergrundes  ver- 
anlaßt, über  welche  Deimling514)  berichtet  hat.  Tiefe  und  Form  des 
Adlergrundes  hatten  sich  seit  der  Messung  des  Jahres  1879  z.  T.  geändert. 
Die  Stelle,  auf  welcher  der  Unfall  des  genannten  Kriegsschiffes  stattfand, 
war  bis  dahin  nicht  vorhanden  oder  nicht  ermittelt.  Ersteres  ist  das 
wahrscheinlichere,  da  auch  sonst  Veränderungen  des  Bodens  festgestellt 
wurden;  diese  Veränderungen  müssen  bei  der  relativ  geringen  Größe 
der  einzelnen  Steine  (meist  unter  1  cbm)  auf  Treibeis,  das  schon  bis 
zu  einer  Dicke  von  rund  6  m  beim  Adlergrund  beobachtet  wurde,  oder 
durch  die  dort  herrschenden  Grundströmungen  (?)  oder  durch  beides 
hervorgerufen  sein.  Der  kritische,  von  NW  nach  SO  sich  erstreckende, 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente 


495 


nur  50  m  breite  und  250  m  lange  Rücken  mit  9,5  m  durchschnittlicher 
Tiefe  trägt  ungefähr  in  der  Mitte  in  einer  Breite  von  6 — 10  m  und  einer 
Länge  von  50  m  die  Unfallstelle,  über  der  nur  8,2 — 8,5  in  Wasser  steht. 

In  ihrem  geologischen  Aufbau  recht  geuau  bekannt  ist  aber  vor 
allem  die  benachbarte  Oderbank,  nördlich  von  Swinemünde.  Es  standen 
nämlich  W.  Deecke,  der  darüber  ausführlich  berichtet  hat515),  die 
Resultate  und  Proben  von  38  im  Jahre  1903  durch  die  Königliche 
Hafenbau-Inspektion  in  Swinemünde  auf  dem  südlichen  Teile  der  Bank 
ausgeführten  Bohrungen  zu  Gebote.  Diese  waren  durch  die  stellenweise 
nur  6  m  betragende,  geringe  Tiefe  veranlaßt,  welche  es  angezeigt  er- 
scheinen ließ,  dort  einen  Leuchtturm  zu  errichten.  Die  Arbeiten  wurden 
vom  Schiffe  aus  vorgenommen,  wenn  der  Zustand  der  See  so  ruhig  war, 
daß  dasselbe  verankert  und  seitlich  ein  Bohrgerüst  ausgebaut  werden 
konnte.  Eine  der  Bohrungen  reichte  bis  30  m  unter  den  Meeresspiegel. 
Als  Ganzes  ergab  sich  folgendes  Profil  der  Oderbank: 
0—6  m :  Wasser. 
6— 13  m:  Heller,"  feiner  Seesand. 

13 —  14  m:  Feiner  Seesand  mit  C'ardium  ednle. 

14 —  20  in:  Wechselnde  Saude  mit   lokalen  Einlagerungen 

tonigen  oder  feinsandigen,  kalkigen  Materials  mit 
Holz,  Torf,  Diatomeen  und  Süßwassermuscheln. 
20 — 30  m:  Gröbere  bis  steinig-kiesige  Sande. 
Nehmen  wir  hinzu,  daß  zu  beiden  Seiten  der  Südspitze  der  Bank  durch 
die  Bohrungen  in  20—25  m  Tiefe  eine  Zone  von  Kies  und  Geröll  an- 
getroffen wurde,  deren  Ablagerung  nur  in  wenigen  Metern  Wassertiefe 
erfolgt  sein  kann,  also  auf  eine  Senkung  hinweist,  so  verstehen  wir  die 
Deutung,  welche  Deecke  diesem  Vorkommnis  gegeben  hat:  Als  das  Eis 
die  Gebiete  der  Oderbucht  verlassen  hatte,  hob  sich  aus  dem  damals 
wesentlich  höher  gelegenen  Lande  eine  vielleicht  durch  glaziale  Auf- 
pressung oder  durch  Aufschüttung  mächtiger  Sandin  assen  (Kames)  ent- 
standene Hügelgruppe  heraus.  Die  eigenartige,  nach  Norden  verbreiterte 
und  dort  gerundet  abgestutzte  Form,  verbunden  mit  einem  gegen  Süden 
gerichteten,  sich  rasch  verschmälernden',  langen  Ansätze  kehrt  in  der 
Gegend  öfters  wieder  und  ist  wohl  teils  durch  die  Verhältnisse  der 
Eiszeit  bedingt,  teils  nachträglich  entstanden  oder  wenigstens  schärfer' 
ausgeprägt.  Dieses  Hügelland  düfte  ca.  20  m  über  See  gelegen  haben, 
tauchte  aber  infolge  der  Litorina- Senkung,  welche  für  die  westliche 
Ostsee  sicher,  für  die  östliche  als  recht  wahrscheinlich  anzunehmen  ist, 
soweit  unter,  daß  nur  eine  Insel  überblieb,  nach  Gestalt  und  Zusammen- 
setzung vergleichbar  etwa  der  benachbarten,  kleinen  Insel  Rüden.  Hier 
haben  wir  im  Norden  auch  einen  verbreiterten  Kern  von  Diluvialmassen ; 
an  diesen  setzt  sich  eine  lange,  N-S  gerichtete  Düne  an,  welche  dem 
Stidzipfel  der  Oderbank  entspricht.  Die  Düne  besteht  aus  feinen  Sauden, 


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Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


welche  der  Wind  aus  der  Brandungszone  ausbläst  und  zusammenhäuft. 
Zu  beiden  Seiten  am  Strande  und  ziemlich  weit  hinaus  im  Bereiche  der 
Brandung  liegt  gröberer  Sand,  erst  mit  einzelnen  nußgroßen  Geröllen, 
dann  typischer  Strandkies.  Beiden  mischt  sich  angeschwemmtes  Holz 
in  mehr  oder  minder  verfaultem  Zustande  bei,  genau  so  wie  in  den 
Kies-  und  Geröllbäudern  in  20—25  m  Tiefe  zu  beiden  Seiten  der  Süd- 
spitze der  Oderbank.  Lokale  Moor-  und  Torfbildung,  sowie  Wiesenkalk- 
bildung  in  Senken  vervollständigen  das  Bild  der  Insel  Rüden,  das  sich 
am  Boden  der  Ostsee  in  der  Oderbank  wiederholt,  da  hier  in  dem 
mittleren  Sandstreifen  Einlagerungen  von  Torf,  von  Wiesenkalk-ähnlichen, 
Süßwasser-Diatomeen  und  -Muscheln  (Pisidium)  führenden  Absätzen  ge- 
funden wurden,  die  jenen  terrestrischen  Bildungen  von  Rüden  durchaus 
analog  sind.  Nach  diesen  Befunden  hält  Deecke  die  Oderbank  für  eine 
nach  postglazialer  Senkung  abradierte  Insel  oder  Inselgruppe  mit  südlich 
ansitzeuder,  gleichfalls  versunkener  Düne.  Die  Senkung  der  Oderbank 
dürfte,  wie  erwähnt,  mit  der  sonst  für  die  südwestbaltischen  Küsten 
festgestellten  Litorina-Senkung  synchron  sein;  doch  ist  es  zunächst  auf- 
fallend, daß  in  den  Bohrungen  jegliche  Typen  einer  Litoriua- Fauna, 
insbesondere  auch  die  großen,  dickschaligen  Varietäten  von  Cardium  edule, 
sowie  Scrobicularia  piperata,  fehlen;  was  sich  hat  nachweisen  lassen, 
war  immer  nur  das  kleine,  dünnschalige  Brackwasser-Cardium,  Teilina 
baltica  und  einzelne  Hydrobien.  Wenn  daher  diese  Fauna  der  Litorina- 
Zeit  angehört,  so  müßte  sie  einem  brackischen  Gewässer  entstammen, 
und  als  solches  käme  die  damals  durch  die  Oderbank  abgesperrte  Oder- 
bucht  in  Frage,  in  welcher  das  Süßwasser  der  Oder,  bis  die  Schwelle 
der  heutigen  Oderbank  unter  dem  Spiegel  der  See  verschwand,  zu  einem 
Haff  aufgestaut  war  —  in  ähnlicher  Weise,  wie  es  jetzt,  einen  halben 
Breitengrad  südlicher,  durch  Usedom  und  Wollin  bewirkt  wird.  Wie 
heute  dieses  Haff  süßeres  Wasser  und  demgemäß  eine  andere  Muschel- 
fauna besitzt  als  die  Oderbucht,  so  damals.  Zugleich  erklärt  sich  die 
reichliche  Beimischung  des  Holzes  in  den  tieferen  Sanden:  es  sind  die 
vergangenen,  hin-  und  hergerollten  Treibholzmassen,  die  der  Fluß  in 
seinem  Mündungsgebiete,  im  damaligen  Haffe  oder  in  Strandseen  ab- 
lagerte. Die  Oderbank  ist  nach  alledem  etwa  zur  Ancylus-Zeit  ein  für 
die  Ostseeküste  sehr  wichtiges  Element  gewesen.  Sie  begrenzte  mit 
ihren  Dünen  ein  durch  ihren  Südzipfel  zweiteiliges  Haff,  au  dessen 
Westende  der  Ansfluß  des  Oderwassers  in  die  tiefere  See  erfolgte,  womit 
wir  uns  gleich  noch  näher  befassen  werden.  Zur  Litoriua-Zeit  sank  sie 
allmählich  unter  den  Spiegel  der  See,  wurde  eingeebnet  und  lieferte 
dabei  einen  großen  Teil  der  heute  an  den  Küsten  Usedoms  und  Wollins 
liegenden  Dünensande. 

Für  keine  Bank  der  Ostsee  liegen  die  Verhältnisse  der  Erforschung 
so  günstig,  wie  bei  der  Oderbank;  und  doch  siud  wir  auch  in  anderen 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Mecressedimenle 


497 


Fällen  nicht  ganz   ohne  Anhaltspunkte  bezüglich  der  Entstehuugs- 
bedingungen. 

Zahlreiche  Steinpackungen  der  Ostsee  sind  ja  z.  T.  wohl  ebenfalls 
nichts  anderes  als  Reste  von  weggespülten  Inseln.  Denn  an  jedem  hohen 
und  in  Rückgang  befindlichen  Ufer  dieses  Meeres  —  so  mit  erschrecken- 
der Deutlichkeit  am  West-  und  Nordufer  des  Samlandes  —  kann  man 
beobachten,  wie  aus  den  Geschiebemergeln  der  feine  Sand  .und  Lehm 
durch  die  Brandung  und  Küstenversetzung  weggeschwemmt  wird, 
während  die  Steine  zurückbleiben.  Schon  C.  Ackermann  hat  z.  B.  in 
der  Beltsee  Stollergrund,  Walkyriengrund,  Sagasbank,  Steenrön,  Alsen-  • 
stein,  Holstbank  und  Schönheydebank  als  solche  zerstörte  Inseln  ange- 
sprochen. Gleichwohl  ist  es  auch  bei  diesen  unsere  Aufgabe,  festzustellen, 
welchem  besonderen  Typus  der  glazialen  Aufschüttungen  diese  Bildungen 
angehören;  und  dabei  ist  es  an  sich  nur  von  untergeordneter  Bedeutung, 
ob  dieselben  früher  einmal  über  den  Wasserspiegel  herausragten  oder  nicht. 
Diese  Aufgabe  zu  lösen,  hat  E.  Büchting  in  umsichtiger  Weise  und 
mit  Berücksichtigung  der  reichen,  die  baltischen  Küstenländer  betreffenden 
Glazialliteratur  unternommen.  Sie  unterscheidet  Asar  und  Endmoränen, 
auch  Stauseeablagerungen,  glaubt  Zungenbecken  mit  Drumlins  und 
Urstromtäler  erkennen  zu  können,  und  wir  wollen  kurz  diese  einzelnen 
submarinen  Glazialformen  des  Ostseebodens  unter  Anführung  der  haupt- 
sächlichsten Beispiele  nacheinander  besprechen. 

Schon  in  Band  I  konnten  wir  von  einer  Anzahl  aus  Sand  und  Kies 
bestehender  Äsrückeu  Mitteilung  machen,  welche  im  Finnischen  Meer- 
busen unweit  von  Reval  z.  T.  als  Inseln,  z.  T.  als  submarine  Untiefen 
auftreten.  Solche  Bildungen  sind  in  diesem  Meerbusen  überhaupt  ver- 
breiteter; sie  haben  meist  NS-  oder  NW-SO-Richtung  und  verleihen  ihm 
ein  charakteristisches,  streifenförmiges  Gepräge.  Sie  werden  gebildet  von 
langen,  schmalen  Grüuden  und  Bänken,  die  in  der  Richtung  ihrer  eigenen 
Längserstreckung  aneinandergereiht  sind.  Stellenweise  bilden  auch  Inseln 
die  Verbindungspunkte.  Diese  zeigen  dann  entweder  selbst  die  gleiche 
Hauptrichtung,  oder  wenigstens  die  Sockel,  auf  denen  sie  sich  erheben. 
Solche  Reihen  kann  man  z.  T.  über  die  ganze  Breite  des  Finnischen 
Meerbusens  hinüber  bis  in  den  Finnischen  Schärenhof  hinein  verfolgen. 
An  ihrer  Oberfläche  sind  sie  häufig  in  kleine  Haufen  aufgelöst.  Be- 
züglich der  Einzelheiten  und  der  Maße  muß  die  Arbeit  von  E.  Büchting 
eingesehen  werden.  Auch  die  Bottenwiek  enthält  zahlreiche  derartige 
Bildungen,  welche  dort  durchweg  NW -SO- Streichen  haben,  wie  die 
ähnlichen  Bildungen  auf  dem  benachbarten  schwedischen  und  finnischen 
Festlande.  Wie  dort  sind  sie  nicht  nur  parallel  der  ehemaligen  Be- 
wegungsrichtung des  Eises  angeordnet,  sondern  anscheinend  auch  an 
Aufragungen  des  Untergrundes  gebunden,  deren  Anordnung  wiederum 
von  Dislokationen  abhängt.    Einzelne  fragliche  Äsar  scheinen  auch  im 

Andrt-e,  Geologie  de»  Meeresbodens.  II.  39 


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498  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressediment« 

mittelschwedischen  Schärengürtel  und  südlich  von  Landsort  aufzutreten. 
In  der  südlichen  Ostsee  trägt  der  kürzlich  genauer  beschriebene  Adler- 
grund  wahrscheinlich  eine  Äsbildung.  Denn  ein  hier  vorhandener,  NXO- 
SSW  streichender  Rücken  verläuft  parallel  den  Äsarn  bei  Helligdomen 
auf  Bornholm. 

Den  Rigaer  Meerbusen  faßt  E.  BüChting  als  glaziales  Zungen- 
becken auf;  dies  zeige  schon  seine  rundliche  Abgrenzung  gegeu  Süden, 
wenn  auch  jenes  Becken  ursprünglich  viel  weiter  in  dieser  Richtung  bis 
zu  der  kurläudisch-littauischen  Endmoräne  gereicht  hat.  Entsprechend 
.  solcher  Bildung  hat  der  Rigaische  Meerbusen  einen  sehr  ebenen  Boden, 
der  nach  den  Rändern  hin  wenig  ansteigt.  Die  kleinen,  nur  wenige  Meter 
betragenden  Aufragungen,  die  sich  über  ihn  erheben,  könnten  Reste  von 
Drumlins  sein,  wie  sie  in  der  Umgebung  des  Meerbusens  zahlreich 
vorkommen. 

Auch  sonst  zeigen  einige  Teile  des  Ostseebodens  eine  auffallende 
Ebenheit:  so  das  Danziger  Tief  und  die  Gegend  südlich  der  Insel  Moen. 
In  beiden  Gebieten  sollen  Eisstauseen  bestanden  haben,  deren  Ablage- 
rungen den  Untergrund  in  eiuen  glatten  Seeboden  umgewandelt  hätten. 

Einen  nicht  geringen  Teil  der  Bänke  und  Steingründe  der  Ostsee 
aber  darf  man  mit  gutem  Recht  als  Endmoränen  oder  Teile  von  End- 
moränen auffassen.  Diese  Ansicht  ist  schon  von  C.  Ackermann, 
W.  Deeckems)  und  0.  Krümmel  geäußert  worden.  Wenn  es  sich  auch 
im  Einzelnen  gewiß  nicht  immer  sicher  entscheiden  läßt,  um  welche  Art  von 
Moränenbildungeu  es  sich  handelt,  so  lassen  sich  doch  einige  gut  zusammen- 
hängende Endmoränenzüge  erkennen,  indem  man  aus  der  Richtung  und 
Ausdehnung  einer  Reihe  von  Bänken  schließen  kann,  daß  sie  Stillstands- 
lagen des  Eisrückzuges  darstellen.  Über  solcho  Endmoränenzüge  am 
Boden  der  eigentlichen  Ostsee  findet  sich  eine  ganze  Reihe  von  Angaben 
hauptsächlich  in  der  skandinavischen  Literatur;  vor  allem  haben  sich 
G.  DE  Geer  und  H.  Munthe  mit  ihnen  beschäftigt.  Es  sind  besonders 
fünf  bedeutendere  Endmoränenzüge,  die  durch  ihre  Erstreckung  über 
die  ganze  Breite  der  Ostsee  hervorstechen.  Der  südlichste,  also  beim 
Eisrückgang  zuerst  entstandene  Endmoränenzug  zieht  dicht  an  der 
deutschen  Küste  entlang  von  der  Prerow-Bank  über  Plantagcnet-Grund, 
Adlergrund,  Stolpe-Bank  und  eine  sich  daran  anschließende  Untiefe  nach 
Osten.  Der  Plantagenet- Grund  ist  schon  durch  Deecke  als  Endmoränen- 
bildung bestimmt  worden517)  und  findet  über  den  Dornbusch  auf  Hiddensö 
seine  Verbindung  mit  den  gleichen  Ablagerungen  im  nördlichen  Teile 
von  Rügen,  auf  Wittow.  Die  Verbindung  zwischen  dem  Adlergrund  und 
Rügen  erscheint  durch  die  dort  häufigen  Steinpackungen  nicht  unwahr- 
scheinlich ;  ebenso  ist  die  Möglichkeit  einer  weiteren  östlicheu  Fortsetzung 
über  die  Rönnebank  und  südlich  von  Bornholm  durch  die  dortigen  Stein- 
gründe gegeben.    Das  unregelmäßige  Relief  im  nordöstlichen  Teil  der 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedi  Diente 


499 


Stolpe  -Bank  könnte  zwar  auch  dnrch  Dmmlins  hervorgerufen  sein;  in- 
dessen müßte  dann  die  Eisstillstandslage  nur  etwas  weiter  südlich  an- 
genommen werden,  da  sich  Drumlin- Bildungen  immer  dicht  an  End- 
moränen anschließen. 

Der  nächste,  nördlich  folgende  Endmoränenzug  bildet  eine  Fort- 
setzung der  südschwedischen  Endmoräne,  die  den  Kalmarsund  an  seiner 
flachsten  Stelle  überquert  und  sich  dann  auf  ölaud  nach  Süden  wendet. 
Von  dort  geht  der  Zug  nach  dem  südlichsten  Ende  von  Gotland;  und 
zwar  kann  man  hier  vier  nebeneinander  verlaufende  Züge  unterscheiden, 
von  denen  der  südlichste  im  Bogen  über  Olands  Södragrund  und  Nord- 
mittelbank zur  Hoborgbank  geht,  der  nördlichste  aber  mehr  in  gerader 
Linie  von  Südöland  nach  Nordosten  zum  südlichen  Gotland  zieht.  Dieses 
wird  in  südwestnordöstlicher  Richtung  durchzogen.  Einen  weiteren 
Anhaltspunkt  findet  man  in  der  Mittelgotland  vorgelagerten  Bank  mit 
ihrem  östlichen  Ausläufer.  Von  diesem  ist  der  Abstand  zu  den  die 
Halbinsel  Sworbe  verlängernden  und  sich  ziemlich  weit  in  die  See  hinein 
erstreckenden  Bänken  nicht  mehr  groß.  Während  der  Verlauf  dieses 
Endmoränenzuges  in  Schweden  und  auf  den  schwedischen  Inseln  durch 
H.  Munthe  festgestellt  worden  ist,  ist  seine  Fortsetzung  auf  ösel  und 
auf  dem  anschließenden  Festlande  durch  die  Untersuchungen  von 
Hausen  gegeben. 

Die  dritte  Endmoräne  stellt  eine  Fortsetzung  des  Öland  mehr  in 
der  Mitte  querenden  Zuges  dar.  Sie  verläuft  im  Bogen  uach  dem  nörd- 
lichen Teile  von  Gotland  und  durchzieht  ihn,  sowie  Farö  in  nordöstlicher 
Richtung.  Er  geht  dann  in  vorwiegend  westöstlicher  Erstreckung  zur 
Mitte  der  Tnsel  Ösel.  Die  Fortsetzung  von  Farö  nach  Ösel  war  durch 
de  Geer  angedeutet;  sie  ist  zwar"  zunächst  an  Untiefen  nicht  zu  er- 
kennen, dann  aber  könnte  man  sie  in  den  weit  vorspringenden  Bänken, 
die  sich  bei  Kap  Saritscheff  an  ösel  anschließen,  suchen.  Munthe  da- 
gegen läßt  diese  Endmoräne  von  Gotland  aus  nach  Norden  über  Gotska 
Sandö  weiter  gehen. 

Die  vierte  Endmoräne,  von  Hausen  angegeben,  beginnt  nördlich  % 
von  Öland,  geht  dann  im  Bogen  nördlich  an  Gotland  vorbei  nach  Gotska 
Sandö  und  von  dort  nach  der  Halbinsel  Dagerort  auf  Dagö.  Zwischen 
diesen  beiden  letztgenannten  Punkten  treten  eine  ganze  Anzahl  von 
Untiefen  als  Verbindungsstücke  in  Erscheinung. 

Der  fünfte  Endmoränenzug  endlich  verläuft  ganz  im  Norden  und 
ist  nach  den  Angaben  DE  Geers  eine  Fortsetzung  der  mittelschwedischen 
Endmoräne.  Er  verläßt  das  schwedische  Festland  südlich  von  Stockholm 
uud  wird  in  seinem  weiteren  Verlauf  durch  die  Bänke  und  Schwellen 
bezeichnet,  welche  den  Abschluß  der  eigentlichen  Ostsee  gegen  die 
Alands-See  bilden.  Bei  Hangö  geht  er  in  die  große  finnische  Endmoräne, 
den  Salpausselka,  über. 

32* 


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600  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 

Außer  diesen  fünf  durchgehenden  Zügen  kann  man  noch  ver- 
schiedene kürzere  Endmoränenstrecken  unterscheiden,  die  sich  meist  als 
Fortsetzungen  von  auf  dem  Lande  bekannten  Bildungen  ausweisen. 
Zwei  solche  Ansätze  kommen  an  der  kurländischen  Küste  vor,  unter 
etwa  57°10'N.  und  nördlich  von  Libau.  Sie  sind  durch  Untiefen 
gekennzeichnet.  Ein  anderes  Beispiel  ist  die  Oderbank;  diese  reicht 
mit  ihren  Ausläufern  im  Westen  bis  fast  nach  Rügen,  von  welchem  sie 
nur  der  alte  Oderlauf  trennt;  im  Osten  ist  die  von  Deecke  festgestellte 
Verbindung  mit  den  Pommerschen  Endmoränen  noch  deutlicher  iu  eiuigeu 
bis  Kolbcrg  reichenden  Untiefen  zu  erkennen.  Vielleicht  bilden  weiterhin 
nach  E.  Geinitz  Palmnickener  Bank  und  die  Steinriffe  von  Brüsterort 
die  submarinen  Fortsetzungen  der  von  P.  G.  Kbaüse  beschriebenen  End- 
moräne des  Samlandes. 

Ihre  heutige  Gestalt  als  Bänke  oder  Steingründe  haben  die  End- 
moränen erst  durch  die  gemeinsame  Wirkung  der  Wellen  und  der 
säkularen  Senkung  erhalten.  Jedenfalls  kamen  die  südlicheren  erst 
durch  die  Litorina- Senkung  in  das  Bereich  der  Brandung,  und  manche 
haben  wohl  zweifellos  zunächst  das  Stadium  der  Insel  durchlaufen.  Das 
zeigen  auch  die  noch  heutigentages  stattfindenden  Umwandlungen  einiger 
Inseln,  wie  Sprogö,  Walfisch  und  Greifswalder  Oie. 

„Wie  eine  Bestätigung  der  Endmoräne  wirken  die  an  einigen 
Stellen  südlich  von  ihnen  parallel  verlaufenden  Eintiefungen,  in  denen 
man  Urstromtäler  sehen  könnte.  Besonders  deutlich  ist  diese  Er- 
scheinung bei  der  Stolpebank.  Hier  zieht  sich  eine  Rinne  40 — 50  km 
von  Ost  nach  West  und  läßt  sich  als  eine  Fortsetzung  des  alten  Leba- 

laufes  ansehen  Eine  ähnliche  Bildung  hat  sich  früher  südlich 

des  Plantagenetgrundes  befunden.  Hier  hatte  der  jetzige  Strelasund  eine 
Fortsetzung,  die  heute  aber  durch  die  von  den  Bänken  fortgeführten 
Sandmassen  zugeschüttet  worden  ist"  (E.  Büchtfng). 

Schließlich  wollen  wir  hier  die  Beschreibung  des  alten  Oder- 
laufes anschließen,  über  welchen  Einiges  schon  in  Band  I  gesagt  wurde. 

•  Man  kann  denselben  von  der  heutigen  Odermündung  an  auf  fast  90  km 
Länge  verfolgen  bis  in  die  Breite  der  Rügener  Einbuchtung  der  Prorer 
Wiek.  Hier  ist,  worauf  Deecke,  der  sich  eingehend  mit  dieser  Bildung 
beschäftigt  hat,  zeigte,  die  alte  trompeten  förmige  Mündung  noch  gut  zu 

•  erkennen.  Das  Tal  schließt  sich  an  die  heutige  mittelste  Mündung,  die 
Swine,  an.  Es  ist  zunächst  schmal  und  kaum  gegen  die  Umgebung  ein- 
gesenkt nach  Osten  gerichtet,  um  sich  dann  in  der  Länge  von  Misdroy 
im  Bogen  zuerst  nach  Norden  und  dann  nach  Südwesten  zu  wenden. 
Hier  findet  eine  Verbreiterung  statt,  an  die  sich  abermals  ein  Bogen, 
diesmal  nach  Westen  geöffnet,  anschließt.  Dabei  tritt  das  Tal  sehr  hart 
au  die  Oderbank  heran  und  der  Fluß  scheint  ziemlich  stark  erodiert  zu 
haben.    Denn  die  Oderbank  hat  an  dieser  Stelle  eiuen  verhältnismäßig 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  MeerrssedimeDte  501 


steilen  Abhang,  den  man  wohl  als  Prallhang  bezeichnen  könnte.  Die 
Oder  floß  von  dort  nach  Nordwesten,  um  dann  einen  nach  Osten 
geöffneten  Mäander  zu  bilden.  Sowohl  vor  dem  Rügenschen  Ufer 
zwischen  Nordperd  und  Granitzerort,  wie  bei  Saßnitz  ist  die  Böschung 
verhältnismäßig  steil,  wenn  sie  auch  die  der  südlichen  Oderbank  nicht 
erreicht.  Das  Tal  ist  in  diesem  Teile  viel  breiter,  als  im  Süden,  aber 
auch  viel  tiefer,  besonders  in  der  Mitte  sind  noch  einige  tiefere  Rinnen 
von  über  20  m  vorhanden,  die  aber  nicht  mehr  in  fortlaufendem 
Zusammenhange  stehen.  Das  Gefäll  von  der  heutigen  Mündung  bis  zu 
der  früheren  beträgt  ungefähr  15  m,  wobei  für  die  erstere  5  bis  9  ra 
durchschnittliche  Tiefe 'angenommen  worden  ist.  Der  Beginn  ist  sehr 
wenig  ausgeprägt,  was  wohl  auf  spätere  Versandungen  zurückzuführen 
ist.  —  Soweit  die  jüngste  Beschreibung  der  alten  Fortsetzung  des  Oder- 
laufes durch  E.  Büchting.  Daß  diese  jetzt  submarine  Klußrinne  ein 
Relikt  der  Ancylus-Zeit  ist,  haben  wir  bereits  früher  auseinandergesetzt. 

Endlich  wäre  aber  noch  darauf  hinzuweisen,  daß  zweifellos  auch 
tektonische  Störungen,  z.  T.  wohl  schon  höheren  Alters,  bei  der  Ge- 
staltung der  Bänke  der  Ostsee  mitgewirkt  haben,  indem  sie  z.  B.  die 
jeweilige  Höhenlage  älterer  Gesteinssockel  bedingten.  Das  gilt  ins- 
besondere für  diejenigen,  welche  in  den  südlichen  und  südwestlichen 
Teilen  dieses  Meeres  liegen,  denen  die  gleiche  Tektonik  zukommen 
dürfte,  wie  dem  „Niederdeutschen  Becken"  mit  seinen  „saxonischen 
Brüchen "  (H.  Stille). 

So  stellt  die  Rönnebank  nicht  nur  in  ihren  Umrissen,  sondern 
auch  geotektonisch  eine  Fortsetzung  von  Bornholm  dar.  Sie  wird  von 
den  im  Süden  der  Insel  einsinkenden,  jüngeren  Schichten  gebildet,  und 
ihre  Begrenzung  verdankt  sie  Brüchen,  die  denen,  welche  Bornholm  be- 
grenzen, parallel  laufen  oder  dieselben  fortsetzen.  Besonders  auffallend 
ist  diese  Übereinstimmung  im  Osten,  wo  der  Anstieg  sowohl  bei  der 
Tnsel,  wie  bei  der  Bank  sehr  steil  ist.  Dieser  Bruch  ist  eine  Ver- 
längerung der  Spalte,  welche  die  kristallinen  Gesteine  des  schwedischen 
Festlandes  von  dem  Cambrium  und  Silur  ölands  trennt.  Der  sich  an-* 
schließende  Adlergrund,  wenn  auch  in  der  Hauptsache  eiszeitlicher 
Eutstehuug,  scheint  doch  auch  eine  tektonisch  bedingte  NW-Grenze  zu 
haben,  da  diese  als  eine  Verlängerung  der  Südküste  von  Jasmund  auf- 
gefaßt werden  kann. 

Die  Oderbank  ist,  wie  wir  sahen,  eine  versunkene  Sedimentscholle, 
die  nicht  nur  der  Halbinsel  Jasmund  auf  Rügen  ähnlich  sieht,  sondern 
auch  ihre  Begrenzungslinien  fallen  in  die  Richtung  dort  bekannter 
Bruchspalten.  Insbesondere  bildet  ihr  Südwestrand  eine  Fortsetzung  der 
auf  Rügen  zwischen  Arkona  und  Königsstuhl  auftretenden  Störung. 

Auch  der  Plantagenet -Grund  stellt  eine  Sedimentscholle  dar  und 
ist  als  Kreidehorst  aufzufassen. 


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502  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 

Schwieriger  mit  Bezug  auf  eiue  etwaige  tektonische  Anlage-  zu 
deuteu  ist  endlich  die  Stolpe-Bank.  Es  sind  besonders  drei  Richtungen, 
welche  in  der  Erstreckung  dieser  Bank  auffallen.  Die  SW-NÜ  gerichteten, 
der  pommerschen  Küste  parallelen  Bänder  könnten  nach  Deecke  als 
die  äußersten  nördlichen  Kennzeichen  der  „erzgebirgischen  Faltung" 
aufgefaßt  werden.  Die  Fortsetzung  der  SO-NW  gerichteten  Einzelrückeu 
würde  gegen  NW  in  die  Bruchzone  zwischen  Schonen  und  Blekings 
Smaland  gerade  hineinfallen,  aber  damit  ist  der  lauge  östliche  Zipfel 
mit  seiner  geraden  Begrenzung,  die  auch  der  40  m-Linie  zukommt,  noch 
nicht  gedeutet.  Die  O-W-  Richtung  dieses  Zipfels  ist  aber  der  Ostsee 
keineswegs  fremd;  denn  wir  finden  sie  auch*  in  der  Nordküste  des 
Samlandes  wieder,  wo  sie  zweifellos  als  tektonische  Bruchlinie  augelegt 
ist,  wenn  diese  auch,  wegen  der  andauernden  starken  Zerstörung  des 
Kliffs,  jetzt  weiter  draußen  in  See  gesucht  werden  muß.  Die  Süd- 
küste von  Schonen  uud  die  Südgrenze  der  mächtigen,  zwischen  öland 
und  Südgotland  sich  einschiebeuden  Mittelbank  folgt  der  gleichen 
Richtung.  Der  fast  eiue  gerade  Linie  bildenden  Nordgrenze  des  Sam- 
landes und  der  Stolpe-Bank  geht  das  Pommersche  Ufer  von  Wittenberg 
bis  Rixhöft  parallel.  Dem  gleichen  System  aber  gehört  schließlich  auch 
der  Finnische  Meerbusen  in  seiner  Gesamtanlage,  sowie  der  Glintraud 
Estlands,  der  Mälaren  und  Hjelmaren  an,  und  diese  Übereinstimmung 
beweist,  daß  dasselbe  ein  höheres  Alter  besitzt.  Fügen  wir  aber  hinzu, 
daß  in  der  Hoborg-Bank  ein  silurischer  Kern  stecken  und  auch  die 
Bänke  nördlich  von  Dagö  silurische  Gesteine  enthalten  dürften,  daß 
die  Mittelbank  von  Deecke  ebenfalls  analog  den  Nachbarinseln  Got- 
land  und  Öland  als  eine  silurische  Tafel  aufgefaßt  wird,  so  wird  ver- 
ständlich, daß  es  schon  diesem  Autor  nicht  aasgeschlossen  erschien, 
daß  die  Stolpe-Bank  „nicht  mehr  zu  Pommern,  sondern  eigentlich  schon 
zum  skandinavischen  Schilde  zu  rechnen"  sei.  Wenn  damit  nun  auch 
keineswegs  gesagt  zu  sein  braucht,  daß  silurische  Gesteiue  den  Kern 
der  Stolpe-Bank  bilden,  und  es  vielmehr  wahrscheinlich  ist,  daß  es 
jüngere  Glieder  der  ostbaltischeu  Sedimentserie  sind,  so  ist  die  geo- 
tektonische  Zugehörigkeit  eines  älteren  Kerns  der  Stolpe -Bank  zum 
Baltisch -Russischen  Schild  doch  auch  durch  ihre  Lage  nordöstlich  der 
Südwestgrenze  desselben  gegen  das  saxonische  Bruchfaltenfeld  des 
„Niederdeutscheu  Beckens"  als  naheliegend  zu  erachten.  Vielleicht  ist 
die  Bank  beiden  geotektonischen  Gliedern  Europas  zugehörig,  und  ihre 
mehrlappige  Form  durch  die  Interferenz  der  verschieden  gerichteten 
Störungen  bedingt,  da  nicht  angenommen  werden  kann,  daß  die  Scheidung 
des  baltisch-russischen  Schildes  gegen  seine  südwestliche  Nachbarschaft 
eine  mathematische  Linie,  bezw.  Fläche  ist,  sondern  eine  Übergangszone 
vorhanden  sein  dürfte. 


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Geographi&che  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  503 


Damit  aber  wollen  wir  diesen  Abschnitt  nunmehr  abschließen, 
indem  wir  bezüglich  weiterer  Einzelheiten  insbesondere  auf  die  zitierten 
Arbeiten  von  W.  Deecke  und  die  Zusammenstellung  von  E.  Büchting 
verweisen. 

Ältere  Gesteine  am  Boden  der  Nord-  und  Ostsee 

Schon  im  vorigen  Abschnitte,  der  im  Allgemeinen  von  den  Formen 
des  Bodens  der  heimischen  Meere  handelte,  ließ  es  sich  nicht  vermeiden, 
hier  und  da  auch  auf  die  den  Boden  selbst  zusammensetzenden  älteren 
Gesteinsbildungen  hinzuweisen,  wenn  es  sich  hierbei  auch  in  den  meisten 
Fällen  nur  um  Vermutungen  und  Schlußfolgerungen  handeln  und  nur 
wenige  tatsächliche  Befunde,  wie  z.  B.  von  der  Oderbank  in  der  süd- 
lichen Ostsee,  angeführt  werden  konnten.  Diesen  Befunden  sollen  an 
dieser  Stelle  noch  einige  weitere  angeschlossen  werden,  welche  für  die 
Entwicklungsgeschichte  der  in  Frage  stehenden  Meere  von  Bedeutung  sind. 

Die  Nordsee 

Es  ist  in  einem  der  ersten  Abschnitte  dieses  Bandes  darauf  hin- 
gewiesen worden,  daß  die  Schelfe  bezüglich  ihrer  Zusammensetzung  als 
die  direkten  submarinen  Fortsetzungen  des  Festlandes  zu  gelten  haben, 
und  es  wurden  gleichzeitig  mehrere  Beispiele  hierfür  angeführt.  Auch 
aus  der  Nordsee  lassen  sich  Beweise  für  diese  Auffassung  erbringen.  Etwa 
80  km  von  der  Küste  von  Lincolnshire  entfernt  liegt  am  Boden  der 
Nordsee  eine  als  „Coal  pit"  bekannte  Stelle,  an  welcher  durch  Lotungen 
mehrfach  das  Auftreten  von  Kohlestückchen  festgestellt  wurde. 
Englische  Geologen  haben  schon  wiederholt  darauf  hingewiesen,  daß  es 
sich  hier  um  einen  Ausstrich  des  Yorkshire-  Kohlenbeckens  handele, 
welches  sich  bis  weit  unter  die  Nordsee  erstrecken  müsse;  Dunston M8) 
vermutete  in  der  Gegend  dieses  „Coal  pit"  den  Ostrand  des  genannten 
Beckens.  Ähnliches  mag  auch  von  anderen  Gesteinen  gelten;  doch  wird 
auf  solche  Vorkommnisse  natürlich  weniger  geachtet,  wenn  es  sich  nicht, 
wie  in  diesem  Falle,  um  nutzbare  Gesteine  oder  aber  um  durch  Fossil- 
reichtum an  sich  bezw.  durch  Leitfossilien  gut  charakterisierte  Horizonte 
handelt,  Hin  und  wieder  gibt  auch  die  Verbreitung  von  Glazialgeschieben 
Anhaltspunkte  bezüglich  des  Vorkommens  von  bestimmten  Gesteinen  am 
"Meeresboden;  und  es  darf  in  diesem  Zusammenhange  vielleicht  darauf 
hingewiesen  werden,  daß  die  dänischen  Geologen  die  Geschiebe  des 
oberen  Jura,  die  man  in  Nord westjütl and  findet,  auf  am  Grunde  des 
Skagerraks  ausstreichende  Schichten  zurückführen,  da  sonst  in  diesen 
Gegenden  weit  und  breit  nichts  von  anstehendem  Oberjura  bekannt 
geworden  ist. 


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504 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


Wohl  würde  es  nun  möglich  sein,  aus  der  Verbreitung  und  Art 
der  verschiedenaltrigen  Sedimente  auf  den  die  Nordsee  umgebenden 
Festlandsflächen  und  Inseln  Schlüsse  auf  die  Entwicklungsgeschichte 
dieses  Meeres  in  den  verschiedenen  Zeiten  der  Erdgeschichte  zu  ziehen ; 
zahlreiche  Anhaltspunkte  für  eine  solche  Darstellung  sind  ja  schon  jetzt 
in  der  Literatur  vorhanden  und  würden  sich  durch  eine  paläo- 
geographische  Auswertung  der  stratigraphischen  Befunde  des  west- 
europäischen Mesozoikums  und  Tertiärs  unschwer  noch  vermehren  lassen. 
Doch  fällt  eine  solche  erdgeschichtlich  -  paläogeographische  Darstellung 
aus  dem  Rahmen  der  vorliegenden  Erörterungen  heraus,  und  wir  wenden 
uns  jüngeren  Bildungen  zu,  von  denen  wir  tatsächliche  Belege  vom 
Boden  der  Nordsee  besitzen. 

Von  der  weiten  Verbreitung  der  submarin  ausstreichenden  Torf- 
lager an  den  Küsten  der  Nordsee  ist  bereits  früher  die  Rede  gewesen, 
als  vom  Meertorf  und  den  Torfgeröllen  unserer  Küsten  gesprochen  wurde. 
In  den  meisten  Fällen  ist  ihr  Auftreten  an  das  Vorhandensein  wandernden 
Dünensandes  geknüpft,  welcher  hier  über  Torf,  dort  über  Marsch-  und 
Schlickböden,  sowie  Wälder  hinüberschritt,  die  dann  hinter  ihm  am 
Meeresufer,  ein  oder  einige  Meter  unter  dem  mittleren  Meeresspiegel, 
wieder  zum  Vorschein  kommen.  Alle  ostfriesischen  Inseln,  Wangeroog, 
Spiekeroog,  Langeoog,  Baltrum,  Norderney,  Juist  und  Borkum,  bestehen 
in  der  Hauptsache  aus  Dünen,  welche  landwärts,'  also  in  der  Richtung 
nach  Süden,  über  Torf  und  tonigen  Moorboden  hinweggewandert  sind. 
Dasselbe  gilt  größtenteils  von  der  westlichen  Fortsetzung  dieser  Insel- 
reihe, den  zu  Holland  gehörigen  westfriesischen  Inseln;  doch  haben 
Ameland,  sowie  Terschelling  kleine  diluviale  Kerne,  welche  sich,  wie 
schon  Alfr.  Jentzsch  gelegentlich  ausgeführt  hat,  den  diluvialen  Kernen 
der  Kurischen  Nehrung  bei  Sarkau  und  Rossitten  an  die  Seite  stellen 
lassen.  Ähnliches  trifft  für  die  nordfriesischen  Inseln  zu ;  die  Insel  Röm, 
sowie  die  nördlichen  und  südlichen  Haken  der  Inseln  Sylt  und  Ammm 
tragen  Dünen,  während  die  Kerne  dieser  beiden  Inseln  Diluvium,  bei 
Sylt  auch  Miozän  enthalten.  Bei  den  nordfriesischen  Inseln  wanderten 
die  Dünen  nach  Osten,  um  an  der  Westküste  niedergepreßten  Torf  und 
Marschboden  am  Meeresgrund  freizulegen.  In  einem  einzigen  Winter 
(1870/71)  wurden  auf  Sylt  400  Fuder  gestrandeten  Torfes  als  Brennstoff 
in  die  Dörfer  gefahren.  Wuchs  auf  solchem  Torfuntergrund  ein  Wald, 
so  wurden  auch  dessen  Wurzeln  unter  den  Meeresspiegel  herabgedrückt* 
und  bis  mannshohe  Baumstubben  umsäumen  dann,  fest  im  Meeresboden 
wurzelnd,  den  Strand.  Solche  unterseeischen  WTälder  sind  an  der  West- 
küste Schleswig-Holsteins,  hier  bei  Friedrichstadt  angeblich  bis  zu  10  m 
Wassertiefe,  und  auch  anderwärts  bis  nach  der  holländischen  Küste  hin 
gefunden  worden519)  und  auch  an  den  englischen  Küsten  weit  verbreitet, 
wie  eine  besondere  Darstellung  von  Cl.  Reid,  die  wir  schon  früher 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meercssedimente  505 


zitierten,  zeigt67).  Selbst  Gräber  und  andere  alte  Kulturreste  gelangten 
durch  gleiche  Ursachen  in  das  Bereich  des  Meeres,  so  die  Brunnen- 
gräber  und  Hausplätze,  welche,  nach  der  Angabe  von  Jentzsch,  vor 
mehr  als  hundert  Jahren  bei  ungewöhnlich  tiefer  Ebbe  nordwestlich  der 
Insel  Borkum  zutage  traten. 

An  und  für  sich  ist  das  Vorkommen  dieser  „untermeerischen*  Torfe, 
wie  wir  bereits-  früher  angedeutet  haben,  noch  kein  sicherer  Beweis  für 
eine  junge  Senkung  der  Küste,  selbst  wenn  der  Ausstrich  der  Lager 
einige  Meter  unter  Mittelwasser  erfolgt,  da  es  sich  um  verlandete  Senken 
handeln  kann,  die  von  Anbeginn  an  bis  unter  den  Meeresspiegel  reichten 
und  nachträglich  in  das  Bereich  der  Küstenzerstörung  hineinrückten. 
Dabei  wird  man  auch  nicht  geringe  Beträge  einerseits  für  die  Zusammen- 
pressung der  Torfe,  wie  auch  für  die  Wasserauspressuug  etwa  unter- 
lagernder Schlicke  usw.  ansetzen  dürfen.  Und  so  ist  in  der  Tat  auch 
kein  anderer  sicherer  Beweis  für  eine  rezente  Senkung  der  Nordseeküste 
zu  erbringen,  was  schon  F.  Wahnschaffe  ''20)  bei  Besprechung  der  Meer- 
torfe feststellen  konnte  und  wie  auch  eine  neuere  Polemik  über  diese 
Frage  ergeben  haben  dürfte521).  Anders  dagegen  ist  es  mit  einer  älteren 
Senkung!  Wenn  z.  B.  Prestel522)  in  dem  Marschgebiet  bei  Emden  eine 
Wechsellagerung  von  Meeresschlick  und  Dargmoor  (Schilftorf)  bis  zu 
einer  Tiefe  von  10 — 16  m  und  derart  feststellen  konnte,  daß  die  jüngsten, 
durchschnittlich  4  m  mächtigen  Marschbildungen  von  Dargmoor  unter- 
teuft werden,  so  ergibt  sich  hieraus  ebensogut  eine  tatsächliche  Senkung, 
wie  aus  den  Beobachtungen  von  E.  Geinitz  beim  Heiligen  Damm,  Con- 
venter  See  und  dein  Hafen  von  Warnemünde  oder  denjenigen  von  Jentzsch 
bei  Pillau  und  Königsberg.  Aber  es  haudelt  sich  hier  um  die  in  einen  be- 
stimmten Abschnitt  der  Postglazialzeit  fallende,  schon  mehrfach  gestreifte 
Litorina-Senkung,  also  ein  mehrere  Tausend  Jahre  zurückliegendes  Er- 
eignis. Die  gewaltigen  Zerstörungen  oder  Veränderungen  der  Nordsee- 
küste sind  also  in  historischer  Zeit  ohne  nachweisbare  Senkung  lediglich 
durch  Ebbe  und  Flut,  sowie  starke  Sturmfluten,  allerdings  im  Verein 
mit  der  sehr  wenig  widerstandsfähigen  Beschaffenheit  der  Bodenarten, 
hervorgerufen.  Vom  Ende  des  13.  bis  in  die  erste  Hälfte  des  16.  Jahr- 
hunderts wurde  der  Dollart  gebildet,  in  der  Zeit  von  1218 — 1282  ent- 
stand die  Verbindung  des  Zuidersees  mit  dem  offenen  Meere,  und  im 
Jahre  1218  bildete  sich  der  Jadebusen,  der  mit  der  Mündung  der  Weser 
in  Verbindung  trat,  welche  sich  um  das  Jahr  1500  mit  mehreren  Armen 
in  diesen  Busen  ergoß.  Der  Ufersaum  der  friesischen,  die  holländische 
und  deutsche  Nordseeküste  umgebenden  Inseln  hat  einstmals  mit  dem 
Festlande  in  Zusammenhang  gestanden  und  die  eine  Insel  war  mit  der 
anderen  durch  Nehrungen  verbunden,  auf  denen  sich  mächtige  Dünen- 
züge entwickelten.  Dieser  Uferwall  ist  dann  aber  durch  die  zerstörende 
Kraft  der  Nordseewellen  au  zahlreichen  Stellen  durchbrochen  worden, 


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Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


and  das  dahinter  gelegene  Marschland  verwandelte  sich  in  das  sogenannte 
Wattenmeer,  dessen  Sedimente  wir  früher  kennen  gelernt  haben.  Oft 
draug  das  Meer  weit  in  das  ursprüngliche  Land  ein  und  schnitt  tiefe 
Furchen  ein,  die  den  Namen  „Balgen"  (z.  B.  die  „Blaue  Balge41  östlich 
Wangeroog)  führen. 

Postglaziale,  aber  prähistorische  Senkung  müssen  wir  dagegen  auch 
für  die  Doggerbankfunde  annehmen,  denen  wir  uns  nunmehr  zuwenden 
wollen.  Es  handelt  sich  einerseits  um  die  schon  erwähnten  Reste  z.  T. 
großer  diluvialer  Landwirbeltiere,  anderseits  aber  um  Torfe,  und  neuer- 
dings ist  außer  Grundmoräuenmateriai  auch  noch  ein  subfossiler,  mariner 
Ton  mit  Molluskenresten  bekannt  geworden.  Über  die  erstgenannten 
Funde  hat  u.  A.  Cl.  Heid  in  einem  besonderen  Kapitel  seines  Büchleins 
über  die  -submarinen  Wälderu  der  Küsten  Englands  berichtet. 

Über  Funde  von  Glazialgeschieben  aus  Feuerstein,  senoner  Schreib- 
kreide und  Mergel,  Gangquarz,  Quarzit,  Grauwacke,  Kalkstein,  Glaukonit- 
saudsteinkuollen  und  kristallinen  Gesteinen  hat  P.  Tesch  ''23)  aus  21—30  m 
Tiefe  und  zwischen  1°  und  2°  0.  und  54°  und  55°  N.  gesprochen. 

Wie  das  Vorkommen  submariuer  Torfe  rings  um  die  Küsten  der 
Nordsee  verbreitet  ist,  so  sind  solche  auch  nicht  auf  'die  Doggerbank 
beschränkt.  So  berichtete  H.  Potonie  nach  Angaben  von  W.  Wolft, 
daß  anstehende  Torfe  an  verschiedenen  Stellen  des  Nordseebodens  weit 
außerhalb  der  nördlichen  deutschen  und  westlichen  dänischen  Küsten  in 
Wassertiefen  bis  zu  etwa  60  m  vorkommen.  Z.  B.  wurde  derartiger 
Torf  durch  einen  Altonaer  Fischdampfer  auf  der  Kleinen  Fischerbank 
weit  westlich  von  Jütlaud  gedredscht.  Im  April  1912  machte  ein  Fahr- 
zeug der  Kgl.  Biologischen  Anstalt  auf  Helgoland  etwa  55  km  nord- 
westlich dieses  Felseneilandes  in  36  m  Wassertiefe  einen  ähnlichen  Fund. 
Stücke  dieses  von  Bohrmuscheln  bewohnten  Flachmoortorfes  würden  der 
Kgl.  Geologischen  Landesanstalt  in  Berlin  eingeschickt  und  darin 
von  H.  Potonie  Arundo  phragmites-Rhizoine  und  Hölzer  festgestellt. 

Die  Torfablagerungen  der  Doggerbank  selbst  haben  durch 
H.  Whiteheap  und  H.  H.  Goodchlld  5su)  eine  eingehende  Beschreibung 
erfahren,  welcher  ein  Bericht  von  Clement  Heid  und  Mbs.  Reid  über 
die  darin  enthaltenen  Pflanzenreste  beigegeben  ist.  Leider  ist  über  das 
genaue  Anstehende  dieser  den  Fischern  als  „moorlog"  bekannten,  zähen 
und  kompakten  Torfsubstanz  ebenso  wenig  Sicheres  zu  sagen,  wie  bei 
den  meisten  anderen  neueren  Doggerbankfunden,  weil  die  ausgedehnte 
Schleppnetzfischerei  das  Material  dieser  von  den  Fischdampfern  zahl- 
reicher Nationen  besuchten  Fischgründe  außerordentlich  stark  disloziert 
hat,  Wenn  Cl.  Reid  zwar  meint,  schon  die  Anbohrung  eines  Teiles 
der  Stücke  durch  Pholas  parva  zeige,  daß  es  sich  um  Anstehendes  handeln 
müsse,  so  vermögen  wir  dem  allerdings  nicht  beizupflichten,  da  uns  auch 
von  Pholadeu  augebohrte  Gerölle  bekannt  sind.    Immerhin  ergeben  die 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  507 


zahlreichen  Funde  dieser  Ablagerung  doch  soviel,  daß  ein  Lager  von 
Torf  in  einer  Tiefe  von  mehr  als  18  ra  lockere,  sandige  Schichten  und 
vielleicht  Geschiebemergel  überdeckt,  welche  weitere  18  m  weif  nach 
unten  reichen.  Wahrscheinlich  sind  mehrere  solche  Torflager  vorhanden. 
Die  meisten  Torfproben  werden  zwar  gewöhnlich  auf  den  Abhängen  der 
Bank  in  Tiefen  von  40—42  m  gefunden,  aber  im  südwestlichen  Teile 
der  Bank  finden  sie  sich  sowohl  auf  ihrem  Gipfel,  wie  auf  dem  Abfall. 
Ein  feiner  grauer  Sand,  abweichend  von  den  rezenten  Sanden  der  Nord- 
see, welche  viel  grüber  sind,  scheint  die  L  nterlage  des  Torfes  zu  bilden; 
Reid  möchte  denselben  für  ein  Ästuarsediment  halten. 

Was  uun  den  Torf  von  der  Doggerbank  selbst  betrifft,  so  zeigten 
die  Cl.  Reid  vorliegenden  Proben  nur  sehr  geringe  Unterschiede  unter- 
einander, wie  sie  auch  sonst  unter  Proben  aus  ein  und  demselben  Moore 
vorkommen.  Der  Torf  ist  blättrig,  wird  beim  Trocknen  sehr  hart  und 
enthält  nur  wenige  erkennbare  Pflanzenrcstc.  Die  sehr  geringe  Bei- 
mengung anorganischer  Verunreinigungen  deutet  auf  die  Mitte  eines 
ausgedehnten  Moorgebietes,  dessen  Flora  lediglich  Sumpfpflanzen  beher- 
bergte. Das  Meer  war  wahrscheinlich  ziemlich  entfernt,  da  an  Brack- 
wasser oder  gelegentliche  Überflutungen  von  Meerwasser  angepaßte 
Pflanzen  fast  ganz  fehlen ;  doch  enthielt  ein  Stück  Früchte  von  Ruppia. 
Das  Klima  muß  ein  nördliches  gewesen  sein.  Weißbirke,  Weide  und 
Hasel  waren  die  einzigsten  Bäume;  die  Erle  fehlt.  Die  Liste  der  ge- 
fundenen Pflanzen  ist  folgende: 

Ranunculus  lingua  Betula  alba 

Castalia  alba  „  nana 

Cochlearia  sp.  Corvlus  Avellana 

Lychnis  Flos-cuculi  Salix  repeus 

Arenaria  trinervia  „  aurita 

Spiraea  Ulmaria  Sparganium  simplex 

Rubus  fruticosus  Alisma  Plantago 

Epilobium  sp.  Potamogeton  natans 

Galium  sp.  Ruppia  rostellata 

Valeriana  officinalis  Scirpus  sp. 

Menyauthes  trifoliata  Carex  sp. 

Lycopus  europacus  Phragmites  communis. 

Atriplex  patula 

Von  neun,  durch  G.  C.  Champion  bestimmten  Käferarten  gehören 
zwei  zu  Bewohnern  von  sandigen  Böden,  sodaß  es  wahrscheinlich  ist, 
daß  gegen  die  Küste  zu  ein  Gürtel  von  Dünen  lag. 

Reid  zieht  Vergleiche  dieser  Bildungen  mit  den  versunkenen 
Wäldern  verschiedener  Fundorte  an  den  Küsten  Großbritanniens,  Hol- 
lands usw.,  die  er  z.  T.  in  direkte  Verbindung  miteinander  bringt,  und 
weist  darauf  hin,  wie  wichtig  eine  durchgreifende,  von  wissenschaftlichen 


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508  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 

Gesichtspunkten  ausgehende  Untersuchung  der  Doggerbank  sein  müßte, 
da  die  bisherigen  Gelegenheitsfunde  durch  Fischdampfer  doch  nur  be- 
dingten Wert  besäßen. 

Gleiches  gilt  aber  auch  für  die  schon  mehrfach  erwähnten  Funde 
der  Knochen  von  diluvialen  Wirbeltieren.  Seit  über  50  Jahren  ist  den 
Geologen  bekannt,  daß  die  Nordsee  an  verschiedenen  Punkten  die  Knochen 
von  Landwirbeltieren  liefert,  und  zwar  größtenteils  von  ausgestorbenen 
Formen.  Die  ersten  Funde  verdankte  man  Austernfischern;  die  späteren 
wurden  bei  der  Schleppnetzfischerei  ans  Tageslicht  gebracht.  .  Die  best« 
Sammlung  dieser  Dinge  besitzt  das  Britische  Museum  in  London,  wo 
sie  durch  William  Davies  untersucht  wurden.  Die  Knochen  stammen 
von  zwei  Lokalitäten.  Die  eine  liegt  unweit  der  Küste  von  Norfolk  vor 
Happisburgh  und  lieferte  vor  allem  Zähne  von  Elephas  meridionalis; 
diese  Fossilien  werden  aus  den  (pliozänen  oder)  eingeschwemmte  Pliozän- 
fossilien enthaltenden,  diluvialen  Oromer  Forest-beds,  welche  hier  der 
Zerstörung  durch  die  Brandungswelle  unterliegen,  freigelegt;  sie  sollen 
uns  in  diesem  Zusammenhange  nicht  weiter  interessieren.  Wichtiger 
für  uns  sind  die  Funde  auf  der  Doggerbank  selbst,  über  deren  eigent- 
liches Lager  nichts  Sicheres  bekannt  ist  und  schwerlich  noch  bekannt 
werden  wird,  weil,  wie  erwähnt,  die  Schleppnetzfischerei  den  Boden 
doch  schon  sehr  stark  in  Mitleidenschaft  gezogen  hat.  Und  so  werden 
heute  solche  früher  häufiger  gefundenen  Säugetierknochen  nur  noch  selten 
angetroffen,  etwa  wenn  Sandbänke  sich  verschieben,  wie  es  unter  dem 
Einfluß  der  Gezeiten  geschieht.  Die  Knochen,  welche  auf  der  Doggerbank, 
gemischt  mit  den  Resten  rezenter  Tiere  und  nicht  selten  bewachsen  mit 
rezenten  Austern,  Balanen  oder  Serpein,  den  Fischern  in  die  Netze  geraten, 
gehören  folgenden  Formen  an:  Ursus  (Bär),  Canis  lupus  (Wolf),  Hyaena 
spelaea,  Cervus  megaceros  (Irischer  Riesenhirsch),  Cervus  elaphns  (Edel- 
hirsch), Cervus  Browni,  Rangifer  tarandus  (Rentier),  Bos  primigenius 
(Auerochse),  Bison  priscus  (Bison),  Equus  caballus  (Wildpferd),  Rhinoceros 
tichorhinus  (wollhaariges  Nashorn),  Elephas  primigenius  (Mammut), 
Castor  fiber  (Biber)  und  Trichechus  rosmarus  (Walroß). 

Diesen  Diluvialfunden  der  Doggerbank  schließen  sich  nun  noch 
neuere  eines  marinen  Tones  an,  welchen  .T.  W.  Stather525)  eingehender 
beschrieben  hat.  Es  handelt  sich  um  meist  duukelgefärbte  Tone,  die 
einerseits  gelegentlich  den  gedredschten  Stücken  von  „moorlog"  anhängen, 
anderseits  aber  auch,  besonders  auf  einer  größeren  Fläche  am  Nordrand 
der  Doggerbank,  den  „Clay-banks"  der  Fischer,  in  die  Netze  kommen. 
Die  von  dem  genannten  Autor  genauer  untersuchte  Probe  des  Tones 
stammte  aus  55°  24'  N.,  3°  10'  0.  aus  einer  Tiefe  von  ca.  36  m,  zu- 
sammen mit  „moorlog".  Der  im  feuchten  Zustande  schwarze  Ton  wird 
nach  dem  Trocknen  heller  und  ist  den  Sedimenten  nicht  unähnlich, 
welche  in  den  äußeren  Teilen  der  Humber-Mündung  gefunden  werden. 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente 


509 


Er  enthält  teilweise  zahlreiche  marine  Schalreste.  Die  größeren  Bivalven, 
von  denen  manche  zweiklappig  erhalten  sind,  zeigen  Spuren  von  Zer- 
malmung; in  einigen  Fällen  ist  Cuticula  und  Färbung  noch  unzerstört. 
Häufig  sind  Foramiuiferen ;  daneben  bestimmte  Cl.  Reid  noch  folgende 
Formen : 

Flustra  sp.  Littoriua  rudis  Maton. 

Anomia  ephippium  L.  Onoba  (Rissoa)  striata  J.  Adams 

Cardium  edule  L.  Zippora  (Rissoa)  membranacea  J.  Adams 

Montacuta  sp.  Paludestrina  stagnalis  Baster  (Hydrobia 

Mytilus  oder  Modiola  sp.  ulvae). 

Littoriua  obtusata  L. 

Dieser  Schalenton  weicht  durchaus  von  den  normalen  sandigen  Sedimenten 
der  jetzigen  Nordsee  ab  und  ist,  wie  der  wohl  darüberliegende  Torf, 
eine  Ablagerung  vergangener  Zeiten;  sein  subfossiler  Inhalt  deutet  auf 
Flach wasser,  steht  also  in  Gegensatz  zu  der  jetzigen  Fundtiefe  von 
ca.  36  ni.  Da  der  Torf  ein  Erzeugnis  des  Landes  ist,  muß  der  Schalen- 
ton einmal  gehoben,  dann  aber  zusammen  mit  dem  inzwischen  darüber 
gebildeten  Torf  um  einen  stärkeren  Betrag  wieder  gesenkt  worden  sein. 

So  geben  uns  die  Funde  der  Doggerbank,  wenn  es  auch  einstweilen 
nur  Stichproben  sind,  doch  schon  mannigfache  Einblicke  in  die  Geschichte 
der  Nordsee,  in  das  wechselvolle  Geschehen,  das  hier  in  den  jüngste 
vergangenen  Zeiten  der  Erdgeschichte  stattgefunden  hat.  Vielleicht  wird 
die  Doggerbank  auch  einmal  menschliche  Artefakte  liefern,  wie  wir  sie 
ja  aus  den  umgebenden  Ländern  schon  in  großer  Zahl,  aber  erst  ver- 
einzelt vom  Boden  der  Nordsee  selbst  kennen;  so  erwähne  ich  nach 
PHILIPP8EN,  daß  bei  Laugeness  über  einem  Tuul-Lager  in  einer  marinen 
Schlickschicht  neben  vielen  Knochen  eines  Potwales  eine  Lanzenspitze 
aus  Feuerstein  gefunden  wurde,  mit  welcher  jenes  Tier  in  der  Steinzeit 
jedenfalls  erlegt  oder  doch  verwundet  worden  ist. 

Die  Ostsee 

Auch  vom  Boden  der  Ostsee  sind  eine  Reihe  von  Gesteiusbildungeu 
aus  vergangenen  Zeiten  bekannt  geworden.  Daß  sich  die  Sockel  der 
baltischen  Tafelinseln  unter  die  Ostsee  fortsetzen,  braucht  hierbei  ebenso 
weuig  weiter  ausgeführt  zu  werden,  wie  etwa  das  Auftreten  devonischer 
Gesteine  am  Boden  des  Rigaischen  Meerbusens,  deren  Anlösung  durch 
das  Ostseewasser  C.  Grewingk  beschrieben  hat.  Von  größerem  Interesse 
ist  es,  daß  im  Älandsbecken  zwischen  Aland  auf  der  einen,  Gräsö,  Singö 
und  Väddö  auf  der  anderen  Seite  gewisse  Horizonte  des  Silurs  anstehen, 
von  denen  auf  dem  Festlande  nur  in  Geschieben  etwas  bekannt  ist:  der 
sogenannte  „Ostseekalk",  mit  dem  sich  C.  Wiman  in  mehreren  Arbeiten, 
die  auch  E.  BCchting  zitierte,  befaßt  hat.  Blöcke  dieses  Horizontes 
wurden  z.  B.  bei  Aland  und  Torrön  aufgefischt.   Wahrscheinlich  hängt 


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510 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


die  Erhaltung  dieser  Silurscholle  inmitten  der  viel  älteren  Gesteine  der 
Umgebung  mit  tektonischer  Versenkung  zusammen,  und  es  darf  daran 
erinnert  werden,  daß  wir  schon  früher  die  Älandsee  als  tektonisch  be- 
dingten Kessel  aufgefaßt  haben. 

Wahrscheinlich  gilt  Ähnliches  wie  vom  Ostseekalk  von  manchen 
anderen  Gesteinshorizonten  des  Paläozoikum  (uud  Mesozoikum),  die  in 
Geschieben  z.  B.  in  Norddeutschland  gefunden  werden,  ohne  daß  bisher 
ihr  Anstehendes  in  Skandinavien,  auf  den  Tafelinseln  oder  auf  dem  Fest- 
lande der  russischen  Ostseeprovinzen  bekannt  geworden  wäre;  und  es 
ist  nicht  zu  bezweifeln,  daß  hier  weitere  Untersuchungen,  wie  sie  z.  B. 
Mukthe  anregte,  schöne  Resultate  versprechen. 

Unnötig  ist  es,  an  dieser  Stelle  noch  einmal  ausführlicher  der 
diluvialen  Ablagerungen  zu  gedenken,  welche  in  den  Bänken  und  Stein- 
gründen vorliegen  und  schon  in  einem  früheren  Abschnitte  im  Zusammen- 
hange mit  den  von  ihnen  gebildeten  Formen  eingehender  behandelt  wurden. 

Einige  Anhaltspunkte  besitzen  wir  aber  auch  über  die  postglazialen 
Bildungen  des  Ostscebodens.  Während  die  rezenten  Sedimente  der  Ostsee 
im  Allgemeinen  arm  an  Kalk  sind,  haben  die  z.  T.  tief  in  den  Ostsee- 
boden hinuntergreifenden  Lotungen  der  schwedischen  Ostseeexpedition 
des  Jahres  1877  kalkreichere  Proben  aus  vergangener  Zeit  zutage  ge- 
fördert. So  sind  um  Bornholm  und  Oeland  unter  den  modernen  kalk- 
armen Schichten  Mergel  gefunden  worden,  welche  Münthe,  der  Bearbeiter 
dieser  Proben,  für  ^ishafsmergel"  erklärt  hat,  also  wohl  für  eine  Ab- 
lagerung des  Yoldia-Meeres  der  Postglazialzeit  52*).  In  die  Ancylus-Zeit 
versetzte  derselbe  Autor  ein  sandiges  Sediment,  welches  in  56  m  Tiefe  auf 
«Klintu-Station  91  nahe  der  Südspitze  von  Gotland  gelotet  war;  es  enthielt 
neben  2,ll°/o  MgOO,  14,43°/o  Ca  CO*  und  führte  überwiegend  Diatomeen, 
welche  entweder  reine  Süßwasserformen  sind  oder  aber  sowohl  im  Süß-, 
wie  im  Brackwasser  auftreten.  Zwei  Bodenproben  endlich  entstammen  der 
Litorina-Zeit;  die  eine,  auf  „  AlfhiW-Station  51  zwischen  Bügen  und  Schonen 
aus  45  m  Tiefe  zutage  gebrachte,  ist  ein  sandhaltiger  Ton  mit  0,68  °/o 
CaCO»  und  1,72  ü/o  MgCOs;  sie  zeichnet  sich  besonders  noch  durch  den 
Fund  von  Cyprina  islandica  aus,  welche  in  der  jetzigen  Ostsee  ja  nicht 
mehr  auftritt.  Die  zweite  Probe  der  Litorina-Zeit,  ebenfalls  ein  sand- 
haltiger Ton,  mit  0,43  °/o  CaC03  und  0,65  °/o  MgCOs,  wurde  aus  66  m 
Tiefe  auf  „Klint  "-Station  89  zwischen  Oeland  und  Gotland  gelotet. 

Setzen  wir  hinzu,  daß,  wie  W.  Wolff  angibt,  in  einer  einzigen, 
schalenreichen  Grundprobe  bei  der  Insel  Laesö  im  Kattegat  sowohl 
charakteristische  Vertreter  einer  borealen  Epoche,  wie  auch  der  Litorina- 
Zeit  und  der  Neuzeit  gefunden  und  daß  im  Kieler  Hafen  neben  Torf  aus 
einer  alten  Süßwasserperiode  der  Föhrde  Austernschalen  aus  der  Litorina- 
Zeit  bekannt  geworden  sind,  so  zeigen  diese  Stichproben,  welche  reichen 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  511 


Funde  auch  am  Boden  der  Ostsee  -noch  gemacht  werden  könnten,  weuu 
in  dieser  Hinsicht  systematische  Untersuchungen  vorgenommen  würden. 

Wie  die  Küsten  der  Nordsee,  so  sind  auch  die  der  südlichen  Ostsee 
reich  an  unternieerischen  Torflagern.  An  der  hinterpommerschen  Küste 
bis  zur  Spitze  von  Rixhöft  in  Westpreußen  schreiten  die  Dünen  über 
meilenlange  Torfmoore  hinweg,  pressen  sie  zusammen  und  lassen  sie  als 
Meertorf  au  der  Küste  wieder  hervortreten. .  Wälder,  die  auf  solchem 
Torfuntergrund  wuchsen,  treten  als  „unterseeische  Wälder"  an  dieser 
Küstenstrecke  z.  B.  bei  Leba  zutage;  ein  anderes  bekanntes,  schon 
früher  erwähntes  Vorkommnis  liegt  bis  in  2  m  Wassertiefe  am  Wald- 
hause ostlich  des  samländischen  Seebades  Cranz,  also  auf  der  Wurzel 
der  Kurischen  Nehrung;  ähnliche  treten  auf  dieser  selbst,  zwischen 
Sarkau  und  Nidden,  gelegentlich  unter  den  Strandablagerungeu  zutage. 
Andere  finden  sich  auf  der  Frischen  Nehrung,  in  Pommern,  an  der  Ost- 
küste Holsteins  (Probstei)  und  auf  den  Dänischen  Inseln.  Au  der  Süd- 
küste Bornholins  wurden  nach  G.  Forchhammer  527)  große  Fichtenstämme 
in  der  Ostsee  bis  zu  einer  Tiefe  von  ca.  10  m  beobachtet.  Die  schon 
von  Edvard  Erdmann528)  beschriebenen,  vom  Boden  des  Kattegat 
zwischen  Skagen  und  Gotenburg  aus  35 — 47  m  Tiefe  zutage  geförderten, 
abgerollten  und  von  Pholas  erispata  angebohrten  Stücke  eines  fest  ge- 
preßten Torfes  aus  einer  verhältnismäßig  späten  Periode  der  Postglazial- 
zeit lassen  sich  nach  G.  Andersson  629)  mit  größter  Wahrscheinlichkeit 
auf  Torflager  zurückführen,  welche  an  der  Nordwestküste  von  Skagen 
anstehen,  von  wo  Stücke  durch  die  Brandung  lösgebrochen,  gerollt  und 
abgerundet  und  dann  durch  Strömungen  um  Skagen  herum  in  das  tiefere 
Wasser  des  Kattegat  transportiert  wurden. 

Daß  diese  „unterseeischen  Torflager  und  Wälder**  nur  eine  sehr 
bedingte  Beweiskraft  für  eiue  junge  Senkung  der  Küsten  haben,  ist 
früher  auseinandergesetzt  worden.  Daß  solche  Senkung  aber  in  ver- 
gangener Zeit,  eben  der  Litorina-Zeit,  tatsächlich  stattgefunden  hat, 
zeigen  auch  die  Funde  versenkter  Prähistorika,  welche  Deecke580)  für 
den  südlichen  Teil  der  westlichen  Ostsee  zusammengestellt  hat.  Mag 
mau  auch  über  seine  Deutung  der  Vineta-Sage531)  denken,  wie  man  will, 
die  Annahme  einer  Senkung  ist  nicht  zu  umgehen,  wo  Steinwerkzeuge 
und  andere  menschliche  Artefakte  auf  dem  Meeresboden  gefunden  oder 
vom  Meere  ausgeworfen  werden.  Zu  den  Pfahlbauten  bei  Wieck  unweit 
Greifswald  an  der  Ryckmündung  und  den  Spuren  zwischen  Zingst  und 
Prerow  gesellt  sich  der  reiche  Küstenfund  von  Langendamm  am  Saaler 
Bodden,  wo  Schulkinder  im  Laufe  der  Jahre  aus  dem  Ufersande  eine 
Unmasse  feiner  Feuersteinmesser  und  -Pfeilspitzen  zusammenlasen.  Am 
Außenstrande  des  Gellerhakens  spült  die  Ostsee  allerhand  Artefakte  an, 
darunter  war  ein  mehrfach  angeschnittenes  Hirschgeweih  von  durchaus 
fossilem  Charakter,  da  es  z.  T.  in  Vivianit  umgewandelt  war.   Der  über 


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Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressediment« 


30000  Stück  umfassende  Fund  von  paläomesolithischen  Werkzeugen  auf 
dem  „Spitzen  Ort"  zwischen  dem  Großen  und  Kleinen  Jasmunder  Bodden 
bei  Lietzow  auf  Rügen  wurde  fast  in  dem  Boddenwasser  gemacht. 
Schlagwerkstätten  befinden  sich  am  Außenstrande  bei  Glowe  ebenfalls 
1 — lVs  m  unter  Wasser,  uud  endlich  sind  von  der  Prerow-Bank  aus 
6  m  Wassertiefe  durch  Schleppnetze  wohlgearbeitete  Steinwerkzeuge, 
angeblich  auch  Bronze  hochgebracht  worden. 

Einiges  über  Flora  und  Fauna  von  Nord-  und  Ostsee  und  ihre  Beziehungen 
zum  Meeresboden,  unter  besonderer  Berücksichtigung  d«s  Übergangs- 

gebietes  dieser  beiden  Meere 

Ehe  wir  zu  einer  geschlossenen  Darstellung  der  Sedimente  unserer 
Meere  übergehen,  seien  noch  einige  kurze  Bemerkungen  über  die  Flora  und 
Fauna  derselben  vorausgeschickt,  da  von  diesen  die  Eigenart  der  Sedi- 
mentation wesentlich  mit  bedingt  wird  und  der  Übergang  von  der  normal 
gesalzenen  Nordsee  zu  der  mehr  oder  minder  ausgesüßten  Ostsee  mit 
der  allmählichen  Verschiebung  im  Bilde  von  Flora  und  Fauna  ein  für 
den  Geologen  eminent  wichtiges,  aktuelles  Beispiel  für  manche  ähnliche 
Erscheinungen  der  Vorzeit  darstellt,  die  er  aus  den  Fazies  Verschieden- 
heiten seiner  fossilen  Sedimente  abliest. 

Zahlreiche  Untersuchungen  über  Flora  und  Fauna  von  Nord-  und 
Ostsee  sind  von  der  „Kommission  zur  wissenschaftlichen  Untersuchung 
der  Deutschen  Meere"  veranlaßt  worden,  wobei  für  die  Nordsee  z.  B. 
auf  die  Arbeit  von  Fb.  Heincke*25)  über  „Die  Mollusken  Helgolands", 
für  die  Ostsee  auf  eine  schon  zitierte  Algenarbeit  von  Joh.  Reinke  und 
eine  Darstellung  von  K.  Möbius  5")  über  die  wirbellosen  Tiere  der  Ost- 
see, sowie  auf  verschiedene  Publikationen  über  die  Lebewelt  der  Kieler 
Bucht  hingewiesen  sei. 

Über  die  geologische  Tätigkeit  gewisser  Organismen  im  Sand-  und 
Schlickboden  der  Nordseewatten  haben  wir  bereits  in  einem  früheren 
Abschnitte  (S.  104)  einige  Mitteilungen  bringen  können. 

Schon  1871  hat  K.  Möbius533)  die  Gesamtheit  der  marinen  Pflanzen 
und  Tiere  von  Nord-  und  Ostsee  nur  für  Zweige  der  Flora  und  Fauna 
des  Atlantischen  Ozeanes  erklärt.  Und  in  der  Kieler  Bucht  ist  in  der 
Tat  noch  eine  ziemlich  reiche  Nordseeflora  und  -fauna  festzustellen. 
Aber  je  weiter  man  sich  von  der  Nordsee  entfernt,  desto  mehr  erlischt 
nach  und  nach  die  marine  Tierwelt,  sodaß  im  Rigaischen,  Finnischen 
und  Bottnischen  Meerbusen,  wo  das  Wasser  schließlich  trinkbar  wird, 
eine  Süßwasserfauna  mit  Limnäen  usw.  vorhanden  ist.  Ursache  für  das 
allmähliche  Erlöschen  der  marinen  Fauna  ist  nicht  nur  Abnahme,  sondern 
auch  vielfaches  Schwanken  des  Salzgehaltes,  an  welches  nur  wenige 
Organismen  gewöhnt  sind,  und  schließlich  der  mehr  und  mehr  zunehmende 
Unterschied  zwischen  der  Sommer-  und  Wintertemperatur  des  Seewassers, 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeres&edimente 


513 


der  den  Aufenthalt  in  der  Ostsee  nur  euryt herinen  Organismen  zuträglich 
macht.  Wenn  sich  nun  auch  der  Übergang  von  der  Nordsee-  zur  Ost- 
seefauna in  seinen  ersten  Anfängen  schon  innerhalb  der  Nordsee,  vor 
dem  Eingange  in  das  Skagerrak,  geltend  macht  und  die  Veränderung 
im  Allgemeinen  eine  allmähliche  ist,  so  stellen  sich  doch  dort,  wo 
die  physikalischen  Verhältnisse  des  Wassers  sich  in  höherem  Maße 
ändern,  wie  z.  B.  an  der  Grenze  zwischen  Kattegat  und  Skagerrak  oder 
an  den  Grenzen  zwischen  Kattegat  und  westlicher  Ostsee,  sowie  endlich 
da,  wo  westliche  und  östliche  Ostsee  sich  scheiden,  naturgemäß  be- 
deutendere Sprünge  ein554). 

Gegenüber  der  Mannigfaltigkeit  der  Lebewelt  der  Nordsee  ist  die 
Gesamtzahl  der  Arten  in  der  eigentlichen  Ostsee  bekanntlich  gering. 
Darüber  hinaus  aber  sind  die  Formen  der  Ostsee  gegenüber  ihren  Art- 
genossen in  der  Nordsee  durchweg  klein  und  verkümmert.  Mytilus  edulis, 
die  Miesmuschel,  ist  nach  Möbius  z.  B.  bei  Kiel  noch  8—9  cm  lang,  bei 
Gotland  wird  sie  nicht  über  4  cm  groß.  Cardium  edule,  in  der  Nordsee 
mehrere  Zentimeter  Durchmesser  erreichend,  wird  schon  an  der  Küste 
des  Samlandes  selten  über  1  cm  groß  gefunden.  Bei  Mytilus  edulis  und 
Macoma  (Tellina)  baltica  sind  im  östlichen  Ostseebecken  die  Kalkschichten 
der  Schale  außerordentlich  dünn,  sodaß  man  die  zerbrechlichen  Muscheln 
leicht  zwischen  zwei  Fingern  zerdrücken  kann.  Beachtenswert  ist  dabei, 
daß  diese  an  und  für  sich  schon  sehr  dünnen  Schalen  nach  dem  Tode 
der  Tiere  im  Sediment  selbst  nunmehr  eine  um  so  leichtere  Auflösung 
erfahren;  findet  man  doch  in  dem  tonigen  Ostseeschlamm  der  Schären 
des  östlichen  Schwedens  nur  noch  die  Cuticularhaut  dieser  beiden 
Muscheln,  wenn  auch  aufs  beste  erhalten.  Wenn  ein  solcher  Meeres- 
boden trocken  gelegt  würde,  so  würden  die  Muschelhäute  wie  zarte 
Posidonorayen  auf  dem  Tongestein  abgedrückt  erscheinen  (K.  Möbius). 

Übrigens  enthält  die  Ostseefauna,  wie  verschiedene  Crustaceen 
zeigen,  auch  noch  Relikte  aus  der  Yoldia-Zeit  des  Postglazials 535). 

Natürlich  ist  ih  dieser  Darstellung  nicht  der  Ort,  in  weitere  Einzel- 
heiten bezüglich  der  Lebewelt  der  einzelnen  Meeresteile  einzutreten. 
Doch  kann  ich  mir  nicht  versagen,  auf  die  besonderen  biologischen  Ver- 
hältnisse der  den  Übergang  von  der  Nordsee  zur  eigentlichen  Ostsee 
vermittelnden  Gewässer  des  Skagerraks  und  Kattegats  nebst  Sund  und 
Belten  hinzuweisen.  Diese  Gewässer  mit  ihren  z.  T.  im  Vorigen  ge- 
kennzeichneten, wechselnden  Tiefenverhältnissen  und  den  mit  den  Jahres- 
zeiten und  der  Wetterlage  vielfach  schwankenden  physikalischen  und 
chemischen  Bedingungen  ihrer  Füllung  stellen  ja  den  Ozeanographen 
und  Biologen  mannigfachste  Aufgaben.  Und  so  sind  hier  besonders  von 
dänischen  Autoren  eingehende  Forschungen  angestellt  worden.  Haupt- 
zweck derselben  war,  Anhaltspunkte  für  die  Ernährungs-  und  Lebens- 
weise der  nutzbaren  Tiere  dieser  Meeresgebiete  zu  gewinnen,  haupt- 

Andri-e,  Geologie  des  Meeresboden«.  II.  33 


514 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Heeressedimente 


sächlich  der  Fische,  aber  auch  der  Austern  und  Miesmuscheln  usw. 
Dabei  stellte  sich  schon  sehr  frühzeitig  heraus,  daß  in  diesen  engen 
und  relativ  flachen  Meeresgebieten  selbst,  für  das  Leben  der  doch  vor- 
wiegend nektonisch  lebenden  Fische  der  Beschaffenheit  des  Meeresbodens 
und  der  auf  und  in  demselben  lebenden,  benthonischen  Pflanzen-  und 
Tierwelt  ausschlaggebende  Bedeutung  zukommt.  Um  so  mehr  sind  wir 
aber  berechtigt,  den  Ergebnissen  dieser  dänischen  Forscher  hier  eine 
kurze  Darstellung  zu  widmen  und  damit  zur  besonderen  Besprechung 
der  rezenten  Bodenbedeckung  unserer  beiden  Meere  selbst  überzuleiten. 

Eine  eingehende  Untersuchung  hat  zunächst  die  Bodenbeschaffen- 
heit des  nördlichen  Kattegats  in  ihren  Beziehungen  zur  Lebewelt  der 
betreffenden  Gewässer  gefunden*36).  Der  Boden  des  Flachwassers  nahe  der 
Küste  wird  hier  in  der  Regel  von  Sandflächen  eingenommen,  die  arm  an 
Vegetation  sind  und  daher  auch  uur  wenig  Nährstoffe  zu  liefern  vermögen. 
Von  niederen  Tieren,  die  für  diese  Region  charakteristisch  sind,  mögen 
Arenicola,  Mysis,  Crangon  vulgaris  und  Carduus  maenas  genannt  sein. 

Zwischen  2  und  13 — 14  m  (1 — 7  Faden)  Tiefe  bilden  die  meist 
im  Sandboden  wurzelnden,  bis  zu  2  m  Länge  erreichenden  Bäuder  der 
Zostera  dichte  Bestände,  die  von  zahlreichen  herbivoren  niederen  Tieren, 
dabei  unzähligen  Individuen  kleiner  haferkorngroßer  Schnecken,  Rissoa 
octona,  belebt  werden.  Nur  im  Flachwasser  der  Föhrden  und  in  stillen 
Buchten  geht  Zostera  bis  dicht  ans  Ufer  heran.  Hier  stellt  sich  dann 
gleichzeitig  ein  außerordentlicher  Reichtum  an  Diatomeen  und  blau- 
grünen und  braunen  Algen  ein,  deren  zersetzte  Reste  Veranlassung  zur 
Bildung  eines  stinkenden,  schwarzen  Schlickes  geben,  auf  den  wir  später 
noch  einmal  zurückkommen  werden. 

Unterhalb  der  Zostera-Region,  von  13  (14)  bis  33  oder  gar  37  in 
(7  bis  18  oder  20  Faden)  findet  sich  ein  einen  ziemlich  harten  uud 
festen  Untergrund  gebendes,  sandig-toniges  Mischsediment.  Hier  leben, 
befestigt  auf  Steinen  und  Schalen,  Braun-  und  Rotalgen.  Aus  der 
Fauna  seien  erwähnt:  Echinus  und  Amphidetus,  Asterias  rubens  und 
glacialis,  der  Schlangenstern  Ophiopholis  aculeata,  ferner  Cardium  und 
Cyprina,  Buccinum,  Neptunea  und  Aporrhais,  „Hermit-Krabben",  Chae- 
topoden,  Bryozoen,  Tubicolen  und  Actinien. 

In  den  Tieren  unterhalb  33  (37)  m  bis  110  m  (18  (20)  bis  60  Faden) 
ist  der  Boden  durchweg  ein  weicher,  toniger  Schlamm  ohue  Vegetation ; 
daher  fehlen  jegliche  herbivore  Tiere,  und  auch  sonst  ist  die  Tier- 
welt hierselbst  verhältnismäßig  arm,  da  die  Tiefe  und  Dunkelheit,  sowie 
die  stark  wechselnde  Temperatur  nur  wenigen  Formen  zusagen,  gewisse 
Tierformen  aber,  die  nach  den  sonstigen  Bedingungen  wohl  hier  auf- 
treten könnten,  sich  in  dem  Schlamm  nicht  bewegen  können.  Hier 
findet  sich  überall  reichlich  Brissopsis  lyrifera.  Im  übrigen  ist  die  Fauna 
dieser  Tonflächen  verschieden  nach  der  Tiefe;  die  in  den  geringereu 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressediraente 


515 


Tiefen  zwischen  33  und  55  m  (18  und  30  Faden)  sich  über  größere 
Gebiete  ausdehnenden  Schlammebenen  („clay  plains")  führen  neben 
Brissopsis  lyrifera:  Isocardia  cor,  Pennatula  phosphorea,  Aniphiura  f i Ii— 
formis,  Asterias  rubens  (und  Nephrops  norvegicus),  die  zwischen  55  und 
110  m  (30  und  60  Faden)  liegenden  schlammerfüllten  Kanäle  („clay* 
Channels"),  die  nur  von  beschränkterer  Ausdehnung  sind,  enthalten 
Ophioglypha  Sarsii,  Leda  pernula,  Nucula  sulcata  und  die  mit  sehr  zer- 
brechlichen Panzern  ausgestatteten  Crustaceen  Pandalus  borealis  und 
Hippolyte  securifrons.  Hier  kommt  Brissopsis  lyrifera  oft  so  häufig  vor, 
daß  die  damit  angefüllten  Dredschen  beim  Aufholen  zerbersten,  wo  das 
nicht  geschieht,  aber  ihr  übriger  Inhalt  durch  jene  Seeigel  mehr  oder 
weniger  verdrückt  und  beschädigt  ist. 

Weniger  gut  erforscht  als  das  Kattegat  wurden  bis  jetzt  die  z.  T. 
tieferen  Gewässer  des  Skagerraks,  doch  enthält  das  in  Fig.  134  umstehend 
wiedergegebene,  von  C.  G.  Jon.  Petersen637)  unlängst  veröffentlichte 
Kärtchen  der  Sedimente  der  dänischen  Meere  uud  der  westlichen  Ostsee 
auch  die  Gebiete  jener  Gewässer,  und  seitdem  sind  alle  diese  Unter- 
suchungen unter  Leitung  des  Genannten  in  intensivster  Weise  durch 
alle  dänischen  Gewässer  hindurch  weitergeführt  worden.  Dabei  bediente 
man  sich  mit  bestem  Erfolg  eines  von  Petersen  in  verschiedenen  Arten 
und  Größen  angegebeneu  „Bodensammlers",  welcher  die  Möglichkeit 
gibt,  bis  zu  1  qm  Bodenfläche  aus  dem  Meeresgründe  heranfzufördern 
und  den  lithologischen  und  biologischen  Inhalt  quantitativ  zu  unter- 
suchen53s),  ein  außerordentlicher  Fortschritt  gegenüber  den  mit  der 
Dredsehe  gewonnenen  Proben,  welche  immer  von  einer  längeren  Strecke 
des  vielleicht  wechselnde  Zusammensetzung  zeigenden  Meeresbodeus 
stammen  und  daher  eindeutige,  zu  quantitativen  Untersuchungen  geeig- 
nete Resultate  nicht  zu  geben  vermögen.  Gerade  diese  quantitative 
Untersuchung  verspricht  aber  in  Zukunft  noch  die  wertvollsten  Resul- 
tate, deren  einige  schon  aus  der  neuestens  von  C.  G.  Joh.  Petersen, 
dem  augenblicklichen  Leiter  der  dänischen  biologischen  Station  in  Kopen- 
hagen, gegebenen  Zusammenstellung M9)  hervorgehen.  Wir  entnehmen 
dieser  für  alle  dänischen  Gewässer  geltenden  Arbeit  noch  zunächst  über 
deren  Sedimente  Folgendes:  • 

Auf  die  steinigen,  kiesigen  und  sandigen  Sedimente  der  Küsten- 
gewässer, welche  nur  in  ruhigen  und  geschützten  Buchten  schon  in 
3—4  m  Tiefe  feinkörnige  Schlicke  enthalten  können,  folgen  in  den 
tiefsten  Teilen  des  östlichen  Kattegats  und  im  Skagerrak  blaugrau- 
gefärbte  Tone,  deren  obere  Lagen  eine  schlüpfrige  Konsistenz,  etwa  wie 
Haferschleim,  besitzen.  Alle  möglichen  Übergänge  führen  von  diesem 
Sediment  über  sandigen  Ton  zu  den  reinen  Sauden  des  südlichen  Katte- 
gats und  des  nördlichen'  Teiles  des  Sundes.  Im  Skagerrak,  in  welchem 
die  Tiefen  ja  600  m  übersteigen,  setzen  jene  Tone  ausgedehntere  Flächen 

33* 


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516 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jangen  Meeressedimente 


Fig.  134. 

Bodenverhältnisse  des  Skagerraks,  Kattegats  und  der  westlichen  Ostsee  nach  C.  G.  Jum. 
PETERSEN  in  Report  from  the  Danisb  Biological  Station  XXI,  1913  (Kopenhagen  1914), 

Karte  Nr.  2. 


Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimeote  517 

zusammen.  Allen  genannten  Sedimenten  sind  hier  and  da  Steine  bei- 
gemengt, was  bei  der  Herrschaft  der  diluvialen  Eiszeitablagerungen  in 
diesen  Gebieten  ja  nicht  zu  verwundern  ist.  Diese  Steine  erfahren, 
wie  früher  gezeigt  worden  ist,  heute  noch  durch  Grundeis  usw.  Ver- 
änderungen ihrer  Lage;  auch  wird  ihre  Menge  wohl  noch  hier  und  da 
und  hin  und  wieder  durch  Eistransport  von  den  diluvialen  Steilküsten 
her  vermehrt.  Nur  in  den  dickeren  Schlammiagen  der  größten  Tiefen 
werden  diese  Steine  in  der  Regel  völlig  vom  Sediment  verdeckt. 

Gehen  wir  nunmehr  zu  den  biologischen  Ergebnissen  der  dänischen 
Forscher  über. 

Als  Urnahrung  alles  tierischen  Lebens  ist  hier,  wie  sonst,  die 
Pflanzenwelt  zu  betrachten,  die  einerseits  planktonisch,  anderseits  als 
Benthos  lebt.  Während  das  Plankton  in  den  engen  Gewässern  Däne- 
marks keine  größere  Rolle  als  Urnahrang  zu  spielen  scheiut,  gilt 
dieses  um  so  mehr  für  die  benthonische  Vegetatiou.  Von  dieser  sind 
es  aber  nicht  die  lose  dem  Roden  aufliegenden  oder  auf  Steinen  und 
Schalen  festgewachsenen,  niederen,  bis  40  oder  50  m  Tiefe  hinabsteigenden, 
braunen  und  roten  Algen,  sondern  das  zu  den  Potamogetonaceen  ge- 
hörige, in  ausgedehnten  „submarinen  Wiesen"  auftretende  Seegras 
(Zostera  marina),  welches  einen  ungeheuren  Vorrat  an  Nährstoff  reprä- 
sentiert und  ständig  ergänzt.  In  welchem  Maße  dieses  geschieht,  läßt 
sich,  wie  Petersen  540)  zeigte,  durch  Untersuchung  der  Rhizome 
feststellen,  da  sich  die  im  Winter  erzeugten  Rhizomglieder  von  den  im 
Sommer  gebildeten  durch  geringere  Länge  unterscheiden.  Nimmt  man 
die  von  Zostera  bewachsene  Fläche  der  inneren  dänischen  Gewässer  zu 
6500 — 7000  qkm  („2000  Square  nautical  miles")  und  rechnet  bei  16°/o 
Trockensubstanz  der  Pflanze  auf  ein  Quadratmeter  eine  jährliche  Pro- 
duktion von  1200  g  Trockensubstanz,  so  würde  die  gesamte  jährliche 
Produktion  an  Trockensubstanz  über  8000  Millionen  kg  betragen,  d.  i. 
über  4  mal  soviel,  wie  die  jährliche  Heuerzeugung  Dänemarks  beträgt. 
Wie  die  später  noch  zu  zitierenden  Untersuchungen  K.  Rördams  gezeigt 
haben,  enthält  Zostera  in  frischem  Zustande  erhebliche  Mengen  von  Nähr- 
stoffen, und  wenn  sie  auch  nur  über  lh  der  Gesamtfläche  der  genannten 
dänischen  Gewässer  verbreitet  ist,  so  muß  sie  doch  als  Hauptnährstoffquelle 
vor  allem  für  die  Bodenfauna  betrachtet  werden,  der  gegenüber  das  Plank- 
ton, wie  P.  Boysen  Jensen541)  gezeigt  hat,  um  so  mehr  in  den  Hintergrund 
tritt,  je  enger  und  abgeschlossener  die  Gewässer  sind.  Das  zeigt  der 
Mageninhalt  der  daraufhin  untersuchten  Tiere,  welche  viel  mehr  ab- 
gestorbene Zostera-Fragraente  als  Planktonreste  enthalten,  und  zwar 
auch  dort,  wo  jene  Reste  weither  transportiert  worden  sein  müssen, 
wie  es  die  erwähnte  Beschränkung  dieser  Pflanze  auf  nur  einen  Teil 
der  fraglichen  Gewässer  erfordert.  Schon  früher  aber  hatte  die  Vor- 
stellung Schwierigkeiten  gemacht,  daß  die  Bodentiere,  welche  ja  viel- 


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518 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


fach  offenkundige  Schlamm fresser  sind,  den  oft  schwarzen,  nach  HaS 
stinkenden  Schlick  aufnehmen  sollten.  In  der  Tat  war  dieses  auch  ein 
Irrtum:  nur  die  obersten,  wenige  Millimeter  dicken,  weichen,  abweichend 
zusammengesetzten  Lagen  des  Bodens,  bezw.  die  über  demselben  noch  in 
Suspension  befindlichen  Materialien  dienen  den  Bodentieren,  einschließlich 
vieler  dort  sich  aufhaltender  Fische,  als  Nahrung.  Diese  oberste  Boden- 
schicht, welche  häufig  wohl  ganz  allmählich  in  das  an  Detritus  reiche 
Bodenwasser  übergeht,  wird  boim  Aufholen  der  Bodenproben  in  der 
Regel  ausgewaschen  und  läßt  sich  nur  unter  Innehaltuug  besonderer 
Vorsichtsmaßregeln  gewinnen.  Ihre  Farbe  ist  braun  oder  grau,  und  sie 
enthält  neben  feinen,  anorganischen  Partikeln  deutliche,  in  Zersetzung 
begriffene  Pflanzenreste,  welche  als  Nahrung  der  Schlammfresser  dienen. 
Wenn  daneben  zahlreiche  Mollusken  und  Crustaceen  z.  B.  auch  den 
dünnen  Algenbelag,  der  in  geringen  Wassertiefeu  alle  gut  belichteten 
Gegenstände,  wie  Steine,  Muscheln  usw.  überzieht,  abweiden,  und  andere 
Formen  wiederum  echte  Fleischfresser  sind,  so  ist  doch  die  Mehrzahl 
aller  Bodentiere  in  dem  Sinne  berbivor,  daß  sie  sich  von  den  in  den 
obersten  Bodenschichten  und  im  Bodenwasser  enthaltenen,  auf  Zer- 
setzung von  Zostera-Fragmenten  zurückzuführenden  organischen  Fetzen 
nähren.  Dieses  Ergebnis  gilt  zunächst  natürlich  nur  für  die  in  Frage 
stehenden  dänischen  und  andere  Gewässer  mit  ähnlichen  biologischen 
Verhältnissen.  Daß  es  nicht  ohue  weiteres  verallgemeinert  werden  darf 
und  z.  B.  nicht  für  die  Tiefsee  zutrifft,  haben  C.  G.  Johann  Petersen 
und  P.  Boysex  Jensen*4*)  gezeigt,  indem  sie  in  von  der  „Ingolf"- 
Expedition  stammenden  Bodenproben  des  Norwegischen  Nordmeeres  nur 
verschwindende  Mengen  von  Kohlenstoff  (im  Blauschlick  1,64,  im  „Über- 
gangston- 0,36—0,72  und  iu  Globigerinenschlammen  nur  0,32— 0,48°/0) 
nachweisen  konnten. 

Was  nun  die  Bodenfauna  selbst  betrifft,  so  haben  die  jahrelangen 
Untersuchungen  gezeigt,  daß  in  den  Gewässern  vom  Skagerrak  bis  zur 
Ostsee  8  jedesmal  durch  eine  besondere  Vergesellschaftung  ausgezeich- 
nete Lebensgemeinschaften  unterschieden  werden  können.  Dieses  Er- 
gebnis ist  iu  der  Weise*  erhalten,  daß  die  auf  einem  Netz  von  Beob- 
achtungsstationen mit  dem  Bodensammler  gewonnenen  Bodenproben, 
jede  für  sich,  untersucht  wurden,  wobei  nicht  nur  die  Anzahl  und  der 
Alterszustand  der  Individuen  der  einzelnen  Tierarten,  sondern  auch  das 
Gewicht  derselben  festgestellt  wurde.  Als  Durchschnitt  einer  großen 
Zahl  von  Proben  ergaben  sich  nuu  Idealbilder  von  der  Zusammensetzung 
der  eiuzelnen  Lebensgemeinschaften.  Diese  Bilder,  von  denen  Fig.  135 
eine  Probe  gibt,  enthalten  alle  Tiere,  die  auf  und  in  dem  Boden  unter 
der  angegebenen  Fläche  leiten  und  demgemäß  überhaupt  in  Beziehung 
zum  Boden  stehen.  Jedenfalls  darf  man  sie  nicht  mit  Naturbildern  ver- 
gleichen, wie  sie  etwa  —  falls  das  möglich  wäre  —  eine  photographische 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  619 

Aufnahme  ergeben  würde.  Immerhin  bieten  sie  nicht  nur  dem  Biologen 
wertvollste  Hinweise,  sondern  auch  der  Geologe  und  Paläogeograpb, 
bezw.  Paläobiologe  ist  in  der  Lage,  sie  zum  Vergleich  mit  seinen  fossilen 
Lebensgemeinschaften  heranzuziehen  und  unter  Berücksichtigung  der  Tat- 
sache, daß  von  jeder  Lebensgemeinschaft  nur  ein  Teil  fossil  erhaltungsfähig 
ist,  aus  den  vorhandenen  Faziesfossilien  die  ganze  vorhanden  gewesene 
Fauna  besser  zu  rekonstruieren,  als  das  bisher  möglich  war.  Daher 


Fig.  135. 

V4  qm  Fläche  der  Echinocardium-Filiformis-Gemeinschaft  vom  Boden  des  Kattegats  aas 
20—22  m  Tiefe.  Nach  C.  G.  Joh.  Pctersen,  The  sea-bottom  and  its  production  of 
fish-food.  Report  of  the  Danisch  Biological  Station  to  the  Board  of  Agriculture. 
Copenhagen  1918.  Plate  IV.  (Die  Probe  enthielt  von  Lamellibranchiern  4  Abra  nitida, 
1  Corbnla  gibba,  3  Cyprina  islandica,  1  Axinus  flexuosus,  1  Nucula  tenuis;  von  Gastro- 
poden 1  Aporrhais  pes  pelicani,  10  Turritella  terebra,  1  Chaetoderma  nitidulum;  von 
verschiedenen  Würmern  1  Glycera  sp.,  6  Nephthys  sp.,  5  Brada  sp.,  8  Terebellides 
stroemi,  Fragmente  von  Nemertinen;  von  Ophiuriden  60  Amphiura  hliformis,  2  Ophi- 
oglypha  albida  jnv..  1  Ophioglypha  texturata;  von  Spatangiden  5  Echinocardium  cor- 
datnm;  von  Crustnceen  2  Gammariden;  von  Pennatuliden  2  Virgularia  mirabilis.) 


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520  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meereasedimente 

auch  die  verhältnismäßige  Ausführlichkeit,  mit  der  wir  nuumehr  in  die 
Behandlung  der  einzelnen  Lebensgemeinschaften  selbst  eintreten  wollen. 

Die  in  dem  behandelten  Gebiete  einschließlich  der  westlichen  Ostsee 
verbreitetste  Lebensgemeinschaft  ist 

1.  Die  Macoma-  oder,  besser  genannt,  baltische  Lebensgemein- 
schaft: 

* 

Sie  findet  sich  an  allen  Küsten  der  Beltsee  und  rundherum  in  der 
Ostsee,  an  gewissen  Stellen  der  Küste  des  Kattegats  in  allen  Buchten 
von  Jütland  (auch  an  den  der  Nordsee  zugehörigen  Küsten  von  Esbjerg 
und  in  gewissen  Teilen  der  Bucht  von  Ringkjöbing). 

Charaktermuschel  dieser  Gemeinschaft  ist  die  rötlich-gelbe  bis 
weißliche  Macoma  (Teilina)  baltica ;  daneben  sind  typisch  Cardium  edule, 
Mya  arenaria,  Arenicola  marina,  sowie  Hydrobia  ulvae  und  ventrosa. 
Dazu  tritt  in  den  salzreicheren  Teilen  der  in  Frage  stehenden  Gewässer 
—  also  nicht  in  der  Ostsee  —  Asterias  rubens. 

Diese  Lebensgemeinschaft  findet  sich  auf  Sand-  und  Schlickboden 
ebenso,  wie  auf  steinigem  Untergrund  oder  zwischen  Pflanzenbeständen. 
Im  Kattegät  geht  sie  nur  wenige  Meter  in  die  Tiefe.  Anders  in  der 
Ostsee,  wo  sie  bis  in  40,  ja  50  m  Tiefe  gefunden  wird.  Sie  verträgt 
Schwankungen  des  Salzgehaltes  zwischen  1  und  3%.  Und  ebenso  wie 
durch  Salzgehalt  und  Bodenbeschaffenheit  wird  sie  auch  durch  Tempe- 
raturschwankungen nicht  irgendwie  ungünstig  beeinflußt. 

2.  Die  Abra-Gemeinschaft: 

Sie  findet  sich  verbreitet  in  der  Beltsee  und  in  den  Föhrden,  so 
auch  im  Limfjord.  Charakterform  ist  Abra  (Syndosinya)  alba,  und  zwar 
bildet  dieselbe  nahe  der  Küste  und  in  den  Föhrden  eine  reine  Abra- 
gemeinscbaft  (2  a),  während  in  den  tieferen  Teilen  der  Beltsee  vor  allem 
Echinocardium  cordatum  hinzutritt,  dazu  noch  Macoma  calcarea  und 
3  Arten  der  Gattung  Astarte  (2  b). 

3.  Die  Venus-Gemeinschaft: 

Sie  findet  sich,  ebenso  wie  in  der  Nordsee,  an  den  offenen  sandigen 
Küsten  des  Kattegats.  Charakteristisch  sind  Venus  gallina,  Telhna 
fabula,  Ophioglypha  albida  und  andere  Arten  dieser  Gattung.  Nur  in 
tieferem  Wasser  tritt  Echinocardium  cordatum  hinzu. 

4.  Die  Echinocardium-Filiformis-Gemeinschaft: 

Sie  gehört  den  mittleren  Tiefen  des  Kattegats  an  und  lebt  anf 
dem  früher  geschilderten,  sandig- tonigen  oder  tonig- sandigen  Misch- 
sedimeut.  Charaktertiere  sind  der  Seeigel  Echinocardium  cordatum  und 
der  Schlangenstern  Amphiura  filiformis. 

5.  Die  Brissopsis-Chiajei-Gemeinscbaft: 

Sie  lebt  auf  reinem,  weichen  Ton  der  tiefsten  Teile  des  Kattegats 
und  wird  gekennzeichnet  durch  Amphiura  chiajei  und  Brissopsis  lyrifera. 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  521 


6.  Die  Brissopsis-Sarsii-Gemeinschaft: 

Sie  gehört  den  Gebieten  reinen,  weichen  Tones  tieferer  Teile  des 
Skagerraks  an  und  setzt  sich  aus  Ophioglypha  Sarsii  und  Brissopsis 
lyrifera,  denen  sich  wohl  Amphiura  elegans  zugesellt,  zusammen. 

7.  Die  Amphilepis-Pecten- Gemeinschaft: 

Sie  lebt  auf  den  reinen,  weichen  Tonen  der  tiefsten  Teile  des 
Skagerraks.  Charaktertiere  sind  Amphilepis  norvegica  und  Pecten  vitreus. 

8.  Die  Haploops-Gemeinschaft: 

Ausgezeichnet  durch  den  Krebs  Haploops  tubicola,  Pecten  septera- 
radiatus  (mit  vorzüglichem  Schwimm  vermögen!)  und  Lima  loscombii, 
findet  sie  sich  nur  lokal  im  südöstlichen  Kattegat  auf  weichem  Unter- 
grund. 

Schließlich  könnte  vielleicht  noch  unterschieden  werden 

9.  Die  tiefliegende  Venus-Gemeinschaft: 

Sie  findet  sich  sporadisch  auf  Sandboden  im  Kattegat,  in  weiterer 
Verbreitung  sodann  in  der  Nordsee.  Charakteristisch  sind  Spatangus 
purpureus,  Echinocardium  flavescens,  Psammobia  faeroeensis,  Abra  pris- 
matica,  Mactra  elliptica. 

Zwischen  diesen  8,  bezw.  9  Lebensgemeinschaften  sind  zweifellos 
Übergänge  vorhanden,  nehmen  aber  doch  nur  geringe  Flächen  ein. 
Auch  haben  Probefahrten  in  die  Gewässer  des  südlichen  Norwegens, 
des  Christianiafjordes  und  der  Nordsee  gezeigt,  daß  diesen  Lebens- 
gemeinschaften größere  geographische  Verbreitung  zukommt,  einigen 
mehr,  anderen  weniger***).  Doch  wird  es  noch  weiterer,  ebenso  ein- 
gehender Lokaluntersuchungen  bedürfen,  ehe  sich  für  andere  Flachsee- 
gebiete Ähnliches  sagen  läßt. 

Als  nichtständige,  sondern  nur  accessorische  Bestandteile  der 
Bodenfauna  treten  nun  auf  den  einzelnen  Lebensgemeinschaften  hier 
und  da  Tiergesellschaften  auf,  welche  Petersen  als  „Epifaunen"  noch 
besonders  unterscheiden  möchte.  Ihre  Zusammensetzung  ist  nicht  ab- 
solut, aber  doch  in  gewissem  Grade  von  der  Natur  der  Lebensgemein- 
schaft, welche  ihnen  als  Substrat  dient,  abhängig. 

Die  hauptsächlichsten  Epifaunen  der  dänischen  Gewässer  sind 
folgende: 

a)  In  tieferem  und  salzigerem  Wasser  findet  man  rund  um  die 
dänischen  Küsten  eine  Epifauna,  die  sich  zusammensetzt  aus  Modiola 
modiolus,  Ophiopholis  aculeata,  Trophonia  plumosa  und  Baianus  sp., 
vermischt  mit  der  Fauna  des  Untergrundes.  Diese  „Modiola-Epifauna" 
lebt  im  südlichen  Kattegat  fast  ausschließlich  auf  der  Echinocardium- 
Filiformis-Gemeinschaft,  in  einiger  Ausdehnung  auch  auf  der  Venus- 
Gemeinschaft,  und  sie  dehnt  sich  im  Sunde,  im  Samsö-Belt  und  im 
Großen  BeLt  auch  über  die  Abra-Gemeinschaft  mit  Echinocardium  (also  2  b) 
aus,  wird  aber  niemals  in  Verknüpfung  mit  der  Macoma-Gemeinschaft 


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622  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressediroente 

gefunden.  Vorbedingung  ist  starke  Strömung  am  Meeresboden,  welche 
Steine  und  Schalen,  die  als  Unterlage  dienen,  von  Detritus  frei  hält 
und  auch  ständig  neue  Nahrung  zuführt. 

b)  Wo  die  Wellen  nicht  zu  stark  sind  und  Schalen  oder  Steine 
(oder  auch  Pfähle)  als  feste  Unterlage  zur  Verfügung  stehen,  lebt  -auf 
der  Macoma-  und  untergeordnet  auch  auf  der  Venus-Gemeinschaft  die 
aus  Mytilus  edulis,  Baianus  und  Littorina  bestehende  „Mytilus-Epifauna" 
(Fig.  136). 

c)  Eine  weitere  Epifauna  beherbergen  über  der  Macoma-  und  Venus- 
Gemeinschaft  die  früher  besprochenen  Zostera-Bestände.    Hier  treten 


Fig.  136. 

Vio  «Im  Fl^hc  einer  „Epifauna"  von  M  vtilus  edulis  auf  der  Maroma  baltii  a-Gemeinschaft 
aus  dem  Nyborg  Fjord,  Großer  Belt.  2  m  Tiefe.  Nach  C.  G.  JoH.  PETERSEN,  The  sea- 
bottom  and  its  production  of  fish-food.  R«port  of  the  Danish  Biological  Station  to  the 
Board  of  Agriculture.  Copenhagen  1918.  Plate  X.  (Die  Probe  enthielt  auf  V«  qno  von 
Lamellibranchiern  8  Macoma  baltica,  205  Mya  sp..  20  Cardium  edule,  895  Mytilus  edulis, 
95  Mytilus  edulis  juv. ;  von  Gastropoden  35  Littorina  littorea;  von  Polychaeten  20  Nereis 

sp.;  von  Amphipoden  55  Gammariden.) 

die  nur  eiujährigeu,  winzigen  Schueckeu  Rissoa  membranacea  und  in- 
consprcua  auf,  neben  Idothea,  Gammariden  und  Asterias  rubens.  Hier 
wird,  wegen  der  kurzen  Lebensdauer  der  Zostera,  auch  die  Miesmuschel 
(Mytilus)  nur  klein  uud  stirbt  mit  der  Zostera  ab. 


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Geographische  Verbreitaug  der  verschiedenen  Meeressedi  tuen  te 


523 


d)  Auch  die  Austernfauua,  über  welche  in  einem  späteren  Ab- 
schnitt noch  Einiges  mitzuteilen  sein  wird,  muß  diesen  Epifaunen  an 
die  Seite  gestellt  werden. 

Was  nun  die  Bedingungen  anbetrifft,  welche  eine  solche  feste  Ab- 
greneung  der  einzelnen  Lebensgemeinschaften  zur  Folge  habeu,  daß 
eine  kartographische  Darstellung  ermöglicht  wird,  so  ist,  wie  bereits 
betont  wurde,  die  Bodenbeschaffenheit  allein  nicht  maßgebend;  sondern 
von  Bedeutung  sind  auch  Wassertemperat tir,  Salzgehalt  und  der  jahres- 
zeitliche Wechsel  beider.  Wo  durch  Änderung  des  einen  oder  anderen 
Faktors  der  eine  oder  andere  Bestandteil  einer  Gemeinschaft  ausgeschaltet 
wird,  kann  das  in  den  einzelnen  Gemeinschaften  herausgebildete  Gleich- 
gewicht in  dem  Kampf  um  Lebensraum,  Nahrung  und  Dasein  so  stark 
gestört  und  verschoben  werden,  daß  die  Verbreitungsgrenzeu  erheb- 
liche Änderungen  erfahren.  Der  Schlaugenstern  Amphiura  filiformis 
läßt  z.  B.  die  Muschelbrut  nicht  hochkommen,  uud  es  sind  daher  nur 
wenige  Muschelindividuen,  welche  die  Gemeinschaft  mit  demselben  teilen. 
Die  räuberischen,  carnivoren  Echinodermen  verhindern,  wo  sie  in  Massen 
auftreten,  das  Aufkommen  der  Macoma-Gemeinschaft,  welche  daher  in 
den  salzreichen  Teilen  der  dänischen  Meeresgebiete  auf  das  flachere 
Wasser  beschränkt  ist;  anders  in  der  salzarmen  und  daher  keine  Echino- 
dermen beherbergenden  Ostsee,  in  welcher  die  Macoma-Gemeinschaft 
bis  40  und  50  m  hinabsteigt.  Diese  komplizierten  Verhältnisse  sowohl 
des  äußeren  physikalischen,  wie  auch  des  inneren,  biologischen  Gleich- 
gewichtes erklären  zur  Genüge,  wenn  für  die  Verbreitung  der  einzelnen 
Lebensgemeinschaften,  wie  auch  Epifaunen  nicht  bestimmte  Isobathen 
als  Grenzen  augegeben  werden  können. 

Und  damit  wollen  wir  diese  stark  ins  Biologische  abgeirrte  Dar- 
stellung abschließen  und  uns  weiter  Jen  Sedimenten  der  Nord-  und 
Ostsee  zuwenden. 

Die  rezenten  Sedimente  der  Nord-  und  Ostsee 
Einleitendes 

Über  die  ioi  Wesentlichen  auf  glazialer  Grundlage  gebildeten  Sedi- 
mente der  Nord-  und  Ostsee  besitzen  wir  eine  ganze  Reihe  von  Dar- 
stellungen, sowohl  älterer,  wie  neuerer  Autoren.  Doch  sind  diese  von 
sehr  verschiedenartigen  Gesicht  spuukten  aus  vorgegangen,  und  es  fehlt 
bis  heute  eine  auf  allseitig  moderner  Grundlage  beruhende  Untersuchung. 
Es  kann  daher  im  folgenden  Abschnitte  lediglich  der  Versuch  gemacht 
werden,  die  Ergebnisse  der  verschiedenen  Arbeiten  kurz  darzustellen 
und  eventuelle  Gesetzmäßigkeiten  herauszuschälen. 

-  Eine  älteste  Mitteilung  von  T.  H.  Behrens  ftn)  behandelte  die  Grund- 
proben, welche  S.  M.  Avisodampfer  „Poinmerania"  im  Jahre  1871  in 


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524 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


der  Ostsee  erbeutet  hatte,  und  enthält  bereits  eine  Reihe  beachtens- 
werter Ergebnisse,  auf  die  wir  zurückkommen.  Unvollständig  geblieben 
ist  u.  W.  die  Untersuchung  von  Grundproben  aus  Nord-  und  Ostsee, 
welche  Orth515)  von  verschiedenen  Seiten  erhalten  hatte  und  über  welche 
lediglich  2  Tabellen  mit  den  Resultaten  der  Schlämm-  und  Siebverduche, 
sowie  Kalkgehaltsbestimmungen  dieses  Autors  vorliegen,  aber  keine 
biologische  Analyse,  sodaß  eine  weitergehende  Verwertung  dieser  Proben 
einstweilen  unterbleiben  muß  MÄ).  Eine  eingehende  Bearbeitung  erfuhren 
die  Grundproben,  welche  S.  M.  Kanonenboot  „Drache"  in  den  Sommern 
1881,  1882  und  1884  in  der  Nordsee  aufgenommen  hatte,  durch  W.  VON 
GüMBEL MT).  Die  Bodenbeschaffenheit  des  Kattegats  und  der  dänischen 
Beltsee  behandelten  C.  G.  Joh.  Peteusen  und  K.  Röbdam54*)  auf  Grund 
der  Funde  des  dänischen  Kanonenbootes  „Hauch"  und  gaben  damit  die 
Grundlage  für  die  im  vorigen  Abschnitte  ausführlicher  mitgeteilten,  weit- 
gehenden Arbeiten  des  erstgenannten  Autors  und  seiner  Mitarbeiter  über 
die  dänischen  Gewässer.  Sehr  wertvolle,  von  modernen  Gesichtspunkten 
ausgehende  Untersuchungen  hat  sodann  H.  Mcnthe,  dessen  Arbeit  wir 
schon  zitierten,  den  Bodenproben  angedeihen  lassen,  welche  die  schwe- 
dische Expedition  in  die  Ostsee  unter  F.  L.  Ekmak  im  Sommer  1877 
auf  den  Schiffen  „Klint*  und  „Alfhild"  erbeutet  hatte:  diese  Proben  waren 
senkrecht  aus  dem  Meeresboden  ausgestanzte  Säulen  von  im  Durchschnitt 
40  cm,  im  Maximum  aber  90  cm  Länge  (und  einer  Dicke  von  2,5—3  cm), 
so  daß  sie  deutliche  Schichtung  des  Sediments  erkennen  ließeu,  was 
ganz  in  der  gleichen  Art,  wie  es  Philippi  viel  später  bei  den  „Gauß"- 
Proben  aus  südlichen  Meeren  mit  so  großem  Erfolge  wiederholen  konnte, 
zur  getrennten  Untersuchung  der  verschiedenaltrigen  Lagen  ausgenutzt 
wurde.  Daß  hierbei  mit  größter  Wahrscheinlichkeit  Ablagerungen  aller 
drei  für  das  Ostseegebiet  unterschiedenen  Abschnitte  der  Postglazial- 
zeit, der  Yoldia-,  Ancylus-  und  Litorina-Zeit,  festgestellt  werden  konnten, 
hatten  wir  bereits  früher  mitgeteilt.  Lediglich  mineralogisch-geologische 
und  chemische  neben  rein  physikalischen,  aber  keine  biologischen  Unter- 
suchungen hat  neuerdings  E.  Küppers  ft*9)  einem  Teil  der  auf  deutschen 
Terminfahrten  in  die  Nord-  und  Ostsee  gesammelten  Bodenproben  an- 
gedeihen lassen  und  mit  Einführung  der  Untersuchung  auf  Hygroskopizität 
der  Grundproben  eine  wichtige  Erweiterung  der  Untersuchungsmethoden 
gegeben,  deren  ausgedehntere  Fortführung  in  Zukunft  vielleicht  manche 
Hinweise  auf  den  Gang  der  Diagenese  der  Sedimente  bieten  kann. 
„Studien  über  die  Bodenzusammensetzung  der  baltischen  Depression 
vom  Kattegat  bis  zur  Iusel  Gotlaud"  nebst  einer  Karte  der  „Sand-  und 
Tonflächenu  des  Ostseebodens  hat  sodann  H.  Spethmanx  1910  ver- 
öffentlicht"0). Schließlich  aber  sind  die  Sedimente  der  Nord-  und  Ostsee 
ganz  neuerdings  durch  C.  Apstejn"1)  hauptsächlich  auch  auf  ihren 
biologischen  Inhalt  hin  untersucht  worden. 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  525 
Die  Sedimente  der  Nordsee 

Schon  in  früheren  Kapiteln  ist  mehrfach  Gelegenheit  gewesen,  auf 
Sedimenühilduugen  der  Nordsee  zu  sprechen  zu  kommen.  So  wurden  in 
Kürze  die  reichen  Muschelablagerungen  gewisser  Strandregionen  der 
ostfriesischen  Inseln  (S.  57),  die  Tangstrandtrift  von  Helgoland  (S.  58/59), 
die  Meertorfgerölle  (S.  60)  und  konkretionäre  Verhärtungen  von  Strand- 
sanden und  Wattenschlicken  (S.  98)  behandelt.  Den  Wattenseblicken 
selbst  wurde  (S.  103 — 106)  ein  eigener  Abschnitt  gewidmet.  Auch  ist  bereits 
darauf  hingewiesen,  daß  Sturmwellen  die  Nordsee  bis  auf  den  Boden 
aufwühlen;  es  ist  daher  leicht  verständlich,  wenn  gelegentlich  von  sehr 
raschen  Veränderungen  des  Bodens  dieses  -Schelfmeeres  berichtet  wird. 
So  wurden  diesbezügliche  Beobachtungen  bei  Kabelreparatureu  im  Juni 
1887  durch  Lasard"*)  angestellt.  Die  betreffenden  Arbeiten  wurden 
an  zwei  Punkten,  3°  31'  40"  östl.  Länge  und  52°  52'  nördl.  Breite  aus- 
geführt, wobei  das  erst  im  Jahre  1871  auf  ebener  Fläche  gelegte  Kabel 
von  5  bis  11  m  hohen  Sand  wellen  vollständig  bedeckt  gefunden  wurde. 
Im  Jahre  1871  waren  derartige  Sandwelleu  weiter  nördlich  beobachtet 
worden;  dieselben  waren  demnach  seit  jener  Zeit  nach  Süden  weiter 
vorgedrungen  und  hatten  diese  bedeutende  Höhe  erreicht.  Welche  Stoß- 
kraft den  Nordseewellen  zukommt,  ergibt  sich  nach  Heincke  auch 
daraus,  daß  man  bei  Helgoland  aus  Tiefen  von  10  und  mehr  Metern 
Steine  im  Gewicht  von  2  kg  und  mehr  heraufholen  kann,  welche 
allseitig  mit  Algenrinden,  Bryozoen  und  Serpein  überkrustet  sind,  die 
also  mehrfach  durch  die  Gewalt  des  bewegten  Wassers  umgewendet 
sein  müssen. 

Wichtige  Beobachtungen  über  die  Sedimente  der  Umgebung  von 
Helgoland  verdanken  wir  Heincke.  W.  Koert  hat  dieselben  in  einer 
schon  zitierten  Mitteilung59)  nebst  eigenen  ergänzenden  Beobachtungen 
einem  größeren  naturwissenschaftlichen  Leserkreise  nahegebracht.  Auf 
die  das  Felseneiland  Helgoland  umgebende  Abrasionszone  folgt  nach 
außen  zunächst  eiue  Region,  die  sich  durch  ihren  Reichtum  an  Pflanzen 
auszeichnet.  Den  Geologen  interessiert  besonders,  daß  im  Sediment 
dieser  Zone  von  der  Kalkalge  Lithoderma  umkrustete  Gerölle,  ferner 
von  bohrenden  Organismen  durchlöcherte  Gesteine  und  schließlich  lose 
Fossilien  aus  älteren  Schichteu,  also  auf  sekundärer  Lagerstätte,  vor- 
kommen. Es  handelt  sich  vor  allem  um  Austern  und  Belemniten  aus 
den  am  Meeresboden  anstehenden  Kreideschichten,  ferner  an  gewissen 
Stellen  des  Nordhafens  um  ziemlich  wohlerhaltene  Süßwasserschnecken 
(Valvata,  Bithynia,  Planorbis),  welche  in  einer  Schicht  des  dort  lagernden 
Diluviums  reichlich  auftreten.  Auch  nordische  Geschiebe  sind  in  dieser 
Zone  recht  häufig. 

Die  auf  dem  submarinen  Felsplateau  von  Helgoland  weiter  nach 
außen  folgende  Sedimentzone  ist  von  Heincke  als  die  rZone  der 


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52h 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jnngen  Meeressedi mente 


pflanzen  leeren  Kiese  und  Gerölle"  bezeichnet  worden,  weil  dieses 
Sediment  beständigen  Verschiebungen  durch  die  Wellen  unterliegt,  so 
daß  Pflanzen keimlinge  nicht  aufkommen  können.  Gleichzeitig  ist  die 
Molluskenfauna  recht  spärlich,  ganz  im  Gegensatz  zu  der  vorhergehenden, 
Pflanzenreichen  Zone,  in  welcher  zahlreiche,  kleine,  zarte  oder  größere, 
dickschalige,  „berbivoreu  Schnecken  auftreten.  Ein  kalkreiches  Sediment 
dieser  Zone  stellt  ein  sogenannter  „Bruchschill"  dar,  welcher  sich  im 
Südhafen  in  9  m  Tiefe  vorfindet  und  fast  ausschließlich  «aus  Kreide- 
bröckchen,  Resten  rezenter  Seeigel,  zertrümmerten  Serpula -  Röhren, 
Balaniden  und  Muschelgrus  besteht  mit  verhältnismäßig  spärlichen,  wohl- 
erhaltenen Schalen  rezenter  Schnecken  (Trochus  cinerarius,  Tr.  zizy- 
phinus,  Nassa  incrassata).  Über  die  Entstehung  solchen  Bruchschills 
wurde  bereits  früher  (S.  393)  Einiges  mitgeteilt. 

An  das  submarine  Felsplateau  Helgolands  legt  sich  im  N,  ü  und 
SO  in  Wassertiefen  von  10 — 35  m  die  Sandfazies  an.  Da  diese  Zone 
sich  nach  N  in  die  Sand-  und  Riffgründe  fortsetzt,  welche  die  Schleswigsche 
Küste  umsäumen,  so  liegt  die  Annahme  nahe,  daß  sie  aus  der  Zerstörung 
diluvialer  Schichten  hervorgegangen  ist,  von  denen  ja  auf  Sylt,  Ammm 
usw.  noch  Reste  erhalten  sind.  Dementsprechend  variiert  die  Boden- 
beschaffenheit dieser  „Sandzone"  von  sehr  steinigen  Riffgründen  bis  zu 
feinen  Sanden. 

Im  NW,  W  und  S  schmiegt  sich  an  das  submarine  Helgoländer 
Felsplateau  eine  Schlickfazies  an,  mit  Übergängen  vom  Sand  zum  Schlick. 
Diese  Fazies  stellt  im  Wesentlichen  die  Ausfüllung  der  „Helgoländer  Rinne" 
dar,  welche  sich  mit  Tiefen  bis  zu  55  m  als  ein  Ausläufer  der  tiefen  Nordsee 
nach  Helgoland  erstreckt.  An  der  Bildung  des  Schlicks  mögen  einmal  die 
feinsteu  Abrasionsprodukte,  dann  die  durch  Elbe  und  Weser,  namentlich 
durch  den  Ebbestrom  herbeigeführten,  tonigen  Teilchen  und  schließlich 
noch  die  planktonischen  Mikroorganismen,  Foraminifercn,  Diatomeen, 
Radiolarien,  beteiligt  sein.  Zum  Niederfallen  dieses  Schlicksedimentes  be- 
darf es  also  oft  nur  einer  Einsenkung  des  Bodens  um  einige  wenige  Meter. 

Eine  eigentümliche  Bildung  der  Helgoländer  Rinne  ist  der  „Pümp- 
grund",  wie  die  Helgoländer  Fischer  den  Grund  nennen,  auf  welchem 
Kolonien  eines  Röhreuwurmes,  der  Sabellaria  alveolata,  ihre  Saud- 
röhren bauen.  Der  Pümpgrund  ist  die  molluskenreichste  Region  bei 
Helgoland,  er  wird  daher  von  gewissen  Gruudfischen  besonders  gern  auf- 
gesucht, und  zwar  gerade  von  solchen,  welche  nach  Heincke  vorwiegend 
an  der  Erzeugung  des  Bruchschills  beteiligt  sind;  dieser  ist  denn  auch 
in  den  verschiedensten  Sedimentzonen  um  Helgoland  vorhanden,  da  das 
mehr  oder  minder  zerkaute  Schalenmaterial  einerseits  durch  die  Fische 
selbst  nach  anderen  Orten  vertragen  wird,  anderseits  aber  die  Exkremente 
derselben,  welche  den  Schalengrus  enthalten,  vielfach  durch  Grund- 
strömungen zusammengeschwemmt  werden.    Solcher  Bruchschill  findet 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  527 


sich  besonders  iu  bedeutender  Ausdehnung  in  Rinnen  von  20  m  Tiefe. 
Paludina  vivipara,  welche  in  der  Helgoliinder  Rinne  im  marinen  Sediment 
gefunden  wurde,  wird  von  Helncke  als  vom  Festlande  eingeschwemmt 
betrachtet,  da  diese  Sumpfschnecke  auf  Helgoland  selbst  nicht  lebt; 
doch  wäre  vielleicht  zu  erwägen  und  durch  Nachuntersuchung  fest- 
zustellen, ob  die  gefundenen  Exemplare  nicht  aus  diluvialen  Ab- 
lagerungen vom  Boden  der  Nordsee  stammen  könnten. 

Verlassen  wir  den  Meeresboden  in  der  Umgebung  Helgolands  und 
wenden  uns  den  Sedimenten  der  offenen  Nordsee  zu,  so  ist  zunächst 
festzustellen,  daß  es  sich  vorwiegend  um  sandige  Ablagerungen  handelt, 
deren  Hauptbestandteil  Quarzkörner  darstellen  mit  Korngrößen  von  in 
der  Hauptsache  unter  0,5  mm,  häufig  auch  unter  0,2  mm  Durchmesser. 
Die  Farben  sind  weißlich,  rötlich  oder  hellgräulich.  Neben  dem  Quarz 
ist  eine  größere  Zahl  kontinentaler  Mineralkörner  vorhanden,  welche, 
wie  von  Gümbel  und  Küppers  übereinstimmend  feststellten,  mit  den 
Komponenten  diluvialer,  nordeuropäischer  Glazialsaude  identisch  sind,  was 
nach  dem  in  früheren  Abschnitten  Gesagten  nicht  weiter  wunder  nimmt. 
Besonders  stimmt  auch  der  Gehalt  an  schweren  Mineralien  mit  dem 
skandinavischer  Diluvialsande,  welche  nach  Schroeder  van  der  Kolk 
stets  über  0,5 %  solcher  Bestandteile  führen,  während  die  auch  in  die 
Nordsee  verfrachteten  Sande  der  Maas  und  des  Rheins  unter  0,5  °/o 
davon  enthalten.  Der  vor  der  schottischen  Küste  nur  untergeordnet 
durch  VON  Gümbel  festgestellte  Glaukonit  wird  durch  diesen  Autor 
wohl  mit  Recht  als  allochthone  Einschwemmung  von  Schottland  her 
aufgefaßt.  Der  Kalkgehalt  dieser  sandigen  Sedimente  ist  im  allgemeinen 
gering;  Orth  gab  in  seinen  Tabellen  bei  den  meisten  Proben  weniger 
als  5°/0  an,  von  Gümbel  neutit  als  Durchschnitt  3%. 

Reicher  an  Kalk  sind  lediglich  eine  Anzahl  molluskenreicher  Sedi- 
mente, welche  der  „Drache"  südlich  der  Shetland -Inseln  aus  Tiefen 
zwischen  94  und  115  m  zutage  förderte.  Es  handelt  sich  in  diesen 
förmliche  Bänke  meist  zerbrochener  Molluskenschaleu  darstellenden  Ab- 
lagerungen zweifellos  um  nach  Art  des  aus  der  Umgebung  Helgolands 
beschriebenen  Bruchschills  zusammengeschwemmtes  Material,  und  von 
Gümbel  hat  dasselbe  durchaus  mit  Recht  den  fossilen  Lumachellen  an 
die  Seite  gestellt.  Die  meisten  Schalen  dieser  Sedimente  sind  durch 
und  durch  zerfressen  und  durchlöchert,  z.  B.  von  Bohrschwämmeu  (Vioa). 
Vereinzelt  kommen  durch  Eisenoxydhydrat  zusammengekittete  Schalen- 
fragmente  vor. 

Mit  dem  organischen  Inhalt  der  sandigen  Nordseeproben  haben 
sich  besonders  von  Gümbel  und  Apstein  beschäftigt.  Von  den 
Diatomeen  war  schon  früher  erwähnt  worden,  daß  sie  nach  Puestel 
im  Hafen  von  Emden  in  den  Bodenablagerungen  jeder  Ebbezeit  bis  zu 
60°/0  ausmachen;  in  solchen  Massen  aber  sinken  sie  nur  in  ruhigerem 


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528  Allgemeine  Betrachtungen  Uber  die  jungen  Meeressedimente 

Wasser  zu  Boden,  nnd  so  treten  sie  auch  weder  vor  der  Elbemündung 
mit  ihrer  starken  Strömung,  noch  überhaupt  in  dem  flacheren,  südlichen, 
von  starken  Gezeitenströmungen  beeinflußten  Teile  der  Nordsee  häufiger 
auf.  Regelmäßig  und  häufig  konnte  schon  VON  GüMBEL  kleine  Echiniden- 
stacheln  in  den  sandigen  Schelfablagerungen  der  Nordsee  feststellen; 
daneben  wurden  auch  Spongiennadeln  selten  ganz  vermißt.  Desgleichen 
waren  benthonische  Foraminiferen ,  vor  allem  Miliolinen,  häufiger  an- 
zutreffen. Dagegen  treten  Coccolithen  und  planktonische  Foraminiferen 
(Globigerina)  nur  untergeordnet  in  den  Bodensedimenten  der  eigentlichen 
Nordsee  auf,  nehmen  aber  sowohl  im  Übergang  zu  den  größeren  Tiefen 
des  Norwegischen  Nordmeeres,  wie  nach  der  Norwegischen  Rinne  hin 
an  Menge  zu.  Aus  den  mehr  •tonigen,  den  Übergang  zum  „grauen  Ton" 
des  Nordmeeres  bildenden  Sedimenten  der  letzteren  erwähnte  von 
Gümbel  das  in  die  Augen  fallende  Vorkommen  von  Rotalia  Beccari, 
vor  allem  aber  von  Uvigerina  pygmaea,  so  daß  er  geneigt  war,  diese 
Sedimente  als  „Uvigerinenschlamin"  zu  bezeichnen.  Apstein  hat  die 
letztgenannte  benthonische  Foraminifere  dagegen  nicht  besonders  hervor- 
tretend gefunden,  sondern  mehr  Textularia  variabilis,  Bulimina  und 
andere,  so  daß  er  lieber  diese  Ablagerungen  nicht  nach  einerArt,  sondern 
als  Foraminiferenschlamm  schlechthin  bezeichnen  möchte.  Um  aber  Ver- 
wechselungen mit  Globigerinenschlamm  zu  vermeiden,  wird  man  gut  tun, 
solche  Sedimente  als  „benthogene  Foramioiferenschlamme"  besonders 
herauszuheben. 

Die  Sedimente  der  Ostsee 

Wie  über  die  der  Nordsee,  so  ist  auch  über  Sedimente  der  Ostsee 
in  früheren  Abschnitten  bereits  an  mehreren  Stellen  berichtet  worden, 
so  vor  allem  über  die  Strandablageningen  und  Strandwälle  (S.  66),  über 
die  Sandwandeningen  (S.  70),  -die  Bildung  der  Nehrungen  und  Sand- 
haken (S.  72/73)  und  die  Schaare  (S.  74—79).  Alle  diese  Bildungen  des 
Ostseestrandes  unterscheiden  sich,  soweit  nicht  Organismen  in  Frage 
kommen,  und  sofern  man  die  niedrigere  Maximalhöhe  der  Strandwälle 
vernachlässigt,  nicht  wesentlich  von  den  gleichen  Bildungen  offener 
Meere.  Aber  dem  tieferen  Ostseeboden  fehlen  die  in  der  Nordsee  so 
bedeutungsvollen  Einwirkungen  der  Gezeiten  so  gut  wie  völlig,  spielen 
doch  Ebbe  und  Flut  schon  in  der  westlichen  Ostsee  gegenüber  den 
durch  den  Wind  bedingten  Stauwirkungen  keine  irgendwie  bedeutsame 
Rolle.  So  sind  es  Stau-  und  nicht  Gezeitenströmungen,  welche  z.  B. 
H.  Spethmann  für  die  Auskolkung  gewisser  Rinnen  in  horizontalen 
Verengungen  der  Wasserfläche,  wie  z.  B.  derjenigen  von  13  m  Tiefe 
zwischen  der  Insel  Rüden  und  Usedom,  verantwortlich  macht ws). 

Unter  den  rezenten  Ablagerungen  des  eigentlichen  Ostscebodens, 
außerhalb  der  Strandregion  und  der  Brandung,  lassen  sich  außer  den 


i 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  529 


früher  beschriebenen,  aus  diluvialen  Ablagerungen  herausgearbeiteten 
Steingründen  einerseits  sandige,  anderseits  touige  und  Schlickböden 
unterscheiden.  Der  Sand  ist  weiß,  gelb  oder  braun  gefärbt  und  nieist 
auch  noch  mit  Steinen  durchsetzt.  In  den  Tiefen  von  mehr  als  50  m 
besteht  der  Boden  in  dar  eigentlichen  Ostsee  fast  durchgehend  aus 
braunem  oder  grauem,  weichem  Schlick  oder  härterem  Ton.  Auf  weitere 
Einzelheiten  in  der  Verteilung  der  verschiedenen  Sedimentarten  soll 
später  z.  T.  noch  eingegangen  werden. 

Die  Herkunft  der  Mineralien  der  Ostseegrundproben  aus  der  Auf- 
bereitung diluvialer  Glazialablagerungen  ist  schon  Behrens  nicht  ent- 
gangen, uud  in  dieser  Hinsicht  besteht  kein  wesentlicher  Unterschied 
gegenüber  den  Bildungen  der  Nordsee.  Eine  beachtenswerte  Komponente 
eines  Teiles  der  Ostseesedimente  ist  aber  der  der  oberen  Kreide  Schonens, 
der  Insel  Rügeu  und  eines  Teiles  der  dänischen  Inseln  entstammende 
Feuerstein.    Seiner  supramariuen  Verbreitung  entsprechend  ist  dieser 
Feuerstein  in  der  ganzen  Beltsee  wie  in  der  südlichen  Ostsee  an- 
zutreffen, da  er  durch  das  diluviale  Eis,  durch  diluviale  Schmelzwasser- 
ströme,   ferner  aber,    auch  neuerdings,    durch   driftendes  Eis  und 
Strömungen  weit  über  sein  Anstehendes,  das  wir  teilweise  auch  am 
Ostseeboden  anzunehmen  haben,  verbreitet  worden  ist.    Die  genannten 
Transportkräfte  bedingen,  daß  solche  baltischen  Kreidefeuersteine  noch 
in  der  Nordsee  vorkommen,  selbst  im  innersten  Winkel  der  Deutschen 
Bucht  der  Nordsee,  wo  sie  nicht  von  den  Kreideküsten  des  Kanals 
abgeleitet  werden  können.  Anderseits  fehlen  aber  die  Kreidefeuersteine 
am  Boden  der  nördlichen  Ostsee,  so  daß  z.  B.  die  schwedische  Expedition 
1877  auf  keiner  der  „Klinf-Stationen  und  auf  keiner  der  nördlicheren 
„Alfhild "-Stationen  etwas  davon  fand.  Spethmann  meint  nach  den  bis- 
herigen  Beobachtungen    die  Nordgrenze    von   Bornholm    nach  dem 
Kurischen  Haff  ziehen  zu  können.  Dazu  wäre  vielleicht  zu  bemerken,  daß 
die  bekannten,  schwarzen  Feuersteine,  wie  sie  etwa  in  der  Schreibkreide 
Rügens  auftreten,  schon  an  der  Küste  des  Samlandes  und  dann  auch 
auf  der  Kurischen  Nehrung  fehlen,  hier  vielmehr  durch  andersartige, 
mit  jenen  nicht  verwechselbare  Kieselgesteine,  die  der  ostbaltischen 
Randfazies  der  oberen  Kreide  entstammen,  ersetzt  werden.  Demgegen- 
über bliebe  fernerhin  zu  untersuchen,  ob  nicht  in  der  nördlichen  und 
östlichen  Ostsee  gewisse  untersilurische  Feuersteine,  wie  sie  dem  Verf. 
z.  B.  von  der  Insel  Gotland  bekannt  sind,  und  welche  häufig  bekannte 
Kieselspongien  (Aulocopium  und  Astylospongia)  enthalten,  eine  Rolle 
spielen. 

Die  modernen  Ostseeablagerungen  sind  entweder  ganz  kalkfrei 
oder  enthalten  höchstens  wenige  (bis  2,5)  %  CaCOa.  Nur  in  der  aller- 
nächsten Nähe  der  Küsten  der  Inseln  Gotland  und  öland  und  au 
ähnlichen  Stellen  erhöht  sich  der  Kalkgehalt.  Dieser  geringe  Kalkgehalt 

Andre«,  Ocologic  de.  Meoreaboden«.  II.  34 


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530  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 

der  eigentlichen  Ostseeproben  steht  im  diametralen  Gegensatz  zu  dem 
Verhalten  der  Böden  des  Kattegats  und  Skagerraks,  für  welche  nach 
den  Untersuchungen  von  Behrens  und  Rördam  Gehalte  zwischen  5 
und  12,8°/0  die  Kegel  sind. 

Schon  Behrens  hatte  gezeigt,  daß  in,  gewissen  Sedimenten  der 
Ostsee  Exkremente  von  Bodentieren,  wie  z.  B.  von  Würmern  oder 
Crustaceen,  —  mau  spricht  heute,  besonders  in  der  limnologischen 
Literatur,  gerne  von  „koprogener"  Substanz  —  eine  Rolle  spielen. 
Ähnliches  haben  die  früher  besprochenen,  eingehenden  Untersuchungen 
von  Petersen  und  seineu  Mitarbeitern  für  die  dänischen  Gewässer 
gezeigt,  vor  allem  aber  auch  klargelegt,  daß  der  in  gewissen  Buchten 
und  Rinnen  der  dänischen  Gewässer  auftretende,  fast  nur  organische 
Stoffe  enthaltende  Schlick  außer  aus  solcher  koprogenen  Substanz  — 
und  zwar  vorwiegend  —  aus  verschwemmten  Resten  in  Verwesung 
Übergeheuder  oder  übergegangener,  benthonischer  Pflanzenreste  (vor 
allem  von  Zostera)  besteht.  Mit  diesem  Sediment  hat  sich  dann  neuerdings 
besonders  Apstefn  eingehender  beschäftigt.  Die  reichliche  Verbreitung 
dieses  „Mudd",  wie  der  genanute  Autor  diesen  organischen  Detritus 
nennt,  zeichnet  die  Ostsee  vor  der  Nordsee  aus,  in  welcher  die  Gezeiten 
den  Boden  in  ständiger  Bewegung  halten,  so  daß  nur  der  Fels  von 
Helgoland  und  der  felsige  Abfall  der  Küste  Norwegens  für  reicheren 
Algeuwuchs  in  Frage  kommen.  Der  freien  Fläche  der  Nordsee  gegen- 
über ist  daher  der  Pflanzenwuchs  in  den  obersten  Flachseezonen  völlig 
vei-schwindeud,  während  in  der  Ostsee  die  reichgegliederte  Küste  der 
freien  Wasserfläche  gegenüber  sehr  groß  ist  und  zahlreiche  Buchten 
und  große,  flache  Bänke,  wie  Hoborgbank  und  Mittelbank,  mit  Algen 
bedeckt  sind.  Neben  deu  schon  genannten  Exkrementeu  spielen  auch 
die  Reste  abgestorbener  Bodentiere  eine  Rolle  für  die  Bilduug  des  Mudd. 
Oft  findet  man  von  ihnen  größere  Reste,  wie  Epidermisfetzen  von 
Muscheln,  deren  Kalkskelett  der  Auflösung  anheimgefallen  ist,  Schalen- 
stücke von  Echinodermen,  Schwammuadeln,  Pauzerstücke  von  Krebsen, 
also  Hartgebilde,  während  der  übrige  Körper  bald  in  Fäulnis  übergeht. 
Auch  das  Plankton  liefert  einen  weiteren  Beitrag.  Vor  allem  sollten 
nun  unter  den  Planktouorganismen  die  Diatomeen  hierbei  eine  erhebliche 
Rolle  spielen,  von  welchen  ja  im  Frühjahr  z.  B.  der  Gattung  Chaetoceras 
angehörige,  gewaltige  Mengen  erzeugt  werden  und  zeitweise,  am  Schluß 
der  Vegetationsperiode,  in  recht  bedeutendem  Umfange  zu  Boden  sinken 
müssen,  was  in  der  gezeitenfreien  Ostsee  an  sich  ungestörter  von  statten 
gehen  kann,  als  in  der  Nordsee.  Und  doch  ist  es  auffallend,  wie  wenige 
Reste  von  Planktouorganismen  man  im  Mudd  findet,  Meist  sind  es  nur 
die  allergröbsten  Diatomeen,  wie  Coscinodisceen  und  Melosineen,  während 
die  zarteren  Formen,  wie  Chaetoceren  und  andere,  vollständig  fehlen.  Die 
feinen  Kieselpanzer  lösen  sich  eben  sehr  schnell  im  Wasser  wieder  auf. 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimeute  531 

Was  die  Verbreitung  dieses  Mudd  der  Ostsee  betrifft,  so  häuft  er 
sich  in  gröberer  Mächtigkeit  nur  in  den  größeren  Tiefen  und  in  eng- 
begreuzten  Mulden  und  Löchern  an,  während  er  auf  flacherem,  küsten- 
nahem Roden  oder  auf  Bänken  nur  eine  feiue  Schicht  bildet,  die  aus 
jungem,  d.  h.  frisch  gebildetem  Mudd  besteht.  Wasserbewegungen  ver- 
schiedenster Art.  Gezeitenbewegungen  (im  Skagerrak  und  Kattegat), 
Strömungen,  Stürme  und  Soogstrom,  nicht  zuletzt  auch,  wie  schon 
K.  Möbius  gezeigt  hat,  die  Aufwirbelung  durch  bodenbewohnende  Tiere, 
bewirken,  daß  sich  der  Mudd  tiefer  und  tiefer  bewegt,  um  nun  mehr 
oder  minder  mächtige  Lager  zu  bilden.  So  soll  dieses  organogene 
Sediment  in  der  Landsort-Tiefe,  die  bis  463  m  mißt,  in  der  größten  Tiefe 
eine  Mächtigkeit  von  5  m  erreichen. 

Das  ausgedehnteste  Muddlager  findet  sich  in  der  östlichen  Ostsee 
bis  zur  Danziger  Bucht  in  einein  großen  zusammenhängenden  Gebiet, 
dessen  Tiefen  unter  100  m  liegen.  Es  erstreckt  sich  bis  direkt  an  die 
Linie  Dagö  -  Stockholm ,  ganz  im  Westen  auch  über  diese  Linie  nach 
Norden  hinaus.  Besonders  gut  fand  der  ^Poseidon*  den  nach  H2S 
riechenden  Mudd  in  der  Landsort-Tiefe  und  in  der  Gotlandtiefe  (in 
165  m)  ausgebildet.  Das  Gebiet  zieht  sich  von  Norden  zwischen 
Gotland  und  Schweden  in  geringer  Breite  bis  uugefähr  zur  Höhe  der 
Südspitze  Gotlands  hin;  zwischen  Gotland  und  Kurland  erreicht  der 
Mudd  außerdem  eine  große  westöstliche  Ausdehnung  und  zieht  so  bis 
zur  Danziger  Bucht. 

Ein  zweites  größeres  Mnddgebiet  liegt  zwischen  Boruholm  und 
Schweden,  ist  aber  in  der  direkten  Verbindungslinie  dieser  beiden  Land- 
gebiete entsprechend  der  mäßigen  Tiefe  verhältnismäßig  schmal,  um  sich 
einerseits  in  der  Bornholm-Tiefe  im  ONO  von  Bornholm,  anderseits  zwischen 
Rügen  uud  Schweden  weiter  auszudehnen.  In  der  Beltsee  sind  nur 
kleinere  Gebiete  von  Mudd  vorhanden,  und  wegen  dieser  und  der  zum 
Kattegat  und  Skagerrak  gehörigen  Regionen  darf  auf  früher  (S.  514, 
517,  518)  Gesagtes  und  auf  Figur  134  auf  S.  516  verwiesen  werden. 

Was  den  Grad  der  Zersetzung  des  Mudd,  der  mit  dem  Alter  ver- 
schieden ist,  betrifft,  so  werdeu  sich  in  den  Muddablagernngen  nahe  der 
Küste,  wie  in  der  Beltsee,  neben  stark  zersetzten  auch  noch  ziemlich 
frische  Pflanzeuteile  finden,  da  die  Zeit  der  Loslösung  von  ihrer 
Unterlage  erst  eine  sehr  kurze  ist.  Je  weiter  man  sich  aber  von  der 
Küste  entfernt,  desto  stärker  ist  der  Zersetzungsgrad  der  Pflanzenreste, 
so  daß  in  den  weiten  Gebieten  der  östlichen  Ostsee  besser  erhaltene 
oder  nur  geringe  Spuren  von  Zersetzung  zeigende  Pflanzenreste  vom 
., Poseidon"  überhaupt  nur  auf  landnahen  Stationen  gefunden  wurden. 
Kür  die  tierischen  Reste  gilt  dieses  nicht,  da  Tiere  überall  im  Meere 
vorkommen  und  nicht  an  die  Assimilation  in  den  höheren  Wasser- 
scliichten  gebunden  sind. 

34* 


532  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


Der  Beimengung  von  Organismenresteu  in  den  Ostseesedinienten 
hat  schon  Munthe  seine  volle  Aufmerksamkeit  zugewendet,  neuerdings 
aber  hat  C.  Afstein  seine  großen  Erfahrungen  in  der  Biologie  des 
Meeres  ebenfalls  für  die  Beantwortung  dieser  Fragen  verwertet.  Gehen 
wir  vou  den  Gewässern  der  Nordsee,  bezw.  der  Norwegischen  Llinue 
aus  in  das  Skagerrak,  so  treten  hier  neben  häufigeren  Bruchstücken  von 
Molluskenschalen  regelmäßig  Foraminifereu  auf;  meist  sind  dieselben  mit 
Stücken  von  Echinodermenpanzern  und  Schwammnadeln  vergesellschaftet. 
Von  Pflanzen  fanden  sich  auf  deu  Stationen  des  „Poseidon"  regelmäßig 
Ooscinodiscen,  Zostera-  usw.  Bruchstücke  dagegen  nur  auf  den  flacheren 
Stationen. 

Schon  im  Kattegat  treten  die  Diatomeen  und  zwar  Coscinodisreen, 
Cocconeis,  Pleurosigma,  Epithemia,  Fragilaria,  mehr  in  den  Vordergrund. 
Daneben  fanden  sich  hier  bei  der  Engheit  der  Gewässer  überall  größere 
Pflanzeubruchstücke. 

In  der  Beltsee,  die  ja  keine  allseitig  ausgedehnte  Wasserfläche 
besitzt,  ist  der  Mudd  nur  in  Rinnen  und  Mulden,  sowie  mehr  oder 
weniger  großen  Löchern  angesammelt,  die  räumlich  voneinander  getrennt 
liegen.  Häufig  finden  sich  Seegras-  und  Algenbmchstücke  in  ver- 
schiedener Erhaltung*.  Im  westlichen  und  nördlichen  Teile  der  Beltsee 
finden  sich  dann  zuletzt  Schwammnadeln,  da  Schwämme  über  die  Beltsee 
nach  Osten  nicht  hinausgehen.  Foraminiferen  sind  spärlich  auch  weiterliin 
noch  vorhanden,  aber  nicht  so  häufig,  daß  sie  in  kleinen  Bodenproben 
sicher  zur  Beobachtung  gelangen,  ferner  Diatomeen.  .  Besonders  inter- 
essant war  die  Bodenprobe  von  der  „Poseidon "-Station  K  1  zwischen 
Langeland  und  Lolland  im  Langclandsbelt,  wo  aus  23  m  Tiefe  nur  die 
genannten,  spezifisch  schweren  Organismenreste  heraufgeholt  wurden, 
da  durch  den  starken,  meist  südlich  setzenden  Strom  der  Boden  von 
feinem  Material  ganz  rein  gefegt  wird. 

Im  übrigen  großen  Gebiete  der  eigentlichen  Ostsee  sind,  wie  die 
von  Munthe  gegebenen  Listen  zeigen,  Diatomeen  oft  in  großer  Arten- 
fülle im  Sediment  vorhanden,  doch  ist  ihre  absolute  Menge  nur  seltener 
so  bedeutend,  daß  ihr  Vorkommen  als  häufig  bezeichnet  werden  könnte.  Es 
handelt  sich,  wie  erwähnt,  lediglich  um  festere  Formen,  wie  Coscinodis- 
ceen und  Melosineen,  wahrend  die  zarteren  Formen  sämtlich  aufgelöst 
weiden.  Die  im  Sediment  der  küstennäheren  Regionen  auftretenden 
Algenbruchstücke  gehören  vorwiegend  zu  dem  relativ  festen  Fucus.  Ein 
charakteristisches  Vorkommnis  nicht  nur  im  Plankton,  sondern  auch  in 
den  Bodenablagerungen  der  östlichen  Ostsee  bis  zur  Bornholmtiefe  sind 
Polleukörner  von  Kiefern  (Pinus  silvestris),  die  durch  den  Wind  oft  weit 
über  See  vertrieben  werden,  um  dort  zugrunde  zu  gehen.  Von  Tier- 
resten hat  Apstein  vor  allem  das  häufige  und  charakteristische  Auf- 


■ 

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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meercssedimeotc 


533 


treten  der  winzigen  und  zarten,  chitinösen  Panzer  einer  im  Oberflächen- 
wasser der  östlichen  Ostsee  sehr  häufigen  Daphnide  (ßosmina  maritima 
P.  E.  Müller)  festgestellt,  so  daß  er  von  Bosmiua-Schlamm  sprach.  Diese 
schon  von  Munthe  in  den  Bodenproben  erkannte  Form  ist  bereits  in 
der  Beltsee  sehr  spärlich,  gelangt  aber  mit  dem  ausgehenden  salzarmen 
Ostseeoberstrom  bisweilen  durch  den  Sund  bis  zum  Skagerrak.  Im 
Sediment  finden  sich  die  Panzer  der  abgestorbenen  Bosmina  meist  in 
zwei  Stücke  zerfallen,  in  den  Kopfteil  mit  den  rüsselartigen  Antennen, 
und  den  Körperpanzer,  der  an  seinen  kleinen,  am  unteren  Ende  des 
Hinterrandes  befindlichen  Spitzen  leicht  kenntlich  ist.  Die  Bosmina- 
Ablagerungen  finden  sich  in  der  ganzen  östlichen  Ostsee  und  iu  der 
südlichen  Ostsee  bis  in  die  Rinne  zwischen  Rügen  und  Schweden.  Die 
größte  Dichte  ihres  Vorkommens  ist  im  nördlichen  Teile  der  östlichen 
Ostsee,  also  bis  Gotland  hin,  wo  auf  allen  Mudd-Stationen  des  „Poseidon" 
Bosmiua-Srhalen  festgestellt  sind.  Das  Maximum  des  Vorkommens 
betrügt  2,24  Volumenprozent;  also  fast  der  40.  Teil  der  oberflächlichen 
Bodenprobe  bestand  aus  diesen  winzigen,  zarten  Panzern.  Meist  jedoch 
blieb  die  Menge  unter  1  %>.  Ob  diese  zarten  Crustaeeenschälchen  aller- 
dings geeignet  zur  fossilen  Erhaltung  sind  und  damit  diese  Bosmina- 
Ablagerungen  aktuelles  Interesse  für  den  Geologen  besitzen,  mag  füglich 
bezweifelt  werden. 

Schließlich  wäre  noch  einiger  chemischer  Neubildungen  am  Ostsee- 
bo'den  zu  gedenken,  über  die  wir  indessen  aus  dem  Grunde  schneller 
hinweggehen  können,  da  wir  über  identische  Bildungen  in  anderen 
Meeren  bereits  in  früheren  Kapiteln  eingehend  berichtet  haben.  Es 
handelt  sich  einerseits  um  Kügelchen  und  deutlich  kenntliche  Kristall- 
aggregate von  Schwefelkies  uud  um  Schwefelkiessteinkerne  von  Dia- 
tomeen, die  schon  Behrens  richtig  auf  Reduktionsprozesse  zurück- 
geführt hat,  welche  im  feinkörnigen  Sediment  im  Gefolge  der  Verwesung 
von  Algenresten  eintreten.  Und  es  mag  nicht  verfehlt  werden,  bei 
dieser  Gelegenheit  noch  einmal  auf  die  an  H2S  reichen,  „heilsamen 
Meeressehlamme"  gewisser  Buchten  der  Insel  Osel  hinzuweisen,  von 
denen  schon  früher  (S.  110,  111)  die  Rede  war.  Das  Gegenteil  dieser 
Ausscheidung  von  Schwefeleisen  bildet  das  Auftreten  von  hydratischem 
Eisenoxyd  in  Form  von  Konkretionen,  meist  jedoch  als  charakterlose 
Masse  an  kleinen  Steinchen  oder  als  blättrige  Überzüge  auf  Geschieben 
am  Ostseeboden,  wie  es  Tornqüist  vom  „Scharfen  Grund"  bei  Cranz 
von  den  von  dort  beschriebenen,  angelösten  Geschieben  bekannt  gemacht 
hat;  Spethmann  erwähnt  auch  an  größeren  Fixpuukten  gern  kon- 
zentrisch-ringförmig abgesonderte,  „äußerlich  lebhaft  an  Nummuliten  er- 
innernde" Massen  dieser  Substanz  von  dunkelbraunroter  bis  schwarzer, 
selten  hellbrauner  ^rbe.   Es  ist  kein  Zweifel,  'daß  diese  Ausscheidungen, 


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n:*4 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


wie  wir  sie  schon  aus  dem  Flachwasser  der  Küste  des  Samlandes  er- 
wähnen konnten  (8.  98),  und  wie  sie  nur  in  den  geringeren  Tiefen  bis 
zu  etwa  75  m  im  Maximum  auftreten,  an  gut  durchlüftctes,  sauerstoff- 
reiches Wasser  gebunden  sind. 

Eine  kartograplüsehe  Darstellung  der  „Sand-  und  Tonflächen4*  der 
baltischen  Gewässer  vom  Kattegat  bis  zur  Insel  Gotland  hat  Speth- 
MANN  gegeben  und  dieselbe  auch  mit  einer  eingehenden  Erläuterung 
versehen.  Hierbei  sind  alle  gröberen  Ablagerungen,  wie  die  Stein-  und 
Kiesgründe,  in  die  Sandflächen  einbezogen,  und  die  „Tonbuden"  um- 
fassen auch  die  Ablagerungen  des  im  wesentlichen  aus  organischeu 
Zersetzungsprodukten  von  Pflanzen  bestehenden  Mudd.  Daher  kann  die 
APSTEFNsche  Skizze,  in  welcher  Sand-,  Ton-  und  Muddböden  ausein- 
andergehalten siud,  in  gewisser  Weise  als  Ergänzung  der  allerdings  in 
viel  größerem  Maßstabe  gehaltenen  SpETHMANXschen  Karte  gelten. 

Zum  Schluß  mag  noch  kurz  auf  die  Ergebnisse  hingewiesen  werden, 
welche  Küppers  bei  seinen  Untersuchungen  über  die  Hygroskopizität 
einiger  Grundproben  aus  Nord-  und  Ostsee  erzielt  hat,  wobei  wegen 
der  relativen  Neuheit  dieser  Methode  kurz  auf  Art  und  Ziel  derselben 
eingegangen  werden  muH.  Wie  in  einem  der  ersten  Abschnitte  dieses 
Bandes  erörtert  wurde,  kommen  für  die  Untersuchung  der  Meeresgrund- 
proben zur  Feststellung  der  Korngrößen  Sieb-  und  Schlamm-Methoden 
zur  Anwendung,  von  denen  die  letzteren  zweifellos  große  Vorzüge  vor 
den  ersteren  besitzen.  Wie  aber  Emmehling  an  der  Hand  einer 
größeren  Anzahl  von  Scbläiumanalvsen  gezeigt  hat,  geben  die  einzelnen 
Methoden  durchaus  keine  eindeutigen  Werte,  und  diese  variieren  außer- 
dem stark  mit  der  Art  der  angewandten  Methode.  Es  ist  das  ein  be- 
deutender Übelstaud,  zumal  fast  jeder  Autor,  der  bisher  Meeresgrund- 
probeu  untersuchte,  einer  anderen  Art  der  Korugrößentrennung  den 
Vorzug  gab,  so  daß  die  Unteisuchungsergebnisse  der  verschiedenen 
Autoren  nur  unter  großem  Aufwand  von  Umrechnungen  direkt  mitein- 
ander vergleichbar  gemacht  werden  können.  Daß  zumal  die  Siebmethode 
völlig  unzulänglich  für  die  Zwecke  der  Kompouenteutrennung  genannt 
werden  muß,  ist  früher  eingeheud  erörtert  und  auch  betont  worden, 
daß  PlILLiPPl,  indem  er  die  „Gauss"-Proben  mit  Meerwasser  schlämmte, 
den  natürlichen  Verhältnissen  zweifellos  bisher  am  nächsten  ge- 
kommen ist. 

Den  zuerst  genannten  Übelständen  wollte  nun  ein  neues  Verfahren 
von  UoüEWALD  begegnen,  das  die  Bodcnfeinheit  in  ganz  bestimmten, 
untereinander  vergleichbaren  Zahlen  auszudrücken  gestatten  soll:  Wenn 
trockener  Hoden  mit  Wasser  in  Berührung  gebracht  wird,  so  entwickelt 
sich  eine  ganz  bestimmte,  für  den  betreffenden  Boden  charakteristische 
Wärmemenge.    Diese  rBenetzungswärme*  ist  dann  «ran  Hodewald  und 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressediment«  535 

Mitscherlioh  zusammen  an  den  verschiedensten  Erdböden  studiert 
worden.  Nach  den  umfassenden  theoretischen  Erörterungen  des  erst- 
genannten Autors  besteht  Proportionalität  zwischen  der  entwickelten 
Wärmemenge  und  der  Summe  der  Oberflächen  der  einzeluen  Teilchen 
oder  der  inneren  Bodenoberfläche,  und  die  Wassermenge,  die  von 
trockenem  Boden  in  einer  Wasserdampfatmosphäre  aufgenommen  wird, 
ist  dieser  Benetzungswärme  und  somit  der  inneren  Oberfläche  direkt 
proportional.  Es  haudelt  sich  also  praktisch  in  der  Hauptsache  dämm, 
die  aufgenommene  Wassermenge  zu  bestimmen,  wofür  Rodewald  und 
Mitscherlich  eine  besondere  Methode  ausgearbeitet  haben. 

Schon  Brandt  hatte  in  einer  Abhandluug  über  den  Stoffwechsel 
im  Meere  die  Wichtigkeit  dieser  Methode  für  Meeresbodenuntersuchungen 
gerade  vom  biologisch-chemischen  Standpunkt  aus  betont,  und  in  seinem 
Auftrage  hat  dann  Küppers  seine  Untersuchungen  angestellt.  „Je  größer 
die  innere  Oberfläche  des  Bodens  ist,  um  so  mehr  Angriffspunkte  bietet  er 
den  chemischen  Agenden  dar.  Zum  Studium  der  chemischen  Umsetzungen 
im  Boden  ist  daher  eine  genaue  Kenntnis  der  Hygroskopizität  erforderlich. 
Die  Nährstoffe,  die  im  Boden  enthalten  sind,  werden  um  so  rascher 
aufgeschlossen  und  dadurch  den  Organismen  zugänglich,  je  größer  die 
Oberfläche,  je  größer  also  die  Hygroskopizität  ist.  Beim  Meeresboden 
speziell  kommen  noch  einige  andere  Faktoren  hinzu.  Die  Nährstoffe 
werden  Dicht  im  Boden  selbst  verbraucht,  sondern  müssen  erst  in  das 
Meerwasser  diffundieren.  Die  Diffusionsgeschwindigkeiten  werden  aber 
höchst  wahrscheinlich  um  so  kleiner  sein,  infolge  von  Kapillaritäts- 
wirkungen, je  feiner  die  einzelnen  Teilchen  sind,  sie  werden  also  vor- 
aussichtlich mit  zunehmender  Hygroskopizität  in  geometrischer  Reihe 
abnehmen.  Weiterhin  nimmt  die  Adsorption  mit  der  Feinheit  der 
Teilchen  zu.  Die  größere  Umsetzungsgeschwindigkeit  in  den  Böden 
mit  großer  Hygroskopizität  kann  also  durch  die  weit  größere  Diffusions- 
geschwindigkeit und  deu  kleineren  Adsorptionswert  von  Böden  mit 
kleiner  Hygroskopizität  gegebenenfalls  ausgeglichen  werden.  Eingehende 
quantitative  Untersuchungen  müßten  hier  ausgeführt  werden." 

Was  nun  Küppers'  Resultate  selbst  betrifft,  so  trat  in  der  Nordsee 
eine  Abhängigkeit  zwischen  Hygroskopizität  und  Tiefe  deutlich  in  Er- 
scheinung, entsprecheud  der  sandigeren  Natur  der  flach  gelegenen  und 
der  tonigeren  Beschaffenheit  der  tiefer  gelegenen  Böden,  während  in 
der  Ostsee  wegen  des  Auftretens  des  Mudd  iu  deu  flachen  Buchten 
einerseits  und  in  den  größten  Vertiefungen  anderseits  eine  solche  Ab- 
hängigkeit natürlich  nicht  bestehen  kann.  Hier  zeigt  sich  aber  deutlich 
die  Abhängigkeit  von  der  Korngröße.  Das  mag  eine  nach  durch  KÜPPERS 
gemessenen  Werten,  aber  unter  Berücksichtigung  gewisser,  von  Apstein 
angegebener  Einschränkungen,  aufgestellte  Tabelle  zeigen: 


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536  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeresjedimente  « 


----  - 

Terniinstation 



Tiefe  in  m 

Bodenart 

Hygroskopizität 

0  <>,  sudl.  Trelleborg     .    .  . 

Oft 

Sand  mit  bteincnen 

u  lo,  westl.  jüeniei  

t>3J 

Sand 

1,0 

\j  ö,  norui.  renmani  .... 

<mA   mit  Qohli'ol- 

o&nu  mn  ocniicK 

0   1,  vor  der  Kieler  Föhrde  . 

20 

Dunkelgrauer  Schlick 

5,9 

0  10,  südüstl.  Bornholm   .    .  . 

Ü2 

Dunkelgrauer  Schlick 

8,3 

0  4,  vor  der  Neustadter  Bucht 

25 

Granschwarzer  Schlick, 

10,8 

etwas  riechend 

0  12,  in  der  Danziger  Bucht  . 

107 

Mudd,  stark  riechend 

11,9 

.16 

Mudd,  stark  riechend 

15,2 

Von  einer  Berechnung  der  Bodeuoberfläche  selbst  können  wir  mit 
Küppeks  absehen,  da  die  Hygroskopizitätszahlen  direkt  miteinander 
vergleichbar  sind.  Auch  brauchen  wir  der  Tabelle  kaum  noch  etwas 
hinzuzufügen. 

So  besitzen  wir  in  der  durch  Küppers  zum  ersten  Mal  auf  Meeres- 
grundproben angewandten  Hygrosköpizitätsbestiramung  zweifellos  ein 
gutes  Mittel  zur  weiteren  Charakterisierung  unserer  Ablagerungen. 
Gleichwohl  aber  muß  davor  gewarnt  werden,  in  dieser  Methode  nun 
das  Mittel  erkennen  zu  wollen,  welches  mit  einer  einzigen  Untersuchung 
alle  für  den  Geologen  in  Betracht  kommenden  Eigenschaften  enthüllen 
könnte.  Mag  dieselbe  für  die  land-  uud  forstwirtschaftliche  Wertung 
eines  Bodens  oder  für  meeresbiologische  Untersuchungen  allenfalls  allein 
genügen  und  die  früheren  Trennungsmethoden  verdrängen,  der  Geologe 
wird  darauf  Wert  legen  müssen,  daß  auch  diese  Methoden,  insbesondere 
die  Schlämm -Methode  mit  dem  in  Betracht  kommenden  Medium  (bei 
Meeresablagerungen  eben  mit  Meerwasser),  weiterhin  neben  dieser  neuen 
Methode  angewendet  werden ;  denn  es  handelt  sich  für  die  hier  in  Frage 
kommenden  Zwecke  ja  nicht  nur  um  das  Verhalten  des  schon  fertigen 
Sedimentes  —  daß  die  Hygroskopizität  für  die  Diagenese  von  Wichtigkeit 
sein  dürfte,  ist  bereits  früher  angedeutet  worden  — ,  sondern  vor  allem 
soll  doch  die  Entstehungsgeschichte  der  Sedimente  erforscht  werden; 
und  den  Hertransport  der  verschiedenen  Komponenten,  bezw.  ihr  Ver- 
halten gegenüber  den  Wasserbeweguugen  zu  erklären  ist  nur  die 
Schlamm-Methode,  bei  gröberen  Komponenten  etwa  in  Kombination  mit 
der  Siebmethode,  geeignet. 

Und  damit  wenden  wir  uns  den  Sedimenten  weiterer,  dem 
Atlantischen  Ozean  tributärer  Nebenmeere  zu. 

4.  Da»  Amerikanische  Mittelmoor 

Über  die  Sedimente  des  Amerikanischen  Mittelmeeres  siud  wir 
besonders  durch  die  Untersuchungen  des  „Blake"  und  eine  neuere  Reise 
der  „Britannia"  unterrichtet.    Die  der  Darstellung  von  Murray55*) 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meereasediraente  537 

über  die  Grundproben  von  der  letztgenannten  Fahrt  beigegebene  Karte 
•und  die  schon  genannte  von  Murray  und  Philippi  im  „Valdivia"-Werk 
repräsentieren  den  herrschenden  Standpunkt  unserer  Kenntnisse  über 
die  Verbreitung  der  einzelnen  Sedimeutarten.  Bezüglich  der  Einzelheiten 
muß  auf  das  früher  (S.  258  —260)  Gesagte  verwiesen  werden;  indessen  mag 
doch  hinzugefügt  sein,  daß  Mürray  selbst  geschwankt  zu  haben  scheint, 
ob  er  die  in  den  drei  Tiefenbecken  dieses  Mittelmeeres  auftretenden, 
kalkreichen  Ablagerungen  als  Kalkschlicke  oder  als  echte  Globigerinen- 
schlamme  und  Pteropodenschlamme  bezeichnen  sollte,  da  er  ein  über 
das  andere  Mal  betont,  wie  schwierig  es  sei,  diese  einzelnen  Abarten 
auseinander  zu  halten,  zumal  hierselbst  auch  noch  Übergänge  zwischen 
Korallensehlicken  und  Pteropodenschlammen  vorkommen.  Doch  scheineu 
die  Bedenken  schließlieh  mehr  oder  weniger  zugunsten  der  Eupelagischen 
Ablagerungen  geschwunden  zu  sein,  da  die  erwähnten  Karten  nicht  nur 
Globigerinen-  und  Pteropodenschlamm ,  sondern  auch  Roten  Ton  —  im 
tiefsten  Teile  des  Karibischen  Beckens  —"angeben. 

5.  Das  Romanische  Mittelmeer  nnd  das  Schwarze  Meer 

Über  die  Sedimente  des  Romanischen  Mittelmeeres  und  des 
Schwärzen  Meeres  brauchen  wir  dem  früher  auf  S.  261—265,  sowie 
S.  266 — 272  Ausgeführten  kaum  noch  etwas  hinzuzufügen. 

B.  Der  Indische  Ozean  und  seine  Nebenmeere 

I.  Der  Indische  Ozean 

Den  derzeitigen  Stand  unserer  Kenntnisse  bezüglich  der  Verbreitung 
der  einzelnen  Sedimente  im  Indischen  Ozean  vermittelt  am  besten  die 
Karte,  welche  in  gleicher  Weise  dem  „Valdivia"-Werk,  wie  einer  Dar- 
stellung von  J.  Murray  von  190  9  655)  beigegeben  und  auf  unserer  Karte 
im  Wesentlichen  kopiert  worden  ist. 

Beginnen  wir  mit  den  Korallenriffen.  Abgesehen  von  der  gegen 
Ost  gerichteten  Somaliküste  am  Osthorn  Afrikas  zeigt  die  Ostküste 
des  tropischen  Afrika  vom  Kanal  von  Mozambique  bis  zur  Mündung 
des  Djuba  etwa  unter  dem  Äquator  eine  fast  ununterbrochene  Kette 
von  Strandriffen.  Stellenweise  trägt  auch  das  benachbarte  Festland 
selbst  ausgedehnte  Lagen  gehobenen  Korallenkalkes,  und  manche,  der 
Küste  vorgelagerte  Inseln  bestehen  ganz  aus  solchen  Gesteinen.  Die 
Strand-  oder  Saumriffe  ziehen  sich  dann  aber  auch  in  den  Golf  von 
Aden  hinein,  wo  sie,  nur  wenig  unterbrochen,  an  der  Nordküste  des 
britischen  Somali-Landes  anzutreffen  sind  und  stellenweise  als  gehobene 
Bänke  weit  ins  Land  hinein  verfolgt  werden  können,  wie  bei  Berbera. 
Ein  ausgedehntes  Küstenriff  findet  sich  vor  der  Südwestküste  Madagaskars. 
Vor  der  Ostküste  ist  bei  Tamatave  der  Point  Hashi  ein  umfangreiches 


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538 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeresseditnente 


Küstenriff  vorgelagert,  das  aber  weiter  im  Norden  erst  bei  der  Insel 
Ste  Marie  (Nosy  Braha)  seine  Fortsetzung  findet.  Auch  die  Bucht* 
von  Vohemar  ist  mit  Korallenbauten  angefüllt;  dagegen  ist  die  einen 
französischen  Kriegshafen  enthaltende  Bucht  von  Diego  Suarez  ärmer 
an  Riffen.  Im  übrigen  zeigen  die  Riffe  von  Madagaskar  z.  T.  Übergänge 
von  Strand-  zu  Barrier-Riffen,  die  uns  dann  auf  den  Comoren  deutlicher 
entgegentreten.  Strandriffe  dagegen  lassen  wiederum  die  Amiranten  und 
Seychellen  erkennen.  Die  atollähnlichen  Gebilde  des  Providencia-Riffes, 
der  Farquhar-Inseln  und  der  Aldabra-Inseln  können  nicht  ohne  Weiteres 
mit  den  echten  Atollen  der  Südsee  in  Parallele  gebracht  werden.  Als 
Krönung  der  frühereu  Landbrücke  zwischen  Madagaskar  und  Vorder- 
indien sind  die  Riffe  der  Maskareuen  (Mauritius),  der  Saya  da  Malha- 
Bänke,  des  Chagos- Archipels,  der  Malediven  und  Lakkadiven  aufzufassen. 
Die  Küsten  Vorderindiens  zeigen  mit  Ausnahme  von  Ceylon  und  seiner 
dieser  Insel  zugekehrten  Südspitze  ebenso  wenig  ausgedehntere  Korallen- 
riffe wie  die  Westküste  von  Hinterindieu.  Inmitten  des  Ozeans  liegt 
Keeliug-Atoll  und  die  Weihnachtsinsel.  Einen  äußersten  Vorposten  der 
Korallentätigkeit  bilden  die  Abrolhos- Inseln  an  der  Westküste  von 
Australien  (etwa  unter  28 — 29°  S.  gegenüber  Geraldton  gelegen).  An- 
damanen  und  Nikobaren  zeigen  Straudriffe. 

Im  Indischen  Ozean  erreichen  die  Schelfablagerungen  und  Hemi- 
pelagischcn  Sedimente  eine  größere  Breite  nur  an  der  Südküste  von 
Asien  in  den  nördlichen  Teilen  des  Arabischen  Meerbusens  und  des 
Golfes  vou  Bengalen,  in  welche  gewaltige  Ströme  ihre  Detritusmassen 
entsenden.  An  den  australischen  Küsten  entsprechend  der  größer 
werdenden  Breite  des  Schelfes  sich  nach  Norden  zu  mehr  und  mehr 
verbreiternd  finden  wir  diese  Bildungen  längs  der  Sunda- Inseln  und 
der  gesamten  Ostküste  von  Afrika,  ausgenommen  einen  schmalen  zungen- 
förmigen  Vorsprung  anf  etwa  28°  S.- Breite,  auf  eine  relativ  schmale 
Zone  rings  um  die  Kontinentalmassen  beschränkt  und  sehen  sie  auch 
die  große  Iusel  Madagaskar  umgeben.  Grünschlicke  und  -Sande  ersetzen 
die  normalen  hemipelagisclR-n  Blauschlicke  auf  der  Agulhas-Bank,  au 
verschiedenen  Puukten  au  der  Ostküste  von  Afrika,  sowie  an  der  West- 
und  Südküste  von  Australien.  Koralleuschlicke  und  -Saude  finden  sich 
um  die  verschiedenen,  von  Korallenriffen  gebildeten  oder  eingesäumten, 
in  der  Tropenzone  gelegenen  Inselgruppen,  wie  die  Malediven  und 
Lakkadiven,  die  Seychellen,  Amiranten  und  den  Chagos- Archipel ,  die 
Comöreu-Gruppc,  um  die  Nordküste  vou  Madagaskar,  um  die  Maskarenen- 
inseln  Mauritius  und  Reunion,  sowie  auf  der  Nazareth-Bank  und  den 
Saya  da  Malha- Bänken,  im  Nordosten  endlich  um  die  Andamanen,  die 
Nikobaren  und  an  der  Küste  von  Sumatra. 

Von  den  P^upelagischen  Ablagerungen  nimmt  der  Globigerinen- 
schlamm  weitaus  die  herrschenden  Flächeu  ein,  bis  auf  etwa  50°  S. -Breite, 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  539 


wo  ihn  der  südliche  Diatomeenschlamm  ablöst.  Diese  Flächen  hängen 
im  allgemeinen  zusammeu,  wenn  auch  hier  und  da,  um  Inseln  und 
Bänke,  koralligene  Sedimente  oder,  in  größeren  Tiefen  weit  ab  von  den 
Küsten,  mehr  oder  minder  ausgedehnte  Flächen  kalkarmer  eupelagischer 
Bildungen  sich  einschalten.  Eine  kleine  isolierte  Partie  von  Globi- 
gerinenschlamm  wird  innerhalb  hemipelagischer  Sedimente  im  Busen  von 
Bengalen  angegeben.  Die  drei  isolierten  kleinen  Flächen,  welche  nach 
je  einer  Lotung  von  „Valdivia"  und  .,Gaussu  innerhalb  des  sonst  von 
Diatomeenschlamm  eingenommenen  Gebietes  eingezeichnet  wurden, 
basieren  auf  Proben,  welche  doch  recht  beträchtlich  von  den  tropischen 
Globigerinenschlammen  des  Indischen  Ozeans  abweichen. 

Pteropodenschlamm  findet  sich  in  verschiedenen  kleinen  Arealen 
längs  der  Küste  von  Afrika,  in  der  Timor- See,  vor  der  Küste  von 
Sumatra  und  bei  den  Nikobareu.  Gardiner  führte  dieses  Sediment  von 
Mauritius  aus  1496  m  uud  aus  dem  Gebiete  des  Chagos- Archipels  aus 
Tiefen  von  408  bis  1052  m  an. 

Roter  Ton  findet  sich  in  vier  voneinander  getrennten  Gebieten 
innerhalb  der  von  Globigerinenschlamm  eingenommenen  Flächen.  Nur 
südlich  der  Sunda-lnseln  tritt  er  so  nahe  an  das  Land  heran,  daß  hier 
z.  T.  ohne  Vermittlung  des  letztgenannten  Sedimentes  eiu  direkter  Über- 
gang in  hemipelagische  Ablagerungen  erfolgt.  Dieser  Rote  Ton  gehört 
jener  großen  Fläche  an,  welche  den  zentralen  Teil  der  östlichen  Hälfte 
des  Ozeans  zwischen  dem  Äquator  im  Nordeu  und  dem  30.  Breitengrade 
im  Süden  und  zwischen  73°  und  120°  0.  einnimmt.  Außerdem  tritt 
Roter  Ton  noch  in  drei  kleineren  Arealen  auf,  im  Süden  der  großen 
Australbucht  zwischen  35°  und  45°  S.  und  123°  und  138°  O.,  südöstlich 
von  Madagaskar  zwischen  22°  und  27°  S.  und  50°  und  60°  0.,  sowie 
im  Arabischen  Meere  zwischen  7°  und  12°  N.  und  (>2"  und  72°  0. 

Sedimente,  welche  als  Radiolariensehlanim  zu  bezeichnen  sind, 
fiuden  sich  in  größerer  Ausdehnung  innerhalb  des  soeben  zuerst  ge- 
nannten Gebietes  von  Rotem  Ton  südlich  des  Äquators  um  Cocos- 
Keeling-  und  die  Weihnachtsinsel  zwischen  7°  und  22°  S.  und  88°  und 
108°  0.  Dieses  Gebiet  scheint  eine  südwest-nordöstlich  gestreckte  Ge- 
stalt zu  besitzen.  Kin  kleineres  Gebiet  von  Radiolariensehlanim  findet 
sich  im  Nordwesten  der  Seychellen  zwischen  2°  und  5°  S.  und  49°  und 
52°  O.  In  dieser  Meeresregion  hatte  schon  im  Jahre  18ö9  Kapitän 
Pullen  während  der  Reise  des  „Cvclops"  zwischen  Sansibar  und  den 
Seychellen  in  ca.  4000  m  Tiefe  Ablagerungen,  welche  fast  ausschließlich 
aus  Radiolariengehäusen  zusammengesetzt  waren,  aufgefunden:  doch 
muß  dabei  darauf  hingewiesen  werden,  daß  auch  die  Globigerinen- 
schlamme  des  tropischen  Indischen  Ozeans,  ganz  im  Gegensatz  zu  denen 
des  tropischen  Atlantischen  Ozeans  recht  reich  an  Radiolarien  und 
dementsprechend  ärmer  an  CaCOs  sind. 


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540 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


Das  Band  voti  Diatomeenschlamm,  welches  aus  den  subantarktischen 
Gewässern  des  Atlantischen  Ozeans  in  ziemlicher  Breite  in  die  des 
Indischen  Ozeans  hinübersetzt,  geht  ununterbrochen  durch  dessen  Ge- 
wässer hindurch,  um  jenseits  derselben  in  den  Pazifischen  Ozean  sich 
fortzusetzen.  Im  allgemeinen  überschreitet  dieses  Sediment  im  Norden 
nicht  45°  S.-,  im  Süden  nicht  65°  S.-Breite.  Doch  schiebt  sich  die 
Grenze  gegen  die  Glübigerinenschlamme  hier  und  da  breit  zungenförmig 
vor,  und  die  Breite  des  ganzen  Bandes  scheint  nach  Osten  zu  abzu- 
nehmen. Eine  isolierte  Partie  des  Sedimentes  liegt  im  Norden  des  ge- 
schlossenen Bandes  innerhalb  des  im  übrigen  von  Globigerinenschlamm 
eingenommenen  Areales  wenig  nördlich  des  40.  Breitengrades  etwa 
unter  58°  O. 

Im  Süden  wird  das  Band  von  Diatomeenschlamm  von  Glazial- 
marinen  Sedimenten  abgelöst,  welche  der  rGauss"  gerade  hier  in  so 
typischen  Proben  antraf,  daß  PlliLiPPi  eine  Abtrennung  dieser  Bildungen 
von  den  eigentlichen  Blauschlicken  vorschlagen  konnte. 

II.  Die  Nebenmeere  des  Indischen  Ozeanes 
1.  Der  Persische  Meerbusen 

Von  den  dem  Indischen  Ozean  angegliederten  Mittelmeeren  wird 
der  Persische  Meerbusen  ganz  von  einem  flachen  Schelf  eingenommen. 
Nur  in  der  Straße  von  Horums  sinkt  der  Boden  zu  vergleichsweise 
großen  Tiefen  ab,  besonders  auf  der  Südseite,  nahe  der  Museudim-Halb- 
insel.  Wenn  zwischen  Ras  Musendim  und  den  kleinen  zwei  Keil-Inseln 
tiefe  Löcher  bis  zu  155  m  vorhanden  sind,  so  siud  diese  möglicher- 
weise in  rein  lokaler  Ei-scheinung  durch  die  die  enge  Durchfahrt 
durchströmenden,  starken  Gezeitenströmungen,  bedingt65"). 

Der  durchweg  gelingen  Tiefe  des  eigentlichen  Persischen  Meer- 
busens entsprechen  die  hierselbst  auftretenden  Sedimente,  deren 
allochthone  Komponenten  z.  T.  durch  die  mesopotamischen  Ströme,  z.  T. 
durch  Staubstürme  aus  dem  arabischen  Wüstengebiete  zugeführt  werden. 
Wie  weit  der  Flußdetritus  des  Schatt  al  Arab  in  den  Meerbusen  hinaus- 
geführt wird,  scheint  noch  nicht  festgestellt  zu  sein.  Daß  aber  die 
Gewässer  des  Schatt  al  Arab  ihren  Schlick  so  gut  wie  ausschließlich 
nach  der  arabischen  Seite  hin  verfrachten,  steht  nach  G.  Schotts557) 
ueuer  Untersuchung  über  die  Wasserteniperatur-  und  besonders  die 
Salzgehaltsverteilung  im  Golf  außer  Frage,  wies  doch  schon  Genthe 
auf  das  Auftreten  der  Sinkstoffe  noch  südlich  von  der  Insel  Feilaka  hin. 
Auf  solche  Schlickmassen  bezieht  es  sich  wohl  auch,  wenn  im  Segel- 
handbuch für  den  Persischen  Golf:,:'*)  von  ausgedehnten  Schlickbänken 
auf  der  Strecke  nach  Kuweit  hin  die  Kede  ist.  Diese  Schlickablage- 
ruugen  sind  dem  Leben  der  Perlmuscheln  nicht  günstig,  welche  vielmehr 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meere&sedimente  541 

nur  dort,  wo  sich  „harter  Grundu  findet,  gefischt  werden.  Und  so 
sollen  auch  die  Perlenfischerboote  aus  Kuweit  hauptsächlich  bei  den 
Bahrein -Inseln  uud  östlich  davon  nach  der  nördlich  der  Piratenküste 
gelegenen  großen  Perlenbank  hin  tätig  sein.  Über  die  Perlenfischerei 
selbst  wird  im  übrigen  in  einem  späteren  Abschnitte  noch  von  all- 
gemeineren Gesichtspunkten  aus  gesprochen  werden. 

- 

Daß  äolische  .Staubzufuhr  in  dem  ganzen,  wegen  seiner  feuchten 
Hitze  in  den  Sommermonaten  berüchtigten  Meeresteile  beträchtlich 
sein  muß,  folgt  aus  mannigfachen  Berichten659).  Wenn  die  größte 
Häufigkeit  „diesiger14  Luft  hauptsächlich  in  den  Spätsommer  fällt,  so 
hängt  dieser  Umstand  nach  Schott  wahrscheinlich  mit  dem  im  Juli 
und  August  besonders  starken  NW- Wind  (Schemal)  zusammen;  dieser 
Wind  führt  von  Niedermesopotamien  die  dort  hochgehobenen,  lehmigen 
Stil  übte  ilchen  weit  fort  und  verursacht  eine  allgemeine  Trübung  der 
uutersten  Atmosphäre.  Doch  kommt  Ähnliches  auch  in  den  Winter- 
monaten  vor. 

Die  tieferen  Teile  des  Persischen  Meerhusens  tragen  nach  den 
Ermittlungen  von  S.  Genthe&80)  meist  Schlick,  doch  werden  auch  Sand, 
Felsboden,  sowie  Korallensand,  nördlich  von  Bahreiu  und  au  anderen 
Stellen  „weißer  Tonu  angegeben.  Von  koralligeuen  Bildungen  finden 
sich  lokal  Strandriffe. 

2.  Das  Rote  Meer 

Staubstürme  dürften  auch  dem  Boden  des  Roten  Meeres,  welches 
mitten  in  die  libysch -arabische  Wüstentafel  hineingelagert  ist,  in 
reichem  Maße  Material  zuführen.  Die  Sedimente  dieses  Mittelmeeres, 
welchem  eine  stärkere  fluviatile  Zufuhr  fehlt,  ähneln,  abgesehen  von  der 
Tatsache,  daß  die  Küsten  teilweise  von  Korallenriffen  eingesäumt  werden, 
sehr  denen  des  Romanischen  Mittelmeeres;  doch  zeigen  die  Ablagerungen 
der  zentralen,  tiefst  eingesenkten  Zone  mehr  als  die  Kalkschlicke  des 
letzteren  Anklänge  an  eupelagische  Pte'ropodeu-  undGlobigerinenschlamme. 

Nur  wenige  Worte  seien  den  Korallenriffen  dieses  Mittelmeeies 
gewidmet.  Weun  das  Rote  Meer  noch  bei  Suez  unter  30°  N. -Breite 
vereinzelte  echte  Korallenriffe  enthält,  so  liegt  das  an  der  hohen  Tem- 
peratur des  Wassers,  welches  ja  selbst  in  den  größten  hier  vor- 
kommenden Tiefen  die  für  das  Korallenwachstum  erforderliche  Minimal- 
temperatur  überschreitet,  da  eine  submarine  Schwelle  bei  Bab-el-Mandeb 
das  Einströmen  kälteren  Tiefenwassers  aus  dem  ludischen  Ozean  ver- 
hindert. Gehört  doch  das  Rote  Meer  zu  jenen  typischen  Mittelmeeren, 
die  in  ihren  Tiefenmulden  homotherme  Wassermassen  bergen,  und  zwar 
besitzt  es  unter  allen  die  höchste  Temperatur,  überall  in  den  Tiefen 
zwischen  700  m  und  dem  Boden  in  2200  m  21,5°  C. 


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542  Allgemeine  Betiachtnngen  über  die  jungen  Meeressedimente 

Ein  nur  wenig  unterbrochenes  Küstenriff  hegleitet  sowohl  die 
afrikanische,  wie  die  arabische  Küste  des  Roten  Meeres  bis  in  die  Nähe 
von  Bab-el-Mandeb.  Dieses  Küsteuriff  beeinflußt  hierselbst  in  erster 
Linie  die  Küsten  formen  und  macht  die  dortige  Schiffahrt  zu  einer  recht 
gefährlichen.  Wenn  aber  von  dem  oder  jenem  Autor  von  Wall-  oder 
Barrier-Riffen  im  Roten  Meere  gesprochen  worden  ist,  so  ist  das  nicht 
ganz  zutreffend.  Denn  die  langgestreckten,  der  Küste  parallelen,  von  t 
der  Küstenebene  aber  oft  durch  auffallend  tiefe  Kanäle  getrennten 
Koralleninscln  sind  —  wie  die  oft  zu  bedeutenden  Höhen  (bis  zu  230  in 
und  mehr)  gehobenen  ältesten,  diluvialeu  Riffe  —  nur  relativ  dünne 
Krusten  auf  den  aufragenden  Kantenrändern  submariner,  streifenförmiger 
Gesteinsschollen ,  die  bei  den  Grabenbrüchen  noch  vor  Bildung  dieser 
jüngsten  Korallenriffe  als  Horstscholleu.  die  auf  beiden  Längsseiten  tief 
abfielen,  in  relativ  höherem  Niveau  stehen  geblieben  sind5*1). 

8.  Das  Australnsiatische  Mitlelnieer  . 

Die  Ablagerungen  des  Australasiatischcn  Mittelmeeres  sind  z.  T.  schon 
in  früheren  Abschnitten,  so  bei  Besprechung  des  Blauschlicks  (S.  227 — 238) 
und  des  Roten  Tiefseetones  (S.  353, 354),  sowie  bei  der  Diskussion  des  Kalk- 
gehaltes der  Tiefseesedimente,  auf  Grund  der  Untersuchungen  hauptsächlich 
des  „Challenger-  und  der  „Siboga",  beschrieben  worden.  Die  eingehendste 
kartographische  Darstellung  gab  der  Bearbeiter  der  „Siboga" -Proben, 
().  B.  Böögili).  Doch  wird  eine  genauere  Untersuchung  dieses  Gebietes, 
welche,  wie  gleich  noch  auszuführen  sein  wird,  besonders  auch  im 
Interesse  der  Aufklärung  der  Tektonik  des  Australasiatischen  Archipels 
liegen  würde,  im  einzelnen  zweifellos  noch  manche  Änderungen  jenes 
vorläufigen  Kartenbildes  herbeiführen,  auf  welchem  die  Grenzen  vielfach 
den  Tiefenlinien  parallel  gezogen  wurden,  was  keineswegs  überall  der 
Wirklichkeit  entsprechen  dürfte;  handelt  es  sich  doch  um  Meeresregionen, 
welche  schon  an  Mannigfaltigkeit  der  Relief-  und  Tiefenverhältuisse 
ihresgleichen  suchen. 

Strand-  und  Schelfablagerungen  besitzen  in  diesem  Gebiete  teil- 
weise nur  eine  geringere  Ausdehnung:  das  gilt  insbesondere  von  der 
Region  der  Tiefenbecken  mit  ihrem  so  wechselvollen  Relief  und  ihren 
z.  T.  steilen  Abböschuogen.  Eine  größere  Verbreitung  erreichen  solche 
Bildungen  aber  natürlich  dort,  wo  große  Schelfflächen  einerseits  Borneo, 
.Java  und  Sumatra  mit  Asien,  anderseits  Neu- Guinea  mit  Australien 
verbinden. 

Wo  in  diesem  Mittelmeere  Korallenriffe  auftreten,  gehören  sie  zu 
den  Strandriffen.  Echte  Atolle  scheinen  zu  fehlen.  Doch  treten  einer- 
seits nicht  selten  gehobene  Korallenkalke,  anderseits  aber  stark  gesenkte, 
„ertrunkene"4  Korallenriffe  auf  als  Anzeichen  und  zum  Ausmaß  der  Ver- 
stellungen, welche  die  Lithosphäre  hier  gegenüber  dem  Niveau  des 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  543 

Meeresspiegels  in  beiderlei  Sinne  noch  in  jüngster  geologischer  Zeit  er- 
litten hat.  Gehobeue  Korallenkalke  bilden  häufig  die  Deckschichten 
der  Meeresterrassen,  welche  einen  Teil  der  Inseln  dieses  Mittelmeeres 
bis  in  erhebliehe  Höhen  umziehen.  Daneben  finden  sich  als  weitere 
Anzeichen  solcher  Terrassenbildungen  Ablagerungen  vou  Ton  oder  Lehm 
mit  marinen  Mollusken,  Sandebenen  mit  Strandwällen  oder  Abrasions- 
flächen mit  Blockstrandbilduugen.  Diese  Vorkommnisse  zeigen,  daß  das 
Land  im  Altdiluvium  12—1300  m  tiefer  gestanden  hat  als  heute.  Die 
Hebung  scheint  ruckweise  vor  sich  gegangen  zu  sein;  und  dement- 
sprechend finden  sich  nach  J.  Elbert562)  z.  B.  auf  Sumbava  (höchst- 
wahrscheinlich alluviale)  Niederterrassen  bei  18—20  m.  27 — 40  m,  65 
bis  75  m  u.d.M.,  ältere  Mittelterrassen  bei  102 — 108  m,  130— 148  m, 
170 — 178  m  und  202 — 210  m.  Die  Hochterrassen  dieser  Insel  sind  z.T. 
als  Korallenriffe  bis  605  m  und  als  ausgedehnte,  ebene  Abrasionsfläehen 
bis  gegen  800  m  und  höher  hinauf  bis  12—1300  m  als  stark  vou  der 
Erosion  zerschnittene  Stufen  ausgebildet,  Ähnliche  Verhältnisse  bestehen 
auf  anderen  Inseln  des  Archipels,  uud  speziell  von  gehobenen  Korallen- 
riffen erwähnt  J.  Waxnek  503)  Beispiele  noch  aus  1050  m  Meeres- 
höhe auf  Timor,  wobei  von  besonderem  Interesse  ist,  daß  die  gehobenen 
Korallenriffe  auf  Timor,» wie  übrigens  auch  auf  der  Weihnachtsinsel 
(Christmas  Island)  und  Rodriguez  im  Indischen  Ozean,  Vavau  in  der 
Tonga-Gruppe,  und  Uvea  in  der  Loyalty- Gruppe  durch  ihre  geneigte 
Lage  Ungleichmäßigkeiten  der  Hebungsintensität  andeuten,  die  man  als 
Anzeichen  für  „Verlegungen*  der  Erdkruste  auffassen  könnte.  „Daß 
die  oberen  Terrassen  aber  diluvialen  Alters  sind,  ergibt  sich  aus  den 
Beziehungen  zu  den  pliozänen  Ablagerungen,  die  von  ihnen  angeschnitten 
werden,  sowie  aus  der  Bedeckung  mit  fossilführendem  Ton  und  der 
Umrindung  mit  juugem  Korallenkalk"  (Elbert).  Die  Bewegungsvor- 
gänge, welche  die  Inseln  des  Australasiatischen  Archipels  bezw.  die 
ganze  dieselben  tragende  Scholle  (im  Ganzen  oder  in  einzelueu  Teilen) 
durchgemacht  haben,  waren  aber  noch  wesentlich  komplizierter  und  von 
größerem  Ausmaß,  als  sich  durch  eine  Betrachtung  nur  der  gehobenen 
Riffkalke  ergibt.  Das  zeigt  die  ebenfalls  weite  Verbreitung  von  z.  T.  in 
beträchtliche  Tiefen  verseukteu  Riffkorallenmassen,  welche  sich  teilweise 
als  versunkene  Strandterrassen  dem  untermeerischen  Abfall  vou  Inseln 
anschließen.  Manche  dieser  Vorkommnisse,  vor  allem  diejenigen  in  er- 
heblicheren Tiefen,  liegen  aber  auch  weiter  von  den  heutigen  Küsten 
entfernt.  So  fand  die  -Siboga* M*)  am  1.  September  1900  auf  ihrer 
Station  Nr.  177  inmitten  der  Ceram-See  nördlich  von  Ceram  in  1633  m 
und  von  da  über  eine  Entfernung  von  nicht  weuiger  als  drei  Seemeilen 
bis  zu  1304  m  Tiefe  große  Mengen  abgestorbener,  rezenter,  riffbildender 
Korallen,  z.  T.  kaum  verändert,  z.  a.  T.  in  den  Poren  mit  Eisenmangau- 
hvdroxyden  erfüllt,  z.  T.  auch  in  solche  mehr  oder  minder  übergeführt. 


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544 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressediroente 


Der  Fundort  liegt  etwa  42  km  von  dem  nächsten  Punkte  entfernt,  an 
welchem  noch  heute  lebende  Riffkorallen  sich  finden.  Es  dürfte  hier 
also  zwischen  etwa  1300  und  1600  m  Tiefe  eine  versunkene  Riffmasse 
vorhanden  sein.  Ähnliches  scheint  auch  eine  Prüfung  der  Seekarten  zu 
ergeben,  wenn  man  auch,  wie  eingangs  und  an  anderer  Stelle  in  diesem 
Bande  erwähnt  wurde,  in  dieser  Hinsicht  nicht  vorsichtig  genug  sein 
kann.  „  Auf  Sumba  z.  B.,  das  in  besonders  schönen  submarinen  Terrassen 
abfällt,  befinden  sich"1  —  sagt  Elbert  —  „die  Korallenkalkstufen  an 
der  Nordküste  ungefähr  bei  65—80,  90—115,  125 — 140  m,  eine  be- 
sonders ausgedehnte  bei  175 — 200  m  unter  dem  Meeresspiegel,  und  das 
tiefste  Vorkommen  liegt  bei  463  m,  sodaß  das  Land  früher  mindestens 
um  diesen  Betrag  höher  gewesen  sein  muß.  Die  Nachbarinsel  Sumbawa 
dürfte  um  mindestens  304  m,  ferner  Lombok  um  430  m,  Bali  837  m, 
Südwest-Celebes  450  ni,  Tukang-besi-Inseln  1453  m,  Ceram  (NO)  1633  m, 
Halmaheira  (NW)  1631  m,  Nord-Celebes  1361  m,  Lucipara-Eiland  südwest- 
lich von  Banda  1093  m,  Ost-Timor  889  m,  Kei  830  m  und  Flores  509  m 
gesunken  sein  ....  In  den  Meeresstraßen  liegen  infolge  der  lokalen 
Landeinbrüche  die  Korallenkalke  natürlich  noch  tiefer,  in  der  Sula- 
Straße  bei  Ombi-majo  2542  m,  Halmahera  im  Norden  von  Majo  2878  m, 
Sangi  zwischen  dem  Nordarm  von  Celebes  und  Mindanao  3924  m  und 
südöstlich  Sangi  2878  ra.  Leider  ist  das  Netz  der  Lotungen  und  die 
Zahl  der  Grundproben  für  die  größeren  Meerestiefen  noch  zu  unvoll- 
ständig, um  genaue  Angaben  über  die  Gesamtsenkuug,  den  stufen- 
förmigen Abfall  und  die  Tiefe  der  sekundären  Einbrüche  machen  zu 
können.  Wie  aber  die  obigen  Werte  beweisen,  haben  die  Inseln  früher 
z.  T.  um  mindestens  1000,  wahrscheinlich  1600  m  höher  gelegen  als 
heute."  Zusammen  mit  den  Vorkommen  gehobener  Korallenkalke  ergibt 
sich  aber  hieraus  zunächst  eine  allgemeine  Senkung  um  ca.  2800  in, 
welche  im  Frühdiluvium  begann  und  wohl  für  den  Znsammenbruch  des 
alten  australischen  Festlandes  verantwortlich  zu  macheu  ist:  ihr  folgte 
eine  noch  im  Alluvium  bemerkbare  Hebung  um  mindestens  1200—1300  m, 
die  im  Wesentlichen  den  heutigen  Zustand  herbeiführte.  Das  mag  ge- 
nügen, um  zu  zeigen,  wie  wertvoll  für  Fragen  der  speziellen,  wie  auch 
der  allgemeinen  Tektonik  weitere  eingehende  Untersuchungen  gerade 
des  Bodens  dieses  Mittelmeeres  sein  würden. 

Die  Mitte  der  Celebes-See  wird  von  kalkarmen  Sedimenten  ein- 
genommen, welche  durch  ihre  Kalkarmut  an  Roten  Tiefseeton  erinnern, 
in  ihren  übrigen  Eigenschaften  aber  nähere  Verwandtschaft  mit  Blau- 
schlicken  verraten.  Gleichwohl  sind  sie  von  Böggild,  der  diese  Be- 
denken durchaus  ins  rechte  Licht  stellte,  als  „Rote  Tone"  kartiert 
worden.  In  den  äußeren,  flacheren  Teilen  der  Celebes-See  kommt  nach 
Westen  zu  blauer  Schlick,  nach  Osten  Vulkanischer  Schlick  vor.  Die 
Molukkeu-Passage  wird  von  Vulkanischem  Schlick  bedeckt,  der  nach 


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Geographische  Verhreitung  der  verschiedenen  MeeresBedimente 


545 


Süden  in  blauen  Schlick  übergeht.  Auf  den  bisherigen  Karten  war  hier 
nach  dem  Vorgange  vou  Murray  ein  langer  Streifen  von  Globigeriueu- 
scblamm  angegeben,  der  sich  vom  Pazifischen  Ozean  gegen  die  Sula- 
Tnseln  erstreckte.  Böggild  konnte  keinen  ßeweis  für  die  Existenz 
dieser  Ablagerung  finden  —  denn  die  „Siboga"  -Station  135  lieferte 
vielmehr  eine  Grundprobe  mit  nur  16,5  °/o  CaC03  — ,  und  er  bat  es 
daher  vorgezogen,  den  Globigerinenschlamm  hier  ganz  fortzulassen.  In 
die  Halmaheira-See,  für  welche  Murray  Korallenschlick  angegeben  hatte, 
hat  Böggild  dagegen  eine  Zunge  von  Globigerinenschlamm,  welche  vom 
Pazifischen  Ozean  herkommt,  hineingezeichnet.  Die  Makassar- Straße 
wird  größtenteils  von  blauem  Schlick  bedeckt,  nur  im  südlichen  Teile, 
auf  der  Borneo-Bank  dehnen  sich  Schelf ablagerungen  aus,  welche  sich 
von  hier  aus  durch  die  Java- See  erstrecken.  Bali-  und  Flores-See 
werden  von  Vulkanischem  Schlick  eingenommen.  Nur  im  nördlichen 
Teile  der  letztgenannten  findet  sich  Globigerinenschlamm,  der  sich  vom 
südlichen  Teile  der  Makassar-Straße  aus  wie  ein  Gürtel  südlich  von 
Celebes  bis  in  die  Banda-See  hineinerstreckt,  wo  er  in  Tiefen  unterhalb 
von  4000  m  durch  „Roten  Ton"  von  demselben  Gepräge  wie  in  der 
Celebes-See  ersetzt  wird.  Die  Verbreitung  dieser  Bodenart  ist,  soweit 
wir  bis  jetzt  wissen,  sehr  unregelmäßig.  Westlich  der  Banda- Inseln 
findet  sich  eine  kleinere  isolierte  Partie  von  Globigerinenschlamm,  welche 
den  nordöstlichen  Teil  des  die  Lucipara-Inseln  tragenden  submarinen 
Siboga- Rückens,  der  nach  beiden  Seiten  in  Tiefen  von  über  4000  m 
absinkt,  krönt.  Die  übrigen  Teile  der  Banda-See  werden  gegen  Westen 
und  Süden  von  Vulkanischem  Schlick,  gegen  Norden  und  Osten  von 
Blauschlick  eingenommen. 

Nach  der  Verbreitung  jungvulkanischer  Komponenten,  deren  Vor- 
handensein den  Vulkanischen  Schlick  vom  eigentlichen  Blanschlick  unter- 
scheidet, hat  Böggild  auf  seiner  Karte  auch  diejenigen  Gebiete  des 
Meeresbodens  besonders  herausgehoben,  welche  solche  Komponenten 
enthalten,  was  in  manchen  Fällen  jedenfalls  gewisse  Schlüsse  auf  sub- 
marinen Vulkanismus  gestattet.  Hiernach  sind  zwei  jungvulkanische 
Gebiete  zu  unterscheiden,  eines  im  Nordosten,  das  andere  im  Süden 
unseres  Mittelmeeres.  Die  West-  und  Südgrenze  des  ersteren,  welches 
nur  einen  Zipfel  des  größeren  ostasiatischen  Vulkangebietes  darstellt  und 
in  welchem  —  soweit  unser  Gebiet  in  Frage  kommt  —  die  Philippinen- 
Insel  Mindanao  und  Halmaheira  die  ausgedehntesten  Inseln  sind,  verläuft 
von  den  Sulu-Inseln  herkommend  quer  durch  die  Celebes-See,  kreuzt 
den  Nordostzipfel  von  Celebes  und  den  Ausgang  des  Golfes  von  Tomini, 
um  dann  in  östlicher  Richtung  Halmaheira,  Batjan-Insel  und  Waigeu 
einschließend  durch  die  Dampier-Straße  in  den  Pazifischen  Ozean  hinaus 
zu  ziehen.  Hierbei  bleiben  die  Sula-Iuseln,  Obi  Major,  Misool,  sowie 
Neu-Guinea  samt  Batanta-  und  Salawatti-Insel  in  dem  nichtvnlkanischen 

Andreo,  Geologie  de»  Meeresbodens.  II.  gjj 


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5-Mi 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


Gebiete.  Das  südliche  vulkanische  Gebiet  umfaßt  den  gesamten  jung- 
vulkanischen Inselbogen,  welcher  sich  von  Sumatra  über  Java  ein- 
schließlich Madura,  weiter  über  Bali,  Lombok,  Sumbawa,  Flores  .  .  .  . 
Wetter  ....  und  Dammer-Insel  umbiegend  bis  zu  den  Banda-Inseln 
hinzieht.  Im  Norden  bleiben  der  nördliche  Teil  der  Java-See,  die 
Borueo-Bank,  der  größte  Teil  von  Celebes  mit  Ausnahme  des  Makassar- 
Zipfels,  auch  die  Insel  Butou  außerhalb  dieses  Gebietes.  Das  gleiche 
gilt  für  jenen  Inselbogen,  welcher  das  Banda- Becken  mit  seiner  tiefen 
Kinsenkung  des  Kei-Grabens  nach  außen  abschließt  und  bei  Buru  be- 
ginnend sich  über  Ceram  (einschließlich  Ambon)  bis  nach  Timor  Laut 
erstreckt.  Sodann  sind  Sumba,  die  kleine  Savn-Insel,  Rotti  und  Timor, 
sowie  das  noch  mehrere  kleine  Inseln  enthaltende  Meeresgebiet  zwischen 
letzterem  und  Timor  Laut  nicht  vulkanisch.  Auch  die  etwas  außer- 
halb des  letztgenannten  Inselbogens  liegenden  Kei-Inseln  fallen  außer- 
halb der  vulkanischen  Zone;  daher  besteht  hier  die  Möglichkeit  für  die 
Bildung  Glaukonit-führender  Sedimente,  welche  gerade  aus  dem  Meere 
südwestlich  von  Neu-Guinea.  schon  durch  die"  Fahrt  des  „Challenger* 
bekannt  geworden  sind. 

C.  Der  Pazifische  Ozean  und  seine  Nebenmeere 

1.  Der  Pazifische  Ozean 

Die  neueste  kartographische  Darstellung  der  Verbreitung  der  mo- 
dernen Meeressedimente  in  diesem  Ozean  verdanken  wir  der  Arbeit  von 
Murray  und  Lee  aus  dem  Jahre  15)09;  sie  bildet  auch  die  Grundlage 
unserer  Kartendarstellung. 

Schelfsedimente  und  hcmipelagische  Ablagerungen  umgeben  die 
kontinentalen  Küsten  des  Pazifischen  Ozeans,  sowie  die  kontinentalen 
und  vulkanischen  Inseln,  so  Japan,  die  Philippinen,  Neu-Guinea,  die 
Salomonen,  die  Neuen  Hebriden,  Tasmanien  und  Neuseeland. 

Auf  die  Verbreitung  der  ungezählte,  felsige  Untiefen  bildenden 
Korallenriffe,  auf  welche  die  Schiffahrt  in  diesem  Ozean  so  intensiv  wie 
in  keinem  anderen  Rücksicht  nehmen  muß,  und  auf  die  der  im  Umkreis 
derselben  auftretenden  Korallensande  und  -schlicke  im  Einzelnen  ein- 
zugehen, ist  hier  nicht  möglich.  Für  die  der  ersteren  ist  die  besondere 
Darstellung  von  L.  Joübln376)  einzusehen.  Die  Südsee  ist  das  klassische 
Gebiet,  in  dem  man  Saum-  und  Wallriffe,  «aber  auch  echte  Atolle,  oft 
in  einer  einzigen  Inselgruppe  miteinander  vereinigt,  studieren  kann. 
Bier  streiten  sich  gleichsam  vulkanische  Kräfte  und  Korallentätigkeit 
um  die  Herrschaft,  und  was  den  einen  nicht  immer  gelang  —  Insel- 
ueubildung  — ,  das  führte  die  andere  vielfach,  mit  besserer  Aussicht 
auf  Bestand,  zu  Ende. 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressediniente  547 

Um  nur  einige  Beispiele  für  die  drei  verschiedenen  Hauptarten  der 
Riffe  im  Pazifischen  Ozean  zu  geben,  mögen  für  das  Vorkommen  echter 
Küstonriffe  genannt  werden  in  der  Südsee  die  Elisabeth  -  Insel ,  die 
Schiffer-  und  Freundschaftsinseln,  die  Neuen  Hebriden  und  (z.  T.)  die 
Salomonen,  im  nördlichen  Pazifischen  Ozean  die  Sandwich-Inseln  (Hawaii), 
die  Marianen;  auch  eiuige  Inseln  des  Chinesischen  Meeres  könnten  hier 
angeschlossen  werden;  als  Beispiele  von  Wallriffen  wären  zu  nennen 
dasjenige  vor  der  Küste  NO- Australiens,  das  Barrier-Riff  Neu-Caledoniens, 
sowie  Riffe  der  Fidschi-Inseln  und  (z.  T.)  der  Salomonen.  Echte  Atolle, 
die  sich  vielfach  zu  Archipelen  zusammenschließen,  finden  sich  vor  allem 
in  den  Gruppen  der  Niedrigen  (Paumotu-  oder  Tuamotu-)  Inseln,  der 
Ellice-  (oder  Lagunen-!)  Inseln,  der  Gilbert-  und  Marshall-Inseln,  sowie 
der  Karolinen. 

Auffallend  arm  an  Riffen  sind  die  pazifischen  Küsten  des  amerika- 
nischen Kontinentes.  Die  Westküsten  Südamerikas  sind  wegen  der  dort 
herrschenden  kalten  Meeresströmungen  (Peru- Strom)  der  Korallenriffe 
überhaupt  bar.  Die  „Riffe"  im  Golf  von  Panama  und  den  angrenzenden 
Meeresgebieten  der  mittelamerikanischen  Küste  des  Pazifischen  Ozeans 
bestehen  aber  nach  Dana  hauptsächlich  nur  aus  Baumkorallen  (Dendro- 
phyllia),  Porenkorallen  (Porites),  biegsamen  Gorgonien  und  Pilzkorallen 
(Fungia),  während  die  rasenbildendeu  Sternkorallen  (Astraea  uud  Ver- 
wandte) und  ästigen  oder  schirmförmigen  Madreporen  fehlen.  Echte 
Riffbildungen  von  nennenswerter  Ausbildung  kommen  daher  hier  ebenso- 
wenig vor  wie  bei  den  Galäpagos-Inseln. 

Was  übrigens  die  Inseln  dieses  Ozeans  anbetrifft  ,  so  hat  man  in 
demselben  schon  lange  zweierlei  Arten  derselben  unterschieden  —  wobei 
allerdings  die  ganz  großen  ..kontinentalen",  wie  Neu-Guinea  und  Neu- 
seeland, außer  acht  bleiben  — ,  nämlich  die  eigentlichen  Koralleninseln, 
auch  als  uiedrige  Inseln  bezeichnet,  und  die  hohen  vulkanischen  Inseln. 
Die  letzteren  können  natürlich  wieder,  ebenso  wie  Festlandsküsten, 
soweit  sie  im  Gebiete  des  Korallenriffbaues  liegen,  von  Korallenriffen 
umgeben  sein.  Zieht  man  mit  J.  Dana,  wie  es  auf  der  umstehenden 
Skizze  (Fig.  137),  auf  welcher  die  Koralleuriffverbreitung  nach  der 
älteren  Darstellung  in  Berghaus'  Physikalischem  Atlas  wiedergegeben 
ist,  eine  Linie,  welche  von  der  Pitcairn  -  Insel  (etwa  25°  S.  Br.  und 
130°  W.  L.)  nach  NW  zu  den  Palau-Inseln  reicht,  so  hat  man  südlich 
davon  fast  nur  hohe  Inseln,  nördlich  davon  die  niedrigen  Korallen- 
inselnM&).  Immerhin  wird  hierbei  doch  im  Auge  zu  behalten  sein, 
daß  auch  die  „niedrigen"  Koralleninseln,  wie  schon  im  I.  Bande  aus- 
einandergesetzt wurde,  z.  T.  sicher  Krönungen  submariner  Vulkankegel 
sind.  Im  übrigen  ist  über  die  geotektouische  Zugehörigkeit  der  einzelnen 
Regionen  der  inselreichen  Südsee,  deren  Verschiedenheit  auch  durch 
jene  Dana  sehe  Linie  gekennzeichnet  wird,  ebenfalls  in  jenem  Bande 

35* 


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548 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


nachzulesen,  der  auch  eine  Antwort  auf  die  Frage  versucht,  ob  und 
inwieweit  die  Südsee  wirklich  einem  ungeheuren  Länderkirchhof  gleicht, 
in  welchem  die  zahllosen  Atolle  gleichsam  als  Leichensteine  hervorragen, 
wie  mau  wohl  gesagt  hat. 

Auf  Einzelheiten  bezüglich  der  auch  hier  vorkommenden  gehobeneu 
Korallenriffe  (Fig.  138)  einzugehen,  müssen  wir  uns  versagen. 

Blauschlicke  ziehen  sich  im  Pazifischen  Ozean,  zumal  in  den  den 
ostasiatischen  Inselbögen  vorgelagerten  Grabengebieten,  nicht  selten  bis 
in  bedeutende  Tiefen  hinab,  und  auf  weiten  Strecken  der  pazifischen 


-itfrrU/dtr  m/uf  wBdJidke KanaHmgrmxe 


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Fig.  137. 

Kärtchen  des  tropischen  Teiles  des  Pazifischen  Ozeans  in  flächentreuer  Projektion  nach 
dem  MoM.WEiDKschcn  Entwurf  mit  Einzeichnung  der  Verbreitung  der  Korallenriff- 
bildungen nach  BkrOOAUB'  Physikalischem  Atlas  und  der  Trennungslinie  zwischen  den 
hohen  und  den  niedrigen  Inseln  nach  J.  Dana.  Aus  dem  Segelhandbuch  der  Deutschen 
Seewarte  für  den  Stillen  Ozean.    Hamburg,  1807,  p.  5,  Fig.  1. 


Umrandung  beobachtet  man  einen  direkten  Übergang  derselben  in  Roten 
Ton,  wie  dieses  in  den  beiden  anderen  Ozeanen  nur  als  Ausnahme 
(südlich  der  Neufundlandbänke  und  vor  den  Sunda-lnseln)  festgestellt 
werden  kann.  Gerade  die  Art  der  Sedimentation  in  den  Tiefseegräben 
ist  aber  nicht  nur  an  sich  von  Interesse,  sondern  auch  im  Hinblick  auf 
paläogeographische  Erwägungen  auf  Grund  fossiler  Sedimente.  Leider 
stehen  die  Untersuchungen  der  Bodenproben,  welche  J.  N.  M.  S.  „Ediu 
und  der  Kabeldampfer  „Stephan"  im  Anfange  des  Jahrhunderts  in  dem 
Grabengebiete  des  westlichen  Pazifischen  Ozeaus  gelotet  haben,  noch 
aus.  Doch  gibt  das  von  Schott  und  Peklewitz  bearbeitete  Lotjournal 
wenigstens  vorläufige  Auskunft.  Hiernach  sind  die  Grabentiefen  im  all- 
gemeinen von  Rotem  Ton  bedeckt,  der  bei  dem  gegen  Osten  erfolgenden 
Aufstieg  zu  den  mittleren  Tiefen  der  eigentlichen  pazifischen  Tiefsee  auch 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  549 

wohl  von  Globigerinenschlamm  abgelöst  wird.  Aber  es  gibt  hiervon  doch 
bemerkenswerte  Ausnahmen,  so  im  Riukiu-  (Liu  Kiu-)  Graben.  In  der 
Tiefe  dieses  Grabens  „fand  sieh"  —  so  schreiben  die  beiden  Autoren  — 
„»blauer  Schlick«,  an  seinen  Abhängen  roter  Ton,  während  noch  höher 
hinauf,  nach  dem  Kontinent  zu,  der  Boden  mit  Sand  und  kleinen  Steinen 
bedeckt  war.  Auf  dem  200 — 300  m  tiefen  Liu  Kiu-Rücken  selbst  fanden 
sich  vielfach  Korallen.  Die  Förderung  von  »blauem  Schlick«  aus  den 
größten  Tiefen  des  Liu  Kiu-Grabens  bei  allen  Lotungen  des  Dampfers 
„Stephan"  ist  sehr  auffällig,  da  der  blaue  Schlick  im  ganzen  als  ein 
terrigenes  Sediment  zu  gelten  hat;  auf  der  Sohle  der  übrigen  Gräben 
liegt  vorwiegend  roter  Ton.  Welche  Beschaffenheit  dieser  „blaue 
Schlick"  hat,  ob  er  wirklich  ein  terrigenes  oder  doch  vielleicht  ein 
pelagisches  Sediment  ist,  läßt  sich  vorläufig  nicht  entscheiden.  Be- 


Fig.  138. 

In  Zerstörung  begriffenes,  mit  Palmen  bestandenes  Inselchen  aus  gehobenem  Korallen- 
kalk ringsum  mit  Brandungshohlkehlen.  Südsee.  (Lichtbilderverlag  Theodor  Benzinger.) 

merkenswert  aber  ist  es,  daß  auch  „Edi"  die  einzige  Bodenprobe,  die 
dies  Schiff  aus  dem  Grabentief  genommen  hat,  als  »grauen  Schlick« 
bezeichnet  und  von  Liu  Kiu  aus,  jenseits  des  Grabens,  ebenfalls  durch- 
weg »Schlick«  findet."  Diese  Feststellungen  bezüglich  des  Riukiu- 
Grabens  finden  nun  durch  die  späteren  Lotungen  des  „Planet"  im 
Philippinen -Graben,  bei  deren  Ausführung  der  Geologe  Erich  Horn 
anwesend  war,  eine  Bestätigung  und  Ergänzung,  welche  schon  bei  Ge- 
legenheit der  tektonischen  Deutung  der  Gräben  kurz  gestreift  wurde. 
Nach  Horn  wird  der  Jganze  steile  Abfall  von  den  Inseln  bis  in  die 
Grabentiefe  hinab  mit  chersogenem  Material  überschüttet  und  zwar  in 
solchem  Betrage,  daß  Tiefe,  Druck,  Wässertem poratur  und  Kalkauflösung, 
welche  sonst  im  offenen  Ozean  die  Sedimentation  beherrschen,  auf  den 
Charakter  des  Sedimentes  fast  ganz  ohne  Einfluß  bleiben.  Wohl  finden 


550 


Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meercsscdimente 


sich  in  den  Ablagerungen  oberhalb  von  etwa  5000  m  häufig  Globigerinen 
und  andere  Kalkschülchen,  unterhalb  dieser  Tiefeulinie  wenig  oder  gar 
keine,  aber  der  Charakter  des  Sediments  ist  auf  dem  ganzen  Abfall  bis 
in  die  größten  Tiefen  hinab  ganz  einförmig  und  gleichartig  und  derselbe 
„kanu  uur  als  grauer  Schlick"  (wir  würden  sagen:  blauer  Schlick)  „be- 
zeichnet werden".  Der  Schlick  aus  der  größten  Tiefe  des  Philippinen- 
Grabens,  die  mit  ihren  9788  m  zurzeit  die  Uberhaupt  größte  bekannte 
Tiefe  darstellt,  enthalt  z.  B.  Quarzköruehen  von  0,15  mm  und  darüber! 
Da  diese  Tiefe  aber  nur  etwa  75  km  vom  Lande  entfernt  liegt,  beträgt 
das  Gefälle  rund  1  m  auf  8  m  Horizontalerstreckung  und  entspricht 
eiuem  Böschungswinkel  von  7 — 8°.  Ks  werden  daher  hier  submarine 
Rutschnngen  an  der  Tagesordnung  seiu  und  Sedimente  vom  Charakter 
der  Flachwasserablagerungen  bis  in  die  größten  Tiefen  führen  können. 
Weitere  Untersuchungen  werden  zu  zeigen  haben,  ob  nicht  auch  der 
„blaue  Schlick"  der  Tiefen  des  Riukiu-Grabcns  in  dieser  Weise  gedeutet 
werden  darf. 

Griinsande  und  -Schlicke  finden  sich  immer  in  relativer  Küsten- 
nähe, u.  a.  an  der  Ostküste  von  Japan,  im  Nordosten  von  Neuseeland  und 
längs  der  Westküste  der  Chatham-Insel,  aber  doch  nirgend«  von  solchem 
Reichtum  an  dunkelgrünen  Glaukonitkörnern  wie  in  200 — 700  m  Tiefe 
längs  der  kalifornischen  Steilgestade. 

Während  im  Atlantischen  und  Indischen  Ozean  der  Globigerinen- 
schlamm  das  vorherrschende  Sediment  ist,  nimmt  im  Pazifischen  Ozean 
mit  seinen  enormen  Küstenfernen  der  Rote  Tiefseeton  diesen  Rang  ein. 
Roter  Ton  tritt  hier  nach  unseren  bisherigen  Kenntnissen  in  neun  von- 
einander getrennten  Gebieten  auf,  von  welchen  indessen  vier  uur  eine 
geringe  Fläche  einnehmen.  Eines  von  diesen  basiert  auf  einer  einzigen 
Lotung  südwestlich  von  den  Galäpagos-Inseln,  ein  zweites  liegt  westlich 
der  Neuen  Hebriden,  ein  drittes  im  Zentrum  des  Korallen-Meeres,  das 
vierte  endlich  in  dem  Meere  zwischen  Neuseeland,  Neucaledonien  und 
den  Fidschi-Inseln.  Von  den  größereu  Flächen,  welche  dieses  Sediment 
einnimmt,  liegt  eines  in  den  tiefen  Gewässern  zwischen  Neuseeland. 
Tasmanien  und  Australien,  zwei  schließen  sich  an  die  hemipelagischen 
Bildungen  im  Westen  von  Südamerika  an,  und  zwar  ei-streckt  sich  das 
eine  von  5 — 35°  S.,  das  andere  von  45°  bis  fast  60°  S.  Die  beiden 
übrig  bleibenden  Gebiete  siud  bei  weitem  die  größten.  Sie  mögen  im 
Anschluß  an  Murray  &  Lee  das  Nordpazifische  und  das  Südpazifische 
genannt  werden,  obwohl  das  erstcre  um  18  Breitengrade  nach  Süden, 
das  zweite  um  8  Breitengrade  nach  Norden  über  den  Äquator  hiniiber- 
reicht.  Das  Südpazifische  Tongebiet,  die  Mitte  des  Südpazifischen 
Ozeans  einnehmend,  wird  von  Globigerinenschlamm  und  Radiolarien- 
schlamm  umjreben.  Das  größere  Nordpazifische  reicht  von  den  Blau- 
schlickböden vor  den  ostasiatischen  Inselkränzen  im  Westen  bis  zu  den 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressediiuente  551 


ebenfalls  von  Blauschlick  und  verwandten  Sedimenten  bedeckten  Steil- 
gestaden des  Nordamerikanischen  Kontinentes  im  Osten,  von  dem  Rande 
des  Nordpazifischen  Diatomeeuschlammes  im  Norden  bis  zu  den  tropi- 
schen Globigerinen-  und  Radiolarienschlammflächen  im  Süden.  Die 
vulkanischen  Komponenten  der  nordpazifischen  roten  Tone  sind  vor 
allem  schwer  zersetzbare,  saure  vulkanische  Gläser  (Bimssteine)  in 
chemisch  wenig  veränderter,  aber  im  allgemeinen  mechanisch  oft  sehr 
fein  verteilter  Form,  während  in  den  roten  Tonen  des  südlichen  pazifi- 
schen Ozeans  basische  vulkanische  Gläser  vorherrschen,  deren  viel 
leichtere  Zersetzbarkeit  zur  Bildung  palagonitischer  Substauzeu  und  zur 
Ausscheidung  von  Manganverbindungeu  führt. 

Radiolarienschlamm  bedeckt  zwei  große  und  zwei  kleinere  Flächen 
in  den  tropischen  Teilen  des  Ozeans.  Die  bedeutendste  erstreckt  sich 
in  westöstlicher  Richtung  nördlich  und  südlich  des  10.  Grades  nördlicher 
Breite  von  165° — 80°  westlicher  Länge:  sie  ist  im  Allgemeinen  ver- 
hältnismäßig zur  Länge  schmal,  verbreitert  sich  aber  vor  der  mittel- 
amerikaniseheu  Küste.  Die  merkwürdige  Form  dieses  Gebietes  und  ihr 
ungefähres  Zusammenfallen  mit  der  hochtemperierten,  ostsetzenden 
Äquatorial -Gegenströmung,  die  sich  im  Golf  von  Panama  nach  Süden 
und  Norden  gabelt,  legt  die  Annahme  nahe,  daß  die  Lage  dieses  Gebietes 
in  letzter  Linie  auf  Einflüssen  beruht,  welche  die  Meeresströmungen 
auf  die  Planktonverteilung  ausüben.  Ein  zweites  Gebiet  mit  Radiolarien- 
schlamm-Boden  erstreckt  sich  von  8°  N.  bis  12°  S.-Breite  uud  von 
180"  W.  bis  164°  W.-Länge.  Von  den  übrigen  kleinereu  Gebieten  fällt 
eines  zusammen  mit  den  großen  Tiefen  des  Marianen-Grabens  zwischen 
143"  und  147°  0.  und  12 — 15°  N.,  zwei  andere  liegen  im  Südpazifischen 
Ozean,  eines  zwischen  3°  und  8°  S.,  151°  und  153°  W.,  das  andere 
auf  10°  S.-Breite  und  156°  W.-Länge. 

Globigeriuenschlamm  bedeckt  zunächst  ein  großes,  aber  sehr  un- 
regelmäßig gestaltetes  Gebiet  im  südlichen  Pazifischen  Ozean,  welches 
aus  zwei  Teilen  besteht,  die  aber  im  Süden  in  schmalem  Zusammen- 
hange stehen.  Der  östliche  Teil,  etwa  der  Osterschwelle  entsprechend, 
erstreckt  sich  von  8°  N.-  bis  56°  S.-Breite  und  berührt  an  zwei  Stellen 
—  unter  dem  Äquator  und  um  40°  S.-Breite  —  das  Band  hemipelagischer 
Sedimeute,  welches  den  Steilabfall  Südamerikas  begleitet.  Der  westliche 
Teil  ist  viel  kleiner  und  erscheint  durch  eingestreute  Gebiete  mit  Be- 
deckung von  Rotem  Ton,  Pteropodenschlamm  oder  hemipelagischen  Bil- 
dungen, sowie  durch  zahlreiche  Inselaufragungen  in  seiner  Einheitlichkeit 
beeinträchtigt;  er  erstreckt  sich  von  den  Küsten  Australiens  und  Tas- 
maniens bis  zur  Chatham-Insel,  den  Kermadec-  und  Freundschafts-Inseln. 
Ein  weiteres  Gebiet  von  Globigerinenschlamm  liegt  im  zentralen  Teile 
des  Ozeans  zwischeu  133°  und  165°  westlicher  Länge  und  reicht  im 


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552  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 

* 

Norden  bis  12°  über  den  Äquator  hinaus,  während  im  Süden  2°  S.-Breite 
auf  eine  lauge  Strecke  die  Grenze  bildet.  Weitere,  ebenfalls  noch  be- 
trächtliche Areale  umgeben  die  Inselgruppen  der  Karolinen,  der  Marshall- 
Inseln  und  des  Gilbert- Archipels,  kleinere  umrahmen  eine  große  Zahl 
der  einzeln  im  Ozean  verstreuten  Iuselu.  oder  bedecken  die  Gipfel  und 
Flanken  submariner  Erhebungen.  Im  Allgemeinen  nimmt  der  Globigerinen- 
schlamm  geringere  Tiefen  ein  als  der  Rote  Ton:  doch  sind  neuerdings 
in  einigen  Fällen  bemerkenswerte  Ausnahmen  von  dieser  Regel  fest- 
gestellt worden,  welche  eine  besondere  Erklärung  fordern,  die  indessen 
noch  aussteht. 

Pteropodenschlamm  scheint  dein  nördlichen  Pazifischen  Ozean  zu 
fehlen.  Das  nördlichste  und  gleichzeitig  östlichste  der  bisher  bekannten 
Vorkommen  dieses  Sedimentes  liegt  unter  9°  S.  und  139°  W.  westlich 
der  Marquesas  -  Gruppe.  Nächst  benachbart  sind  Vorkommnisse  im 
Paumotu- Archipel.  Verschiedene,  von  Pteropodenschlamm  eingenommene 
Gebiete  gehören  endlich  dem  westlichen  Globigerinenschlaram-  Gebiet 
des  südlichen  Pazifischen  Ozeaus  östlich  von  Australien  an,  so  eine 
große  Fläche  in  der  Nachbarschaft  des  Großen  Australischen  Wallriffes, 
kleinere  auf  der  Balfour-Kuppe  (18°  56'  S.,  156°  57'  O.),  der  Britannia- 
Kuppe  (28°  1'  S.,  155°  37'  0.),  um  die  Korallenschlicke  der  Norfolk- 
Insel,  sowie  mehrere  im  Gebiete  des  Fidschi-Archipels. 

Bipolarität  kennzeichnet  das  Auftreten  des  Diatomeenschlammes 
im  Pazifischen  Ozean.  Ein  schmaleres  Band  dieses  Sedimentes  zieht 
sich  angrenzend  an  die  hemipelagischen  Bildungen,  welche  die  nord- 
pazifischen Inselkränze  begleiten,  bei  Japan  etwas  nördlich  40°  N.-Breite 
beginnend,  zunächst  in  nordöstlicher  Richtung  bis  auf  50°  N.-Breite  und 
sodann  in  mehr  östlicher  Richtung  gegen  den  nordamerikanischen 
Kontinent,  um  vor  der  Vancouver-Insel  unter  50°  N.-Breite  zu  enden. 
Größere  Breite  scheint  das  Diatomeeuschlamm-Band  der  subantarktischen 
Gewässer  zu  besitzen,  welches  die  Gebiete  nördlich  und  südlich  60 u  S.- 
Breite beherrscht.  Es  wird  südlich  des  Polarkreises  von  glazialmarinen 
Bildungen  abgelöst,  welche  von  hier  indessen  weniger  gut  bekannt  sind, 
als  die  entsprechenden  Bildungen  der  beiden  anderen  Ozeane. 

II.  Die  Nebenmeere  des  Pazifischen  Ozeanes 

Über  die  Ablagerungen  der  Pazifischen  Nebenmeere  können  wir  mit 
wenigen  Worten  hinweggehen.  Sie  sind  sämtlich  Bildungen  des  Schelfs 
oder  aber  hemipelagischen  Charakters.  Daß  die  ostchinesischen  Meere 
(das  „Gelbe  Meeru)  vor  den  Mündungen  des  „Gelben  Flusses"  (Hwanghö) 
und  des  Yang-tse-Kiang,  welche  beide  aus  den  Lößgebieten  Innerchinas 
gewaltige  Lehmmengen  mit  sich  führen,  Rotschlicke  ablagern,  ist  früher 


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Geographische  Verbreitung  der  verschiedenen  Meeressedimente  553 

erörtert  worden.  In  ähnlicher  Weise  erließt  der  Colorado  seine  mit 
roten  Verwitterungsprodukten  angefüllten  Fluten  in  das  Kordeiide  des 
Califoruischen  Meerbusens,  welches  hierdurch  zu  einem  „Roten  Meer"  im 
wahren  Sinne  des  Wortes  wird. 

Schlußbemerkuug:  Die  absolute  und  relative  Bedeutung  der 
verschiedenen  Sedimentarten  im  Weltmeere 

Es  würde  noch  übrig  bleiben,  für  die  Verbreitung  der  einzelnen 
Sedimentarten  in  den  drei  Ozeanen  einige  Zahlen  anzugeben,  welche  es 
ermöglichen,  die  absolute  und  die  relative  Bedeutung  derselben  zu  über- 
sehen. Dieses  Beginnen  ist  nicht  ohne  Schwierigkeiten,  da  einmal  bei 
den  allmählichen  Übergängen  der  einzelnen  Sedimentarten  ineinander 
die  Grenzziehung  an  sich  schon  eine  sehr  unsichere  Sache  ist,  außerdem 
aber  auch  unsere  auf  die  Lotungen  gegründeten  tatsächlichen  Kenntnisse 
sich  vielfach  auf  viel  zir  weit  auseinanderliegende  Punkte  beziehen,  als 
daß  man  behaupten  könnte,  schon  jetzt  mit  einiger  Sicherheit  ein  end- 
gültiges Bild  entwerfen  zu  können.  Das  gilt  aber  nicht  nur  für  die  im 
Vorigen  erläuterten  Karten,  sondern  ebenso  für  die  durch  planimetrische 
Messungen  aus  diesen  gewonnenen  Werte  folgender  Tabelle.  Die  beste 
Illustration  hierfür  ist  die  Tatsache,  daß  die  neuerdings  nötig  gewordenen 
Verschiebungen  der  Grenze  zwischen  Globigerinenschlamm  und  Rotem 
Ton  den  ersteren  an  Stelle  des  letzteren  als  verbreUetstes  Sediment  der 
Jetztzeit  erkeunen  lassen,  welche  Tatsache  Krümmel,  welcher  sich  der 
allerneuesten  Darstellungen  noch  nicht  bedienen  konnte,  noch  verborgen 
bleiben  mußte.  Es  ist  aber  gar  nicht  ausgeschlossen,  daß  das  Verhältnis 
sich  morgen  wieder  umkehrt!586)  Die  Zahlen  der  Tabelle  entstammen 
für  den  Atlantischen  Ozean  dem  Werke  von  Schott,  der  sich  offenbar 
auf  die  von  ihm  kopierte  Karte  des  „Valdivia"-Werkes  stützte;  indessen 
muß  hierbei  bemerkt  werden,  daß  dieser  Autor  das  Romanische  und  das 
Arktische  Mittelmeer  aus  seiner  Betrachtung  ausschloß,  wodurch  aber, 
da  sich  die  folgenden  Zahlen  nur  auf  eupelagische  Sedimente  beziehen, 
nur  geringe  Änderungen  der  Zahlen  insbesondere  für  Globigerinen-  und 
Pteropodenschlamm  gegenüber  den  für  den  gesamten  Ozean  einschließlich 
der  Nebenmeere  geltenden  sich  ergeben.  Die  Zahlen  für  den  Indischen 
Ozean  hat  .T.  Murray  1909  in  „Square  miles"  gegeben,  diejenigen  für 
den  Pazifischen  entnahm  ich  der  Darstellung  von  Murray  und  Lee  aus 
demselben  Jahre;  auch  hier  bedeuten  die  Originalzahlen  „Square  miles". 
In  beiden  Fällen  habe  ich  diese  Zahlen  aber  in  qkm  umgerechnet  und 
zwar  unter  Gleichsetzung  von  1  Square  mile  mit  2,56  qkm,  welches  Ver- 
hältnis gelegentlich  (S.  187)  im  „Challcnger" -Bericht  angegeben  wurde 
und  auch  für  die  späteren  Zahlen  seine  Gültigkeit  haben  dürfte. 


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554  Allgemeine  Betrachtungen  über  die  jungen  Meeressedimente 


Areale  der  Enpelagisrhen  Sedimente  in  Millionen  qkui  und  in  Prozentanteiien 

jeweilig  ftlr  den  gesamten  Ozean 


Atlantischer 

Indischer 

Pazifischer 

Ozean 

Ozean 

Ozean 

Hill,  qkui 

7. 

Mill.  qkm 

0/ 

.'0 

Mill.  qkm 

Mill.  qkm 

Globigerinenschlamm 

48,54 

53,4 

3",r.« 

53,3 

42,34 

26,5 

128,54 

Pteropodenschlirom  .  . 

0,36 

0,4 

0,00 

0,1 

0,31 

0,2 

0,73 

Roter  Tiefseeton  .    .  . 

13,82 

15,2 

11,39 

16,1 

75,00 

47,0 

100,21 

Radiolarienschlamm  .  . 

1,59 

2,3 

8,52 

5,5 

10,11  . 

Diatomccnschlamm   .  . 

4,55 

5,0 

12,02 

17,0 

9,29 

5,9 

20,86 

Um  auch  für  die  litoralen  und  hemipelagischen  Sedimente  wenigstens 
eine  Vorstellung  zu  geben,  füge  ich  die  Zahleu  hinzu,  welche  KhCmmel 
für  den  Gesamtozean  (einschließlieh  der  Nebenmeere)  gegeben  hat,  da 
an  ihrer  Größenordnung  sich  nicht  viel  mehr  ändern  dürfte. 


Es  bedecken  vom  Bodeu  des  Weltmeeres  nach  Krümmel  (1907) 


Heuipelagische  Ablagerungen  

55,7        „           „       „  15% 

272,7        „          „      „  76°/0 

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V.  Abschnitt 

Nutzbare  Materialien  am  Meeresboden 

(Vergl.  Tafel  VTI  und  Anm.  5Ä7) 
Vorbemerkung 

Das  Meer  ist  zwar  die  Quelle  dos  Lebensunterhaltes  und  Wohlstaudes 
gauzer  Völker  oder  Uevölkerungsstäude,  aber  die  marinen  Produkte,  deren 
der  Mensch  sich  zum  Zwecke  der  Nahrung  usw.  bemächtigt,  gehören 
hauptsächlich  dem  Pflanzen-  und  Tierreich  au  und  fallen  somit  großen- 
teils aus  dem  Rahmen  der  vorliegenden  Darstellung  heraus.  Immerhin 
sollen  zunächst  noch  einige  kurze  Hinweise  doch  jenen  hierher  gehörigen 
organischen  Produkten  des  Meeres  gewidmet  werden,  welche  durch  ihre 
benthogene  Herkunft  die  meisten  Beziehungen  zum  Meeresboden  besitzen 
und  daher  bereits  z.  T.  in  vorhergehenden  Abschnitten  hier  ifiid  da  er- 
wähnt wurden*68).  Die  Mitbehandlung  dieser  Dinge  iu  einer  „Geologie 
des  Meeresbodens44  dürfte  aber  um  so  mehr  Berechtigung  haben,  als  der 
Mensch  hier  und  da  zum  Zwecke  der  Gewinnung  oder  Konservierung 
dieser  Meeresschätze  nicht  unbedeutende  Eingriffe  in  die  von  der  außer 
ihm  liegenden  Natur  abhängigen  Gleichgewichtszustände  macht  und  diese 
damit  —  sicher  oft  nicht  zum  Besseren  —  verschiebt™*).  —  Beginnen 
wir  mit  den  Pflanzen. 

Produkte  des  pflanzlichen  Benthos 

Verwendung  ton  Seetangen  (und  Seegras)  insbesondere  als  IHlnger,  zur  Jod-  nnd 

Knligewinming  nsw. 

Die  von  den  Wellen  losgerissenen  uud  von  der  Brandung  auf  den 
Strand  geworfenen  Massen  von  Seetangen  werden  von  der  Küstenbevölke- 
rung nicht  selten  direkt  als  Dünger  verwendet.  Die  verschiedenen  Tange 
haben  aber  offenbar  verschiedene  Düugkraft.  So  benutzen  z.  B.  nach 
Hess  von  Wichdorff570)  die  Einwohner  von  Nimmersatt,  Karkelbeck 
uud  Mellneraggen  unweit  Memel  den  an  den  Küsten  der  Ostsee  vielfach 
anzutreffenden  Blasentang,  Fucus  vesiculosus,  nicht  zum  Düngen,  wohl 
aber  bringen  sie  die  hier  recht  häufige  Rotalge  Furcellaria  fastigiata 
(Huds.)  Lamour  auf  ihre  Felder.  Diese  Alge  enthält  nach  Untersuchungen 


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556  Nutzbare  Materialien  am  Meeresboden 

im  chemischen  Laboratorium  der  Geologischen  Laudesanstalt  in  Berlin 
im  trockenen  Zustande  3,4  °/o  N. 

.Seetange  dienen  an  den  Küsten  unserer  Kontinente  gelegentlich 
auch  als  Streumaterial  und  Viehfutter.  Versuche  in  letzterer  Hinsicht 
dürften  sich  auch  mit  dem  Seegras,  Zostera  marina571),  lohnen,  nach- 
dem K.  Uördam  5"2)  einen  nicht  unerheblichen  Nährstoffgehalt  in  dieser 
Pflanze  festgestellt  hat.  Diese  Pflanze,  welche  sich  nach  Mitteilung 
desselben  Autors  auch  zur  Herstellung  von  Explosivstoffen  vom  Typus 
der  Schießbaiuu  wolle  eignet,  wird  im  übrigen  besonders  von  den  Küsten 
der  Ostsee  und  des  Adriatischcn  Meeres  in  großem  Maßstabe  in  den 
Handel  gebracht,  um  als  Roßhaarersatz  zum  Polstern  zu  dienen573). 

Verschiedene  Rotalgen  oder  Florideen  dienen  in  größerem  Maßstabe 
zur  Gallertbereitung.  So  werden  zu  diesem  Zwecke  in  nordwesteuro- 
päischen Gewässern  Gigartina  mamillosa  und  Chondros  crispus  gewonnen, 
welche  beide  unter  dem  Namen  r Irländisches  Moos"  (Carragheeu)  be- 
kannt sind.  Andere  liefern  das  ebenfalls  zur  Gallertbereitung  benutzte 
Agar-Agar;  so  Gracilaria  lichenoides  (auch  Fucus  amylaceus  genannt) 
das  Agar  von  Ceylon,  Eucheuma  spinosum  das  Agar  von  Java  und 
Madagaskar. 

Auch  die  Aschenbestandteile  von  Meerespflanzen  sucht  der  Mensch 
sich  für  seine  Zwecke  dienstbar  zu  machen.  So  kommen  z.  B.  für  eine 
Jodgewinnung  von  den  verschiedenen  Seetangen  insbesondere  Laminaria 
und  Fucus,  daneben  aber  auch  das  „Irländische  Moos"  in  Frage.  Haupt- 
ort dieser  Verarbeitung  ist  Glasgow;  außer  in  Schottland  erfolgt  sie 
auch  in  Norwegen,  in  der  Normandie,  an  der  russischen  Schwarze  Meer- 
Küste  und  in  Japan.  Aber  es  handelt  sich  heute  wohl  überall  nur  noch 
um  Kleinbetriebe,  die  indessen  schon  frühzeitig  auch  den  Kaligehalt  der 
Algen  mitverwerteten. 

Umfangreichere  Versuche,  aus  Seetang  Kalisalze  zu  gewinnen,  sind 
dann  neuerdings  besonders  außerhalb  Deutschlands,  welches  bei  seinen 
fossilen  Kalischätzen  solche  Versuche  nicht  nötig  hat,  vor  allem  auch 
als  Folge  des  Weltkrieges  mit  seinem  Kampf  um  die  Rohstoffe,  so  in 
den  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika,  angestellt  worden.  Indessen 
leiden  die  meisten  hierbei  erzielten  Produkte  bei  sehr  niedrigem  Kali- 
gehalt an  erheblichen  Beimengungen  von  Natronsalzen,  Wasser  und  Kohle 
und  vertragen  einerseits  keine  erheblichen  Frachten,  anderseits  ist  ihre 
Weiterverarbeitung  auf  konzentriertere  Kalisalze  nicht  rentabel574).  Be- 
sonders mit  den  an  der  südkalifornischen  Küste  in  großen  Massen  vor- 
kommenden Rieseutangen  Nereocystis  luetkeana  und  Macrocystis  pyrifera, 
welche  auf  steinigem  Untergrund  in  10—40  m  Wassertiefe  wahre  Wiesen 
bilden,  sind  solche  Versuche  gemacht  worden.  Gewinnungsanlagen  sind 
seit  1906  in  Betrieb.  Stengel  und  Blätter  der  zweitgenannten  Art  ent- 
halten nach  J.  S.  BuitD575)  im  frischen  Zustande: 


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Produkte  des  pflanzlichen  rknthos 


557 


K.O 

.1  . 


1,82  °  'o 
0,03  „ 
0,19  „ 
0,10  „ 
86,91  r 


N 


P*<>5 

H20 


Die  Verarbeitung  geschieht  in  der  Weise,  daß  man  den  das  Kali  und 
dtis  Jod  enthaltenden  Wasserauszug  der  vorher  getrockneten  und  ge- 
mahleneu Masse  eindampft,  wodurch  sich  die  ganzen  Gewinnungskosten 
natürlich  viel  zu  hoch  stellen  müssen  576).  Da  die  Trockenmasse  des  Tanges 
bis  30°/o  KCl  enthält,  könnte  die  Ausbeute  an  sich  nicht  unbeträchtlich 
werden.  Die  Schwierigkeiten  sind  vielmehr  vor  allem  wirtschaftlicher 
Art.  Einmal  sind  die  Tangerntekosten  zu  groß  (30  M.  pro  Tonne  KCl); 
denn  Großbetriebe  können  nicht  errichtet  werden,  da  dafür  niemals  ge- 
nügend Tang  in  erreichbarer  Nähe  vorhanden  ist  und  die  Verfrachtung 
des  Rohtangs  auf  weitere  Entfernungen  sich  vou  selbst  ausschließt;  vor 
allem  können  aber  auch  die  Nebenprodukte  der  Weiterverarbeitung,  so 
das  Jod,  wegen  zu  geringer  Nachfrage  nicht  abgesetzt  werden.  Und 
so  wurden  nach  einer  neueren  Mitteilung  von  F.  FitiEDENSBURG r'77) 
nach  zehnjährigen  Bemühungen  täglich  höchstens  1500  t  Rohtang  ver- 
arbeitet, d.  h.  nur  50  t  KCl  erzeugt,  ein  gänzlich  bedeutungsloser  Bruch- 
teil des  nordamerikanischen  Gesamtbedarfs  im  Frieden.  Wahrscheinlich 
würde  die  direkte  Verwendung  der  getrockneten  und  gemahlenen  Tang- 
substanz für  Düngezwecke  günstiger  sein.  Nicht  unwichtig  für  die  Be- 
urteilung der  Aussichten  dieser  nordamerikanischen  Kaliproduktion  ist 
aber  schließlich  noch  die  Frage  der  Ergänzung  der  Tangbestände  aus 
sich  selbst.  Allerdings  will  man  beobachtet  haben,  daß  die  allein  ge- 
wonnenen, bis  100  m  Länge  erreichenden  „Blätter"  dieser  Riesentange 
sich,  wenn  die  Stiele  unverletzt  blieben,  in  40 — 60  Tagen  ersetzen ;  aber 
die  bisherigen  Ernteverfahren  haben  sich  in  dieser  Beziehuug  als  wenig  zu- 
verlässig erwiesen,  indem  sie  nicht  immer  die  Erhaltung  der  Stiele  in  ge- 
nügendem Mäße  gewährleisteten.  So  droht  dieser  Produktion  neben  den 
anderen  schon  genannten  Schwierigkeiten  noch  die  Gefahr  des  Raubbaus, 
und  sie  steht  und  fällt  mit  einer  rationellen  Bewirtschaftung  der  vorhandenen 
Pflanzenbestände,  für  welche  jedoch  bei  den  amerikanischen  Verhältnissen 
besonders  gute  Aussichten  nicht  angenommen  werden  können.  Die  durch 
Stürme  losgerissenen  und  an  den  Strand  geworfenen  Tangmassen  sind 
jedenfalls  für  solche  Betriebe  viel  zu  geringfügig  und  in  ihrer  Menge 
und  ihrem  Landüugsort  viel  zu  uubeständig,  als  daß  sie  ernstlich  mit 
in  Rechnung  gezogen  werden  könnten.  —  übrigens  enthält  eine  dritte 
Tangart  dieser  Meeresregion,  Pelagophycus  porra,  noch  höhere  Kali- 
meugen,  als  die  beiden  oben  genannten,  tritt  aber  an  Masse  gegen  jene 
durchaus  zurück. 


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558 


Nutzbare  Materialien  am  Meeresboden 


Verwendung  von  Kalkülen  (mal:rl)  als  Düngemittel 

Eine  gewisse  Bedeutung:  als  Düngemittel  besitzen  die  Anhäufungen 
von  Kalkalgen  (insbesondere  Lithothamnium  calcareum  Pallas),  welche 
an  der  Nordküste  der  Bretagne  als  „Maörl"  oder  nMarleu,  an  der  West- 
küste Irlands  untev  der  irrigen  Bezeichnung  „coral  sand"  in  größeren 
Massen  gewonnen  werden.  Hierbei  wird  nicht  nur  der  Gehalt  an  orga- 
nischen Substanzen  verwertet,  weshalb  man  den  frisch  gedredschteu 
„macrl  vif"  dem  in  Fossilisieruug  begriffenen  „maerl  mort"  vorzieht, 
sondern  auch  der  Kalkgehalt.  Näheres  über  diese  Bildungen  ist  in  dem 
Abschnitt  über  die  Schelfablagerungen  S.  215,  216  enthalten. 

Produkte  des  tierischen  Benthos 
Gewinnung  der  BndeHchwiimnie 

Von  den  niederen  Tieren  wäre  zunächst  des  in  Tiefen  von  12  bis 
54  m  lebenden  echten  Badeschwammes  (Euspongia  officinalis  L.)  zu 
gedenken,  dessen  Gewinnung  besonders  an  der  nordafrikanischeu  Küste, 
von  Algier  bis  nach  Ägypten,  sowie  an  den  Küsten  Istriens  und 
Dalmatiens  geübt  wird,  aber  noch  mehr  an  der  syrischen  Küste,  auf 
Cypern  und  Kreta,  im  Ägäischen  Meere  und  im  Marmara-Meer  von 
volkswirtschaftlicher  Bedeutung  ist.  Dieser  echte  Badeschwamm  geht 
im  üandel  in  der  Regel  unter  der  Bezeichnung  „Eponge  fine".  Unter 
den  sechs  vom  Handel  weiterhin  unterschiedenen  Varietäten  desselben 
ist  die  var.  mollissima,  der  in  der  Regel  becherförmige,  schön  blaßgelbe, 
sogenannte  feine  Levantiner  Schwamm,  die  am  meisten  geschätzte;  sie 
findet  sich  besonders  vor  den  kleinasiatischen  Küsten  und  wird  im 
Handel  auch  wohl  „Champignon-  genannt.  Als  „Eponge  dure"  wird 
der  in  der  Adria,  im  Griechischen  Inselmeer  uud  au  der  Küste  der 
Berberei  vorkommende  Zimokka-  Schwamm  (Euspongia  zimocca)  be- 
zeichnet, dessen  dunkelbrauugelbes  Hornskelett  härter  und  fester  ist 
als  das  des  feinen  Badeschwammes. 

Außerdem  wird  noch  der  Pferdesch  warn  m  des  Mittelmeeres  (Hippo- 
spongia  equina  0.  Schm.)  als  Badeschwamm  —  „Eponge  commune"  des 
Handels  —  gewonnen.  Derselbe  ist  meist  brotförmig  und  kommt  be- 
sonders an  der  afrikanischen  Mittclmeerküste  vor.  Aber  auch  im  Roten 
Meer  (an  der  Westküste  und  an  den  Küsten  der  Sinaihalbinsel)  und  im 
Amerikanischen  Mittelmeer  liefert  der  Meeresboden  diese  unentbehrlichen 
Dinge.  Im  letztgenannten  Meere  wird  nur  der  viel  weniger  geschätzte 
Pferdesch  warn  m ,  uud  zwar  vor  allem  iu  der  Umgebung  der  Bahama- 
Iuseln  und  an  der  Südküste  von  Florida,  gewonnen. 

Pferde-  und  Badeschwämme  werden  mit  Dredscheu,  wie  besonders 
an  der  Westküste  Kleiuasieus,  sonst  aber  mit  meist  vierzinkigen  Gabeln 
von  Booten  aus  losgelöst  und  heraufgeholt,  noch  in  frischem  Zustand 
geknetet  und.  ausgedrückt,   später  von    den    zersetzten  Weichteilen 


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Produkte  des  tierischen  Benthos 


559 


gereiuigt  und  durch  eine  Behandlung  mit  angesäuertem  Wasser  ge- 
schmeidig gemacht,  oft  auch  —  zur  Erhöhung  ihres  Gewichtes  (!)  — 
etwas  eingesandet. 

Zentralstelle  des  mittelmeerischen  Schwammhandels  ist  Triest, 
dessen  Umsatz  nach  einer  älteren  Schrift  von  G.  von  Eckhel  iTS) 
im  Jahre  1871  über  eine  Million  Gulden  an  Wert  betrug.  Neben  Triest 
beteiligen  sich  aber  auch  Smyrna  und  Marseille  am  Handel  mit  Bade- 
schwämmen. 

Gewinnung  der  Edelkorallen 

Die  zu  den  Alcyouarien  gehörige,  rote  Edelkoralle  (Corallinm 
rubrum  Lam.)  wird  nach  Joh.  Walther  in  Tiefen  zwischen  7  und 
273  m,  auf  felsigem  Gruud  und  daher  mit  Vorliebe  an  überhängenden 
Stellen,  gefunden.  Ihre  Gewinnung  geschieht  hauptsächlich  in  Tiefen 
zwischeu  80  und  200  m  besonders  im  Mittelmeer  zwischen  St.  Maria 
di  Leuca  und  Otrauto,  bei  Sciacca  vor  der  Südküste  Siziliens  und  an 
den  Küsten  von  Algier  (namentlich  bei  Bona  und  le  Calle),  im  Gebiete 
der  Liparischeu  oder  Äolischen  Inseln  (von  wo  mäßig  ergiebige  Bänke 
östlich  von  Vulcano,  im  Westen  von  Panaria,  im  Nordnordwesten  von 
Lipari  und  nördlich  von  Salina  durch  Erzherzog  Ludwig  Salvatob 
(1894),  bezw.  A.  Bergeat  erwähnt  wurden),  an  den  Küsten  von  Corsica 
und  Sardinien,  sowie  der  Balearen,  dann  durch  die  Straße  von  Gibraltar 
hindurch  bis  südlich  zu  den  Canaren,  sowie  ferner  in  der  Nähe  der 
Oapverdischen  Inseln  St.  .Jago  (S.-  und  SW.-Küste :,7S>)  und  St.  Vin- 
cent. Aus  St.  Jago  wurden  nach  amtlichen  Berichten  im  Jahre  1879/80 
2914  kg  Edelkorallen  in  einem  Gesamtwerte  von  16802  portugiesischen 
Milreis  (l  Milr.  gleich  ca.  4,50  Mk.)  ausgeführt.  Der  Erlös  der  im  Mittel- 
tneer  besonders  von  Torre  del  Greco  bei  Neapel  aus  betriebenen  Fischerei 
auf  die  durchweg  zu  Schmuckgegenständen  verarbeitete  Achse  der 
genannten  Alcyonarie  wurde  um  die  Jahrhundertwende  auf  jährlich 
2  Millionen  Franks  geschätzt.  0.  Keller  gab  iui  Jahre  1895  den 
Gewinn  der  Italiener  pro  Jahr  auf  50  000  kg  im  Werte  von  über 
4,5  Millionen  Franken  an.  Gleichzeitig  erbeuteten  die  spanischen  Fischer 
etwa  12000  kg.  Gute  Ware  bringt  40 — 70  Franks  pro  Kilogramm. 
Haupthandels-  uud  Verarbeitungsplätze  für  die  Edelkoralle  des  Mittel- 
meeres  sind  Neapel,  Livorno  uud  Genua. 

Neuerdings  hat  die  japanische  Korallenfischerei  der  des  europäischen 
Mittelmeeres  viel  Abbruch  getan.  An  den  Küsten  des  Japanischen 
Archipels  wird  das  zuerst  von  Dana  von  den  Sandwich -Inseln  be- 
schriebene Oorallium  secundum  gewouneu,  das  zwar  an  Gleichmäßigkeit 
der  Farbe  hinter  der  Mittel  meerform  zurücksteht,  aber  bei  bedeutenderer 
Größe  besonders  für  Schnitzarbeiten  größeren  Umfanges  geeignet  ist. 
Bezüglich  des  Vorkommens  der  Edelkorallen  ist  im  übrigen  eine  Arbeit, 
von  Kishinouye580)  einzusehen. 


♦ 


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560 


Nutzbare  Materialien  am  Meeresboden 


AuKteraMnke  und  verwandte  M  nnohelanhllii  funken 

Eine  außerordentliche  Bedeutung  in  verschiedener  Hinsicht  — 
nicht  nur  für  Feinschmecker,  sondern  auch  für  Volksernäbrung  und 
Volkswirtschaft  —  besitzen  die  Ansternbänke,  deren  Erhaltung  und 
künstlicher  Anlage  in  Europa  schon  seit  langer  Zeit  von  deutscher, 
norwegischer  und  französischer  Seite,  neuerdings  auch  in  Amerika, 
wieder  volle  Aufmerksamkeit  zugewendet  wird,  nachdem  schon  die  Alten 
sich  der  Kultur  der  Auster  gewidmet  hatten,  worauf  neuerdings  be- 
sonders der  berühmte  Naturforscher  Karl  Ernst  von  Baer  wieder 
hingewiesen  hat5*41). 

Die  gewöhnlichen  Austern  (Ostrea  edulis,  canariensis  usw.)  ent- 
falten ihre  volle  Lebenstätigkeit  vom  Mittelwasserniveau  bis  hinab  zu 
30,  35  und  mehr  m  Tiefe.  vSie  werden  an  allen  europäischen  Küsten, 
vom  südlichen  Norwegen,  etwa  von  65°  N.  Br.  an  bis  zum  Schwarzen 
Meere  einschl.  gesammelt.  Besonders  bevorzugt  sind  die  vom  Golfstrom 
berührten  Küstenstrecken. 

Die  gewöhnliche  eßbare  Auster  (Ostrea  edulis)  kommt  freilebend 
an  der  norwegischen  Küste  bis  zum  Polarkreis  vor,  heute  aber  nur  in 
verhältnismäßig  kleinen  Mengen.  Vor  einem  bis  zwei  Menschenaltern 
wurde  die  Auster  dortselbst  noch  so  häufig  gefunden,  daß  man  sie  in 
bedeutenden  Mengen  nach  Rußland,  Belgien  und  anderen  Ländern 
exportierte.  So  kam  damals  ein  nicht  geringer  Teil  der  sogenannten 
Huitres  d'Ostende  in  Wirklichkeit  von  der  Norwegischen  Küste.  Da 
jedoch  die  Austern  auf  so  nördlichen  Breitengraden  sich  nur  langsam 
vermehren,  wurden  weit  mehr  gefangen,  als  durch  natürliche  Vermehrung 
wieder  ersetzt  werden  konnten:  und  so  sah  man  sich,  um  der  nor- 
wegischen Volkswirtschaft  dieses  Aktivum  zu  erhalten,  in  den  siebziger 
Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  genötigt,  die  künstliche  Aufziehung 
nach  französischem  Vorbilde  zu  versuchen.  In  Frankreich  hat  man 
schon  lange  das  Vorkommen  der  Austern  durch  eine  Ansammlung  des 
Laiches  an  bestimmten  Laichplätzen  und  eine  Umpflanzung  desselben 
an  andere  Plätze,  zum  Mästen,  reguliert.  Auch  die  norwegische  Austern- 
kultur arbeitet  mit  Wechselbetrieb  zwischen  Laich-  und  Mastbassin. 
Die  Bassins  sind  fast  ausnahmslos  kleine  (im  Mittel  etwa  V «  qkm  große), 
5—10  m  tiefe  Meerwasserseen  im  Hintergrunde  der  Fjorde  und  durch 
eine  Barre  dermaßen  gegen  das  Fjordwasser  abgeschlossen,  daß  in  der 
Regel  nur  ein  Kanal  von  ganz  geringer  Tiefe  einen  gewissen  Wasser- 
wechsel zur  Flutzeit  erlaubt.  Geomorphologisch  handelt  es  sich  zweifellos 
um  Fälle  glazialer  Übertiefung.  Häufig  sind  in  jenen  Kanal  zur 
Stromregulieruug  noch  künstliche  Schleusen  eingebaut.  Diese  „ Polle- 
zeigen je  nach  den  (natürlichen  oder  künstlichen)  Kommunikations- 
verhältnissen  mit  dem  Wasser  der  offenen  Fjorde  und  je  nach  den 
Jahreszeiten  und  Süßwasserzuflüssen  sehr  interessante  und  variable  hydro- 


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Produkte  des  tierischen  Benthos  561 

graphische  Verhältnisse;  insbesondere  lassen  sie  infolge  Überschichtung 
spezifisch  leichteren,  salzarmen  über  schwererem,  salzreicheren  Wasser 
eine  sommerliche  Wärmeaufspeicherung —  nach  Art  der  „Glashauswirkungt 
gewisser  ungarischer  Salzseen  —  erkennen,  die  es  den  Austern  schon 
früher,  ohne  Zutun  des  Menschen,  ermöglichten,  in  den  Pollen  besser 
und  reichlicher  zu  gedeihen,  als  in  den  kälteren,  offenen  Fjorden;  für 
die  Kultur  der  Austern  aber  gewähren  diese  Verhältnisse,  wenn  nötig, 
unter  Anwendung  künstlicher  Regulierung,  die  Möglichkeit,  den  Wechsel- 
betrieb zwischen  Laichbassin  und  Mastbassin  vorzunehmen.  Laichpolle, 
von  denen  man  naturgemäß  weniger  braucht  als  Mastteiche,  erfordern 
eine  um  rund  10°  höhere  Sommertemperatur  als  Mastpolle.  Die  ab- 
normen Sommertemperaturen  gehen  in  günstigen  Fällen  bis  über  35°  C. 
hinauf.  Die  Polle  bilden  daher  sozusagen  ein  Stück  südlicherer  Meeres- 
gebiete, und  man  versteht,  wenn  H.  H.  Gran  in  einem  der  wärmsten 
Teiche  (Espevik)  eine  kleine  Crustacee,  Paracarthia  granii  G.  0.  Sars, 
auffand,  deren  nächste  Verwandte  von  der  Guinea-Küste  bekannt  sind, 
während  sich  in  den  benachbarten  Fjorden  niemals  ein  Individuum  dieser 
Form  gezeigt  hat.  Weitere  Einzelheiten  über  diese  Polle,  ihre  hydrographi- 
schen Verhältnisse  und  die  in  denselben  betriebene  Austernkultur  sind  einer 
zusammenfassenden  Arbeit  von  B.  Helland-Hansen582)  zu  entnehmen, 
aus  der  auch  noch  über  die  Sedimente  Folgendes  nachgetragen  sei.  In 
den  oberen  Wasserschichten  der  Polle  ist  zeitweilig  ein  reiches  Tier-  und 
Pflanzenleben,  sowohl  von  benthonischen,  wie  von  planktonischen  Formen, 
zu  bemerken.  Wenn  die  Organismen  absterben,  werden  ihre  Reste  wegen 
der  Abgeschlossenheit  der  Teiche  nicht  aus  dem  Bassin  abgeführt, 
sondern  sinken  zu  Boden,  wo  sie  —  mit  zufälligen  Sedimenten 
organischen  Ursprungs  zusammen  —  eine  lockere  Schlammschicht  bilden, 
welche  in  vielen  Fällen  recht  mächtig  ist.  In  den  meisten  Pollen  deckt 
eine  solche  Schlammschicht  den  Boden  überall,  wo  die  Tiefe  mehr  als 
ein  paar  Meter  beträgt.  In  dieser  Schlammschicht  geht  eine  lebhafte 
Schwefelwasserstoffeutwicklung  vor  sich,  welche  insofern  eine  bedeutende 
Rolle  in  der  Teichknltur  spielt,  als  das  HSS-  haltige  Bodenwasser  beim 
Aufsteigen  in  höhere  Regionen,  wie  es  durch  verschiedene  Umstände 
hervorgerufen  werden  kann,  die  Austernkulturen  in  kürzester  Zeit  zu  ver- 
nichten vermag.  Die  tieferen  Teile  der  Polle  gehören  also  in  die  Kategorie 
der  „schlecht  ventilierten"  Meeresteile,  und  das  war  der  Grund,  wes- 
halb schon  einmal,  bei  Besprechung  der  Sedimentationsverhältnisse 
des  Schwarzen  Meeres,  in  einer  Anmerkung  3M)  auf  dieselben  hin- 
gewiesen wurde. 

Deutschland  besitzt,  wie  ich  einer  älteren  Arbeit  von  K.  Möbius 
und   einer  späteren   Darstellung  von   H.  Griesbach583)  entnehme, 

etwa  50  Bänke  —  nach  den  „Amtlichen  Berichten  44  584)  sollten 

es  51  sein  — ,  auf  denen  Austern  gefischt  werden,  und  zwar  an  der 

Andres,  Goolofpo  des  Meeresboden».  II.  ug 


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562 


Nutzbare  Materialien  am  Meeresboden 


Westküste  Schleswig-Holsteins.  Dieselben  dehnen  sich  über  ein  Gebiet 
ans,  welches  74  km  lang  and  22  km  breit  ist.  Die  kleinste  Bank, 
Oddende  bei  Atnrum,  ist  275  m  lang  und  30  m  breit,  die  größte,  Jord- 
sand  bei  Sylt,  1850  m  lang  und  im  Durchschnitt  1250  m  breit.  Die 
einzelnen  Austernbänke  sind  an  die  Flanken  der  das  Wattenmeer  durch- 
ziehenden, 15 — 20  m  tiefen,  schlickfreien  Gezeitenrinnen  gebunden  und 
so  orientiert,  daß  in  der  Regel  auch  bei  gewöhnlicher  Ebbe  noch  2  m 
Wasser  darüber  vorhanden  ist;  und  zwar  liegen  die  tiefstgelegcnen 
Austernbänke  bei  Sylt  bis  zu  8,3  m  unter  Hochwasser,  einzelne  Teile 
der  höchstgelegenen  in  der  Nähe  von  Föhr  dagegen  nur  2,7  m  unter 
Hochwasser,  sodaß  sie  bei  Oststurm  z.  T.  sogar  trocken  laufen.  Durch 
jene  Rinnen  laufen  Flut-  und  Ebbestrom  mit  einer  Geschwindigkeit  von 
4 — 6  Fuß  in  der  Sekunde,  also  ungefähr  ebenso  schnell  wie  der  Rhein 
bei  Bonn,  und  verhindern  den  Absatz  des  den  Austern  feindlichen 
Schlickes.  Der  Untergrund  dieser  Rinnen  besteht  daher  ausnahmslos 
ans  grobem  Sand,  kleineren  und  größeren  Steinen  und  Muschelschalen. 
Die  Austern  liegen  meist  einzeln  auf  den  Bänken,  seltener  in  Klumpen; 
oft  muß  das  Schleppnetz  mehr  als  drei  Quadratmeter  bestreichen,  um 
ein  einziges  ausgewachsenes  Tier  aufzunehmen,  sodaß  man  in  diesen, 
wie  in  vielen  anderen  Fällen  kaum  von  eigentlichen  Austern -Bänken 
sprechen  kann. 

Den  ergiebigsten  und  zugleich  schmackhaftesten  Fang  liefern  die 
Ostseite  der  Insel  Sylt  und  die  Nähe  der  Inseln  Amrum  und  Föhr. 
Wenige  und  unbedeutende  Bänke  dagegen  befinden  sich  bei  der  Insel 
Röm,  der  nördlichen  Grenze,  und  den  Inseln  Pellworm  und  Nordstrand, 
gegenüber  der  Stadt  Husum,  der  südlichen  Grenze  des  deutschen 
Austerngebietes. 

In  den  benachbarten  dänischen  Gewässern  sind  vor  allem  die  seit 
1852  befischten  Austernbänke  und  -kulturen  des  Limfjordes  von  einiger 
Bedeutung.  Auf  den  besten  „Bänken"  dieses  Gebietes  finden  sich  nach 
C.  G.  Joh.  Peteksen  nur  1 — 2  Austern  auf  das  Quadratmeter  Meeres- 
boden. Der  Austernfang  im  Linifjord  vermag,  selbst  bei  gesteigertem 
Verbrauch,  den  gesamten  Bedarf  Dänemarks  zu  decken685).  Die 
letzten  regelmäßig  ausgebeuteten  Austernbänke  der  Ostsee  befinden 
sich  an  der  Insel  Läsö  im  Kattegat  und  sollen  sich  von  dort  gegen 
die  Insel  Anholt  hinziehen.  Schon  im  Sund  und  in  den  Belten  finden 
Austern  nicht  mehr  die  ihnen  zusagenden  Bedingungen,  noch  weniger 
aber  in  der  eigentlichen  Ostsee.  Der  Hauptgrund  liegt  jedenfalls  in 
dem  zu  geringen  Salzgehalte  dieses  wenigstens  in  seinen  nördlichen 
und  östlichen  Teilen  schon  fast  zu  einem  süßen  Binnensee  gewordenen 
Gewässers.  Das  Minimum  des  Salzgehaltes,  dessen  die  Auster  zum 
Leben  bedarf,  ist  etwa  17  pro  Mille. 


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Produkte  des  tierischen  Benthos  563 

Diese  Verhältnisse  sind  früher  anders  gewesen;  denn  die  „Küchen- 
reste" (Kjökkenmöddinger)  des  frühneolithischen  Menschen,  die  sich  in 
ungeheuren  Anhäufungen  längs  der  Ostküste  Jütlands  und  auf  den 
dänischen  Inseln  bis  zu  den  Eingängen  der  eigentlichen  Ostsee  hin 
finden  und  von  den  Prähistorikern  mit  großem  Scharfsinn  untersucht 
worden  sind,  zeigen  mit  Sicherheit,  daß  wenigstens  der  ganze  sudliche 
Teil  des  Kattegats,  in  dem  die  Auster  jetzt  wegen  des  zu  geringen 
Salzgehalts  nicht  mehr  vorkommt,  damals  viel  salzreicher  gewesen 
sein  muß,  ein  Znstand,  welchen  wir  als  durch  die  Litorina-Senknng  be- 
dingt in  einem  früheren  Abschnitt  bereits  kennen  gelernt  haben. 

Während  man  sich  auf  deutscher  Seite  in  der  Hauptsache  auf  eine 
rationelle  Bewirtschaftung  der  ja  nur  in  bescheidenem  Maße  vorhandenen 
Bänke  beschränken  muß,  —  auf  moderner  biologischer  Grundlage  fußende 
Vorschläge  hierzu  sind  unlängst  von  A.  Hagmeieb  58B)  veröffentlicht 
worden  —  gehören  die  britischen  Inseln  nicht  nur  zu  den  größten 
Austernproduzenten,  sondern  auch  -konsumenten.  So  ist  in  London  die 
Auster  seit  Jahrzehnten  Volksnahrung,  kamen  hier  doch  schon  im 
Jahre  1867  rund  800  Millionen  Stück  auf  den  Markt.  In  der  Themse- 
Bucht  werden  die  Austern  in  besonderen  Austerngärten  oder  -parks 
gezüchtet;  von  hier  gelten  diejenigen  aus  den  Zuchtteichen  von 
.Whitstable  und  die  von  Colchester  kommenden  sogenannten  Grtinbärte 
als  die  besten. 

In  Holland  sind  die  Seeländischen  Austern  von  Vlissingen  und 
Middelburg  besonders  geschätzt,  in  Westfrankreich  diejenigen  von 
Marennes  und  La  Tremblade  (beide  nördlich  der  Gironde- Mündung  im 
Dep.  Charente- Interieure  gelegen),  sowie  die  Austernbänke  der  Bucht 
von  Arcachon  berühmt.  Die  Küsten  ,des  westlichen  Frankreichs  besitzen 
heute  drei  Austern-„Artenu,  von  denen  jede  bestimmte  Tiefen  innehält. 
Die  seichtesten  Bänke  werden  von  der  im  Jahre  1866  durch  einen 
Zufall  augesiedelten  portugiesischen  Auster,  Ostrea  angulata,  gebildet, 
welche  sich  wegen  ihrer  Widerstandsfähigkeit  gegen  den  Wechsel  der 
äußeren  Bedingungen  auch  für  die  Züchtungsversuche  am  besten  eignet. 
Ostrea  edulis  bildet  Bänke*  in  einer  Tiefe  von  2—72  m,  Ostrea  cochlear 
bewohnt  Tiefen  von  45—184  m. 

In  Italien,  wo  schon  zur  Zeit  der  alten  Römer  —  etwa  ein  Jahr- 
hundert vor  Christo  —  Sergius  Orata  künstliche  Austernzucht  im  Gebiete 
der  Phlegräischen  Felder  bei  Bajä  ausführte,  sind  seit  altersher  - 
neben  den  Austern  von  Cycicus  im  (kleinasiatischen)  Mysien  —  be- 
sonders die  Tarentiner  Austern,  die^von  Brindisi  und  diejenigen  aus  dem 
Lucriner-See  bei  Neapel,  der  allerdings  seit  dem  Ausbruch  und  der 
Aufschüttung  des  Monte  Nuovo  im  Jahre  1538  verödet  ist,  besonders 
beliebt.  Das  gilt  noch  heute  von  den  Austern  Tarents  und  von  Brindisi. 
Sonst  liefert  zurzeit  vor  allem  die  nördliche  Küste  des  Adriatischen 

86* 


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564  Nutzbare  Materialien  am  Meeresboden 

Meeres  den  Hauptbedarf  Südeuropas,  und  von  hier  gelten  die  Pfahl- 
austern des  äußersten  sehr  flachen  Winkels  der  Bucht  von  Muggia  bei 
Triest  und  die  Venetianischen  Arsenalaustern  als  die  besten  Sorten. 

Von  hervorragender  Bedeutung  ist  die  Austernfischerei  und  -kultur 
auch  an  der  ganzen  West-  und  Ostküste  der  Vereinigten  Staaten  von 
Nordamerika  und  des  südlichen  Canada597).  Während  die  Art  der 
Westküste  als  Ostrea  lurida  bezeichnet  wird,  gewinnt  man  an  der  Ost- 
küste von  Norden  nach  Süden  aufeinander  folgend  Ostrea  borealis  (an 
der  Südostküste  von  Grönland  und  im  nordöstlichsten  Canada),  Ostrea 
canadensis  und  schließlich  Ostrea  virgineana.  Der  Schwerpunkt  der  Gewin- 
nung liegt  an  der  Ostküste  in  der  Chesapeake-Bai,  wo  die  unerschöpflichen, 
natürlichen  Bänke  8000  qkm,  d.  i.  eine  Fläche  gleich  der  Hälfte  des  König- 
reiches Sachsen,  bedecken.  In  New  York  sollen  jährlich  so  viel  Austern 
wie  in  London  verzehrt  werden;  und  der  gesamte  Jahresbedarf  Nord- 
amerikas wird  auf  rund  4  Milliarden  Stück  geschätzt.  Wenn  aber  der 
Austernproduktion  an  vielen  Stellen  der  Ostküste,  von  Massachusetts  an 
bis  Virginien,  auch  noch  an  der  Mississippi-Münduug,  durch  Anlage  von 
Zuchtbassins  und  Austernparks  nachgeholfen  wird,  —  wobei  zur 
Steigerung  des  Ertrages  als  Brutfänger  große  Massen  von  Schalen  der 
zu  Konserven  verarbeiteten  Marktaustern,  ferner  von  Steinschlag,  ja 
von  alten  Konservenbüchsen  nnd  anderen  Dingen  versenkt  werden,  — 
so  bedeutet  dieses  doch,  ebenso  wie  die  Grundfischerei  auf  Austern* 
sehr  wesentliche  Eingriffe  in  die  Kustengestaltung,  bezw.  die  Geologie 
des  Meeresbodens.  —  Auch  an  der  mexikanischen  Ostküste  werden 
übrigens  neuerdings  reiche  Austernbänke  ausgebeutet. 

Endlich  werden  Austern  auch  an  den  Japanischen  und  Chinesischen 
Küsten  gewonnen,  besonders  große  bei  Taichou;  die  größte  japanische 
Bank  ist  Okayama-ken  vor  dem  südlichen  Teile  der  Hauptinsel  Nippon. 

Je  nach  der  Lage  der  natürlichen  oder  künstlichen  Vorkommnisse 
bestehen  manche  Verschiedenheiten  in  Größe,  Dickschaligkeit  und 
Schmackhaftigkeit  der  Austern.  So  werden  z.  B.  die  gewöhnlich  als 
Holsteiner  oder  Flensburger  Austern  bezeichneten  großen,  plumpen, 
dickschaligen,  in  Wirklichkeit  von  Helgoland,  Friesland,  Schottland  und 
selbst  Skandinavien  stammenden  Austern  von  den  dünnschaligen  Schles- 
wiger oder  Husumer  Austern  an  Wohlgeschmack  übertroffen.  Am 
fettesten  und  schmackhaftesten  wird  die  Auster  übrigens  bei  20 — 30 
pro  Mille  Salzgehalt,  und  man  findet  daher,  abgesehen  von  den  mittel- 
meerischen,  auch  an  den  Küsten  des  Atlantischen  Ozeans  und  der 
Nordsee  die  beliebtesten  Austern  an  Stellen,  wo  der  Salzgehalt  des 
Meeres  entweder  durch  einen  größeren  Fluß,  der  ins  offene  Meer  geht, 
oder  durch  kleinere  Flüsse,  die  sich  in  eine  Bucht  ergießen,  etwas 
gemildert  wird,  so  die  Austern  von  Ha  vre,  im  Cancale- Busen,  bei  der 
Insel  *Re,  bei  Rochelle,  an  den  Küsten  der  Grafschaft  Kent,  im  Bereiche 


» 


Produkte  des  tierischen  Benthos 


n«5 


des  Themse -Wassers,  bei  Colchester,  ferner  bei  Ostende  usw..  Auch 
jenseits  des  Atlantischen  Ozeans  sucht  man  sich  als  Mastplätze  für  die 
aus  den  Brutbassins  entnommenen  jungen  Austern  gerne  Flußmündungen, 
Häfen,  brackige  Teiche  aus.  Daß  zwar  die  Austern  selbst  in  solchem 
gemilderteren  Wasser  sich  besser  befinden,  kaun  natürlich  nicht  be- 
hauptet werden. 

Die  natürlichen  Austernvorkommnisse,  wie  auch  die  Austcrnkulturen 
werden  von  manchen  Tieren  ganz  erheblich  geschädigt,  u.  a.  durch  die 
Bohrschwämme  (Cliona).  Obwohl  die  Austernschalen  nur  bis  zur  innersten, 
dem  Mantel  der  Muschel  anliegenden  Lamelle  zerfressen  werden  und 
die  befallenen  Tiere  sich  auch  durch  Ausscheidung  neuer  Schalensubstarfz 
zu  schützen  suchen,  gehen  sie  doch  schließlich  zugrunde;  ob  durch  eine 
Vergiftung  oder  nur  infolge  der  Zerstörung  des  schützenden  Gehäuses, 
ist  —  nach  L.  Nick  —  nicht  bekannt.  Nach  Topsent  bekämpfen 
übrigens  die  französischen  Austernzüchter  diese  sogenannte  „Pfeffer- 
kuchenkrankheit" (la  maladie  dite  du  „pain  d'epices"),  die  in  der  Regel 
nur  über  zwei  Jahre  alte  Individuen  befällt,  indem  sie  ihre  Parke  mit 
einem  Schutzwall  alter  leerer  Schalen  umgeben,  welche  die  Larven  der 
Bohrschwämme  abfangen  und  dann  zuerst  zerstört  werden;  oder  sie 
tauchen  die  Austern  in  Süßwasser,  welches  die  Schwämme  abtötet. 
Doch  sind  die  Bohrschwämme  nicht  die  einzigsten  Feinde  der  Austern- 
bänke und  -kulturen.  Schon  ein  großer  Teil  der  Larven  und  jugend- 
lichen Austern  fällt  Fischen  zur  Beute;  Krebse  passen  den  Augenblick 
ab,  wo  das  Tier  seine  Schale  öffnet,  um  sich  an  ihrem  Fleisch  zu  laben, 
mehrere  Schneckenarten  der  Gattungen  Murex  und  Purpura,  ferner  das 
Wellhorn,  Buccinum,  bohren  sie  an  und  fressen  sie  aus  und,  was  das 
merkwürdigste  ist,  gewisse  Seesterne  vermögen  die  Schalen  unter  Über- 
windung der  Muskelkraft  des  Schließmuskels  der  Auster  mit  Hilfe  ihrer 
Saugfüßchen  zu  öffnen,  um  dann  ihren  Magen  auszustülpen  und  sack- 
artig über  die  Weichteile  des  Opfers  zu  legen.  Der  Schaden,  den  gerade 
diese  Seesterne  auf  den  Austernbänken  anrichten,  kann  außerordentliche 
Dimensionen  annehmen;  wird  doch  berichtet,  daß  Asterias  arenicola 
im  Jahre  1888  an  den  Küsten  von  Connecticut  für  631 500  Dollars 
Austern  vernichtet  habe.  Nicht  selten  siedeln  sich  auch  Miesmuscheln 
in  solchen  Mengen  auf  Austernbänken  an,  daß  diese  hierdurch  gleichsam 
erstickt  werden.  Doch  —  und  das  gilt  für  die  meisten  Lebewesen  auch 
am  Meeresgrunde,  die  ja  doch  dem  überall  herrschenden  „Kampf  ums 
Dasein"  nicht  entzogen  sind  —  „alle  diese  Feinde  haben  so  lange  schon 
auf  Unkosten  der  Austern  gelebt,  wie  diese  selbst.  Wenn  sie  nicht  das 
ihrige  in  dem  Vernichtungskriege  gegen  die  Austern  getan,  wenn  nicht 
Milliarden  von  jungen,  eben  ausgeschlüpften  Austern  vom  Wogenschwalle 
erfaßt  und  erdrückt  oder  vom  Sande  und  Schlamm  erstickt  würden,  so 
würden  die  Meere  längst  zu  vollgefüllten  Austernbassins  geworden  sein. 


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5«6 


Nutzbare  Materialien  am  Meeresboden 


Den  größten,  wirklich  empfindlichen  Schaden  haben  die  Austernbänke 
offenbar  durch  die  durch  Menschenhände  hervorgebrachte  Erschöpfung 
erlitten  und  durch  die  Folgen  eines  unzweckmäßigen,  mit  großen  Zer- 
störungen verbundenen  Einsammelns.  Wo  die  Bänke  nicht  so  seicht 
liegen,  daß  man  zur  Ebbe  die  Austern  mit  der  Hand  „pflücken"  kann, 
bedient  man  sich  eines  Netzes  mit  einem  schweren  eisernen  Rahmen, 
dessen  eine  am  Boden  schleppende  Kante  mit  Zähnen,  gleich  einer 
Egge,  bewehrt  ist44.    Durch  diese  Netze  „werden  förmlich  tiefe  Löcher 


Fig.  139 

Oberes  Bild:  Mangrove-Austcrn  „Bank".    Keppel-Bai.    Küste  von  Ostaustralien, 
l'nteres  Bild:  Mangrove  mit  Baumaustern  bewachsen.   Endeavour-Aestuarium,  Australien. 
Nach  Saville-Kent,  The  öreat  Barrier  Reef  of  Australia,  1898. 


und  Furchen  in  die  Bänke  gerissen,  und  der  größte  Nachteil  entsteht 
nun,  indem  diese  Vertiefungen  in  kurzer  Zeit  mit  Schlamm  ausgefüllt 
werden,  welcher  nicht  nur  eine  fernere  Ansiedelung  au  dieser  Stelle 
unmöglich  macht,  sondern  auch  die  umliegenden,  von  dem  Schleppnetz 
verschont  gebliebenen  Tiere  tötet"  (H.  Simroth).  —  Ein  Teil  dieser 
Schädigungen  kann  bei  der  künstlichen  Austeruzueht  vermieden  oder 
doch  vermindert  werden;  indessen  ist  es  nicht  Sache  unserer  Darstellung, 
uns  noch  näher  mit  der  Austernkultur  zu  befassen588). 


Produkte  des  tierischen  Benthos 


687 


Die  sogenannten  Baumaustern,  Alectryonia  crista  galli  Lin.,  cal- 
car  u.  a.,  gehören  den  Mangrove- Gebieten  der  tropischen  Meeresküsten 
an;  so  kommen  sie  an  den  Bahamas,  an  der  Nordküste  von  Südamerika 
bis  zur  Amazonasmündung,  im  Golf  von  Guinea,  an  der  Ostküste  von 
Madagaskar,  an  den  Küsten  Vorder-  und  Hinterindiens  samt  Malakka, 
an  der  Südküste  von  Sumatra  und  Borneo,  auch  an  der  Nordküste 
Australiens  vor  (Fig.  139). 

Hier  möchten  wir  auch  noch  einmal  der  Ansammlungen  der  eßbaren 
Miesmuschel  (Mytilus  edulis  L.)  gedenken,  welche  zirkumpolar  gesellig 
lebend  sogar  bis  90  m  Tiefe  gefunden  wird,  vor  allem  aber  in  der  Ufer- 
region auftritt.  An  vielen  Stellen  der' zerrissenen,  westeuropäischen 
Felsenküsten,  die  von  starken  Gezeiten  bespült  werden,  kann  man  zur 
Ebbezeit  ein  schwarzes,  1 — 2  Fuß  hohes  Band  über  dem  Wasserspiegel 
sehen,  welches  sich  aus  unzähligen,  mit  Byssus  festgewachsenen  Mies- 
muscheln zusammensetzt.  Wo  aber  die  Gezeiten  keinen  großen  Niveau- 
unterschied zeigen,  und  auch  aus  anderen  örtlichen  Ursachen  siedeln 
sich  die  Miesmuscheln  etwas  tiefer  an,  sodaß  sie  immer  vom  Wasser 
bedeckt  bleiben.  Besonders  gutes  Gedeihen  findet  Mytilus  in  den  nord- 
europäischen Meeren  und  der  Nordsee,  um  von  dieser  als  euryhalines 
Tier  auch  in  die  Ostsee  hineinzugehen,  wo  sie  allerdings,  je  mehr  das 
Wasser  sich  nach  dem  Nordosten  zu  aussüßt,  mehr  und  mehr  ver- 
kümmert. Überall,  wo  die  Miesmuschel  gut  gedeiht,  benutzt  man  sie 
teils  als  Köder,  teils  zur  Nahrung  und  hat  an  manchen  Orten  eine 
eigene  Muschelwirtschaft  und  -Zucht  eingerichtet;  letztere  erfolgt  in  der 
Begel  an  Muschelpfählen  oder  -Bäumen,  so  z.  B.  im  Limfjord  und  in  der 
westlichen  Ostsee,  bei  Kiel  und  Apenrade.  Genauere  Nachrichten  über 
diese  geregelte  Miesmuschelzucht,  die  heute  freilich  —  wegen  der  Aus- 
dehnung der  Marine-Anlagen  —  teilweise  nur  noch  historischen  Wert 
haben,  haben  Meyer  und  Möbius  in  ihrem  schönen  Werke  über  die 
Fauna  der  Kieler  Bucht  gegeben.  Vom  Limfjord  in  Jütland  berichtet 
C.  G.  Joh.  Petersen,  daß  ein  dortselbst  eingesetzter  Muschelpfahl  nach 
2V>  Jahren  im  August  1916  42  kg  Miesmuscheln  trug,  von  denen  20  kg 
erste  Qualität  für  den  menschlichen  Genuß  darstellten.  Im  Mittelmeer 
wird  die  Miesmuschel  seit  langer  Zeit  bei  Tarent  kultiviert,  neben  ihrer 
Verwandten,  der  Modiola  barbata  Lara. 

Über  die  Gewinnnng;  der  Perlen  und  der  Perlmutter 

Auf  die  Gewinnung  der  Perlen  bei  Ceylon  wurde  schon  früher,  im 
Abschnitt  über  die  Schelfablagerungen,  kurz  hingewiesen. 

Die  Muscheln,  welche  die  Perlen  erzeugen589),  sind  vor  allem 
Margaritifera  (Meleagrina,  Avicula)  margaritifera  mit  verschiedenen 
Varietäten  (so  persica  —  im  Persischen  Golf,  erythraeensis  —  im  Roten 


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Nutzbare  Materialien  am  Meeresboden 


Meer,  cumingi  —  bei  den  Inseln  des  südlichen  Stillen  Ozeans  und  des 
östlichen  Polynesien,  mazatlanica  —  an  den  Küsten  von  Panama  und 
Mexiko  und  im  Kalifornischen  Meerbusen;  ein  Teil  dieser  Varietäten 
ist  auch  wohl  als  besondere  Arten  gefaßt  worden,  wie  z.  B.  Margaritifera 
mazatlanica  Hanley  und  Margaritifera  vulgaris  oder  fucata  (im  Persischen 
Golf,  Roten  Meer,  Indischen  Ozean,  Malayischen  Archipel,  an  den  Küsten 
von  Australien  und  Neu-Guinea);  doch  kommen  auch  noch  einige  andere 
Arten  derselben  Gattung  in  Betracht,  wenn  sie  auch  nicht  eine  gleich 
wichtige  Rolle  wie  jene  beiden  spielen. 

Die  Perlmuscheln  leben  in  geringer  Tiefe,  etwa  um  20 — 40  m, 
manchmal  aber  in  noch  flacherem  Wasser  von  nur  wenigen  Metern 
Tiefe.  Auch  andere  Meeresmuscheln,  bezw.  -Mollusken  liefern  gelegentlich 
schöne,  im  ganzen  aber  doch  nur  weniger  wertvolle  Perlen. 

Die  Perlen,  deren  Entstehung  auf  Umhüllung  von  Fremdkörpern 
—  z.  B.  Sandkörnern,  mindestens  z.  T.  aber  auch  von  gewissen  Para- 
siten —  durch  den  die  Perlmutterschicht  der  Schale  abscheidenden 
Mantel  des  Tieres  zurückzuführen  sein  dürfte,  liegen  nicht  immer  frei 
zwischen  den  Weichteilen  des  Mantels  und  den  Klappen  des  Tieres, 
sondern  sind  häufig  mit  der  Schale  verbunden  und  besitzen  auch  oft 
unregelmäßige,  von  der  Kugelform  abweichende  Gestalt.  Der  Wert  der 
Perlen  wird  außer  durch  ihre  Form  noch  durch  die  Größe,  die  Farbe, 
den  Glanz  und  die  sogenannte  Klarheit  oder  das  „Wasser"  bestimmt. 
Wegen  ihrer  Größe  sind  die  zu  allen  möglichen  Ziergegenständen  be- 
nutzten, unregelmäßig  gestalteten,  eckigen  Beulen-  oder  Brockenperlen, 
wegen  ihrer  gleichmäßigen  Rundung  die  mehr  direkt  zum  Schmuck  be- 
nutzten Stückperlen  besonders  wertvoll.  Wegen  ihrer  Farbe  werden  in 
Europa  und  Amerika  mehr  die  weißen,  auf  Ceylon  die  rosenfarbenen,  im 
Orient  die  ins  Gelbliche  spielenden  Varietäten  am  meisten  geschätzt.  Außer 
den  beiden  schon  genannten  Fomiabarten  unterscheidet  man  noch  die  auf 
einer  Seite  flachen  Kartenperlen  und  die  nicht  gut  anbohrbaren  und 
daher  nur  zur  Einfassung  von  Schmuckgegenständen  dienenden  Staub- 
perlen. Man  spricht  auch  von  Zahlperlen,  Unzenperlen  und  Lothperlen 
und  sortiert  die  Perlen  für  den  Handel  durch  5—10  Siebe  mit  ver- 
schieden großen  Durchbohrungen. 

Nirgends  ist  die  Perlenfischerei  so  gewinnbringend  wie  im  tropischen 
Indischen  Ozean.  Hier  werden  die  eigentlichen  „^erlenaustern"  im  Roten 
Meer,  im  Persischen  Meerbusen,  an  der  Westküste  von  Ceylon  zwischen 
Dutch  Bay  Poiut  und  Negombo  (etwa  zwischen  7  und  8V20  N.),  zahl- 
reicher weiter  im  Norden,  ferner  im  Sulu- Archipel,  in  der  Sharks  Bai590) 
(Westaustralien),  sowie  bei  Kap. Taubert  an  der  Nord  Westküste  Australiens 
etwa  unter  19°  S.  Br.  und  im  Papua-Golf  südlich  von  Neu-Guinea 
gefischt.  Weitere  Fundpunkte  liegen  au  den  Japanischen  Küsten  (Bai 
von  Agu,  Provinz  Shima)  und  bei  Omura  (Nagasaki-ken). 


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Produkte  des  tierischen  Benthos 


569 


Den  Fang  der  Margaritifera  mazatlanica  Hanley  betreibt  man 
einerseits  im  Meerbusen  von  Kalifornien,  wie  früher  auch  im  Golf  von 
Panama  bei  den  Perlas-Inseln ,  anderseits  aber  auch  im  Meerbusen  von 
Mexiko,  sowie  an  den  Küsten  Westindiens,  hier  namentlich  in  der  Um- 
gebung der  Karaiben-Insel  Margarita,  der  Perlinsel  (westlich  von  Trinidad 
vor  der  Küste  von  Venezuela  gelegen),  deren  Perlmuschelbänke  jetzt 
freilich  sehr  erschöpft  sein  sollen. 

Im  Persischen  Golf  liegen  die  Hauptfischplätze  für  Perlenaustern 
im  südlichen  Teile  längs  der  arabischen  Küste  und  zwar  vor  der 
zwischen  dem  Platze  Schardja  und  der  Insel  Ser  Abu  Nair  gelegenen 
„Großen  Perlenbank*  nördlich  von  der  Piratenküste  gegen  W  und  NW 
über  die  Bahrein-Inseln  hinaus  bis  etwa  nach  der  Insel  Abu  Ali.  An 
der  gegenüberliegenden  persischen  Küste  werden  heute  nur  Perlen  ge- 
ringerer Beschaffenheit  und  in  mäßigen  Mengen  z.  B.  zwischen  Linga  und 
Ras  Nabend  gefischt;  doch  scheint  dem  nicht  immer  so  gewesen  zu  sein, 
sagt  doch  ein  persisches  Sprichwort  von  der  in  der  Meerenge  von  Hormus 
vor  der  Persischen  Küste  gelegenen  Insel  Hormus:  Wenn  die  Erde 
ein  Ring  wäre,  so  wäre  Hormus  der  Edelstein  darin.  Im  nordwestlichen 
Teil  des  Golfes  dürften  die  durch  die  Gewässer  des  Schatt  al  Arab  zn- 
geführten  Sinkstoffe  das  Leben  der  Perlmuscheln  beeinträchtigen.  Die 
Perlen  von  den  Bahrein-Inseln  waren  schon  bei  den  chaldäischen  und 
phönizischen  Kaufleuten,  die  den  Transithandel  zwischen  Indien,  Arabien 
und  den  Mittelmeerländern  unterhielten,  eine  gesuchte  Ware.  Hier 
werden  jährlich  mit  bis  zu  4000  Booten,  von  denen  jedes  mit  4  bis 
40  Perlenfischern  bemannt  ist,  für  5 — 6  Millionen  Mark  Perlen  gefischt, 
und  zwar  geschieht  die  Gewinnung  durch  Taucher,  welche  mehr  und 
mehr  mit  modernem  Tauchgerät  ausgerüstet  sind.  Der  Hauptperl  markt 
befindet  sich  auf  der  kleinen  Insel  Delma.  Im  Ganzen  sollen  zeitweise 
gegen  30000  Menschen  im  Persischen  Golf  mit  dem  Muschelfang  be- 
schäftigt gewesen  sein  und  bis  zu  80  Millionen  Mark  jährlichen  Gewinn 
erzielt  haben.  Auch  Perlmutterschalen  hat  man  neuerdings  in  größerem 
Maßstabe  ausgeführt M1). 

Andere  wichtige  und  wohl  die  berühmtesten  Perlmuschelbänke  über- 
haupt liegen  in  einer  mittleren  Tiefe  von  13  — 18  m  an  der  West-  und 
Nordwestküste  von  Ceylon  und  zwischen  dieser  Insel  und  der  Küste 
von  Madura,  an  der  sogenannten  Perlküste.  Vor  der  Nord  Westküste 
der  genannten  Insel  befinden  sich  die  reichen  Fanggründe  der  r  Pearl 
Fishery  Camps",  auf  denen  in  günstigen  Jahren  gegen  50  Millionen 
Muscheln  eingesammelt  werden.  Hiervon  stehen  7s  der  britischen  Re- 
gierung zu.  Jedes  Jahr  werden  nur  bestimmte  Perlbänke  und  diese 
erst  wieder  nach  6 — 7  Jahren  abgesucht.  Der  jährliche  Gewinn  beträgt 
zwischen  25000  und  200000  Pfund  Sterling.  1000  Perlmuscheln  werden 
mit  20—60  Mk.  bewertet,  schöne  Perlen  das  Stück  mit  600—4000  Mk. 


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Ä70 


Nutzbare  Materialien  am  Meeresboden 


verkauft.  Da  nur  verhältnismäßig  wenige  Muschelindividuen  große  und 
gute  Perlen  enthalten,  werden  oft  hunderte  vergeblich  geöffnet  und 
damit  —  vernichtet,  ehe  man  eine  brauchbare  oder  wirklich  wertvolle 
Perle  findet.  Es  ist  klar,  daß  dieses,  trot*  der  erwähnten  Schonzeiten, 
einen  Raubbau  bedeutet,  dem  aber  vielleicht  Einhalt  getan  werden  wird, 
wenn  die  Untersuchung  der  lebeuden  Schalen  mit  dem  Röntgen  verfahren, 
das  Dcbois  hierfür  vorgeschlagen,  in  weiterem  Maße  als  bisher  zur 
Anwendung  käme.  Man  hat  auch  Versuche  mit  Verpflanzung  der 
Muschelbrut  auf  geeignete  Plätze  gemacht  oder  solche  durch  Versenken 
von  Gesteinsstücken  auf  sandigen  Meeresboden  herstellen  wollen,  — 
von  1906—1911  wurden  bei  Ceylon  etwa  10000  Tonnen  Steine  zu 
diesem  Zwecke  versenkt,  —  aber  bedeutende  Erfolge  scheinen  hierdurch 
noch  nicht  erzielt  zu  sein.  —  Die  Perlbänke  von  Ceylon  sind  nach 
historischen  Uberlieferungen  schon  seit  über  2000  Jahren  bekannt  und 
scheinen  sich  in  dieser  Zeit,  wie  aus  den  Beschreibungen  und  der 
durchaus  gleichgebliebenen  Art  der  Befischung  hervorgeht,  kaum  ver- 
ändert zu  haben  592).  Und  das,  obwohl  auch  Korallen  auf  einzelnen 
••■Teilen  reichlich  auftreten,  denen  man  doch  im  allgemeinen  eine  erheb- 
liche sedimentbildende  Tätigkeit  zuschreibt.  Aber  von  einem  Zusammen- 
schließen dieser  Korallen,  zwischen  und  unter  denen  der  nackte  Fels 
freiliegt,  zu  förmlichen  Käsen  und  fernerhin  zur  Bildung  eines  ge- 
schlossenen Riffes,  also  von  einer  Erhöhung  der  Bänke  durch  die  Tätig- 
keit dieser  Korallen  ist  nichts  zu  bemerken.  „Es  scheint  vielmehr,  als 
brauchten  die  Korallen  in  größerer  Tiefe,  wenn  man  so  sagen  darf, 
eine  gewisse  Ellenbogenfreiheit  für  ein  günstiges  Gedeihen,  und  als 
schlössen  sie  sich  erst  nahe  der  Oberfläche,  in  ihrem  Bestreben  nach 
oben  zu  wachsen  verhindert,  infolge  seitlicher  Ausdehnung  dichter"  (zu 
Riffen)  „aneinander  ....  Man  sollte  doch  meinen,  es  hätte  im« Laufe 
der  Jahrtausende,  nicht  allein  durch  die  absterbenden  Korallen,  sondern 
in  erster  Linie  durch  die  Reste  der  Perlmuscheln,  ein  Trümmermaterial 
geschaffen  werden  müssen,  das  unweigerlich,  wenn  anch  äußerst  lang- 
sam, eine  Erhöhung  der  Bank  hätte  bewirken  müssen,  doch  ist  davon 
nichts  zu  beobachten.  Zwar  findet  sich  an  manchen  Stellen  der  Bank, 
wo  Korallen  seltener  sind,  sandiger  Boden,  bedeckt  und  untermischt 
mit  Schalen  toter  Muscheln,  und  man  durfte  vermuten,  wenigstens  hier 
auf  mächtige  Lager  durch  Kalk  und  Sand  verkitteter  Fragmente  der 
Kalkbildner  zu  stoßen,  jedoch  auch  hier  findet  man  beim  Aufwühlen 
des  Bodens  nur  lockeren  Sand,  durch  Strömungen  zusammengetragen, 
und  darunter  den  harten  Fels.  Betrachtet  man  die  von  den  Tauchern 
heraufgebrachten  toten  Schalen,  so  zeigen  sie  sich  in  ganz  eigentümlicher 
Weise  zerfressen,  wie  ausgelaugt,  dünner  geworden  und  in  allen  Stadien 
des  Zerfalles,  ohne  daß  sich  dies  etwa  allein  auf  die  Tätigkeit  bohrender 
Würmer  und  anderer  Kalkzerstörer  zurückführen  ließe.   Es  erweckt 


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Produkte  des  tierischen  Benthos  571 

vielmehr  den  Anschein,  als  fände  in  dieser  Tiefe  ein  allmähliches  Auf- 
lösen der  Kalkreste  statt,  und  zwar  in  stärkerem  Maße  als  die  Neu- 
bildung statthabe,  denn  sogar  die  Oberfläche  der  nackten  Felsen  der 
Bank  zeigt  Spuren  der  Zerstörung  und  Auflösung.  Trotzdem  Kalkalgen 
vorhanden  sind,  nicht  nur  als  knollenartige  bis  faustgroße  Ballen,  soudern 
zu  Zeiten  auch  plattenartig  ausgebreitet  als  Überzug  über  tote  Schalen 
und  abgestorbene  Korallen,  ist  eine  Verkittung  dieser  Fragmente  durch 
sie  nicht  zu  beobachten"  (A.  Voeltzkow).  Die  Perlbänke  Ceylons 
bieten  demnach  ein  Beispiel  für  außerordentliche  Konstanz  der  am 
Meeresboden  herrschenden  Bedingungen  durch  sehr  lange  Zeiten,  ganz 
im  Gegensatz  zu  jenen  Verhältnissen,  wie  wir  sie  früher  von  der  Tauben- 
bank im  Golf  von  Neapel  kennen  gelernt  haben:  ein  lehrreicher  Hinweis 
darauf,  daß  man  das  eine  wie  das  andere  —  auch  für  geologische  Nutz- 
anwendungen —  nicht  verallgemeinern  darf. 

Neuerdings  wird,  hauptsächlich  durch  Japaner,  auch  im  Gebiete  der 
Philippinen,  auf  Perlmuschelbänken,  die  sich  von  Mindanao  bis  nach 
Borneo  hinüberzuziehen  scheinen,  mit  gutem  Erfolg  auf  Perlen  ge- 
fischt598). Die  hier  vorkommende  Perlmuschel  ist  die  Goldlippenperl-  • 
auster  oder  Suluperlmuschel ;  die  meisten  Muschellager  werden  dort  ge- 
funden, wo  der  Boden  aus  feinem  Sand  besteht,  der  mit  kurzen  See- 
gräsern bewachsen  ist.  Die  jährliche  Ausbeute  ist  300—400  t  an 
Perlmusehelsehalen,  sowie  eine  erhebliche  Anzahl  schöner  Perlen.  Der 
Wert  der  Perlschalen  beträgt  bis  zu  200000  Dollar,  der  der  Perlen 
etwa  Va  Million  Dollar.  Die  Perlen  sollen  zwar  zum  größten  Teil  klein 
sein;  doch  ist  der  Prozentsatz  der  großen,  wertvollen  Perlen  größer  als 
auf  den  australischen  und  niederländisch -indischen  Bänken  und  groß 
genug,  um  die  Fischerei  lohnend  zu  gestalten.  Auch  dürfte  bei  der 
ungeheueren  Ausdehnung  der  Perlmuschelbänke  im  Gebiete  der  Phi- 
lippinen eine  Erschöpfung,  wie  sie  den  Betrieben  von  Ceylon  immer 
mehr  droht,  vorerst  nicht  zu  befürchten  sein. 

Außer  den  Perlen  werden  auch  die  Schalen  der  Perlmuscheln  bezw. 
ihre  inneren  Teile,  die  Perlmutter,  vielfach  verwendet,  zur  Verfertigung 
von  Knöpfen,  Messergriffschalen  und  im  Kunstgewerbe.  Die  schlechteren 
Stücke  sollen  in  Asien  sogar  wie  Dachziegel  benutzt  werden.  Aus  den 
Schloßteilen  der  Perlmuschel  schneidet  man  den  wie  Labradorstein 
schillernden  sogenannten  Pfauenstein.  Auch  die  marinen  Schnecken 
Turbo,  Cassis,  Haliotis b9i),  Strombus,  sowie  der  Nautilus  liefern  neben 
Perlen  noch  Perlmutter,  die  aber  sehr  verschiedenartig  und  -wertig  ist, 
von  fast  reinem  Weiß  bis  Grau  mit  schönem  Silberglanz,  gelber  Tönung, 
rot,  blau,  grün  usw.. 

Gewisse  Sorten  von  Perlmutter,  wie  die  von  Makassar,  Bombay, 
Sydney,  Manilla,  Panama,  Tahiti  werden  bevorzugt.  Die  Mehrzahl  der 
Perlschalen  von  den  Philippinen  wird  noch  ausgeführt;  doch  hat  sich 


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I 


572  Nutzbare  Materialien  am  Meeresboden 

auch  hier  schon  die  Industrie  ihrer  Verarbeitung  angenommen,  um 
Knöpfe  daraus  zu  fabrizieren.  Perlmutterschalen  bilden  auch  einen  be- 
deutenden Prozentsatz  der  Ausfuhr  Arabiens;  sie  wurden  —  bis  zum 
Kriege  —  von  den  Dampfern  des  Österreichisch-ungarischen  Lloyds  in 
ganzen  Ladungen  nach  Triest  verschifft  oder  in  schönsten  Stücken  nach 
Jaffa  und  Jerusalem  gebracht,  woselbst  sich  ein  ansehnlicher  Iudustrie- 
zweig  zur  Erzeugung  von  Perlmuttergcgenständen  gebildet  hat. 

Benatzung:  von  Muschelanhäufangen  zum  Kalkbrennen 

An  Küsten,  deren  Strandflächen  gelegentlich  große  Mengen  an- 
gespülter Muschelschalon  tragen,  werden  diese,  falls  das  Hinterland 
keinen  Kalk  zu  liefern  vermag,  zum  Kalkbreuuen  und  damit  zur  Mörtel- 
fabrikation benutzt,  so  z.  B.  in  Holland.  Von  Island  wird  solches 
speziell  von  den  Schalen  der  Miesmuschel  (Mytilus)  berichtet.  Auch  an 
den  deutschen  Küsten  der  Nordsee  hat  dieses  früher  in  großem  Maß- 
stabe stattgefunden,  wie  K.  Möbius  1871  geschildert  hat:  „Ein  großer 
Theil  des  Kalkes,  den  man  im  westlichen  Theile  von  Schleswig-Holstein 
zum  Bauen  verwendet,  wird  aus  Muschelschalen  gebrannt,  welche  bei 
Ebbe  auf  trockenliegenden  Stellen  des  Wattenmeeres  in  Böte  oder 
Wagen  eingeschaufelt  werden.  Nach  amtlichen  Ermittlungen  erhielten 
die  Kalköfen  dieser  Provinz  im  Jahre  1865  36440  Tonnen  Schalen. 
Rechnet  man  im  Durchschnitt  auf  jede  Tonne  nur  5000  Muscheln,  was 
sicherlich  nicht  zu  viel  ist,  so  findet  man,  daß  das  Wattenmeer  in  einem 
Jahre  über  182  Millionen  Muscheln  in  die  Kalköfen  lieferte."  Die  Haupt- 
masse dieser  Muscheln  bildete  die  Herzmuschel,  Cardium  edule,  daneben 
waren  auch  Tellina  baltica,  Mya  arenaria,  Mytilus  edulis  und  Scrobi- 
cularia  piperata  vorhanden.  —  In  der  kalkarmen  Gegend  von  Ningpo 
in  der  ostchinesischen  Provinz  Tsche-kiang  werden  die  Schalen  der 
herausgelöst  in  Salzwasser  aufbewahrten  Austern  sorgfältig  aufgehoben 
und  zum  Kalkbrennen  verkauft.  Gleiches  gilt  auch  von  der  Tridacna 
elongata  Lam.  in  der  Gegend  von  Suez,  wo  sie  äußerst  gemein  ist. 

Benutzung-  von  MatM-helanhlfufuntren  nnd  muschelreicher  Schlamme 

als  DHngrem  Ittel 

Muschelanhäufungen  an  Stränden  werden  vielfach  zum  „Mergeln- 
der  Felder  benutzt,  so  z.  B.  in  Holland  und  England.  Auch  an  der 
deutschen  Nordseeküste  ist  solches  wohl  früher  geschehen,  wie  ebenfalls 
K.  Möbius  1871  berichtet  hat.  Bei  Büsum  an  der  Westküste  von 
Holstein  wurden  im  Jahre  1866  auf  den  dortigen  Watten  (den  trocken 
laufenden  Platten  des  Meeresgrundes)  8000  Tonnen  Miesmuscheln,  d.  i. 
mehr  als  30  Millionen  Stück  eingesammelt  uud  als  Dünger  auf  die 
Felder  gebracht. 


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Gewinnung  natürlichen  Meersalzes;  Seesalinen  oder  Salzgärten 


573 


Muschelreicher  Schlamm,  der  aus  den  Überresten  gewaltiger  Mengen 
ebenfalls  von  Pfahl-  oder  Miesmuscheln  (Mytilus),  aber  auch  Austern 
und  anderen  Schaltieren  besteht,  wird  Zeitungsnachrichten  zufolge  wegen 
seines  beachtenswerten  Gehaltes  an  Kalk,  Kali  und  Phosphaten  neben 
der  großen  Menge  organischer  Stoffe  zu  Dungezwecken  auch  an  den 
Küsten  der  Prinz  Eduard-Insel  im  St.  Lorenz-Golf  gewonnen,  und  zwar 
durch  Baggermaschinen,  die  im  Sommer  auf  großen  Flößen,  bei  winter- 
licher Vereisung  der  Buchten  aber  direkt  auf  dem  Eise  aufgestellt 
werden.    Die  Mächtigkeit  des  Schlammes  soll  bis  8  m  betragen. 

Benutzung  schwefeleisenreicher  Lagunen-  und  Buchten- 
sedimente zu  Heilzwecken 

Über  die  Benutzung  schwefeleisenreicher  Lagunensedimente  der 
südrussischen  Limane  und  aus  Buchten  der  östlichen  Ostseeküste  zu 
Heilzwecken  ist  früher  bereits  berichtet  worden5'5).  Da  der  Schlamm 
des  Chadshibey-Limans  angeblich  Radium  und  Thorium  enthält,  mag 
die  therapeutische  Wirkung  der  damit  ausgeführten  Schlammbäder  und 
-Packungen  ähnlich  wie  bei  den  Wildbädern  auch  mit  auf  radioaktiven 
Erscheinungen  beruhen. 

Gewinnung  natürlichen  Meersalzes  (Rassol  usw.);  Seesalinen 

oder  Salzgärten 

Die  Gewinnung  des  Meersalzes  wird  von  den  verschiedensten 
Völkern,  schon  auf  primitivster  Stufe,  insbesondere  an  solchen  Meeres- 
küsten geübt,  wo  das  Klima  eine  lange  Trockenheit  aufweist.  Manchen 
Küstenbewohnern  wird  der  Gewinn  des  rein  durch  natürliche  Prozesse 
aus  dem  Meerwasser  ausgesonderten  Salzes  sehr  leicht  gemacht.  In 
hohen  Breiten,  z.  B.  an  den  Küsten  Sibiriens,  erzeugt  der  Frost  beim 
Gefrieren  des  Meerwassers  Salzausblühungen  auf  den  Meereisschollen; 
sie  werden  als  „Rassol"  (Lake  oder  Sole)  von  den  sibirischen  Elfenbein- 
sammlern, welche  im  Frühjahr  vom  Festland  nach  den  Neusibirischen 
Inseln  hinüberfahren,  zu  Speisezwecken  verwendet.  Aber  ungleich 
wichtiger  als  diese  Salzausblühungen  auf  Meereis  ist  die  Ausscheidung 
des  Salzes  durch  Verdunsten  des  Lösungsmittels.  An  Steilküsten,  und 
zwar  nicht  etwa  nur  in  niederen  Breiten,  wie  auf  der  Kapverdeschen 
Insel  Brava,  sondern  ausnahmsweise  auch  nordwärts  bis  Norwegen 
kommt  es  vor,  daß  bei  bewegter  See  Meerwasser  in  Nischen  des  Felsens 
spritzt,  verdampft  und  reines  Salz  zurückläßt.  Besonders  reichlich  ge- 
schieht das  an  zwei  Punkten  des  Felsenufers  der  Sinaihalbinsel,  bei 
Ras-om-Haye  und  bei  Ras-Abu-Mohammed.  Hier  lassen  sich  aus  dem 
vom  überschäumenden  Meerwasser  hinterlassenen  Niederschlage  die  Koch- 
salzwürfel aus  den  anderen  das  Meersalz  verunreinigenden  Salzen  leicht 


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Nutzbare  Materialien  am  Meeresboden 


aaslesen.  Dieses  Salz  soll  für  die  Fischeinsalzereien  vorzüglich  sein 
und  wird  nach  Tor  und  Suez  verhandelt.  Auf  die  übrigen,  bei  den 
Strandablagerungen  (S.  194 — 197)  geschilderten  natürlichen  Vorkommnisse 
von  Strandsalzen  braucht  hier  nicht  abermals  eingegangen  zu  werden. 

Viel  verbreiteter  noch  als  diese  ist  die  Gewinnung  des  Meeres- 
salzes in  sogenannten  Salzgärten  oder  Seesalinen  (franz.  =  marais 
salants,  span.  =  marinhas) 59B).  Die  Teilnehmer  der  „Sibogaw-Expedition 
berichten  davon,  wie  die  Eingeborenen  der  Insel  Saleyer  die  für  sie  so 
wichtige  Salzernte  mit  Festen  feiern,  und  das  mag  auch  an  anderen 
entlegenen  Küsten  der  Fall  sein.  Für  den  Europäer  am  nächsten  liegend 
ist  solche  Gewinnung  des  Salzes  an  den  Küsten  des  Mittelmeeres.  „Sie697) 
geschieht  heute,  wie  schon  im  Altertum598)  in  den  Salinen  oder  Salz- 
gärten, die  man  fast  an  allen  Flachküsten  und  Lagunen  des  Mittel- 
meeres findet.  Es  sind  flache,  von  niedrigen  Erddämmen  umgebene 
Becken,  in  die  man  im  Frühjahr  das  Meerwasser  hineinläßt,  das  dann 
während  des  heißen,  regenlosen  Sommers  verdunstet;  das  ausgeschiedene 
Salz  wird  im  Herbst  geerntet  nnd  in  großen,  weißen  Haufen  aufge- 
schichtet, die  man  an  manchen  Orten,  wie  z.  B.  im  Delta  des  Hermos 
am  Golf  von  Smyrna,  lange  vorher  erblickt,  ehe  man  des  niedrigen  Ufers 
selbst  ansichtig  wird.  Der  Bedarf  der  Mittelmeervölker  an  Salz  wird 
ganz  überwiegend  auf  diese  Weise  aus  den  unerschöpflichen  Vorräten 
des  Meeres  gedeckt,  und  im  Altertum  führten  uralte  Handelswege,  Salz- 
straßen, wie  die  Via  Salaria  Roms,  von  den  Mittelmeerkttsten  in  die 
Binnenländer  zum  Vertrieb  dieses  gesuchten  Handelsartikels."  —  Eine 
ansprechende  Schilderung  von  den  dalmatinischen  Salinen  hat  unlängst 
Adolf  Steuer599)  gegeben:  ,,Noeh  zur  Zeit  Karls  VI.  lagen  vor  den 
Toren  Triests  an  Stelle  der  heutigen  nüchternen  Neustadt  idyllische 
Salzgärten;  erst  1829  wurden  die  Salinen  von  Muggia,  Zaule  und  Servola 
anfgelassen.  Das  Flächenausmaß  der  heute  noch  bestehenden  beträgt 
883  ha,  wovon  255  ha  auf  Capodistria,  628  auf  Pirano  entfallen.  Unter 
den  dalmatinischen  Salinen  sind  die  auf  der  Insel  Pago  gelegenen  die 
bekanntesten.  Mittels  Schleusen  wird  das  Seewasser  zur  Flutzeit  zu- 
nächst in  lange,  von  Erddämmen  flankierte  Kanäle  geleitet.  Eigenartige 
Windmühlenpumpen  befördern  es  sodann  in  die  Kristallisationsbeete 
(„Cavedini"),  die  wieder  in  größere  und  kleinere,  von  schmalen,  niedrigen 
Dämmen  umrahmte,  viereckige  Felder  zerfallen.  Ihr  Boden  ist  glattr 
gestampfte  Tonerde.  Nur  in  den  Ecken  der  einzelnen  Felder  sind 
größere,  mit  rötlicher  Mutterlauge  gefüllte,  tiefere  Gruben  zu  bemerken. 
Ein  Triester  Chemiker,  Vierthaler,  konnte  in  100  Teilen  der  Mutter- 
lauge von  Capodistria  nachweisen:  MgSO*  6,2919,  MgCl2  15,2026, 
KCl  1,6385,  NaBr  1,7021,  NaCl  16,7931.  Wir  können  uns  die  Saline 
als  eine  Sortiermaschine  vorstellen,  die  dreierlei  zu  leisten  hat.  Von 
dem  zugeführten  Meerwasser  scheidet  sie  das  Wasser  aus,  das  unter 


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Gewinnung  natürlichen  Meeraake«;  Seesalinen  oder  Salzgärten  575 


den  sengenden  Sonnenstrahlen,  an  manchen  Orten  wohl  auch  zeitweilig 
anter  freundlicher  Mithilfe  der  Bora,  in  den  flachen  Beeten  rasch  ver- 
dunstet. Die  im  Wasser  gelösten  Salze  schlagen  sich  sukzessive  nieder, 
das  Salz  „blüht"  in  den  Beeten,  wie  die  Salzarbeiter  zu  sagen  pflegen. 
Zunächst  scheidet  sich  Chlornatrium  aus,  später  kristallisiert  ein  Gemenge 
von  Chlornatrium  und  Magnesiumsulfat  aus,  zuletzt  Chlorkalium,  Chlor- 
magnesiutn  und  andere  Salze,  so  Jod-  und  Bromkalium.  Die  Meeres- 
wogen haben  aber  auch  organische  Substauz  (Tierreste)  eingebracht,  die 
sich  am  Grunde  der  Gräben  und  Wasserreservoirs  ansammelt,  die  Ton- 
erde pechschwarz  färbt  und  ihr  ein  teerartiges  Aussehen  verleiht.  L.  Cah, 
der  die  Salinen  von  Pago  untersuchte,  ist  der  Ansicht,  eine  solche  An- 
sammlung von  organischen  Substanzen  könne  dazu  führen,  daß  sich  aus 
ihnen  innerhalb  längerer  Zeiträume  Petroleum  bildet.  Tatsächlich  sind 
ja  die  vom  Meerwasser  eingeschwemmten  mikroskopischen  Organismen 
(Plankton)  reich  an  fetten  Ölen,  die  bei  Druckdestillation  Petroleum  er- 
geben, und  damit  wäre  auch  das  nicht  seltene  Zusammenvorkommen 
von  Erdöl  und  Steinsalz  (Kaspisee)  erklärt.  Bedeutsam  ist  die  Be- 
obachtung, daß  jedenfalls  die  Hauptmasse  der  kleinen  Seetiere  nur  als 
Leichen  in  die  Saline  gelangt;  mit  ihnen  wird  der  Boden  der  Salinen- 
gräben gewissermaßen  gedüngt,  so  daß  sich  in  ihnon  ein  neues,  anderes, 
dem  hohen  Salzgehalt  angepaßtes  Pflanzen-  und  Tierleben  entwickeln 
kann."  Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  in  diesem  Zusammenhange  auf  das  Leben 
dieser  Salinen  näher  einzugehen,  obwohl  hier  sehr  interessante  biologische 
Probleme  vorliegen,  welche  dem  Paläobiologen  und  Paläogeographen  aus- 
gezeichnete aktuelle  Vorwürfe  bei  der  Deutung  fossiler  Salzsedimente  und 
der  begleitenden  Gesteine  bieten.  —  Die  istrianischen  Salinen  allein  sollen 
jährlich  5l/t  Millionen  Kronen  abwerfen.  —  Unbegrenzte  Möglichkeiten 
für  die  Gewinnung  von  Meeressalzen  bestehen  vor  dem  Südausgange 
des  Roten  Meeres  am  Golf  von  Aden.  Das  zeigen  die  Nachrichten  über 
die  Salzgärten  in  der  Nähe  dieser  Stadt,  welche  mit  einer  mittleren 
Jahrestemperatur  von  27,3°  C.  und  Maximaltemperaturen  von  46—48°  C. 
bei  den  britischen  Offizieren  als  der  „Punschkessel  des  Teufels"  verrufen 
ist.  „Ein  200  ha  großes  Salinenareal  liefert  dort  jährlich  100000  t  Meer- 
salz, also  der  Hektar  500  t,  während  die  leistungsfähigsten  Salzgärten 
Südfrankreichs  nur  60  t  pro  ha  und  Jahr  produzieren.  Freilich  arbeiten 
die  Aden  Salt  Works  unter  den  denkbar  günstigsten  Verhältnissen.  Die 
Meeresflut  füllt  selbst  die  riesigen  Verdunstungsbecken  ....  Wohl 
noch  nie  hat  ein  Regenguß  die  Ernte  vernichtet"  (Niemann).  —  Über 
die  Meersalzgewinnung  auf  der  Insel  Ibiza,  einer  der  beiden  Pityusen, 
entnehme  ich  der  Darstellung  von  H.  Praesent  60°),  daß  sie  nächst  der 
von  Cädiz  und  Torrevieja  die  bedeutendste  in  Spanien  ist.  Die  ge- 
wonnenen Mengen  werden  fast  gänzlich  nach  dem  Auslande  exportiert. 
Die  Seesalinen,  die  der  Sociedad  Salinera  Espafiola  gehören,  hegen  in 


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57  H 


Nutzbare  Materialien  am  Meeresboden 


I 


dem  Südzipfel  der  Insel  und  weisen  mustergültige  Anlagen  auf;  zum 
kleineren  Teile  befinden  sie  sich  auch  auf  der  kleineren  Sehwesteriusel 
Formentera.  Nach  der  Revista  minera  1907  betrug  die  Produktion  1905: 
70000  t,  1906:  75000  t,  nach  Perez-Cabrero  1907/08  (ein  Jahr!)  sogar 
97000  t.  —  Dem  Salinenbetrieb  äußerst  günstig  sind  Küstenbeschaffen- 
heit und  Klima  auch  auf  den  Kapverdeschen  Inseln;  das  bezeugt  die 
von  von  Burohman  auf  60000  t  jährlich  geschätzte  Ausbeute.  Im 
übrigen  sind  nach  Fr.  Müller  die  Seesalinen  ebenso  über  die  Welt 
verbreitet,  wie  der  Genuß  des  Salzes  überhaupt.  Man  kann  einen  ganzen 
Gürtel  verfolgen,  wenn  man  von  der  Ostküste  Nordamerikas  überschreitet 
zu  Mexiko,  Mittelamerika,  zu  der  Inselflur  des  karibischen  Meeres  und 
Südamerika.  Auch  rund  um  den  Stillen  Ozean  lagern  sie  sich  von  Süd- 
amerika bis  San  Franzisco,  von  Japan  bis  China;  sie  finden  sich  auf 
den  Sundainseln  und  um  Australien;  in  größtem  Maßstabe  an  den  Küsten 
Südasiens.  Afrika  weist  Salzgärten  auf  im  Osten,  auch  auf  Madagaskar, 
im  Westen  selbst  in  der  feuchten  Ecke  des  Guinea-Golfes  auf  St.  Thome; 
weiter  ziehen  sich  Salinen  bis  Marokko.  Im  Mittelmeer  finden  sie  sich 
an  zahlreichen  Stellen,  ebenso  —  trotz  des  geringeren  Salzgehaltes  — 
am  Nordufer  des  Schwarzen  Meeres,  wo  jedoch  in  manchen  vom  Meere 
mehr  oder  minder  abgesperrten  Limanen  auch  natürliche  Salzanreiche- 
rungen auftreten,  die  eine  besondere  Salzindustrie601)  aufkommen  ließen. 

Im  westlichen  Europa  endlich  finden  sich  an  den  Küsten  des 
Atlantischen  Ozeans  die  weltberühmten  portugiesischen  und  die  nicht 
so  bedeutungsvollen  Salinen  Westfrankreichs,  die  trotz  Ungunst  der 
Verhältnisse  auch  heute  noch  eine  große  Quantität  Seesalz  produzieren. 
Innerhalb  dieses  weltumspannenden  Gürtels  der  Salinen  gibt  es  jedoch 
manche  tropischen  Küstenstrecken,  die  derselben  trotz  der  doch  günstig 
wirkenden,  hohen  Temperatur  entbehren,  da  das  Salz  hier  bei  bestimmten 
Feuehtigkeitsgraden  der  Luft  zu  zerfließen  beginnt,  selbst,  wenn  man 
es  mittels  Feuersudes  gewonnen  hat. 

Zum  Schlüsse  sei  einer  sehr  eigenartigen  Salzgewinnung  gedacht, 
welche  nach  G.  Forchhammer  527)  lange  Zeit  an  der  Westküste  der 
Cimbrischen  Halbinsel  geübt  worden  ist,  und  zwar  auf  Grund  des  reich- 
lichen Vorkommens  von  mit  Meerwasser  vollgesaugten  „Meertorfes". 
„So  groß  ist  die  Menge  dieses  unterseeischen  Torfes,  daß  man  noch  im 
vorigen  Jahrhundert"  (NB.  18.  Jahrhundert!)  „an  der  Westküste  von 
Schleswig  eine  uralte  Salzfabrikation  betrieb,  welche  schon  von  Saxo 
erwähnt  wird  und  welche  darin  bestand,  daß  man  den  aus  dem  Meere 
geholten  Torf,  ohne  ihn  zu  waschen,  trocknete,  zu  Asche  verbrannte, 
die  Asche  auslaugte  und  diese  Salzlösung  durch  Verbrennung  einer 
neuen  Portion  Seetorf  eindampfte,  welcher  dann  wieder  in  seiner  Asche 
Salz  für  die  nächste  Kochung  lieferte  usw.". 


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Küsten  seifen  —  Bernstein-  und  Kopalgewinnnng  577 

Benützung  jugendlich  verkitteter  Strandsedimente  zu 

Bauzwecken 

An  tropischen  Küsten  geht  vielfach  eine  rasche  Verkittung  von 
Strandsanden  durch  kohlensauren  Kalk  vor  sich,  wie  das  früher  ge- 
schildert worden  ist,  und  solche  jugendlichen  litoralen  Gesteine  werden 
nicht  selten  an  Ort  und  Stelle  als  Baumaterial  benutzt,  wie  z.  B.  von 
der  Insel  Ascension  berichtet  wird.  Auch  gewisse  oolithische  Gesteine 
von  Florida  und  sandige  Bildungen  der  Bermudas,  die  beide  sehr  jugend- 
licher Entstehung,  deren  Komponenten  aber  anscheinend  mehr  oder 
weniger  durch  den  Wind  umgelagert  sind,  könnteu  in  diesem  Zusammen- 
hange genannt  werden. 

Küstenseifen 

Nicht  selten  hat  die  Aufbereitung  durch  Küstenströmungen  und 
Brandungswelle  —  manchmal  zwar  nur  in  Fortführung  vorheriger 
flu  via  ti  ler  Auslese  —  gewisse  nutzbare  Mineralien  in  Küstensanden  so 
angereichert,  daß  diese  als  „ Küstenseifen u  abbaufähig  wurden.  Solches 
ist  von  uns  in  einem  früheren  Abschnitte  (S.  83,  84)  u.  a.  von  Magnet- 
eisensanden der  Ostküste  Canadas,  von  Cbromeisenerzsanden  an  der 
Küste  von  Britisch  -  Xordborneo  und  von  Goldsanden  der  Küsten  Ost- 
australiens, sowie  Portugals  bekannt  gemacht  worden.  Daß  marine 
Aufbereitung  auch  bei  der  Entstehung  der  Diamantlagerstätten  von 
Deutsch-Südwestafrika  mitgewirkt  hat,  wird  von  verschiedenen  gut  unter- 
richteten Forschern  angenommen. 

» 

Bernstein-  und  Kopalgewinnung 

Nur  von  lokaler  Bedeutung  endlich  ist  die  Gewinuung  des  Bern- 
steins, dessen  älteste,  bis  jetzt  bekannte,  aber  auch  schon  sekundäre 
Lagerstätte,  die  unteroligozäne  „blaue  Erde"  —  in  Wirklichkeit  ein 
feinkörniger,  graugrüner  Glaukonitsand  —  an  den  Küsten  des  Ost- 
preußischen Samlandes  unter  dem  Spiegel  der  Ostsee  ausstreicht,  sodaß 
hier  eine  Aufbereitung  durch  das  Ostseewasser  stattfindet.  Während 
<lie  Hauptgewinnung  dieses  Produktes  alttertiärer  Coniferen  zurzeit  im 
Tief-  und  Tagebau  der  Grube  „Anna"  an  der  Westküste  des  Samlandes 
bei  Palm  nicken  erfolgt,  werden  doch  auch  heute  noch  nach  heftigen 
Stürmen  mit  Erfolg  die  Strandflächen  der  benachbarten  Küsten  danach 
abgesucht,  wobei  die  Erfahrung  zeigt,  daß  der  Bernstein  vor  allem  in 
den  Tangmassen  zu  finden  ist.  Diese  Tangmasseu  werden  denn  auch 
nicht  selten  vom  Boot  aus  heraufgeholt  und  nach  dem  edlen  Material 
durchsucht.  Die  frühere  Baggerei  nach  Bernstein  an  besonders  günstigen 
Stellen  (alten  Litoralablagerungen  der  Ostsee)  im  jetzigen  Kurischen 
Haff  wird  dagegen  nicht  mehr  betrieben.    Übrigens  ist  der  Bernstein 

Andre  e,  Geologie  de«  Meeresboden«.  II.  37 


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Ö78 


Nutzbare  Materialien  am  Meeresboden 


durch  Zerstörung  seiner  unteroligozänen,  vielleicht  ursprünglich  bis  nach 
Pommern  reichenden  Lagerstätte  in  die  verschiedensten  jüngeren  Gre- 
steinsbildungen hineingelangt  und  insbesondere  während  der  diluvialen 
Vereisung  durch  das  Eis  selbst  bezw.  durch  nach  Nordwesten  abfließende 
Schmelzwässer  bis  in  das  Gebiet  der  Nordsee  verfrachtet,  woselbst  er 
ebenfalls  in  den  Strandsedimenten  nicht  allzuselten  ist. 

Ähnlich  widerstandsfähig  wie  der  Bernstein  ist  der  verwandte, 
rezente  bis  subfossile  Kopal  von  Ostafrika  und  Madagaskar,  der  sich 
hier  in  manchen  Flüssen  uud  im  Litoral  stellenweise  anhäuft602).  Er 
ist  das  Harz  von  Leguminosen,  und  zwar  des  Trachylobium  Mosambicense 
(und  einiger  anderer  Arten,  Tr.  Horuemannianum  und  verrucosum),  eines 
Baumes,  der  noch  jetzt  an  der  Küste  von  3°  S. -Br.  bis  Mosambik 
wächst,  und  enthält  wie  der  Bernstein  Einschlüsse  von  Blättern  und 
Insekten.  Andere  Kopale  findet  man  an  der  Küste  von  Westafrika,  wo 
sie  wahrscheinlich  von  Guibourtia  copalifera  stammen.  Nicht  unwahr- 
scheinlich ist,  daß  sich  hier  oder  dort  vor  der  ostafrikanischen  Küste 
eine  rezent«  „blaue  Erde"  bildet,  da  hier  ja  an  verschiedenen  Punkten 
auch  die  Bedingungen  für  die  Bildung  von  Glaukonit  gegeben  sind. 

Der  Handel  mit  Bernstein,  den  schon  Aristoteles  als  ein  ur- 
sprünglich flüssiges  Baumharz  erkannt  hat,  ist  uralt  und  ging  z.  T.  wohl 
anf  dem  Land-,  z.  T.  aber  auch  auf  dem  Seewege  vor  sich.  „Er  bietet 
uns",  sagt  Alexander  von  Humboldt,  „in  seiner  ehemaligen  Aus- 
dehnung für  die  Geschichte  der  Weltanschauung  ein  merkwürdiges 
Beispiel  von  dem  Einflüsse  dar,  den  die  Liebe  zu  einem  einzigen  fernen 
Erzeugnisse  auf  die  Eröffnung  eines  inneren  Völkerverkehrs  und  auf 
die  Kenntnis  großer  Länderstrecken  haben  kann.  Derselbe  setzte  zuerst 
die  Küsten  des  nördlichen  Ozeans  in  Verbindung  mit  dem  Adriatischen 
Meerbusen  uud  dem  Pontus". 

Schlußwort 

Schließen  wir  nun  noch  die  schon  S.  493  erwähnte  gelegentliche  Stein- 
gewinnung —  das  „Steinzangen"  —  von  den  Steingründen  der  südlichen 
Ostsee,  vom  Wasser  bedeckten  Produkten  der  diluvialen  Eiszeit,  an,  eine 
Gewinnung,  welche  bei  der  Steinarmut  des  benachbarten  Tieflandes  wohl 
lohnen  kann,  aber  nur  iu  gewissem  Abstände  von  der  Küste  stattfinden 
darf,  da  straudnaher  Gesteinsschutt  Küstenschutz  ist,  und  erwähnen  wir 
den  nicht  seltenen  Gebrauch  tropischer  Steinkorallen  und  Korallenkalke 
als  Baumaterial,  zur  Mörtelbereitung  oder  als  Ballast,  wie  man  ihn  dann 
später  in  europäischen  Häfen  antrifft,  so  ist  so  ziemlich  Alles  erschöpft, 
was  der  Meeresboden  von  den  Geologen  angehenden  Produkten  an  nutz- 
baren Stoffen  herzugeben  in  der  Lage  ist. 


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Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 

(Wo  die  Originalliteratur  nicht  eingesehen  werden  konnte,  ist  in  Klammern  stets  die 
Stelle  angegeben,  ans  welcher  geschöpft  wurde.) 

1)  Orth,  über  einige  Aufgaben  der  wissenschaftlichen  Meereskunde.  Annalen  der 
Hydrographie  nnd  maritimen  Meteorologie.  8.  1875.*  8.  126—133.  —  Ders. 
Beiträge  zur  Meereskunde.    1.  Ober  einige  Aufgaben  betreffend  die  Kartographie 

des  Meeresbodens  und  die  Benutzung  der  Seekarten.    Ibidem  S.  302—309.  

Ein  eingehendes  Programm  zur  Erforschung  des  Meeresbodens  sowohl  in  physi- 
kalischer und  biologischer,  wie  auch  geographischer  und  geologischer  Hinsicht 
haben  auch  L.  DE  Folln  &  L.  Pürier  entworfen  in  „Notice  sur  les  Fonds  de 
la  Mer".  Memoires  de  la  Soc.  des  Sc.  physiques  et  naturelles  de  Bordeaux  t  II 
(2.  ser.),  3e  cahier.  8.  1—37.  Bordeaux  1878. 

2)  J.  ThoüLET.  Atlas  bathymätrique  et  lithologique  des  cötes  de  France,  22  feuilles 
de  grand-aigle.    1  :  10O0O0.    Paris  1899—1902. 

3)  W.  Wolff.  Über  die  Notwendigkeit  einer  geologischen  Aufnahme  der  Nord- 
und  Ostsee.  Denkschr.  zur  Vers.  d.  Direktoren  der  geologischen  Landesaostalten 
d.  deutsch.  Bundesstaaten.  Eisenacb,  22.  Sept.  1905  (vergl.  auch  Zeitschr.  f.  prakt 
Geol.  14.  1906,  8.  162—163). 

4)  J.  R.  LORENZ.  Physikalische  Verhältnisse  und  Verteilung  der  Organismen  im 
Quarnerischen  Golfe.    Wien  1863,  S.  32  (zit.  nach  Penck). 

5)  A.  DELES8E.  Lithologie  des  mers  de  France  et  des  mers  principales  du  globe 
Paris,  E.  Lacroix,  1871.  479  8.  Text,  136  8.  Tabellen,  4  Tafeln.  8.  808f. 

6)  6.  A.  Lebour.  On  the  deposits  now  forming  in  British  seas.  The  Geol.  Maga- 
zine. N.  S.  Dec.  II.   Vol.  I.   1874,  8.  476—477. 

7)  J.  Renaud.  Sur  les  sondages  executes  dans  le  Pas-de-Calais  en  1890.  Comptes 
Rendus  des  Seances  de  l'Acad.  d.  Sc.  112.  1891,  S.  898-900.  —  Lea  recentes 
explorations  sous-marines  du  Pas  de  Calais.  C.  R.  des  Seances  de  la  Societe 
de  Geographie.    Paris  1891,  S.  121—125. 

8)  Paul  Lemoine.  La  geologie  du  fond  des  mers  (Manche  et  Atiantique  Nord). 
Annales  de  Geographie  t.  XXI,  1912,  S.  385—392.  (Hier  auch  die  besonders  be- 
züglich des  Kanals  sehr  reiche,  aber  auch  zerstreute  Literatur.) 

9)  H.  DouviLLE.  Sur  la  tronee  de  la  Manche.  Bull.  Soc.  Geol.  de  France,  4«  ser. 
III.  1903,  8.  652—653. 

10)  Notes  on  Rockall  Island  and  Bank,  with  an  Account  of  the  Petrology  of  Rockall, 
and  of  its  Winds,  Currents  etc.;  with  Reports  on  the  Ornithology,  the  Inverte- 
brate  Fauna  of  the  Bank,  and  on  its  Previous  History.  Trans.  R.  Irish  Aeademy 
▼ol.  XXXI.  Part.  III.  Dublin  1897,  8.  39—98.  PI.  XI-XIV.  (J.  W.  Judd. 
On  the  Petrology  of  Rockall:  S.  48-58.  Plate  XII.  —  Gr.  A.  J.  Cole.  On 
Rock  Specimens  on  the  Bank :  S.  58—62.) 

11)  Lady  R-  WorkmaN  Mc  Robert.  Note  on  a  nepheline-syenite  boulder  dredged 
from  the  Atlantic.    The  Geol.  Mag.  N.  8.  Dec.  V.  Vol.  IX,  1912,  8.  1--4. 

37« 


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580 


Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


12)  Die  hier  angegebenen  Daten  sind  den  Listen  der  „Michael  Sars"-Expedition  direkt 
entnommen,  mit  denen  weder  die  Angaben  von  Lady  Mc  ROBERT  noch  die  von 
Lemoine  völlig  übereinstimmen! 

18)  L.  PERYlNglERE.  Sur  la  nature  du  plateau  sons-marin  de  Rochebonne  (Charente- 
Inferieure).    Bull.  Soc.  Geol.  de  France,  4.  «jr.,  t.  X,  1910,  S.  28  -  29. 

14)  Vergl.  Elisee  RECLUS.  Nouvelle  Geographie  universelle.  La  terre  et  les  hommes. 
t.  II.  La  France.  Paris  1877,  S.  HL 
•  15)  BLEICHER.  Sur  les  de  bris  vegetaux  et  les  roches  des  sondagea  de  la  campagne 
du  Caudan  dans  le  golfe  de  Gascogue  (aout  1895).  Comptes  Rendns  des  Seantes 
de  l'Ac.  d.  Sc.  Paris,  122.  1896,  S  758—755.  —  Recherche«  sur  les  debris  vege- 
taux  et  les  roches.  Resultats  Scientifiques  de  la  Campagne  du  „Caudan"  dans 
le  Golfe  de  Gascogne  —  Aoüt-Septembre  1895.  Fase.  III.  Annales  de  l'Uni- 
versite  de  Lyon.  Paris  1896,  S.  701—709. 

16)  Sehr.  d.  Ges.  z.  Beförd.  d.  ges.  Naturwissensch.  zu  Marburg.  XIII,  7.  1914,  S.  411. 

17)  P.  TERMIER.  L'AÜantide.  Bull,  de  l'Inst.  Occanogr.  Monaco.  No.  25«.  1U13.  — 
Vergl.  auch  0.  WlLCKENS.   Atlantis.  Geolog.  Rundschau  IV.  1913,  S.  441  -443. 

18)  P.  TERMlER.  Sur  une  Uchylyte  du  fond  de  l'Atlantique  nord.  Comptes  Rendo« 
des  Seances  de  l'Ac.  d.  Sc.  Paris  128.  1899,  S.  849-851,  1256—1258. 

19)  J.  THOL'LET.  Notes  de  lithologie  sous-marine.  Annales  de  l'Inst.  Occanogr. 
T.  V.  fasc.  10.   Paris  1913,  14  S. 

20)  K.  AndrEE.  Über  stetige  und  unterbrochene  Meeressediment&tion ,  ihre  Ur- 
sachen, sowie  über  deren  Bedeutung  für  die  Stratigraphie.  Neues  Jahrb.  f. 
Min.  usw.  Beil.  Bd.  25.  1908,  S.  366— 421.  Hier  auch  die  weitere  Literatur, 
soweit  sie  im  Folgenden  nicht  zitiert  ist.  —  Weilü  0.  BASCHIN  („Die  Ero- 
sion und  ihre  untere  Grenze."  Petermanns  Geograph.  Mitt.  65.  1919,  S.  11  und 
„Erosion  und  Erosionsbasis".     Zeitschr.  „Die  Naturwissenschaften"  7.  1919, 

S.  678—680)  neuerdings  die  tiefste  Stelle  des  Meeresbodens  als  unterste 
Erosiousbasis  bezeichnet,  so  hat  er  insofern  gewiß  nicht  unrecht, 
als  die  Gezeitenströmungen  lokal  bis  in  die  Tiefsee  hinein  von 
Wirksamkeit  sind  und  in  den  größten  Tiefen  der  Ozeane  die  Kalk- 
auflösung allerdings  einen  nicht  zu  vernachlässigenden  Erosionsfaktor 
darstellt.  Indessen  hat  diese  Überlegung  lediglich  theoretische  Be- 
deutung, da  trotz  alledem  die  weitaus  überwiegenden  Flächen  des 
Meeresbodens  der  Aufschüttung  unterliegen. 

21)  SiAU.  De  1'action  des  vagues  a  de  grandes  profondeurs.  Annales  de  chiinie 
et  de  pbysique.   3*  ser.,  2.   1841,  S.  118  —  120. 

22)  Sitzber.  K.  Ak.  Wissensch.  Berlin,  Math.  Phys.  Kl.,  1888,  S.  647  —  663,  1889. 
S  761-780,  1890,  S.  853-872;  —  Verh.  Phys.  Ges.  zu  Berlin.  8.  1889,8.61-76. 

23)  Otto  Raschln.  Die  Entstehung  wellenähnlicher  Oberfläohenformen.  Zeitsehr. 
d.  Ges.  f.  Erdkunde  zu  Berlin  fU.   1899  (1900),  S.  408  -  424. 

24)  O.  Krümmel.  Die  Tiefseelotungen  des  SiemensVhen  Dampfers  „Faraday"  im 
Nordatlantischen  Ozean.  Annalen  d.  Hydrogr.  &  marit.  Meteorol.  11.  18**, 
S.  5—8,  Taf.  1,  bes.  S.  6. 

25)  Proc.  Roy.  Soc  London.  »4.  1882,  S.  15;  vergl.  auch  W.  W.  KlDDLE  in  Nature 
18.  1875,  S.  108.  (Zitiert  nach  KkL.MMEL.) 

26)  B.  N.  Peach.  Report  on  Rock  Speciuieus  dredged  by  the  „Michael  Sars"  in 
1910,  by  H.  M.  S.  „Triton"  in  1882,  and  by  H.  M.  S.  „Knight-Errant"  in  1880. 
Proc.  of  the  Roy.  Soc.  of  Edinburgh  32.  1913,  S.  262-291.  PI.  I-IX,  1  Karte. 

27)  T.  MELLARD  ReaDE.  Tidal  Action  as  an  Agent  of  Geolngical  Change.  The 
London,  Edinburgh,  and  Dublin  Philosophical  Magazine  and  Journal  of  Science. 
5.  ser.,  vol.  25.   1888,  S.  338—343. 


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Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


581 


28)  Bei  Quebec  setzt  der  7lf2  Stunden  herrschende  und  bis  zu  4V2  Knoten 
anwachsende  Ebbestrom  am  stärksten  an  der  Südküste,  der  Flut- 
strom dagegen  an  der  Nordküste  des  St.  Lorenz-Stromes  entlang, 

.  beide  werden  also  nach  rechts  ans  Land  gedrängt.  (U.  S.  Hydro- 
graphie Office.  Sailing  Directions  for  tbe  Golf  and  River  St.  Lawrence.  Nr.  100. 
2nd  ed.  8°.  413  S.  Washington  1897.  Vergl.  0.  KRÜMMEL  in  Petermanns 
Geogr.  Mitt.  44.    1898.    Lit.  ber.  Nr.  615,  S.  149.) 

29)  K.  ANDREE.  Über  Sedimentbildung  am  Meeresboden.  Geologische  Rundschau. 
III.   1912,  S.  324— 338.   VII.  1916/17,  S.  128-  170,  249— 301,  329  -  337.  VIII. 

1917,  S.  36—  44,  45  -  79.  —  Diese  zusammenfassende  Besprechung  mit 
ihrem  ausführlichen  Literaturverzeichnis  wird  den  Leser  auch  überall 
dort  sicher  zu  den  literarischen  Quellen  führen,  wo  in  der  vor- 
liegenden Darstellung  wegen  Raummangels  nur  der  Autor  auge- 
geben wurde. 

30)  A.  Delehsk.  Lithulogie  des  mers  de  France  et  des  niers  principales  du  globe. 
Paris,  E.  Lacroix.   1871,  479  S.  Text,  136  S.  Tabellen,  4  Tafeln. 

31)  J.  MURRAY  &  A.  F.  RENARD.  Deep-Sea  Deposits.  In  „Report  on  the  Scientific 
Results  of  tbc  Voyage  of  H.  M.  S.  „Challenger"  during  the  years  1873-1876". 
London  1891,  525  8.,  29  Tafeln,  48  Karten  und  22  Diagramme.  —  Ein  aua- 
gezeichnetes Referat  hierüber  gab  K.  FuTTERER  im  Neuen  Jahrbuch  für  Mine- 
ralogie usw.  1893,  II,  S.  281—320. 

32)  Joh.  WALTHER.  Einleitung  in  die  Geologie  als  historische  Wissenschaft.  III.  Teil. 
Lithogenesis  der  Gegenwart.  Jena  1893/94,  S.  533— 1008  des  ganzen  Werkes.  — 

Dieses  Buch  ist  in  seiner  Verarbeitung  der  bis  dahin  erschienenen 
Literatur  und  seiner  Anführung  zahlloser  Einzelheiten  auch  heute 
noch  unentbehrlich  als  Nachschlagewerk  für  einen  großen  Teil  der 
uns  hier  interessierenden  Fragen,  wenn  sich  auch  manche  Probleme 
im  Laufe  der  seitdem  verflossenen  25  Jahre  verschoben  haben. 
Es  sei  daher  auf  dieses  Werk  um  so  mehr  verwiesen,  da  es  selbst- 
verständlich nicht  in  der  Absicht  des  Verf.'s  vorliegender  Dar- 
stellung liegen  konnte,  in  dieser  alle  die  zahllosen  Einzelheiten 
aus  der  älteren  Literatur  und  deui  eigenen  großen  Beobachtungs- 
schatz jenes  Autors  wiederzugeben,  was  vielmehr  mit  Absicht  nur 
in  beschränkter  Auswahl  geschehen  ist. 

33)  J.  Murray  &  E.  Philippi.  Die  Grundproben  der  ..Deutschen  Tiefsec-Expedition". 
X.  Bd.  d.  Wissensch.  Ergebn.  d.  „Deutschen  Tiefsee- Expedition  1898—1899"  auf 
dem  Dampfer  „Valdivia",  S.  77-206,  Tafel  XVI- XXII,  nebst  2  Karten. 
Jena  1908. 

84)  E.  PHILIPPI.  Die  Grundproben  der  Deutschen  Südpolar-Expedition  1901  —  1903. 
„Deutsche  Sudpolar- Expedition",  Bd.  II,  Heft  6.  Berlin  1910,  S.  411—616, 
Taf.  XXXI-XXXIII. 

35)  J.  Murray  &  G.  V.  Lee.  The  Depth  and  Marine  Deposits  of  the  Pacific. 
Mem.  Museum  of  Comp.  Zoology  at  Harvard  College.  88.  I.  Cambridge,  U.  S. 
A.  1909,  169  S.,  5  pl.,  3  maps. 

36)  Die  neueste,  wohl  erschöpfende  Darstellung  über  dieses  Thema  verdanken  wir 
O.  Krümmel  im  I.  Bande  seines  Handbuches  der  Ozeanographie.  Stuttgart, 
J.  Engelhorn  1907,  besonders  S.  215-218.  Bezüglich  der  dort  über  das 
Vorkommen  von  Gold  im  Meerwasser  geäußerten  Bedenken  mag 


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Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


hier  hinzugefügt  sein,  daß  Lassar-Cohn,  der  durch  seine  populär- 
wissenschaftlichen   chemischen    Bücher    bekannte  Köcigsberger 

Autor,  unlängst  (Enthalt  das  Meerwasser  Gold?    Norddeutsche  Allgemeine 

Zeitung  vom  14.  VIII.  iui8)  zu  dem  Resultat  gekommen  ist,  daß  Fon 
einem  wirklichen  Beweis  des  Vorhandenseins  von  Gold  im  Meerwasser 
bisher  keine  Rede  sein  könne,  es  vielmehr  wahrscheinlich  sei,  daß 
bei  allen  bisherigen  Untersuchungen  die  gefundene  (roldmenge  aus 
den  bei  den  Analysen  benutzten  Reagentien  stammte. 

37)  Nach  ytuQ'x;  —  festländisch. 

88)  K.  Andrke.  Die  Diagenese  der  Sedimente,  ihre  Beziehung  zur  Sedimentbildung 
und  Sedimentpetrographie.  Geologische  Rundschau.  2.  1911,  S.fil-74, 117— 130. 

39)  Joh.  WALTHER.  Die  Korallenriffe  der  Sinaihalbinsel.  XIV.  Bd.  der  Abb.  d. 
math.-pbys.  Cl.  d.  Kgl.  Sachs.  Ges.  d.  YViss.  Nr.  X.  Leipzig  1888.  —  Die  ge- 
steinsbildenden Kalkalgen  des  Golfes  von  Neapel  und  die  Entstehung  struktur- 
loser Kalke.    Zeitschr.  d.  Deutsch,  geolog.  Ges.  87.  1885,  S.  329—357. 

40)  J.  Thoulet.  Precis  d'analyse  des  fonds  sous-marins  actuels  et  anciens.  Paris 
1907,  220  S. 

41)  A.  a.  0.  (Anm.  34)  S.  418—424.  Hier  auch  die  sehr  beachtenswerte  Diskussion 
der  THOULETsehen  Siebmethode.  —  Ob  der  neuestens  durch  SVEN  ODEN 
(On  the  size  of  the  particles  in  deep-se*  deposits.  Proc,  of  the  Royal  Soc.  of 
Edinburgh.   Session  1915— IG,  vol.  XXXVI,  S.  219—236.   Plates  I— III.  1918) 

von  bodenkundlichen  Untersuchungen  her  auf  die  Tiefseesedimeute 
übertragenen  Methode,  bei  welcher  das  Gewicht  der  in  bestimmten 
Zeitintervallen  aus  der  zu  untersuchenden,  in  Suspension  gebrachten 
Meeresbodenprobe  zur  Sedimentation  gelangenden  Niederschlags- 
mengen notiert,  zu  Kurven  zusammengestellt  und  daraus  die  Verteilung 
der  einzelnen  Korngrößen  errechnet  wird,  von  praktischer  Bedeutung 
für  die  Meeresbodenproben-Untersuchung  werden  wird,  dürfte  einst- 
weilen, so  exakt  die  Methode  auch  aussieht,  doch  noch  als  unwahrschein- 
lich gelten  können.  Jedenfalls  erlauben  die  bisherigen  Resultate  noch 
keine  Gesetzmäßigkeiten  aufzustellen,  und  weitere  Untersuchungen 
müssen  erst  lehren,  was  für  eine  Bewandtnis  es  z.  B.  mit  dein  auffälligen 
Mangel  an  sehr  feinen  Teilchen  in  den  Ablagerungen  der  größten 
Tiefen  hat,  die  Oden  gefunden  haben  will.  Vor  allem  aber  muß 
verlangt  werden,  daß  nicht  nur  die  Korngrößen  .als  solche  fest- 
gestellt werden  und  das  Ganze  in  hochwissouschaftlichem,  exaktem 
mathematischem  Gewände  erscheint,  sondern  gleichzeitig  kommt 
es  auch  auf  die  Art  der  Komponenten,  ihre  Form  usw.  an.  Und 
so  gilt  vorerst  für  die  OüENsche  Arbeit  Ähnliches,  wie  es  Philippi 
über  Thoulets  Siebniethode  ausgesprochen  hat.  —  Schließlich 
wäre  aber  auch  gerade  bezüglich  der  ODENschcn  Methode  zu  lie- 
denken,  daß  infolge  der  Veränderungen  in  der  Zusammenlagerung 
der  Teilchen  und  bei  späterer  Diagenese  wohl  keine  Bodenprobe 
zweimal  in  der  gleichen  Weise  sich  sedimeutieren  dürfte,  wodurch 
der  Wert  der  anscheinenden  Exaktheit  der  Methode  sehr  herab- 
gemindert werden  muß. 


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Benatzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


588 


42)  Vergl.  a.a.O.  (Anm.  32)  S.  112— 123:  „Die  Fauna  der  Flacbsee",  in  welchem 
Abschnitt  verschiedene  Zonengliederungen  für  europäische  und  tropische  Meere 
gegeben  werden.  —  Eine  kurze  Übersicht,  wohl  insbesondere  für  die  französisch- 
englischen Küsten,  gab  auch  L.  W.  CotJJ-X  Les  depots  marins.  Paris  1908, 
8.  34-36. 

43)  Wenn  R.  Wedekjnd  in  seinen  «Grundlagen  und  Methoden  der 
Biostratigraphie"  (1916,  S.  41),  die  doch  für  den  Gebrauch  des  mit 
dem  Aktualitätsprinzip  arbeitenden  Paläogeographeu  bestimmt  sind, 
unter  Anführung  ganz  bestimmter  Tiefenzahlen  eine  Zonen- 
gliederung gegeben  hat,  ohne  dabei  den  Ort,  für  welchen  sie  auf- 
gestellt ist,  anzuführen,  so  kann  dieses  den  nicht  schon  orientierten 
Anfänger  irreführende  Verfahren,  das  die  Schwierigkeit  der  herr- 
schenden aktuellen  Verhältnisse  vollkommen  vernachlässigt,  nicht 
scharf  genug  zurückgewiesen  werden. 

44)  0.  KrCmmel.    Handbuch  der  Ozeanographie.  Bd.  11,  S.  103  -132. 

45)  M.  P.  Rudzki.    Physik  der  Erde.   Leipzig,  Chr.  H.  Tauchnita  1911,  8.342—350. 

46)  D.  D.  Gaillard.  Wave  action,  8.  128.  (Zitiert  nach  Krümmel.)  —  Zahlreiche 
Beispiele  über  besondere  Kraftäußerungen  der  Klippenbrandnng  hat  auch 
Ph.  Forchheimer  (Hydraulik.  Leipzig  u.  Berlin,  B.  O.  Teubner,.  1914,  8.  879 
bis  384)  gesammelt. 

47)  G.  Schott.  Über  die  Dimensionen  der  Meereswellen.  Ferd.  von  Richthofen- 
Festschrift.  Berlin,  D.  Reimer  1893,  S.  235-263.  (8.  202/3  über  das  „Drei- 
ge8chwellu.) 

48)  A.  Beyer.  Untersuchungen  über  Unilagerungen  an  der  Nordseeküste,  im  be- 
sonderen an  und  auf  der  Insel  8ylt.  Erlanger  Inauguraldissertation.  Halle  a.  S. 
11101,  8.  26—27. 

49)  S.  PassaROE.  Physiologische  Morphologie.  Mitt.  d.  Geograph.  Ges.  in  Hamburg 
26.  Heft  II,  8.  195—198  (63-66  des  Sep.). 

50)  Dabei  darf  aber  nicht  verschwiegen  werden,  daß  verschiedene  der 
Beispiele,  welche  von  Richthofen  aus  der  geologischen  Vorzeit 
in  dieser  Weise  deuten  wollte,  eine  andere  Deutung  —  Einebnung 
durch  festländische  Denudationskräfte,  häufig  verknüpft  mit  Ver- 
senkung —  verlangen  und  daß  es  für  manchen  Epigonen  sowohl 
unter  den  Geomorphologen  wie  unter  den  eigentlichen  Geologen  besser 
gewesen  wäre,  die  Deutungen  des  Meisters  nicht  zu  schematisch  zn 
kopieren.  Denn  dort,  wo  tatsächlich  echte  Brandungswirkungen  aus 
der  Vorzeit  beglaubigt  sind,  handelt  es  sich  doch  neben  den  ursäch- 
lichen positiven  Niveauverschiebungen  durchaus  nur  um  unter- 
geordnete Begleit-  und  Nebenerscheinungen,  während  in  vielen 
anderen  Fällen  die  Natur  der  solchen  alten  Denudationsflächen 
auflagernden  Sedimente  sowohl  diesen  selbst,  wie  ihrer  Auflagerungs- 
fläche eine  kontinentale  Entstehung  zuweist  (z.  B.  Rotliegendes 
auf  der  permischen  Abtragungsfläche  im  Variskischen  Gebirge 
Deutschlands). 

51)  G.  W.  von  Zahn.  Die  zerstörende  Arbeit  des  Meeres  an  Steilküsten  nach  Be- 
obachtungen in  der  Bretagne  und  Norinandie  in  den  Jahren  1907  und  1908. 
Mitt.  d.  Gegr.  Ges.  Hamburg  24.  1909,  8.  193  -  284,  16  Tafeln. 


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584  Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


52)  Emil  WKRTH.  Die  Bedingungen  zur  Bildung  einer  Brandungskeble.  Zeitschr. 
der  Ges.  f.  Erdkunde  zu  Berlin.  1911,  S.  35—41,  5  Abb.  im  Text. 

53)  R.  GRADMANN  in  „Die  algerische  Küste  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Küsten* 
morpkologie."    Petermanns  Geograph.  Mitt.  88,  1917,  S.  142. 

54)  Joh.  Walther.  Eiuleitung  .  .  .  .  S.  600.  —  Vergl.  hierzu  u.  a.  auch  Karl 
PetterssEN.  Skuringsfaenomener  i  det  unvaerende  strandbelte.  Tromsö  Museums 
Aarsbefter  II,  Tromsö  1879,  S.  65—97  (in  deutscher  Übersetzung  von  R.  Lehmann: 
Scheuerungserscheinungen  in  der  gegenwärtigen  Littoralzone.  Zeitschr.  f.  d.  ges. 
Naturwissensch.  68.  Berlin  1880,  S.  247—279);  E.  GEINITZ.  Reeente  Riesen- 
topfbildungen  im  Gescbiebemergel  der  Ostseeküste.  Zentralbl.  für  Mineralogie 
etc.  190:),  S.  414-416,  l  Abb.;  G.  PlaTANIa.  Lerosione  marina  all'lsola  di 
Aci  Trezza.  Memorie  della  Ciasse  di  Scienze  della  R.  Accademia  degli  Zelanti. 
3a  Serie,  Vol.  V.,  1905-06,  S.  35-43,  Taf.  I-IV. 

55)  Vergl.  über  Brandungswirkungen  auf  Gotland  auch  bei  G.  LiNDSTROM.  Om 
jättegrytor  bildade  af  hafvet  vid  Hoburg  p&  Gotland.    Geologiska  Föreningens 

1  Stockholm  Förhandlingar  III.  1876/77,  S.  336-  338.  Taf.  13. 

56)  G.  Hartmann.  Der  Einfluss  des  Treibeises  auf  die  Bodengestalt  der  Polargebiete. 
Wissensch.  Veröffentl.  d.  Ver.  f.  Erdkunde  zu  Leipzig.    I.  1891,  S.  173—286, 

2  Karten.  Leider  ist  der  Autor  bei  Verarbeitung  der  gesammelten 
Daten,  welche  vielfach  von  geologisch  nicht  genügend  geschulten 
Beobachtern  stammen,  nicht  immer  mit  der  nötigen  Kritik  ver- 
fahren, so  daß  vielfach  die  Wirkuogen  diluvialen  Gletschereises 
für  solche  von  Treibeis  ausgegeben  worden  sind. 

57)  J.  Thoulet.  Sur  une  mode  d'erosion  des  Roches  par  l'action  combiuee  de  la  mer 
et  de  la  gelee.  Comptes  Rendus  des  Seances  de  l'Academie  des  Sciences,  Paris. 
108.  1886,  S.  1193. 

58)  G.  Braun.  Entwicklungsgeschichtliche  Studien  an  europäischen  Flachlands- 
küsten and  ihren  Dünen.  Veröffentlichungen  des  Instituts  für  Meereskunde  nnd 
des  Geographischen  Instituts  an  der  Universität  in  Berlin.  Heft  15.  Berlin, 
E.  S.  Mittler  &  Sohn,  1911. 

59)  W.  Koert.  Meeresstudien  und  ihre  Bedeutung  für  den  Geologen.  Naturwissen- 
schaft!. Wocbenschr.  N.  F.  3  (19).   1904,  S.  481-488,  5  Textfiguren. 

60)  Das  spezifische  Gewicht  klar  durchsichtigen  Bernsteins  schwankt  zwischen  1,050 
und  1,096.  Bei  den  undurchsichtigen  Stücken,  welche  zahllose  kleinste  Hohl- 
räume enthalten,  gebt  das  spez.  Gewicht  selbst  unter  1  herunter. 

61)  Mit  der  Bedeutung  dieser  Vorkommnisse  für  die  Geologie  beschäftigt  sich  eine 
im  Druck  befindliche  Arbeit  von  Jon.  WeigelT:   „Geologie  und  Nordseefauna". 

62)  W.  Deecke.  Einige  Beobachtungen  am  Sandstrande.  Central bl.  für  Mineralogie 
etc.  1906,  S.  7^1-727,  6  Textfiguren. 

63)  H.  PoToxiE.  Leb  rage  rolle  und  Seebälle.  Naturwissenschaft!.  Wocbenschr.  N.  F.  5. 
1906,  S.  241-247.  —  Ders.  in  Abb.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanstalt  N.  F. 
55.  III.    Berlin  1912,  S.  268,  269. 

64)  E.  ZEDERRAUER.  „Seeknödel" -ähnliche  Ballenbildung  durch  C'ladophora  Cornea 
Kütz.    Verb.  d.  K.  K.  Zool.-bot»u.  Ges.  in  Wien  52.  1902,  S.  155-159. 

65)  Ad.  Steuer.  Biologisches  Skizzenbuch  für  die  Adria.  Leipzig  und  Berlin  1910, 
S.  21—23.  —  Ad.  Andree  in  60.  und  61.  Jahresber.  Naturhist.  Ges.  Hannover 
1912,  S.  63. 

66)  ALFH.  JENTZSCH  (in  P.  GERHARDT  und  Gen.,  Handbuch  des  Deutschen  Dünen- 
baues.   Berlin  1900.    S.  99  —  102,  §  45:  „Meertorf,  Meermarsch  und  versunkene 

Wälder")  ist  der  Ansicht,  daü  die  weite  Verbreitung  des  Meertorfes 


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Benatzte  Literatur  nebst  Bemerkungen  585 


überhaupt  auf  die  Nieder-  und  Zusammenpressung  durch  darüber  hin- 
weggegangene Wanderdünen  zurückzuführen  sei.  In  der  Tat  wird  man 
dem,  wo  es  sich  um  stark  verdichtete  Torfe  von  der  beschriebenen  Be- 
schaffenheit handelt,  zustimmen  müssen ;  und  das  Phänomen  der  von 
wandernden  Küstendünen  überschrittenen  Flachküste  mit  ihren  Moor-, 
Schlick-  und  niedergepreßten  Waldbildungen  bildet  in  der  Tat  eine 
geographisch  zusammengehörige  Einheit  von  Erscheinungen.  Doch 
darf  diese  Erkenntnis  nicht  dazu  verleiten,  nun  überall,  wo  Meertorfe 
auftreten,  die  Niederpressung  durch  eine  Wanderdüne  als  alleinige 
Ursache  des  Auftretens  derselbeu  unter  dem  Meeresniveau  anzu- 
sehen; vielmehr  tritt  in  vielen  Fällen  tatsächlich  ei*e  positive 
Niveauveränderung  hinzu,  die  ja  auch  alleiu  zu  erklären  vermag, 
wenn  z.  B.  der  Boden  der  Nordsee  in  größereu  Tiefen  austeilende 
Torfe  geliefert  hat. 

67)  Clement  REm.  Suhmerged  forest».  Cambridge,  Universitär  Press  1913,  129  8., 
1  Tafel. 

68)  L.  CaYEUX.  Les  tourbes  immergees'  de  la  cote  Bretonne  daus  la  region  de 
Plougasnou-Primel  (Finisttre).  Bull,  de  la  Soc.  Geol.  de  France  4"  ser.  VI. 
1906,  S.  142—147.  —'Andere  französische  Vorkommnisse  sind  geschildert  von 
E.  OaDECEaC.  Des  foreta  submergees  de  Belle-Isle,  France.  Bull,  de  l'Institut 
Oceanographique,  Monaco  1916,  Nr.  321. 

69)  H.  Potonie.  Die  rezenten  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten  III.  In  Abh. 
Kgl.  Prcuß.  Geol.  Landesaustalt.  N.  F.  55,  III.  Berlin  1912,  S.  216  -222.  — 
Um  die  weite  Verbreitung  untergetauchter  Wälder  darzutun,  mag  noch  auf  eine 
Darstellung  eines  australischen  Vorkommens  hingewiesen  sein:  R.  Etheridge, 
jr.,  Prof.  David  &  I.  YV.  Grimshaw.  On  the  occurrence  of  a  submerged  forest 
with  remains  of  the  dugong  at  Sbea's  Creek,  near  Sydney.  Jouru.  and  Proc. 
of  the  Roy.  Soc.  N.  S.  Wales.  Vol.  XXX  (Zit.  nach  Proc.  of  the  Linnean  Soc. 
of  New  South  Wales  for  1905,  XXX,  S.  383). 

70)  H.  WINTER.  Torfgerölle  und  Torfdolomite.  „Glückauf-  58.  1917,  S.  129—136, 
Tafel  I. 

71)  Eine  eingeheudere  Darstellung  dieses  Gegenstandes  findet  sieh  ebenfalls  bei 
H.  PoTONIK  (vorletzte  Anmerkung),  S.  250-273. 

72)  H.  Pmui'PSEN.  Das  Treibsei  der  Nordsee.  Naturwissenschaft!.  Wochenschrift 
N.  F.  1*  (30).  1915,  S.  570—573. 

73)  E.  PH1L1PP1.  Sedimente  der  Gegenwart.  Vorlesungen  von  Dr.  phil.  E.  PHILIPPI  f, 
Jena  1912  (bearbeitet  von  0.  Marschall),  S.  67-100. 

74)  Tu.  OTTO.  Der  Darß  und  Zingst.  Ein  Beitrag  zur  Entwicklungsgeschichte  der 
Vorpommerschen  Küste.  XIII.  Jahresbericht  d.  Geograph.  Ges.  zu  Greifswald 
1911—1912  (Greifswald  1913),  S.  237-485,  Tafel  16—20. 

75)  G.  Forchhammer.  Geoguostische  Studien  am  Meeresufer.  Neues  Jahrbuch  f. 
Mineralogie  etc.   1841,  S.  1-38,  Tafel  3. 

76)  A.  PHILIPPSON.  Über  die  Typen  der  Küstenformen,  insbesondere  der  Schwemm- 
landsküsten.  Ferd.  von  Richthofen-Festschrift.  Berlin  1893,  S.  1-40.  -  Über 
Küstenversetzung  vergleiche  auch :  H.  R.  PaLMER.  Observations  on  the  motions 
of  shingle  beaches.  Phil.  Trans.  R.  Soc.  London  1834.  2,  S.  567—576;  R.  Bkeon. 
Galets  et  sables  du  Pas-de  Calais.    Cumptes  Rendus  de  l'Ac.  d.  Sc.  Paris,  144. 

*  1907,  S.  759- 76Ö;  J.  Thoci.ET.  Sur  la  marche  des  sables  le  long  des  rivages. 


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586 


Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


Ibidem,  S.  988-940;  W.  A.  OBBUTSCHEW  (Zur  Frage  über  die  Bewegung  der 
gröberen  Ablagerungen  längs  der  Küsten  [ russisch]).  Izw.  d.  Tomsk-Technol. 
Inst.  1909,  Bd.  XIV,  12  S,  Tafel.  (Deutsches  Referat  in  Geol.  Centralblatt 
Bd.  12,  Nr.  1243). 

77)  0.  Krümmel.  Handbuch  der  Ozeanographie,  Bd.  II,  Stuttgart,  J.  Engelhorn 
1911,  S.  125-128. 

78)  AL.  ToRxynsT.  über  die  Wanderung  von  Blöcken  und  Sand  am  ostpreußiscben 
Ostseestrand.  Schrift,  d.  Phys.  Ökonom.  Ges.,  Königsberg  1909,  S.  79—88, 
Tafel  1,  2. 

79)  J.  Thol'LKT.  Memoire«  de  lithologie  marine.  3.  De  la  progresBion  et  la  distri- 
bution  des  sediments  marins  le  long  des  cotes.  Ann.  de  l'Inst.  Oceanogr.  8,  7, 
S.  15—27.    Paris  1912. 

80)  R.  BECKMANN  in  Schriften  d.  Physikalisch-Ökonomischen  Gesellschaft  *u  Königs- 
berg i.  Pr.  bi.  1913,  S.  128  —  144:  „Die  Sandwanderungen  an  der  samländischen 
Küste*'.  —  Ders.  Strömungen  an  der  Süd-  und  Ostküste  des  baltischen  Meerea. 
Forschungen  zur  Deutschen  Landes-  und  Volkskunde  22.  Heft  I.  Stuttgart  1919. 

81)  Alfh.  Jentzsch.  Geologie  der  Dünen,  S.  44—46,  in  P.  Gerhardt  und  Genossen, 
Handbuch  des  Deutschen  Dünenbaues,  Berlin,  Paul  Parey  1900. 

82)  N.  Sokolow.  Über  die  Entstehung  der  Limane  Südrußlands.  Memoire«  du 
Comite  Geologique  vol.  X.  4.  St.  Petersburg  1895. 

83)  W.  Krüger.  Meer  und  Küste  bei  Wangeroog  und  die  Kräfte,  die  auf  ihre  Ge- 
staltung einwirken.    Zeitschr.  f.  Bauwesen  1911.    22  S.,  6  Tafeln. 

84)  Harm  Poppen.  Die  Sandbänke  an  der  Küste  der  Deutschen  Bucht  der  Nordsee, 
Annalen  der  Hydrographie  usw.  40.  1912,  S.  273-302,  352—364,  406-  420, 
Tafel  15—17. 

85)  A.  Penck.    Morphologie  der  Erdoberfläche.  2.  Stuttgart  1894,  S.  495. 

86)  A.  Beyer.  Untersuchungen  über  Umlageningen  an  der  Nordseeküste,  im  be- 
sonderen an  und  auf  der  Insel  Sylt.  Erlanger  Inauguraldissertation.  Hailea. S. 
1901,67  8.,  0  Tafeln.  -  Über  ähnliche  Erscheinungen  vergl.  auch  HENRY  Hubert. 
La  »barre*  au  Dahomey.  Annales  de  Geographie  17.  1908,  S.  97—104,  PI.  VI, VII. 

87)  G.  Haoen.  Handbuch  der  Wasserbaukunst  III.  1.  Berlin  1878  ff,  S.  97  ff,  110, 
111  (zitiert  nach  Otto). 

88)  Vergl.  Fig.  4  auf  S.  16  in  F.  SolüKR.  Geologie  der  Dünen  in  „Dünenbuch", 
Stuttgart,  Ferd.  Enke,  1910. 

89)  Alfred  Jentzsch.  Geologie  der  Dünen  S.  42  in  P.  Gerhardt  und  Genossen, 
Handbuch  des  Deutschen  Dünenbaues,  Berlin,  Paul  Parey  1900. 

90)  F.  W.  Paul  Lehmann.  Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  Zeitschr.  d.  Ges. 
für  Erdkunde  zu  Berlin  1».    Berlin  1884,  S.  332—404,  bes.  S.  390—392. 

»i)  Nach  Passahge  ruft  die  Brandung  auf  dem  Meeresboden  bestimmte 
Veränderungen  hervor,  die  nach  des  Autors,  hier  in  Textfigur  28 
wiedergegebener  Abbildung  ungefähr  einer  Abformung  der  Wellen 
auf  dem  Meeresgrunde  gleichkämen.  Schon  Otto  hat  aber  mit 
Recht  darauf  hingewiesen,  daß  der  Beweis  hierfür  bisher  nicht 
erbracht  ist  und,  wie  hier  noch  auseinanderzusetzen  sein  wird, 
gewisse  Beobachtungen  sogar  gegen  eine  solche  schematische  Auf- 
fassung sprechen. 

92)  J.  W.  Retgers.  Uber  die  mineralogische  und  chemische  Zusammensetzung  der 
Dünensande  Hollands  und  über  die  Wichtigkeit  von  Fluß-  uud  Meeressand\unter- 
suchungen  im  allgemeinen.  Neues  Jahrb.  für  Mineralogie  etc.  1895.  1.  S.  16—74. 


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Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


587 


93)  E.  ARTINI.  Intorno  alla  cotnpoak-ione  mineralogica  di  due  sabbie  del  litorale 
Adriatico.  Rend.  R.  Ist.  Lombardo  di  sc.  e  1.  Milano  1896.  ser.  2.  Bd.  29, 
S.  800-804. 

9J)  1.  CHELUS81.  Contribucioni  alla  psammografia  dei  litorali  italiani.  I.  Boll.  Soc. 
Geol.  Ital.  80.  fasc.  1-2.  Roma  1911,  S.  183—202.  —  Alcuni  sabbie  marine 
del  litorale  ligure.  Ibidem  81.  1912,  S.  243—258.  —  Studio  petrografico  di 
alcuni  sabbie  marine  del  litorale  ionico  di  quel.lo  tirrenico  da  Reggio  Calabria 
a  Napoli.   Ibidem,  S.  258—275. 

95)  K.  Keilhack.  Granatsand-Dünen  auf  Ceylon.  Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges.  67. 
1915,  S.  47-56,  Taf.  3—8. 

96)  Jon.  WalTUER  &  P.  Sc-HlRLlTZ.  Studien  zur  Geologie  des  Golfes  von  Neapel. 
Ibidem  38.   1886,  S!  315. 

97)  W.  Deeckk,  Über  den  Magneteisen sand  der  Insel  Rüden.  Mitt.  Naturw.  Ver. 
f.  Neu  Vorpommern  1888,  S.  140—148. 

98)  G.  C.  MACKENZIE.  The  magnetic  iron  sands  of  Natashkwan,  County  of  Saguenay, 
Province  of  Quebec.  Canada  Department  of  Mines,  Mines  Braach  No.  145. 
Ottawa  1912. 

99)  BurkaRT.  Über  das  Vorkommen  des  titanhaltigen  Magneteisensandes.  Berg- 
geist 16.  No.  27—30.  (Zitiert  nach  Neues  Jahrb.  f.  Mineralogie  etc.  1871, 
S.  421-425). 

100)  Auriferous  beachmining  in  Australia.  Eng.  Min.  Journ.  LX.  1895,  S.  491  ;2. 
(Zitiert  nach  Stelzner-Bergeat.  Die  Erzlagerstätten.  Leipig  1904-06,  S.  1279). 

101)  Paul  ChqffaT.  Rapports  de  geologie  economique.  I.  Sur  les  sables  auriferes, 
marins,  d'Adica  et  sur  d'autres  depots  auriferes  de  la  cöte  occidentale  de  la 
peninsule  de  Setubal.  Comraunicacöes  do  Servico  Geologito  de  Portugal,  t.  IX. 
1912/13,  S.  5—26. 

102)  6.  Jahresber.  d.  Freiberger  geol.  Gesellschaft  1913,  S.  12—89. 

103)  W.  DEECKE.  Über  Foraminiferen.  (Paläontologische  Betrachtungen  VI.)  Neues 
Jahrb.  f.  Min.  etc.    1914.  II,  S.  21-43  (S.  33). 

104)  G.  Berexi>t.  Geologie  des  Kuriscben  Haffes  und  seiner  Umgebung,  zugleich 
als  Erläuterung  zu  Sectiou  2,  3  und  4  der  geologischen  Karte  von  Preußen. 
Königsberg  1869,  S.  21—27. 

105)  Alb.  Zweck.  Die  Bildung  des  Triebsandes  auf  der  Kurisiben  und  der  Frischen 
Nehrung.  Beilage  zum  24.  Jahresbericht  der  Königl.  Oberrealschule  auf  der 
Burg.  Königsberg  i.  Pr.,  Ostern  1903,  38  S.,  5  Tafeln.  —  Al.  Torn^UIST. 
Geologie  von  Ostpreußen.    Berlin  1910,  S.  210-212. 

106)  K.  Soecknick.  Triebsand-Studien.  Schrift,  d.  Physikal.  Ökonom.  Ges.  Königsberg 
45.    1904.  S-  37-48. 

107)  Daß  hier  oder  da  die  Wohnröhren  solcher  Tiere  der  entweichenden 
Luft  den  Weg  weisen  mögen,  kann  selbstverständlich  nicht  be- 
stritten werden. 

108)  A.  G.  Höobom.  Zur  Deutung  der  Scolithus-Sandsteine  und  „Pipe-Rocks".  Bull, 
of  the  Geol.  Institution  of  Upsala  XIII.   1915,  S.  45  -60. 

109)  Denn  daß  die  in  Wirklichkeit  so  häufige  (!)  Erscheinung  „bis  jetzt 
der  Aufmerksamkeit  der  Geologen  entgangen1*  sei  (Hoobom  a.a.O.  S. 56), 
trifft  in  keiner  Weise  zu. 

110)  A.  a.  0.  (Anm.  62). 

111)  Vergl.  WniTHNEY  &  DesoR.  Proc.  Boston  Soc.  Nat.  Hist.  1850,  S.  200  und 
Silliman's  American  Journal  of  Science  1850,  b,  X,  S.  135.  (Zit.  nach  dem 
Referat  im  Neuen  Jahrb.  für  Miueralogie  etc.  1852,  S.  110)   „Desor  sah  am 


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588 


Benatzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


Oberen  See,  wenn  durch  heftigen  Wind  die  Wellen  über  ihren  ge- 
wöhnlichen Bereich  an  die  sandige  Küste  getrieben  wurden  und 
sich  wieder  zurückzogen,  verschiedene  Eindrücke  sich  bilden, 
einige  groß  und  flach,  andere  schmal  und  tief  (wie  man  sie  an 
der  Seeküste  den  im  Sand  wohnenden  Würmern  zuschreibt),  noch 
andere  tief  und  von  einem  kreisförmigen  glatten  Rande  umgeben. 
Alle  rührten  von  Luftblasen  her,  welche  die  Wellen  im  Fortrollen 
über  den  Strand  gebildet  hatten.  Begräbt  sich  eine  solche  Blase 
in  dem  Sand,  so  daß  sie  unter  demselben  zerplatzen  muß,  so 
hinterläßt  sie  eine  tiefe  und  enge  Höhle.  Löst  sie  sich  erst  durch 
wiederholtes  Zerplatzen  auf,  so  entsteht  um  die  Höhle  ein  kleiner 
und  glatter  Rand;  sie  ist  ein  Krater  in  Miniatur.  Bleibt  und 
platzt  die  Blase  aber  an  der  Oberfläche,  so  bildet  sie  nur  eine 
breite,  flache  Vertiefung.  Diese  Eindrücke  bilden  sich  am  voll- 
kommensten bei  sehr  schwachem  Fallen  des  Strandes  aus,  indem 
hier  der  Sand  am  losesten  übereinander  liegt.  Diese  Formen  ge- 
nügen in  fast  allen  Fällen  zur  Erklärung  der  gewöhnlich  sogen, 
fossilen  Regen-Tropfen".  —  Man  erkennt,  es  sind  im  Wesentlichen 
die  Beobachtungen,  wie  sie  Högbom  gemacht  hat  und  wie  sie 
überall  am  Sandstrande  leicht  wiederholt  werden  können,  wo  immer 
nur  eine  Brandung  aufläuft,  und  so  wird  die  Erscheinung  auch 
z.  B.  am  Xehrungs- Strande  des  Kurischen  Haffs  nicht  vermißt, 
wo  die  Organismen,  welche  man  am  Ostseestrande  als  Veranlasser 
etwa  in  Verdacht  haben  könnte,  ja  durchaus  fehlen! 

112)  Nach  frdl.  Angabe  des  Herrn  Dr.  Herold  vom  Zoologischen  Institute 
der  Universität  Greifswald.  Der  „Sand-  oder  Strand  flohkrebs"  findet 
sich  auch  noch  an  der  Samländischen  Ostseeküste. 

113)  H.  PüTONlfc.  Eine  im  Ögelsee  (Prov.  Brandenburg)  plötzlich  neu  entstandene 
Insel.  Jahrb.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Laudesanst.  für  191 1.  XXXII.  I,  S.  187-218, 
14  Fig. 

114)  Z.  B.  Principles  of  Geology,    10.  Aufl.,   London  18(57,   S.  383—335:  „Small 

cavities,  often  corresponding  in  size  to  those  produced  by  rain, 
are  also  caused  by  air-bubbles  rising  up  through  sand  or  mud; 
but  these  differ  in  eharacter  from  rain-prints,  being  usually  deeper 
than  they  are  wide,  and  having  their  sides  steeper.  These,  indeed, 
are  ocrasionally  vertical  or  overarehing,  the  opening  at  the  top 
being  narrower  than  the  pit  below.  In  their  mode,  also  of  inter- 
ference  they  are  unlike  raiu-prints". 

115)  A.  a.  0.  (Anm.  62). 

116)  K.  ANDRLK.  über  Kegeltextur  iu  Sauden  und  Sandsteinen  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  Sandsteiukegel  des  oberen  l'nterdevon  der  Umgegend  von 
Marburg.  Sitzungsber.  d.  Gesellscb.  zur  Beförderung  d.  ges.  Naturwissenschaften 
zu  Marburg.  1912,  S.  49-55.  —  Über  Sand-  und  Sandsteinkegel  und  ihre  Be- 
deutung als  Littoralgebilde.    Geologische  Rundschau  8.    1912,  S.  537—543, 


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Benutzt«  Literatur  nebst  Bemerkungen 


589 


Tafel  7.  —  Ibidem  4.  1913,  S.  597.  —  Über  Sandsteinkegel  im  Potsdam-Sand- 
stein des  östlichen  Canada.  Schrift,  d.  Gesellsch.  zur  Beförderung  d.  ges.  Natur- 
wissenschaften zu  Marburg  XIII.  7.  1914,  S.  409—466,  Taf.  I— VI. 

117)  N.  GlRSCHNER.  Dertönende  Sand  bei  Kolberg.  Petarm.  Geogr.  Mitt.  1859,  S.  119. 

G.  Berendt.  über  „klingenden  Sand".  Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges.  85.  1883, 
S.  864—866. 

H.  C.  Bolton  &  A.  JlXIEN.  Musical  sand,  its  wide  distribution  and  properties. 
Proc.  of  the  American  Assoc.  for  the  Advancement  of  Science  88.  18K4,  S.  1-6 
(des  Sep.)  und  A.  Julien  &  H.  C.  Bolton.  Notice  on  the  raicroscopical  exa- 
mination  of  a  ßeries  of  ocean,  lake,  river  and  desert  sands.  Ibidem,  S.  6-8 
(des  Sep.). 

C.  CaRUS- Wilson.  Musical  sands.  Read  before  the  Bournemuuth  Soc  of  Natural 
Science,  published  in  November  1888.  —  Ders.  Musical  sands  at  Studland  Bay. 
The  Bouruemouth  Graphic.   4"1  June  1904,  S.  357.  (Zit.  nach  P.  Daums). 

118)  P.  Darms.  Tönender  Sand.  Schrift,  d.  Naturforsch.  Ges.  in  Danzig  12.  1910, 
S.  82—73,  2  Fig.  im  Text. 

H9)  In  diesem  Zusammenhange  mag  auf  die  vom  Verf.  gelegentlich 
(Peterm.  Geograph.  Mitt.  59.  1913,  S.  247)  angeführte  Beobachtung 
von  A.  Bergeat  hingewiesen  sein,  daß  Vesuvlaven,  welche  am 
Strande  von  Neapel  zeitweise  vom  Meerwasser  benetzt,  zeitweise 
aber  getrocknet  und  von  der  Insolation  erwärmt  werden,  bald  die 
intensiv  rote  Farbe  der  wasserarmen  oder  -freien  Eisenoxydver- 
bindungeu  annehmen. 

120)  L.  Meyn.  Riffsteinbildung  im  Kleinen  an  der  Deutschen  Nordseeküste.  Zeitschr. 
deutsch,  geol.  Ges.  8.   1856,  S.  119—126. 

121)  JoilN  C.  Brannkr.  The  Stone  Reefs  of  Brazil,  their  geological  and  geographica! 
relations,  with  a  chapter  on  the  Coral  Reefs.  Bull,  of  the  Harv.  Coli.  Mus.  of 
Comparative  Zoology  44  (7,  Geol.  Ser).  1904,  285  S.,  99  plates.  —  Stone  reefs 
on  the  Northeast  Coast  of  Brazil.  Bull,  of  the  Geol.  Soc.  of  America  16.  1905, 
8.  1—12,  Pls.  I— II.  —  Vergl.  auch  Gerald  A.  Waring.  Reef  Formations 
of  the  Northeast  Coast  of  Brazil.  The  American  Journal  of  Sc.  4.  ser.,  vol.  87. 
1914,  S.  3G7--390,  PI.  IX. 

122)  Vergl.  Darwins  Reise-Tagebuch.  Herausgegeben  von  A.  Kirchhoff.  Bibliothek 
der  Gesauitliteratur  des  In-  und  Auslandes  No.  714  —  722.  Halle  a.  S.,  Otto 
Hendel.  S.  525.  —  CH.  Darwin.  On  a  remarkable  bar  of  sandstone  of  Pernam- 
buco  on  the  coast  of  Brazil.  The  Loudon,  Edinburgh,  and  Dublin  Philosophical 
Magazine  and  Journal  of  Science.  XIX.  1841,  S.  257  —  261. 

123)  W.  von  SEIDLITZ.  Die  Nehrung  von  St.  Maura  (Leukas).  Verh.  d.  Ges.  deutsch. 
Naturforscher  &  Ärzte  88.   1911,  S.  388—393. 

124)  K.  WEULE.  Zum  Problem  der  Sedimentbildung.  Annalen  der  Hydrographie  24. 
1896,  S.  402-413. 

125)  ALFR.  Rt'HL.  Beiträge  zur  Kenntnis  der  morphologischen  Wirksamkeit  der 
Meeresströmungen.  Veröffentl.  Instit.  f.  Meereskunde  u.  Geogr.  Inst.  Berlin 
Heft  8,  1<J06. 

126)  Z.  B.  C  Förch.  Die  Fällung  feiner  Toutrübungen  in  Salzlösungen.  Annalen 
der' Hydrographie  und  maritimen  Meteorologie  40.    1912,  S.  23-30. 

127)  G.  Bodländer.  Versuche  über  Suspensionen.  Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie 
etc.  180».  2.  S.  147-168. —  Nachr.  v.  d.  Kgl.  Ges.  d.  Wiss.  Göttingen.  1803, 
No.  7,  S.  267-276. 


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590 


Benutzt«  Literatur  nebst  Bemerkungen 


128)  Hauen.  Über  die  Fluth-  und  Bodenverhältnisse  des  Preußischen  Jadegebietet. 
Monatsber.  d.  kgl.  preuß.  Akad.  d.  Wiss.  Berlin.   1856,  S.  839  -  353. 

129)  J.  Murray  &  R.  Irvine.  On  Silica  and  tbe  Siliceous  Remains  of  Organums 
in  Modern  Seas.  Pruc.  of  tbe  Royal  Soc.  of  Edinburgh  18.  1890/91,  S.  229  — 250. 

130)  0.  KRÜMMEL.  Über  Erosion  durch  Gezeitenstrüme.  Petermanns  Geogr.  Mitt.35, 
1889,  S.  1^0— 138,  Tafel  10.  —  Über  die  Umformung  der  Küsten  durch  die 
Meeresströmungen.    Mitt.  Geogr.  Ges.  Hamburg  1889/90,  S.  221. 

131)  Vergl.  hierzu  auch  W.  KrCüer.  Meer  und  Küste  bei  Wangeroog  und  die 
Kräfte,  die  auf  ihre  Gestaltung  einwirken.  Zeitschrift  für  Bauwesen  1911, 
22  8.,  6  Tafeln. 

132)  C.  Wesenbekg-Lund.  Umformungen  des  Erdbodens.  Beziehungen  zwischen 
Damroerde,  Marsch,  Wiesenland  und  Schlamm.  Prometheus  16.  1905,  S.  561  bis 
566,  577—582. 

133)  F.  Schucht.  Beitrag  zur  Geologie  der  Wesermarschen.  Zeitschr.  f.  Natur- 
wissenseb.  76.    1903  (1904),  S.  1—80,  1  Tafel. 

134)  F.  Schucht.  Das  Wasser  nnd  seine  Sedimente  im  Flutgebiete  der  Elbe.  Jahrb. 
kgl.  preuß.  Geol.  Landesanst.  f.  1904.  25,  S.  431-465. 

135)  Nach  Br.  DOSS  (über  die  Natur  nnd  Zusammensetzung  des  in  mioeänen  Tonen 
des  Gouvernements  Samara  auftretenden  Schwefeleisens.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  etc. 

Beil.  Bd.  83.  1912,  S.  662—713)  ist  es  zweifellos,  daß  in  vielen  Fällen,  wo 
von  Einfach-Schwefcleisen  in  Schlamm  die  Rede  ist  —  das  gilt  auch 
für  die  Mehrzahl  der  im  Text  weiterhin  zu  erwähnenden  Fälle  —  nicht 
wasserfreies  Schwefeleisen,  welches  durch  den  Sauerstoff  der  Luft 
in  kurzer  Zeit  nicht  verändert  wird,  vorliegt,  sondern  kolloides, 
wasserhaltiges  Schwefeleisen  (Eisensulfidhydrat).  Von  Sedimenten, 
die  uns  hier  besonders  interessieren,  erwähnt  Doss  die  schwarzen 
Schlamme  der  südrussischen  Limane,  des  Asow'scheu,  Schwarzen 
und  Mittelländischen  Meeres,  der  Ostseebuchten  der  Insel  Ösel, 
gewisse  Tone  der  Ufer  Schottlands  und  den  Blauschlick  der 
heutigen  Meere. 

136)  L.  Rhumbler.  Eisenkiesablagerungen  im  verwesenden  Weichkörper  von 
Foraminiferen,  die  sogenannten  Keimkugeln  Max  Schultxe's  u.  A.  Vorl.  Mitth., 
Nachr.  von  der  Kgl.  Ges.  d.  Wiss.  und  der  Georg-Augusts-ünivereität  zu 
Göttingen  1892,  S.  419—428.  —  Vergl.  auch  Zeitschr.  f.  wissensch.  Zoologie  57. 
1894,  S.  573,  574  Anm.  1,  578  Anm.  2,  Taf.  22,  Fig.  42. 

137)  Br.  Doss.  Über  den  Limanscblamm  des  südlichen  Rußlands  sowie  analoge 
Bildungen  in  den  Ostseeprovinzen  etc.  Korrespondenzbl.  Nat.  Ver.  Riga  43. 
1900,  S.  3-32,  212—231.  —  Hier  auch  die  übrige  Literatur. 

138)  Botanische  Zeitung  45.   1887,  Nr.  31—87. 

139)  N.  Sokolow.  über  die  Entstehung  der  Limane  Südrußlands.  Mem.  du  Comite 
geologique.  X.  4.   1895,  S.  59-102,  1  Karte. 

140)  Adolph  Goebel.  Der  heilsame  Meeresschlamm  an  den  Küsten  der  Insel  Oeael. 
Archiv  f.  d.  Naturk.  Liv-,  Ehst-  und  Kurlands.  1.  Ser.,  Bd.  1.  1854,  8.  113  bis 
238  (Dorpater  Dissertation). 

141)  Br.  Doss.  Das  Vorkommen  von  freiem  Schwefel  in  Sapropelen.  Centralbl.  für 
Mineralogie  etc.  1913,  S.  490—495. 

142)  Br.  Doss  in  Anm.  135  und  „Melnikowit,  ein  neues  Eisenbisulfid,  und  seine  Be- 
deutung für  die  Genesis  der  Kieslagerstätten".  Zeitschr.  f.  prakt.  Geol.  90. 
1912,  S.  453-483,  2  Texttafeln. 


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Benutzt«  Literatur  nebst  Bemerkungen 


591 


143)  Vergl.  A.  BkRGEat  in  ders.  Zeitschr.  22.   1914,  S.  239. 

144)  Ibidem,  8.  247  -  249.  • 

145)  L.  Sl'DKY.  L'Etang  de  Tb  au.  Essai  de  Monographie  Oceanographique.  Annales 
de  L'Institut  Oceanugraphique.  T.  1.  fasc.  10.  Monaco  1910, 208S.,  1  Karte  1  : 25000. 

146)  Dieser  von  Bueusing  eingeführte,  zutreffende  Ausdruck  fllr  den 
Teil  eines  Flusses,  worin  die  Gezeiten  (aestus)  merklich  sind,  also 
für  das  Astuarium  in  seiner  ursprünglichen  Bedeutung,  besagt 
demnach  mehr  als  das,  was  man  heute  unter  einem  Astuarium 
(=  trichterförmige  Flußmündung)  zu  verstehen  pflegt. 

147)  Besonders  eigenartige  Verhältnisse  zeigt  infolge  der  enorm  hohen 
Gezeiten  der  Fundy-Bai,  auf  welche  wir  noch  mehrfach  hinzuweisen 
haben  werden,  der  St.  John -Fluß  bei  St.  John  (N.  B.,  Canada), 
dessen  unweit  der  Küste  gelegener  Fall  bei  steigender  Flut  ver- 
schwindet, um  beim  Höchststände  derselben  zum  „  Wende  Wasser- 
fall** („Reversiug  fall")  zu  werden. 

148)  0.  KRÜMMEL.    Handbuch  der  Ozeanographie  Bd.  II,  S.  203,  287  (299)— 304. 

149)  M.  P.  Rudzki.  Physik  der  Erde.  Leipzig,  Chr.  Herrn.  Tauchnitz  1911,  S.424— 427. 

150)  G.  H.  Credner.  Die  Deltas.  Ergänzungsheft  Nr.  56  zu  Petermanns  Geograph. 
Mitt.  Gotha  1878. 

151)  Fr.  Frech  in  Zeitschr.  Deutsch,  geolog.  Ges.  68.  1916,  S.  89/90. 

152)  S.  GENTHE.  Der  Persische  Meerbusen.  Inauguraldissertation.  Marburg  1896,  8.  62. 
163)  R.  A.  DaLY.  Marine  currents  and  river  deflection.  Science,  18.  1901,  S.  952— 954. 

154)  0.  KRÜMMEL.    Petermanns  Geogr.  Mitt.  1901,  Lit  ber.  No.  848,  8.  206. 

155)  J.  Thoulet.  Memoires  de  lithologie  marine.  Ann.  de  l'Institut  Oceanogr.  T.  8. 
Fasc.  7,  1912. 

156)  J.  W.  Judd.  Second  report  on  a  seriea  of  specimens  of  the  deposits  of  the  Nile 
delta.    Proc.  Royal  80c.  of  London.  61.   1897,  8.  32—40. 

157)  Chambermn  &  Salisbcry.   Geology  Vol.  I,  8.  191. 

158)  Edg.  DACyuE.  Grundlagen  und  Methoden  der  Paliogeographie.  Jena  1915,  8. 198. 

159)  K.  AXDREE.  Wesen,  Ursachen  und  Arten  der  Schichtung.  Geologische  Rund- 
schau. 6.   1916,  S.  359  ff. 

160)  Als  Beispiele  hierfür  könnten  einige  pliocäne  Delten  von  der 
Mittelmeerküste  Südfrankreichs  und  Liguriens  genannt  werden, 

worüber  ZU  vergleichen  Wäre:  E.  Desor.  Les  deltas  torrentiels.  Lettre 
a  M.  Daubree  (Nice,  14.  II.  1880).  Comptes  Rendus  de  l'Ac.  d.  Sc.  Paris  1880, 
8.  324—327.  —  CoLLot.  Sur  le  delta  pliocene  du  Rhone  ä  Saint-Gilles  (Gard). 
Ibidem  S.  548—549. 

161)  Bezüglich  des  Sumpfgases,  welches  im  alten  Weserdelta  südlich 
der  Jade  in  nicht  unbeträchtlicher  Menge  dem  Untergrunde  ent- 
strömt (H.  SCHOTTE.    Sumpfgasanlagen  im  alten  Weserdelta.  Abb.  d.  Naturw. 

Ver.  Bremen.  XXIII.  1914,  8.  195—224),  habe  ich  den  Eindruck  ge- 
wonnen, daß  es  tieferen  Schichten  des  Untergrundes  entstammt  und 
infolge  der  tektonischen  Eigenart  desselben  so  besonders  lokalisiert 
erscheint. 

162)  E.  W.  HlLOARD.  On  the  geology  of  the  delta  and  the  mud-lumps  of  the  passes 
of  the  Mississippi.  -The  Americ.  Journ.  of  Sc.  1871.  I,  S.  238  -  246,356-  364, 
425—435. 


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592  *  Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 

163)  E.  W.  Shaw.  Gas  from  mud  Inmps  at  the  mouths  of  the  Mississippi.  U.  8. 
Geol.  Survey  Bull.  541  A,  1913,  S.  12-15. 

164)  E.  W.  Shaw.  The  mud  himps  at  the  mouths  of  the  Mississippi.  V.  S.  Geol. 
Survey.  Prof.  Paper  85  B,  8.  11-27,  Taf.  1—3.   Washington  1913. 

165)  F.  W.  Pall  Lehmann.  Strand  Verschiebungen  im  Mündungsgebiet  der  Donau. 
Petermanns  Geogr.  Mitt.   1916,  S.  62. 

166)  E.  RCBEL.  „Ökologische  Pflanzengeographie'4  in  Handwörterbuch  der  Natur- 
wissenschaften 4.    1!H3,  S.  870/71. 

167)  T.  W.  Vaiohan.  The  geologic  work  of  mangrnves  in  Southern  Florida. 
Sinithsonian  Mise.  Collection,  Vol.  52  (Reihe  4,  Vol.  5),  Puhl.  Nr.  1877.  1910, 
S.  461-464,  Taf.  46-52. 

168)  Monatsber.  d.  Deutsch.  Geol.  Ges.  63.  1911,  S.  382. 

169)  Verhandl.  d.  19.  Deutsch.  Geographentages  zu  Straßbnrg  i.  EU.  1914  (Berlin 

1915),  S.  50-52. 

170)  N.  S.  Shaler.  The  geologic  history  of  harbours.  13th  Annual  Report  oft  the 
U.  S.  Geol.  Survey  for  1891/92.  Part  II  (Washington  1893),  S.  99—209,  Plates 
XXI1-XLV. 

171)  ChaRLEb  Barrois.  Sur  les  phenomi'nes  littoraux  actuels  du  Morbihan.  Annale« 
de  la  Soc.  Geol.  du  Nord.  24.  1896,  S.  182-226,  PI.  IV,  V. 

172)  P.  Ascherson.  Die  geographische  Verbreitung  der  Seegräser.  G.  Neumayer's 
Anleitung  zu  Wissenschaft!.  Beobachtungen  auf  Reisen.  II.  1888,  8.  191—212. 

173)  H.  Potonik  in  „Die  rezenten  Kaustobiolithe  und  ihre  Lagerstätten1'.  II.  Abh. 
d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  N.  F.  Heft  65,  II.  Berlin  1911,  S.  185—190: 
„Gezeiteuzone  der  Meeresküsten". 

174)  L.  BöTTGER.  Geschichtliche  Darstellung  unserer  Kenntnisse  und  Meinungen  von 
den  Korallenbauten.  Inauguraldissertation.  Leipzig  1890,  64  S.  —  8.  GUNTHER. 
Die  Korallenbauten  als  Objekt  wissenschaftlicher  Forschung  in  der  Zeit  vor 
Darwin.  Sitsungsber.  Bayer.  Ak.  d.  Wiss.  Math.  Phys.  Kl.  1910,  14.  Abh ,  42  S., 
Textf.  —  R.  Langenreck.  Die  Theorien  über  die  Entstehung  der  Koralleninseln 
und  Korallenriffe  und  ihre  Bedeutung  für  geophysische  Fragen.  Leipzig, 
W.  Engelmann  1890,  190  S.  —  Die  neueren  Forschungen  über  die  Korallenriffe. 
Geographische  Zeitsehr.  3.  1897,  S.  514  529,  566  -  581,  634  -  643.  -  Der  gegen- 
wärtige Stand  der  Korallenrifffrage.    Ibidem  1907,  8.24—44,  92—111. 

175)  London  1839.   2.  Aufl.  1874.  3.  Aufl.  (von  JüM>)  1890. 

176)  Jon.  WaLTHER.  Die  Adamsbriicke  und  die  Korallenriffe  der  Palkstrafle.  Er- 
gäuzungsheft  Nr.  102  zu  Petermanns  Geogr.  Mitt.   Gotha  1891,  S.  28. 

177)  C.  KELLER.    Das  Leben  des  Meeres.    Leipzig  1895,  S.  285. 

178)  T.  W.  VaI'ghan.  The  Recent  Madreporaria  of  Southern  Florida.  Department 
of  Marine  Biology  of  the  Carnegie  Institution  of  Washington.  Annual  Report 
1910.  Year  Book  Nr.  9,  S.  135-144,  PI.  1.  -  The  Madreporaria  and  Marine 
Bortom  Deposits  of  Southern  Florida.  Ibidem  1911.  Year  Hook  Nr.  10,  S.  137 
bis  156,  PI.  4—6. 

179)  Joh.  Walther.  Die  Korallenriffe  der  Siuaihalbineel.  Geologische  und  biolo- 
gische Beobachtungen.  Abh.  math.-phys.  Cl.  Kgl.  Sächs.  Ges.  der  Wiss.  14. 
Nr.  10.   Leipzig  1888,  S.  437-  506,  Taf.  1—8,  1  Karte. 

180)  L.  R.  Cary.  The  Alcyonaria  as  a  Factor  in  Reef  Limestone  Formation.  Proc. 
of  the  National  Aoademy  of  Scieucra  1.  1915,  S.  285—289.  —   CARY  Stellte 

auf  den  Riffen  der  Tortugas  Untersuchungen  darüber  an,  in  welchem 
Betrage  die  Kalkkörperchen  der  Alcyonarien.  am  Aufbau  der  Riffe 
teilnehmen.    Nach  seinen  Wägungen  enthalten  die  Gattungen 


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Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


593 


Briaream,  Eünecia,  Plexaura,  Pseudoplexaura,  Plexaurella,  Gorgonia, 
und  Xiphigorgia  im  Durchschnitt  27,40°/o  Kalknadeteubstanz.  1  acre 
(=  4046,7  qm)  Riffläche  enthält  nach  seinen  Zählungen  inner- 
halb der  lebenden  Individuen  5,28  tons  Kalknadeln.  Hieraus  läßt 
sich  zusammen  mit  der  Feststellung,  daß  jährlich  etwa  V&  aller 
Kolonien  durch  Brandung,  durch  Überwachsung  mit  anderen  Or- 
ganismen (Milleporiden,  Bryozoen)  und  durch  Erstickung  im  Schlamm 
vernichtet  werden,  berechnen,  wieviel  die  Alcyonarien  an  der  Bil- 
dung der  Riffsedimente  mitarbeiten.  Übrigens  geht  das  Wachstum 
der  Formen  so  rasch,  daß  der  jährliche  Verlust  von  l/6  der  ge- 
samten vorhandenen  Individuen  stetig  ausgeglichen  werden  dürfte. 

181)  Daß  Jugendformen  von  Korallen  durch  stark  wuchernde  Kalkalgen 
abgetötet  werden  können,  wie  das  z.  B.  Ch.  Gravier  (8ur  )e  rdle  des 

Algues  calcaires  dang  les  recifs  de  coraux.  Association  fran^aise  pour  l'avance- 
ment  des  sciences.  88.  session  (Lille  1909).  Rtaumes  des  Travaux  S.  181  und 
Compte  Rendu,  Notes  et  Memoires  S.  702—703,  Paris  1910)  für  Siderastraea 

radians  bei  St.  Thome  (Golf  von  Guinea)  festgestellt  hat,  kann  nicht 
als  Stütze  für  diese  Ansicht  gelten,  zumal  in  diesem  Beispiele 
häufige  Schlammüberschüttungen  an  und  für  sich  schon  für  das 
Korallenwachstum  ungünstige  Bedingungen  schaffen. 

182)  M.  A.  HOWE.  The  building  of  „coral"  reefs.  gcience.  New  Series.  85.  1912, 
8.  837—842.  —  Vergl.  auch  Fred.  Chapman  &  Douglas  Mawbon.  On  the  Im- 
porUnce  of  Halimeda  as  a  Reef-fonning  Organism;  with  a  Desciption  of  the 
Halimeda-Limestones  of  the  New  Hebrides.  The  Quart.  Journ.  of  the  Geol.  8oc. 
of  London.  62.  1906,  8.  702— 71 1.  Taf.  49-51. 

183)  Daß  die  Beschränkung  der  riffbauenden  Korallen  auf  diese  geringen 
Tiefen  eine  einfache  Folge  der  „Symbiose"  mit  lichtbedürftigen 

Algen  sei,  wie  Z.  B.  FERD.  VON  RiCHTHOFEN  (Das  Meer  und  die  Kunde 

vom  Meer.  Rede,  Berliu  1904,  8.  80)  meinte,  und  wie  es  gelegent- 
lich auch  in  geologischen  Darstellungen,  wie  z.  B.  bei  Frech,  zu 
lesen  ist,  läßt  sich  in  dieser  Schärfe  keineswegs  behaupten.  Zwar 
ist  das  Zusammen  vorkommen  beider  Organismengruppen  wohl  viel- 
fach erwiesen,  die  Korallen  sind  aber  durchaus  nicht  auf  die  Er- 
nährung durch  solche  in  ihren  Geweben  lebende  Algen  angewiesen. 
Allerdings  ist  gerade  das  tierische  Tropenplankton  ärmer,  als  man 
früher  wohl  angenommen  hat  und  als  speziell  von  J.  Murray  in 
seiner  Riffbildungstheorie  verwertet  wurde.  Immerhin  fehlen  an- 
scheinend systematische  quantitative  Arbeiten,  die  sowohl  in 
den  verschiedenen  Phasen  von  Ebbe  und  Flut,  als  auch  ebenso 
zur  Trages-  wie  zur  Nachtzeit  auszuführen  wären.  Wenn  nun  auch 
Stanley  Gardiner  bei  seinen  in  dieser  Richtung  unternommenen 
ersten  orientierenden  Untersuchungen  im  allgemeinen  reichlicher 
die  Reste  grüner  Algen,  als  tierische  Reste,  von  denen  er  im  übrigen 
eine  große  Zahl  der  verschiedensten  Planktonformen  einschließlich 

Andre*,  Geologie  de*  Meeresboden«.  II.  3g 


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594  Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 

vieler  pelagisch  lebender  Larven  feststellen  konnte,  die  Magen- 
hohlräume, der  Korallen  erfüllen  sah  und  auch  Sauerstoffentwick- 
lung durch  solche  von  Algen  grttn  gefärbten  Korallenkolonien 
feststellen  konnte,  so  ist  damit  noch  keineswegs  der  Beweis  gegeben, 
daß  Symbiose  mit  lichtbedürftigen  Algen  für  die  Riffbauer  unter 
den  Korallen  unerläßlich  sei.  Denn  grüne  Algen  als  Nahrung  im 
Magenhohlraum  und  symbiontisch  im  Gewebe  lebende  Algen  sind 
doch  etwas  Grundverschiedenes,  und  wie  solche  Symbiose  mit  ein- 
zelligen Algen  auch  bei  Aktinien,  Hydroiden  und  Schwämmen  häufig 
vorkommt,  so  fehlt  sie  anderseits  doch  auch  vielen  Korallen;  zudem 
aber  dringt  nach  Ch.  Gravier,  der  im  übrigen  einer  der  Haupt- 
verfechter jener  Idee  ist,  das  für  die  Algen  wirksame  Licht  nur  bis 
etwa  36  m  unter  den  Wasserspiegel  ein,  also  nicht  so  tief,  wie  manche 
Riffkorallen  gut  zu  gedeihen  vermögen.  Neuere  Biologen,  so  vor  allem 
S.  Hickson,  auch  Gravier  und  L.  Nick,  wollten  aber  auch  den 
lebhaft  gefärbten  Farbstoffen  der  Korallen,  die  das  Entzücken  so 
vieler  Naturforscher  erregt  haben,  die  Fähigkeit  zuschreiben,  ähnlich 
dem  Blattgrün  der  Pflanzen,  anorganische  Stoffe  zu  assimilieren, 
wie  dies  von  Bohn  schon  für  das  Rot  der  kosmopolitisch  lebenden 
Pnrpurrose  (Actinia  equina  L.)  vermutet  wurde,  welche  CO*  assimi- 
liere und  0  abgebe.'  Und  so  mag  die  Verwendung  solcher  im 
Sonnenlicht  gebildeten  Assimilate  den  Riffkorallen  als  willkommene 
Nahrungszugabe  dienen;  aber  diesem  Vorgang  ausschließliche  Be- 
deutung für  die  Beschränkung  der  Riffkorallen  auf  geringe  Tiefen 
und  damit  für  das  Korallenriffproblem  überhaupt  einzuräumen, 
schießt,  vorderhand  wenigstens,  noch  Weit  über  das  Ziel  hinaus 
und  ist  bei  dem  heutigen  Stand  der  Forschung  nicht  berech- 
tigt. Vielmehr  wird  die  eigentliche  Ursache  der  Beschränkung  der 
Riffkorallen  auf  die  genannten  geringen  Tiefen  noch  gefunden 
werden  müssen,  da  auch  die  Temperaturverhältnisse  nicht  aus- 
schlaggebend sein  dürften ;  reichen  doch  die  für  die  Riffkorallen 
optimalen  Temperaturen  tiefer  hinab,  als  der  Lebensbezirk  der- 
selben sich  erstreckt.  (Vergl.  zu  dem  vorher  Gesagten  vor  allem:  J. STANLEY 
Ga.koi.ner.  The  Curat  Reefs  of  Funafuti,  Rotuma  and  Fiji  tögetber  with  tone 
Notes  on  the  Structure  and  Formation  of  Coral  Reefs  in  general.  Proceediogs 
of  the  Cambridge  Philosophical  Soc.  vol.  IX.  1898,  8.  417—503,  vor  allem  S.479: 
„The  Food  of  Corals".  —  Ch.  Gkaviek.  Sur  quelques  traits  de  la  Biologie  de» 
Recifs  Coralliens.  Bull,  de  la  Soc.  Philomatique  de  Pari«.  9  nie  Serie.  X. 
1918,  S.  144-162.  -  L.  Nick  in  Brehms  Tierleben.  4.  Aufl.,  Bd.  1.  1918, 
S.  156,  169?) 

184)  Nach  CH.  GRAVIER  {Sur  la  biologie  des  Madreporaires  du  genre  Siderastraea 
Blainville.  Coniptes  Rendas  Hebdomadaires  des  seances  et  memoire«  de  la  So- 
rgte de  Biologie.  60.  1908.  I.  (Paris)  8. 1081/2)  leben  bei  Bella  Vista  im 
Norden  der  kleinen  portugiesischen  Insel  San  Thomö  im  Golf  von 


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Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen  595 

Guinea  -Siderastraea  radians  Pallas  und  siderea  Ellis  &  Solander 
ständigen  Schlammüberschüttungen  ausgesetzt,  sind  aber  deutlich 
verkümmert  gegenüber  den  Formen  des  klaren  Wassers  in  West- 
indien usw.. 

185)  L.  JoUBlN.  Carte  des  bancs  et  recifs  de  Curaux  (Madrepores).  Ann.  de  lln- 
8titnt  Oceanogr.  4  (2).   1912,  7  S.,  5  Karten. 

186)  A.  a.  0.  Anm.  73,  8.  92. 

187)  Bannwarth.  Biologische  Riffuntersuchungen  im  Golf  von  Suez.  Abb.  Sencken- 
berg.  Natarf.  Ges.  XXXVI.  1914,  8.  43-50.  (Mit  Kurven  der  tiefsten  Ebben 
1905—1913.) 

188)  L.  Plate.  Das  Korallenriff  von  Galle  (Fauna  Ceylanica  II).  Jenaische  Zeitechr. 
f.  Naturwissensch.  54.  1916,  S.  1-12,  Taf.  1-6. 

189)  Monatsber.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  58.  1901,  8.  9. 

190)  Die  Gewohnheit  der  Holothurien  sich  gelegentlich  ihres  ganzen 
Verdauungstraktus  zu  entledigen,  um  ihn  zu  regenerieren,  ist  wahr- 
scheinlich eine  Anpassung  an  die  gewiß  nicht  immer  leicht  ver- 
dauliche Korallensandnahrung. 

191)  W.  M.  Davis  &  G.  Braun.  Grundsüge  der  Physiogeographie.  Leiprig  u.  Berlin 
1911,  8.  306  ff. 

192)  A.  Wichmann.  Over  de  soogenaande  atollen  van  den  Oost-Indischen  Archipel. 
Koninklijke  Akademie  van  Wctenschappen  te  Amsterdam  1912,  S.  641-654. 

193)  J.  Murray.  On  the  Structure  and  Oritfn  of  Coral  Reefs  and  Islands.  Proc. 
Royal  Soc.  of  Edinburgh.  10.  1880,  S.  505—518. 

194)  F.  Wood-Jonfs.  Corals  and  Atolls.  London  1910.  —  The  building  of  Atoll». 
Zoologischer  Anseiger  85.   1910,  8.  399—404. 

195)  Das  haben  auch  die  neueren  Experimente  A.  G.  Mayers  (Proc. 
National  Ac.  of  Sc.  2.  1916,  8.  28 ff.)  auf  den  Tortugas  ergeben.  Denn 

.  hiernach  würden  zur  Auflösung  einer  der  ungefähren  Tiefe  der 
Lagunen  entsprechenden  Schicht  von  40  m  Mächtigkeit  durch 
Lagunenwasser  mehr  als  20  Millionen  Jahre  erforderlich  sein. 
Viel  intensiver  zerstören  Regenwasser  und  Organismen  (Algen, 
gewisse  Schwämme,  Echinodermen,  Holothurien  und  Würmer)  den 
Korallenkalk,  und  diese  Agentien  mögen  die  Entstehung  mancher 
Lagunen  hinter  Strandriffen,  aber  auch  nur  solcher  zustande  gebracht 
haben. 

196)  J.  D.  Dana.  Points  in  the  Geologtcal  History  of  the  Islands  Maui  and  Oahu 
The  Am.  Journ.  of  Sc.  (3.  ser.)  vol.  87.  1889,  8.81  —  103.  Plates  III— IV. 

197)  The  Atoll  of  Funafuti:  Borings  into  a  Coral  Reef  and  the  Results,  being  the 
Report  of  the  Coral  Reef  Committee  of  the  Royal  Society.  London  1904.  1  Bd. 
Text  (XIV  u.  420  S.),  1  Bd.  Tafeln.  Herausgegeben  von  T.  G.  BoNNEY. 

198)  W.  J.  80LLA8.    The  age  of  the  earth  and  other  geological  studies.   London  1908: 

4.  Funafuti:  The  study  of  a  coral  atoll,  S.  86—120.    5.  Funafuti:  A  Sequei, 

5.  121  —  132. 

199)  Wenn  z.  B.  Bannwarth  (Anm.  187)  neuerdings  behauptet,  dali 
im  Golf  von  Suez  lediglich  durch  abnorm  tiefe  Ebben,  indem  die- 
selben die  Korallen  ausgedehnter  Riff-Flächen  abtöten,  während 
die  am  Außenrande  auch  dann  noch  von  der  Brandung  benetzten 

38* 


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596 


Benatzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


Tierstöcke  am  Leben  blieben,  Atolle  entständen,  so  kann  hierzu 
nur  gesagt  werden,  daß  diese  „Atolle4*  sich  doch  eben  recht  weit 
von  dem  entfernen,  was  man  sich  gewöhnt  hat,  unter  diesem  Aus- 
druck zu  verstehen. 

200)  A.  VoELTZKOW.  über  Coccolitben  and  Rhabdolithen  nebst  Bemerkungen  über 
den  Aufbau  und  die  Entstehung  der  Aldabra-Inseln.  Abb.  Senckenberg.  Natur- 
forsch.  Oes.  2«.  Heft  4.  Frankfurt  a.  M.  1901,  S.  467-537  —  Forschungen  über 
Korallenriffe.    Geographischer  Anseiger  1907,  Heft  1,  2. 

201)  GUPPY.  The  Cocos  Keeling  Islands.  The  Scottish  Geogr.  Mag.  V.  1889,  S.281 
(457).   (Zit.  nach  Penck.) 

202)  C.  Ph.  8LU1TER.  Einiges  über  die  Entstehung  der  Korallenriffe  in  der  Javasee 
und  Branntweinsbai,  und  über  nene  Korallenbildung  bei  Krakatan.  Natuurknndig 
Tijdschrift  voor  Nederlandsch  Indie.  49.  Batavia-Noordwijk  1889,  S.  360-380. 
4  Tafeln. 

203)  A.  Ortmann.  Die  Korallriffe  von  Dar-es-Salaam  und  Umgegend.  Zoolog.  Jabrb. 
6.   1892,  S.  631-670,  Taf.  29. 

204)  Man  könnte  dieselben  mit  Al.  Süpan  als  „tiefe  Korallenriffe" 
gegenüber  den  „seichten"  bezeichnen,  deren  Mächtigkeit  geringer 
ist,  als  der  Abstand  vom  Meeresspiegel  bis  zur  unteren  Grenze 
der  Lebensfähigkeit  der  riffbauenden  Korallen  beträgt.  Eine  Unter- 
scheidung beider  ist  nur  bei  gehobenen  Riffen  oder  durch  Bohrungen 
möglich.  —  Das  nicht  zu  bezweifelnde  gleichzeitige  und  Neben- 
einander-Vorkommen  von  „tiefen"  und  „seichten  Korallenriffen*4  in 
der  Jetztzeit  ist  ein  genügender  Beweis  dafür,  daß  mit  der  Eiszeit 
zusammenhängende  eustatische  Bewegungen  des  Meeresspiegels 
nicht  von  ausschlaggebender  Bedeutung  für  die  Riffbildungen  der 
Jetztzeit  gewesen  sein  können.    R.  A.  Daly  (zuerst  in:  „Pleistocene 

glaciation  and  the  coral  reef  problem".  The  Am.  Journ.  of  Sc.  4th  Ser.,  vol.  XXX. 
1910,  8.  297  —308,  ferner  in  „Problems  of  the  Pacific  Islands.  Ibidem  vol.  XLI. 
1916,  S.  153-168.  Vergl.  auch  Fb.  Ed.  Süess.  R.  A.  Dai.vb  Theorie  der 
Koralleninseln.    Naturwissensch.  Wochenschr.  N.  F.  XVI.    1917,  S.  563  -566) 

meinte  nämlich,  wegen  des  gewaltigen  Verbrauchs  von  Wasser  zur 
Bildung  der  diluvialen  Inlandeiskalotten  habe  der  Meeresspiegel  in 
der  Diluvialzeit  tiefer  gelegen  als  heute,  und  viele  tropische  Inseln 
seien  zu  submarinen  Bänken  abradiert  worden,  um  dann  während 
des  Abschmelzens  jener  Eismassen  und  des  daraus  sich  ergebenden 
Wiederansteigens  des  Meeresniveaus  mit  Korallen  überzogen  zu 
werden,  die  infolge  dieser  positiven  Niveauschwankung  Barrier-Riff- 
und  Atoll-Formen  bildeten.  Es  ist  aber  unmöglich,  auf  diesem 
anscheinend  spielenden  Wege  die  Bewegungen  des  Festen  aus  dem 
Problem  der  Korallenriffbildung  auszuscheiden.    (Hierzu  vergl.  auch 

J.  W.  G.  The  glacial  theory  of  coral  reefs.  Nature  vol.  XCVII.  27.  IV.  1916, 
S.  191.)  Auch  W.  M.  DAVIS  (The  origin  of  coral  reefs.  Proc.  of  the  Nat 
Ac.  of  Sc  Vol.  I.  1915,  S.  146—152  und  an  verschiedenen  anderen  Orten)  hat 

sich  übrigens  neuerdings  rückhaltslos  auf  Darwins  Seite  gestellt 


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Benntxte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


597 


und  im  Besonderen  die  Beziehung  der  Barrier-Biff-  und  Atoll- 
Entstehnng  zur  Eiszeit,  wie  Daly  sie  konstruierte,  abgelehnt, 
bezw.  nur  als  mögliche,  aber  unwesentliche  Erweiterung  der 
DABWiNscben  Theorie  erklärt.    Desgleichen  zeigte  unlängst  G.  A. 

F.  MOLENGBAAFF  in  einer  lesenswerten  Arbeit  (The  Coral  reef  problem 
and  Isostasy.  Koninklijke  Akademie  van  Wetenschappen  te  Amsterdam,  Pro- 
ceedings  vol.  XIX,  3.  610 — 627,  worin  auch  auf  weitere  neuere  diesbezügliche 
Arbeiten  von  Daly,  Davis  usw.  aufmerksam  gemacht  wird),  auf  deren  im 

übrigen  stark  hypothetischen  Inhalt  wir  an  dieser  Stelle  nicht 
eingehen  können,  die  Mannigfaltigkeit  der  Ursachen,  welche  unter 
Vergrößernng  des  Abstandes  des  Meeresspiegels  vom  Meeresboden 
zur  Bildung  von  Barrier-Riffen  und  Atollen  führen  können.  Aber 
trotz  dieser  Mannigfaltigkeit  in  den  Begleitumständen  bleibt  doch 
Darwins  Grundgedanke  zu  Recht  bestehen,  wenn  auch  spätere 
Einzeluntersuchungen  gezeigt  haben,  daß  manche  Gebiete,  für 
die  derselbe  in  Verallgemeinerung  seiner  Ansicht  eine  Senkung 
des  Meeresbodens  Über  größere  Flächen  hin  angenommen  hatte, 
sich  viel  komplizierter  verhalten,  indem  z.  B.  Hebungen  und 
Senkungen  nahe  beieinander  vorkommen,  so  daß  man  etwa  an  eine 
in  statu  nascendi  befindliche  Faltenbildung  oder  aber  an  epiro- 
genetische  Schaukelbewegungen  denken  köunte.  Es  wird  daher 
neben  der  Aufsuchung  von  gehobenen  Riffkalken  auf  den  Inseln 
und  an  den  Küsten  der  tropischen  Meere  eine  für  die  Geo- 
tektonik  wichtige  Aufgabe  der  nächsten  Zukunft  sein,  auch  die 
Daten  über  „ertrunkene"  Riffkorallen  oder  Riffkalke  zu  sammeln, 
wobei  es  indessen  schwierig  sein  kann,  festzustellen,  ob  es  sich 
nicht  um  verschleppte  Stücke  handelt.  Molengraaff  selbst 
führt  ein  Beispiel  eines  solchen  ertrunkenen  Korallenriffes  aus 
der  Ceram-See  an,  auf  das  wir  später  zurückkommen.  Auch 
verweisen  wir  hier  noch  einmal  auf  .das  früher  über  die  Chagos- 
Bank  Gesagte. 

205)  A.  G.  Högbom.  Über  Dolomitbildung  und  dolomitische  Kalkorganismen.  Neues 
Jahrb.  f.  Mineralogie  etc.  1894.  I,  8.  262-274. 

206)  Vergl.  Anm.  176. 

207)  Joh.  Felix.  Studien  über  tertiäre  und  quartäre  Korallen-  und  Riffkalke  aus 
Ägypten  nnd  der  Sinaihalbinsel.  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  56.  1904, 
S.  168  -206.   i4.  Der  Umwandlungsproxeß  der  Riffkalke). 

208)  William  Hill.  On  the  Minute  Structure  of  some  Coral-Limestone*  from  Bar- 
Udos.  The  Quart.  Journal  of  the  Geol.  Soc.  London,  47.  1891,  S.  243-248, 
Plate  IX. 

209)  Vergl.  Edm.  Mojsisovics  von  Mojsvär.  Die  Dolomitriffe  von  Südtirol  und 
Venetien.    Wien  1879,  S.  498. 

210)  Saville-Kent.  The  Great  Barrier  Reef  of  Australia;  its  producta  and  potentia- 
lities.    London  1893. 

211)  A  VOELTZKOW.    Forschungen  ....  1907  (Anm.  200). 


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598 


Benutzt«  Literatur  nebst  Bemerkungen 


212)  E.  Werth.  Lebende  und  jungfossile  Korallenriffe  in  Ost-Afrika.  Zeitschr.  d. 
Ges.  f.  Erdk.  Berlin.  XXXVI.   1901,  S.  115—144. 

213)  G.  LlNCK.  Uber  die  Entstehung  der  Dolomite.  Mouatsber.  d.  Deutsch.  Geolog. 
Ges.  61.   1909,  S.  230-241  (auch  separat,  Jena  1909,  14  8.). 

214)  Kurt  Schmidt.  Über  Mischsalze  von  Kalzium -Magnesium- Karbonat.  Inaug. 
Disseit,  Jena  1913.  —  K.  Spanqenberg.  Die  künstliche  Darstellung  des 
Dolomits.   Inaug.  Dissen.,  Jena  1913  (auch  Zeitschr.  f.  Kristallographie  52). 

215)  W.  Meioen.  Neuere  Arbeiten  über  die  Entstehung  des  Dolomits.  Geologische 
Rundschau  I.  1910,  S.  121—126.  —  H.  Leitmeier.  Der  heutige  Stand  der 
Dolomitfrage.  Tschermaks  Mineral,  u.  petrogr.  Mitt.  N.  F.,  Bd.  SS.  1915, 
S.  532-547. 

216)  E.  Philippi.  Ober  Dolomitbilduug  und  chemische  Abscheidung  von  Kalk  in 
heutigen  Meeren.    Neues  Jahrb.  f.  Mineralogie  etc.,  Festband  1907,  S.  397-445. 

217)  0.  Bütschm.  Untersuchungen  über  organische  Kalkgebilde,  nebst  Bemerkungen 
über  orgauische  Kieselgebilde,  insbesondere  über  das  spezifische  Gewicht  in 
Beziehung  zu  der  Struktur,  die  chemische  Zusammensetzung  und  Anderes.  Abh. 
d.  Kgl.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Güttingen.  Math.-Phys.  Kl.  N.  F.  6,  Nr.  3.  177  S., 
4  Tafeln.    Berlin  1908. 

218)  F.  W.  Clabke  &  W.  C.  WheELER.  The  inorganic  constituents  of  Alcyonaria. 
Proc.  of  the  Nat.  Academy  of  Sc  Vol.  I.   1915,  S.  552—556. 

219)  E.  W.  Skeats.  The  Chemical  Composition  of  Limestones  from  Upraised  Coral 
Islands,  with  Notes  on  their  Microscopical  Structures.  Bull,  of  the  Mus.  of 
Comparative  Zoology,  Harvard,  Cambridge,  42.    1903,  S.  53—126. 

220)  Diese  Hüchstsumme  von  MgC03  stimmt  auffällig  tiberein  mit  der- 
jenigen, welche  A.  Schwager  in  einer  von  Joh.  Walther  in  dem 
Korallendolomit  des  Vorberges  vom  G.  Hammäm  Müsa,  Sinaihalb- 
insel, gesammelten  Tridacna-Schale  gefunden  hat.  Diese  Schale 
enthielt  96,18  Teile  Carbonat  mit  66,6  °/0  CaC08  und  43,4  °/o  MgCOs 
gegenüber  80,07  Teilen  Carbonat  mit  60%  CaC03  und  40%  MgCOs 
in  dem  umgebenden  Riffgestein. 

221)  C.  G.  Cui.us.  The  Chemical  and  M ineralogical  Changes  which  take  place  in 
Coral  Rorksas  illustrated  by  Specimens  from  the  Boring  at  Funafuti.  (Gloacester) 
1899,  4«  S. 

222)  C.  KLEMENT.  Sur  l'origine.de  la  dolomie  dans  les  formations  scdimentaires. 
Bull,  de  la  Soc.  Beige  de  Geologie,  de  Palcontologie  et  d'Hydrologie.  t.  ». 
1895,  Memoires,  S.  3-23. 

223)  C.  ELSCHNER.  Corallogene  Phosphat-Inseln  Austral-Oceaniens  und  ihre  Produkte. 
Lübeck  1913.  120  S.  mit  zahlreichen  Tafeln.  Vergl.  auch  Paul  Hambrccb. 
Entstehung,  Bildung  und  Lagerung  des  Phosphat«  auf  Nauru.  Zeitschr.  d.  Ges. 
für  Erdkunde  zu  Berlin.  1912.  S.  671—681  und  A.  Wichmann.  On  phosphorite 
of  the  isle  of  Ajawi.  Koninklijke  Akademie  van  Wetenschappen  te  Amsterdam. 
XVIII.  1915.  S.  214-220. 

224)  Frau  A.  Weber  -  van  Bosse.  Ein  Jabr  an  Bord  I.  M.  S.  Siboga.  (Deutsch 
nach  der  II.  Aufl.)    Leipzig,  W.  Engelmann,  1905,  S.  341,  342. 

225)  The  Geol.  Magazine  Dec.  5,  Vol.  8.    1911,  Taf.  20,  Fig.  2,  S.  434,  435. 

226)  U.  St  Geol.  Survey  Bull.  84.    Wash.  1892,  S.  153. 

227)  Florida  State  Geol.  Survey.  2.  Annual  Report  1908/9,  S.  230. 

228)  Vergl.  z.  B.  Euo.  Dubois.  Sur  quelque  echelle  s'aecomplit  le  pkenomi-iie  du 
transport  atmospberique  de  sei  marin.  Arch.  Mus.  Teyler.  8e*r.  II.  t.  X,  S.  461 
-471.    Haarlem  1907.    (Zitiert  nach  Geologisch.  Zentralblatt  9,  No.  3506). 


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Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


599 


229)  Vergl.  über  den  Pelagosit  meine  Bemerkungen  a.  a.  O.  (Anm.  29),  8.  277. 
Anm.  5.  —  Die  seitdem  erschienene  Arbeit  von  0.  Gönner,  über  Pelagosit 
von  der  Insel  Busi  und  einiger  benachbarter  Inseln  und  Scoglien.  Denkschr. 
Kais.  Ak.  d.  Wiss.  Wien.  Math,  naturw.  Kl.  92.   11*16,  S.  289—294,  in  welcher 

.  auch  die  Literatur  z.  T.  angegeben  ist,  hat  nichts  wesentlich  Neues  gebracht. 

230)  E.  Kalkowsky.  Oolith  und  Stromatolith  im  norddeutschen  Bunteandstein. 
Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges.  150.    1908,  S.  68—125,  Tafel  4—11.    (Bes.  S.  72). 

231)  UieOoTdesind,,zentrogeneSphaerolithettimSinnevonB.PoPOFF,1903. 

232)  Die  Angabe  VOn  H.  ROSENBUSCH  (Mikroskopische  Physiographie  der 
Mineralien  und  Gesteine.    4.  Aufl.  I.  2.    Stuttgart  1905,  S.  129),  daß  die  VOn 

ihm  untersuchten  rezenten  Oolithe  von  den  Korallenriffen  von 
Bahama,  von  Ain  Musa  und  vom  Meeresstrand  bei  Suez,  vom  Wadi 
Deheese  am  Sinai  und  von  Key  West,  Florida,  aus  „Ktypeit"  be- 
ständen, ist  dahin  zu  ergänzen,  daß  der  Ktypei't  Lacboix*  nach 
den  übereinstimmenden  Feststellungen  von  Bütschli,  Llnck  n.  A. 
nichts  anderes  als  Aragonit  ist. 

233)  Vergl.  die  letze  Darstellung  dieses  Autors  iu  „Das  Gesetz  der  WUstenbildnng 
in  Gegenwart  und  Vorzeit",  2.  Aufl.    Leipig  1912,  S.  283—285,  Fig.  145. 

234)  Th.  W.  VauohaN.  A  contribution  to  the  geologic  history  of  the  Floridian 
Plateau.  (Papers  from  the  Tortugas  Laboratory  of  the  Carnegie  Institution  of 
Washington,  Vol.  4).  Carnegie  Institution  of  Washington  Publication  Nr.  133. 
Washington  1910,  8.  99—185,  Taf.  1  —  15.  —  Ders.  Preliminary  remarks  on 
the  geology  of  the  Bahamas,  with  special  reference  to  the  origin  of  the  Bahaman 
and  Floridian  oolites.  (Papers  from  the  Marine  Biological  Laboratory  at 
Tortugas).  Carnegie  Institution  of  Washington  Publication  Nr.  182.  Washington 
1914,  S.  47—54. 

235)  G.  Harold  Drew.  The  action  of  some  denitrifying  bacteria  in  tropical  and 
temperate  seas,  and  tbe  bacteria)  precipitation  of  calcium  carbonate  in  the  sea. 
Journal  of  tbe  Marine  Biological  Association,  Plymouth,  England.  9.  1911, 
S.  142 — 155.  —  Ders.  Report  of  preliminary  investigations  on  the  marin« 
denitrifying  bacteria,  made  at  Port  Royal,  Jamaica,  and  at  Tortugas  during 
May  and  Jnne  1911.  Department  of  Marine  Biology.  Carnegie  Institution  of 
Washington.  Year  Book  10,  1911,  S.  136-141.  —  Ders.  Report  on  investi- 
gations on  marine  bacteria  carried  on  at  Andros  Island,  Bahamas,  British  West 
Indies,  in  May  1912.  Department  of  Marine  Biology.  Carnegie  Institution  of 
Washington  Annual  Report  of  the  Director,  1912,  S.  136—144.  —  Ders.  On 
the  precipitation  of  calcium  carbonate  iu  the  sea  by  marine  bacteria,  and  on 
the  action  of  denitrifying  bacteria  in  tropical  and  temperate  seas.  (Papers  from 
the  Marine  Biological  Laboratory  at  Tortugas).  Carnegie  Institution  of  Washing- 
ton Publikation  Nr.  182.   Washington  1914,  S.  7-45,  2  maps,  4  Fig. 

236)  Samuel  SaNFOrd  in  Florida  State  Geol.  Survey,  2.  Annual  Report  1908/09, 
S.  211-222. 

237)  A.  RoTHPLETZ  &  V.  SlMONELLl.  Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges.  42.  1890,  S.  682  -  687. 

238)  Schon  das  läßt  unter  Umständen  interessante  Schlüsse  zu,  wenn  nämlich  Or- 
ganismen sonst  nicht  erkennbar  sind!  (vergl.  A.  RoTHPLETZ.  Compte  Rendu  de 
la  XI:  e  Session  du  Congris  Geologique  International  [Stockholm  1910],  Bd.  I. 
1912,  S.  533). 

239)  G.  LlNOK.  Die  Bildung  der  Oolithe  und  Rogensteine.  Neues  Jahrb.  für 
Mineralogie  etc.    Beil.  Bd.  XVI.    1903,  S.  495-518.  —  Neueres  über  weitere 


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600  Benutzt«  Literatur  nebst  Bemerkungen 

experimentelle  Untersuchungen  ist  enthalten  in  der  Dissertation  eines  Schülers 
von  LlNCK:  Johannes  FEINE.  Beitrage  zur  Kenntnis  der  Abscheidungen  des  kohlen- 
sauren Kalkes  au»  meenv  asserähnlichen  Lösungen.  Inauguraldissertation.  Jena  1913. 

2*0)  Daß  faulende,  stickstoffhaltige  Substanzen  die  Ausscheidung  von 
CaCOs  bewirken,  haben  gleichzeitig  und  unabhängig  von  Steinmann, 
dessen  Arbeiten  noch  zu  zitieren  sein  werden,  schon  J.  Murray  & 

R.  IRVINE  (On  coral  reefs  and  other  carbonate  of  lime  formations  in  modern 
seas.  Proc.  Roy.  Soc.  of  Edinb.  17.    1889,  S.  79  —  109)  nachgewiesen. 

241)  G.  LlNCK.  Über  die  Bildung  der  Oolithe  und  Rogensteine.  Jenaische  Zeitschrift 
für  Naturwissenschaft  45.    1909,  S.  267—278,  Taf.  24.  25. 

242)  Sveriges  Geologiska  Undersükning.  Ser.  Ca,  No.  10.    Stockholm  1913,  S.  35. 
248)  H.  H.  GRAN  in  MuRRAY-HJORT.  The  Depths  of  the  Ocean.  London  1912,  Kap.  VI. 
244)  W.  SalomoN.    Über  die  Bildung  dichter  Kalke.    Geologische  Rundschau  fr. 

1915,  S.  478—480. 

246)  Das  reichliche  Auftreten  denitrifizierender  Bakterien  in  der  durch- 
wärmten tropischen  Flachsee  entzieht  dem  Meerwasser  einen  er- 
beblichen Teil  seiner  Pflanzennährstoffe  und  erklärt  wahrscheinlich 
die  Armut  der  tropischen  Meere  an  Plankton  und  Algenwachstum 
im  Verhältnis  zu  den  kälteren  Meeren.  Die  Ergebnisse  Drews 
bilden  daher  eine  Bestätigung  einer  älteren  Hypothese  von  Brandt, 
welche  H.  H.  Gran  (a.  a.  O.,  S.  369/370)  indessen  nicht  als  stich- 
,       haltig  anerkennen  wollte. 

246)  Über  die  Entstehung  dieses  Gipses  aus  dem  verwendeten  Meer- 
wasser ist  sich  Drew  selbst  nicht  klar  geworden.  Leider  erfährt 
man  nicht,  in  welcher  Form  die  Proben  an  Fr.  E.  Wright  zur 
weiteren  Untersuchung  versandt  wurden.  Im  Hinblick  auf  die 
Geschichte  des  berüchtigten  „Bathybius"  (vergl.  S.  20)  kann 
man  daher  nur  sagen,  daß  diese  Gipsneubildung  einer  dringenden 
Nachprüfung  bedarf.  Sollten  aber  Kontrolluntcrsuchungen  die  tat- 
sächliche Gleichzeitigkeit  der  Entstehung  von  Gips  mit  der  Aus- 
fällung von  CaC03  auf  bakteriellem  Wege  erweisen,  so  wäre  da- 
mit vielleicht  eine  Erklärung  gefunden  für  den  auffallenden,  über 
14  %>  betragenden  Ca  S04- Gehalt  der  von  der  „Valdiviau  von  der 
Agulhas-Bank  geförderten  Phosphoritknollen. 

247)  R.  E.  Liesegang.  Geologische  Diffusionen.   Dresden  &  Leipsig  1913,  8.  157  ff. 

248)  J.  H.  Arms  Sheldon.  Concretions  from  the  Champlain  Clays  of  the  Connecticut 
Valley.    Boston  1900. 

249)  G.  Steinmann.  Über  Schalen-  und  Kalksteinbildung.  Ber.  d.  Naturforsch.  Ges. 
zu  Freiburg  i.  Br.  4.  1889,  S.  288—293.  -  Ders.  Über  die  Bildungsweise  des 
dunklen  Pigments  bei  den  Mollusken  nebst  Bemerkungen  über  die  Entstehung 
von  Kalkkarbonat.    Ibidem  11.    1899,  S.  40—46. 

250)  W.  Biedermann.  Untersuchungen  über  Bau  und  Entstehung  der  Mollusken- 
schalen.  Jenaische  Zeitschrift  f.  Naturwissenschaft  86.  1901,  S.  1-164,  Taf .  I 
bis  VI.  —  Ders.  Über  die  Bedeutung  von  Krystallisationsprosessen  bei  der 
Bildung  der  Skelette  wirbelloser  Tiere,  namentlich  der  Molluskenschalen.  Zeitschr. 
f.  allgem.  Physiologie  I.    1902,  S.  154—208,  Taf.  8-6. 


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Benotete  Literatur  nebst  Bemerkungen  601 

261)  A.  RoTHPLETZ.  Über  die  Bildung  der  Oolithe.  Botanisches  Centraiblatt  1892, 
8.  265—268.  —  Der s.  On  the  forraation  of  oolite.  American  Geologist  X, 
S.  279-282. 

252)  Daß  auch  diese  Ooide  aus  Aragooit  bestehen,  haben  seitdem 
Rothpletz  selbst  und  andere  mehrfach  festgestellt  (vergl.  Geolog. 

Rundschau  6.   1915,  8.  89/90). 

253)  A.  RoTHPLETZ.  Oolithische  und  pisolitbische  Kalke  aus  Dentsch-Ostafrika  4. 
und  Anhang  zu  W.  Bornhardt.  Zur  Oberflächengestaltung  und  Geologie 
Deutscb-Ostafrikas.   Berlin,  D.  Reimer.    1900,  8.  483-485. 

264)  L.  Cayeux.  Les  Algues  calcaires  du  groupe  des  Girvanella  et  la  fonnation  des 
oolithes.    Comptes  Rendus  de  l'Ac.  d.  Sc.    Paris  150.    1910,  8.  359—362. 

255)  Eine  vermittelnde  Anschauung  vertritt  O.  M.  Reis,  welcher  (in  seinem 

ausführlichen  Referate  über  Kalkowsky  im  Neuen  Jahrb.  f.  Mineralogie  etc.  1908. 

II.  s.  —  133-137  — )  ein  Wachstum  der  Ooide  „als  unter  gleich- 
zeitiger, z.  T.  etwas  bewegterer,  feinkörnigere  Sedimente  absetzender, 
z.  T.  sehr  langsam  treibender,  eine  schlammig  -  muddelige  Trübe 
zum  Niederschlag  bringender  Sedimentation  stattfindend  annimmt" 
und  von  Ooiden  spricht,  „die  sich  als  runde  Körperchen  in  der 
muddeligen  Trübe  über  dem  Roden  beinahe  suspendiert  fortbewegen 
und  in  dieser  wandernden  sehr  verdünnten  Schlammtrübe  sich 

vergrößern  mögen,  von  einer  gewissen  Größe  an"  aber 

„zu  Boden  sinken".  —  Verhältnisse,  wie  sie  Reis  für  die  Bildung 
der  Ooide  angenommen  hat,  sind  nicht  unbekannt;  milchig  getrübtes 
Wasser  verrät  dem  Seefahrer  in  der  Südsee  wohl  verborgene  Riffe, 

und  Schon  E.  B.  HUNT  (On  the  origin,  growth,  sub8tructure  and  chrono- 
logy  of  the  Florida  Reef.    The  Americ.  Journal  of  8c.  2.  Ser.  vol.  85.  1868, 

8.  197-210)  hat  das  „Weißwasser"  der  Florida-Bänke  in  Sturmzeiten 
anschaulich  gesclüldert. 
266)  H.  Schade.  Zur  Entstehung  der  Harnsteine  und  ähnlicher  konzentrisch  ge- 
schichteter Steine  organischen  und  anorganischen  Ursprungs.  Zeitschr.  f.  Chemie 
und  Industrie  der  Kolloide.  4.  1909,  S.  175—180,  261—266.  —  Vergl.  aueb 
E.  Dittler.   über  die  Kolloidnatur  des  Erbsensteins.    Ibidem,  8.  277. 

257)  Geognostische  Jahreshefte  22.    1909,  8.  232. 

258)  E.  WiTTICH.  Die  Salzlager  am  Ojo  de  Liebre  an  der  Westküste  von  Nieder- 
Kalifornien.    Centralbl.  f.  Mineralogie  etc.   1916,  8.  25-32. 

269)  E.  WiTTICH.  Über  Meeresachwankungen  an  der  Küste  von  Kalifornien.  Monatsber. 
d.  deutsch,  geol.  Ges.  64.  1912,  8.  505—51*2. 

260)  Nach  K.  von  Fritsch,  zitiert  bei  KRÜMMEL,  Handbuch  1.    1907,  8.  164. 

261)  K.  Martin.  Vorläufiger  Bericht  über  eine  Reise  nach  Niederländisch  West- 
Indien.  Tijdschrift  van  het  Nederl.  Aardrijksknndig  Genootscbap  te  Amsterdam. 
1885,  8.  84,  100  des  Sep. 

262)  Ed.  Suess.    Das  Antlitz  der  Erde.  2.  1888,  8.  404. 

263)  Morphologie  .....  Bd.  2,  8.  476. 

264)  Veränderungen  hauptsächlich  dieser  Art  beschrieb  z.  B.  neuerdings  auch  J.  FRED. 
HUNTER.  Erosion  and  Sedimentation  in  Chesapeake  Bay  around  the  mouth  of 
Choptank  River.  U.  S.  Geol.  Survey  Prof.  Paper  90— B.  15  8.,  1  Taf.  (III). 
Wash.  1914. 


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602  Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 

265)  6.  Schott.  Oceanographie  und  maritime  Meteorologie.  Wissenschaftliche  Er- 
gebnisse der  Deutschen  Tiefsee- Expedition.  I.  Jena  1902,  S.  102,  Anm.  1. 

266)  Vergl.  auch  K.  ANDRKE.  Über  stetige  und  unterbrochene  Meeressedimentation, 
ihre  Ursachen,  sowie  Uber  deren  Bedeutung  für  die  Stratigraphie.  Neues  Jahrb. 
f.  Mineralogie  etc.    Beil.  Bd.  25.    1908,  S.  366—421. 

267)  J.  Y.  BUCHANAN.  On  Oceanic  Shoals  discovered  in  the  S.  S.  „Dacia"  in  October 
188».    Proc.  of  the  Royal  Soc.  of  Edinburgh  18.    1886,  S.  428—443,  Taf.  12. 

268)  Geogr.  Journ.  28.    1906,  S.  331  (zitiert  nach  Krümmel,  Handbuch  2,  S.  285). 

269)  M.  Webkr.  Die  niederländische  „Siboga"-Expedition  zur  Untersuchung  der 
marinen  Fauna  und  Flora  des  Indischen  Archipels  und  einige  ihrer  Resultate. 
Petermanns  Geographische  Mitteilungen  4«.    1900.  8.  187. 

270)  B.  HellaND-HaNSEN  in  Murray-Hjort.  The  Depths  of  the  Ocean.  London 
1912,  S.  272. 

271)  O.  Krümmel.    Der  Ozean.    2.  Aufl.    1902,  8.  101  ff. 

272)  R.  Lang  ESBECK.  Die  Tiefenverhältnisse  und  die  Bodenbeschaffenheit  des  mittleren 
Teils  des  Ostatlantischen  Ozeans.  In  Festschrift  zum  350jährigen  Jubiläum  de« 
Protestantischen  Gymnasiums  zu  Straßburg  i.  E.  1888.  S.  175  —  194,  Tal.  II. 
(Bes.  S.  193). 

273)  G.  Hellmann.  Über  die  Herkunft  der  Staubfälle  im  „Dnnkelmeer".  Sitz.  her. 
Kgl.  Preuß.  Ak.  d.  Wiss.  Berlin  1913,  S.  272—282.  —  Vergl.  auch  VAX  den 
Bkokck.  Les  poussitres  africaines.  Lea  pluies  de  sang  et  )a  mer  des  tenebres. 
Bull,  de  la  Soc.  beige  de  Geologie,  16.  1902,  S.  538—540.  —  A.  Taquin.  Les 
pluies  de  sable  aux  Canaries.    Ibidem  8.  540 — 541.   (Diskussion:  S.  541 — 542.) 

274)  Segelbandbuch  für  den  Atlantischen  Ozean.  Herausgegeben  von  der  Deutseben 
Seewarte.   H.  Aufl.    Hamburg  1910,  8.  128  ff. 

275)  Daß  diese  Feststellungen  für  das  Buntsandstein-Problem  von  größter 
Bedeutung  sind,  kann  hier  nur  nebenbei  erwähnt  werden. 

276)  G.  HELLMANN  &  W.  MEINARDU9.  Der  große  Staubfall  vom  9.— 12.  März  1901. 
Abh.  K.  Meteorol.  Inst.  Berlin  2,  No.  1.  —  Vergl.  auch  Valentin.  Der  Staub- 
fall vom  9.  bis  12.  März  1901.  Sitzungsber.  d.  K.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Wien,  Math, 
nat.  Cl.  Bd.  III.  IIa.  Mai  1902.  50  S.,  3  Tafeln;  W.  Koppen.  Der  Staubfall  vom 
0.  bis  12.  März  1901  und  die  Mechanik  der  atmosphärischen  Wirbel.  Annalen 
der  Hydrographie  und  maritimen  Meteorologie  31.  1903.  S.  45— 48,  Taf.  I ; 
E.  Hkkrmann.  Die  Staubfälle  vom  19.  bis  23.  Februar  1903  Uber  dem  Nord- 
atlantischen Ozean,  Großbritannien  und  Mitteleuropa.  Ibidem  S.  425  —438,  475 
bis  483,  Taf.  20.  —  Über  einen  Sandsturm  im  östlichen  Mittelmeer  vergl.  z.  B. 
ibidem  41.  1913.  S.  544-545;  über  „Sandstürme  im  Golf  von  Suez"  von  M.  Präger 
ibidem  81.  1903.  S.  22—23;  über  sauderfüllte  Luft  im  Persischen  Meerbusen 
ibidem  89.   1011.  S.  102. 

277)  Nach  Krümmel.  Mehr  davon  bei  Euo.  F.  Piccard.  Beiträge  zur  physischen 
Geographie  des  Finnischen  Meerbusens.    Inauguraldissertation.    Kiel  1003. 

278)  J.  Thoui.kt.    Sur  le  mode  de  formation  des  hancs  de  Terre-Neuve.  Comptes 

Rendus  Paris  108.    1886,  S.  104.  —  Considerations  sur  la  strueture  et 

la  genise  des  bancs  de  Terre-Neuve.  Bull,  de  la  Soc.  de  Geogr.  2e  trimestre. 
1889,  S.  1—39,  Karte. 

279)  E.  PHILIPP!.  Eisberge  und  Inlandeis  in  der  Antarktis.  Stille's  Geologische 
Charakterbilder,  Heft  1.    Berlin,  Gebrüder  Bornträger  1910. 

280)  E.  Phimppi.  Die  Schuttführung  der  Eisberge  und  des  Inlandeises.  „Deutsche 
Südpolar-Expedition  1901—1908".   2.    Geographie  und  Geologie,  S.  619—627. 

281)  E.  Philippi.  Über  recente  Facettengeschiebe  von  antarktischen  Eisbergen. 
Centralbl.  f.  Mineralogie  etc.    1904,  8.  737—738. 


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Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen  603 

282)  H.  B.  Bioklow.  The  shoal-water  deposits  of  the  Bermuda  Banks.  Proc.  of  the 
Americ.  Ac.  of  Art«  and  Sciences.   40.    1905,  S.  559—592. 

283)  H.  W.  Nichols.  Nodules  from  the  Cballenger  and  Argus  Banks  in  the  Atlantic 
Ocean.  Field  Columbian  Museum  Puhl.  No.  III.  Geol.  Serie«.  Vol.  8.  No.  3. 
Chicago  1906,  S.  40-50,  PI.  25-27. 

284)  E.PHIL1PPI.  Betrachtungen  überozeanische  Inseln.  Naturwissenschaft!. Wocbenschr. 
N.  F.  «-    1907,  S.  385—390. 

285)  Jon.  Walther.  Die  gesteinsbildenden  Kalkalgen  des  Golfes  von  Neapel  und 
die  Entstehung  structurloser  Kalke.  Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges.  87.  1885, 
8.  229  -  357.  —  Die  Sedimente  der  Taubenbank  im  Golfe  von  Neapel.  Aus  dem 
Anhang  zu  Abb.  Kgl.  Preuß.  Ak.  d.  Wiss.  Berlin  1910.   49  S.,  2  Tafeln. 

286)  Joh.  WaLTHER.  Die  geographische  Verbreitung  der  Foraminiferen  auf  der  Secca 
di  Benda  Palumma  im  Golfe  von  Neapel.  Mitth.  a.  d.  Zoologischen  Station  zu 
Neapel,  VIII.  2.  Heft  1888,  S.  377—384,  Tafel  20,  21. 

287)  Vergl.  auch  W.  H.  DaLL.  Deep  Sea  MoHusca  and  the  Conditions  under  which 
tbey  exist.  Proc.  of  the  Biological  Soc.  of  Washington.  Vol.  V.  Washington 
18D0,  8.  10-11.    (Zit.  nach  A.  C.  Johansen). 

288)  Mme  Paul  Lehoink.  Reparation  et  mode  de  vie  du  Maerl  (Lithothamnium 
calcareum)  aux  environs  de  Concarneau  (Finistt-re).  Ann.  de  l'Inst.  Oceanograph. 
I.  3.  1910,  29  S.,  1  Tafel. 

289)  M.  Foslie.  Die  Lithothamnien  des  Adriatischen  Meeres  und  Marokkos.  Wissensch. 
Meeresuntersueh.  N.  F.  VII.,  Abt.  Helgoland,  Heftl.  1905,  S.  1-44,  Taf.I— III. 

200)  N.  Andrussow.  Die  fossilen  Bryozoenriffe  der  Halbinseln  Kertsch  und  Taman. 
1 — 3.  Kiew  1909 — 1912.  Bes.  S.  124 — 127:  „Recente  Analoga  der  riffartigen 
Bryozoenbauten." 

291)  K.  Möbius.  Über  Austern-  und  Miesmuschelzucht  und  die  Hebung  derselben  an 
den  norddeutschen  Küsten.  Berlin,  Wiegandt  &  Hempel  1870.  —  Das  Thier- 
leben am  Boden  der  deutschen  Ost-  und  Nordsee.  Vircbow-v.  Holtzendorffs 
Sammlung  gemeinverständlicher  wissenschaftl.  Vorträge.  Heft  122.  Berlin  1871. 
—  Zahlreiche  neuere  Arbeiten  „Sur  les  gisements  de  Mollusques  comestibles  des 
ciites  de  France"  von  J.  Guerin-Ganivet  und  L.  Joubin  sind  im  Bull,  de  l'Inst 
Oceanograph.  de  Monaco  No.  89,  105,  115,  116,  131,  185,  136,  139,  141,  154, 
155,  170,  178  und  an  anderen  dort  zitierten  Stellen  erschienen.  Eine  Übersicht 
über  diesen  Gegenstand  ist  enthalten  in  L.  Jouiux.  La  carte  des  mollusques 
comestibles  des  cötes  de  France.  Annales  de  Geographie  XVII.  1908,  8.  197  bis 
204,  1  Karte  (Tafel  XII).  —  Über  die  Perlbänke  vergl.  man  n.  a.  W.  A.  BERDMAN. 

.   Report  on  the  pearl  oyster  fisheries  of  Ceylon.    London  1903  und  1906. 

292)  Hierzu  vergl.  übrigens  auch:  J.  Y.  Buchakan*.  On  the  Occurrence  of  Sulphur 
in  Marine  Muds  and  Nodales,  and  its  bearing  on  their  Mode  of  Formation.  Proc. 
of  the  Royal  Soc.  of  Edinburgh  XVII.    1890  —  91,  S.  17-39.  —  Mit  dieser 

Arbeit  können  wir  uns  indessen,  soweit  sie  das  Auftreten  von  Mangan- 
hydroxyden mit  dein  Leben  des  marinen  Benthos  in  Beziehung  zu 
setzen  sucht,  ebenso  wenig  befreunden,  wie  R.  Irvine  &  J.  Gibson 

(Manganese  Deposits  in  Marine  Muds.  Ibidem,  S.  54-69). 

293)  C.  W.  GCMHEL.  Geologisch-mineralogische  Untersuchung  der  Meeresgrundproben 
aus  der  Nordsee.  In  „Die  Ergebnisse  der  Untersuchungsfahrt  S.  M.  Knbt. 
„Drache"  in  der  Nordsee  in  den  Sommern  1881, 1882  und  1884".  Berlin  1886,  S.  38. 

294)  J.  H.  H.  Pirie.  Deep-sea  deposits  of  the  South  Atlantic  Ocean  and  Weddell 
Sea.  The  Scottish  Geographical  Magazine  21.  1905,  S.  413-417,  1  farbige 
Sedimentkarte  1  :  14000000. 


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604  Benutzte  Literstar  nebst  Bemerkungen 

295)  J.  H.  H.  Pirie.  Scottish  National  Antarctic  Expedition  1902-1904:  Deep-8ea 
Deposits.  Trans.  Roy.  Soo.  Edinburgh.  49.  Part.  III.— (No.  10),  8.  645—  686, 
1  Karte.    Edinburgh  1913. 

296)  H.  Arctowski  &  A.  F.  KENARD.  1)  Lea  Sediments  marins  de  l'Expjdition  de 
la  „Belgica".  Bull.  Soc.  Beige  de  Geologie,  de  Paläontologie  et  d'Hydrologie. 
Bruxelles.  T.  15.  1901,  S.  420—422.  —  2)  Notice  preliminaire  sur  les  Sediments 
marins  recueillis  par  l'Expedition  de  la  „Belgica".  Mem.  cour.  et  au t res  Mem. 
publies  par  l'Acad.  Roy.  de  Belg.  T.  61,  No.  2.    1902,  8.  1 — HO,  l  Karte. 

297)  L.  SCHMEIXK.  I.  Om  Sovandets  faste  Bestauddele.  II.  Om  Havbundens  Aflej- 
ringer.  Den  Norske  Nordbavs-Expedition^  1676- 1878.  IX.  Cbemi,  S.  1—71. 
Christiania  1882.    Mit  2  Karten. 

298)  O.  B.  BeQGlLD.  Havbundens  Aflejringer.  Den  Danske  Ingolf-Expedition  1895  bis 
1896.  I.  3.  Kopenhagen  1899,  86  8  ,  7  Karten,  1  Tabelle. 

299)  J.  Mt'RRAY.  The  depths  and  deposits  of  tbe  ocean.  In  J.  MtRRAY  &  J.  Hjort. 
The  Depths  of  the  Ocean.  A  general  account  of  tbe  modern  science  of  oceano- 
graphy  based  largely  on  the  scientific  researches  of  the  Norwegian  steamer 
Michael  Sars  in  the  North  Atlantic.    London  1912,  S.  180-209,  Map  4. 

300)  Max  Weber.  Die  niederländische  „Siboga"-Expedition  zur  Untersuchung  der 
marinen  Fauna  und  Flora  des  Indischen  Archipels  und  einige  ihrer  Resultate. 
Petermanns  Geo?r.  Mitteil.  4«.  1900,  S.  182—191.  —  Ders.  Siboga-Expeditie. 
I:  Introduction  et  descriptiou  de  l'Expedition.  Leiden  1902,  S.  37,  81,  130—134. 
—  Liste  des  stations  ....  du  „Siboga"  16  8.  (mit  Angabe  der  Boden- 
beschaffenheit). 

301)  O.  H.  BöGOILD.  Meeresgrundproben  der  Siboga- Expedition.  Siboga  -  Expedition 
LXV.  50  8.,  1  Taf.,  1  Karte.    Leiden  1916. 

302)  K.  ANDRER.  Über  Vorkommen  and  Herkunft  des  Schwerspates  sm  heutigen 
Meeresboden.    Centralblatt  für  Mineralogie  etc.    1918,  8.  157—165. 

308)  E.  J.  Jones.  On  some  nodular  stones  obtained  by  trawling  off  Colombo  in  675 
fatbom«  of  water.  Journal  of  the  Asiatic  Soc.  of  Bengal,  Vol.  LVI.  Calcutta 
1887,  8.  209—212,  Plate  II.  —  Examination  öf  Nodular  Stones  obtained  by 
trawling  off  Colombo.  Records  of  the  Geol.  Survey  of  India.  1888.  21,  8.  35—37. 

804)  G.  Forchhammkk.  Om  Sövandets  Bestauddele  og  deres  Fordeling  i  Havet. 
Universit&tsprogramm,  Kopenhagen  1859,  S.  14.  —  Ders.  On  the  Composition 
of  Sea-water  in  the  different  parts  of  the  Ocean.  Philos.  Transactions  155. 
London  1865,  S.  218. 

805)  Franz  Eilkard  Schulze  &  Hans  Thierfelder.  Über  Baryumaulfat  in  Meerea- 
tieren  (Xenophyopbora  F.  E.  Sch.).  8iU.  ber.  d.  Ges.  Naturforsch.  Freunde  au 
Berlin  1905,  8.  2 — 4.  —  Franz  Eilhard  Schulze.  Die  Xenophyophoren,  *eine 
besondere  Gruppe  der  Rhizopoden.  Wissensch.  Ergebn.  d.  Deutschen  Tiefsee- 
Expedition  auf  dem  Dampfer  „Valdivia"  1898 — 99.  Bd.  XI.  1.  Jena,  G.  Fischer 
1905.  —  Ders.  Die  Xenophyophoren  der  Siboga-Expedition.  Siboga-Expeditie. 
Monogr.  IV  bis.  Leiden,  E.  J.  Brill  1906.  —  Ders.  Die  Xenophyophoren  der 
amerikanischen  Albatroß- Expedition  1904/05.  Sita.  ber.  d.  Ges.  Naturforsch. 
Freunde  zu  Berlin  1906.  No.  8,  S.  205—229,  1  Tafel.  —  Ders.  Xenophyopbora. 
Zoolog.  Anzeiger  89.    1912,  S.  38—43. 

306)  ALEXANDER  Schepotiepk.  Untersuchungen  über  niedere  Organismen.  II.  Die 
Xenophyophoren  des  Indischen  Ozeans.  (W.  Spengel's)  Zoolog.  Jahrbücher  82. 
1912,  8.  245-286,  Tafel  XV,  XVI. 

807)  J.  V.  8amojlofp  in  Bull,  de  l'Acad.  Imp.  des  8c.  de  St.  Petersbourg.  VI.  Sir. 
t.  IV.  1910,  8.  857—880,  1  Tafel.  -  Ders.  Über  Barynmsulfat  in  Organis- 
men (russisch).    Ibidem,  t.  V.    1911,  8.  475-477. 


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Benatzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


605 


308)  Br.  D098  im  Neuen  Jahrb.  f.  Mineralogie  etc.  1912.  I.  —  417.  - 
809)  J,  W.  BaiLEY.   Od  the  origin  of  greensand,  and  its  formation  in  the  oceans  of 
the  pre8ent  epoch.   The  American  Journal  of  Science.    Ser.  2.  vol.  22.  1856, 
8.  880-284.  -  Proc.  Boaton  Soc.  Nat.  Hist.  vol.  5,  8.  364—368. 

310)  L.  F.  von  PouRTALES.  Der  Boden  de»  Golfstroms  und  der  atlantischen  Küste 
Nordamerikas.    Petermanns  Geogr.  Mitt.  16.    1870,  S.  393—398,  Tafel  20. 

311)  W.  A.  Caspari.  ContributionB  to  the  chemistry  of  submarine  glauconite.  Proc. 
Roy.  Soc.  Edinburgh.  80.   1910,  8.  864—873. 

312)  C.  W.  VON  GüMBEL.  Über  die  Natur  und  Bildungsweise  des  Glaukonits.  Sitz.- 
ber.  k.  bayr.  Ak.  Wiss.  16.  1886,  Math.  Phys.  Cl.  3,  S.,  417-44»,  1  Tafel. 

318)  L.  W.  CoLLET  &  G.  W.  Lee.  Recherches  sur  la  glauconie.  Proc.  Roy.  Soc. 
Edinburgh  26.  1906,  S.  238—278,  12  Tafeln,  1  Karte.  —  Vergl.  auch  derselben: 
Sur  la  compositum  chimique  de  la  glauconie.  Comptes  Rendus  Ac.  Sc.  Paris 
142.    1906,  S.  999— 1001. 

314)  Es  bliebe  zu  untersuchen,  ob  z.  B.  Vorkommnisse,  wie  die  gelben, 
roten  und  braunroten  Steinkernbildungen  von  Foraminiferen,  welche 

C.  G.  KHKENBERG  (Über  den  Grünsand  und  seine  Erläuterung  des  organischen 
Lebens.  Abh.  K.  Ak.  Wiss.  Berlin  1855,  S.  129,  130,  174,  Tafel  7.  Berlin  1856) 

aus  der  Kreide  Alabamas  beschrieben  hat,  diesem  zweiten  Stadium 
der  Glaukonitbildung  entsprechen  oder  ob  sie  das  Produkt  nach- 
träglicher Verwitterung  sind. 

315)  G.  Schott.    Geographie  des  Atlantischen  Ozeans.    Hamburg  1912,  S.  98. 

316)  -  C.  W.  von  GüMBEL.    A.  a.  0.  (Anm.  312),  S.  429  und  in  „Die  mineralogisch-geo- 

logische Beschaffenheit  der.  auf  der  Forschungsreise  S.  M.  S.  „Gazelle"  ge- 
sammelten Meeresgrnndablagerungen".  „Die  Forschungsreise  S.  M.  S.  „Gazelle" 
in  den  Jahren  1874  bis  76".    II.  Physik  und  Chemie.    Berlin  .1888,  S.  82. 

317)  L.  CayeuX.  Contribution  a  l'etude  micrographique  des  terrains  sedimentaires. 
Lille  1897. 

318)  L.  W.  Collet.    Les  Depots  Marius.   Paris  1908,  325  S. 

319)  C.  G.  Ehrenberg.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  unterseeischen  Agulhas-Bank  an 
der  Südtipitze  Afrikas  als  eines  sich  kundgebenden  grünsandigen  Polythalamien- 
Kalkfelsens.    Monatsber.  Ak.  Wiss.   Berlin  1863,  S.  379—394. 

320)  Al.  Agassiz.  Tbree  Cruises  of  the  United  States  Coast  and  Geodetic  Survey 
Steamer  „Blake"  in  the  Gulf  of  Mexico,  in  the  Caribbean  Sea,  and  along  the 
Atlantic  Coast  of  the  United  States,  from  1877  to  1880.  Ball,  of  the  Mus.  of 
Compar.  Zool.  at  Harvard  College  in  Cambridge,  Mass ,  U.  S.  A.  Vol.  U,  15.  1888. 

821)  L.  W.  CoLLET.    Lee  concretions  phospbatees  de  1' Agathas- Bank  (Cape  of  Good 

Hope).    Avec  une  note  Bur  la  glauconie  qu'elles  contieunent,  par  G.  W.  Lee. 

Proc  Roy.  Soc.  Edinburgh.  25,   1905,  S.  862-  893,  4  Tafeln. 
322)  R.  Irvine  &  W.  S.  Anderson.  On  the  Action  of  Metallic  (and  other)  Salts  on 

Carbonate  of  Lime.    Proc.  Roy.  Soc.  Edinburgh.  18.  1892,  S.  52-64. 
328)  J.  Lomas.    On  deposits  dredged  by  Prof.  Herdman  in  the  Indian  Ocean.  Rep. 

Brit.  Assoc.  for  1902.    72.  Vers.,  S.  644-646,  1903. 

824)  Rogers  and  Schwarz.  Notes  on  the  recent  Limestones  on  parts  of  the  South 
and  West  Coasts  of  Cape  Colouy.  Trans.  S.  Afric.  Pbil.  Soc.  1900,  S.  427. 
(Zitiert  nach  MüRRAY  &  PMLIPFt  a.  a.  O.  [Anm.  33],  S.  187). 

825)  J.  Murray.  Report  on  the  specimens  of  bottom  deposits.  Reports  on  the  resulta 

of  dredging  by  the  U.  S.  Coast  Survey  Steamer  „Blake"  

No.  XXVII.  Bull,  of  the  Mus.  of  Compar.  Zool.  at  Harvard  College,  Cambridge, 
Mass.,  U.  S.  A.,  Vol.  12.   1885,  S.  37—61.  —  R.  E.  Peake.   On  the  survey  by 


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606  Benutzt«  Literatur  nebst  Bemerkungen 

the  S.  8  „Britannia"  of  the  cable  route  between  Bermuda,  Turk's  Islands,  and 
Jamaica.  With  desrriptions  by  J.  Murray  of  the  marine  deposits  brought  bome. 
Proc.  Roy.  Soc.  Edinburgh.  22.   1900,  S.  409  —429,  1  farbige  Sedimentkarte. 

326)  S.  F.  Sll\RW>ES.  On  some  rocke  and  other  dredgings  from  the  Qulf  Stream.  Am. 
Joarn.  Sc.  3.  ser.  vol.  1.    1871,  S.  168—171. 

327)  Im  Original  findet  sich  bei  dieser  Analyse  eine  andere  Summe  an- 
gegeben, was  hier  im  Einklang  mit  Al.  Agarsiz  (Anm.  320)  be- 
richtigt sei.  < 

328)  J.  Y.  Buchanan.  On  the  compositum  of  some  deep-sea  deposits  from  the 
Mediterranean.    Proc.  Roy.  Soc.  Edinburgh.  Vol.  18.  1892,  S.  131—188. 

329)  J.  Thoulet.  Sur  la  Constitution  du  sol  sous- marin.  Comptes  Rendus  Ac.  8c. 
Paris  185.    1902,  S.  215—216. 

330)  O.  B.  BoootLD.  The  deposits  of  the  seabottom.  Report  on  the  Danish  Oceano- 
graphical  Expeditions  1908—1910  to  the  Mediterranean  and  adjacent  seas.  Vol.  1. 
1913,  No.  3,  8.  257—269,  1  Karte  (PI.  20). 

331)  K.  Natterkr.  Chemische  Untersuchungen  im  östlichen  Hittelmeer.  1.,  3.  &  4. 
Reise  S.  M.  Schiffes  „Pola"  in  den  Jahren  1890—93.  Ber.  d.  Comm.  f.  Er- 
forschung d.  östl.  Mittelmeeres  No.  3,  7  nnd  11.  Denkschr.  K.  Ak.  Wiss.Wien  59. 
1892,  S.  83-104,  1  Karte,  S.  105-120,  1  Karte.  -80.  1893,  S.  49-82,  1  Karte. 
—  61.  1894.  S.  23—64,  1  Karte.  —  K.  NaTTERER.  Chemisch-Geologische  Tief- 
seeforschung: Expeditionen  der  Schiffe  „Pola"  und  „TauniB"  in  das  östliche 
Mittelmeer,  Marmara-Meer  und  Rote  Meer.  Geogr.  Zeitschr.  5-  1899,  S.  190  bis 

209,  252—260.  i 

332)  Tu.  Fuchs.  Kritische  Bemerkungen  zu  Dr.  Natterer's  „Chemisch -Geologischen 
Tiefseeforschungen".  Mitt.  Geogr.  Ges.  Wien.  48.  1900,  S.  110—119. 

833)  Jan  DE  Windt  &  F.  BERWERTH.  Untersuchungen  von  Grundproben  des  östlichen 
Mittelmeeres.gesammeltaufder  l.,3.nnd4.  Reise  von  S.  M.  S.  „Pola"  in  den  Jahren 
1890.  1892  nnd  1893  (Ber.  d.  Komm,  für  ozeanogr.  Forsch.  No.  24).  Denkschr. 
Kais.  Ak.  Wiss.  Wien.  74.  1902,  10  S. 

334)  W.  C.  WlLLlAMsoN.  On  some  of  the  microscopical  objects  found  in  the  mnd  of 
the  Levant  and  other  deposits.  Mem.  Lit.  and.  Phil.  Soc,  Manchester,  8.  1847, 
8.  1—128. 

335)  Th.  Fuchs,  liber  einige  von  der  Österreichischen  Tiefsee  -  Expedition  S.  M. 
Schiffes  „Pola"  in  bedeutenden  Tiefen  gedredschte  Cylindrites-Shnliche  Körper 
und  deren  Verwandtschaft  mit  Gyrolithes  (Ber.  d.  Comm.  für  Erforschung  des 
östl.  Mittelmeeres  No.  10).  Denkschr.  Kais.  Ak.  Wiss.  Wien.  Math.  Naturw. 
Cl.  «1.  1894,  S.  11—22,  Tafel  1—3. 

836)  Ähnlich  schlechte  „Ventilationsverhältnisse"   wie  das  Schwarze 

Meer  zeigen  nach  B.  HELLAND  HANSEN  (in  Internationale  Revue  der 
gesamten  Hydrobiologie  und  Hydrographie  Bd.  I.  1908,  S.  553  —  573  und  in 
Mukkay-Hjort,  )The  depths  of  the  ocean.  London  1912,  8.257)  nicht  nur 
manche  norwegische  Fjorde,  welche  durch  submarine  Schwellen 
gegen  den  Ozean  abgesperrt  sind  —  »threshold  fjords"  — , 
sondern  in  kleineren  Verhältnissen  auch  die  ebendort  ge- 
legenen Austern  -  Polle ,  über  deren  eigenartige  Verhältnisse 
auch  in  der  Naturwissensch.  Wochenschr.  N.  F.  VIII.  1909,  S.  830 
bis  831  (Carl  H.  Gail)  oder  in  einer  Arbeit  des  Verf.s  (ihidem 
N.  F.  XI.  1912,  S.  245-246)  und  im  letzten  Abschnitt  dieses  Buches, 
S.  560—561,  nachgelesen  werden  mag.    Ein  schleimiger,  an  or- 


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Benatzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


607 


gauischen  Stoffen  reicher,  bakterienhaltiger  und  Ho  S- entwickelnder 
Schlamm  bedeckt  den  Boden.  Das  sind  Verhältnisse,  wie  sie  auch 
für  manche  „fossile  Schwarze  Meere"  zu  berücksichtigen  wären. 

387)  Th.  Fuchs.  Über  die  Natur  der  sarmatischen  Stufe  und  deren  Analoga  in  der 
Jetztzeit  und  in  den  früheren  geologischen  Epochen.  Sitz.ber.  K.  Ak.  d. 
Wissensch.    Wien  75.    1877,  S.  321—339. 

338)  N.  Andrussow.  Einige  Resultate  der  Tiefseeuntersuchungen  im  Schwarzen 
Meere.  Mitt.  d.  K.  K.  Geograph.  Oes.  in  Wien  3G  (N.  F.  26).  1893,  S.  373 
bis  393.  —  Ders.  La  mer  noire.  Guide  des  Excursions  du  VII.  Congreg 
Geologique  International.    St.  Petersbourg  1897,  No.  29,  13  S. 

389)  J.  Murray.  On  the  deposits  of  the  Black  Sea.  The  Scott.  Geogr.  Mag.  16. 
1900,  S.  673—702,  2  Tafeln. 

340)  A.  PhlLIPPSON  (Bosporus  und  Hellespont  Hettners  Geographische  Zeitschr. 

IV.  1898,  S.  16—2«)  hat  die  Bedeutung  gerade  dieser  Funde  abzu- 
schwächen gesucht,  indem  er  meinte,  daß  jene  Schalen  auch  durch 
den  oberpliozänen  Abfluß  des  Pontus  oder  in  der  Jetztzeit  durch 
Meeresströmungen,  vielleicht  auch  in  als  Schiffsballast  dienendem 
Pliozänsande  dorthin  verschleppt  worden  sein  könnten.  Schon 

N.  ANDRUSSOW  (Kritische  Bemerkungen  über  die  Entstehungshypothesen  des 
Bosporus  und  der  Dardanellen.  Sitzungsber.  d.  Naturforscherges.  bei  der  Uni- 
versität Jurjew  (Durpat),  18.  1900,  S.  378f.)  hat  sich  gegen  diese  Erklä- 
rungsversuche gewendet  und  R.  HÖRNES  (Die  Bildung  des  Bosporus  und 
der  Dardanellen.  Sitzungsber.  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.  Wien.  Math,  naturw. 

Kl.  Bd.  CXVIII.  1909,  S.  693-758)  sich  ihm  angeschlossen.  Die  Erklärung 
durch  Ballast  Verschleppung  mnß  schon  im  Hinblick  auf  die  gleichen 
Funde  am  Boden  des  Schwarzen  Meeres  abgelehnt  werden.  Absolut 
strittig  ist  ferner  die  Möglichkeit  der  Verschleppung  durch  einen  eventu- 
ellen oberpliozänen  Abfluß  des  Pontus.  Schließlich  ist  aber  auch 
die  Einschleppuug  durch  jetzige  Meeresströmungen  aus  dem  Pontus 
in  das  Marmara-Meer  unmöglich,  da  diese  Strömung  gegenwärtig 
in  der  Tiefe  des  Bosporus  aus  dem  Marmara-Meer  ins  Schwarze 
Meer  geht,  und  für  den  Transport  der  Schalen  nur  diese  Unter- 
strömung in  Betracht  kommen  könnte.  „Diese  Unterströmung 
briogt  aus  dem  Bosporus  in  die  Nähe  seiner  Mündung  ins  Schwarze 
Meer  abgerollte  mediterrane  Conehylien  und  kleine  Steine,  es  ist  „ 
also  gegenwärtig  wohl  eine  Einschleppuug  solcher  Dinge  aus  dem 
Marmara-Meer  in  das  Schwarze  Meer,  aber  nicht  umgekehrt  möglich** 
(Hörn es).  —  Zur  Frage  dieses  Vorkommens  vergl.  auch  W.  Penck 

(GrundzUge  der  Geologie  des  Bosporus.    Veröffentl.  d.  Inst.  f.  Meereskunde. 
N.  F.  A.  Heft  4.  Berlin  1919,  bes.  S.  68,  Anm.  1). 

341)  John  Mii-NE.  Suboceanic  changes.  The  Geographical  Journal  10.  1897,  S.  129 
bis  146,  259  -  285. 

342)  F.  X.  SchaFFKR.  Über  subaquatische  Rutschungen.  Centraiblatt  für  Mineralogie 
etc.  1916,  S.  22-24. 

343)  ARN.  Heim,  über  rezente  und  fossile  subaquatische  Rutschungen  und  deren 
lithologiscbe  Bedeutung.  Neues  Jahrb.  f.  Mineralogie  etc.  1908.  2.  S.  136  bis 
157,  Taf.  13. 


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608  Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 

344)  Ein  Teil  der  in  Frage  kommenden  Literatur  hierüber  kann  einer 

Arbeit  von  F.  F.  HAHN  (Untermeerische  Gleitung  bei  Trenton  Falle  [Nord- 
amerika] und  ihr  Verhältnis  zu  ähnlichen  Storungsbildern.  Neues  Jahrb.  f. 
Mineralogie  etc.  Beil.  Bd.  86.  1912,  S.  1—41,  Tafel  1—3)  entnommen  werden, 

mit  welchem  Hinweis  indessen  keineswegs  völlige  Zustimmung  zn 
allen  dort  geäußerten  Ansichten  gegeben  werden  soll. 

345)  J.  Thoulet.  Sur  les  fragments  de  pierre  ponce  des  fonds  oceauiques.  Comptes 
Rendns  Ac.  8c.    Paris  t.  184.    1902,  S.  728—729. 

346)  H.  Lohmann.  Untersuchungen  über  das  Pflanzen-  und  Tierleben  der  Hoehsee 
im  Atlantischen  Ozean  während  der  Ausreise  der  „Deutschland".   Sitz.  ber.  d. 

•  Ges.  naturforschend.  Freunde.    Berlin  1912,  S.  23—54,  Tafel  I. 

347)  H.  Lohmann.  Über  die  Beziehungen  zwischen  den  pelagischen  Ablagerungen 
und  dem  Plankton  des  Meeres.  Internat.  Revue  der  ges.  Hydrobiologie  &  Hydro- 
graphie I.  1908,  S.  309-323,  1  Tafel. 

348)  0.  BOtsCHLI.  Chemische  Natur  der  Skelettsubatanz  des  Podactinelins  und  der 
Acantharia  überhaupt.  „Deutsche  Südpolarexpedition  1901—1903".  9.  Zoologie.  1. 
Heft  4.  3.  Abb.  Berlin,  G.  Reimer  1907.  —  Vergl.  auch  Neues  Jahrb.  f. 
Mineralogie  etc.    Beil.bd.  87.    1913,  S.  346,  368,  Anm.  1. 

349)  Wo.  Ostwald.  Zur  Theorie  des  Planktons.  Biologisches  Centralblatt  2«.  1902, 
S.  596-605,  609—638. 

350)  Ergebn.  d.  Plankton-Exped.  d.  Humboldt-Stiftong.  I.  A.  Kiel  1892.  2.  Anhang 
zu  Kap.  IX,  8.  1-33,  Taf.  8. 

351)  Des  Vergleiches  halber  ist  es  von  Interesse  zu  erfahren,  daß 
G.  Schott  (Anm.  265,  S.  165)  für  die  „säkulare44  Verschiebung 
des  antarktischen  Tiefseewassers  im  Nordatlantischen  Ozean  als 
obere  Grenze  der  Geschwindigkeit  0,7  mm  in  der  Sekunde  berechnen 
konnte,  Während  C.  FÖRCH  (Eine  Bemerkung  zur  Geschwindigkeit  der 
Tiefseeströmungen.    Annalen  der  Hydrographie  usw.  82.   1904,  S.  172  —  173) 

für  den  Indischen  Ozean  als  untere  Greaze  nur  0,1  mm  in  der 
Sekunde  fand. 

352)  W.  KCKENTHAL.  Die  marine  Tierwelt  des  arktischen  und  antarktiseben  Gebietes 
in  ihren  gegenseitigen  Beziehungen.  Veröffentl.  d.  Inst.  f.  Meereskunde  u.  d. 
Geograph.  Inst.  Berlin,  Heft  11,  1907  enthält  eine  eingehende  Diskussion  der 
nicht  eindeutig  gelüsten  Frage  der  Bipolaritat. 

353)  H.  Lohmann.  Die  Coccolithophoriden,  eine  Monographie  der  Coccolithen  bildenden 
Flagellaten,  zugleich  ein  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Mittelmeerauftriebs.  Archiv 
für  Protistenkunde  I.  1902,  S.  89-165,  Taf.  IV— VI. 

354)  J.  Schiller.  Der  derzeitige  Sfend  unserer  Kenntnis  der  Coccolithophoriden. 
„Die  Naturwissenschaften",  4.    1916,  8.  277—283,  10  Textfiguren. 

855)  Neues  Jahrb.  f.  Mineralogie  etc.  1870,  S.  753  —  767.  —  „Das  Ausland"  48. 
1870,  S.  763/4. 

356)  H.  Lohmann.  Untersuchungen  über  die  Tier-  und  Pflanzenwelt,  sowie  über  die 
Bodensedimente  des  Nordatlantischen  Ozeans  zwischen  dem  38.  und  50.  Grade 
nördlicher  Breite.  Sitz.ber.  Kgl.  Preuß.  Ak.  Wissensch.  Pbys.  Math.  Cl.  1903. 
XXVI,  S.  560  -  583,  1  Taf. 

857)  Vergl.  Anm.  298. 

358)  F.  Fouyufi  &  Michel  Lew.  Sur  les  roches  recueillies  dans  les  sondages  operes 
par  le  Talisman.    Comptes  Rendus  Ac.  Sc.  Paris  t.  102.    1886,  S.  793-795. 


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Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


609 


859)  Vergl.  Anm.  299  und  B.  N.  PeaCH  in  Proc.  Roy.  Soc.  Edinb.  82.  1913,  S.  262 
bis  291,  Taf.  I-IX,  1  Karte. 

360)  J.  Gebbinq.  Chemische  Untersuchungen  von  Meeresboden-,  Meerwasser-  und  Luft- 
proben der  Deutschen  Südpolarexpedition.  „Deutsche  Südpolarexpedition  1901 
bis  1903",  VII.  Heft  II,  S.  77—234,  1909. 

361)  Wenn  Konbad  Nattereh  die  Ansicht  geäußert  hat,  daß  Spuren 
von  Petroleum,  die  er  im  Tiefenschlamm  des  untermeerischen  Ab- 
falles der  Küsten  von  Syrien  und  Palästina,  sowie  am  Ausgange 
des  Golfes  von  Suez  feststellen  zu  können  glaubte,  sich  in  eben 
diesen  Schlammen  gebildet  hätten,  so  ist  dieses  offenbar  ein  Irrtum. 
Das  öl  dieser  Vorkommnisse  entstammt  vielmehr  sehr  wahrscheinlich 
älteren  Petroleumlagerstätten,  wie  sie  seither  in  diesen  Gebieten 
mehrfach  festgestellt  werden  konnten. 

862)  „Deutsche  Südpolarexpedition  1901— 1903".  VII.  1912,  Heft  III,  S.  266. 

363)  E.  PHILIPFI.  Über  organische  Ablagerungen  am  Grunde  der  Tiefsee.  Natur- 
wissenschaft!. Wochenschr.  N.  F.  Bd.  III.    1904,  8.  381—382. 

364)  J.  Murray  &  R.  E.  Peake.  On  recent  contribntions  to  our  knowledge  of  the 
floor  of  the  North  Atlantic  Ocean.  The  Royal  Geogr.  Soc.  London.  Extra 
Publication  1904. 

865)  R.  E.  Peake.  On  the  results  of  a  deep-sea  sounding  expedition  in  the  North 
Atlantic  during  the  summ  er  of  1899.  "With  notes  on  the  temperat  ure  Observation* 
and  deptbs,  and  a  description  of  the  deep-sea  deposits  in  tbis  area  by  J.  MuBRAT. 
Roy.  Geogr.  8oc.  Suppl.  Pape».    London  1901. 

866)  J.  Murray  &  R.  Irvink.  On  the  manganese  oxides  and  manganese  nodulea  in 
marine  deposits.  Trans.  Roy.  Soc.  Edinburgh.  Vol.  87.  1895,  S.  721—742, 
10  Textfiguren. 

867)  J.  Murray.  On  the  depth  and  marine  deposita  of  the  Indian  Ocean,  with  de- 
scriptions  of  the  depasit  samples  collected  by  Mr.  J.  Stanley  Gardiner  in  1905. 
(Percy  Staden  Trost  Expedition).  Trans.  Linn.  Soc  Ser.  2,  Zool.  Vol.  XIII, 
1909,  S.  355-396,  Plates  22—24. 

G.  Schott.   Geographie  des  Atlantischen  Ozeans.   Hamburg  1912. 
869)  P.  F.  KendaLL.  On  the  cause  of  the  bathymetric  limit  of  Pteropod  Oose.  Rep. 
66 th  Meeting  Brit.  Ass.  Adv.  Sc.    1896,  8.  789-791. 

370)  Vergl.  Tfl.  Fuchs,  über  Pteropoden-  und  Globigerinenschlamm  in  Lagunen  von 
Korelleninseln.    Verh.  k.  k.  geol.  Rcicbsanstalt  1905,  S.  169—172. 

371)  J.  B.  Harrison  &  A.  I.  Juke8-Browne.  Notes  on  the  chemical  composition  of 
some  oceanic  deposits.    Quart  Journ.  Geol.  Soc.  London.  51.  1895,  8.  313  —328. 

372)  W.  A.  CaspaRI.  The  composition  and  cbaracter  of  oceanic  red  clay.  Proc.  Roy. 
Soc.  Edinb.  80.  1910,  S.  183—201. 

373)  F.  W.  Clarke.  The  composition  of  the  red  clay.  The  Journal  of  Geology,  15 
(Chicago  1907),  S.  783-789.  -  Desgleichen  in  Proc.  Roy.  Soc.  Edinb,  27. 
1907,  8.  167—171. 

374)  F.  W.  Clarke.   The  composition  of  terrigenous  deposits.    Ibidem,  S.  269—270. 

375)  F.  W.  Clarke  &  G.  Steiger.  The  relative  abundance  of  several  metallic  elements. 
Journ.  of  the  Washington  Ac.  of  Sc.  4.    1914,  8.  58—62. 

376)  Vergl.  bei  MüRRAY  &  LEE  (Anm.  35),  8.  9/10. 

377)  Freiherr  von  REICHENBACH.  Die  meteorischen  Kügelchen  des  Capitain  Callum. 
J.  C.  Poggendorff's  Annalen  der  Physik  und  Chemie.  4.  Reihe.  16  (106).  1859, 
S.  476-490. 

Andre«,  Geologie  de«  Meeresboden».  II.  39 


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610  Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 

378)  8T.  MEUN1EB  &  G.  TissaNDIER.  Presence  de  spherulea  magn&iqoes,  analoguea 
a  oeux  des  poussii-res  atmospheriques,  dans  des  rocbes  appartenant  aax  ancienne» 
periodes  geologiques.    Comptes  Rendus  Ac.  Sc.  Paris  t.  86,  1878,  S.  450  —453. 

379)  J.  M.  FLINT.  A  contribution  to  the  oceanography  of  tbe  Pacific.  Boll.  U.  St. 
National  Museum  No.  55.    Washington  1905. 

380)  Vergl.  bei  Murray  &  Lee  (Anm.  35),  Appendix  A. 

381)  J.  Y.  Buch  AN  an.  On  the  composition  of  oceanic  and  littoral  manganese  nodules. 
Trans.  Roy.  Soc.  Edinb.  86.   II.  No.  17,  1891,  S.  459—483,  1  Tafel,  1  Karte. 

382)  A.  H.  CHURCH.    Manganese  in  the  sea.    Min.  Mag.  Vol.  I.    1876,  S.  50-53. 

883)  C.  W.  Gümbel.  Die  am  Grunde  des  Meeres  vorkommenden  Manganknollen. 
8itz.ber.  k.  bayer.  Ak.  Wissensch.  Math.-pbys.  Cl.  1878,  2,  S.  189-209.  - 
Vergl.  auch  Anm.  316,  S.  101—104. 

384)  Vergl.  Anm.  31,  S.  373,  Anm.  1  und  J.  Murray  &  R.  Irvine.  On  the  manganese 
oxicfes  and  manganese  nodules  in  marine  deposits.  Trans,  of  the  Royal  Soc.  of 
Edinburgh  vol.  87.    1895,  8.  721—742,  10  Textfiguren. 

385)  J.  MuRRAY.  On  marine  deposits  in  the  Indian,  Southern  and  Antarctic  Oceans. 
Scott.  Geogr.  Mag.  5.  1889,  S.  405—436,  12  Abb.  —  The  Gcol.  Mag.  (Dec.  3} 
vol.  6.    1889,  8.  514—517,  Fig.  1-0. 

386)  C.  R.  Eastman.  8barks'  teeth  and  cetacean  bones  from  the  red  clay  of  the- 
tropical  Pacific.  Mem.  of  the  Mus.  of  Compar.  Zool.  at  Harvard  Coli.  Vol.  XXVI. 
No.  4.   1903,  S.  177—191,  PI.  I-III. 

387)  C.  R.  Eastman.  Sharks*  teeth  and  cetacean  bones.  Rep.  on  the  Scientif.  Result» 
of  the  Exped.  to  the  eastern  tropic.  Pacific  by  the  U.  S.  Fish.  Comm.  Steamer 
„Albatross"  from  Oct  1904  to  March  1905.  VII.  Bull,  of  the  Mus,,  of  Comp. 
Zool.  at  Harvard  College.  Vol.  L.  No.  4.  1906,  8.  75—98,  PI.  I,  I  A,  II,  III. 

388)  F.  SaLMoJRaqhi.  Di  alcuni  saggi  di  fondo  dei  nostri  mari.  Bend.  R.  Ist. 
Lombardo  di  Sc.  e  Lett.   (2)  XLII.    Milano  1909,  8.  698-719,  1  tav. 

889)  E.  Haecrel.   Plankton-Studien.   Jena,  G.  Fischer,  1890,  S.  81. 

390)  G.  Karsten.  Das  Phytoplankton  des  antarktischen  Meeres.  Wissensch.  Ergebn. 

d.  Deutsch.  Tiefsee-Expedition  auf  dem  Dampfer  „Valdivia"  1898—1899,  Bd.  II,  2. 

136  S.,  19  Tafeln.    Jena,  G.  Fischer  1905. 
891)  Literatur  und  kritischer  Überblick  bei  O.  K ROMMEL,  Handbuch  ...  II,  S.  512—514. 

392)  E.  von  DrygaLSKI.  Grönland  -  Expedition  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu 
Berlin  1891—1893,  Bd.  1.  Berlin  1897,  8.  387—404:  „Die  Bildung  der  Eisberge". 
Vergl.  auch  Krümmel,  Handbuch,  Bd.  I,  S.  519—521. 

393)  J.  P.  Koch  &  A.  Wegener.  Zeitschr.  d.  Ges.  für  Erdkunde  zu  Berlin.  1914, 
S.  4  ff.  Ich  beziehe  mich  ferner  auf  einen  Brief  des  Letztgenannten  von» 
10.  II.  1919. 

394)  M.  E.  Engell.  Über  die  Entstehung  der  Eisberge.  Zeitschr.  f.  Gletscherkunde. 
5.  1910/11,  S.  123-132. 

395)  Aus  Kochs  Tagebuch  vom  28.  IX.  1912:  „  Springflut ; 

es  scheint,  als  ob  die  Gezeiten  nun  kräftiger  auf  die  Bildung 
der  Eisberge  wirken.  Bei  Niedrigwasser  öffnen  sich  oben  die 
Spalten,  und  Brocken  von  Eis  stürzen  herunter  und  füllen  sie  an. 
Wenn  die  Hochflut  kommt  und  die  Spalten  wieder  schließen  will, 
wirken  die  niedergestürzten  Massen  wie  Keile;  statt  die  Spalten 
oben  zu  schließen,  sprengt  die  Hochflut  den  Eisberg  von  unten  ab". 

396)  Hierzu  vergl.  auch  L.  Mecking  in  Veröffentl.  d.  Inst.  f.  Meereskunde  Berlin,. 
Heft  7,  1906,  S.  10. 


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Benutete  Literatur  nebst  Bemerkungen  611 


397)  W.  Brennecke.  Neuere  Beobachtungen  aus  dem  Treibeisgebiet  bei  der  Neufund- 
land-Bank. Annalen  der  Hydrographie  u.  maritimen  Meteorologie,  41.  1913, 
8.  607—613. 

398)  O.  Baschin.  Das  Treibeis  der  Neufundlandbank  und  seine  Gefahr  für  die  Schiffahrt. 
Naturwissenschaftl.  Wochenschrift    N.  F.  XI  (XXVII).    1912,  S.  353—357. 

399)  Vergl.  z.  B.  P.  C.  Sutherland.  On  the  geological  and  glacial  phenomena  of 
the  coasts  of  Davis'  Strait  and  Baffin's  Bay.  The  Quart.  Journ.  of  the  Geol. 
8oc.  IX.  1853,  8.  296—312.  —  John  MlLNE.  Ice  and  ice-work  in  Newfound- 
land.  The  Geol.  Mag.  Dec.  2,  vol.  III.  1876,  8.  303—308,  403 — 110.  — 
Ch.  Lyell.    Principles  of  Geology.  10.  Aufl.  London  1867.  I,  S.  379—386. 

400)  A.  Penck.  Morphologie  der  Erdoberflache.  II,  8.  512—516:  „Wirkung  des 
Meereiaes". 

401)  E.  von  DrygaLSKI.  Die  Antarktis  und  ihre  Vereisung.  Sitz.  ber.  d.  Bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften.    Math.  phys.  Klasse.    1919,  8.  1—42. 

402)  Eine  recht  interessante  Untersuchung  über  diese  Gesetzmäßigkeiten  ist  in 
J.  A.  Udden.  Mechanical  composition  of  clastic  Sediments.  Bull,  of  the  Geol. 
Soc.  of  America  25.    1914,  8.  655—744  zu  vergleichen. 

403)  ü.  Gagel.  Die  mittelatlantischen  Yulkaninseln.  Handb.  d.  Region.  Geologie. 
4.  Heft  (Bd.  VII.  10).    1910,  S.  12. 

404)  Joh.  Walther.   Geschichte  der  Erde  und  des  Lebens.    Leipzig  1908,  8.  506. 

405)  E.  Philippi  t.  Die  Schuttführung  der  Eisberge  und  des  Inlandeises.  „Deutsche 
Südpolar-Expedition  1901-1903",  Bd.  II.  Geographie  und  Geologie.  8.  «19 
bis  627,  6  Textabb. 

406)  K.  Fricker.  Die  Entstehung  und  Verbreitung  des  Antarktischen  Treibeises. 
Leipzig  1893.  (Vergl.  auch  dess.  „Ursprung  und  Verbreitung  des  antarktischen 
Treibeises",  I.  Teil.  Inaugural  Dissertation.  Leipzig  1892,  112  8.,  1  Südpular- 
karte  1  :  40  Millionen). 

407)  Vergl.  E.  Philippi.  Über  das  „Schelfeis"  der  Antarktis.  Zeitschr.  f.  Gletscher- 
kunde 4.  1910,  S.  146-150. 

408)  G.  von  Helmersen.  Studien  über  die  Wanderblöcke  und  die  Diluvialgebilde 
Rußlands.  Mem.  de  l'Acad.  des  Sc.  de  St  Petersbourg  (7),  XIV,  No.  7.  1869, 
137  S.,  10  Tafeln  und  (7)  XXX,  No.  5.  1882,  56  S.,  7  Tafeln.  —  Graf  von 
Keyserling.  Sur  l'envahissement  du  golfe  de  Reval  par  les  glaces  flottantes. 
Bull,  de  la  Soc.  Geol.  de  France  (2).   XXVII.    1870,  S.  223-  224. 

409)  O.  Krümmel,  Handbuch  ....  Bd  II,  S.  500. 

410)  E.  von  Drygalski.  Die  Vereisung  von  Meeresräumen,  ibre  Möglichkeiten,  Ent- 
wicklung und  Wirkung.  Verh.  d.  Schweiz.  Naturforsch.  Ges.,  93.  Jahresvers. 
Basel  1910,  Bd.  I,  8.  102—117. 

411)  Edv.  Bay.  Drivisens  Transport  af  Grus,  Ler  og  Sten  längs  Grönlands  Oestkyst, 
samt  dens  og  Istidens  Indflydelse  paa  Havbunden  eamme  Steds.  Meddelelser 
om  Grönland.  Hefte  19.  Kopenhagen  1896,  S.  177—187.  (Französ.  Zusammen- 
fassung: S.  266/267).  —  Vergl.  auch  P.  Eberlin.  Stensens  Transport  af  Ler, 
Grus  og  Sten.  Ibidem  Hefte  9.  1889,  8.  264—270.  (Französ.  Zusammen- 
fassung: 8.  392—396). 

412)  Stellenweise  dürfte  aber  auch  der  Gegenstrom  kalten,  polaren 
Wassers  in  der  gleichen  Weise  wirken,  welcher  über  die  Schwelle 
in  den  tiefsten  Kerben  gleichsam  wie  über  ein  Wehr  hinüberströmt. 

413)  F.  H.  Tizard.  Remarks  on  the  8oundings  and  Temperatures  obtained  in  the 
Faeoe  Channel  during  the  8ummer  of  1882.  Proc,  Roy.  Soc.  London,  XXXV. 
1883,  8.  208. 

89* 


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612  Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 

414)  Daß  diese  Annahme  bei  der  großen  Höhe  der  inneren  Teile  des 
Antarktischen  Kontinentes  nicht  mehr  streng  aufrecht  erhalten 
werden  kann,  hat  unlängst  erst  E.  von  Dbygalski  (Die  Antarktis 

und  ihre  Vereisung.  Sitzungsber.  d.  bayerisch.  Akad.  d.  Wissensch.,  Math.physik. 

Klasse,  1919,  S.  36)  wieder  betont. 

415)  0.  KRÜMMEL.  Handbuch  ....  Bd.  II,  8  433—438,  650.  —  Ders.  Flaschen- 
posten, treibende  Wracks  und  andere  Triftkörper  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Ent- 
hüllung der  Meeresströmungen.    „Meereskunde"  II,  7.    Berlin  1908. 

416)  C.  OCH8KNIU8.  Eine  schwimmende  Insel  im  Atlantischen  Ozean.  Petermanns 
Geogr.  Mitt.  88.    1893,  S.  44. 

417)  W.  B.  Hemsley.  On  the  dispersal  of  plant«  hy  oceanic  currents  and  birds. 
Challenger-Report.  Botany.  Vol.  I,  Part  III.  1884,  Appendix  S.  277—313, 
Taf.  LXIV,  LXV.  —  Vergl.  auch  ibidem  Vol.  1.  lntroduction  1885,  S.  42— 48. 

418)  Gr.  Kraus.  Treibhölzer.  Die  zweite  Deutsche  Nord  polarfahrt  in  den  Jahren 
1869  und  1870  unter  Führung  des  Kapitän  Karl  KolDEWEY.  II.  Bd.  Leipzig, 
F.  A.  BrockhauB  1874,  8.  97-132.  —  FreüRIK  InovaRSON.  Om  Drifveden  i 
Norra  lshafvet.  Kongl.  Svenska  Vetenskaps-Akademiens  Handlingar.  87,  No.  1. 
Stockholm  1903,  84  S.  —  Eine  kurze  Zusammenstellung  über  Treibhölzer  und 

*  die  darauf  bezügliche  Literatur  gab  auch  H.  PoTONIE  in  „Die  rezenten  Kausto- 
biolithe  und  ihre  Lagerstätten",  Bd.  III.  Abh.  Kgl.  Preufi.  Geolog.  Landes- 
anstalt N.  F.  55.  III.    Berlin  1912,  S.  257  -  266. 

419)  0.  KRÜMMEL.   Die  nordatlantische  Sargasso  -  See.    Petermanns  Geogr.  Mitt.  87 
18»1,  8.  129—141.  Tafel  10. 

420)  F.  "VON  RlCHTHOKEN.   Führer  für  Forschungsreisende.  Berlin  1886,  8.  423-424. 

421)  F.  BORGES  SN.  The  species  of  Sargassum,  found  along  the  coasts  of  the  Danish 
West  Indies  with  remark  upon  the  floating  form  of  the  Sargasso  Sea  (Minde- 
skrift  for  Japetns  Steenstrup),  4°,  20  8.,  8  Fig.  Kopenhagen  1914.  (Zit.  nach 
dem  Folgenden). 

422)  Jakob  Früh.  Zur  Kenntnis  der  Sargassosee.  Petermanns  Geograph.  Mitt.  60 
1914.  I,  8.  196  -  197. 

423)  0.  WinüE  in  „Dansk  Botanisk  Tidsskrift",  Bd.  XXXIV.  (Zit.  nach  Peterm. 
Geogr.  Mitt.  «0.    1914.    II,  8.  121). 

424)  K.  MÖBIUS  in  seinem  Bericht  Uber  „Mollusken,  Würmer,  Echinodermen  und 
Cölenteraten"  in  „Die  aweite  deutsche  Nordpolarfahrt4',  Bd.  2.  Leipzig  1874, 
8.  252. 

425)  Fr.  Heincke.  Die  Mollusken  Helgolands.  Wissensch.  Mccresuntersuch.,  heraun- 
gegeb.  von  d.  Komm,  zur  wissenschaftl.  Untersuch,  der  Deutschen  Meere  in  Kiel 
und  der  Biolog.  Anstalt  auf  Helgoland.    N.  F.  I.    1894,  S.  140-141. 

426)  R.  Vallrntin.  Some  Remarks  on  the  Dispersal  of  Marine  Animals  by  means 
of  Seaweeds.  The  Ann.  and  Mag.  of  Nat.  Hist.  VI.  Ser.,  vol.  16.  1895, 
8.  418-423. 

427)  Die  Frage  der  Kalkausf'dllungen  am  Boden  der  heutigen  Tiefsee  ist  eingehend 
von  E.  Philippi  erörtert  worden.  (Über  Dolomitbildung  und  chemische  Ab- 
scheiduug  von  Kalk  in  heutigen  Meeren.  Neues  Jahrb.  f.  Mineralogie  etc. 
Festband  1907,  S.  397-445). 

428)  H.  Loh  mann.  Neue  Untersuchungen  über  die  Verteilung  des  Planktons  im  Ozean. 
Sitz.ber.  d.  Ges.  naturforschender  Freunde,  Berlin  1916,  S.  73—126,  1  Tabelle 
u.  Tafel  I,  II. 

429)  H.  Lohmann.  Die  Bildung  von  Tiefseeablagerungeu  durch  Auftrieborganismen 
di-r  Hochsee  (Vortragsreferat).     Verh.  d.  Naturwissensch.  Ver.  zu  Hamburg. 


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e 


Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen  613 

3.  Folge.  XXV.  1917  (Hamburg  1918),  S.  XXIX— XXXI.  -  Brie«  Mitt.  von 
H.  Lohmann  an  den  Verf.  vom.  28.  XI.  1918. 

430)  Hierzu  vergl.  auch  J.  Murray  &  R.  IRVINE.  On  Silica  and  Siliceous  Kemains 
of  Organisms  in  Modern  Seas.  Proc.  of  tlie  Royal  Soc.  of  Edinburgh,  XVIII. 
1890-  91,  S.  229—250. 

431)  0.  KRÜMMEL.   Handbuch  ....  Bd.  I,  S.  323. 

432)  ALEXANDER  WOE1KOW.  Der  Salzgehalt  der  Meere  und  seine  Ursachen.  Peter- 
manns Geogr.  Mitt.    1912.    I,  S  5-8,  75-7Ü. 

433)  J.  Partsch.  Kepballenia  und  Itbaka.  Petermanns  Geogr.  Mitt.,  Ergänamogs- 
heft  98.    1890,  S.  19. 

434)  H.  Praesent.  Bau  und  Boden  der  Balearischen  Inseln.  XIII.  Jahresber.  d. 
Geograph.  Ges.  zn  Greifswald  f.  1911-1912.    Greifswald  1913,  S.  «9. 

435)  Auflösung-  durch  das  Ostseewasser  hat  zuerst  C.  Grewingk  (Über 

unterseeische  Auswaschungen  ostbaltischer  Dolomite.  Sitz.ber.  d  Naturforscher- 
Ges.  bei  der  Universität  Dorpat.    6.    1881  11884],  S.  83-87)  aus  der  Narva' 

sehen  Bucht  der  Nordküste  Estlands  im  Finnischen  Meerbusen  an 
Silurgeschieben  und  an  mehreren  Punkten  im  innersten  Winkel 
des  Rigasehen  Meerbusens  an  wohl  anstehenden  devonischen  Dolo- 
miten festgestellt.  AL.  TORNQUIST  (Am  Grunde  der  Ostsee  angeiöstc  Geschiebe. 
Schrift  d.  Physik.-Ökonom.  Ges.  Königsberg  i.  Pr.  51.  1910,  S.  23-30,  Taf.  III,  IV) 

beschrieb  die  gleiche  Erscheinung  von  Untersilurgeschieben  des 
„Scharfen  Grundes"  nördlich  von  Cranz,  40  km  von  der  Küste  des 
ostpreußischen  Samlands  aus  20  m  Tiefe,  einer  offenbar  aus  Ge- 
schiebemergel bestehenden  Untiefe.  Hier  wie  dort  werden  die 
betreffenden  Stellen  von  den  Fischern  ängstlich  gemieden,  da  die 
durch  die  Anlösung  zackig  zerfressenen  Gesteinsstücke  die  Netze 
zerreißen.  Bemerkenswert  ist  die  von  beiden  Autoren  mitgeteilte 
Kruste  von  Limonit,  welche  die  angelösten  Gesteine,  zumal  dicht 
oberhalb  der  Linie,  bis  zu  welcher  sie  aus  dem  Untergrund  in  das 
Seewasser  hineinreichten,  zeigten  (siehe  die  Textfiguren  129  und  130 
auf  S.  402,  403).  Immerhin  darf  nicht  verschwiegen  werden,  daß  es 
dem  Verf.  der  vorliegenden  Darstellung  durchaus  nicht  bewiesen  er- 
scheint, daß  das  Ostseewasser  in  seiner  heutigen  Zusammensetzung 
die  Anlösung  jener  Geschiebe  bewirkt  habe.  Vielmehr  ging  die  An- 
lösung offenbar  der  Limonitausscheidnng  voraus;  und  es  ist  sehr 
wohl  möglich,  daß  sie  ein  Vorgang  jenes  längst  vergangenen  Ab- 
schnittes der  Postglazialzeit  war,  in  welchem  die  Ostsee  ein  gegen 
den  Ozean  abgeschlossenes  Süßwasserbecken  (Ancylus-See)  dar- 
stellte. In  diesem  Falle  würden  jene  Anlösungen  mit  den  z.  T. 
durchaus  ähnlichen  Erscheinungen  zusammengehören,  welche  Edg. 

DACQUE(Über  die  Entstehung  eigentümlicher  Löcher  im  Eozänkalk  des  Fajum, 
Ägypten.  Geologische  Rundschau  6.  1915,  S.  193-201,  Tafel  VIU)  unlängst 
aus  dem  Fajfun  beschrieben  hat,  unter  Hinweis  auch  auf  ein 
kanadisches  Vorkommnis  aus  dem  Huron-See,  welch'  letzteres 
wiederum  den  Vorkommnissen  der  Ostsee  ja  bezüglich  der  paläo- 


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$14  Benutrte  Literatur  nebst  Bemerkungen 

geographischen  Umstände  nächstverwandt  ist.   Ferner  hat  E.  M. 

KlNDLE  (Limestone  Solution  on  the  bottom  of  Lake  Ontario.  The  American 
Journal  of.  Sc.  4.  ser.,  vol.  89.    1915,  8.  651-656,  3  Textfig.)  durchaus 

identische  Erscheinungen  aus  einem  der  anderen  großen  kanadischen 
Seen,  dem  Ontario-Scc,  beschrieben. 

486)  G.  Linck.  Die  Bildung  der  Oolithe  und  Rogensteine.  Neues  Jahrb.  f.  Minera- 
logie etc.    Beil.  Bd.  XVI.  1903,  S.  495—513. 

437)  J.  Tnoui.KT.  De  la  solubilite  de  quelques  substances  dans  l'eau  de  mer.  Compte« 
Bend us  Ac.  Sc.  Paris  t  110.   1890,  S.  652—654. 

438)  Nach  den  (bei  Murbay-Hjort  1912,  S.  178  und  Kkümmki.,  Handbuch  I,  S.  319 

zitierten)  von  Anderson  mit  natürlichem  und  von  E.  Cohen  und 
H.  Raken  mit  künstlichem  Meerwasser  ausgeführten  Sättigungs- 
versuchen würde  sich  kohlensaurer  Kalk  nahezu  in  der  Menge  auch 
im  Meere  vorfinden,  wie  er  sich  als  neutraler  kohlensaurer  Kalk  in 
kohlensäurefreiem  Meerwasser  lösen  würde.  Verschiebungen  des 
Gleichgewichtes  in  der  einen  oder  anderen  Richtung  müssen  daher 
entweder  Ausscheidung  oder  Lösung  von  CaCOa  bewirken. 

489)  J.  Thoulkt.  L'ocean.  Paris  1904,  S.  152.  —  Etnde  de  fonds  marine  provenant 
du  voisinage  des  Acores  et  de  la  portion  Orientale  de  l'Atlantique  nord.  Resultats 
des  campagnes  scientifiques  accomplies  sur  son  yacht  par  Albert  I.,  Prince  Sou- 
verain  de  Monaco,  Fase.  XIX,  1901,  S.  17. 

440)  J.  Thoulkt.  Experiences  sur  la  Sedimentation.  Annales  des  Mines.  Ser.  8, 
T.  19.   1891,  S.  1-35. 

441)  Damit  würde  durchaus  Ubereinstimmen,  wenn  Fridtjof  Nansen 

(Das  Bodenwasser  und  die  Abkühlung  des  Meeres.  Internationale  Revue  d.  ges. 
Hydrobiologie  und  Hydrographie  5.  1912,  S.  1—42)  bemerkt,  daß  das  kalte 

Bodenwasser  im  nördlichen  Atlantischen  Ozean  im  Wesentlichen 
nicht  durch  Einströmen  von  Bodenwasser  aus  den  Meeren  der  süd- 
lichen Halbkugel  entstehen  könne,  da  das  Tiefenwasser  derselben 
nach  den  Beobachtungen  des  „Gauss"  1903  und  des  „Planet"4  1906/07 
nach  von  Drygalski  und  Brenneoke  in  größeren  Tiefen  als  3000  m 
einen  viel  niedrigeren  Salzgehalt  —  zwischen  34,69  °/oo  und  34,74  %» 
—  und  Temperaturen  zwischen  0°  C.  und  2°  C.  aufweist,  gegen- 
über 34,90  oder  34,92  °/oo  (in  der  östl.  Mulde  bisweilen  noch  etwas 
mehr)  und  2,4°  C.  oder  mehr  im  Nordatlantischen  Ozean. 

442)  Auch  höhere  Tiere  unterliegen  vielfach  solchem  Massentod  infolge 
schroffen  Temperaturwechsels  des  Meerwassers.    Wie  J.  Murray 

(Od  the  annual  ränge  of  temperature  in  the  surface  waters  of  the  ocean,  and  its 
relation  to  other  oceanographical  phenomena.  The  GeographicalJournal  vol.  XU. 

August  1898,  S.  113—134.  l  Karte)  ausgeführt  hat,  beobachtete  schon 
Verrill  im  Anfang  der  achtziger  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts 
im  Gebiete  des  kontinentalen  Randes  des  Golfstromes  gegeuüber 
der  Küste  der  Neuenglandstaaten  einen  außerordentlichen  Wechsel 
in  der  Fauna  des  Meeres,  als  offenbare  Folge  der  heftigen  Tem- 
peraturschwankungen.   1884  fand  der  Kommandant  Tanner  des 


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Benutxte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


615 


„Albatross"  zahlreiche  Leichen  von  Oktopoden  an  der  Meeresober- 
fläche treiben.  Noch  auffälliger  war  der  Massentod  des  sogen. 
„tile-Fischesu  (J.  Murray),  des  Lopholatilns  chamaeleonticeps,  der 
zuerst  1879  beobachtet  wurde.  Im  März  und  April  1882  durch- 
querten die  Dampfer,  welche  Philadelphia,  Boston  und  New- York 
anliefen,  auf  eine  Strecke  von  100  km  ein  Gebiet,  in  welchem  das 
Meer  mit  toten  Fischen  dieser  Art  angefüllt  war,  ohne  daß  sich 
zunächst  irgend  eine  Ursache  für  dieses  große  Fischsterben  —  wie 
Krankheit,  Parasiten,  submarine  vulkanische  Eruptionen,  Entwick- 
lung giftiger  Gase  (über  letztere  beide  Erscheinungen  vergl.  in 
Bd.  I)  —  gefunden  hätte,  bis  Professor  W.  Libbey  jr.  1892  auf 
das  plötzliche  Einbrechen  kalter  Wassermassen  des  Labrador-Stromes 
hinweisen  konnte.  Man  hat  damals  geschätzt,  daß  sich  am  Boden 
des  Meeres  im  Gebiete  zwischen  Cape  May  und  Nantucket  ein  Lager 
von  Leichen  dieser  Fische  und  anderer  Organismen  von  1,80  m 
Dicke  gebildet  haben  müsse.  Hier  wäre  auch  auf  die  Lokalisierung 
der  Bildung  von  Phosphatkonkretionen  auf  solche  Strecken  des 
Meeresbodens  zurückzuverweisen,  die  unter  Gebieten  mit  starkem 
Temperaturwechsel  des  Wassers  gelegen  sind,  wie  nicht  nur  die 
soeben  behandelten  Strecken  vor  der  Ostküste  von  Nordamerika, 
sondern  ebenso  das  Gebiet  der  Agulhas-Bank,  der  Ostküsten  von 
Australien  und  Japan.  —  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  noch  auf  einige 
andere  Fälle  von  Massensterben  höherer  Meerestiere  hingewiesen. 

Wie  C.  WlMAN  (Über  die  paläontologische  Bedeutung  des  Massensterbens 
unter  den  Tieren.  Paläontologische  Zeitschrift  I.  1913,  S.  153)  angibt,  fand 
PORSILD  (Meddelelser  om  Grönland,  25.  Kjöbenbavn  1902,  S.  219)  den  Boden 

in  ruhigen  Buchten  des  Hafens  bei  Disko  von  Lodden  („Angmaset" 
der  Grönländer,  capelan  der  Engländer;  Mallotus  villosus  Müller) 
dicht  bedeckt,  eine  Folge  des  physiologischen  Massentodes,  dem 
dieser  Fisch  jährlich  nach  der  Fortpflanzung  ausgesetzt  ist.  J.  Hjort 
(in  Hi'bray-  Hjort  —  Anm.  270  —  s.  707)  möchte  übrigens  auch  den 
Massentod  dieses  Fisches,  der  in  der  Barents-See  regelmäßig  mit 
starken  Temperaturschwankungen  parallel  geht,  eben  auf  solche 
zurückführen.  Mallotus  villosus  findet  sich  nun  reichlich  als  Wachs- 
tumszentrum der  als  „Mariekor"  bekannten  Konkretionen  des  spät- 
glazialen Eismeertones  in  Grönland  und  Norwegen;  und  so  ist  es  gar 
nicht  ein  so  sehr  großer  Sprung  zur  Erklärung  mancher  noch  älterer 
Vorkommnisse  von  gehäuftem  Auftreten  von  Fossilien,  deren  Ver- 
nichtung durch  biologische  Ursachen  oder  Katastrophen  verschie- 
denster Art  ins  Auge  zu  fassen  wäre.  Welcher  Geologe  wird  z.  B. 
bei  Erwähnung  des  oben  zitierten  Massentodes  von  Oktopoden  nicht 
sofort  an  die  „Belemnitenscblachtfelder"  des  schwäbischen  Lias 
gedacht  haben!    Allerdings  wird  es,  wenn  es  schon  dem  Biologen 


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616  Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 

nicht  immer  gelingt,  in  aktuellen  Fällen  sofort  die  Ursache  solcher 
großen  Sterben  festzustellen  (vergl.  z.  B.  bei  H.  Lohmann  in  Sitaungsber. 
<i.  Gesellschaft  naturforsch.  Freunde,  Berlin  11)12,  S.  82 — 33  über  Ma&sentod  von 
Seenadeln  [Nerophis]  im  Gebiete  kühlen  Wassers  nördlich  der  Acoren  im  Mai  1911), 
dem  Geologen  nur  unter  Berücksichtigung  aller  Bildungsbedingungen 
der  betreffenden  Sedimentgesteine  beschieden  sein,  zu  wahrscheinlich 
richtigen  Resultaten  zu  gelangen.  Als  Musterbeispiel  einer  der- 
artigen Untersuchung  darf  auf  Joh.  Walthers  Darstellung  über 
die  Fauna  der  Solnhofener  Plattenkalke  (Festschrift  für  Emst  Haeckel. 
Jena,  G.  Fischer,  1904)  hingewiesen  werden. 
443)  0.  Krümmel.  Handbuch  ....  I,  S.  301,  317. 
.  444)  E.  Koken.    Neues  Jahrb.  f.  Mineralogie  etc.    Festband  1907,  S.  534—535. 

445)  E.  H.  L.  Schwarz.  The  rocks  of  Tristan  d'Acunha,  brought  back  by  H.  M.  S. 
Odin,  1904,  with  their  bearing  on  the  question  of  the  permanence  of  ocean  basins. 
Trans,  of  the  South  African  Philosophical  Society  XVI.   1905,  S.  9—51. 

446)  In  Mitrra y-Philii'PI  (Anm.  33]  S.  170,  Anm.  1. 

447)  A.  Renard.  Peridotit  von  der  St.  Paul's  Insel  im  Atlantischen  Ozean.  Neues 
Jahrb  f.  Miueralogie  etc.  1879,  S.  390—394.  —  üescription  lithologiqoe  des 
recifs  de  Saint- Faul.   Annales  de  la  Societc  beige  de  Microscopie  1882,  S.  1 — 53. 

448)  Vergl.  K.  Andrer.  Ober  die  Bedingungen  der  Gebirgsbildung.  Berlin,  Gebr. 
Borntraeger,  1914,  8.  8«— 90. 

449)  FR.  Heim.  Bericht  über  die  Grundproben  (der  Deutschen  Antarktischen  Ex- 
pedition).   Zeitschr.  d.  Ge's.  f.  Erdkunde  in  Berlin  1912,  S.  90—  94. 

450)  K.  Andree.  Wesen,  Ursachen  und  Arten  der  Schichtung.  Geologische  Rund- 
schau VI.   1916,  S.  351— 397. 

451)  E.  Pnir.iPPl.  Über  das  Problem  der  Schichtung  und  über  Schichtbildung  am 
Boden  der  heutigen  Meere.  Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges.  «0.  1908,  S.  346—377, 
und  in  „Die  Grundproben  der  Deutschen  Südpolar- Expedition  1901  —  1903" 
(Anm.  34),  S.  591—599. 

462)  Vergl.  in  A.  J.  Malmgrex.  Über  das  Vorkommen  thierischen  Lebens  in  groAer 
Meerestiefe.    Zeitschr.  f.  wissenschaftl.  Zoologie  20.  1870,  S.  460. 

453)  J.  Thoclet.  Echantillons  d'eanx  et  de  fonds  provenant  des  campagnes  de  la 
Princesse- Alice  (1901).  Resultats  des  Campagnes  Scientifiques  ....  Monaco. 
Fase.  XXII.  1902,  S.  61.  —  Analyse  des.  fonds  rcYoltcs  pendant  la  campagne 
de  1902.    Ibidem,  Fase.  XXIX.  1905,  S.  45,  47,  61,  63. 

454)  Die  Forschungsreise  S.  M.  S.  „Planet".  Annalen  der  Hydrographie  etc.  M.  1906, 
S.  145-147,  220  -  227,  259-  265.  305  313,  353—365,  409—414,  505  -  510, 
556 — 562. 

455)  Vergl.  J.  Thoilet.    L'ocean.  Paris  1904.  S.  99. 

456)  J.  Thuclet.    Etüde  de  fonds  marin»  ....  Resultats  ....  Fase.  XIX.  1901,  S  9. 

457)  Ob  es  sich  in  diesem  Sediment  um  ein  mit  dem  antarktischen  Diatomeen- 
schlamm identisches  oder  vergleichbares  Sediment  handelt,  wird  die 
genauere  Beschreibung  der  „Michael  Sarsu- Grundproben  zu  erweisen 
haben.  Auch  Rote  Tone  und  Blauschlicke,  welche  Lohmann 
(Anm.  356)  auf  dem  Kabeldampfer  rvon  Podbielski"  1902  in  dem 
Gebiete  lotete,  wo  das  kalte  Labradorwasser  mit  dem  warmen  Golf- 
stromwasser zusammentrifft  und  wahrscheinlich  ein  unausgesetztes, 
massenhaftes  Absterben  der  Planktonten  erfolgt,  enthielten  an  ein- 


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Benatzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


617 


zelnen  Stellen  so  zahlreiche  Skelette  der  in  den  nordischen  und 
arktischen  Küstengebieten  häufig  vorkommenden  Diatomee  Coscino- 
discus  radiatus  Ehrenb.,  „daß  jedes  mikroskopische  Präparat  des 
Schlammes  zahlreiche  Exemplare  enthält". 

458)  Ob  die  viermal  vom  „Michael  Sars"  im  Nordatlantischen  Ozean  ge- 
fundene Überlagerung  von  Blauschlick  durch  „Diatomeenschlamm  tt 
ebenfalls  hierherzustellen  ist,  wird,  zumal  selbst  die  Lotpunkte  noch 
nicht  bekannt  gemacht  sind,  erst  noch  abzuwarten  sein. 

459)  Außer  im  „GausBu-Werk  (Anm.  34)  vergl.  auch.E.  Philippi  f.  Andeutungen  von 
postglazialen  Klimaschwankungen  in  der  Südpolar- Region.  In  „Die  Verände- 
rungen des  Klimas  seit  dem  Maximum  der  letzten  Eiszeit".  Herausgegeben  vom 
11.  Internationalen  Geologenkongreß.   Stockholm  1910,  8.457—459. 

460)  J.  G.  Andeesson.  On  the  Geology  of  Graham  Land.  Bull,  of  the  Geol.  In- 
stitution of  Upsala.  VII.  (1904-05).  1900,  S.  19—71.  Taf.  I-VI. 

461)  Vergl.  das  vom  11.  Internationalen  Geologenkougreß  zu  Stockholm 

1910  herausgegebene  Werk:  „Die  Veränderungen  des  Klimas  seit  dem 
Maximum  der  letzten  Eiszeit"  mit  zusammenfassender  Übersicht  von  G.  Andersbon  ; 
ferner  „Die  Klimaveränderungen  in  Deutschland  seit  der  letzten  Einzeit"  in 
Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges.  62.  1910,  S.  99-304. 

462)  G.  Anderssos.  Die  Veränderungen  des  Klimas  seit  dem  Maximum  der  letzten 
Eiszeit.    Congr.  Geol.  Intern.  Compte  Rendu  de  la  XI:  e  Session.  Stockholm 

1912.  Fase.  I.  S.  »71—377.  —  Zu  dem  Resultat,  daß  der  gegenwärtigen 
Epoche  in  der  Postglazialzeit  eine  Epoche  mit  noch  trockenerem 
und  wärmerem  Klima  vorausging,  kam  seither  auch  L.  S.  Berg 
auf  Grund  seiner  Untersuchungen  in  Rußland  und  Zentralasien. 

Vergl.  Geologisches  Zentralblatt  XVII,  Nr.  1493. 

463)  Ad.  S.  Jensen  und  Paiti.  Härder.  Post-glaoial  changes  of  dimate  in  aretie 
regions  as  revealed  by  investigations  on  marine  doposits.  Im  „Internationalen 
Klimawerk"  (Anm.  4Ö1),  S.  M99-407. 

464)  Übrigens  liegt,  wie  mir  E.  von  Drygalski  im  Laufe  eines  dies- 
bezüglichen Briefwechsels  unter  dem  4.  II.  1917  mitteilte,  auch  die 
Möglichkeit  vor,  daß  Phillppis  „abnorme  Kalkschichtung"  unter 
der  antarktischen  Packeiskante  auf  Inland-  und  Schelfeisbewegungen 
und  damit  zusammenhängende  Meeresströmungen  zurückgeht,  deren 
Ursachen  weiterhin  festzustellen  wären.  Falls  man  aber  annehmen 
wollte,  daß  Vorstoß  und  Rückzug  des  Eises  in  der  Autarktis 
wesentlich  auf  Temperaturschwankungen  zurückgehen,  würde  mit 
Phdlippis  Schluß  auf  ein  Wärmeoptimum  in  der  Postglazialzeit 
auch  die  Art  des  Eisrückzuges,  wie  E.  VON  Drygalski  denselben 
am  Gauss-Berge  an  den  Moränen  feststellen  konnte,  wohl  überein- 
stimmen. Dieser  Rückzug  erfolgte  nämlich  am  Ende  der  Eiszeit 
zunächst  schnell,  um  dann  zu  stocken,  in  der  Jetztzeit  aber  sehr 
verlangsamt  wieder  einzusetzen;  also  waren  die  Bedingungen,  unter 
denen  der  Rückzug  des  Eises  vor  sich  ging,  in  der  Postglazialzeit 
einmal  günstiger  als  vorher  und  nachher.  Näheres  hierüber  ist  in  einer 


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618  Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 

umfangreicheren  Monographie  des  zuletzt  genannten  Autors  über  das 
antarktische  Eis  zu  erwarten. 

465)  J.  Murray  und  R.  Ibvinr.  On  coral  reefs  and  otber  carbonate  of  lime  forma- 
tions  in  modern  seas.    Proc.  Roy.  Soc.  Edinb.  17.  1889  (90),  S.  79—109. 

466)  G.  Bihchok.  Die  Gestalt  der  Erde  und  der  Meeresfläche  und  die  Erosion  des 
Meeresbodens.    Bonn,  Adolph  Marcus.  1867,  S.  14. 

467)  H.  Lohmann.  (Plankton-Ablagerungen  am  Boden  der  Tiefsee.)  Schrift.  Natur- 
wissenscb.  Ver.  f.  Schleswig-Holstein  XIV.  1909.  Sitzungsber.  S.  399—402. 

468)  Briefl.  Mitteilung  von  H.  Lohmann  an  den  Verf.  vom  28.  XI.  1918. 

469)  H.  Lohmann.  Die  Bildung  von  Tiefseeablagerungen  durch  Auftrieborganismen 
der  Hocbsee.  (Vortragsreferat.)  Verh.  d.  Naturwisaensch.  Ver.  zu  Hamburg. 
3.  Folge  XXV.  1917  (Hamburg  19J8),  S.  XX1X-XXXI. 

470)  Vergl.  hierzu  auch  meine  Andeutungen  von  1908  (K.  Andbee.  Über  stetige 
und  unterbrochene  Meeressedimentation  etc.  Neues  Jahrb.  f.  Mineralogie  etc. 
Beil.  Bd.  25.  1908,  S.  418)  und  J.  F.  Blake.  On  aggregate  deposits,  and  their 
relations  to  zones.   Geol.  Mag.  Dec.  IV.  vol.  V.  1898,  S.  481—488. 

471)  Fr.  Wähnkr.  Zur  heteropischen  Differenzierung  des  alpinen  Lias.  Verh.  k.  k. 
geol.  Reichsanstalt.  1886.  Nr.  7  und  8. 

472)  C.  Diener.  Fauna  of  the  Tropites- limestone  of  Byans.  Palaeont.  Indien. 
Ser.  XV.  5.  Nr.  1. 

473)  Al.  Agassiz  (Anm.  320),  vol.  14,  S.  276. 

474)  Vergl.  Anm.  325.  Report  etc.  Nr.  XXVII. 

475)  G.  Braun.  Über  marine  Sedimente  und  ihre  Benutzung  zur  Zeitbestimmung.  „Meeres- 
künde",  Sammlung  volkstümlicher  Vorträge,  Heft  79.   Berlin,-E.  S.  Mittler.  1913. 

476)  G.  de  Geer.  Geoohronologie  der  letzten  12000  Jahre.  Geologische  Rundschan. 
III.  1912,  S.  457-471.  —  A  Geochronology  of  the  last  12000  years.  Compte 
Rendn  de  la  XI.  Zession  du  Congri-s  Geologique  International.  Stockholm  1910. 
Bd.  I,  S.  241-253.  PI.  1,2.  1912. 

477)  Von  zusammenfassender  Literatur  seien  hier  zunächst  genannt: 

J.  Jolv.  Radioactivity  and  Geology.  An  aecount  of  the  influence  of  radio- 
active  energy  on  terrestrial  history.  London,  Arcbibald  Constable  &  Co.  1909. 
287  S.,  Plates  I— VI.  —  Franz  Ed.  Suehs.  Verschiedene  Theorien  über  die 
Beziehungen  der  Radioaktivität  zu  geologischen  Vorgängen.  Mitt.  d.  Geolog. 
Gesellscb.  in  Wien  5.  1912,8.87—105.  —  E.  Ebleb.  Berylliumgruppe  (Radium). 
Handwörterbuch  d.  Naturwissenschaften  1.  1912,  S.  982—996. 

478)  A.  Gockel.  Die  Radioaktivität  von  Gesteinen.  Jahrbuch  d.  Radioaktivität  und 
Elektronik.  7.  Leipzig  1910,  S.  487—527. 

479)  Vergl.  A.  S.  Eye  &  D.  Mc  Intohh.  The  Amount  of  Radium  present  in  Typical 
Rocks  in  the  immediate  Neighbourhood  of  Montreal.  The  London,  Edinburgh, 
and  Dublin  Philosophical  Magazine  and  Journal  of  Science  6.  Ser.,  14.  1907. 
8.  231—237. 

480)  J.  Joi.y.  On  the  Radium -Content  of  Deep  -Sea  8ediment«.  Pjidem  16.  1908. 
8.  190—197. 

481)  J.  Joi.y.  The  Radioactivity  of  Terrestrial  Surface  Materials.  Ibidem  24.  1912, 
8.  694—705. 

482)  Daß  die  kosmischen  Partikeln  keine  wesentlichen  Mengen  zuführen, 
ergibt  sich  nach  Joly  aus  dein  geringen  Gehalt  der  aus  dem  Roten 
Ton  der  „Challengeru-Station  241  (35°  41'  N.,  157°  42' O.,  4206  m) 
ausgezogenen  magnetischen  Partikeln,  welche  nur  0,6  X  10~12  g  Ra 
enthielten. 


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Beiratet«  Literatur  nebst  Bemerkungen 


619  . 


483)  Neuerdings  hat  J.  LAUB  (Ober  einige  Beobachtungen  der  Luftelektrizität 
und  Radioaktivität  auf  dem  Atlantiseben  und  Großen  Ozean.  I.  Bestimmung  des 
Emanationsgehaltes  im  Ozeanwasser.    Meteorologische  Zeitschr.  81.   1914,  S.  146 

bis  147)  einen  nicht  unerheblich  höheren  Emanationsgehalt  im  Wasser 
des  Atlantischen  als  in  dem  des  Pazifischen  Ozeans  festgestellt. 

484)  E.  Eblkr.  Über  die  Adsorption  radioaktiver  Stoffe  durch  kolloidale  Kieselsäure. 
Verh.  d.  Ges.  Deutsch.  Naturforsch,  und  Ärzte.  83.  Vers.  zu  Karlsruhe  1911. 
II.  1.  S.  192-194. 

485)  Hierzu  vergL  außer  Fb.  Ed.  Sukss  (Anm.  477)  besonders  Joh.  Koeniosbebgeb. 
Berechnungen  des  Erdalters  auf  physikalischer  Grundlage.  B.  Bestimmung  des 
Alters  der  Erde  aus  radioaktiven  Vorgängen.  Geologische  Rundschau  1.  1910. 
S.  245  -249. 

486)  Die  diesem  Buche  beigegebene  farbige  Karte:  „Verbreitung  der 
rezenten  Meeressedimente  und  des  Treibeises"  ist  hauptsächlich, 
aber  nicht  ausschließlich  auf  Grund  folgender  Darstellungen  ge- 
zeichnet worden: 

1.  Atlantischer  und  Indischer  Ozean:  J.  Murray  und  E.  Piumppi.  Die 
Grundproben  der  „Deutschen  Tiefsee-Expedition".  Deutsche  Tiefsee-Expedition. 
1898—1899.    Bd.  X.    Karte  1.  2. 

2.  Pazifischer  Ozean:  J.  Murray  und  G.  V.  Lee.  The  depth  and  marine 
deposits  of  the  Pacific.  Mem.  Mus.  of  Comp.  Zoology  at  Harvard  College  88.  1. 
Cambridge,  U.  S.  A.  1909.    Karte  II. 

3.  Die  Treibeisgrenzen  auf  der  nördlichen  Halbkugel,  welche  auf 
den  genannten  Karten  fehlen,  sind  für  den  Atlantischen  Ozean  ent- 
nommen aus  Sydow-Waonebs  Methodischem  Schulatlas,  Gotha,  J.  Perthes 
1917,  Tafel  8  (mittl.  Treibeisgrenze)  und  aus  Ah.  Si'i'AN,  Grundzüge  der  physi- 
schen Erdkunde.    Leipzig,  Veit  &  Co.  1916,  Taf.  XIV  (äußerste  Treibeisgrenze). 

Im  Pazifischen  Ozean  war  die  Linienführung,  wie  ein  Vergleich 
der  beiden  letztgenannten  Darstellungen  ergibt,  noch  bis  vor  kurzem 
recht  unsicher,  was  durch  die  geringere  Erforschung  dieser  Meeres- 
teile zur  Genüge  erklärt  wird;  hier  ist  die  Kurve,  welche  Hr.  Schulz 

(Die  Strömungen  und  die  Temperaturverhältnisse  des  Stillen  Ozeans  nördlich  von 
40°  n.  Br.  einschließlich  des  Bering -Meeres.  Annalen  der  Hydrographie  und 
Maritimen  Meteorologie.  89.  1911,  S.  177-190,  242-264,  Tafel  15  und  17-19) 

für  Monat  März  entworfen  hat,  als  äußerste  Treibeisgrenze  ge- 
nommen worden. 

487)  Die  insbesondere  auf  dem  Werk  von  Murray  und  Phtlippi  1908 

beruhende  Darstellung  VOU  ALBIN  ONKEN  (Die  biogenen  Ablagerungen 
des  Atlantischen  Ozeans.  Prometheus,  28.  1917,  S.  167  —  171,  182—184,  mit  7  Abb.) 

ist  nicht  frei  von  Fehlern  und  schiefen  Auffassungen,  berücksichtigt 
zudem  auch  nur  einen  Teil  der  Literatur. 

488)  R.  Hartmeyer.  Die  westindischen  Korallenriffe  und  ihr  Tierleben.  „Meeres- 
kunde". 11.  2.  Berlin  1909. 

489)  Neuerdings  hat  CH.  GRAVIER  (Sur  les  Madreporaires  de  l'Afrique  occideu- 
tale.  Compte  Rendu  de  la  38°  session  [Lille  1909]  de  l'Assoc.  franc,.  pour  l'avance- 
ment  des  Sciences.    Notes  et  Mcmoires.    Paris  1910.  S.  705—708)  darauf  auf- 


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•  620 


Benutzt«  Literatur  nebst  Bemerkungen 


merksam  gemacht,  daß  untergeordnete  Riffe  an  der  Mündung  des 
Gambia,  an  der  Küste  von  Sierra  Leone  und  Gabun,  sowie  um  die 
beiden  portugiesischen  Inseln  San  Thome  und  Ile  du  Prince  (Ilha 
do  Principe)  vorkommen. 

490)  0.  B.  Bößoii.D.  Mewojres  sur  les  Sediments  sonB-marins.  Duc  d'Orleans.  Croiaiere 
Oceanographique  acrompli  a  bord  de  )a  „Belgica"  dans  )a  mer  du  Grönland  1905. 
Bruxelles.  1907.  16  S.r  1  Karte. 

491)  Fb.  Nansen.  The  batbymetrical  features  of  the  North  Polar  Seas,  witb  a  dis- 
cussion  of  the  continental  shelves  etc.  The  Norwegian  North  Polar  Expedition 
1893—1896.    Scientific  Results,  vol.  4.    Christiania  1904.    S.  214  —  224. 

492)  0.  B.  Büotiii.n.  On  the  bottom  deposits  of  the  North  Polar  Sea.  The  Norwegian 
North  Polar  Expedition  1893-1896.  Scientific  Results,  vol.  V.  1906,  S.  1— 52. 
Appendix  I.  0.  N.  Heidenbeich  &  Cn.  J.  .T.  Fox.  Analyses  of  the  bottom 
deposits.  S.  53—57.  App.  II.  Hans  Kiaeb.  Thalomophora  of  the  bottom 
deposits  and  the  mud  from  the  ice  surface.    S.  58 — 62. 

493)  J.  Thoulet.  Etüde  lithologique  de  fonds  recueillis  dans  les  parages  de  la  Nou- 
velle-Zemble.  Campagne  arctique  de  Mgr  le  Duc  d'Orleans  ä  bord  de  la  „Bel- 
gica" de  1907.    4°,  28  S.,  1  Liste  der  Lotungen  und  1  Karte.    Brüssel  1910. 

494)  A.  L.  W.  E.  vax  dek  Veen.  Barents-Zee.  Jets  over  zeezand  en  grondstroomsn^pn. 
Tijdschrift  van  het  Kon.  Nederlandsch  Aardrijksknndig  üenootschap.  2.  8er., 
Teil  XXX.  -1913,  S.  207-211.    1  Kärtchen  im  Text. 

495)  E.  von  Pbyo albki.  Grönland -Expedition  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu 
Berlin.   1891-1893.  Bd.  I,  Berlin  1897,  S.  430-443:  „Die  Eissedimente". 

49G)  Sten  dk  Gkek.  Hafsvattnets  slamhalt  inom  Spetsbergens  Isfjord  ur  geografisk 
synpunkt.  „Ymer",  Tidskrift  utgifven  af  Svenska  Sällskapet  fSr  Antropologi 
och  Geografi,  1913,  S.  148-157. 

497)  E.  Geinitz.  Die  Endmoränen  Deutschlands.  Archiv  des  Vereins  der  Freunde 
der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg.  72.  1918,  S.  103-150,  Tafel  1-9. 

498)  Segelbandbuch  für  die  Ostsee.  1.  Abt.,  3.  Aufl.,  Berlin  1906,  S.  84-111:  „Die 
Eisverhältnisse  des  Ostseegebietes".  —  Vergl.  Edi.un».  Om  isbildningen  i  bahret 
Förhandlingar  vid  de  Skandinaviska  Naturforskarnes  nionde  Möte  i  Stockholm 
fr&n  den  8.  tili  den  15.  Juli  1863.  Stockholm  1865,  S.  74-89  (Zit.  nach 
Ackebmann). 

499)  H.  Mtnthe.  Till  fragen  om  submarin«  geologiska  undersökningar  i  örtersjön- 
Nordsjön.  Geol.  Foren.  Förhandl.  29.  Stockholm  1907,  8.  109—127. 

500)  Denn  aucb  die  Methode,  welche  seinerzeit  N.  Andkussow  (Ober 

eine  Methode  zur  Bestimmung  der  Geschwindigkeit  der  Sedimentablagernng  auf 
dem  Meeresboden.  [Russisch!)  IzvSstija  Imperatorskago  russkago Geografiöeska^o 
Obsfestva  —  Mitt.  d.  Kaiserl.  Russisch.  Geograph.  Ges.  St.  Petersburg.  XXIX.  1893. 

s.  437-440.  l  Tafel)  angegeben  hat,  —  mit  Hilfe  eines  Regenmesser- 
ähnlichen Apparates  —  dürfte  an  den  vielen  praktischen  Schwierig- 
keiten scheitern.  —  Einen  kurzen  deutschen  Auszug  dieser  nur  in 
russischer  Sprache  erschienenen  Mitteilung  verdanke  ich  der  Liebens- 
würdigkeit des  stud.  phil.  P.  Kraft. 

501)  O.  Kbümmei..  Die  Deutschen  Meere  im  Rahmen  der  internationalen  Meeres- 
forschung. Vorträge.  Veröffentl.  d.  Inst.  f.  Meereskunde  und  d.  Geogr.  Inst  a. 
d.  Universität  Berlin.  lieft  6,  1904,  36  S.,  3  Karten.  -  Der».,  Handbuch..., 
Bd.  I.  S.  109-111. 


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Benatzte  Literatur  nebst  Bemerkungen  621 

602)  Recht  übersichtliche  Karten  der  Nordsee  im  Maßstäbe  1  :  5000  000  mit  Einzeicbnung 
der  Bänke,  sowie  Stein-,  Ries-,  Sand-,  Schlick-  und  Riffgründe  sind  in  „Wissen- 
schaftliche Meeresuntersuchungen".  N.  F.  II.  Bd.,  Kiel  und  Leipzig  1897, 
Tafel  IV — XVIII  enthalten  und  dienen  dort  als  Unterlage  biogeographischer 
Eintragungen. 

503)  A.  J.  Jukes-Bbowne  in  Conteroporary  Review  1893,  S.  704  (Zitiert  nach 
Krümmel). 

604)  O.  Krümmel.  Ober  Erosion  durch  Gezeitenströme.  Petermanns  Geogr.  Mitt.  85. 
1889,  S.  129-138. 

505)  E.  Geinitz.  Die  geographischen  Veränderungen  des  südwestlichen  Ostseegebietes 
seit  der  quartären  Abschmelzperiode.  Petermanns  Geogr.  Mitt.  48.  1904,  S.  25 
bis  28,  77  -81,  Tafel  3. 

506)  H.  Spethmann.  Tiefenkarte  der  Beltsee.  Petermanns  Geogr.  Mitt.  57.  1911, 
Bd.  II,  S.  246  -251,  Karte  Tafel  29. 

507)  E.  Büchtino.  Die  Bodenformen  der  Ostsee.  Inauguraldissertation,  Jena  1918, 
91  S.,  5  Kärtchen  und  Profile  auf  4  Tafeln. 

508)  Diese  Tiefe  wird  neuerdings  um  50  m  tiefer  angesetzt! 

509)  H.  Hausen.  Über  die  Entwicklung  der  Oberflächenformen  in  den  russischen 
Ostseeländern  und  den  angrenzenden  Gouvernements  in  der  Quartärzeit.  Fennia. 
84.  Nr.  3.    Helsingfors  1913/14  (zit.  nach  E.  Büchtino). 

510)  Th.  Rbinbold.  Untersuchung  des  Borkum-Riffgrundes.  6.  Bericht  der  Kommission 
der  wissenschaftlichen  Untersuchung  der  deutschen  Meere  in  Kiel  für  die  Jahre 
1887—1889.  Berlin  1889,  S.  189—190,  1  Skizze.  —  Nack  dieser  Mitteilung  bildet 
vegetationsloses,  bewegliches  Geröll,  nicht  anstehender  Fels  diesen  „Riffgruod". 

511)  Joh.  Rrinke.  Algenflora  der  westlichen  Ostsee  deutschen  Antheils.  Eine 
systematisch  -  pflanzengeographiscbe  Studie.  6.  Bericht  der  Kommission  der 
wissenschaftl.  Untersuchung  der  deutschen  Meere  in  Kiel  für  1887—89.  Berlin 
1889,  S.  III-XI  und  1  — 101.  Mit  Vegetationskarte  der  westlichen  Ostsee 
1:600000. 

512)  Freiherr  von  Löwenstern.  Adler-Grund.  Annalen  der  Hydrographie  und  mari- 
timen Meteorologie  4.    1876,  8.  461—462,  1  Tafel. 

613)  Über  die  im  Sommer  1879  zur  Wegräumung  des  Adler -Grundes  ausgeführten 
Arbeiten  (nach  einem  Bericht  des  Kgl.  Wasserbauinspektors  Weinreich  im 
Januar  1880).    Ibidem  8,  1880,  S.  286  -292. 

614)  Deimlinq.  Die  Neuvermessung  des  Adlergrundes.  Marine- Rundschau  12,  1901, 
8.  905—917,  4  Skizzen.  —  Vergl.  auch  Benoit,  Der  Adlergrnnd.  „Himmel  und 
Erde44  14,  1902,  S.  193—200. 

515)  W.  Dekcke.  Die  Oderbank,  N.  von  Swinemünde.  IX.  Jahresber.  d.  Geogr.  Ges. 
Greifswald  f.  1903—05.    Greifswald  1905,  S.  201-213,  1  Tafel. 

616)  W.  Deecke.  Ein  Versuch,  die  Bänke  der  Ostsee  vor  der  pommersehen  Küste 
geologisch  zu  erklären.  Neues  Jahrb.  f.  Mineralogie  usw.  Beilage  Bd.  20,  1905, 
S.  445-465,  Tafel  VIII. 

617)  Hierzu  vergl.  jedoch  W.  Otto  im  13.  Jahresber.  d.  Geogr.  Ges.  Greifswald 
f.  1911-12.    Greif8wald  1913,  S.  291-295. 

518)  Dunston.  The  eastern  extension  of  the  Midland  coalfield  and  the  exploration  at 
Soutbcar.  Trans,  inst  min.  eng.  XII.  1896/7,  S.  515  (zitiert  nach  A.  Dannen- 
berg). 

619)  H.  PniLiPPSES.  Untergegangene  Wälder  in  der  Nordsee.  Naturwissenschaftl. 
Wochenschr.  N.  F.  11,  1912,  S.  699—700.  —  Ders.,  Über  das  Alter  der  ver- 
sunkenen Wälder  und  Moore  an  den  Küsten  der  Nordsee.  Ibidem  N.  F.  15, 
1916,  8.  9-10. 


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622  Benatzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 

520)  F.  Wahnsmuaffr.  Die  Oberflächengestaltung  des  Norddeutschen  Flachlande«. 
3.  Auflage.  Stuttgart  1909,  S.  372-387  :  „Die  Veränderungen  im  Küstengebiete". 

521)  Yergl.  das  Referat  und  die  Schlußfolgerungen  von  6.  Braun,  Die  neuzeitliehe 
Senkung  der  Nordseeküste.    Petermanns  Geogr.  Mitt.  57,  1911,  II,  S.  21/22. 

522)  Prestel.  Der  Boden  der  ostfriesischeu  Halbinsel.  Emden  1870  (zitiert  nach 
F.  Wahnschakke). 

523)  P.  Temcu.   Rolsteenen  van  de  Doggersbank.    Vortrag.    Handelingen  van  het 

XV.  Nederlandsch  Natuur-  en  Geneeskundig  Congres,  gehouden  te  Amsterdam,  * 
op  8.— 10.  IV.  1915,  S.  525-530. 

524)  H.  Wn  it  ehe  ad  and  H.  H.  Goodciiii.d.  Some  Notes  on  „Moorlog",  a  Peaty 
Deposit  from  the  Dogger  Bank  in  the  North  Sea.  (With  Report  on  the  Plant- 
Romains  by  Clement  Reid  und  Mbs.  Reid.)  With  map  and  illustrations. 
Essex  Naturalist  pts  I  und  II.  Vol.  XVI  (April-July  1909),  S.  51. 

525)  J.  W.  Statheb.  Shelly  clay  dredged  from  the  Dogger  Bank.  The  Quart.  Journ. 
of  the  Geol.  Soc.  London  68,  1912,  S.  324—327. 

526)  Henr.  Mi1  nt he.  Den  Svenska  Hydrografiska  Expeditionen  Är  1877  nnder  Ledning 
af  F.  L.  Ekman,  Afd.  III.  Kongl.  Svenska  Vetenskaps-Akademiens  Handlingar. 
Bandet  27,  Nr.  2.    Stockholm  1894,  35  8.,  1  Karte. 

527)  G.  Fobchhammrr.  Über  die  veränderte  Wasserhöhe  an  den  dänischen  Kästen. 
(Aus  dem  Dänischen  in  „Nordisk  Universitets-Tidskrift".  2,  1.  Kopenhagen  1856.) 
Zeitschr.  f.  allgemeine  Erdkunde  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  Berlin,  N.  F.  1, 
1856,  8.  473—490. 

528)  Edvabd  Erdmann.  Fynd  af  torf  pft  Kattegats  botten.  Geologiska  Föreningena 

1  Stockholm  Förhandlingar,  SO,  1908,  S.  221—231,  5  Textabbildungen. 

529)  G.  Andersson.  Hvarifr&n  härstamma  de  p&  Kattegats  botten  antraffade  torf- 
blocken?   Ibidem  87,  1915,  S.  555  -566,  5  Abb. 

530)  W.  Deeoke.  Geologie  von  Pommern.  Berlin  1907,  S.  226—228.  —  Ders.,  Ent- 
wicklungsgang und  Gestalt  der  Ostsee.    Geogr.  Zeitschr.  16,  1910,  S.  186 — 206. 

531)  W.  Dekckk.  Vineta.  10.  Jahresber.  der  Geogr.  Ges.  Greifswald,  1907,  S.  43-60, 

2  Tafeln  und  1  Skizze. 

532)  K.  Möbius.  Die  wirbellosen  Thierc  der  Ostsee.  Jahresber.  der  Commission  zur 
wissenschaftlichen  Untersuchung  der  deutseben  Meere  in  Kiel,  1871,  IV.  A. 

583)  K.  Möbius.  Das  Thierleben  am  Boden  der  deutschen  Ost-  und  Nordsee.  R.  Virchow- 
Fr.  v.  Holtzendorffs  Sammlung  gemeinverständlicher  wissenschaftlicher  Vorträge, 
VI.  Serie,  Heft  122.   Berlin,  1871. 

534)  Einen  guten  Überblick  über  die  Ergebnisse  der  älteren  Arbeiten 
Ober  die  Lebewelt  der  Ostsee  gab  C.  Ackermann  in  seinen  im 

Übrigen  vielfach  Überholten    „Beiträgen  zur  Physischen  Geographie  der 
Ostsee".   399  S.,  1  Tiefenkarte,  5  lithographierte  Tafeln.   Hamburg  1883. 

535)  Reibisoh.  Die  Bodenfauna  von  Nord-  und  Ostsee.  Verb.  d.  Deutsch.  Zool.  Ges. 
auf  d.  24.  Jahresvers,  zu  Freiburg  i.  Br.,  1914,  S.  221—235. 

536)  C.  G.  Joh.  Petersen  und  J.  Chr.  L.  Lrvinsen.  Trawlings  in  the  Skager  Rack 
and  the  Northern  Cattegat  in  1897  and  98.  From  the  Danish  Biological  Station, 
IX,  1899  (Kopenhagen,  1900),  56  S. 

537)  C.  G.  Joh.  Petersen.  Valuation  of  the  Sea.  II.  The  animal  communities  of  the 
sea-bottom  and  their  importance  for  marine  zoogeography.  Ibidem  XXI,  1913 
(Kopenhagen.  1914),  67  8.,  6  Tafeln,  3  Karten,  1  Anhang. 

538)  Leider  haben  Versuche  der  „Michael  Sars "-Expedition  in  der  Tiefsee 
mit  diesen  PETERSENschen  Bodensammlern  keine  günstigen  Resultate 


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Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


«25 


ergeben ;  doch  werden  weitere  Modifikationen  der  Apparatur  gewiß 
auch  hier  bessere  Resultate  zeitigen. 

539)  C.  G.  Jon.  Petersen.  The  Sea  Bottom  and  its  production  of  Fish-food.  A  Sur- 
vey  of  the  work  done  in  connection  vrith  valuation  of  the  Danish  waters  from 
1883—1917.  Report  of  the  Danish  Biological  Station  to  the  Board  of  Agri- 
culture.    Kopenhagen,  1918,  62  S.,  10  Tafeln,  1  Karte, 

540)  C.  G.  Jon.  Petersen.  Om  Baendeltangens  (Zostera  marina)  Aar«- Production 
i  de  danske  Farvande.  Mindeskrift  for  Japetus  Steenstrup.  I.  Del,  IX,  S.  1 
bis  20,  1914. 

641)  P.  Boysen  Jensen.  Studies  concerning  the  organio  matter  of  the  Sea  Bottom. 
Report  of  the  Danish  Biological  Station,  XXII,  1914  (Kopenhagen,  1915), 
8.  1—15. 

542)  C.  G.  Jon.  Petersen-  and  P.  Boysen  Jensen.  Valuation  of  the  Sea.  I.  Animal 
Life  of  the  Sea- Bottom,  its  food  and  quantity  (Quantitative  studies).  From  th» 
Danish  Biological  Station,  XX,  1911,  81  S.,  6  Tabellen,  3  Karten,  6  Tafeln. 

543)  Siehe  die  Karte  in  der  Darstellung  von  Petersen  von  1918.  — 
Der  Versuch,  auch  im  nordöstlichen  Atlantischen  Ozean  und  im 
Norwegischen  Nordmeer  bis  hin  nach  Spitzbergen  einzelne  Lebens- 
gemeinschaften zu  unterscheiden,  welche  z.  T.  mit  denen  der 
dänischen  Gewässer  identisch  sind  (vergl.  C.  G.  Joh.  Petersen.  Notes 
to  Charts  I  and  II.  Appeudix  to  Report  of  the  Danish  Biological  Station,  XXI. 

1914  (Kopenhagen,  1915),  ist  besonders  für  die  tieferen  Gewässer  nichts 
anderes  als  ein  Hinweis  darauf,  daß  auch  in  diesen  Gebieten 
ähnliche  Resultate  erhalten  werden  könnten,  wenn  in  Zukunft 
darauf  hingearbeitet  wird.  Heute  ist  das  Meiste  noch  Vermutung. 

544)  T.  H.  Behrens.  Über  die  Untersuchung  der  Grundproben.  In  „Die  Expedition 
zur  physikalisch-chemischen  und  biologischen  Untersuchung  der  Ostsee  im  Sommer 
1871  auf  S.  M.  Avisodampfer  Pommerauia".  Jahresbericht  der  Commission  zur 
wissenschaftlichen  Untersuchung  der  deutschen  Meere  in  Kiel  für  das  Jahr  1871. 
I.  Jahrgang,  1878,  S.  57—63. 

545)  Orth.  Beitrage  zur  Meereskunde.  2.  Die  Zusammensetzung  der  in  den  Jahren. 
1873  und  1874  in  der  Ostsee  und  in  der  Nordsee  von  einigen  Vermessungs- 
schiffen der  Kaiserlichen  Marine  aufgenommenen  Meeresgrund  proben.  Annalen 
der  Hydrographie  und  maritimen  Meteorologie.  III.  1875,  S.  310,  2  Tabellen 
auf  S.  304/305,  1  Tafel  mit;.2  Kartenskizzen. 

546)  Die  jetzt  Prof.  Dr.  H.  Stremme  gehörigen  Proben  sind  erst  vor 
kurzem  dem  Verf.  zu  eventueller  weiterer  Bearbeitung,  die  ge- 
legentlich ausgeführt  werden  soll,  übergeben  worden. 

547)  W.  von  Gümbei..  Geologisch-mineralogische  Untersuchung  der  Meeresgrundproben 
aus  der  Nordsee.  Die  Ergebnisse  der  Untersuchungsfahrten  S.  M.  S.  Knbt.  „Drache" 
in  der  Nordsee  in  den  Sommern  1881,  1882  und  1884.  S.  23—47.  Berlin,  E.  S. 
Mittler,  1886. 

548)  Det  videnskabelige  Udbytte  af  Kanonbaaden  „Hauchs"  Togter  i  de  Danske 
Have  indenfor  Skagen  i  aarene  1883—86.  Kopenhagen  1893, 8.57— 59:  K.Röedam. 
Kemiske  Undereögelser  af  nogle  Bundpröver  fra  Danske  Farvande.  —  S.  433 
bis  437:  C.  G.  Joh.  Petersen.    General  results:  The  Bottom  Deposits. 

649)  E.  Küpper».  Physikalische  und  mineralogisch  geologische  Untersuchung  von 
Bodenproben  aus  Nord-  und  Ostsee.    Wissenschaft!.  Meeresuntersuchungen,  her- 


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624  Benutzte  Literatur  nebet  Bemerkungen 

aasgegeben  von  der  Kommission  zur  Untersuchung  der  deutschen  Meere  in  Kiel 
und  der  Biologischen  Anstalt  auf  Helgoland.  Abteilung  Kiel.  Neue  Folge 
Bd.  10.  1906.  8.  3-11.   Mit  2  Karten  im  Text 

550)  H.  8pethmann.  Studien  über  die  Bodenxusammensetzung  der  baltischen  Depres- 
sion vom  Kattegat  bis  zur  Insel  Gotland.  Ibidem,  Bd.  12.  Kiel  1910.  S.  303 
bis  314.    1  Karte. 

651)  C.  A  i*stein.  Bodenuntersuchungen  in  Ost-  und  Nordsee.  Sitznngsber.  d.  Ges. 
naturforschender  Freunde.  Berlin  1916.  S.  355—376.  Tafel  XIII,  XIV. 

552)  Lasard.  Mittheilungen  über  Veränderungen  des  Meeresbodens  der  Nordsee. 
Zeitschr.  d.  Deutsch.  Qeol.  Oes.  40.  1888.  S.  190. 

553)  H.  Spkthmann.  Fossile  Sunde  und  Strömungsrinnen  im  Küstengebiet  Vor- 
pom merus.   Zeitschr.  d.  Ges.  f.  Erdkunde.   Berlin  1913.   8.  214-218. 

554)  Proc.  Royal  Soc.  Edinburgh,  22.  1900.  8.  409—129. 

555)  J.  Murkay.  On  the  depth  and  marine  deposits  of  the  Indian  Ocean,  with  des- 
criptions  of  the  deposit-samples  collected  by  Mr.  J.  Stanley  Gardiner  in  1905. 
(Percy  Sladen  Trust  Expedition).  Trans.  Linn.  8oc.  Ser.  2.  Zoology,  vol.  XI IL 
1909.    S.  355-396.    Tafeln  22—24. 

556)  G.  Schott.  Geographie  des  Persischen  Golfes  und  seiner  Randgebiete.  Mitt.  d. 
Geograph.  Ges.  in  Hamburg.  Bd.  XXXI.  1918.  8.  1—110.  11  Ansichtstafeln, 
2  Karten  auf  2  Tafeln  und  14  Textfiguren. 

557)  G.  Schott.  Ozeanographie  und  Klimatologie  des  Persischen  Golfes  and  de« 
Golfes  von  Oman.  Beilage  zu  den  Annalen  der  Hydrographie  und  maritimen 
Meteorologie.  1918.  46  S.,  7  Tafeln. 

558)  Segelhandbuch  für  den  Persischen  Golf.  Reichsmarineamt,  Berlin  1907.  S.  166, 169. 

559)  Z.  B.  v.  d.  B.  Außergewöhnlich  hohe  Luft-  und  Wassertemperaturen  im  Roten 
Meer  und  im  Persischen  Golf.  Annalen  der  Hydrographie  und  maritimen  Meteoro- 
logie 89.  1911.  S.  101-104. 

560)  8.  Gknthr.    Der  Persische  Meerbusen.    Inauguraldissertatiun,  Marburg  1896. 

561)  Vergl.  s.  B.  C.  Croshj.and.  Desert  and  water  gardens  of  the  Red  Sea.  Cam- 
bridge 1913.  S.  145.  Profil  12.  —  So  auch  die  Deutung  eines  der  besten  Kenner 
der  Geologie  dieser  Erdgegend,  M.  Bi.anckenhorn. 

562)  Jon.  Ei.mkrt.  Die  Sunda-Expedition  des  Vereins  für  Statistik  zu  Frankfurt  am 
Main.  Bd.  II.  Kapitel:  „Austrasien  und  die  Entwicklungsgeschichte  der  indo- 
australischen Inselwelt  vom  Tertiär  bis  zur  Gegenwart".  S.  13—16  (des  Sep.). 

563)  J.  Wanner.  Einige  geologische  Ergebnisse  einer  im  Jahre  1909  ausgeführten 
Reise  durch  den  östlichen  Teil  des  indoaustralischen  Archipels.  Central bl.  f. 
Mineralogie  etc.  1910.  S.  146. 

564)  Siboga-Expeditie  I.  Max  Weber.  Introduction  et  'deacription  de  Texpedition. 
1902.  S.  80.  —  Ibidem  LXV.  O.  B.  Böggild.  Meeresgrund  proben  der  Siboga- 
Expedition.  1916.  S.  43.  44.  —  Vergl.  auch  G.  A.  F.  Molengraafp  in  „The 
Coral  reef  problem  and  Isostasy".  Koninklijke  Akademie  van  Wetenschappen  te 
Amsterdam,  Proceedings  Vol.  XIX.   1916.  S.  623,  624. 

565)  Segelhand  buch  für  den  Stillen  Ozean.  Deutsche  Seewarte.  Hamburg  1897.  S.  5 — 6. 

566)  Zum  Vergleich  mögen  hier  die  älteren  Arealzahlen  von  J.  Murray 

von  1891  (in  der  von  Ai..  Slpan  in  Peterm.  Geogr.  Mitt.  88.  1892.  Lit,  ber. 
No.  1164.  S.  189—190  in  das  metrische  Maß  verwandelten  Form)   mit  denen 

0.  Krümmels  von  1907  zusammengestellt  sein,  wobei  noch  zu  be- 
merken wäre,  daß  die  ersteren  auf  346,2,  die  letzteren  aber  auf 
361,3  Millionen  qkm  sich  beziehen: 


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Benutet«  Literatur  nebst  Bemerkungen  625 


J.  MüllRAY  18'Jl    1  0.  KlU  MMKl.  1«J07 


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lagische  Ab- 
lagerungen 

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Griinsand  umi  grüner  Schlick 

Vulkansand  und  Vnlkanschlick  . 

Litorale  Ab- 
lagerungen 

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Korallengaixl  und  KurallenRchlick 

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567)  Das  Kärtchen  (Tafel  VII)  „Verbreitung  der  SchwammfischereigTünde, 
des  Vorkommens  der  Edelkorallen,  Bankaustern,  Baumaustern  und 
Meeresperlmuscheln,  sowie  der  Hauptgewinnungsstätten  der  Perlen" 
ist  im  Wesentlichen  auf  Grund  folgender  Quellen  entworfen: 
1.  W.  Marshall:  Atlas  der  Tierverbreitung  (Bergbaus*  Physikalischer  Atlas, 
Abt.  VI).  Nr.  VIII  (des  ganzen  Atlas  Nr.  59),  Kärtchen  VI  und  S.  9  des  be- 
gleitenden Textes.  Gotha,  Justus  Perthes,  1887.  —  2.  Kärtchen:  „Verbreitung 
wichtiger  niederer  Tiere"  in  „Brehms  Tierleben",  4.  Auflage,  1918.  —  3.  Brief- 
liche Mitteilungen  und  Manuskriptkarte  von  E.  Vanhökken  f,  dem  Verf.  für 
Zwecke  dieses  Buches  im  Februar  1917  sur  Verfügung  gestellt.  —  4.  Beiüglich 
der  Verbreitung  der  Edelkorallen  vor  allem:  Kisuinouyk  in  Journal  of  the 
Imperial  Fisberies  Bureau,    vol.  XIV,  1.    Tokyo,  1904. 

568)  Einige  wichtige  Angaben  des  Folgenden  entnahm  ich,  soweit  nicht 
die  betreffende  Quelle  noch  besonders  angegeben  ist,  außer  den  in 
der  vorhergehenden  Anmerkung  angeführten  Stellen  folgenden  Dar- 
stellungen: „Amtliche  Berichte  über  die  Internationale  Fischerei- Ausstellung 
zu  Berlin  1880".  5  Theile  in  einem  Bande.  Berlin,  1881.  —  Max  Eckert, 
Kapitel  „Wirtschaftsgeographie"  in  L.  von  Wiese's  Wirtschaft  und  Recht  der 
Gegenwart.  Bd.  II,  S.  448-508.  Tübingen,  1912.  —  Abschnitt  6:  „Das  Tbier- 
leben  des  Meeres"  in  W.  Haackk  und  W.  Kuhxert.  Das  Thierleben  der  Erde. 
Bd.  III.    Berlin,  M.  Oldenbourg. 

■569)  Hier  mag  auf  eine  ansprechende  Schilderung  hingewiesen  werden, 
welche  auch  den  Einfluß  des  Menschen  auf  das  Meer  und  seine 
Bildungen  berücksichtigt:  Ernst  Fischer  f.  Der  Mensch  als  geologischer 
Faktor.    Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  67,  1915,  S.  106-148.    Der  Verfasser 

schildert,  wie  durch  Ziehen  von  Deichen  268  Quadratmeilen  des 
Meeresbodens  der  Küste  von  Holland  zugefügt  wurden,  wie  Ufer- 
bauten und  Strandbefestigungen  (Helgoland!)  der  Zerstörung  durch 
das  Meer  erfolgreich  Einhalt  tun,  auch  wie  untergehende  Schiffe 
in  beträchtlichem  Maße  die  Masse  des  Sedimentmateriales  am 

Andre«,  Geologie  de«  Meeresboden»,  lt.  ,ft 


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626  Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 

Meeresboden  vermehren  helfen.  Nicht  minder  geschieht  dieses 
dnrch  Überbordwerfen  organischer  Abfälle  aller  Art,  durch  die 
immensen  Mengen  von  Kohlenaschen  und  -schlacken  auf  den 
Routen  der  transozeanischen  Dampferlinien  und  durch  das  Aus- 
laden von  Ballast.  Wird  schon  hierdurch  beim  Sammeln  von 
Küstengeröllen  eine  große  Vorsicht  nötig  —  eine  lange  für  vul- 
kanischer Herkunft  gehaltene,  schaumige  Schlacke  der  Nordsee- 
küsten erwies  sich  z.  B.  schließlich  als  das  Produkt  eines  an  der 
britischen  Ostküste  gelegenen  Hochofenwerkes  —  so  gilt  das  mehr 
und  mehr  auch  für  die  Sedimente  des  offenen  Meeres,  aus  welchen 
die  Dredschen  gar  nicht  so  selten  die  verschiedensten  Abfall- 
produkte menschlicher  Tätigkeit  wieder  zutage  förderten.  Nehmen 
wir  hinzu,  daß  der  Schiffsverkehr  manche  Tierformen  in  die  ent- 
ferntesten Winkel  des  Weltmeeres  verschlagen  kann,  daß  durch 
die  Grabung  von  Kanülen,  wie  bei  Suez  und  Panama,  zwei  ge- 
trennte Faunengebiete  in  Austausch  geraten  können,  daß  wohl 
ungeheure  Massen  von  Erde  und  Böden  aus  solchen  Kanälen  — 
wie  beim  Bau  des  Nordostseekanals  vor  der  Kieler  Föhrde  —  am 
Meeresboden  aufgeschüttet  werden,  wodurch  sich  nicht  nur  die 
Tiefenverhätnisse,  sondern  auch  die  Verbreitung  des  pflanzlichen 
und  tierischen  Benthos  und  damit  vielleicht  das  Gleichgewicht  im 
biologischen  Meereshaushalt  verschieben  können  (J.  Reinke  1896), 
so  zeigt  es  sich  in  der  Tat,  daß  hier  durch  den  Eingriff  des  Menschen 
Veränderungen  angebahnt  wurden  und  werden,  an  denen  die  Wissen- 
schaft nicht  achtlos  vorbeigehen  darf.  —  In  diesem  Zusammenhange 
wäre  auch  noch  einmal  auf  die  im  Interesse  der  Schiffahrt  aus- 
geführte, künstliche  Hinwegräumung  von  Untiefen,  wie  des  Adler- 
grundes in  der  Ostsee  (vergl.  S.  494),  und  auf  das  Versenken  von 
Steinen  (S.  570)  oder  leeren  Muschelschalen  (S.  564,  565)  an  be- 
stimmten Orten  und  zu  bestimmten  praktischen  Zwecken  hinzuweisen. 

570)  Jahrb.  kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanstalt  f.  1915.    XXXVI,  I,  S.  543. 

571)  V.  H.  Owtexpeu>.  Ün  tue  Ecology  and  Distribution  of  the  Grass-  Wrack  (Zoster* 
marina)  in  DanUh  Waten».   Report  of  the  Danish  Biologital  Station.  XVI,  1908. 

572)  K.  Rokdam.  Kemisk  Undersögelse  af  Baendeltangen  fra  Danske  Farvande.  Den 
kgl.  Veterinaer-  og  Landbohöjskoles  Aarskrift,  1917,  S.  109  —  145. 

573)  M.  ('.  G.  Lehmann.  Der  entdeckte  Nutzen  des  SeeKrases  zum  Fullen  der  Küssen 
und  Polster.    Kopenhagen  bei  Schnbothe,  1814  (Dänisch,  ibidem  1812). 

574)  Zeitschr.  Kali.    VI,  1912,  S.  280/281. 

575)  J.  S.  Bi'K».  The  economic  value  of  Pacific  <oast  kelps.  California  Univeraity 
Exper.  Station  1915.    Bull.  248. 

576)  CheinikerZeituug  8»,  1915,  8.  478/9. 

577)  F.  Friedensburo.  Kalivorkommen  und  Kaligewinnungsversuche  in  den  Ver- 
einigten Staaten  von  Nordamerika.  „Glückauf  (Berg-  und  Hüttenmännische  Zeit- 
schrift). 58,  1917,  19.-  23.  Heft,  bes.  S.  461-466:  rKaligewinnung  aus  Meeres- 
tang (Kelp)u. 


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Benutzte  Literatur  nebst  Bemerkungen 


62.7 


578)  Gkobg  von  Eckhel.  Der  Badeschwamm  in  Rücksicht  auf  die  Art  seiner  Ge- 
winnung, die  geographische  Verbreitung  und  locale  Variation.  Triest  (im  Selbst- 
verlage des  Verf.«)  1873,  42  S ,  1  Karte,  2  Tafeln. 

579)  R.  Gkekff.  Über  die  Corallenfischerei  an  der  Küste  der  Capverdischen  Insel 
S.  Thiago.    Zoologischer  Anzeiger  1882,  Nr.  121,  2  S. 

580)  Kibhinouyk  in  Journal  of  the  Imperial  Fisberies  Bureau.  Vol.  XIV,  1.  Tokyo 
1904  (Zit.  nach  frdl.  Mitt.  von  E.  Vanuöeeen  t). 

581)  Eine  eingehendere  Darstellung .  von  H.  Simboth  über  die  Kunst  Austern  tu  kulti- 
vieren findet  sich  in  Brehms  Tierleben.   4.  Aufl ,  Bd.  I,  1918,  8.  524  -  533. 

582)  B.  Hki.i.and  H AN8ES.  Die  Austornbassi ns  in  Norwegen.  Internationale  Revue 
der  gesamten  Hydrobiologie  und  Hydrographie.  Bd.  I,  1908/0'J  (Leipzig),  S.  558 
bis  573. 

583)  K.  Möbiuh.  Über  die  Austern-  und  Miesmuschelzucht  und  die  Hebung  derselben 
an  den  norddeutschen  Küsten.  Bericht  a.  d.  H.  Minister  f.  d.  landwirtschaftl. 
Angelegenheiten.  Berlin,  Wiegandt  und  Hempel  1870  —  K.  Möbius.  Die  Auster 
und  die  Austern  Wirtschaft.  Mit  1  Karte  und  9  Holzschnitten.  Berlin  1877.  — 
K.  Möbius.  Über  die  Tiere  der  schleswig-holsteinischen  Austernb&nke,  ihre 
physikalischen  und  biologischen  Lebensverhältnisse.  Sitz.-Ber.  d.  k.  preuß  Akad. 
d.  Wissensch,  zu  Berlin.  VIII,  1893,  S.  67  92.  —  H.  G Kirsbach.  Die  Anster 
und  die  Austeruwirtschaft  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Auster  der  Schleswig- 

•  holsteinischen  Nordseeküste.  „Kosmos-  VII.  Jalirg  (Bd.  XIII),  188H,  S.  449-463. 
Tafel  IV,  V.  —  Heyking.  Königlich  Preußische  Austerubänke,  ihre  Bewirt- 
schaftung und  Nutzung.  Mitt.  d.  Deutschen  Seefischerei- Vereins.  29,  1913,  S.  201 
bis  205,  5  Abb. 

584)  Amtliche  Berichte  über  die  Internationale  Fischerei-Ausstellung  zu  Berlin.  1880. 
5  Theile  in  einem  Bande.    Berlin  1881.    Theil  II  (M.  Lindemann).    8.  25/26. 

585)  Das  Aussehen  einer  typischen  dänischen  Austernbank  hat  H.  Bleovad  be- 
schrieben (l  Dykkcrdragt.  Naturens  Vaerksted,  3'  Hefte,  191 6,  8.  65—77).  — 
Über  die  dänische  Austernkultur  vergl.  auch  C.  G  Joh.  Petebsen.  First  and 
secoud  Report  on  the  Oysters  and  Oyster  Fisberies  in  the  Lim  Fjord.  Report 
on  the  Danish  Biological  Station.  XV  und  XVII.  Kopenhagen  1008;  ferner 
C.  G.  Joh.  Petersen  in  „The  sea-bottom  and  its  produetion  of  fish-food". 
Ibidem.    Kopenhagen  1918,  8.  56  -  60. 

586)  A.  Haomeikk.  Über  die  Fortpflanzung  der  Anster  und  die  fiskalischen  Austern- 
bänke. Wissenschaft].  Meeresuntersuch.,  N.  F.  Bd.  XI,  Abt.  Helgoland,  S.  219 
bis  248,  2  Textabb.,  Tafel  XXII.  Kiel  und  Leipzig  1916.  —  Hier  auch  noch 
weitere  Literatur  zu  dieser  Frage. 

587)  Vergl.  z.  B.  W.  II.  Brooks.    The  oyster.    Baltimore  1905. 

588)  Die  Vernichtung  der  Austernschädlinge,  insbesondere  des  Buccinum  (Wellhorn, 
whelk  der  Engländer)  im  Limfjord  behandelt  C  G.  Jon.  Petersen.  Sume  ex- 
periments  on  the  possibility  of  combating  the  harmful  animals  of  the  fisberies, 
especially  the  whelks  in  the  Limfjord.  Report  of  the  Danish  Biological  Station. 
XIX.    Kopenhagen  1911. 

589)  M.  Lühe.  Über  die  Entstehung  der  Perlen.  Schrift  Physik.-ökonom.  Ges.  XLV, 
S.  79-82.  Königsberg  i.  Pr.  1904.  —  J.  Meiheniikimbk.  Neuere  Untersuchungen 
über  die  Biologie  der  Perlmuscheln  und  die  ßilduug  der  Perlen.  Naturwissen- 
schaft Wochenschr.  N.  F.  XI  (XXVII),  1912,  S.  123—124.  -  E.  Kokschelt. 
Pcrleu  und  Perlenbildung.  Handwörterb.  der  Naturwissensch.  VII,  1912,  8.  574 
bis  586.  —  Ders.   Perlen.   Altes  und  Neues  über  ihre  Struktur,  Herkunft  und 

*    Verwertung.  Fortschritte  der  Naturwissenschaft).  Forschung  7,  1913,  S.  III  -  190. 

40* 


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628  Benatzte  Literatur  Debet  Bemerkungen 

590)  Nach  Hartmeyer,  der  diese  Bank  besuchte,  liegt  die  Perlbank  der 
Sharks-Bai  sehr  flach  and  hat  groben  Sandgrund,  auf  welchem  die 
Perlmuscheln  schon  mit  der  Hand  vom  Boote  aus  erreicht  werden 
konnten.  Doch  sollen  dieselben  nur  wenig  Perlen  liefern  und 
hauptsächlich  der  Perlmutter  wegen  gesammelt  werden  (nach  frdl. 
briefl.  Mitt.  von  E.  VanhÖFFEN  vom  5.  III.  1917). 

691)  Vergl.  auch  die  neuesten  Mitteilungen  über  Perlenfang  und  Perlenhandel  im 
Persischen  Golf  von  G.  Schott  in  Mitt.  d.  Geographischen  Gesellschaft  in 
Hamburg,  Bd.  XXXI,  1918,  S.  72—74. 

592)  A.  Voeltsskow.  Forschungen  über  Korallenriffe.  Geographischer  Anzeiger  1907, 
Heft  2. 

593)  Anonymus.  Die  Perlenfischerei  und  Industrie  auf  den  Philippinen •  Inseln 
Zeitschr.  „Der  neue  Orient",  Bd.  2,  1918,  Nr.  11/12,  S.  564—565. 

594)  Charles  Lincoln  Edwards.  The  Abalones  of  California.  Ann.  Rep.  Smiths 
Inst.  Washington  for  1913  (1914),  S.  429—438,  10  Tafeln. 

595)  Außer  der  früher  mitgeteilten  Literatur  (be*.  Doss)  vergl.  noch  Abel.  Die  Soo! 
und  Schlammbäder  in  den  Limanen  bei  Odessa.  15.  öffentl.  Sitz,  der  balneo- 
logischen  Gesellschaft  1893  (Ref.  in  Schmidts  Jahrb.  d.  ges.  Medicin.  Bd  Stt 
1894,  S.  101).  -  A.  Hunnius.  Die  Seebäder  Hapsals.  Reval  1853.  -  Hot* 
mayer.  Daa  Bad  Arensburg  auf  der  Insel  Oesel.  Arensburg  1880.  —  Fritz 
M.  Behr.  Zur  Kenntnis  der  bal neologischen  Verhältnisse  Kurlands.  Zeiuchr. 
f.  Balneologie,  Klimatologie  und  Kurort-Hygiene  10,  1917/18,  Nr.  9/10,  S.  55-66 

596)  Die  umfangreiche  Literatur  über  diesen  Gegenstand  ist  in  folgenden 
Darstellungen  zu  finden:  Fürer,  Salzbergbau  und  Salinenkunde.  Braunich*«? 
1900.  —  0.  von  BufiCHMAN.  Das  Sab,  dessen  Vorkoni  men  und  Verwertons: 
in  sämtlichen  Staaten  der  Erde.  Bd.  I,  1909.  Bd.  II,  1906.  Leiptif 
W.  Engelmann.  —  L.  Maillard.  L'industrie  des  salines  cötieres.  Bull,  de  Tin* 
Oi  eanogr.  Nr.  100,  1907.  —  Müller.  Die  Salzgärten  des  Meeresufers.  Dis«rt. 
Leipzig  1910.  —  W.  Niemann.  Die  Salzvorräte  der  Sahara.  Ihre  Natur  und 
Verwertung.    Dissert.    Leipzig  1914. 

597)  Alkr.  Philippson.    Das  Mittelmeergebiet.   3.  Aufl.    Leipzig,  1914,  S.  61— «2 

598)  Schon  phönizische  und  punische  Fischer  benutzten  die  Produkte 
mehr  oder  weniger  natürlicher  Salzgärten  zum  Konservieren  ihrer 
Beute.  Die  bereits  von  Pllnius  erwähnten  Salinen  von  Pelnsium 
wurden  die  Vorläufer  der  modernen  Betriebe  von  El  Meks  ond 
Baltim,  die  gegenwärtig  Ägypten  mit  Seesalz  versorgen. 

599)  Apolk  Steter.   Biologisches  Skizzenbuch  für  die  Adria.   Leipzig  1910,  S.  32ß 

600)  H.  Puaesent  im  VIII.  Jabresber.  d.  Geograph.  Ges.  Greifswald  für  1911/1- 
Greifswald  1913,  S.  95. 

601)  Sohostak,  Ober  die  Salzindustrie  am  Kujalnik-Liman.  Mem.  d.  Od«s»*r 
Statistischen  Com.    Bd.  I,  1865  (Zit.  nach  N.  Sokolow  1895). 

602)  Joh.  Waltheh.    Einleitung  usw.  S.  862. 


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Verzeichnis  der  Textfiguren 


Fig.  1  (S.  32).   Strandbrandung  an  steilem  Felsstrand.    Kap  Kulten  bei  Heisingborg. 

Südscbweden.   Phot.  Dr.  Hans  Spethmann. 
Fig.  2  (8.  »4).    Flachstrand  von  Sylt  mit  auflaufender  Brandung.    Aus  der  Penck- 

Serie  des  Verlages  Dr.  F.  Stoedtner,  Berlin. 
Fig.  3  (S.  36).    Mehrfache  Brandung  auf  flachem  Sandstrand.   Skagen,  Nordspitac  von 

Jütland.   Phot.  Dr.  Hans  Spethmann. 
Fig.  4  (S.  37).  Mehrfache  Brandung  auf  überschwemmtem  Strand,  am  Boden  derSoog- 

strom.  Nach  0.  Krümmel,  Handbuch  der  Ozeanographie,  Bd.  II,  S.  113,  Fig.  22. 
Fig.  5  (S.  38).   Vollständig  ausgebildete  Brandung.  Nach  S.  Passarge,  Physiologische 

Morphologie,  S.  64  (196),  Abb.  39. 
Fig.  6  (S.  39).  Brandnngsabrasiun  am  1 8  tri  sehen  Scoglio  Gronghera.  Nach  G.  Gotzinger 

aus  Stilles  Geologischen  Charakterbildern,  5.  Heft,  1911,  Tafel  2. 
Fig.  7  (S.  40).  Schematisches  Profil  der  Abrasionsküste  nach  F.  von  Richthofen  aus 

0.  Krümmel,  Handbuch  der  Ozeanographie,  Bd.  II,  S.  130,  Fig.  35. 
Fig.  8  (S.  40).     Brandungshohlkehle  im  Felsufer  der  Riviera  nach  8tevenson  aus 

0.  Krümmel,  Handbuch  der  Ozeanographie,  Bd.  II,  S.  129,  Fig.  34. 
Fig.  9  (S.  40).  Strandprofil  am  Tonufer  nach  Stevenson  aus  0.  Krümmel,  Handbuch 

der  Ozeanographie,  Bd.  II,  S.  124,  Fig.  31. 
Fig.  10  (S.  40).    Rest  eines  gehobenen  Korallenriffes  mit  Brandungshohlkehle  auf 

Abrasionsfläche.  Strand  von  Daressalam,  Deutsch-Ostafrika.  Phot.  C.  Uhlig.  Aus 

der  PENCK-Serie  des  Verlages  Dr.  F.  Stoedtner,  Berlin. 
Fig.  11  (S.  41).    Brandungshobikehlen-  und  Pilzfelsenbildang  ans  karbonischen  Kon- 
glomeraten am  Hopewell -Kap  bei  Moncton,  Neu  -  Braunschweig,  Canada.  Nach 

einer  käuflichen  Abbildung. 
Fig.  12  (8.  42).   Brandungshohlkehlen-,  Pfeiler-  und  Pilzfelsenbildang  aus  obersilurischen 

Kalken  in  der  Brandungszone  der  Insel  Gotland,  Ostsee.   Nach  einer  käuflichen 

Abbildung. 

Fig.  13  (8.  43).  Perce-Rock,  ein  aus  steil  aufgerichtetem,  fossilführendem  Unterdevon 
bestehender,  87  m  hoher,  bei  Ebbe  trockenen  Fußes  zu  erreichender  Felsen  mit 
einem  1845  eingestürzten  und  einem  zweiten,  noch  erhaltenen  Brandungstor. 
Quebec,  Canada.    Andree  phot.  1913. 

Fig.  14  (S.  43).  Steilküste  von  Helgoland  mit  Brandungstoren  und  vorgelagerter 
Abrasionsterrasse  bei  Ebbe.    Nach  einer  käuflichen  Abbildung. 

Fig.  15  (S.  44).  Durch  das  Spritzwasser  der  Brandung  angelöste  Kalkfelsen  der  Insel 
Capri,  die  wie  mit  Säure  abergossen  aussehen.   Andkee  phot.  1898. 

Fig.  16  (S.  45).  Küsten  karren  auf  dem  Scoglio  Rovera  bei  Parenzo,  Adria.  Nach 
G.  Götxikger  aus  Stilles  Geologischen  Charakterbildern,  5.  Heft,  1911,  Tafel  3a. 

Fig.  17  (S.  46).  Kalkstein  von  der  Felsküste  Dalmatiens,  durch  eineu  Bohrschwamm 
(Vioa  oder  Cliona  celata  Grant)  angebohrt  und  innerlich  zermürbt.  */■.  d«r 
natürlichen  Größe.  Nach  0*kab  Schmidt  aus  C.  Keller,  Das  Leben  des 
Meeres,  1895,  S.  258  Fig.  77. 


630 


Verzeichnis  der  Textfigoren 


Fig.  18  (S.  46).  Lithodomus  litbophagus,  die  „Meerdattel",  in  Kalkstein  eingebohrt. 
Küste  der  Adria  bei  Triest.  Etwa  '/»  der  nat.  Größe.  Original  in  der  Allgemein- 
geologischen Sammlung  des  Geologisch  -  paläontologischen  Institcita  und  der  Bern- 
ateinsammlung  der  Albertus-Universität  zu  Königsberg  i.  Pr.) 

Fig.  19  (S.  47).  Scheraatische  Darstellung  der  Besiedelung  der  Felsküste  der  Normandie 
und  Bretagne  mit  pflanzlichem  und  tierischem  Bentbos  nach  6.  W.  von  Zahn  aus 
Thilo  K Ri  mbach  in  Zoolog.  Anzeiger,  49,  1917,  S.  122,  Fig.  5. 

Fig.  20  fS.  48).  Echinometra  subangularis,  eingebohrt  in  den  Sandstein  des  Pernambuco- 
„Riffau.  Küste  von  Brasilien.  Nach  J.  C.  Bbannkb  in  Bull.  Mus.  Comp.  Zool. 
Vol.  XLIV,  Tafel  50. 

Fig.  21  (S.  48).  Seeigelbohrlöcher  in  TrachytblÖcken.  300  m  nordwestlich  Pedras  Pretas 
Point  bei  Pernambuco,  Brasilien.  Nach  J.  C.  Bbannkb  in  Bull.  Mus.  Comp.  Zool. 
Vol.  XLIV,  1904,  Tafel  73. 

Fig.  22  (S.  49).  BlockBtrand  von  Lohme  auf  der  Insel  Rügen  (Ostsee).  Nach  F.  Wahh- 
kchaffk  aus  Stilles  Geologischen  Charakterbildern,  2.  Heft,  1910,  Tafel  5. 

Fig.  23  (S.  50).  Tangbewachsung  in  den  Felswatten  der  Fundybai  auf  pflanzenführenden 
Oberkarbongesteinen.  Duck  Cove  bei  8t  John,  Neu  Brannschweig,  Canada.  Andkkk 
phot  1913. 

Fig.  24  (S.  51).  Laminarien  (auf  dem  Strande  von  Helgoland  ausgebreitet),  aufsitzend 
auf  z.  T.  durch  Bohrmuscheln  angebohrten  Geschieben,  die  dem  Meeresgrund  ent- 
stammen und  nur  infolge  der  Bewachsung  mit  Tangen  transportiert  werden 
konnten.  Aus  H.  Potonie,  Entstehung  der  Steinkohle,  5.  Aufl.,  Berlin  1910, 
S.  145,  Fig.  51. 

Fig.  25  (S.  52).   Vorstrand  mit  Strandwall  aus  Kieseln  unterhalb  des  Geachiebemer^el- 

kliffs  bei  Brüsterort  an  der  Küste  des  Samlandes,  Ostpreußen.  Nach  einem  Negativ 

im  Besitze  des  Geologisch -paläontologischen  Instituts  und  der  Bernsteinsammlung 

der  Albertus-Universität  zu  Königsberg  i.  Pr. 
Fig.  26  (S.  53).  Strandprofil  am  Geschiebeufer  der  Schaabe  auf  Rüge  n  nach  A.  Philippson 

aus  O.  Krümmel,  Handbuch  der  Ozeanographie,  Bd,  II,  S.  123,  Fig.  30. 
Fig.  27  (S.  54).    Strandprofil  an  der  Schaabe  auf  Rügen  nach  A.  Philippson  aus 

0.  Krümmel,  Handbuch  der  Ozeanographie,  Bd.  II,  S.  123,  Fig.  29. 
Fi*.  28  (S.  54).    Schematische  Darstellung  des  Verhältnisses  von  Strandbrandung  und 

Strandwall  nach  S.  Passaroe,  Physiologische  Morphologie,  S.  65  (197),  Abb.  40. 
Fig.  29  (8.  55).    Sandig-steiniger  Strandwall  bei  Grand  Grive,  Gaspe-Bucht,  Quebec, 

Canada.    Andree  phot.  1913. 
Fig.  30  (S.  56).   Sehr  regelmäßig  gestaltete  Gerölle  verschiedenster  kristalliner  Gesteine 

und  Sandsteine  (bezw.  Quarzite)  vom  Ostseestrande  (Sommerstrandwall)  der  Kurischen 

Nehrung  bei  Nidden.    Etwa       der  nat.  Größe. 
Fig.  31  (S.  59).  Tang- Strandtrift  auf  Helgoland.   Nach  Photographie  von  P.  Kuckitck 

aus  II  Potonib,  Entstehung  der  Steinkohle,  5.  Auflage,  Berliu  1910,  S.  127,  Fig.  41. 
Fig.  32  (8.  60).    Untermeerisiber  Wald  bei  Ebbe.    Dove- Point,  Küste  von  Cheshire. 

Nach  Cl.  Reid,  Submerged  forest«,  Titelbild. 
Fig.  33  (S.  61).   Submarines  Torflager  am  Ostseestrande  in  Mecklenburg.   Nach  Eugen 

Geinitz  aus  H.  Potonik,  Entstehung  der  Steinkohle,  5.  Aufl.,  Berlin  1910,  S.  188, 

Fig.  72. 

Fig.  34  (8.  62)    Treibholzlager  als  Str*ndtrift  auf  der  Amsterdam  Insel.    Nach  Photo- 
.  graphie  von  A.  G.  Natiiorrt  aus  H.  Potonir,  Entstehuug  der  Steinkohle,  5.  Aufl., 

Berlin  1910,  S.  126,  Fig.  40. 
Fig.  35  (8  63).    Schematiche  Darstellung  der  Lagerung  von  Strandhäcksel.  Nach 

H.  Potonib  in  Abb.  d  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanstalt,  56,  III,  8.  253,  Fig.  49. 


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Verzeichnis  der  Textfiguren 


H31 


Fig.  36  (S.  69).  Brandung  and  Strandvertriftung  nach  0.  Krümmel,  Handbuch  der 
Oieanographie,  Bd.  II,  8.  126,  Fig.  32. 

Fig.  37  (S.  71).  Mit  Blafseutang  bewachsenes  Geröll  von  vulkanischem  Gestein,  welches 
infolge  dieser  Bewachsung  leichter  und  weiter  transportiert  werden  konnte,  als  bei 
seiner  Größe  sonst  möglich  gewesen  wäre.  Vom  Sandstrande  der  Mercury-Bai, 
Nordinsel  von  Neuseeland.   Nach  E.  J.  Dunk,  Pkbblbs,  Melbourne  1911,  Tafel  60. 

Fig.  38  (8.  75).  Querschnitt  durch  das  flache  Küstenwasser  der  Ostsee  400  m  westlich 
der  Lebamündung  in  Hinterpommern  (nach  Messungen  von  Gäi»tke  am  16.  Min 
und  15.  April  1883)  aus  Fb.  Soloeb  im  „Dünenbuch44,  Stuttgart,  Ferd.  Enke,  1910, 
8.  16,  Fig.  4. 

Fig.  39  (S.  92).  Reaente  Regentropfeneindrücke  auf  feinsandigem,  rötlichem  Ton  in 
nat.  Größe.  Strand  der  Chicnecto  -  Bucht  bei  Joggins  Mine.  Fundy-Bai,  Nen- 
Braunschweig,  Canada.    Andbee  leg.  1913. 

Fig.  40  (S.  93).  Aufsicht  von  oben  auf  ein  System  aolischer  Wellenfurchen  mit  kon- 
zentrisch gebauten  „Sandkegeln"  am  Sandstrande  des  Dans,  Vorpommern.  Nach 
W.  Dee«  kk  in  Centralbl.  f.  Mineralogie  nsw.  1906,  S.  722,  Fig.  1. 

Fig.  41  (S.  93).  „Sandkegel"  am  Sandstnnde  des  Dans,  Vorpommern,  durch  Wind- 
erosion freigelegt.  Nach  W.  Deecke  in  Centnlbl.  f.  Mineralogie  usw.  1906,  S.  728, 
Fig.  2,  3. 

Fig.  42  (S.  99).  Muschelroiches,  jungverkittetes  Strandaediment.  Nat  Größe.  Lido  bei 
Venedig.  Al.  Tornqüist  leg.  (Original  in  der  Allgemein-geologischen  Sammlung 
des  Geologiscb-pal&ontologischen  Institutes  und  der  Bernsteinsammlung  der  Albertus- 
Universität  au  Königsberg  i.  Pr.) 

Fig.  43  (S.  100).  Knollenförmige,  von  Wurmröhren  zusammengehaltene  Massen  von 
8traod8ediment.  Strand  eine  Meile  nördlich  von  Bahia  Formosa,  Küste  von 
Brasilien.  Nach  J.  C.  Branneb  in  Bull.  Mus.  Comp.  Zool.  vol.  XL1V,  1904,  Tafel  25. 

Fig.  44  (8.  101).  Jugendliche  Sedimentverkittung  kalkigen  Strandsedimentes  durch 
Bildung  faseriger  Kalkrinden  um  Muschelschalen-  und  dergl.  -  Bruchstücke  (rezente 
„Mumienbildung").  Etwa  •/»  Größe.  S.-W.-Strand  der  Insel  Ascension.  (Das 
von  der  „Deutschen  Südpolar-Expedition"  1903  gesammelte  Stück  befindet  sieb  in 
der  Allgemein -geologischen  Sammlung  des  Geologisch- paläontologischen  Instituts 
und  der  Bernsteinsammlung  der  Albertus-Univeroität  zu  Königsberg  i.  Pr.) 

Fig.  45  (S.  104).  Ringelwürmer  (Aronicola)  und  Sandklaffmuscheln  (Mya  arenaria)  im 
aandigen  Wattenmeerboden  der  Elbmündung  bei  Neuwerk.  Nach  einem  Aus- 
stellungsobjekt des  Berliner  Museums  für  Meereskunde  mit  gütiger  Erlaubnis  der 
Direktion  desselben. 

Fig.  46  (S.  117).   Profil  durch  eine  Sprungwelle  (Bore)  nach  Comov  aus  0.  Krümmel, 

Handbuch  der  Ozeanographie,  Bd.  II,  S.  303,  Fig.  88. 
Fig.  47  (S.  118).    Bore  im  Petitcodiac-Fluß  bei  Moncton  am  Nordende  der  Fundy-Bai, 

Neu-Braunschweig,  Canada,  flußabwärts  gesehen.   Nach  einer  käuflieben  farbigen 

Abbildung. 

Fig.  48  (8.  130).  Vier  Mangrovefrüchte  und  junge  Mangroven  in  verschiedenen  Alten- 
stadien. 7»  nat.  Größe.  Nach  Tu.  W.  Vaughan  in  Smithsonian  Mise.  Coli, 
vol.  52,  S.  462,  Fig.  79,  80. 

Fig.  49  (8.  131).  Mangrove,  Pigeon  Key,  Florida.  Nach  Th.  W.  Vaughan  in  Smith- 
sonian Mise.  Coli.  vol.  52,  Tafel  XLIX,  Fig.  1. 

Fig.  50  (S.  132).  Mangrove- Vegetation  bei  New  Cut,  Ostnfer  der  Biscayne-Bai,  gegen- 
über Miami,  Florida.  Nach  Tu.  W.  Vaughan  in  Smithsonian  Mise.  Coli.  vol.  52, 
Tafel  XL VIII,  Fig.  2. 


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(i:{2 


Verzeichnis  der  Textfiguren 


Fig.  51  (8.  136).  Madreporenriff,  hauptsächlich  aus  ästigen  Formen  zusammengesetzt. 
Port  Denison.  Großes  Barrier-Riff,  Ostaustralien.  Nach  W.  Savillb-Kent,  The 
great  barrier  reef  of  Anstralia.    1893,  Tafel  IX. 

Fig.  52  (S.  137).  Isoliertes  Wachstum  knolliger,  massiger  Korallenformen.  Thnrsday- 
Island.  Großes  Barrier-Riff,  Ostaustralien.  Nach  W.  Saville-Kent,  The  great 
barrier  reef  of  Anstralia,  1893. 

Fig.  53  (S.  138).  Riff  der  Palm-Insel  mit  Alryonarien  und  (untergetauchten)  Seeigeln. 
Großes  Barrier-Riff,  Australien.  Nach  W.  Saville-Kent,  The  great  barrier  reef 
of  Anstralia,  1893,  Tafel  XXVIII. 

Fig.  54  (8.  139).  Außenriff  mit  Tridacna-Schale.  Großes  Barrier-Riff,  Australien.  Nacb 
W.  8aville-Kent,  The  great  barrier  reef  of  Australia,  1893. 

Fig.  55  (8.  143).  Strandriff,  hauptsächlich  aus  ästigen  Riffkorallen  zusammengesetzt, 
bei  Ebbe.  Apia,  Samoa.  Nach  einer  freundlichst  nur  Verfügung  gestellten  Auf- 
nahme von  Prof.  A.  Krämer,  Stuttgart. 

Fig.  56  (S.  145).  Fünf  Stücke  rezenten  Trümmerkorallenfelsens.  Großes  Barrier-Riff, 
Australien.    Nach  W.  Saville-Kent,  The  great  barrier  reef  of  Australia,  1893. 

Fig.  57  (S.  146).  Kliff  ans  gehobenem  Korallenkalk  mit  z.  T.  dnreh  Tropfsteinbildungen 
ausgefüllten  Höhlungen.  Zu  beachten  ist  auch  die  Brandungshohlkehle.  Unfero 
der  Landungsstelle  Alofi  auf  Niue,  einer  Südsee-Insel  östlich  des  Tonga-Archipels. 
Nach  Ai..  Agassiz,  The  Corel  Reefs  of  the  Tropical  Pacific.  Mem.  of  the  Mus. 
of  Comparative  Zoology  at  Harvard  College,  Mass.,  Vol.  XXVIII,  1903,  Tafel  110. 

Fig.  58  (8.  149).  Ansicht  einer  von  Saum-  und  Wallriffen  umgebenen  hohen  Insel. 
Nach  J.  Dana  aus  Em.  Kayser,  Lehrb.  d.  Allgem.  Geologie,  4.  Aufl.,  Stuttgart 
1912,  S.  541,  Fig.  413. 

Fig.  59  (S.  150).  Profil  durch  die  Ostküste  des  Ras  Muhämmed,  Südspitze  der  Sinai- 
halbinsel, mit  ihren  verschiedenaltrigen,  z.  T.  gehobenen,  z.  T.  gesenkten  Korallen- 
riffüberzügen. Nach  Joh.  Walthkr,  Die  Korallenriffe  der  8inaihalbinsel.  Abh. 
d.  math.-phys.  Cl.  d.  Kgl.  Sächs.  Ges.  d.  Wissenschaften  XIV,  Nr.  X,  1888, 
S.  465,  Fig.  20. 

Fig.  60  (S.  151).    Ansicht  eines  Atolls  (Pfingstinsel  in  der  Paumotu -  Gruppe,  Südsee) 
nach  Ch.  Darwin  ans  Em.  Kayser,  Lehrb.  d.  Allgem.  Geologie,  4.  Aufl.,  Stutt- 
gart 1912,  S.  542,  Fig.  414. 

Fig.  61  (S.  152).  Schema  znr  Erläuterung  der  DARWiNschen  Theorie  von  der  Um- 
wandlung eines  Küstenriffes  in  ein  Wallriff  und  schließlich  in  ein  Atoll  infolge 
positiver  Niveauschwankung  (Versenknng  einer  Insel). 

Fig.  62  (S.  156).  Kärtchen  des  Funafuti-Atolls  in  der  Ellice-Gruppe  nach  J.  Stanley 
Gardiner  in  Proc.  of  the  Cambridge  Philos.  Soc.  vol.  IX,  1898,  S.  421,  Fig.  1. 
(Die  im  Original  in  englischen  Faden  angegebenen  Tiefen  sind  in  Meter  um- 
gerechnet.) 

Fig.  63  (S.  158).  Durch  Sturmbrandung  auf  den  Strand  geworfene  und  abgerollte 
Korallenstöcke,  bezw.  Riffmassen.  Fransenriff,  Port  Denison,  Australien.  Nach 
W.  SavillkKent,  The  great  barrier  reef  of  Australia,  1893. 

Fig.  64  (S.  163).  Querschliff  durch  eine  Riffkoralle  bei  starker  Vergrößerung  nach 
M.  Ooilvie  aus  C.  G.  Collis,  The  chemical  and  mineralogical  changes  which  take 
place  in  coral-rocks  as  illustrated  by  speeimens  from  the  boring  at  Funafuti. 
1899,  S.  29,  Fig.  2. 

Fig.  65  (S.  171).  Querschliff  durch  sogenannten  „Korallensand"  aus  ca.  9  m  Tiefe  der 

Funafuti- Bohrung  nach  C.  G.  Colli»  usw.   S.  32,  Fig.  3. 
Fig.  66  (8.  173).    Dünnschliff  durch  Riffkalk  ans  ca.-21  m  Tiefe  der  Funafuti-Bohrung 

nach  C.  G.  Cullis  usw.    S.  34,  Fig.  5. 


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Verzeichnis  der  Textfignren 


633 


Fig.  67  (8.  173).  Dünnschliff  durch  Riffkalk  aua  oa.  24  m  (im  Original  steht  80  „feeta, 
was  irrtümlich  sein  dürfte,  da  aas  dieser  Tiefe  Korallensand  vorliegt;  vergl.  Er- 
läuterung zu  Fig.  65)  Tiefe  der  Funafuti  -  Bohrung  nach  C.  G.  Cullis  usw.  8.  36, 
Fig.  7. 

Fig.  68  (S.  174).  Dünnschliff  durch  Riffkalk  aus  ca.  30  m  Tiefe  der  Funafuti-Bobrung 
nach  C  G.  Culi.is  usw.  S.  37,  Fig.  8. 

Fig.  69  (8.  174).  Dünnschliff  durch  einen  Kalkstein  aus  ca..  49  m  Tiefe  der  Funafuti  - 
Bohrung  nach  C  G.  Cüllis  usw.  S.  38,  Fig.  9. 

Fig.  70  (8.  174).  Dünnschliff  durch  einen  porösen  Kalk  aus  ca.  189  m  Tiefe  der  Funa- 
futi-Bohrung  nach  C.  G.  Cullis  usw.  8.  40,  Fig.  11. 

Fig.  71  (S.  174).  Dünnschliff  durch  einen  bereits  stark  dolomitisierten  Riffkalk  aus 
195  m  Tiefe  der  Funafuti -Bohrung  nach  C.  G.  Cullis  usw.  S.  42,  F*ig.  12. 

Fig.  72  (8.  175).  Dünnschliff  durch  einen  stark  dolomitisierten  Riffkalk  aus  den  tiefsten 
Teilen  (ca.  213  m  Tiefe)  der  Funafuti-Bobrung  nach  C.  G.  Culu«  usw.  8.  45,  Fig.  14. 

Fig.  73  (8.  177).  Bei  Springebbe  trocken  liegende  Litbothamnium-Bank  bei  Haingsisi 
vor  dem  Westende  von  Timor,  Niederländisch-Indien.  Nach  einer  Aufnahme  von 
H.  F.  Nikrstrahz  aus  Ann.  du  Jardin  botanique  de  Buitenzorg,  2me  Serie,  vol.  II, 
Tafel  XIX. 

Fig.  74  (S.  178).  Serpulit-„  Atolle"  in  den  Bermudas  nach  R.  A.  Bullen  in  The  Geol. 
Magazine,  Dec.  5,  vol.  8,  1911,  Tafel  XX,  Fig.  2. 

Fig.  75  (S.  179).  Vennetus-Kalk  von  der  Küste  des  Mittelländischen  Meeres.  */i  Dftl- 
Größe.    Spitze  des  Karmel  bei  Haifa,  Syrien.    Coli.  Blanckenhorn. 

Fig.  76  (8.  182).  Rezentes  Oolithlager  mit  napfförmigen  bis  langgestreckten  Wellen- 
furchen bei  tiefer  Ebbe  am  Strande  von  Suez.  Jon.  Waltheb  phot.  Naoh 
Joh.  Walther,  Das  Gesetz  der  Wüstenbildnng  in  Gegenwart  und  Vorzeit,  2.  Aufl., 
Leipzig  1912,  S.  283,  Fig.  145. 

Fig.  77  (8.  198).  Hohe  Aufbauten  einer  Dampferanlegestelle  bei  Joggins  Mine  am 
Ufer  der  mit  hohem  Gezeitenhub  versehenen  Fundy-Bai,  Neu-Braunschweig,  Canada. 
Andres  phot.  1913. 

Fig.  78  (S.  202).  Verbreitung  der  Staubfälle  im  Atlantischen  Ozean  nach  der  Dar- 
stellung der  Deutschen  8eewarte  aus  G.  Schott,  Geographie  des  Atlantischen 
Ozeans,  1912,  8.  280,  Fig.  75. 

Fig.  79  (8.  212).  Bryozoensediment.  Taubenbank  im  Golf  von  Neapel.  Wenig  ver- 
größert.  Coli.  Joh.  Walther. 

Fig.  80  (S.  213).  Kalkalgensediment.  Taubenbank  im  Golf  von  Neapel.  Wenig  ver- 
größert.   Coli.  Joh.  Walther. 

Fig.  81  (S.  222).  Koprolitbenscblick  (wohl  eine  Abart  des  Blauschlickes)  aus  214  m 
Tiefe  vor  der  Kongo-Mündung.  „Valdivia"-Station  68.  Vergrößerung  18  mal.  Nach 
Murray  und  Philippi,  Die  Grundproben  der  „Deutschen  Tiefsee -Expedition", 
Tafel  V  (XX),  Fig.  2. 

Fig.  82  (S.  241).  Glaukonitischer  Steinkern  einer  bentb'onischen  Foraminifere,  Trun- 
catulina  refulgens.  Stark  vergrößert.  Nach  Murray  und  Renard,  Deep  sea 
deposits,  Tafel  XXV,  Fig.  5. 

Fig.  83  (8.  243).  Grünsand,  entkalkt,  aus  146  m  Tiefe  vor  der  Afrikanischen  Küste  bei 
Kap  Bojador.  „Valdivia"-8tation  28.  Vergrößerung  18  mal.  Nach  Murray  und 
Philippi,  Die  Grundproben  der  „Deutschen  Tiefsee -Expedition,  Tafel  IV  (XIX), 
Fig.  1. 

Fig.  84  (S.  247).  Verbreitung  der  glaukonitreichen  Sedimente  (Grünsande  und  Grün- 
schlicke)  nach  L.  W.  Collet  und  G.  W.  Lee,  Recherches  sur  la  Glauconie,  1906, 
Tafel. 


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634 


Verzeichnis  der  Textfiguren 


Fig.  85  (8.  248).   Grüner  8chlick,  »ehr  reich  an  Scbwammnadeln.    Aua  105  m  Tiefe 

von  der  Agulhas-Bank  vor  Südafrika.  „Valdivia"-Station  97.  Vergrößerung  18  mal. 

Aua  Murray  und  Philippi,  Die  Grundproben  der  „Deutschen  Tiefsee-Expedition", 

Tafel  III  (XVIII),  Fig.  2. 
Fig.  86  (S.  249).    Grün-  oder  Glaukonitsand,  entkalkt.    Aus  818  m  Tiefe  von  der 

Agulhas-Bank  vor  Südafrika.   „Valdivia"-Statton  113.   Vergrößerung  18  mal.  Ans 

Murray  und  Philippi,  Die  Grundproben  der  „Deutschen  Tiefsee- Expedition*, 

Tafel  IV  (XIX),  Fig.  2. 
Fig.  87  (S.  253).    Zusammengesetzte  Phospboritknolle  von  der  Agulhas-Bank  vor  dem 

Kap  der  guten  Hoffnung.  Aus  318  m  Tiefe.  „Valdivia" -Station  113.  7t  nat.  Größe. 

Aus  Murray  und  Phimppi,  Die  Grundproben  der  „Deutschen  Tiefsee-Expedition", 

Tafel  Vlfc(XXII).  F'g-  1. 

Fig.  88  (8.  254).  Phosphoritischer  Steinkern  eines  irregulären  Seeigels,  zerbrochen. 
„Valdivia"- Station  113.  Nat.  Große.  Ans  Murray  und  Phimppi,  Die  Grund- 
proben der  „Deutschen  Tiefsee-Expedition",  Tafel  VII  (XXII),  Fig.  5. 

Fig.  89  (S.  256).  Phosphoritknolle,  einen  Zahn  von  Carcharodon  umschließend.  Nat 
Größe.  „Valdivia" -Station  104.  Aus  Murray  und  Philippi,  Die  Grundproben  der 
„Deutschen  Tiefsee-Expedition",  Tafel  VII  (XXII),  Fig.  3. 

Fig.  90  (S.  276).  Menge  und  Zusammensetzung  des  Planktons  aus  0—  200  m  Tiefe  im 
Atlantischen  Ozean  in  der  Langserstreckung  von  60°  nördl.  Breite  bis  zu  40° 
südl.  Breit«  nach  H.  Loumann  in  Sitx.-Ber.  d.  Ges.  Naturforsch.  Freunde,  Berlin 
1912,  Tafel  I,  Kurve  1. 

Fig.  91  (S.  278).  Globigerina  bulloides  d'Orb.,  eine  planktonische  Foraminifere  mit 
Schwebestacheln.  Sehr  stark  vergrößert.  Nach  Murray  und  Renard,  Deep  sea 
deposits,  S.  260,  Fig.  23. 

Fig.  92  (S.  279).  Zwei  Rhabdolithen- bildende  Coccolithophoriden  des  Planktons,  der 
Gattung  Discosphaera  (D.  Tbomsoni  Ostenfeld;  —  links  —  (Vergrößerung  ca.  1250) 
und  Rhabdosphaera  (Rh.  claviger  G.  Murray  und  Blackmak)  —  rechts  — 
(Vergrößerung  ca.  300)  angehörig.  Nach  Murray  und  Rena  BD,  Deep  sea  deposits, 
S.  268,  Fig.  20  und  21. 

Fig.  93  (8.  281).  Tropisch-atlantischer  Globigerinenschlamm  ans  4990  m  Tiefe.  „Val- 
divia"-Station  45.  Vergrößerung  18.  Aus.  Murray  und  Philippi,  Die  Grund- 
probeu  der  „Deutschen  Tiefsee-Expedition,  Tafel  I  (XVI),  Fig.  2. 

Fig.  94  (S.  282).  Tropisch-indischer  Globigerinenschlamm  aus  2524  m  Tiefe.  „Valdivia"- 
Station  222.  Vergrößerung  18.  Aus  Mubray  und  Phimppi,  Die  Grnndproben  der 
„Deutschen  Tiefsee-Expedition".  Tafel  I  (XVI),  Fig.  1. 

Fig.  95  (S.  283).  Globigerinenschlamm  der  südlichen  gemäßigten  Zone  des  Indischen 
Ozeans  aus  3434  m  Tiefe.  „Valdivia"-Station  162.  Vergrößerung  18.  Aus  Murray 
und  Phimppi,  Die  Grundproben  der  „Deutschen  Tiefsee-Expedition",  Tafel  II 
(XVII),  Fig.  1. 

Fig.  96  (S.  284).  Globigerinenschlamm  aus  der  Randzone  des  Antarktischen  Packeises 
aus  3548  m  Tiefe.  „Valdivia" -Station  154.  Vergrößerung  18.  Aus  Murray  und 
Philippi,  Die  Grundproben  der  „Deutschen  Tiefsee-Expedition",  Tafel  II  (XVII), 

Fig.  2. 

Fig.  97  (S.  285).  Eine  Coccolithen-bildende  Coccolitbophoride  des  Planktons  (Coccolitho- 
phora  pelagira  [Wallich]  Loumann).  Vergrößerung  ca.  1000.  Nach  Murray  und 
Rena  BD,  Deep  sea  deposits,  S.  257,  Fig.  19. 

Fig.  98  (S.  286).  Eine  Coccolitbophoride  des  roittelmeerischen  Oberflächenplanktons  und 
einzelne  Coccolithen  nach  H.  Lohmann,  Die  Coccolithophoriden,  1902.  a)  nach 
Tafel  4,  Fig.  2;  b)  nach  Tafel  5,  Fig.  52  und  64;  c)  nach  Tafel  5,  Fig.  58  a,  c; 
d)  nach  Tafel  5,  Fig.  51. 


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Verzeichnis  der  Textfiguren 


63", 


Fig.  99  (S.  291).  Radiolarien  (Nasselaria  und  Spumellaria)  und  vereinzelte  Silico- 
flagellaten  (Dictyochen)  aus  entkalktem  Globigerinenscblamm  aus  5071  m  Tiefe  des 
Tropisch-indischen  Ozeans.  Vergrößerung  ca.  285.  „Valdivia" -Station  237.  Ans 
Mubbay  und  Philippi,  Die  Grundproben  der  „Deutschen  Tiefsee -Expedition", 
Tafel  VI  (XXI),  Fig.  1. 

Fig.  100  (8.  295).  Aufrecht  im  Globigerinenschlamm  stehende  Glazialgeschiebe  mit 
Manganhydroxydringen  oberhalb  der  Linie,  bis  zu  welcher  die  Geschiebe  im 
Sediment  steckten.  Aus  1797  m  Tiefe  des  Nordatlantischen  Ozeans  südwestlich 
von  Irland.  „Michael  Sarsa-Station  95.  Nach  Murbay  und  Hjobt,  The  depths 
of  the  ocean,  S.  207,  Fig.  149. 

Fig.  101  (S.  308).  Kurven  der  Durchschnitte  der  Prozentgehalte  an  Ca  CO,  der  Globi- 
gerinenschlamme  des  Atlantischen  Ozeans  (Grundproben  des  „Challenger",  der 
„Gazelle",  der  „Valdivia",  des  „Gauss",  der  „Minia"  (partim),  sowie  der  „Bri- 
tannia"  (partim)). 

Fig.  102  (S.  316).  Pteropodenschlamm  aus  der  Nachbarschaft  von  Groß -Nicobar  im 
nördlichen  Indischen  Ozean  aus  2U6  m  Tiefe.  „Valdiviau-Station  208.  Ver- 
größerung 18.  Aus  Mubbay  und  Philippi,  Die  Grundproben  der  „Deutschen 
Tiefsee-Expedition",  Tafel  V  (XX),  Fig.  1. 

Fig.  103  (8.  323).  In  „Abrollung"  begriffener  Bimsstein  (von  hypersthenandesitiscber 
Zusammensetzung)  vom  Ausbruch  des  Krakatau,  im  Juli  1884  von  H.  Gbabowhki 
bei  der  Insel  Bawean  nördlich  von  Java  aus  den  Gewässern  des  Austratasiatischen 
Mittelmeeres  aufgefischt.  Nat.  Größe.  (Original  in  der  Allgemein -geologischen 
Sammlung  des  Geologisch-paläontologischen  Institutes  und  der  Bernsteinsammlung 
der  Albertus- Universität  zu  Königsberg  i.  Pr.) 

Fig.  104  (S.  324).  Durch  gegenseitige  Abnutzung  während  des  Schwimmens  in  Bims- 
steinfeldern abgerollter  liparitischer  Bimsstein  vom  Boden  des  Nordpazifischen 
Ozeans  aus  3749  m  Tiefe.  »/u  nat.  Größe.  Aus  Globigerinenschlamm  der  „Chal- 
lengeru  Station  246.  Nach  Mubbay  und  Renabd,  Deep  sea  deposits,  Tafel  I,  Fig.  1. 

Fig.  105  (S.  330).  Eisenmeteoritenkögelchen  aus  Rotem  Ton  des  Süd  pazifischen  Ozeans 
aus  4298  m  Tiefe.  „Challenger" -Station  276.  Vergrößerung  90.  Aus  Mckbay  und 
Rena bd.  Deep  sea  deposits,  Tafel  XXIII,  Fig.  4. 

Fig.  106  (S.  331).  Meteoritische  Chondre  von  etwa  1  mm  Durchmesser  aus  Globigerinen- 
schlamm des  SUdatlantischen  Ozeans  aus  3639  m  Tiefe.  „Challenger" -Station  338. 
Vergrößerung  87.  Aus  Mubbay  und  Renakd,  Deep  sea  deposits,  Tafel  XXIII, 
Fig.  11. 

Fig.  107  (S.  332).  Mehrfach  verzwillingter  Kristall  von  Phillipsit  aus  Rotem  Ton  des 
8iidpaxifi8chen  Ozeans  aus  4298  m  Tiefe.  „Challenger" -Station  276.  Stark  ver- 
größert   Aus  Mubbay  und  Rknabd,  Deep  sea  deposits,  S.  402,  Fig.  36, 

Fig.  108  (S.  333).  Phillipsitkristalle  [aus  Rotem  Ton  des  Südpazifischen  Ozeans  aus 
4298  m  Tiefe,  z.  T.  die  Zentren  kleiner  Mangankonkretionen  bildend.  „Challenger"  - 
Station  276.  Vergrößerung  ca.  31.  Aus  Mubbay  und  Renakd,  Deep  sea  deposits, 
Tafel  XXII,  Fig.  4. 

Fig.  109  (8.  339).  Mangankrusten  vom  Flachseeboden  der  schottischen  Gewässer  nach 
Mubbay  und  Ibvine  in  Transact.  Roy.  Soc.  Edinburgh,  37,  1895.  Stark  ver- 
kleinert. 

Fig.  110  (S.  341).  Manganknolle  aus  Rotem  Ton  des  Nordpazifischen  Ozeans  aus  5303  m 
Tiefe.  „Cballenger"-Station  248.  Schwach  verkleinert.  Aus  Mubbay  und  Renabd, 
Deep  sea  deposits,  Tafel  II,  Fig.  1. 

Fig.  111  (S.  341).  Scheibenförmige  Manganknolle  mit  verschiedener  Ober-  und  Unter- 
seite aus  Radiolarienschlamm  des  Zentral  pazifischen  Ozeans  ans  5029  m  Tiefe. 


636 


Verzeichnis  der  Textfiguren 


Wenig  verkleinert.  „Chal)enger"-Station  274.  An»  Murray  und  Renard,  Deep 
sea  deposits,  Tafel  IV,  Fig.  2. 

Fig.  112  (S.  842).  Quer  durchschnittene  Manganknolle  aus  Rotem  Ton  des  Kord- 
pazifischen Ozeans  aus  5303  m  Tiefe.  „Challenger" -Station  248.  Wenig  verkleinert. 
Aus  Murray  und  Renabd,  Deep  sea  deposits,  Tafel  II,  Fig.  4. 

Fig.  113  (8.  342).  Carcbarodonzahn  in  Manganknolle  aus  Rotem  Ton  des  Süd  pazifischen 
Ozeans  aas  4362  m  Tiefe.  Nat.  Größe.  „Challenger" -Station  281.  Aus  Murbay 
und  Renard,  Deep  sea  deposits,  Tafel  IV,  Fig.  5. 

Fig.  114  (S.  343).  Manganknolle,  durchschnitten,  um  den  inneren  Bau  (Diffueions- 
bänderung  und  dendritisches  Wachstum)  zu  zeigen.  Wenig  verkleinert.  Ans 
Rotem  Ton  des  südöstlichsten  Indischen  Ozeans  westlich  von  Tasmanien  aus  4755  m 
Tiefe.  „Challengeru-Station  160.  Aus  Mi  kray  und  Renard,  Deep  sea  deposits, 
Tafel  II,  Fig.  3  a. 

Fig.  115  (S.  349).  Größter,  von  der  „Challenger"-  Expedition  erbeuteter  Zahn  von 
Carcharodon  megalodon,  nur  im  Schmelz  erhalten,  aus  Rotem  Ton  des  Süd- 
pazifischen Ozeans  aus  4362  m  Tiefe.  Etwa  nat  Größe.  „Challengeru-8tation  281. 
Aus  Murray  und  Renard,  Deep  sea  deposits,  Tafel  5,  Fig.  1. 

Fig.  116  (S.  349).  Derselbe  Zahn,  wie  die  vorhergehende  Abbildung,  von  der  Seite 
gesehen.    Aus  Murray  und  Rknari»,  Deep  sea  deposits,  Tafel  V,  Fig.  la. 

Fig.  117  (S.  351).  Felsen-  oder  Paukenbein  und  Bulla  tympanica  eines  Zahnwales 
(Mcsoplodon  cf.  layardi),  außen  mit  Mangansubstanz  teilweise  bedeckt,  aus  Rotem 
Ton  des  Südpazifischen  Ozeans  aus  4270  m  Tiefe.  Nat.  Größe.  „Challenger"- 
Station  286.   Aus  Murbay  und  Rknard,  Deep  sea  deposits,  Tafel  VIII,  Fig.  1. 

Fig.  118  (S.  351).  Bulla  tympanica  von  Mesoplodon?  in  einer  durchschnittenen  Mangan- 
knolle aus  Rotem  Ton  des  Indischen  Ozeans  westlich  von  Tasmanien  aus  4755  m 
Tiefe.  Nat.  Größe.  „Challenger" -Station  160.  Aus  Murray  und  Renard,  Deep 
sea  deposits,  Tafel  VIII,  Fig.  11. 

Fig.  119  (S.  356).  Radiolarienscblamm  mit  Nadeln  von  Kieselschwämmen  anB  8184  m 
Tiefe  des  Westpazifischen  Ozeans.  „Challenger" -Station  225.  Vergrößerung  ca.  85. 
Aus  Mubray  und  Renard,  Deep  *ea  deposits,  Tafel  XV,  Fig.  3. 

Fig.  120  (S.  357).  Radiolarienschlamm  aus  5303  m  Tiefe  des  zentralen  Pazifischen 
Ozeans.  „Challenger" -Station  268.  Vergrößerung  ca.  85.  Aus  Murray  und 
Ren  ard,  Deep  sea  deposits,  Tafel  XV,  Fig.  4. 

Fig.  121  (S.  363).  Diatomeenschlamm  von  der  antarktischen  Eisgrenze  aus  4036  m 
Tiefe.  „Valdivia"-Station  140.  Vergrößerung  ca.  285.  Ans  Murray  und  Philippi, 
Die  Grundproben  der  „Deutschen  Tiefsee-Expedition",  Tafel  VI  (XXI),  Fig.  2. 

Fig.  122  (8.  371).  36  m  hoher,  gewalzter  Eisberg,  in  der  Stonnbngt  an  der  Nordost- 
küste Grönlands  etwa  unter  76*  45'  nördl.  Br.  in  ca.  160  m  Tiefe  festgekommen. 
Alkb.  Weoener  phot.  Juni  1907.  (Nach  Koch  und  Wegener,  Danmark-Eks- 
peditionen  til  Grönlands  Nordostkyst  1906—1908.  Bind  VI,  Nr.  1.  (Meddelelaer 
om  Grönland,  XLVI.)  Kopenhagen  1911,  S.  20,  Fig.  10,  deren  Klischee  die 
„Commissionen  for  Ledelsen  af  geologiske  og  geographiske  Underaogelser  i  Grönland" 
in  Kopenhagen  freundlichst  zur  Verfügung  stellte.) 

Fig.  123  (S.  372).  Senkrechte  Wand  eines  etwa  40  m  hohen  Eisberges  mit  deutlicher 
Firnschichtung  und  Schmelzwasserkanälen,  eingefroren  im  Meereis  der  Posadowsky- 
Bucht,  Antarktis.  E.  Philippi  phot.  XI,  1902.  Nach  E.  Philippi  aus  Stilles 
Geologischen  Charakterbildern,  1.  Heft,  1910,  Tafel  3. 

Fig.  124  (S.  373).  Schwimmende  Eisberge  im  Umanakfjord  bei  der  Kolonie  Umanak, 
Nordwestgrönland.  Arnold  Heim  phot.  17.  VIII.  1909.  Nach  Arnold  Hbtm 
aus  Stilles  Geologischen  Charakterbildern,  6.  Heft,  1911,  Tafel  2. 


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I 


Verzeichnis  der  Textfiguren  637 

Fig.  125  (S.  375).  Auf  Grand  geratener,  in  der  Mitte  geborstener  und  in  Meere«  ein- 
gefrorener, tafelförmiger  Eisberg.  Posadowsky -Bucht,  Antarktis.  £.  Philippi 
phot  IV.  1902.  Nach  E.  Philippi  aus  Stilles  Geologischen  Charakterbildern, 
1.  Heft,  1910,  Tafel  4. 

Fig.  126  (S.  894).  Granitgeröll  mit  aufgewachsenem  Blasentang,  Fucus  vesiculosus  Lin., 
welcher  mit  seinen  Auftrieborganen  das  Gewicht  des  Steines  teilweise  kompensierte 
und  durch.  Vergrößerung  der  Oberfläche  den  Transport  desselben  wesentlich  er- 
leichterte. Nordstrand  des  Samlandes  bei  Brüsterort,  Ostpreußen.  Ca.  V,  der  nat. 
Größe.  (Original  in  der  Allgemein  •  geologischen  Sammlung  des  Geologisch- 
paläontologischen Institutes  und  der  Bernateinsammlung  der  Albertus- Universität 
zu  Königsberg  i.  Pr.) 

Fig.  127  (S.  397).  Entwurf  einer  Dichteverbreitungskarte  von  Pontosphaera  Huxleyi 
Lohmanu  auf  Grund  der  Isoplanktenkurven  im  Atlantischen  Ozean.  Nach 
H.  Lohmann  in  Sitz.-Ber.  d.  Ges.  Naturforsch.  Freunde,  Berlin  1916,  S.  110,  Fig.  8. 

Fig.  128  (S.  401).  Küstenkarren  auf  Brioni  majore,  Adria.  Nach  G.  Götzinger  aus 
Stilles  Geologischen  Charakterbildern,  5.  Heft.  1911,  Tafel  3  b. 

Fig.  129  (S.  402).  Angelöstes  Geschiebe  vom  „Scharfen  Grund"  in  der  Ostsee  bei  Cranz. 
Seitenansicht.  '/«  nat  Größe.  Original  in  der  Allgemein-geologischen  Sammlung 
des  Geologisch  -  paläontologischen  Institutes  und  der  Bernsteinsammlung  der 
Albertus- Universität  zu  Königsberg  i.  Pr. 

Fig.  130  (S.  403).  Das  gleiche  Stück,  wie  in  der  vorigen  Abbildung,  aber  von  oben 
gesehen,  um  die  Anlösung  zu  zeigen.    */4  nat.  Grüße. 

Fig.  131  (S.  411).  Kurven  der  Durchschnitte  der  Prozentgehalte  an  CaCOg  der  Boten 
Tone  des  Atlantischen  Ozeans  (Grundproben  de»  „Challenger",  der  „Gazelle",  der 
„Valdivia",  des  „Gauss"  und  der  „Britannia"  [partim]). 

Fig.  132  (S.  421).  Umrißkarte  des  Atlantischen  Ozeans  mit  Angabe  der  durch  Kreuze 
bezeichneten  Fundorte  von  Tiefseesanden.  Nach  E.  Philippi  aus  K.  Andres,  Über 
die  Bedingungen  der  Gebirgsbildung,  1914,  S.  87,  Fig.  14. 

Fig.  133  (S.  484).  Kärtchen  der  Nordsee  mit  der  Doggerbank  nebst  früherer  Küstenlinie 
und  den  hypothetischen  Verlängerungen  der  nord westdeutschen  und  südostenglischen 
Flüsse  während  der  Postglazialzeit.  Nach  Cl.  Reid,  Submerged  Forests,  S.40,  Fig.  4. 

Fig.  134  (S.  516\  Bodenverhältnisse  des  Skagerraks,  Kattegats  und  der  westlichen 
Ostsee  nach  C.  G.  Joh.  Petersen  in  Report  from  the  Danish  Biological  Station  XXI, 
1913.   (Kopenhagen  1914).    Karte  Nr.  2. 

Fig.  135  (S.  519).  '/«  1m  Fläche  der  Echinocardium-Filiformis-Gemeinschaft  vom  Boden 
des  Kattegat  aus  20—22  m  Tiefe.  Nach  C.  G.  Jou.  Petersen,  Tbe  sea-bottom 
and  its  production  of  fish-food.  Report  of  the  Danish  Biological  Station  to  the 
Board  of  Agriculture.    Copenhagen  1918.    Plate  IV. 

Fig.  136  (S.  522).  Vio  <lm  Fläche  einer  „Epifauna"  von  Mytilus  edulis  auf  der  Macoma 
baltica-Gemeinscbaft  aus  dem  Nyborg  Fjord,  Großer  Belt,  2  m  Tiefe.  Nach  C.  G. 
Jon.  Petersen,  The  sea-bottom  and  its  production  of  fish-food.  Report  of  the 
Danish  Biological  Station  to  the  Board  of  Agriculture.  Copenhagen  1918.  Plate  X. 

Fig.  137  (S.  548).  Kärtchen  des  tropischen  Teiles  des  Pazifischen  Ozeans  in  flächen- 
treuer Projektion  nach  dem  MoLLWEiDEscheu  Entwurf  mit  Einzeichnung  der  Ver- 
breitung der  Korallenriffbildungen  nach  Beruhaus'  Physikalischem  Atlas  und  der 
Trennungslinie  zwischen  den  hohen  und  den  niedrigen  Inseln  nach  J.  Dana.  Ans 
dem  Segelhandbuch  der  Deutschen  Seewarte  für  den  Stillen  Ozean.  Hamburg, 
1897,  S.  5,  Fig.  1. 

Fig.  138  (S.  549).  In  Zerstörung  begriffenes,  mit  Palmen  bestandenes  Inselchen  aus 
gehobenem  Korallenkalk  ringsum  mit  Brandungshohlkehlen.  Südsee.  (Licbtbilder- 
verlag  Theodor  Benzinger.) 


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638 


Verzeichnis  der  Tafeln  und  Karten 


Fig.  13*9  (S.  566).  Oberes  Bild:  Maugrove-Austern-^Bank".  Keppel-Bai.  Küste  von 
Ostaustralien.  Unteres  Bild:  Mangrove  mit  Baamaostern  bew'achsen.  Endeavour- 
Aestuarium.  Australien.  Nach  SAVii.i.K-Kent,  Tbe  Great  Barrier  Reef  of  An- 
stralia.  1893. 


Verzeichnis  der  Tafeln  und  Karten 

« 

Tafel  I.  Unsymmetrische  Wellenforchen  am  Strande  bei  Grado,  Adriatisches  Meer. 
Nach  G.  Götzisokb  aas  Stilles  Geologischen  Charakterbildern,  5.  Heft,  1911, 
Tafel  1. 

Tafel  II.  Profile  durch  die  strandnahe  Flachsee  mit  ihren  Sandriffen  vor  dem  Zingst 
in  Vorpommern  in  den  Jahren  1907  — 11  nach  den  Peilungen  des  Kgl.  Wasserbau- 
amts Stralsund -West  aus  Tn.  Otto  im  XIII.  Jahresbericht  d.  Geogr.  Ges.  Greifswald 
1911/12.    Tafel  20. 

Tafel  III.  Oben:  Eine  große  Seeschildkröte,  Chelone  viridis  Schneid,  (rayaas  Latr.), 
durch  die  Dünen  vom  Eierlegen  zum  Meere  zurückkehrend  und  dabei  eine  breite, 
dem  „Mittelgeleise  einer  Zahnradbahn"  vergleichbare  Kriechfurche  erzeugend.  Insel 
Europa,  Kanal  von  Mosambique.  Alfred  Voeltzkow  phot.  Nach  einem  Licht- 
bild des  Berliner  Museums  für  Meereskunde. 

Unten:  Eine  verendete  Schildkröte  der  gleichen  Art  dient  einer  Schar  von  Ein- 
siedlerkrebsen, deren  frische  Kriechspuren  zu  erkennen  Bind,  als  Nahrung.  Alfred 
Voeltzkow  phot.    Nach  einem  Lichtbild  des  Berliner  Museums  für  Meereskunde, 

Tafel  IV.  Schaare  (Sandriffe)  am  Boden  der  küstennahen  Flachse«  und  Brandung  aas 
der  Vogelschau.  Strand  der  westlichen  Ostsee.  Nach  einer  Ballonaufnahme  von 
Alfk.  Wf.qeneb  in  Marbnrg  (Lahn)  aus  200—300  m  Höhe. 

Tafel  V.  Schwimmender,  tafelförmiger  Eisberg.  Posadowsky- Bucht,  Antarktis. 
E.  Phii.ippi  phot.  X.  1902.  Nach  E.  PniLiPri  aus  Stilles  Geologischen  Charakter- 
bildern, 1.  Heft,  1910,  Tafel  2. 

Tafel  VI.  Schuttführende  Wand  eines  Eisberges  mit  zahlreichen,  z.  T.  herausgeschmolsenen 
Gesthieben.  Posadowsky-Bucht,  Antarktis.  E.  Phii.ippi  phot.  XI.  K)02.  Nach 
E.  Philipp!  in  Stilles  Geologischen  Charakterbildern,  1.  Heft,  1910,  Tafel  6. 

Tafel  VII.  Verbreitung  der  Schwammfischereigründe,  des  Vorkommens  der  Edelkorallen, 
Bankaustern,  Baumanstern  und  Meeresperlmuscheln,  sowie  der  Hauptgewinnungs- 
stütten  der  Perlen. 

Karte:  Verbreitung  der  rezenten  Meeressedimente  und  des  Treibeises  nach  J.  Muhbay, 
E.  Piiilippi  u.  A.    (Näheres  über  die  Quellen  siehe  in  Anm.  486.) 


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Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


(Das  Register  besieht  sich  auch  auf  das  Verzeichnis  der  benutzten  Literatur  nebst 

Bemerkungen  auf  S.  579—628.) 


A. 

Abra-Geineinschaft  520,  521 

—  alba  520 

—  nitida  519 

—  prismatica  521 
Abrasion  39,  54,  583 
Abrasionsfläche  39,  40,  43,  543 
Abrasionsküste  40 
Abrasionsplatte  39,  40,  43,  67 
Abrasionsplattfonn  39,  -10,  43,  67 
Abrasionsprodukte  102 
Abrasionsterrasse  39,  40,  43,  67,  376 
Abrasionsterrasse  in  Eisbergen  376 
Abrolhos  (Atlantischer  Ozean)  147,  466 
Abrolhos  (Australien)  538 
Abschleifungen  durch  Treibeis  52,  474 
Absolute  Zeitrechnung  458,  459 

Abu  Ali  569 

Abyssische  Ablagerungen  27 
Acnntharia  237,  277,  356 
Acapulco  221 
Achlya  146 

Ackermann,  C.  74,  497,  498,  622 

Actinia  equina  594 

Actinien  514,  594 

Artinocyclus  364 

Actinomtna  353 

Aden,  Golf  von  537,  575 

Aden  Salt  Works  575 

Adlergrund  205,  491,  498—495,  498,  501, 


Adour  115 

St.  Adresse  486 

Adria  45.  46,  72,  85,  123,  214,  215,  217, 
317,  401,  402,  556,  558,  563,  564,  578 

Adsorption  von  Sahen  20,  169,  254,  326, 
464 

Aegäisches  Meer  262,  264,  558 


Aegiringranit  9 
Aegirinquarttinguait  9 
Aegypten  558,  628 
Aeolische  Inseln  559 

—  Komponenten  263,  391,  392 

—  Strandbildungen  64,  93,  151 

—  Wellenfurchen  93 
Aequatorialgegenstrom  551 
Aequatorialstrom,  Nördlicher  885 

—  8üd lieber  386 

Aermelkanal  7,  18,  54,  74,  82,  199,  403, 

481,  482,  485 
Aestuare  19,  100,  103,  112,  114—120,260, 

591 

Aetzsuturen  452 

Afrika  40,  8i,  131,  141,  142,  201—203, 

240,  248,  292,  293 
Afrikanische  Nordküste  558 
Afrikanische  Ostküste  13],  140,  148,  221, 

244,  310,  316,  324,  341,  383,387,388, 

537,  538,  578 
Afrikanische  Strome  292,  385 
Afrikanische  Westküste  210,  243,  292,  387 

427,  442,  467,  578 
Afrikanische  Wüste  322 
Afrikanisch-arabische  Wüstentafel  203 
Agar  Agar  556 

Agassiz,  AI.  17,  130,  143,  144,  146,  153, 
155,  162,  169,  176,  178,  183,  204,  218, 
219,  250,  258—260,  273,  300,  312,  829, 
336,  340,  343,  350,  385,  456,  605,  606, 
618 

Agassiz,  L.  130,  131,  147,  385 

Agersö  Sund  488,  489 

Agglutinierende  Foraminiferen  235,267,291, 

315,  321,  322,  356,  362 
Agglutinierende  Radiolarien  364 

410 


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€40 


Sach-,  Orts-  and  Autoren-Register 


Aga,  Bai  von  568 

Agulhas-Bank  15,  16,  179,  242,  244,  246, 
248—250,  253,  255,  310,  383,  384,  424, 
465,  467,  538,  600 

Agulhas-Strom  16,  384 

Ain  Musa  599 

Akantharien  siehe  Acantharia 
Akanthosphaera  clavata  357 
Aktinien  siehe  Actinica 
Alabama  605 
Aland  509 

Alands-Archipel  481.  491 
 Becken  509 

—  -See  499,  510 

—  Tief  491 

Alangorsuak- Halbinsel  476 
Alaska  368,  369 

„Albatros*"  20,  21,  319,  332,  336,  337, 
340,  343,  348,  350,  852,  461,  462,  615 

Alcyonarien  138,  139,  167,  209,  210,  315, 
559,  592,  593 

Aldabra-Insel  287,  538 

Alderncy  8 

Alectryonia  calcar  567 

—  crista  galli  567 
AleutenBogen  340,  368 
Alexandrien  265 
„Alfhild"  510,  524,  529 

Algen  29,  60,  105,  142,  146,  158,  168,  192, 

193,  195,  393,  493,  514,  593,  594 
Algen,  Blaugrtine  105,  514 
Algen,  Bohrende  193 
Algenkugeln  60 
Algier  261,  332,  558,  559 
Algerische  Küste  261 
Algonkium  9 
Alithophorinae  287 
Allen  114 

Allochthone  Komponenten  22,  23,  169 

Allochthon-klastische  Komponente  169 

Alluvium  105,  121 

Almagmndet  492 

Alofi  146 

Alsenbelt  493 

Aisenste  in  497 

Altaiden,  Transatlantische  11 

Amazonas  116.  117,  204,  240,  358,  385, 

388,  467,  567 
Ambon  546 
Ameland  504 

Amerika  s.  Nordamerika  und  Südamerika 


Amerika,  Arktisches  63 

Amerikanisches  Hittelmeer  162, 227, 257 — 

260,  317,  353,  536,  537,  558 
Amerikanische  Westküste  141,  547 
Amiranten  538 
Amphidetoü  514 
Amphilepis  norvegica  521 
— Pecten-Oemeinschaft  521 
Ampbipoden  522 
Amphiura  chiajei  520 

—  elegans  521 

—  filiformis  515,  519,  520,  523 
Amrum  480,  504,  562 
Amsterdam  insel  62 

Anachis  196 

Analyse  der  Grundproben  20 
Ancylus  fluviatilis  489 

—  -See  489.  490,  613 

—  -Zeit  489,  490,  496,  501,  510 
Andamanen  538 

Anderson,  W.  S.  255,  605,  614 
Andersson,  I.  G.  440,  441,  511,  617,  622 
Andesit  239,  334 
Andesit-Bimsstein  334 
Andree,  Ad.  584 

Andree,  K.  12,  20,  21,  24,  44,  45,  50, 
56,  92,  94,  95,  198,  421,  430,  580,  581, 
582.  588,  589,  591,  601,  604,  606,  616, 
618 

Andrews,  C.  W.  160,  165,  169 
Andros  Island  189 

Andrussow.N.  107,  216,267—271,603, 

607,  620 
Acgmaaet  615 
Anholt  487,  562 
Ankergrund  1,  82,  135, 
Anneliden  88,  108,  133,  207,  268,  287, 

299 

Anomia  164,  441 

—  ephippium  441,  509 

i  Anorganische  Kalkbildung  185,  395 
Anorganischer  Fällungskalk  185 

—  Übersättigungskalk  185 
Antarktische  Eisberge  32,  224 
Antarktische  Vereisung  221 
Antarktischer  Glazialton  20 

—  Kontinent  366,  377,  386,  438,  440,  612 

—  Ozean  340,  360,  372,  375,  379,  382, 
383,  386,  399,  408-410,  414,  434,  438, 
469 

Antarktischer  Schelf  206,  374 


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8ach-,  Ort«-  and  Autoren -Register 


641 


Antarktisches  Inlandeis  225 

—  Packeis  284,  360,  363,  365,  378,  386, 

409,  410,  425,  486,  439,  448,  457 

—  Tiefenwasser  410,  413,  414,  416,  454, 
455 

—  Treibeis  284,  360,  363,  365,  386,  409, 

410,  425,  436,  439,  448,  457 
Antbocyrtiuni  356,  857 
Anthoioen  s.  Korallen 
Anthozoen,  Skelettlose  265 
Antigua  37 

Antillen  37,  260,  316,  380,  388,  466,  468 

Antillen,  Kleine  260,  466 

Antillen,  Große  260,  466 

Antillen- Vulkane  258,  325 

Antipassat  325 

Antrim,  Grafschaft  8,  9,  294 

Apenrade  567 

Apia  143 

Aporrhais  514,  519 

—  pes  pelicani  519 
Appendicularien  269,  289,  398 
Apstein,  C.  408,  524,  527,  528,  530  bis 

536,  «24 
Arabien  90,  572 

Arabisch  Afrikanische  Wüsteutafel  203 
.  Arabische  Ostküste  569 
Arabischer  Golf  221,  899,  538,  539 
Arabische  See  221,  399 
Arabische  Wüstengebiete  540 
Arafura-See  227 

Aragonit  163-175,  181,  209,  315,  405,  601 
Aragonit-Skelette  209,  315,  405 
Aragonit  Zone  172 
Arakan  462 
Arcachon  563 

Arctowski,  H.  225,  365,  604 
Arenicola  48,  104,  514,  520 

—  marina  104,  520 
Arensburg  110,  111 
Argentinisches  Becken  353,  468 
Argile  roage  318—354 
Argonauta  argo  167 
Argus-Bank  208,  209,  260 
Arides  Klima  447 
Aristoteles  578 

Arkona  501 
Arkona- Becken  491 

Arktisches  Mittelmeer  123,  177,  224,  862, 

382,  471—479,  490 
Arktisches  Zentralbecken  225 

Andre«,  Geologie  de*  MeerMbodeni.  II. 


Artesischer  Grundwasserstrom  488 
:  Artini,  E.  82,  587 
i  Aru  231 
;  Isar  497,  498 

1  Ascension  85,  101,  816,  386,  419,  468,  577 

AscheD,  Vulkanische  140,  204,  214,  230, 
233,  258,  293,  338,  431 

Ascherson,  P.  134,  592 

Ascidien  237,  268 
|  Ascopbyllnni  nodosum  389,  391 

Asiatische  Flüsse  117,  121 

Aeow  sches  Meer  72,  107,  216,  270,  590 

Astarte  383,  474,  520 

—  borealis  383 

—  semisulcata  383 

Asterias  514,  515,  520,  522,  565 
I  —  arenicola  565 

—  glacialis  514 

—  rubens  514,  515,  520,  522 
Asterolampra  269 

;  Asterompbalus  364 

Astraea  136,  139,  141,  144,  159,  547 

Astrorhizidae  321,  356 

Atacama  Graben  272 

Atlanta  258,  314,  317 

Atlantischer  Osean  9,  21,  67,  83,  142,  202, 
241,  246,  257,  275,  276,  281,  283,291, 
294  -296,  301,  304-309,  316,  319,  340, 
353,  867,  359,  378,  389,  392,  396—400, 
403,  407,  408,  410,  411,  413,  414,  420, 
421, 426,  427,  434,  436,  449,  452,  4H5  bis 
469,  471,  553,  554,  619 

Atlantisches  Tal  471 

Atolle  148—153,  178,  179,  538,  546.  596 

Atollon  162 

Anerochse  508 
:  Aufbereitung  am  Meeresboden  3,  83 

Auflösung  durch  das  Meerwasser  4,  89, 
45,  57,  196,  209,  280,  364,  866,  385, 
387,  401-419,  509,  530,  613 

Aufsteigen  von  Luftblasen  in  Strandsanden 
87—91,  588 

Auftrieb wasser,  Kaltes  142 

Augitandesit  322,  334 

Augitsande  213 

Aurelia  269 

Ausgleichsströmungen  17,  18.  200,266,  270 
Aufienbarren  19,  115 

Austern  113,  164,  217,  508,510,514,523, 
560-567,  572,  573,  627 
!  Austern,  Fossile  525 

41 


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Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


Austern,  Portugiesische  563 
Austernbänke  217,  560—567 
Austernepifauna  523 
Austernpürten  563 — 565 
Austern  parks  563—565 
Ansternschädlinge  627 
Austernsucht,  Künstliche  560  —567 
Australischer  Archipel  542—546 
Australasiatisches  Mittelmeer    153,  177, 

227-238,  323,  415  -  418,  542-546 
Auitralbucht  352,  539 
Australbucht,  Große  539 
Australien  84,  142,  145,  201,  242,  244, 248, 

250,  322,  328,  349,  352,  353,  392,  538, 

547,  550,  568 
Australische  Nordküste  567 

—  Ostküste  566 

Australisches  Barrier-Riff  136—140,  144, 
149,  158,  317 

—  Wallriff  136-140;  144,  149,  158,  317, 
552 

Australische  Westküste  568 
Austrasisches  Festland  544 
Auswürflinge,  Vulkanische  140,  204,  214, 

230,  272,  358,  431 
Autochthone  Komponenten  22, 23, 123,  185, 

197 

Avicennia  nitida  129 

—  officinalis  130,  131 

—  tomentosa  129 
Avicula  567 
Axinus  flexuosus  519 

Axoren  11,  179,  200,  288,  316,  388,  389, 
398,  399,  431,  468,  616 

B. 

Babel-Mandeb  541 

Bach  mann 'sehe  Schlammröhren  432 
Bacterium  calcis  188,  189 

—  hydrosolfuricum  ponticum  268 
Badeschwämme  558,  559 
Bänderton  165,  458 
Bänderung  des  Golfstroms  414 

Bänke,  Submarine  15,  17,  18,  34,  74,  115, 

154,  197,  199,  200,  207,  484 
Bär  508 

Baer,  Karl  Ernst  von  18,  19,  560 
Baer'sches  Gesetz  18,  19,  115 
Bären-Insel  273 

Baffinsbai  204,  383,  474,  476—478 


Bahama-Inseln  16,  17,  23,  37,  140,  147, 
153,  183,  187,  189,  207,  288,  389,  466, 
558,  567,  599 
Bahia  Formosa  100 
Bahrein-Insel  541,  569 
Bai  von  Agu  568 
 Batavia  162 

—  -  Laig  95 

Bailey,  J.  W.  241,  281,  368,  605 
Bailie  Lot  432 
Bajae  563 

Bakterien  107,  108-111,  114,  184,  187  bis 
190,  194,  237,  245,  266,  268,  312,  347, 
364,  399,  600,  607 

—  Denitrifizierende  187,  600 
Balaenoptera  antaretica  351 

—  rostrata  351 
Balanoglossus  48,  146 
Baianus  45,  47,  508,  521,  522,  526 

—  balanoides  47 

—  eren a tu 8  47 
Balearen  559 
Balearen- Becken  261 
Balfonr-Kuppe  552 
Bali  544,  546 
Bali-See  545 
Baijen  103,  506 
Balkanhalbinsel  266 
Ballast  578,  607 

j  Baltim  626,  628 

!  Baltische  Lebensgemeinschaft  520 

i  Baltischer  Eisstrom  480 

Baltisches  Tal  487 

Baltische  Tafelinseln  509 

Baltischmssischer-Schild  502 

Baltrum  504 

Banda  544 

Banda-Inseln  545,  546 

Banda-See  227,  230,  231,  311,  358,  354, 

415—417,  545,  546 
Bank- Austern  625 
Bank-Kalke  260,  287,  430,  450 
Bank-Sedimente  206,  260,  287,  430,  450 
Bann warth  142,  595 
Bare  117—119 
Barents-See  204,  472,  615 
barre  117,  119 
Barreil  122 

Barren  vor  Flüssen  116,  118,  119 
Barren,  8ubmarine  116—119,  374 
barrier  beach  53 


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Sach-,  Orts-  und  Autoreu- Register 


643 


Barrier-Riffe  136,  144,  149-155,178,466, 

538,  542,  547 
Barrier-Riff,  Grußes  Australisches  136,  144 
Barrois,  Ch.  133,  592 
Barytknolleu  234  -  238 
Baryum  im  Meerwasser  235 
—  in  Tiefseesedimenten  238 
Basalt  10,  11,  239,  334,  335,  392 
Basalt-Bimsstein  334 
Basalt- Formation,  Nordatlautiscbe  10 
Basalt-Lapilli  335 
Basalt- Plateau,  Submarines  10 
Baschin,  0.  14,  580,  611 
Batanta-Insel  545 
Batavia  162 
Bathybius  20,  600 
Batjan-Iosel  545 
Batum  267 
Bauerman  183 
Baa maustern  566,  567,  625 
Baumkorallen  547 
Baasteine  183 
Bawean  323 

Bay,  Edv.  383,  470,  611 

„Beagle"  428 

Beaumont,  El.  de  120 

Behr,  Fritz,  M.  628 

Behrens,   T.   H.    523,  529,  530,  533, 

623 
Beira  65 
Belemniten  525 
Belemnitenschlachtfelder  615 
„Belgica"  225,  364,  365,  470,  472 
Belle  Ile  10,  215 
Bella  Vista  594 
Belte  562 

Belt,  Großer  487-489,  521,  522 
Belt,  Kleiner  487 

Beltsee  488  -  490,  493,  497,  513,  520,  529, 

531,  532 
Bemmelen,  van  106 
Benetzungswarme  534,  535 
Bengalen,  Golf  von  221,  292,  386,  399, 

462,  538,  539 
Benguela-Strom  141 

Benthos  22,  47,  114,  135,  139,  141,  224, 
228,  256,  259,  275,  289,  340,  396,409, 
410,  419,  518,  531,  555-572 

Benthos,  Pflanzliches  555 — 558 

-  Sessiles  256,  259,  340 

—  Tierisches  558-572 


Benthogene  Gesteine  169,  177,  206,  260, 
400,  430 

—  Kalke  260 

—  Komponenten  22,  47,  114,  135,  139,289, 
290 

—  Riffsubstanz  169 

—  Sedimente  169,  177,  206,  260,  400, 
430 

Benthonische  Foraminiferen  siehe  Fora- 
miniferen,  Benthonische 

i 

:  Benthos,  Sessiles  256,  259,  340 
Berbera  537 
Berberei  558 

Berendt,  G.  85,  86,  95,  587,  589 
Beresan-Liman  73 
Berg,  L.  S.  617 

Bergbau  unterhalb  des  Meeresbodens  7 
Bergeat,  Alfr.  114,  559,  589,  591 
Bergstürze,  Submarine  272 
Beringemeer  374 

Bermudas-Inseln  84,  130,  135,  139,  153, 
163,  176,  178,  179,  207,  208,  816,  466, 
468,  577 

Bernstein  57,  58,  70,  98,  250,  577,  578,  584 

—  Formation  98 
 grübe  „Anna"  70 

—  •Küste  57,  58 
Berryraan  28l 
Berwerth,  Fr.  262,  263,  606 
Beyer,  A.  35,  75,  586 
Biarritz  10 

Biber  508 
Bibra,  von  403 
Biedermann,  W.  191,  600 
Bigelow,  H.  B.  207,  208,  603 
Biloculina  225,  226,  436,  441 

—  laevis  226 

Biloculma-Schlick  =  Biloculina-Ton  225, 

226,  436,  441,  469 
Bimsstein  64,  144,  171,  204,  209,  221,  23  9, 

264,   275,   293,  320,   322  -  324,  334 

341-343,  346,  348,  387,  392,  403,  464, 

551 

i  Bimssteinfelder,  Schwimmende  324 
;  Bimsstein,  Schwimmender  323,  324 
Binnen  barren  19,  115 
Biogene  Komponenten  22,  23,  57-64 
Biologisches  Gleichgewicht  3,  523,  626 
Biologische  Station  Kopenhagen  515 
Bipolaritat  283,  552 
Birnentange  389 

41* 


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644 


Sach-,  Orts-  und  Autoren -Register 


Biscaya,  Golf  von  11,  37,  295,  452 
Biscaya-Schelf  10 
Biscayne-Bucht  132 
Bischof,  G.  449,  618 
Bismarck-Archipel  323 
Bison  prrscus  508 
Bitbynia  525 

Bivalven  46,  47,  48,  51,  57,  98,  101,  164, 
167,  168,  181,  217,  220,  269,  290.  315, 
383,  391,  393,  470,  474,  496,  509,  619,  j 
522,  530 

Bjerrum,  Niels  232,  234,  311 

Bjurö,  Kap  491 

black  water  362 

Blake,  J.  F.  618 

„Blake"  258,  350,  379,  455,  456,  536 
Blake-Plateau  17 
Blanche  Bay  171 

Blanckenhorn,  M.  179,  180,  183,  624 
Blauco,  Kap  202,  293 
Blasentange  47,  71,  389,  394 
Blaub&nder  im  Gletschereis  371 
Blaue  Balje  506 
Blaue  Erde  70,  250 
Blaukoralle  167 
Blaue  Schlamme  207 

Blauschlick  26,  27,   112,  218-238,  257, 
269,  273,  292,  301,  315,  319,  328,  353, 
354,  361,  368,  386,  426,  431,  434,  435, 
442,  443,  446,  450,  461,  462,  470,  471,  j 
518,  544,  545,  548  -  550,590,616,617,  j 
625 

Blegekridt  231 
Blegvad,  Fl.  627 
Bleicher  10,  580 
Blekinge  502 
Blockhalde  44,  49 
Blocklager  49,  52 
Blockpackungen  493 
Blockreihen  378 

Blockstrand  49,  50,  52,  214,  378,  543 
Blockstrand,  Gehobener  543 
Blockwalle  49,  50,  52,  378 
blue  mud  207,  219  -  238 
Blutregen  203 

Bodeuaufschürfungen  durch  Eisberge  374 
Bodenformen  der  Nordsee  482—487 
—  der  Ostsee  487-502 
Bodenoberfläche,  Innere  535 
Bodensammler  515,  622,  623 
Bodenschichten  in  Delten  324 


Bodenwasser  229 
Bodenzeolithe  338 
Bodländer,  G.  102,  589 
Böen  35 

Boeggild,  O.  B  225-  234  ,  261-263, 
353,  354,  378,  379,415  -  417,431,436, 
446,  469—472,  542-  545,  604,  606,  620, 
624 

Boehm,  G.  143 
Börgesen,  F.  391,  612 
Böschungsbewegungen,  Submarine  127, 272, 
273 

Böttger,  L.  592 
Bohrende  Algen  193 

Bohrende  Organismen  39,  46,  47,  51,  138, 
139,  146,  178,  193,  208,  506,  527,  569 
Bohrmuscheln  46,  47,  51  146,  178,  208,  506 
Bohrschwämme  39,  46,  146,  527,  565 
Bohrungen  am  Meeresboden  495,  496 
Bohrungen  auf  Fuuafuti  155-160 
—  in  Korallenriffen  155-160 
Bohn  594 

Bojador,  Kap  202,  243,  293 
Bolivina  textilarioides  284 
Bolton,  A.  C.  96,  97,  589 
Bombay  571 
Bona  559 
Bora  575 
Bore  117-119 
Borkum  504,  505 
Borkum-Riffgrund  199,  493 
Bornemann  83 

Borneo  84,  134,  542,  567,  571,  577 

Borceo-Bank  545,  546 

Bornholm  54,  56,  94,  95,  491,  492,  494, 

498,  501,  610,  511,  529,  531,  536 
Bornholm-Tiefe  531 
Bosmina  maritima  633 
Bosmina-Schtamm  533 
Bosporus  17,  266,  267,  271,272,457,  607 
Bos  primigenius  508 
Botallack-Grube  7 
Bottenwiek  491,  497 

Bottniscber  Meerbusen  490—492,  497,  512 

bottomset  beds  124 

boue  bleue  219 

boue  calcaire  257 

boue  corallienne  257 

boue  rouge  240-241 

boue  verte  241 

Boulogne  486 


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Such-,  Orts-  und  Autoren -Register 


645 


Boussingault  347 

Bouvet-Insel  240,  359,  360,  366,  468 

Bouvier  168 

Bracbiopoden  17,  164,  167,  168,  259,  340, 
410 

Brackwasser  134,  216,  270,  457 
Brackwasser- Fauna  457 
Brada  519 

Brandt  277,  535,  600 

Brandung  13—16,  31-44,  48—53,  74-80, 
89,  117-  119,  188,  137,  141,  146,  148, 
155,  180,  182,  198,  212,  370,  383,  384, 
401,  402,  426,  428 

Brandung  im  offenen  Oiean  141 

Brandungsböhlen  39 

Brandungsboblkehle  39-44,  48,  146,  549 
Brandungskurven  402 
Brandungsplatte  39,  198 
Brandungsschotter  48-53,  198 
Brandnngsterrasse  198 
Brandungstore  39,  43 
Brandungswirkungen  13—16,89,  148,155, 

180,  182,  583,  584 
Branner,  J.  C.  48,  99,  100,  123,  589 
Brasilianisches  Becken  319,  353,  422,  468 
Brasilien  48,  99,  100,  116,  123,  132,  147, 

148,  240,  244,  466 
Braun,  G.  30,  53,  54,  58,  65  -  68,  71,  75, 

119,  124,  149,  458,  459,  584,595,618, 

622 

Braunalgen  514,  517  • 
Brauneisen  281,  282,  233,  311,  344 
Brauneisenkonkretionen  231 
Brauner  Ton  225,  226 
Brauns,  R.  325 
Brava  578 

„Brave  Westwinde"  886 
Brazier  326,  355 
Brecher  38 
Brechersone  79 
Brede  Brae  371 
„Breite  Vierzehn"  484 
Brennecke,  W.  366,  376,  611,  614 
Breun,  R.  585 
Brest  11,  432 

Bretagne  47,  58,  61,  138,  215 
Breton,  Kap  10 
Breusing  591 
Briarenm  593 
Brindisi  563 
Brioni  majore  401 


1  Brisbane  84 
Bri88opsis-Chiajei-Gemeiniyhaft.520 

—  lyrifera  514,  515,  520,  521 

—  -Sarsii-Gemeinschaft  521 
Bristol,  Golf  von  486 
Bristol-Kanal  83 

„Britannia"  258,  303-308,  411,  412,  586 
;  Britannia-Kuppe  552 
broad  fourteens  484 
Bronn,  H.  G.  91 

Bronze-Artefakte  am  Ostseeboden  512 

Brook e,  Lt  368 
I  Brooks,  W.  H.  627 
'  Broussilowsky  107,  268 

Brown,  Rob.  360 

Bruce  365 

Bruchschill  393,  526,  527 
Brückmann,  R.  70,  586 
Brüsterort  52,  71,  395,  500 
Bryozoen  164,  167,  207—210,  212,  214  bis 
.  217,  224,  290,  315,  391,  396,  410,  470, 
514,  525,  593 

—  bänke  215 

—  rasen  212 
:  —  riffe  216 

—  Sedimente  212,  215—217 
Buccinnm  514,  565,  627 
Buch,  Leopold  von  183 
Bucbanan,  I.  Y.    199,  200,  223,  261, 

388,  347,  602,  603.  606,  610 
Buchten  103,  115,  199 
Büchting,  Elisabeth  488,  489,  491, 

492,  497,  500,  501,  509,  621* 
Büsum  572 

Bütscbli,  O.  167,  168,  191,  209,  299, 

598,  599,  608 
Bng  Liman  73,  110 
bulbs  of  percussion  295 
Bnlimina  528 
Bulla  64,  267 

—  Lajonkaireana  267 

Bulla  tynipanica  von  Walen  351 
Bullen,  R.  A.  178,  179 
Bunsen  107 
Buntsandstein  8,  94,  485 
Burd,  J.  S.  556,  626 
Burkart  83,  587 
Buru  546 

Buschman,  0.  von  576,  628 

Busen  von  Bengalen  221,  292,  386,  399,  462 

Buton  228,  546 


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646  Sach-,  Orts-  und 

(. 

Cädiz  575 
cadoules  114 
Calais  7,  485 
calcareous  mud  257 

—  pebbles  208 
Cakioconus  287 
Calcispongien  167,  168,  342 

Caldt  163—175,  181,  188,  251,  315,  358, 

359,  395 
Calicbe  195,  196 
Californien  8.  Kalifornien 
Callao  358 
le  Calle  559 
Calvados  74 
Calyptrosphaera  285 
Cambrium  54,  88,  90.  94,  287 
Canada  50,  55,  83,  91,  92,  117,  118,  198, 

564,  577,  613,  614 
Canadische  Ostküste  50,  55,  83,  91,  92 

117,  118,  198,  564,  577 

—  Seen  490 

—  Westküste  564 

Canaren,  Canarische  Inseln  s.  Kanaren 

Cancale,  Bai  von  486,  564 

Candeina  nitida  284,  314 

Canis  lupus  508 

Cantabriscbes  Gebirge  11 

Cap  s.  Kap 

Cape  May  615 

—  Romano  179 

—  Sable  179 
capelan  615 
Capo  d'Istria  574 
Capri  44,  261,  402 

Capverden,  Capverdische  Inseln  s.  Kap- 
verden 
Carbonatgesteine  211 
Carbonformation  10,  41,  50,  63 
Carcharias  349,  350 

Carcharodon  256,  342,  349,  350,  352,  455 

—  lancifonniß  350 

—  megalodon  349,  350 

—  Rondeletii  256,  455 
Carcinns  maenas  514 
Cardiiden  217,  268,  270,  393,  403 
Cardium  490,  514 

Cardium  edule  217,  393,  403,  496,  509, 

513,  520,  522,  572 
Cardium  fasciatum  268 
Carinaria  314,  317 


Autoren-Register 

Carmen,  Insel  196 
Carolina  61,  250,  349,  350,  456 
Carpocanium  356 
Carposphaera  Waltheri  356 
Carragbeen  556 
Carus-Wilson,  C.  95-97 
Cary,  L.  R.  592 
Carysfort  Reef  259 

Caspari,  \V.  A.  242,  243,  245,  299,  326, 

336,  337,  605,  609 
Caasis  571 
Caator  fiber  508 
„Caudan"  10 
Cavedini  574 
Cave-  sandstone  424 
Cavolinia  314,  317 
Cavoliniden  277,  314,  317 
Cayeux  54 

Cayeux,  L.  193,  246,  585,  601,  605 
Cayman-Yukatan-Becken  258 
Ceara  100,  466 
Celebes  544  -  546 

-  43ee  227.  230,  353,  354,  415-417,  544, 
545 

Cemetery  483 
Cenospbaera  357,  359 

-  com  pacta  357 

-  mellifica  357 

Cephalopoden- Kiefer  315,  321,  474 

-  Reste  23,  315,  321 

-  -ScbȊbel  315,  321,  474 
Cerani  230,  310,  416,  544,  546 

-  -See  543,  597 
Ceriautbus  264,  265,  268 

-  vestitus  268 
Cerigo  264 

|  Cerithium  pusillum  268 
Cervus  Browni  50« 

-  elaphus  508 

-  megaceros  508 

j  Cecate«n  314  ,  348-352,  362 
Cette  112-  114 

Ceylon  82,  143,  217,  234,  236,  255,  292, 
310,  556,  567-571 

-  Perlbänke  217 
Chadshibey-Liman  109,  465,  573 
Chaetoceras  269,  277,  362,  364,  630 

-  radiculum  364 
Cbaetoderma  nitidulum  519 
Chaetopoden  514 
Chagos-Archipel  538,  539 


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Sach-,  Ort«-  und 

Cbagos-Bank  150,  507 

„Challenger"  19—21,  135,  145,  206,  208, 
216,  220,  221,  22»,  227  -  229,  231,  285, 
239,  240,  243,  249,  250,  254,  257,  273, 
274,  277,  281,  289,  292,  294,  296,  299 
bis  302,  304  -  308,  310,  312,  315,  318  bis 
322,  326,  328,  332,  333,  335—338,  840 
bis  346,  349—351,  354—358,  360—363, 
367,  386,  395,  404,  405,  411,  412,416, 
416,  420,  424,  428,  431,432,  434,  443, 
445,  446,  456,  457,  461,  462,  464,  465, 
542—546,  553,  618 

Challenger-Bank  207-209,  260 

Chamberlin  591 

Chamisso,  Ad.  von  135,  395 

Champ  des  Vaches  10 

Champion,  G.  C.  507 

Chapeiroes  147 

Chapman,  Fred.  176,  593 

Cbarente-infcrieure,  Depu  563 

Chatham-Insel  130,  248,  550,  551 

chattermarks  295 

Chelussi,  J.  82,  587 

Chemische  Neubildangen  13,  533 

Chersogene  Komponente  22,  23,  218,  225, 
228,  274,  275,  416,  450 

Cherson  73 

Chesapeake-Bai  564 

Cheshire,  Küste  von  60 

Chicnecto-Bucht  92 

Chilenische  Küste  194,  250 

China  146,  552,  564,  572,  576 

China-See  227,  399 

Chinesisches,  Meer  547 

Cbloritschiefer  10 

Choffat,  P.  84,  587 

Chokir-Bank  144 

Chondrite  830,  331 

Chondros  crispus  556 

Chor  121 

Chorda  filum  393 

Christiania- Fjord  453,  521 

—  -Gebiet  480 

Christinas  Island  538,  539,  543 
Cbromeisenera  84 
 Sande  577 

Chrysomonadina  loricata  285—289 
Chrysophrys  aurata  215 
Chun,  C.  290 
Church,  A.  H.  343,  610 
Cidaris  metularia  139 


Autoren-Register  647 

Cimbriscbe  Halbinsel  75,  576 
j  Cirripedier  167,  340 
,  „Cittä  di  Milano"  395 
|  Cladocora  214,  403 

—  caespitosa  214 

|  Cladophora  Cornea  60 

Clarence-Fluß  84 
j  Clarke,  F.  W.  167,  327,  328,  338,  345, 
598,  609 

clay-banks  508 

clay -Channels  515 

elay-plains  515 

Clessinia  270 

Clio  258,  314,  317,  318 

—  au8tralis  317 

—  pyramidalis  314 

—  subulata  317 
Cliona  39,  46,  565 
Cliona  celata  39,  46 
Clyde-Fluß  338,  339 
Coal  pit  503 
Coats-Land  225 

Coccolithen  23,  210,  231,  262,  277,  287, 
297,  321,  356,  362,  387,  453,470,  471, 
528 

Coccolithen-Gestein  231 
Coccolithen-Kalke  287 
Coccolithen-Schlamme  285—289,  452,  453, 
459,  462 

Coccolithophora  leptopora  277,  286 

—  pelagica  285,  286 

Coccolithophoriden  220,221,  249,  252,269, 
276,  277,  279,  285-289,  309,  315,  396 
398,  411,  413,  453 

Coccolithophorinae  286 

Cocconeis  532 

Coccosphaera  286,  288 

Cocos-Insel  324,  359,  392 

Cocos-Keeling-AtoU  154,  539 

Cod,  Kap  11,  389 

Codonella  ventricosa  269 

Cölenteraten  168 

Coeloria  sinensis  143 

Cohen,  E.  614 

Colbart-Bank  7,  485 

Colchester  563,  565 

Cole,  G.  A.  I.  8,  10,  296,  579 

Cöllet  L.  W.  242,  245-247,  250-255, 
583,  605 

Collot  591 
I  Colombo  234 


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- 


648  S«*-,  Orts-  und 

Colorado  117,  240,  553 

Columbus  390 

Comacchio,  Lagunen  von  216 

Combretaceen  129 

Comorin,  Kap  82,  316 

Comoy  117,  119 

concretions  phosphatees  250—256 

Coniferen-Pollen  269 

Connecticut  83,  565 

Conventer  See  505 

Copepoden  269,  399 

coprolithic  mud  223 

Coquirabo  194 

Coralline  Algen  208 

Corallium  rubrum  559 

—  secundum  559 
coral  sand  558 

coral  sauds  and  muds  207,  257 

Corax  349 

Corbula  gibba  519 

cordon  littoral,  cordone  littorale  53 

Corethron  364 

Cornish,  Vaughan  88,  71 
Cornwall  7 
Coronillera,  Kap  2 
Corophium  grossipes  104 
Coreika  559 

Cosoinodisceen  269,  277,  357,  363,  364,  530, 
532 

Coscinodiscus  269,  277,  357,  363,  364,  617 

—  radiatus  617 

—  rex  357 
Couesnon  118 
Coutbouy  377 
Crangon  vulgaris  514 

Cran«  54,  61,  86,  402,  403,  511,  533,  613 

Credner,  R.  119—124,  126,  128,  591 

Crenshaw  114 

Creseia  314 

Crom  er  484 

Crook  H,  296 

Crossland,  C.  624 

Croxet-Inseln  293,  362,  366,  387,  437 

Crustaceen  48,  87,  108,  141,  16-1,  181,  209, 

211,  214,  215,  287,  290,  405,  513,  515, 

518,  519,  521,  530,  561,  565 
C.tenophoren  267 
Cuba  248,  260 

Cullis,  C.  Q.  147,  163,  169,  171-175, 
598 

Curacao  176,  196 


Tutoren  Register 

Cutcb  194 
Cuxbaven  98 
Cyanophyceen  276 
Cycicua  563 
„Cyclops"  539 
Cyclostoma  elegans  214 
Cyiindrites  265 
Cymbalopora  317 

-  bulloides  284 
Cypern  558 

Cyphaatraea  ihalcidica  137 
Cypraea  139 

Cyprina  441,  51Ö,  514,  519 

—  ialandica  441,  510,  519 
Cythere  dictyon  285 

D. 

„Dacia"  261 
Dada- Bank  200 
Dacque,  Edgar  591,  613 
Dactylioaolen  364 

DämmerungBerscheinungen  nacb  Vulkan- 

ausbrüchen  325 
Dänische  Inseln  489,  511,  517,  529,  562, 

563 

Dänische  Küsten  95 
Dänische  Meere  515 
Dagerort  499 
Dago  499,  502,  531 
Dahms,  P.  94,  95,  97,  589 
Dahomey  586 
Dali,  W.  H.  179,  603 
Dalmatien  46,  325,  558,  574 
Dalmatinische  Felsküste  46 
Daly,  R.  A.  591,  596,  597  * 
Dammer-lnsel  546 
Dammriffe  148-153 
Damour,  A.  A.  215 
Dampier-Straße  545 

Dana,  J.  84,  187,  138,  149,  153—163, 
165,  183,  547,  548,  559,  595 

Danien  164,  231 

Danxig  92,  95,  97 

Danaiger  Bucht  491,  531,  536 

Danziger  Tief  498 

Daphniden  538 

Dardanellen  17,  266,  267 

Dareasalam  40,  64,  65,  83,  99,  143,  144, 
162 

Dargmoor  505 

Darss  66,  67,  71,  77,  90,  92,  93,  95 


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Sach-,  Orts-  and  Autoren-Register 


649 


Daraser  Schwelle  491 

Darwin,  Ch.   100,   104,   135,  138,  144, 

149,  151,  153  -163,  379,428,589,596, 

597 

Dattolo  di  pietra  46 

Daubree,  A.  331 

David  158,  159,  169,  176,  585 

Davies,  William  508 

Davis,  W.  M.  149,  595,  596 

Davis-Straase  383,  474 

Deal  486 

Deckschichten  in  Deltas  124. 

De  ecke,  W.  58,  83,  85,  89,  90,  92—94, 

107,  584,  587,  621,  622 
Deiche  625 
Deimling  494,  621 
Delesae,  A.  7,  8,  20,  24,  579,  581 
Delma  569 

Delphine  320,  342,  348,  351 
Delphinus  delphis  351 
Deltas  119-129,  272,  591 
Delta-Schichtung  124 
Delta-Sedimente  112,  121  —  124 
Delta-Seen  120,  123 
Deltas,  Submarine  205 
Dendrophyllia  547 
Denitrifi  zierende  Bakterien  187,  600 
Dentalium  311 
Desmarestia  aculeata  58 
Desor,  E.  89,  587,  591 
Detritogene  Kalkablagerungen  257 

-  Riffkalke  169 

-  Sedimente  169,  206,  257 

Deutsche  Autarktische  Expedition  s.  u. 

„Deutschland** 
Deutsche  Bucht  der  Nordsee  480 
Deutsche  Südpolar-Expedition  s.  u.  „Gauss" 
Deutsche  Tiefsee-Expedition  8.  u.  „  Valdivia" 
„Deutschland"  397 
Deutsch  Ostafrika  40,  83 
Devon  43,  94,  312,  509,  613 
Diabas  10 

Diagenese  23,  24,  148,  163-170,  190,  194, 
195,  212,  213,  220,271,332  -348,358, 
359,  524,  582 

Diagonalschichtung  64,  66,  98,  124,  153, 
183 

Diamantsande  577 
Diamond  Point  118 

Diatomeen  23,  104,  106,  107,  111,  202, 
223,  225,  258,  262,267  -  269,  271,276, 


289,  290,  315,  321,  356,  357,  360—368, 
386,  399,  470  -473,  496,  510,  514,  530, 
532,  533,  617 
Diatomeenflora  der  hohen  Südbreiten  362 

—366 

Diatomeen-Kieskerne  107 

Diatomeenschlamm  20,  26—28,  240,  277, 
356,  358,  360—368,  381,  386,  387,  434, 
435,  437—439,  447,  448,  451,  457,  468, 
469,  539,  540,  552,  554.616,  617,  625 

diatom  ooze  360—368,  437 — 139 
!  Dictyocha  269,  363,  364 

Dictyomitra  caltanisettae  356,  357 

Didacna  270 
I  Diego  Suarez  538 
j  Diener,  C.  455,  618 

Dieppe  486 

Dieulafait  347 

Diffusionsb&nderung  259,  335 

Diluviale  Säugetiere  7,  483 

Diluviale  Wirbeltiere  7,  483,  508 

Dilnvialgeschiebe  s.  Geschiebe 

Diluvinm  4,  6,  8,  9,  82,  98,  105,  206,  211, 
295,  329,  373,  376,  379,381-383,425, 
436—438,  440,  441,  454,  456  -  459,  470, 
480,  481,  493,  495,  504,  508,  525,  526, 
529,  542—544,  578,  584 

Dinklage,  L.  E.  202 

Diodon  146 

Discosphaera  279,  286 

—  Thomsoni  279 

Disko  476,  615 

Disko-Bai  441,  615 

Diskordante  Schichtung  430 

Dittler,  E.  601 

Dittmar  403,  419 

Dixon, A.  197 
I  Djuba  MUndung  537 
!  Dnjepr-Liman  73,  108 

Doggerbank  7,  483,  484,  506-509 

Dog's  Bay  85 
1  Dolinen,  Ertrunkene  6 

Doliolen  398,  399 

Dollard- Husen  106,  505 
[  Dolomit  23.  63,  165-176,  208-211,  215, 
231,  266,  298,  358,  457 

Dolomitbildung  23, 63,  1 65  -  176,  208  -  21 1, 
215,  266,  298 

Dolomitisrhe  Kalke  457 

Dolomitisierung  der  Riffkalke  165—176 

Dolomitisierungsione  im  Meere  170 


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«50 


Snch  ,  Orts-  und  Autoren  Register 


Dolomitkoukretionen  281 
Dolomitione  auf  Fuuafuti  172 
Donau-Delta  267 
Donau  Mündungen  107,  I2M 
Don-Mündung  107 
Doreadospyris  antilope  357 
Dordogne  118 
Dornbaach  498 
Dorsetshire  96 

Do98,  Br.  107,  108,  110-112.  237,  238, 

5y0,  605,  628 
Donville,  H.  8,  570 
Duve  Point  60 
Dover  7,  485 
„Drache"  221,  524,  527 
Dräsche,  R.  von  147 
Dredschen  20 
DreigeBchwell  588 
Dreiasensia  269  -271 

—  polyroorpha  270 

—  rostriformiB  270,  271 

—  Tschaudae  270 

Drew,  G.  H.  188,  187—190,  288,  599,  600 
Dreyer  857,  858 
Drumlins  498,  499 

Drygalski,  E.  von  870,  871,  874,  882, 
426,  474-476,  479,  610-612,  614,  617, 
620 

Dnbois,  Eug.  570,  598 
Duck  Cove  50 

Dünen  87,  58,  54,  61,  64,  67,  78,  74,  77, 
88,  85,  92,  188,  158,  155,  182,  188, 
195,  196,  495,  496,  507,  511,  585 

Dünenküsten  37,  53,  54,  585 

Dunensande  496,  504 

Düngemittel  58,  176,215,555,558,572,573 

Düngung  mit  Tangen  5* 

Dünkirchen  486 

Dünung  32—84,  37,  69,  70 

Dunkelmeer  201—208,  447 

Dunston  503,  621 

Dutch  Kay  Point  568 

E. 

East  London  37 

Eastman,  C.  R.  350,  351,  610 

Ebberinne  115 

Ebbestrom  19,  74,  103,  114,  115,  581 
Eberlin,  P.  611 
Ebler,  E.  461,  464,  618,  619 
Ebro  121 


Kchiniden  s.  Seeigel 
Echinocardium  cordatum  519,  520 

—  flavescens  521 

—  •  Filiformis- Gemeinschaft  519—521 
Echinodermen  17,  48,  139,  164,  167,  16«, 

181,  207,  212,  215,  221,  222,  259,  299, 
818,  321,  356,  456,  523,  530,  532 

—  -  Faaes  222,  316 
Echinometra  subangnlaris  48 
Echinus  212,  514 
Eikernforder  Bucht  488 
Eckert,  Max  625 

von  Eikhel,  G.  559,  627 

Edelhirsch  508 

Edelkorallen  559,  625 

Edelsteinküstenseife  82 
!  „Ediu  548,  549 

Ed  1  und  620 
!  Edrisi  201 

Edwards,  Charles  Lincoln  628 

„Egede,  Hans"  378 

„Egeria"  832,  349 

Egmond  am  Zee  88 

Ehrenberg,  C.  G.  104,  202,  281,  287, 
332,  605 

Eichelwürmer  146 

Eigg,  Insel  95 

Einfaihschwefeleisen  106,  107,  269 
Einsiedlerkrebse  92,  181  - 
Eisberebänke  373 

Eisberge  23,  32,  206,  224,  225,  296,  865, 

366,  369—883,  425,  436,  440,  610 
-,  Antarktische  82,  374,  380 
— ,  Gestrandete  375,  376 
-,  Gewälzte  371-373,  376,  377,  380 
— ,  Höhe  der  374 

Tafelförmige  206,  224,  366,372,374,375 
— ,  Tiefgang  der  374 
Eisenbakterien  312 
Eisencarbonat  232 
Eisenhydroxyde  98,  265,  471 
Eisenhydroxyd  als  Bindemittel  von  Strand- 
sanden 98 
Eisenkonkretionen  471 
Eisenmeteoritenkügelchen  830 
I  Eisenoxyde  240 
Eisenspat- Konkretionen  281,  232 
Eiserne  Küste  37,  75 
Eisfjord  479 

Eisfuß  der  polaren  Küsten  49,  882 
Eisfuß  von  Eisbergen  376 


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Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


651 


Eismeer,  Nördliches,  s.ArktischesMittelmeer 
EiBmeertoi),  Spätglazialer  615 
Eispressungen  382 

Eisscbmelzwasserstrome  223,  366,  367,  386, 

409,  436 
Etsseln  86 
Eisstausee  498 

Eistransport  9,  10,  49,  424,  436,  469 
Eiszeit  4,  6,  8—10,  205,  294  —296,  329, 

381,   383,   441,  452,   456—458,  487, 

489,  495,  517,  578,  597 
Ekman,  F.  L.  524 
Elbe  19,  103-106,  480 
Elbert,  Joh.  543,  544,  624 
Elephantengrund  489 
Elepbas  meridionalis  508 

—  primigenius  508 
Elfenbeinküste  431 
Elisabeth -Insel  547 
Ellesmere-Land  177 
Ellice-Inseln  155—160,  823,  547 
Elschner,  C  176,  598 

El  Meks  628 

Eluvium,  Submarines  319 
Emden  104,  505,  527 
Emmerling  534 
Ems  19,  199 

Endeavour- Aestuarium  566 

Enderbury  135 

Endmoränen  497—500 

En  gell,  M.  E.  370,  610 

England  8,  54,  61,  71,  480,  504 

Englische  Küsten  8,  54,  61,  71,  95,  504 

Englische  Ostküste  54,  95 

Englische  Südküste  8,  71 

Enstatit  428 

Entada  gigalobium  389 

Entenmuscheln  178 

Entosolenia  268 

Enteromorpba  intestinalis  60 

Entympanium  musicantum  356 

Eozän  8,  10,  160,  350 

Epidot  82 

Epifaunen  521-523 
Epilophische  Ablagerungen  27,  361 
Epitbemia  532 
Epouge  commune  558 

—  dure  558 

—  fine  558 
Equus  caballus  508 
Erdbeben  5,  272,  428 


!  Erdgas  112 

Erdmann,  Ed.  511,  622 
!  Erdöl  s.  Petroleum 
!  Erdrotation  18,  115,  121,  125 

Ergußgesteine  288 
!  Erhärtung  der  Sedimente  57,  84,  98—101, 

153,  163—176,  \m,  199,  577 
.  Erosion  durch  Eis  6 

—  durch  Pflanzen  146,  147,  401 
j  —  durch  Strömungen  18,  19 

!  -  durch  Tiere  45-48,  145-147,  570,  595 

Erosionsbasis,  Unterste  580 
|  Ertrunkene  Flußmündungen  73,  108,  270 
I  Ertrunkene  Korallenriffe,  bezw.  Riffkorallen 
150,  151,  171-176,  542—544 
Eruptionen,  Submarine  238,  239,  322  -  325, 
464 

Eruptivgesteine  460,  461 

— ,  Basische  346 

Erzgebirgische  Faltung  502 

Esbjerg  520 

Eschara  212,  214 
i  —  foliacea  212 
!  Espevik  561 
|  Estland  111,  613 

Estlftndischer  Glint  502 

Etberidge,  R.  jr.  585 

Ethmodiscus  rex  357 

Eucampia  364 

Eucbeuma  spinosum  556 

Eunecia  593 

Euodia  364 

Eupelagische  Ablagerungen  oder  Sedimente 
27,  28,  207,  238,  257,  274  -  368,  435, 
437,  448,  451-45=3,    460—464,  468, 
537-540,  554 
Euphyllia  159 
|  Euphrat  120 

Europa,  Insel  30 
|  Europäische  Küsten  5,  560 
1  Europäisches  Mittelmeer  17,  41,  60,  64, 
85,  112—114,  179,  180,  203,  227,  257, 
261—266,  286,  317,  359,  558,  559,  567, 
574 

Europäisches  Nordmeer  225—227,  273,  296, 
431,  436,  441,  457,  469—471,  482,  623 
I  Euryhaline  Tiere  216,  267,  520,  567 
Eurytherme  Tiere  216,  267,  284  ,  513 
Euspongia  officinalis  558 

—  zimocca  558 

Eve,  A.  S.  460,  463,  618 


652  Sach-,  Orts-  um 

Ewald,  R.  85 

Exkremente  104,  1  II,  289,  299,  530 
Experimente  in  der  Wellenrione  34 

F 

Fäkal  ballen  289,  299 

Fällungskalk,  Anorganischer  185 

— ,  Physiologischer  185 

Färöer  10,  15,  63,  227,  24«.  293,  467,  470 

Färöer  •  Rinne  483 

Fäulnisbakterien  184 

Fahrwasser- Rinnen,  Anordnung  der  19 

Fair  Island  482 

Fais  161 

Fajüm  613 

Falklandsinseln  250 

Fan^o  211,  214,  261 

Farö  499 

Farquhar- Inseln  538 
Farschangut  267 
Faxe  164 

Faxettengeschiehe  206,  295,  456 

Fsziesänderuug  214 

Faxiesfossilien  519 

Fecamp  486 

Fehmarn  -Belt  488,  536 

Feilaka  540 

Feldeis  373,  375 

Feldspat  82,  182,  222 

Felix,  Joh.  164,  597 

Felsboden  384,  474,  570 

Felsenbein  von  Walen  351 

Felsgerüst  des  Meeresbodens  6—12,  199, 200 

Felsküsten  39—53,  198,  567 

Felsstrand  32,  39—48,  52,  134 

Felswatten  50,  134 

Fennoskandia  479 

Fernando  Noronha  85,  466 

Festländische  Pflanzenreste  218,  228,  260 

Fettausscheidung  des  Planktons  277,  299 

Fettsubstanzen  im  Globigerinentcblamm 

299,  300 
Feuersalpen  398 

Feuerstein  53,  56,  71,  82,  506,  529 
Feuersteiu-Lanxeospitze  509 
Fidschi -Becken  352 

Fidschi -Inseln  161,   169,  240,  316,  322, 

547,  550,  552 
Finckk,  A.  E.  140 
fine  washings  224,  292,  464 
Finist.  re  61 


Autoren-Register 
Finisterre  58 

Finnischer  Meerbusen  205,  312,  490—492, 

497,  502,  512,  613 
Finnische  Schären  6,  44,  491,  497 
Finnland  490,  499 
Fischer,  Ernst  625 
Fischer,  Paul  348 
Fischerbank,  Große  483,  486 
— ,  Kleine  486,  506 

Fischreste  23,  141,  146,  211,  214.  222, 
255,  287,  290,  314,  321,  342,  356,  393, 
405,  423,  514,  565 

Fischsterben,  Große  615 

Fischxähne  290,  321,  342,  356,  423 

Finme,  Golf  von  6 

Fjorde  49,  372,  373,  383 

Fjorde  Grünlands  49,  372,  373,  474—47» 

Fjorde  Norwegens  383,  560,  561,  606 

Flachküste  30,  53,  198 

Flachmeere  383 

Flachsee  5,  6,  15,  16,  28,  74  -  80,  177,  383 

Flacbseeablagernngen  15,  28-217, 405,550 

Flachseeriffe  153,  160-  162,  287 

Flach  Strand  34,  35,  53 

Fladengrund  483 

Flagellaten  285—289 

Flandrische  Küste  61,  485 

Flaschenposten  482 

Flechtenerosion  an  Kalkküeten  401 

Fleckenriffe  160-162 

Flint,  I.  M.  312  -332,  358,  610 
j  Flores  544,  546 
!  Flores-Se«  545 

Florida  16,  17,  72,  129—132,  179,  188, 
184, 187, 189,259,  466, 467,  559,  577,599 

Florida,  Kap  259 

Florida-Keys  140 
,  Florida-Riffe  130,  259,  601 
j  Florida-Straße  17,  250 
|  Florida-Strom  16,  17,  250,  259,  385,  389 

Florideen  176,  213,  556 

Flugsand  am  Strande  37,  53,  54,  61,  64 

Flußbarren  123 

Flnßdetrituu  105,  140 

Flußeis  382 

Flußgesch  welle  116-119 
Flußgrundeis  377 

Flußmündungen  19,  72,  73,  100,  105,  129, 

132,  134,  140,  591 
— ,  Ertrunkene  73,  108,  270 
I  -.  Verschleppte  116 


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Sach-,  Ort»-  und  Autoren-Register 


653 


Flufl-  Schichtung  124 
Flnßtöler,  Submarine  487—490 
Flußtrübe  105,  140,  292,  472,  540 
FluBtra  509 

Flutbrandung  117-119 
Fiatgehöls  129—132 
Flutgrenze  in  Ästuaren  116 
Flutrinne  19,  115 

Fintstrom  19,  73,  74,  103,  115,  581 

Flysch  265 

Föhnwinde  373 

Föbr  562 

Föhrden  514 

Folin,  L.  de  10,  579 

Folkestone  7 

Foraminiferen  84,  85,  98,  106,  140,  155, 
157,  159,  164,  181,  182,207-209,213, 
214,  220,  221,  225,  226,  229,  233—235, 
239,  240,  243,  249,  251,  252,  257,  268, 
262,  265,  267,  268,  277,  278,  282—284, 
289,  291,  309,  311,313,315,  321,  356, 
356,  362,  387,  396,  410,  411,  437,  451, 
466,  471,  478,  474,  528,  532 

— ,  Agglutinierende  235,  267,  291,  315, 
321,  356,  362 

— ,  Benthoniscbe  84,  85,  207—209,  213, 
214,  220,  221,  225,  226,  243,  257,  267, 
289,  3 !  5, 32 1 , 355, 456, 47 1 ,  4  73, 474,  528 

— ,  Pelagische  209,  220,  221,  239,  240, 
243,  249,  257,  277,  278,  282-284,  315$, 
321,  355,  356,  862,  5187,  396,  411,  437, 
451,  456,  528 

— ,  Planktonische  209,  220,  221,  239,  240, 
243,  249,  257,  277,  278,  282—284,  313, 
321,  355,  356,  362,  387,  396,411,  437, 
451,  456,  528 

Foraminiferensande  84,  85 

Foraminiferensandstein  157 

Foraminiferenschlamme,  Benthogene  528 

Foraminiferensteinkerne  241— 243,245,251, 
605 

Förch,  C.  589,  608 

Forchhammer,  G.  66,  98,  112,  205,  235, 

611,  576,  585,  604,  622 
Forchheimer,  Ph.  583 
foreset  beds  in  Deltas  124 
Forest  beds  508 
Formentera  576 

Fortpflanzung,  Ungeschlechtliche,  der 

Korallen  139 
Foslie,  M.  603 


Fosse  centrale  8 

Fossilisierung  148,  163—176 

Fouque,  F.  294,  608 
j  Fowey- Felsen  16 
i  Fragilaria  863,  364,  532 

„Framu  471 
j  St.  Francisco  83 

Fransenriffe  148—153 

Franz  Josephsland  375,  441,  474 

Französische  Küsten  5,  20,  72,  459,  560, 
563,  575,  576 

Französische  Südküste  575,  591 

Französische  Westküste  563,  576 

Frech,  Fr.  591,  593 
I  Frederikshavn  59 
j  Freundsihaftslnseln  547,  551 

Fricker,  K.  381,  611 

Friedensburg,  F.  557,  626 

„Friedhof14  483 

Friedrichstadt  5U4 

Friesische  Küsten  19 
;  Friesland  564 
|  Frio,  Kap  466 

,  Frische  Nehrung  70,  72,  87,  95,  511 
Fritsch,  K.  von  85,  601 
Früh,  J.  61,  391,  612 
Fucaceen  58,  133,  134,  389 
Fuchs,  Th.  262-265,  267,  315,  606,607, 
609 

Fucoideen  58,  133,  134,  389 
Fucus  47,  58,  133,  134,  235,  389,  390, 
393,  394,  532,  555,  556 

—  Bänke  390 

I  —  amylaceus  556 

—  serratus  47,  134,  393 

—  vesiculosus  47,  235,  389,  394,  555 
Funafuti -Atoll  140,  147,  155—160,  169, 

171-176,  462 
Fundy-Bai  18,  30,  50,  91,  92,  117,  118, 

134,  198,  199,  486,  591 
FUnen  536 

Fungia  136,  159,  547 
Furcellaria  fastigiata  555 
Füre*  628 

Futterer,  K.  219,  581 
G. 

Gabbro  296 
Gabun  467,  620 
Gadeceau,  E.  585 
Gädtke  75-77 


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654 


Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


Gaeta  85 
Gagel,  C.  611 
Gail,  Carl  H.  606 
Gaillard,  D.  D.  33,  583 
Gaimard  146 

Galäpagos  218,  221,  358,  385,  54",  550 
Galaxea  159 
Galeus  349 

Galle,  Korallenriff  von  143 
Galway  85 

Gambia-Mündung  203,  620 
Gammarus  90,  519,  522 
Ganges- Delta  122,  124 
Ganges-Münduog  115,  118,  120 
Garbseider  Bach  86 

Gardiner,  J.  8tanley   143,  156,  158, 
164,  176,  200,  317,  318,  539,  593,  594 
Garonne  118 
Gasauftreibung  5 
GascogDe  66 

Gasentwicklung  aus  Deltasedimenten 

124—128 
Gaspe-  Bucht  55 
—  Halbinsel  197 

Gartropoden  164,  167,  315,  356,  519 
„Gaußu  21,  24,  27,  85,  101,221,223,225, 
246,  282,  283,  288,  290,  293,  296-299, 
301,  302,  304  -308,  313,  319  -  322, 
326,  331,  338,  361,  362,  364—366,  369, 
379,  380,  386,  387,  392,  393,  405,  407, 
409-412,  420,  422,  424,  425,  431—436, 
437  -  439,  442—445,  458,  524,  534, 
539,  614 
Gauß-Berg  617 

„Gazelle"  24,  246,  250,  299,  302,  304  -  308, 

338,  411,  412,  419,  422,  426,  432 
Gazellehafen  392 
Gazert,  H.  300 

Gebbing,  J.  20,  169,  298,  300,  302,  309, 

326,  338,  367,  418,  609 
Gebel  Hammäm  Müsa  598 
Gebirgsküsten  44 
Gebroken  Eilanden  231,  232 
Geer,  Gerard  de  458,  459,  489«  498, 

499,  618 
Geer,  Sten  de  479,  620 
Gebne,  H.  132 

Gehobene  Riffe  149,  150,  164,  165,169—171  | 
Gebörknochen  320,  342,  350  -  352 
Geikie,  James  6 

Geinitz,  Eugen  61,  480,  488,  500,  505,  ! 
584,  620,  621 


Gekritzte  Geschiebe  225,  379,  440,  456 
Gelberdegebiete  240 
Gelber  Fluß  240,  552 
Gelbes  Meer  240,  552 
Gellerbaken  511 
|  Geuthe,  8.540,  541,  591,  624 
Genua  261.  559 
Geologische  Zeiten  5 
Georgia  17,  250 
Geosynkliualen  417 
Geosyuklinal-Sedimente  264 
Gephyreen  146 
Geraldton  538 

Geriille  3,  54,  56,  60,  63,  64,  71,  101,  214, 

324,  384,  394,  607,  626 
—  von  Bimsstein  324 

 Molluskenschalen  384 

Geröllstrand  214 
Geröllstrandwall  101 

Geschiebe  4,  10,  18,  82,  204—206,  211,  613 
Gescbiebemergel  4,  18,  49,  52,  53,  55,  82, 

83,  86,  91,  98, 204, 295, 402, 497, 607, 613 
I  Geschiebewanderang  an  Küsten  115 
Gettysburg-Bank  15,  200 
Gezeiten  30,  41,  42,    50,    52,    81,  86, 

114-119,  197—200,  508,630,591,610 
Gezeitenbänke  199 
I  Gezeitenbarren  115,  199 
Gezeitenflüsse  119 
Gezeiten  kanäle  120,  141 
Gezeitenkolke  18,  199 
Gezeitenrinnen  18,  562 
Gczeitenspalten  371 
Gezeitenschraubungen  371 
Gezeitenströme  7,  18,  60,  52,  71,  73,  74, 

114-119,  141,  148,  164,  178,  197—200, 

208,  279,  366,  371,  383,  386,401,  409, 

450,  456,  457,  483,  485,  486,  490,  493, 

52»,  531,  540,  562,  580 
Gezeitenstrom -Messungen  Uber  tiefem 

Wasser  200 
Gezeitenwald  129-132 
Gezeitenzoue  134,  164,  179 
Gewinnung  der  Grundproben  20,  432,  433 
Gibraltar,  Straße  von  559 
Gibraltarstrom  17 
Gibson,  D.  345,  603 
Gigartina  mamillosa  556 
Gilbert- Inseln  547 
8.  Giovanni  in  Pelago  214 
GipfelhöhenkonsUnzdermudlumps  125, 126 
Gips  194-197,  238,  600 


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Sach-,  Orte-  und  Autoren-Register 


655 


Gipsdünen  196 
Girl  107  ' 
Gironde  74,  563 
Girschner,  N.  95,  589 
Girvanella  193 
Glasgow  338,  556 

Glaukonit  23,  202,  219,  221,  228-231, 
233,  235,  239,  241-256,  263,  309,  310, 
423,  426, 446, 451, 465,  527, 546, 550, 605 

Glaukonit- Analysen  242 

Glaukonitisierung  222 

Glaukonitsande  s.  Grünsande 

Glaukonitsand  der  Kreide  7 

Glaukonitische  Sedimente  4,  27,  28, 
241—256,  455,  467,  577,  578 

Glaukonitsandstein  506 

Glaukuuitsteinkerne  241—243,  245 

Glawnitz  76 

Glazialerosion  377 

Glaziales  Ausräumungsgebiet  491,  492 
Glaziales  Aufschiittungsgebiet  491 
Glaziales  Zungeubecken  498 
Glaziale  Übertiefung  560 
Glazialforraen,  Negative  491 
— ,  Positive  491 

Glazialgeschiebe  4,  10,  18,  82,  204—206, 
225,  273,  294  -296,  328,  329,  348,  366, 
376,  377,  379,  381,  452,  456,  483,  500, 
503,  510 

Glasialmarine  Sedimente  20,  27,  218, 
222  -  225,  239,  312,  361,  366,  378,  386, 
438,  439,  448,  457,  469,  473,  540 

Glazialrelikte  513 

Glazialsande,  Nordeuropäiscbe  527 

Gleichgewicht,  Biologisches  3 

Gletschereis,  Eigenschaften  374 

Gletscher  Grönlands  370—375 

Gletschermilch  223,  475,  479 

Gletscherschlamm  165 

Gletscherschrammen  9,  18 

Glimmer  82 

Glimmerschiefer  10 

Globicepbalus  351 

Globigerinen  23,  168,  226,  227,  235,  241, 
257,  277,  279,  317,  337,  887,  398,  406, 
407,  409,  411,  437,  528,  550 

Globigerina  aequilateralis  283 
bulloides  221,  278,  283,  471 

—  conglobata  282,  283 

—  cretacea  283 

—  digitata  282,  283 


Globigerina  dubia  282,  283 

—  Dutertrei  283,  284,  362,  437 

—  inflata  283 

—  paehyderma  283,  284,  362,  487,  471 

—  rubra  282,  283 

—  sactulifera  281-283 
Globigerina  ooze  281—313 
Globigerinen-Kalk  299 
Globigerinenschlamm  20,  25—28,  200,  201, 

204,  218,  220,  223,  226,  228—231,  233, 
246,  258,  259,  261,  277,  281-313,  315, 
319,  324,  330,  331,  339,  340,  345, 
352  -  354,  358,  368,  385,386,392,396, 
403,  405,  407,  409—411,414,416,422, 
423,  425,  426,  428,  431,  483  -  439, 
441—443,  445—448,  451^53,  466, 
458,  461,  462,  464,467,468—470,518, 
537-540,  545,  549—552,  564,  625 

Globigerinenschlamm,  Phosphoritisierter 
252 

Glowe  512 

Glycera  519 

Gneis*  10,  492 

Gockel,  A.  86 
I  Godbavn  476 

Goebel,  Adolph  110,  590 

Gönner,  O.  599 

Götzinger,  G.  39,  46,  401 
|  Goifurfehendu  318 

Gold  brasse  215 

Goldenes  Tor  199 

Gold  im  Kustensand  88,  84,  577 

Gold  im  Heerwasser  266,  581,  582 

Goldlippenperlauster  571 

Goldaaode  577 

Goldseifen  84,  577 

Goldwäscherei  84 

Golf  du  Lion  112-114 

Golf  von  Aden  537,  575 

 Bengalen  221,  292,  386,  399,  462, 

538,  539 

 Biscaya  11,  37,  295,  452 

 Bristol  486 

 Fiume  6 

 Guinea  385,  567,  576,  593,  595 

 Kalifornien  117,  196,  240,  568,569 

 Mexiko  260,  265,  569 

 Neapel  3,  83,  86,  211—215,  261, 

432,  571 

 Panama  547,  551,  569 

 Smyrna  574 


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65»; 


Sach-,  Ort«-  und  Autoren-Register 


Golf  von  Suez  U2,  181 
Golfkraut  890 

Golfstrom  18,  63,  204,  205,  215,  350,  368, 
376,  384,  385,  389,  398,  414,  437,  455, 
456,  466,  474,  480,  560,  614—616 

Gomontia  147 

Goniastraea  143,  159 

—  seychellensis  143 

Goniolithon  strictum  140 

Goodchild,  H.  H.  506,  622 

Gorgonia  593 

Gorgoniden  467,  547,  593 

Gotenburg  511 

Gotland  42,  45,  491,  493,  499,  502,  510, 

513,  529,  534,  584 
Gotlandbänke  492 
Gotlandtief  491,  531 
Gotska  Sandü  499 
Grabowski,  H.  323 
Grabau,  Am.  W.  122 
Grabenbrüche  542 
Gracilaria  lichenoides  556 
Gradmaun,  R.  44,  402,  584 
Gräben,  Tiefsee-  548 
Gräber,  Submarine  505 
Gräsd  509 

Grahamland  225,  469 
Gran,  H.  H.  187,  561,  600 
Granat  82,  83,  95,  182 
Granatsande  82,  &},  95 
Gran  Canaria  183,  199,  427 
Grande  26 

Grand  Greve  55,  197 
Grancllare  236 
Granellen  2  ȟ 
Granit  8,  10,  492 
Granitische  Ganggesteine  9 
Grauitzerort  501 
GrauuHt  10 
Graptolithen  287,  288 
Grauer  Schlick  26 

Grauer  Ton  225,  226,  457,  469—471,528, 

549,  550 
Gravier,  Ch.  593,  594,  819 
Greeff,  R.  627 
green  mud  24 1  -  256 
green  sand  241 — 256 
Greifswald  90,  107,  511 
Greifswalder  Oie  500 
Greiner  345 

Grewingk,  C.  312,  509,  613 


Griechischer  Archipel  264,  558 
Griesbach,  H.  561,  627 
Grimshaw,  J  W.  585 
Gris  Nez,  Kap  7 

Grönland  49,  63,  225,  293,  370—373, 
377—379,  389,  437,  441,  467,  470,  474, 
479,  564,  615 

Grünlandsee  360 

Grönländisches  Inlandeis  470,  474—479 

Grönsund  488 

Große  Perlenbank  569 

Großkaibungen  371 

Groß- Nicobar  223 

Groß  Tjuters  205 

Grube  „Anna"  577 

Grünalgen  168 

Grünsande  27,  28,   218,  241—256,  451, 

455,  462,  550,  625 
Grünsand  der  Kreide  7 
Grüner  Schlick,  Grünschlick  27,  28,  218, 

241-256,  328,  446,  451,  455,  550,  625 
Grundeis,  Fluviatiles  377 
— ,  Marines  382,  481,  517 
Grundfische  393,  526 
Grundmoräne  4,  18,  49,  52,  53,  55,  82,  83, 

204,  224,  366,  370,  374,  379,  380,  506 
Grundnetzfischerei  244 
Grundproben.  Allgemeines  über  20 
Grundproben-Gewinnung  20,  432,  433 
Grundproben-Kartcn  21 
Grundideen  15,  244 
GruudstrOmuugen  494,  526 
Grundwasser,  Marines  261,  263,  33",  435 
Grundwasserquellen  am  Strande  85 
Grundwasserspiegel  87 
Grundwasser.Submarin  austretendes  272,488 
Guam  169 
Guano  176,  197 
Guardafui,  Kap  203 
Guatemala  325 
Guayanas  240 

Gümbel,  W.  von  24,  221,  242,  243,  245, 
246,  287,  298  -300,  322,  338,  344,  347, 
419,  524,  527,  528,  603,  605,  610,  623 

Günther,  A.  349 

Günther,  8.  592 

Gürich,  G.  83 

Guerin-Ganivet,  J.  603 

Guibourtia  copalifera  578 

Gniuea,  Golf  von  385,  567,  576,  593,  595 

Guinea- Küste  37,  116,  567 


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Sach-,  Orte-  und  Autoren-Register 


657 


Guinea- Strom  886 
Guldborgaund  488 
Gulliver  30 
Gun  Cay  16 

Guppy  138,  153,  155,  162,  596 

Guten  Hoffnung,  Kap  der  250,  252,  253 

Gyrolilhen  265 

H. 

Haacke,  W.  625 
Haan,  de  61 

Haeckel,  E.  235,  357,  358,  610 
Haecker,  V.  364 
Hafen  133 

Hagen,  Q.  34,  74,  75,  80,  81,  108,586,58 
Hague,  J.  D.  197 
Haffe  74 

Hagmeier,  A.  563,  627 
Hahn,  F.  F.  273,  608 
Haifa  179,  180 
Haifische  181 

Haifischiähne  320,  342,  348—350.  352, 

358,  -455,  456 
Haingsisi  30,  177,  341 
Haioing  117 
Haken  72—74,  100 
Halimeda  140,  159,  160,  168,  176 

—  Kalke  176 

—  opuntia  140,  168 

—  Sand  160,  176 
Haliotis  571 
Halligan,  G.  160 
Halmaheira  544 

Halmaheira-Meer  230,  231,  233,  545 
Halmyrogene  Komponente  20, 23, 180— 
447 

—  Sedimente  180—197 
Halobios  22 
Halopappus  287 
Halustasen  396 
Halskov  488 
Hambantota  82 
Hamburg  106 
Hambruch,  Paul  598 
Handlot  199 
Hangtschou  117 
„Hans  Egede"  373 
Haploops- Gemeinschaft  521 

—  tubicola  521 
Happisburgh  508 
Härder,  Paul  441,  617 
Harmattan  203,  392 

Andres,  Geologie  des  Meert»bodeni.  II. 


Harris,  C.  D.  179 

Harrison,  J.  B.  325,  609 

Harter  Grund  11  - 13,  18,  199, 200,  456,  541 

Hartmann,  G.  52,  584 

Hartmeyer,  R.  619,  628 

Haßhagen  107 

Haswell  265 

Hastigerina  pelagica  284 

Hatteras,  Kap  248 

„Hauch"  524 

Hauptnratrom  488 

Hausen,  H.  492,  499,  621 

Ha  vre  486,  564 

havstock  53 

Hawaii  - Inseln  160,  317,  332,  384,  547 
head  of  the  passes  122 
Heard- Insel  293,  387 
Hebriden  6,  9,  10,  246,  294 
Hebungen  160,  170,  195,  225,  256,  490 
— ,  Rasche  170,  195 
Hebungsgebiete  160,  195 
Heidenreicb,  O.  N.  620 
Heijst  103 

Heiligendamm  54,  6",  505 
Heilprio  161 

Heilsame  Meeresschlamme  108 — 111 
Heilwirkung  der  Limanschlamme  108 
;  Heim,  Arnold  273,  373,  607 
Heim,  Fritz  429,  616 
Heincke,Fr.215,398,512,  525—527,  612 
Heia  72,  78 
Helder  19 
St  Helena  431 

Helgoland  43,  51,  56,  58,  59,  134,  480, 
485,  512,  525-527,  530,  564,  625 

Helgolander  Rinne  526,  527 
1  Heliodiscus  359 

Heliopora  139,  157,  159,  167 
!     -  coerulea  157,  167 

Heliopora -Riff  157,  159 

Heliosphaera  359 

Heliotropismus  147 

Heiland  374 

Heiland- Hansen,  B.  200.561,602,606, 
627 

Helligdomen  498 
:  Hellmann,  G.  202,  203,  602 

Helmersen,  G.  von  205,  382,  611 

Heimholte,  H.  von  13 
!  Helmholtz'sche  Wellenfläche  14 

Heisingborg  32 

42 


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fin8 


Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


Hemiaulus  269 

Hemipelagische  Sedimente  26, 27, 217—273, 
282.  831,  467.  468.  538.  546.  550.  fi25 
Hemipristis  349,  359 
Hemsley,  W.  B.  389,  612 
Hensen,  V.  391 
Herbivore  Schnecken  5L4 
Herdman,  W.  A.  693 
Heringsdorf  95. 
Hennit- Krabben  ül4 
Herrn os  574 
Hernösand  191 
Herold  588 
Herrmann,  E.  6112 
Herzmuscheln  217,  512 
Hess  von  Wichdorff  555 
Heteropoden  23,  284^  313j  8Ü  321 
Heyking  621 
Hickson,  S.  591 
Hiddenso'  498 

Hilgard,  E.  W.  125,  127,  591 
Hill,  William  164,  591 
Himanthalia  lorea  41 
Hinterindien  130,  462,  538^  561 
Hinterpommern  75—77,  511 
Hippolyte  securifrons  515 
Hippospongia  equina  55fl 
Hjeltnaren  592 

Hjort,  J.  226^  2951  iMi  ^  ^ 

Hoangbo  240.  552 

Hoborgbank  4^  492,  499,  502^  530 

Hoburgen- Klint  45 

Hochland,  Insel  295 

Hochsee- Inseln  31 

—  Tiere  64 

Hochstetter,  F.  von  83 
Hochstrand  65 

Högbom,  A.  G.  88—90,  163.  165.  166. 

168.  169.  298.  2l>9,  587,  588,  51LZ 
Höhinngen  in  Riffen  145—147,  IM 
Hörnes,  R.  6ÜI 
Hoff,  K.  E.  A.  von  2ÖÜ 
Hohe  Inseln  547,  548. 
Holländische  Küste  57,  66,  88,  103,  106, 

504.  507,  563,  572.  625 
Holosiderite  330,  332 
Holothurien  146!  26L  287,  410,  595 
Holstbank  491 
Holstein  325 

Holsteinische  Ostseeküste  511 
Holzgerölle  63^  64 


Holtmayer  628 

Homothermie  in  Mittelmeeren  416,  541 

Honfleur  7_4 

Hongkong  227 

Hoofden  ihi 

Hooker,  J.  360 

Hopewell,  Kap  41 

Hormus  569 

— ,  Straße  von  54Q,  569 

Horn,  E.  273,  549. 

Horn,  Kap  468 

Hornblende  221,  414. 

Hornblendeandesit  329 

Home  294,  312 

Hornkorallen  4(17 

Hornspongien  235 

Horste,  Tektonische  542 

Howe,  H.  A.  140,  593 

Hubert,  Henry  586 

Hudson  360 

Hudson- Bai  204,  499 

—  Furche  291 
Hübbe  193 
Hufvudskär  192 
Hugli  117,  118 
Huinbermündung  5118. 
Humboldt,  AI.  von  390,  518. 
Humus  aus  Seegräsern  59 
Hunde  Islands  474 
llundertfadenlinie  246. 
Hunnius,  A.  628 

Hunt  83 
— ,  A.  R.  15,  80 
— ,  E.  B.  fiül 
Hunter,  J.  Fred.  601 
Hurds  Deep  8 
Huron-See  613 
Hurrioane- Bänke  L51 
Husum  562,  564 
Hyaena  spelaea  äüü 
Hyalea  258,  314. 
Hydra  Lot  432 

Hydrobia  10JL  270,  27_L  496^  509,  529 

—  caspia  270,  211 

—  ulvae  50^  529. 

—  ventrosa  529 
Hydrocorallinen  139 
Hydroidpolypen  209,  340,  39L  594 
Hydrophora  152 

Hydrozoen  168,  176^  456 
Hygroskopizität  S*)^  524,  534—536 


Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


659 


Hyperoodon  351 

—  rostratus  351 
Hyperstbenandesit  323 
Hypersthengneiß  422 

L 

Iberische  Halbinsel  58,  461 
Ibiza  525 
Idothea  522 
Tie  de  Bas  215 

—  du  Prince  020. 

—  d'Yeu  111 

Ilha  do  Principe  Ö2Ü 
I  mm  ermann,  F.  Mi 
Indien  292,  316,  455 
Indische  Deltaflüsse  121 
Indische  Küste  82 

Indischer  0«an  21,  103,  150,  160,  221, 
223.  248,  257.  282.  283,  287,  290,  291, 
296.  301.  313.  316,  319,  321,  322,  332. 
334.  340.  349—352,  357,  869,  368,  38«, 
392,  399.  407,  408.  420.  426.  436.  451. 
454, 458, 46 1 , 469, 537  — 554, 568, 608, 6 1 9 

„Ingolf"  226,  293,  878,  470,  548. 

Ingvarson,  Fr.  012 

Inlandeis,  Antarktisches  206,  223,  225, 
372.  -113 

— ,  Grönländisches  370—873 

— ,  Nordeuropäisches  4Hfi 

Innenmoränen  206,  380 

Inselbildung  5,  9_L  12J,  125-128,  130. 
135.  376.  378.  546 

—  durch  Eisberge  376,  318 
Inselbögen,  Ostasiatische  548. 
Inselbrücken  316. 

Insel  kränze,  Vulkanische  204 
Inseln,  Ostfriesische  13 
— ,  Ozeanische  41,  220,  323_,  387,  =120 
— ,  Schwimmende  204,  388,  389 
— ,  Tropische  141 

— ,  Vulkanische  IM,  152,  204,  238,  244, 

387,  420 
Insolation  143. 

Interkontinentale  Mittelmeere  228 
„Investigator"  234 
Irischer  Riesenhirsch  508 
Irische  See  255 

Irland  8 -10.  61,  216.  294. 389.  462.463. 558 
Irländischer  Schelf  296 
Irländisches  Moos  550 
Iroise,  Plateau  der  432 


Irrawaddy- Mündung  115,  120 
I  Irvine,  R.  103,  193,  255,  274,  312,  339, 

347.  448,  590,  000,  003.  605.  609.  610, 

613.  618 
Ischia  83 
ishafsmergel  510 

Island   10j  63,  226,  293,  378,  37»,  382- 
441,  467.  470.  512 
|  — Färöer- Rücken  227,  462 
I  Isocardia  cor  515 

Isoplankten  391 
,'  Istrien  39,  214,  558,  515 

Italien  563 

Itivdliarsuk-  Eisstrom  476,  478 
J. 

Jade,  Jadebusen  19,  103,  106, 480,  505,  521 

Jaffa  512 

St.  Jago  559. 

Jagorlyk  13 

Jahresschichtung  458 

Jakobshavn  4Z5 

Jamaika  325 

Jangtse  116,  III 

Jan  Mayen  226,  379,  42Ü 

Janthina  64,  314 

Japan  130,  139,  248,  250,  368,  646,  550, 
559,  564,  570 

—Graben  212 

Jasmund  53,  5ÜI 

Jasmnnder  Bodden  512 

Java  83,  199,  323,  332,  542,  546,  556 

Javasee  144,  100,  545,  5J6 

Jegunow,  M.  107,  114. 

Jensen,  Ad.  S.  441,  611 

— ,  P.  Boysen  517,  518,  623 

Jentzsch,  Alfr.  504,  505,  584,  5fifi 

Jerusalem  512 
i  Jervis  Island  191 
j  Jesso  368 

Jodgewinnung  aus  Algen  60,  555—557 

Joggins  Mine  92,  1118 

Johanseu,  A.  C.  383 

St.  John  50,  nill 

 Fluß  591 

i  J ohnson  IIA 

Joly,  J.  460,  461,  464,  465,  618 

Jones,  E.  J.  234,  Olli. 

Jonische  Inseln  104 
I  Jordsand  562 
i  „Joshua  Bates14  332 

42* 


660 


Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


Joubin,  L.  141,  142,  546,  595,  603. 

Joan  Fernandez  332,  Mü 

Judd,  T  W  9,  347,  579,  591 

Jütland  36,  37,  69,  66,  72,  480,  603,  520, 

563.  562 
Juist  504 

Jukes-Browne,  A.  J.  325,  609,  621 
Julien,  A.  96,  97,  5811 
„Jupiter"  S25 
Jupiter  Inlet  259 
Jura  8,  485 

—  des  Boulonnaia  I 
— ,  Oberer  503. 

8t.  Just  2 

K 

Kabel  8,  11,  15,  19,  244,  267,  272,  281, 

451.  452.  52S 
Kabelbrüche  222 
Kabellegen  244.  267.  281 
Kabelreparaturen  11,  451,  452,  525 
Kabel,  Transatlantisches  8,  Ii 
Kabelverletsungen  15. 
Kabeljaue  15 
Kadetrinne  488 
Kadsnra  83 
Känozoikum  9 
Kagoshima  IM 
„Kaiser  Friedrich  III"  4M 
Kaiser  Wilhelm  Ii-Land  365 
Kalben  der  Oletscher  370—373 
Kalbungen  L,  2^,  iL  Or5ße  370,  321 

—  auf  dem  Lande  320 

—  von  unten  370,  374 
Kalema  32 

Kali- Adsorption  24Ü 
Kalifeldspat  244,  3_Lfl 
Kalifornien  195,  15)6,  243,  329,  336,  350 
Kalifornischer  Golf  117,  196,  240 
Kalifornische  Küste  248,  fjfjO,  55fi 
Kalifornischer  Meerbusen  117,  196.  240, 
568.  562 

Kaligewinnung  aus  Seetang  555 — 557 
Kaliglimmer  2A1 
Kalisalze  IM 

Kalkablagerungen,  Detritogene  21111 
Kalkalgen  17,  23,  136,  138—140,  154,  157, 

167.  176—178,  196.  207—209.211—216. 

25»,  260.  525.  558.  593 
Kalkal^enlager  13,  142,  176-178 
Kalkalgenriffe  176—178 


Kalkalgensedimente  176—178,  213. 
Kalkauflösung  39,  45,  113,  219,  228,  23Q, 
30 1 ,  3 1 4 , 40 1  —4 1 9. 435, 438, 450, 530, 6 1 3 
!  Kalkdetritus  137 
Kalkflorideen  116 

Kalkgehalt  der  Tiefseesedimente  27. 

395—419 
1  Kalkhaltige  Tiefseeachlamme  22 
Kalkkonkretionen  23,  99,  231,  ölft 
Kalkkrusten  264 
KalkkUsten  82 
Kalkowsky,  E.  186,  599 
Kalksand  27,  84,  85,  137,  153,  209,  211, 

215.  218.  257,  287.  292 
Kalksandstein  99,  123. 
Kalkschichtung,  Abnorme  439-446,  611 
— ,  Normale  483—439,  442,  444. 
j  Kalkschlick  27,  28,  135,  218,  220,  228, 

230.  257—266,  462,  532 
Kalkscbw&mme  167.  168,  842 
Kalkaiphoneen  126. 

Kalkspat  163-175.  181.  188.  251.  315. 

358,  359.  31)5 
— ,  Autigener  5135 
i  —-Zone  122 

'  Kalkstein  44—46,  184—194,  222 
Kalksteinbildung  184—194 
Kalkutta  [17,  122 
Kalmar  481 
Kalmarsund  492,  499 
Kamerun-Küste  132 
Kam  es  495 
Kamm-Muscheln  164 
Kamtschatka  368. 

Kanal  7,  18,  54,  74,  82,  199,  403,  481, 

482.  485 
Kanäle,  Künstliche  626 
Kanalriffe  149-153 
Kanal  von  Mozambique  532 
Kanaren,  Kanarische  Inseln  15,  85,  199, 

316.  389,  468,  559. 
Kaolin  326 
Kap  Agulhas  4M 

—  Blanco  202,  293 

—  Bjurö  491 

— .  Bojador  202,  243,  293 

—  Breton  10 

—  Cod  l_L  389 

—  Comorin  82,  326 

—  Coromllera  2i 

—  der  Outen  Hoffnung  250,  252,  253. 


Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


661 


Kap  Florida  252 

—  Frio  4M 

—  Gri8  Nez  2 

—  Ouardafui  203 

—  Hatteras  248 

—  Horn  460 

—  Kullen  32 

—  La"  Hague  215 
Kapland  24-1,  250,  252»  2M 
Kapmulde  312.  353,  407,  422,  423,  425, 

433.  443.  408 
Kap  Palmas  292,  385,  386 

—  Santa«  heff  4M 
Kapstadt  206 

Kap  Verde  203,  248 

Kapverden,  Kapverdische  Inaein  196.  201, 

316.  447.  468.  559.  5IÜ 
Kapverdische  Mulde  353,  468 
Karajak-Eisstrom,  Kleiner  314 

—  -Fjord  314 

—  Fjord,  Kleiner  475—478 

—  -Nunatak  475 
Kara-See  412 
Karbon  10,  41,  50.  03 
Karibische  Inseln  2B0,  äfi9 
KaribischeB  Becken  218»  258»  353»  531 

—  Meer  516 

Kariscbe  Pforte  472—474 
Karkelbeck  555 
Karmel  179,  180 
Karolinen  547,  552. 
Karren  an  Kalkkiisten  39»  45 
Karru-Formation  424. 
Karaten,  G.  363,  364,  filü 
Kurst-Küsten  402 
Karstlandschaft,  Submarine  6 
Kaspisches  Meer,  Kaspisee  267,  270.  271, 
.*»  7 ."' 

Kattegat  487,  490,  511»  513—516,  519  — 

521.  530.  534.  562,  563 
Kattwiik  88 
Keeling  Atoll  135,  538. 
Kei  544 
Kei-Graben  54fi 

Kei-Inseln  231,  233,  234»  237,  446,  457, 
546 

Keilhack,  K.  82,  581 
Keil-Inseln  540 
Keller,  C.  46,  137,  559,  502 
Kendall,  P.  F.  315,  600 
Kent,  Grafschaft  äül 


j  Kent,  W.  Saville  136—139,  145i  16J» 
566,  501 
Kephallenia  402. 
Keppel- Bai  566 

Kergaelen  293»  362,  365,  366,  387,  392, 
437 

Kermadec-Graben  352 
|  —  -Inaein  317 
|  Kerry,  Grafschaft  8 

Kertsch,  Halbinsel  216 
|  —  -Strafte  216 

Kesselbrüche  218 

Kesselstein  von  Dampfern  347 

Key-Inseln  17,  132,  140,  179,  L83. 

Keyserling,  Graf  von  382,  611 

Key- West  259,  509 
!  —  West-Oolithe  103 

Kiaer,  Hans  020 

Kiddle  500 
1  Kiefern-Pollenkörner  532 
1  Kiel  325»  510»  513»  561 

Kieler  Bucht  488»  512»  561 

—  Föhrde  510,  536,  020 

—  Hafen  510 
Kielkond  LLL 

Kiese,  Kieslager  18»  26.  52,  55,  56,  65,  60 
Kies-  (Schwefelkies-)  Lagerstätten  111 
Kieselhaltige  Tiefseeschlamme  21 
Kieselorganismen  220,  290—292, 354—3  58 
360  -  368.  470—473 
|  Kieselplankton  iüü 
Kieselsäure,  Kolloidale  305 
Kieselschiefer  358. 

Kieselschwämme  236»  290»  342,  350 
Kieselspongien  236»  290»  342,  350 
Kiesstrand  30 
St.  Kilda  200 

Kimbrische  Halbinsel  75»  516 
!  Kinburn  7Ü 

Kindle,  E.  M.  614 
1  Kishinonye  559,  625 
:  Kiushin  130 
1  Kjellmann,  R.  III 
j  Kjökkenmöddinger  563 
,  Klassifikation  der  Sedimente  21—28 

Klastische  Komponenten  22,  23 

Kleiboden  81,  105 
'  Kleinasien  123,  266,  558»  501 
i  Klement,  C.  175.  5118 

Kliff  3Ä4J^4j^5J^531  64,  66»681I2 
I  Klima,  Arides  HZ 


662 


Sach  ,  Orts-  and  Autoren-Register 


Klima- Änderungen  43(i,  437,  439—442, 444, 

617 

Klimatische  Beeinflussung  der  Sedimen- 
tation 446  -  448 
Klingender  Sand  94—98  ■ 
„Klint"  510^  524,  52Ü 
Klippenbrandnng  32j  33,  533 
Knick  105 
Knigbt,  L  B.  125 
Knochenfische  IM 
Knochenreste  124 
Koch,  L  P.  370,  371,  BIO 
Königsberg  L  Pr.  505 
Koenigsberger,  Job.  ßJil 
Köppen,  W.  6Ü2 

Koert,  W.  56,  64^  99,  214,  525,  584 
Kogia  BAI 

—  breviceps  351 

Kohlenbecken,  Paralische  62,  123 
Kohlendioxyd  im   Meerwasser   U)2,  224, 

404-419 

— ,  Vulkanisches  417 
Koken,  E.  417,  616 
Kolberg  81^  95,  5ÜÜ 
Kolke,  Submarine  488,  489 
Kolloidaler  Ton  211 

Komponenten  der  Sedimente  22—  24,  55 
bis  6=1 

—  des  Untergrundes  4 

— ,  Vulkanische  238—240 
Konglomerat  ltH,  123 
Kongo  117,  204,  222,  388,  427^  461 
 Mündung  222 

Konkordaute  Schichtungen  430  —  446 
Konkretionen  13,  23,  99,  1H),  181,  »188, 

191,  199,  230—238,  250,  264,  271,  273^ 

810.  395,  471,  533,  615 
— ,  Phosphoritische  250 
Konservierung  der  Grundproben  20 
Konsistenz  der  Bodenablagerungen  102 
Konstanz  des  Meeresbodens  2 — 5 
Kontinentalböschungen  9,  204,  211 
Kontinentale  Inseln  541 
Kontinentale  Mineralien  22Jj  223, 239,  296, 

320,  392.  420.  422.  425.  426.  442 
Kontinentale  Sedimente  083 

—  Sedimentkomponenten  28 
Kopal  64,  578 
Kopenhagen  515 
Koprogene  Substanz  530 
Koprolithenschlick  222 


Korallen  17,  23j  181,  208,  2UU,  214,  290, 
310,  315,  340  ,  396.  410.  570,  593 

Korallenbecken  352,  445. 

Koralleninseln  84,  206 

Korallenkalk  40,  146,  147^  150,  160,  463, 
57H 

— ,  Gehobener^  146,  147^  149,  150,  164, 

165,  169—171,  542,  548,  549,  5111 
-,  Gesenkter  150,  151,  171-176,  542 
Korallenmeer  550 

Korallenriffe  84,  1*4— 176,  207,  221,  237, 
257.  287.  317.  318,  4*0.  448,  463,  46U, 
467,  537.  538.  541—544,  546—549 

Korallenriffe,  Seichte  596 

— ,  Tiefe  596 

Knrallenriffkalk,  Gehobener  40,  146,  147, 
149,  150,  164,  165,  169—171,  542,  548, 
591 

|  — ,  Gesenkter  150,  151,  171—176,  542 
Korallenriffkalke,  Mächtige  16Q 
Korallensande  26,  27,  B4,  101,  146.  151. 
152,  171,  176,  183.  218.  450.  541,  546, 
62ä 

Korallenschlicke  26,  27,  135,  152,  218, 

228.  257,  450,  538.  545,  546,  625 
Koralleu,  Tiefsee-  11 
Korallinen-Zone  29 

Korngröße  der  Sedimente  54—  56,  297,  298, 

378.  425 
Korngröfientrennnng  634,  5n2 
Koromandelküste  31 
Korsör  488 
Korund  82 
Korschclt,  E.  621 

Kosmogene  Komponente  22^  23,  329—332, 
01H 

Krabben  131 

Kraemer,  A.  143. 

Kräuselmarken  s.  Wellenfurcben 
!  Krakatau  64,  323—325,  388 

Krant  98,  191 

Kraus,  Gr.  6_12 
I  Krause,  P.  G.  500 

I  Krebse  48,  87,  108,  141,  164,  18^  209, 
211,  214,  215,  287.  290,  405,  513.515. 
518,  519,  521,  530,  561,  565 
:  Kreide  7^  8,  10,  39,  53^  55,  65^  250,  281, 
287,  402.  485,  501,  529,  605 
Kreide,  Obere  8,  53,  65 
-  Grünsand  7,  250 
Kreislauf  der  Meerwassersalze  130 


Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


663 


Kreta  264,  550 
KreuzBchicbtung  64,  180 
Kriechspuren  91,  92 
Krim  267,  212 
Krithe  producta  205 

Kristalline  Schiefer  221,  239,  268,  273,  I 
294,  420,  423.  421 

Krokodile  124 

Krüger,  W.  586,  500 

Krümmel,  O.  11,  15.  18-20.  22.  26-28. 
30,  31,  33,  37,  40,  63,  68-70,  75,  80j 
84,  102j  103,  115,  117,  119,  132,  135, 
180,  183,  187.  197,  199.  201—203.205. 
218,  219,  257.  262.  274.  275.  278.  280.  ' 
313,  319.  388,  352,  361,  368,  385,  386, 
390.  391,  399,  406,  418,  424,  436,  445,  j 
471.  482.  485,  486,  490.  498,  553,  554. 
580,  581,  583.  586,  590,  591,  602,  610, 
611—613,  616,  620,  621,  624,  625 

Krustenriffe  181 

Krustensteine  264,  266,  299,  395 
Kryokonit  331,  370,  374,  474,  476,  477 
Ktypeit  ölül 
Kuckuck,  P.  58,  59. 
Küchenreste,  Steinzeitliche  563 
Kükenthal,  W.  608 
Küppers,  E.  524,  527,  534—536,  623 
Küsten  Kuropas  5 

—  Frankreichs  5,  134 

—  Norddeutschlands  54,  65,  ZU 
— ,  Subtropische  240 
—.Tropische  129-132,  240 
Küstenbänke  M 

Küsteneis  52,  206,  376 
Küstenhaken  72,  73,  112 
Küstenhörner  72,  73,  1 l'2 
Küstenkarren  39,  45,  401 
Küstenmoore  133,  134 
Küstenriffe  140—153,  538,  542,  541 
Küstensande  82—101,  101 
Küstenschutt  54,  56 
Küstenseifen  577 
Küstenstrom  68,  70—82,  303 
Küstenversetzung  56,  68—80,  82,  121,  383. 
585 

Küstenwall  53—68,  73,  102 
Kuhnert,  W.  625 
Kajalnik-Liman  109,  110 
Kullen,  Kap  32 
Knnkur  00 
Kurilen  340.  äfiO 


Kurische  Nehrung  5JL  61,  70,  72,  85—87, 

94,  95,  504,  511,  629,  588 
Kurisches  Haff  577,  508. 
Kurland  492,  5O0 

Kurländisch-littauische  Endmoräne  '498 
Kurrenfischerei  493 
Kuweit  540,  511 

L. 

Laaland  488,  180 
Labrador  52,  310 

Labradorstrom  205,  206,  368,  375,  398, 

615.  610 
Lacroiz  500 
La  Cbaume  58 
Ladronen  160 
Läsö  410,  502 

—  Rinne  487 
Lagena  268 

Laguna  del  Ojo  de  Liebre  195,  100 

Laguneularia  racemosa  120 

Lagunen  74,  112—114,  129,  134.  141,  148, 

154.  155.  159,  162,  163.  165,  195,  W, 

318.  505 
Laguneninseln  547 
Lagunenkanäle  141 
Lagunenschlamm  166,  160 
Lagunensedimente  317.  513 
Lagune  von  Thau  112-114.  219,  220 
La  Hague,  Kap  215 
Laig,  Bai  von  05 
Lakkadiven  500 
Lamellibranchiaten  s.  Bivalven 
Laminaria  47,  51_,  58,  378,  556 
Lamiuarien-Zone  20 
Lamna  349,  350,  455 

—  obliqua  340 

Landbrücke  zwischen  Frankreich  und  Eng- 
land 405 

—  —  Madagaskar  und  Indien  538 
Landferne  Tiefseeablagerungen  21 
Landmollusken,  Verschwemmte  124,  211 

,')27 

Landnahe  Ablagerungen  26 — 217 
Landpflanzen,  Verschwemmte  23,  210 
Landschnecken,  Verechwemmte  124,  214, 

522 
Lands  End  1 
Landsort  492,  400 
Landsorter  Tief  49T,  531 
Landverlust  20 


6K4 


Sach-,  Orts-  and  Autoren- Register 


Landwirbeltiere,  Diluviale  508 
Langeland  488,  489,  532 
Langelandsbelt  532 

Langen beck,  R.  Ufi,  144,  145,  154,  158 

bis  161,  176,  179,  692,  6Ü2 
Langendamm  511 
Langenese  509 
Langeoog  504 
La  Palma  421 
Laplata-Mündung  4M 
Lapparent,  de  öfl 
La&ard  525,  624 
Lasaulx,  A.  von  fi 
Lassar-Cohn  582 
Laterit  8ü 

Lateritgebiete  132,  203,  240,  441 
Laub,  L  filft 
Laufspnren  92 

Laufverlegung  von  Flüssen  120 
Lava,  fiasaltische  LI 
Leba  51 1 

Lebalauf,  Submariner  500. 
Leba-HUndung  75-77 
Lebedintaeff  268,  211 
Lebour,  G.  A.  7,  8,  512 
Leda  pernnla  515 

Lee,  G.  W.  21,  242,  245—247,  254,  257, 
312.  313.  332,  339,  347,  352.  359.  368. 
461.  546,  550.  553.  581.  605,  609,  filfl 

Leguminosen  518 

Lehmann,  P.W.  Paul  76,  128.  586,  ,ju2 

Lehmann,  M.  C.  G.  626 

Leitha-Kalk  164 

Leitmeier,  IL  598 

Lemberg'sche  Reaktion  170,  218  . 

Lemoine,  Paul  8,  10,  519. 

— ,  Mmc  Paul  215,  603. 

Lennier,  G.  480 

Lea  Granges  58. 

Leuchtturme  32,  33 

Leukas  191 

Levantiner  Schwamm  558 
Levinsen,  J.  Chr.  L.  622 
Leydoldt  164 
Lias  8,  393,  455,  615 
Libau  äüii 

Libbey,  W.  jr.  615 
Libysch-arabische  Wüstentafel  511 
Lido  60,  99 
Lidi  72,  13 

Liesegang,  R.  Ed.  19L.  194,  348,  6M 


Lietzow  512 
Ligurien  591 
Ligurischer  Golf  261 
Liimfjord  s.  Limfjord 
Lima  212.  521 

—  loscombii  521 
Limacina  314,  311 

Limane  72,  73,  107—110,  267,  270,  573^ 
576,  590 

Limanschlamm  107—110,  219.  465 

Limburgit  834,  315 

Limfjord  66,  112,  520,  562,  567,  621 

Limnaeen  512. 

Limonit  312,  613 

Linck,  G.  165,  176,  185,  18&  194.  403. 

404.  598.  599.  600,  614 
Lincolnshire  503 
Lindemann,  H.  621 
Lindström,  G.  584 
Linga  569 
Lipari  403,  559 
Li  pansche  Inseln  559 
Liparit-Bimsstein  324,  334,  H36,  403 
Lissabon  84 
Lithüderma  äiiä 
Lithodomus  lithophagus  46 
Lithophyllum  140,  212,  215 

—  Antillarum  140 

—  daedaleum  L4Ü 

—  expansum  212 

Lithothamnium  30,  60,  136,  140,  144,  151 
bis  159,  164,  166,  167,  177,  178,  20B, 
209,  212,  215,  216,  267,  341 

—  ealeareum  215,  216,  558 

—  fruticuloauin  215. 

—  glatiale  111 

—  racemus  212 

—  ramosissimum  164 

—  ramulosum  212 

Lithothamnien-Banke  80,  140,  177,  178, 
215.  213 

—  -Lager  30,  140,  177,  178,  215,  216 

—  -Sandsteine  151 
--Zone  158 

Litoralablagerungen  26-217,   238.  331. 

420.  554.  625 
Litorale  Lebensgemeinschaft  393 
Litoraltorf  60 
Litorina  105,  411 

—  -Fauna  490,  496,  522 

—  litorea  441,  490,  522 


Sach-,  Ort«-  und  Autoren-Register 


665 


Litorina  obtusata  502 

—  rudis  5Ü2 

—  -Senkung  495,  496,  500,  505,  563 

—  -Zeit  490,  510,  511  " 
Lituolidae  ■}2lA  35ü 
Liukiu-Graben  ft-*» 

—  -Rücken  542 
Livomo  55!) 
Ljamtschioa-Bucht  SS 
Loango  Expedition  37 
Lobianco,  8.  214 
Lobophyllum  159 
Loch  Fyne  338,  332 

—  Goil  aaa 

—  Long  332 

—  Strivan  338,  339 
Lodden  615 
Löss  203 

Lössgebiete  240,  447,  552 

Lösung  s.  Auflösung 

Löwenstern,  Freiherr  von  494,  621 

Lobmann,  IL  102,  275,  285—289,  299, 
368,  396—398,  407,  414,  43^  434,  452, 
453,  45' >.  608,  612,  613,  616,  618 

Lohme  49 

Loligo  181 

Lolland  532 

Lomas,  J.  255,  tiO"> 

Lombok  544,  546 

London  563 

— -Ton  350 

Long  Island  22 

Lopholatilus  chamaeleonticeps  315 

Lorenz,  L  R.  519 

St.  Lorenz-Golf  83,  197,  513 

St  Lorenz-Strom  19,  20h,  389.  581 

Loretz  101 

Loslos,  Insel  231,  232 

Lotbiet  129. 

Lotröhren  2Ü 

Lotlisten  12,  129 

Lotungsdichte  422 

Louis-Philipp-Land  177 

Louth,  Grafschaft  2 

Loyalty-Archipel  161,  543 

Lucas,  F.  R.  451,  152 

Santa  Lucia  325 

Lncipara-Inseln  228,  544.  515 

Lucrintr  See  563 

Lübecker  Bucht  89,  488 

Lühe,  M.  621 


Lulea  im 
Lumachellen  521 
Luvküsten  142 
Lozon  44,  147 

Lychnocanium  sigmopodium  356. 
Lyell,  Ch.  80.  91,  127,  280,  ßll 
Lyonsia  arenosa  383 

I 

M. 

Mackenzie,  G.  C.  bhl 

Mackenzie-Flnfi  123 

Macoma  baltica  513,  520,  522 

—  calcarea  520 

—  -Gemeinschaft  520,  522,  523 
Maorocystis  pyrifera  389,  556 
Mactra  »Uiptica  521 

—  triangula  2M 

Madagaskar  116,  134,  221,  244,  353,  424, 
431,  445.  637    539,  556,  567,  576,  578 
Madeira  20!),  379,  451 
Madracis  asperula  208 

—  billana  208 
Madras  31 

Madrepora  136,  143,  152 

—  multiformis  143 
Madreporaria  168,  541 
Madreporenriff  136 
Madura  199,  546,  562 
Mäander,  Submarine  482 
Maeaudrina  136,  139,  141 
Mächtigkeit  der  Sedimente  12,  16,  121  bis 

123^  129,  160,  162,  178^  449—453 
Mähren  502 
maerl  215,  216,  558 

—  mort  215 

—  vif  215 
Ma^ensteine  323 

Magneteisen  65,  82,  95,  182,  243,  322, 330, 
511 

Magneteisensande  83^  95,  577 
Magnetische  Elemente  152 
Maibolt  126 
Maillard,  L.  628 
Maine  ÖS 
Mujo  544 
Majolika  202 
Makassar  546.  571 

—  -Strasse  545 

Malaiischer  Archipel  130,  200,  568 
Malakka  562 
Maiden  Island  IUI 


<>is« 


Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


Malediven  135,  144,  317,  31H.  353,  538 
Mallorta  4M 
Mallotus  villosus  615 
Malmgren,  A.  J.  ülii 
Malta  29«,  349,  350,  45Ü 
Mammut  508 
Manchester-by-tbe-Sea  96 
Manchester,  Mass.  96 
manganese  nodules  338 — 352 
Manganhydroxyde  265,  235 
Manganknollen  s.  Mangankonkretionen 
Mangankonkretionen   23,  200,  221.  231. 

232.  208.  310— 312,  322,  330,  334,  336, 

337,  338-352,  358.  462 
Manganoxyde  199,  250,  4M 
Manganüberzüge  263,  272,  ÜJÜ    312,  339, 

351,  352 
Mango  IM 

Mangrove  120,  121,  129—132,  150,566,507 

—  -Auslern  566.  5K? 
Marais  salants  514 
Marburg  (Lahn)  94. 
Ma  renn  es  563 
Margarita-Iusel  5M 
Margaritifera  cumingi  568 

—  erythraeensis  5ÜI 

—  fucata  56H 

—  margaritifera  5fi7 

—  mazatlanica  568,  569 

—  persica  5ü2 

—  vulgaris  568 
Santa  Maria  325,  3111 
St  Maria  di  Leuca  559 
Marianen  357  ,  541 

—  -Graben  359.  55t 
St.  Marie,  Insel  538 
Marindins  Lump  125 
Marine  Seifen  *4 

Marines  Grundwasser  261,  203,  337,  435 
Maringlaziale  Sedimente  s.  Glazialmarine 

Sedimente 
marin  bas  574 
Marion*Inselu  216 
Markasit  L12 
Marie  215,  55h 
Mariekor  6 1 5 

Marmara-Meer  17,  268,  27_L  \>ht*i  MI 
Marmor  264,  213. 
Marokko  hlil 
Marquesas  162,  552 
Marschboden  8T,  105,  106,  134 


Marschen  505 

Marscherde  105,  IM 

Marseille  559. 

Marshall,  W.  625 

Marshallinseln  135,  140,  144,  547,  552 

Martin,  K.  196,  Ml 

Martinique  323. 

Mar  Törv  M 

mascaret  Iii 

Maskarenen  352,  538 

Massachusetts  564 

Massengesteine  273,  420. 

Massensterben   112,   127,  255,  300,  368, 

398,  415,  561,  575,  614-616 
Maasensterben  von  Plankton  368,  398,  415. 

61« 

Massentod,  Physiologischer  615 
|  Mastigophoren  285 
'  Mauritius  538,  539 
:  -  -Mulde  326,  462 
!  Manry  332 

;  Mawson,  Douglas  176.  593 

I  Mayer,  A.  G.  51  >5 

;  Mayo,  Grafschaft  8 

|  Mc  Intosh,  D.  618 

1  Mc  Robert,  Lady  R.  Workmau  ULMS 

Mecking,  L.  610. 

Mecklenburg  54,  61,  61 

Mecklenburger  Bucht  188 

Meerbälle  60. 
1  Meerdattel  46 

1  Meereis  369,  373,  375—377,  381,  382,  513 
Meerengen  7,  18,  115,  197.  19J> 



Meeresschildkröten  92 
,  Meeresstraften  7,  18,  115,  197,  IM 

Meeresströmungen  7,  15 — 19,  23,  50,  52, 
68,  70  -  82.  114—119,  121,  279,  309, 
365,  376.  384—391,  406,  455,  547,  MI 

Meeresströmungen,  Kalte  541 

Mecrhalde  198 

Meerknödel  Qü 
1  Meersalsgewinnung  573—576 

Meertorfe  60  -  62,  134,  504,  576.  584 
:  Meerwasser,  Zusammensetzung  22,  461 

— ,  Radiumjrehalt  461 
i  Meerwassereis  472, 
I  Meerwassersalze  180,  326 

— ,  Kreislauf  der  180 
j  Meigen,  W.  5M 

Meigen'sche  Reaktion  170,  183,  209,  315 
I  Meinardus,  \V.  GM 


Sach  ,  OrU-  und  Autoren-Register 


♦W7 


Meisenheimer,  J.  622 
Meleagrina  margaritifera  5üi 
Mellneraggen  555 
Melnikowit  112,  211 
Melnikowitgel  211 
Melobesia  III 
Melosineen  430,  532 
Membranipora  216,  äÄl 

—  lapidosa  21fi 

—  reticulum  916 
Meinel  89,  536,  555 
Mensch,  Paläolithischer  483. 
Mentawi-Insein  .Uli 
Mercury-Bay  U 
Mergelschlick  22Z 
Meraey-Mündung  115 
Mesoceua  2fi9 
Mesoplodon  351 

—  cf.  Layardi  351 
Mesopotamien  511 
Mesopotamische  Flüsse  54Q 
Metamorphe  Gesteine  ö 
Meteoritenkügelchen  23,  829—332,  358 
Metia  161,  1£5 

Meunier,  St.  332,  EID 
Mexikanische  OBiküste  564 
Mexikanisches  Becken  2r>8 
Mexiko  5ßü 

Mexiko,  Golf  von  260,  265,  569 
Meyer  5fi2 

Meyn,  L.  65,  95,  98,  589 
Miami  132 

—  -Oolith  183. 

„Michael  Sars"  9,  10,  200,  226,  279,  294, 
295,  312,  368.  434.  435.  445,  452,  456. 
466.  616,  617,  Ü22 

Michel-LJevy  294,  ÜD8. 

Micromelania  caspia  270,  271 

Microspira  desalfnricans  111 

Middelburg  563 

Middendorff  481 

Miesmuschel    4J,  4J^  59,  94,  217,  513. 

514,  565,  567.  513. 
MiesmuschelcQcht  5ÖI 
Mikrofauna  105,  514,  522 
Miliolinen  528 
Miliolinenkalkstein  8 
Millepora  139,  159,  178,  208,  593 
Milleporiden-Riffe  139 
Miller,  Hugh  25 
Millport  310 


Milne,  L  272,  607,  (ül 
Mimikry  139 
Mimosaceen  38!t 
Mindanao  544,  545,  511 
Minen-Bai  AM 

Mineralquellen,  Sabmarine  34 7 

Mineral-Sande  82—84,  21 1 

Minerogene  Komponente  22^  23 

„Minia"  303-308 

Minia-Kuppen  294. 

Miniaturatolle  178 

Miozaen  34JL  504 

Misdroy  5Ü0 

Misool  310,  545 

Mississippi  119—128,  260,  265 

—  -Delta  119—128,  2ßQ 

—  Mündung  260,  564. 

—  -Schlick  235 

M itscherlich  534 

Mittelatlantische  Sohwelle  316,  42U  422. 

426,  427.  AM 
Mittelbank  491,  492,  499,  502,  5M 
Mittelländisches  Meer  s.  Mittelmeer,  Eu- 
ropäisches 
Mittelmeer  216,  268,  453,  457,  5Ü1 
— ,  Amerikanisches  227 ,  251—260.  317, 

536,  537.  558 
— ,  Arktisches  123,  17L.  224,  362,  382, 

471-479,  490 
— ,  Australasiatisches  153,  177.  227  —  238. 

323,  415  -  418.  542—546 
— ,  Europäisches  oder  Romanisches  17,  41,  . 

60^  64,  85,  112-114.  179.  180.  203. 

227,  257,  261— 26G,  286,  317,  359,  558, 

559,  567,  574 
Mittel  meere  42,  218,  220,  225,  264,  395,  541 
— ,  Interkontinentale  228 

—  2.  Ordnung  2M 
Mittelschichten  in  Deltas  124 
Mizen  Head  294 

Modde  219. 
Moder  201 

Modiola  267,  208,  272,  509,  52J_,  5Ü1 

—  barbata  5ßl 

—  margin  ata  267 

—  modiolus  521 

—  phaaeolina  268 
Modiola-Epifauna  521,  522 

—  -Schlamm  268,  212 

Möbius,  K.  140,  383,  393,  512,  513,  531, 
567,  572,  603,  612,  622.  621 


668 


Snch-,  Orts-  nad  Autoren-Register 


Moen  498 

Mörtelfabrikation  572,  518 

Mojsisovics,  E.  von  147,  165,  591 

Molengraaff,  ö.  A.  F.  597,  624 

Mollusken  17,  8£,  98,  100,  114,  124,  139, 
155,  168,  195,  207,  208,  215,222,255, 
259,290,  383,  384,  393,  410,  512,  518,543 

— ,  Pelagische  oder  Planktonische  284, 313, 
317.  451 

— ,  Subfossile  II 

Molukken-Passage  544 

Monaco,  Fürst  von  431 

Monadinen  216 

Moncton,  N.  B.  41,  117,  118 

Monodacna  pontica  2111 

Monsun  194,  203,  383 

Montacuta  509 

Monte  Argentario.  12 

—  Nuovo  5fi& 
Mont  Pele  323 
moorlog  506,  508 
Moorpflanzen  507. 
Morbihan  133 

Mosambik  65,  316,  537,  5IM 

—  -Straße  221 
Moschenitze  6 
Moseley  218 
M  ossel  Bay  25J. 
Mount  Egmont  83 

—  St.  Michel  4M 
Mozambiqne  65,  316,  537.  518 

.  —  -Straße  221 
Mud  201 
mud  201j  219. 
Mudd  530—  533,  535,  536 
mud-holes  2111 
mud  lumpe  124—128 

—  Springs  125. 
Müller,  Fr.  576,  fi28 
Mündungsbanren  116,  H8,  119,  124—128 
Mündungstrichter  19,  100,  103,  U2,  114. 

bis  119 

Mündnngsverscblüsse  73,  IM 
Muggia  564.  514 
Muir-Gletscher  369 
Mull  296 

Mumienbildung  191 

Muntbe.  IL  48L  489.  498.  409.  510.  524. 

532.  533,  620.  622 
Murex  565 
Murman-Sef  481 


Murray,  J.  20,  21,  24,  25,  30,  103,  142. 
153  -155,  193*  206,  218.  219,  222.  226, 
239,  240,  243  -246,  248  -  251.  254  -  257, 
259.  261-263.  267,  271.  274,  277,  280. 
2H1,  290,  295,  2'Jti.  299,  312-314.  316, 
318,  322.  324.  325,  328,  329,  331—334, 
338—341,  347—354,  356  —359,  363, 367 
—369,  381.383.385  -387,  392.  395.  396. 
399.  407,  409.  410.  418,  419,  424,  425, 
435.  436,  446.  448,  452,  453,  455,  456. 
459.  461,  465,  466,  469,  536.  537, 545, 
546,  550.  553,  581.  590.  593.  595, 600, 
604.  605.  607.  609,610,613-615,618, 
619,  624,  625 

Muscheln  46,  47,  48t  51.  57.  98,  101.  164. 
168,  181,  217,  220.  269,  290,  315,  383, 
391.  393,  470,  474,  496,  509,  619,  522, 
536 

— ,  Bohrende  46,  47,  51 
Muschelanhäufnngen  560—567,  512 
Muschelbänke  270 
Muschelbreccien  98,  99,  lül 
Muschelfresser  383,  393 
Muschelgrus  526 
Muschelkalk  485 
Muschelsande  84.  85.  101,  213 
Musenditn-Halbinsel  5411 
musical  sand  94  —  98 

Mya  15,  48,  104,  303,  393,  490,  520,  522, 
512 

—  arenaria  48,  104,  490,  520,  512 

—  truucata  15,  303,  393 
— -Fauna  490 
Myriozoum  truncatum  214 
Mysien  563. 

Mysis  514 

Mytilus  47,  48,  59,  94,  182,  216,  393.  441. 
509,  565,  512 

—  edulis  47,  48,  59,  94,  393,  441,  513* 
522,  567,  512 

—  minimus  216 
Mytilus-Kolonien  182 

Nagasaki-ken  568 

Nansen,  Fr.  225  -  227,  296,  431,  436, 

437.  442.  471-473.  487.  614.  620. 
Nantucket  615. 
Napfschnecke  45,  41 
Narva'sche  Bucht  613 
Nashorn,  Wollhaariges  508 


Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


669 


Nassa  incrassata  52fi 
Nasselaria  291,  357,  359 
Natal  424 

Nathorst,  A.  G.  62»  99 

Natterer,  K.  262,  264,  286,  606»  609 

Naumann  83 

Nautilus  64,  521 

Nazareth-Bank  538 

The  Naze  440 

Neapel  3,  88»  85,  211-214,  215,  261.  482, 

569.  563.  589 
— ,  Golf  von  H,  83,  85,  211—215,  261»  432, 

an 

Nebel  201»  203 
-,  Trockene  203 

Nebenmeere  17,  41,  217j  469-537,  540- 
546,  552 

Negative  Strandverschiebungen  122.  128. 

159.  161,  195 
Negombo  508 

Nehrungen  72—74,  100,  101,  108,  505 

Nektogene  Komponente  22,  23 

Nekton  22 

Nemertinen  519 

Neogen  201 

Neolithikum  503 

Nephelinsyenit  10 

Nephrops  norvegicus  515 

Nephthys  51a. 

Neptunea  Mi 

Nereis  522 

Nereocystis  luetkeana  550 

Neritina  27^  211 

„Nero"  312,  332,  353 

Nerophis  610 

Neu- Amsterdam  381 

Neubildungen  am  Meeresboden  4,  23 

— ,  Chemische  13,  533 

Neubildung  von  Geateinen  3 

Neubraunschweig  50»  92»  198 

Neubritannien  171.  HflJ 

Neue  Hebriden  145,  ITC,  540,  547»  550 

Neuengland  90 

Neuenglandschelf  273,  450 

Neufandland  52»  431 

Neufundlandbank  15,  201»  205»  206,  294, 
319,  329,  375  -  377,  398,  456,  467.  548 

Neu-Guinea  179,  231,  232,  446,  457»  542, 
Ö45  —  547,  .r>tiH 

Neukaledunien  240,  547,  äüü 

Neukuhren  86 


Neumayr,  M.  428 

Neuschottland  236,  431 

Neuseeland  71,  83»  130»  546,  547j  550 

Neusibirische  Inseln  5Z3 

Neustadt  325 

Neustädter  Bucht  530 

Neu-Südwales  84 

Neuwerk  104 

Newcastle  84»  48Ü 
!  New  Cut  1Ü2 
I  New  Jersey  61»  25Q 

Newnham  III 
\  New  Orleans  122»  125 

New  Plymouth  83 

New  red  sandstone  8 

New  York  2JH»  250,  504 

Nezö-Sandstein  54,  55 
!  Nicbols,  IL  W.  208,  602 

Nick,  L.  565,  594 
,  Nickel  im  Meerwasser  2M 
I  Nidden  50 

Niederdeutsches  Becken  480,  501,  502 

Niederländische  Küste  57,  66,  88,  103,  100 

Niederländiscb-Indien  HI 

Niedrige  Inseln  541 

„Niedrige  Inseln"  547»  548 

Niemann,  W.  575,  028 

Nierstrasz,  IL  F.  III 

Niger  115»  120,  292,  401 

Nikobaren  223,  292,  316,  538»  539 

Nil  121,  122.  268.  265 

Nil-Delta  205 

Nimmersatt  555 
I  Ningpo  572 
:  Nippon  504 
1  Niue  146»  161,  109 
|  Niveauunterschiede  II 
|  Niveauverschiebungen  122,  128,  129»  149, 
150.  153—163,  195.  225,  226,  256,  384. 
426  -  429.  436.  437,  439.  440.  442—446, 
473.  509.  542  -  544.  583,  590 

- ,  Negative  122,  128,  159,  160,  161,  170, 
195.  225.  256.  426—429,  436,  4M 

— ,  Positive  9,  16,  129,  135»  149-151, 153 
—  163,  210,  256,  270»  384,  426-429, 
486,  505,  510,  511,  585 

Nizza  Ml 

Noctiluca  209 

nodulea  de  mangan*-se  338—352 

—  jaunes  251 

—  phosphatea  250—266 


670 


Sach-,  Orts-  und  Autoren -Register 


Nöggerath  83 
Noel  4M 

Nördlicher  ÄquatorialHtrum  385 
Nördliches  Eismeer  123.  177,  224,  »62, 

382,  471—479,  4M 
Nordafrikanische  Mulde  353,  4M 
Nordamerika  63,  84,  89,  90,  96,  117,  250, 

379,  490,  556 
— ,  Atlantische  Käst«  8<L  U7,  250,  379, 

564,  526 
— ,  Arktische  Küste  fiü 
— ,  Pazifische  Küste  84,  117,  564 
Nordamerikanisches  Becken  353,  4 RH 
Nordasiatisches  Kontinentalplateau  421 
Nordatlantische  Basaltformation  lü 
Nordatlantiscber  Oiean  9,  11,  IS,  281,  288. 

294  -296.  301.  319.  322.  368.  379.  381, 

385.  390.  398-400.  403.  407.  410.  414. 

434,  441,  442,  445,  451  -  45H,  459,  467, 

468,  564,  567.  608,  614,  617,  623 
Norddeutsche  Küsten  54,  üä 
Norddeutschland  47H 
Nordenskjöld,  Otto  331,  4M 
Norderney  5Ü4 
Nord  friesische  Inseln  504 
Nordmeer,  Europäisches  «der  Norwegisches 

225—227,  273,  296,  43L  436,  44L,  457, 

469—471,  482,  Ü23 
Nordmeer-Expedition,  Norwegische  2211 
Nordostseekanal  626. 
Nordperd  501 
'Nordpolargebiet  224. 
Nordquarken  41Ü 

Nordsee  3,  7,  15,  18,  19,  34,  35,  57—60, 
ß:L  6L  74,  98,  101,  103—107,  201,  215, 
317,  383.  393.  479—487,  503-509,  512 
—514,  520,  521^  523—  530,  532,  534— 
536,  564,  567,  572,  578.585,  621.626 

Nordseeschelf  15,  483-  486,  493 

Nordseewatten  18,  103-107 

Nordsibirischer  Schelf  2U4 

Nordstrand  562 

Norfolk  5Ü8 

Norfolk  Insel  317,  552 

Norite  83 

Normale  Parallelschicbtung  430 
—  Schichtung  der  Tiefsee  4M 
Normandie  47,  54,  55,  556 
Norrland  4M 

Norwegen  47,  226,  389,  437,  470,  474,  48JL 
4S2,  55Ü,  5Ü0,  573.  «06,  615 


Norwegischer  Eisstrom  480,  483 
Norwegische  Fjorde  383,  560,  561,  fiÖÜ 
I  Norwegische  Küsten  47,  889.  530 

—  Rinne  22L  482, 486,  487, 491,  528,  532 
Norwegisches  Gebirge  221 

!  Norwegisches  Nordmeer  225—227, 273, 296, 
436,  441.  457.  469-471.  518.  528.  623 
Nosy  Braha  538 
„Novara"  83 

Nowaja  Semlja  375,  389,  472,  474,  481 
Nucula  *sulcata  515 

—  tenuis  51H 

Nnlliporen  100,  158,  166j  176, 208, 215, 2UI 
Nummaliniden  385 
•  Nummulitengesteine  8,  10 
NunaUkker  380. 
Nyborg-Fjord  522 

O. 

Oahu  155 

Oberer  See  89,  588 

Obermoranen  206 

Obi  Major  545 
j  Obrutschew,  W.  A.  5M 

Ochsenius,  C.  388,  612 

Ocypoda  146 
!  Oddende  562 
.  Oden,  Sven  582 

Oderhank  493,  495,  496,  500,  5_0_L 
j  Oderbucht  495,  426 

Oderbaff,  Postglaziales  496 

Oderlauf,  Submariner  500.  501 

Odessa  267 

Öland  41)9,  501,  502,  510,  52Ä 
Olands  Südragrond  ■IM 
ÖBel  110,  111,  499,  590 
offshore  bar  53 
Ogilvie,  M.  163 
Ojo  de  Liebre  125 
Okayama-ken  564 
Oktokorallen  167,  IM 
Oktopoden  615 
Oligotherme  Tiere  262 
Oligoz&n  98.  197.  250.  512 
Olivin  428 
Olivinfels  422 
Olivingabbro  9 
Olivinsand  83 
Ombi-majo  544 
Omüsund  488,  489 
Omura  5fifi 


Sach-,  Orts-  and  Autoren-Register 


671 


Onken,  Albin  619 
Onoba  striata  509 

i 

Ontariu  94 

OnUrio-See  614. 

Ooidbeutel  12Q 

Ooide  23,  1  BD  —  1 04 

Oolith-&hnlichei  Gestein  Sä 

Oolithe  22,  23,  180—194,  347,  '^2i  447, 

577.  599.  601 
— ,  Subfossile  lßÜ 
Üolithsande  181  -  183 
Oostersohelde  115 
ooze  219 

Opalakelette  356,  35Z 
Ophioglypha  albida  519,  52Ü 

—  Sarsi  515,  52J 

—  texturata  nlü 
Opbiopholis  aculeata  514,  ä21 
Optait  in 

Ophiuriden  267,  268,  410,  514,  5JH 

Orbiceila  159 

Orbital  bewegung  31^  33 

Orbulina  universa  281-283,  ili 

Oregon  «3,  84 

Oregon- Küste  33 

Organische  Kalkbildung  184,  191—193 

—  Substanz  in  Sedimenten  20,  212 
Organogene  Komponenten  22,  23 
Orientierung  bei  Nebel  1 
Orinoco  240,  385,  4ÜI 
Orkney-Inseln  482 

Orleans,  Hersog  von  470,  412 
Orne  IIB. 

Orth  ^  2,  4J  5,  481,  524,  527,  579,  523  J 
Orthoklas  254,  310 

Ortmann,  A.  65,  143,  144,  161,  ,162,  596 
Ostafrikanische  Küsten  13_L  140,  148,  22[, 

244  ,  310.  316,  324.  341.  383.  387,  388. 

537,  538.  528. 
Ostchinesische  Meere  240 
Ostende  565 
Ostenfeld,  C.  H,  626 
Osterinael  340 
Osterschwelle  551 
Ostfriesische  Inseln  57,  III 
Ostfriesische  Küste  74 
Ostgrönlandstrom  315 
Ostindien  455 
Ostpreußen  50,  52,  64,  394 
Ostracoden  220,  268,  285,  290,  315,  32h  : 

356 


Oetrea  an gu lata  563 

—  borealis  564 

—  canariensis  560 

—  cocblear  563 

—  edulis  393,  560,  563 

—  lurida  5Jü 

—  virgineana  5ft4 
Ostreobiom  142 
Ostroumov  216,  211 

Ostsee  3,  30,  35,  4^  49,  50,  55,  56,  59, 
60,  67,  70,  72—75,  77^  81,  83,  85 
bis  87,  89,  95,  97,  103,  201,  204,  205, 
250.  312.  325.  376.  383,  399,  402.  403. 
417,  453,  479  482,  487-502.  609— 
524.  528  -536,  555,  562,  563,  567,  577^ 
588.  613 

—  -Kalk  509 
Ostseeprovinzen  101 
Ostwald,  Wolfgang  277,  liOfi 
Otolithen  209,  222,  290,  315,  356,  405 
Otranto  559. 

Otschakow  73 

Otto,  Th.  66,  67,  69,  71,  76-80,  585. 
586,  621 

Ozean,  Antarktischer  340,  360,  372,  375, 
379.  382.  383.  386,  399,  408—410,  414, 
434,  438 

—.Atlantischer  9,  21,  67,  83,  142,  202^ 

241.  246.  257.  275.  276,  281,283,291. 
294—296,  301,  304  -  309,  316,  319.  140, 
353,  357.  359,  378.  389,  392,  39*5  —  400, 
403,  407,  408,  410,  411,  413,  414,  420, 
421.  426.  427,  434.  436.  449,  452,  165 
bis  469,  471,  553,  554,  619 

— ,  Indischer  21,  103,  150,  160,  22L  223, 
248,  257,  282.  283,  287,  290,  291,  296. 
301,  318,  316,  319.  321,  322.  332,  334, 
340.  349—352,  357,  359,  368, 388,  322, 
399.  407.  408.  420.  426,  436.  451,  454. 
458.  461.  469,  537—554,  568,  608,  610 

— ,  Pazifischer  oder  Stiller  2J_,  196,  218, 

242.  248,  257,  272,  273.  301,310,  312, 
313.  316.  318.  319.  321.  324,  329,  330. 
332.  333.  335.  340—342,  348—352,  356 
bis  359.  365,  368. 374,  395, 399,  408, 434. 
436.  445,  451,  454,  456,  545  —554,  568, 
BIO 

Ozeanische  Inseln  41,  220,  323,  387,  420 
Oxydation  am  Meeresboden  221* 
Oxyrhina  349,  350 

—  crassa  350 


«72 


Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


Oxyrbina  bastilis  349,  550 

—  trigonodon  349 
Oxyrurus  311 

p. 

Packeis  224,  284,  360,  »65,  375,  386,  409, 

436.  440,  412 
Packeiskante  223 

Päase  des  Mississippi  Delta  IJ9,  120,  125 

bis  128 
Pago  525 
Paläozoikum  9 
Palästina  609 

Palagonit  239,  322,  334  -  338,  342.  551 

—  -Tuff  335,  33fi 
Palau-Inseln  84,  547'  . 
Paleozaen  102  ' 
Palermo  395 

Palk-8traße  82,  162,  176,  231 
Palma,  Bucht  von  -103 
Palmas,  Kap  292,  385,  3gfi 
Palmer,  IL  R.  68,  505 
Palmnicken  70,  51i> 
Palninickener  Bank  öÜÜ 
Paludestrina  stagnalis  509 
Palndina  vivipara  526 
Panama  242,  568,  511 
-,Golf  von  547,  551,  5öS 

—  -Kanal  Ü2ü 
Pauaria  552 
Pandalua  borealis  515 
Pansch,  Adolf  393. 
Pantopelta  icosapsis  3  ■">('> 
Papua-Golf  568 

Pari  4Ü7 

Paracarthia  granii  561 

Paralische  Kohlenbecken  und  -flöze62, 123 

Parenzo  45 

Partsch,  L  402,  613 
Passarge,  S.  38,  54,  80,  583,  58Ö  * 
Passate  70,  142,  2111  -  203,  322,  825,  392. 
441 

Passatstaub  201—203,  322,  441 
Passe  ä  TOutre  125 

Passes  des  Mississippi-Delta  1 19,  120,  125 

bis  128 
Patagonien  332,  35Q 
Patella  45,  41 
-  vulgata  47 
patch  reefs  161 
Paukenbein  von  Walen  551 


Paulcke,  W.  lü2 

St  Pauls-Felsen  w-a** 

Paumotus  144,  151,  165,  169,  176,  317, 

359,  547,  552 
Pazifische  Koralleninseln  183,  191 

—  Küste  Nordamerikas  84,  Iii 
Pazifischer  Ozean  21,  196,  218,  242,  248, 

257.  272,  273.  301,  310,  312,  313,316, 
318,  Hl 9.  321,  324,  329.  330.  332.  338. 
335,340—342,348—352.  356  -  359.  365. 
308,  374,  395,  391»,  40«,  434^  436,  445, 
451,  454,  456,  545  -  554  ,  619 
Peach,  B.  N.  9,  18,  294— 296,  312,  580. 
609 

Peake,  K.  E.  258,  310^  407,  451-453, 

459,  605,  6119 
Pearl  Fishery  Camps  569 
Pechuel-Lösche  31 
Pecten  212,  441 

—  islaudiius  441 

—  septemradiatus  521 

—  vi  treu  s  521 
Pectunculus  pilosus  403 
Pedras  PretA«  Point  48 
Peine,  Job.  üüU 
Pelagische  Ablagerungen  26 

—  Riffe  161 
Pelagit  343 

Pelagopbycus  porra  557 
Pelagosit  180,  599 
Pell  worin  5Ji2 
Pelusium  628 

Penck,  Albr.   74,  103,  115^  llöj  119, 
1 20,  149.  161,  162,  198,  19»,  219,  377, 
45h,  586,  tili 
- ,  W.  6JE 

Pennatula  phosphorea  515 
Pennatuliden  5 1 9 
Pentlandstrafie  482 
Peree-Rock  43 
Perez-Cabrero  516 
Peressips  72,  73,  101 
Pergens  2H> 
Peridineen  269,  276,  289 
Perier,  L.  519 
Perlas-Inseln  569 
Perlen  217,  ?>HT-fi79 
Perlenaustern  568,  625 
Perlenbänke  217,  625,  628 
Perlenfischern  541,  625 
Perlewitz  548 


Sach-,  Orts-  and  Autoren- Register 


673 


Perl-Insel  tm 

—  -Küste  569 
Perlmuscheln  540,  625 
Perlmutter  567—572 
Pernambuco  48,  IM 

—  Riff  4fi 
Perechke  107 

Persischer  Golf  oder  Meerbasen  121,  203, 

540,  541,  567  -  560,  Ü2ö 
Peru-Strom  141,  ^  541 
Per vinquiere,  L.  10,  580 
PeUloconchus  1 73 

—  nigricans  Hfl 

Petersen,  C.  G.  Joh.  515—524. 580.  562. 

567.  622.  623.  621 
Petitcodiac-Flufl  UL  U£ 
Petrijew  1111 
Petroleum  [12,  300,  575,  609 
Petterssen,  K.  5S4 
Pettersson  223,  365,  386 
Pettersson'sche  Eisscbmelzstrüme  223.  365, 

367,  386,  409,  43« 
Pfahlaustern  564 
Pfahlmuscheln  567,  513. 
Pfefferkuchenkrankheit  der  Austern  565 
Pferdeschwamm  558. 
Pfingstinsel  151 

Pflansen,  Benthoniscbe  275.  517,  5J_tl 

— .Pelagische  267—269,  275^  285  -  289, 

360  —368,  470—473 
— ,  Planktonische  267—269,  275,  285-289, 

360—368,  470-473 

—  als  Transport  Vermittler  393  —  395 

—  als  Triftkörper  3üä 

Pflanzenreste  58—64,  123,  12£,  204,  218, 
228,  260.  267—269,  275,  286—289, 
360-  368, 388,  393.  -  395, 470—473.  496, 
517,  älü 

— ,  Festländische  218,  228,  260,  300,  388, 

Phaeocystis  27Ji 
Phaeodarien  277,  357,  364. 
Philipp,  IL  am 

Philippi,  E.  21,  24,  25,  27,  98,  141,  165, 
169.  170.  206,  '207,  209—211,  218,  220, 
222,  224  226,  243—246,  24»* —  251,  254 
bis  256,  260—262,  290,  296,  300,  302, 
303.  314,  316.  347,  348.  359.  361, 863, 
365.  366.  369.  375.  379—381,  383, 
bis  387.  392.  396.  405.  407,  409,  410. 
414,  416,  420—422,  424,  427^  428,  431 
Andrer.  Geologie  de«  Meeresboden*.  II. 


bis  446,  454—456,  458,  459,  466,  469, 
472,  524,  534.  537  .  540.  581.  582.  585. 
598.  602,  603,  ÜO'J,  611,  612,  61»',,  617, 
610 

Philippinen  227,  248,  357,  545,  546,  511 

—  -Bucht  Ü52 

—  -Graben  273,  549,  550 
Philippsen,  IL  64,  509,  585,  321 
Philippson,  A.  53,  54,  68,  585,  607, 

628 

Phillipsit  312,  332-338.  358,  465 
J  PhlegrMische  Felder  563 
Phoca  393 

Phocaena  communis  2111 
Pholas  crispata  51 1 

—  parva  üM 
Phoronis  265 

—  australis  265 

phosphatic  concretions  250  —  256 
Phosphatschichten  von  Carolina  3511 
Phosphor  llü 

Phosphorit  4,  176^  243,  250  -  256,  259.310. 

350.  451.  455 
Phosphoritknollen  oder  -  konkretionen  4, 

250-  256.  259,  310,  350,  451,  455,  467, 

600,  615 
Physeteriden  351 

Physiologischer  Flllungskalk  iftft—  ifti 

—  Cbersättigungskalk  lBfi 
Phytoflagellaten  210 
Phytoplankton  276,  285  -  289.  :162  -  366 
Piccard,  Eng.  F.  602 

|  Pigeon  Key  1Ü1 
I  pilae  marinae  6il 
1  Pillau  81,  505 

Pilz,  R.  84 

Pilze  L4£ 

Pilzfelsenbildung  4Jj  42 
Pilzkorallen  541 
Pinguine  392,  393 
Pinna  IM 

Pinus  silvestris-Pollen  5Ü2 

Pipe-rocks  r>H7 

Pipettaria  fusaria  356 
1  Pirano  574 

Piratenküste  541,  569 
!  Pirie,  J.  H.  iL  224,  225,  312,  365,  469, 
603,  604 

Pisidium  496 

Pitcairn-Insel  547 
i  Pityusen  575 

43 


674 


Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


Plagioklas  254 
Plaka  101 

„Planet"  431*  549,  614 

Planktogene  Komponente  22,  23,  25,  112 

Plankton  22,  25,  112.  127.  140,  142,  183, 
207,  226,  227,  255,  257,  26»,  274—280, 
282—291 ,  362-  366  .  368  ,  385  -  387, 
396—400,  405,  408,  411*  413,  415.  417, 
419,  453,  404,  530,  515 

Plankton,  Kalkschaliges  -28« 

— ,  Kieselschaliges  356-  358,  362—366 

— ,  Nyktipelagisches  312 

— ,  Tropisches  593 

—  -Expedition  390,  391,  326 
Planktonfresser  4Ü7_ 
Planorbis  525 

Plantagenet-Grund  498,  500,  501 
Platania,  G.  584 
Plate,  L.  143,  595 
Platen  103. 

Platin  in  Küstensanden  SÜ 
Plattfische  20^  393 
Plesiosaurier  393. 
Plenrosigma  532. 
Plexaura  593 
Plexanrella  593 
Plinias  fi2ä 

Plioxaen  84*  270,  349,  350^  352,  454,  456, 

508,  543,  591,  fiül 
Plougasnou-Primel  61 
Pluvialperiode  437 
Plymouth  8 
Po  121—123,  211 
— Mündung  212 
Pocillopora  136,  158 
„Podbielski,  von"  288^  414,  434*  616 
Point  Concepcion  329,  336 
--  Hashi  537 
„Pola"  214,  262,  264*  265 
Polare  Vereisung  454,  455 
Polargebiete  49*  52 
Polle  560,  561*  606 
Pollenkörner  von  Kiefern  532 
Polychaeten  522 
Polynesien  568 
Polytrema  157*  159 
„Pommerania"  523 
Pommern  511,  528 
Pommerscbe  Endmoräne  äüü 

—  Küste  58,  06,  69,  70,  92,  9H,  95,  116, 
492,  502 


Pontosphaera  277,  285,  286*        [i97*  453 

—  Hnxleyi  277,  286^  396,  392 

Pontus  216,  218,  263,  266—272,  578*  802 
Popoff,  B.  599 
Poppen,  Harm  5BÜ 
Porcupine-Bank  8,  9,  296. 
Porenkorallen  547 

Porites  84,  ^6,  188,  140*»  142— 145,  157* 
542 

;  —  lutea  143 

—  -Riff  157*  159 
(  Pororoca  112 

I  Porsild  615 
Port  Denison  136,  158 
Portland  7,  485 
Portlandia  arctica  452 
Porto  Rico  140 

—  Seguro  LüÜ 
Port  Tewfik  132 
Portugal  84,  246,  250^  522 
Portugiesische  Austern  563 

—  Küste  223 
Posadowsky-Bucbt  325 
„Poseidon"  Mi -Raa 
Posidonia  oceanica  60 

Positive  Niveau-  oder  Strandverschiebungen 

128,  129,  149-151,  153-163 
Possession  Bay  332 

Postglarial  440,  441,  456—459,  496,  505* 

510,  511,  513,  613,  612 
Posthörnchen  64 
Potamogetonaceen  512 
;  Poti  262 

Potonie,  IL  51,  58—63,  91,  111*  126* 
127,  134,  506,  584.  585.  588,  592.  612 
Potsdam-Sandstein  94 
Potwal  äüil 

Pourtali  s,  L.  F.  von  241* 250,  259» fiflk 

—  -Plateau  17,  269,  264 
!  Poxxuoli  83,  fiä 

.  Präcambriutn  492 
!  Praehistorica,  Submarine  511,  512 
!  Praesent,  iL  403,  575*  613,  628. 
!  Prager,  H.  602 
!  Preil  82 
Prerow  77*  511 

—  -Bank  498^  512 
Prestel  104,  505,  527*  622 
Priele  69*  IM 

i  Prinx  Eduard-Inseln  216,  293,  387,  573 
Probstei  511 


.  Sach-,  Ort«-  und  Autoren-Register 


«75 


Proetel  80 
Prorer  Wiek  500 
Protozoen  235 
Providencia-Riff  538 
Psainmobia  faeroeensis  521 
Psammocora  159 
Pseudoplankton  23 
PBeudoplexaura  523 
Psilomelan  342 

Pteropoden  28,  207,  209^  210,  22^  26^ 

261,  262,  265,  277,  284.  80».  312. 314. 

821.  862.  896.  399,  405.  456. 
Pteropodenschlamm  26—28,  229,  257,  258, 

261.  284,  313—318,4^4^468,  537, 

539.  552.  554,  625 
pteropod  ooze  318 — 318 
Pterotrachea  31S 
Pümpgrund  52ü 
Puget-Sund  83 
Pullen,  Kapitän  539. 
Pullenia  281—283,  Sil 

—  obliqnilocnlata  281-283 
Pulvinulina  281—284,  362 

—  canariensia  284,  362 

—  crasaa  2H4 

—  Menardii  281,  282,  284. 

—  Mirhelioiana  281,  283,  2ü4 

—  tumida  28^  283 
„Punschkessel  des  Teufels"  515 
Purpura  565 

Purpurrose  594. 
Pygmäen-Fauna  391 
Pyreuäen  Ii 

Pyrit  106,  111—114,  237,  243, 268.  211 
Pyritschiefer  III 
Pyrolusit  232,  3_U 

Q- 

Qnarnero  '-314 

Quarz  57^  82,  182,  201.  219.  231.246.249. 

254.  263.  298.  322,  527,  550 
Quebec  19,  43^  55^  5BJ 
Quellen,  Submarine  6,  98,  237,  272,  488  i 
de  Quervain  475 
Qnervainsbafen  415 
Quoy  Ltfi 

R. 

Raben,  E.  399. 
Rabbit  Key  Uli 
Radak-Archipel  335 


Radioaktivität  460-464 

radiolarian  ooie  354 — 360 

Radiolarien  23,  285,  258,  262,  277,  284, 

290,  291,  315,  321,  354—358,  362,  H04, 

399.  470,  472.  53fl 

—  -Schlamm  26  -28,  280,  291,  321,  382, 
352.  354—360,  395,  Ä 451,  46L  462, 
539,  551,  554,  625 

Radium-Anreicherung  der  Eupelagischen 

Sedimente  460—464 
Radium-Gehalt  des  Meerwassers  4Ü1 

—  in  Meeressedimenten  460 — 464,  573 
Raken,  IL  6_L4 

Randmeere  218,  4ü2 
Rangifer  tarandus  äüö 
Rann  von  Catch  IM 
Ras-Abu-Mohammed  513 
Ras  Mubammed  15.Ü 
Ras  Musendim  540 
Ras  Nabend  5üü 
Ras  om  Haye  513 
Rasftol  573 
Rani  IM 

raz  de  maree  117—119 
Reade,  T.  Meilard  18,  fißQ 
Reclus,  Kl.  120,  5fiü 
red  clay  318—354 

—  mud  240,  24J 
Reefkoll-Bank  414. 
Regenfälle  IHj^  143,  4M 
— ,  Ozeanische  400 

— ,  Tropische  4O0 
Regentropfeneindrücke  9^  92,  588 
Re,  Insel  5H4 
Reibisch  622 

Reichenbach,  Freiherr  von  332,  609 
Reid,  Cl.  ÖOj  61,  484,  504,  506,  507,  509 
•    585,  622. 
Reid,  Mrs  622 
Rein  IM 

Reinbold.  Th.  Ö2i 

Reinke,  Job.  493,  512,  62L,  626 

Reinisch  4»? 

Reis,  O.  M.  194,  255,  273,  ßül 
Reliktenfauna  261 

Renard,  A.  F.  2^  24,  25,  30,  207,  218, 
225,  289.  240.  245,  255.  257.  280.  281. 
290,  296.  313.  322.  324.  325,  329,  331 
bis  334.  338.  340.  841,  347.  349,  351, 
354.  356.  357,  365,  367,  386.  395.  418, 
419,  427,  446,  581,  604,  tilü 

43* 


67« 


Sach-,  Orts-  and  Autoren-Register 


Renaud,  J.  512 
Rentier  üÖ8 
Reophaz  nodalosa  281 
residual  clay  312 
Retgers,  J.  W.  82,  586 
Rennion  53M 
Reval  497 
Reversing  fall  591 
Rbabdammina  abyssorum  411 

—  -Ton  226,  471 
Rhabdolithen  279,  287,  2&fi 
Rhabdosphaera  279,  2M1L  288. 

—  claviger  279,  28Ä 
Rhein-Mündung  115 

—  -Hündung,  Alte  4M 
Rhinoceros  tichorhinas  508 
Rhizophora  129—132 

—  Mangle  129,  IM 

—  mncronata  130,  IUI 
Rhizophoretum  mncronatae  130 
Rbizopoden  167,  168 
Rbizosolenia  269,  276,  364 
Rhode  Island  83 
Rhone  12^  123 

—  -Delta  123 
Rhumbler,  L.  107,  590. 
Richwond-Flufi  84 
Richthofen,  F.  von  18,  38,  40.  83.  147, 

391,  583.  593.  612 
Riemeotaug  41 
Riesenhirsch,  Irischer  äÜS 
Riesentange  3M>,  .">5ti,  551 
Rieseutüpfe  44 

Riffe  13,  74,  103,  135-176,  139 
— ,  Ertrunkeue    150,  15_1,  171  —  176,  542 
— ,  Gehobene  40,  146,  147,  149,  150,  164, 
165.  169-171,  537,  54'J,  548,  54»,  597 
Riffbewohner  ^4,  136—140 
Riffdetiitus  132,  145—147 
Riffebenen  141,  158 
Riff- Fauna  251 
Riff- Flora  251 
Riffgrund  199 
Riffhöhlen  145-147,  lüä 
Riffkalke  24,  287j  400,  430,  4511 
—.Mächtige  160 

Riffkorallen  136-189,  166,  207,  810,450, 

593,  524 
Riffplattform  151 
Riffrand  158 
Riffsteinbildung  98 


Rigaer  Meerbusen  312,  401.  498,  500,  512, 
Rimini  85 

Rindenbildungen  auf  Kalksteinen  lüü 

Ringinseln  s.  Atolle 

Ringitseln  2.  Ordnung  lü2 

Ringkjöbiog  520 

Rio  de  la  Plata  25Ü 

Rio  Grande-Rücken  3lGi  ^ 

Rippenquallen  269 

Riscoll-Bank  414 

Rissoa  105,  490,  509,  514 

—  inconspicua  522 

—  membranacea  490,  509. 

—  octona  514  • 

—  striata  502 

Riu  Kiu-Graben  273,  549.  550 

 Rücken  549 

Riviera  4ü 

Rixhüft  72,  73,  502,  511 
Rocas-Inselchen  4üß 
Rochebonne,  Plateau  von  Lü 
Rochelle  5Ü4 
Rochen  181,  3113. 
Rockall- Bank  9,  lfi 

—  -Felsen  9,  10 
Rockallit  9 
Rodewald  534,  535 
Rodrignez  543 

Röhrenwürmer  17,  23,  100,  114,  139,  167j 
176.  178—180,  208—210,  259,260,  264, 
315,  391.  456.  508,  525.  526 

Röm  504,  5Ü2 

Rönne  Bank  205»  49L  493,  498,  501 
Rördatn,  K.  617,  524.  530,  556,  628.  626. 
Rogers  256,  605 
Roller  36,  38 
Rollerzone  38 
Rollhölzer  G4 

Roraancbe-Tiefe  319,  420,  422,  426 — »28, 
442 

Romanisches  Mittelmeer  17,  41,  00,  64,  85, 
112-114.  179.  180.  203,  227.  257.  261 
bis  266,  286,  317,  359,  558,  559,  567, 
514 

Rosalina  268 

Rosenbusch,  H.  384,  599 
Ross,  J.  Cl.  360 
Rossbreiten  288,  413 
Ross-Insel  440 
Rossitten  504 


Sach-,  Orte-  und  Autoren- Register 


B77 


Koteigen  167.  514,  517.  555.  556,  558 

Rotalia  Beccari  528. 

Rotaliden  üäü 

Rot  erdegebiete  240 

Roter  Schlick  siehe  Rotschlick 

—  Tiefseeton  20,  2^  26-28,  230.  246,  275. 
280,  293,  300—302,  318—354,  368,  385, 
H92.  396,  405  -  408.  410,  411.  413-^115, 
422,  423.  431.  433-486.  438.  439,  443, 
445,  451,  464  -  457.  461.  462.  46^  537. 
539.  544,  54H-ä5I,  554,  61»,  618.  Ü25 

Rote  Sedimente  203. 

Rotes  Meer  65,  135»  145,  162,  181,  184, 
194,  203.  227,  317,  399,  541.  542,  55H, 
567,  56H,  515 

Rote  Meere  240,  553 

Rothpietz,  A.  183,  186,  192—194,  599, 
fiül 

Rot  liegendes  583 

Rotschlick  26^  27^  218,  240,  241.  244,  447. 

450,  467,  552,  625 
Rotti  546 
Rottum  10 
RotzikUll  1X1 
Roujoux,  IL  de  432 
Roundstone  Bay  216 
Rovigno  2X1 
Rüden  495,  496.  528 
Rudolph  323 

Rudzki,  M.  P.  3^  117»  583,  5ftl 
Rubel,  E.  129j  502 

Rügen  49,  50^  53—55,  71»  72,  82,  41*1^  4^8, 

500.  501.  510.  512,  Ü2Ü 
RiigenwaldermQnde  85 
Röhl,  A.  102»  589 

Rundhöckerlaodschaft,  Untergetauchte  6, 

373,  483,  492,  423 
Russisches  Neogen  261 
Russische  Tafel  419. 
Rutsch  ungen  51 

,  Submarine  127,  272,  273,  550 
Ryrkmündnng  5X1 

S. 

Saaler  Bodden  51 1 
Sabellaria  alveolata  520 
sable  corallien  251 
Sables  d'Olonne  66 
sable  vert  241—256 
Sägetang  41 

Säugetiere,  Diluviale  7,  483,  508 


Sagas-Bank  401 
Sagasig  1 22 
Sagitta  269 
Sahara  203,  293,  441 
Sal,  Insel  106 
Salawatti-Insel  545. 
Saleyer  228,  514. 
Salina  550 
Salisbury  501 

Salmojraghi,  F.  359,  395,  610 

Salomo-Inseln,  Salonionen  323^  546,  541 

Salomon,  W.  187^  000 

Sal  paussei  ka  400 

Salpen  398,  390 

Salthammer  Odde  54 

Salzausblühungen  auf  Meereis  51Ü 

Salzgärten  197,  447,  573-576,  628 

Salzgehaltsschwankungen  512 

Salzgehaltsunterschiede  11 
[  Salzgewinnung  108^  196»  197,  573—576 

Salzpelit  10Ü 

Salzsee,  Großer  102 
{  Salzstraßen  514 
I  Sambesi-Delta  124 

8amland  50,  52  -  54,  56—58,  61,  65,  70, 
71,  86,  91,  95,  98,  197,  250,  812,  382, 
394,  497.  500,  502.  511.  513.  529,  577, 
588 

Samoa-Inseln  143,  350 
Samojloff,  L  V.  236,  237,  604, 
Samsö-Belt  487,  521 

Sand  2,  1^15^1^52,55,56,66,  80-101, 
104,  197.  200,  520 

—  der  Maas  521 

—  des  Rheins  521 

Sandabsatz  in  der  Flachsee  80—82 

Sandbänke  70,  74—81,  118.  121.  201 

Sandflohkrebs  588 

Sandhaken  72,  ZS 
I  Sandig-tonige  Tiefsee-Ablagerungen  429 
|  Sandkegel  92-94 

Sand-Key  250 

Sandklaffmuschel  104. 

Sandkrabben  14ü 

Sandlager  52»  55 

Sandriffe  34»  65,  74-80.  108 

Sandstein  48 
|  Sandsteinkegel  94»  588,  589 
'  Sandstrand  36,  588 

Sandstrandfauna  51 

Sandtransport  in  der  Flachsee  80—82 


678 


Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


Sandwatten  IM 

Sandwich-Inseln  153,  333,  i6-^  547, 
Sandwurm  104 
Sanford,  Samuel  592 
San  Francisco  83,  513 
San  Francisco-Bucht  199 , 
Sangi  ">44 

Sanidinsand  83,  213 
Sangego  211 
Sansibar  533 
San  Thome  320 
Sapline  143 
„Sapogorets"  2fifi 
Saprolegnien  146. 
Sapropelite  III,  112,  134 
Sardinien  3,  559. 

Sargassokrant  23,  389—391,  393,  4ü2 
8argasso-Meer  389—391,  4Üfi 
Sargasaum  bacciferum  389.,  391 

—  filipendula  391 

—  hystrix  391 

—  ilicifolium  389 

—  latifolium  äMÖ 

—  natans  3111 

—  übtuaatum  iMi 

—  vulgare  389,  391 
Saritscheff,  Kap  lüü 
Sarkau  504 

Sarroatischer  Tegel  231 
Sartorius  von  Walterabausen  334 
Sassnitz  80,  501 

Sauerstoff  im  Meerwasser  224,  300, 400—415 
Saumriffe  148—153,  178,  587,  543 
Savannah  U 
S  axo  576 

Saxonische  Brüche  äül 

Saya  da  Malha-Bänke  200,  538 

Scammons  Lagoon  195 

Scarns  143 

Sceletonemen  222 

Schaan*  53,  54,  22 

Schaare  74—80,  lfiö 

Schade,  IL  194,  ßill 

Schärenlandschaft  6,  491,  492,  497,  ifiö 

— ,  Finnische  4,  6,  49_L  491 

— .  Mittelscbwedische  498 

— ,  Stockholmer  491,  492 

Schaffer,  Fr.  X.  273,  802 

Schalengrus  214,  393 

Schalensande  20" 

Schardja  539 


Scharfer  Grund  50,  312,  402.  403.  533. 613 
Scbarbörn  19 
|  Schatt-al  Arab  120,  121^  540,  50Ü 
Scheduan  194 
Scheide  115 

Schelf  6,  7,  11,  18,  197—217,  238,  240, 

374,  471.  422 
— ,  Antarktischer  206,  324 
— ,  NordBibirischer  471,  422 
— ,  Südamerikanischer  243 
Schelfablagerungen  18,  26,  112,  135,  177. 

197  -  217,431,467,538.542.545.546, 567 
Schelfbünke  2fifi 
Schelfeis  382 

Schelffurchen  8,  2p_L  488,  487—490 
8chelf  Sedimente  18, 26, 112, 135, 177, 192  bis 

217,  431 
Schellfisch  393 
Schemal  Ml 

8chepotieff,  AI.  286,  237^  604 

Schichtoberflächen  13 

Schichtung  3,  64,  66,  98,  124.  153,  183. 

226.  228.  229,  273,  313,  420.  429—446, 

458.  423 
— ,  Abnorme  439—446,  452 
— ,  Normale  439_ 
— ,  überzählige  213 
— ,  ünterzählige  223 

—  in  der  Flachsee  429,  430. 

—  in  der  Tiefaee  431—446 
Schiermonnikoog  lü 
Schiffer-Insel  54Z 
Schildkröten  124,  135 
Schilfinsel,  Schwimmende  204. 
Scbilfturf  535. 

Schiller,  J.  287,  fiüfi 

Schirlitz,  P.  83.  261.  531 

Schirmriffe  142 

Schlagkegel  295 

Schlamm  2,  11^  14,  20,  219 

Schlämmethode  24,  534 

Schlamm fresser  299,  513 

Schlammröhren,  Bachroannsche  432 

Schlammsprudel  125,  123 

Schlammstrand  134 

Schlammvulkane  125,  126,  432 

Schlangensterne  267,  268,  410,  514,  519 
|  Scbleimünde  483 

Schleppnetzfischerei  493,  5M,  "08,  532 
I  Schleswig-holsteinische   Nordaeeküste  74, 
504.  562.  572.  523 


Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


♦i  7  9 


Schlicke  26,  1Ü1--112,  129— 135,  212 
Sohl  ick  fressende  Tiere  221 
Schlickkrebs  IM 
Schlicksande  Lüü 
Schlicktone  105 
Schlickwatten  Uli. 
Schliff-Zone  4Z 
Schmale  Heide  12 

Schmelck,  L.  225,  226,  431,  436,  441, 

469,  471.  478,  fiüi 
Schinelzwasserströme  866,  886,  409,  4M 
8cbmidt,  K.  175,.  598 
— ,  Oskar  46 

Schnecken  47,  107,  168,  18L  208,  214,  290, 

396.  514.  525.  565. 
— ,  Carnivora  565 
— ,  Herbivore  514,  525 
Schnelligkeit  der  Sedimentation  449  -  463 
Schönheydebank  497* 
Schollen  393 

Schoner.  458,  492,  302,  510,  329 
Schorre  3Ü 
Scböstak  628 

Schott,  G.  15,  16,  85.  199.  200.  202.  244T 
318.  352,  366,  368,  408,  410,  m,  46^ 
47t,  493,  540,  541^  548,  553,  583,  602, 
603,  608.  609.  624,  62h 

Schotter  18 

Schottland  6,  9,  10,  15,  18,  96,  294,  2^5, 
»10.  339.  437,  327,  556,  564.  5üü 

Schrägschichtung  66,  67,  124,  147,  480,  481 

Schrammangen  durch  Eisberge  oder  Treib- 
eis 52,  374,  376,  378 

Schratten  Ü12 

Schrei  bereit  33Ö. 

Schreibkreide  TT,  82,  185^  281,  606,  529 
Schröder  van  der  Kolk  527 
Schacht,  F.  105,  106,  5ilü 
Schübeier,  F.  C.  389  ^ 
Schütte,  IL  ä9_l 
Schuttschichten  in  Deltas  124 
Schulpe  Oat  19 
Schnitze,  Max  85 
8chnltz-Orund  489 
Schulz,  Br.  619 

Schulze,  Franz  Eilhard  235—237,  604. 
Schutthalden  49 
Schwager,  A.  344,  598 
Schwämme  siehe  Spongien 
Schwammfischereigründe  625 
Schwammnadeln  209,235, 256, 358—362, 426 


Schwarz,  E.  iL  L.  236,  424,  428,  605.  616 
Schwarze  Linie  der  Korallenskelette  UW,  113 
Schwarzes  Meer  17^  72,  107—111,  216, 

218.  263,  266-272,  457,  468.  536,  561, 

590.  606.  ßfll 
Schwarze  Meere.  Fossile  607 
„Schwarzes  Wasser"  362 
Schwarzort  hl 

Schwebefortsätze  des  Planktons  277-279 
Schweden  6,  32,  165,  468,  480,  492,  499 
Schwedische  8chärenlandschaft  6,  491,  492, 
4iW 

!  Schwefel,  Freier  —  in  Sedimenten  114 
!  Schwefelbakterien  108—111,  114,  231 
8chwefeleiBen  23,  28,  105—114,  218,  219, 

221,  229.   231—233,   246,   269,  573, 

390 

'  — ,  Wasserhaltiges  390 
Schwefeleisenreiche  Schlicke  28,  105 — 114, 
229.  513 

Schwefelkies  221,  231,  233,  245,  533 
:  Schwefelkieskonkretionen  231,  238 
{  Schwefel kreislaaf  113 
I  Schwefelwasserstoff  201^  219,  266,  269, 
317.  518,  531,  öüi 

Schweinfurth  194 
I  Schwelle,  Mittclatlantische  316 
|  Schwellen,  Submarine  666 
i  Schwermetallanreicberung     in  Mangan- 
knollen 346—348 
I  Schwerspatkonkretionen  234 — 238 
:  Schwimmende  Inseln  204.  ,-wn,  889 

Sciacca  569 

Seiattaroni  211 

Scilly-Jnseln  41 

Scoglio  Oronghera  39 

—  Rover»  45 
Scolttbus-Röbren  87-91 
Scoresby,  W.  36Ü 
Scoresby-Sund  »TO 

!  „8cotiau  224,  226^  864,  365,  461 
Scrobicularia  alba  260 

—  piperata  496,  512 
Scyphospbaera  285 
Sebastian  Vizcaino  196 

;  Secca  della  Gajola  212 
j  Secca  di  Benda  Palummo  211 — 214 
Sedimentationsverhinderung  12—19,  260, 

280.  295.  384.  456.  452 
j  8edimentationsverlang9amnng384. 451. 456. 

431 


660 


Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


Sedimentgesteine  21,  23,  24,  28 
8eebälle  ßü 
Seegatten  IM 

Seegras  5^  60,  133—  1  »5,  144,  181,  214, 

517,  532,  555,  550 
Seegraa-Schlicke  IM 
Seegras- Wiesen  132  —  1JU 
Seehunde  302.  323 
Seebundsmist  393 

Seeigel  47,  48,  107,  138,  139,  141.  146, 
171,  207,  209,  210,  220,  241,  243.  254, 
282,  289,  315.  391),  470.  514.  515,  526,  528. 

-  ,  Bohrende  47,  48,  Uli 

—»Reguläre  LÜH 

Seeigelstaebeln  107,  171,  243,  282,  289,  315. 

8eekarten  1-3,  12,  18,  142,  544 

Seeknödel  60 

Seeland  164,  482 

Seen  33.  34 

Seenadeln  tüli 

Seepocken  45^  41 

Seepocke,  Gekerbte  11 

- ,  Gemeine  41 

8eesalinen  197,  513-516 

Seesalze  194—197,  573  -57« 

Seesterne  1H9,  141,  214,  215j  565. 

Seesand  L5_ 

Seetang  181,  555—557 
Seevögel  314 
Seewolf  303 
Seezunge  393 

Seichtwasserablagerungen  26,    177.  204, 

231.  384 
Seichtwasserbrandung  33^38. 
Seichtwassersedimente  26, 177, 204,  231,  384 
Seidlitz,  Vf.  von  101,  5üh 
Seifen,  Marine  84 
Seine  *U7,  118 

Seine-  Hank  15, 199,  209— 21 1.  260,  379, 45Ü 

Seine-Bucht  Z4. 

„Selanik"  211 

Setnon  141 

Semper  84,  138,  153 

Senarmont,  de  IUI 

Senegambien  202,  203,  248 

Senkungen  9,  16,  135,  149—151,  153—163, 

210,  486.  505,  510,  511 
— ,  Jugendliche  9,  210. 
— ,  Prähistorische  506 
Senkungsgebiete  135 
Senon  65,  506 


Sepia  officinalis  64 

Sepienschulpe  23. 

Ser  Abu  Nair  569 

Sergius  Orata  563 

Seriatopora  159 
|  Sermiarsut-Gletscher  476 
;  Serroilik-Eisstrom  426 
!  Serpentin  84,  428 

|  Serpula  23,  100,  114,  167,  176,  178—180, 
208—210.  259,  260,  204,  316,  508, 
525,  526 

Serpula- Kalke  IIS 

Serpula-Riffe  178—180,  208 

serpuline-reefs  208 

Serpnlit-BAtolleu  178,  119 

Servola  514 

Sessiles  ßenthos  256,  259,  340 
Sethodiscus  phacoides  356 
Severn  HZ 

Seychellen  200,  359,  538,  532 

Shaler,  N.  S.  133.  592. 

8harks-Bai  568,  628 
1  Sharples,  S.  P.  269,  606 
I  Shaw,  E.  W.  125-129.  522 

Sheldon,  J.  Di.  Arms  191,  600 

«hell  Sands  2111  * 

Shetland-Inseln  467,  482,  521 

Shima  568 

Siau  580 

Sibirien*  63,  84,  513 
Sibirische  Nordkiiste  63 
Sibirischer  Schelf  225,  411 
Sibirische  Ströme  472 

—  Treibhölzer  389. 

„Siboga"   177,  227  -234.  310.  811,  353, 
354,  415.  417,  542  -  546.  514 

Siboga  Rücken  545 
i  Siderastraea  159 
!  —  'radians  593,  595 

—  siileres  .i95 
Sideromelan  334,  335 
Sidney-Herbert-Snnd  440 
Sidorenko  107,  110 
Siebmethode  24 

;  Sierra  Leone  3)0,  620 
I  Silberberg,  L.  109 

Silberkule  483 

Silicoflagcllaten  291 

Silliman  108 

silt  210 

Silur  42, 45,  165,  294,  493,  502, 510,  529,  613. 


Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


681 


Silverpit  483 

Simonelli,  V.  183,  529 

Simrisbamn  öfi 

Simroth,  H.  566,  622 

Sinai-Halbinsel  44,  13L  138,  145,  160,  558, 

573,  598,  im 
Singapore  324 
Singender  Strand  06 
Binging  beach  96 
sioging  Band  94 — 98 
Sing»  509 

Sinkgeschwindigkeit  ron  rianktonsehalen 

277,  278 

Sinter  in  Riffkalken  147,  163,  ]M 
Siphoneen  176,  192 
Siphonosphaera  patinaria  357 

—  social  is  352 
Sipnnculiden  146 
Sizilien  262,  559 
Skagen  36,  66,  72,  511 

8kagerrak  417,  467,  489,  490,  503,  513, 

515,  516,  518,  521.  530,  531—533 
Skandinavien  90,  564 
Skandinavische  Diluvialsande  521 
Skeats,  E.  W.  169—171,  175,  598 
Skelett  der  Riffkorallen  163 
Skelettsammler  398,  399 
Skye  296 
slab  219 

Slelmorlie-Bank  339 
Sluiter  144,  162,  59fi 
Smäland  502 
Small  Point  90 
Smyrna  559 
— ,  Golf  von  524 
8myth  12 

Soecknick,  K.  86,  581 
Sog,  Sogstrom  35—37,  67,  68,  75,  79,  201^ 
383,  531 

Sokolow,  N.  73,  110,  270,  586,  590 
Sokotra  310 

Solger,  Fr.  75,  95,  580 
Sollas,  W.  J.  160,  176,  595 
Solnhofener  Plattenkalke  616 
Somaliküste  142,  203,  353,  531 
Sombrerit  126 
8ombrero-Key  176,  259 
Sommerstrandwall  56,  64,  65,  88 
Sonneratia  acida  130 

—  caseolaris  Iii! 
sonorous  sand  94 — 98 


Soog,  Soogstrom  35-37,  67,  68,  75.  79, 
201,  383,  531 
:  Sorrent  83 

Souffriere  328,  325 

Sonth-East-Bay  424. 

Spätglazial  615 

Spätterti&r  454  -  45fi 

Spaltalgen  192,  193 

Spaltenfrost  134 
■  Spangenberg,  K.  598 
!  Spanische  Küate  74,  85,  246,  250,  278,  525 

Spatangiden  519,  521 

8patangD8  purpureus  521 

Spethmann,  IL  32,  488,  489,  524,  528, 
529,  533.  634.  621.  624 

Spezifisches   Gewicht   der  Komponenten 
57,  53 

Sphaeroidina  dehiscens  281,  282,  284. 
1  Sphaerolithe,  Zentrogene  599 

Sphaerolithform  der  Ooide  186, 190, 194, 599 
.  Spiekeroog  hÜA 

Spinell  82 

Spirillum  desulfuricans  LH 
;  Spirula  23,  64,  65 

|  Spitzbergen  63,  177,  226,  375,  389,  431, 
441,  469,  470,  474,  479.  623 
Spitzer  Ort  512 
Spondylus  212 

Spongien  167,  168,  235,  258,  342,  358, 

362,  456,  558,  559,  594 
Spongien  nadeln  241,  262,  290,  31ä,  321, 

470.  472—474,  528^  530,  532 
Spongodiscus  florealis  356 
Sporaden,  Zentralpolynesische  107 
Sprengungen  am  Meeresboden  12 
Springebbe  30,  177,  485 
Springfluten  30,  196,  010 
8pritzwasser  44,  45,  47,  180,  401,  402 
Spritzzone  44,  45,  47,  180,  401,  4112 
Sprockhols  04 
Sprogo  500 
Sprungwelle  117—119 
Spumellaria  291,  857^  359,  302 
;  Staaltief  488 

!  St.  Adresse  480  * 
j  Stather,  J.  W.  508,  622 
'  Statland  482 
Staub,    Atmosphärischer    201—203,  205, 

225,  263.  293.  333.  392.  442 
Staubfälle  201-203.  205.  263.  293.  331. 
392,  442 


682 


Sach-,  Orts-  und  Autoren-Register 


Staubnebel  203,  511 
Staubstürme  20L  540,  all 
Stanbtransport  201—20;} 
Staub,  Vulkanischer  211 
Stauseeablagerungen  497,  49H 
Stauströme  528 
Stauungswellen  38 
Stauzeit  U15 
Steenrön  421 

Steiger,  G.  327,  328,  ßüü 
Steilküsten  30,  32,  33,  35.      -  53 
Steinfischerei  423. 

Steingrün<le  48^  493,  494,  498,  518 
Steinkerne  107,  173,  252,  254,  262,  265, 

269,  309,  310,  337.  455,  5  ÜÜ5 
— ,  Phosphoritische  252,  251 
Steinkohlen  273,  523 
Steinkohlenformation  10,  41,  50.  63. 
Steinkorallen  L3fi 
Steinkrusten  264,  268,  451 
8teinmann,  G.  191,  193,  ÜQÜ 
Steinmeteoriten  330 
Steinpackungen  205,  497 
Steinriffe  Brasiliens  99^  116,  123. 
Stein  aal  b  IM 
Steinzangen  57 K 
8teinzeit  509,  5ü3 
Steinzeitfunde,  Submarine  5JJ 
Steinzeitlicbe  Küchenreste  5K:t 
8telzwurzetu  129,  1Ü1 
steng&rde  53 
Stenogyra  decollata  211 
„Stephan"  548,  542 
Sterakoralle  137.  547 
Steuer,  Adolf  574,  584,  Ü28 
Stevenson  33,  40 
Stille,  iL  501 

Stiller  Ozean  21,  196,  218,  242,  248,  257, 
272,  273,  301,  310,  312,  313,  316.  318. 
319.  321,  324,  329,  330,  332,  333,  335. 
340  -  342.  348—352.  356—359,  365,  368, 
374.  395.  399.  408,  434.  436.  445.  451, 
454,  450,  545—  554,  568,  612 

Stirnabsätze  in  Deltas  121 

St.  Jago  559. 

St.  Just  I 

St.  Kilda  29ü 

St.  Lorenz-Golf  83,  197,  513 
—  Strom  19,  205,  389,  581 
St.  Maria  di  Leuca  559 
St.  Maura  121 


Stockholm  499,  531 
Stockholmer  Schären  421 
Stoffwechsel  im  Meere  329. 
Stollergrund  493,  42Z 
Stolpe-Bank  498,  499,  500,  502 
Stormbugt  311 
Stor  0  115: 
Storström  4HH  . 
Straminke,  Forst  ZI 
Strund  29—197,  238 

Strandablagerungen  26,  80—197,  4ÜL  512 
Strandbarre  115 
Strandbildungen,  Äoliscbe  61 
Strandbrandung  32—38 
Strandflohkrebs  588 
Strandgehölz  129—132 
Stiandgerölle  121 
Strandhftcksel  63,  61 
Strandmoor  133. 

Strandriffe  143^  148—153,  160—162,  466, 

537,  538,  541,  542,  525 
Strandsalze  22. 23. 95. 1 08. 1 94-197. 447. 511 
Strandsande  82—101,  197,  2M 
Strandsedimente  26,  30-197,  250,  4JH,  518 
Strandseifen  84 
Strand  terra  ssten  543 
— ,  Versunkene  513 
Strandtorf  üü 
Strandtrift  62—64 

Straudverscbiebnngen  siehe  Niveauver- 
schiebungen 

Strandvertriftung  56,  67—80,  585 

Strandwall  34^  52—69,  75,  76^  78,  86,  87^ 
99,  IIS,  148,  IM,  382,  543 

Strandwälle,  Freie  53 

— ,  Gehobene  543 

Strandwallebene  6_g 

Strand  wellen  38,  51 

Stratigraphie  des  Meeresbodens  449  —  458 
Strelasund  5ÜÜ 
Streusand  25 
Strielki  12 

Strömuugen  15—19,  23,  81,  256,  521 
Strombus  511 

Stromlose  Gebiete  288,  387,  326 
Stromstil leu  288,  387,  326 
Stromversetzungen  125 
Strontiumsulfatskelette  237.  277.  356 
Strudellörher  41 

Strukturelle  Verandeningen  in  Riffmasisen 

163—176 


Sach-,  Orts-  und  Autoren- Register 


683 


Strutt,  R.  J.  462 

Studland-Bucbt  116 

Stürmer  117—119 

Sturmbrandung  37,  6111 

Sturmfluten  214,  485,  505 

Sturmstrandwall  64,  65,  68,  88,  157,  158 

Sturmwellen  20^  208,  525 

Sturzseen  15,  2W 

Styliola  258,  314. 

Stylodictya  heliospira  351 

Styluphora  152 

Suakin  266 

Su bayrische  Gesteinszerstörungen  il 
Subantarktischer  Ozean  218 
Subfossile  Fauna  17,  269,  270,  451 

—  Molluskenschalen  17,  269.  210 
Submarin  austretendes  Grundwasser  272, 

488 

Submarine  Bänke  1^  17^  1^  34,  74,  115. 
154.  197.  199.  200.  207.  484 

—  Barren  17,  314 
 vor  Fjorden  314. 

—  Bergstürze  212 

—  Böschungsbewegungen  127,  272,  213 

—  Deltas  205. 
Submarines  Eluvium  319 

8ubmarine  Eruptionen  238,  232.  322-325, 
464 

—  Furchen  8,  201,  427,  502 

—  Kuppen  153,  322,  427—429 

—  Mineralquellen  347 

—  Moräne  420 

—  Piks  153,  322,  427—  429 

—  Quellen  6,  98,  237,  272,  347,  4üö 

—  Rücken  416,  437,  445 

—  Rutschungen  212 

—  Schwellen  468,  541 

—  Talfurchen  8,  201,  421 

—  Vulkane  211.  4T7,  423,  424. 

—  Vulkanausbrüche  27  2,  273, 275, 322=1325 
Subtropische  Küsten  240 
Subtropischer  Wüstengürtel  322 

Sudan  203. 

8udry,  L.  112-114,  229,  591 
Südafrika  248,  424 

Südamerika  117,  202,  240,  244,  358,  422 
Südamerikanische  Flüsse  LLI 

—  Nordküste  561 

—  Ostküste  466,  461 
Südamerikanischer  Schelf  2411 
Südamerikanische  Westküste  358,  541 


Südatlantischer  Ozean  246,  296,  301,  322, 
391.  358,  396,  408,  420,  426,  434.  4M 

Südatlantische  Schwelle  468. 

Süderquarken  4111 

SUderwatt  Üfi 

Südgeorgien  4ft0 

Südlicher  Äquatorialstrom  386 

Südmadagaskar-Rücken  326,  445 

Südpolar  -  Expedition,  Deutsche  siehe 
„Gauss" 

Südrußland  72,  73,  107—110 

Südsee  135,  146^  176^  546—549 

Südviktoria-Land  LH 

Südwestafrika,  Diamantlagerstätten  577 

Suess,  Ed.  164,  621 

— ,  Franz  Ed.  596,  618 

Süfiwasserquellen  am  Meeresboden  6,  28_ 

Süßwasserschnecken  in  Meeresablagerungen 
214. 

Suez  23,  137,  142,  181—183,  190,  193,  541, 
572,  574,  595,  599.  602 

—  -  Kanal  626 
Sulfobakterien  26& 
Sulu-Archipel  568 

—  •  Inseln  54 5 

—  -  Perlmuschel  57 1 
Sulusee  221 

Sumatra  239,  388,  399,  539,  542,  546,  561 
Sutnba  544,  546 
Sumhava  543,  544,  546 
Sumpferz  H47 
Sumpfgas  521 

Sund  bei  Kopenhagen  205,  533,  562 
Sunda-Inseln  248,  352,  538,  539,  548,  526 

—  -  Straße  323 

Supan,  AI.  128,  596,  624 
Suspensionen  im  Meerwasser  LQ1— 103,  274, 
412 

Sutherland,  P.  C.  474,  611 
8venska  Björn  422 

—  Hügarne  422 
Swinemündung  5011 
Sworbe  429 
Sidney  242,  571 
Syenit  213 

Sylt  ^35^3^,60,^,65,66,75,  480, 

504,  562 
8ymbiose  265,  593,  594 
Synapta  26Ü 

Syndesmya  alba  217,  5211 
Synedra  277,  363,  364 


684 


Saeh-,  Orte-  und  Autoren-Register 


Syngnatbns  2fiä 
Syraeospbaera  28h 
8yracosphaerinae  285 
Syrien  179,  180,  265,  602 
Syrische  Küste  265,  558,  602 
Syaygien  IIS 

T. 

Tachylyt  LL 

Tafelinseln,  Baltische  502 
Tahiti  »32,  333,  511 
Taichou  564 
„Talisman"  224 
Talitras  4h 

—  saltator  (locusta)  20 
Taman,  Halbinsel  2111 
Tamatave  537 

Tange  45,  47,  50,  51,  58-60,  65,  71,  98, 
132—134,  214,  34T,  389—391,  474, 
555 — 557,  521 

Tang  Saprokoll  58 

—  -  Straudtrift  58,  52 

—  Wiesen  132-134,  3ÖÜ 
Tanner  614 

Tapes  393,  420 

—  decussata  420 

—  pullastra  303 
Taqnin,  A.  602 
Tarabaca  323 
Taranaki  i±i 
Tarent  563,  561 
Tarr,  R.  8.  52,  205 
Taschenkrebse  201 
Tasmanien  353,  546,  550,  551 
Tanbenbank  3,  211—214,  432,  511 
Teall,  J.  J.  IL  322 
Tektonische  Bewegungen  420 

—  Erscheinungen  5 
Tektonischer  Bau  2 
Telegraphenkabel  s.  Kabel 
Teilina  baltica  496,  513,  520,  512 

—  fabula  520 

Temperaturschwankungen  512,  614,  tili 

Temperaturunterschiede  11 

Tenerife  122 

Terceira  312 

Terebellides  stroemi  512 

Terek  121 

Termier,  P.  11,  580 
Terpios  140 

Terrigene  Ablagerungen  26,  21 


—  Komponenten  22,  23,  218,  214 
Terschelling  5Ü4 

Tertiär  10,  164,  342,  348,  349,  352,  402, 

4fiB— lfifi 
Tesch,  P.  506,  622 
Teven,  Bucht  von  58 
Texel  484 
Textularia  528 

—  variabilis  528 
Textularidae  321 

Texturelle  Veränderungen  von  Riffmassen 

163-165 
Thallassiothrix  277,  Ml 
Tbau,  Lagune  von  112—114,  219,  222 
Thecosphaera  Zitteli  351 
Themse  483,  505 

—  -  Bucht  äfiä 

—  •  Hündung  484,  485 
Thierfelder,  Hans  236,  604 
St.  Thuine"  576,  593,  5114 
Thomson,  "Wyville  281,  318 
Thomson-Lote  423 

„Thor"  261 

Thorium  io  Meeres  Sedimenten  4Hö,  573 
Thoulet,  J.  5,  12,  24,  25,  62,  68,  112, 

121,  205,  206,  261,  272,  275,  277,  279, 

302,  324.  346,  377,  403  -406,  431,  432. 

459,  472,  473,  579,  580,  582,  584,  585. 

586.  591.  602.  606.  608.  614.  616.  620 
Thracia  meridionalis  441) 
threshold  fjords  606 
Thursday-Island  131 
Tiber  120 

Tiefeugesteine  221,  239,  423,  422 
Tiefenströme  16 

Tiefenwasser,  Kaltes  142,  608,  014 
1  Tiefe  Rinne  481 
I  Tiefs  18,  103 

Tiefsee  5,  274,  431-446 

— ,  Zirknmpolare  411 

—  -  Ablagerungen  oder  -Sedimente  20,  21j 
25,  26,  97-1— «ftft 

—  •  Expeditionen  20 

—  -  Fische  290,  326 
 Gräben  273,  548 

—  -  Korallen  17,  29,  259 
 ,  Zone  der  22 

—  -  Löß  263 

—  -  Sande  322,  392,  419—429,  445 

—  -  Ton,  Roter  20,  26—28,  230,  275,  868, 
385.  396,  405—408,  ijO,  411,  413-  415, 


Sach-,  Orts-  and  Autoren-Register 


685 


422,  433 — 136,  438,  439,  443,  445,  451, 
454—457,  461,  462,  465,  461 

Tigersandstein  342 

Tigris  L2Ü 

tile-Fisch  615 

Tillamook-Leuchttunn  33 

Timor  177,  231,  311,  543,  544,  546 

—  -  See  532 
Tintinnoiden  2ti!t,  2hÜ 
Tissandier,  Q.  332,  filO 
Titaneisen  83,  320,  336 
Titaneisensande  83 
Tizard,  F.  IL  15,  384,  fill 
Tocantina  132 

Tönender  Sand  94— 98 
Ton  12,  32Ü 
Tondüten  22 
Toneisenstein  232 

Tonga  Archipel  144,  146,  161.  162 

—  -  Graben  352,  543 
Tongatabu  135 
Ton,  Grauer  225 

— ,  Kolloidaler  274,  322 

—  -  Rollen  22 

— ,  Roter  Tiefsee-  —  s.  Tiefsee-Ton,  Roter 

Topsent  565 

topset  beds  in  Deltas  124 

Tor  511 

Torell  431 

Torf  in  Delten  123,  128 

—  -  Dolomite  63 

—  -  Gerölle  60—63,  134,  561 

—  Lager  aus  Tangen  58,  133,  IM 
 Lager,  Submarine  504—509,  511 

—  -  8chlicke  133,  131 

Tornquist,  AI.  68,  99,  312,  403,  533, 

586,  587,  613. 
Torre  del  Greco  83,  552 
Torre  Gaveta  85 
Torres-Straße  141,  221 
Torrevieja  515 
Torrön  502 

Tortugas  162,  592,  595 
Toskanische  Küste  22 
Trachylobium  Hornemannianum  578 

—  mosambicense  578 

—  verrucosum  528 
Trachyt  48,  336 
Transatlantische  Altaiden  Ii 
Transportvorgänge  22,  23,  55,  65,  70-: 

204—206,  224,  290,  328,  329,  369— i 


Transport  durch  Organismen  51,  392—395 

 Treibeis  369-383.  148 

„Travailleur"  U,  223 
Trave-Mündung,  Alte  188 
Travertin  123 

Treibeis  11,  49.  52.  204,  227,  273,  294, 
296,  329,  366.  369-383,  425,  436,  448, 
468.  472,  480,  494,  584 

Treibeisgrenze  296,  329,  366,  376,  612 

Treibholz  62-  64,  123,  133.  204,  389.  426 

Treibholllager  62—64 

Treibsei  62—64 

Trelleborg  536 

La  Tremblade  563 

Trepang  116 

Tretomphalus  bulloides  281 
Trias  8,  455 
Tricbechus  rosmarus  .">uh 
Trichodesmium  276 
Tridacna  84.  139,  528 
j  —  elongata  522 
Triebsand  am  Heeresufer  85—87 
Triest  46,  564,  572,  514 
Triftkörper  62— 65, 378.387-391. 393—395 
-,  Pflanzliche  378,  388  -391.  398  -395 
— ,  Vulkanogene  387,  BBh 
Tptxofiia  35 

Trinidad  325,  467,  üfi9 
;  Triptera  258. 

j  Tristan  da  Cunha  216,  296,  316,  424,  431 
Trochus  12,  526 

—  cinerarius  526 

—  zizyphinus  526 

i  Trockenrisse  91,  92,  268 

Tropen  63,  64,  70,  101,  129—132,  135, 
141,  186,  188,  204,  240,  251 

Tropfsteine  146,  16H,  166 

Trophon  breviatum  268 
j  Trophonia  plumosa  521 

Tropische  Inseln  111 

—  Küsten  70,  101,  129—132,  141,  240, 
576,  512 

—  Meere  üllü 

I  Trümmerkorallenfels  115 
I  Tsche-kiang,  Provinz  512 
|  Tschudi,  von  3112 

Tsientang-Uiang  117,  118 

Tsunamis  222 

Tuamotu-lnseln  512 

Tubicolen  514. 

Tukang-Besi-Inseln  S44 


6H6 


Sach-,  Ort»-  und  Autoren-Register 


Tunikaten  21)0,  315,  34fl 
Tunis  332 
Turbo  SU 
Turks-Inseln  Iii 
Turnialin  82 
Turner,  W.  350. 
Turpey  324 
Turritella  terebra  5111 
„Tuscarora"  248,  319. 
Tuul  61,  hihi 

Tyrrhenisches  Meer  85,  2ül 


ü. 

Uadi  Deheese  181 
Udden,  L  A.  fill 
Udsire  481 

Übergangston  225^  226,  436,  441,  Mfi 
ÜbergußSchichtang  145-147,  4M 
Übersättigungskalk,  Anorganischer  185. 
— ,  Physiologischer  185,  ,18(3 
Uferzerstörungen  LLß 
Uhlig,  C.  4Ü 
UmanakFjord  37Ü 
— ,  Kolonie  323 
Umbilicosphaera  2M 
undertow  35 

Ungeschlechtliche  Fortpflanzung  der 

Kurallen  IM 
Unterbrochene  Meeressedimentation  12—19, 

109,  20Ü 
Untermeerischer  Torf  60—63 

—  Wald  «0,  61 

Unterströmungen  17,  365,  QU  7,  611 
Untersuchung  der  Grundproben  20,  534  bin 

586.  582 
Untiefen  3,  142,  3Zfi 
Upanga-Riff  143 
Uranium  im  Roten  Ton  465 
Urstromtäler  aüil 
Ursus  508 

Usedum  95,  496,  528 
Ustica  395 
Utah  1Ü2 
Uvea  543 

Uvigerina  22_L  282,  528 

—  pygmaea  221,  528 

—  tennistriata  2ü2 
Uvigerinenschlamm  221.  528 


V. 

Väddö  5DÜ 

„Valdivia"  15,  18,  2^  27,  199,  209,  210, 
220—223,  239,  240,  243,  246,  248—256, 
261.  281—284,  290,  292,  301,  303—308, 
310.  312.  314—316,  319-321,  331,  340, 
345,  354.  358—363,  3J3A  36JL  379,  381, 
383,  385-387,  392, 395,  390, 405, 407.  bis 
409,  411,  412,  420,  422,  424,  432,  435, 
438,  457,  466,  537.  539.  554,  Üilü 

Valencia  85 

Valentin  802 

Vallentin,  R.  393,  612 

Valvata  525 
i  Valonia  aegagropila  611 

Valparaiso,  Hafen  2 

Vanadium  237 

Vancouver  329,  3i;k 

—  -Insel  5ä2 

van  der  Veen,  A.  L.  W.  E.  474,  fi2ü 
j  Vanhöffen,  E.  476,  479,  625,  628 
!  Variskisches  Gebirge  583 

Varne-Bank  7,  485 
j  vase  a  diatomees  300  -  3(38 
I  —  ä  globigerines  281  -■  »13 
|  —  i  pteropodes  313-318 

—  ä  radiolaires  354 — 358 
vases  tourbeuses  133,  IM 
Vassel,  Kapit&n  131 

i,  Vaterit  1_75,  188 

(  Vaughan,  Th.  W.  130—132,  187,  155, 
18  t.  188—190,  193,  288,  592,  599 

Vavau  513 
(  Vendee  58 

Venedig  60.  99.  122.  564 

Venezuela  5ü9 

Venus  gallina  521) 

—  -Gemeinschaft  520—522 

 ,  Tiefliegende  521 

Veränderungen  des  Fahrwassers  2  —  5 
Verben  aoeen  129. 

Verlegungen  der  Erdkruste  543 
Verde,  Kap  203,  248 
Vereinigte  Staaten,  Ostküste  37,  241,  248, 
4)37 

—  — ,  Westküste  248 
Verfestigung  der  Riff  kalke  164 
Verhinderung  der  Sedimentation  7. 
Verkittung  von  Strandsanden  57.  84.  98  bis 

101,  IM 
|  Verkrantung,  Rezente  98 


Sach-,  Orts-  and  Autoren-Register 


687 


Verlandnng  durch  Mangrove  121 

—  int  Jadebusen  103 
Vennetus  179,  180 

—  -Kalk  179,  180 

—  nigricans  Hfl 
Verrill  215,  456,  614 
Verschleppte  Flußmündungen  116 
„Versunkener  Wald"  von  Cranz  61 
Vertiefung  von  Meeresstraßen  I 
Vervey  103 

Verwesungsfällungskalk  185. 
Vesuv  214,  325,  589. 
Via  salaria  514 
Vierthaler  514 
Villanueva  del  Grao  B5_ 
St.  Vincent  328,  325,  55fl 
Vineta-Sage  all 
Vioa  39,  46,  522 
Virginien  ftfti 
Virgularia  mirabilis  519 
Vizcaino-Bucht  105 
Vlissingen  563. 

Voeltzkow,  A.  160,  161,  164,  287,  571, 

596,  591 
Voluta  440 

Vorderindien  37,  194,  316,  538,  561 
Vordüne  92 
Vorpommern  66,  12 
Vorstrand  37,  48—53,  15 
Volcano  55fl 

Vulkanausbrüche,  Submarine  21 1, 272,  275, 

292,  318.  334.  545 
Vulkane,  Submarine  417,  423,  424 
— ,  Tätige  140,  238 
Vulkaninseln,  Ozeanische  387,  420 
Vulkanische  Aschen  140,  204,  214,  230. 

233,  258,  293.  338.  431 

—  Asrhenfälle  230,  431 

—  Ausbauchungen  lfifl 

—  Auswürflinge  140,  204,  214,  230,  272, 
358.  431 

—  Erscheinungen  5,  2 

—  Eruptionen  322—325,  615 
Vulkanisches  Glas  22L  233,   246,  298, 

322.  325,  334.  341.  551 
Vulkanische  Inseln  151,  152,  204,  238, 244, 
387,  420. 

—  Inselkrinze  204 

—  Komponenten  85,  204j  211,  226,  238, 
274,  293,  334—838,  35A  387,  420,  450 

—  Piks  153,  151 


I  Vulkanische  Saude  27,  238  —240,  450,  Ü25 
—  Schlicke  26,27,  218,  228,  229,  288—240, 
257,  450,  470.  544,  545,  625 

1  Vulkanischer  Staub  215 

i  -  Tuff  340 
Vulkanogene  Triftkörper  382 

W. 

Wacbstumsgesobwindigkeit  der  Riff- 
korallen 136—138 
Wadi  Deheese  599 
Wähner,  Fr.  465,  618 
Wälder,  Untermeerische  504,  511 
Wahai  310 

Wahnschaffe,  Fei.  49,  505,  622 
Waigatsch-Insel  58 
Waigeu  545 

Waldinseln,  Schwimmende  204,  322 
Wale  320,  342,  348-352,  362 
Walfisch  (Insel)  500 
Walfischaas  314. 

Walfischriicken  293,  297,  316,  421  -423, 
426,  468 

Wallriffe  148-155,  466,  542.  546,  542 

Wallriff,Großes  Australische«  136—140,317 

Walroß  383,  393,  508 

Walther,  Joh.  21,  24,  29,  30,  44,  65, 
82,  83,135,  137,  138,  145.  147,  150, 
161^  162,  164,  176,  180—183,  187,  194. 
211  -215,  219.  261.  377,  392,  432,  558, 
559,  581,  582,  584,  587.  592,  598,  603, 
611,  616,  628 

Wanderdünen  86,  94,  585 

Wangeroog  19,  81,  504,  506 

Wanner,  Joh.  543,  024 

Wnring,  Gerald  A.  580 

Warnemünde,  Hafen  von  505 

Wattenmeer  3,  18,  98,  103-107,  133,  506. 
562,  522 

Wattenschlicke  98,  103-107.  112.  119,219 
Wealden  2 

Weber,  M.  200,  227,  602,  604,  024 
Weber-van  Bosse,  Frau  A.  140,  177, 
508 

Weddell-Meer  312,  365 
Wedekind,  R.  583 
Wegener,  Alfr.  370,  371,  610. 
Weichselmündung  12 
Weigelt,  Joh.  584 

Weihnachtainsel  160,  161,  169,  359,  5H8, 
539,  543 


688  Sach-,  Orts-  unc 

♦ 

Weinberg,  M.  162 
Weinreich  621 
Weiße  Mergel  201 
Weißes  Meer  44^  487 
Weißwasser  207,  6Ü1 
Wellen  :tl-3rt 

—  dynamoineter  33 

—  fläche,  Helmholtzsche  11 

—  furchen   13-  15,  34,  68,  93,  97,  1H1, 
182 

—  — ,  Äolische  23 

—  — ,  Einseitige  LI 

—  — ,  Symmetrische  U 
Wellenhöhen  15,  33 

—  periode  35,  36 

—  rhythmus  35,  36 

—  rinne  31 

—  Wirkungen  13—16 
Wellhorn  565,  622 
Wendekreis,  Südlicher  282 
Wendewasserfall  äiLL 
Wenduyne  61 

Werigo  lül 
Werner  465 

Werth,  E.  40,  131,  165,  584,  528  . 
Wesenberg-Lund,  C.  104,  5M 
Weser  19,  LQ6 
Weserdelta  521 
Wesermarschen  165. 
WesermUndung  105,  106,  480,  565 
Westafrikanische  Küste  222 

—  Mulde  468 

—  s  Becken  221 
Westantarktis  440 
Westernheide  115 
Westeuropa  '215 
Westfriesische  Inseln  504 
Weutgrönland  370,  372,  315. 

—  ström  375,  378 

Westindien  148,  15»,  176,  187,  207,  389, 

303,  466,  467,  562 
Westpreußen  511 
Westwindtrift  Lll 
Westwinde,  Brave  386 
Wetter  516 
Wenle,  K.  102,  582 
Wheeler,  W.  C.  167,  528 
— ,  W.  IL  74,  115 
whelk  621 

Whitehead,  IL  506,  622 
white  marls  201 


Autoren-Register 

Whitbney  581 
Whitstable  563  ■ 
Wichmann,  A.  153,  595,  528 
Widersee  32 
Widhalm  267  . 
Wietk  511 

Wiek  bei  Arensburg  1 10,  111 

— ,  Bottnische  421 
I  Wiesenkalk  426 
I  Wiesen,  Submarine  511 

Wiik  am  Zee  88 
|  Wikkens,  O.  580 

Wildpferd  568 

„Willem  Barents"  Hl 

Williamson,  W.  C.  262,  666 

Wilson,  C.  Carus  586 

Wiman,  C.  509,  615. 

Wind  23,  33,  37,  55,  70,  71.  83.  155,  180. 
301.  392.  421 

Winde  als  Transportmittel  23,  155,  391, 
392,  424 

— ,  Auflandige  31 
!  Windausblasung  am  Strande  55 

Windwellen  33 

Windt,  Jan  de  262,  263,  (M 
|  Winge,  0.  391,  612 
I  Winogradsky  108,  312 

Winter,  IL  62,  585 

Winterstrandwall  64,  65,  68 

Wittekliff  485 

Wittenberg  502 

Wittich,  E.  195,  196,  661 

Wittow  428 

Wladiwostok  81 

Woeikow,  A.  400,  613 

Woliuröhren,  Tierische  181,  587,  588 

Wohnröhren  von  Einsiedlerkrebsen  181 

—  —  Würmern  588 

Wolf  568 
'  Wollenden,  R.  N.  2Q0 

Wolff,  W.  481,  506,  510.  512 
!  Wollin  426 

Wood-Jones,  V.  154,  155,  525 
I  worm-rock  11H 

!  Wright,  Fred.  E.  188,  189,  666 
j  Würmer  48,  87,  98,  100.  201,  207,  216. 
264,  310,  336,  396,  410,  519,  530 
Wurmröhren  100,  810 
Wüstengürtel,  Subtropische  322 
Wüstenklima  182,  194,  125 
I  Wüstenstanb  261 


•,  Orts-  und  Autoren-Register  —  Berichtig 


iingen 


«89 


Wüstenstiirme  183,  201 
Wyville  Thomson-Rücken  15,  18,  34,  246, 
379,  384  ,  467 

X. 

Xanthellen  in  Korallenpolypen  140 
Xanthidien  269 
Xenophya  235 
Xenophyophoren  235 — 237 
Xiphigorgia  593 


Yangtse-kiang  116,  117,  240,  552 
Yeddo  83 

Yoldia  arctica  452,  490 
— Fauna  452 

—  -Meer  510 

—  -Zeit  490,  513 
Yorkshire  Kohlenbecken  503 

Z. 

Zahn,  O.  W.  von  39,  41,  4h,  47,  583 
Zahnwale  351 
Zaule  574 


Zederbauer,  E.  584 
I  Zeitrechnung,  Absolute  458,  465 
Zelinsky  268 
Zeolithe  332-338,  355,  359 
Zersetzung  am  Meeresboden  275 
Zerstörungen  am  Meeresboden  3,  4 
Zielinsky  107 
Zimokka-Schwamm  558 
Zingst  66,  71,  77,  511 
Zinnerzgruben  von  St.  Just  7 
Ziphius  cavirostris  351 
Zippora  membranacea  509 
Zirphaea  crispata  441 
Zoologische  Station  Neapel  211 

—  —  Rovigno  214 
Zoophosphorit  255 

Zostera  59,  60,  133,  134,  514,  522,  530, 
532,  656 

—  marina  60,  517,  656 
Zuider-See  505 
Zululand  37 

Zungenbecken,  Glaziales  498 
Zuwachsriff  65 
Zweck,  Alb.  86,  587 


Berichtigungen 

S.  35.     Der  Sogstrom  heißt  in  Ostpreußen  wohl  „die  Sucht". 

S.  139.    Zeile  11/12  von  oben  sind  folgende  Worte  zu  streichen:  „daneben  aber  die  noch 

näher  ins  Auge  zu  fassenden,  Kalk-absondernden  Nulliporen". 
S.  363.    Fig.  121,  Unterschrift  Zeile  4  lies  Coscinodiscus  anstatt  Coscinodiscuo. 
S.  436.    Zeile  15  von  oben  lies  hervorrufen  anstatt  hervorrufen. 
S.  593.   Zeile  23  von  oben,  Anm.  182,  lies  Description  anstatt  Desciption. 


Andre«,  Geologie  de« 


II 


44 


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Verlag  von  Gebrüder  Borntraeger  in  Berlin  W35 


Geologische  Charakterbilder. 

Begründet  von  Dr.  H.  Stille,  o.  ö.  Prof.  an  der  Universität  Göttingen. 
Herausgegeben  von  Dr.  K.  Andree,  a.  ö.  Prof.  an  der  Universität 
Königsberg  i.  Pr. 

Bereits  erschienen  sind:  .  Vorzugspreise: 

Heft  i :  Eisberge  und  Inlandeis  in  der  Antarktis.  K  Philippi-Jeua.  5  M.  40  Pf. 
Heft  2:  Grofle  erratische  Blocke  im  norddeutschen  Flachlande.  F.  Wahnschaffe- 

Berlin.  5  M.  40  Pf. 

Heft   H:  Das  KarstphSnomen.    A.  Grund- Frag.  7  M.  20  Pf. 

Heft  4:  Morphologie  des  Alpes  Francalses.    V  Fascicule:  Chaines  subalpines. 

W.  Kilian  et  P.  Reboul-Grenoble.  7  M.  80  Pf. 

Heft  5:  Morphologische  Bilder  von  der  nördlichen  Adria  und  von  Istrien. 

G.  Gützinger- Wien.  5  M.  40  Pf. 
Heft  6:  Nordwest-Grönlands  Gneisgebirge.  Arn.  Heim-Zürich.  5  M.  40  Pf. 
Heft   7:  West-Grönlands  Basalt-  und  Sedimentgebirge.   Arn.  Heim  Zürich. 

7  M.  20  Pf. 

Heft  8:  Der  Odenwald  bei  Heidelberg  und  sein  Abbruch  zur  Rheinebene.  W.  Spitz 
und  VV.  Salomon-Heidelberg.  5  M.  40  Pf. 

Heft  0:  Die  karnisohe  Hauptkette  der  Südalpen.  G.  Geyer- Wien.  5  M.  40  Pf. 
Heft  10:  Karrenbildung  in  den  Schweizer  Alpen.  Arn.  Heim  und  P.  Arbenz-Zürich. 

6  M.  50  Pf. 

*Heft  11:  Sandstone  Pinnacles.    N.  H.  Darton- Washington.  5  M.  40  Pf. 

Heft  12:  Silica  and  Urne  Deposition.    N.  H.  Darton-Washington.     5  M.  40  Pf. 
Heft  13:  Die  kaledonlschen  Deckengebiete  Schwedisch-Lapplands.  W.  v.  Seidlitz- 
StraÖburg  i.  E.  0  II.  50  Pf. 

Heft  14:  Der  Nordrand  der  Schwäbischen  Alb.  R.  Lang-Tübingen.  6  M.  50  Pf. 
Heft  15:  Morphologie  des  Alpes  francaises.  Ilr  Fascicule:  Maasifs  cristalli ns  de 
la  zone  delphino-savoisienne.    W.  Kilian  et  P.  Keboul-G renoble. 

9  M.  60  Pf. 

Heft  lß:  Lavafelder  des  Kilauea,  Hawaii.  Arn.  Heim-Zürich.  8  M.  40  Pf. 
Heft  17:  Die  Trockengebiete  Algeriens.  8.  Passarge-Hnmburg.  7  M.  80  Pf. 
Heft  18:  Junge  fluviatlle  Aufschüttungen  in  den  nördlichen  argentinischen  Anden. 

H.  Keidel-Buenos  Aires.  5  M.  70  Pf. 
Heft  19:  Die  Endmoränen  im  norddeutschen  Flaohlande.  F.  Wahnachaffe  Berlin. 

8  M.  40  Pf. 

Heft  20.  Vulkanisch«  Erscheinungen  der  nordwestafrikanischen  Inseln.   C.  Gagel- 
Berlin.  9  M.  50  Pf. 
Heft  21:  BUfiersohnee  In  den  argentinischen  Anden.   H.  Keidel-Buenos  Aires. 

ü  M.  50  Pf. 

Heft  22:  Erdbebenwirkungen.    C.  Gagel- Berlin.  8  M. 


Ausführliche  Verlagsverzeichnisse  kostenfrei 


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Audree,  Geologie  des  Meeresbodens.    Bd.  II 


Taf.  III 


Eine  große  Seeschildkröte,  Chelone  viridis  Schneid,  (mydas  Latr.\  durch  die  Dünen  vom 
Eierlegen  zum  Meere  zurückkehrend  und  dabei  eine  breite,  dem  „Mittelgeleise  einer 
Zahnradbahn"  vergleichbare  Kriechfurche  erzeugend. 


Eine  verendete  Schildkröte  der  gleichen  Art  dient  eim-r  Schar  von  Einsiedlerkrebsen, 
deren  frische  Kriechspuren  zu  erkennen  sind,  als  Nahrung.    Insel  Europa.    Kanal  von 

Mozambique. 

ALFS.  Voki.T7.kow  phot.   Nach  zwei  Lichtbildern  des  Berliner  Museums  für  Meereskunde 

Verlag  von  Gebrüder  Borutraeger  in  Leipzig 


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Verbreitung  der  Schwammfischereigründe,  des 
Vorkommens   der  Edelkorallen,  Bankaustern, 
Baumaustern  und  Meeresperlmuscheln,  sowie 
der  Hauptgewinnungsstätten  der  Perlen. 

(Das  Kärtchen  ist  im  Wesentlichen  auf  Grund  folgender  Quellen 
entworfen : 

1.  W.  Marshallt  Atlas  der  Tierverbreitung  (Berghaus' Physikalischer 
Atlas,  Abt.  VI.)  Nr.  VIII  (des  ganzen  Atlas  Nr.  59),  Kärtchen  VI 
und  p.  9  des  begleitenden  Textes.   Gotha,  Justus  Perthes,  1887. 

2.  Kärtchen:  „Verbreitung  wichtiger  niederer  Tiere"  in  „Brehms 
Tierleben-,  4.  Aufl.,  1918. 

3.  Manuskriptkarte  von  E.  Vanhöffen  f»  dem  Verf.  für  Zwecke 
dieses  Buches  im  Februar  1917  zur  Verfügung  gestellt. 

4.  bezüglich  der  Verbreitung  der  Edelkorallen  vor  allem :  Kiihinouye 
in  Journal  of  the  Imperial  Fisheries  Bureau,  vol.  XIV,  1.  Tokyo, 
1904.) 

Legende: 

i  ;  ;;  =  Schwammfischereigründe  (Spongia  officinalis  und 

Hippospongia  equina) 
35SK  =  Edelkorallen  (Corallium  rubrum  und  secundum) 
IUI   =  Bankaustern  (Ostrea  edulis  und  Verwandte) 
V&M  _  Baumaustern  (Alectryonia  crista  galli) 
=^   =  Meeresperlmuscheln  (Margaritifera  margaritifera 

und  Verwandte) 

h   =  Hauptgewinnungsstätten  der  Perlen 


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Andrea,  Geologie.  d.Meeresdodpxs £dJf  T<U\  tW 


/flaue  LvtA  Inst  Jkntm  Vertag  von.  Geinidar  ßomlraeger  trz  l*u>ri<t 


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